Biologische Vielfalt - NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V.
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Die Bedeutung der Baumberge als Lebensraum für Fledermäuse<br />
Eine „Fledermauslandschaft“<br />
mit überregionaler Bedeutung<br />
Die Region Baumberge beherbergt<br />
einige äußerst interessante Fledermauswinter-<br />
und Schwärmquartiere<br />
von lokaler, regionaler und überregionaler<br />
Bedeutung für den Erhalt von<br />
Fledermauspopulationen. Zu den Winterquartieren<br />
mit lokaler Bedeutung<br />
gehören zwei Bachunterführungen<br />
unter der Baumberge-Bahnlinie. Hier<br />
quetschen sich pro Winter jeweils ungefähr<br />
20 Bart-, Fransen- und Wasserfledermäuse<br />
in kleine Ritzen, Spalten<br />
und Mauerlöcher, um dort geschützt<br />
die kalte Jahreszeit zu verbringen. Regional<br />
bedeutend sind der Eiskeller bei<br />
Coesfeld und der Brunnen Twickel mit<br />
jeweils etwa 600-700 überwinternden<br />
Tieren. Im Eiskeller hängen sich die<br />
Tiere, zum größten Teil Fransen- und<br />
Wasser-, aber auch einzelne Teichfledermäuse,<br />
frei an die rauhen gemauerten<br />
Wände und die Decke oder liegen<br />
gut versteckt in Mauerritzen auf<br />
dem Bauch, auf der Seite oder gar auf<br />
dem Rücken, allein oder zusammengerückt<br />
in kleinen Gruppen, so genannten<br />
Clustern. Seltene Gäste sind<br />
in diesen vier Quartieren Braune Langohren<br />
und Bechsteinfledermäuse. Die<br />
auf den ersten Blick eher ungewöhnlich<br />
anmutenden „Fledermausbrunnen“<br />
Meyer und Twickel auf dem Höhenrücken<br />
der Baumberge in der Nähe<br />
des Longinusturmes genießen überregional<br />
eine herausragende Bedeutung<br />
für die streng geschützten Tiere.<br />
Das Quartier „Meyer“ ist ein 60 m tiefer<br />
Brunnenschacht mit schwankendem<br />
Wasserstand, der zusammen mit<br />
der Hofanlage Meyer zwischen 1739<br />
und 1797 gebaut wurde und noch bis<br />
1997 drei Höfe mit Wasser versorgte.<br />
Die beiden Brunnenschächte haben<br />
einen Durchmesser von zwei und drei<br />
Metern mit gemauertem Brunnenrand,<br />
sind durch Holzdeckel bis auf Einfluglöcher<br />
für Fledermäuse verschlossen<br />
und jeweils von kleinen Brunnenhäusern<br />
mit offenem Fenster umgeben.<br />
Die beiden Quartiere befinden sich auf<br />
Privatgelände und sind Bestandteil des<br />
FFH-Gebietes Baumberge. Seit 1993<br />
werden sie systematisch von der AG<br />
Fledertierschutz des <strong>NABU</strong> Münster,<br />
Mitarbeitern der <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong>,<br />
Doktoranden und Diplomanden<br />
der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
mit modernen wissenschaftlichen<br />
Methoden untersucht und betreut. Seit<br />
dem Jahr 2000 überwacht unter anderem<br />
eine automatische Lichtschranke<br />
die ein- und ausfliegenden Tiere,<br />
so dass es seitdem erstmalig möglich<br />
war, die tatsächliche Anzahl der Überwinterer<br />
zu erfassen, um sich der überregionalen<br />
Bedeutung dieses Objektes<br />
sowie der sehr großen Verantwortung<br />
für den Artenschutz genau bewusst zu<br />
werden. Der Brunnen Meyer ist das<br />
größte Winter- und Schwärmquartier in<br />
NRW und zählt zu den bedeutendsten<br />
Quartieren im nordwestdeutschen Tiefland<br />
und der BRD.<br />
Zur so genannten herbstlichen<br />
„Schwärmzeit“ ab August bis etwa<br />
Oktober und noch einmal im Mai zur<br />
Frühsommerschwärmzeit ereignet sich<br />
hier ein besonderes Spektakel, wenn<br />
mehrere Dutzend bis Hunderte von<br />
Fledermäusen das Brunnenhaus, das<br />
Einflugfester und den Brunnen umkreisen,<br />
hinein- und wieder herausfliegen,<br />
um sich dort zu treffen, Geschlechtspartner<br />
zu finden, zu prüfen, ob alles in<br />
Ordnung ist und wahrscheinlich auch,<br />
um Artgenossen und Jungtiere auf das<br />
Winterquartier aufmerksam zu machen.<br />
Ab Oktober ebbt die Schwärmaktivität<br />
der Wasser-, Fransen-, Bechstein-<br />
und Teichfledermäuse und der<br />
Großen Mausohren langsam ab und<br />
es kehrt Ruhe ein in den Brunnenhäusern.<br />
Rund 7000 Fledermäuse ziehen<br />
sich in den Brunnenschacht des „Brun-<br />
Bart- und Wasserfledermaus<br />
in einem Winterquartier.<br />
Foto: C. Trappmann<br />
nen Meyer“ zurück, um dort die kalte<br />
Jahreszeit mit heruntergefahrenen<br />
Körperfunktionen zu verbringen.<br />
Ab Februar verlassen die Tiere dann<br />
wieder das sichere Quartier, um in ihre<br />
Sommerlebensräume im gesamten<br />
<strong>Münsterland</strong> zurückzukehren. Es ist<br />
bekannt, dass zum Beispiel Wasser-<br />
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