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Chemische und Anatomische Untersuchungen zum Laubabbau in

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CHEMISCHE UND ANATOMISCHE UNTERSUCHUNGEN ZUM<br />

LAUBABBAU IN EINEM TROPISCHEN BACHÖKOSYSTEM,<br />

QUEBRADA NEGRA, COSTA RICA, AN DEN ARTEN<br />

ACALYPHA DIVERSIFOLIA, CECROPIA OBTUSIFOLIA,<br />

GUATTERIA CHIRIQUIENSIS, MYRIOCARPA LONGIPES UND<br />

TETRATHYLACIUM MACROPHYLLUM.<br />

Diplomarbeit<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

Magistra der Naturwissenschaften an der Fakultät für Lebenswissenschaften<br />

der Universität Wien<br />

e<strong>in</strong>gereicht bei<br />

o.Univ.Prof. Dr. Friedrich Schiemer<br />

(Anleitung unter Mitarbeit von Dr. Gerhard Draxler,<br />

Univ.Ass. Mag. Dr. Wolfgang Wanek <strong>und</strong> Mag. Dr. Anton Weissenhofer)<br />

e<strong>in</strong>gereicht von<br />

Astrid Riemerth<br />

Wien, November 2005


Danksagung<br />

Besonderer Dank gilt den Betreuern dieser Diplomarbeit o.Univ.Prof. Dr. Friedrich<br />

Schiemer, Dr. Gerhard Draxler <strong>und</strong> Univ.Ass. Mag. Dr. Wolfgang Wanek, die immer<br />

e<strong>in</strong> offenes Ohr für me<strong>in</strong>e Anliegen hatten <strong>und</strong> geduldig mit Rat <strong>und</strong> Tat<br />

weitergeholfen haben. Großer Dank gebührt auch Mag. Dr. Anton Weissenhofer der<br />

mir mit se<strong>in</strong>em tropenbotanischen Wissen stets hilfreich zur Seite stand. Gleiches gilt<br />

auch für Mag. Dr. Werner Huber <strong>und</strong> das gesamte Team der Estation Biologica La<br />

Gamba. Gracias.<br />

Diese Diplomarbeit ist erst durch die tollen Vorarbeiten von Julia Tschelaut <strong>und</strong><br />

Christian Pichler entstanden. Danke für die Daten <strong>und</strong> die Proben, die ihr mir zur<br />

Verfügung gestellt habt.<br />

Me<strong>in</strong>er Familie, besonders me<strong>in</strong>en Eltern, gilt natürlich me<strong>in</strong> größter Dank, denn<br />

ohne ihre moralische <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung wären weder me<strong>in</strong> Studium noch<br />

diese Diplomarbeit möglich gewesen. Sie haben mir stets die nötigen Freiräume für<br />

me<strong>in</strong>e Entscheidungen gelassen <strong>und</strong> gleichzeitig Rückhalt gegeben.<br />

Me<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong> Gerhard möchte ich für die geduldige <strong>und</strong> tatkräftige Unterstützung<br />

während me<strong>in</strong>es gesamten Studiums bedanken. Er hat mit mir alle Höhen <strong>und</strong> Tiefen<br />

durchlebt <strong>und</strong> mich durch se<strong>in</strong>e liebevolle <strong>und</strong> unkomplizierte Art immer neu<br />

motiviert.<br />

Danke sage ich auch an me<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong>Innen <strong>und</strong> me<strong>in</strong>e ArbeitskollegInnen, die<br />

mittlerweile <strong>in</strong> ganz Europa zu Hause s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> mich nie im Stich lassen. Besonders<br />

herausheben möchte ich die Mitglieder des Kleeblatts, Birgit, Birgit <strong>und</strong> Gerhard,<br />

denn sie haben mir gezeigt, dass es ke<strong>in</strong>e echten Hürden gibt, wenn man<br />

geme<strong>in</strong>sam daran arbeitet. Aus Studienkollegen s<strong>in</strong>d für mich Fre<strong>und</strong>e fürs Leben<br />

geworden.<br />

Last but not least möchte ich mich bei Maria für die großartige Zusammenarbeit<br />

während des Studiums <strong>und</strong> der Diplomarbeit <strong>und</strong> für die noch bessere Fre<strong>und</strong>schaft<br />

bedanken.


Inhaltsverzeichnis<br />

- 3 -<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Zusammenfassung..................................................................................................5<br />

2. E<strong>in</strong>leitung ................................................................................................................7<br />

3. Gr<strong>und</strong>lagen ...........................................................................................................10<br />

3.1. Phenole – sek<strong>und</strong>äre Pflanzenstoffe ..............................................................10<br />

3.2. Stickstoff- <strong>und</strong> Kohlenstoffhaushalt <strong>in</strong> Blättern ...............................................12<br />

3.3. Die Anatomie des Laubblattes........................................................................15<br />

3.4. Aquatischer Abbau .........................................................................................19<br />

4. Das Untersuchungsgebiet.....................................................................................22<br />

5. Auswahl <strong>und</strong> Beschreibung der Arten ...................................................................27<br />

5.1.Auswahl der Arten ...........................................................................................27<br />

5.2. Beschreibung der Arten..................................................................................31<br />

5.2.1. Die „r-Strategen“ ......................................................................................31<br />

5.2.2. Die „K-Strategen“ .....................................................................................33<br />

5.3. Hypothetisches Profil am Quebrada Negra ....................................................34<br />

6. Material <strong>und</strong> Methoden .........................................................................................36<br />

6.1. Materialsammlung ..........................................................................................36<br />

6.2. Tann<strong>in</strong>e...........................................................................................................36<br />

6.2.1. Extraktion .................................................................................................37<br />

6.2.2. Fol<strong>in</strong> Denis Methode ................................................................................37<br />

6.2.3. Butanol HCl Methode ...............................................................................38<br />

6.3. Stickstoff- <strong>und</strong> Kohlenstoffhaushalt <strong>in</strong> Blättern ...............................................39<br />

6.4. Anatomie ........................................................................................................40<br />

6.4.1. Anfertigung von Dauerpräparaten............................................................40<br />

6.4.2. Auswertung ..............................................................................................45<br />

6.5. Auswertung.....................................................................................................51<br />

7. Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation ...............................................................................52<br />

7.1. Tann<strong>in</strong>e...........................................................................................................52<br />

7.1.1. Vergleich der Methoden ...........................................................................52<br />

7.1.2. Tann<strong>in</strong>gehalt <strong>in</strong> grünen Blättern ...............................................................56<br />

7.1.3. Abbau.......................................................................................................64<br />

7.2. Stickstoff- <strong>und</strong> Kohlenstoffhaushalt <strong>in</strong> Blättern ...............................................76


- 4 -<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

7.2.1. Grünes Blattmaterial ................................................................................76<br />

7.2.2. Abbau.......................................................................................................82<br />

7.3. Anatomie – morphologische <strong>und</strong> anatomische Blattbeschreibungen .............86<br />

7.3.1. Acalypha diversifolia (Euphorbiaceae) .....................................................86<br />

7.3.2. Cecropia obtusifolia (Cecropiaceae) ........................................................90<br />

7.3.3. Guatteria chiriquiensis (Annonaceae) ......................................................94<br />

7.3.4. Myriocarpa longipes (Urticaceae).............................................................98<br />

7.3.5. Tetrathylacium macrophyllum (Flacourtiaceae) .....................................102<br />

7.4. Anatomie – Auswertung der Parameter........................................................106<br />

7.4.1. Zusammenfassung – Berechnung des „Toughness“ Index....................119<br />

7.4.2. Abbau.....................................................................................................124<br />

8. Diskussion...........................................................................................................125<br />

9. Literaturverzeichnis .............................................................................................134<br />

10. Abbildungs- <strong>und</strong> Tabellenverzeichnis................................................................139


1. Zusammenfassung<br />

- 5 -<br />

Zusammenfassung<br />

Bei den Versuchen <strong>zum</strong> Gewichtsverlust von Blattmaterial bei Exposition im Wasser<br />

der Arten Acalypha diversifolia, Cecropia obtusifolia, Tetrathylacium macrophyllum<br />

<strong>und</strong> Sloanea medusula (TSCHELAUT, 2005) zeigte sich, dass Blattstreu des „K-<br />

Strategen“ S. medusula gegenüber den anderen drei „r-Strategen“ deutlich<br />

langsamer an Gewicht verliert bzw. abgebaut wird. Daraus entwickelte sich die<br />

Frage, ob diese Abbauunterschiede zwischen „r- <strong>und</strong> K-Strategen“ durch chemische<br />

<strong>und</strong> anatomische Parameter begründet werden können.<br />

Bei der vorliegenden <strong>und</strong> der Paralleluntersuchung von GUSENLEITNER (2005) hat<br />

sich herausgestellt, dass die chemischen Parameter (Gesamttann<strong>in</strong>gehalt, Gehalt an<br />

kondensierten Tann<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Kohlenstoff) mit den Abbauraten <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

stehen. Wie auch <strong>in</strong> der Literatur vielfach beschrieben, bedeutet e<strong>in</strong> hoher<br />

Tann<strong>in</strong>gehalt verstärkten Schutz vor Herbivorie <strong>und</strong> hat e<strong>in</strong>e abbauverzögernde<br />

Wirkung. Die mit der Fol<strong>in</strong> Denis Methode bestimmten Gesamttann<strong>in</strong>gehalte zeigen<br />

mit den Abbauraten aus den Vorversuchen von TSCHELAUT (2005) e<strong>in</strong>en überaus<br />

starken Zusammenhang (R² = 0,988). Der <strong>in</strong> der Literatur häufiger diskutierte<br />

Zusammenhang zwischen Abbauraten <strong>und</strong> dem Gehalt an kondensierten Tann<strong>in</strong>en<br />

(STOUT, 1989, FIELD <strong>und</strong> LETTINGA, 1992, CAMPBELL <strong>und</strong> FUCHSHUBER, 1995) kann<br />

auch bei diesen <strong>Untersuchungen</strong> festgestellt werden, jedoch ist der Zusammenhang<br />

(R² = 0,614) nicht so deutlich wie für den Gesamttann<strong>in</strong>gehalt. Vergleicht man den<br />

Gewichtsverlust der Blätter mit den Konzentrationsabnahmen der Tann<strong>in</strong>e, so stellt<br />

sich heraus, dass sowohl die Gesamttann<strong>in</strong>e als auch die kondensierten Tann<strong>in</strong>e,<br />

sehr schnell ausgewaschen bzw. abgebaut werden <strong>und</strong> daher nur für die anfängliche<br />

Verzögerung des Abbaus <strong>in</strong> Betracht gezogen werden können. Damit können<br />

Ergebnisse von SMITH et al. (1998), dass der Blattabbau zunächst über chemische<br />

Inhaltstoffe bestimmt ist <strong>und</strong> <strong>in</strong> weiterer Folge die Rolle mechanischer Strukturen<br />

(z.B.: Lign<strong>in</strong>) bedeutender wird, auch für die untersuchten Arten angenommen<br />

werden. E<strong>in</strong> ähnlicher Zusammenhang wie bei den Tann<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>det sich auch bei<br />

Betrachtung der Abbauraten gegenüber dem Blattkohlenstoffgehalt wieder. E<strong>in</strong> hoher<br />

Kohlenstoffgehalt steht mit langsamen Abbauraten <strong>in</strong> Zusammenhang (R² = 0,838).<br />

Korrelationen der Abbauraten mit Stickstoffgehalten <strong>und</strong> dem C/N Verhältnis konnten<br />

bei diesen <strong>Untersuchungen</strong> nicht festgestellt werden.


- 6 -<br />

Zusammenfassung<br />

Die aus den anatomischen <strong>Untersuchungen</strong> stammenden Erkenntnisse s<strong>in</strong>d<br />

teilweise schwierig zu evaluieren <strong>und</strong> wurden deshalb zuerst beschreibend<br />

dargestellt. 13 quantifizierbare Parameter, wie beispielsweise das Trockengewicht<br />

oder der Verholzungsgrad, wurden zu e<strong>in</strong>em „Toughness“ Index zusammengefasst.<br />

Dabei zeigt sich, dass „K-Strategen“ e<strong>in</strong>en höheren „Toughness“ Index aufweisen als<br />

„r-Strategen“. Auch für diesen Index kann e<strong>in</strong> Zusammenhang (R² = 0,632) mit den<br />

Abbauraten der vier Arten gezeigt werden. Laut COLEY (1983) ist „Toughness“ e<strong>in</strong>e<br />

der effektivsten Verteidigungsarten <strong>und</strong> erklärt auch am besten die <strong>in</strong>terspezifische<br />

Variation von Herbivorieraten. Weiters wird <strong>in</strong> SCHÄDLER et al. (2003) bemerkt, dass<br />

zwischen dem Schutz vor Herbivorie <strong>und</strong> Streuabbau e<strong>in</strong> enger Zusammenhang<br />

besteht.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Tann<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Kohlenstoffgehalt<br />

<strong>in</strong> Blättern sowie deren „Toughness“ für den aquatischen Abbau relevante<br />

E<strong>in</strong>flussgrößen s<strong>in</strong>d.<br />

Neben den vier bereits oben genannten Arten wurden <strong>in</strong> der vorliegenden<br />

Untersuchung die „r-Strategen“ Myriocarpa longipes <strong>und</strong> Guatteria chiriquiensis<br />

sowie bei GUSENLEITNER (2005) die „K-Strategen“ Apeiba tibourbou, Luehea<br />

seemannii <strong>und</strong> Virola koschnyi mit den gleichen Methoden bearbeitet. Die<br />

Ergebnisse der anatomischen <strong>und</strong> chemischen <strong>Untersuchungen</strong> zeigen dabei<br />

durchgehend signifikante Unterschiede zwischen den „r- <strong>und</strong> K-Strategen“. Aufgr<strong>und</strong><br />

dieser Unterschiede ist anzunehmen, dass auch M. longipes <strong>und</strong> G. chiriquiensis<br />

ähnlich wie die „r-Strategen“ A. diversifolia, C. obtusifolia <strong>und</strong> T. macrophyllum e<strong>in</strong>en<br />

raschen Gewichtsverlust bei Exposition im Wasser zeigen. Analog dazu wird bei<br />

GUSENLEITNER (2005) angenommen, dass Blattstreu der „K-Strategen“ A. tibourbou,<br />

L. seemannii <strong>und</strong> V. koschnyi ähnlich langsam wie S. medusula abgebaut wird.


2. E<strong>in</strong>leitung<br />

- 7 -<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Seit 1993 wird <strong>in</strong> der Biologischen Forschungsstation La Gamba, Costa Rica,<br />

tropische Gr<strong>und</strong>lagenforschung betrieben. Obwohl schon viele Projekte durchgeführt<br />

wurden, besteht gerade bezüglich limnologischer Gr<strong>und</strong>lagen noch immer<br />

Forschungsbedarf. Im Piedras Blancas Nationalpark wurden von TSCHELAUT (2005)<br />

<strong>und</strong> PICHLER (2005) wichtige Arbeiten zu diesem Thema durchgeführt. Durch diese<br />

Forschungsarbeiten wurden Fragen aufgeworfen, die <strong>in</strong> dieser Arbeit weiterverfolgt<br />

werden sollen.<br />

Sowohl Flüsse <strong>in</strong> temperaten Gebieten als auch tropische Flussökosysteme s<strong>in</strong>d im<br />

Oberlauf weitgehend auf den allochthonen E<strong>in</strong>trag angewiesen, da die Beschattung<br />

durch die Ufervegetation e<strong>in</strong>e autochthone Produktion drastisch verm<strong>in</strong>dert.<br />

Flussabwärts, mit Zunahme der Flussbreite <strong>und</strong> abnehmender Beschattung, steigt<br />

die autochthone Produktion. Im Unterlauf der Flüsse nimmt die autochthone<br />

Produktion aufgr<strong>und</strong> der zunehmenden Trübe des Wassers wieder deutlich ab.<br />

Neben dem E<strong>in</strong>fluss des Uferbewuchs schließt das River Cont<strong>in</strong>uum Conzept (RCC)<br />

auch funktionale <strong>und</strong> physiologische Merkmale e<strong>in</strong> (VANNOTE et al., 1980).<br />

Das allochthone Material kann nach Größe <strong>und</strong> Löslichkeit <strong>in</strong> Fraktionen unterteilt<br />

werden. Man unterscheidet „coarse particulate organic matter“ (CPOM), das aus<br />

Partikeln über 1 mm Durchmesser besteht, <strong>und</strong> „f<strong>in</strong>e particulate organic matter“<br />

(FPOM), das Partikelgrößen kle<strong>in</strong>er 1 mm umfasst. Die löslichen Komponenten<br />

werden „dissolved organic matter“ (DOM) genannt. Der E<strong>in</strong>trag von CPOM erfolgt<br />

über abgestorbene Blätter, Zweige, R<strong>in</strong>de <strong>und</strong> Früchte, wobei der größte Anteil durch<br />

Blattmaterial der umgebenden Bäume e<strong>in</strong>gebracht wird. (HORNE <strong>und</strong> GOLDMAN,<br />

1994)<br />

In tropischen Regenwäldern ist die durch Laubfall <strong>in</strong> das Flussökosystem<br />

e<strong>in</strong>gebrachte Biomasse deutlich höher als <strong>in</strong> temperaten Wäldern (TSCHELAUT,<br />

2005). Außerdem erfolgt der Laubfall aufgr<strong>und</strong> der weniger ausgeprägten<br />

Saisonalität kont<strong>in</strong>uierlich über das Jahr (STOUT, 1989).


- 8 -<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Im Wasser wird das CPOM durch tierische <strong>und</strong> mikrobielle Aktivität zu FPOM <strong>und</strong><br />

DOM abgebaut bzw. umgewandelt. Die <strong>in</strong> Form von CPOM e<strong>in</strong>gebrachte Energie<br />

wird durch diese Umwandlungen für das System nutzbar gemacht. Die<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit des Abbaus ist abhängig von der Temperatur sowie von der<br />

Beschaffenheit („Toughness“, Tann<strong>in</strong>gehalt, etc.) des e<strong>in</strong>gebrachten Materials.<br />

(HORNE <strong>und</strong> GOLDMAN, 1994)<br />

Bezüglich der Abbaugeschw<strong>in</strong>digkeit von Blattmaterial wurden von TSCHELAUT (2005)<br />

Versuche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tieflandregenwaldbach (Quebrada Negra, Piedras Blancas<br />

Nationalpark, Costa Rica) für vier nach Lebensstrategie (r- <strong>und</strong> K-Strategie) <strong>und</strong><br />

Häufigkeit im Gebiet ausgewählten Arten durchgeführt. Die gewonnenen<br />

Erkenntnisse warfen die Frage auf, von welchen Faktoren die unterschiedlichen<br />

Abbauraten dieser Arten bee<strong>in</strong>flusst s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> ob e<strong>in</strong>e Charakterisierung für die Arten<br />

der r- <strong>und</strong> K-Strategen möglich ist <strong>und</strong> ob dadurch auf weitere Arten Rückschlüsse<br />

gezogen werden können.<br />

Aus diesen Überlegungen wurde die Hypothese entwickelt, dass r-Strategen weniger<br />

<strong>in</strong> mechanische <strong>und</strong> chemische Schutzmaßnahmen <strong>in</strong>vestieren als K-Strategen <strong>und</strong><br />

r-Strategen im Wasser daher schneller zersetzt werden <strong>und</strong> dem System rascher<br />

Energie liefern. Die Fragestellung dieser <strong>und</strong> der Paralleluntersuchung von<br />

GUSENLEITNER (2005) ist, ob diese Hypothese durch chemische <strong>und</strong> anatomische<br />

<strong>Untersuchungen</strong> untermauert werden kann.<br />

Zur Beantwortung der Fragestellung wurden neun Pflanzenarten nach Häufigkeit <strong>und</strong><br />

Lebensstrategie am Quebrada Negra ausgewählt. Vier der neun Arten waren<br />

Gegenstand der <strong>Untersuchungen</strong> von TSCHELAUT (2005). Für alle neun Arten wurden<br />

Tann<strong>in</strong>bestimmungen durchgeführt <strong>und</strong> der Kohlenstoff- <strong>und</strong> Stickstoffgehalt<br />

bestimmt. Damit sollen die wichtigsten Verteidigungsstrategien <strong>in</strong> Blättern (COLEY,<br />

1983; POORTER et al., 2004) untersucht werden. Diese Verteidigungsstrategien <strong>in</strong><br />

Blättern bee<strong>in</strong>flussen sowohl Herbivorie wie auch den Abbau des Blattmaterials. In<br />

SCHÄDLER et al. (2003) wird diskutiert, dass zwischen Herbivoriegrad <strong>und</strong> Streuabbau<br />

e<strong>in</strong>e enge Korrelation besteht. Als weitere E<strong>in</strong>flussgrößen wurden blattanatomische<br />

Parameter, die für den aquatischen Abbau relevant s<strong>in</strong>d, untersucht. Dazu wurden


- 9 -<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

anatomische Dünnschnitte angefertigt, entsprechend gefärbt, nach möglichst<br />

objektiven Kriterien ausgewertet <strong>und</strong> dokumentiert.<br />

Die chemischen <strong>und</strong> anatomischen <strong>Untersuchungen</strong> wurden von Maria Gusenleitner<br />

<strong>und</strong> Astrid Riemerth parallel durchgeführt, wobei die „K-Strategen“ von Maria<br />

Gusenleitner <strong>und</strong> die „r-Strategen“ von Astrid Riemerth bearbeitet wurden. Da e<strong>in</strong>e<br />

vollständige Trennung der Ergebnisse nicht s<strong>in</strong>nvoll ersche<strong>in</strong>t, enthalten Diagramme<br />

<strong>und</strong> Abbildungen jeweils die Ergebnisse beider <strong>Untersuchungen</strong>. Bei der<br />

Interpretation der Ergebnisse wird e<strong>in</strong> Schwerpunkt auf die <strong>in</strong> der jeweiligen Arbeit<br />

besprochenen Arten gelegt. Ergebnisse der Paralleluntersuchung werden<br />

gegebenenfalls als Vergleichswerte herangezogen. Detaillierte Informationen zu den<br />

„K-Strategen“ s<strong>in</strong>d GUSENLEITNER (2005) zu entnehmen.


3. Gr<strong>und</strong>lagen<br />

3.1. Phenole – sek<strong>und</strong>äre Pflanzenstoffe<br />

Die Gr<strong>und</strong>lagen über Phenole folgen im Wesentlichen TAIZ (2000).<br />

- 10 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Sek<strong>und</strong>äre Pflanzenstoffe (syn. Sek<strong>und</strong>ärstoffe, Naturstoffe) s<strong>in</strong>d im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Stoffe, die ke<strong>in</strong>e nachgewiesene Funktion <strong>in</strong> den Prozessen der Photosynthese,<br />

Respiration, Translokation, Nährstoffassimilation, Differenzierung oder dem<br />

Transport löslicher Stoffe haben. Durch diese Def<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> das beschränkte<br />

Vorkommen im Pflanzenreich können sie auch von Primärstoffen, wie etwa Zuckern,<br />

Chlorophyll oder Am<strong>in</strong>osäuren, unterschieden werden. Lange Zeit wurden die<br />

Sek<strong>und</strong>ärstoffe als funktionslose Endprodukte oder Abfallprodukte des Stoffwechsels<br />

angesehen.<br />

Es gibt drei chemische Hauptgruppen von sek<strong>und</strong>ären Pflanzenstoffen:<br />

� Terpene: Terpene oder Terpenoide bilden die umfangreichste Gruppe<br />

sek<strong>und</strong>ärer Pflanzenstoffe. Es s<strong>in</strong>d flüchtige lipophile Verb<strong>in</strong>dungen, die aus<br />

Acetyl-CoA oder aus Zwischenprodukten der Glycolyse synthetisiert werden.<br />

� Phenole: Phenolische Verb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d aromatische Substanzen, die über<br />

den Shikimisäureweg oder Acetat-Malonat-Weg entstehen.<br />

� stickstoffhaltige Verb<strong>in</strong>dungen: Stickstoffhaltige Verb<strong>in</strong>dungen, wie etwa<br />

Alkaloide, werden überwiegend aus Am<strong>in</strong>osäuren gebildet.<br />

Phenolische Verb<strong>in</strong>dungen<br />

Pflanzen produzieren e<strong>in</strong>e große Zahl sek<strong>und</strong>ärer Inhaltsstoffe, die e<strong>in</strong>e<br />

Phenolgruppe enthalten, wobei e<strong>in</strong> Phenol aus e<strong>in</strong>em aromatischen R<strong>in</strong>g mit e<strong>in</strong>er<br />

Hydroxylgruppe besteht. Pflanzliche phenolische Verb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d deshalb als<br />

heterogene Gruppe zu verstehen.<br />

Phenolische Verb<strong>in</strong>dungen haben durch ihre chemische Vielfalt auch e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von Funktionen <strong>in</strong> Pflanzen:<br />

� Abwehr gegen Herbivore <strong>und</strong> Pathogene<br />

� mechanische Stützfunktion<br />

� Anlockung von Bestäubern <strong>und</strong> Fruchtverbreitern


� Absorption von ultravioletter Strahlung<br />

� Verr<strong>in</strong>gerung des Wachstums von Konkurrenzpflanzen (Allelopathie).<br />

- 11 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Das Interesse dieser Untersuchung gilt vor allem den phenolischen Verb<strong>in</strong>dungen<br />

mit Schutzfunktionen gegen Herbivore <strong>und</strong> Pathogene. Neben Lign<strong>in</strong> (vgl. Kapitel 2.3<br />

bzw. 6.3), s<strong>in</strong>d Tann<strong>in</strong>e bzw. Gerbstoffe wichtige Verteidigungsstoffe im Blatt.<br />

Tann<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Lign<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d strukturell <strong>und</strong> biochemisch verwandte Polymere, dessen<br />

monomere E<strong>in</strong>heiten Phenole s<strong>in</strong>d. Beide Stoffgruppen s<strong>in</strong>d im Pflanzenreich weit,<br />

aber von e<strong>in</strong>ander unabhängig, verbreitet. (HAGERMAN <strong>und</strong> BUTLER, 1991)<br />

Gerbstoffe s<strong>in</strong>d ursprünglich Stoffe, die <strong>zum</strong> Gerben von rohen Tierhäuten<br />

erforderlich waren. Diese b<strong>in</strong>den das Collagen-Prote<strong>in</strong> der Häute <strong>und</strong> steigern so die<br />

Widerstandsfähigkeit des Materials gegen Hitze, Wasser <strong>und</strong> Mikroben.<br />

Nach TAIZ (2000) bzw. HAGERMAN <strong>und</strong> BUTLER (1991) werden zwei Klassen von<br />

Tann<strong>in</strong>en unterschieden:<br />

� Kondensierte Tann<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d Verb<strong>in</strong>dungen, die durch Polymerisation von<br />

Flavonoid-E<strong>in</strong>heiten entstehen. Sie können durch E<strong>in</strong>wirken starker Säuren <strong>in</strong><br />

Anthocyanid<strong>in</strong>e hydrolisiert werden. Daher nennt man sie auch<br />

Proanthocyanid<strong>in</strong>e.<br />

� Hydrolysierbare Tann<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d heterogene Polymere, die phenolische<br />

Säuren, besonders Gallussäure, <strong>und</strong> E<strong>in</strong>fachzucker enthalten. Sie s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>er<br />

als kondensierte Tann<strong>in</strong>e <strong>und</strong> bereits durch verdünnte Säuren hydrolysierbar.<br />

Abbildung 1: Struktur von Tann<strong>in</strong>en, die aus phenolischen Säuren oder Flavonoid-E<strong>in</strong>heiten aufgebaut<br />

s<strong>in</strong>d. (A) Die allgeme<strong>in</strong>e Struktur e<strong>in</strong>es kondensierten Tann<strong>in</strong>s, wobei n normalerweise e<strong>in</strong>e Zahl<br />

zwischen 1 <strong>und</strong> 10 ist. (B) E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> hydrolysierbares Tann<strong>in</strong>; Quelle: TAIZ (2000);


- 12 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Der Tann<strong>in</strong>gehalt <strong>in</strong> Pflanzenmaterial hängt vom Entwicklungszustand <strong>und</strong> den<br />

Umweltbed<strong>in</strong>gungen, unter denen die Pflanze wächst, ab. Der Tann<strong>in</strong>gehalt variiert<br />

zwischen verschiedenen Pflanzenarten, aber auch zwischen verschiedenen Ernten<br />

derselben Art. Der Gehalt an Tann<strong>in</strong>en kann <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Pflanze <strong>in</strong><br />

verschiedenen Geweben unterschiedlich se<strong>in</strong>. Da sek<strong>und</strong>äre Inhaltstoffe nicht an<br />

energieproduzierenden Stoffwechselreaktionen oder an der Reproduktion beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d, ist auch ke<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale Menge für Pflanzen notwendig. (HAGERMAN, BUTLER,<br />

1991) Dennoch können Tann<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> als stabile Abwehrmittel bezeichnet<br />

werden, da sie <strong>in</strong> den Pflanzenteilen, <strong>in</strong> denen sie vorkommen, ständig vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d. In E<strong>in</strong>zelfällen kommt es vor, dass Tann<strong>in</strong>e erst aufgebaut werden, wenn die<br />

Pflanze angegriffen wird. (RAVEN, 2000)<br />

Tann<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d unspezifische Tox<strong>in</strong>e, die das Wachstum <strong>und</strong> die Überlebensrate vieler<br />

Pflanzenfresser signifikant verm<strong>in</strong>dern, wenn sie dem Futter zugesetzt werden.<br />

Außerdem wirken Gerbstoffe auf viele Tiere als Fraßvergällungsmittel. Beim<br />

Menschen erzeugen Tann<strong>in</strong>e wegen ihrer B<strong>in</strong>dung an Speichelprote<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e scharfe,<br />

adstr<strong>in</strong>gierende Empf<strong>in</strong>dung im M<strong>und</strong>. Trotzdem s<strong>in</strong>d tann<strong>in</strong>haltige Nahrungsmitteln,<br />

wie Tee, Äpfel oder Rotwe<strong>in</strong> beliebt.<br />

Tann<strong>in</strong>e schützen Pflanzen auch gegen den Befall von Mikroorganismen. Der Angriff<br />

von Mikroorganismen auf Pflanzenzellen wird oft durch die Sezernierung<br />

hydrolytischer Enzyme <strong>zum</strong> Aufbrechen der pflanzlichen Zellwände e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Durch B<strong>in</strong>dung an Tann<strong>in</strong>e werden diese Enzyme <strong>in</strong>aktiviert. (HELDT, 1996)<br />

3.2. Stickstoff- <strong>und</strong> Kohlenstoffhaushalt <strong>in</strong> Blättern<br />

Die Atmosphäre besteht zu 78% aus Stickstoff <strong>und</strong> zu 0,035% aus Kohlendioxid.<br />

Beide Elemente, Stickstoff <strong>und</strong> Kohlenstoff, zählen zu den essentiellen<br />

Makronährstoffen für Pflanzen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d Hauptbestandteile pflanzlicher organischer<br />

Verb<strong>in</strong>dungen. (CAMPBELL, 1998) Etwa 46% bis 50% der Trockenmasse (TM) der<br />

Gesamtbiomasse entfallen auf Kohlenstoffe<strong>in</strong>heiten (SITTE et al., 2002), wobei vor<br />

allem Lign<strong>in</strong>, Zellulose <strong>und</strong> Polyphenole daraus aufgebaut s<strong>in</strong>d (SMITH et al. 1998).


- 13 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Der <strong>in</strong> der Atmosphäre enthaltene Luftstickstoff kann von Pflanzen nicht direkt<br />

genutzt werden <strong>und</strong> spielt bei der Stickstoffversorgung der Pflanzen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge<br />

Rolle. Der größte Teil des Stickstoffs für das jährliche Pflanzenwachstum stammt aus<br />

der Rezyklierung, das heißt, aus dem mikrobiellen Abbau toter Pflanzensubstanz. In<br />

pflanzlichen Geweben schwankt der Stickstoffgehalt von


- 14 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Abbildung 2: Die Rolle des Stickstoffs auf die Blatteigenschaften; Pfeilspitzen zeigen die<br />

Wirkungsrichtung, die Vorzeichen markieren die Reaktionsrichtung; Quelle: SITTE et al. (2002);<br />

Der Stickstoffgehalt des Blattes wirkt sich nicht nur auf die Geschw<strong>in</strong>digkeit des<br />

terrestrischen Abbaus aus, sondern bee<strong>in</strong>flusst auch den aquatischen Abbau. In der<br />

Literatur wird, um diesen Zusammenhang zu beschreiben, der Quotient aus<br />

Kohlenstoff- <strong>und</strong> Stickstoffgehalt (C/N) herangezogen (PAHALAWATTARACHCHI <strong>und</strong><br />

AMARASINGHE, 1997; POORTER et al., 2004). TWILLEY et al. (1986) diskutieren, dass<br />

der Stickstoffgehalt des Blattes direkt proportional <strong>zum</strong> Gewichtsverlust beim Abbau<br />

im Wasser ist, bzw. negativ korreliert ist <strong>zum</strong> C/N Verhältnis. HOORENS et al. (2003)<br />

beschreiben, dass e<strong>in</strong> hoher anfänglicher Kohlenstoffgehalt im Blattmaterial e<strong>in</strong>en<br />

langsamen Abbauprozess bed<strong>in</strong>gt. Während des Abbaus von Blattmaterial im<br />

Wasser s<strong>in</strong>kt das C/N Verhältnis. In PAHALAWATTARACHCHI <strong>und</strong> AMARASINGHE (1997)<br />

wird diskutiert, dass durch den Abbau im Wasser das C/N Verhältnis des<br />

Pflanzenmaterials abnimmt, da der Kohlenstoffgehalt durch den Abbau von Zellulose<br />

abnimmt <strong>und</strong> der Stickstoffgehalt durch die Infiltration von Pilzen steigt.


