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und Leseprobe (PDF) - Vandenhoeck & Ruprecht

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Dorothee Bürgi, Humor – heilsam oder zerstörend?22Humor <strong>und</strong> seineunbewussten WurzelnArnold LangenmayrWissenschaftler haben die Angewohnheit, Dinge,die aller Welt klar erscheinen, zu hinterfragen<strong>und</strong> zu komplizieren. Warum jemand bei einemWitz lacht, warum in irgendeiner R<strong>und</strong>e gute, humorvolleStimmung aufkommt, scheint zunächstsonnenklar. Man denkt nicht lange nach, sondernfühlt nur die Stimmung.Aber warum lacht der eine bei dem einen Witz<strong>und</strong> ein anderer kann dabei keine Miene verziehen?Warum erscheint mir der eine Witz als ungeheuerlustig, der andere als eher langweilig odergar geschmacklos? Warum kann man im einenLand über einen Witz lachen, in einem anderenwürde man gar nichts daran finden oder ihn garnicht verstehen? Was an einem Witz macht es genau,dass wir ihn als erheiternd empfinden? Wiemuss er konstruiert sein, wie seine Entwicklung,um solche Effekte hervorzurufen? Und was machteigentlich Lachen so ansteckend?Wir sehen schon, so einfach wird die Angelegenheitdoch nicht. Freud (1905) war wohl dererste, der sich die Dynamik beim Anhören einesWitzes psychologisch zu erklären versucht hat.Doch lassen Sie uns die Dinge vielleicht an zweiBeispielen entwickeln.In einem netten kleinen Kreis erzählt jemand:»Wisst ihr, dass man jetzt auch schon in FischstäbchenPferdefleisch gef<strong>und</strong>en hat?« Die Zuhörersind unangenehm erinnert an den jüngstenPferdefleischskandal. Gut, dass man in Nahrungsmittelnwie Lasagne statt Rindfleisch zumindestzum Teil Pferdefleisch zugesetzt fand, ist ja schonschlimm genug. Die Erwähnung des Themas löstGefühle von Ekel aus, auch von betrogen sein,ausgenutzt werden, finanziell über den Tisch gezogenwerden, sich auf andere nicht verlassenkönnen. Bei Pferdeliebhabern wird sich auch Mitleidmit ans Herz gewachsenen Tieren regen. Wirhaben als Zuhörer damit zu tun, all diese negativenGefühle niederzuhalten. Es sind Gefühle, dieunangenehm sind, die (zum Teil) verdrängt sind.Mit der Tatsache, dass wir, um zu überleben, anderelebende Wesen töten <strong>und</strong> verzehren, jedenfallsdie meisten von uns, haben wir uns in unsererKindheit einmal auseinandersetzen müssen.Diesen Konflikt haben wir gelöst, indem wir nichtmehr an ihn denken, wir ihn ins Unbewusste abgeschobenhaben, ihn nicht mehr zum Bewusstseinzulassen oder nur unter den oben beschriebenenhöchst unangenehmen Gefühlen.Leidfaden, Heft 4 / 2013, S. 22–25, © <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, Göttingen, 2013, ISSN 2192–1202© 2014, <strong>Vandenhoeck</strong> & <strong>Ruprecht</strong> GmbH & Co. KG, GöttingenISBN Print: 9783525806043 — ISBN E-Book: 9783647806044

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