01.12.2012 Aufrufe

Biologische Vielfalt - NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V.

Biologische Vielfalt - NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V.

Biologische Vielfalt - NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Bedeutung der Baumberge als Lebensraum für Fledermäuse<br />

Eine „Fledermauslandschaft“<br />

mit überregionaler Bedeutung<br />

Die Region Baumberge beherbergt<br />

einige äußerst interessante Fledermauswinter-<br />

und Schwärmquartiere<br />

von lokaler, regionaler und überregionaler<br />

Bedeutung für den Erhalt von<br />

Fledermauspopulationen. Zu den Winterquartieren<br />

mit lokaler Bedeutung<br />

gehören zwei Bachunterführungen<br />

unter der Baumberge-Bahnlinie. Hier<br />

quetschen sich pro Winter jeweils ungefähr<br />

20 Bart-, Fransen- und Wasserfledermäuse<br />

in kleine Ritzen, Spalten<br />

und Mauerlöcher, um dort geschützt<br />

die kalte Jahreszeit zu verbringen. Regional<br />

bedeutend sind der Eiskeller bei<br />

Coesfeld und der Brunnen Twickel mit<br />

jeweils etwa 600-700 überwinternden<br />

Tieren. Im Eiskeller hängen sich die<br />

Tiere, zum größten Teil Fransen- und<br />

Wasser-, aber auch einzelne Teichfledermäuse,<br />

frei an die rauhen gemauerten<br />

Wände und die Decke oder liegen<br />

gut versteckt in Mauerritzen auf<br />

dem Bauch, auf der Seite oder gar auf<br />

dem Rücken, allein oder zusammengerückt<br />

in kleinen Gruppen, so genannten<br />

Clustern. Seltene Gäste sind<br />

in diesen vier Quartieren Braune Langohren<br />

und Bechsteinfledermäuse. Die<br />

auf den ersten Blick eher ungewöhnlich<br />

anmutenden „Fledermausbrunnen“<br />

Meyer und Twickel auf dem Höhenrücken<br />

der Baumberge in der Nähe<br />

des Longinusturmes genießen überregional<br />

eine herausragende Bedeutung<br />

für die streng geschützten Tiere.<br />

Das Quartier „Meyer“ ist ein 60 m tiefer<br />

Brunnenschacht mit schwankendem<br />

Wasserstand, der zusammen mit<br />

der Hofanlage Meyer zwischen 1739<br />

und 1797 gebaut wurde und noch bis<br />

1997 drei Höfe mit Wasser versorgte.<br />

Die beiden Brunnenschächte haben<br />

einen Durchmesser von zwei und drei<br />

Metern mit gemauertem Brunnenrand,<br />

sind durch Holzdeckel bis auf Einfluglöcher<br />

für Fledermäuse verschlossen<br />

und jeweils von kleinen Brunnenhäusern<br />

mit offenem Fenster umgeben.<br />

Die beiden Quartiere befinden sich auf<br />

Privatgelände und sind Bestandteil des<br />

FFH-Gebietes Baumberge. Seit 1993<br />

werden sie systematisch von der AG<br />

Fledertierschutz des <strong>NABU</strong> Münster,<br />

Mitarbeitern der <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong>,<br />

Doktoranden und Diplomanden<br />

der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />

mit modernen wissenschaftlichen<br />

Methoden untersucht und betreut. Seit<br />

dem Jahr 2000 überwacht unter anderem<br />

eine automatische Lichtschranke<br />

die ein- und ausfliegenden Tiere,<br />

so dass es seitdem erstmalig möglich<br />

war, die tatsächliche Anzahl der Überwinterer<br />

zu erfassen, um sich der überregionalen<br />

Bedeutung dieses Objektes<br />

sowie der sehr großen Verantwortung<br />

für den Artenschutz genau bewusst zu<br />

werden. Der Brunnen Meyer ist das<br />

größte Winter- und Schwärmquartier in<br />

NRW und zählt zu den bedeutendsten<br />

Quartieren im nordwestdeutschen Tiefland<br />

und der BRD.<br />

Zur so genannten herbstlichen<br />

„Schwärmzeit“ ab August bis etwa<br />

Oktober und noch einmal im Mai zur<br />

Frühsommerschwärmzeit ereignet sich<br />

hier ein besonderes Spektakel, wenn<br />

mehrere Dutzend bis Hunderte von<br />

Fledermäusen das Brunnenhaus, das<br />

Einflugfester und den Brunnen umkreisen,<br />

hinein- und wieder herausfliegen,<br />

um sich dort zu treffen, Geschlechtspartner<br />

zu finden, zu prüfen, ob alles in<br />

Ordnung ist und wahrscheinlich auch,<br />

um Artgenossen und Jungtiere auf das<br />

Winterquartier aufmerksam zu machen.<br />

Ab Oktober ebbt die Schwärmaktivität<br />

der Wasser-, Fransen-, Bechstein-<br />

und Teichfledermäuse und der<br />

Großen Mausohren langsam ab und<br />

es kehrt Ruhe ein in den Brunnenhäusern.<br />

Rund 7000 Fledermäuse ziehen<br />

sich in den Brunnenschacht des „Brun-<br />

Bart- und Wasserfledermaus<br />

in einem Winterquartier.<br />

Foto: C. Trappmann<br />

nen Meyer“ zurück, um dort die kalte<br />

Jahreszeit mit heruntergefahrenen<br />

Körperfunktionen zu verbringen.<br />

Ab Februar verlassen die Tiere dann<br />

wieder das sichere Quartier, um in ihre<br />

Sommerlebensräume im gesamten<br />

<strong>Münsterland</strong> zurückzukehren. Es ist<br />

bekannt, dass zum Beispiel Wasser-<br />

NATURZEIT.org 9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!