serie Lea<strong>de</strong>rship-Offensive In dieser Ausgabe von „wirtschaft + weiterbildung“ setzen wir unsere Serie, die unter <strong>de</strong>m Titel „Lea<strong>de</strong>rship-Offensive“ steht, mit <strong>de</strong>m bekannten Führungskräftetrainer, Unternehmensentwickler und Coach Dr. Bernd Wil<strong>de</strong>nmann fort. Die Serie besteht zurzeit aus folgen<strong>de</strong>n Artikeln: 07-08_2010 Visionen: Zukunftsprojektio nen ganz praktisch entwickeln. 09_2010 Change-Management: Die Systematik und Dynamik großflächiger Verän<strong>de</strong>rungen kennen und nutzen. 11-12_2010 Tipping-Point: An <strong>de</strong>r Achillesferse ansetzen und Verhältnisse erfolgreich verän<strong>de</strong>rn. 01_2011 Potenzialanalyse: Wie sich <strong>de</strong>r Erfolg eines Managers zuverlässig prognostizieren lässt. „Wer von unseren Nachwuchsführungskräften hat eigentlich das Zeug dazu, später einmal Bereichsleiter zu wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r gar in <strong>de</strong>n Vorstand aufzurücken?“ Das fragt sich so mancher Unternehmenslenker, <strong>de</strong>r gerne von Anfang an in die „richtigen“ Hoffnungsträger investieren wür<strong>de</strong>. Wir bei Wil<strong>de</strong>nmann Consulting haben uns auf vier Faktoren festgelegt, mit <strong>de</strong>nen wir das Potenzial eines Managers messen können. Drei Faktoren wur<strong>de</strong>n aus vorhan<strong>de</strong>nen Forschungsprojekten übernommen. Ein zusätzlicher Faktor wur<strong>de</strong> von uns entwickelt und <strong>de</strong>m Mo<strong>de</strong>ll hinzugefügt. Es zeigte sich, dass diese vier Faktoren von <strong>de</strong>r Praxis ein<strong>de</strong>utig bestätigt wer<strong>de</strong>n. Sie ermöglichen zum einen eine Definition <strong>de</strong>s „Potenzials“ als Teil <strong>de</strong>r Persönlichkeit, zum an<strong>de</strong>ren können sie zur Prognose von zukünftigem Erfolg im Management verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Die vier Potenzialfaktoren heißen: 1. Komplexitätsverarbeitungsfähigkeit (Die Kompetenz, Visionen zu gestalten, strategisch zu managen, mit mehr<strong>de</strong>utigen Situationen umzugehen, Krisen managen zu können.) 2. Motivation aus ungelösten Situationen (Die Kompetenz, Maßstäbe zu setzen, Gestaltungswillen zu haben, Trends und Möglichkeiten zu erkennen.) 3. Einfluss auf soziale Systeme (Die Kompetenz, Orientierung zu geben, 30 wirtschaft + weiterbildung 01_2011 POTENZIAL. Dr. Bernd Wil<strong>de</strong>nmann, Inhaber von Wil<strong>de</strong>nmann Consulting, Ettlingen, setzt seine Managementserie fort, in<strong>de</strong>m er in diesem Fachartikel die vier wichtigsten Potenzialfaktoren für eine Karriere im Management erläutert. Dabei stellt er klar, dass gewisse Potenziale angeboren sein müssen. Harte Arbeit an sich selbst gehört trotz<strong>de</strong>m zum Aufstieg dazu. Ist das Ihr nächster Vorstand? Situa tio nen zu strukturieren, Besprechungen zu leiten, Entscheidungen herbeizuführen.) 4. Lernen aus Erfahrung (Das ist die Kompetenz, Feedback zu suchen und Verhalten zu än<strong>de</strong>rn. Man will ständig Neues lernen.) Man kann gesichert davon ausgehen, dass das Talent fürs Management genauso angeboren ist, wie das Talent, Golf zu spielen. Potenziale sind <strong>de</strong>finiert als „nicht erlernbares Können“. Mit an<strong>de</strong>ren Worten: Wenn ein Potenzial nicht vorhan<strong>de</strong>n ist, kann es nicht entwickelt wer<strong>de</strong>n. Wenn es vorhan<strong>de</strong>n ist, entsteht auch ein Drang, es zur Entfaltung zu bringen. Ganz entschei<strong>de</strong>nd für diese „Entfaltung“ ist die Anzahl <strong>de</strong>r herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Situationen, die ein Mensch im Berufsleben durchlebt, <strong>de</strong>nn Übung macht <strong>de</strong>n Meister. Deshalb ist es die beste Personalweiterentwicklung, Menschen in herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Situationen zu bringen und dafür zu sorgen, dass sie nicht scheitern. Wenn es um die Einschätzung von Managementpotenzial geht, dann kommt in <strong>de</strong>r Regel ein Einzel-Assessment zum Tragen. Den vier zentralen Potenzialfaktoren liegen – wie im Folgen<strong>de</strong>n verkürzt wie<strong>de</strong>rgegeben – jeweils ein achtstufiges Mo<strong>de</strong>ll zugrun<strong>de</strong>, das zu Assessment- Zwecken noch weiter operationalisiert wer<strong>de</strong>n kann. Die acht Stufen repräsen- tieren acht Schwierigkeitsgra<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n Potenzialfaktor. Anhand <strong>de</strong>r 8-Stufen-Mo<strong>de</strong>lle lässt sich feststellen, wer seine erfolgskritischen Potenziale wie ausgeprägt hat und sie auch umsetzen kann (Wer in <strong>de</strong>n 8-Stufen-Mo<strong>de</strong>llen die Stufen 5 bis 8 erreicht, hat Umsetzungsqualitäten). Es lässt sich sogar vorhersagen, wer bei entsprechen<strong>de</strong>r Anstrengung welche Karrierestufe erreichen wird. 1 Komplexitätsverarbeitungsfähigkeit Die Komplexitätsverarbeitungsfähigkeit ist eine „notwendige“ Bedingung für Karriere. Die weiteren drei Funktionen haben eine hinreichen<strong>de</strong> Bedingung. Dies be<strong>de</strong>utet: Wenn die Komplexitätsverarbeitungsfähigkeit <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen nicht genügt, wird es immer Probleme geben. Kompensieren kann man die Komplexitätsverarbeitungsfunktion nicht. Das 8-Stufen-Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Komplexitätsverarbeitungsfähigkeit hat folgen<strong>de</strong> Ausprägung: • Stufe 1: Eine Person mit einer Komplexitätsverarbeitung <strong>de</strong>r Stufe 1 <strong>de</strong>nkt in „O<strong>de</strong>r“-Kategorien. Sie sieht nicht die Verknüpfung zwischen Vorgängen und kann nur einen Vorgang nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren bearbeiten. Sie setzt keine Prioritäten und differenziert nicht zwischen wich- R
An Äußerlichkeiten erkennen Personalentwickler künftige Vorstän<strong>de</strong> bestimmt nicht – we<strong>de</strong>r an geschliffener Rhetorik, guten Manieren o<strong>de</strong>r seriöser Kleidung. Die erfolgskritischen Potenzialfaktoren sind von einem ganz an<strong>de</strong>ren Kaliber. 01_2011 wirtschaft + weiterbildung 31 Foto: Andrey Arkusha/shutterstock