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Ausgabe vom April 2006 - Zum alten Eisen

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<strong>April</strong> <strong>2006</strong> Erscheinungsort Wien EUR 0,50Die Zeitung des Vereins „ZUM ALTEN EISEN?“ e.V.


EDITORIAL<strong>April</strong> <strong>2006</strong>Sehr geehrte Mitglieder und LeserInnenunserer Zeitung!Es freut mich, Ihnen einige positive Veränderungenund Aktivitäten innerhalb unseresVereines bekannt geben zu dürfen.In der Konsolidierungsphase unseres Vereinesin der ersten Zeit nach der Wahl des Vorstandeskonnten einige nachhaltige Veränderungenim Ablauf unseres Vereinstreffens organisierte werden,wie z.B. eine strukturiertere Diskussionskultur. Natürlichhaben wir alle in diesem Bereich noch einiges zu verbessern,um ein einwandfreies Arbeiten zu ermöglichen.Ich bin überzeugt, dass wir gerade auf Grund des verändertenUmgangstones und der besseren Organisation unsererVereinstreffen einige sehr aktive neue Mitglieder in unsererMitte begrüßen durften. Auch stellt laut Rückmeldungenunsere neu gestaltete Website einen wesentlichen Anlass fürpotentielle Interessenten dar, sich zu melden.Nachdem uns in der Zeit nach der Wahl durch die Aktualitätder Ereignisse um die Erwerbsarbeitslosigkeit diverseAktivitäten aufgezwungen wurden, sind wir nun auch dankder vermehrten Anzahl von aktiven Mitgliedern in der Lage,selbst Schritte in unserer Sache zu setzen. So konnten wirregelmäßige Gesprächstermine beim (noch-)Chef des AMS,Herbert Buchinger, erreichen. Das erste Gespräch fand am10. 3. statt und hatte vor allem das gegenseitige Kennenlernenund die Qualitätssicherung von Schulungen zum Inhalt.Wir wurden von Herrn Buchinger unteranderem gebeten, als Anlaufstelle für anonymisierteBeschwerden zu dienen. Diese solltenzwar anonym, aber doch stichhaltig und kurzgeh<strong>alten</strong> sein. Idealerweise wäre natürlich einepersönliche Beschwerde. Ich bitte hiermit alleLeser um Mithilfe.Am 23. 3. hatten wir einen Termin beiNorbert Darabos von der SPÖ. Dieser hat unsgebeten, unsere Vorstellungen und Forderungen in einemkurzen Schreiben zusammenzufassen und ihm zu übermitteln.Er möchte diese in den laufenden Wahlkampf einfließenlassen. Am 30. 3. waren wir bei Frau Silhavy, SPÖ, imParlament, und am 6. 4. bei Karl Öllinger, Grüne. Außerdemwurde unser Verein überraschend von der Fa. MENTOR(führt Kurse für das AMS durch) eingeladen, sich bei denKursteilnehmern vorzustellen. Unser Kollege Gerhard Röslerund ich haben diese Möglichkeit am 27. 3. wahrgenommen.Möglicherweise hat die aktuellere Gestaltung unserer Vereinszeitung,die MENTOR zugesandt wird, zu der Einladunggeführt.Abschließend möchte ich alle Leser dieser Zeitung bitten,ihre Interessen selbst und mutig zu vertreten und uns beiunserer Arbeit zu unterstützen. Wir sollten jenen als Beispieldienen, die in Minsk dem Diktator Lukaschenko die Stirnbieten, und die mehr zu verlieren haben als wir, wenn sie sichfür ihre Rechte einsetzen, nämlich ihr Leben.Günter Reif, ObmannLiebe Freunde!Mittlerweile ist es ziemlich genau 12Jahre her, dass ich in der Kronenzeitungeinen Artikel entdeckt habe, in dem voneinem gewissen Richard Melisch die Redewar, der festgestellt hat, dass die Lage ältererArbeitsuchender - von der Öffentlichkeitpraktisch unbemerkt -- immer prekärer wird.Damals gabs übrigens (obwohl es einem heuteunglaublich erscheint) kaum Mobiltelefone, auch Internet und E-mail waren mehr oder weniger unbekannt. Nachdem ich selberauch gerade die ersten Erfahrungen mit dem Problem Altersarbeitslosigkeitmachen musste, hab ich ihm einen Brief geschrieben,und, weil ich kein Geld schicken konnte, einige Briefmarken, dieich für meine Berwerbungen reichlich zu Hause hatte, zur Unterstützungseiner Arbeit beigelegt. Nicht, dass die Briefmarkenirgendwas Besonderes bewirkt hätten, aber sie waren sozusagenmein Einstieg in die „Szene“. Mittlerweile ist schon einigesWasser die Donau hinabgeflossen und es hat sich seit damalseinerseits sehr viel, andererseits aber leider auch nur sehr weniggeändert.Viel geändert hat sich im Hinblick auf den Verein, der es trotzeiniger veritabler Flops und Schwierigkeiten immer wiedergeschafft hat, die Arbeitslosenproblematik in der öffentlichenDiskussion zu h<strong>alten</strong>. Der Verein ist bekannt geworden wie keinanderer Arbeitslosenverein, und das ist nur der unermüdlichenoft jahrelanger Arbeit seiner treuesten Mitglieder zu verdanken,die auch dann weitergemacht haben, wenns mal nicht ganz sorosig war. Viele von Euch werden sich vielleicht noch daranerinnern, wie ignorant und präpotent sich so mancher Politikerund manche Politikerin uns gegenüber verh<strong>alten</strong> hat. Heute öffnetder Name „<strong>Zum</strong> Alten <strong>Eisen</strong> ?