3.3. Die Anatomie des Laubblattes<br />

Histologie<br />

Die Ausführungen zur Histologie folgen im Wesentlichen BOWES (2001).<br />

- 15 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

E<strong>in</strong>e Gefäßpflanze setzt sich aus e<strong>in</strong>em äußeren Abschlussgewebe, sowie aus<br />

Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Leitgewebesystemen zusammen. Die beiden Leitsysteme e<strong>in</strong>er Pflanze,<br />

Phloem <strong>und</strong> Xylem, s<strong>in</strong>d komplex aufgebaute Gewebe, <strong>in</strong> denen Leitelemente mit<br />

anderen Zelltypen assoziiert s<strong>in</strong>d. Umgeben werden die Leitgewebe vom<br />

Gr<strong>und</strong>gewebe, dem Parenchym, Kollenchym <strong>und</strong> Sklerenchym zugeordnet werden.<br />

Als äußeres Abschlussgewebe fungiert die Epidermis.<br />

Parenchyme bestehen im Allgeme<strong>in</strong>en aus dünnwandigen Zellen mit großen<br />

Vakuolen. In R<strong>in</strong>de <strong>und</strong> Mark sowie im Mesophyll der Blätter bilden die<br />

Parenchymzellen zusammenhängende Gewebe, während sie <strong>in</strong> den Leitsystemen<br />

als vertikale Stränge <strong>und</strong> horizontale Strahlen auftreten. Die chloroplastenreichen<br />

Mesophyllzellen e<strong>in</strong>es Blattes s<strong>in</strong>d auf Photosynthese spezialisiert.<br />

Die lebenden Kollenchymzellen treten im äußeren Gr<strong>und</strong>gewebe auf <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d trotz<br />

ihrer dicken Zellwände recht biegsam. Die vakuolisierten Zellen besitzen stark<br />

hydratisierte, lokal verdickte Primärwände mit e<strong>in</strong>em hohen Anteil an Pekt<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

Hemizellulosen. Kollenchymzellen weisen Wandverdickungen <strong>in</strong> den Zellecken oder<br />

<strong>in</strong> den Tangentialwänden auf. Im Kollenchym treten gelegentlich Interzellularen auf.<br />

Bei älteren Zellen können die Wände verholzen.<br />

Das Sklerenchymgewebe besteht aus Zellen mit dicken, normalerweise verholzten<br />

Sek<strong>und</strong>ärwänden. Die Protoplasten sterben im Zuge der Differenzierung meist ab.<br />

Sklerenchyme s<strong>in</strong>d die wichtigsten Festigungsgewebe der ausgewachsenen, aber<br />

nicht sek<strong>und</strong>är verdickten Pflanzenorgane <strong>und</strong> kommen entweder <strong>in</strong> Form von<br />

Sklereiden oder Fasern vor. Sklereiden f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Blättern mancher<br />

Pflanzenarten, <strong>in</strong> den harten Fruchtschalen von Nüssen <strong>und</strong> Ste<strong>in</strong>früchten sowie <strong>in</strong><br />

den Samenschalen vieler Hülsenfrüchte. Sklerenchymfasern treten gewöhnlich <strong>in</strong><br />

Gruppen auf <strong>und</strong> bilden Stränge. Die e<strong>in</strong>zelnen Zellen s<strong>in</strong>d schmal, sehr<br />

langgestreckt <strong>und</strong> sp<strong>in</strong>delförmig. An ihren spitz zulaufenden Enden überlappen die


- 16 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Fasern wo sie mit benachbarten Fasern über Plasmodesmen verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Ihre<br />

Zellwände s<strong>in</strong>d durch Sek<strong>und</strong>ärwandauflagerungen stark verdickt. Die Zellwände<br />

ausdifferenzierter Fasern s<strong>in</strong>d meist hart <strong>und</strong> nicht mehr elastisch dehnbar.<br />

Das Phloem ist e<strong>in</strong> komplexes Gewebe, bestehend aus Siebelementen, Geleitzellen,<br />

Parenchym <strong>und</strong> Sklerenchym. Auch Milchröhren treten gelegentlich auf. Diese<br />

Elemente des Leitbündels dienen dem Assimilat- <strong>und</strong> Stofftransport <strong>in</strong> der Pflanze.<br />

Das wasserleitende Element e<strong>in</strong>es Leitbündels ist das Xylem. E<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe<br />

neben der Wasserleitung von der Wurzel <strong>zum</strong> Spross ist die Festigung der<br />

oberirdischen Pflanzenteile. Die Stützfunktion übernehmen dabei die trachealen<br />

Elemente wie auch die assoziierten nicht leitenden Fasern. In ausdifferenzierten<br />

Tracheen <strong>und</strong> Tracheiden s<strong>in</strong>d die Protoplasten abgestorben <strong>und</strong> verschw<strong>und</strong>en. Die<br />

Sek<strong>und</strong>ärwände s<strong>in</strong>d gegenüber den Primärwänden verdickt <strong>und</strong> außer im Bereich<br />

der Tüpfel, wo nur Primärwand vorhanden ist, aufgr<strong>und</strong> der E<strong>in</strong>lagerung von Lign<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong>urchlässig. Das Wasser bewegt sich <strong>in</strong> den Lum<strong>in</strong>a der langgestreckten<br />

trachealen Elemente im Transpirationsstrom von der Wurzel <strong>in</strong> den Spross. Bei fast<br />

allen Angiospermen treten im Xylem Tracheiden <strong>und</strong> Tracheen auf. Tracheiden s<strong>in</strong>d<br />

langgestreckte, spitz zulaufende Zellen ohne Wandperforationen. Tracheen h<strong>in</strong>gegen<br />

bestehen aus zwei oder mehreren Gefäßelementen, die zu e<strong>in</strong>er Röhre<br />

zusammengesetzt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> mit ihren Enden ane<strong>in</strong>ander anschließen, wo sie über die<br />

Perforationsplatten mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen. Tracheen s<strong>in</strong>d im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

kürzer <strong>und</strong> weitlumiger als Tracheiden.<br />

Lign<strong>in</strong><br />

Lign<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> phenolisches Makromolekül, das nach Zellulose die zweithäufigste<br />

organische Verb<strong>in</strong>dung der Erde darstellt. Im Gegensatz zu den anderen<br />

phenolischen Verb<strong>in</strong>dungen (z.B. Tann<strong>in</strong>e) wird Lign<strong>in</strong> nicht <strong>in</strong> den Vakuolen sondern<br />

<strong>in</strong> der Zellwand abgelagert (RAVEN, 2000).<br />

Lign<strong>in</strong> ist aus drei Phenylpropanalkoholen, nämlich Coniferyl-, Cumaryl- <strong>und</strong><br />

S<strong>in</strong>apylalkohol aufgebaut. Diese Monomere werden durch Enzyme zu e<strong>in</strong>em<br />

dreidimensional verzweigten Polymer mit komplexer Struktur verknüpft. Im<br />

Unterschied zu anderen Polymeren wie Stärke, Kautschuk oder Zellulose s<strong>in</strong>d die


- 17 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

E<strong>in</strong>heiten bei Lign<strong>in</strong> nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sich wiederholenden Muster verb<strong>und</strong>en. Zudem<br />

kann auch das Verhältnis der Monomere variieren. (TAIZ, 2000)<br />

Lign<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> den Zellwänden vieler Arten von Stützgeweben <strong>und</strong><br />

Leitgeweben, besonders <strong>in</strong> den Tracheiden <strong>und</strong> Tracheen des Xylems. Es ist<br />

hauptsächlich <strong>in</strong> den verdickten sek<strong>und</strong>ären Wänden abgelagert, kann aber auch <strong>in</strong><br />

primären Wänden <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Mittellammelle <strong>in</strong> engem Kontakt mit bereits<br />

vorhandener Zellulose <strong>und</strong> Hemizellulose vorkommen. (TAIZ, 2000)<br />

Neben se<strong>in</strong>er Bedeutung für die mechanische Stabilität spielt Lign<strong>in</strong> auch e<strong>in</strong>e<br />

bedeutende Rolle beim Schutz der Pflanzen gegen Fraßfe<strong>in</strong>de. Die physikalische<br />

Zähigkeit <strong>und</strong> die chemische Widerstandsfähigkeit machen diese Substanz für<br />

Herbivore schwer verdaulich. Durch se<strong>in</strong>e teilweise enge Verknüpfung mit Zellulose<br />

<strong>und</strong> Prote<strong>in</strong> verm<strong>in</strong>dert Lign<strong>in</strong> zudem die Verdaulichkeit dieser Substanzen. Als<br />

Reaktion auf Verw<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> Infektion wird Lign<strong>in</strong> als Abwehrstoff gegen<br />

Pathogene e<strong>in</strong>gelagert. (TAIZ, 2000)<br />

Cuticula<br />

Die Cuticula bedeckt die äußeren Zellwände der Epidermis. Sie besteht aus e<strong>in</strong>em<br />

äußeren Wachsfilm, e<strong>in</strong>er dickeren mittleren Schicht von <strong>in</strong> Wachs e<strong>in</strong>gebettetem<br />

Cut<strong>in</strong> (eigentliche Cuticula) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er tiefer gelegenen Lage aus Cut<strong>in</strong> <strong>und</strong> Wachs, <strong>in</strong><br />

die Zellwandkomponenten wie Pekt<strong>in</strong>, Zellulose <strong>und</strong> andere Kohlenwasserstoffe<br />

e<strong>in</strong>gelagert s<strong>in</strong>d (Cuticularschicht). Cut<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> Polymer aus vielen langkettigen<br />

Fettsäuren, die über Esterbrücken mite<strong>in</strong>ander verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> so e<strong>in</strong> starres<br />

dreidimensionales Netzwerk bilden. Die Cuticula ist wasserabweisend <strong>und</strong> kann<br />

somit das Auskeimen von Pilzen auf pflanzlichen Oberflächen verlangsamen.<br />

Weiters wird das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von Pilzhyphen <strong>und</strong> Bakterien reduziert. (TAIZ, 2000)<br />

Morphologie<br />

Blätter s<strong>in</strong>d seitliche, meist flächige Anhangsorgane der Sprossachse, die sich durch<br />

e<strong>in</strong> begrenztes Wachstum auszeichnen. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Form <strong>und</strong> Funktion verschieden<br />

<strong>und</strong> werden entsprechend ihrer Gestalt <strong>und</strong> Lage als Laubblätter, Hochblätter oder<br />

Niederblätter bezeichnet. Morphologisch gesehen gliedert sich das Blatt <strong>in</strong> Oberblatt<br />

(Blattstiel/Petiolus <strong>und</strong> Blattspreite/Lam<strong>in</strong>a) <strong>und</strong> Unterblatt (Blattscheide <strong>und</strong><br />

eventuell Nebenblätter/Stipeln). Das Laubblatt ist das gewöhnliche, meist grüne, der<br />

Photosynthese <strong>und</strong> Transpiration dienende Blatt. Die Lam<strong>in</strong>a des dikotylen


- 18 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Laubblattes ist von e<strong>in</strong>em viel verzweigten Netzwerk aus Blattnerven durchzogen.<br />

(ADLER et al.,1994)<br />

Anatomie<br />

Die Ausführungen zur Anatomie orientieren sich weitgehend an BOWES (2001).<br />

E<strong>in</strong> Laubblatt setzt sich aus Abschluss-, Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Leitgeweben zusammen. Im<br />

Querschnitt ersche<strong>in</strong>en die Blätter vieler Angiospermen bifazial, da sich das<br />

Gr<strong>und</strong>gewebe <strong>in</strong> e<strong>in</strong> adaxiales Palisadenparenchym <strong>und</strong> e<strong>in</strong> abaxiales<br />

Schwammparenchym differenziert. Außerdem unterscheiden sich die oberen <strong>und</strong><br />

unteren Epidermen h<strong>in</strong>sichtlich der Dicke ihrer Cuticula <strong>und</strong> der Häufigkeit der<br />

Stomata <strong>und</strong> Trichome.<br />

Die Blattepidermis setzt sich aus parenchymatischen Zellen <strong>und</strong> ihren Derivaten<br />

(Trichome, Stomata <strong>und</strong> Drüsenzellen) zusammen. Stomata treten bei bifazialen<br />

Blättern oft ausschließlich auf der Unterseite auf. Trichome s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>- bis vielzellige<br />

Strukturen, wobei die nicht drüsigen Trichome e<strong>in</strong>es Blattes mehrere Funktionen<br />

erfüllen können. Diese beh<strong>in</strong>dern die Luftbewegung entlang der Blattoberfläche <strong>und</strong><br />

setzen die Transpirationsrate herab. Weiters können sie als Schutz vor<br />

Insektenangriffen <strong>und</strong> Strahlung dienen. Die Epidermis bleibt selbst bei langlebigen<br />

immergrünen Blättern über die gesamte Lebensdauer des Blattes erhalten <strong>und</strong> ist<br />

außen von e<strong>in</strong>er hydrophoben <strong>und</strong> relativ <strong>und</strong>urchlässigen Schicht aus Cut<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

Wachs überzogen.<br />

Das Palisadenparenchym besteht aus stark vakuolisierten, zyl<strong>in</strong>drischen <strong>und</strong><br />

senkrecht zur Blattoberfläche stehenden Zellen, die im wandständigen Cytoplasma<br />

zahlreiche Chloroplasten enthalten. Das abaxial liegende Schwammparenchym<br />

besteht aus sehr unterschiedlich geformten parenchymatischen Zellen. Dieses<br />

Gewebe ist von e<strong>in</strong>em geräumigen Interzellularsystem durchdrungen, wobei das<br />

Gesamtvolumen der Interzellularen häufig größer als das Volumen der Zellen ist. Im<br />

Mesophyll können auch Sklereiden vorkommen. Sklerenchym <strong>und</strong> Kollenchym f<strong>in</strong>den<br />

sich häufig im Bereich der Blattnerven <strong>und</strong> des Blattrandes.


- 19 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Bei bifazialen Laubblättern mit kollateralen Gefäßbündeln liegt das Xylem stets an<br />

der morphologischen Oberseite des Leitbündels. Nerven höherer Ordnung s<strong>in</strong>d von<br />

e<strong>in</strong>er kompakten, dicht schließenden Leitbündelscheide umgeben, die aus<br />

Parenchym- oder Sklerenchymzellen bestehen kann.<br />

3.4. Aquatischer Abbau<br />

Sowohl Flüsse <strong>in</strong> temperaten Gebieten als auch tropische Flussökosysteme s<strong>in</strong>d im<br />

Oberlauf weitgehend auf den allochthonen E<strong>in</strong>trag angewiesen, da die Beschattung<br />

durch die Ufervegetation die autochthone Produktion stark verm<strong>in</strong>dert. Das<br />

allochthone Material kann nach Größe <strong>und</strong> Löslichkeit <strong>in</strong> Fraktionen unterteilt<br />

werden. Man unterscheidet „coarse particulate organic matter“ (CPOM), das aus<br />

Partikeln über 1 mm Durchmesser besteht, <strong>und</strong> „f<strong>in</strong>e particulate organic matter“<br />

(FPOM), das Partikelgrößen kle<strong>in</strong>er 1 mm umfasst. Die löslichen oder gelösten<br />

Komponenten werden „dissolved organic matter“ (DOM) genannt. Der E<strong>in</strong>trag von<br />

CPOM erfolgt über abgestorbene Blätter, Zweige, R<strong>in</strong>de <strong>und</strong> Früchte, wobei der<br />

größte Anteil durch Blattmaterial der umgebenden Bäume e<strong>in</strong>gebracht wird. (HORNE<br />

<strong>und</strong> GOLDMAN, 1994)<br />

E<strong>in</strong>gebrachtes organisches Material wird von e<strong>in</strong>em Biofilm aus Bakterien <strong>und</strong> Pilzen<br />

umgeben. Der mikrobielle Mantel ist für Invertebraten die Hauptnahrungsquelle, da<br />

sie meist nicht <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d Zellulose <strong>und</strong> Lign<strong>in</strong>, die Hauptbestandteile des<br />

CPOM, zu verdauen. Die für Invertebraten unverdaulichen Teile werden erneut<br />

mikrobiell aufbereitet <strong>und</strong> von Invertebraten gefressen bzw. zerkle<strong>in</strong>ert. Dadurch wird<br />

das CPOM aufgr<strong>und</strong> tierischer <strong>und</strong> mikrobieller Aktivität zu FPOM <strong>und</strong> DOM<br />

abgebaut. Die <strong>in</strong> Form von CPOM e<strong>in</strong>gebrachte Energie, sowie der enthaltene<br />

Kohlenstoff, werden durch diese Umwandlungen für das System nutzbar gemacht.<br />

Die Geschw<strong>in</strong>digkeit des Abbaus, die im Wasser immer ger<strong>in</strong>ger ist als an Land, ist<br />

abhängig von der Temperatur sowie von der Beschaffenheit (Festigkeit,<br />

Tann<strong>in</strong>gehalt, etc.) des e<strong>in</strong>gebrachten Materials. (HORNE <strong>und</strong> GOLDMAN, 1994)


- 20 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Wie rasch <strong>und</strong> durch welche Macro<strong>in</strong>vertebraten der Abbau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Tieflandregenwaldbach (Quebrada Negra, Piedras Blancas Nationalpark, Costa<br />

Rica) erfolgt, wird exemplarisch an vier Arten bei TSCHELAUT (2005) diskutiert.<br />

Abbildung 3: Mittlere Gewichtsabnahme vier verschiedener Pflanzenarten nach Exposition im Wasser;<br />

x-Achse: Expositionsdauer [Tage]; y-Achse: Trockengewicht [%]; Quelle: verändert nach TSCHELAUT<br />

(2005);


- 21 -<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Tabelle 1: Parameter <strong>zum</strong> aquatischen Abbau von Acalypha diversifolia, Cecropia obtusifolia,<br />

Tetrathylacium macrophyllum <strong>und</strong> Sloanea medusula im Quebrada Negra; W0 Anfangsgewicht [g]; Wt<br />

Endgewicht [g]; t Expositionsdauer [Tage]; k Abbaurate (Steigungskoeffizient der Regressionsgerade<br />

nach Logarithmierung der prozentuellen Gewichtsabnahme); Quelle: verändert nach TSCHELAUT<br />

(2005);<br />

Art W0 Wt t k<br />

Acalypha diversifolia 3,16 1,05 28 0,0395198<br />

Cecropia obtusifolia 3,30 1,71 28 0,0234255<br />

Tetrathylacium macrophyllum 3,18 0,88 28 0,0458265<br />

Sloanea medusula 4,67 3,73 24 0,0093646<br />

Nach PETERSEN <strong>und</strong> CUMMINS (1974) können die vier Arten bezüglich ihrer Abbaurate<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e “langsame” <strong>und</strong> “schnelle” Abbaugruppe e<strong>in</strong>geteilt werden. Acalypha<br />

diversifolia (k=0,040), Cecropia obtusifolia (k=0,023) <strong>und</strong> Tetrathylacium<br />

macrophyllum (k=0,046) gehören zur Gruppe der schnell abgebauten Arten. Sloanea<br />

medusula wird <strong>in</strong> die Gruppe des langsamen Abbaus gestellt.<br />

Diese Ergebnisse stellen den Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit dar. Es soll<br />

erklärt werden, wie diese Unterschiede im Abbau zustande kommen <strong>und</strong> welche<br />

Faktoren die Unterschiede ausmachen. Ziel ist es, e<strong>in</strong>e Aussage auch für weitere<br />

Arten aufgr<strong>und</strong> ihrer Lebensstrategie treffen zu können.


4. Das Untersuchungsgebiet<br />

- 22 -<br />

Das Untersuchungsgebiet<br />

Die folgenden Ausführungen s<strong>in</strong>d gekürzt <strong>und</strong> verändert nach WEBER et al. (2001)<br />

<strong>und</strong> WEISSENHOFER (2005).<br />

Abbildung 4: Costa Rica <strong>und</strong> die Golfo Dulce Region mit dem Piedras Blancas Nationalpark (Parque<br />

Nacional Piedras Blancas = Esqu<strong>in</strong>as Forest) <strong>und</strong> dem Corcovado Nationalpark (Parque Nacional<br />

Corcovado); Quelle: WEBER et al. (2001);


- 23 -<br />

Das Untersuchungsgebiet<br />

Topographische Lage<br />

Das Untersuchungsgebiet r<strong>und</strong> um den Quebrada Negra gehört <strong>zum</strong> Nationalpark<br />

Piedras Blancas („Regenwald der Österreicher“), der im Südwesten Costa Ricas <strong>in</strong><br />

der Prov<strong>in</strong>z Puntarenas liegt. Der 148 km² große Piedras Blancas Park f<strong>in</strong>det im<br />

Norden <strong>und</strong> Westen durch den Rio Esqu<strong>in</strong>as <strong>und</strong> im Süden durch den Golfo Dulce<br />

se<strong>in</strong>e natürlichen Grenzen. Die höchste Erhebung im Bosque Esqu<strong>in</strong>as ist der Cerro<br />

Nicuesa mit 579 m Seehöhe. Die geographischen Koord<strong>in</strong>aten der Golfo Dulce<br />

Region liegen zwischen 8°27'-8°41'N and 83°15'-83°45'W.<br />

Biologische Bedeutung der Region<br />

E<strong>in</strong> Merkmal tropischer Regenwälder ist ihre hohe Diversität. Verglichen mit den<br />

artenarmen temperaten Wäldern f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> tropischen Wäldern normalerweise<br />

über 40, aber auch bis zu 300 verschiedene Baumarten pro Hektar.<br />

Das Gebiet um den Golfo Dulce, die Halb<strong>in</strong>sel Osa <strong>und</strong> der Bosque Esqu<strong>in</strong>as, ist<br />

biologisch sehr divers <strong>und</strong> beherbergt letzte Reste von Tieflandregenwäldern. Bis<br />

2001 wurden 2369 Arten von Gefäßpflanzen <strong>in</strong> der Golfo Dulce Region erhoben. Die<br />

hohe Diversität Costa Ricas <strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> der Golfo Dulce Region im Speziellen<br />

wird auf die Rolle des Gebiets als „Korridor“ <strong>und</strong> Rückzugsgebiet für Flora <strong>und</strong> Fauna<br />

aus Nord- <strong>und</strong> Südamerika zurückgeführt.<br />

Um die biologische Vielfalt zu schützen, wurden der Corcovado National Park <strong>und</strong><br />

der Piedras Blancas Park gegründet. Als Verb<strong>in</strong>dung zwischen den Parks wurde das<br />

Golfo Dulce Forest Reservat e<strong>in</strong>gerichtet. Somit stehen <strong>in</strong> der extrem feuchten<br />

Region um den Golfo Dulce r<strong>und</strong> 1164 km² Wald unter Schutz.<br />

Klima<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gibt es <strong>in</strong> Mittelamerika zwei Niederschlagsmuster. Auf der<br />

atlantischen Seite f<strong>in</strong>det man im Allgeme<strong>in</strong>en ke<strong>in</strong>e ausgesprochene Trockenzeit <strong>und</strong><br />

die stärksten Niederschläge ereignen sich <strong>in</strong> den Monaten Dezember <strong>und</strong> Jänner. Im<br />

Gegensatz dazu ist auf der pazifischen Seite mit e<strong>in</strong>er Trockenzeit von Dezember bis<br />

April zu rechnen. Diese Muster können allerd<strong>in</strong>gs durch kle<strong>in</strong>räumigere<br />

Gegebenheiten <strong>und</strong> Reliefformen stark abgewandelt se<strong>in</strong>.<br />

Die Golfo Dulce Region ist dabei e<strong>in</strong>e der feuchtesten Gegenden Costa Ricas. Der<br />

Bosque Esqu<strong>in</strong>as <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Umgebung stehen im E<strong>in</strong>fluss der Bergkette Fila Cruce<br />

<strong>und</strong> der angrenzenden Talamanca Berge. Die Trockenperiode ist hier weniger


- 24 -<br />

Das Untersuchungsgebiet<br />

deutlich ausgeprägt. Die niederschlagsärmsten Monate s<strong>in</strong>d Jänner, Februar <strong>und</strong><br />

März, wobei die Luftfeuchtigkeit trotzdem hoch bleibt. In den Jahren 1998 bis 2002<br />

regnete es durchschnittlich an 278 Tagen. Der Jahresniederschlag bei der<br />

Tropenstation La Gamba beträgt 5892 mm (Beobachtungszeitraum 1998 bis 2003)<br />

<strong>und</strong> die mittlere Jahrestemperatur 27,8°C (Beobachtungszeitraum 1998 bis 2002).<br />

Daten e<strong>in</strong>er Untersuchung von WEISSENHOFER (1996) zeigen, dass die Temperatur<br />

im Waldbestand (300 m Seehöhe, Jänner bis Mai 1994) tagsüber unter <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />

Nacht leicht über den <strong>in</strong> der Nähe der Station gemessenen Werten liegt.<br />

Abbildung 5: Klimadiagramm Tropenstation La Gamba; Quelle: WEISSENHOFER (2005);<br />

Quebrada Negra<br />

Alle Flüsse, Bäche <strong>und</strong> Entwässerungsgräben, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen Netz den<br />

gesamten Bosque Esqu<strong>in</strong>as durchziehen, münden <strong>in</strong> den Rio Esqu<strong>in</strong>as, der<br />

se<strong>in</strong>erseits <strong>in</strong> den Golfo Dulce entwässert.<br />

Der Quebrada Negra selbst ist e<strong>in</strong> tropischer Tieflandregenwaldbach, der se<strong>in</strong>en<br />

Ursprung im primären Schluchtwald auf etwa 180 m Seehöhe hat. Auf se<strong>in</strong>er<br />

gesamten Fließstrecke von r<strong>und</strong> 2,7 km, bis er <strong>in</strong> den Quebrada Gamba mündet,<br />

durchfließt er primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Regenwald sowie das La Gamba Tal.<br />

(PICHLER & TSCHELAUT 2005)


- 25 -<br />

Das Untersuchungsgebiet<br />

Abbildung 6: E<strong>in</strong>zugsgebiet des Rio Esqu<strong>in</strong>as, des Rio Bonito <strong>und</strong> des Quebrada Negra im Piedras<br />

Blancas Nationalpark; Quelle: TSCHELAUT <strong>und</strong> PICHLER (2005);<br />

Die Ufervegetation entlang des Quebrada Negra entspricht e<strong>in</strong>er typischen<br />

Flussufervegetation. Dieser Vegetationstyp ist entlang von schmalen Flüssen zu<br />

f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> weist Anpassungen an flache Terrassen auf. Bäume können bis zu 50 m<br />

hoch werden <strong>und</strong> bilden oft massive Stämme <strong>und</strong> Brettwurzeln aus.<br />

Die typische Zusammensetzung e<strong>in</strong>er Flussufervegetation ist wie folgt:<br />

Bemerkenswerte Arten <strong>in</strong> der oberen Kronenschicht s<strong>in</strong>d Ceiba pentandra<br />

(Bombacaceae), Carapa guianensis (Meliaceae), Hyeronima alchorneoides<br />

(Euphorbiaceae), Luehea seemannii, Mortoniodendron anisophyllum (Tiliaceae),<br />

Sloanea sp. (Elaeocarpaceae) <strong>und</strong> Virola spp. (Myristicaceae). Die mittlere<br />

Kronenschicht ist relativ offen <strong>und</strong> von Bäumen mit e<strong>in</strong>er Höhe von 25 – 35 m<br />

charakterisiert. Häufige Arten <strong>in</strong> dieser Schicht s<strong>in</strong>d Apeiba membranacea, A.<br />

tibourbou (Tiliaceae), Bursera simaruba (Burseraceae), Castilla tunu (Moraceae),<br />

Pachira aquatica (Bombacaceae), Protium spp. (Burseraceae), Spondias momb<strong>in</strong><br />

(Anacardiaceae) <strong>und</strong> Sloanea medusula (Elaeocarpaceae). Im Unterwuchs s<strong>in</strong>d<br />

unter anderem Guatteria chiriquiensis (Annonaceae), Ocotea mollifolia (Lauraceae),<br />

Siparuna and<strong>in</strong>a (Monimiaceae) <strong>und</strong> Cryosophila guagara (Arecaceae) vertreten. Die


- 26 -<br />

Das Untersuchungsgebiet<br />

deutlich ausgeprägte Strauchschicht ist von der Palme Asterogyne martiana <strong>und</strong> von<br />

anderen großblättrigen Arten wie Carludovica drudei (Cyclanthaceae), Calathea spp.<br />

(Marantaceae), Costus spp. (Costaceae), Dieffenbachia spp. (Araceae) <strong>und</strong><br />

Heliconia spp. (Heliconiaceae) dom<strong>in</strong>iert. Die Bodenschicht ist spärlich <strong>und</strong> wird nur<br />

von Selag<strong>in</strong>ella spp. <strong>und</strong> e<strong>in</strong>igen Baumsäml<strong>in</strong>gen beherrscht. Epiphyten f<strong>in</strong>det man<br />

häufig an exponierten Ästen. Lianen h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d selten.<br />

Vertreter dieses Vegetationstyps f<strong>in</strong>det man am Ufer des Quebrada Negra. Das<br />

Pflanzenmaterial für diese Untersuchung stammt aus dem Flussabschnitt zwischen<br />

der Biologischen Forschungsstation La Gamba, Costa Rica, <strong>und</strong> der Esqu<strong>in</strong>as<br />

Ra<strong>in</strong>forest Lodge.


5. Auswahl <strong>und</strong> Beschreibung der Arten<br />

5.1.Auswahl der Arten<br />

- 27 -<br />

Auswahl <strong>und</strong> Beschreibung der Arten<br />

Zur Beantwortung der oben angeführten Fragestellung wurden für diese <strong>und</strong> die<br />

Paralleluntersuchung neun Arten (Acalypha diversifolia, Apeiba tibourbou, Cecropia<br />

obtusifolia, Guatteria chiriquiensis, Luehea seemannii, Myriocarpa longipes, Sloanea<br />

medusula, Tetrathylacium macrophyllum, Virola koschnyi) ausgewählt. Diese Arten<br />

s<strong>in</strong>d häufige Vertreter der Ufervegetation des Quebrada Negra im Bereich zwischen<br />

der Biologischen Forschungsstation <strong>und</strong> der Esqu<strong>in</strong>as Ra<strong>in</strong>forest Lodge. Weiters<br />

wurde bei der Auswahl der Arten berücksichtigt, dass die Bandbreite der<br />

ökologischen Lebensstrategien abgedeckt wird.<br />

Dem Bestreben Lebewesen nach ihrer Lebensstrategie e<strong>in</strong>zuteilen, kommen zwei<br />

wichtige ökologische Modelle nach. In GRIME (1979) werden sowohl das von<br />

MacArthur <strong>und</strong> Wilson entwickelte r-K Konzept also auch die E<strong>in</strong>teilung nach GRIME<br />

<strong>in</strong> competitive, stress-tolerante <strong>und</strong> ruderale Strategien diskutiert. Da die Modelle<br />

weitgehend vergleichbar s<strong>in</strong>d, wird <strong>in</strong> dieser Untersuchung die E<strong>in</strong>teilung der Arten<br />

entlang des r-K Kont<strong>in</strong>uums vorgenommen. WHITMORE (1993) gibt folgende<br />

Merkmale zur E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> ökologische Lebensstrategien nach dem r-K Konzept an.


- 28 -<br />

Auswahl <strong>und</strong> Beschreibung der Arten<br />

Tabelle 2: Ökologische Lebensstrategien, Eigenschaften von r- <strong>und</strong> K-Strategen; verändert nach<br />

WHITMORE (1993);<br />

Andere gebräuchliche<br />

Bezeichnungen<br />

Keimung<br />

Säml<strong>in</strong>ge<br />

Samen<br />

Verbreitung der Samen<br />

Keimruhe<br />

Wachstumsrate<br />

r- Strategie K-Strategie<br />

Pionierarten, lichtbedürftig,<br />

schatten<strong>in</strong>tolerant,<br />

sek<strong>und</strong>är<br />

<strong>in</strong> Bestandslücken, die den<br />

Himmel freigeben <strong>und</strong><br />

teilweise volles Sonnenlicht<br />

erhalten<br />

können im Schatten unter<br />

der Baumschicht nicht<br />

überleben <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d daher<br />

dort nicht zu f<strong>in</strong>den<br />

kle<strong>in</strong>, <strong>in</strong> reicher Anzahl<br />

mehr oder weniger<br />

kont<strong>in</strong>uierlich produziert;<br />

Ausbildung von Samen<br />

schon bei jungen Pflanzen<br />

durch W<strong>in</strong>d oder Tiere,<br />

häufig über weite<br />

Entfernungen<br />

zur Keimruhe fähig, daher<br />

oft große Zahl an Samen<br />

als Samenbank im<br />

Waldboden<br />

hohe Raten von<br />

Kohlenstofffixierung,<br />

Blattproduktion <strong>und</strong><br />

relativem Wachstum<br />

Verzweigung ger<strong>in</strong>g, wenige Ordnungen<br />

Periodizität des<br />

Wachstums<br />

Blattlebensdauer<br />

Fraßfe<strong>in</strong>de<br />

Holz<br />

unbestimmt,<br />

schlafenden Knospen<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

kurz, nur e<strong>in</strong>e Generation<br />

vorhanden, hohe Turnover-<br />

Rate<br />

Blätter weich, wenig<br />

chemische Abwehrstoffe<br />

<strong>und</strong> daher wenig<br />

widerstandsfähig<br />

Fraßfe<strong>in</strong>de<br />

gegen<br />

<strong>in</strong> der Regel hell, ger<strong>in</strong>ge<br />

Dichte, nicht verkieselt<br />

Klimaxarten,<br />

schattentolerant, primär<br />

<strong>in</strong> der Regel unter der<br />

geschlossenen Baumschicht<br />

überleben unter der<br />

geschlossenen Kronenschicht<br />

<strong>und</strong> bilden dort e<strong>in</strong>e<br />

„Säml<strong>in</strong>gsbank“<br />

häufig groß, nicht <strong>in</strong> großen<br />

Mengen <strong>und</strong> oft nur e<strong>in</strong>mal<br />

im Jahr oder seltener<br />

produziert;<br />

Samenproduktion erst bei<br />

Bäumen, die (fast)<br />

ausgewachsen s<strong>in</strong>d<br />

auf verschiedene Art <strong>und</strong><br />

Weise (z.B. über<br />

Schwerkraft), meist nur<br />

über ger<strong>in</strong>ge Distanzen<br />

oft ohne Fähigkeit zur<br />

Keimruhe, selten als<br />

Samenbank im Boden<br />

niedrigere Raten der<br />

Kohlenstofffixierung,<br />

Blattproduktion<br />

relativem Wachstum<br />

<strong>und</strong><br />

oft viele Verzweigungen bis<br />

zu mehreren Ordnungen<br />

bestimmt, mit schlafenden<br />

Knospen<br />

lang, manchmal über<br />

mehrere Generationen,<br />

niedrige Turnover- Rate<br />

Blätter widerstandsfähiger<br />

wegen mechanischer<br />

Stabilität <strong>und</strong>/oder<br />

toxischen Chemikalien<br />

hell bis sehr dunkel,<br />

ger<strong>in</strong>ge bis hohe Dichte,<br />

manchmal verkieselt<br />

Ökologische Bandbreite groß manchmal schmal<br />

Lebensdauer oft kurz manchmal sehr lang


- 29 -<br />

Auswahl <strong>und</strong> Beschreibung der Arten<br />

In der Praxis zeigt sich, dass nur wenige Arten konkret e<strong>in</strong>er der Kategorien zugeteilt<br />

werden können. Vielmehr s<strong>in</strong>d die Lebensstrategien r <strong>und</strong> K die Endpunkte entlang<br />

e<strong>in</strong>es Kont<strong>in</strong>uums, <strong>in</strong> dem die Arten e<strong>in</strong>zuordnen s<strong>in</strong>d. Den neun ausgewählten Arten<br />

wird daher e<strong>in</strong> Index auf e<strong>in</strong>er Skala von 0 bis 100, wobei 0 den Endpunkt der r-<br />

Strategie <strong>und</strong> 100 das Extrem des K-Strategen beschreibt, zugeordnet (vgl. POORTER<br />

et al., 2004).<br />

Tabelle 3: Lebensstrategie<strong>in</strong>dex (0 = r- Stratege; 100 = K- Stratege) <strong>und</strong> Häufigkeit; Häufigkeit<br />

e<strong>in</strong>geteilt anhand von Individuenzählungen entlang des Quebrada Negra zwischen der Biologischen<br />

Forschungsstation <strong>und</strong> der Esqu<strong>in</strong>as Ra<strong>in</strong>forest Lodge (0 = nicht vorhanden, 10 = sehr häufig) Quelle:<br />

mündliche Mitteilung WEISSENHOFER;<br />

Lebensstrategie- Häufigkeit<br />

Art Familie<br />

<strong>in</strong>dex (0 – 100) (0 – 10)<br />

Acalypha diversifolia Euphorbiaceae 50 10<br />

Apeiba tibourbou Tiliaceae 40 6<br />

Cecropia obtusifolia Cecropiaceae 0 8<br />

Guatteria chiriquiensis Annonaceae 50 7<br />

Luehea seemannii Tiliaceae 70 5<br />

Myriocarpa longipes Urticaceae 35 7<br />

Sloanea medusula Elaeocarpaceae 85 3<br />

Tetrathylacium macrophyllum Flacourtiaceae 50 10<br />

Virola koschnyi Myristicaceae 65 5<br />

Um e<strong>in</strong>e weitere Aufgliederung der neun Arten nach dem Lebensstrategie<strong>in</strong>dex zu<br />

erhalten, wird der Parameter der maximalen Baumhöhe (Höhenangaben aus WEBER<br />

et al., 2001; WEISSENHOFER, 2005) e<strong>in</strong>geführt. Diese Erweiterung der E<strong>in</strong>teilung<br />

ersche<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>nvoll, weil dadurch e<strong>in</strong>e Differenzierung zwischen Arten mit ähnlichem<br />

Lebensstrategie<strong>in</strong>dex möglich wird. Es liegt die Vermutung nahe, dass e<strong>in</strong> hoher<br />

Baum mehr <strong>in</strong> Verteidigungsstoffe <strong>in</strong>vestieren wird, damit sich die aufgebaute<br />

Biomasse etwa durch längere Lebensdauer rentiert. Apeiba tibourbou hebt sich<br />

dadurch von Acalypha diversifolia, Tetrathylacium macrophyllum <strong>und</strong> Guatteria<br />

chiriquiensis ab (siehe folgende Abbildung).


- 30 -<br />

Auswahl <strong>und</strong> Beschreibung der Arten<br />

Abbildung 7: E<strong>in</strong>teilung der Arten nach Lebensstrategie<strong>in</strong>dex <strong>und</strong> Baumhöhe; x-Achse:<br />

Lebensstrategie<strong>in</strong>dex (0 bis 100), y-Achse: Baumhöhe [m]; ACA Acalypha diversifolia, APE Apeiba<br />

tibourbou, CEC Cecropia obtusifolia, GUA Guatteria chiriquiensis, LUE Luehea seemannii, MYR<br />

Myriocarpa longipes, SLO Sloanea medusula, TET Tetrathylacium macrophyllum, VIR Virola<br />

koschnyi; grüne Ellipse: „K- Strategen“, orange Ellipse: „r- Strategen“;<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Darstellung ergeben sich zwei Gruppen:<br />

� „r- Strategen“: Pionierarten bzw. Arten, die aufgr<strong>und</strong> ihrer Merkmale eher zu<br />

den Pionierarten gestellt werden können, mit ger<strong>in</strong>geren Baumhöhen<br />

� „K- Strategen“: Klimaxarten bzw. Arten mit Merkmalen, die dieser Strategie<br />

zugeordnet werden können, mit größeren Baumhöhen.<br />

Die „r-Strategen“ Acalypha diversifolia, Cecropia obtusifolia, Guatteria chiriquiensis,<br />

Myriocarpa longipes <strong>und</strong> Tetrathylacium macrophyllum s<strong>in</strong>d Gegenstand dieser<br />

Arbeit. Die „K-Strategen“ Apeiba tibourbou, Luehea seemannii, Sloanea medusula<br />

<strong>und</strong> Virola koschnyi werden <strong>in</strong> GUSENLEITNER (2005) näher behandelt.


