Brustkrebs trifft mitten ins Herz - St. Vincenz Krankenhaus Limburg
Brustkrebs trifft mitten ins Herz - St. Vincenz Krankenhaus Limburg
Brustkrebs trifft mitten ins Herz - St. Vincenz Krankenhaus Limburg
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2 > VIA > Editorial<br />
Mensch - Medizin - Technik<br />
UNSER WEG<br />
Ausgabe 03 | 2008<br />
ST. VINCENZ und ST. ANNA<br />
DAS KLINIKMAGAZIN DER KRANKENHAUSGESELLSCHAFT ST. VINCENZ mbH<br />
Kein Risiko beim <strong>Herz</strong>infarkt:<br />
Ohne Umwege zum richtigen Expertenteam<br />
>> Seite 10<br />
<strong>Brustkrebs</strong> <strong>trifft</strong> <strong>mitten</strong> <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong><br />
<strong>Limburg</strong> gegen <strong>Brustkrebs</strong>: Gelungenes Infotainment mit umfassenden<br />
Informationen rund um Diagnose und Therapie, Rückfall und Nachsorge<br />
>> ab Seite 14<br />
Kliniken schlagen Alarm!<br />
„Denkpause“ zur Sicherung wohnortnaher Qualitätsmedizin<br />
>> ab Seite 3<br />
KRANKENHAUSGESELLSCHAFT<br />
ST. VINCENZ mbH
2 > VIA > Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
KRANKENHAUSGESELLSCHAFT<br />
ST. VINCENZ mbH<br />
als <strong>Krankenhaus</strong>geschäftsführer muss man sich gelegentlich auch einmal<br />
Luft machen und die Öffentlichkeit über die wahren Sachverhalte<br />
informieren.<br />
Mit Pressemeldung vom 22.September 2008 haben sich Bund und<br />
Länder auf einen Kompromiss zur <strong>Krankenhaus</strong>finanzierung geeinigt,<br />
der jetzt von Frau Gesundheitsministerin Schmidt in Form eines Gesetzesentwurfes<br />
dem Deutschen Bundestag vorgelegt werden soll.<br />
Dieser beinhaltet eine einmalige 50%ige Refinanzierung der hohen<br />
Tarifabschlüsse und einen 70% Zuschuss der Krankenkassen bei der<br />
zusätzlichen E<strong>ins</strong>tellung von Pflegepersonal.<br />
Der Wegfall des Sanierungsbeitrages in Höhe von 0,5% vom <strong>Krankenhaus</strong>budget<br />
wird hierbei als Erfolg verkauft.<br />
Zur Erinnerung sei gesagt, dass die Krankenhäuser damit die Krankenkassen<br />
sanieren sollen, wobei mittlerweile ein Drittel der deutschen<br />
Krankenhäuser rote Zahlen schreibt. Keines dieser Krankenhäuser<br />
kann nicht vollständig finanziertes Personal zusätzlich e<strong>ins</strong>tellen!<br />
Die deutschen Krankenhäuser sind gemessen am Anteil der <strong>Krankenhaus</strong>ausgaben<br />
am Bruttosozialprodukt und an der Anzahl der Patienten<br />
pro Vollkraft die wirtschaftlichsten der Welt!<br />
Wir wollen nicht mehr und nicht weniger als eine solide wirtschaftliche<br />
Basis, um unseren Versorgungsauftrag zum Wohl unserer Patientinnen<br />
und Patienten wahrnehmen zu können.<br />
Wir hoffen, dass wir in einer „konzertierten Aktion“ am 25.September<br />
2008 die Bundespolitik zu einer Änderung dieser Pläne bewegen<br />
können. Unterstützen Sie uns deswegen bitte mit Worten und Taten,<br />
wenn Sie können.<br />
Dass wir unseren Versorgungsauftrag ernst nehmen und alles zum<br />
Wohl unserer Patienten tun wollen, möchten wir Ihnen mit dieser<br />
neuen VIA-Ausgabe zeigen.<br />
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!<br />
<strong>Herz</strong>lichst<br />
Ihr<br />
Klaus-Werner Szesik<br />
Geschäftsführer<br />
der <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> mbH<br />
INHALT<br />
Kliniken schlagen Alarm: „Denkpause“ zur 3<br />
Sicherung wohnortnaher Qualitätsmedizin<br />
Bettenhaus Ost wird modern: 6<br />
Land gibt 3,3 Millionen € für Umbau und Sanierung<br />
Hämatologisch-onkologische Ambulanz: 7<br />
Mehr Raum, mehr Personal und bessere Organisation<br />
Erfahrung, Empathie und Kompetenz: 8<br />
PD Dr. Thomas Neuhaus als Chefarzt eingeführt<br />
Kein Risiko beim <strong>Herz</strong>infarkt: 10<br />
Ohne Umwege zum richtigen Expertenteam<br />
Achter <strong>St</strong>rahlentherapie-Workshop: 12<br />
Therapiemodalitäten bei Hirn- und<br />
Rückenmarktumoren<br />
Krankenpflegeausbildung am <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>: 13<br />
Erfolgreicher <strong>St</strong>art in einen Beruf mit Zukunft<br />
Schwerpunktthema <strong>Brustkrebs</strong>:<br />
<strong>Brustkrebs</strong> <strong>trifft</strong> <strong>mitten</strong> <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong>: 14<br />
<strong>Limburg</strong> gegen <strong>Brustkrebs</strong><br />
Team des Brustzentrums ging auf die <strong>St</strong>raße: 16<br />
Experten wollen Bewusstsein für <strong>Brustkrebs</strong> stärken<br />
Erfolgreiche Krankheitsbewältigung: 17<br />
Hilfreiche Info-Materialien<br />
„Das Potential liegt im Jetzt!“ 18<br />
Beststellerautorin Annette Rexroth von Fircks<br />
sprach im Reha-Zentrum Meuser<br />
„Wir brauchen keine großen Worte“ 19<br />
Ein Plädoyer für Augenblicke der Achtsamkeit<br />
Interview mit ZDF-Moderatorin Susanne Conrad: 20<br />
„Ich lebe heute bewusster“<br />
Ina Deter war auch betroffen: 22<br />
Deutsche Sängerin engagiert sich<br />
im Kampf gegen <strong>Brustkrebs</strong><br />
Wie sage ich es meinen Liebsten? 23<br />
Neues Projekt zum Austausch über <strong>Brustkrebs</strong><br />
Links & Literaturtipps zum Thema <strong>Brustkrebs</strong> 24<br />
Tabuthema künstlicher Darmausgang: 25<br />
Erstmals Arzt-Patienten-Seminar zum Thema Pouch<br />
Notfallausbildung im Schatten des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> 26<br />
<strong>Herz</strong>ensache ... 27<br />
Girl`s Day im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Herz</strong>katheter-Labor<br />
Gesundheitszentrum <strong>St</strong>. Anna: So geht es 28<br />
weiter - Abschied und Neubeginn in Hadamar<br />
Kurzzeitpflege im <strong>St</strong>. Anna-Gesundheits- 29<br />
zentrum ist eröffnet<br />
Kunst im <strong>Krankenhaus</strong>: 30<br />
Wolfram Fischer hält die Welt in Bildern fest<br />
Spielspaß und ein Quäntchen Verrücktheit: 31<br />
<strong>Vincenz</strong>-Mitarbeiter im EM-Tippfieber<br />
Baby-Jubiläum im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es: 32<br />
Luce ist das 500. Baby<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> hinter den Kulissen: 33<br />
Filmproduktion über den Alltag im <strong>Krankenhaus</strong><br />
Für die <strong>Limburg</strong>er <strong>Vincenz</strong>-Kids: 33<br />
Tolle EM-Aktion in Hadamar<br />
Personalnachrichten & In Kürze 34<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER: <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> mbH<br />
Auf dem Schafsberg, 65549 <strong>Limburg</strong><br />
Tel.: (06431) 292-0, Fax: (06431) 292-4163<br />
Tel.: (06433) 87-0, Fax: (06433) 87-6344<br />
E-Mail: info@st-vincenz.de<br />
E-Mail: info@st-anna-gesundheitszentrum.de<br />
www.st-vincenz.de, www.st-anna-gesundheitszentrum.de<br />
REDAKTION: Nicola von Spee, Ulrich Haßler, Petra Hoffmann<br />
V.i.S.d.P: Klaus-Werner Szesik<br />
Konzept & Layout: Natascha Schäfer<br />
S!DESIGNMENT KÖLN, www.s-designment.net<br />
Bilder: Privat, Archiv KH <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>, S!DESIGNMENT<br />
Auflage: 3.500<br />
Die Beiträge geben die Meinungen der jeweiligen Verfasser wieder.
Symbolischer Behandlungsstopp,<br />
Kliniken schlagen Alarm! Alarm!<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> < VIA < 3<br />
„Denkpause“ zur Sicherung wohnortnaher Qualitätsmedizin<br />
Geme<strong>ins</strong>ame Front im Kampf um bessere <strong>Krankenhaus</strong>finanzierung:<br />
<strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> unterstützt Aktionsbündnis<br />
„Rettung der Krankenhäuser“ / Landesweiter Protest<br />
gegen Finanzierungslücke und gnadenloses Spardiktat.<br />
>> „Wir machen mobil, damit unsere Kliniken<br />
nicht zum Patienten werden! Qualität<br />
statt Spardiät“ – unter diesem Slogan<br />
zeigen auch die Mitarbeiter der <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> Flagge: Mit einer<br />
großangelegten Protestaktion schließen<br />
sich die 971 Mitarbeiter des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<br />
<strong>Krankenhaus</strong>es <strong>Limburg</strong> der auf Bundesebene<br />
<strong>ins</strong> Leben gerufenen Protestaktion<br />
sowie dem hessischen Aktionsbündnis zur<br />
„Rettung der Krankenhäuser“ an. Das Aktionsbündnis<br />
fordert eine angemessene und<br />
nachhaltige Finanzierung aller Kliniken,<br />
damit auch in Zukunft die hohe Qualität<br />
der notwendigen stationären medizinischen<br />
Versorgung der Bevölkerung sichergestellt<br />
werden kann: „Nur gesunde Krankenhäuser<br />
können für eine gesunde Bevölkerung<br />
sorgen“. Die Solidarität mit den Protesten<br />
geht durch alle im <strong>Krankenhaus</strong> beteiligten<br />
Berufsgruppen. So waren in der Pressekonferenz<br />
zur Protestaktion im <strong>Limburg</strong>er <strong>St</strong>.<br />
<strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> neben der Geschäftsführung<br />
auch die Ärztliche Direktion, die<br />
Pflegedienstleitung und der Betriebsrat vertreten.*<br />
Ohne gesetzliche Korrekturen drohe<br />
den Krankenhäusern eine Finanzierungskatastrophe,<br />
hieß es dort einhellig. Der geme<strong>ins</strong>ame<br />
Protest richtet sich in erster Linie<br />
gegen das Auseinanderklaffen von Kosten<br />
und Erlösen im Klinikbereich, welches sich<br />
langfristig auch auf die Zuwendung und die<br />
Qualität der <strong>Krankenhaus</strong>versorgung auswirken<br />
werde.<br />
„Bereits seit Jahren werden die medizinischen<br />
und pflegerischen Kosten der Kliniken nicht<br />
ausreichend finanziert. Die Kürzungspolitik der<br />
Bundesregierung, enge gesetzliche Vorgaben<br />
sowie die massiv steigenden Kosten im Bereich<br />
von Personalkosten und Sachausgaben treiben<br />
die Krankenhäuser immer mehr in die Enge“<br />
konstatieren Geschäftsführer Klaus-Werner
DAS ST. VINCENZ-KRANKENHAUS IN ZAHLEN:<br />
Das <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> ist ein allgemeines, freigemeinnütziges <strong>Krankenhaus</strong><br />
der Schwerpunktversorgung. Die Klinik ist Onkologischer Schwerpunkt mit<br />
zertifiziertem Brustzentrum und <strong>St</strong>roke unit. Das Haus verfügt über 477 Betten<br />
in 14 Fachabteilungen, darunter zwölf Dialyseplätze und 14 Intensivbetten;<br />
ein Institut für Pathologie und eine Krankenpflegeschule sind angegliedert. Im<br />
Jahresdurchschnitt werden hier rund 20.000 Patienten stationär behandelt. Die<br />
medizintechnische Ausstattung ist auf modernstem Niveau: Linearbeschleuniger,<br />
SPECT, <strong>Herz</strong>katheter-Messplatz, Digitale Subtraktionsangiographie, Laser und<br />
modernste Ultraschallgeräte, CT und MRT der neuesten Generation.<br />
Größter Arbeitgeber der Region:<br />
971 Mitarbeitern, darunter 111 Auszubildende, stellt die höchste Anzahl an<br />
Ausbildungsplätzen in der Region,<br />
Krankenpflegeschule am Haus<br />
103 Ärzte 461 Krankenpfleger/innen<br />
477 Planbetten in 14 Fachabteilungen<br />
Rund 20.000 stationär behandelte Patienten<br />
Im Jahr 2007: <strong>ins</strong>gesamt 17.500 Patienten an<br />
129 Pflegetagen mit einer Verweildauer von 7, 34 Tagen<br />
Szesik und die beiden Ärztlichen Direktoren, PD Dr. Udo A. Heuschen und<br />
Dr. Christoph Oberwittler, die stellvertretende Pflegedirektorin Petra Hoffmann<br />
sowie die Betriebsratsvorsitzende Gaby Schäfer. Mit starren Budgetdeckeln<br />
verweigere die Politik die Refinanzierung von Tarifabschlüssen<br />
und den Ausgleich für steigende Energie- und Sachkosten, die Einnahmen<br />
für die Kliniken würden auf ein Minimum begrenzt. Gnadenlose<br />
Budgetierung habe zu immenser Arbeitsverdichtung geführt. Gravierende<br />
medizinische Probleme hätten dank des überaus großen Engagements<br />
der Mitarbeiter vermieden werden können. Ärzte und Pflegekräfte seien<br />
jedoch oft über ein verantwortbares Maß hinaus belastet.<br />
Bislang hätten die Krankenhäuser diese Politik durch Rationalisierungsmaßnahmen<br />
ausgeglichen. Doch mehr Rationalisierung oder Mehrleistungen<br />
als bisher sei nicht mehr zu verkraften, die E<strong>ins</strong>parpotentiale<br />
gnadenlos ausgeschöpft: „Es kann nicht angehen, dass die Mitarbeiter der<br />
Krankenhäuser permanent als Sündenböcke verfehlter Sparpolitik her-<br />
Vorstationäre Behandlungen: 1.976<br />
MRT: 2.829 CT: 6.076 Linksherzkatheter: 1.892<br />
DSA: 991 PTCA`s: 678 Dialysen: 6.846<br />
Interdisziplinäre Arbeitskreise:<br />
Zertifiziertes Brustzentrum<br />
Interdisziplinäre Schmerzkonferenz<br />
Tumorboard am Onkologischen Schwerpunkt<br />
Interdisziplinärer Arbeitskreis Gefäßmedizin<br />
Besondere Einrichtungen / Behandlungsverfahren:<br />
CT, MRT, Linearbeschleuniger, Gammakameras, Linksherzkatheterlabor,<br />
Echokardiographie, Szintigraphien, SPECT, PET, Digitale Subtraktionsangiographie,<br />
Sonographien, Lasertherapie, <strong>St</strong>roke Unit / Schlaganfallakutstation,<br />
Interdisziplinäres Diabetes- und <strong>St</strong>offwechselzentrum, Ernährungsambulanz<br />
für enterale und parenterale Ernährung, 14 Intensivbetten,<br />
12 Dialyseplätze teilstationär, Pädiatrie mit 17 Betten, Belegabteilung,<br />
Tagesklinik für ambulante Patienten, Zentrallabor, Blutkonservendepot,<br />
Apotheke (Mitversorgung anderer Häuser), Pathologisches Institut, Hubschrauberlandeplatz.<br />
halten müssen“, hieß es in der geme<strong>ins</strong>amen Pressekonferenz.<br />
Dies habe durchaus auch etwas mit<br />
Fürsorgepflicht zu tun – nicht nur für die bundesweit<br />
<strong>ins</strong>gesamt 1.071.995 Klinikmitarbeiter, sondern<br />
ganz generell für die Bürger dieses Landes (davon<br />
rund 16.832.883 Patienten, 20.000 jährlich im <strong>St</strong>.<br />
<strong>Vincenz</strong>). Zwar könne die medizinische Versorgung<br />
„noch“ auf einem hohen Niveau sichergestellt werden.<br />
Falls sich jedoch das Finanzierungssystem<br />
nicht nachhaltig ändere, könne diese Qualität der<br />
<strong>Krankenhaus</strong>versorgung nicht mehr gehalten werden:<br />
„Es wird zu E<strong>ins</strong>chränkungen und Wartezeiten<br />
beim Zugang zu medizinischen Leistungen kommen“,<br />
hieß es übere<strong>ins</strong>timmend im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>. Eingeschränkte<br />
Notfallbehandlungen, Wartelisten und<br />
der Abbau von Arbeitsplätzen werden befürchtet, in<br />
der Folge drohe auch die menschliche Zuwendung<br />
auf der <strong>St</strong>recke zu bleiben.<br />
Dieser Entwicklung gelte es, entschieden Einhalt<br />
zu gebieten: „Die Patienten müssen sich wie bisher<br />
darauf verlassen können, dass sie eine individuell<br />
notwendige, hochwertige medizinische und<br />
pflegerische Versorgung erhalten. Hierfür trägt in<br />
erster Linie der Bund im Rahmen seines Gesetzgebungsrechts<br />
eine große und entscheidende Mitverantwortung“,<br />
bekräftigen die Vertreter aus Medizin<br />
und Pflege sowie Geschäftsführung und Betriebsrat<br />
übere<strong>ins</strong>timmend.<br />
Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen,<br />
hatte das Hessische Bündnis zur Rettung der Krankenhäuser<br />
zu einer landesweiten Aktionswoche aufgerufen.<br />
Höhepunkt war die „Denkpause für gute<br />
Krankenhäuser“, ein zeitgleicher Behandlungsstopp<br />
aller hessischen Kliniken, die am 9. September um<br />
exakt 11.45 Uhr für rund zehn Minuten die Arbeit<br />
niederlegten – so auch im <strong>Limburg</strong>er <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<br />
<strong>Krankenhaus</strong>. Während des symbolischen Behandlungsstopps<br />
versammelten sich Vertreter aller Berufsgruppen<br />
im Vorhof der Klinik, im Mittelpunkt<br />
der Demonstration ein leeres Patientenbett, welches
das symbolische Ende der stationären Patientenversorgung<br />
<strong>ins</strong>zenieren sollte. Die Notfallversorgung<br />
blieb selbstverständlich während der gesamten<br />
Zeit gewährleistet.<br />
<strong>Krankenhaus</strong>geschäftsführer Klaus-Werner Szesik<br />
hatte ganz persönlich an seine Mitarbeiter appelliert,<br />
den E<strong>ins</strong>atz der <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft für<br />
eine bessere <strong>Krankenhaus</strong>finanzierung zu unterstützen<br />
und aktiv an der Kampagne mitzuwirken.<br />
Auch die Patienten in den 477 Betten der Klinik<br />
waren von den Mitarbeitern über die Hintergründe<br />
des bundesweiten Protestes informiert worden.<br />
! INFO<br />
Rund 120 Mitarbeiter der <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft<br />
werden am 25. September 2008<br />
zur Großdemonstration nach Berlin fahren,<br />
wo <strong>ins</strong>gesamt mehr als hunderttausend<br />
Mitarbeiter aus allen Bereichen des<br />
Gesundheitswesens erwartet werden.<br />
Aktuell < VIA < 5<br />
! DAS SIND DIE FAKTEN:<br />
Bundesweit beläuft sich die Finanzierungslücke der Krankenhäuser<br />
in den Jahren 2008 / 2009 auf 6,7 Mrd. Euro, hiervon entfallen rd.<br />
450 Mio. Euro auf Hessen.<br />
70 Prozent der Gesamtkosten im <strong>Krankenhaus</strong> sind Per-sonalkosten (42,7 Millionen<br />
Euro für die Khg <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>). Diese sind in den letzten beiden Jahren durch<br />
die hohen Tarifabschlüsse deutlich gestiegen. Im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> schlägt<br />
dies im Jahr 2008 mit Mehrkosten von 8,3 Prozent gegenüber 2007 zu Buche,<br />
dies sind rund 3,3 Millionen Euro (Tarifsteigerung inclusive Personalsteigerung<br />
zur Bewältigung der permanent steigenden Arbeitsdichte und Versorgung permanent<br />
steigender Patientenzahlen). Die Sachkostensteigerungen belaufen sich<br />
auf eine Größenordnung zwischen zehn und zwanzig Prozent. Auch die hohen<br />
Energiekosten tragen zu einer weiteren Anspannung der Situation bei: Diese Kosten<br />
belaufen sich innerhalb der <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft auf rund 1,8 Millionen<br />
Euro, hochgerechnet zum Jahresende werden dies rund 80.000 Euro mehr sein<br />
als im Vorjahr.<br />
Diesen Belastungen stehen für das Jahr 2008 eine Einnahmesteigerungsrate von<br />
0,64 Prozent entgegen, wovon noch 0,5 Prozent als sog. „Sanierungsbeitrag“ für<br />
die Krankenkassen abzuführen sind. Das <strong>Krankenhaus</strong> verfügt mithin über eine<br />
Budgetsteigerungsrate in Höhe von 0,14 Prozent in diesem Jahr.<br />
Deutsche Krankenhäuser sind die produktivsten der Welt und haben weltweit<br />
die höchste Arbeitsdichte. Hier werden pro Mitarbeiter im Durchschnitt 20 Patienten<br />
behandelt; in Hessen liegt diese Zahl sogar bei 21 Patienten pro Mitarbeiter<br />
(zum Vergleich: USA acht Patienten und Spanien an nächster <strong>St</strong>elle mit 13<br />
Patienten pro Mitarbeiter). Auch die <strong>Krankenhaus</strong>ausgaben je Einwohner sind<br />
in Deutschland die drittniedrigsten aller Industrieländer.<br />
Die Forderungen im Einzelnen:<br />
> Schluss mit Nullrunden: Weg mit dem Deckel auf den <strong>Krankenhaus</strong>budgets<br />
> Sofortige <strong>St</strong>reichung des ungerechtfertigten Sanierungsbeitrags der<br />
gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV)<br />
> Volle Refinanzierung der Tariflohnsteigerungen<br />
> Ausgleich für steigende Energie- und Sachkosten<br />
> Abbau des Investitionsstaus, Finanzierung medizinischer Innovationen<br />
> Mehr Geld für Arbeitsplätze und Nachwuchssicherung<br />
Bundesweit geht es um:<br />
> Flächendeckende 24-<strong>St</strong>unden-Versorgung<br />
> Wohnortnahe Qualitätsmedizin<br />
> Hochleistungsmedizin auf neuestem <strong>St</strong>and<br />
> Versorgungsleistungen in Höhe von 2,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />
> Den stärksten Leistungsbereich in der Krankenversicherung (35,4 Prozent)<br />
> 63,9 Mrd. Euro Umsatz, darunter 52,3 Mrd. Euro GKV-Mittel<br />
und 6,5 Mrd. Euro PKV-Mittel<br />
> 2.104 Krankenhäuser<br />
> 510.767 Betten<br />
> 16.832.883 Patienten<br />
> 142.251.027 Belegungstage bei einer Verweildauer von durchschnittlich 8,5 Tagen<br />
> <strong>ins</strong>gesamt 1.071.995 Mitarbeiter, davon 135.135 <strong>Krankenhaus</strong>ärzte,<br />
382.711 Pflegekräfte, 6.334 Belegärzte<br />
Das hessische Aktionsbündnis:<br />
Die Aktionswoche ist Teil der Kampagne „Qualität statt Spardiät – gute Kliniken<br />
für Hessen“ und richtet sich an die Bundesregierung in Berlin. Denn eine Änderung<br />
der Bundespflegesatzverordnung bzw. das <strong>Krankenhaus</strong>entgeltgesetzes<br />
fällt ausschließlich in den Zuständigkeitsbereich des Bundes. Träger der Aktionswoche<br />
ist ein Bündnis aus zehn Verbänden und Organisationen, darunter<br />
auch die hessische Landesärztekammer, der Marburger Bund und Ver.di unter<br />
Führung der Hessischen <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft (HKG), dem Dachverband<br />
der Krankenhäuser in Hessen. Bundesweit wird der Protest am 25. September<br />
in einer zentralen Demonstration in Berlin gipfeln. Aus Hessen werden voraussichtlich<br />
7000 Personen teilnehmen, davon rund 120 aus dem <strong>Limburg</strong>er<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>.