“ zwar nicht sofort alle Türen, aberer erspart sehr oft stundenlanges anklopfen. Und das ist schoneine ganz ordentliche Leistung, wenn man bedenkt, welch ungeheuresBeharrungsvermögen die Politik oft aufweist.Wenig geändert (zumindest in positive Richtung) hat sichleider an der Situation an sich. Die Arbeitslosigkeit ist generellhöher denn je und auch die Lage der „Alten“ hat sich nichtwesentlich gebessert. Das liegt allerdings nicht an einer schlechtenVereinsarbeit, sondern an einer, mit Verlaub gesagt,sauschlechten Sozial- und Arbeitsmarktpolitik in den letztenJahren. Daher ist es eigentlich wichtiger denn je, die Anliegen desVereins an die Öffentlichkeit und in die Politik zu bringen. Undwie ich sehen konnte (wenn auch nur „von außen“), tut sich ja indieser Richtung ziemlich viel. Als ehemaligen Obmann freut michdas sehr ,und ich möchte mich bei allen bedanken, die sich immerwieder sehr engagiert für den Verein und seine Ziele einsetzen.Macht weiter so, es gibt (leider) noch unglaublich viel zu tun.Und wie ich früher oft geschrieben habe: Haltets die Ohren steif,ich wünsch’ Euch was!Alfred Braun2HERZLICHEN DANK FÜR IHRE SPENDE!Kto-Nr. 465.997 (BLZ 32000)


<strong>April</strong> <strong>2006</strong>THEMASchulpflicht und KurszwangReflexionen zu einer unendlichen Geschichte Von Gerhard RöslerIn welchem Zusammenhang stehtdie Kritik an den AMS-Kursen mitder österreichischen Schulpflicht?Genauer gesagt mit der Unterrichtspflicht,da es den Eltern frei steht, ihreKinder in die öffentliche oder privateSchule mit oder ohne Öffentlichkeitsrechtzu schicken oder daheim gleichwertigzu unterrichten. HartnäckigeGegner des AMS und des damit verbundenenKurssystems werden sagen:„Deswegen will ich nicht in einen Kursgehen, weil ich bin ja kein kleines Kindmehr! Da sieht man schon wie dasGanze hirnverbrannt ist!“Eigentlich müsste ich den KritikernRecht geben und lautstark fordern, dieAMS-Kurse, insbesondere die Berufsorientierungs-und Jobcoaching-Kursefür ältere ArbeitnehmerInnen, auf denMüllhaufen der Geschichte zu werfen.Bezüglich der verlorenen Euro-Millionenmachen wir „Schwamm drüber“,das hat in Österreich Tradition, allesandere wäre sowieso ein Skandal.Tue ich aber nicht! Weil nämlich dieArgumente, die gegen das AMS-Bildungssystemvorgebracht werden,schlicht und einfach zu kurz greifen.Immerhin: Nach den Schwierigkeitenum die Errichtung des AKH Wienwurde der KrankenhausbauinÖsterreichauchnicht ausgesetztund das Spitalswesenabgeschafft;das SMZ OstDonauspital wurde nachKorrekturen innerhalb des Vergabewesenseffizienter gebaut, und viele Krankeund Angehörige sind mit denSpitzenleistungen dieses Spitals sehrzufrieden und darauf angewiesen, einepatienten- und bedürfnisorientierteAnlaufstelle vorzufinden. Obendreinfindet der geriatrische Bereich internationaleAnerkennung als aktive Forschungsabteilung- Stichwort „MemoryKlinik“.Am Anfang des erfolgreichen österreichischenBildungssystems, um dasuns noch immer viele Staaten beneiden,stand auch die Krise. Nach der Schlachtvon Königgrätz 1866 mussten die verantwortlichenMilitärs die blutige Niederlagevor dem Kaiser verantworten.Alseinen derHauptgründedes Debakelsnannten sie denweit verbreitetenAnalphabetismusunter den jungen Rekruten,der eine gutemilitärische Ausbildungunmöglich mache, obwohlseit 1776 Schulpflichtbestand. Die verloreneSchlacht von Königgrätz warsomit nicht nur der Auslöser für denersten großen Bildungsskandal Österreichs,sondern auch der Impuls, dasnationale Bildungssystem zu reformierenund häufiger zu kontrollieren. Schondamals fragten die Medien kritisch: Waspassiert mit unserem Steuergeld im Bildungssystem?Die Öffentlichkeit war gesp<strong>alten</strong>, dieeinen forderten die Abschaffung derSchulpflicht - des „obligatorischenSchulzwanges“ - und die anderen mehrfinanzielle Mittel, jedoch nur unter derVoraussetzung einer konsequentenAufsicht durch den Geldgeber, denSteuerzahler, ver-treten durch staatlicheOrgane.Letztere haben sich durchgesetzt.Die Aufbau- und Ablauforganisationwurde nachhaltig geändert durch dasErlassen des Reichsvolksschulgesetzes,RGBl. 62/1868, und deren dazugehörigenDurchführungsverordnungen fürdie Schulinspektoren. Somit war eineRegelung gefunden, die, moderngesprochen, Wissensvermittlung aufhöchstem methodisch-didaktischenNiveau verknüpft mit einem Qualitätssicherungsmodellknapp 100 Jahre langsicherstellte. Das österreichische Bildungssystem,gerade das berufsbildende,war und ist sehr gut, kämpft abermit den raschen Veränderungen in denBildungsinh<strong>alten</strong>, da Wissenserwerb einindividueller Marathon ist, dem immerweniger bildungswillige Menschengewachsen sind.Es gibt Gespräche mit dem Vorsitzendendes Vorstandes und ManagingDirector des AMS, Herrn Dr. HerbertBuchinger, weil private Kursanbieterden Strukturwandel in Arbeit, Bildungund Wirtschaft kaltblütig ausnutzenund arme Arbeitslose - vereinzeltschwerkranke Menschen - während derKursmaßnahme gegen das AMS ausspielen,um nicht die vereinbarte undbezahlte Leistung erbringen zu müssen.Oftmals können die TrainerInnen dasTrainingsziel gar nicht erreichen, weilihnen die Motivation und das Fachwissenmit arbeitslosen Menschen zu arbeitenschlicht und einfach fehlt. Es sindaber gerade die <strong>vom</strong> AMS beauftragtenBildungsinstitute und deren TrainerInnen,die den Mythos in die Welt setzen:Die älteren Arbeitslosen wollen nichtarbeiten,die sind geistig schon in derPension. Fortsetzung Seite 43