5.2. Beschreibung der Arten<br />

- 31 -<br />

Auswahl <strong>und</strong> Beschreibung der Arten<br />

Die Beschreibungen zu den Arten stammen aus WEBER et al. (2001) bzw. aus<br />

persönlichen Mitteilungen von WEISSENHOFER.<br />

5.2.1. Die „r-Strategen“<br />

Acalypha diversifolia (Euphorbiaceae)<br />

Acalypha diversifolia ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>häusiger, w<strong>in</strong>dbestäubter Strauch oder kle<strong>in</strong>er Baum<br />

mit e<strong>in</strong>er Höhe von fünf bis 15 m. A. diversifolia ist im tropischen Amerika weit<br />

verbreitet. Diese Art ist häufig <strong>in</strong> immergrünen <strong>und</strong> laubwerfenden Wäldern im<br />

Tiefland Zentralamerikas vom Süden Mexikos bis Peru, Bolivien <strong>und</strong> Brasilien<br />

anzutreffen. A. diversifolia ist e<strong>in</strong> relativ schnellwüchsiger Unterwuchsbaum.<br />

Charakteristik:<br />

Die Blätter s<strong>in</strong>d eiförmig elliptisch oder eiförmig lanzettlich, sechs bis 20 cm lang <strong>und</strong><br />

zwei bis acht cm breit. Die Blattbasis ist stumpf, der Blattrand gezähnt. Die Blätter<br />

s<strong>in</strong>d an der Oberseite fe<strong>in</strong> behaart, an der Unterseite f<strong>in</strong>det man Behaarung entlang<br />

der Blattnerven. Auf e<strong>in</strong>er axillären zweigeschlechtlichen Infloreszenz, die zwei bis<br />

zehn cm lang ist, f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>ige weibliche Blüten an der Basis, die männlichen<br />

darüber. Die männlichen Blüten s<strong>in</strong>d w<strong>in</strong>zig mit e<strong>in</strong>em becherförmigen Kelch; die<br />

Petalen fehlen. Meist s<strong>in</strong>d acht Stamen vorhanden, die Zahl kann aber zwischen vier<br />

<strong>und</strong> 16 variieren. Die weiblichen Blüten s<strong>in</strong>d ebenfalls w<strong>in</strong>zig <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>em drei bis<br />

vier mm langen blattartigen Hochblatt umgeben. Auch hier fehlen die Petalen. Der<br />

Fruchtknoten ist zwei- bis dreikarpellig. Die Früchte s<strong>in</strong>d schmale dreiteilige Kapseln<br />

mit 2,5 mm Durchmesser.<br />

Cecropia obtusifolia (Cecropiaceae)<br />

Cecropia obtusifolia ist e<strong>in</strong> kurzlebiger bis zu 15 m hoher Pioneerbaum, der meist<br />

auffällige Stelzwurzeln ausbildet. Cecropia obtusifolia ist e<strong>in</strong> häufiger Baum <strong>in</strong><br />

feuchten offenen Stellen sowie <strong>in</strong> Sek<strong>und</strong>ärwäldern von Südmexiko bis Ecuador. C.<br />

obtusifolia wächst rasch (zwei bis drei m pro Jahr) an lichtdurchfluteten Stellen <strong>und</strong><br />

kommt an frühen Sukzessionsstandorten oft dom<strong>in</strong>ant vor.


- 32 -<br />

Auswahl <strong>und</strong> Beschreibung der Arten<br />

Charakteristik:<br />

Die Blätter s<strong>in</strong>d tief e<strong>in</strong>geschnitten, sodass das Blatt <strong>in</strong> neun bis 13 Segmente zerteilt<br />

ist. Die fünf bis zwölf cm langen Nebenblätter s<strong>in</strong>d stängelumfassend. Die männliche<br />

Infloreszenz trägt zwölf bis 18 Ähren, die fünf bis zwöfl cm lang s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> entweder<br />

direkt an der Infloreszenzachse aufsitzen oder e<strong>in</strong>en fünf mm langen Stängel<br />

besitzen. Die weibliche Infloreszenz besitzt normalerweise vier Ähren, die 18 – 50 cm<br />

lang s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> an der Infloreszenzachse aufsitzen oder kurz gestielt s<strong>in</strong>d. Der<br />

Blütenstiel wächst bei der Fruchtbildung. Die Früchte s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>e zwei mm lange <strong>und</strong><br />

1,2 mm breite abgeflachte Achänen. C. obtusifolia ist eng vergesellschaftet mit<br />

aggressiven Ameisen der Gattung Azteca. Die Ameisen leben im hohlen Stamm des<br />

Baumes, der durch Querwände an den Nodien unterteilt ist. Durch die Ameisen ist<br />

das Wachstum von Epiphyten auf der Pflanze verm<strong>in</strong>dert. In Costa Rica wird C.<br />

obtusifolia auch „guarumo“ genannt (HOLDRIGE et al., 1997).<br />

Guatteria chiriquiensis (Annonaceae)<br />

Guatteria chiriquiensis ist e<strong>in</strong> schnellwüchsiger mittelhoher Baum, der bis zu 15 m<br />

hoch werden kann <strong>und</strong> somit als Unterwuchsbaum bzw. Baum der mittleren<br />

Kronenschicht vorkommt. G. chiriquiensis f<strong>in</strong>det man vor allem an Waldrändern oder<br />

entlang von Flüssen.<br />

Charakteristik:<br />

Die Blätter können unbehaart oder auch leicht behaart se<strong>in</strong>. Die kurz gestielten,<br />

länglichen Blätter haben e<strong>in</strong>en ganzrandigen bewimperten Blattrand. Die e<strong>in</strong>zeln<br />

stehenden Blütenstände s<strong>in</strong>d axillär angeordnet. Die Petalen s<strong>in</strong>d dick, golden<br />

behaart an der Außenseite <strong>und</strong> bereift an der Innenseite. Die E<strong>in</strong>zelfrüchte s<strong>in</strong>d<br />

schwarz, zahlreich, elliptisch bis eiförmig, neun bis zehn mm lang <strong>und</strong> vier bis fünf<br />

mm breit <strong>und</strong> sitzen auf e<strong>in</strong>em sechs bis sieben mm langen Fruchtstiel. Die Früchte<br />

werden durch Vögel verbreitet.<br />

Myriocarpa longipes (Urticaceae)<br />

Myriocarpa longipes f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> immergrünen Wäldern Zentralamerikas von<br />

Mexiko bis Panama als schnellwüchsigen Unterwuchsbaum wie auch an<br />

sonnenexponierteren Stellen.


- 33 -<br />

Auswahl <strong>und</strong> Beschreibung der Arten<br />

Charakteristik:<br />

Myriocarpa longipes ist e<strong>in</strong> Strauch bzw. kle<strong>in</strong>er Baum. Die Zweige s<strong>in</strong>d kaum bis<br />

dicht behaart. Die Blätter s<strong>in</strong>d oval bis breit elliptisch. Die Größe der Blätter ist<br />

variabel. Der Blattrand ist gezähnt, die Stipel s<strong>in</strong>d verwachsen. Die männliche<br />

Infloreszenz ist weißlich <strong>und</strong> bildet e<strong>in</strong>e 12 cm lange hängende Ähre. Die weibliche<br />

Infloreszenz ist e<strong>in</strong>e 20 bis 60 cm lange hängende w<strong>in</strong>dbestäubte Ähre. Die Blüten<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>- oder zweigeschlechtlich. Die Früchte s<strong>in</strong>d ungefähr 1,5 mm lang <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />

mm dick, unbehaart oder leicht behaart.<br />

Tetrathylacium macrophyllum (Flacourtiaceae)<br />

Tetrathylacium macrophyllum f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> primären wie auch <strong>in</strong> sek<strong>und</strong>ären<br />

Tieflandregenwäldern von Costa Rica bis Peru <strong>und</strong> Brasilien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Seehöhe von 0<br />

bis 1500 m. T. macrophyllum ist e<strong>in</strong> schnellwüchsiger Unterwuchsbaum, der aber<br />

auch an Waldrändern vorkommt. Weiters f<strong>in</strong>det man ihn an steilen Hängen <strong>in</strong> der<br />

Nähe von Bächen <strong>und</strong> Flüssen <strong>in</strong> Primärwäldern. Die mittlere Baumhöhe ist acht m,<br />

jedoch f<strong>in</strong>det man auch Exemplare, die bis zu 15 m hoch s<strong>in</strong>d. Die Samen von T.<br />

macrophyllum können sowohl <strong>in</strong> Licht als auch im Schatten keimen. T. macrophyllum<br />

ist oft mit Ameisen vergesellschaftet.<br />

Charakteristik:<br />

Die Blätter s<strong>in</strong>d länglich, ganzrandig oder gezähnt mit früh abfallenden Stipeln. Die<br />

hängende Infloreszenz ist gewöhnlich axillär <strong>und</strong> bildet viele ährenähnliche<br />

sek<strong>und</strong>äre Verzweigungen. Die rötlich-violetten oder kastanienbraunen kle<strong>in</strong>en<br />

Blüten stehen axillär. Petalen fehlen, vier Stamen s<strong>in</strong>d vorhanden. Die rotvioletten<br />

Früchte mit e<strong>in</strong>em Durchmesser bis zu 2,5 cm bilden e<strong>in</strong>e ledrige Beere.<br />

5.2.2. Die „K-Strategen“<br />

Apeiba tibourbou (Tiliaceae)<br />

Apeiba tibourbou f<strong>in</strong>det man im Dickicht trockener Wälder im Übergang zu Savannen<br />

sowie entlang von Straßen durch das tropische Zentral- <strong>und</strong> Südamerika. A.<br />

tibourbou ist e<strong>in</strong> langlebiger Pionierbaum, der leichtes (weiches) Holz produziert,<br />

jedoch hohe <strong>und</strong> dicke Stämme ausbildet.


- 34 -<br />

Auswahl <strong>und</strong> Beschreibung der Arten<br />

Luehea seemannii (Tiliaceae)<br />

Luehea seemannii f<strong>in</strong>det man häufig <strong>in</strong> feuchten Tieflandregenwäldern entlang von<br />

Flüssen vom tropischen Zentralamerika bis nach Kolumbien. L. seemannii ist e<strong>in</strong> 15<br />

bis 30 m hoher Baum, der häufig Brettwurzeln zur Verankerung ausbildet.<br />

Sloanea medusula (Elaeocarpaceae)<br />

Sloanea medusula ist e<strong>in</strong> bis zu 40 m hoher Baum, der <strong>in</strong> die obere Kronenschicht<br />

reicht <strong>und</strong> langlebige Blätter <strong>und</strong> hartes Holz ausbildet. Diese Art f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong><br />

primären Regenwäldern von Guatemala bis Kolumbien.<br />

Virola koschnyi (Myristicaceae)<br />

Virola koschnyi ist e<strong>in</strong> Übersteher (Höhe bis zu 40 m) mit deutlich ausgebildeten<br />

Brettwurzeln. Diese Art f<strong>in</strong>det man häufig <strong>in</strong> tropisch feuchten bis nassen<br />

Tieflandregenwäldern von Mexiko bis Kolumbien.<br />

5.3. Hypothetisches Profil am Quebrada Negra<br />

CEC<br />

TET<br />

gut<br />

dra<strong>in</strong>ierter<br />

Hang<br />

VIR<br />

APE<br />

feuchte<br />

Senke<br />

APE<br />

SLO<br />

TET<br />

erhöhtes<br />

Ufer<br />

ACA<br />

TET<br />

MYR<br />

LUE<br />

erhöhtes<br />

Ufer<br />

GUA<br />

CEC<br />

CEC<br />

SLO<br />

feuchte<br />

Senke<br />

VIR<br />

GUA<br />

CEC<br />

gut<br />

dra<strong>in</strong>ierter<br />

Hang<br />

Abbildung 8: hypothetisches Profil der untersuchten Arten <strong>in</strong> der Ufervegetation am Quebrada Negra,<br />

La Gamba differenziert nach drei unterschiedlichen Standorten; ACA Acalypha diversifolia, APE<br />

Apeiba tibourbou, CEC Cecropia obtusifolia, GUA Guatteria chiriquiensis, LUE Luehea seemannii,<br />

MYR Myriocarpa longipes, SLO Sloanea medusula, TET Tetrathylacium macrophyllum, VIR Virola<br />

koschnyi; dargestellte Baumhöhen entsprechen den Angaben aus den Artbeschreibungen; Quelle:<br />

mündliche Mitteilung WEISSENHOFER;<br />

Dieses hypothetische Profil ist e<strong>in</strong> Versuch die Standortansprüche der<br />

Untersuchungsarten entlang des Ökosystems Fließgewässer zu charakterisieren.


- 35 -<br />

Auswahl <strong>und</strong> Beschreibung der Arten<br />

Arten mit ger<strong>in</strong>gen Standortansprüchen werden <strong>in</strong> der Abbildung häufiger <strong>und</strong> an<br />

mehreren Standorten dargestellt, was jedoch ke<strong>in</strong>e Rückschlüsse auf die<br />

tatsächliche Häufigkeit der Arten entlang des Quebrada Negra zulässt.<br />

Acalypha diversifolia kommt fast ausschließlich entlang von Bachläufen vor <strong>und</strong> ist<br />

somit e<strong>in</strong> typischer Vertreter der Ufervegetation. Direkt an Bachläufen oder<br />

Quellaustritten kommt Myriocarpa longipes vor. Apeiba tibourbou <strong>und</strong> Luehea<br />

seemannii f<strong>in</strong>det man an sehr feuchten Standorten im Schluchtwald bzw. am<br />

Bachrand. Sie s<strong>in</strong>d bezüglich Staunässe nicht empf<strong>in</strong>dlich. Sloanea medusula kommt<br />

typischerweise im Schluchtwald vor, jedoch gibt es auch Individuen, die direkt am<br />

Quebrada Negra wachsen. Im Gegensatz zu den vorher genannten Arten ist S.<br />

medusula nicht so streng an das Fließgewässer geb<strong>und</strong>en. Cecropia obtusifolia,<br />

Guatteria chiriquiensis, Tetrathylacium macrophyllum <strong>und</strong> Virola koschnyi s<strong>in</strong>d<br />

bezüglich ihrer Standortwahl <strong>in</strong> diesem Gebiet als Generalisten zu betrachten.<br />

Diese Charakterisierung bezieht sich auf das Gebiet La Gamba entlang des<br />

Quebrada Negra. Es ist nicht auszuschließen, dass die oben genannten Arten <strong>in</strong><br />

anderen, vielleicht niederschlagsärmeren Gebieten, e<strong>in</strong>e andere E<strong>in</strong>nischung zeigen.


6. Material <strong>und</strong> Methoden<br />

6.1. Materialsammlung<br />

- 36 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Blätter der neun Arten wurden im Februar 2005 entlang des Quebrada Negra<br />

zwischen Biologischer Station <strong>und</strong> Esqu<strong>in</strong>as Ra<strong>in</strong>forest Lodge <strong>in</strong> La Gamba, Costa<br />

Rica, gesammelt. Die Besammlung erfolgte mit e<strong>in</strong>er 15 m langen Sammelstange.<br />

Von jeder Art wurden fünf Proben genommen. Die geernteten Blätter waren<br />

möglichst alt, d.h. dem Laubabfall nahe. Virola koschnyi trug <strong>in</strong> dieser Zeit ke<strong>in</strong>e<br />

alten Blätter, da der Baum nach vollkommenem Laubfall frisch ausgetrieben hatte.<br />

E<strong>in</strong> Teil des Blattmaterials wurde frisch für Tann<strong>in</strong>bestimmungen nach der Fol<strong>in</strong><br />

Denis Methode verarbeitet. Parallel dazu wurde das Trockengewicht bestimmt. Für<br />

den Nachweis der kondensierten Tann<strong>in</strong>e wurde Blattmaterial <strong>in</strong> der Mikrowelle<br />

viermal für 30 Sek<strong>und</strong>en bei höchster Leistungsstufe erhitzt, wodurch die im Blatt<br />

enthaltenen Enzyme denaturiert werden. Anschließend wurde das Material im<br />

Trockenschrank bei 70°C getrocknet. Das getrocknete Material wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

herkömmlichen Kaffeemühle zu fe<strong>in</strong>em Pulver vermahlen <strong>und</strong> <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Reaktionsgefäßen aufbewahrt. Für anatomische <strong>Untersuchungen</strong> wurde<br />

Blattmaterial <strong>in</strong> 30% vergälltem Alkohol konserviert.<br />

6.2. Tann<strong>in</strong>e<br />

In der Literatur s<strong>in</strong>d zahlreiche Methoden zur Bestimmung von Tann<strong>in</strong>en<br />

beschrieben. Für die vorliegende Untersuchung wurde zur Quantifizierung des<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalts die e<strong>in</strong>fach durchzuführende <strong>und</strong> häufig verwendete Fol<strong>in</strong><br />

Denis Methode (SWAIN <strong>und</strong> HILLIS, 1959; HAGERMAN, 1988) an frischem Blattmaterial<br />

im Labor der Biologischen Station La Gamba, Costa Rica, sowie an Trockenmaterial<br />

im Labor des Departments für <strong>Chemische</strong> Ökologie <strong>und</strong> Ökosystemforschung der<br />

Universität Wien durchgeführt. Die kondensierten Tann<strong>in</strong>e wurden mit der Butanol<br />

HCl Methode (PORTER, 1986; HAGERMAN 1988) an Trockenmaterial gemessen.


6.2.1. Extraktion<br />

- 37 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Die Extrahierbarkeit von Tann<strong>in</strong>en hängt von der Pflanzenart, von der Art des<br />

Gewebes sowie von der Art der Behandlung des Materials ab. Aus frischem<br />

Blattmaterial erfolgt e<strong>in</strong>e bessere Extraktion als aus getrocknetem Material.<br />

(HAGERMAN, 1988)<br />

Laut HAGERMAN (1988) ist das effektivste Extraktionsmittel für die Bestimmung von<br />

monomeren <strong>und</strong> kondensierten Tann<strong>in</strong>en nach der Fol<strong>in</strong> Denis bzw. der Butanol HCl<br />

Methode e<strong>in</strong> Gemisch aus 70% Aceton <strong>und</strong> 30% Wasser.<br />

Es wurden folgende Extrakte hergestellt:<br />

� Frischmaterial: ca. 150 mg mit der Rasierkl<strong>in</strong>ge fe<strong>in</strong> geschnittenes möglichst<br />

homogenes Blattmaterial wurden <strong>in</strong> verschraubbare 2 ml Reaktionsgefäße<br />

e<strong>in</strong>gewogen <strong>und</strong> mit 1500 µl 70% Aceton für ca. 24 St<strong>und</strong>en bei<br />

Raumtemperatur extrahiert. Parallel dazu wurde ca. 1 g des Pflanzenmaterials<br />

<strong>in</strong> Papiersäckchen gefüllt <strong>und</strong> bei 70°C <strong>in</strong> den Trockenschrank zur<br />

Trockengewichtsbestimmung gelegt.<br />

� Trockenmaterial: Zur Extraktherstellung wurden ca. 30 mg des getrockneten<br />

<strong>und</strong> gemahlenen Pflanzenmaterials <strong>in</strong> verschraubbare 2 ml Reaktionsgefäße<br />

gefüllt <strong>und</strong> mit 1500 µl 70% Aceton für 24 St<strong>und</strong>en bei Raumtemperatur<br />

extrahiert.<br />

Während der Extraktion wurden alle Proben regelmäßig geschüttelt. Nach der<br />

Extraktion wurden die Proben abzentrifugiert, der Überstand abgegossen <strong>und</strong> bis zur<br />

Weiterverarbeitung bei -18°C gelagert.<br />

6.2.2. Fol<strong>in</strong> Denis Methode<br />

Für <strong>Untersuchungen</strong> bezüglich Herbivorie <strong>und</strong> Verteidigungsstoffe <strong>in</strong> Pflanzen gilt die<br />

Fol<strong>in</strong> Denis Methode, die von SWAIN <strong>und</strong> HILLIS (1959) erstmals beschrieben <strong>und</strong> von<br />

vielen Autoren abgewandelt <strong>und</strong> verändert wurde, als e<strong>in</strong>e der Standardmethoden<br />

(MARTIN <strong>und</strong> MARTIN, 1982; COLEY <strong>und</strong> BARONE, 1996; HÄTTENSCHWILER et al., 2003).<br />

Diese Methode ist „unspezifisch“ <strong>und</strong> misst sowohl hydrolysierbare wie auch<br />

kondensierte Tann<strong>in</strong>e <strong>und</strong> gibt somit den Gesamttann<strong>in</strong>gehalt wieder. Deshalb


- 38 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

erfasst sie auch phenolische Gruppen außerhalb der Tann<strong>in</strong>e <strong>und</strong> andere oxidierbare<br />

Pflanzen<strong>in</strong>haltstoffe wie Ascorb<strong>in</strong>säure (HAGERMAN, 1988).<br />

Für die Reaktionen wurden 2 ml Reaktionsgefäße mit Schraubkappe verwendet. Da<br />

der Gesamttann<strong>in</strong>gehalt im zu untersuchenden Material unbekannt ist, wurden im<br />

ersten Durchlauf 100 µl Probe <strong>in</strong> den Konzentrationen 100%, 50% <strong>und</strong> 20%<br />

(Verdünnung mit 70% Aceton) e<strong>in</strong>gesetzt. Lagen die erhaltenen Messwerte<br />

außerhalb des kalibrierten Messbereichs, so wurden weitere Messungen mit den<br />

Konzentrationen 5% <strong>und</strong> 2% an Pflanzenextrakt durchgeführt. Zur vorgelegten Probe<br />

wurden 1000 µl Milli Q (deionisiertes Wasser) <strong>und</strong> 100 µl Fol<strong>in</strong> Denis Reagens<br />

zugesetzt. Die Reaktionsgefäße wurden geschüttelt <strong>und</strong> für drei M<strong>in</strong>uten zur<br />

Reaktion stehen gelassen. Dann wurden 200 µl gesättigte Natriumcarbonatlösung<br />

(15 g Na2CO3 <strong>in</strong> 100 ml Milli Q) h<strong>in</strong>zugefügt. Die Ansätze wurden mit 600 µl 70%<br />

Aceton auf 2 ml aufgefüllt <strong>und</strong> wieder geschüttelt. Nach e<strong>in</strong>er St<strong>und</strong>e Reaktionszeit<br />

wurde die Absorption bei 620 nm vermessen.<br />

Die Methode wird mit handelsüblicher Tann<strong>in</strong>säure standardisiert. Dazu wurde e<strong>in</strong>e<br />

Tann<strong>in</strong>säurelösung (25 mg Tann<strong>in</strong>säure <strong>in</strong> 100 ml 70% Aceton) <strong>in</strong> 8 Verdünnungen<br />

(100, 50, 25, 12.5, 6.25, 3.125, 1.5625, 0.78125 µl Tann<strong>in</strong>säurelösung mit 70%<br />

Aceton auf 100 µl Gesamtvolumen aufgefüllt) dem Rezept der Proben entsprechend<br />

angesetzt <strong>und</strong> auch bei 620 nm gemessen. Zum Abgleich des Photometers wurde<br />

e<strong>in</strong>e Leerprobe mit 100 µl 70% Aceton anstatt der Probe hergestellt. Die Messwerte<br />

wurden über die Standardisierungskurve <strong>in</strong> Tann<strong>in</strong>säureäquivalente relativ <strong>zum</strong><br />

Trockengewicht (TTM) umgerechnet.<br />

6.2.3. Butanol HCl Methode<br />

Zur Bestimmung der kondensierten Tann<strong>in</strong>e wird neben der Vanill<strong>in</strong> HCl Methode die<br />

Butanol HCl Methode <strong>in</strong> ökologischen Studien häufig verwendet (COLEY <strong>und</strong> BARONE,<br />

1996; HÄTTENSCHWILER et al., 2003). Die erstmals von PORTER et al. (1986)<br />

beschriebene Methode ist relativ e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> der Durchführung <strong>und</strong> spezifisch für<br />

quantitative Analysen von kondensierten Tann<strong>in</strong>en.<br />

Die Reaktion wird mit saurem Butanol (950 ml n-Butanol mit 50 ml konz. HCl)<br />

durchgeführt. Dazu wurden <strong>in</strong> 2 ml Reaktionsgefäße mit Schraubkappen je 1500 µl


- 39 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Butanol HCl vorgelegt. Die e<strong>in</strong>gesetzte Menge an Pflanzenextrakt variierte zwischen<br />

250µl <strong>und</strong> 25 µl je nach Tann<strong>in</strong>gehalt des verwendeten Materials. Der verbleibende<br />

Rest auf 250 µl Probe wurde mit 70% Aceton ergänzt. Anschließend wurden 50 µl<br />

Eisenreagens (0,5 g FeNH4(SO4)2 x 12 H2O <strong>in</strong> 25 ml 2 N HCl) zugegeben. Die<br />

Reaktion erfolgte für 50 M<strong>in</strong>uten im kochenden Wasserbad, wobei die Schraubdeckel<br />

der Reaktionsgefäße locker aufgesetzt wurden. Die abgekühlten Proben wurden <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>weg-Küvetten umgefüllt <strong>und</strong> die Absorption bei 550 nm gemessen.<br />

Die Standardisierung dieser Methode erfolgt mit Cyanid<strong>in</strong>chlorid. 1 mg<br />

Cyanid<strong>in</strong>chlorid wurde <strong>in</strong> 1 ml 70% Aceton aufgenommen. Die Reaktionen wurden<br />

mit 125, 60, 30, 15 <strong>und</strong> 5 µl Cyanid<strong>in</strong>chlorid <strong>und</strong> mit 70% Aceton als Ergänzung auf<br />

250 µl angesetzt.<br />

Zur Kalibrierung des Photometers wurde e<strong>in</strong>e Leerprobe mit 250 µl 70% Aceton<br />

anstatt der Probe hergestellt. Die Messwerte wurden über die<br />

Standardisierungskurve <strong>in</strong> Cyanid<strong>in</strong>chloridäquivalente relativ <strong>zum</strong> Trockengewicht<br />

(CTM) umgerechnet.<br />

6.3. Stickstoff- <strong>und</strong> Kohlenstoffhaushalt <strong>in</strong> Blättern<br />

Für das <strong>in</strong> Costa Rica gesammelte Blattmaterial, sowie für das Material aus den<br />

Abbauversuchen wurden der Kohlenstoff- <strong>und</strong> Stickstoffgehalt sowie die zugehörigen<br />

Isotopenverhältnisse bestimmt. Dazu wurden 1,5 bis 2 mg getrocknetes <strong>und</strong><br />

gemahlenes Pflanzenmaterial <strong>in</strong> Z<strong>in</strong>nschiffchen e<strong>in</strong>gewogen. Diese wurden im<br />

Elementaranalysator bei r<strong>und</strong> 1200°C verbrannt <strong>und</strong> aus den entstehenden Gasen<br />

die Kohlenstoff- <strong>und</strong> Stickstoffanteile des Materials mittels Isotopenverhältnis -<br />

Massenspektrometrie bestimmt. Die Standardisierung erfolgte über<br />

Prol<strong>in</strong>saccharosestandards.


6.4. Anatomie<br />

6.4.1. Anfertigung von Dauerpräparaten<br />

Fixierung <strong>und</strong> Konservierung des Materials<br />

- 40 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

BRAUNE et al. (1999) empfehlen zur Konservierung von Pflanzenmaterial unter<br />

anderem 70-80% Ethanol. Dadurch ist das pflanzliche Gewebe fast unbegrenzt<br />

haltbar, färbt sich jedoch mitunter durch Phlobaphene braun. Für anatomische<br />

<strong>Untersuchungen</strong> ist diese Art der Konservierung der Bearbeitung von Frischmaterial<br />

vorzuziehen, da dadurch e<strong>in</strong>e bessere Schneid- bzw. Färbbarkeit gegeben ist <strong>und</strong><br />

die Interzellularen luftfrei s<strong>in</strong>d. Weiters tötet Ethanol den Protoplasten <strong>und</strong> löst das<br />

Chlorophyll aus den Zellen.<br />

Das <strong>in</strong> Costa Rica für anatomische <strong>Untersuchungen</strong> gesammelte Blattmaterial wurde<br />

<strong>in</strong> 30% vergälltem Alkohol e<strong>in</strong>gelegt, um e<strong>in</strong>e zu starke Härtung des Materials zu<br />

verh<strong>in</strong>dern.<br />

Schnittpräparation<br />

Für anatomische <strong>Untersuchungen</strong> wurden fünf<br />

Regionen (Blattmitte, Blattstiel, Spreitengr<strong>und</strong>,<br />

Blattspitze <strong>und</strong> Blattrand) des Blattes<br />

ausgewählt. Durch diese Regionen soll der<br />

anatomische Aufbau des gesamten Blattes<br />

charakterisiert werden.<br />

An den ausgewählten Stellen wurde mit e<strong>in</strong>er<br />

Rasierkl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong> ca. 1x1 cm großes Stück<br />

herausgeschnitten <strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Glycer<strong>in</strong>-Wasser Gemisch (2:1) e<strong>in</strong>gelegt. Durch<br />

das E<strong>in</strong>legen <strong>in</strong> Glycer<strong>in</strong> wird das Blattmaterial<br />

Abbildung 9: Ausgewählte<br />

geschmeidiger <strong>und</strong> lässt sich besser bearbeiten.<br />

Schnittregionen im Blatt; Quelle: eigene Die Blattstückchen wurden <strong>in</strong> Polystyrol<br />

Darstellung;<br />

e<strong>in</strong>gebettet. Mit e<strong>in</strong>em Reichert`schen<br />

Schlittenmikrotom (OM – E) wurden Dünnschnitte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dicke von 50 – 90 µm<br />

angefertigt. Je dünner der Schnitt, umso besser lässt sich das Material im Mikroskop


- 41 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

untersuchen. Aufgr<strong>und</strong> der Beschaffenheit des Materials ist aber oft e<strong>in</strong>e Schnittdicke<br />

unter 90 µm nicht möglich. Zum Schneiden wurde e<strong>in</strong> Mikrotommesser des Typ C<br />

verwendet. Die Schnittebene wurde senkrecht <strong>zum</strong> Mittelnerv des Blattes gewählt.<br />

Die Schnitte wurden für weiterführende Bearbeitungen <strong>in</strong> 30% Alkohol aufbewahrt.<br />

Bleichung<br />

� Bleichmittel: Natriumhypochloritlauge


- 42 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

� Phlorogluc<strong>in</strong>: Phlorogluc<strong>in</strong>lösung, CHROMA, 2C-300;<br />

� Pearse Reagens: Sudan III: CHROMA, 1A-254; Sudan IV: CHROMA, 1A-262<br />

Das Pearse Reagens wurde aus 0,5 g Sudan III <strong>und</strong> 0,5 g Sudan IV <strong>in</strong> 125 ml Aceton<br />

<strong>und</strong> 125 ml 70% Alkohol hergestellt. Vor Verwendung wurde die Lösung filtriert.<br />

(persönliche Mitteilung DRAXLER)<br />

� Terp<strong>in</strong>eol: Terp<strong>in</strong>eol wasserfrei; Firma Fluka, 86480;<br />

� Xylol-Ersatz: Neo-Clear®, Xylol-Ersatz; Firma Merck<br />

� Mal<strong>in</strong>ol: Mal<strong>in</strong>ol, Canadabalsam, künstlich; CHROMA, 3C 242<br />

� Differenzierlösung: Gemisch aus 75 ml konz. Alkohol, 21 ml deionisiertes<br />

Wasser, 2 ml konz. HCl<br />

Färbemethoden<br />

Safran<strong>in</strong> - Astrablau Doppelfärbung<br />

Die Schnitte wurden aus dem Alkohol <strong>in</strong> deionisiertes Wasser überführt <strong>und</strong><br />

durchliefen anschließend e<strong>in</strong>e sukzedane Doppelfärbereihe. Da es sich bei dieser<br />

Methode um e<strong>in</strong>e Regressivfärbung handelt, wurde das Objekt zunächst für 3-5<br />

M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> Safran<strong>in</strong> überfärbt. Anschließend wurde der überschüssige Farbstoff so<br />

lange <strong>in</strong> der Differenzierlösung entfärbt, bis der gewünschte Färbegrad erreicht war.<br />

Daran anschließend wurden die Schnitte im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Progressivfärbung für 3-5<br />

M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> Astrablau gefärbt. Überschüssige Farbstoffe wurden <strong>in</strong> Wasser<br />

ausgewaschen <strong>und</strong> der Schnitt über e<strong>in</strong>e Alkoholreihe (30%, 60% <strong>und</strong> 90% Alkohol)<br />

entwässert. Um e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>betten <strong>in</strong> Mal<strong>in</strong>ol zu ermöglichen wurde der Schnitt für 5<br />

M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> Terp<strong>in</strong>eol <strong>und</strong> anschließend <strong>in</strong> Xylol-Ersatz e<strong>in</strong>gelegt. Aus den fertigen<br />

Schnitten wurden Dauerpräparate mit Mal<strong>in</strong>ol als E<strong>in</strong>schlussmittel angefertigt.<br />

(verändert nach Färbevorschrift Firma CHROMA, 1962)<br />

Safran<strong>in</strong> färbt alle Strukturen im Blatt rot, wird aber durch die Differenzierung aus<br />

nicht verholzten Strukturen herausgelöst. Safran<strong>in</strong> hält sich <strong>in</strong> lignifizierten<br />

Zellbestandteilen, aber auch <strong>in</strong> Zellkernen <strong>und</strong> Chloroplasten. Astrablau färbt alle<br />

nicht lignifizierten Strukturen blau. (BRAUNE et al., 1999)<br />

Auram<strong>in</strong> – Mucicarm<strong>in</strong> Doppelfärbung<br />

Identisch zur Färbung Safran<strong>in</strong> - Astrablau erfolgte die Auram<strong>in</strong> - Mucicarm<strong>in</strong><br />

Färbung. Auram<strong>in</strong> färbt alle Strukturen gelb <strong>und</strong> wird beim Differenzieren aus


- 43 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

lignifizierten Strukturen nicht herausgelöst. Mucicarm<strong>in</strong> färbt die nicht lignifizierten<br />

Bestandteile des Blattes violett (BRAUNE et al., 1999). Auram<strong>in</strong> ist außerdem e<strong>in</strong><br />

Fluoreszenzverstärker. Daher fluoresziert Lign<strong>in</strong> unter UV-Bestrahlung, woh<strong>in</strong>gegen<br />

unverholzte Teile nicht fluoreszieren (persönliche Mitteilung DRAXLER). Zur Analyse<br />

dieser Präparate wurde neben dem Lichtmikroskop e<strong>in</strong> Leitz Dialux 20 Auflicht-<br />

Fluoreszenzmikroskop verwendet. Die Präparate wurden mit Blaulicht bei e<strong>in</strong>er<br />

Wellenlänge von 450 – 490 nm angeregt <strong>und</strong> geben dabei e<strong>in</strong>e Fluoreszenzstrahlung<br />

im gelb-grün-Bereich ab.<br />

Tabelle 4: Übersicht der sukzedanen Doppelfärbereihen Safran<strong>in</strong> – Astrablau <strong>und</strong> Auram<strong>in</strong> –<br />

Mucicarm<strong>in</strong>; Quelle: verändert nach Färbevorschrift Firma CHROMA (1962);<br />

Dauer [m<strong>in</strong>] Reagens Reaktion<br />

- Deionisiertes Wasser Vorbereitung<br />

3 – 5 Safran<strong>in</strong>/Auram<strong>in</strong><br />

- Deionisiertes Wasser<br />

~ 0,5 Differenzierlösung<br />

- Deionisiertes Wasser<br />

3 -5 Astrablau/Mucicarm<strong>in</strong><br />

- Deionisiertes Wasser<br />

5 30% Alkohol<br />

5 60% Alkohol<br />

5 90% Alkohol<br />

5 Terp<strong>in</strong>eol<br />

5 Xylol<br />

Färbt lignifizierte<br />

Strukturen rot/gelb<br />

Auswaschen<br />

überschüssiger Farbstoffe<br />

Entfärbung des Schnittes<br />

bis zur gewünschten<br />

Farb<strong>in</strong>tensität<br />

Auswaschen der<br />

Differenzierlösung<br />

Färbt alle unverholzten<br />

Gewebe blau/violett<br />

Auswaschen<br />

überschüssiger Farbstoffe<br />

Entwässerung<br />

Vorbereitung für die<br />

E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> Mal<strong>in</strong>ol<br />

Mal<strong>in</strong>ol E<strong>in</strong>schluss der Schnitte<br />

7 Tage Trocknung der Präparate bei 50°C


- 44 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Gentianaviolett E<strong>in</strong>fachfärbung<br />

In das Glycer<strong>in</strong>-Gentianaviolett-Gemisch wurden die Schnitte direkt aus 30% Alkohol<br />

e<strong>in</strong>gebettet <strong>und</strong> mit Nagellack (Astor, Lycra® Flex) e<strong>in</strong>geschlossen. Gentianaviolett<br />

färbt lignifizierte Strukturen hellviolett.<br />

Phlorogluc<strong>in</strong> – Salzsäure Reaktion<br />

Diese Reaktion ist spezifisch auf Lign<strong>in</strong>. Auf den Schnitt wurden e<strong>in</strong> Tropfen<br />

Phlorogluc<strong>in</strong>lösung <strong>und</strong> nach wenigen Sek<strong>und</strong>en e<strong>in</strong> Tropfen konzentrierte Salzsäure<br />

getropft. Gleich darauf können die Schnitte zur Analyse im Lichtmikroskop <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Tropfen deionisiertes Wasser überführt werden. Lignifizierte Zellwände färben sich<br />

durch den Farbstoff rot. Diese Färbung ist allerd<strong>in</strong>gs nicht dauerhaft. (BRAUNE et al.,<br />

1999)<br />

Pearse Färbung<br />

Diese Färbemethode ist selektiv auf lipophile Substanzen. E<strong>in</strong> Dünnschnitt wurde <strong>in</strong><br />

das Reagens gelegt <strong>und</strong> sanft über e<strong>in</strong>er Flamme erwärmt. Anschließend wurde der<br />

Farbstoff <strong>in</strong> deionisiertem Wasser ausgewaschen. Durch diese Behandlung färbt sich<br />

die Cuticula orange bis rot.


