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Biologische Vielfalt - NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V.

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Winfried Grenzheuser: Ein Portrait<br />

Hört sich gut an: Laut Umfrage halten<br />

80 % der Bevölkerung den Natur- und<br />

Umweltschutz für sehr wichtig und sind<br />

auch bereit, sich dafür einzusetzen.<br />

Doch wenn den guten Absichten auch<br />

wirklich Taten folgen sollten, ist die<br />

Begeisterung oft sehr kurzlebig. Nicht<br />

so bei Winfried Grenzheuser! Er redet<br />

nicht nur über Naturschutz, sondern<br />

für ihn ist das ein grundlegendes Lebensprinzip.<br />

Konsequent - und das seit<br />

Jahrzehnten. Schließlich gehörte er<br />

vor über 30 Jahren zu den Gründungsmitgliedern<br />

der Naturschutzbewegungen<br />

in Rheine und im Kreis Steinfurt.<br />

Doch im Grunde war diese Lebenseinstellung<br />

schon seit seiner Geburt in<br />

Neuenkirchen, im Jahre 1949, absehbar.<br />

Mitten zwischen den Bauern der<br />

Dorfbauernschaft Landersum - in einer<br />

noch intakten Landschaft - wurde er<br />

groß. Dort erteilte sein Vater als Dorfschullehrer<br />

ihm den ersten Biologieunterricht.<br />

„Prägung“ nennen das die<br />

Verhaltensbiologen - und bei Winfried<br />

Grenzheuser hatte das eine nachhaltige<br />

Wirkung.<br />

So erscheint es auf den ersten Blick<br />

erstaunlich, dass er zunächst Grafik/<br />

Design studierte – mit dem Abschluss<br />

Diplomdesigner. Erst danach widmete<br />

er sich an der Pädagogischen Hochschule<br />

in Münster dem Lehrerstudium<br />

(Bio, Mathe, aber auch Kunst).<br />

Am Stadtrand von Rheine baute er<br />

sein Haus. Nichts Außergewöhnliches,<br />

wenn da nicht dieser große Garten<br />

wäre. Denn der fällt auf, ist gleichsam<br />

ein lebendiges Spiegelbild seiner spezifischen<br />

Seelenlandschaft. Welch ein<br />

Artenreichtum hier: Ein buntes Durcheinander,<br />

aber auch ein lebendiges<br />

Miteinander. Ordnung mit der Natur,<br />

nicht gegen sie.<br />

Sein eigentlicher „Garten“ aber ist der<br />

Waldhügel. „Sein“ Waldhügel, eine<br />

kleine Erhebung auf Kalkboden am<br />

südlichen Stadtrand von Rheine. Ein<br />

ganzes Buch hat er diesem<br />

„Naturparadies“ gewidmet.<br />

Gut zu lesen, mit vielen Fotos<br />

und eigenen Grafiken<br />

hervorragend ausgestattet.<br />

918 verschiedene Farn-<br />

und Blütenpflanzen konnte<br />

er hier bestimmen. Nur ein<br />

Gebiet bei Bonn konnte bei<br />

einer landesweiten Kartierung<br />

der Flora von NRW einen<br />

Tick besser abschneiden.<br />

Schon erstaunlich, was<br />

er hier alles gefunden hat:<br />

Pflanzen, die es laut Roter<br />

Liste in NRW schon gar<br />

nicht mehr geben sollte -<br />

hier hat er sie entdeckt. Nichts entgeht<br />

seinen Adleraugen. Und mit instinktiver<br />

Sicherheit erkennt er die typischen<br />

Merkmale auch „schwieriger“ Arten.<br />

In ganz besonderer Weise hat er sich<br />

den Wildrosen gewidmet. 26 Wildrosen<br />

kann er unterscheiden und gehört<br />

damit zu den wenigen Experten weit<br />

und breit, die sich in dieser komplexen<br />

Pflanzengruppe auskennen.<br />

Hätte er den Umweltpreis der Stadt<br />

Rheine nicht schon im Jahre 1988 bekommen;<br />

spätestens jetzt hätte er ihn<br />

dreimal verdient. Auch für seine Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Denn auf unzähligen<br />

Exkursionen und Wanderungen,<br />

auf Sitzungen und Anhörungen hat er<br />

erfolgreich immer wieder für mehr Naturschutz<br />

geworben und gekämpft. Wo<br />

aber steht geschrieben, dass man den<br />

Umweltpreis nur einmal bekommen<br />

kann?<br />

Sein Augenmerk gilt vor allem auch<br />

dem Erhalt der münsterländischen<br />

Parklandschaft. Natur und Kultur – beides<br />

gehört zusammen, ist eine Einheit.<br />

Der alte Viehstall in der Feuchtwiese<br />

ist also nicht nur dekoratives Beiwerk,<br />

er gehört dazu.<br />

Geradezu empört reagiert er auf Bestrebungen<br />

von Architekten, die freie<br />

Landschaft „künstlerisch aufzuwerten“,<br />

Winfried Grenzheuser auf einer<br />

botanischen Führung .<br />

Foto: privat<br />

zu verfremden. Viele der REGIONALE-<br />

Projekte sind ihm so ein Dorn im Auge.<br />

Seine Landschaftsästhetik ist eindeutig:<br />

Je mehr Naturnähe, desto besser.<br />

Und in solch einer Landschaft fühlt er<br />

sich wohl. Flugreisen in den Süden?<br />

Nein danke! Hier ist es schön, hier ist<br />

Heimat.<br />

Seit 1977 bin ich mit Winfried befreundet.<br />

Auf unzähligen Wanderungen<br />

habe ich ihn begleitet, wurde angeregt<br />

von seinen vielseitigen Interessen<br />

und habe von seinen profunden<br />

Artkenntnissen profitiert. Mit allen Sinnen<br />

nimmt er Natur wahr. Riechen<br />

und Schnüffeln sind seine besondere<br />

Spezialität. Geht es ihm gut, steckt er<br />

sich schon mal Minzen-Blätter in die<br />

Nase: Aromatherapie! Ein echter Naturfreund.<br />

Dabei ist seine Begeisterung<br />

ansteckend. £<br />

Heinz Rinsche<br />

NATURZEIT.org 33

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