6 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>:<br />
Bettenhaus Ost wird modern<br />
Land gibt 3,3 Millionen Euro für Umbau und Sanierung<br />
Foto: Fluck<br />
Freudig nehmen der Verwaltungsratsvorsitzende Erwin Reuhl und Geschäftsführer Klaus-Werner Szesik von<br />
<strong>St</strong>aatssekretär Gerd Krämer (von rechts) den Bewilligungsbescheid entgegen. Im Hintergrund: Regierungspräsident<br />
Wilfried Schmied.<br />
>> Das <strong>Limburg</strong>er <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> ist unverzichtbar und spielt in der<br />
medizinischen Versorgung des Landes eine wichtige Rolle. Deshalb legen wir<br />
Wert darauf, dass der bauliche Bereich in Ordnung ist.“ Das hat der <strong>St</strong>aatssekretär<br />
im hessischen Sozialministerium, Gerd Krämer, bei der Übergabe eines<br />
Bewilligungsbescheides in Höhe von 3,3 Millionen Euro in <strong>Limburg</strong> betont.<br />
Die Mittel werden für Sanierungs- und Umbaumaßnahmen im Bettenhaus Ost benötigt.<br />
Dort entstehen im dritten, vierten und fünften Obergeschoss jeweils 14 Patientenzimmer<br />
mit Nasszellen und die notwendigen Arzt-, Personal- und Funktionsräume<br />
mit einem Pflegestützpunkt. Der Vorsitzende des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-Verwaltungsrates, Erwin<br />
Reuhl, sprach von einem besonderen Tag: „Das ist der Bescheid, auf den wir einige<br />
Jahre gewartet haben.“<br />
Eine Million der 4,3 Millionen Euro Gesamtkosten muss das <strong>Krankenhaus</strong> selbst aufbringen.<br />
„Deshalb müssen wir Gewinne machen“, verdeutlichte Geschäftsführer Klaus-<br />
Werner Szesik. Er berichtete von einem hohen Zulauf im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>, der auf ausgezeichnete<br />
medizinische Leistungen zurückzuführen sei. Die jährlichen Fallzahlen<br />
stiegen um acht bis zehn Prozent.<br />
Bevor mit der Sanierungsmaßnahme im Bettenhaus Ost begonnen werden könne, müsse<br />
der zurzeit entstehende Anbau an das Bettenhaus West fertig werden. Dort entstehen<br />
für 2,3 Millionen Euro aus Eigenmitteln 35 neue Betten. Sie sind der Ausgleich für die<br />
Betten, die später durch den Umbau und die Sanierung auf der Ostseite entfallen. Das<br />
<strong>Krankenhaus</strong> behält laut Szesik auch künftig seine 477 Planbetten.<br />
In Hessen ist <strong>Limburg</strong> nur eines von 160<br />
Krankenhäusern bzw. Kliniken, für die das<br />
Land Verantwortung übernehmen muss, so<br />
Krämer. Alle würden vom Sozialministerium<br />
sehr genau beobachtet und deshalb<br />
könne er sagen: “Wir brauchen den <strong>St</strong>andort<br />
<strong>Limburg</strong>, um die Sicherheit der Bevölkerung<br />
in der Region zu gewährleisten.“<br />
Hessen sei das Bundesland mit der höchsten<br />
Fördersumme im <strong>Krankenhaus</strong>programm.<br />
„Wir haben unsere Hausaufgaben<br />
gemacht“, betonte der <strong>St</strong>aatssekretär. Jetzt<br />
sei die Bundesgesundheitsministerin Ulla<br />
Schmidt am Zug.<br />
„ Eine Million der 4,3 Millionen €<br />
Gesamtkosten muss das <strong>Krankenhaus</strong><br />
selbst aufbringen.”<br />
Krämer sagte wörtlich: „Wer einen Deckel<br />
einzieht und den Krankenhäusern nicht<br />
mehr Mittel gibt, obwohl die Mehrwertsteuer<br />
erhöht wurde und Energie- und<br />
Personalkosten steigen, und wer zusätzliches<br />
Sparen vorschreibt, kann den Deckel<br />
nicht verschrauben.“ Krankenhäuser dürften<br />
nicht länger in der Mangelsituation<br />
bleiben. Sie hätten mit sehr viel Kreativität<br />
und Geschick ihren Beitrag geleistet.<br />
„Aber noch mehr geht nicht, das geht auf<br />
die Knochen der Mitarbeiter und schadet<br />
letztlich den Patienten“, sagte der <strong>St</strong>aatssekretär.<br />
Verwaltungsratsvorsitzender Erwin Reuhl<br />
hatte zur Feierstunde unter anderen den<br />
Regierungspräsidenten Wilfried Schmied,<br />
Bürgermeister Martin Richard, die von der<br />
anstehenden Sanierung betroffenen Chefärzte<br />
der Kardiologie Prof. Dr. Kreuzer und<br />
der Gastroenterologie, Hepatologie, Diabetologie<br />
und <strong>St</strong>offwechsel, Privatdozent<br />
Dr. Siegel, Pflegedirektor Helmut Petri,<br />
Architekt Willi Hamm und die Betriebsratsvorsitzende<br />
Schäfer begrüßt.<br />
flu
Mehr Raum, mehr Personal<br />
und bessere Organisation<br />
Team Onkologie: Viel Flexibilität und Improvisation<br />
zur Verbesserung der Situation für die Patienten<br />
>> In einer der letzten Ausgaben der<br />
VIA hatten wir über die geplanten<br />
Renovierungsmaßnahmen in der hämatologisch-onkologischen<br />
Ambulanz<br />
unseres <strong>Krankenhaus</strong>es berichtet. Inzwischen<br />
sind diese Baumaßnahmen<br />
angelaufen. So ist beispielsweise ein<br />
großräumiger und offener Anmeldebereich<br />
entstanden, ebenso wurden bereits<br />
einige Arztzimmer und vor allem<br />
Therapieräume nahezu vollständig renoviert.<br />
Hier fehlen lediglich noch kleinere<br />
Accessoires. Auch der Arbeitsbereich<br />
der Pflegekräfte wurde erneuert.<br />
Die Umgestaltung des Wartezimmers<br />
und des Flurs stehen jedoch noch aus.<br />
Sämtliche Umbaumaßnahmen fanden im<br />
laufenden Ambulanzbetrieb bei gleichzeitig<br />
steigenden Patientenzahlen statt – eine<br />
große Herausforderung für alle Beteiligten.<br />
Doch Chefarzt PD Dr. Thomas Neuhaus<br />
registriert bei allen Betroffenen bislang<br />
ausschließlich ein großes Maß an Flexibilität<br />
und Improvisationsfähigkeit: „Dies<br />
ist eine Baumaßnahme, die allen Betroffenen<br />
viel abverlangt. Doch ich stelle immer<br />
wieder fest, dass den damit verbundenen<br />
Schwierigkeiten allenthalben außerordentlich<br />
konstruktiv begegnet wird.“ Insbesondere<br />
von Seiten der Patienten wurde und<br />
werde den vielen Unbequemlichkeiten und<br />
Unannehmlichkeiten dankenswerterweise<br />
mit sehr viel Verständnis begegnet. „Es ist<br />
für Außenstehende vermutlich nur bedingt<br />
nachvollziehbar was es bedeutet, eine komplette<br />
Ambulanz unter Fortführung der Patientenversorgung<br />
zu renovieren. Dass dies<br />
bisher so reibungslos gelingt, ist neben<br />
dem Team der Technik unter Leitung von<br />
Ulrich Haßler nicht zuletzt auch der hohen<br />
Motivation der Mitarbeiter der Ambulanz<br />
zu verdanken, wofür ich meinen ausdrücklichen<br />
Respekt zolle.“<br />
Neben den baulichen Maßnahmen haben<br />
in der Ambulanz jedoch auch organisatorische,<br />
strukturelle und personelle Änderungen<br />
Einzug gehalten. Zielsetzung war und<br />
bleibt eine Verkürzung der zum Teil langen<br />
Wartezeiten der vielfach schwer kranken Patienten.<br />
Chefarzt Dr. Neuhaus und sein Team<br />
haben durch verschiedene Maßnahmen versucht,<br />
diesem Problem zu begegnen. So werden<br />
den Patienten künftig konkrete Zeiten<br />
genannt, zu denen sie sich in der Ambulanz<br />
einfinden sollen. Diese Zeiten sind mittlerweile<br />
bis in den frühen Nachmittag hin verteilt.<br />
So kommen diejenigen Patienten, die<br />
am selben Tag noch unter Umständen eine<br />
Behandlung erhalten, direkt morgens um<br />
acht Uhr. Entweder werden die Therapien<br />
direkt begonnen oder aber es wird anhand<br />
der Blutergebnisse und nach einem kurzen<br />
Gespräch entschieden, ob die Chemotherapie<br />
aktuell durchgeführt werden kann.<br />
Im späteren Verlauf des Vormittags kommen<br />
diejenigen Patienten in die Ambulanz,<br />
bei denen nach Chemotherapie Kontrollen<br />
durchgeführt werden oder die bei länger<br />
zurückliegenden Tumorerkrankungen zur<br />
Nachsorge erscheinen. Bei diesen Patienten<br />
werden unter Umständen zusätzlich noch<br />
weitere Untersuchungen wie Ultraschall<br />
oder Röntgen durchgeführt werden. Zum<br />
frühen Nachmittag hin werden diejenigen<br />
Patienten einbestellt, bei denen es um eine<br />
Besprechung zum Beispiel von Befunden<br />
oder weiterer Therapieplanung geht. Ebenfalls<br />
zum Nachmittag werden diejenigen<br />
Patienten terminiert, die zum ersten Mal<br />
bei uns in der Ambulanz vorstellig werden,<br />
da <strong>ins</strong>besondere die ersten Gespräche recht<br />
lange dauern können und ohne jeglichen<br />
Zeitdruck stattfinden sollten.<br />
Trotz aller Planung lässt sich leider doch<br />
nicht vermeiden, dass an manchen Tagen<br />
trotzdem einzelne Patienten mehr als zwei<br />
<strong>St</strong>unden warten müssen. Dies mag bedingt<br />
sein durch nicht planbare Notfälle, für die<br />
wir selbstverständlich jederzeit offen und<br />
ansprechbar sind. Es kann aber auch sein,<br />
dass wir für einzelne Patienten doch mehr<br />
Zeit benötigen als ursprünglich geplant.<br />
Diese Flexibilität wollen und müssen wir<br />
den Patienten und uns selbstverständlich<br />
zugestehen. Auch kann es aufgrund techni-<br />
scher Probleme (zum Beispiel Gerätedefekte<br />
im Labor) immer wieder einmal zu Verzögerungen<br />
kommen. Jedoch scheint <strong>ins</strong>gesamt<br />
schon jetzt eine Verkürzung der Wartezeit<br />
erreicht worden zu sein.<br />
Durch weitere Veränderungen konnten wir<br />
die Abläufe in der Ambulanz zudem weiter<br />
optimieren. So sind wir inzwischen an das<br />
Rohrpostsystem unserer Klinik angeschlossen.<br />
Dadurch müssen die zahlreichen Blutröhrchen<br />
nicht mehr von Hand <strong>ins</strong> Labor<br />
getragen werden, sondern können mit der<br />
Rohrpost verschickt werden. Dies bringt den<br />
Mitarbeitern der Ambulanz neben einer Arbeitsentlastung<br />
auch einen deutlichen Zeitgewinn.<br />
Auch personelle Erweiterung ist in der Ambulanz<br />
zu verzeichnen: Mit Anke Vormann-<br />
<strong>St</strong>ahl und Antonella Sundov sind hier nun<br />
zwei zusätzliche Halbtagskräfte tätig, die<br />
<strong>ins</strong>besondere im Anmeldebereich, aber auch<br />
im administrativen Sektor eingesetzt werden.<br />
Eine weitere personelle Aufstockung ist<br />
sicher nach wie vor notwendig und ist seitens<br />
der Geschäftsführung bereits konkret<br />
in Aussicht gestellt. Geplant ist zudem, dass<br />
neben Schwester Gabriele Wagner auch Petra<br />
Gros in die unmittelbare Patientenversorgung<br />
e<strong>ins</strong>teigt. Da die Zahl der Chemotherapien in<br />
unserer Ambulanz angestiegen ist, kann nur<br />
hierdurch eine dem Patienten gerecht werdende<br />
Betreuung erzielt werden.<br />
Die leitende Oberärztin der Abteilung, Dr. Karin<br />
Hens, ist mit Beginn dieses Monats nicht<br />
mehr in der Ambulanz tätig. Sie unterstützt<br />
seither das Ärzteteam auf der <strong>St</strong>ation E Ost<br />
mit ihrer langjährigen Erfahrung und Kompetenz.<br />
Dies war notwendig geworden, da auch<br />
im stationären Bereich die Anzahl der zu<br />
versorgenden Patienten ebenso zugenommen<br />
hat wie die Schwere ihrer Erkrankungen.<br />
Insgesamt hoffen wir, mit den hier skizzierten<br />
Maßnahmen, seien sie baulicher, struktureller,<br />
organisatorischer oder personeller Art, den<br />
Vorstellungen unserer Patientinnen und Patienten<br />
in weiten Teilen gerecht zu werden!
!<br />
8 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Ein Mediziner mit viel Erfahrung,<br />
viel Menschlichkeit und Achtung vor dem Individuum<br />
PD Dr. Thomas Neuhaus offiziell als Chefarzt der Abteilung<br />
Hämatologie und Internistische Onkologie eingeführt<br />
PD Dr. Thomas Neuhaus<br />
INFO<br />
Hintergrund zum Onkologischen Schwerpunkt<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong><br />
Anläßlich der Einführung des neuen Chefarztes der Onkologie,<br />
PD Dr. Thomas Neuhaus, zeichnete RA Erwin Reuhl, Vorsitzender<br />
des <strong>Vincenz</strong>-Verwaltungsrates, die Geschichte der<br />
Onkologie am <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> nach. So sei das <strong>St</strong>.<br />
<strong>Vincenz</strong> im Jahre 1989 Onkologischer Schwerpunktgeworden<br />
und habe sich damit in die in die Reihe der ca. 50 Tumorzentren<br />
und 70 onkologischen Schwerpunkten, die von der Arbeitsgeme<strong>ins</strong>chaft<br />
deutscher Tumorzentren in Deutschland<br />
anerkannt sind, eingereiht. Der Onkologische Schwerpunkt<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> vereint die wichtigsten medizinischen<br />
Fachabteilungen, die an der Diagnostik und Behandlung von Tumorerkrankungen<br />
beteiligt sind, unter einem Dach, die Abteilung<br />
für Hämatologie und internistische Onkologie nimmt in dieser<br />
Riege natürlich einen ganz zentralen Platz, wenn nicht gar eine<br />
Schlüsselposition ein.<br />
Entsprechend den bedrückenden statistischen Erhebungen hat<br />
dieses Fach auch hier am <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> sehr schnell einen<br />
enormen Aufschwung genommen: jährlich erhalten etwa<br />
350.000 Menschen in Deutschland die Diagnose Krebs, übertragen<br />
auf <strong>Limburg</strong> mit ca. 35.000 Einwohnern bedeutet dies, dass allein<br />
in dieser <strong>St</strong>adt jährlich etwa 150 Menschen mit dieser Erkrankung<br />
konfrontiert werden. Waren also 1994 noch rund 400 stationäre<br />
Patienten in der Onkologie zu verzeichnen, so stehen dem heute<br />
901 stationäre Patienten aus dem Jahr 2007 gegenüber, nach den<br />
Zahlen aus den Monaten Januar bis Juni zu urteilen (552) werden<br />
dies bis Ende des Jahres sogar rund 1100 Patienten sein. Hinzu<br />
kommen mehr als 2000 ambulante Patienten.<br />
Die Onkologie ist wohl diejenige medizinische Disziplin, die einen ganz besonderen<br />
Spagat zwischen fachlichem Können und menschlichem Einfühlungsvermögen<br />
verlangt. Ein Arbeitsbereich, in dem neben wissenschaftlicher<br />
Expertise vor allem auch der Mensch im Mediziner gefordert ist. Dass dem<br />
neuen Chefarzt der Abteilung Hämatologie und Internistische Onkologie des<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es <strong>Limburg</strong>, Privatdozent Dr. Thomas Neuhaus, beide<br />
Eigenschaften gleichermaßen zu eigen sind, darüber waren sich bei seiner<br />
offiziellen Einführung alle Redner ausnahmslos einig.<br />
>> Von einer „hochkompetenten Neubesetzung des Onkologischen<br />
Schwerpunkts mit einem gleichzeitig fachlich wie menschlich großartig<br />
qualifizierten Chefarzt“ sprach Rechtsanwalt Erwin Reuhl, der<br />
Vorsitzende des Verwaltungsrates der <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft <strong>St</strong>.<br />
<strong>Vincenz</strong> mbH. Aus Gesprächen mit Patienten wisse er, dass PD Dr.<br />
Neuhaus ihnen in eigentlich aussichtslosen Situationen dennoch<br />
Hoffnung vermittelt habe. Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und einen<br />
immer am Menschen, an christlichen Werten orientierten Umgang<br />
mit den Patienten bescheinigte ihm Geschäftsführer Klaus-Werner<br />
Szesik, der Dr. Neuhaus von seiner früheren Wirkungsstätte an den<br />
Evangelischen Kliniken Bonn bestens kennt. Der Ärztliche Direktor<br />
des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es, PD Dr. Udo A. Heuschen, wertete<br />
die Chefarztbesetzung mit einem „medizinisch, fachlich, organisatorisch<br />
und menschlich überzeugenden Kollegen„ als strategisch gute<br />
Entscheidung für die Weiterentwicklung des onkologischen Schwerpunktes<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>. Und der langjährige Chefarzt aus<br />
der Abteilung Innere Medizin I des Johanniter <strong>Krankenhaus</strong>es in<br />
Bonn, Prof. Dr. Yon Ko, prognostizierte: „Herr Dr. Neuhaus wird Ihnen<br />
ein unersetzlicher Mitarbeiter sein!“<br />
Durch seine Ausbildung an einer der letzten poliklinischen Bastionen<br />
habe der neue <strong>Limburg</strong>er Chefarzt eine breite allgemein internistische<br />
Ausbilidung genossen – nach Überzeugung von Prof. Dr. Ko<br />
eine unverzichtbare Grundlage für einen guten Hämato-Onkologen.<br />
Von besonderer Bedeutung sei auch Neuhaus `Zusatzqualifikation<br />
mit der Schwerpunktbezeichnung „Internistische Intensivmedizin“.<br />
Neben allen hämatologischen und onkologischen Fragen habe er<br />
zudem den Bereich der Palliativmedizin in Bonn mit aufgebaut sowie<br />
das Projekt „<strong>St</strong>erben im Akut-<strong>Krankenhaus</strong>“ begleitet. Auch an<br />
der Etablierung des Bonner Darm- und Thoraxzentrums habe der<br />
43jährige maßgeblich mitgewirkt. Unermüdlich habe Neuhaus von<br />
Anbeginn seiner klinischen Laufbahn an zellbiologischen Projekten<br />
gearbeitet und hierüber auch die „Venia legendi“ erreichen können.<br />
Darüber hinaus habe er zahlreiche klinische <strong>St</strong>udien betreut. Die<br />
zielstrebige und konsequente Art des gebürtigen Ostwestfalen, Fragestellungen<br />
zu bearbeiten und Konzepte umzusetzen, hätten ihn
Freude über einen fachlich wie menschlich großartig qualifizierten onkologischen<br />
Chefarzt: Vertreter der <strong>Krankenhaus</strong>leitung mit Familie Neuhaus. V.l.n.r.: PD Dr. Udo<br />
A. Heuschen, PD Dr. Thomas und Birgit Neuhaus mit Sohn Lars, RA Erwin Reuhl und<br />
Geschäftsführer Klaus-Werner Szesik.<br />
zu einem unersetzlichen Mitarbeiter gemacht. Besonders hob der langjährige<br />
Wegbegleiter des Dr. Neuhaus jedoch auch die besondere soziale<br />
Kompetenz hervor, die den neuen <strong>Limburg</strong> Chefarzt auszeichnet: „Dem<br />
Individuum gerecht werden, dazu gehört nicht nur Erfahrung, sondern<br />
vor allem Menschlichkeit“, konstatierte Prof. Dr. Ko. Sein Resümee: „Ich<br />
kenne kaum jemanden, der sowohl wissenschaftlich, als auch in der klinischen<br />
Praxis so breit und so gut aufgestellt ist.“<br />
Dass in <strong>Limburg</strong> <strong>ins</strong>besondere auch die palliativmedizinische Expertise<br />
des 43jährigen Onkologen gefragt sein wird, darauf hatten zuvor bereits<br />
der Verwaltungsratsvorsitzende Erwin Reuhl, aber auch Geschäftsführer<br />
Klaus-Werner Szesik verwiesen. Reuhl sprach von „idealer Übere<strong>ins</strong>timmung“<br />
mit den künftigen Aufgaben im Bereich der Palliativmedizin. Die<br />
Berufung des Onkologen werde das <strong>Krankenhaus</strong> in die Lage versetzen,<br />
alsbald eine Palliativstation einzurichten. Nach Aussagen Reuhls hat der<br />
<strong>Vincenz</strong>-Verwaltungsrat hierzu bereits die nötigen Beschlüsse gefasst<br />
– eine Entscheidung, zu der Prof. Dr. Ko ganz besonders gratulierte: „Dies<br />
wird die Glaubwürdigkeit Ihrer Institution für die Menschen der Region<br />
ganz erheblich erhöhen.“<br />
Der frischgebackene Chefarzt selbst nutzte die Veranstaltung um Dank zu<br />
sagen: Seinen neuen Mitarbeitern nämlich, die ihm in den letzten Monaten<br />
trotz längerer Phasen ärztlicher und pflegerischer Unterbesetzung<br />
bis an die äußersten Belastungsgrenzen unterstützt und die <strong>St</strong>ation auf<br />
hohem Niveau weitergeführt hätten. Neuhaus sprach von einem Team mit<br />
ausgesucht hoher fachlicher, sozialer, menschlicher und ethischer Kompetenz.<br />
Er habe hier Menschen vorgefunden, die mit viel Engagement<br />
und viel <strong>Herz</strong>blut den Patienten in den Mittelpunkt stellten, kurzum eine<br />
Mannschaft, mit der sich auch in Zukunft vieles gestalten und aufbauen<br />
lasse. Dank richtete Dr. Neuhaus aber auch an seine Familie, seine Frau<br />
Birgit und Sohn Lars, die den Wechsel vom Rhein an die Lahn mitgetragen<br />
haben: „Ich weiß es beiden hoch anzurechnen, dass sie mich hier in<br />
den nordwesthessischen Gefilden nicht alleine gelassen haben.“<br />
Als „strategisch gute Entscheidung für den onkologischen Schwerpunkt <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<br />
<strong>Krankenhaus</strong>“ wertete der Ärztliche Direktor der <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft, PD Dr. Udo<br />
A. Heuschen, die Berufung des neuen Chefarztkollegen PD Dr. Neuhaus, hier im Bild<br />
neben der stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden Irmgard Busch und seinem<br />
<strong>St</strong>ellvertreter in der Ärztlichen Direktion, Dr. Christoph Oberwittler.<br />
!<br />
Aktuell < VIA < 9<br />
ZAHLEN, DATEN, FAKTEN<br />
„In Deutschland erwarten wir heute etwa 380.000<br />
Krebsneuerkrankungen pro Jahr, von denen wir heute<br />
wahrscheinlich etwa 50 Prozent heilen können. Die häufigsten<br />
Erkrankungen sind Lungenkrebs, <strong>Brustkrebs</strong> und<br />
Darmkrebs. Bei jeder dieser Erkrankungen rechnen wir<br />
etwa mit 50.000 Neuerkrankungen pro Jahr und können<br />
heute etwa 78 Prozent der Frauen mit <strong>Brustkrebs</strong> heilen,<br />
etwa 70 Prozent der Patienten mit Dickdarmkrebs aber<br />
höchstens zehn Prozent der Patienten mit Lungenkrebs.<br />
Ganz egal wie gut die therapeutischen Möglichkeiten<br />
heute auch sind, es gibt Grenzen. Wir dürfen also nicht<br />
erwarten, dass wir auch durch erhebliche Fortschritte in<br />
der Forschung eine rasche Verbesserung der Heilungsquoten<br />
zu erwarten sind, vielmehr müssen wir ebenfalls<br />
die Prävention und Früherkennung von bösartigen Erkrankungen<br />
betreiben.<br />