6.4.2. Auswertung<br />

- 45 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Damit die Regionen der e<strong>in</strong>zelnen Arten <strong>und</strong> die Arten untere<strong>in</strong>ander verglichen<br />

werden können, wurden für jede Region verschiedene Parameter ausgewertet.<br />

E<strong>in</strong>ige dieser Parameter wurden im Anschluss an die E<strong>in</strong>zelauswertung<br />

zusammengefasst, um die „Toughness“ des Blattes zu beschreiben. „Toughness“ ist,<br />

wie bei CHOONG (1996) diskutiert, e<strong>in</strong> wesentlicher Schutzfaktor von Blättern gegen<br />

Herbivorie. Als bee<strong>in</strong>flussende Faktoren werden dabei Parameter, wie die Epidermis,<br />

dickwandige Zellen unterhalb der Epidermis, verholzte Strukturen oder die Cuticula<br />

genannt. WRIGHT <strong>und</strong> WESTOBY (2002) diskutieren im Zusammenhang mit der<br />

„Toughness“ des Blattes die Anteile an Zellwänden, Leitgeweben, Fasern <strong>und</strong><br />

Sklerenchymen.<br />

Bestimmung der „Toughness“<br />

Für die Bestimmung der „Toughness“ wurden <strong>in</strong> dieser Untersuchung folgende<br />

Parameter herangezogen:<br />

Querschnittsfläche Mittelnerv<br />

Der Durchmesser des Mittelnervs wurde mittels Okularmikrometer gemessen <strong>und</strong> der<br />

Umrechnungsfaktor mit e<strong>in</strong>em Objektmikrometer<br />

bestimmt. Aus dem horizontalen <strong>und</strong> vertikalen<br />

Durchmesser wurde die Fläche als annähernde<br />

Ellipsenfläche berechnet.<br />

Die Fläche des Mittelnervs gibt Auskunft über die<br />

Bedeutung des Mittelnervs bzw. der gesamten<br />

Abbildung 10: Durchmesser horizontal<br />

Nervatur gegenüber der Spreite. Da die Nervatur<br />

<strong>und</strong> vertikal; Luehea seemannii; bei Exposition im Wasser am längsten erhalten<br />

Mittelnerv;<br />

Astrablau;<br />

Färbung Safran<strong>in</strong>-<br />

Quelle: GUSENLEITNER bleibt, handelt es sich dabei um die<br />

(2005);<br />

widerstandsfähigsten Elemente im Blatt (vgl.<br />

CHOONG, 1996). Laut SUNDARAPANDIAN <strong>und</strong> SWAMY (1999) brauchen Blätter mit<br />

prom<strong>in</strong>enten Mittelnerven länger bis <strong>zum</strong> vollständigen Abbau.


- 46 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Höhe der Epidermiszellen<br />

Sowohl an der Ober- als auch an der Unterseite des Mittelnervs <strong>und</strong> der Spreite<br />

wurden an fünf Stellen die Epidermisdicken (Höhe der Epidermiszellen) gemessen<br />

<strong>und</strong> der Mittelwert daraus berechnet. Die Messungen erfolgten mit e<strong>in</strong>em<br />

Okularmikrometer. Der Faktor für die Umrechnung <strong>in</strong> µm wurde mittels e<strong>in</strong>es<br />

Objektmikrometers bestimmt.<br />

Laut CHOONG (1996) gehört die Epidermis zu den widerstandsfähigsten Geweben im<br />

Blatt. Je kompakter diese Schicht ist, umso belastbarer ist sie. Ist die Epidermis von<br />

großen Zellen gebildet, so liegt bei Verletzung e<strong>in</strong>er Epidermiszelle durch<br />

Mikroorganismen oder Herbivore e<strong>in</strong> großer Teil der Spreite offen. S<strong>in</strong>d die Zellen<br />

kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> dicht, so erfolgt der Angriff <strong>und</strong> die Zersetzung des Blattes langsamer.<br />

Abbildung 11: Messung der<br />

Epidermisdicke; Acalypha diversifolia,<br />

Mittelnerv, obere Epidermis mit Haar;<br />

Färbung Safran<strong>in</strong> – Astrablau; Quelle:<br />

eigene Darstellung;<br />

Cuticula<br />

Abbildung 12: Epidermisdicken an<br />

Ober- <strong>und</strong> Unterseite; Virola koschnyi;<br />

Färbung Safran<strong>in</strong> - Astrablau; Quelle:<br />

GUSENLEITNER (2005);<br />

Die Cuticula ist im Lichtmikroskop bei den<br />

gebräuchlichen Färbungen sehr schwer sichtbar.<br />

Mit dem Pearse Reagens kann die Cuticula<br />

angefärbt werden.<br />

Es wurde unterschieden, ob die Cuticula von der<br />

oberen Epidermiswand abgesetzt ist, oder ob die<br />

obere Epidermiswand wie die Cuticula cut<strong>in</strong>isiert<br />

Abbildung 13: Cuticula; Cuticula von<br />

der oberen Epidermiswand abgesetzt ist. E<strong>in</strong>e mit der oberen Epidermiswand<br />

(Pfeil!); Tetrathylacium macrophyllum;<br />

Färbung: Pearse Reagens; Quelle: verschmolzene Cuticula bietet dem Blatt besseren<br />

eigene Darstellung;<br />

Schutz, als e<strong>in</strong>e aufgelagerte Cuticula. Weiters<br />

wurde analysiert, ob Cuticularleisten vorhanden s<strong>in</strong>d.


- 47 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Verholzungsgrad Mittelnerv<br />

Der Verholzungsgrad wurde <strong>in</strong> der Region Blattmitte anhand von Digitalfotos von<br />

Safran<strong>in</strong>-Astrablau gefärbten Schnitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bildbearbeitungsprogramm<br />

bestimmt, <strong>in</strong>dem die Fläche aller verholzten Elemente (Xylem, Sklerenchym,<br />

verholztes Parenchym) <strong>in</strong> Relation zur Gesamtfläche ausgezählt wurde. Dazu wurdr<br />

e<strong>in</strong> Raster über das digitale Bild gelegt <strong>und</strong> die Gesamtfläche des Mittelnervs mit<br />

e<strong>in</strong>er Rasterweite von 0,3 E<strong>in</strong>heiten, die verholzten Strukturen bei e<strong>in</strong>er Rasterweite<br />

von 0,1 E<strong>in</strong>heiten ausgezählt.<br />

Abbildung 14: Bestimmung des Verholzungsgrades; Apeiba tibourbou Mittelnerv; Färbung Safran<strong>in</strong> -<br />

Astrablau; 1. Mittelnerv; 2. Bestimmung der Gesamtfläche; 3. Bestimmung der Fläche mit<br />

Verholzungen (gelb: Xylem <strong>und</strong> verholztes Parenchym, grün: Sklerenchym); Quelle: GUSENLEITNER<br />

(2005);<br />

Der Verholzungsgrad wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fünfteilige Skala e<strong>in</strong>geteilt, wobei 0 = 0%, 1 = 1 -<br />

10%, 2 = 11 – 20%, 3 = 21 – 30%, 4 = 31 – 40% <strong>und</strong> 5 = 41 – 50% lignifizierte<br />

Strukturen an der Gesamtfläche bedeutet. Die weiteren Regionen wurden mit der<br />

Region Blattmitte verglichen <strong>und</strong> <strong>in</strong> die fünfteilige Skala e<strong>in</strong>geordnet.<br />

Lignifizierte Strukturen s<strong>in</strong>d für Mikroorganismen <strong>und</strong> Herbivore aufgr<strong>und</strong> der Struktur<br />

des Lign<strong>in</strong>s schwierig abzubauen (TAIZ, 2000). Es ist daher anzunehmen, dass der<br />

Verholzungsgrad <strong>und</strong> die Abbaubarkeit des Blattmaterials im Wasser korrelieren.<br />

Verholzung Spreite<br />

Die Verholzung der Spreite abseits der Seitennerven (z.B. Parenchym oder<br />

Spaltöffnungen) wurde an Safran<strong>in</strong> – Astrablau <strong>und</strong> durch Phlorogluc<strong>in</strong> – Salzsäure<br />

gefärbten Schnitten im Lichtmikroskop wie auch an Auram<strong>in</strong> – Mucicarm<strong>in</strong> gefärbten<br />

Schnitten im Fluoreszenzmikroskop geprüft. Die Anwendung von drei Methoden zur<br />

Charakterisierung der Verholzung <strong>in</strong> der Spreite ist nötig, da bei Safran<strong>in</strong> – Astrablau<br />

gefärbten Schnitten manche Strukturen rot se<strong>in</strong> können, obwohl sie nicht lignifiziert<br />

s<strong>in</strong>d (z.B. Chloroplasten, Zellkerne). Der spezifische Lign<strong>in</strong>nachweis mit Phlorogluc<strong>in</strong>


- 48 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

– Salzsäure ist teilweise sehr schwach, wodurch lignifizierte Strukturen übersehen<br />

werden können. Die Auswertung der Fluoreszenz kann <strong>in</strong>different se<strong>in</strong>, wenn die<br />

Lignifizierungen aus den Seitennerven sehr hell strahlen <strong>und</strong> andere Strukturen<br />

daher überdecken.<br />

Sklerenchymanteil Mittelnerv<br />

Ebenso wie der Verholzungsgrad im Mittelnerv wurde der Sklerenchymanteil <strong>in</strong> der<br />

Region Blattmitte über Flächenprozent an der Gesamtfläche gemessen. Der<br />

Sklerenchymanteil wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e fünfteilige Skala e<strong>in</strong>geteilt, wobei 0 = 0%, 1 = 1 –<br />

5%, 2 = 6 – 10%, 3 = 11 – 15%, 4 = 16 – 20% <strong>und</strong> 5 = 21 – 25%. Die weiteren<br />

Regionen wurden <strong>in</strong> die fünfteilige Skala durch Vergleich mit der Region Blattmitte<br />

e<strong>in</strong>geteilt.<br />

Sklerifizierte Zellen besitzen dicke, lignifizierte Zellwände <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d daher für<br />

Herbivore <strong>und</strong> Mikroorganismen e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis im Abbau (TAIZ, 2000). In der<br />

Auswertung wurde auch berücksichtigt, ob das Sklerenchym e<strong>in</strong>en geschlossenen<br />

R<strong>in</strong>g um die Gefäßbündel ausbildet <strong>und</strong> somit die Abbaubarkeit des Mittelnervs<br />

herabsetzt.<br />

Kollenchymanteil Mittelnerv<br />

Der Anteil des Kollenchyms wurde analog <strong>zum</strong> Sklerenchymanteil bestimmt.<br />

Kollenchymatisch verdickte Zellen tragen zur Stabilität <strong>und</strong> Festigkeit des Gewebes<br />

bei. Mikroorganismen <strong>und</strong> Herbivore können verdickte Zellwände schlechter<br />

abbauen als unverdickte parenchymatische Zellen (vgl. TAIZ, 2000).<br />

Anzahl der Seitennerven Spreite<br />

Manche Blätter s<strong>in</strong>d von vielen, andere von sehr wenigen Seitennerven durchzogen.<br />

Um diesen Sachverhalt festzuhalten wurde die Anzahl der Seitennerven bestimmt,<br />

<strong>in</strong>dem bei 10x10-facher Vergrößerung aus e<strong>in</strong>em zufällig gewählten<br />

Spreitenausschnitt alle im Sichtfeld des Mikroskops zu sehenden Seitennerven<br />

gezählt wurden. Es wurden Seitennerven jeder Ordnung <strong>und</strong> Größe gezählt. Pro<br />

Region wurden acht Zählungen vorgenommen <strong>und</strong> der Mittelwert berechnet.<br />

Da verholzte Elemente vor allem im Bereich der Leitbündel zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, ermöglicht<br />

die Anzahl der Seitennerven e<strong>in</strong>en Rückschluss auf die „Thoughness“ des Blattes.


- 49 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Trockengewicht<br />

Im Zuge der chemischen Analysen <strong>in</strong> Costa Rica wurde das Trockengewicht des<br />

Blattmaterials bestimmt. Dieser Parameter wird mit der „Toughness“ <strong>in</strong><br />

Zusammenhang gebracht, da der Trockengewichtsanteil bzw. der Wassergehalt die<br />

Menge an vorhandenem Zellmaterial beschreiben. E<strong>in</strong> hoher Trockengewichtsanteil<br />

bedeutet, dass viel Zellmaterial vorhanden ist, das dem Blatt mehr Festigkeit gibt als<br />

e<strong>in</strong> hoher Wassergehalt.<br />

Berechnung des „Toughness“ Index<br />

Um e<strong>in</strong>e Vergleichbarkeit der e<strong>in</strong>zelnen Parameter herstellen zu können, wurden die<br />

Ergebnisse <strong>in</strong> relative Werte umgerechnet. Bei Messgrößen (Trockengewicht,<br />

Querschnittsfläche Mittelnerv, Höhe der Epidermiszellen, Anzahl der Seitennerven)<br />

<strong>und</strong> Skalen (Verholzung Mittelnerv, Sklerenchym Mittelnerv, Kollenchym Mittelnerv)<br />

wurde dem Wert der ger<strong>in</strong>gsten „Toughness“ <strong>in</strong>nerhalb des Parameters der Wert 0%<br />

<strong>und</strong> umgekehrt dem Wert der höchsten „Toughness“ der Wert 100% zugeordnet. Bei<br />

dichotomen Variablen (Cuticula, Cuticularleisten, Verholzung Spreite) wurden<br />

Ausprägungen entsprechend den Werten 0% <strong>und</strong> 100% zugeordnet.<br />

Zur Berechnung des Index wurde die Skala gedrittelt <strong>und</strong> dem Bereich 0% bis 33,3%<br />

e<strong>in</strong> Faktor von 1, dem Bereich 33,3% bis 66,6% e<strong>in</strong> Faktor 2 <strong>und</strong> dem Bereich 66,6%<br />

bis 100% e<strong>in</strong> Faktor 3 zugeordnet. Der Index für jede Art wurde aus der Summe der<br />

Produkte aus der Anzahl der im jeweiligen Bereich liegenden Parameter e<strong>in</strong>er Art mit<br />

dem zugehörigen Faktor berechnet.


Parameter zur weiteren Charakterisierung der Blätter<br />

Hypostomatische Räume<br />

- 50 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Unter den Spaltöffnungen bef<strong>in</strong>det sich der<br />

hypostomatische Raum, der dem Gasaustausch<br />

dient. Die Größe des Raumes ist sehr<br />

unterschiedlich. Da es ke<strong>in</strong>e exakte Methode zur<br />

Messung des dreidimensionalen Raumes gibt,<br />

wurde hier der hypostomatische Raum als<br />

Rechtecksfläche aus der maximalen horizontalen<br />

<strong>und</strong> maximalen vertikalen Ausdehnung bestimmt.<br />

Abbildung 15: Hypostomatischer<br />

Raum; Tetrathylacium macrophyllum; Als Referenz diente der Mittelwert aus fünf<br />

Färbung Auram<strong>in</strong> - Mucicarm<strong>in</strong>;<br />

Quelle: eigene Darstellung; Messungen, wobei für die Messungen die größten<br />

hypostomatischen Räume herangezogen werden, weil anzunehmen ist, dass es sich<br />

um e<strong>in</strong>en mittigen Schnitt handelt.<br />

Da bei toten Blättern die Spaltöffnungen offen s<strong>in</strong>d, können Mikroorganismen <strong>in</strong> das<br />

Blatt ungeh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> großer hypostomatischer Raum bietet daher e<strong>in</strong>e<br />

große Angriffsfläche für Mikroorganismen <strong>und</strong> erleichtert den Zutritt zu anderen<br />

Geweben.<br />

Dicke der Blattspreite<br />

Abbildung 16: Messung der<br />

Blattdicke; Virola koschnyi; Färbung<br />

Safran<strong>in</strong> – Astrablau; Quelle:<br />

GUSENLEITNER (2005);<br />

Die Blattdicke wurde <strong>in</strong> der Spreite an fünf<br />

unterschiedlichen Stellen mittels e<strong>in</strong>es<br />

Okularmikrometers gemessen. Der Faktor für die<br />

Umrechnung der Blattdicke <strong>in</strong> µm wurde mit e<strong>in</strong>em<br />

Objektmikrometer bestimmt.<br />

Die Dicke der Blattspreite stellt neben der Fläche<br />

des Mittelnervs <strong>und</strong> der Blattfläche e<strong>in</strong>e weitere<br />

Dimension zur Charakterisierung des Blattes dar.


6.5. Auswertung<br />

- 51 -<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Die statistische Datenanalyse wurde mit Statgraphics Plus for W<strong>in</strong>dows 5.0<br />

vorgenommen. Signifikanzunterschiede wurden mittels oneway-ANOVA <strong>und</strong> Scheffebzw.<br />

LSD- Test auf 95% Konfidenz<strong>in</strong>tervall (p


7. Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

7.1. Tann<strong>in</strong>e<br />

- 52 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Der Gehalt an Tann<strong>in</strong>en wurde mit zwei unterschiedlichen Methoden gemessen. Der<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt wurde mit der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Frisch- <strong>und</strong> am<br />

Trockenmaterial bestimmt. Der Gehalt an kondensierten Tann<strong>in</strong>en wurde mit der<br />

Butanol HCl Methode erfasst. Im Laufe der <strong>Untersuchungen</strong> zeigte sich, dass die<br />

Methoden unterschiedliche Ergebnisse liefern. E<strong>in</strong>e Gegenüberstellung der<br />

Methoden soll daher den E<strong>in</strong>zelergebnissen vorangestellt se<strong>in</strong>.<br />

7.1.1. Vergleich der Methoden<br />

Abbildung 17: Methodentest - Fol<strong>in</strong> Denis am Frisch - <strong>und</strong> Trockenmaterial; x-Achse:<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach Fol<strong>in</strong> Denis am Frischmaterial [% TTM]; y-Achse: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach<br />

Fol<strong>in</strong> Denis am Trockenmaterial [% TTM]; L<strong>in</strong>eare Regression R²=0,828;


- 53 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Der Vergleich zwischen der Gesamttann<strong>in</strong>bestimmung aus Trocken- <strong>und</strong><br />

Frischmaterial zeigt, dass fünf der neun Arten bei der Analyse des Trockenmaterials<br />

höhere Werte haben <strong>und</strong> vier niedrigere (vergleiche obige Abbildung bzw. Tabelle 5).<br />

E<strong>in</strong>e generelle Tendenz lässt sich deshalb nicht ablesen. Die „r-Strategen“ Acalypha<br />

diversifolia <strong>und</strong> Guatteria chiriquiensis haben am Trockenmaterial gemessen höhere<br />

Tann<strong>in</strong>gehalte, während Cecropia obtusifolia, Myriocarpa longipes <strong>und</strong><br />

Tetrathylacium macrophyllum niedrigere Werte aufweisen. Signifikanztests (oneway-<br />

ANOVA, Scheffe-Test, 95% Konfidenz<strong>in</strong>tervall) für die „r-Strategen“ zeigen mit<br />

Ausnahme von A. diversifolia ke<strong>in</strong>e signifikanten Unterschiede zwischen den<br />

Tann<strong>in</strong>gehalten für die e<strong>in</strong>zelnen Arten. Vergleicht man allerd<strong>in</strong>gs die Werte aller „r-<br />

Strategen“, so erweisen sich die am Trockenmaterial gemessenen Werte als<br />

signifikant höher. Bei den „K-Strategen“ ist ke<strong>in</strong> signifikanter Unterschied feststellbar.<br />

Die Abbildung stellt e<strong>in</strong>en l<strong>in</strong>earen Zusammenhang (Bestimmtheitsmaß R²=0,828)<br />

zwischen den Gesamttann<strong>in</strong>gehalten beider Analysen dar. Dabei zeigt sich, dass die<br />

Ergebnisse des Gesamttann<strong>in</strong>gehalts am Frisch- <strong>und</strong> Trockenmaterial (bed<strong>in</strong>gt)<br />

vergleichbar s<strong>in</strong>d.


- 54 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 18: Methodentest - Fol<strong>in</strong> Denis am Frischmaterial <strong>und</strong> Butanol HCl Methode am<br />

Trockenmaterial; x– Achse: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach Fol<strong>in</strong> Denis am Frischmaterial [% TTM]; y-<br />

Achse: Kondensierte Tann<strong>in</strong>e nach der Butanol HCl Methode am Trockenmaterial [% CTM]; l<strong>in</strong>eare<br />

Regression R²=0,664;<br />

Die obige Abbildung zeigt, dass der Gesamttann<strong>in</strong>gehalt am Frischmaterial <strong>und</strong> der<br />

Gehalt der kondensierten Tann<strong>in</strong>en nicht une<strong>in</strong>geschränkt korreliert s<strong>in</strong>d. Zwischen<br />

e<strong>in</strong>igen Arten besteht e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Zusammenhang, andere wiederum, wie etwa<br />

Tetrathylacium macrophyllum, weichen von diesem Zusammenhang deutlich ab.<br />

Somit ergibt sich für die l<strong>in</strong>eare Regression zwischen diesen beiden Methoden e<strong>in</strong><br />

Bestimmtheitsmaß (R²) von 0,664.


- 55 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 19: Methodentest - Fol<strong>in</strong> Denis am Trockenmaterial <strong>und</strong> Butanol HCl Methode am<br />

Trockenmaterial; x-Achse: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach Fol<strong>in</strong> Denis am Trockenmaterial [% TTM]; y-<br />

Achse: Kondensierte Tann<strong>in</strong>e nach der Butanol HCl Methode am Trockenmaterial [% CTM]; l<strong>in</strong>eare<br />

Regression R²=0,390;<br />

Wie schon beim Vergleich der Butanol HCl Methode mit der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am<br />

Frischmaterial besteht auch beim Vergleich mit der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am<br />

Trockenmaterial nur e<strong>in</strong>e schwache Korrelation. In diesem Fall beträgt das<br />

Bestimmtheitsmaß lediglich 0,390.


7.1.2. Tann<strong>in</strong>gehalt <strong>in</strong> grünen Blättern<br />

- 56 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Frischmaterial<br />

Die <strong>Untersuchungen</strong> <strong>zum</strong> Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am<br />

Frischmaterial wurden <strong>in</strong> der Biologischen Forschungsstation La Gamba (Costa<br />

Rica) durchgeführt.<br />

Abbildung 20: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt - Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Frischmaterial; x-Achse: Arten (Cec<br />

Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis,<br />

Tet Tetrathylacium macrophyllum, Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii,<br />

Slo Sloanea medusula); y-Achse: Tann<strong>in</strong>säureäquivalente [%TM]; orange Balken: „r-Strategen“, grüne<br />

Balken: „K-Strategen“; n=10 (Aca, Cec, Lue, Myr, Slo, Vir), n=15 (Ape, Gua, Tet); a-f<br />

Signifikanzklassen (oneway-ANOVA, Scheffe-Test, 95% Konfidenz<strong>in</strong>tervall, p-Wert < 0,05);<br />

Bei der Untersuchung aller neun Arten s<strong>in</strong>d mittlere Gesamttann<strong>in</strong>gehalte im Bereich<br />

von 1,9% bis 45,9% Tann<strong>in</strong>säureäquivalente an der Trockenmasse (TTM) gemessen<br />

worden.<br />

In der Literatur liegen die Angaben <strong>zum</strong> Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach Fol<strong>in</strong> Denis meist<br />

unter 15% TTM (COLEY, 1986; BALDWIN <strong>und</strong> SCHULTZ, 1988), wobei bei COLEY <strong>und</strong><br />

BARONE (1996) e<strong>in</strong> Durchschnittswert aus e<strong>in</strong>er Literaturrecherche von 6,9%


- 57 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

angegeben ist. Bei wenigen Zitaten f<strong>in</strong>det man Angaben bis 35,5% (vgl. CAMPBELL<br />

<strong>und</strong> FUCHSHUBER, 1995) oder sogar 60% (SWAIN, 1965). Derartige Unterschiede bei<br />

den Ergebnissen können etwa durch Abweichungen <strong>in</strong> der Extraktion <strong>und</strong><br />

Aufre<strong>in</strong>igung der gewonnenen Extrakte zustande kommen. In der Literatur werden<br />

dabei verschiedene Extraktionsmöglichkeiten mit unterschiedlichen<br />

Re<strong>in</strong>igungsschritten beschrieben. Weiters ist zu bedenken, dass die Fol<strong>in</strong> Denis<br />

Methode unspezifisch ist <strong>und</strong> deshalb sowohl hydrolysierbare wie auch kondensierte<br />

Tann<strong>in</strong>e, aber auch andere oxidierbare Pflanzen<strong>in</strong>haltsstoffe wie Ascorb<strong>in</strong>säure<br />

erfasst werden (HAGERMAN, 1988).<br />

Die fünf <strong>in</strong> dieser Diplomarbeit bearbeiteten Arten zeigen e<strong>in</strong>e Streuung im<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt zwischen 1,9% <strong>und</strong> 20,6%, wobei Cecropia obtusifolia mit<br />

20,6% (s=2,5%, n=10) den höchsten mittleren Gehalt aufweist. Dieser hohe Wert<br />

lässt sich dadurch erklären, dass die Blätter dieser Art <strong>zum</strong>eist ausgesprochene<br />

Sonnenblätter s<strong>in</strong>d. Für kohlenstoffbasierte Abwehrstoffe, wozu auch phenolische<br />

Verb<strong>in</strong>dungen gehören, werden Steigerungen durch die Sonnene<strong>in</strong>strahlung <strong>in</strong><br />

diversen Studien <strong>und</strong> an unterschiedlichen tropischen Pflanzenarten gezeigt<br />

(diskutiert <strong>in</strong> COLEY <strong>und</strong> Kursar 1996). Beim Vergleich von C. obtusifolia mit anderen<br />

Arten ist dieser Umstand zu berücksichtigen. C. obtusifolia, e<strong>in</strong> ausgesprochener „r-<br />

Stratege“, unterscheidet sich im Bezug auf den Gesamttann<strong>in</strong>gehalt deshalb nicht<br />

signifikant von den „K-Strategen“ Apeiba tibourbou, Luehea seemannii <strong>und</strong> Sloanea<br />

medusula.<br />

Acalypha diversifolia hat mit 10,6% (s=2,5, n=10) TTM den zweithöchsten Wert der<br />

„r-Strategen“, gefolgt von Tetrathylacium macrophyllum mit 8,4% (s=1,9, n=15).<br />

Deutlich niedriger liegen die Werte von Myriocarpa longipes mit 2,3% (s=2,4, n=10)<br />

<strong>und</strong> Guatteria chiriquiensis mit 1,9% (s=0,01, n=15) TTM. Die hohe<br />

Standardabweichung bei M. longipes ist durch die starken Unterschiede zwischen<br />

Sonnen- <strong>und</strong> Schattenblättern dieser Art begründbar. Signifikante Unterschiede<br />

zwischen den vier Arten f<strong>in</strong>det man nur zwischen G. chiriquiensis <strong>und</strong> A. diversifolia,<br />

wobei sich A. diversifolia nicht e<strong>in</strong>deutig von Luehea seemannii abhebt. C. obtusifolia<br />

setzt sich unter den „r-Strategen“ durch deutlich höhere Gesamttann<strong>in</strong>gehalte ab.


- 58 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Vergleicht man, wie <strong>in</strong> der folgenden Abbildung dargestellt, die beiden Gruppen<br />

mite<strong>in</strong>ander, so zeigen sich signifikante Unterschiede im Gesamttann<strong>in</strong>gehalt <strong>in</strong> TTM<br />

zwischen „r-Strategen“ <strong>und</strong> „K-Strategen“. Da, wie oben angeführt, die Werte von C.<br />

obtusifolia an ausgesprochenen Sonnenblättern gemessen wurden <strong>und</strong> die<br />

Extremwerte von Virola koschnyi durch die Messung junger Blätter zustande<br />

gekommen s<strong>in</strong>d, müsste man diese Werte aus dem Vergleich ausklammern. Doch<br />

auch mit Auslassung der zwei Arten bleibt der signifikante Unterschied (oneway-<br />

ANOVA, Scheffe-Test, 95% Konfidenz<strong>in</strong>tervall, p-Wert < 0,05) bestehen.<br />

Abbildung 21: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt - Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Frischmaterial; x- Achse:<br />

Lebensstrategie, y- Achse: Tann<strong>in</strong>säureäquivalente [% TM]; oneway-ANOVA, Scheffe-Test, 95%<br />

Konfidenz<strong>in</strong>tervall, p-Wert < 0,05;<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Trockenmaterial<br />

Die <strong>Untersuchungen</strong> <strong>zum</strong> Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am<br />

Trockenmaterial wurden zur Absicherung der <strong>in</strong> Costa Rica am Frischmaterial<br />

gewonnen Ergebnisse durchgeführt. Beim Vergleich der beiden Methoden ist<br />

allerd<strong>in</strong>gs zu beachten, dass durch die Trocknung des Materials die Extrahierbarkeit<br />

der Tann<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>flusst werden kann (HAGERMAN, 1988).


- 59 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Wie der Methodentest zeigt, s<strong>in</strong>d die zwei durchgeführten Varianten der Fol<strong>in</strong> Denis<br />

Methode durchaus korreliert, wobei jedoch im E<strong>in</strong>zelnen auch größere Unterschiede<br />

auftreten können.<br />

Abbildung 22: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt - Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Trockenmaterial; x-Achse: Arten (Cec<br />

Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis,<br />

Tet Tetrathylacium macrophyllum, Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii,<br />

Slo Sloanea medusula); y-Achse: Tann<strong>in</strong>säureäquivalente [%TM]; orange Balken: „r-Strategen“, grüne<br />

Balken: „K-Strategen“; n=10 (Aca, Ape, Cec, Lue, Myr, Slo, Tet, Vir), n=5 (Gua); a-d<br />

Signifikanzklassen (oneway-ANOVA, Scheffe-Test, 95% Konfidenz<strong>in</strong>tervall, p-Wert < 0,05);<br />

Ähnlich wie bei den Ergebnissen am Frischmaterial zeigt sich bei dieser Methode e<strong>in</strong><br />

breites Spektrum an Werten. Der Gesamttann<strong>in</strong>gehalt aller neun Arten liegt zwischen<br />

1,6% <strong>und</strong> 51,2% TTM. Vergleichswerte aus der Literatur zu <strong>Untersuchungen</strong> am<br />

Trockenmaterial nach dieser Methode liegen nicht vor.<br />

Im Unterschied zur Analyse am Frischmaterial weist Cecropia obtusifolia hier mit<br />

17,7% (s=3,9 n=9) nicht den höchsten Wert auf. Acalypha diversifolia hat mit 27,8%<br />

(s=9,4 n=10) am Trockenmaterial e<strong>in</strong>en dreifach höheren Gehalt an Gesamttann<strong>in</strong>en<br />

als bei der Analyse am Frischmaterial. Auch bei Guatteria chiriquiensis ist e<strong>in</strong>e


- 60 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

ähnliche Steigerung zu beobachten, obwohl der Wert mit 4,9% (s=1,9 n=5) noch<br />

immer vergleichsweise niedrig ist. Weniger deutliche Unterschiede bei den beiden<br />

Methoden zeigen sich bei Myriocarpa longipes mit 1,6% (s=1,7 n=10) <strong>und</strong><br />

Tetrathylacium macrophyllum 7,3% (s=2,1 n=10). Durch den deutlich höheren<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt am Trockenmaterial von A. diversifolia ist diese Art im<br />

Gegensatz zur vorigen Untersuchung nicht mehr signifikant von C. obtusifolia <strong>und</strong><br />

Apeiba tibourbou unterscheidbar. M. longipes, G. chiriquiensis <strong>und</strong> T. macrophyllum<br />

bilden geme<strong>in</strong>sam mit Luehea seemannii e<strong>in</strong>e Signifikanzklasse <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d auch von<br />

C. obtusifolia nicht e<strong>in</strong>deutig zu unterscheiden.<br />

Stellt man analog zur vorigen Methode die beiden Gruppen gegenüber, so ist der<br />

Unterschied zwischen „r-Strategen“ <strong>und</strong> „K-Strategen“ nach wie vor höchst<br />

signifikant.<br />

Abbildung 23: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt - Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Trockenmaterial; x- Achse:<br />

Lebensstrategie, y- Achse: Tann<strong>in</strong>säureäquivalente [% TM]; oneway-ANOVA, Scheffe-Test, 95%<br />

Konfidenz<strong>in</strong>tervall, p-Wert < 0,05;


- 61 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Kondensierte Tann<strong>in</strong>e nach der Butanol HCl Methode am Trockenmaterial<br />

Neben dem Gesamttann<strong>in</strong>gehalt wird häufig, so auch hier, e<strong>in</strong>e weitere Methode zur<br />

Messung der kondensierten Tann<strong>in</strong>e durchgeführt, da kondensierte Tann<strong>in</strong>e als<br />

E<strong>in</strong>flussfaktor für Abbauprozesse <strong>in</strong> Fließgewässern angesehen werden (CAMPBELL<br />

<strong>und</strong> FUCHSHUBER, 1995).<br />

Abbildung 24: Kondensierte Tann<strong>in</strong>e – Butanol HCl Methode am Trockenmaterial; x-Achse: Arten<br />

(Cec Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria<br />

chiriquiensis, Tet Tetrathylacium macrophyllum, Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue<br />

Luehea seemannii, Slo Sloanea medusula); y-Achse: Cyanid<strong>in</strong>äquivalente [%TM]; orange Balken: „r-<br />

Strategen“, grüne Balken: „K-Strategen“; n=5 (Aca, Ape, Gua, Lue, Myr, Tet), n=10 (Cec, Slo, Vir); a-c<br />

Signifikanzklassen (oneway-ANOVA, Scheffe-Test, 95% Konfidenz<strong>in</strong>tervall, p-Wert < 0,05);<br />

Der <strong>in</strong> der Literatur angegebene Mittelwert für kondensierte Tann<strong>in</strong>e nach der<br />

Butanol HCl Methode <strong>in</strong> reifen Blättern tropischer Wälder liegt bei 5,5% der<br />

Trockenmasse (COLEY <strong>und</strong> BARONE 1996). Werte bis 14% der Trockenmasse f<strong>in</strong>det<br />

man etwa bei HÄTTENSCHWILER et al. (2003).<br />

Die Schwankungsbreite der neun gemessenen Arten bewegt sich im Bereich<br />

zwischen 0% <strong>und</strong> 13,3% Cyanid<strong>in</strong>äquivalente an der Trockenmasse (CTM).<br />

Cecropia obtusifolia hat mit 11,3% CTM (s=2,3 n=10) unter den „r-Strategen“ den<br />

höchsten Gehalt <strong>und</strong> steht deshalb auf e<strong>in</strong>er Signifikanzebene mit Virola koschnyi


Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

(13,3% (s=2,5 n =10)). Weit darunter s<strong>in</strong>d alle anderen „r-Strategen“ mit Werten<br />

unter 2% CTM. Acalypha diversifolia mit 1,9% CTM (s=0,3 n=5), Guatteria<br />

chiriquiensis mit 0,6% CTM (s=0,3 n=5), Myriocarpa longipes mit 0,5% CTM (s=0,8<br />

n=5) <strong>und</strong> Tetrathylacium macrophyllum mit 0,1% CTM (s=0,1 n=5) bilden geme<strong>in</strong>sam<br />

mit dem „K-Strategen“ Apeiba tibourbou e<strong>in</strong>e weitere Signifikanzklasse. Sowohl bei<br />