ERLEBNISWELT<strong>April</strong> <strong>2006</strong>Fortsetzung von Seite 3 Erfahrene, gutqualifizierte ArbeitnehmerInnen werdenbei der Wirtschaft, also bei den potentiellenArbeitgebern, von den TrainerInnenals „arbeitsresistent, pensionsgeilu.v.m.“ angeschwärzt; so werden die harterarbeiteten beruflichen Kompetenzenund der Arbeitswillen älterer ArbeitnehmerInnenschäbig und billig geredet.Training und Coaching benötigenjedoch zur erfolgreichen Durchführungund Zielerreichung den Respekt und dasVertrauen des Klienten/der Klientin.Diese Basis ist tief greifend gestört. Einerder Hauptgründe, weshalb viele AMS-Maßnahmen scheitern und zu einemDauerkonflikt zwischen AMS-BetreuerIn,Klient und TrainerInnen mutieren.Statt in dem <strong>vom</strong> AMS bezahltenTrainings Veränderungen herbeizuführen,um die berufliche Kompetenzdes Klienten zu steigern, machen sicheinige - nicht alle - TrainerInnen, KursleiterInnenund GeschäfsführerInnenvon Bildungsinstituten einen schönenTag auf dem Rücken der Arbeitslosenund mit dem Geld des Steuerzahlers.Dies wiederum sind ja Gelder, dieprimär den Arbeitslosen zur Stärkungihrer beruflichen und individuellenSituation am Arbeitsmarkt zur Verfügunggestellt werden. Nicht aber sind es,wie manche Bildungsträger meinen, Personalsubventionen,die von der Arbeitsmarktverwaltungohne Zielbestimmungausbezahlt werden, um höheren Arbeitslosenzahlenentgegenzutreten.Herr Dr. Buchinger sitzt uns bei denTerminen als verantwortlicher Bildungsmanagergegenüber, und ichdenke, dass wir unsere gemeinsamenGespräche positiv abschließen können,wenn wir einander zuhören und fachlicheArgumente sowie sachbezogeneErfahrungen konstruktiv austauschen.Auch menschliche Schicksale undHärtefälle werden besprochen undreflektiert. Niemand wird vergessen!Bevor sich jetzt die KritkerInnen zuWort melden, mögen sie überlegen, obIhnen stande pede Spitzenmanager einfallen,die sich bereitwillig die Sorgenund Ängste der „kleinen Leute“ geduldiganhören.Lösungen mit den Betroffenengemeinsam suchen!Mag. Dr. Gerhard Rösler ist Leiter desZAE-Kompetenzteams„Wozu noch leben?“Dürzlich hatte ich Besuch von einemehemaligen Arbeitskollegen. Dieserist 61 Jahre alt, an die drei Jahrearbeitslos, und hat laut Auskunft derPVA noch mindestens zwei weitereJahre zu arbeiten, da er noch nicht langegenug in Österreich tätig war.Mein Kollege stammt aus Mazedonienund wurde im Jahr 1990 von unseremehemaligen Arbeitgeber angeworben,um im damaligen Jugoslawien undBulgarien als lokaler Servicetechniker zuarbeiten. Dann begann der Jugoslawienkrieg,und mein Kollege wurde inPolen eingesetzt. Wegen der Globalisierungmusste ich 1997 die Firma verlassen.Mein Kollege durfte auch nach demKonkurs des Konzern und dem erfolgtenMitarbeiter-Buyout der Wiener Niederlassungdes Konzerns noch bis 2003bei der Firma arbeiten. Kurz vor seinerKündigung suchte er auf Betreiben desArbeitgebers um die ÖsterreichischeStaatsbürgerschaft an, die er auchbekam.Nach der erfolgten Kündigung wurdeer im ersten Jahr seiner Erwerbsarbeitslosigkeit<strong>vom</strong> AMS nicht betreut, sondernmit der Bemerkung „in einem Jahr kommenSie wieder“ nach Hause geschickt.Wobei das „nach Hause“ relativ ist, da erin Österreich nie einen festen Wohnsitzbesaß und in einer Dienstwohnung seinesfrüheren Arbeitgebers oder in Hotelswohnte, die dieser bezahlte.Seit seiner Erwerbsarbeitslosigkeithat er eine Postadresse bei seinem Bruderin Ottakring, und verbringt die meisteZeit auf der Straße, da er den größtenTeil seiner Notstandshilfe nachMazedonien zu seiner ebenfalls arbeitslosenFrau schickt. Er hat dort seine Frau,sein Mutter sowie die Familien seinerzwei Töchter zu unterstützen, da dieseFamilien ebenfalls arbeitslos sind.Erst mit dem Beginn der Notstandshilfewurde ein Betreuungsplan erstellt.Auf Grund dessen hat er zweiChoachingkurse hinter sich. Im erstenwurde ihm nahegelegt, er solle um diePension einreichen. Er wurde natürlichprompt abgelehnt. Das wirkte sich aufGrund fehlender Versicherungszeiten(damals keine 15 Jahre ) auf die neuerlicheBerechnung der Notstandshilfe aus.Auf jeden Fall bekommt er jetzt wenigerals vorher.Vor kurzen machte er bei Venetiaden Computerführerschein. Ausgerechneter, der nicht einmal einen Computer,ja noch nicht einmal einen Platz hat,um diesen aufzustellen. Da es sichwährend des Kurses in einem Hotel eingemietethatte, um lernen zu können,konnte ich ihn mit einem gebrauchtenComputer versorgen und ihm etwasNachhilfe geben. Auf Grund dieserUmstände erreichter er bei den einzelnenPrüfungen einen Schnitt von immerhinbeachtlichen 89%.In der Zwischenzeit ist er wieder ausdem Hotel ausgezogen und lebt wiederauf der Straße. Mein Angebot, in meineBruchbude in Niederösterreich zu ziehenhat er, da keine ausreichenden Verkehrsverbindungenvorhanden sind, leiderabgelehnt.Da mein Freund seine Familie aufGrund seiner Verpflichtung, demArbeitsmarkt dauernd zur Verfügungstehen zu müssen, um den Anspruch aufdie Notstandshilfe nicht zu verlieren, seitlangem nicht mehr gesehen hat, ist erpsychisch natürlich total am Ende. Dazukommt, dass er auch während seinesletzten Arbeitsverhältnisses seine Familiekaum gesehen hat.Im Moment fragt er sich täglich,wozu er überhaupt noch lebt. Er freutsich im Moment auf den Sommer undhat mit versprochen, mir im Garten zuhelfen, damit er endlich auf andereGedanken kommt.G.R.4ZAE-Hotline: 0699/81 55 67 51