Hier beispielhaft die Prävention Lungenkrebs, d. h. das<br />
Aufgeben des Rauchens verringert die Häufigkeit um 90<br />
Prozent die Früherkennung mit Reihenuntersuchung der<br />
Lungen jedoch versagt.<br />
Anders sieht es beim Dickdarmkrebs aus, die Prävention<br />
durch regelmäßigen Gemüseverzehr senkt das Auftreten<br />
um 30 Prozent im Laufe des Lebens, durch eine Vorsorgekoloskopie<br />
können etwa 80 Prozent aller bösartigen<br />
Dickdarmerkrankungen verhindert werden. Beim <strong>Brustkrebs</strong><br />
dürfte durch die Screening-Mammographie die<br />
<strong>Brustkrebs</strong>sterblichkeit um etwa 30 Prozent sinken und<br />
der Verzicht auf Hormonersatztherapie in der Postmenopause<br />
dürfte die <strong>Brustkrebs</strong>entstehung um etwa 15 bis<br />
20 Prozent reduzieren.<br />
Insgesamt können wir jedoch heute sagen, dass wir<br />
durch den E<strong>ins</strong>atz moderner Therapieverfahren die Antikörpertherapie<br />
oder Therapie mit kleinen Molekülen<br />
immer mehr Möglichkeiten erhalten, um höhere Heilungsraten<br />
zu erzielen oder zumindest mehr Lebenszeit<br />
zu gewinnen.“<br />
Prof. Dr. Yon Ko<br />
Chefarzt Abteilung Innere Medizin I<br />
Johanniter <strong>Krankenhaus</strong> Bonn<br />
Der langjährige Chef und Wegbegleiter aus Bonn, Prof. Dr. Yon Ko,<br />
gratulierte der <strong>Limburg</strong>er Klinik zu ihrem neuen Chefarzt:<br />
„Ich kenne kaum jemanden, der sowohl<br />
wissenschaftlich, als auch in der klinischen<br />
Praxis so breit und so gut aufgestellt<br />
ist.“
10 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Kein Risiko beim <strong>Herz</strong>infarkt:<br />
Ohne Umwege zum richtigen Expertenteam<br />
Neue Erkenntnisse für die kardiologische<br />
Notfallversorgung: Bessere<br />
Prognosen für <strong>Herz</strong>infarktpatienten<br />
bei direkter Einlieferung in die richtige<br />
Klinik.<br />
>> Alptraum <strong>Herz</strong>infarkt – nur wenige Minuten entscheiden<br />
über Leben und Tod. Wie kaum eine andere<br />
Erkrankung <strong>trifft</strong> er Menschen generationsübergreifend:<br />
Kardiovaskuläre Erkrankungen, wie die Gefäßerkrankungen<br />
des <strong>Herz</strong>ens im Fachjargon heißen, sind in der westlichen<br />
Zivilisation die häufigste Todesursache und stellen<br />
eine der größten Herausforderungen der modernen Medizin<br />
dar. Hoffnung machen jedoch neue Erkenntnisse<br />
aus großangelegten Langzeitstudien: Werden Patienten<br />
unmittelbar und ohne Umweg in eine Klinik gebracht,<br />
die über ein <strong>Herz</strong>katheterlabor verfügt, sind sowohl seine<br />
Überlebenschancen, als auch auch seine Lebensqualität<br />
nach überstandenem <strong>Herz</strong>infarkt deutlich höher. Darauf<br />
wies jetzt der Chefarzt der Kardiologie des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<br />
<strong>Krankenhaus</strong>es, Prof. Dr. Jörg Kreuzer, in einem Pressegespräch<br />
hin.<br />
Gerade im ländlichen Raum sei der kürzeste Weg zu einem <strong>Krankenhaus</strong><br />
nicht immer der Beste: Denn nicht jedes nächstgelegene<br />
<strong>Krankenhaus</strong> verfügt auch über ein Katheterlabor, wo 24 <strong>St</strong>unden<br />
am Tag ein Expertenteam für etwaige Notfälle bereit steht.<br />
So verstreiche gerade in diesen Regionen (also auch im Landkreis<br />
<strong>Limburg</strong>-Weilburg) nach wie vor oft zu viel Zeit bis zur<br />
rettenden <strong>Herz</strong>katheter-Therapie. Vor diesem Hintergrund<br />
plädiert Prof. Dr. Jörg Kreuzer für ein Notfallnetzwerk,<br />
das über <strong>St</strong>ädte und Kreisgrenzen hinaus agiere.<br />
Nur dann könne dem Hochrisikokollektiv der Infarktpatienten<br />
entscheidend geholfen werden. „Wir müssen<br />
alles tun, um die Zeit zwischen der Diagnose und dem<br />
rettenden Eingriff durch den <strong>Herz</strong>katheter noch mehr als<br />
bisher zu verkürzen. Schon bei bloßem Verdacht auf einen<br />
<strong>Herz</strong>infarkt sollte direkt eine Klinik mit <strong>Herz</strong>katheterlabor<br />
angesteuert werden.“<br />
Doch selbst dann bleibt Zeit einer der wichtigsten Faktoren:<br />
Nicht umsonst sprechen Experten von der sog. „doorto-balloon-time“:<br />
Dies ist die Zeitspanne vom Eintreffen<br />
des Patienten (door) bis zur Eröffnung des verschlossenen<br />
Gefäßes mittels Ballonkatheter (balloon). Sie gilt als wichtiges<br />
Kriterium für die Qualität der kardiologischen Notfallversorgung.<br />
Gerade im ländlichen Raum ist daher die<br />
ortsnahe Versorgung um so wichtiger. Dass die Behandlung<br />
im Katheterlabor eindeutig die beste Therapie des<br />
akuten <strong>Herz</strong>infarktes sei, hätten die jetzt veröffentlichten<br />
<strong>St</strong>udien eindeutig bewiesen. Die Daten von 8303 Patienten<br />
aus 154 deutschen Krankenhäusern seien für die Untersuchung<br />
herangezogen worden, das Ergebnis sei mehr<br />
als eindeutig: „Die sofort im Katheterlabor behandelten<br />
Infarktpatienten hatten eine um 28 Prozent geringere Ein-<br />
Jahres-<strong>St</strong>erblichkeit“, stellt Prof. Kreuzer fest. Während bei<br />
diesen Patienten die Ein-Jahres-<strong>St</strong>erblichkeit nur bei 13,7<br />
Prozent lag, betrug sie bei den übrigen Patienten, die in<br />
Häusern ohne <strong>Herz</strong>katheterlabor behandelt wurden, fast<br />
20 Prozent. Das heißt von 100 Infarkt-Patienten können<br />
sechs Menschenleben zusätzlich gerettet werden. Wenn<br />
der Patient also schnellstmöglich in einem Katheterlabor<br />
behandelt wird, hat er also eindeutig die größten Überlebens-<br />
bzw. Rekonvaleszenzchancen. Auch in Bezug auf die<br />
medikamentöse Versorgung waren die Patienten der <strong>St</strong>udie<br />
zufolge in den kardiologisch spezialisierten Häusern besser<br />
versorgt. Selbst Patienten, die in einem anderen <strong>Krankenhaus</strong><br />
oder einem Notarztwagen bereits ein Medikament zur<br />
Freilegung der verstopften <strong>Herz</strong>kranzgefässe bekommen<br />
hatten (Lysetherapie) profitierten noch von einer raschen<br />
Einweisung in ein kardiologisches Zentrum, das alle Behandlungsmöglichkeiten<br />
anbietet.
„ Werden Patienten unmittelbar und ohne Umweg in eine<br />
Klinik gebracht, die über ein <strong>Herz</strong>katheterlabor verfügt,<br />
sind sowohl seine Überlebenschancen, als auch auch<br />
seine Lebensqualität nach überstandenem <strong>Herz</strong>infarkt<br />
deutlich höher.”<br />
So arbeitet ein <strong>Herz</strong>katheterlabor:<br />
Beim <strong>Herz</strong>infarkt verschließen sich ein oder mehrere <strong>Herz</strong>kranzgefäße. Die<br />
Sauerstoffversorgung des <strong>Herz</strong>muskels ist unterbrochen, der Muskel wird<br />
geschädigt und droht abzusterben. Je später die Behandlung erfolgt, desto<br />
mehr <strong>Herz</strong>gewebe stirbt unwiederbringlich ab, desto geringer sind die<br />
Überlebenschancen und desto größer die Gefahr von schweren Folgeschäden.<br />
Es zählt also jede Minute, um die Blutgefäße wieder zu öffnen und das<br />
Absterben von weiterem <strong>Herz</strong>gewebe zu verhindern.<br />
Bei der Behandlung im <strong>Herz</strong>katheterlabor werden die verschlossenen<br />
Gefäße gezielt durch einen Ballon aufgedehnt (Perkutane Transluminale<br />
Coronarangioplastie, PTCA), um so schnellstmöglich die normale<br />
Durchblutung des <strong>Herz</strong>ens wiederherzustellen. Dies verhindert das<br />
Absterben des <strong>Herz</strong>muskels, aber auch schwere Komplikationen. Doch<br />
auch nach einer erfolgreichen PTCA können weitere lebensgefährliche<br />
Komplikationen drohen. Kliniken, die über ein Katheterlabor verfügen,<br />
stellen dem Patienten jedoch ein Expertenteam zur Seite, das neben der<br />
unterstützenden Therapie der modernen Intensivmedizin den Patienten<br />
engmaschig überwachen und auch bei Komplikationen schnell und gezielt<br />
eingreifen kann.<br />
Diesen <strong>St</strong>andard bietet auch die Kardiologie des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es.<br />
Das Team unter Chefarzt Prof. Dr. J. Kreuzer orientiert sich an<br />
den Leitlinien der nationalen und internationalen Fachgesellschaften,<br />
welche den Patienten die zur Zeit bestmögliche Behandlung garantieren.<br />
Prof. Kreuzer: „Wir können alle notwendigen lebensrettenden Maßnahmen<br />
im <strong>Herz</strong>katheterlabor und auf unserer Intensivstation an 365 Tagen<br />
im Jahr rund um die Uhr garantieren.“<br />
Die Abteilung des Kardiologen verfügt über zwei hochmoderne Katheterlabore:<br />
Kurz vor Redaktionsschluß war der zweite <strong>Herz</strong>kathetermeßplatz<br />
etabliert worden, so dass die Behandlung von kardiologischen<br />
Notfällen am <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> noch weiter verbessert werden<br />
konnte (s. rechts).<br />
Aktuell < VIA < 11<br />
Zwei <strong>Herz</strong>kathetermessplätze<br />
in der <strong>Vincenz</strong>-Kardiologie<br />
Erneuerung und Erweiterung<br />
des Linksherzkathetermeßplatzes<br />
Aufgrund der enorm gestiegenen Untersuchungen im Bereich des<br />
Linksherzkathetermeßplatzes der Kardiologie des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es<br />
(ca. 2000 Untersuchungen pro Jahr) war es dringend notwendig<br />
geworden, eine Erweiterung dieses Arbeitsplatzes vorzunehmen.<br />
Umgesetzt wurde dies im ersten Untergeschoss Funktionstrakt,<br />
gegenüber der <strong>St</strong>ation U/1.<br />
Während der Umbauphase von Anfang Mai 2008 bis Ende September<br />
2008 wurden hier in neuen Räumlichkeiten zwei <strong>Herz</strong>kathetermeßplätze<br />
errichtet, die den gestiegenen Patientenzahlen sowie auch den<br />
Anforderungen für ein Notfallmanagement gerecht werden. Ende<br />
September ging bereits der erste, neue Meßplatz in Betrieb. Nach einer<br />
Eingewöhnungsphase von ca. vier Wochen wird der alte Meßplatz<br />
vom ersten OG in die Räumlichen im ersten Untergeschoss verlegt, so<br />
dass zukünftig zwei <strong>Herz</strong>kathetermeßplätze zur Verfügung stehen.<br />
In der neu geschaffenen Abteilung befinden sich nicht nur die zwei<br />
Behandlungs- und Untersuchungsräume, sondern auch ein in der<br />
Mitte gelegener Schaltraum, von dem aus die Mitarbeiter die beste<br />
Übersicht über die Meßplätze wie auch über die Vor- und Nachsorge<br />
am Patienten haben werden. Die Vor- und Nachsorge ist monitorüberwacht<br />
und hat Kapazität für vier Patienten, die Mitarbeiter im<br />
Schaltraum sind jederzeit durch die Monitoranlage sowie eine Kameraüberwachung<br />
in der Lage, sich über den Gesundheitszustand und<br />
das Befinden der Patienten zu informieren.<br />
Komplettiert wird das Raumprogramm mit einer Nassentsorgung, einem<br />
Technikraum, Lagerräumen, einer Umkleide für die Mitarbeiter,<br />
einem Entsorgungsraum, dem Aufenthalts- und Besprechungsraum,<br />
einem Arztzimmer sowie einem offen gestalteten Dienstplatz.<br />
Gestalterisch wurden hier neue Wege beschritten: Edelstahlzargen<br />
sowie Edelstahl-Eingangstüren zu den Meßplätzen werden optisch<br />
durch ein modernes und freundliches Farbkonzept ergänzt, Grautöne<br />
in allen Abstufungen sind vorherrschend, einige Wände sind in einer<br />
grünen Wischtechnik gehalten.<br />
Der alte Kathetermeßplatz wird nicht nur umgebaut, sondern auch<br />
aufgerüstet: analog zum neuen Messplatz wird auch er künftig digitalisiertsein.<br />
Die digitalen Bilder werden zentral gespeichert bzw. auf<br />
Wunsch auf CD produziert.<br />
Die Investitionen auf der rund 300 Quadratmeter großen Fläche belaufen<br />
sich e<strong>ins</strong>chließlich der Investition für den neuen Meßplatz auf<br />
rund 1,8 Millionen Euro. u.h.
12 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Achter <strong>St</strong>rahlentherapie-Workshop<br />
des ISRO-<strong>Limburg</strong><br />
Therapiemodalitäten bei Hirn- und Rückenmarktumoren<br />
Im Richard-Henkes-Saal der Pallottinerkirche trafen sich Anfang Juni diesen Jahres über<br />
150 Medizinphysiker, <strong>St</strong>rahlentherapeuten und Medizinisch-Technische Radiologieassistenten<br />
aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden Italien und Chile,<br />
um Erfahrungen auf dem Gebiet der Therapie von Tumorerkrankungen des Gehirns und<br />
Rückenmarks auszutauschen. Dies war der achte Workshop dieser Veranstaltungsreihe, zu<br />
der die beiden Medizinphysiker Uwe Götz und Bernd Schicker zusammen mit dem Chefarzt<br />
des ISRO, Prof. Dr. Ion-Christian Chiricuta eingeladen hatten.<br />
>> Auf Wunsch vieler Teilnehmer wurden im Vorfeld des Workshops<br />
an andere <strong>St</strong>rahlen-therapien anonymisierte Patientenmodelle mit<br />
vorgegebenem Zielvolumen verschickt, die es wie einen eigenen Patienten<br />
zu planen und auf dem Workshop vorzustellen galt. Auf diese<br />
Weise konnten die unterschiedlichen Vorgehensweisen und technischen<br />
Möglichkeiten (3D-CRT, IMRT, IGRT, Dose Painting und andere<br />
Techniken) der einzelnen Abteilungen gegenübergestellt und direkt<br />
verglichen werden, wobei sowohl Referenten aus der <strong>St</strong>rahlentherapiepraxis,<br />
dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), dem <strong>Krankenhaus</strong><br />
als auch aus dem Universitätsklinikum zu Wort kamen.<br />
Hierzu ein Ausschnitt aus einem Interview mit dem Medizinphysiker Uwe<br />
Götz: „Dieser Vergleich mit anderen Abteilungen ist für alle Teilnehmen immer<br />
sehr spannend. Man erkennt aber auch deutlich, dass durch die technische<br />
Aufrüstung in den anderen <strong>St</strong>rahlentherapieabteilungen unser Vorsprung,<br />
den wir durch die Anwendung komplexer Bestrahlungstechniken<br />
hatten, praktisch aufgebraucht ist. Ich bin jedoch sehr zuversichtlich, dass<br />
auch wir in absehbarer Zeit mit einer modernen Bestrahlungsanlage ausgestattet<br />
werden, um wieder auf dem aktuellsten <strong>St</strong>and der Technik zu sein.“<br />
Ein weiterer Schwerpunkt des Workshops war die Zielvolumendefinition<br />
in der Neuroonkologie, die sich wie ein<br />
roter Faden durch fast alle Vorträge zog. Sei es als konkretes<br />
Vortragsthema oder im Rahmen der Beiträge zu neuen<br />
Operationsmethoden für Hirn und Rückenmark, zum Teil<br />
basiert auf einer fluoreszenzgestützter Resektion oder mit<br />
modernen diagnostischen Methoden. Darüber hinaus bot<br />
der Workshop noch weitere spannende Vorträge zu den<br />
Themen Zielvolumen und Bestrahlung von Hirntumoren<br />
im Kindesalter, Wiederbestrahlung von Hirntumoren,<br />
Ganzhirnbestrahlung und <strong>St</strong>ereotaxie.<br />
Zum Rahmenprogramm gehörte eine geführte Besichtigung<br />
der <strong>Limburg</strong>er Altstadt oder die Teilnahme an einem<br />
5000m-Lauf entlang des Lahnufers. Im Anschluss daran<br />
traf man sich im Bootshaus des <strong>Limburg</strong>er Clubs für Wassersport<br />
zur Abendveranstaltung, wo die “<strong>St</strong>reet Doctors”<br />
mit Blues und Boogie für gute Laune sorgten.<br />
„Auch 2009 möchte wir wieder den <strong>Limburg</strong>er ISRO-Workshop<br />
organisieren.“, so die Veranstalter, „als Thema haben<br />
wir „Palliative <strong>St</strong>rahlentherapie und <strong>St</strong>rahlentherapie in<br />
der Palliativmedizin“ gewählt. Denn durch die Fortschritte<br />
sowohl bei den Chirurgen und Hämatoonkologen, als auch<br />
bei den <strong>St</strong>rahlentherapeuten gibt es heute für Patienten im<br />
fortgeschrittenen Krankheitsstadium Therapiemöglichkeiten,<br />
die vor Jahren so nicht möglich waren.“
Erfolgreicher <strong>St</strong>art<br />
in einen Beruf mit Zukunft<br />
Seit acht Jahrzehnten werden am <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> erfolgreich Pflegekräfte ausgebildet.<br />
In diesen Tagen können wieder 23 Auszubildende der Gesundheits – und Krankenpflege auf<br />
drei erfolgreiche Jahre ihrer Ausbildung zurückblicken. Als sie am 1. Oktober 2005 starteten,<br />
waren ihre Erwartungen und Wünsche noch von sehr vielen Klischees und Idealen<br />
geprägt. Jetzt, nach fast drei Jahren, hat sie die Realität des Berufsalltags eingeholt.<br />
>> Bedingt durch die immer kürzer werdende Verweildauer<br />
der Patienten im Akutkrankenhaus und die sich stark verdichtenden<br />
Arbeitsabläufe, bedarf es eines fundierten Fachwissens<br />
und hoher sozialer Kompetenz, um den vielfältigen<br />
Anforderungen zu entsprechen. Wie vielfältig sich die Pflege<br />
und Betreuung von Menschen darstellt, haben sie während der<br />
Ausbildung nicht nur im Akutkrankenhaus gelernt, sondern<br />
auch während der Praxise<strong>ins</strong>ätze im ambulanten, häuslichen<br />
Umfeld, in einer psychiatrischen Einrichtung, der Rehabilitationsklinik<br />
und bei der Betreuung von onkologisch palliativen<br />
Patienten. Ausgerüstet mit einem breiten Fachwissen, vielen<br />
neuen Fertigkeiten und Kompetenzen werden sie ab Oktober<br />
als qualifizierte Gesundheits- und Krankenpfleger/ innen die<br />
pflegerische Versorgung in <strong>Limburg</strong> und Umgebung, in Frankfurt,<br />
Wiesbaden und München verbessern helfen.<br />
Der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften für den Pflegebereich<br />
wächst nach wie vor. Rund zwei Millionen Menschen sind in der Bundesrepublik<br />
derzeit auf ständige Pflege angewiesen, bis zum Jahr 2050<br />
wird sich diese Zahl aufgrund der demographischen Entwicklung mehr<br />
als verdoppelt haben. Um so wichtiger ist eine qualifizierte, differenzierte<br />
Ausbildung: An der Krankenpflegeschule des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es<br />
bemüht man sich <strong>ins</strong>besondere auch vor dem christlich-humanistischen<br />
Hintergrund der Einrichtung, trotz Fallpauschalenabrechnung und kürzerer<br />
Verweildauer die Philosophie einer ganzheitlichen Patientenbetreuung<br />
zu vermitteln. Aus kleinen Anfängen im Jahr 1927 mit zwei oder drei<br />
Auszubildenden (damals noch Lernschwestern genannt) hat sich bis heute<br />
der größte Ausbildungsträger der Region entwickelt. Insgesamt bietet die<br />
Krankenpflegeschule mehr als 80 jungen Menschen die Möglichkeit, sich<br />
im pflegerischen und medizinischen Bereich zu qualifizieren.<br />
Vieles hat sich seit den Anfängen bis heute in diesem Bereich verändert.<br />
Nicht nur, dass die staatlich geschützte Berufsbezeichnung nun Gesundheits-<br />
und KrankenpflegerIn heißt, sondern auch, dass etwa ein Drittel<br />
der praktischen Ausbildung in externen Einrichtungen absolviert werden<br />
muss. So erhalten die SchülerInnen sowohl Einblick in die Pflege im klinisch-stationären<br />
Umfeld, als auch in der Psychiatrie, der ambulanten<br />
Aktuell < VIA < 13<br />
Die Spitzenreiter: Natalie Wahler, Daniel Bruckner, Kerstin Polzer und<br />
Alexandra Müller wurden von Geschäftsführer Klaus-Werner Szesik und<br />
Schulleiter Franz-Josef Pitton für als erfolgreichste Absolventen des Examens<br />
eigens ausgezeichnet.<br />
Pflege, in Rehabilitations- und in Palliativeinrichtungen. Aufgrund<br />
der zunehmenden Geriatrisierung (Überalterung) der Patienten<br />
rückt gleichzeitig zusätzlich die Beratung und Begleitung<br />
von Menschen in Lebens- und Gesundheitskrisen <strong>ins</strong> Blickfeld.<br />
Um ein solch umfassende und differenzierte Konzept überzeugend<br />
zu vermitteln arbeiten <strong>ins</strong>gesamt 31 interne wie externe<br />
Dozenten und Praxisanleiter sowie zahlreiche Mitarbeiter<br />
externer E<strong>ins</strong>atzorte der Auszubildenden eng zusammen. Alles<br />
in allem beste Vorraussetzungen, um die Vielfalt der neuen<br />
beruflichen Möglichkeiten im Bereich der Pflege nutzen zu<br />
können und selbstbewußt in ein Berufsleben zu starten, dessen<br />
hohe Spezialisierung und vielschichtiges Kompetenzspektrum<br />
weithin immer noch nicht bekannt sind. Vom <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<br />
<strong>Krankenhaus</strong> selbst werden 11 der Auszubildenden in ein festes<br />
Anstellungsverhältnis übernommen werden.<br />
Die erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen sind:<br />
Saskia Backenecker (Rennerod), <strong>St</strong>ephanie Becker (<strong>Limburg</strong>-Linter), Daniel Bruckner<br />
(Hundsangen), Maik Da Rosa (<strong>Limburg</strong>), Kristin-Cherin Hennig (Rettert), Elisabeth<br />
Höhn (<strong>Limburg</strong>/Lahn), Michael Höhn (<strong>Limburg</strong>/Lahn), Jennifer Horn (Hadamar),<br />
Christine Kaufmann (Elz), Tina Lang (Merenberg), Anne Maiwald (<strong>Limburg</strong>/Lahn), Eva<br />
Maxein (Hirschberg), Matthias Morschhäuser (Weilburg), Alexandra Müller (Hünfelden-Mensfelden),<br />
Jose Maria Pedikkattukunnel (<strong>Limburg</strong>/Lahn), Kerstin Polzer<br />
(Heistenbach), Rosmitha Pullillattil (<strong>Limburg</strong>/Lahn), Tanja Schiebahn (Bad Camberg),<br />
Jennifer Schmidt (Runkel), Annika Sehr (Runkel), Katharina Theis (Dornburg), Nathalie<br />
Wahler (<strong>Limburg</strong>), Benedikt Widmann (Hadamar).