T. macrophyllum als auch bei A. tibourbou liegen E<strong>in</strong>zelwerte unter der<br />

Nachweisbarkeitsgrenze. Dies kann e<strong>in</strong>erseits bedeuten, dass beide Arten sehr<br />

ger<strong>in</strong>ge Konzentrationen an kondensierten Tann<strong>in</strong>en be<strong>in</strong>halten oder, dass die<br />

kondensierten Tann<strong>in</strong>e durch den Trocknungsvorgang unlöslich geworden s<strong>in</strong>d<br />

(HAGERMAN, 1988). Die Analysen durch die Fol<strong>in</strong> Denis Methode zeigen jedoch<br />

sowohl am Frischmaterial wie auch am Trockenmaterial ähnliche Anteile am<br />

Trockengewicht, was bedeutet, dass der Trocknungsprozess auf die Extrahierbarkeit<br />

der hydrolysierbaren Tann<strong>in</strong>e wenig E<strong>in</strong>fluss hat.<br />

Da bei den „r-Strategen“ mit Ausnahme von C. obtusifolia alle untersuchten Arten<br />

sehr niedrige CTM Werte haben, ergibt sich zwischen den „r-Strategen“ <strong>und</strong> „K-<br />

Strategen“ wiederum e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied.<br />

Abbildung 25: Kondensierte Tann<strong>in</strong>e – Butanol HCl Methode am Trockenmaterial; x- Achse:<br />

Lebensstrategie, y- Achse: Cyanid<strong>in</strong>äquivalente [% TM]; oneway-ANOVA, Scheffe-Test, 95%<br />

Konfidenz<strong>in</strong>tervall, p-Wert < 0,05;<br />

- 62 -


Zusammenfassung<br />

- 63 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Beim Vergleich der Tann<strong>in</strong>analysen ist auf die Beschaffenheit des Materials (Frischoder<br />

Trockenmaterial) <strong>und</strong> auf die Methode zu achten. Daher s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zelne<br />

Ergebnisse nicht une<strong>in</strong>geschränkt vergleichbar. Insgesamt ergibt sich allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>deutiges Bild: „r-Strategen“ weisen gegenüber den „K-Strategen“ e<strong>in</strong>en<br />

niedrigeren Gesamttann<strong>in</strong>gehalt wie auch e<strong>in</strong>en niedrigeren Gehalt an kondensierten<br />

Tann<strong>in</strong>en auf.<br />

Tabelle 5: Ergebnisse der Tann<strong>in</strong>bestimmungen aller Arten <strong>und</strong> Methoden;<br />

Methode<br />

Art<br />

Cecropia<br />

obtusifolia<br />

(Cecropiaceae)<br />

Myriocarpa<br />

longipes<br />

(Urticaceae)<br />

Acalypha<br />

diversifolia<br />

(Euphorbiaceae)<br />

Guatteria<br />

chiriquiensis<br />

(Annonaceae)<br />

Tetrathylacium<br />

macrophyllum<br />

(Flacourtiaceae)<br />

Apeiba tibourbou<br />

(Tiliaceae)<br />

Virola koschnyi<br />

(Myristicaceae)<br />

Luehea seemannii<br />

(Tiliaceae)<br />

Sloanea medusula<br />

(Elaeocarpaceae)<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt [% TTM]<br />

Fol<strong>in</strong> Denis am<br />

Frischmaterial<br />

Fol<strong>in</strong> Denis am<br />

Trockenmaterial<br />

Kondensierte<br />

Tann<strong>in</strong>e [% CTM]<br />

Butanol HCl<br />

Methode am<br />

Trockenmaterial<br />

20,6 ± 2,5 17,7 ± 3,9 11,3 ± 2,3<br />

2,3 ± 2,4 1,6 ± 1,7 0,5 ± 0,8<br />

10,6 ± 2,5 27,8 ± 9,4 1,9 ± 0,3<br />

1,9 ± 0,6 4,9 ± 1,3 0,6 ± 0,3<br />

8,4 ± 1,9 7,3 ± 2,1 0,1 ± 0,1<br />

19,6 ± 6,5 27,4 ± 12,7 0,0 ± 0,0<br />

45,9 ± 10,6 51,2 ± 12,0 13,3 ± 1,5<br />

13,7 ± 1,9 9,6 ± 3,4 5,9 ± 0,2<br />

25,8 ± 4,4 36,0 ± 17,9 7,4 ± 0,7


7.1.3. Abbau<br />

Zusammenhang zwischen Abbauraten <strong>und</strong> Anfangstann<strong>in</strong>gehalt<br />

- 64 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

E<strong>in</strong>e Gegenüberstellung der Abbauraten für die Arten Acalypha diversifolia, Cecropia<br />

obtusifolia, Sloanea medusula <strong>und</strong> Tetrathylacium macrophyllum (TSCHELAUT, 2005)<br />

<strong>zum</strong> Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Frischmaterial ergibt<br />

e<strong>in</strong>e Korrelation mit e<strong>in</strong>em Bestimmtheitsmaß von 0,988. Das bedeutet, dass<br />

zwischen dem Gesamttann<strong>in</strong>gehalt <strong>in</strong> dem Laubabwurf nahen Blättern <strong>und</strong> der<br />

Abbaugeschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong> deutlicher Zusammenhang besteht, wobei e<strong>in</strong> hoher<br />

Gehalt an Tann<strong>in</strong>en mit langsamem Abbau korreliert ist.<br />

Abbildung 26: Korrelation zwischen Abbaurate <strong>und</strong> Gesamttann<strong>in</strong>gehalt; x-Achse: Abbaurate k; y-<br />

Achse: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach Fol<strong>in</strong> Denis am Frischmaterial, Tann<strong>in</strong>säureäquivalente [% TM];<br />

L<strong>in</strong>eare Regression R²=0,988;<br />

Mit dieser Untersuchung wird daher der <strong>in</strong> der Literatur zitierte Zusammenhang<br />

zwischen <strong>Laubabbau</strong> <strong>und</strong> Tann<strong>in</strong>gehalt (STOUT, 1989; CAMPBELL <strong>und</strong> FUCHSHUBER,<br />

1995; BENSTEAD, 1996) bestätigt. Da kondensierte Tann<strong>in</strong>e vor dem Blattabfall nicht<br />

resorbiert werden, wird angenommen, dass diese E<strong>in</strong>fluss auf die mikrobielle


- 65 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Aktivität haben (STOUT, 1989). Für den terrestrischen wie aquatischen Abbau werden<br />

daher vor allem die kondensierten Tann<strong>in</strong>e für wichtig erachtet (STOUT, 1989; FIELD<br />

<strong>und</strong> LETTINGA, 1992, CAMPBELL <strong>und</strong> FUCHSHUBER, 1995). Bei der Gegenüberstellung<br />

der Abbauraten <strong>und</strong> dem Gehalt an kondensierten Tann<strong>in</strong>en ergibt sich e<strong>in</strong>e<br />

Korrelation, mit e<strong>in</strong>em Bestimmtheitsmaß von lediglich 0,614.<br />

Abbildung 27: Korrelation zwischen Abbaurate <strong>und</strong> Kondensierten Tann<strong>in</strong>en; x-Achse: Abbaurate k; y-<br />

Achse: Kondensierte Tann<strong>in</strong>e nach der Butanol HCl Methode am Trockenmaterial,<br />

Cyanid<strong>in</strong>äquivalente [% TM]; L<strong>in</strong>eare Regression R²=0,614;<br />

Für die Erklärung der vorliegenden Abbauraten wäre somit der Gesamttann<strong>in</strong>gehalt<br />

nach der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Frischmaterial am aussagekräftigsten. Alle<br />

weiteren Analysen zur Abnahme der Tann<strong>in</strong>e nach Exposition im Wasser wurden<br />

daher nicht nur mit der Butanol HCl Methode, sondern auch nach der Fol<strong>in</strong> Denis<br />

Methode durchgeführt. Da aus den Vorversuchen von TSCHELAUT (2005) nur<br />

Trockenmaterial der Abbauversuche verfügbar war, konnte die Fol<strong>in</strong> Denis Methode<br />

nur am Trockenmaterial durchgeführt werden. Zwischen dieser Methode <strong>und</strong> der<br />

Abbaurate k besteht e<strong>in</strong> Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em Bestimmtheitsmaß von 0,511.


- 66 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 28: Korrelation zwischen Abbaurate <strong>und</strong> Gesamttann<strong>in</strong>gehalt; x-Achse: Abbaurate k; y-<br />

Achse: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach Fol<strong>in</strong> Denis am Trockenmaterial, Tann<strong>in</strong>säureäquivalente [% TM];<br />

L<strong>in</strong>eare Regression R²=0,511;<br />

Während das Material der Abbaureihen aus den Versuchen von TSCHELAUT (2005)<br />

stammte, wurden die Proben für die Ausgangswerte der Tann<strong>in</strong>gehalte vor der<br />

Exposition im Wasser von Riemerth <strong>und</strong> Gusenleitner im Februar 2005 gesammelt.<br />

Bei der Ernte wurde darauf geachtet, dass das Material <strong>in</strong> derselben Saison<br />

(Februar, „Trockenzeit“) gesammelt wurde. Die Tann<strong>in</strong>bestimmungen aller<br />

Materialien erfolgten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Versuchsreihe im Mai/Juni 2005. Da die sofortige<br />

Analyse der Proben nicht möglich war, wurde das Material im getrockneten Zustand<br />

aufgearbeitet.<br />

Bei der Interpretation des Zusammenhangs der Tann<strong>in</strong>gehalte vor Exposition im<br />

Wasser <strong>und</strong> den folgenden Werten während des Abbaus ist zu berücksichtigen, dass<br />

die Probennahmen nicht am selben Ausgangsmaterial erfolgten. Zusätzliche<br />

Unterschiede bestehen <strong>in</strong> der Anzahl der Stichproben. Die Anfangswerte berechnen<br />

sich aus fünf e<strong>in</strong>zelnen Stichproben, während sich die Werte nach Exposition im<br />

Wasser aus zwei Stichproben ergeben.


Butanol HCl Methode am Trockenmaterial<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird im Folgenden zuerst die Zusammenfassung<br />

der Abnahme des Tann<strong>in</strong>gehalts für alle vier Arten dargestellt. Nähere Details<br />

werden weiter unten diskutiert. Alle Analysen am Trockenmaterial erfolgten mit den<br />

gleichen Extrakten.<br />

Abbildung 29: Kondensierte Tann<strong>in</strong>e nach Exposition im Wasser – Butanol HCl Methode am<br />

Trockenmaterial; x-Achse: Expositionsdauer [Tage]; y-Achse: Cyanid<strong>in</strong>äquivalente [% TM];<br />

Die Abnahme des Gesamttann<strong>in</strong>gehalts von Acalypha diversifolia, Cecropia<br />

obtusifolia <strong>und</strong> Tetrathylacium macrophyllum zeigt bei unterschiedlichem<br />

Ausgangswert e<strong>in</strong>en ähnlichen Verlauf. Nach etwa 14 Tagen s<strong>in</strong>d die Tann<strong>in</strong>e fast<br />

vollständig ausgewaschen oder abgebaut. Im Vergleich dazu nimmt der<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt von Sloanea medusula deutlich langsamer ab. In diesem Fall<br />

wird erst nach r<strong>und</strong> 24 Tagen e<strong>in</strong> ähnliches Niveau wie bei den anderen Arten<br />

erreicht. Im Fall von T. macrophyllum s<strong>in</strong>d Konzentrationen an kondensierten<br />

Tann<strong>in</strong>en schon nach vier Tagen Exposition im Wasser unter 0,1% CTM gefallen <strong>und</strong><br />

- 67 -


- 68 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

s<strong>in</strong>d nach weiterer Exposition nicht mehr nachweisbar. Auch bei C. obtusifolia s<strong>in</strong>d<br />

ab dem achten Tag ke<strong>in</strong>e kondensierten Tann<strong>in</strong>e nachweisbar, wobei der Gehalt<br />

nach vier Tagen weit über dem von T. macrophyllum liegt. Bei A. diversifolia ist e<strong>in</strong><br />

ähnlicher Verlauf der Abnahme zu verfolgen, aber e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Gehalt an<br />

kondensierten Tann<strong>in</strong>en bleibt bis <strong>zum</strong> 28. Tag nachweisbar. S. medusula zeigt<br />

zwischen dem vierten <strong>und</strong> 17ten Tag der Exposition im Wasser e<strong>in</strong>e deutlich<br />

langsamere Reduktion des Tann<strong>in</strong>gehalts als zwischen dem 17. <strong>und</strong> 24. Tag. Es ist<br />

davon auszugehen, dass auch bei S. medusula nach dem 24. Tag ke<strong>in</strong>e<br />

kondensierten Tann<strong>in</strong>e mehr nachweisbar s<strong>in</strong>d.<br />

Abbildung 30: Kondensierte Tann<strong>in</strong>e nach Exposition im Wasser – Butanol HCl Methode am<br />

Trockenmaterial für die Arten Acalypha diversifolia, Cecropia obtusifolia, Sloanea medusula <strong>und</strong><br />

Tetrathylacium macrophyllum; x-Achse: Expositionsdauer [Tage]; y-Achse: Cyanid<strong>in</strong>äquivalente [%<br />

TM]; ungleiche Skalierung beachten!


- 69 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Obige Abbildung zeigt die Abnahme der kondensierten Tann<strong>in</strong>e nach Exposition im<br />

Wasser verglichen mit e<strong>in</strong>em Ausgangswert an kondensierten Tann<strong>in</strong>en vor<br />

Exposition im Wasser. Die Abnahme des Tann<strong>in</strong>gehalts <strong>in</strong> den ersten vier Tagen der<br />

Exposition kann nur als hypothetisch angesehen werden, da die Proben, wie oben<br />

diskutiert, nicht aus der gleichen Ernte stammen.<br />

Es zeigt sich, dass im Fall der kondensierten Tann<strong>in</strong>e die unterschiedlichen<br />

Probenmaterialien für Anfangswert <strong>und</strong> Abbaureihe e<strong>in</strong>e deutliche Auswirkung<br />

haben. Im Falle von A. diversifolia <strong>und</strong> T. macrophyllum liegen die mittleren<br />

Ausgangswerte unter dem Gehalt an kondensierten Tann<strong>in</strong>en nach vier Tagen<br />

Exposition im Wasser. Allerd<strong>in</strong>gs besteht zwischen diesen Werten ke<strong>in</strong> signifikanter<br />

Unterschied. Über den hypothetischen Kurvenverlauf zwischen dem Ausgangswert<br />

<strong>und</strong> dem vierten Tag kann daher <strong>in</strong> beiden Fällen ke<strong>in</strong>e Aussage getroffen werden.<br />

Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Trockenmaterial<br />

Abbildung 31: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach Exposition im Wasser – Fol<strong>in</strong> Denis Methode am<br />

Trockenmaterial; x-Achse: Expositionsdauer [Tage]; y-Achse: Tann<strong>in</strong>säureäquivalente [% TM];


- 70 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Die Abnahme des Gesamttann<strong>in</strong>gehalts verläuft weitgehend ähnlich der Abnahme<br />

der kondensierten Tann<strong>in</strong>e. Bemerkenswert ist aber, dass der Gehalt der TTM<br />

deutlich über dem der CTM liegt. Für die vier Arten gilt, dass <strong>zum</strong><strong>in</strong>dest zwischen<br />

erstem <strong>und</strong> zweitem Messwert, außer bei Cecropia obtusifolia auch <strong>zum</strong> dritten<br />

Messwert, e<strong>in</strong>e signifikante Abnahme des Gesamttann<strong>in</strong>gehalts besteht.<br />

Abbildung 32: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach Exposition im Wasser – Fol<strong>in</strong> Denis Methode am<br />

Trockenmaterial für die Arten Acalypha diversifolia, Cecropia obtusifolia, Sloanea medusula <strong>und</strong><br />

Tetrathylacium macrophyllum; Ausgangswerte (Tag 0) stammen aus e<strong>in</strong>er anderen Versuchsreihe; x-<br />

Achse: Expositionsdauer [Tage]; y-Achse: Tann<strong>in</strong>säureäquivalente [% TM]; ungleiche Skalierung<br />

beachten!<br />

Im Gegensatz zur vorigen Abbildung zeigen die vier obigen Diagramme mit<br />

E<strong>in</strong>beziehung der hypothetischen Abnahme e<strong>in</strong>en ähnlichen Kurvenverlauf. Die<br />

Abnahme der Gesamttann<strong>in</strong>konzentration erfolgt bei allen vier Arten, obwohl der<br />

Ausgangstann<strong>in</strong>gehalt sehr unterschiedlich ist, überaus rasch <strong>und</strong> nähert sich selbst


Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

<strong>in</strong> der kurzen Versuchszeit Null. Für Acalypha diversifolia, Cecropia obtusifolia <strong>und</strong><br />

Sloanea medusula liegen die Anfangstann<strong>in</strong>gehalte signifikant höher als der<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach vier Tagen Exposition im Wasser. Es kann daraus e<strong>in</strong><br />

Anhaltspunkt gewonnen werden, wie schnell die Auswaschung der Tann<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den<br />

ersten Tagen erfolgt.<br />

Vergleich der zeitlichen Abnahme des Gewichts <strong>und</strong> der Tann<strong>in</strong>e<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die Vergleichbarkeit der Gewichtsabnahme <strong>und</strong> der Abnahme des<br />

Tann<strong>in</strong>gehalts nach Exposition im Wasser werden alle Angaben relativ <strong>zum</strong> Wert am<br />

vierten Tag normiert. Die Darstellung beider Parameter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Diagramm gibt die<br />

Möglichkeit, e<strong>in</strong>en direkten Vergleich der Dynamik beider Parameter darzustellen.<br />

Aus obigen Erläuterungen geht hervor, dass zwischen der Abbaurate <strong>und</strong> dem<br />

Tann<strong>in</strong>gehalt vor Exposition im Wasser e<strong>in</strong> direkter Zusammenhang besteht.<br />

Folgende Abbildungen stellen diesen Zusammenhang abhängig von der<br />

Expositionsdauer im Wasser dar.<br />

Abbildung 33: Acalypha diversifolia - Zeitliche Abnahme des Gewichts <strong>und</strong> der kondensierten Tann<strong>in</strong>e<br />

(nach der Butanol HCl Methode am Trockenmaterial); x-Achse: Expositionsdauer [Tage]; y-Achse<br />

l<strong>in</strong>ks: Gewichtsabnahme <strong>in</strong> % bei Exposition im Wasser (100% entsprechen dem Gewicht nach 4<br />

Tagen Exposition im Wasser); y-Achse rechts: Abnahme der kondensierten Tann<strong>in</strong>e <strong>in</strong> % bei<br />

Exposition im Wasser (100% entsprechen dem Wert nach 4 Tagen Exposition im Wasser); Schraffur:<br />

Differenz zwischen Gewichts- <strong>und</strong> Tann<strong>in</strong>abnahme;<br />

- 71 -


- 72 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 34 <strong>und</strong> 35: Cecropia obtusifolia <strong>und</strong> Sloanea medusula - Zeitliche Abnahme des Gewichts<br />

<strong>und</strong> der kondensierten Tann<strong>in</strong>e (nach der Butanol HCl Methode am Trockenmaterial); x-Achse:<br />

Expositionsdauer [Tage]; y-Achse l<strong>in</strong>ks: Gewichtsabnahme <strong>in</strong> % bei Exposition im Wasser (100%<br />

entsprechen dem Gewicht nach 4 Tagen Exposition im Wasser); y-Achse rechts: Abnahme der<br />

kondensierten Tann<strong>in</strong>e <strong>in</strong> % bei Exposition im Wasser (100% entsprechen dem Wert nach 4 Tagen<br />

Exposition im Wasser); Schraffur: Differenz zwischen Gewichts- <strong>und</strong> Tann<strong>in</strong>abnahme;


- 73 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 36: Tetrathylacium macrophyllum - Zeitliche Abnahme des Gewichts <strong>und</strong> der kondensierten<br />

Tann<strong>in</strong>e (nach der Butanol HCl Methode am Trockenmaterial); x-Achse: Expositionsdauer [Tage]; y-<br />

Achse l<strong>in</strong>ks: Gewichtsabnahme <strong>in</strong> % bei Exposition im Wasser (100% entsprechen dem Gewicht nach<br />

4 Tagen Exposition im Wasser); y-Achse rechts: Abnahme der kondensierten Tann<strong>in</strong>e <strong>in</strong> % bei<br />

Exposition im Wasser (100% entsprechen dem Wert nach 4 Tagen Exposition im Wasser); Schraffur:<br />

Differenz zwischen Gewichts- <strong>und</strong> Tann<strong>in</strong>abnahme;<br />

Im Vergleich der zeitlichen Abnahme des Gewichts <strong>und</strong> der Gehalte an<br />

kondensierten Tann<strong>in</strong>en hebt sich Sloanea medusula von den anderen drei Arten ab.<br />

Die Gewichtsabnahme beträgt über den gesamten Versuchsverlauf von 24 Tagen<br />

weniger als 20% des Ausgangsgewichts (nach 4 Tagen Exposition im Wasser),<br />

während bei den anderen Arten nach 28 Tagen Expositionsdauer Abnahmen<br />

zwischen 45% <strong>und</strong> 70% beobachtet wurden. Die Abnahme der kondensierten<br />

Tann<strong>in</strong>e erfolgt im gleichen Intervall bei allen vier Arten schneller als die<br />

Gewichtsabnahme. Schon nach 8 Tagen s<strong>in</strong>d bei Acalypha diversifolia nur noch 50%<br />

der Tann<strong>in</strong>e vom Ausgangswert (Tag 4) erhalten. Bei Tetrathylacium macrophyllum<br />

<strong>und</strong> Cecropia obtusifolia s<strong>in</strong>d zu diesem Zeitpunkt fast 100% der kondensierten<br />

Tann<strong>in</strong>e ausgewaschen oder abgebaut. Das bedeutet, dass bei diesen drei Arten<br />

zwar e<strong>in</strong> rascher Abbau des Blattmaterials stattf<strong>in</strong>det, aber die Tann<strong>in</strong>e noch<br />

schneller ausgewaschen werden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Differenz zwischen Gewicht <strong>und</strong><br />

Tann<strong>in</strong>gehalt (beides <strong>in</strong> %) von bis zu 75,9% (T. macrophyllum) erreicht wird. Im


- 74 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Gegensatz dazu steht auch hier S. medusula, bei der am achten Tag die Differenz<br />

zwischen Gewichtsabnahme <strong>und</strong> Abnahme der kondensierten Tann<strong>in</strong>e erst r<strong>und</strong><br />

10% beträgt. Die Abnahme des Tann<strong>in</strong>gehalts erfolgt bis <strong>zum</strong> 17. Expositionstag<br />

langsam. Erst dann nimmt die Differenz deutlich zu.<br />

Für Sloanea medusula <strong>und</strong> Acalypha diversifolia ergeben sich auch bei der Fol<strong>in</strong><br />

Denis Methode am Trockenmaterial ähnliche Kurvenverläufe. Bei Cecropia<br />

obtusifolia h<strong>in</strong>gegen werden die Tann<strong>in</strong>e nicht komplett ausgewaschen bzw.<br />

abgebaut. Zwischen dem vierten <strong>und</strong> achten Expositionstag werden ca. 60% des<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalts ausgewaschen bzw. abgebaut. Bis <strong>zum</strong> Ende des Versuchs<br />

bleiben die Werte auf etwa diesem Niveau.<br />

Abbildung 37: Cecropia obtusifolia - Zeitliche Abnahme des Gewichts <strong>und</strong> des Gesamttann<strong>in</strong>gehalts<br />

(nach der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Trockenmaterial); x-Achse: Expositionsdauer [Tage]; y-Achse<br />

l<strong>in</strong>ks: Gewichtsabnahme <strong>in</strong> % bei Exposition im Wasser (100% entsprechen dem Gewicht nach 4<br />

Tagen Exposition im Wasser); y-Achse rechts: Abnahme des Gesamttann<strong>in</strong>gehalts <strong>in</strong> % bei<br />

Exposition im Wasser (100% entsprechen dem Wert nach 4 Tagen Exposition im Wasser); Schraffur:<br />

Differenz zwischen Gewichts- <strong>und</strong> Tann<strong>in</strong>abnahme;<br />

Bei Tetrathylacium macrophyllum erfolgt die Abnahme des Gesamttann<strong>in</strong>gehalts im<br />

Gegensatz zur Abnahme der kondensierten Tann<strong>in</strong>e deutlich langsamer. So s<strong>in</strong>d


- 75 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

nach acht Tagen Exposition im Wasser ca. 35% <strong>und</strong> bis <strong>zum</strong> 14. Expositionstag 80%<br />

der Tann<strong>in</strong>e ausgewaschen bzw. abgebaut.<br />

Abbildung 38: Tetrathylacium macrophyllum - Zeitliche Abnahme des Gewichts <strong>und</strong> des<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalts (nach der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Trockenmaterial); x-Achse: Expositionsdauer<br />

[Tage]; y-Achse l<strong>in</strong>ks: Gewichtsabnahme <strong>in</strong> % bei Exposition im Wasser (100% entsprechen dem<br />

Gewicht nach 4 Tagen Exposition im Wasser); y-Achse rechts: Abnahme des Gesamttann<strong>in</strong>gehalts <strong>in</strong><br />

% bei Exposition im Wasser (100% entsprechen dem Wert nach 4 Tagen Exposition im Wasser);<br />

Schraffur: Differenz zwischen Gewichts- <strong>und</strong> Tann<strong>in</strong>abnahme;<br />

Zusammenfassung<br />

Die bisherigen <strong>Untersuchungen</strong> haben gezeigt, dass e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen<br />

gemessenen Tann<strong>in</strong>engehalten <strong>und</strong> Abbau von Blattmaterial gr<strong>und</strong>sätzlich bestehen<br />

könnte. Allerd<strong>in</strong>gs wurde auch festgestellt, dass durch die schnelle Auswaschung<br />

bzw. den Abbau der Gerbstoffe e<strong>in</strong>e Hemmung des Abbaus nur <strong>in</strong> den ersten Tagen<br />

erklärt werden kann. Für die weiteren Unterschiede im Abbauprozess <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />

Abbaugeschw<strong>in</strong>digkeit müssen deshalb andere Faktoren ausschlaggebend se<strong>in</strong>. In<br />

SMITH et al. (1998) wird diskutiert, dass der Blattabbau zunächst über chemische<br />

Inhaltstoffe der Blätter bestimmt ist <strong>und</strong> erst <strong>in</strong> weiterer Folge mechanische<br />

Strukturen (z.B. Lign<strong>in</strong>) e<strong>in</strong>e größere Rolle spielen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden im<br />

Rahmen dieser Arbeit auch die Blattanatomie <strong>und</strong> der Kohlenstoff- <strong>und</strong><br />

Stickstoffgehalt der Blätter berücksichtigt.


7.2. Stickstoff- <strong>und</strong> Kohlenstoffhaushalt <strong>in</strong> Blättern<br />

- 76 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Sowohl <strong>in</strong> Lehrbüchern (SITTE et al., 2002) als auch <strong>in</strong> der Primärliteratur (TWILLEY et<br />

al., 1986) f<strong>in</strong>det man Beschreibungen über den Zusammenhang zwischen<br />

Nährstoffzusammensetzung der Blätter <strong>und</strong> deren Abbauraten. Die Ergebnisse der<br />

Elementaranalyse (Kohlenstoff <strong>und</strong> Stickstoff) des Blattmaterials werden zunächst<br />

am grünen Blattmaterial dargestellt <strong>und</strong> im Anschluss mit dem Abbau korreliert,<br />

wobei auch die Veränderung des C/N Verhältnisse während der Exposition im<br />

Wasser diskutiert wird.<br />

7.2.1. Grünes Blattmaterial<br />

Abbildung 39: Kohlenstoffgehalt <strong>in</strong> Blättern; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa<br />

longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium macrophyllum,<br />

Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea medusula); y-Achse:<br />

Kohlenstoff [% TM]; n=5; orange Balken: „r-Strategen“, grüne Balken: „K-Strategen“;<br />

Der Kohlenstoffgehalt <strong>in</strong> Blättern ist <strong>in</strong> der Literatur zwischen 46% <strong>und</strong> 50% der<br />

Gesamtbiomasse angegeben (SITTE et. al, 2002). In den hier untersuchten Blättern<br />

wurde bei E<strong>in</strong>zelproben e<strong>in</strong> Kohlenstoffgehalt von 22,7% bis 49,8% der


- 77 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Trockenmasse nachgewiesen. Die mittleren Kohlenstoffanteile der Arten liegen<br />

zwischen 32,7% <strong>und</strong> 49,3% der Trockenmasse.<br />

Die „r-Strategen“ nehmen dabei e<strong>in</strong>e breitere Spanne zwischen 32,7% <strong>und</strong> 46,0%<br />

e<strong>in</strong>, während sich die „K-Strategen“ im Bereich zwischen 42,7% <strong>und</strong> 49,8%<br />

Kohlenstoff an der Trockenmasse bewegen. Den höchsten Kohlenstoffgehalt <strong>in</strong> den<br />

Blättern erreicht unter den „r-Strategen“ Guatteria chiriquiensis mit 46,0% (s=0,6;<br />

n=5). G. chiriquiensis ist damit von den „K-Strategen“ nicht signifikant<br />

unterscheidbar. Auch zu Cecropia obtusifolia, die mit 44,7% (s=0,6; n=5) den<br />

zweithöchsten Kohlenstoffanteil hat, besteht ke<strong>in</strong> signifikanter Unterschied.<br />

Tetrathylacium macrophyllum liegt mit 41,9% (s=1,2; n=5) an dritter Stelle <strong>und</strong> ist von<br />

Apeiba tibourbou, Virola koschnyi <strong>und</strong> Sloanea medusula signifikant verschieden.<br />

Acalypha diversifolia mit 40,0% (s=1,1; n=5) <strong>und</strong> Myriocarpa longipes mit 32,7%<br />

(s=8,3; s=5) Kohlenstoff an der Trockenmasse bilden jeweils e<strong>in</strong> eigenes<br />

Signifikanzniveau. Auffallend s<strong>in</strong>d, wie auch bei vorangegangenen Analysen, die<br />

hohen Standardabweichungen bei M. longipes. Die schon besprochenen starken<br />

Unterschiede zwischen Sonnen- <strong>und</strong> Schattenblättern zeigen sich sowohl bei den<br />

Kohlenstoffanteilen wie auch bei den Stickstoffgehalten.<br />

E<strong>in</strong> Vergleich zwischen den „r-Strategen“ <strong>und</strong> den „K-Strategen“ zeigt, dass<br />

zwischen den beiden Gruppen e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied (oneway-ANOVA,<br />

Scheffe-Test, p


Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 40: Kohlenstoffgehalt <strong>in</strong> Blättern; x- Achse: Lebensstrategie; y- Achse: Kohlenstoff [% TM];<br />

oneway-ANOVA, Scheffe-Test, 95% Konfidenz<strong>in</strong>tervall, p-Wert < 0,05;<br />

Abbildung 41: Stickstoffgehalt <strong>in</strong> Blättern; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa<br />

longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium macrophyllum,<br />

Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea medusula); y-Achse:<br />

Stickstoff [% TM]; orange Balken: „r-Strategen“, grüne Balken: „K-Strategen“;<br />

- 78 -


Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Die bei den neun Arten gemessenen E<strong>in</strong>zelwerte des Blattstickstoffgehalts liegen<br />

zwischen 1,1% <strong>und</strong> 2,7% <strong>und</strong> im Mittel zwischen 1,2% <strong>und</strong> 2,5% der Trockenmasse.<br />

Sowohl den niedrigsten als auch den höchsten Wert weisen die „r-Strategen“ auf.<br />

Cecropia obtusifolia mit 2,45% (s=0,10; n=5) <strong>und</strong> Guatteria chiriquiensis mit 2,42%<br />

(s=0,25; n=5) Stickstoff an der Trockenmasse haben die höchsten Gehalte, wobei sie<br />

sich nicht signifikant von Virola koschnyi <strong>und</strong> Myriocarpa longipes unterscheiden. Bei<br />

V. koschnyi handelt es sich allerd<strong>in</strong>gs um junge Blätter, die laut COLEY <strong>und</strong> BARONE<br />

(1996) e<strong>in</strong>en höheren Stickstoffgehalt haben als adulte Blätter. M. longipes <strong>und</strong><br />

Acalypha diversifolia liegen mit 1,98% (s=0,50; n=5) <strong>und</strong> 1,79% (s=0,13; n=5) im<br />

Mittelfeld. E<strong>in</strong>en signifikant niedrigeren Stickstoffgehalt hat Tetrathylacium<br />

macrophyllum mit 1,18% (s=0,10; n=5), wobei sich dieser Wert nicht e<strong>in</strong>deutig von<br />

den drei „K-Strategen“ Apeiba tibourbou, Luehea seemannii <strong>und</strong> Sloanea medusula<br />

unterscheidet.<br />

Obwohl der Stickstoffgehalt zwischen den Arten beider Gruppen nur wenige<br />

signifikante Unterschiede aufweist, so zeigt sich bei e<strong>in</strong>er Gegenüberstellung von „K<strong>und</strong><br />

r-Strategen“ doch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger Trend. Die „r-Strategen“ haben, wie folgende<br />

Abbildung zeigt, e<strong>in</strong>en signifikant höheren Blattstickstoffgehalt.<br />

Abbildung 42: Stickstoffgehalt <strong>in</strong> Blättern; x-Achse: Lebensstrategie; y-Achse: Stickstoff [% TM];<br />

oneway-ANOVA, Scheffe-Test, 95% Konfidenz<strong>in</strong>tervall, p-Wert < 0,05;<br />

- 79 -


- 80 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Laut SITTE et al. (2002) ist e<strong>in</strong> höherer Stickstoffgehalt mit e<strong>in</strong>er höheren<br />

Photosyntheseleistung aber auch mit e<strong>in</strong>er höheren Herbivorierate <strong>und</strong> mit<br />

schnellerem Abbau assoziiert.<br />

Da junge Blätter, wie auch im Fall von Virola koschnyi nachgewiesen, e<strong>in</strong>en höheren<br />

Stickstoffgehalt aufweisen, leiden junge Blätter viel stärker unter dem Befall von<br />

Herbivoren. In tropischen Regenwäldern erfolgen 70% der Blattzerstörung durch<br />

Herbivorie an jungen Blättern (COLEY <strong>und</strong> BARONE, 1996). Ansonsten s<strong>in</strong>d die Blätter<br />

der „K-Strategen“ aufgr<strong>und</strong> des ger<strong>in</strong>geren Stickstoffgehalts dem Druck der<br />

Herbivoren weniger ausgesetzt.<br />

Den Zusammenhang zwischen dem Kohlenstoff- <strong>und</strong> Stickstoffgehalt drückt das<br />

C/N-Verhältnis, der Quotient aus Kohlenstoff- <strong>und</strong> Stickstoffgehalt des Blattes, aus.<br />

Laut TWILLEY et al. (1986) ist e<strong>in</strong> hohes C/N-Verhältnis mit langsamerem Abbau<br />

korreliert, da e<strong>in</strong> hohes C/N-Verhältnis durch e<strong>in</strong>en hohen Kohlenstoffgehalt bzw.<br />

durch e<strong>in</strong>en niedrigen Stickstoffgehalt zustande kommt, die beide e<strong>in</strong>en langsameren<br />

Abbau zur Folge haben.<br />

Abbildung 43: C/N Verhältnis; x- Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa longipes,<br />

Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium macrophyllum, Ape Apeiba<br />

tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea medusula); y-Achse: C/N<br />

Verhältnis; orange Punkte: „r-Strategen“, grüne Punkte: „K-Strategen“;


- 81 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Die Verhältnisse zwischen dem Kohlenstoff- <strong>und</strong> Stickstoffgehalt variieren zwischen<br />

13,2 <strong>und</strong> 41,4. Die „r-Strategen“ nehmen mit Ausnahme von Tetrathylacium<br />

macrophyllum eher den unteren Bereich dieser Spanne e<strong>in</strong>. Das größte C/N-<br />

Verhältnis weist Sloanea medusula mit im Mittel 38,5 (s=2,5; n=5) auf. T.<br />

macrophyllum liegt mit 35,6 (s=2,0; n=5) <strong>in</strong> der gleichen Signifikanzklasse wie S.<br />

medusula <strong>und</strong> ist signifikant höher als die anderen drei „K-Strategen“.<br />

Ausschlaggebend für das hohe Verhältnis ist der niedrige Stickstoffgehalt <strong>in</strong> den<br />

Blättern dieser Art. Acalypha diversifolia mit 22,4 (s=1,2; n=5), Guatteria chiriquiensis<br />

mit 19,2 (s=2,2; n=5), Cecropia obtusifolia mit 18,3 (s=1,2; n=5) <strong>und</strong> Myriocarpa<br />

longipes mit 17,2 (s=5,7; n=5) liegen deutlich niedriger als T. macrophyllum <strong>und</strong><br />

haben mit Ausnahme von A. diversifolia signifikant niedrigere C/N Verhältnisse als<br />

die Arten der „K-Strategen“.<br />

Abbildung 44: C/N Verhältnis; x-Achse: Lebensstrategie; y-Achse: C/N Verhältnis; oneway-ANOVA,<br />

Scheffe-Test, 95% Konfidenz<strong>in</strong>tervall, p-Wert < 0,05;<br />

Vergleicht man die „r-Strategen“ mit den „K-Strategen“, so zeigt sich e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger<br />

Unterschied im C/N-Verhältnis. „r-Strategen“ haben e<strong>in</strong> signifikant niedrigeres C/N-<br />

Verhältnis als „K-Strategen“.