<strong>April</strong> <strong>2006</strong>ERLEBNISWELT„Mich stimmt traurig, wie manals Arbeitsloser behandelt wird.“Ich bin seit 1. Februar <strong>2006</strong> arbeitslos,neunzehn Jahre war ich bei derFirma Siemens tätig. In dieser Zeit binich sehr gerne arbeiten gegangen, keineneinzigen Tag, wo ich mir gedachthabe, ich will heute nicht. Durch Mitarbeiterabbauinnerhalb der Firma bekamich noch einmal Gelegenheit, mich mitKursen weiterzuentwickeln. Diese Ausbildunghat mir sehr viel Spaß gemacht,ich habe wie immer in meinem Lebensehr viel Energie hinein gesteckt, es gabwährend dieser Zeit für mich keinWochenende, und oft habe ich bis spätin die Nacht hinein gelernt.Nachdem ich jetzt mit meiner Ausbildungfertig bin, setze ich Himmel undHölle in Bewegung, um endlich Arbeitzu finden. Ich kaufe mir Samstags immerden „Kurier“, wo sehr viele Stellenanzeigensind, für mich finden sich immerso ca. 15 Inserate, die zu meinem Profilpassen. Mein nächster Schritt ist die Inserateausschneiden und aufpicken, bereitsam Montag morgen um 7 Uhr sitze icham Telefon und rufe an, um Termine fürVorstellungsgespräche zu vereinbaren.Auch am 12. März 06 habe ich die FirmaPBS Job-Service angerufen, die Dame amTelefon sagte zu mir: „Bitte kommen Sieam Dienstag um 14 Uhr bei uns vorbei,zu einem Bewerbungsgespräch bei FrauGottwald.“ Am Dienstag dem 14. Märzwar ich schon um 13.30 Uhr bei derbesagten Firma, die Damen sagten mir:„Der Job ist schon seit einer Stunde vergeben.“Auf meine Frage, warum siemich nicht verständigt haben, bekam ichnur eine bissige Antwort. Daraufhinwollte ich eine Erklärung, warum sie ihreKunden so unhöflich behandeln. Die einzigeAntwort, die ich bekam, war: „Siesind keine Kundin von uns.“ Über dieseArt, wie ich dort behandelt wurde, reagierteich sehr aufgebracht und habe imWarteraum meine Meinung gesagt. Aufder Straße angekommen, ließ ich meinenTränen freien Lauf, nicht wegen derAbsage, sondern mich stimmte traurig,wie man als Arbeitsloser behandelt wird.Am nächsten Tag, als ich mich etwasberuhigt hatte, rief ich noch einmal beider Firma an, um ein klärendes Gesprächzu führen. Die Chefin war nicht im Haus,somit habe ich mit einem Mitarbeiter derFirma gesprochen und ihn am Endegebeten, seiner Chefin auszurichten,mich bitte anzurufen, um die Vorkommnisseabzuklären. Leider ist dasbis heute nicht geschehen. Ich habe sehrlange gebraucht, bis ich mich von dieserEnttäuschung erholt habe, nicht weil ichlabil bin, sondern weil es mir unbegreiflichist, dass so etwas möglich ist.Das war meine erste Geschichte, unddie zweite folgt prompt.Hierbei geht es um die PersonalfirmaGST, die in der Lassallestraße 46beheimatet ist. Ein Inserat mit dem Vorstellungsterminam Montag, 13. März, ab9 Uhr. Am Montag bei der Firma vor demEingang angekommen, läute ich einmalan, keiner öffnet, also wieder anläuten.Endlich, nach zehnmal anläuten wird mirgeöffnet, das gleiche Spiel im Stiegenhaus,nach zehnmal anläuten wurde esmir zu bunt, und ich bin gegangen.Und nun die dritte Geschichte. Nachmeinen vielen Bewerbungen, die ich bisjetzt geschrieben habe und diversen Vorstellungsgesprächen,bin ich jetzt dazubereit, mich auch auf Anzeigen als Haushaltdamezu bewerben. Deshalb rief ich,nachdem ich so ein Inserat gelesen hattean, um einen Termin zu vereinbaren.Also war ich am Freitag um 11 Uhr beider Adresse Zehtnergasse 12, Tür 28, beiHerrn Schwarz. Es öffnete ein ältererHerr, wir nahmen Platz und unterhieltenuns über meinen Arbeitsbereich.Schon nach wenigen Minuten desGespräches sagte er zu mir: „Sie sind eingestellt.“Voller Freude bin ich nachHause, endlich habe ich einen Job, wenigstensstundenweise. Doch das Glückwährte nicht lange Denn schon nach zweiStunden rief mich Herr Schwarz an undsagte zu mir, ich sei eine sooo nette Frau,und es sehr schade wäre, dass ich vergebensei. Warum gibt er nicht einfachein Inserat auf „Er sucht Sie“?Mir ist es ein sehr großes Anliegen,solche Blödheiten endlich an die Öffentlichkeitzu bringen, um meine Leidensgenossendavor zu warnen. Außerdembin ich davon überzeugt dass durch solcheAktionen sehr viele Menschen verzweifelnund es sehr leicht möglich ist,dass diese Menschen in Depressionenverfallen, alkohol- und medikamentenabhängigwerden, in den Selbstmordgetrieben werden.Name der Redaktion bekanntEs ist schon über viele Skandale so viel Gras gewachsen,dass man bald keiner Wiese mehr trauen kann.Wissen ist Macht. Nichtswissen macht auch nichts!Hunde sind die klügeren Tiere, weil sie sich von anderen die Steuer zahlen lassen.Wir sitzen alle im selben Boot - entscheidend ist nur, auf welchem Deck!Denken ist schwerer als man denkt!5