14 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Schwerpunktthema <strong>Brustkrebs</strong><br />
<strong>Brustkrebs</strong> <strong>trifft</strong> <strong>mitten</strong> <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong><br />
<strong>Limburg</strong> gegen <strong>Brustkrebs</strong>: Gelungenes Infotainment<br />
mit umfassenden Informationen rund um Diagnose<br />
und Therapie, Rückfall und Nachsorge.<br />
„Gestern war ich noch eine von Euch – heute habe ich Krebs“ – ein Satz, der <strong>mitten</strong> <strong>ins</strong><br />
<strong>Herz</strong> <strong>trifft</strong>. Genau das war auch die Intention der Veranstaltung am vergangenen Wochenende,<br />
zu der das Brustzentrum des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es eingeladen hatte:<br />
„Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong>“ lautete der Tenor der zwei Aktionstage, die im Rahmen der<br />
deutschlandweiten Kampagne „Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong> – Herausforderung <strong>Brustkrebs</strong>“<br />
stattfanden.<br />
Die „geballte Kompetenz aus dem Raum <strong>Limburg</strong>“, wie Moderatorin<br />
Susanne Conrad die Expertenrunden der Initiativveranstaltung<br />
gegen <strong>Brustkrebs</strong> ankündigte. Geme<strong>ins</strong>am mit niedergelassenen<br />
Frauenärzten, Radiologen und Psychologen (Dr. Antonie Reichwein-Winh,<br />
Dr. Peter Berbüsse und Dr. Jürgen Martin) hatten Vertreter<br />
des <strong>Krankenhaus</strong>es, darunter die Chefärzte Dr. Peter Scheler,<br />
Prof. Dr. Ion-Christian Chiricuta, PD Dr. Thomas Neuhaus, Oberärztin<br />
Dr. Ulricke Gürtler, Diplom-Psychologe Peter Behrla und<br />
Dr. Bernadette Roth sowie die Diplom-Sportpädagogin Annekatrin<br />
Borst vom Reha-Zentrum Meuser die Problematik <strong>Brustkrebs</strong> von<br />
den verschiedensten Seiten beleuchtet.<br />
>> Dass diese Problematik auch die <strong>Limburg</strong>er quer durch alle<br />
Generationen zutiefst berührt und be<strong>trifft</strong>, das hatte sich bereits<br />
beim Informationsstand am Samstag in der Fußgängerzone gezeigt.<br />
Aber auch der außerordentliche Besuch in der mit rund 300<br />
Besucherinnen und Besuchern fast voll besetzten Josef-Kohlmaier-Halle<br />
zeigte, wie viele Menschen aus dem Raum <strong>Limburg</strong>-Weilburg<br />
dieses Thema in welcher Form auch immer tangiert.<br />
Geme<strong>ins</strong>am mit niedergelassenen Frauenärzten, Radiologen und<br />
Psychologen (Dr. Antonie Reichwein-Winh, Dr. Peter Berbüsse<br />
und Dr. Jürgen Martin) hatten Vertreter des <strong>Krankenhaus</strong>es, darunter<br />
die Chefärzte Dr. Peter Scheler, Prof. Dr. Ion-Christian Chiricuta,<br />
PD Dr. Thomas Neuhaus, Oberärztin Dr. Ulricke Gürtler,<br />
ZDF-Moderatorin Susanne Conrad weiß, wovon sie spricht: selbst an <strong>Brustkrebs</strong><br />
erkrankt unterstützt sie die Kampagne „Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong> – Herausforderung<br />
<strong>Brustkrebs</strong>“ seit 2007.
Selbst betroffen, rückfallfrei<br />
und voller Energie: Liederma-cherin<br />
Ina Deter bereichert<br />
die Veranstaltungsreihe<br />
mit ihren Chansons,<br />
aber auch mit Gesprächen<br />
über ihre ganz persönlichen<br />
Erfahrungen mit der<br />
Erkrankung.<br />
Diplom-Psychologe Peter Behrla und Dr. Bernadette Roth sowie<br />
die Diplom-Sportpädagogin Annekatrin Borst vom Reha-Zentrum<br />
Meuser unter Moderation der ZDF-Journalistin Susanne Conrad die<br />
Problematik <strong>Brustkrebs</strong> von den verschiedensten Seiten beleuchtet,<br />
auch die Selbsthilfegruppe Interessengeme<strong>ins</strong>chaft Brustoperierter<br />
Frauen war vertreten. Schirmherr war der <strong>Limburg</strong>er Bürgermeister<br />
Martin Richard.<br />
Im <strong>St</strong>il einer Infotainment-Show kamen die verschiedensten<br />
Aspekte der Erkrankung zum Tragen. Die diversen Untersuchungs-<br />
und Behandlungsmethoden, ob Mammographie, Sonographie<br />
oder MRT sowie die OP-Methode Sentinal node bzw.<br />
die sog. Wächerlymphknotenbiopsie, die <strong>St</strong>rahlentherapie, aber<br />
auch die verschiedenen Chemo-, antihormonellen und Antikörpertherapien<br />
wurden von den regionalen Experten auch für<br />
Laien anschaulich erläutert. Früherkennung, aber auch Rehabilitation,<br />
Nachsorge und Bewältigung waren Thema, auch mit<br />
hartnäckigen Vorurteilen wurde aufgeräumt: Beispielsweise der<br />
Vermutung, die Antibaby-Pille stehe im Zusammenhang mit<br />
der Entstehung von <strong>Brustkrebs</strong>.<br />
Dass aber nicht nur medizinische Hilfestellung bei dieser<br />
Krankheit gefragt ist, wenn Menschen durch die Diagnose<br />
Krebs von heute auf morgen die Kontrolle über ihr eigenes Leben<br />
zu verlieren meinen, dies machte nicht nur der Psychoonkologe<br />
des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es, Peter Behrla, sondern<br />
auch Matthias Volkenandt, Professor für Dermato-Onkologie<br />
an der Ludwig-Maximilians-Universität München nachdrücklich<br />
klar. Beide plädierten für wahrhaftiges Sprechen und ein<br />
Vertrauensverhaltnis zwischen Arzt und Patient („Volkenandt:<br />
„Die Qualität der Kommunikation bestimmt maßgeblich das<br />
Befinden des Patienten“). Gleichzeitig brachen sie eine Lan-<br />
Eine gelungene Infotainment-Show mit außergewöhnlicher Publikumsresonanz: Die Veranstaltung<br />
„<strong>Limburg</strong> gegen <strong>Brustkrebs</strong>“, die vom Pharmaunternehmen Roche gesponsert und von der<br />
Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie unterstützt wird.<br />
Chemotherapie<br />
Daniela (37): „Vor vier, fünf Jahren hätte ich gesagt,<br />
nie mehr Chemotherapie! Aber das ist auch so etwas.<br />
Das, was man da erleidet, das rückt im Laufe der Jahre<br />
in den Hintergrund. Das heilt wirklich die Zeit. Heute<br />
würde ich wieder genauso kämpfen wie beim ersten Mal.“<br />
ze für das Selbstbestimmungsrecht und die Autonomie der<br />
Betroffenen. Die Patientin müsse sich auch gegenüber ihrem<br />
Arzt bewusst sein, selbst die Expertin für ihr eigenes Leben zu<br />
sein: „Sie hat die Berechtigung, alle Fragen zu stellen, die ihr<br />
wichtig sind. Und sie darf sich auch erlauben, mehrfach dasselbe<br />
zu fragen“, betonte Peter Behrla. Sich selbst Zeit geben,<br />
um sichere Entscheidungen zu treffen sei in der Schockstarre<br />
der Diagnosemitteilung oft ein wichtiger Rat. Vorschnelle Ratschläge,<br />
ganz gleich ob seitens der Ärzte, Krankenschwestern<br />
oder Angehöriger, seien dagegen oftmals nichts als Schläge:<br />
„Die Frage ist die Königsdisziplin der Kommunikation,“ riet<br />
Prof. Volkenandt denjenigen, die das wirkliche Befinden der<br />
Patientin erspüren wollten.<br />
So war die Veranstaltung letztlich auch ein nachhaltiger Appell<br />
an die Empathie im Umgang mit betroffenen Frauen. Und nichts<br />
hätte dies eindringlicher vermitteln können, als die beklemmend<br />
<strong>ins</strong>zenierte Darstellung des Gefühlslebens, des inneren Aufruhrs<br />
einer Frau mit der Diagnose <strong>Brustkrebs</strong> durch drei Schauspielerinnen<br />
zu Beginn der Veranstaltung. Von eisigem Hauch war da<br />
die Rede, von bleiernem Schlaf: „Eine Decke braucht man da…“.<br />
Und davon, dass selbst nach erfolgreicher Therapie trotz der nach<br />
außen hin glänzenden Hülle zunächst viel Unsicherheit bleibe:<br />
„Medizinisch ist alles in Ordnung. Aber etwas ist geblieben…“<br />
Der Weg heraus aus der Krankheit hat viel damit zu tun, Kraft in<br />
sich selbst zu suchen und zu finden, so das eindeutige Resümee<br />
der Veranstaltung. Vielleicht hat dieser Weg eben gerade deshalb<br />
auch viel mit gelebtem Leben und der Qualität, der Wahrhaftigkeit<br />
zwischenmenschlicher Beziehungen zu tun: „Ich will nicht mehr<br />
demütig dankbar sein. Ich will Unterstützung – von Euch allen!“,<br />
hieß es in der dramatischen Inszenierung.<br />
Dass man auf diesem Weg bisweilen aber auch noch anderen Beistand<br />
braucht, dies brachte ebenso sensibel wie vielsagend Liedermacherin<br />
Ina Deter auf den Punkt: Selbst betroffen, fünf Jahre<br />
rückfallfrei und voller Energie. Ihr „Lied an die Engel“, das ihren<br />
ganz persönlichen Dank an ihre Schutzengel und ihre Göttin ausdrückt,<br />
war alles andere als pathetisch, sondern leise, nachdenklich<br />
und mit viel Tiefsinn ein gelungenes Schlusswort für eine<br />
gelungene, eine außerordentliche Veranstaltung.
Christine Neu-<br />
Reusch und<br />
Chefarzt Dr. Peter<br />
Scheler zeigten<br />
am Samstag auf<br />
dem Europaplatz<br />
an Imitaten<br />
auffällige Veränderungen<br />
von<br />
Brüsten und wie<br />
sie nach Knoten<br />
richtig abgetastet<br />
werden.<br />
16 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Schwerpunktthema <strong>Brustkrebs</strong> – <strong>Brustkrebs</strong> <strong>trifft</strong> <strong>mitten</strong> <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong><br />
Die Selbstuntersuchung dient der Früherkennung:<br />
Experten wollen Bewusstsein für <strong>Brustkrebs</strong> stärken<br />
Team des Brustzentrums ging auf die <strong>St</strong>raße<br />
Foto: Fluck<br />
>> Das muss nicht sein. 90 Prozent der Patientinnen<br />
könnten geheilt werden, wenn die Geschwulst in einem<br />
frühen <strong>St</strong>adium erkannt würde. Die Heilungschance<br />
liegt bei 70 Prozent, wenn der Tumor bei seiner<br />
Entdeckung nicht größer als einen Zentimeter ist. Die<br />
durchschnittliche Größe des Tumors liegt zum Zeitpunkt<br />
der Entdeckung in 80 Prozent aller Fälle bereits<br />
bei zwei Zentimetern.<br />
„Höchste Zeit also, dass Frau ihre Gesundheit nicht dem<br />
Zufall überlässt“, sagt Dr. Peter Scheler. Der Chefarzt der<br />
Frauenklinik am <strong>St</strong>.-<strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> und Leiter<br />
Alle elf Minuten wird in Deutschland eine<br />
Frau mit der Diagnose <strong>Brustkrebs</strong> konfrontiert,<br />
55.000 im Jahr. <strong>Brustkrebs</strong> ist die<br />
heute zweithäufigste Krebs-Todesursache<br />
für Frauen und die am weitesten verbreitete<br />
Krebsart bei Frauen überhaupt. Alle<br />
27 Minuten stirbt eine Patientin an den<br />
Folgen dieser schweren Krankheit. Der Tumor<br />
fordert in der Bundesrepublik jährlich<br />
etwa 19.000 Todesopfer.<br />
des dortigen Brustzentrums, ging im Rahmen der Kampagne<br />
„<strong>Limburg</strong> gegen <strong>Brustkrebs</strong>“ mit weiteren Ärzten und Expertinnen<br />
seines Teams auf die <strong>St</strong>raße. Unter dem Motto „<strong>Limburg</strong> gegen<br />
<strong>Brustkrebs</strong>“ wiesen sie an einem <strong>St</strong>and auf dem Europaplatz<br />
darauf hin, dass den meisten Frauen trotz zunehmender Zahl von<br />
<strong>Brustkrebs</strong>erkrankungen die Notwendigkeit einer Mammographie<br />
nicht als verlässliches Diagnosemittel nicht bewusst ist.<br />
Im Vorfeld des öffentlichen Aktionstages in der <strong>Limburg</strong>er <strong>St</strong>adthalle<br />
warben die Fachleute bei den Frauen für das Thema und die<br />
Wahrnehmung ihrer Eigenverantwortung. „Viele Frauen fragten,<br />
was sie selbst für eine Früherkennung tun können“, sagte Scheler.
Andrea (37): „Ich bin ein sehr<br />
stolzer und autarker Mensch,<br />
habe immer viel Sport getrieben<br />
und war viel unterwegs. Das<br />
ist eine langsame, aber massive<br />
Veränderung, zuzugeben, dass<br />
man hilflos und traurig ist. Aber<br />
es ist notwendig, damit die anderen<br />
einen verstehen und helfen<br />
können.“<br />
„Betrachten sie regelmäßig ihre Brüste und tasten sie diese ab“, gab<br />
ihnen der Frauenarzt als Rat mit auf den Weg.<br />
Verdächtige Größen-, Form- und Hautveränderungen machten<br />
er und seine Mitarbeiterinnen an drei Imitationen ersichtlich.<br />
Dort konnten Frauen unter Anleitung das richtige Abtasten der<br />
Brust mit unterschiedlichen Druckstärken erlernen. „Ich rate<br />
den Frauen, sich beim Abseifen unter der Dusche abzutasten“,<br />
sagte Scheler – und: „Die Tastuntersuchung ergänzt die bildgebende<br />
Untersuchung und kostet nichts. Doch nicht alle Knoten<br />
werden mit dieser Methode erkannt.“ Bei Auffälligkeiten sei<br />
es nicht angebracht, in Panik zu verfallen; viele Knoten seien<br />
gutartig.<br />
Mehr noch. Das Brustzentrum am <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> bietet von Krebs<br />
betroffenen Frauen zusätzlich umfangreiche Hilfen, Betreuung<br />
und Begleitung an. Der Chefarzt: „Wir haben einen <strong>St</strong>amm von<br />
20 bis 25 Frauen, aber es könnten noch mehr teilnehmen. Was<br />
wir dort machen, ist unabhängig von der Kernmedizin, be<strong>trifft</strong><br />
Sport-Reha, die Wahrnehmung des eigenen Körpers durch Entspannungstraining,<br />
bis hin zu Kosmetik-Seminaren und Modetipps.“<br />
Christine Neu-Reusch ist Krankenschwester, Pflegeexpertin für<br />
Brusterkrankungen und Trainerin zur Anleitung von Selbstuntersuchungen.<br />
Sie berichtete: „Es braucht Zeit, bis sich etwas<br />
etabliert. Wir haben Frauen, die sich freuen, dass es unsere Anlaufstelle<br />
für ihre Probleme gibt und dass sie hier für sich selbst<br />
etwas tun können. Andere haben sich leider noch nicht dafür<br />
entscheiden können.“ flu<br />
!<br />
Aktuell < VIA < 17<br />
INFO<br />
Erster Schritt zu einer erfolgreichen Krankheitsbewälti-<br />
gung Hilfreiche Info-Materialien „Durch die Brust <strong>ins</strong><br />
<strong>Herz</strong> – Herausforderung <strong>Brustkrebs</strong>“<br />
Die Diagnose <strong>Brustkrebs</strong> stellt Betroffene vor große Herausforderungen.<br />
Neben Ängsten und Sorgen bleiben eine große Unsicherheit und<br />
die Suche nach hilfreichen Informationen über die Erkrankung und die<br />
Behandlungsmethoden. Mit der Kampagne „Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong><br />
– Herausforderung <strong>Brustkrebs</strong>“ wurde eine Plattform geschaffen, deren<br />
vielfältige Medien es Betroffenen und Angehörigen möglich macht,<br />
sich umfassend über die Erkrankung <strong>Brustkrebs</strong> zu informieren. Mit Unterstützung<br />
der Roche Pharma AG haben Ärzte und Psychoonkologen<br />
zusammen mit Patientinnen diese Kampagne gestartet, um den Bedürfnissen<br />
von <strong>Brustkrebs</strong>erkrankten optimal zu entsprechen.<br />
Die Kampagne „Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong> – Herausforderung <strong>Brustkrebs</strong>“<br />
umfasst folgende Medien, die kostenlos an Interessierte abgegeben<br />
werden:<br />
Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong> – Herausforderung <strong>Brustkrebs</strong><br />
Informationsfilm und Begleitbroschüre, Teil I-III, 100 min (DVD),<br />
Diagnose, Therapie, Behandlung und Nachsorge, Auswirkung der Erkrankung<br />
auf Familie, Partnerschaft und Beruf (auch noch als VHS-<br />
Kassette und in türkisch, russisch und englisch erhältlich).<br />
Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong> – Wenn <strong>Brustkrebs</strong> wiederkommt<br />
Informationsfilm und Begleitbroschüre, Teil IV, 52 min (DVD) Behandlungsmöglichkeiten<br />
des lokalen und metastasierten Rezidivs.<br />
Leben schmecken – Krebs, Krise, Kraft<br />
Informationsfilm und Begleitbroschüre, Teil V, 70 min (DVD)<br />
Ein Film über Veränderungsprozesse, welche die Krebserkrankung<br />
auslösen kann.<br />
<strong>Brustkrebs</strong>journal<br />
für eine übersichtliche Dokumentation der Erkrankung.<br />
Vorsorgepass<br />
für die Routine-Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt.<br />
www.brustkrebszentrale.de<br />
Die Internetseite zur Kampagne mit aktuellen Berichten.<br />
„Gedanken zu <strong>Brustkrebs</strong>“ und „Lebensbilder“<br />
Kostenpflichtiger Dokumentationsband und Bildband mit Momentaufnahmen<br />
und Bildern von Betroffenen und Angehörigen.<br />
Die Materialien können bestellt werden unter:<br />
„Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong>“, Postfach 511170, 50947 Köln<br />
oder unter www.brustkrebszentrale.de
18 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Schwerpunktthema <strong>Brustkrebs</strong> – <strong>Brustkrebs</strong> <strong>trifft</strong> <strong>mitten</strong> <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong><br />
„Das Potential liegt im Jetzt!“<br />
Beststellerautorin Annette Rexroth von Fircks<br />
sprach im Reha-Zentrum Meuser<br />
Die Botschaft war ebenso eindringlich wie eindeutig:<br />
Raus aus der Opferrolle, die Zügel selbst in die<br />
Hand nehmen, auf seine innere <strong>St</strong>imme hören und<br />
sich die angstbesetzte Therapie zum Freund machen.<br />
Was sich gerade im Kontext <strong>Brustkrebs</strong> vielleicht<br />
sehr simplifizierend anhört, vermochte Annette<br />
Rexroth von Fircks bei einer Veranstaltung<br />
des Brustzentrums <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> im Reha-Zentrum<br />
Meuser nicht nur überzeugend, sondern vor allem<br />
einfühlsam, anschaulich und überaus sensibel darzulegen.<br />
>> Kein Wunder, denn die Beststellerautorin ist selbst Betroffene: Die Diplomdolmetscherin<br />
war Mutter von drei kleinen Kindern, als sie im Alter<br />
von fünfunddreißig Jahren die Diagnose <strong>Brustkrebs</strong> im weit fortgeschrittenen<br />
<strong>St</strong>adium erhielt. Es schien, als hätte sie nicht mehr lange zu leben. Doch sie<br />
ließ sich nicht entmutigen und beschloss alles zu tun, um zu leben. Heute, im<br />
Jahr 2008, zehn Jahre danach, geht es ihr gut.<br />
Die Basis dieses Erfolgs, an den damals kaum einer mehr geglaubt hatte außer vielleicht<br />
sie selbst, ist eine konsequente Umorientierung ihrer Lebensführung: „Ich habe<br />
gelernt, was meine innere <strong>St</strong>imme ist“, erzählte Annette Rexroth von Fircks ihren<br />
interessierten Zuhörerinnen. Diese <strong>St</strong>imme, das Bauchgefühl, das in der westlichen<br />
Kultur so oft überhört oder gar betäubt werde, wurde ihr ganz persönlicher Patientenleitfaden,<br />
sie selbst ihre eigene Therapeutin. Aus vielen auch buddhistischen Büchern<br />
und Berichten von Betroffenen habe sie sich ihre eigene „Prognose Hoffnung“ modelliert:<br />
Sie lernte, welche ungeahnten, verborgenen Schätze im Menschen liegen, um<br />
auch solch existentielle Krisen trotz hoffnungsloser Prognose zu überstehen.<br />
Der Weg dorthin war ein Weg zu sich selbst: „Ich habe alles versucht, um meine<br />
Mitte zu finden“, berichtete die Autorin. Der wichtigste Part dieses Prozesses waren<br />
sehr grundsätzliche Überlegungen: „Zeit ist so kostbar, man kann sie nicht ansparen<br />
oder vermehren. Und deshalb wollte ich, dass ich auch diese schwere Zeit leben kann.<br />
Ich muss einfach schauen, was tut mir gut.“ Die oftmals gerade vor dem Beginn der<br />
Chemotherapien ausgegebene Devise `Augen zu und durch` sei kein Weg für sie gewesen:<br />
„Wenn ich heute nicht lebe, wie soll ich erst morgen leben, übermorgen oder<br />
in einem Jahr?“, habe sie sich gefragt. Als Quintessenz dieser Überlegungen traf sie die<br />
wichtigste Entscheidung ihres Lebens: „Ích wollte jetzt Sorge tragen für mein Leben<br />
Ein flammender Appell für das Leben und ein<br />
Aufbegehren gegen die vermeintlichen Fügungen<br />
des Lebens: Bestsellerautorin Annette Rexroth von<br />
Fircks.<br />
und heute leben. Im Jetzt liegt das Potential.“<br />
Diese Entscheidung für die Hoffnung habe sie<br />
aufmerksam und kritisch gemacht.<br />
Als „Kampf“ will Annette Rexroth von Fircks<br />
dies jedoch nicht bezeichnet wissen: „Kampf<br />
war nicht mein Weg.“ Sie wollte leben um<br />
des Lebens willen – nicht, um nicht sterben<br />
zu müssen: „Das ist ein Riesenunterschied“,<br />
betont die Autorin. Viele Krebspatienten zögen<br />
dagegen schwerbelastet in den Krieg,<br />
pausenlos in der Angst, dass der Feind sie<br />
hinterrücks niederstreckt. „Kriege schwächen<br />
immer auch die guten Kräfte“, mahnte Rexroth<br />
von Fircks. „Wenn wir kämpfen, dann<br />
verpassen wir vielleicht unser Leben. Oder<br />
leben ein Leben, was nicht zu uns passt.“ Die<br />
Suche nach der individuellen Lebensqualität<br />
sei ganz entscheidend und oftmals auch ganz<br />
„ Das Entscheidene ist, dass man einen Lebensstil wählt, der zu einem passt: Heilmittel, Therapien, Speisen,<br />
Sportarten… mit denen man das Leben genießen kann. Hier ist jeder für sich selbst der beste Experte.“
Bestsellerautorin Annette Rexroth von Fircks sprach im Rahmen der Powerfrauenkurse, dem geme<strong>ins</strong>amen Pilotprojekt des Brustzentrums<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> und des Reha-Zentrums Meuser, neben ihr die Sportpädagogin Annekatrin Borst vom Reha-Zentrum Meuser.<br />