7.2.2. Abbau<br />

- 82 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 45: Korrelation der Abbaurate mit dem Kohlenstoffgehalt; x- Achse: Abbaurate k; y- Achse:<br />

Kohlenstoff [% TM]; l<strong>in</strong>eare Regression R²=0,838;<br />

Wie oben diskutiert, ist <strong>in</strong> der Literatur e<strong>in</strong> direkter Zusammenhang zwischen dem<br />

Kohlenstoffgehalt <strong>und</strong> der Abbaurate beschrieben. Diese Korrelation wird auch <strong>in</strong><br />

dieser Untersuchung mit e<strong>in</strong>em Bestimmtheitsmaß von 0,838 bestätigt. E<strong>in</strong><br />

Zusammenhang der Abbaurate mit dem C/N Verhältnis <strong>und</strong> dem Stickstoffgehalt, der<br />

<strong>in</strong> der Literatur ebenfalls beschrieben wird, besteht hier allerd<strong>in</strong>gs nicht (Daten nicht<br />

dargestellt).


- 83 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 46: C/N Verhältnis nach Exposition im Wasser; x-Achse: Expositionsdauer [Tage]; y-Achse:<br />

C/N Verhältnis;<br />

Tabelle 6: C/N Verhältnis nach Exposition im Wasser; MW Mittelwert; s Standardabweichung;<br />

A. diversifolia C. obtusifolia S. medusula T. macrophyllum<br />

Tage MW s MW s MW s MW s<br />

4 15,94 0,14 12,38 0,18 35,25 3,99 27,73 4,01<br />

8 15,76 0,47 20,56 5,95 28,24 5,35<br />

14 15,38 1,91 12,54 2,11 17,88 1,94<br />

17 32,75 10,76<br />

21 13,23 0,87 16,89 5,70 20,25 0,88<br />

24 28,21 2,32<br />

28 12,95 0,38 12,24 2,77 28,11 5,36


- 84 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Die obige Grafik (Abbildung 46) zeigt die Veränderung des C/N Verhältnisses nach<br />

Exposition im Wasser. Nach 28 bzw. 24 Tagen Exposition kann allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>deutiger Trend <strong>in</strong> der Veränderung des C/N Verhältnisses festgestellt werden. Bei<br />

TWILLEY et al. (1986) <strong>und</strong> PAHALAWATTARACHCHI <strong>und</strong> AMARASINGHE (1997) s<strong>in</strong>d<br />

Expositionsdauern bei vergleichbaren Versuchen zwischen 50 <strong>und</strong> 100 Tagen<br />

angegeben. Für Aussagen <strong>zum</strong> C/N Verhältnis während e<strong>in</strong>es Abbauprozesses<br />

dürfte die Versuchsdauer zu kurz gewesen se<strong>in</strong>.<br />

Abbildung 47: Kohlenstoffgehalt nach Exposition im Wasser; x-Achse: Expositionsdauer [Tage]; y-<br />

Achse: Kohlenstoffgehalt [% TM];


- 85 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Tabelle 7: Kohlenstoffgehalt nach Exposition im Wasser; MW Mittelwert; s Standardabweichung;<br />

Tage<br />

A. diversifolia C. obtusifolia S. medusula T. macrophyllum<br />

MW s MW s MW s MW s<br />

4 41,47 4,20 40,07 1,46 43,67 1,11 42,28 0,69<br />

8 35,72 2,93 41,84 0,15 42,52 0,16<br />

14 34,27 2,51 41,20 0,26 43,03 1,10<br />

17 43,59 1,78<br />

21 34,37 2,42 38,38 4,18 42,32 1,39<br />

24 43,54 2,04<br />

28 33,63 1,14 39,84 5,68 41,08 2,17<br />

Verglichen mit dem C/N Verhältnis ist <strong>zum</strong><strong>in</strong>dest bei Acalypha diversifolia die<br />

Abnahme des Kohlenstoffgehaltes deutlich erkennbar. Bei Sloanea medusula <strong>und</strong><br />

Cecropia obtusifolia bleibt der Kohlenstoffgehalt über die Versuchsdauer mehr oder<br />

weniger konstant. Auch bei Tetrathylacium macrophyllum ist ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger Trend<br />

festzustellen, obwohl die Werte im Laufe der Exposition schwanken. E<strong>in</strong>e Abnahme<br />

des Kohlenstoffanteils kann entweder durch Kohlenstoffabbau bzw. durch Zunahme<br />

des bakteriellen Biofilms zustande kommen.


- 86 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

7.3. Anatomie – morphologische <strong>und</strong> anatomische<br />

Blattbeschreibungen<br />

7.3.1. Acalypha diversifolia (Euphorbiaceae)<br />

Abbildung 48: Skizze e<strong>in</strong>es<br />

Laubblattes von A. diversifolia;<br />

Quelle: eigene Darstellung;<br />

Die Blätter von A. diversifolia s<strong>in</strong>d gestielt <strong>und</strong> von der<br />

Form her eiförmig lanzettlich oder elliptisch. Die<br />

Blätter s<strong>in</strong>d wechselständig mit meist auffällig langen<br />

Stipeln. Der Spreitengr<strong>und</strong> ist teilweise asymmetrisch<br />

<strong>und</strong> abger<strong>und</strong>et. Der Blattrand ist fe<strong>in</strong> bis stark<br />

gezähnt <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>zelt bewimpert. An der Oberseite<br />

s<strong>in</strong>d die Blätter fe<strong>in</strong> behaart <strong>und</strong> an der Unterseite<br />

f<strong>in</strong>det man Behaarung vor allem entlang der<br />

Blattnerven, wie folgendes Foto zeigt. Die Konsistenz<br />

der Blätter ist krautig. Die Blattspitze ist stark<br />

zugespitzt. Ältere Blätter s<strong>in</strong>d mit Epiphyllen<br />

bewachsen <strong>und</strong> meist angefressen. Die Nervatur ist<br />

fiedernervig ausgeprägt.<br />

Abbildung 49: Nerv erster Ordnung der Blattunterseite von A. diversifolia; Quelle: eigenes Foto;


- 87 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Die Anatomie des Mittelnervs, vergleiche dazu Abbildung A der Fototafel e<strong>in</strong>s, zeigt,<br />

dass nur e<strong>in</strong> vergleichsweise ger<strong>in</strong>ger Teil von 19% der Querschnittsfläche verholzt<br />

ist. Das Sklerenchym nimmt 3% e<strong>in</strong> <strong>und</strong> ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Zellen r<strong>und</strong> um das<br />

Leitgewebe verstreut. Das Leitgewebe selbst besteht aus zwei Leitbündelbögen mit<br />

nach <strong>in</strong>nen orientiertem Xylem, wobei der obere Bogen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> größeres <strong>und</strong> zwei<br />

kle<strong>in</strong>ere Bündel aufgelöst ist. Zwischen den Bündeln bef<strong>in</strong>den sich Markstrahlen,<br />

wobei das <strong>in</strong>nen liegende Parenchym teilweise leichte Verholzung zeigt. Als weiteres<br />

Festigungselement besitzt A. diversifolia im Mittelnerv 9% an kollenchymatischem<br />

Gewebe, das vor allem an der Oberseite ausgeprägt ist. Auffallend s<strong>in</strong>d die<br />

zahlreichen Kristalle <strong>in</strong> der Epidermis, sowie vere<strong>in</strong>zelt im Parenchym <strong>und</strong> im<br />

Phloem. Die Kalziumoxalatkristalle <strong>in</strong> der Blattepidermis treten nicht nur bei A.<br />

diversifolia auf, sondern s<strong>in</strong>d für mehrere Arten aus der Familie der Euphorbiaceen<br />

beschrieben (NAPP-ZINN, 1973).<br />

Bei A. diversifolia ist die Veränderung des Leitgewebestranges, siehe Fototafel e<strong>in</strong>s,<br />

vom Blattstiel bis zur Blattspitze gut zu verfolgen. Die anatomischen Schnitte des<br />

Blattstieles lassen fünf große E<strong>in</strong>zelbündel erkennen, die sich an der Spreitenbasis<br />

bereits r<strong>in</strong>gartig anordnen. In der Blattmitte ist der Leitgeweber<strong>in</strong>g, bis auf die<br />

deutlichen Markstrahlen, deutlich ausgebildet <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Blattspitze ist das<br />

Leitgewebe zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Bündel reduziert. Im Blattstiel zeigen sich außerdem<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Peridermbildung sowie e<strong>in</strong>e sehr große Zahl an Kristallen im<br />

Parenchym, aber auch <strong>in</strong> Kollenchym, Phloem <strong>und</strong> <strong>in</strong> den <strong>in</strong>neren Zellen des<br />

Periderms.<br />

Die Spreite von A. diversifolia, siehe Fototafel zwei, lässt sich durch e<strong>in</strong> relativ<br />

dichtes Mesophyll beschreiben, wobei auch die hypostomatischen Räume eher kle<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>d. Die unverholzte Spreite ist von wenigen Seitennerven durchzogen. Von der<br />

oberen Epidermis bis <strong>in</strong>s Schwammparenchym reichend, kommen vere<strong>in</strong>zelt große<br />

drusige Kalziumoxalatkristalle vor. Im gesamten Mesophyll f<strong>in</strong>det man auch kle<strong>in</strong>ere<br />

drusige Kristalle. Die Epidermiszellen s<strong>in</strong>d an der Ober- <strong>und</strong> Unterseite etwa gleich<br />

hoch <strong>und</strong> es treten Epidermiszellen auf, die mit Gerbstoffen gefüllt s<strong>in</strong>d. Die Cuticula<br />

ist abgesetzt <strong>und</strong> weist ke<strong>in</strong>e Cuticularleisten auf.


- 88 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 50: Fototafel 1 – A. diversifolia; A Mittelnerv Blattmitte Safran<strong>in</strong>-Astrablau, B Mittelnerv<br />

Spreitengr<strong>und</strong> Safran<strong>in</strong>-Astrablau, C Blattstiel Safran<strong>in</strong>-Astrablau; Quelle: eigene Fotos;


- 89 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 51: Fototafel 2 – A. diversifolia; A Ausschnitt Mittelnerv Blattmitte Safran<strong>in</strong>-Astrablau, B<br />

Spreite Blattrand Auram<strong>in</strong>-Mucicarm<strong>in</strong>; C Spreite Blattmitte ohne Färbung; Quelle: eigene Fotos;


7.3.2. Cecropia obtusifolia (Cecropiaceae)<br />

- 90 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Die Blätter von C. obtusifolia s<strong>in</strong>d<br />

lang gestielt <strong>und</strong> zerteilt. Sie<br />

bestehen aus neun bis 13<br />

Segmenten <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>schnitte<br />

reichen von zweidrittel bis fast <strong>zum</strong><br />

Gr<strong>und</strong> des Segments.<br />

Dementsprechend ziehen mehrere<br />

Hauptnerven strahlenförmig vom<br />

Spreitengr<strong>und</strong> <strong>in</strong> je e<strong>in</strong> Segment. Für<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Segmente ist die<br />

Nervatur als fiedernervig zu<br />

Abbildung 52: Skizze e<strong>in</strong>es Laubblatts von C. bezeichnen. Der Blattrand ist<br />

obtusifolia, Quelle: WEBER et al. (2001);<br />

ganzrandig bis leicht gewellt. Die<br />

Segmente s<strong>in</strong>d elliptisch bis verkehrt eiförmig geformt <strong>und</strong> haben e<strong>in</strong>e stumpfe bis<br />

leicht zugespitzte Blattspitze. An der Blattunterseite s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelligen, langen<br />

Haare, wie folgendes Foto zeigt, vorwiegend an den Nerven zu f<strong>in</strong>den.<br />

Abbildung 53: Spreite Blattunterseite von C. obtusifolia; Quelle: eigenes Foto;<br />

Zusätzlich f<strong>in</strong>det man an der Oberseite, siehe folgendes Foto, noch spitzkegelförmige<br />

Trichome, durch die sich die Blattoberfläche rau anfühlt. Laut NAPP-


- 91 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

ZINN (1973) sollen diese Trichome auch zystolithenähnliche<br />

Kieselsäureablagerungen enthalten können. Zusätzlich s<strong>in</strong>d mitunter an der<br />

Blattoberseite auch Drüsenhaare zu erkennen.<br />

Abbildung 54: Spreite Blattoberseite von C. obtusifolia; der Kreis markiert e<strong>in</strong> spitz-kegelförmiges<br />

Haar; Quelle: eigenes Foto;<br />

Die vorliegende Analyse bezieht sich auf die Segmente des Blattes um e<strong>in</strong>e<br />

Vergleichbarkeit zu den anderen Arten herstellen zu können. Wird im Folgenden bei<br />

C. obtusifolia von Mittelnerv gesprochen, so ist der Hauptnerv e<strong>in</strong>es Segments<br />

geme<strong>in</strong>t. Analog dazu wird die Basis des Segments als Spreitenbasis bezeichnet.<br />

Die anatomische Übersicht über den Mittelnerv, siehe Abbildung A der Fototafel,<br />

zeigt, dass die Gefäßbündel verstreut im parenchymatischen Gr<strong>und</strong>gewebe liegen.<br />

Der Anteil verholzter Strukturen an der Querschnittsfläche beträgt 13% <strong>und</strong> ist somit<br />

sehr ger<strong>in</strong>g. Das Sklerenchym umfasst nur wenige Zellen <strong>und</strong> nimmt e<strong>in</strong>en<br />

verschw<strong>in</strong>dend kle<strong>in</strong>en Anteil an der Fläche des Mittelnervs e<strong>in</strong>. Vor allem im<br />

Randbereich bzw. an der Oberseite des Mittelnervs bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> mehrere Reihen<br />

mächtiges kollenchymatisches Gewebe, das 13% der Querschnittsfläche e<strong>in</strong>nimmt.<br />

Der Mittelnerv tritt gegenüber der Spreite durch se<strong>in</strong>e große Querschnittsfläche stark<br />

hervor. In manchen Schnitten ist auch e<strong>in</strong>e Peridermbildung festzustellen. Im<br />

Parenchym s<strong>in</strong>d spärlich drusige Kristalle zu f<strong>in</strong>den. Zudem kommen unterschiedlich<br />

große, schizogen entstandene Sekretgänge vor. Sekrete aus diesen Gängen zeigen


- 92 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

<strong>in</strong> ungebleichten Schnitten e<strong>in</strong>e positive Reaktion mit Astrablau, wie Abbildung B der<br />

Fototafel veranschaulichen soll. In der Spreitenbasis s<strong>in</strong>d die zahlreichen, ungleich<br />

großen Gefäßbündel r<strong>in</strong>gförmig angeordnet.<br />

Bei Betrachtung der Spreite von C. obtusifolia, siehe Abbildung E der Fototafel, fällt<br />

bei der Färbung mit Safran<strong>in</strong>-Astrablau die Rotfärbung des Palisadenparenchyms<br />

auf, wobei die Zellwände e<strong>in</strong>deutig blau <strong>und</strong> somit nicht verholzt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> ähnliches<br />

Bild zeigen auch die anderen Färbe- <strong>und</strong> Analysemethoden, was schließen lässt,<br />

dass die positive Reaktion mit Safran<strong>in</strong>, Auram<strong>in</strong> <strong>und</strong> Gentianaviolett auf den<br />

Zell<strong>in</strong>halt zurückzuführen ist. Das Schwammparenchym ist mäßig dicht <strong>und</strong><br />

be<strong>in</strong>haltet vere<strong>in</strong>zelt größere Zellen mit drusigen Kristallen. Die Seitennerven s<strong>in</strong>d<br />

von Bündelscheiden umgeben, wobei die Bündelscheidenfortsätze bis zur oberen<br />

Epidermis reichen. Die Cuticula ist deutlich von der Epidermiswand abgesetzt.<br />

Cuticularleisten treten nicht auf.


- 93 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 55: Fototafel – C. obtusifolia; A Mittelnerv Blattmitte Safran<strong>in</strong>-Astrablau, B Ausschnitt<br />

Mittelnerv Spreitenbasis Safran<strong>in</strong>-Astrablau, C Trichom Blattmitte Safran<strong>in</strong>-Astrablau, D Ausschnitt<br />

Mittelnerv Blattmitte Safran<strong>in</strong>-Astrablau, E Spreite Blattmitte Safran<strong>in</strong>-Astrablau; Quelle: eigene Fotos;


7.3.3. Guatteria chiriquiensis (Annonaceae)<br />

- 94 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

G. chiriquiensis bildet kurz<br />

gestielte, längliche <strong>und</strong><br />

unzerteilte Blätter, deren<br />

Blattrand ganzrandig <strong>und</strong><br />

bewimpert ist. Die Konsistenz<br />

kann als leicht ledrig<br />

beschrieben werden. Der<br />

Spreitengr<strong>und</strong> ist keilig bis<br />

abger<strong>und</strong>et. Die Spreitenspitze<br />

ist stumpf bis zugespitzt mit<br />

unterschiedlich ausgeprägten<br />

Abbildung 56: Skizze e<strong>in</strong>es Laubblatts von G. chiriquiensis; <strong>und</strong> mitunter langen<br />

Quelle: WEBER et al. (2001);<br />

Träufelspitzen.<br />

Die Blätter s<strong>in</strong>d sowohl an der Ober- wie auch an der Unterseite behaart, wie das<br />

folgende Foto zeigt. Die e<strong>in</strong>fachen Gliederhaare s<strong>in</strong>d an den Nerven besonders lang<br />

<strong>und</strong> relativ dicht stehend. Auf der Spreite stehen vere<strong>in</strong>zelte borstige Haare. Die<br />

Nervatur ist fiedernervig, wobei die Nerven erster Ordnung nicht ganz bis an den<br />

Blattrand, ziehen sondern im äußeren Drittel stark zur Spitze gebogen s<strong>in</strong>d.<br />

Abbildung 57: Mittelnerv von G. chiriquiensis; Quelle: eigenes Foto;


- 95 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Anatomisch zeigt sich, dass der Mittelnerv von G. chiriquiensis <strong>in</strong> der Blattmitte e<strong>in</strong>en<br />

geschlossenen Sklerenchymr<strong>in</strong>g um das Leitgewebe ausbildet (siehe Abbildung A<br />

der Fototafel e<strong>in</strong>s). Das Leitgewebe selbst besteht aus zahlreichen E<strong>in</strong>zelbündel, die<br />

mehr oder weniger r<strong>in</strong>gförmig angeordnet s<strong>in</strong>d, wobei im oberen Bereich e<strong>in</strong>ige<br />

Bündel entgegengesetzt orientiert s<strong>in</strong>d. In der Mitte des Leitgewebestranges bef<strong>in</strong>det<br />

sich das parenchymatische Mark. Die verholzten Strukturen nehmen <strong>in</strong>sgesamt 26%<br />

der Querschnittsfläche e<strong>in</strong>, von diesem Anteil entfällt die Hälfte auf Sklerenchym.<br />

Kollenchymatisches Gewebe kommt nicht vor. Kristalle s<strong>in</strong>d sehr spärlich <strong>in</strong><br />

parenchymatisch dünnwandigen Zellen vorhanden. In der Spreitenbasis ist der<br />

Sklerenchymr<strong>in</strong>g mächtiger ausgeprägt, nimmt aber etwa den gleichen Flächenanteil<br />

an der gesamten Querschnittsfläche e<strong>in</strong>. Außerhalb des Sklerenchymr<strong>in</strong>gs f<strong>in</strong>det<br />

man, wie Abbildung C der Fototafel e<strong>in</strong>s zeigt, <strong>in</strong> allen Regionen e<strong>in</strong>ige äußerst<br />

dickwandige teilweise sklerifizierte Zellen im Parenchym, die als Sklereiden<br />

bezeichnet werden können.<br />

In der Spreite von G. chiriquiensis f<strong>in</strong>det man wie auch bei anderen Annonaceen<br />

Kristalle <strong>in</strong> den großen Zellen der oberen Epidermis, siehe Abbildung A der Fototafel<br />

zwei. Auffallend s<strong>in</strong>d große grobgranuläre Zellen am Übergang zwischen Palisaden<strong>und</strong><br />

Schwammparenchym. Die Strukturen färben sich mit Gentianaviolett blauviolett,<br />

wie Abbildung D der Fototafel zwei zeigt. Da e<strong>in</strong>e Färbung mit Auram<strong>in</strong> <strong>und</strong> Safran<strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>e Reaktion zeigt <strong>und</strong> auch im Fluoreszenzmikroskop die Strukturen nicht<br />

hervortreten, ist e<strong>in</strong>e Verholzung auszuschließen. Bei Annonaceen werden Ölzellen<br />

im Mesophyll beschrieben (Napp- Z<strong>in</strong>n, 1973), jedoch kann für G. chriquiensis mit<br />

der fettspezifischen Reaktion durch das Pearse Reagens ke<strong>in</strong>e positive Färbung<br />

erzielt werden. Aufgr<strong>und</strong> der Struktur kann man diese Zelle trotzdem als Ölzelle<br />

ansprechen, die eventuell ätherische Öle enthält, welche mitunter nicht mit Pearse<br />

reagieren. Das Mesophyll ersche<strong>in</strong>t bei G. chiriquiensis locker mit sehr großen<br />

Spaltöffnungsräumen. Die Seitennerven besitzen mächtige sklerenchymatische<br />

Beläge, die allerd<strong>in</strong>gs von der oberen Epidermis durch Assimiliationsgewebe<br />

getrennt s<strong>in</strong>d. Die Cuticula ist an Ober- <strong>und</strong> Unterseite von der Epidermiswand<br />

abgesetzt, wobei ke<strong>in</strong>e Cuticularleisten festzustellen s<strong>in</strong>d.


- 96 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 58: Fototafel 1 – G. chiriquiensis; A Mittelnerv Blattmitte Safran<strong>in</strong>-Astrablau, B Ausschnitt<br />

Mittelnerv Spreitenbasis Safran<strong>in</strong>-Astrablau, C Ausschnitt Mittelnerv Spreitenbasis Safran<strong>in</strong>-Astrablau,<br />

Quelle: eigene Fotos;


- 97 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 59: Fototafel 2 – G. chiriquiensis; A Spreite Spreitenbasis ohne Färbung, B Spreite<br />

Blattmitte Safran<strong>in</strong>-Astrablau, C Spreite mit Seitennerv Blattrand Safran<strong>in</strong>-Astrablau, D Spreite<br />

Blattmitte Glycer<strong>in</strong>-Gentianaviolett; Quelle: eigene Fotos;


7.3.4. Myriocarpa longipes (Urticaceae)<br />

- 98 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Die <strong>in</strong> der Größe stark variierenden Blätter von<br />

M. longipes s<strong>in</strong>d meist oval bis breit elliptisch.<br />

Die Blätter s<strong>in</strong>d lang gestielt <strong>und</strong> von krautiger<br />

Konsistenz. Der Blattrand ist deutlich gezähnt<br />

<strong>und</strong> nicht bewimpert. Der Blattgr<strong>und</strong> ist als<br />

abger<strong>und</strong>et <strong>und</strong> die Blattspitze als zugespitzt zu<br />

bezeichnen. Ältere Blätter s<strong>in</strong>d von Epiphyllen<br />

bewachsen. Die Blattoberseite ist kahl <strong>und</strong> fe<strong>in</strong><br />

warzig. An der Blattunterseite s<strong>in</strong>d die<br />

Blattnerven mit e<strong>in</strong>fachen, e<strong>in</strong>zelligen Haaren<br />

besetzt (vgl. Abbildung 62). Die Nervatur ist<br />

Abbildung 60: Skizze e<strong>in</strong>es Laubblatts fiedernervig ausgeprägt.<br />

von M. longipes; Quelle: eigene<br />

Schon bei makroskopischer Betrachtung fallen<br />

Darstellung;<br />

Strukturen an der Blattoberfläche auf,<br />

vergleiche dazu folgendes Foto, die mikroskopisch als Lithozysten mit<br />

<strong>in</strong>nenliegenden Zystolithen bestimmt werden können. Zystolithen s<strong>in</strong>d<br />

Anhangsgebilde der Zellwand, die mit Kalziumkarbonat <strong>in</strong>krustiert s<strong>in</strong>d (NAPP-ZINN,<br />

1973). Zystolithen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> typisches Merkmal für Vertreter der Urticales. Im Fall von<br />

M. longipes liegt die Längsachse der Zystolithen <strong>in</strong> der Ebene der Epidermis. Siehe<br />

Abbildungen B, C <strong>und</strong> E der Fototafel.<br />

Abbildung 61: Spreite der Blattoberseite von M. longipes; Quelle: eigenes Foto;


- 99 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 62: Mittelnerv der Blattunterseite von M. longipes; Quelle: eigenes Foto;<br />

Im Mittelnerv der Blattmitte, vergleiche Abbildung A der Fototafel, zeigt sich e<strong>in</strong>e<br />

ger<strong>in</strong>ge Verholzung, die nur 5% der gesamten Querschnittsfläche e<strong>in</strong>nimmt.<br />

Sklerenchymatisches Gewebe ist nicht vorhanden, während 16% der<br />

Querschnittsfläche auf kollenchymatisches Gewebe entfallen. Das Leitgewebe ist<br />

mehr oder weniger r<strong>in</strong>gartig angeordnet, wobei auch E<strong>in</strong>zelbündel vorkommen. Im<br />

Parenchym bef<strong>in</strong>den sich sowohl <strong>in</strong>nerhalb als auch außerhalb des Leitgewebes<br />

schizogen entstandene Sekretgänge unterschiedlicher Größe. Sekrete aus diesen<br />

Gängen zeigen <strong>in</strong> ungebleichten Schnitten e<strong>in</strong>e positive Reaktion mit Astrablau <strong>und</strong><br />

Safran<strong>in</strong>. Im parenchymatischen Gewebe s<strong>in</strong>d zahlreiche drusige Kristalle<br />

vorhanden. Die Cuticula ist im Mittelnerv abgesetzt <strong>und</strong> bildet hier auch<br />

Cuticularleisten aus. Im Blattstiel liegen die Gefäßbündel als E<strong>in</strong>zelbündel vor <strong>und</strong><br />

die Anzahl der Kristalle ist deutlich höher. In dieser Region s<strong>in</strong>d vere<strong>in</strong>zelte<br />

Peridermbildungen zu erkennen. In der Blattspitze ist das Leitgewebe auf e<strong>in</strong><br />

Leitbündel reduziert <strong>und</strong> Sekretgänge s<strong>in</strong>d sehr prom<strong>in</strong>ent vertreten.<br />

Die Spreite ist geprägt durch gr<strong>und</strong>sätzlich sehr große Epidermiszellen, die aber an<br />

der Oberseite über den epidermal gebildeten Lithozysten deutlich kle<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d. Da die<br />

Lithozysten mehr oder weniger ausgerichtet s<strong>in</strong>d, hat es <strong>in</strong> manchen Schnitten den<br />

Ansche<strong>in</strong> als ob die Spreite von Sekretgängen durchzogen wäre. Die Gänge s<strong>in</strong>d<br />

allerd<strong>in</strong>gs als quer zur Längsachse geschnittene Lithozysten zu <strong>in</strong>terpretieren. Das<br />

Mesophyll ist relativ dicht ausgebildet <strong>und</strong> be<strong>in</strong>haltet mäßig viele Kristalle. Die


- 100 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Seitennerven haben e<strong>in</strong>e große, jedoch nicht sklerifizierte Bündelscheide, die bis zur<br />

oberen Epidermis reichen kann. Bei Seitennerven niederer Ordnung ist die<br />

Gefäßbündelscheide an der Unterseite kollenchymatisch, wie <strong>in</strong> Abbildung F der<br />

Fototafel ersichtlich. Die Cuticula bildet <strong>in</strong> der Spreite im Gegensatz <strong>zum</strong> Mittelnerv<br />

ke<strong>in</strong>e Cuticularleisten aus.


- 101 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 63: Fototafel – M. longipes; A Mittelnerv Blattmitte Safran<strong>in</strong>-Astrablau, B Längsschnitt<br />

Spreite mit Zystolith ohne Färbung, C Zystolith von Urtica macrophylla (Quelle: NAPP-ZINN, 1973), D<br />

Spreite Blattmitte Auram<strong>in</strong>-Mucicarm<strong>in</strong> Aufnahme im Fluoreszenzmikroskop, E Spreite Blattmitte ohne<br />

Färbung, F Spreite Blattspitze Safran<strong>in</strong>-Astrablau; Quelle: eigene Fotos (außer C);


7.3.5. Tetrathylacium macrophyllum (Flacourtiaceae)<br />

- 102 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

T. macrophyllum bildet kurz gestielte, längliche<br />

<strong>und</strong> unzerteilte Blätter, deren Blattrand<br />

ganzrandig bis leicht gesägt ist. Die Konsistenz<br />

kann als leicht ledrig beschrieben werden. Die<br />

Spreitenspitze ist stumpf bis mehr oder weniger<br />

zugespitzt mit unterschiedlich ausgeprägten <strong>und</strong><br />

teilweise langen Träufelspitzen. Der<br />

Spreitengr<strong>und</strong> ist keilig bis abger<strong>und</strong>et. Ältere<br />

Blätter s<strong>in</strong>d mit Epiphyllen (Blattaufwuchs, z.B.:<br />

Moose) bewachsen.<br />

Die Blätter s<strong>in</strong>d an der Oberseite kahl <strong>und</strong> auf der<br />

Abbildung 64: Skizze e<strong>in</strong>es Laubblatts Unterseite leicht behaart. Es handelt sich dabei<br />

von T. macrophyllum; Quelle: eigene<br />

um e<strong>in</strong>fache e<strong>in</strong>zellige nicht sehr dicht stehende<br />

Darstellung;<br />

Haare, die sowohl auf den Nerven (siehe<br />

folgendes Foto) wie auch auf der Spreite zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Die Nervatur ist fiedernervig<br />

ausgeprägt, mit e<strong>in</strong>em Hauptnerv von dem die Seitennerven zweireihig entspr<strong>in</strong>gen.<br />

Abbildung 65: Mittelnerv der Blattunterseite von T. macrophyllum; Quelle: eigenes Foto;<br />

Die anatomischen Schnitte <strong>in</strong> der Blattmitte zeigen, dass T. macrophyllum im<br />

Mittelnerv ausgeprägte verholzte Strukturen hat, wobei die Spreite sehr locker <strong>und</strong>


- 103 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

weitgehend unverholzt ist. Im Mittelnerv, siehe Abbildung B der Fototafel e<strong>in</strong>s, s<strong>in</strong>d<br />

r<strong>und</strong> 44% der Querschnittsfläche verholzt, wobei 17% der Fläche des Mittelnervs auf<br />

Sklerenchym entfallen. Das Sklerenchym bildet e<strong>in</strong>en mehrere Zellen mächtigen<br />

R<strong>in</strong>g um das Leitgewebe. Das Leitgewebe selbst ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong> mächtiges Xylem sowie<br />

e<strong>in</strong>en äußeren Phloemr<strong>in</strong>g, der allerd<strong>in</strong>gs seitlich zur Spreite h<strong>in</strong> unterbrochen ist,<br />

gegliedert. Im Inneren des Leitgeweber<strong>in</strong>gs liegt e<strong>in</strong> weiteres Gefäßbündel, bei dem<br />

das Xylem über dem relativ mächtigen Phloem liegt. An der Ober- <strong>und</strong> Unterseite<br />

des Mittelnervs f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong> Eckenkollenchym, dass etwa 8% der<br />

Querschnittsfläche e<strong>in</strong>nimmt. Kristalle s<strong>in</strong>d spärlich <strong>in</strong> dünnwandigen<br />

Parenchymzellen vorhanden. An der Unterseite des Blattes s<strong>in</strong>d auch im<br />

anatomischen Schnitt die Haare erkennbar.<br />

An der Spreitenbasis ist die Querschnittsfläche des Mittelnervs deutlich größer,<br />

wobei der Verholzungsgrad etwa gleich bleibt <strong>und</strong> der Sklerenchymanteil ger<strong>in</strong>ger ist.<br />

Am Mittelnerv der Spreitenbasis wie auch am Blattstiel kommen vere<strong>in</strong>zelte<br />

Peridermbildungen vor. Der Mittelnerv <strong>in</strong> der Blattspitze ist vor allem durch das<br />

mächtige herzförmige Sklerenchym, das bis zu 30% der Fläche e<strong>in</strong>nimmt, geprägt.<br />

Das Leitgewebe ist schüsselförmig <strong>in</strong> den oben dünneren Sklerenchymr<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>gebettet.<br />

Das Schwammparenchym der Spreite präsentiert sich überaus locker mit e<strong>in</strong>em<br />

ausgedehnten Interzellularsystem <strong>und</strong> großen hypostomatischen Räumen. Die<br />

bikollateralen Seitennerven heben sich durch e<strong>in</strong>e sklerenchymatische<br />

Gefäßbündelscheide deutlich von der unverholzten Spreite ab. Im Überblick zeigt<br />

sich, dass e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>ge Anzahl an Seitennerven die Spreite durchzieht. In den<br />

untersuchten Schnitten werden zwei Schichten chloroplastenreiches<br />

Palisadenparenchym festgestellt, wobei die Zellen der oberen Schicht dichter stehen.<br />

Kristalle f<strong>in</strong>det man im gesamten Mesophyll. Weiters zeigt sich deutlich, dass die<br />

obere, chloroplastenfreie Epidermis von größeren Zellen gebildet wird als die untere.<br />

Die Cuticula ist an Ober- <strong>und</strong> Unterseite von der Epidermiswand abgesetzt,<br />

allerd<strong>in</strong>gs ist die Mächtigkeit der Cuticula an der Unterseite ger<strong>in</strong>ger. An der<br />

Oberseite s<strong>in</strong>d auch Cuticularleisten festzustellen.