AKTIV<strong>April</strong> <strong>2006</strong>Hurra, ich habe Arbeit!Wer keine hat,ist selbst schuld!Was gehen uns die vielen Arbeitslosen an?Uns betrifft die Arbeitslosigkeit ja nicht.Was soll das Geschrei und das Gezeter,die Menschen sind doch selbst schuld,wenn sie arbeitslos sind. Die sind doch alleDrückeberger, Faulenzer, Sozialschmarotzeroder Versager.“6Kommen Ihnen diese Sprüchebekannt vor, oder hatten Sie auchschon diese Gedanken?Ich möchte diesen unqualifiziertenAussagen vehement entgegentreten,weil sie einfach nicht stimmen. Es sindpauschalierende Aussagen über Menschenohne Arbeit. Arbeitslose sindKEINE Drückeberger, Faulenzer, Sozialschmarotzerund Versager! Die meistensind Opfer, die auf Grund von Einsparungen,Konkursen, Umstrukturierungenoder sonstiger wirtschaftlicherÜberlegungen ihren Arbeitsplatz verlorenhaben.Vorurteile sind immer Verallgemeinerungenund daher unzulässig!Sie verfestigen ungerechte Zuständein unserer Gesellschaft und dienen oftals Rechfertigung der Ungleichheitund der Schuldzuweisung an dieSchwächeren. Leider sind sie gesellschaftlichanerkannte Vorwände, umsich nicht näher auf die Probleme derArbeitslosen und deren Not einlassenzu müssen.„Wer keine Arbeit hat,ist selbst Schuld.“Viele Menschen kennen die Lagerder Arbeitslosen nicht oder nur oberflächlich.Schon gar nicht die Vorgeschichteihrer ungewollten Arbeitslosigkeit.„Arbeitslose sindSozialschmarotzerInnen.“Arbeitslosengeld und Notstandshilfesind Versicherungsleistungen. Dafürmüssen vorher Versicherungsbeiträgeeinbezahlt werden. Viele, speziell ältereArbeitslose, haben ihr ganzes Lebenlang hart gearbeitet und Ihre Beiträge -Prämien - pünktlich geleistet.„Wer arbeiten will, findetimmer Arbeit.“Es gibt mehr Arbeitslose als Arbeitsplätze.370.634 Arbeitslose, inkl. Personen,die sich in Schulungen befinden -32.143 gemeldete freie Stellen (StandFebruar <strong>2006</strong> lt. AMS-Statistik)„Man kann sowieso nichtsdagegen machen.“Nur nicht einmischen, es könnte jaunangenehm werden, sich mit derThematik auseinander zu setzen. Bloßkein schlechtes Gewissen aufkommenlassen.Arbeitslose brauchen kein Mitleid,sondern Verständnis für Ihre schwierigeLage, in die viele nicht freiwilliggekommen sind. Der/die Arbeitslosenschämen sich ihrer Situation und zermürbensich mit Selbstvorwürfen. Vieleziehen sich von seinen Freunden zurück;weil es nervt einfach fürchterlich, wennimmer wieder gefragt wird: „Hast duschon einen Job?“ oder „Kennst du niemanden,der Kontakte hat und dich wounterbringen kann?“ Wenn Arbeitslosigkeitnicht als persönliches subjektivesVersagen, sondern als objektiveswirtschaftliches Dilemma erkannt wird,kann es gelingen, Arbeitslose aus ihrersozialen Isolierung herauszulösen - demProblem Arbeitslosigkeit mehr Raumgeben.Menschen die (noch) Arbeit haben,sollten sich solidarisch mit den Arbeitslosenzeigen. Wer weiß, vielleicht trifftes gerade Sie unverhofft; wann wärenSie froh, wenn jemand versteht, dassnicht Sie Schuld sind an Ihrer Arbeitslosigkeit,sondern Umstände, wofür Sienichts können bzw. die außerhalb IhrerEinflusssphäre liegen.Wir, der Verein „<strong>Zum</strong> Alten <strong>Eisen</strong>?“,können den arbeitslosen Menschen keinGeld und keine Arbeit geben. Jedochviel Verständnis für Ihre Situation undUnterstützung bei Problemen mit demAMS. Vor allem aber, wir hören zu,unabhängig davon, ob jemand Arbeithat oder nicht, denn es sind nicht nurdie Arbeitslosen betroffen, sondern auchderen Angehörige.Selbstverständlich wird Diskretiongewährleistet, und ein Vieraugengesprächmit unseren Fachleuten ist aufWunsch möglich.Silvia N., Recherche und Marketing


<strong>April</strong> <strong>2006</strong>ERWIN H.Die Gespräche und Gedankendes Erwin H. Oiso jetzt wiss mas,die BAWAG warat fost pleite gaungan.A Wauhnsinnsgschicht. I man, a Milliarde in daKaribik in Saund setzen is jo ka Lercherl. Normalerweisis jo so a Urlaub in da Karibik ziemlich teuer,oba i man, des is do a bisserl happig. Ollewäu i hättscho a Milliarde, wia ma so sogt. Iman i wissat jo goa net, wos i mitso vü Göd aufaungan soit. So vüGerschtl auf an Haufn kaun i ma goanet vuastölln, i wissat a goa net, wiaoft ma do in da Karibik Urlaubmochn könnt. A bissl peinlich woadie Soch jo a, zumindest fia diGewerkschoft, schließlich gheatdi Bank jo in ÖGB. Schaut jo a a wengalbled aus, waun da ÖGB gegn di Eurofeita is unddi eigene Bank suagt dafia, daß mas kaufn kennan.Nau jo, aundaraseits is des jo scho a Zeitl her, woa josozusogn im vurigen Johrhundat, wia ma so sogt,und aungeblich sois da BAWAG jo eh scho wiedagaunz guat geh. Oba di Aufregund woa hoit groß.Fuachtboa aufgregt haum sa si, di Politika. Augfaunganbeim Bundeskanzla üban FIONAnzminista bishin zum Haida Jörgl. Des mitn Haida is jo besundaswitzig! Wäu kaum hot si der aufgregt, is in