einfach: Essen, was uns schmeckt, schauen,<br />
was uns gut tut!<br />
Auch gegen die oftmals angstbesetzte Chemotherapie<br />
hat Annette Rexroth von Fircks<br />
nicht gekämpft, im Gegenteil: Chemotherapie,<br />
das war für sie kein „Zellgift“, vielmehr<br />
machte sie sich die Therapie zum Freund.<br />
„Ich wusste um ihre Nebenwirkungen, aber<br />
auch um ihre Chancen. Und deshalb wollte<br />
ich mit ihr zusammenarbeiten. Das war das<br />
Geheimnis.“ Der Erfolg dieser positiven Programmierung<br />
gab ihr Recht: „Ich habe zwar<br />
alle Nebenwirkungen bekommen, aber längst<br />
nicht so schlimm wie befürchtet und es ging<br />
mir erstaunlich gut.“<br />
Mit solch positiv besetzter <strong>St</strong>rategie der<br />
Krankheitsbewältigung könne man jederzeit<br />
anfangen. Vor allem aber gelte: „Es gibt keine<br />
falsche Hoffnung!“ Ängste und Traurigkeit<br />
wollten zwar immer wieder dazwischenfunken<br />
bei diesem Weg <strong>ins</strong> Leben. „Ich habe<br />
mich schon auf meiner eigenen Beerdigung<br />
gesehen“, berichtete Annette von Fircks.<br />
Doch solche Bilder erzeugten gleichzeitig<br />
auch Symptome. Deshalb müsse man dunklen<br />
Gedanken immer wieder Einhalt gebieten<br />
und den Gedankenablauf unterbinden: „Entscheiden<br />
Sie sich für das Leben!“<br />
Mit diesem Aufbegehren gegen die vermeintlichen<br />
Fügungen des Lebens ist auch die<br />
Homepage der Bestsellerautorin überschrieben<br />
und so heißt auch ihr sog. „Patientenbrief“,<br />
der in onkologischen Kliniken in ganz<br />
Deutschland ausliegt. „Er soll dort gelesen<br />
werden, wo sich so häufig Ohnmacht durch<br />
die Diagnose Krebs ausbreitet", so Annette<br />
Rexrodt von Fircks. Die Techniker Krankenkasse<br />
verlegte den Brief als Broschüre, er ist<br />
auch in jeder TK-Geschäftsstelle kostenlos<br />
erhältlich.<br />
In <strong>Limburg</strong> sprach Annette Rexroth von Fircks im Rahmen der Powerfrauen-Kurse,<br />
dem neuen Pilotprojekt in dem begleitenden Seminarprogramm,<br />
welches das Team des Brustzentrums unter Chefarzt Dr.<br />
Peter Scheler über das medizinische Angebot hinaus für seine <strong>Brustkrebs</strong>patientinnen<br />
bereithält. Hintergrund sind neueste Erkenntnisse<br />
in der Krebsforschung, nach welchen die Rückfallquote bei <strong>Brustkrebs</strong><br />
deutlich geringer wird und die Rekonvaleszenz deutlich schneller gelingt,<br />
wenn die Patientinnen unter gezielter Anleitung Sport treiben.<br />
Gleichzeitig soll dieses spezielle Training „<strong>Brustkrebs</strong> und Sport“ aber<br />
auch als Präventiv-Programm eingesetzt werden.<br />
! INFO<br />
Nähere Informationen unter www.st-vincenz.de<br />
oder unter Tel.: 06431 / 218 930.<br />
Aktuell < VIA < 19<br />
„WIR BRAUCHEN KEINE GROSSEN WORTE“<br />
Ein Plädoyer für Augenblicke der Achtsamkeit<br />
„Hoffnung ist unentbehrlich. Es gibt keine falsche Hoffnung.“ Dieses <strong>St</strong>atement war Annette<br />
Rexroth von Fircks bei ihrem Vortrag im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> ganz besonders wichtig.<br />
Adressaten waren natürlich in erster Linie die betroffenen Frauen, aber auch Ärzte,<br />
Pflegepersonal und Angehörige. Sie selbst musste sich angesichts der erschütternden<br />
Überlebens-Prognose von 15 Prozent ihr Projekt Hoffnung in erster Linie selbst modellieren.<br />
Aber es gab auch Menschen, die sich davon nicht beeindrucken ließen, sondern<br />
der vermeintlich totgeweihten Patientin im Gegenteil prophezeiten, mit einem Rezidiv<br />
doch noch Jahrzehnte überleben zu können. „Nie werde ich die Ärzte und die Schwestern<br />
vergessen, die mir Hoffnung gemacht haben“, betont die dreifache Mutter. Auch<br />
in drei Minuten Visite gebe es die Möglichkeit, den Menschen zu erfassen und nicht nur<br />
den Krebs zu sehen: „Drei Minuten Achtsamkeit sind gefühlte zehn Minuten auf Seiten<br />
des Patienten.“<br />
Oft seien es aber auch die kleinen Gesten, die unspektakulären Momente, die einer<br />
Patientin Hoffnung machen könnten: „Augenblicke der Achtsamkeit, der Empathie sind<br />
gerade im Medizinbetrieb unendlich kostbar“, schrieb Annette Rexroth von Fircks Ärzten<br />
und Schwestern, aber auch den Angehörigen krebskranker Menschen <strong>ins</strong> <strong>St</strong>ammbuch.<br />
Muss-Ratschläge oder gar Vorwürfe, weil man sich nicht an irgendwelche Therapievorgaben<br />
halte, seien alles andere als hilfreich. Viele Angehörige retteten sich in unnötigem<br />
Aktivismus: „Sie wollen lieber etwas tun, als einfach da zu sitzen und zu sein.“ Ihren<br />
ganz persönlichen Erfahrungen zufolge ist es eine riesige <strong>St</strong>ütze, wenn Angehörige und<br />
Freunde einfach das Gefühl vermitteln: „Ich bin für Dich da, Du bist nicht allein“. Viele<br />
Dinge könnten die Erkrankten nur ganz allein entscheiden. Wenn Angehörige dann diese<br />
Entscheidung mittrügen, sei dies eine ganz wesentliche Hilfe. Es gebe kein Patentrezept.<br />
Außer vielleicht: Schauen mit Gefühl und Verstand. Etwa mit der Fragestellung: Welche<br />
Signale setzt der Patient, was sprechen seine Augen. „Wir brauchen keine großen Worte.<br />
Wir brauchen das Dasein, die Liebe. Menschen, die uns lassen, die nicht drängen.“
20 > VIA > Interview<br />
Schwerpunktthema <strong>Brustkrebs</strong> – <strong>Brustkrebs</strong> <strong>trifft</strong> <strong>mitten</strong> <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong><br />
„Ich lebe heute bewusster“<br />
Susanne Conrad über <strong>Brustkrebs</strong> und ihr Leben nach der Erkrankung<br />
ZDF-Moderatorin Susanne Conrad<br />
„ Wenn eine Patientin mit der Diagnose<br />
<strong>Brustkrebs</strong> konfrontiert wird,<br />
ist von einem Moment auf den<br />
nächsten plötzlich nichts mehr wie<br />
es vorher war.”<br />
Irmhild (51): „Meine Mutter hat zu mir<br />
gesagt: `Du, wir erzählen das keinem.´<br />
Da hab ich ihr geantwortet:`Mutti,<br />
das finde ich nicht gut. Das ist doch<br />
nichts Ansteckendes. Also, ich muss<br />
darüber reden. Ich kann das nicht für<br />
mich behalten.´“<br />
>> Liebe Frau Conrad, Sie engagieren sich in der Kampagne<br />
„Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong> – Herausforderung <strong>Brustkrebs</strong>“ und<br />
moderieren in diesem Zusammenhang die Veranstaltungsreihe<br />
„Deutsche <strong>St</strong>ädte gegen <strong>Brustkrebs</strong>“. Können Sie mir die Zielsetzung<br />
dieser Kampagne nennen?<br />
Susanne Conrad: Wenn eine Patientin mit der Diagnose <strong>Brustkrebs</strong><br />
konfrontiert wird, ist von einem Moment auf den nächsten<br />
plötzlich nichts mehr wie es vorher war. Man wird erfasst von<br />
einem Gefühl der Angst und Hilflosigkeit und unendlich viele Fragen<br />
stürmen auf einen ein: Wie konnte der <strong>Brustkrebs</strong> in meinem<br />
Körper entstehen? Bin ich womöglich selbst schuld daran, dass<br />
ich krank geworden bin? Was kann ich jetzt tun? Welche Behandlungsmöglichkeiten<br />
gibt es und welche Therapie ist die richtige für<br />
mich? Wie wird es weitergehen? Die Kampagne „Durch die Brust<br />
<strong>ins</strong> <strong>Herz</strong> – Herausforderung <strong>Brustkrebs</strong>“ gibt Antworten auf all<br />
diese Fragen, sie bietet Aufklärung und Information und damit ein<br />
besonders wirksames Mittel gegen die Ohnmacht und die Angst:<br />
Wissen. Denn wenn ich verstehe, was in und mit meinem Körper<br />
passiert, wenn ich kompetenten Rat erhalte und weiß, welche<br />
Hilfsangebote es gibt, dann ist vieles leichter. Und das genau ist<br />
das Ziel der Veranstaltungsreihe „Deutsche <strong>St</strong>ädte gegen <strong>Brustkrebs</strong>“<br />
– unterstützt von Ärzten, Psychologen und Vertretern von<br />
Selbsthilfegruppen aus der jeweiligen Region, bietet sie gebündelt<br />
alle Informationen, die Betroffene, ihre Angehörigen und Freunde<br />
in einer solchen Situation brauchen und suchen.<br />
Warum engagieren Sie sich?<br />
Das hat zwei Gründe: Erstens interessiert es mich als Journalistin,<br />
den Dingen auf den Grund zu gehen. Und das geschieht im<br />
Rahmen dieser Kampagne besonders gründlich. Zweitens – und<br />
das ist der eigentliche, für mich viel wichtigere Grund: Ich bin<br />
selbst betroffen. Als ich vor 6 Jahren an <strong>Brustkrebs</strong> erkrankt bin,<br />
da musste ich mir die Antworten auf all meine Fragen mühsam zusammensuchen<br />
– ich wäre froh und dankbar gewesen, wenn es ein<br />
Informations-Angebot wie dieses damals schon gegeben hätte.<br />
Was sind für Sie die größten Erfolge, die die Kampagne bisher<br />
verbuchen konnte?<br />
Allein die Tatsache, dass die Kampagne in den vergangenen 5 Jahren<br />
Betroffene in 23 <strong>St</strong>ädten erreicht hat, finde ich enorm. Mir<br />
gefällt, dass hier Experten aus allen Fachbereichen – Gynäkologen,<br />
Onkologen, Röntgenärzte, plastische Chirurgen, Psychotherapeuten<br />
usw. – kooperieren, um ein umfassendes Informationsangebot<br />
machen zu können. Ich wüsste kein anderes Forum, in dem soviel<br />
geballtes Wissen, soviel kompetenter Rat, so konkrete Hilfsangebote<br />
unmittelbar an die Betroffenen weiter gegeben werden.
Wie veränderte sich Ihr Leben durch die <strong>Brustkrebs</strong>erkrankung?<br />
Mein ganzes Leben und natürlich auch das meiner Familie war<br />
völlig aus den Angeln gehoben. Wir lebten plötzlich in einem permanenten<br />
Ausnahmezustand. Eine zeitlang wagten wir gar nicht<br />
in die Zukunft zu denken, denn wir wussten ja nicht, ob es eine<br />
Zukunft ohne mich sein würde. Trotz aller Verzweiflung und Angst<br />
haben wir versucht, so viel Normalität wie möglich in unser Leben<br />
zu holen. Ich habe, soweit das möglich war, gearbeitet – das hat<br />
mich abgelenkt und meiner Familie das Gefühl gegeben, dass das<br />
Leben irgendwie weiter geht, dass es doch noch so etwas wie Alltag<br />
gibt. Damals war diese Krankheit eine Katastrophe. Heute sehe ich,<br />
dass sie auch eine Herausforderung war, an der ich gewachsen bin<br />
und die wir auch als Familie wirklich gut gemeistert haben. Ich<br />
will nichts schönreden, aber ich habe gelernt, meine Prioritäten<br />
anders zu setzen. Meine Kinder finden auch, dass ich gelassener<br />
bin als früher.<br />
Wie haben Sie die Diagnose erlebt? Können Sie betroffenen<br />
Frauen Ratschläge zum Thema Arzt-Patientinnen-Kommunikation<br />
geben?<br />
In dem Moment als der Röntgenarzt mir mitteilte: „Das sieht nicht<br />
gut aus – es tut mir leid, aber das ist ein Mammakarzinom“, da<br />
fühlte ich mich plötzlich wie hinter einer dicken Wand aus Glas, als<br />
hätte ich den Kontakt zum Rest der Welt irgendwie verloren. Alles,<br />
was der Arzt danach noch sagte, drang gar nicht mehr richtig zu<br />
mir durch. Ähnlich ging es mir später auch, als ich in der Klinik<br />
über Chemo- und <strong>St</strong>rahlentherapie aufgeklärt wurde. Die Hälfte<br />
habe ich gar nicht mitbekommen – alles scheint so schicksalhaft<br />
in diesen Augenblicken, so viel stürzt da auf einen ein, dass man<br />
einfach überfordert ist und die vielen wichtigen Informationen gar<br />
nicht alle aufnehmen kann. Wichtige Fragen habe ich gar nicht gestellt<br />
– die kamen mir erst hinterher. Danach habe ich solche Arzt-<br />
Gespräche immer intensiv vorbereitet, habe mich vorab informiert,<br />
viel gelesen und mir alles aufgeschrieben, was ich wissen wollte.<br />
Außerdem habe ich immer meinen Mann oder eine Freundin mitgenommen<br />
– ein zusätzlicher Zuhörer und Frager entlastet einen,<br />
und außerdem ist es auch einfach gut, jemanden zum Anlehnen<br />
bei sich zu haben.<br />
Wie sind Sie mit dem Thema innerhalb Ihrer Familie und bei<br />
Freunden und Bekannten umgegangen?<br />
Ich bin jemand, der immer über alles reden muss. Das war auch bei<br />
meiner <strong>Brustkrebs</strong>erkrankung so. Mit meinem Mann habe ich offen<br />
über alles gesprochen – bei meinen Kindern war ich vorsichtiger.<br />
Aber auch ihnen habe ich – ihrem Alter entsprechend – erklärt,<br />
was mit mir los ist, warum ich operiert werden muss, was die Chemo<br />
an Nebenwirkungen mit sich bringt, usw.. Das war für die drei<br />
ganz wichtig, denn natürlich haben sie gespürt, dass etwas nicht<br />
stimmt und in ihrer Phantasie hätten sie sich womöglich Dinge<br />
und Erklärungen ausgemalt, die viel schlimmer gewesen wären als<br />
die Wahrheit. Die beiden Großen waren schon in einem Alter, wo<br />
sie sich der Situation auch mal entziehen, mit Freunden etwas unternehmen<br />
und reden konnten. Für meinen Jüngsten, damals erst<br />
acht Jahre, war es sicher am schwierigsten. Wenn die Mutter plötzlich<br />
mit Glatze rumläuft und sich stundenlang übergeben muss,<br />
dann macht das einem Kind in dem Alter natürlich Angst. Aber<br />
auch er hat eine <strong>St</strong>rategie für sich entwickelt: Wenn es mir schlecht<br />
ging, hat er sich oft einfach zu mir <strong>ins</strong> Bett gelegt und wir haben<br />
uns Geschichten erzählt und gegenseitig getröstet. Auch meine<br />
Freunde waren in dieser Zeit wichtige Gesprächspartner. Es war<br />
wohltuend zu wissen, da gibt es Menschen, die sind für Dich da<br />
Interview < VIA < 21<br />
und die kümmert, wie es Dir geht. Es gab natürlich auch Menschen,<br />
die sich – als es schwierig wurde – „verkrümelt“ haben.<br />
Manche Beziehungen standen da auf dem Prüfstand und nicht<br />
alle haben überlebt – aber auch das war wichtig und lehrreich.<br />
Was können Freunde und Verwandte tun, um Betroffene zu<br />
unterstützen? Was hat Ihnen geholfen?<br />
Fragen und Zuhören! Manche „trauen“ sich nicht, die Freundin,<br />
Nachbarin, Kollegin auf ihre Krankheit anzusprechen, aber für<br />
mich war es ganz wichtig und wohltuend, wenn die Menschen<br />
in meinem Umfeld mit kleinen Gesten – einem Blumenstrauß,<br />
einer Karte, irgendeiner kleinen Aufmerksamkeit - signalisierten:<br />
Ich bin da, wenn Du reden willst oder etwas brauchst! Wichtig<br />
ist, den Betroffenen selbst „kommen“ zu lassen, denn natürlich<br />
ist man in dieser Situation nicht zu jeder Zeit gesprächsbereit<br />
und in der Lage, sich zu öffnen. Manchmal hilft es auch einfach,<br />
mal in den Arm genommen und gedrückt zu werden. Schwierig<br />
finde ich gut gemeinte Ratschläge oder aufmunternde Sprüche<br />
wie „das wird schon wieder, klar schaffst Du das!“<br />
Gibt es konkrete Bewältigungsstrategien, die Sie erkrankten<br />
Frauen an die Hand geben können?<br />
Wichtig finde ich, dass man sich nicht abkapselt, sondern versucht,<br />
ein einigermaßen „normales“ Leben zu führen. Dazu gehört<br />
der Kontakt mit anderen Menschen, auch außerhalb der Familie,<br />
und kleinere Unternehmungen: mit einer Freundin Kaffee<br />
trinken zum Beispiel, oder abends mal weg gehen, <strong>ins</strong> Kino vielleicht.<br />
Natürlich gibt es Tage, an denen man völlig durchhängt,<br />
an denen einen die Angst überwältigt, aber man sollte sich nicht<br />
ganz in dieses dunkle Loch fallen lassen. Ich habe versucht, zuversichtlich<br />
und kämpferisch zu denken und mir immer wieder<br />
zu sagen, dass es eine Zukunft für mich gibt. Wenn man allein<br />
die Kraft dazu nicht hat, finde ich es völlig in Ordnung, ja sogar<br />
notwendig, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.<br />
Ihre <strong>Brustkrebs</strong>erkrankung konnte optimal therapiert werden<br />
und heute sind Sie gesund. Wie geht es Ihnen jetzt? Leben<br />
Sie heute „anders“?<br />
Für lange Zeit waren die Unsicherheit und die Angst meine Begleiter.<br />
Wenigstens einmal am Tag – bei der Tabletteneinnahme<br />
– wurde ich an meine Krankheit erinnert. Ich fühlte mich anders<br />
– irgendwie hatte ich meine Unbefangenheit, mein Zutrauen zu<br />
meinem Körper verloren. Es verändert das Leben einfach radikal,<br />
wenn man der eigenen <strong>St</strong>erblichkeit so ungeschützt <strong>ins</strong> Auge<br />
blickt. Und eine ganze Weile war diese Krankheit DIE zentrale<br />
Größe in meinem Leben. Irgendwann, als ich mit meinem<br />
Mann wieder mal über „meine“ Krankheit sprach, meinte er:<br />
„gib dem Krebs doch nicht mehr diesen großen Raum, sag Dir<br />
doch ‚ich bin wieder gesund’!“ Und inzwischen fühle ich mich<br />
auch tatsächlich so: wieder gesund - auch wenn ich weiß, dass<br />
der <strong>Brustkrebs</strong> wiederkommen kann und auch wenn es Momente<br />
gibt, wo die Angst zurück ist - aber das wirft mich nicht mehr<br />
aus der Bahn, das gehört eben auch zu meinem Leben dazu. Und<br />
mein Leben hat sich schon verändert. Ich lebe heute bewusster<br />
– klingt furchtbar abgedroschen, dieser Satz, ist aber tatsächlich<br />
so. Ich bewege mich mehr, gehe viel spazieren, achte auf das,<br />
was ich esse und passe auf, dass mein Leben nicht zu stressig<br />
wird. Wenn ich mich dann trotzdem mal wieder über irgendwas<br />
aufrege, sage ich: stopp! Lohnt sich das, wegen einer solchen<br />
Kleinigkeit? Wie gesagt: Auch meine Kinder finden, dass ich<br />
heute viel gelassener bin als früher.<br />
Liebe Frau Conrad, vielen Dank für das Gespräch!
22 > VIA > Kunst<br />
Schwerpunktthema <strong>Brustkrebs</strong> – <strong>Brustkrebs</strong> <strong>trifft</strong> <strong>mitten</strong> <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong><br />
Ina Deter war auch betroffen<br />
Deutsche Sängerin engagiert sich im Kampf gegen <strong>Brustkrebs</strong><br />
Ina Deter<br />
Wie wichtig ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis<br />
ist, musste Ina Deter im Dezember 2001 am eigenen<br />
Leib erfahren. Nachdem sie einen Knoten in ihrer<br />
Brust entdeckte, bestätigte sich im Rahmen einer nachfolgenden<br />
Untersuchung beim Facharzt der Verdacht:<br />
Die Sängerin hat <strong>Brustkrebs</strong>. Ein bösartiger Tumor muss<br />
operativ entfernt werden. Neben der schockierenden<br />
Diagnose sah sich Ina Deter auch mit der Situation konfrontiert,<br />
dass der behandelnde Arzt wenig Kompetenz<br />
und Fingerspitzengefühl beim Umgang mit seiner Patientin<br />
bewies. „Dazu kann ich jetzt nichts sagen. Dazu<br />
muss ich mir erst einmal was einfallen lassen.“ habe er<br />
nach einem Blick auf ihre Mammographie-Aufnahmen<br />
geäußert. Dies war nicht zuletzt Auslöser für die engagierte<br />
deutsche Sängerin, mit ihren Erfahrungen an die<br />
Öffentlichkeit zu gehen.<br />
Die Diagnose <strong>Brustkrebs</strong> ist nun über sechs Jahre her, und die Operation<br />
sowie die Nachsorge sind optimal verlaufen: Die Brust konnte erhalten<br />
werden, weil der Tumor früh genug entdeckt wurde. Dennoch sitzt der<br />
Schreck tief: „Ich habe erst mal ein paar Monate gebraucht, um mit der<br />
Erkrankung klar zu kommen. Glücklicherweise hat sich meine beste<br />
Freundin um mich gekümmert und mich getröstet.“ sagt die Sängerin.<br />
Die Erlebnisse während ihrer Behandlung und in Gesprächen mit ihren<br />
Ärzten haben Ina Deter nachhaltig geprägt und diese Erfahrungen<br />
möchte sie gerne an betroffene Frauen weitergeben. „Ich möchte Frauen<br />
Mut machen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Sie dürfen keine Scheu<br />
davor haben, den Ärzten Fragen zu stellen, auch wenn das erst einmal<br />
Überwindung kostet. Schließlich geht es um das eigene Leben!“ Auch<br />
empfiehlt sie allen betroffenen Frauen, sich eine zweite und sogar eine<br />
dritte Meinung zu schwierigen Befunden einzuholen.<br />
„ Ich möchte Frauen Mut machen, sich nicht unterkriegen<br />
zu lassen. Sie dürfen keine Scheu davor haben, den Ärzten<br />
Fragen zu stellen, auch wenn das erst einmal Überwindung<br />
kostet.”<br />
Die Erkrankung verarbeitet Ina<br />
Deter auch in ihren Liedern<br />
Zwar verordnete die <strong>Brustkrebs</strong>erkrankung<br />
der Sängerin 2002 einige<br />
Monate Zwangspause, doch lange<br />
lässt sich die „Power-Frau“ Ina Deter<br />
nicht unterkriegen. Neben ihrem<br />
öffentlichen Engagement in Sachen<br />
<strong>Brustkrebs</strong> präsentiert sie noch im<br />
selben Jahr mit „VOILÀ - Lieder von<br />
Edith Piaf" eine neue CD. Ganz vergessen<br />
wird sie die Erkrankung vermutlich<br />
jedoch nie und auch in ihren<br />
nachfolgenden Werken spielt der<br />
<strong>Brustkrebs</strong> immer wieder eine Rolle.<br />
„Ein Wunder ist es, die Krankheit besiegt<br />
zu haben und den musikalischen<br />
Weg fortsetzen zu können“ sagt Ina.<br />
„Ein Wunder“ lautet auch der Titel<br />
ihres neuen Albums, das seit Oktober<br />
2007 im Handel erhältlich ist.