- 104 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 66: Fototafel 1 – T. macrophyllum; A Mittelnerv Spreitenbasis Safran<strong>in</strong>-Astrablau, B<br />

Mittelnerv Blattmitte Safran<strong>in</strong>-Astrablau, C Mittelnerv Blattspitze Safran<strong>in</strong>-Astrablau; Quelle: eigene<br />

Fotos;


- 105 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 67: Fototafel 2 – T. macrophyllum; A Ausschnitt Mittelnerv Blattmitte Auram<strong>in</strong>-Mucicarm<strong>in</strong>,<br />

B Spreite Blattrand Safran<strong>in</strong>-Astrablau, C Spreite Blattmitte Auram<strong>in</strong>-Mucicarm<strong>in</strong>; Quelle: eigene<br />

Fotos;


7.4. Anatomie – Auswertung der Parameter<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Die Ergebnisse der anatomischen <strong>Untersuchungen</strong> wurden im vorigen Kapitel<br />

zunächst beschreibend <strong>und</strong> portraitartig dargestellt. Im H<strong>in</strong>blick auf die<br />

Vergleichbarkeit der Arten untere<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> vor allem mit Bedacht auf die<br />

Auswirkung der e<strong>in</strong>zelnen Merkmale auf die Streuabbaubarkeit wurden<br />

blattanatomische Parameter ausgewählt. Die daraus gewonnenen Ergebnisse sollen<br />

im Folgenden dargestellt werden. Für diese Auswertung wurde die Region Blattmitte<br />

herangezogen, weil diese das Blatt flächenmäßig gut repräsentiert. Auf Unterschiede<br />

zu den anderen analysierten Blattregionen wurde, wenn diese markant waren, <strong>in</strong> den<br />

Beschreibungen h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

Querschnittsfläche Mittelnerv<br />

Abbildung 68: Querschnittsfläche Mittelnerv; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa<br />

longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium macrophyllum,<br />

Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea medusula); y-Achse:<br />

angenäherte Querschnittsfläche des Mittelnervs [mm²]; orange Punkte: „r-Strategen“, grüne Punkte:<br />

„K-Strategen“;<br />

Vorweg soll nochmals darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass bei Cecropia obtusifolia mit<br />

der Bezeichnung Mittelnerv der Hauptnerv e<strong>in</strong>es Segments geme<strong>in</strong>t ist (vgl.<br />

- 106 -


- 107 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Blattbeschreibung Cecropia obtusifolia). Der Mittelnerv <strong>und</strong> die Nerven erster<br />

Ordnung s<strong>in</strong>d die widerstandsfähigsten Gewebe im Blatt <strong>und</strong> werden signifikant<br />

weniger durch Herbivore konsumiert als die Spreite (CHOONG, 1996).<br />

SUNDARAPANDIAN <strong>und</strong> SWAMY (1999) beschreiben ebenfalls, dass dünne <strong>und</strong> weiche<br />

Blätter ohne ausgeprägter <strong>und</strong> fester Nervatur schneller abgebaut werden, während<br />

dicke <strong>und</strong> belastbare Blätter mit prom<strong>in</strong>enter Mittelrippe <strong>und</strong> Nervatur mehr Zeit bis<br />

<strong>zum</strong> vollständigen Abbau benötigen. Die „r-Strategen“ haben <strong>in</strong> dieser Untersuchung<br />

durchwegs kle<strong>in</strong>e Querschnittsflächen des Mittelnervs, wobei sie sich genau<br />

genommen nur von den „K-Strategen“ Virola koschnyi <strong>und</strong> vor allem Sloanea<br />

medusula deutlich unterscheiden. Alle „r-Strategen“ haben e<strong>in</strong>e Mittelnerv -<br />

Querschnittsfläche unter 2 mm², wobei Acalypha diversifolia <strong>und</strong> Guatteria<br />

chiriquiensis mit deutlich unter 1 mm² die am wenigsten stark ausgeprägten<br />

Mittelnerven besitzen. S. medusula bildet neben dem größten Mittelnerv von r<strong>und</strong> 15<br />

mm² auch die größten Spreiten aus.<br />

Dicke der Blattspreite<br />

Abbildung 69: Dicke der Blattspreite; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa<br />

longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium macrophyllum,<br />

Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea medusula); y-Achse:<br />

Dicke der Blattspreite [µm]; orange Punkte: „r-Strategen“, grüne Punkte: „K-Strategen“; n=5;


- 108 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Neben der Querschnittsfläche des Mittelnervs ist auch die Dicke der Blattspreite e<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>teressanter Parameter, der hilft das Blatt zu charakterisieren. Die Unterschiede die<br />

sich bei diesem Merkmal zwischen Sonnen- <strong>und</strong> Schattenblättern ergeben,<br />

erschweren natürlich konkrete Aussagen <strong>und</strong> die Vergleichbarkeit zwischen den<br />

Arten. Bei den hier vorgenommenen Messungen konnte zwischen den beiden<br />

untersuchten Gruppen trotzdem e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied festgestellt werden.<br />

Demnach haben die „r-Strategen“ e<strong>in</strong>e signifikant (oneway-ANOVA, Scheffe-Test,<br />

p=0,0043) dickere Spreite als die „K-Strategen“. Die gemessenen Spreitendicken<br />

aller Arten liegen zwischen 86 µm <strong>und</strong> 228 µm. Die dünnste Spreite unter den „r-<br />

Strategen“ hat Acalypha diversifolia mit 111 µm (s=40,7, n=5) <strong>und</strong> die dickste Spreite<br />

weist Tetrathylacium macrophyllum mit 228 µm (s=19,0, n=5) auf.<br />

In dieser Untersuchung konnte zudem festgestellt werden, dass die „r-Strategen“<br />

durchwegs lockere <strong>und</strong> weniger kompakte Spreiten ausbilden (vgl. Fototafeln der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Arten <strong>in</strong> dieser Arbeit <strong>und</strong> bei GUSENLEITNER (2005)). Vergleicht man nun<br />

die Ergebnisse der Spreitendicke mit den Querschnittsflächen des Mittelnervs so<br />

kann man generalisierend sagen, dass die „r-Strategen“ relativ kle<strong>in</strong>e Mittelnerven<br />

mit dickeren Spreiten <strong>und</strong> die „K-Strategen“ bei dünneren Spreiten prom<strong>in</strong>ente<br />

Mittelnerven aufweisen. Besonders deutlich f<strong>in</strong>det man diese Zusammenhänge bei T.<br />

macrophyllum <strong>und</strong> Sloanea medusula.<br />

Höhe der Epidermiszellen<br />

Laut CHOONG (1996) gehört die Epidermis zu den widerstandsfähigsten Geweben im<br />

Blatt. Je kompakter diese Schicht ist, umso fester <strong>und</strong> belastbarer ist sie. Ist die<br />

Epidermis aus großen Zellen aufgebaut, so liegt bei e<strong>in</strong>er Verletzung e<strong>in</strong>er<br />

Epidermiszelle durch Mikroorganismen oder Herbivore e<strong>in</strong> großer Teil der Spreite<br />

offen. S<strong>in</strong>d die Zellen kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> dicht, so erfolgt der Angriff <strong>und</strong> die Zersetzung des<br />

Blattes langsamer. Tendenziell wurden bei diesen <strong>Untersuchungen</strong> im Mittelnerv<br />

kle<strong>in</strong>ere Epidermiszellen gef<strong>und</strong>en als <strong>in</strong> der Spreite. E<strong>in</strong> ähnlicher Trend zeigt sich,<br />

wenn auch mit Ausnahmen, wenn man die Zellhöhen der Oberseite mit der<br />

Unterseite vergleicht.


- 109 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 70: Höhe der Epidermiszellen; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa<br />

longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium macrophyllum,<br />

Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea medusula); y-Achse:<br />

Höhe der Epidermiszellen [µm]; orange Punkte: „r-Strategen“, grüne Punkte: „K-Strategen“; n=5;<br />

An der Oberseite des Mittelnervs haben die „r-Strategen“ signifikant höhere<br />

Epidermiszellen als die „K-Strategen“, wobei Cecropia obtusifolia unter den „r-<br />

Strategen“ mit etwa 29 µm (s=2,5, n=5) die größten Zellen aufweist <strong>und</strong> Acalypha<br />

diversifolia mit r<strong>und</strong> 15 µm (s=3,1, n=5) die kle<strong>in</strong>sten. E<strong>in</strong> ähnliches Bild zeigt sich für<br />

die Epidermiszellen der Unterseite des Mittelnervs. Zwischen den beiden Gruppen<br />

besteht zwar e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied (oneway-ANOVA, Scheffe-Test,<br />

p=0,0093). Vergleicht man jedoch die e<strong>in</strong>zelnen Arten mite<strong>in</strong>ander, so hebt sich nur<br />

Luehea seemannii von den anderen ab.<br />

Die größten Epidermiszellen <strong>in</strong> der Oberseite der Spreite besitzt Myriocarpa longipes<br />

mit fast 50 µm (s=7,5, n=5). Die niedrigsten Zellen unter den „r-Strategen“ hat auch<br />

<strong>in</strong> diesem Fall A. diversifolia mit circa 21 µm (s=2,5, n=5). Zur Gruppe der „K-


- 110 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Strategen“ besteht e<strong>in</strong> höchst signifikanter Unterschied. An der Spreitenunterseite<br />

s<strong>in</strong>d die Epidermiszellen mehr oder weniger deutlich kle<strong>in</strong>er. Teilweise, wie etwa bei<br />

Sloanea medusula, s<strong>in</strong>d die Epidermiszellen sogar niedriger als im Mittelnerv. Unter<br />

den „r-Strategen“, die gegenüber den „K-Strategen“ signifikant höhere Zellen<br />

aufweisen, hat M. longipes die größten (25 µm (s=4,9, n=5)) <strong>und</strong> C. obtusifolia die<br />

kle<strong>in</strong>sten (9 µm (s=2,5, n=5)) Epidermiszellen an der Unterseite der Spreite.<br />

Cuticula<br />

BENSTEAD (1996) beschreibt, dass viele tropische Arten Blätter e<strong>in</strong>e dicke Cuticula<br />

ausbilden, was e<strong>in</strong>e Adaption an Auswaschung durch den hohen Niederschlag <strong>und</strong><br />

Herbivoriedruck darstellen könnte. Durch e<strong>in</strong>e dicke Cuticula wird <strong>in</strong> dieser Studie<br />

erklärt, dass der anfängliche Gewichtsverlust <strong>in</strong> aquatischen Abbauversuchen relativ<br />

ger<strong>in</strong>g war. In der Mächtigkeit der Cuticula von den hier untersuchten Arten zeigen<br />

sich kaum Unterschiede. Ökologisch relevante Unterscheidungsmöglichkeiten lassen<br />

sich im Vorhandense<strong>in</strong> von Cuticularleisten <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Tatsache, ob die Cuticula auf<br />

der oberen Epidermiswand aufgesetzt ist oder ob die Epidermiswand mit der Cuticula<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit bildet, feststellen.<br />

Die „r-Strategen“ haben allesamt e<strong>in</strong>e abgesetzte Cuticula <strong>und</strong> weisen nur teilweise<br />

Cuticularleisten auf. Bei Acalypha diversifolia <strong>und</strong> Guatteria chiriquiensis wurden<br />

ke<strong>in</strong>e Cuticularleisten festgestellt. E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit zwischen Cuticula <strong>und</strong><br />

Epidermiswand f<strong>in</strong>det man bei Luehea seemannii <strong>und</strong> Sloanea medusula. Zudem<br />

haben alle „K-Strategen“ Cuticularleisten ausgebildet.


Verholzungsgrad Mittelnerv<br />

- 111 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 71: Verholzungsgrad im Mittelnerv; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr<br />

Myriocarpa longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium<br />

macrophyllum, Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea<br />

medusula); y-Achse: Anteil verholzter Strukturen an der Querschnittsfläche [0-5]; orange Punkte: „r-<br />

Strategen“, grüne Punkte: „K-Strategen“;<br />

Die „r-Strategen“ zeigen im Mittelnerv e<strong>in</strong>e tendenziell niedrigere Verholzung als die<br />

„K-Strategen“, die mit Ausnahme von Apeiba tibourbou alle e<strong>in</strong>en Skalenwert von<br />

fünf haben. Bei Myriocarpa longipes f<strong>in</strong>det man nur wenige verholzte Strukturen, die<br />

zwischen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> zehn Prozent der Querschnittsfläche ausmachen <strong>und</strong> somit den<br />

Skalenwert e<strong>in</strong>s ergeben. Acalypha diversifolia erhält bei dieser Untersuchung den<br />

Wert zwei, Cecropia obtusifolia <strong>und</strong> Guatteria chiriquiensis erreichen den Wert drei<br />

auf der fünfteiligen Skala. Die Ausnahme unter den „r-Strategen“ stellt Tetrathylacium<br />

macrophyllum dar. Bei dieser Art werden zwischen 41% <strong>und</strong> 50% der Fläche des<br />

Mittelnervs von verholzten Strukturen e<strong>in</strong>genommen. Die starke Verholzung des<br />

Mittelnervs bei T. macrophyllum ist zu e<strong>in</strong>em beträchtlichen Teil auf den mächtigen<br />

Sklerenchymr<strong>in</strong>g zurückzuführen. Beispiele für die jeweiligen Skalenwerte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

folgender Abbildung dargestellt. Der E<strong>in</strong>fluss von verholzten Strukturen auf den<br />

Abbauprozess wird bei GARTNER <strong>und</strong> CARDON (2004) beschrieben. Demnach wird vor


- 112 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

allem die späte Phase des <strong>Laubabbau</strong>s von der Konzentration an Lign<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Auch laut SCHÄDLER et al. (2003) s<strong>in</strong>d kohlenstoffbasierte sek<strong>und</strong>äre Inhaltsstoffe,<br />

wie Phenole <strong>und</strong> Lign<strong>in</strong>, wichtige E<strong>in</strong>flussfaktoren für Herbivorie <strong>und</strong> Abbaubarkeit.<br />

Die Zusammensetzung <strong>und</strong> die Menge an Lign<strong>in</strong>, die von den Pflanzen produziert<br />

wird, s<strong>in</strong>d abhängig von Umweltfaktoren, die auch Angriffe von Pathogenen <strong>und</strong><br />

Herbivoren be<strong>in</strong>halten (vgl. HAGERMAN <strong>und</strong> BUTLER, 1991).<br />

Abbildung 72: Beispielbilder <strong>zum</strong> Verholzungsgrad im Mittelnerv; A Myriocarpa longipes – Skalenwert<br />

1 (1% bis 10%), B Acalypha diversifolia – Skalenwert 2 (11% bis 20%), C Apeiba tibourbou –<br />

Skalenwert 3 (21% bis 30%), D Sloanea medusula – Skalenwert 5 (41% bis 50%); A - D: Safran<strong>in</strong> -<br />

Astrablau Färbung; Quelle: A <strong>und</strong> B eigene Fotos; C <strong>und</strong> D GUSENLEITNER (2005);<br />

Sklerenchymanteil Mittelnerv<br />

CHOONG (1996) zeigt durch Versuche an Castanopsis fissa, dass Blattnerven die<br />

widerstandsfähigsten Strukturen im Blatt s<strong>in</strong>d, wobei das Sklerenchym der<br />

maßgebliche Faktor ist. Da das Sklerenchym gr<strong>und</strong>sätzlich zu den wichtigsten<br />

Festigungselementen gehört, wird es nicht nur als Bestandteil der verholzten<br />

Strukturen diskutiert, sondern auch e<strong>in</strong>zeln behandelt. Die Bandbreite des<br />

Sklerenchymanteils reicht auf e<strong>in</strong>er Skala von null bis fünf, wobei fünf e<strong>in</strong>em Anteil<br />

von 21% bis 25% an der Querschnittsfläche des Mittelnervs entspricht. Beispielbilder<br />

für den jeweiligen Skalenwert s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung 74 dargestellt. Unter den „r-<br />

Strategen“ ist erwartungsgemäß, wie bereits beim Verholzungsgrad diskutiert,<br />

Tetrathylacium macrophyllum die Art mit dem höchsten Anteil. Myriocarpa longipes<br />

besitzt ke<strong>in</strong> Sklerenchym im Mittelnerv. E<strong>in</strong>en geschlossenen Sklerenchymr<strong>in</strong>g bilden<br />

unter den „r-Strategen“ Guatteria chiriquiensis <strong>und</strong> T. macrophyllum, sowie unter den<br />

„K-Strategen Apeiba tibourbou, Luehea seemannii <strong>und</strong> Sloanea medusula aus. Bei<br />

Virola koschnyi ist der Sklerenchymr<strong>in</strong>g angedeutet, aber nicht vollkommen<br />

geschlossen.


- 113 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 73: Sklerenchymanteil im Mittelnerv; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr<br />

Myriocarpa longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium<br />

macrophyllum, Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea<br />

medusula); y-Achse: Anteil Sklerenchym an der Querschnittsfläche [0-5]; orange Punkte: „r-<br />

Strategen“, grüne Punkte: „K-Strategen“;<br />

Abbildung 74: Beispielbilder <strong>zum</strong> Sklerenchymanteil im Mittelnerv; A Myriocarpa longipes –<br />

Skalenwert 0, B Acalypha diversifolia – Skalenwert 1 (1% bis 5%), C Virola koschnyi – Skalenwert 2<br />

(6% bis 10%), D Guatteria chiriquiensis – Skalenwert 3 (11% bis 15%), E Tetrathylacium<br />

macrophyllum – Skalenwert 4 (16% bis 20%), F Luehea seemannii – Skalenwert 5 (21% bis 25%); A -<br />

F: Safran<strong>in</strong> - Astrablau Färbung; Quelle: A, B, D <strong>und</strong> E eigene Fotos; C <strong>und</strong> F GUSENLEITNER (2005);


Kollenchymanteil Mittelnerv<br />

- 114 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 75: Kollenchymanteil im Mittelnerv; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr<br />

Myriocarpa longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium<br />

macrophyllum, Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea<br />

medusula); y-Achse: Anteil Kollenchym an der Querschnittsfläche [0-5]; orange Punkte: „r-Strategen“,<br />

grüne Punkte: „K-Strategen“;<br />

Neben den verholzten Strukturen bildet das Kollenchym e<strong>in</strong> weiteres<br />

Festigungsgewebe mit verdickten Zellwänden. Es ist anzunehmen, dass auch dieser<br />

Gewebetyp zu e<strong>in</strong>er Abbauverzögerung führen kann. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Tendenz<br />

zwischen den „r- <strong>und</strong> K-Strategen“ lässt sich nicht erkennen, da die „r-Strategen“<br />

Skalenwerte zwischen null <strong>und</strong> vier e<strong>in</strong>nehmen <strong>und</strong> die „K-Strategen“ zwischen e<strong>in</strong>s<br />

<strong>und</strong> vier. Das Kollenchym ist, wenn es im Mittelnerv vorhanden ist, e<strong>in</strong> randliches<br />

Festigungsgewebe unter der Epidermis <strong>und</strong> bei manchen Arten, wie etwa Cecropia<br />

obtusifolia vor allem im Bereich oberhalb des Leitgewebes besonders stark<br />

ausgeprägt. Es handelt sich dabei <strong>zum</strong>eist um e<strong>in</strong> Eckenkollenchym. Die e<strong>in</strong>zige Art<br />

ohne kollenchymatisches Gewebe ist Guatteria chiriquiensis.


Verholzung der Spreite<br />

- 115 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Die Nerven höherer Ordnung, die <strong>in</strong> die Spreite e<strong>in</strong>gebettet s<strong>in</strong>d, tragen wesentlich<br />

zur Belastbarkeit der Spreite bei, obwohl sie verglichen <strong>zum</strong> Mittelnerv <strong>und</strong> Nerven<br />

erster Ordnung weniger Festigungselemente enthalten (CHOONG, 1996). Interessant<br />

ist dabei neben der Anzahl an Seitennerven, die weiter unten besprochen wird, die<br />

Ausprägung der Gefäßbündelscheide, falls diese vorhanden ist. Unter den „r-<br />

Strategen“ hat beispielsweise Acalypha diversifolia ke<strong>in</strong>e deutliche<br />

Gefäßbündelscheide ausgebildet, die wenn überhaupt von parenchymatischen<br />

Zellen gebildet wird. Die Seitennerven von Cecropia obtusifolia h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d von<br />

e<strong>in</strong>er wenig mächtigen Gefäßbündelscheide umgeben, die aber teilweise bis zu den<br />

Epidermen der Ober- <strong>und</strong> Unterseite reichen kann. Myriocarpa longipes bildet<br />

mächtige Bündelscheiden aus, die teilweise kollenchymatisches Gewebe enthalten.<br />

Sklerenchymatische Gefäßbündelscheiden, die den Seitennerv meist r<strong>in</strong>gförmig<br />

umgeben, treten bei Guatteria chiriquiensis <strong>und</strong> Tetrathylacium macrophyllum auf<br />

(vgl. Fototafeln der jeweiligen Arten). Bei den „K-Strategen“ haben alle untersuchten<br />

Arten deutliche, mitunter stark verholzte Gefäßbündelscheiden, die teilweise auch bis<br />

an die obere Epidermis reichen können.<br />

Besonders auffällig ist die Verholzung der Spreite bei Sloanea medusula. Die<br />

verholzte Gefäßbündelscheide bildet unter der Epidermis verholzte Ausläufer zu<br />

benachbarten Nerven. Zudem s<strong>in</strong>d bei dieser Art auch verholzte Haare <strong>und</strong> verholzte<br />

Spaltöffnungen gef<strong>und</strong>en worden. Bei den „r-Strategen“ f<strong>in</strong>den sich abseits der<br />

Seitennerven ke<strong>in</strong>e verholzten oder verstärkten Strukturen.<br />

Abbildung 76: Spreite von Sloanea medusula; Färbung Auram<strong>in</strong> – Mucicarm<strong>in</strong>; Analyse im<br />

Fluoreszenzmikroskop; 1 Nerv mit Leitgewebe; 2 sklerenchymatische Gefäßbündelscheide; 3<br />

sklerenchymatischer Ausläufer; 4 verholztes Haar; 5 verholzte Spaltöffnung; Quelle: GUSENLEITNER<br />

(2005);


- 116 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Neben der Nervatur <strong>und</strong> den umgebenden Festigungsgeweben spielen <strong>in</strong> der Spreite<br />

die besprochenen Größen der Epidermiszellen <strong>und</strong> die Dichten des Palisaden- <strong>und</strong><br />

Schwammparenchyms e<strong>in</strong>e Rolle. In der Untersuchung von CHOONG (1996) an<br />

Blättern von Castanopsis fissa wird nachgewiesen, dass die Palisaden neben der<br />

Epidermis <strong>und</strong> abgesehen von der Nervatur zu den widerstandsfähigsten Geweben<br />

<strong>in</strong> der Spreite zählen. Allerd<strong>in</strong>gs ist es sehr schwierig hier Abstufungen zu f<strong>in</strong>den <strong>und</strong><br />

zu quantifizieren. E<strong>in</strong>zig bei dem „K-Strategen“ Apeiba tibourbou sche<strong>in</strong>en die<br />

Zellwände der Palisadenzellen verholzt zu se<strong>in</strong>. Ansonsten konnten sowohl bei den<br />

„r- als auch K-Strategen“ ke<strong>in</strong>e Auffälligkeiten festgestellt werden.<br />

Anzahl der Seitennerven Spreite<br />

Abbildung 77: Anzahl der Seitennerven <strong>in</strong> der Spreite; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr<br />

Myriocarpa longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium<br />

macrophyllum, Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea<br />

medusula); y-Achse: Anzahl der Seitennerven; orange Punkte: „r-Strategen“, grüne Punkte: „K-<br />

Strategen“; n=8;<br />

Die Anzahl der Seitennerven variiert unter allen neun Arten sehr deutlich. Innerhalb<br />

der „r-Strategen“ f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong> relativ homogenes Bild. Zu beachten ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

die unterschiedliche Ausprägung der Seitennerven, etwa durch die schon weiter


- 117 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

oben diskutierten Gefäßbündelscheiden. Signifikanztests zeigen, dass zwischen den<br />

beiden Gruppen e<strong>in</strong> signifikanter Unterschied besteht. Mit Ausnahme von Virola<br />

koschnyi haben die „K-Strategen“ e<strong>in</strong>e deutlich größere Dichte an Seitennerven <strong>in</strong><br />

der Spreite. Dementsprechend haben die „r-Strategen“ e<strong>in</strong>e signifikant (oneway-<br />

ANOVA, Scheffe-Test, p=0,000) niedrigere Anzahl an Seitennerven als die „K-<br />

Strategen“.<br />

Trockengewicht<br />

Abbildung 78: Trockengewicht; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa longipes,<br />

Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium macrophyllum, Ape Apeiba<br />

tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea medusula); y-Achse:<br />

Trockengewicht [%]; orange Punkte: „r-Strategen“, grüne Punkte: „K-Strategen“; n=5;<br />

Das Trockengewicht der Arten bewegt sich zwischen 22,8% <strong>und</strong> 65,3%. Den<br />

niedrigsten Wert mit 22,8% (s=2,3, n=5) hat Guatteria chiriquiensis. Den<br />

zweitniedrigsten Wert unter den „r-Strategen“ hat Myriocarpa longipes mit 32,5%<br />

(s=6,6, n=5). Cecropia obtusifolia, Acalypha diversifolia <strong>und</strong> Tetrathylacium<br />

macrophyllum haben mit 39% bzw. 40% e<strong>in</strong> ähnliches Trockengewicht. Während<br />

Apeiba tibourbou <strong>und</strong> Virola koschnyi im Bereich der „r-Strategen“ liegen, heben sich


- 118 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Luehea seemannii <strong>und</strong> Sloanea medusula deutlich ab. Durch diesen großen<br />

Unterschied kann man die beiden Gruppen auch signifikant vone<strong>in</strong>ander<br />

unterscheiden.<br />

Laut POORTER et al. (2004) s<strong>in</strong>d Arten mit hohen Herbivorieraten durch e<strong>in</strong>en hohen<br />

Wassergehalt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e niedrige Lign<strong>in</strong>konzentration charakterisiert. Mit e<strong>in</strong>er<br />

gewissen Menge an Biomasse kann durch turgeszente Zellen mit e<strong>in</strong>em hohen<br />

Wassergehalt e<strong>in</strong>e große Blattfläche erreicht werden, ohne zusätzlich <strong>in</strong><br />

Zellwandmaterial für die Stützung zu <strong>in</strong>vestieren. Die Speicherung von Wasser ist<br />

energetisch gesehen billig, weil mit wenig Investition <strong>in</strong> Zellwandmaterial e<strong>in</strong>e hohe<br />

Blattfläche <strong>und</strong> somit e<strong>in</strong>e hohe Photosyntheseleistung erzielt werden kann, was vor<br />

allem für ausgesprochene Pionierpflanzen wichtig ist. (POORTER et al., 2004)<br />

Hypostomatische Räume<br />

Abbildung 79: Hypostomatische Räume; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa<br />

longipes, Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium macrophyllum,<br />

Ape Apeiba tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea medusula); y-Achse:<br />

angenäherte Rechtecksfläche hypostomatischer Räume [µm²]; orange Balken: „r-Strategen“, grüne<br />

Balken: „K-Strategen“; n=5;


- 119 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Da bei toten Blättern die Spaltöffnungen offen s<strong>in</strong>d, können Mikroorganismen <strong>in</strong> das<br />

Blatt ungeh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> großer hypostomatischer Raum bietet daher e<strong>in</strong>e<br />

große Angriffsfläche für Mikroorganismen <strong>und</strong> erleichtert den Zutritt zu anderen<br />

Geweben. Zwischen den untersuchten Arten ergeben sich bei diesem Merkmal<br />

gewaltige Unterschiede. Die mit Abstand größten Spaltöffnungsräume haben<br />

Guatteria chiriquiensis mit e<strong>in</strong>er angenäherten Fläche von r<strong>und</strong> 8000 µm² (s=4400,<br />

n=5) <strong>und</strong> Tetrathylacium macrophyllum mit etwa 7300 µm² (s=2400, n=5). Unter den<br />

„r-Strategen“ haben Cecropia obtusifolia (440 µm² (s=470, n=5)) <strong>und</strong> Acalypha<br />

diversifolia (400 µm² (s=170, n=5) die kle<strong>in</strong>sten hypostomatischen Räume.<br />

Myriocarpa longipes liegt mit circa 990 µm² (s=640, n=5) im Mittelfeld. Die hohen<br />

Standardabweichungen spiegeln die problematische Fassbarkeit dieser Strukturen<br />

wider. Extrem kle<strong>in</strong>e Spaltöffnungsräume f<strong>in</strong>det man bei den „K-Strategen“ Apeiba<br />

tibourbou <strong>und</strong> Luehea seemannii.<br />

Abbildung 80: Epidermis der Blattunterseite von Myriocarpa longipes mit Spaltöffnungen; 1<br />

Epidermiszelle; 2 Schließzelle mit Chloroplasten; 3 Zentralspalt (offen!); Quelle: eigenes Foto;<br />

7.4.1. Zusammenfassung – Berechnung des „Toughness“ Index<br />

E<strong>in</strong>e Auswahl der bereits besprochenen Parameter wird im Folgenden zur<br />

Berechnung des „Toughness“ Index zusammengefasst. Um e<strong>in</strong>e Vergleichbarkeit der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Auswertungspunkte herstellen zu können, werden die Werte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

relative Skala transformiert (Normalisierung siehe Kapitel 6.4.).


„Toughness“ der „r-Strategen“<br />

- 120 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 81: „Toughness“ der „r-Strategen“; x-Achse: „Toughness“ [%], senkrechte Markierungen<br />

stellen dritteln die Skala; y-Achse: Arten mit Parametern (MN Mittelnerv, SP Spreite, OS Oberseite<br />

des Blattes, US Unterseite des Blattes);


„Toughness“ der „K-Strategen“<br />

- 121 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 82: „Toughness“ der „K-Strategen“; x-Achse: „Toughness“ [%], senkrechte Markierungen<br />

stellen dritteln die Skala; y-Achse: Arten mit Parametern (MN Mittelnerv, SP Spreite, OS Oberseite<br />

des Blattes, US Unterseite des Blattes);<br />

Zur Berechnung des „Toughness“ Index wird die relative Skala von 0% bis 100% <strong>in</strong><br />

drei gleich große Abschnitte geteilt, wobei den Spalten Gewichtungsfaktoren<br />

zugeordnet werden. Der Index für jede Art wird aus der Summe der Produkte aus der<br />

Anzahl der im jeweiligen Abschnitt liegenden Parameter e<strong>in</strong>er Art mit dem<br />

zugehörigen Faktor berechnet. Beispielsweise berechnet sich der Index von 22 für<br />

Cecropia obtusifolia aus 6*1 + 5*2 + 2*3. Bei Myriocarpa longipes liegt e<strong>in</strong> Punkt


- 122 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

sche<strong>in</strong>bar genau auf der ersten Trennl<strong>in</strong>ie. Vom Wert her ist der Punkt allerd<strong>in</strong>gs<br />

dem ersten Sektor zuzuordnen.<br />

Tabelle 8: „Toughness“ Index<br />

Art „Toughness“ Index<br />

Cecropia obtusifolia 22<br />

Myriocarpa longipes 18<br />

Acalypha diversifolia 21<br />

Guatteria chiriquiensis 17<br />

Tetrathylacium macrophyllum 23<br />

Apeiba tibourbou 27<br />

Virola koschnyi 21<br />

Luehea seemannii 36<br />

Sloanea medusula 36<br />

Abbildung 83: „Toughness“ Index; x-Achse: Arten (Cec Cecropia obtusifolia, Myr Myriocarpa longipes,<br />

Aca Acalypha diversifolia, Gua Guatteria chiriquiensis, Tet Tetrathylacium macrophyllum, Ape Apeiba<br />

tibourbou, Vir Virola koschnyi, Lue Luehea seemannii, Slo Sloanea medusula); y-Achse: „Toughness“<br />

Index; orange Punkte: „r-Strategen“, grüne Punkte: „K-Strategen“;


- 123 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Der „Toughness“ Index für die neun Arten ergibt Werte zwischen 17 <strong>und</strong> 36, wobei<br />

der höchste Wert der „r-Strategen“ bei 23 (Tetrathylacium macrophyllum) liegt. Für<br />

Guatteria chiriquiensis errechnet sich der niedrigste „Toughness“ Index von 17 <strong>und</strong><br />

Myriocarpa longipes erhält den Wert 18. Acalypha diversifolia <strong>und</strong> Cecropia<br />

obtusifolia liegen mit den Indizes 21 bzw. 22 <strong>in</strong> der Nähe von T. macrophyllum. Mit<br />

Ausnahme von Virola koschnyi liegen die Werte der „K-Strategen“ deutlich darüber.<br />

Signifikanztests ergeben e<strong>in</strong>en signifikanten Unterschied (oneway-ANOVA, Scheffe-<br />

Test, p=0,0260) zwischen den beiden Gruppen.<br />

Blätter <strong>in</strong> tropischen Wäldern zeigen neben ger<strong>in</strong>gerer Nahrungsqualität e<strong>in</strong>e größere<br />

„Toughness“ <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e weitere Bandbreite an sek<strong>und</strong>ären Inhaltstoffen als Blätter<br />

temperater Wälder (COLEY <strong>und</strong> BARONE, 1996). WRIGHT <strong>und</strong> WESTOBY (2002)<br />

diskutieren, dass die ökologische Bedeutung der „Toughness“ Anerkennung f<strong>in</strong>det,<br />

seit e<strong>in</strong> Zusammenhang mit Futterqualität, Herbivorie <strong>und</strong> Abbaubarkeit von<br />

Blattmaterial nachgewiesen wurde. Beispielsweise f<strong>in</strong>den CORNELISSEN et al. (1999)<br />

e<strong>in</strong>en hochsignifikanten Zusammenhang zwischen „Toughness“, Zugfestigkeit des<br />

Blattes, Herbivorie <strong>und</strong> Massenverlust des Laubes im Abbauprozess für mehr als<br />

100 untersuchte Arten.


7.4.2. Abbau<br />

- 124 -<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />

Abbildung 84: Korrelation zwischen Abbaurate <strong>und</strong> „Toughness“; x-Achse: Abbaurate k; y-Achse:<br />

„Toughness“ Index; L<strong>in</strong>eare Regression R²=0,632;<br />

Vergleicht man die Abbaurate (TSCHELAUT, 2005) mit dem soeben berechneten<br />

„Toughness“ Index, so ergibt sich e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em<br />

Bestimmtheitsmaß von 0,632. Daraus kann geschlossen werden, dass die<br />

„Toughness“ des Blattes, mit den hier herangezogenen Parametern, e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Geschw<strong>in</strong>digkeit des aquatischen Abbaus hat. Laut COLEY (1983) ist<br />

„Toughness“ e<strong>in</strong>e der effektivsten Verteidigungsarten <strong>und</strong> erklärt auch am besten die<br />

<strong>in</strong>terspezifische Variation von Herbivorieraten. Da Herbivorieraten mit den<br />

Abbauraten zusammenhängen, können die Ergebnisse von COLEY <strong>in</strong>direkt bestätigt<br />

werden.