da Zeitunggstaund, daß a di HYPO ALPE ADRIA mehrois 300 Müllionen Miese gschriebn hot. Und deserscht vua zwa Joa. Sötn hob i so glocht!Wäu di Hypo gheat schließlich in LaundKärntn! Ätsch Jörgl, eigfoan, hob i madenkt. Obwoi natirlich di zwa Bankennet wirklich eigaungan san, is des ollasa Murds Schweinarei. Aundaraseits hobi mi direkt gfreit, wäu vü wos schlimmareskaun jo bis zu di Wahln nimmergschegn. Oba wia haßt desSprichwort? „Freu dich nicht zu früh“! Wäu kaumhob i ma des denkt ghobt, wos lies i do in da Zeitung? I hob glaubt, mi hauts aum Oasch. Di Büdungsministarin,di Gehrer, wü noch di Wahln no mindestenszwa Johr Büdungsministarin bleibn! Sichst Erwin,hob i ma gsogt, vagiss di Bankn! Wos do passiert is,is a Lercherlschas! Di Gehrer, DAS ist die wahreHärte! Wia ma so sogt.Pizzeria-Maria-Rosa1050 Wien, SiebenbrunnenplatzTel. 01/544 23 03Täglich geöffnet von 11.00 - 24.00 UhrKEIN RUHETAG!Café SiebenbrunnenA-1050 Wien, Reinprechtsdorferstraße 29Tel.: 01/544 27 75Geöffnet: Mo - Sa 07.00 - 24.00 UhrSo - Feiertag 08.00 - 24.00 UhrItalienische KüchePusta Stüberl - NEUMargaretenstraße 134, 1050 WienMo-Sa 9-22 Uhr Küche bis 22 UhrTel. 966 41 647


AKTIV<strong>April</strong> <strong>2006</strong>Der Verein „<strong>Zum</strong> Alten <strong>Eisen</strong>?“im Gespräch mit PolitikernDen Anfang machten Heidrun Silhavy, Sozialsprecherin der SPÖ, und KarlÖllinger, Sozialsprecher der Grünen Von Günter Reif und Kurt Bortoli8Bei einem Gesprächstermin vonGünter Reif und Kurt Bortoli mitHeidrun Silhavy, sagte diese ganz offen,dass sie derzeit keine Möglichkeit sieht,sich für organisatorische Änderungenbei der Kollision von geringfügigerBeschäftigung mit Kursen einzusetzen,da sie generell gegen solche Beschäftigungenist. Silhavy setzt diese mit Ausbeutunggleich. Da die Sozialhilfe Ländersacheist, gibt es auch keine kurzfristigeChance auf einheitliche Regelungenund Ansprüche, da die Länder zusehr auf ihre eigenen Befindlichkeitenschauen. Des Weiteren ist Heidrun Silhavyfür Arbeitszeitverkürzung auf die35 Std.-Woche. Dies ist jedoch nur mitder Bereitschaft der Gewerkschaft aufdie Überstunden, die von den noch inArbeit stehenden geleistet werden, zuverzichten, möglich, und schließlich istsie Befürworterin der BedarfsorientiertenGrundsicherung. Frau Silhavywurde am Ende dieses Gesprächs eingeladen,zu einer Vereinssitzung zukommen, die dieses Angebot gerneangenommen hat.Am 6. <strong>April</strong>, pünktlich um 11 Uhr,trafen wir (ZAE-Obmann Günter Reifund Kurt Bortoli (Leiter der ZAE-Öffentlichkeitsarbeit),für ein Gespräch denAbgeordneten zum Nationalrat undSozialsprecher der Wiener Grünen, KarlÖllinger, und den SozialreferentenLukas Wurz. Unsere Anliegen waren:1. Wie kann man Arbeitslose zu effizientenKursen verhelfen? Es nütztkeine(r)m älteren Erwerbsarbeitslosen,wenn ein er/sie einen hochwertigenKurs erhält, dann aber das erworbeneWissen nicht in der Praxis erweitern undanwenden kann. Die so vergeudetenGelder wären für jüngere Erwerbsarbeitslosesinnvoller eingesetzt.2. Welche Auswirkung hat der Kombilohnfür die Zukunft der Arbeitswelt?3. Nachweislich Behinderte und psychischKranke sollten nicht mit unnötigen,für sie nicht erfassbaren Kursengequält werden, sondern zuerst mentalaufgebaut werden. Sollte dieses nichtzum Ziel führen, sollten solche Personenin die Pension entlassen werden.4. Wie kann ein Mensch real mit450/500,- Euro leben?5. Akzeptanz der realen Arbeitsplatzvernichtungund generelle Absicherungder Staatsbürger durch einGrundeinkommen.Karl Öllinger hat uns ersucht, so wieschon vor ihm andere, ihm konkreteDer bekannte MedienspezialistProf. Kurt Brazda und Lehrbeauftragteran der Filmakademie in Salzburgund Wien filmt die Vereinssitzung am27.4. für die Einreichung einer Förderung.Geplant ist in der Folge eineDokumentation über Langzeitarbeitslosigkeit,wobei Kurt Brazda betont,dass diese Doku nichts mit den Filmenvon Frau Spira zu tun haben wird!Teile des ersten Drehs <strong>vom</strong> 27. 4.könnten eventuell dann auch für denHauptfilm verwendet werden. Diesersoll von verschiedenen Fernsehanst<strong>alten</strong>gesendet werden, der ORF istjedenfalls nicht dabei . . .Fälle anonymisiert zur Verfügung zustellen, da er nur dann unsere Anliegenim Parlament usw. vorbringen kann.Nach diesem eineinhalbstündigenGespräch wurde auch über unser Filmprojektgesprochen, worauf sich KarlÖllinger spontan bereit erklärt hat, teilnehmenzu wollen. Es finden zwar andiesem Tag im Parlament DringlicheAnfragen statt, aber wenn es sich irgendwieausgeht, wird er zu den Dreharbeitenkommen.Dreharbeiten bei Vereinssitzung am 27. 4.!Für alle schüchternenMitglieder:Wer auf keinen Fallgefilmt werdenmöchte, wird nurvon hinten zu sehensein. Es wird aberauf jeden Fall umzahlreiches Erscheinen für eine wirksameKulisse ersucht! Dieses Filmprojektstellt eine einmalige Chance fürunseren Verein dar, gerade im heurigenWahljahr verstärkt im Rampenlichtzu stehen, um unsere Ziele undForderungen der Öffentlichkeit nahezu bringen.P.F.