Auswirkungen des <strong>Brustkrebs</strong>es auf die Familie<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> < VIA < 23<br />
Dr. med. Andrea Petermann-Meyer, Psycho-Onkologin, Aachen:<br />
„Zu der Frage, ob durch eine <strong>Brustkrebs</strong>erkrankung Ehen kaputt gehen, kann man grundsätzlich<br />
sagen: Das ist wie mit anderen Krisensituationen und Belastungen im Leben auch: Das Entscheidende<br />
ist nicht, ob sie auftreten, sondern wie damit umgegangen wird. Ehen können sich unter dieser<br />
Herausforderung sowohl verschlechtern, als auch verbessern!“<br />
Wie sage ich es meinen Liebsten?<br />
Neues Projekt lädt zum Austausch über <strong>Brustkrebs</strong> ein<br />
Die Diagnose <strong>Brustkrebs</strong> bringt eine enorme seelische Belastung mit sich, die die ganze<br />
Familie und oft auch den Freundes- und Bekanntenkreis <strong>trifft</strong>. Denn nicht nur für die Betroffene<br />
ist nichts mehr wie vorher, auch das persönliche Umfeld leidet unter der neuen<br />
Situation. Daher ist es besonders wichtig, miteinander <strong>ins</strong> Gespräch zu kommen und über<br />
Ängste und Sorgen offen zu reden. Im Rahmen der Kampagne „Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong> –<br />
Herausforderung <strong>Brustkrebs</strong>“ finden regelmäßig Projekte statt, die <strong>Brustkrebs</strong>betroffenen<br />
Gelegenheit geben, ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck zu bringen und mit anderen<br />
zu teilen. „Wie sage ich es meinen Liebsten?“ lautet der aktuelle Aufruf, der Betroffene und<br />
Angehörige dazu einlädt, für einen neuen Buchband von ihren Erfahrungen im Umgang<br />
miteinander zu berichten.<br />
Dieses Mal möchten die Initiatoren das Augenmerk auf die Momente<br />
richten, in denen sich Betroffene und Mitbetroffene über<br />
die Auswirkungen der Diagnose <strong>Brustkrebs</strong> verständigt haben.<br />
Wie haben der Partner, die Eltern, Freunde und Kollegen von der<br />
Erkrankung erfahren und wie sind sie damit umgegangen? Wie<br />
verlief die besonders sensible Situation mit den Kindern? „Uns interessiert,<br />
welche Worte Betroffene gewählt haben, um die Sprachlosigkeit<br />
nach der Diagnose zu überwinden und wie die Gefühle<br />
und Gedanken ihrer Angehörigen in diesem Moment aussahen.<br />
Denn sowohl für die erkrankte Frau als auch für die Familie und<br />
Freunde ist es wichtig, dass sie in dieser schweren Situation miteinander<br />
reden, miteinander weinen und auch weiterhin miteinander<br />
lachen können.“ so Susanne Conrad, ZDF-Moderatorin und<br />
Schirmherrin des Aufrufs „Wie sage ich es meinen Liebsten?“.<br />
Buchbände erzählen von beeindruckenden Schicksalen<br />
Ein bereits realisiertes Projekt ist der Dokumentationsband „Gedanken<br />
zu <strong>Brustkrebs</strong>“, in dem persönliche Geschichten und Erfahrungen<br />
im Umgang mit <strong>Brustkrebs</strong> festgehalten wurden. In<br />
Form von Tagebucheintragungen, Briefen, E-Mails, Kurzgeschichten,<br />
Gedichten und Bildern haben sich zahlreiche Frauen an diesem<br />
Projekt beteiligt und zu einem beeindruckenden, 300 Seiten<br />
starken Dokumentationsband beigetragen. Dieser kann auch für<br />
andere betroffene Frauen bei der Verarbeitung der eigenen Krankheitsgeschichte<br />
eine wertvolle Hilfestellung darstellen. Denn wer<br />
könnte besser Ratschläge formulieren, Trost spenden oder Hoffnung<br />
geben als die Betroffenen selber? In einem weiteren Projekt<br />
waren Betroffene aufgerufen, ihre persönlichen Fotos einzusenden,<br />
die in dem Bildband „Lebensbilder“ festgehalten wurden. Die<br />
Abbildungen und die von den an <strong>Brustkrebs</strong> erkrankten Frauen<br />
selbst hinzugefügten wichtigen Kommentare gehen unter die Haut<br />
und zeigen, dass <strong>Brustkrebs</strong> nicht mit dem Verlust<br />
der Weiblichkeit einhergeht. Es geht um den<br />
Tod, aber vor allem auch um das Leben!<br />
! INFO<br />
Die persönlichen Schilderungen für den<br />
Dokumentationsband „Wie sage ich es<br />
meinen Liebsten?“ können bis zum 31.<br />
März 2009 an „Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong>“,<br />
Postfach 51 11 70, 50947 Köln gesendet<br />
werden. Jede E<strong>ins</strong>enderin erhält als Dankeschön<br />
für den eingereichten Beitrag ein<br />
Exemplar des Buches. Unter der genannten<br />
Adresse sowie im Internet können<br />
auch die Buchbände „Gedanken zu <strong>Brustkrebs</strong>“<br />
und „Lebensbilder“ kostenpflichtig<br />
bestellt werden. Weitere Informationen zu<br />
dem Aufruf und zu der <strong>Brustkrebs</strong>kampagne<br />
„Durch die Brust <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong> – Herausforderung<br />
<strong>Brustkrebs</strong>“, die von der Roche<br />
Pharma AG unterstützt und inzwischen<br />
auch von der Deutschen Krebsgesellschaft<br />
und der Deutschen Gesellschaft für Senologie<br />
begleitet wird, sind unter www.<br />
brustkrebszentrale.de zu finden.
24 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Schwerpunktthema <strong>Brustkrebs</strong> – <strong>Brustkrebs</strong> <strong>trifft</strong> <strong>mitten</strong> <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong><br />
Links und Literaturtipps<br />
zum Thema <strong>Brustkrebs</strong><br />
Internetlinks<br />
zum Thema <strong>Brustkrebs</strong>:<br />
www.brustkrebs-lexikon.de<br />
Informationsseite des gemeinnützigen Vere<strong>ins</strong><br />
<strong>Brustkrebs</strong> Info e.V.<br />
Hauptautoren Prof. Barth, Mammazentrum<br />
Esslingen und Dr. H.-J. Koubenec, Mammasprechstunde<br />
DRK-Kliniken Berlin-Westend<br />
www.krebs-kompass.de<br />
Internet-Krebs-Kompass der Volker Karl<br />
Oehlrich-Gesellschaft e.V.<br />
www.krebs-webweiser.de<br />
Informationsportal des Tumorzentrums Freiburg<br />
am Universitätsklinikum<br />
www.europa-donna.de<br />
EUROPA DONNA, Europäische Koalition gegen<br />
<strong>Brustkrebs</strong>, Nationales Forum Deutschland e.V.<br />
www.mammazentrum.de<br />
MammaZentrum der Universitätsfrauenklinik Kiel<br />
www.forum-krebstherapie.de<br />
Gesellschaft zur Förderung der<br />
ambulanten Krebstherapie e.V.;<br />
Adressen von niedergelassenen Onkologen<br />
www.brustwiederherstellung.de<br />
www.hilfe-bei-krebs.de<br />
Literaturtipps:<br />
Berg Lilo: <strong>Brustkrebs</strong>. Wissen gegen Angst.<br />
Das Handbuch. Goldmann Verlag, 2007<br />
Böttger Sabine; Eiermann, Wolfgang:<br />
Wirksame Hilfe bei <strong>Brustkrebs</strong>.<br />
Knaur Ratgeber September 2004<br />
Brietzke Helga: Ich hatte <strong>Brustkrebs</strong> und<br />
viele Fragen danach… Zuckschwerdt 2006<br />
<strong>Brustkrebs</strong>. Ein Ratgeber für Betroffene,<br />
Angehörige und Interessierte.<br />
Deutsche Krebshilfe e.V. Bonn<br />
Delbrück Hermann: <strong>Brustkrebs</strong>. Rat und<br />
Hilfe für Betroffene und Angehörige.<br />
W. Kohlhammer Verlag, 2006<br />
!<br />
Dimeo Fernando C.: Krebs und Sport<br />
– Ein Ratgeber nicht nur für Krebspatienten.<br />
Weingärtner 2006<br />
Drebing Verena; Heimann Dierk: Hilfe!<br />
<strong>Brustkrebs</strong>: Das Praxis Buch. Einfach und verständlich.<br />
vgs. Verlagsgesellschaft, 2002<br />
Goldmann-Posch, Ursula; Martin, Rita Rosa:<br />
Über-Lebensbuch <strong>Brustkrebs</strong>. Schattauer Verlag, 2004<br />
Herbert, ybille: Überleben Glückssache.<br />
Was Sie als Krebspatient in unserem<br />
Gesundheitssystem erwartet. Scherz Verlag, 2005<br />
Hussain Maria; Schuster, Doris: Blick<br />
nach Vorn – Praktischer Ratgeber für Frauen<br />
nach <strong>Brustkrebs</strong>. Zuckschwerdt, 2006<br />
Irmey, Dr. med. György: Heilimpulse bei. Haug 2007<br />
Kolpatzik Kai: Eine Woche im August<br />
– <strong>Brustkrebs</strong>, Ein Tagebuch – Wie Patientinnen,<br />
Angehörige und professionelle Helfer mit der<br />
Erkrankung umzugehen. KomPart Verlag, 2007<br />
Kresja Susanne: Mama hat Krebs. Kreuz 2004<br />
Rexrodt von Fircks Annette: ...und flüstere<br />
mir vom Leben. Wie ich den Krebs überwand.<br />
Ullstein Taschenbuch Verlag, 2001<br />
Rexrodt von Fircks Annette:<br />
… und tanze durch die Tränen. Ullstein, 2002<br />
Rexrodt von Fircks, Annette: Ich brauche euch<br />
zum Leben – Krebs, wie Familie und Freunde<br />
helfen können. Ullstein, 2004<br />
Sachs Hans: <strong>Brustkrebs</strong><br />
– Somatik, Psychosomatik, Selbsthilfe, Prävention.<br />
Akademos Wissenschaftsverlag, 2003<br />
Thor-Wiedemann Sabine; Wiedemann mGünter:<br />
Patientinnenratgeber <strong>Brustkrebs</strong>.<br />
Falken Taschenbuch, 1998
!<br />
FORUM GESUNDHEIT<br />
informiert:<br />
Aktuell < VIA < 25<br />
Lebensqualität dank moderner Chirurgie<br />
bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen<br />
Immer mehr Menschen sind von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, <strong>ins</strong>besondere einer Colitis ulcerosa<br />
betroffen und fühlen sich angesichts dieser Diagnose oft allein gelassen und überfordert. Erstmals wird in<br />
diesem Kontext in <strong>Limburg</strong> ein Art-Patienten-Seminar zum Thema „Pouch“* durchgeführt: Der Pouch (englisch:<br />
Beutel) ist ein aus Dünndarm gebildetes Ersatzreservoir für den <strong>St</strong>uhlgang. Chronisch ent-zündliche Darmerkrankungen wie die<br />
Colitis ulcerosa können durch die komplette Entfernung von Dick- und Enddarm geheilt werden. Die Patienten können nach der<br />
Operation alle Medikamente wie Kortison oder andere die Immunabwehr unterdrückende Mittel absetzen. Die Kontinuität und<br />
<strong>St</strong>uhl-Kontinenz kann durch den Pouch, bei gleichzeitiger Schonung des Schließmuskels, vollständig erhalten bleiben. Oft können<br />
die Patienten danach erstmals wieder seit Jahren ein normales Leben mit allen Aktivitäten führen. Durch die Operation gewinnen<br />
die operierten Patienten die Lebensqualität von Gesunden wieder.<br />
Am Samstag, 18. Oktober 2008, von 10.00 bis 14.00 Uhr findet in den Konferenzräumen<br />
im ersten Untergeschoß des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es das erste bundesweite Arzt-Patienten-Seminar „Chronisch entzündliche<br />
Darmerkrankungen“ mit dem Thema: „Pouch-Operation und andere OP-Methoden bei Colitis ulcerosa“ statt.<br />
Privatdozent Dr. Udo A. Heuschen, Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Gefäß- und Visceralchirurgie, und seine Frau, Oberärztin<br />
Dr. Gundi Heuschen, haben sich hierauf besonders spezialisiert und genießen einen internationalen Ruf auf dem Gebiet der<br />
operativen Therapie Chronisch entzündlicher Darmerkrankungen.<br />
Nach jahrelanger Leitung der Forschungsgruppe „Chronisch entzündliche Darmerkrankungen“ sowie der Morbus Crohn und Colitis<br />
Sprechstunde mit Spezialisierung auf dem Gebiet der CED-Chirurgie an der Chirurgischen Universitätsklinik in Heidelberg setzen<br />
sie ihre erfolgreiche Arbeit auf diesem Gebiet seit fünf Jahren in <strong>Limburg</strong> fort.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Pouch-Gesprächskreis Darmstadt und der Patientenselbsthilfevereinigung DCCV (Deutsche Crohn und<br />
Colitis Vereinigung) stellten sie interessante Vorträge zu den verschiedenen Themen „rund um den Pouch“ zusammen. Weitere<br />
Referenten sind der Chefarzt der Medizinischen Klinik / Gastroenterologie des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es, Privatdozent Dr. Erhard<br />
G. Siegel, und Prof. Dr. Dr. J. <strong>St</strong>ein vom Zentrum für Visceral- und Ernährungsmedizin des Interdisziplinären Facharztzentrums<br />
JFS Frankfurt (ehemals Universitätsklinik Frankfurt).<br />
Die drängendsten Fragen der betroffenen Patienten sollen im Rahmen des <strong>Limburg</strong>er Arzt-Patienten-Seminars beantwortet<br />
werden, beispielsweise:<br />
Für welchen Colitis Patienten ist eine Operation eine gute Therapie? Ist ein Pouch das richtige Verfahren?<br />
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Operation? Worauf ist nach der Operation zu achten<br />
Kann die Ernährung die Pouch-„Gesundheit“ beeinflussen?<br />
Welche Probleme können auftreten, wie werden diese erkannt und erfolgreich behandelt?<br />
Interessierte Laien, Betroffene, Angehörige und behandelnde Ärzte sind herzlich eingeladen, ihre persönlichen Erfahrungen und<br />
Fragen in die Diskussion einzubringen.<br />
Das Programm im Detail:<br />
10.00 Uhr Begrüßung<br />
10.15 Uhr Pouch-Operation oder alternative<br />
Verfahren: Wer, Wann, Wie?<br />
Dr. Gundi Heuschen, <strong>Limburg</strong><br />
11.00 Uhr Pouch-Komplikationen: Vermeiden,<br />
erkennen, behandeln<br />
PD Dr. Udo Heuschen, <strong>Limburg</strong><br />
11.45 Uhr Pouch-Nachsorge: was ist wichtig?<br />
PD Dr. Erhard Siegel, <strong>Limburg</strong><br />
12.15 Uhr Pause<br />
12.45 Uhr Einfluss der Ernährung nach<br />
Pouch-Operation<br />
Prof. Dr. Dr. J. <strong>St</strong>ein, Frankfurt<br />
Erstes Arzt-Patienten-Seminar zum Thema Pouch<br />
Nähere Informationen und Anmeldungen unter:<br />
Sekretariat PD Dr. Heuschen:<br />
Tel.: 0 64 31 / 292 - 44 08 oder - 44 01<br />
E-Mail: g.heuschen@st-vincenz.de<br />
oder bei<br />
Michael Braun, Pouch-Gesprächskreis Darmstadt:<br />
Tel.: 0 62 57 / 96 98 26<br />
E-Mail: darmstadt.pouch@shg-dccv.de<br />
Veranstalter:<br />
Pouch-Gesprächskreis, Darmstadt in Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>Limburg</strong>/Lahn
26 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Beim plötzlichen <strong>Herz</strong>stillstand können auch Kinder<br />
zu Lebensrettern werden – <strong>St</strong>udie der Universitätsklinik<br />
Rostock an der <strong>Limburg</strong>er Tilemannschule<br />
>> Dass das <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> bei<br />
plötzlichem <strong>Herz</strong>stillstand auch aufgrund<br />
seiner medizintechnischen Ausrüstung im<br />
Notfall die erste Adresse in der Region ist,<br />
ist unbestritten. Dennoch können bis zum<br />
Eintreffen des Notarztwagens entscheidende<br />
Minuten verstreichen, in denen<br />
mit den entsprechenden lebensrettenden<br />
Maßnahmen nicht nur das Überleben der<br />
Patienten gesichert, sondern auch deren<br />
„Outcome“, sprich: ihre Lebensqualität<br />
nach diesem Notfall entscheidend verbessert<br />
werden kann. Grund genug, selbst im<br />
Schatten des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> der Frage nachzugehen,<br />
ob bereits Schüler für solche<br />
Notfälle zu potenziellen Helfern ausgebildet<br />
werden können. Doktoranten des<br />
Rostocker Universitätsklinikums unter<br />
der Leitung von Dr. Gernot Rücker gingen<br />
dieser Fragestellung nun auf den Grund.<br />
Sie hatten in einem Großversuch für eine<br />
<strong>St</strong>udie über 800 Schülerinnen und Schüler<br />
des <strong>Limburg</strong>er Tilemann-Gymnasiums<br />
getestet.<br />
Gernot Rücker (43) ist Leiter der notfallmedizinischen<br />
Forschungsgruppe an der<br />
Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie<br />
an der Universität Rostock. Für seine<br />
<strong>St</strong>udienzwecke hat sich der ehemalige Tilemannschüler<br />
(Abi-Jahrgang 1984) aus<br />
Aarbergen seiner alten Penne erinnert,<br />
„weil ich ihre Infrastruktur kenne und den<br />
lokalen Vorteil nutzen kann.“ Derzeit liege<br />
die Überlebensrate für Menschen, die<br />
der <strong>Herz</strong>druckmassage bedürfen, bei zehn<br />
Prozent. „Wir wollen die Erfolgsrate durch<br />
Erste-Hilfe-Unterricht in Schulen auf 20<br />
Prozent steigern. Das deutet in Deutschland<br />
ganz konkret Jahr für Jahr mehr Menschen,<br />
die einen akuten <strong>Herz</strong>stillstand überleben<br />
könnten“, erläuterte der Experte den Sinn<br />
und Zweck des Pilotprojekts.<br />
„Die Forschung sei die eine Sache, gleichzeitig<br />
1.000 Schüler (170 waren es bereits<br />
in Rostock) mit entsprechendem lebensrettendem<br />
Wissen auszustatten und sie<br />
für eine erfolgreiche Lebensrettung fit zu<br />
Notfallausbildung<br />
im Schatten des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Von Dieter Fluck<br />
Foto: Fluck<br />
Drei Mitschüler beobachten, wie ein Schüler zwei Minuten<br />
lang <strong>Herz</strong>druckmassage ausübt. Dr. Gernot Rücker (Mitte)<br />
gibt Anweisung, rechts wird am Computer festgehalten, ob<br />
der Rhythmus eingehalten worden ist.<br />
machen, die andere. Wenn bei einem Patienten<br />
ein <strong>Herz</strong>stillstand e<strong>ins</strong>etzt, dann bedeutet jede<br />
ungenutzte Minute eine Verminderung der<br />
Überlebenschancen um etwa zehn Prozent",<br />
sagte Rücker, der das Uniklinikum Rostock<br />
im vergangenen Jahr flächendeckend mit 20<br />
automatischen externen Defibrillatoren ausgestattet<br />
hat.<br />
Aber diese Geräte seien allerorts noch Mangelware,<br />
deshalb komme es auf Menschen an,<br />
die im Notfall wüssten, wie sie Hand anlegen<br />
müssen. Einer der jungen <strong>Limburg</strong>er Probanten<br />
habe berichtet, dass er schon einmal eine <strong>Herz</strong>druckmassage<br />
anwenden musste. „Die Hemmschwelle<br />
bei Kindern ist wesentlich geringer<br />
als bei Erwachsenen. Diesen Vorteil gilt es zu<br />
nutzen“, sagte Rücker und fügte hinzu: „Die<br />
Tilemannschüler waren extrem motiviert.“<br />
Dort hatten mit Zustimmung ihrer Eltern und<br />
des Schulamtes klassenweise zehn- bis 17-<br />
Jährige (5. bis 11. Schuljahr) an den Übungen<br />
teilgenommen. Ihnen war die Aufgabe gestellt,<br />
nach der weltweiten Richtlinie zwei Minuten<br />
lang jeweils 100 Drucke pro Minute, <strong>ins</strong>gesamt<br />
also 200 Drucke, auf den Brustkorb von<br />
Spezialpuppen zu setzen. „Diese Druckzahl ist<br />
erforderlich, um einen ordentlichen Blutdruck<br />
gegen den <strong>Herz</strong>stillstand zu bekommen“, verdeutlichte<br />
der Versuchsleiter. Jeder Druck wurde<br />
von einem Computer aufgezeichnet. Gernot<br />
Rückers erste Diagnose nach dem Großversuch:<br />
„Wahrscheinlich können Schüler ab dem 6. bis<br />
7. Schuljahr, das wären elf- bis zwölf-Jährige,<br />
zu potenziellen Helfern ausgebildet werden.<br />
Geübt wurde auch die <strong>Herz</strong>druckmassage mit<br />
Beatmung. In diesem Zusammenhang wies<br />
Forschungsleiter Rücker auf eine aktuelle <strong>St</strong>udie<br />
japanischer Wissenschaftler hin, wonach<br />
bei einem <strong>Herz</strong>stillstand in Situationen außerhalb<br />
des <strong>Krankenhaus</strong>es (etwa bei Verkehrsunfällen)<br />
auch eine alleinige Druckmassage des<br />
Brustkorbs ohne Mund-zu-Mund-Beatmung<br />
die Überlebenschancen des Betroffenen bis<br />
zu 100 Prozent verbessert. Die Rostocker Universität<br />
wird der Tilemannschule einen ausgewerteten<br />
Bericht zur Verfügung stellen, den<br />
die Schulleitern Regine Eiser-Müller mit den<br />
Eltern erörtern will.
