Verpackung mit Effekt - Ford
Die Ford-Fähigen
Der Geruch von
Kartons liegt in der Luft,
Elektrokarren surren
durch die Gänge. An
beiden Seiten des
Gurtförderbands stehen
Arbeitstische. An einem
sitzt Rolf Coslar und
verpackt Abgasrückführventile.
Diese liefert
die Firma Bosch in ihrer
Verpackung an, doch als
Ford-Original-Ersatzteil
erhält die Komponente
einen Ford-Karton.
Coslar entnimmt also
das Ventil, steckt es in
die Verpackung mit dem
Ford-Logo und schließt
Deckel und Boden. Darauf kommt ein Etikett mit Teilebezeichnung
und Bestellnummer. Wenn Coslar eine bestimmte Anzahl von
Teilen verpackt hat, steckt er diese in einen größeren Karton zum
Einlagern.
Die so genannte „Load Unit“ legt er auf das Förderband, auf
dem sie zum Einräumwagen transportiert wird. Anschließend wird
der Karton mit dem Scanner systemtechnisch erfasst – „verheiratet“,
sagen die Merkenicher. Der Kollege, der die Load Unit in
die Kleinteilzone bringt, bekommt über den Rechner einen freien
Einlagerort genannt. „Das Ganze funktioniert nach dem so genannten
„chaotischen System“, erklärt Meister Giovanni Anglano.
Hinter dem „Chaos“ steckt aber ein extrem ordentliches, schlaues
Prinzip – die Ersatzteile werden nicht an festen, sondern an gerade
verfügbaren, freien Plätzen deponiert, wodurch die Lagerfl äche
viel effektiver zu nutzen ist.
Doch zurück zu Rolf Coslar. Der Maschinenschlosser begann
1967 mit seiner Ausbildung bei Ford. 36 Jahre lang arbeitete er
in der Instandhaltung des Motorenwerks auf Nachtschicht. „Ich
mochte meinen Beruf, es war abwechslungsreich.“ Doch leider
6 Juni 2009
Teams am Ford Standort Köln – aus dem
Ford Disability Management, der Ford Customer
Service Division (FCSD) und dem Niehler Motorenwerk
– haben in einer gemeinsamen Initiative
ein erfolgreiches Projekt realisiert: In der Standardpackerei
von FCSD wurden neue Arbeitsplätze
geschaffen. Dort haben 20 leistungsgewandelte
Kollegen, die bisher im Motorenwerk tätig
waren, eine neue Aufgabe gefunden. Bei diesem
Projekt haben alle gewonnen: Die Mitarbeiter
sind weiter produktiv im Unternehmen tätig,
und sie erledigen Arbeiten, die bisher bei einem
externen Lieferanten durchgeführt wurden – ein
„Insourcing“, das Kosten spart.
spielte die Gesundheit nicht mit: Mit 44 Jahren
bekam Coslar einen Herzinfarkt, später benötigte
er zwei neue Hüftgelenke, und das Knie ist
auch nicht mehr in Ordnung. Er wechselte auf
verschiedene Arbeitsstellen im Motorenwerk,
doch dann stellte sich heraus – es ging nicht
mehr. „Wir haben uns dann mit Vertretern des
Betriebsrates, des Gesundheitsdienstes und
der Personalabteilung zusammengesetzt und
nach einer Lösung gesucht. Dann hat man mich
gefragt, ob ich nach Merkenich ins Ersatzteillager
gehen will, und ich habe es hier sehr gut
getroffen und fühle mich wohl und voll integriert.“
Der gut gelaunte Kollege ist weltoffen und
hat keine Probleme damit, jemanden anzusprechen
– entsprechend ist ihm auch der Wechsel
an die neue Wirkungsstätte leicht gefallen. In
dreieinhalb Jahren wird Rolf Coslar 60, dann ist
er 45 Jahre bei Ford beschäftigt, und kann dann
wahrscheinlich mit einem Grad der Behinderung von 50 Prozent
in Rente gehen. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange bei
einer Firma bleibe. Ford war stets korrekt zu mir und tut viel für
Menschen wir mich.“
Profi l entsprechend individueller Fähigkeiten
Empfi ndliche
Teile wie die
Reserveradabdeckung
verpackt Rolf
Lönartz (links)
in Folie. Er
arbeitet seit
einem Jahr in
der Abteilung
Aber klar ist auch, dass nicht jedem ein Wechsel in einen anderen
Bereich nach zig Jahren an vertrauter Arbeitsstelle so leicht
fällt, erzählt Ali Ertem. Der 48-Jährige hat es an der Bandscheibe
und braucht einen Arbeitsplatz, bei dem das Anforderungsprofi l
mit seinen individuellen Fähigkeiten so weit wie möglich im Einklang
ist.
„Ford ist wirklich eine gute, humane Firma, die ihren Mitarbeitern
gegenüber viel Toleranz und Verständnis hat“, bestätigt Kollege
Kamil Öztürk, der auch Probleme mit dem Bewegungsapparat
bekam. Er fi ndet wichtig, dass gerade Mitarbeiter mit körperlichen
Einschränkungen ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt und
über ihre Rechte informiert werden. „Manchmal muss man auch
kämpfen, wer nicht kämpft, hat schon verloren.“