<strong>April</strong> <strong>2006</strong>AMSIhre Meinung ist uns wichtig! - Die Ombudsstellen desArbeitsmarktservice (ams.help)Die Beraterinnen und Berater des AMS sind bemüht, Kundinnen und Kunden des AMS best-möglich zu unterstützen.Sollte aber trotzdem Unzufriedenheit mit dem Service des AMS bestehen, haben Kundinnen und Kunden des AMS dieMöglichkeit, ihre Anliegen in den jeweils zuständigen regionalen AMS-Geschäftsstellen oder direkt bei eigens eingerichtetenAnlaufstellen (Ombudsstellen) vorzubringen. Dort wird man bei der Lösung von Anliegen im Rahmen der Möglichkeitengerne unterstützt.Auch Anregungen und positives Feedback sind von Interesse und werden gerne entgegenge-nommen. Denn nur so könnenim AMS Verbesserungen im Dienstleistungsangebot erfolgen oder bewährte Vorgehensweisen weiter forciert werden.Anliegen können somit mündlich oder schriftlich bei• leitenden Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern in jeder regionalen Geschäftsstelle des AMS oder• Ombudspersonen in jeder Landesgeschäftsstelle des AMSvorgebracht werden.Bundesland Ombudsperson Telefon/Fax/E-MailBurgenland Mag. Ewald Perner Tel.:02682/692/122, Fax: 02682/692/139E-Mail: ewald.perner@ams.atKärnten Mag. Georg Hüttner Tel.: 0463/3831/106, Fax: 0463/3831/190E-Mail: georg.huettner@ams.atNiederösterreich Leopoldine Gollhofer Tel.: 01/53136/179, Fax: 01/53136/177E-Mail: leopoldine.gollhofer@ams.atOberösterreich Dr. Christina Seiberl Tel.: 0732/6963/20730, Fax: 0732/6963/311E-Mail: christina.seiberl@ams.atSalzburg Dr. Thomas Morscher Tel.: 0662/8883/7004, Fax: 0662/8883/7090E-Mail: thomas.morscher@ams.atSteiermark Herbert Buchgraber Tel.: 0316/7081/633, Mobil: 0664/2317563Fax: 0316/7081/630, E-Mail: herbert.buchgraber@ams.atTirol Dr. Oskar Prettner Tel.: 0512/584664/907, Fax: 0512/58 46 56E-Mail: oskar.prettner@ams.atVorarlberg Anita Blum Tel.: 05574/691/80172, Fax: 05574/691/80160E-Mail: anita.blum@ams.atWien Mag. Rüdiger Wicha Tel.: 01/87871/50515, Fax: 01/87871/50589E-Mail: ruediger.wicha@ams.atMag. Angela Kettner Tel.: 01/87871/50514, Fax: 01/87871/50589E-Mail: angela.kettner@ams.atThomas Schattleitner Tel.: 01/87871/50516, Fax: 01/87871/50589E-Mail: thomas.schattleitner@ams.atWien / Bundes- Dr. Andreas Schaupp Tel.: 331 78/309Fax: 331 78/152,geschäftsstelleE-Mail: andreas.schaupp@ams.at9


12 Jahre Verein „<strong>Zum</strong> Alten <strong>Eisen</strong>?“DRÜCKBLICKas Dutzend haben wir bald voll: ImMai 1994 schritt Richard Melischzur Tat und gründete unseren Verein<strong>Zum</strong> Alten <strong>Eisen</strong>?“ als SelbsthilfegruppeErwerbsarbeitsloser ab 45. Baldwurde die Zahl auf 40 korrigiert, da wirmerken mussten, dass die Vorurteilegegenüber erfahreneren, also älteren,Arbeitskräften eben schon 40-Jährige trafen,und Frauen sind von solch dummenVorurteilen früher schon betroffen.Was blieb hängen bei einem, derschon bald nach Gründung im Herbst1994 zum Verein stiess und dort sehrbald Aktivist wurde? <strong>Zum</strong> einen derWille vieler, sich nicht den Vorurteilenzu beugen, sich nicht „zum <strong>alten</strong> <strong>Eisen</strong>“werfen zu lassen. Übrigens: Das Wichtigsteam Vereinsnamen ist das „?“, diesessoll Denk-Anstoss sein, als Feststellungwürde der Vereinsname keinenSinn machen; daher auch der Name„ANSTOSS“ für unsere Vereinszeitung,welche Sie jetzt lesen.Was blieb weiter? Der unbändigeEinsatz für unsere Anliegen, den vielein die Vereinsarbeit eingebracht haben,wo auch vieles hängen blieb, wo dochviele Akzente gesetzt wurden in der Bildungder öffentlichen, auch der veröffentlichten,Meinung, bei einigen Entscheidungsträgernin der Politik Denkanstössewirkten; natürlich leider immernoch viel zu wenig. Hier möchte icheinen einzigen Namen nennen, ohneden Einsatz und das Engagement alleranderen deswegen gering zu schätzen,ohne die dieses „Werkel“ auch nicht laufenwürde. Die Nennung dieses Namensist sicher subjektiv, aber ich bin nach wievor der Meinung, dass unser Vereinohne das jahrelange intensive Engagementvon Dietmar Köhler möglicherweisenicht mehr bestünde.Was blieb sonst noch hängen? DasWissen, dass die Erwerbsarbeitslosigkeitund ihre Folgen Menschen (fast) bisin den Selbstmord treiben können, oderauch in tiefste psychische Krankheiten.(Seriöse Schätzungen besagen, dass inÖsterreich etwa 150 Selbstmorde proJahr auf Probleme im Zusammenhangmit Arbeitslosigkeit zurück zu führensind.) Auch die Gewissheit, dass diesehier genannten Probleme nicht immernur in den materiellen Problemen derArbeitslosigkeit - welche wahrlich einschneidendsind - begründet sind, sondernauch im Gefühl der Wertlosigkeit,der Geringschätzung, welches plötzlich<strong>April</strong> <strong>2006</strong>gekündigte Menschen empfinden. Inunserer Gesellschaft definieren zu vieleMenschen ihren Selbstwert nur über dieErwerbsarbeit, sie stürzen dann in eintiefes seelisches Loch, wenn sie dieseverlieren. Mir ist der Fall einer Dame inErinnerung, welcher das Kündigungsschreibenam Tag der Beerdigung ihresLebensgefährten - und der Zuständigein der Firma wusste dies! - überreichtwurde! Sadismus in Reinkultur . . . DieseDame war monatelang akut selbstmordgefährdet;auch die intensive (telefonische)Betreuung durch eines unsererVereinsmitglieder hat hier geholfen,einen Suizid zu verhindern.Am schönsten waren und sind dieBegegnungen mit so vielen wunderbarenMenschen, denen ich im Laufe derJahre im Verein und seinem Umfeldbegegnen durfte. Begegnungen, die Freudeund Hoffnung zeigten, menschlicheWärme gaben, Solidarität ausdrückten.Mir fallen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit- aus der Politik Menschenvon den Grünen ein, auch des leider faktischnicht mehr existenten LiberalenForums. Mir fällt auch der jahrelangeGestalter dieser Zeitung ein (er möge mirverzeihen, dass ich ihn hier erwähne . ..) Ein ganz GROSSES DANKE an jede,jeden Einzelne(n), welche(r) in diesen 12Jahren ihren/seinen Kräfte für unsereSache eingebracht hat und alle jene, welcheuns von aussen - in welcher Art auchimmer - unterstützt haben! Karl ZöchCafé CarlSchönbrunner Straße 97, 1050 WienTel.: (01) 544 49 17Wiener Küche von 6 Uhr bis 4 UhrMontag bis Freitag tägl. 2 Menüs10