Von Gundula <strong>St</strong>egemann<br />
<strong>Herz</strong>enssache …<br />
Ohne Theorie geht natürlich nichts. Und so erklärte der Mediziner den<br />
beiden Mädchen erst einmal, worum es in seinem Fachgebiet geht – vorwiegend<br />
um das <strong>Herz</strong> natürlich. Doch was ist das <strong>Herz</strong>? – Natürlich, ein<br />
Muskel, wusste Melanie. Die Schülerinnen erfuhren, dass es bei einem Puls<br />
von etwa 70 Schlägen in der Minute ungefähr 100 000-mal am Tag schlägt<br />
und dass der Puls normalerweise reduziert ist, wenn man schläft.<br />
Dr. Boris Cubas zeigte auf großen Karten Bilder vom Aufbau des Menschen,<br />
wo im Körper das <strong>Herz</strong>, die Hauptschlagader, die Arterien, Venen<br />
und die <strong>Herz</strong>klappen liegen. „Das <strong>Herz</strong> hat die Funktion einer Pumpe“,<br />
erklärte er ihnen, „nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ Und wenn es<br />
erkrankt, ist der Kardiologe der zuständige Facharzt. Und welches ist die<br />
klassische <strong>Herz</strong>erkrankung? Denise wusste es: Es ist der <strong>Herz</strong>infarkt. Mit<br />
Hilfe verschiedener Karten machte Dr. Boris Cubas deutlich, wo im Körper<br />
ein Infarkt entstehen kann, erklärte, wie es dazu kommen kann.<br />
Einen Infarkt kann man grundsätzlich überall bekommen, hörten die<br />
Mädchen, meist durch Arterienverkalkung. Die Arterien werden immer<br />
enger – bis hin zum Verschluss. „Wir versuchen, mittels <strong>Herz</strong>katheter die<br />
Adern, die den <strong>Herz</strong>muskel mit Sauerstoff versorgen, aufzudehnen, so<br />
dass der <strong>Herz</strong>muskel funktionstüchtig bleibt –möglichst zu einem Zeitpunkt,<br />
wo die Adern eng, aber noch nicht verschlossen sind.“ Doch woran<br />
merkt der Mensch, dass ein <strong>Herz</strong>infarkt drohen könnte? Zunächst an<br />
<strong>Herz</strong>schmerzen, die dann ein Kardiologe näher untersuchen muss – zum<br />
Beispiel mit einem Belastungs-EKG, aus dem sich entsprechende Rückschlüsse<br />
ziehen lassen.<br />
Aktuell < VIA < 27<br />
Ein Anschauungsunterricht ganz besonderer Art<br />
– Nachlese vom Girls` Day 2008<br />
im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Herz</strong>katheter-Labor<br />
GIRL`S DAY AM ST. VINCENZ<br />
!<br />
Was macht eigentlich ein Kardiologe? Dieser Frage gingen beim diesjährigen<br />
Girls Day im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> <strong>Krankenhaus</strong> Melanie Prinz aus Diez<br />
und Denise Müller aus Heistenbach nach. Dr. Boris Cubas, Oberarzt<br />
in der Kardiologischen Abteilung, gewährte den beiden 14jährigen<br />
Schülerinnen einen Blick hinter die Kulissen der Kardiologie und<br />
zeigte ihnen, worin seine Arbeit besteht. Sie waren beim Ultraschall<br />
dabei, besuchten das <strong>Herz</strong>-Katheter-Labor, sahen zu, wie<br />
<strong>Herz</strong>katheter gelegt werden und konnten alles am Bildschirm live<br />
mitverfolgen. Dabei erfuhren und erlebten die beiden Mädchen<br />
Dinge, die in keinem Unterricht behandelt werden und die ihnen<br />
bei der Entscheidung, welcher Beruf für sie in ein paar Jahren der<br />
richtige sein würde, vielleicht ein kleines <strong>St</strong>ück weiterhelfen. Ihr Fazit:<br />
Ein spannender Tag.<br />
Und dann wurde es endlich praktisch, anschaulich: Der Kardiologe<br />
zeigte den Schülerinnen mittels Ultraschall das <strong>Herz</strong>. Gespannt<br />
schauten die Schülerinnen auf den Bildschirm und verfolgten, was<br />
Dr. Boris Cubas ihnen erklärte. Und schließlich durften die Schülerinnen<br />
mit <strong>ins</strong> <strong>Herz</strong>-Katheter-Labor und schauten zu, wie der<br />
Kardiologe mittels Katheter <strong>Herz</strong>kranzgefäße suchte, an eine <strong>St</strong>elle<br />
kam, wo eine kritische Verengung vorlag. Der Facharzt entschied<br />
sich dafür, einen <strong>St</strong>ent zu legen, mit dessen Hilfe die Arterie gedehnt<br />
wurde und das Blut wieder ungehindert fließen konnte. „Wir haben<br />
heutzutage phantastische Möglichkeiten, zugewachsene, meist<br />
verkalkte Adern wieder durchgängig zu machen“ so der Mediziner.<br />
„Dennoch muss man sich immer im Klaren sein über die Risiken,<br />
die solche Eingriffe mit sich bringen.“<br />
Melanie und Denise waren beeindruckt: So viele Apparate, so viele<br />
Werte sind im <strong>Herz</strong>-Katheter-Labor zu überwachen. Besonders die<br />
Arbeit der Arzthelferinnen hatte es ihnen schließlich angetan. Und<br />
so befragten sie Yvonne <strong>St</strong>eps, Arzthelferin in der Kardiologie über<br />
ihre Ausbildung, den Schichtdienst und über ihren beruflichen Alltag<br />
aus. „Eigentlich wollte ich Erzieherin werden“, gestand Melanie<br />
dann, „aber jetzt finde ich es hier doch so enorm interessant, dass<br />
ich mir noch einmal sehr gründlich überlege, was ich nun wirklich<br />
werden will.“ Auch Denise fand Gefallen an der Arbeit in der Kardiologie.<br />
„Es ist so abwechslungsreich“, meinte sie. „Mir gefällt hier<br />
vor allem, dass man mit Menschen umgehen kann.“<br />
Ob Kardiologin oder Arzthelferin – auf jeden Fall war der Girls Day<br />
für die beiden Schülerinnen ein erlebnisreicher Tag, der ihnen auf<br />
dem Weg in ihre Zukunft neue Perspektiven geöffnet hat.
28 > VIA > <strong>St</strong>. Anna<br />
Gesundheitszentrum <strong>St</strong>. Anna:<br />
So geht es weiter<br />
- Abschied und Neubeginn in Hadamar<br />
Andreas Wagenseil nach 22 Jahren in den Ruhestand verabschiedet<br />
– zwei neue Praxen im Gesundheitszentrum<br />
>> Nach über 20 Jahren Dienst für seine Patienten<br />
hat der Chirurg Andreas Wagenseil seine Praxis im<br />
Gesundheitszentrum <strong>St</strong>. Anna nun geschlossen. Der<br />
Mediziner, der bisher in Hadamar auch als Durchgangsarzt<br />
(D-Arzt) tätig war, geht in den wohlverdienten<br />
Ruhestand. Doch die chirurgische Tradition an <strong>St</strong>.<br />
Anna wird weitergeführt: Wagenseils Nachfolge wird<br />
zum Jahresbeginn 2009 der Chirurg Dr. Jan Mikeska<br />
antreten. Er verlegt seine D-Arzt-Praxis zum 1. Januar<br />
in das Gesundheitszentrum <strong>St</strong>. Anna. Außerdem werden<br />
ab 1. April 2009 die Mediziner Karl-Heinz Körner<br />
und Dr. Linda Schapowalow im Gesundheitszentrum<br />
<strong>St</strong>. Anna eine hausärztliche Geme<strong>ins</strong>chaftspraxis für<br />
Allgemeinmedizin eröffnen. Beide praktizieren derzeit<br />
bereits in Einzelpraxen in Hadamar und werden sich<br />
neben der Praxis von Dr. Mikeska niederlassen.<br />
Der Geschäftsführer der <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
mbH, Klaus-Werner Szesik, der Vorsitzende des Verwaltungsrates,<br />
Erwin Reul, und Justiziarin Katja <strong>St</strong>reckbein<br />
verabschiedeten Andreas Wagenseil im Rah-men<br />
eines offiziellen Besuchs. Sie dankten für die langjährig<br />
gute Zusammenarbeit und würdigten das engagierte Wirken<br />
des Chirurgen zum Wohl seiner Patienten.<br />
Der gebürtige Münchener hatte seinen Dienst als Chirurg<br />
und Durchgangsarzt im <strong>St</strong>. Anna-<strong>Krankenhaus</strong> am 1. Januar<br />
1986 angetreten. Die <strong>Limburg</strong>er Region hatte er zunächst<br />
als <strong>St</strong>absarzt bei der Bundeswehr in der Wilhelmvon-Nassau-Kaserne<br />
in Diez kennengelernt. Anschließend<br />
war er als Assistenzarzt in der Unfall- und Allgemeinchirurgie<br />
am <strong>Limburg</strong>er <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> <strong>Krankenhaus</strong> tätig.<br />
Nach seiner Facharztprüfung 1985 ließ er sich 1986 als<br />
Belegarzt am <strong>St</strong>. Anna-<strong>Krankenhaus</strong> nieder. Dort trat er<br />
zunächst in die Praxis von Dr. Ernst Zeller ein, die beide<br />
bis 1992 als Geme<strong>ins</strong>chaftspraxis führten. Bis 1997 praktizierte<br />
Wagenseil geme<strong>ins</strong>am mit Dr. Heinz Pauli und<br />
bis 2006 mit <strong>St</strong>ephan Hirschfeld. Ob Galle, Blinddarm,<br />
künstliche Hüfte, Leisten- oder Knochenbrüche – sämtliche<br />
Eingriffe, die keiner intensivpflichtigen Betreuung<br />
bedür-fen, hat der Mediziner bis zur Schließung des Kranken-hauses<br />
im Jahr 2006 ausgeführt und somit den Menschen<br />
aus Hadamar und Umgebung eine wohnortnahe<br />
Behandlung ermöglicht. In den letzten zwei Jahren führte<br />
er seine Praxis im Bereich der „kleinen Chirurgie“ fort.<br />
Nun freut er sich darauf, endlich einmal seinen Garten<br />
genießen zu können, in Büchern zu schmökern, kurzum:<br />
alles das tun zu können, wozu bisher keine Zeit war.<br />
Im Bild v.l.n.r.: Klaus-Werner Szesik, Geschäftsführer der<br />
<strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> mbH, Prokuristin Katja<br />
<strong>St</strong>reckbein, Andreas Wagenseil und Verwaltungsratsvorsitzender<br />
RA Erwin Reuhl.<br />
Im <strong>St</strong>. Anna-Haus wird es dann im unmittelbaren Anschluss an eine dreimonatige<br />
Umbauphase am 1. Januar 2009 weitergehen. Dr. Jan Mikeska, Durchgangsarzt<br />
und Chirurg mit dem Spezialgebiet Viszeralchirurgie, praktiziert derzeit noch bis<br />
Ende des Jahres in seiner Weilburger Praxis und wird zum Jahresende umziehen.<br />
Seit bereits zehn Jahren ist der Mediziner dort für seine Patienten im Dienst.<br />
Nach seinem <strong>St</strong>udium war er 14 Jahre lang an Krankenhäusern im südbadischen<br />
Lörrach und in Crailsheim tätig. 1983 absolvierte er den Facharzt als Chirurg,<br />
1997 erlangte er die Zusatzbezeichnung Visceralchirurgie. Durch seinen Einzug<br />
<strong>ins</strong> Gesundheitszentrum ist die medizinische Versorgung von Arbeitsunfällen<br />
somit auch weiterhin in Hadamar gewährleistet. Neben ambulanten Operationen<br />
von Leistenbrüchen, Handchirurgie und anderen chirurgischen Eingriffen bietet<br />
Dr. Mikeska auch urologische Leistungen an, zum Beispiel bei Fimose, Leisten-<br />
und Nabelbrüchen, hydrocele Eingriffe wie auch <strong>St</strong>erilisationen. Seine Praxis<br />
wird auch an Samstagen geöffnet sein.<br />
Ab 1. April werden Karl-Heinz Körner und Dr. Linda Schapowalow ihre medizinische<br />
Tätigkeit am Gesundheitszentrum <strong>St</strong>. Anna aufnehmen. Ihr Schwerpunkt<br />
wird die Behandlung von <strong>Herz</strong>-Kreislauf- und <strong>St</strong>offwechselerkrankungen sein.<br />
„Dadurch wollen wir die bisher bestehende enge Zusammenarbeit mit den Praxen<br />
im <strong>St</strong>. Anna-Haus weiter ausbauen“, so Körner. Neben der interdisziplinären<br />
Vernetzung wird der Vorteil für den Patienten <strong>ins</strong>besondere auch in den kurzen<br />
Wegen der sich zudem optimal ergänzenden medizinischen Versorgung bestehen.<br />
Der Allgemeinmediziner und Diabetologe Karl-Heinz Körner praktiziert seit bereits<br />
drei Jahren in Hadamar als niedergelassener Arzt. Nach seinem <strong>St</strong>udium war er<br />
sechs Jahre am <strong>Limburg</strong>er <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> <strong>Krankenhaus</strong>, später an verschiedenen anderen<br />
Kliniken im Bereich der Radiologie, Innere Medizin und Kardiologie tätig.<br />
Dr. Linda Schapowalow praktiziert seit Anfang des Jahres ebenfalls in Hadamar<br />
als Allgemeinmedizinerin in eigener Praxis. Sie hat in Frankfurt studiert und im<br />
vergangenen Jahr ihren Facharzttitel erworben. Auch sie war bisher in verschiedenen<br />
Krankenhäusern tätig (Abteilungen Innere und Chirurgie). Später arbeitete<br />
sie in einer allgemeinmedizinischen Praxis in Montabaur.<br />
Das Angebot der beiden Mediziner umfasst das komplette Spektrum der hausärztlichen<br />
Versorgung, e<strong>ins</strong>chließlich der üblichen Vorsorgeuntersuchungen,<br />
Krebsvorsorge für Männer sowie Impfberatung. Neben Ultraschall, Belastungs-<br />
EKG, Lungenfunktionsprüfung, Langzeit-EKG und Langzeitblutdrucktest im diagnostischen<br />
Bereich bieten sie im therapeutischen Bereich Infusionen, Reizstrom<br />
und Wärmeanwendungen an. Auch Hausbesuche zählen zu ihrem selbstverständlichen<br />
medizinischen Leistungsangebot. Wie bisher werden auch weiterhin<br />
Schulungen für Patienten mit Deabetes und koronarer <strong>Herz</strong>erkrankung durchgeführt,<br />
künftig in enger Kooperation mit der bereits an <strong>St</strong>. Anna etablierten Praxis<br />
Drs. Fischer/Karhoff/Kantim.
Von Dieter Fluck<br />
Kurzzeitpflege<br />
im <strong>St</strong>. Anna-Gesundheitszentrum<br />
ist eröffnet und wird bereits stark nachgefragt<br />
Ende 2007 war das <strong>St</strong>. Anna-<strong>Krankenhaus</strong> als Betriebsstätte<br />
der <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft aus wirtschaftlichen<br />
Gründen geschlossen worden. Sieben Monate später ist wieder<br />
Leben in das Gebäude eingekehrt. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO)<br />
Hessen-Süd hat dort als Mieterin im ersten Obergeschoss eine<br />
<strong>St</strong>ation für die Kurzzeitpflege mit 15 Plätzen eröffnet, die<br />
schon gleich zu Beginn zu zwei Dritteln belegt sind.<br />
„Das unterstreicht den hohen Bedarf in der Region, Pflegebedürftige für einen<br />
begrenzten Zeitraum in die Betreuung ausgebildeter Fachleute zu geben“, betonte<br />
AWO-Betriebsleiter Dr. Thomas Behr. Der Bedarf werde weiter wachsen. Nach den<br />
Prognosen werde es in zehn Jahren in Hessen fast ein Drittel mehr Pflegebedürftige<br />
geben. Daher sei es wichtig, das Pflegeangebot in Hadamar auszubauen.<br />
Für eine Kurzzeitpflege könne es verschiedene Gründe geben. Sie komme für<br />
Personen in Frage, die nach einem Aufenthalt im <strong>Krankenhaus</strong> noch einen<br />
zeitlich begrenzten stationären Pflegebedarf für die Nachsorge haben. In dieser<br />
Zeit könne auch die zukünftig notwendige Pflege und Versorgung mit den<br />
Betroffenen geklärt werden. Dafür hat die AWO bereits viele Anfragen aus<br />
den Krankenhäusern in <strong>Limburg</strong> und Weilburg erhalten. Es gibt auch Pflegebedürftige,<br />
deren pflegende Angehörige vorübergehend durch Krankheit<br />
verhindert sind.<br />
Schließlich gibt es noch das Kurzzeitpflege-Hotel mit drei Betten. In Kooperation<br />
mit dem Hotel „Nassau-Oranien“ ist jetzt auch ein Familienurlaub in<br />
Hadamar möglich. Während Pflegepersonen den Wellnessbereich des Hotels<br />
nutzten und die pflegebedürftigen Menschen besuchen können, werden diese<br />
vom AWO-Hotelteam umsorgt. „Da viele Angehörige mitunter bis an die Grenze<br />
ihrer Kraft pflegen, bietet sich auch die Möglichkeit einer psychologischen<br />
Beratung“, erklärte Behr.<br />
Jede pflegebedürftige Person ab dem 18. Lebensjahr kann für 28 Tage in die<br />
Kurzzeitpflege aufgenommen werden, auch aus dem benachbarten Rheinland-<br />
Pfalz. Dafür wurden die Zimmer auf der früheren Neugeborenenstation und<br />
Die neu möblierten Zimmer sind hell und farblich ansprechend gestaltet.<br />
AWO-Betriebsleiter Dr. Thomas Behr (links) auf Besuch in dem neu<br />
gestalteten Aufenthaltsraum der Kurzzeitpflege.<br />
der Aufenthaltsraum im ersten Obergeschoss renoviert und<br />
neu eingerichtet. Gottesdienstfeiern aus der Hauskapelle<br />
werden auf die Bildschirme in die Zimmer übertragen.<br />
Auch Kurse der Familienbildungsstätte werden im Zusammenhang<br />
mit <strong>St</strong>. Anna angeboten, u.a. auch Kurse für pflegende<br />
Angehörige.<br />
Die ideale Ergänzung finden die Pflegepersonen in der<br />
direkten Verbindung mit dem angegliederten Ärztehaus<br />
durch medizinische Betreuung, in der Röntgenabteilung<br />
und einer Praxis für Krankengymnastik. Auch ein Pflegebad<br />
steht zur Verfügung.<br />
„Das Ärztehaus ist eine ideale Ergänzung, die sich schon<br />
bewährt hat“, berichtete der AWO-Betriebsleiter. Im Erdgeschoss<br />
gibt es einen Kiosk mit Cafébetrieb und Außenterrasse.<br />
Dr. Behr hofft, bald die für 20 Personen geplante<br />
geschlossene <strong>St</strong>ation für Schwerstdemenzkranke eröffnen<br />
zu können, die dringend benötigt werde.<br />
! KONTAKT<br />
Das Gesundheits- und Pflegezentrum<br />
<strong>St</strong>. Anna, Nonnengasse 19<br />
in Hadamar ist unter der<br />
Telefonnummer (06433) 876228 und<br />
Fax (06433) 876202<br />
erreichbar.
30 > VIA > Kunst<br />
Neue Ausstellung im <strong>Vincenz</strong>-Foyer:<br />
Wolfram Fischer hält die Welt in brillanten Bildern fest<br />
Von Dieter Fluck<br />
Nach schwerer Krankheit zurück im Leben:<br />
Momentaufnahmen von Licht und Schatten …<br />
>> Brillante Fotos, die aus ungewöhnlichen<br />
Blickwinkeln an phantastischen<br />
Orten entstanden, sind derzeit in der<br />
Eingangshalle des <strong>Limburg</strong>er <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es<br />
ausgestellt. Hier ein<br />
altes Segelschiff an einer Felsenküste in<br />
der Bretagne, dort ein imposantes <strong>St</strong>einensemble<br />
in der Sahara, der Eifelturm in<br />
bunter Nachtbeleuchtung, eindrucksvolle<br />
Porträtaufnahmen. Wolfram Fischer hat<br />
in seiner Ausstellung „Wasser und Land“<br />
Momente festgehalten und möchte Patienten,<br />
Besucher und Bedienstete im <strong>Krankenhaus</strong><br />
mit der Vielfalt und Schönheit<br />
der Natur aufmuntern.<br />
Es ist eine farbenfrohe Auswahl, die der Hobbyfotograf<br />
mit dem Hang zum Professionellen dem<br />
Betrachter näher bringen will. „Gehen sie in seinen<br />
Bildern spazieren und erfreuen sie sich an dieser<br />
Schönheit“, sagte Anette Dittmann (Weilburg),<br />
die den Fotokünstler vorstellte. Wolfram Fischer<br />
(Jahrgang 1953) stammt aus Bremen. Sein Leben<br />
ist von drei Phasen geprägt: von einer vielseitigen<br />
beruflichen Karriere, einer schweren Krankheit und<br />
seinem neuen Lebensinhalt, der Fotografie.<br />
Er absolvierte eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker,<br />
danach eine kaufmännische Lehre, es folgte<br />
eine Ausbildung zum Nachrichtengerätemechaniker<br />
und darauf aufbauend zum Funkelektroniker.<br />
Anschließend eröffnete Fischer sein eigenes<br />
Geschäft mit Unterhaltungselektronik und<br />
Antennenbau. Mit knapp 40 Jahren stoppte ein<br />
Schlaganfall seinen beruflichen Lebensweg. Im<br />
Kampf gegen seine Krankheit lernte er durch<br />
Dia-Vorträge wieder das Sprechen und gewann<br />
Wolfram Fischer zeigt in seiner Ausstellung „Wasser<br />
und Land" wunderschöne Landschaftsaufnahmen und<br />
Einzelobjekte, die er auf abenteuerlichen Reisen auf<br />
Dias festgehalten hat.<br />
<strong>St</strong>einwüste in der Sahara - festgehalten von Wolfram Fischer - ist ein Beispiel aus der sehenswerten<br />
Ausstellung im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>.<br />
nach und nach sein Erinnerungsvermögen und seine Konzentration zurück.<br />
Vor drei Jahren wagte er zum ersten Mal einen Urlaub allein in Frankreich.<br />
Wolfram Fischer ist ein Beispiel dafür, wie ein Mensch nach schwerer Krankheit<br />
zurück <strong>ins</strong> Leben finden kann und deshalb kommt es nicht von ungefähr,<br />
dass er für Ausstellungen und Dia-Vorträge Krankenhäuser wählt, um Menschen<br />
an seinem wieder gewonnenen Lebensmut teilhaben zu lassen. „Zuerst<br />
wusste ich von Blende und Tiefenschärfe gar nichts. Aber meine Neugier,<br />
etwas Neues kennen zu lernen, siegte dann doch“, berichtet er. Zuerst habe<br />
er sich der Sportfotografie zugewandt, später den Landschaftsbildern. „Ich<br />
merkte, welche Ruhe sich hier auf mich übertrug“, sagte er.<br />
So fuhr er mit dem Wohnmobil und dem Rad durch die Normandie und die Bretagne<br />
die ganze Küste entlang, mit dem Fahrrad durch Paris und Marokko - in<br />
die Sahara. Oft sind Gegensätze sein fotografisches Motto; Gegensätze, wie er sie<br />
auch im eigenen Leben erfahren hat: schnell und langsam, Licht und Schatten,<br />
oder - wie in der <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-Ausstellung – Wasser und Land. Alle Fotos, die<br />
noch bis Oktober zu sehen sind, können auch käuflich erworben werden.<br />
Die Farbfotos stellen einen gewollten Kontrast zu den historischen Schwarz-<br />
Weiß-Fotos vom alten <strong>Limburg</strong> dar, die in der vorangegangenen Ausstellung<br />
gezeigt worden waren und eröffnen damit einen Blick für die Vielfalt der Fotografie.<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> Geschäftsführer Klaus-Werner Szesik hieß Anette Dittmann<br />
vom Verein Integration in Weilburg sowie alle Gäste willkommen. André<br />
Kramm, Vorsitzender des mitveranstaltenden Förderkreises Bildende Kunst<br />
<strong>Limburg</strong>, meinte: „Kein anderer Ausstellungsort wie das <strong>Krankenhaus</strong> ermöglicht<br />
Künstlern ein so großes Publikum. Da habe der Initiator der Reihe „Kunst<br />
im <strong>Krankenhaus</strong>“, Dr. Dieter Recken, seinerzeit eine sehr gute Idee gehabt.