8. Diskussion<br />

- 125 -<br />

Diskussion<br />

Der Zusammenhang zwischen Abbau, Falllaubqualität, Herbivorie <strong>und</strong> Tann<strong>in</strong>gehalt<br />

ist <strong>in</strong> der Literatur vielfach diskutiert (COLEY, 1983; SCHÄDLER et al., 2003; POORTER<br />

et al., 2004). Im Zusammenhang mit Abbau werden vor allem die kondensierten<br />

Tann<strong>in</strong>e gemessen (STOUT, 1989; FIELD <strong>und</strong> LETTINGA, 1992; CAMPBELL <strong>und</strong><br />

FUCHSHUBER, 1995). In dieser sowie <strong>in</strong> der Paralleluntersuchung von GUSENLEITNER<br />

(2005) zeigt sich allerd<strong>in</strong>gs, dass auch der Gesamttann<strong>in</strong>gehalt im Zusammenhang<br />

mit aquatischem Blattabbau e<strong>in</strong>e Rolle spielt. Der mit der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am<br />

Frischmaterial gemessene Gesamttann<strong>in</strong>gehalt von Acalypha diversifolia, Cecropia<br />

obtusifolia, Tetrathylacium macrophyllum <strong>und</strong> Sloanea medusula ergibt mit den<br />

Abbauraten dieser Arten e<strong>in</strong>e Korrelation mit e<strong>in</strong>em Bestimmtheitsmaß von<br />

R²=0,988. Der Zusammenhang zwischen kondensierten Tann<strong>in</strong>en <strong>und</strong> den<br />

Abbauraten ist mit R²=0,614 schwächer. Dass der Gesamttann<strong>in</strong>gehalt mit dem<br />

Gehalt an kondensierten Tann<strong>in</strong>en nicht gleich zu setzen ist, zeigen die Ergebnisse<br />

von Tetrathylacium macrophyllum. Der Gesamttann<strong>in</strong>gehalt dieser Art liegt <strong>in</strong> dieser<br />

Untersuchung bei 8,4% TTM (s=1,9). Kondensierte Tann<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d für diese Art so gut<br />

wie nicht nachzuweisen. Da sich der Gesamttann<strong>in</strong>gehalt am Trockenmaterial mit<br />

7,3% TTM (s=2,1) nicht signifikant vom Gesamttann<strong>in</strong>gehalt am Frischmaterial<br />

unterscheidet, kann angenommen werden, dass die Extrahierbarkeit der Tann<strong>in</strong>e<br />

durch die Trocknung nicht reduziert wird. E<strong>in</strong> ähnlicher Zusammenhang tritt bei<br />

Apeiba tibourbou auf. Daher ist es empfehlenswert, <strong>in</strong> <strong>Untersuchungen</strong> sowohl den<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt wie auch den Gehalt an kondensierten Tann<strong>in</strong>en zu messen<br />

(vgl. Kapitel 5.2 bzw. 6.1).<br />

Weiters ist bei der Probennahme zu berücksichtigen, dass der Gesamttann<strong>in</strong>gehalt<br />

<strong>in</strong> jungen Blättern bis zu doppelt so hoch se<strong>in</strong> kann wie <strong>in</strong> adultem Blattmaterial<br />

(COLEY <strong>und</strong> AIDE, 1991) <strong>und</strong> dass kohlenstoffbasierte Abwehrstoffe, wozu auch<br />

phenolische Verb<strong>in</strong>dungen gehören, durch Sonnene<strong>in</strong>strahlung deutlich erhöht se<strong>in</strong><br />

können (diskutiert <strong>in</strong> COLEY <strong>und</strong> Kursar 1996). In den Ergebnissen der Tann<strong>in</strong>gehalte<br />

von Cecropia obtusifolia <strong>und</strong> Virola koschnyi spiegelt sich dieses Bild wider. Cecropia<br />

obtusifolia ist aufgr<strong>und</strong> der Wuchs- <strong>und</strong> Lebensstrategie e<strong>in</strong>er hohen<br />

Sonnenbestrahlung ausgesetzt. Die Tann<strong>in</strong>gehalte, vor allem der Gehalt an<br />

kondensierten Tann<strong>in</strong>en, gehören <strong>in</strong> diesen Analysen zu den höchsten Werten. Von


- 126 -<br />

Diskussion<br />

Virola koschnyi konnte nur junges Blattmaterial geerntet werden, da die<br />

Probennahme nach e<strong>in</strong>er Phase des vollständigen Laubwurfes <strong>und</strong> Neuaustriebs<br />

erfolgte.<br />

Die <strong>in</strong> dieser <strong>und</strong> der Paralleluntersuchung gemessenen Gesamttann<strong>in</strong>gehalte, die<br />

zwischen 1,9% <strong>und</strong> 45,9% TTM liegen, s<strong>in</strong>d verglichen mit der Literatur sehr hoch.<br />

Bei BALDWIN <strong>und</strong> SCHULTZ (1988) bzw. COLEY (1986) liegen die Angaben <strong>zum</strong><br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach der Fol<strong>in</strong> Denis Methode meist unter 15% TTM. Der bei<br />

COLEY <strong>und</strong> BARONE (1996) aus e<strong>in</strong>er Literaturrecherche gewonne Durchschnittswert<br />

für den Gesamttann<strong>in</strong>gehalt liegt bei 6,9% TTM. Weit über diesen Angaben liegen<br />

die Werte von CAMPBELL <strong>und</strong> FUCHSHUBER (1995), die bis zu 35,5% TTM gemessen<br />

haben, bzw. die Ergebnisse von SWAIN (1965), der bis zu 60% TTM als<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt angibt. Diese großen Spannen <strong>in</strong> den Gesamttann<strong>in</strong>gehalten<br />

können unter anderem durch Abweichungen <strong>in</strong> der Extraktion <strong>und</strong> Re<strong>in</strong>igung der<br />

gewonnen Extrakte zustande kommen. In der Literatur s<strong>in</strong>d diese Arbeitsschritte auf<br />

vielfache Weise beschrieben (SWAIN <strong>und</strong> HILLIS, 1959; MARTIN <strong>und</strong> MARTIN, 1982;<br />

HAGERMAN, 1988; COLEY <strong>und</strong> BARONE, 1996; HÄTTENSCHWILER et al., 2003). E<strong>in</strong><br />

weiterer Unterschied liegt <strong>in</strong> der Standardisierung der Methode. Neben der<br />

Standardisierung mit Tann<strong>in</strong>säure (Fol<strong>in</strong> Denis) bzw. Cyanid<strong>in</strong>chlorid (Butanol HCl)<br />

wird auch mit selbst gewonnenem Hirsetann<strong>in</strong> oder anderen Proanthocyanid<strong>in</strong>en<br />

standardisiert (vgl. HAGERMAN, 1988). E<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>heitlichung der Methode würde die<br />

Vergleichbarkeit der Ergebnisse aus verschiedenen <strong>Untersuchungen</strong> erleichtern.<br />

Für die Arten Acalypha diversifolia, Cecropia obtusifolia, Tetrathylacium<br />

macrophyllum <strong>und</strong> Sloanea medusula ist ersichtlich, dass e<strong>in</strong> hoher Tann<strong>in</strong>gehalt mit<br />

verzögertem Gewichtsverlust nach Exposition im Wasser korreliert ist (vgl. Kapitel<br />

6.1.3). Da sich der Tann<strong>in</strong>gehalt der „r-Strategen“ A. diversifolia, C. obtusifolia <strong>und</strong> T.<br />

macrophyllum mit den Tann<strong>in</strong>gehalten der weiteren untersuchten „r-Strategen“<br />

Guatteria chiriquiensis <strong>und</strong> Myriocarpa longipes signifikant von den höheren<br />

Tann<strong>in</strong>gehalten aller untersuchten „K-Strategen“ unterscheidet, kann angenommen<br />

werden, dass auch die weiteren „r-Strategen“ e<strong>in</strong>en ähnlichen Gewichtsverlust nach<br />

Exposition im Wasser wie die untersuchten „r-Strategen“ zeigen werden. Da die<br />

Tann<strong>in</strong>e allerd<strong>in</strong>gs bei Exposition im Wasser sehr schnell ausgewaschen bzw.<br />

abgebaut werden, kann mithilfe des Tann<strong>in</strong>gehalts nur die anfängliche


- 127 -<br />

Diskussion<br />

Abbauverzögerung <strong>in</strong>terpretiert werden (SMITH et al., 1998). Aus diesem Gr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d<br />

bezüglich des Abbaus noch weitere Parameter, wie Kohlenstoff bzw. Stickstoffgehalt<br />

<strong>und</strong> Blattanantomie, zu berücksichtigen.<br />

In dieser Untersuchung wurde durch Elementaranalysen der Stickstoff- <strong>und</strong><br />

Kohlenstoffgehalt der Blätter bestimmt <strong>und</strong> das C/N Verhältnis berechnet. Für die<br />

Arten A. diversifolia, C. obtusifolia, T. macrophyllum <strong>und</strong> S. medusula ergibt sich nur<br />

zwischen dem Kohlenstoffgehalt <strong>und</strong> den Abbauraten e<strong>in</strong> deutlicher Zusammenhang<br />

(R²=0,838). Dieser Zusammenhang liegt mitunter auch dar<strong>in</strong> begründet, dass<br />

Fraßhemmstoffe im Blatt, wie Tann<strong>in</strong>e, Lign<strong>in</strong>e <strong>und</strong> lipophile Substanzen,<br />

kohlenstoffbasiert s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en C-Gehalt von über 50% aufweisen. Für die neben<br />

A. diversifolia, C. obtusifolia <strong>und</strong> T. macrophyllum untersuchten „r-Strategen“<br />

Guatteria chiriquiensis <strong>und</strong> Myriocarpa longipes gilt, dass der Kohlenstoffgehalt<br />

signifikant niedriger als <strong>in</strong> den vier untersuchten „K-Strategen“ ist.<br />

E<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen dem Stickstoffgehalt des Blattes bzw. dem C/N<br />

Verhältnis <strong>und</strong> den Abbauraten konnte <strong>in</strong> dieser Untersuchung nicht bestätigt<br />

werden. Für derartige Zusammenhänge ist die Versuchdauer von 28 bzw. 24 Tagen<br />

zu kurz. TWILLEY et al. (1986) <strong>und</strong> PAHALAWATTARACHCHI <strong>und</strong> AMARASINGHE (1997),<br />

die das C/N Verhältnis von Blattmaterial nach Exposition im Wasser verfolgt haben,<br />

geben Versuchsdauern von 50 bzw. 100 Tagen an.<br />

Die folgende Abbildung zeigt das C/N Verhältnis von grünem Blattmaterial (Ernte<br />

2005) im Vergleich <strong>zum</strong> mittleren C/N Verhältnis nach 24 bzw. 28 Tagen Abbau<br />

(Ernte 2004). Da bei Exposition im Wasser der Kohlenstoffgehalt des Blattes durch<br />

Zelluloseabbau abnimmt <strong>und</strong> der Stickstoffgehalt im anfänglichen Abbau durch den<br />

bakteriellen Biofilm zunimmt, s<strong>in</strong>kt das C/N Verhältnis im Laufe des Abbaus. Aus der<br />

Grafik ist ersichtlich, dass die Abnahme des C/N Verhältnisses bei A. diversifolia <strong>und</strong><br />

T. macrophyllum relativ groß ist. Ähnlich rasch verläuft die Gewichtsabnahme des<br />

Blattmaterials dieser beiden Arten nach Exposition im Wasser. Für C. obtusifolia <strong>und</strong><br />

S. medusula s<strong>in</strong>d die Abnahme des C/N Verhältnisses, wie auch der<br />

Abbaugeschw<strong>in</strong>digkeit, ger<strong>in</strong>ger. Die ger<strong>in</strong>gere Abnahme des C/N Verhältnisses<br />

kann <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Abnahme des Kohlenstoffgehaltes bzw. <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gere Zunahme<br />

des Stickstoffgehaltes durch bakteriellen Biofilm begründet se<strong>in</strong>. Dies könnte<br />

bedeuten, dass bei C. obtusifolia <strong>und</strong> S. medusula die bakterielle Besiedlung


- 128 -<br />

Diskussion<br />

verzögert <strong>und</strong> somit das C/N Verhältnis durch bakteriellen Bewuchs am wenigsten<br />

stark verm<strong>in</strong>dert ist.<br />

Abbildung 85: C/N Verhältnis des grünen Blattmaterials im Vergleich <strong>zum</strong> Mittelwert des C/N<br />

Verhältnisses nach 28 bzw. 24 Tagen Exposition im Wasser; x-Achse: Cec Cecropia obtusifolia, Aca<br />

Acalypha diversifolia, Tet Tetrathylacium macrophyllum, Slo Sloanea medusula; y-Achse: C/N<br />

Verhältnis;<br />

<strong>Anatomische</strong> Parameter s<strong>in</strong>d im Allgeme<strong>in</strong>en schwierig zu quantifizieren <strong>und</strong> zu<br />

vergleichen, weil die Morphologie <strong>und</strong> Anatomie des Blattes sehr divers <strong>und</strong><br />

vielgestaltig ist. Daher f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> der Literatur vielfach beschreibende Anatomie.<br />

In dieser Untersuchung wird daher der klassische Zugang der beschreibenden<br />

Anatomie gewählt, jedoch auch der Versuch e<strong>in</strong>er quantitativen Erfassung von, für<br />

den Abbau relevanten, Parametern gemacht, um die zu untersuchenden Arten<br />

möglichst objektiv vergleichen zu können.<br />

Die beschreibende Anatomie zeigt deutliche Unterschiede zwischen „r- <strong>und</strong> K-<br />

Strategen“. Aus der beschreibenden Anatomie wurde e<strong>in</strong> Set an quantifizierbaren<br />

Parametern, die für die ökologische Fragestellung des limnischen Steuabbaus


- 129 -<br />

Diskussion<br />

relevant s<strong>in</strong>d, entwickelt <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>em „Toughness“ Index zusammengefasst. In der<br />

Literatur f<strong>in</strong>det man mehrere Autoren, die über die „Toughness“ des Blattes<br />

berichten, allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die Zugänge zu diesem Begriff sehr unterschiedlich.<br />

CHOONG (1996) sieht im Zusammenhang mit der „Toughness“ des Blattes vor allem<br />

die Epidermis <strong>und</strong> dickwandige Zellen unter der Epidermis sowie verholzte<br />

Strukturen <strong>und</strong> die Cuticula. Laut CHOONG (1996), der die „Toughness“ über die<br />

Schnitthärte des Blattes def<strong>in</strong>iert, gehört die Epidermis zu den widerstandsfähigsten<br />

Geweben. WRIGHT <strong>und</strong> WESTOBY (2002) diskutieren im Zusammenhang mit der<br />

„Toughness“ des Blattes die Konzentration an Zellwänden, Leitgeweben, Fasern <strong>und</strong><br />

Sklerenchymen.<br />

In dieser Untersuchung wird die „Toughness“ des Blattes über e<strong>in</strong> Set aus 13<br />

Parametern def<strong>in</strong>iert:<br />

� Trockengewicht: E<strong>in</strong> hoher Trockengewichtsanteil bedeutet, dass viel<br />

Zellwandmaterial vorhanden ist, das dem Blatt mehr Festigkeit gibt als e<strong>in</strong><br />

hoher Wassergehalt.<br />

� Querschnittsfläche des Mittelnervs: Da die Nervatur bei Exposition im Wasser<br />

am längsten erhalten bleibt, handelt es sich dabei um sehr widerstandsfähige<br />

Elemente im Blatt (vgl. CHOONG, 1996)<br />

� Höhe der Epidermiszellen an Ober- <strong>und</strong> Unterseite von Spreite <strong>und</strong> Mittelnerv:<br />

Laut CHOONG (1996) gehört die Epidermis zu den widerstandsfähigsten<br />

Geweben im Blatt. Je kompakter diese Schicht ist, umso belastbarer ist sie.<br />

� Cuticula sowie das Vorhandense<strong>in</strong> von Cuticularleisten: E<strong>in</strong>e mit der oberen<br />

Epidermiswand verschmolzene Cuticula bietet dem Blatt besseren Schutz, als<br />

e<strong>in</strong>e aufgelagerte Cuticula.<br />

� Anzahl der Seitennerven: Da verholzte Elemente vor allem im Bereich der<br />

Leitbündel zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, ermöglicht die Anzahl der Seitennerven e<strong>in</strong>en<br />

Rückschluss auf die „Thoughness“ des Blattes.


- 130 -<br />

Diskussion<br />

� Verholzungsgrad <strong>und</strong> Sklerenchymanteil im Mittelnerv sowie Verholzung <strong>in</strong><br />

der Spreite: Lignifizierte Strukturen s<strong>in</strong>d für Mikroorganismen <strong>und</strong> Herbivore<br />

aufgr<strong>und</strong> der Struktur des Lign<strong>in</strong>s schwierig abzubauen (TAIZ, 2000). Es ist<br />

daher anzunehmen, dass der Verholzungsgrad <strong>und</strong> die Abbaubarkeit des<br />

Blattmaterials im Wasser negativ korrelieren.<br />

� Kollenchymanteil im Mittelnerv: Mikroorganismen <strong>und</strong> Herbivore können<br />

verdickte Zellwände schlechter abbauen als unverdickte parenchymatische<br />

Zellen (vgl. TAIZ, 2000).<br />

Diese Parameter werden auf e<strong>in</strong>er relativen Skala [0,100] aufgetragen, wobei 0<br />

bedeutet, dass der Parameter wenig <strong>und</strong> 100, dass der Parameter viel zur<br />

„Toughness“ des Blattes beiträgt. Für den „r-Strategen“ A. diversifolia ergibt sich,<br />

dass elf der 13 Parameter zwischen 0 <strong>und</strong> 40 liegen. Fünf der ausgewerteten<br />

Parameter weisen bei A. diversifolia den niedrigsten Wert auf. Bei dem „K-Strategen“<br />

S. medusula liegen die meisten Parameter <strong>in</strong> der zweiten Hälfte der Skala. Die Lage<br />

der Parameter kommt im errechneten „Toughness“ Index <strong>zum</strong> Ausdruck. Für A.<br />

diversifolia ergibt sich e<strong>in</strong> Index von 21, für T. macrophyllum 23 <strong>und</strong> für C. obtusifolia<br />

22. Die weiteren „r-Strategen“ G. chiriquiensis <strong>und</strong> M. longipes erhalten dabei die<br />

Indizes 17 bzw. 18. Für die „K-Strategen“ ergeben sich Indizes zwischen 21 <strong>und</strong> 36.<br />

Im Vergleich zu den „K-Strategen“ liegen die Indizes der „r-Strategen“ jedoch<br />

signifikant niedriger. Somit kann aus den anatomischen Auswertungen angenommen<br />

werden, dass alle untersuchten „r-Strategen“ gegenüber den „K-Strategen e<strong>in</strong>en<br />

höheren Gewichtsverlust nach Exposition im Wasser zeigen werden.


Vergleich der chemischen <strong>und</strong> anatomischen Analysen<br />

- 131 -<br />

Diskussion<br />

Abbildung 86: Korrelationen zwischen „Toughness“, Gesamttann<strong>in</strong>gehalt <strong>und</strong> Gehalt an kondensierten<br />

Tann<strong>in</strong>en, Kohlenstoff- <strong>und</strong> Stickstoffgehalt;


- 132 -<br />

Diskussion<br />

Die vorliegende Abbildung zeigt Zusammenhänge zwischen den vorgenommenen<br />

chemischen <strong>und</strong> anatomischen Analysen. Bei Betrachtung des Zusammenhangs<br />

zwischen Tann<strong>in</strong>gehalten <strong>und</strong> „Toughness“ muss vorweg gestellt werden, dass bei<br />

Grafik A Virola koschnyi <strong>und</strong> bei Grafik B C. obtusifolia <strong>und</strong> V. koschnyi aus der<br />

Regression ausgenommen s<strong>in</strong>d. Begründet wird dies, wie oben angeführt, durch die<br />

erhöhten Tann<strong>in</strong>gehalte stark sonnenexponierter bzw. junger Blätter. Mit den<br />

besprochenen Ausnahmen ergibt sich e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalt <strong>und</strong> „Toughness“ von R²=0,502 (vgl. Grafik A) bzw. zwischen<br />

dem Gehalt an kondensierten Tann<strong>in</strong>en <strong>und</strong> „Toughness“ von R²=0,725 (vgl. Grafik<br />

B). Berücksichtigt man auch die <strong>in</strong> Diskussion gestellten Werte, so ist <strong>in</strong> beiden<br />

Fällen ke<strong>in</strong> Zusammenhang festzustellen.<br />

Zwischen dem Kohlenstoffgehalt <strong>und</strong> der „Toughness“ ergibt sich e<strong>in</strong><br />

Zusammenhang von R²=0,155 (vgl. Grafik C). Diese eher ger<strong>in</strong>ge Korrelation ist<br />

eventuell dadurch erklärbar, dass nur e<strong>in</strong> Teil der Parameter des „Toughness“ Index<br />

kohlenstoffbasiert ist. WRIGHT <strong>und</strong> WESTOBY (2002) beschreiben e<strong>in</strong>en<br />

Zusammenhang zwischen der von ihnen festgestellten „Toughness“ (benötigte Arbeit<br />

für das Durchdr<strong>in</strong>gen der bestimmten Blattfläche) <strong>und</strong> dem Stickstoffgehalt <strong>in</strong><br />

Blättern, wobei e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge „Toughness“ mit e<strong>in</strong>er hohen Stickstoffkonzentration<br />

korreliert ist. Obwohl <strong>in</strong> dieser Untersuchung der Begriff „Toughness“ durch andere<br />

Parameter charakterisiert wurde, kann dieser Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em<br />

Bestimmtheitsmaß von R²=0,472 festgestellt werden (vgl. Grafik D).<br />

Da Tann<strong>in</strong>e kohlenstoffbasierte sek<strong>und</strong>äre Inhaltstoffe s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

zwischen Kohlenstoffgehalt im Blatt <strong>und</strong> dem Gehalt an Tann<strong>in</strong>en zu erwarten. Für<br />

den Gesamttann<strong>in</strong>gehalt kann dieser Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em R²=0,442 bestätigt<br />

werden (vgl. Grafik E). Ähnlich, jedoch deutlich schwächer, ist der Zusammenhang<br />

zwischen Kohlenstoffgehalt <strong>und</strong> kondensierten Tann<strong>in</strong>en mit R²=0,246 (vgl. Grafik F).<br />

Da die Unterschiede zwischen „r- <strong>und</strong> K-Strategen“ sowohl im Tann<strong>in</strong>gehalt, im<br />

Kohlenstoffgehalt <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> anatomischen Parametern signifikant s<strong>in</strong>d, ist<br />

anzunehmen, dass e<strong>in</strong>e Kategorisierung der Abbaugeschw<strong>in</strong>digkeit durch den<br />

Lebensstrategie<strong>in</strong>dex möglich ist. „r-Strategen“ werden demnach gegenüber „K-<br />

Strategen“ e<strong>in</strong>en beschleunigten Gewichtsverlust nach Exposition im Wasser zeigen.


- 133 -<br />

Diskussion<br />

Ökologisch betrachtet s<strong>in</strong>d die „r-Strategen“ durch e<strong>in</strong>e schnelle Aufnahme <strong>und</strong><br />

Verwertung von Nährstoffen aus dem System charakterisiert. Sie zeigen e<strong>in</strong>e hohe<br />

Produktivität, d.h. es entsteht viel Biomasse <strong>in</strong> relativ kurzer Zeit. „K-Strategen“<br />

h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d langlebiger <strong>und</strong> <strong>in</strong>vestieren mehr <strong>in</strong> Verteidigungsstoffe, d.h. die<br />

aufgenommenen Nährstoffe <strong>und</strong> die produzierte Energie bleiben länger gespeichert.<br />

Da auch der Abbau des Blattmaterials, d.h. die Überführung von CPOM zu FPOM<br />

bzw. DOM, von „K-Strategen“ verzögert ist, erfolgt die Rückführung der Nährstoffe<br />

<strong>und</strong> die Freisetzung der Energie langsamer als aus Blattmaterial von „r-Strategen“.<br />

Aus der Biomasse von „r-Strategen“ wird dem Bachökosystem daher rascher<br />

Energie zugeführt als aus der von „K-Strategen“.<br />

In dieser <strong>und</strong> der Paralleluntersuchung konnten Trends aufgezeigt werden. Anhand<br />

von vier ausgewählten Arten kann die Abbaugeschw<strong>in</strong>digkeit des Blattmaterials mit<br />

deren Lebensstrategie verglichen werden. Durch die Analyse von chemischen <strong>und</strong><br />

anatomischen Parametern wurde versucht, auf weitere Arten Rückschlüsse zu<br />

ziehen. E<strong>in</strong>e Erweiterung dieser Ergebnisse auf andere Arten sowie die Verfolgung<br />

der Zusammenhänge im Abbau von Blattmaterial über längere Expositionszeiträume<br />

wäre <strong>in</strong>teressant. Weiters könnten kalorimetrische Analysen sowie chemische<br />

Lign<strong>in</strong>bestimmungen weitere Aufschlüsse geben.


9. Literaturverzeichnis<br />

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WEISSENHOFER, A. (1996): Ökologie <strong>und</strong> Struktur e<strong>in</strong>es Tieflandregenwaldes <strong>in</strong> der<br />

Pazifikregion von Costa Rica; Diplomarbeit, Universität Wien


- 138 -<br />

Literaturverzeichnis<br />

WEISSENHOFER, A. (2005): Structure and vegetation dynamics of four selected one<br />

hectare forest plots <strong>in</strong> the lowland ra<strong>in</strong>forests of the Piedras Blancas National Park<br />

(“Regenwald der Österreicher”), Costa Rica, with notes on the vegetation diversity of<br />

the Golfo Dulce region. Dissertation, Universität Wien<br />

WHITMORE, T.C. (1993): Tropische Regenwälder – E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung; Heidelberg,<br />

Berl<strong>in</strong>, New York; Spektrum Akademischer Verlag<br />

WRIGHT, I.J., WESTOBY, M. (2002): Leaves at low versus high ra<strong>in</strong>fall: coord<strong>in</strong>ation of<br />

structure, lifespan an physiology; New Phytologist 155, p. 403 - 416


10. Abbildungs- <strong>und</strong> Tabellenverzeichnis<br />

Abbildungen<br />

- 139 -<br />

Abbildungs- <strong>und</strong> Tabellenverzeichnis<br />

Abbildung 1: Struktur von Tann<strong>in</strong>en, die aus phenolischen Säuren oder<br />

Flavonoid-E<strong>in</strong>heiten aufgebaut s<strong>in</strong>d...................................................................11<br />

Abbildung 2: Die Rolle des Stickstoffs auf die Blatteigenschaften;............................14<br />

Abbildung 3: Mittlere Gewichtsabnahme vier verschiedener Pflanzenarten nach<br />

Exposition im Wasser; .......................................................................................20<br />

Abbildung 4: Costa Rica <strong>und</strong> die Golfo Dulce Region mit dem Piedras Blancas<br />

Nationalpark (Parque Nacional Piedras Blancas = Esqu<strong>in</strong>as Forest) <strong>und</strong><br />

dem Corcovado Nationalpark (Parque Nacional Corcovado);............................22<br />

Abbildung 5: Klimadiagramm Tropenstation La Gamba;...........................................24<br />

Abbildung 6: E<strong>in</strong>zugsgebiet des Rio Esqu<strong>in</strong>as, des Rio Bonito <strong>und</strong> des<br />

Quebrada Negra im Piedras Blancas Nationalpark;...........................................25<br />

Abbildung 7: E<strong>in</strong>teilung der Arten nach Lebensstrategie<strong>in</strong>dex <strong>und</strong> Baumhöhe;........30<br />

Abbildung 8: hypothetisches Profil der untersuchten Arten <strong>in</strong> der Ufervegetation<br />

am Quebrada Negra, La Gamba differenziert nach drei unterschiedlichen<br />

Standorten; ........................................................................................................34<br />

Abbildung 9: Ausgewählte Schnittregionen im Blatt;...................................................... 40<br />

Abbildung 10: Durchmesser horizontal <strong>und</strong> vertikal; Luehea seemannii;.................... 45<br />

Abbildung 11: Messung der Epidermisdicke; Acalypha diversifolia; ........................... 46<br />

Abbildung 12: Epidermisdicken an Ober- <strong>und</strong> Unterseite; Virola koschnyi; ............... 46<br />

Abbildung 13: Cuticula; Tetrathylacium macrophyllum; ................................................ 46<br />

Abbildung 14: Bestimmung des Verholzungsgrades;................................................47<br />

Abbildung 15: Hypostomatischer Raum; Tetrathylacium macrophyllum; ................... 50<br />

Abbildung 16: Messung der Blattdicke; Virola koschnyi; .............................................. 50<br />

Abbildung 17: Methodentest - Fol<strong>in</strong> Denis am Frisch - <strong>und</strong> Trockenmaterial; ...........52<br />

Abbildung 18: Methodentest - Fol<strong>in</strong> Denis am Frischmaterial <strong>und</strong> Butanol HCl<br />

Methode am Trockenmaterial; ...........................................................................54<br />

Abbildung 19: Methodentest - Fol<strong>in</strong> Denis am Trockenmaterial <strong>und</strong> Butanol HCl<br />

Methode am Trockenmaterial; ...........................................................................55<br />

Abbildung 20: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt - Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Frischmaterial;.........56<br />

Abbildung 21: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt - Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Frischmaterial;.........58<br />

Abbildung 22: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt - Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Trockenmaterial;......59


- 140 -<br />

Abbildungs- <strong>und</strong> Tabellenverzeichnis<br />

Abbildung 23: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt - Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Trockenmaterial;......60<br />

Abbildung 24: Kondensierte Tann<strong>in</strong>e – Butanol HCl Methode am<br />

Trockenmaterial; ................................................................................................61<br />

Abbildung 25: Kondensierte Tann<strong>in</strong>e – Butanol HCl Methode am<br />

Trockenmaterial; ................................................................................................62<br />

Abbildung 26: Korrelation zwischen Abbaurate <strong>und</strong> Gesamttann<strong>in</strong>gehalt;................64<br />

Abbildung 27: Korrelation zwischen Abbaurate <strong>und</strong> Kondensierten Tann<strong>in</strong>en;.........65<br />

Abbildung 28: Korrelation zwischen Abbaurate <strong>und</strong> Gesamttann<strong>in</strong>gehalt;................66<br />

Abbildung 29: Kondensierte Tann<strong>in</strong>e nach Exposition im Wasser – Butanol HCl<br />

Methode am Trockenmaterial; ...........................................................................67<br />

Abbildung 30: Kondensierte Tann<strong>in</strong>e nach Exposition im Wasser – Butanol HCl<br />

Methode am Trockenmaterial für die Arten Acalypha diversifolia, Cecropia<br />

obtusifolia, Sloanea medusula <strong>und</strong> Tetrathylacium macrophyllum;....................68<br />

Abbildung 31: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach Exposition im Wasser – Fol<strong>in</strong> Denis<br />

Methode am Trockenmaterial; ...........................................................................69<br />

Abbildung 32: Gesamttann<strong>in</strong>gehalt nach Exposition im Wasser – Fol<strong>in</strong> Denis<br />

Methode am Trockenmaterial für die Arten Acalypha diversifolia, Cecropia<br />

obtusifolia, Sloanea medusula <strong>und</strong> Tetrathylacium macrophyllum;....................70<br />

Abbildung 33: Acalypha diversifolia - Zeitliche Abnahme des Gewichts <strong>und</strong> der<br />

kondensierten Tann<strong>in</strong>e (nach der Butanol HCl Methode am<br />

Trockenmaterial); ...............................................................................................71<br />

Abbildung 34 <strong>und</strong> 35: Cecropia obtusifolia <strong>und</strong> Sloanea medusula - Zeitliche<br />

Abnahme des Gewichts <strong>und</strong> der kondensierten Tann<strong>in</strong>e (nach der Butanol<br />

HCl Methode am Trockenmaterial); ...................................................................72<br />

Abbildung 36: Tetrathylacium macrophyllum - Zeitliche Abnahme des Gewichts<br />

<strong>und</strong> der kondensierten Tann<strong>in</strong>e (nach der Butanol HCl Methode am<br />

Trockenmaterial) ................................................................................................73<br />

Abbildung 37: Cecropia obtusifolia - Zeitliche Abnahme des Gewichts <strong>und</strong> des<br />

Gesamttann<strong>in</strong>gehalts (nach der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am Trockenmaterial);.....74<br />

Abbildung 38: Tetrathylacium macrophyllum - Zeitliche Abnahme des Gewichts<br />

<strong>und</strong> des Gesamttann<strong>in</strong>gehalts (nach der Fol<strong>in</strong> Denis Methode am<br />

Trockenmaterial); ...............................................................................................75<br />

Abbildung 39: Kohlenstoffgehalt <strong>in</strong> Blättern; .............................................................76<br />

Abbildung 40: Kohlenstoffgehalt <strong>in</strong> Blättern; .............................................................78


- 141 -<br />

Abbildungs- <strong>und</strong> Tabellenverzeichnis<br />

Abbildung 41: Stickstoffgehalt <strong>in</strong> Blättern;.................................................................78<br />

Abbildung 42: Stickstoffgehalt <strong>in</strong> Blättern;.................................................................79<br />

Abbildung 43: C/N Verhältnis; ...................................................................................80<br />

Abbildung 44: C/N Verhältnis; ...................................................................................81<br />

Abbildung 45: Korrelation der Abbaurate mit dem Kohlenstoffgehalt; .......................82<br />

Abbildung 46: C/N Verhältnis nach Exposition im Wasser; .......................................83<br />

Abbildung 47: Kohlenstoffgehalt nach Exposition im Wasser; ..................................84<br />

Abbildung 48: Skizze e<strong>in</strong>es Laubblattes von A. diversifolia; ........................................ 86<br />

Abbildung 49: Nerv erster Ordnung der Blattunterseite von A. diversifolia;...............86<br />

Abbildung 50: Fototafel 1 – A. diversifolia; ................................................................88<br />

Abbildung 51: Fototafel 2 – A. diversifolia; ................................................................89<br />

Abbildung 52: Skizze e<strong>in</strong>es Laubblatts von C. obtusifolia; ........................................... 90<br />

Abbildung 53: Spreite Blattunterseite von C. obtusifolia;...........................................90<br />

Abbildung 54: Spreite Blattoberseite von C. obtusifolia;............................................91<br />

Abbildung 55: Fototafel – C. obtusifolia;....................................................................93<br />

Abbildung 56: Skizze e<strong>in</strong>es Laubblatts von G. chiriquiensis; ....................................... 94<br />

Abbildung 57: Mittelnerv von G. chiriquiensis;...........................................................94<br />

Abbildung 58: Fototafel 1 – G. chiriquiensis;.............................................................96<br />

Abbildung 59: Fototafel 2 – G. chiriquiensis;.............................................................97<br />

Abbildung 60: Skizze e<strong>in</strong>es Laubblatts von M. longipes; .............................................. 98<br />

Abbildung 61: Spreite der Blattoberseite von M. longipes;........................................98<br />

Abbildung 62: Mittelnerv der Blattunterseite von M. longipes;...................................99<br />

Abbildung 63: Fototafel – M. longipes; ....................................................................101<br />

Abbildung 64: Skizze e<strong>in</strong>es Laubblatts von T. macrophyllum; ................................... 102<br />

Abbildung 65: Mittelnerv der Blattunterseite von T. macrophyllum;.........................102<br />

Abbildung 66: Fototafel 1 – T. macrophyllum;.........................................................104<br />

Abbildung 67: Fototafel 2 – T. macrophyllum;.........................................................105<br />

Abbildung 68: Querschnittsfläche Mittelnerv; ..........................................................106<br />

Abbildung 69: Dicke der Blattspreite; ......................................................................107<br />

Abbildung 70: Höhe der Epidermiszellen; ...............................................................109<br />

Abbildung 71: Verholzungsgrad im Mittelnerv;........................................................111<br />

Abbildung 72: Beispielbilder <strong>zum</strong> Verholzungsgrad im Mittelnerv;..........................112<br />

Abbildung 73: Sklerenchymanteil im Mittelnerv; x-Achse:.......................................113<br />

Abbildung 74: Beispielbilder <strong>zum</strong> Sklerenchymanteil im Mittelnerv;........................113


- 142 -<br />

Abbildungs- <strong>und</strong> Tabellenverzeichnis<br />

Abbildung 75: Kollenchymanteil im Mittelnerv;........................................................114<br />

Abbildung 76: Spreite von Sloanea medusula; .......................................................115<br />

Abbildung 77: Anzahl der Seitennerven <strong>in</strong> der Spreite;...........................................116<br />

Abbildung 78: Trockengewicht; ...............................................................................117<br />

Abbildung 79: Hypostomatische Räume; ................................................................118<br />

Abbildung 80: Epidermis der Blattunterseite von Myriocarpa longipes mit<br />

Spaltöffnungen;................................................................................................119<br />

Abbildung 81: „Toughness“ der „r-Strategen“;.........................................................120<br />

Abbildung 82: „Toughness“ der „K-Strategen“;........................................................121<br />

Abbildung 83: „Toughness“ Index; ..........................................................................122<br />

Abbildung 84: Korrelation zwischen Abbaurate <strong>und</strong> „Toughness“;..........................124<br />

Abbildung 85: C/N Verhältnis des grünen Blattmaterials im Vergleich <strong>zum</strong><br />

Mittelwert des C/N Verhältnisses nach 28 bzw. 24 Tagen Exposition im<br />

Wasser;............................................................................................................128<br />

Abbildung 86: Korrelationen zwischen „Toughness“, Gesamttann<strong>in</strong>gehalt <strong>und</strong><br />

Gehalt an kondensierten Tann<strong>in</strong>en, Kohlenstoff- <strong>und</strong> Stickstoffgehalt;............131<br />

Tabellen<br />

Tabelle 1: Parameter <strong>zum</strong> aquatischen Abbau von Acalypha diversifolia,<br />

Cecropia obtusifolia, Tetrathylacium macrophyllum <strong>und</strong> Sloanea medusula<br />

im Quebrada Negra; ..........................................................................................21<br />

Tabelle 2: Ökologische Lebensstrategien, ................................................................28<br />

Tabelle 3: Lebensstrategie<strong>in</strong>dex (0 = r- Stratege; 100 = K- Stratege) <strong>und</strong><br />

Häufigkeit; Häufigkeit e<strong>in</strong>geteilt anhand von Individuenzählungen entlang<br />

des Quebrada Negra zwischen der Biologischen Forschungsstation <strong>und</strong><br />

der Esqu<strong>in</strong>as Ra<strong>in</strong>forest Lodge (0 = nicht vorhanden, 10 = sehr häufig) ...........29<br />

Tabelle 4: Übersicht der sukzedanen Doppelfärbereihen Safran<strong>in</strong> – Astrablau<br />

<strong>und</strong> Auram<strong>in</strong> – Mucicarm<strong>in</strong>; ...............................................................................43<br />

Tabelle 5: Ergebnisse der Tann<strong>in</strong>bestimmungen aller Arten <strong>und</strong> Methoden.............63<br />

Tabelle 6: C/N Verhältnis nach Exposition im Wasser; .............................................83<br />

Tabelle 7: Kohlenstoffgehalt nach Exposition im Wasser;.........................................85<br />

Tabelle 8: „Toughness“ Index..................................................................................122


PERSÖNLICHE DATEN<br />

LEBENSLAUF<br />

NAME, VORNAME: RIEMERTH, Astrid<br />

GEBURTSDATUM, -ORT: 20.3.1982, Mistelbach<br />

ADRESSE: Liechtenste<strong>in</strong>straße 52/6/4<br />

PLZ, WOHNORT: 2130, Mistelbach<br />

NATIONALITÄT: Österreich<br />

AUSBILDUNG<br />

- 143 -<br />

Lebenslauf<br />

1987 – 1992 Volkschule, Ottenthal/Falkenste<strong>in</strong><br />

1992 – 2000 B<strong>und</strong>esrealgymnasium, Laa/Thaya<br />

MAI / 2000 Matura mit Auszeichnung abgelegt<br />

2000 – 2005 Studium Lehramt für Biologie <strong>und</strong> Umweltk<strong>und</strong>e,<br />

Geographie <strong>und</strong> Wirtschaftsk<strong>und</strong>e; Universität<br />

Wien<br />

BERUFLICHE TÄTIGKEITEN<br />

JUNI, JULI / 2000 Praktikum Columbus Ihr Reisebüro GmbH & Co.<br />

KG, 1014 Wien, Lueger-R<strong>in</strong>g 8<br />

AUGUST / 2000 Praktikum Gebauer & Griller Kabelwerke<br />

Gesellschaft M.B.H., 2170 Poysdorf,<br />

Laaerstrasse 145<br />

SEPTEMBER / 2000 Praktikum Telekom Austria AG, 1013 Wien,<br />

Börseplatz 1<br />

SEPTEMBER / 2005 Praktikum B<strong>und</strong>esanstalt für Agrarwirtschaft,<br />

1030 Wien, Marxergasse 2<br />

2004 / 2005 Projektmitarbeit Institut für Ökologie <strong>und</strong><br />

Umweltplanung, 9020 Klagenfurt,<br />

Bahnhofstrasse 39/2<br />

MAI / 2003 – LFD. Projektmitarbeit ARGE Nikot<strong>in</strong>-Institut, 1050 Wien,<br />

Rechte Wienzeile 81/1<br />

Mistelbach, November 2005

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