<strong>April</strong> <strong>2006</strong>ZUM SCHLUSSDanksagungWerte Mitglieder!Seitdem ich in das Amt desObmanns gewählt wurde, hatsich einiges im Verein verändert.Nachdem wir in der ersten Zeitauf Ereignisse, Besuche undAnfragen nur reagieren konnten, sind wir nun durchneue aktive Mitglieder und der steigenden Bereitschaftälterer Mitglieder, Aufgaben zu übernehmen inder Lage, aktiver unsere Anliegen zu vertreten. Sowurde ein Kompetenzteam für die Erstberatunggebildet. Wir konnten die bestehende Tradition derPolitikerbesuche wieder aufnehmen, und haben nundas Angebot, unseren Verein in einer Wiener Bezirkszeitungund in einem Kursinstitut regelmäßig vorzustellen,erh<strong>alten</strong>.Eine optimale Chance, Breitenwirkung zu erreichenbietet uns das Filmprojekt des Prof. Dr. Brazda,an dem unser Verein, seine Mitglieder und ihre Arbeitfür die Rechte der Erwerbsarbeitslosen einzutreten,gezeigt werden soll. Die Ausstrahlung dieses Filmswird laut Prof. Brazda höchstwarscheinlich im 3SAToder anderen Deutschen Medien stattfinden. DerORF ist scheinbar nicht an der Ausstrahlung systemkritischerFilme interessiert oder darf diese nichtausstrahlen.Ich möchte Euch hiermit für die bisher geleisteteUnterstützung und Mitarbeit danken, Euch abergleichzeitig bitten und Euch in noch größeremUmfang einzusetzen. Dies gilt speziell für jene Mitglieder,die sich bis jetzt noch nicht eingebrachthaben.„Ihr tut das nicht für den Verein, auch nicht fürmich, sondern für Euch selbst. Und wir haben nochviel ARBEIT vor uns“.Nicht jeder von Euch muss in der Öffentlichkeitstehen; denn um unsere Ziele zu erreichen, bedarf esnicht nur Personen, die den Verein in der Öffentlichkeitvertreten, sondern auch solche, die im Hintergrunddie Fäden ziehen, z.B. durch Recherchen usw.Seht Eure Arbeit für den Verein als eine an, für die Ihrdie Früchte nicht sofort einfahren könnt, sondern alseine, mit der Ihr selbst an Eurer Zukunft mitarbeitetund später eventuell als Existenzsicherung in Formeines Grundeinkommens, als Abschaffung vonZwangskursen usw. diese verbessert oder sichert.Die einzige Garantie, die ich Euch geben kann ist:Wenn Ihr Euch nicht selbst helft, dann wird Euch undEuren Kindern auch das genommen, was Ihr bishermühsam aufgebaut habt.In diesem Sinne nochmals vielen Dank an alleMitstreiter und alle Gönner unserers Vereins.Günter Reif„ZUM ALTEN EISEN?“Bist schon lang ohne Arbeit, hängst nur herum,es hat dich voll getroffen, verstehst nicht warum,die Zahlungen kommen, es fehlt dir das Geld,zerbrochen in dir, der Glaube an die Welt.Denkst an die Zeit, so vor drei, vier Jahr,da warst noch wer, die Zukunft war dir klarmit Freude und Stolz warst bei der Arbeit dabei,hast redlich geschuftet, nahmst dir niemals frei.Am Wochenende hast du dich auskuriert,aufgepasst, dass nicht noch mehr passiert.Kurse wurden in der Freizeit belegt,und stets guten Kontakt zur Firma gepflegt.Der Chef hat überraschend dicht gemacht,auf einmal hat er ganz freundlich gelacht,aber nicht mit dir, sondern mit sich selber,verschwunden sind die Firmengelder.Er lächelte bedauernd - es ist passiert,mit fremden Geldern hat er sich saniert,ging in den Konkurs, und ist trotzdem heiter,macht er jetzt mit anderem Namen weiter.Vom Gericht hat er das Edikt,dass er auch wirklich nichts besitzt,der Konkurs stand ihm jetzt offen,du sitzt zu Hause, dich hat es voll getroffen.Dich aber jetzt nichts mehr freut,wie stehst du da vor all’ den Leut’?Die Arbeit, der Lohn schon lange dir fehlt,du weißt auch nimmer, wie es weitergeht.Die Wirtschaft beschäftigt nur noch „Jung-flexible“,so „Alte“wie du, gibt es schon zu viele,die Jungen werden nur auf Zeit beh<strong>alten</strong>,und niemand braucht jetzt auch noch die „Alten“.Du stehst nun da, bist ganz betroffen,kannst nur noch auf ein Wunder hoffen,dass die Vernunft irgendwann doch noch siegt,und für die „Alten“ es noch eine „Zukunft“ gibt.F. Stein / März <strong>2006</strong>GasthausPustastüberl neuMargaretenstraße 134, 1050 WienGUTSCHEINFÜR EIN GRATISESSEN(Bei 2 Personen isst eine gratis!)Abschnitt bitte mitbringen11


ZUMALTENEISEN1080 Wien, Laudongasse 16Tel/Fax 01/402 47 77nachricht@zum-<strong>alten</strong>-eisen.orgwww.zum-<strong>alten</strong>-eisen.orgÖsterreichische Post AGInfo.Mail Entgelt bezahlt(Langzeit-)arbeitslos?Probleme?Können wir helfen?Hotline: 0699/81 55 67 51, Mo-Fr 8-16 UhrVereinstreffen jeden Donnerstagab 17.30 Uhr im Laudon-Stüberl, 1080 Wien,Laudongasse 16. Falls der Sitzungssaal nicht frei ist,gibt der Pächter Auskunft über den Ersatzort.Ab 16 Uhr nur für Mitglieder, ab 17.30 Uhr auch für Gäste.I M P R E S S U M : Herausgeber und Medieninhaber: Verein „<strong>Zum</strong> Alten <strong>Eisen</strong>?“, 1080 Wien, Laudongasse16, Verlagspostamt 1080 Wien. Mitarbeiter dieser <strong>Ausgabe</strong>: Alfred Braun, Erich Friedrich, Silvia N., Jan Novak,Günter Reif, Gerhard Rösler, Karl Zöch. Layout, Herstellung: Paul Felder. Illustrationen: Paul Felder, ErichFriedrich. Druck: digiDruck, Wien. Reg.-Nr. 309272S96U, Konto-Nr. 465.997 (BLZ 32000), RLB Wien-Nö.

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