Philip Nguyen<br />
Anekdoten rund um das <strong>Vincenz</strong>-EM-Tippspiel von Angelos Gazis<br />
„Wie kommt man eigentlich dazu, ein<br />
Fußball-Tippspiel zu organisieren?“<br />
Nun, als Grundvoraussetzung muss<br />
selbstredend eine gewisse Zuneigung<br />
zu dieser Sportart vorliegen.<br />
>> Fügt man nun noch Spielspaß, ein großes Fußballturnier<br />
und E<strong>ins</strong>atzbereitschaft hinzu, fehlt eigentlich<br />
nur noch ein Quäntchen Verrücktheit um<br />
das Fußballfest mit einem Tippspiel zu garnieren.<br />
Über die hohe Teilnehmerzahl in diesem Jahr waren<br />
wir allerdings ebenso erfreut wie überrascht (115<br />
zahlende Teilnehmer im Vergleich zu 58 bei der<br />
WM 2006). Einen großen Anteil hieran hatte sicherlich<br />
unsere diesjährige Intranetpräsenz- hierzu<br />
noch einmal herzlichen Dank an unsere Unterstützung<br />
aus der EDV-Abteilung, an Jan Wildgrube, der<br />
zudem auch ein hervorragendes Resultat unter den<br />
Top ten erzielen konnte. Wenn man dann noch penetrant<br />
genug die Werbetrommel rührt, dann kann<br />
es schon vorkommen, dass selbst Chefärzte kurz vor<br />
Anpfiff der ersten Turnierbegegnung abgehetzt in<br />
die radiologische Abteilung eilen, um ihren Tippschein<br />
nebst E<strong>ins</strong>atz der diensthabenden MTA zu<br />
überreichen und diese sorgenvoll fragen, ob es denn<br />
zur Abgabe des Sche<strong>ins</strong> schon zu spät sei.<br />
Auch während des Turniers ereignete sich so manch<br />
amüsante Anekdote. So wurde ich zwischenzeitlich versehentlich<br />
von einer mir bis zu diesem Tag völlig unbekannten<br />
Krankenschwester angerufen. Als ich mich mit<br />
meinem Namen meldete, entgegnete diese mir: „oh, ich<br />
habe mich verwählt - aber welch eine Ehre mit Ihnen zu<br />
sprechen…“- so etwas hatte bis dahin noch niemand zu<br />
mir gesagt – „… Finden Sie es nicht auch toll, dass ich als<br />
Frau auf dem 16. Platz stehe?...“<br />
Und wie toll ich das fand, dass auch so viele Frauen an<br />
dieser Tipprunde beteiligt waren! Die zweit- und drittplatzierten<br />
Conny Türk und Diane Süss (beide Unfallchirurgie)<br />
beweisen, dass sich das sogenannte „schwache<br />
Der Sieger: Thomas <strong>St</strong>illger (1. Platz)<br />
Spielspaß und ein Quäntchen Verrücktheit:<br />
<strong>Vincenz</strong>-Mitarbeiter im EM-Tippfieber<br />
Conny Türk (2. Platz) Diane Süss (3. Platz) Frau Bernhardt,<br />
grandioser letzter Platz<br />
Aktuell < VIA < 31<br />
Dr. Holzmann<br />
mit Holzmedaille<br />
Geschlecht“ keineswegs zu verstecken braucht, wenn es gilt, sein Fußball-Fachwissen<br />
gepaart mit der nötigen Intuition, Fingerspitzengefühl und Glück mit männlichen<br />
Fußball-Experten zu messen. Einzig die Tatsache, dass meine Frau mehr Punkte<br />
erzielen konnte als ich, lässt Überlegungen aufkeimen, ob Frauen das nächste Mal<br />
nicht doch besser ausgeschlossen werden sollten…<br />
Doch da ist ja auch noch unsere Kollegin Karin Bernhardt! Bei ihr hatte ich die größte<br />
Mühe, sie zur Teilnahme an unserem Tippspiel zu überreden. Ich finde, auch für<br />
sie hat es sich gelohnt. Bis zum vorletzten Spieltag hatte sie sensationell ganze zwei<br />
Punkte erzielt – für mich der perfekte Antitipp. Ich bin überzeugt, selbst die größten<br />
Fußballexperten hätten Mühe, gezielt ein solches Ergebnis zu erlangen, weshalb ich<br />
mich noch immer dabei ertappe, ihr <strong>ins</strong>geheim Vorsatz zu unterstellen.<br />
Wieder andere hörte ich des Öfteren fluchen, sie hätten vor lauter Tippspiel-Tipps<br />
schon wieder vergessen, wie denn nun die wahren Resultate der Begegnungen ausgefallen<br />
seien. Besonders spannend fand ich den Endspurt: Der Sieger stand bereits<br />
fest. Thomas <strong>St</strong>illger war nicht mehr einzuholen. Es folgten Conny Türk mit einem<br />
Punkt Vorsprung vor den punktgleichen Diane Süss und „Hulk“ (Dr. Markus Holzmann<br />
aus der Unfallchirurgie). Conny Türk hatte auf Spanien als Europameister<br />
getippt, ihre beiden Kontrahenten jeweils auf Deutschland. Hätte nun Deutschland<br />
das Finale gewonnen, hätten diese beiden durch die Bonuspunkte Frau Türk noch<br />
überholt und sie wäre leer ausgegangen. So aber musste sich Herr Dr. Holzmann mit<br />
der Holzmedaille begnügen – wüsteste Beschimpfungen musste ich mir aufgrund<br />
dessen anhören. Letztendlich jedoch zeigte auch er sich als wahrer Sportsmann und<br />
konnte für unser Foto wieder lachen.<br />
Großer Respekt muss dem Gewinner gezollt werden. Thomas <strong>St</strong>illger (Medizinische<br />
Klinik Kardiologie) hatte schon bei unserem Tippspiel zur WM 2006 mitgewirkt<br />
und war dort bereits durch sehr gute Platzierungen aufgefallen (er war Fünfter<br />
geworden, nur ein Punkt trennte ihn von den Gewinnerrängen). Erst durch die Bonuspunkte<br />
konnte er damals von der Tippgeme<strong>ins</strong>chaft des Neurologie-Oberarztes<br />
<strong>St</strong>efan Klingebiel vom Thron gestoßen werden. Als Fußballfan hat mit ihm auch<br />
ein echter Experte verdient die <strong>St</strong>.<strong>Vincenz</strong>-Tippspiel-Krone gewonnen. Noch einmal<br />
herzlichen Glückwunsch!<br />
Die Veranstalter Angelos Gazis und Philip Nguyen freuen sich schon jetzt darauf, das<br />
WM-Tippspiel 2010 zu organisieren. Wir haben auch bereits den ersten Teilnehmer:<br />
Frau Karin Bernhardt aus der Radiologie hat für ihren nie gefährdeten letzten Platz<br />
einen Gutschein zur Teilnahme an der kommenden Tipprunde entgegengenommen<br />
und angekündigt, sie wolle ihren Titel verteidigen. Man darf gespannt sein, wer die<br />
Herausforderung annimmt!
32 > VIA > <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
Sein Name steht für Licht, Sonne oder ganz einfach für Glück: Luce, geboren am 5. August<br />
2008 um 5.58 Uhr im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>, bescherte nicht nur seinen Eltern einen sonnigen<br />
Tag, sondern auch dem Team der Frauenklinik des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>. War er doch das 500. Baby,<br />
das in diesem Jahr in der <strong>Limburg</strong>er Klinik zur Welt kam.<br />
Luce ist das 500. Baby<br />
des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es<br />
Freude über das 500. Baby in der Frauenklinik des <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong>es: Ivonne<br />
Sojczynski mit Luce, Kinderkrankenschwester Julia <strong>St</strong>adtmüller, die stellvertretende <strong>St</strong>ationsleiterin<br />
Erika Warz und Chefarzt Dr. Peter Scheler.<br />
>> Grund zur Freude also nicht nur für seine Eltern, Ivonne und<br />
Daniel Sojczynski aus Runkel, sondern auch für die Mitarbeiter der<br />
Geburtshilfe am <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>, die sich nach Kräften um werdende<br />
Eltern und deren „<strong>Vincenz</strong>-Kinder“ bemühen. Mit viel Wissen und<br />
Erfahrung, aber auch mit einem immer wieder aktualisierten Angebot<br />
für Mütter, Väter und Kinder.<br />
So gibt es beispielsweise seit rund einem Jahr ein sogenanntes „Familienzimmer“<br />
auf der Entbindungsstation, in dem auch der Papa übernachten<br />
und die erste Zeit mit dem Baby nahtlos miterleben kann. Das Angebot für<br />
den Vater, Tag und Nacht bei seiner Frau und seinem Kind zu bleiben, soll<br />
in erster Linie dem Zusammenwachsen der neuen Familie dienen - beson-<br />
ders beim ersten Kind eine wichtige <strong>St</strong>ütze für junge<br />
Eltern. Hier dürfen sie die erste geme<strong>ins</strong>ame Zeit mit<br />
dem Baby entspannt genießen und sich gründlich<br />
„beschnuppern“. Ihren Tagesablauf können sie geme<strong>ins</strong>am<br />
und weitestgehend unabhängig nach eigenen<br />
Wünschen und Vorstellungen gestalten, haben<br />
aber dennoch die Möglichkeit, alles über die Versorgung<br />
ihres Babys zu lernen. Denn das Pflegepersonal<br />
der <strong>St</strong>ation steht auf Wunsch natürlich jederzeit<br />
mit Rat und Tat zur Seite. Alles in allem eine ideale<br />
Möglichkeit für die junge Familie, sich miteinander<br />
vertraut zu machen und das Kind geme<strong>ins</strong>am in die<br />
Welt hinaus zu begleiten.<br />
Eine neuer Service der Geburtshilfe und eine gute<br />
Hilfestellung für die Eltern, sich auf die Zukunft<br />
mit dem eigenen Kind bestens vorbereitet zu fühlen.<br />
Und eine weitere Facette im Engagement des Teams<br />
der Frauenklinik, die jungen Eltern ganzheitlich und<br />
umfassend auf den neuen Lebensabschnitt vorzubereiten.<br />
Auch Luce wird davon profitieren …<br />
! INFO<br />
Nähere Informationen auch unter<br />
06431 / 292-4460, an den Informationsabenden<br />
des Kreißsaalteams<br />
an jedem ersten Dienstag im Monat<br />
um 19 Uhr im Kreißsaal oder unter<br />
http://www.st-vincenz.de/abteilungen/<br />
frauenklinik/geburtshilfe.php
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong><br />
hinter den Kulissen …<br />
>> Ein großes Filmprojekt hat der neue <strong>St</strong>udioleiter des<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>, Friedhelm Gundlach, jetzt nach rund einjähriger<br />
Produktion fertiggestellt: „Wir über uns“ heißt<br />
seine neueste, knapp 80 Minuten dauernde Filmproduktion<br />
über einen Alltag im <strong>Krankenhaus</strong>, der sich dem<br />
Besucher wie dem Patienten nicht unbedingt sofort und<br />
unmittelbar erschließt.<br />
Denn Gundlach wagte einen ganz speziellen Blick hinter die<br />
Kulissen des <strong>Krankenhaus</strong>es, in die Bereiche nämlich, welche<br />
der Patient entweder überhaupt nicht sieht oder nicht unbedingt<br />
zwanghaft mit Medizin oder Pflege in Verbindung bringt. Es<br />
hatte ihn ganz einfach fasziniert, wie ein so großes und komplexes<br />
Unternehmen Tag für Tag rund um die Uhr trotz unvorhersehbarer<br />
Unabwägbarkeiten doch relativ reibungslos funktionieren<br />
kann. Nach seiner Überzeugung kann dies nur gelingen<br />
wie bei einem Zahnrad: ein Rad muss <strong>ins</strong> andere greifen. Am<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> sind daran <strong>ins</strong>gesamt rund 1000 Mitarbeiter<br />
beteiligt. Und es sind eben nicht nur die medizinischen<br />
>> Acht Wochen <strong>Krankenhaus</strong> und vier Operationen<br />
hatten ihn sehr nachdenklich gemacht: Alexander Gerhardt<br />
fragte sich, wie sich wohl Kinder fühlen, wenn sie<br />
länger im <strong>Krankenhaus</strong> liegen müssen – kommt doch<br />
kleinen Erdenbürgern schon im gesunden Zustand Zeit,<br />
in der sie nicht herumtoben dürfen, wie eine Ewigkeit<br />
vor. Als der 45jährige aus Runkel-<strong>St</strong>eeden gesund und<br />
dankbar für die erfolgreiche Behandlung im <strong>Limburg</strong>er<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> wieder zu Hause war, stand<br />
für ihn eines fest: Sein persönliches Dankeschön sollte<br />
den kle<strong>ins</strong>ten Patienten zugute kommen, die er während<br />
seiner Zeit in der <strong>Limburg</strong>er Klinik oft genug beobachtet<br />
und bedauert hatte.<br />
So startete er geme<strong>ins</strong>am mit seiner Frau Ramona, die im Hadamarer<br />
Sportheim die Regie in der Gastronomie führt, im Rahmen<br />
der Fußball-EM eine Aktion für den guten Zweck: eine<br />
Großleinwand wurde aufgehängt, Werbeplakate gedruckt und<br />
ein Sparschwein für die <strong>Vincenz</strong>-Kinder aufgestellt. Und so<br />
konnte wer Fußball schauen wollte gleichzeitig auch etwas für<br />
einen guten Zweck tun. Nicht ganz ohne <strong>St</strong>olz verweist Alexander<br />
Gerhardt darauf, im Vergleich zur <strong>Limburg</strong>er Gegenveranstaltung<br />
eine durchaus respektable Quote erzielt zu haben:<br />
Während in <strong>Limburg</strong> rund 20.000 Zuschauer 1150 Euro für<br />
einen anderen guten Zweck spendeten, kamen im Hadamarer<br />
Sportheim bei rund 500 Besuchern stolze 355 Euro zusammen.<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> < VIA < 33<br />
Live aus <strong>St</strong>udio Kanal 1 <strong>Vincenz</strong>TV: Dr. Heinrich Richard, Vorsitzender des Vorsitzender<br />
des Trägervere<strong>ins</strong> von Kanal 1/ <strong>Vincenz</strong> TV, Geschäftsführer Klaus-Werner Szesik und <strong>Vincenz</strong>TV-Team-Mitglied<br />
Heinz Abel (ganz rechts) zeigten sich begeistert von dem Filmprojekt,<br />
das der engagierte neue <strong>St</strong>udioleiter des Senders, Friedhelm Gundlach, nun nach einjähriger<br />
Produktionszeit mit Hilfe von Sprecherin Hilla Knoth fertiggestellt hat.<br />
und pflegerischen Berufsgruppen, sondern noch viele andere, die am Erfolg<br />
der Behandlung zwar indirekt aber eben letztlich doch beteiligt sind. Gundlachs<br />
Filmdokumentation, die bald regelmäßig über Kanal 1 in die Krankenzimmer<br />
gesendet werden wird, will die Patienten über die Abteilungen<br />
informieren, die eher im Hintergrund arbeiten, aber eben durchaus auch an<br />
Ihrer Genesung beteiligt sind. Doch auch Friedhelm Gundlach hat „sein“ Filmprojekt<br />
nicht ganz allein bewältigt: Als professionelle Sprecherin stand ihm<br />
Hilla Knoth (Gückingen) hiflreich zur Seite. Im Beisein des Vorsitzenden von<br />
Kanal 1 <strong>Vincenz</strong>TV, Dr. Heinrich Richard, überreichte Gundlach jetzt seinen<br />
<strong>Vincenz</strong>-Film symbolisch dem Geschäftsführer der <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft,<br />
Klaus-Werner Szesik.<br />
Tolle EM-Aktion in Hadamar<br />
für die <strong>Limburg</strong>er <strong>Vincenz</strong>-Kids<br />
Im Bild v.l.n.r.: Geschäftsführer Klaus-Werner Szesik, Ramona und Alexander Gerhardt,<br />
Chefarzt Dr. Peter Scheler<br />
Als Angestellter von Mundipharma auch beruflich mit dem Gesundheitswesen<br />
verbunden freute sich Alexander Gerhardt jetzt, geme<strong>ins</strong>am mit<br />
seiner Frau den Erlös im <strong>Limburg</strong>er <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>-<strong>Krankenhaus</strong> übergeben<br />
zu können. Dort soll das Geld für pädagogisch wertvolles Spielzeug verwandt<br />
werden, das die Kinder von ihren Schmerzen wie auch vom tristen<br />
<strong>Krankenhaus</strong>alltag ablenken soll. Geschäftsführer Klaus-Werner Szesik<br />
(links) und Chefarzt Dr. Peter Scheler (rechts) dankten sehr für die großartige<br />
Unterstützung.
34 > VIA > Personalnachrichten<br />
Personalnachrichten<br />
KRANKENHAUSGESELLSCHAFT ST. VINCENZ mbH<br />
Akademisches Lehrkrankenhaus der Justus-Liebig-Universität Giessen<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> <strong>Krankenhaus</strong> <strong>Limburg</strong><br />
Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:<br />
NAME EINSATZORT EINTRITT<br />
Klimeck-Weber, Solweig-Gesine <strong>St</strong>ation E Ost 01.07.2008<br />
Lüke, Jan Zivi (<strong>St</strong>ation 1 Ost Intensiv) 01.07.2008<br />
Schenkel, Nelli Kreißsaal 01.07.2008<br />
Schröder, Jan Frauenklinik 01.07.2008<br />
Schröder, Annette Röntgendiagnostik 01.07.2008<br />
Wenzel, Peter Zivildienstleistender (HBD) 01.07.2008<br />
Brosig, Denise Apotheke 01.08.2008<br />
Brückner, Natascha Frauenklinik 01.08.2008<br />
Meurer, Christiane Verwaltung 01.08.2008<br />
Meurer, Sebastian Küche 01.08.2008<br />
Velikodnaia, Svetlana Onkologie 01.08.2008<br />
Koch, Christine Neurologie 11.08.2008<br />
Busch, Verena Onkologie 15.08.2008<br />
Beichert, Anna <strong>St</strong>ation E West 01.09.2008<br />
Eberhardt, Nelli Chemo-Ambulanz 01.09.2008<br />
Schardt, Christina Apotheke 01.09.2008<br />
Schräder, Christina Zentral-OP 01.09.2008<br />
Jubiläen Juli bis September 2008:<br />
NAME ABTEILUNG DATUM JAHRE<br />
Reusch, Maria <strong>St</strong>ation 2 West 01.07.2008 10<br />
Führer, Eugenia Zentralsterilisation 15.07.2008 10<br />
Reusch, Gabriele <strong>St</strong>ation 7 Ost 01.07.2008 20<br />
Tan, Kornelia Materialwirtschaft 01.07.2008 20<br />
Schneider, Elisabeth <strong>St</strong>ation 3 Ost 28.07.2008 20<br />
Wolf, Siglinde Unfallchirurgie 22.08.2008 20<br />
Frink-Hilger, Margot Labor 01.08.2008 25<br />
Theis, Sigrid <strong>St</strong>ation U Ost 23.08.2008 25<br />
Wagenbach, Ursula Personalabteilung 01.09.2008 25<br />
Brötz, Brigitte <strong>St</strong>ation 7 Ost 01.07.2008 30<br />
Schwarz, Barbara <strong>St</strong>ation 1 West 01.07.2008 30<br />
Weide, Arnold <strong>St</strong>ation 5 Ost 01.07.2008 30<br />
Benner, Hiltrud <strong>St</strong>ation 3 Ost 01.07.2008 30<br />
Hannemann, Harald Physikalische Therapie 01.07.2008 35<br />
Laux, Ulrike <strong>St</strong>ation 5 West 01.08.2008 35<br />
Schmuck, Roswitha Textilversorgung 01.08.2008 35<br />
Ortel, Hans Küche 01.07.2008 40<br />
Helling-Simon, Gerdi Küche 01.08.2008 40<br />
Ruhestand:<br />
NAME ABTEILUNG AUSTRITT<br />
Burggraf, Magdalena <strong>St</strong>ation 3 West 31.05.2008<br />
Heun, Ludmilla Küche 30.06.2008<br />
Dr. Wahler, Armin Anästhesie 20.06.2008
Rüstige<br />
<strong>Vincenz</strong>-Renter<br />
Die Fotos dokumentieren es eindeutig: von<br />
schlechtem Wetter lassen sich <strong>Vincenz</strong>-Rentner<br />
nicht die Laune verderben: Unsere Bilder zeigen<br />
sie beim Jahresausflug nach Ahrweiler, den das<br />
regnerische Wetter nur unwesentlich trüben konnte.<br />
Bei einem ausgiebigen <strong>St</strong>adtbummel nahmen<br />
die Rentnerinnen und Rentner die historische Altstadt<br />
unter die Lupe und machten Einkehr in den<br />
netten Cafe`s der Winzer-<strong>St</strong>adt. Weiter ging die<br />
Fahrt durch das idyllische Mosel-Tal nach Dernau,<br />
wo sich die Teilnehmer begeistert von der vorzüglichen<br />
Küche des „Winzerhauses“ zeigten. Gut<br />
gesättigt und bester Laune, möglicherweise unterstützt<br />
durch den süffigen Moselwein, setzten sie ihre Fahrt zum Kloster Maria<br />
Laach fort. Hier wurden selbsteredend die mittelalterliche Klosterkirche, aber<br />
auch der See und die phantastische Gärtnerei des Klosters mit ihren diversen<br />
Treibhäusern besichtigt. Anschließend lockte das Seehotel zum gemütlichen Kaffee,<br />
im Anschluss kehrte man gesund und zufrieden nach <strong>Limburg</strong> zurück.<br />
Die „Ehemaligen“ treffen sich regelmäpig im Gasthaus „Zum<br />
Schlöß`che“ am <strong>Limburg</strong>er Bischofsplatz. Das nächste Treffen findet<br />
am ersten Donnerstag im Dezember statt.<br />
Nähere Informationen<br />
erteilt gern Susanne Wagner, Telefon: 06431 / 71694.<br />
J VIA-Kinder<br />
In Kürze < VIA < 35<br />
<strong>Herz</strong>liche Glückwünsche von der<br />
<strong>Krankenhaus</strong>leitung der <strong>Krankenhaus</strong>gesellschaft<br />
<strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong> an:<br />
Der Reigen der VIA-Kinder im Jahr 2008 verlief zunächst<br />
etwas schleppend: Erst im März gab es das<br />
erste „<strong>St</strong>art up“, Ben kam mit 3600 Gramm und einer<br />
Länge von 56 Centimetern am 18. März zur Welt. Die<br />
stolzen Eltern arbeiten beide im <strong>St</strong>. <strong>Vincenz</strong>: Mutter<br />
Nina Solf ist Krankenschwester auf der <strong>St</strong>ation 2 Ost,<br />
Vater Christoph bühler ist Fachkrankenpfleger auf<br />
der <strong>St</strong>ation 1 Ost Intensiv. Emma kam am 6. April<br />
zur Welt. Ihre Maße: 2870 Gramm und 51 Centimeter.<br />
Ihre Mutter ist Silvia Martin, ebenfalls Fachkrankenschwester<br />
auf der <strong>St</strong>ation 1 Ost Intensiv. Drei Monate<br />
später wurde am 4. Juli Amy Joy geboren. Sie brachte<br />
bei einer Länge von 53 Centimetern 3800 Gramm<br />
auf die Waage, ihre Mutter ist Shirley Köhler, Krankenschwester<br />
auf der <strong>St</strong>ation E Ost. Kurz darauf, am<br />
8. Juli, kam Mayla zur Welt. Mutter Dajana Jones<br />
arbeitet als Krankenschwester auf der <strong>St</strong>ation 5 Ost.<br />
Die Maße ihrer Tochter: 3930 Gramm und 53 Centimeter.<br />
Für den männlichen Ausgleich sorgte dann<br />
wieder der kleine Leopold. Er erblickte am 13. August<br />
um 12.03 Uhr mit stolzen 3790 Gramm das Licht<br />
der Welt, seine Mutter heißt Vanessa <strong>St</strong>eger und ist<br />
Mitarbeiterin in der Zentralen Notaufnahme.<br />
Wir wünschen von <strong>Herz</strong>en alles Gute!
36 > VIA > Anzeigen<br />
Werbung wirkt!<br />
Günstig werben<br />
bereits ab 140.- Euro!<br />
Zzgl. Mwst.<br />
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Anzeigen < VIA < 37
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Anzeigen < VIA < 39