Ausgabe 11/12 2011 - BDH Bundesverband Rehabilitation
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Netto-Löhne sinken immer weiter<br />
••• Niedriglohnsektor<br />
fördert Spaltung der<br />
Lohngruppen<br />
Der Studie nach sanken die realen<br />
Nettolöhne von Geringverdienern<br />
seit der Jahrtausendwende um<br />
über 22 Prozent. Berechnet über alle<br />
Lohn- und Gehaltsgruppen sanken<br />
die Nettogehälter im selben<br />
Zeitraum real um 2,5 Prozent. Verteilungsforscher<br />
Markus Grabka<br />
vom DIW wies auf die fehlende<br />
Durchlässigkeit des wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs hin. „Die Wirtschaft<br />
ist seit der Jahrtausendwende ordentlich<br />
gewachsen. Die Vermögenseinkommen<br />
seien „insgesamt<br />
sogar kräftig gestiegen.“<br />
Doch die Verteilungsanalyse erbrachte<br />
keine ausgewogene Verteilung<br />
der Wirtschaftsleistung unter<br />
den verschiedenen Akteuren der<br />
Wirtschaft. Hauptursache dieser<br />
Lohnspreizung auf dem Arbeitsmarkt<br />
sind atypische Arbeitsverhältnisse<br />
wie Teilzeit- oder Leiharbeit.<br />
Drei von vier neuen Arbeitsplätzen<br />
während des Aufschwungs sind<br />
sog. „prekäre“ Arbeitsverhältnisse<br />
und lassen die sozialen Sicherungssysteme<br />
erodieren.<br />
Beinahe acht Millionen Menschen<br />
arbeiten mittlerweile auf der Basis<br />
dieser, zumeist schlecht bezahlten,<br />
<strong>BDH</strong>-Kurier <strong>11</strong>/<strong>12</strong> 20<strong>11</strong><br />
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wies in einer Verteilungsstudie auf<br />
die Spaltung der Lohngruppen hin, die inzwischen besorgniserregende Ausmaße annimmt.<br />
Arbeitsverhältnisse. In vielen Fällen<br />
konstatierten die Forscher Lohndifferenzen<br />
zwischen fest angestellten<br />
Arbeitnehmern und Leiharbeitern<br />
von bis zu 30 Prozent. Der Wirtschaftsweise<br />
Peter Bofinger warf<br />
den politisch Verantwortlichen Passivität<br />
und Untätigkeit vor: „Es gibt<br />
Möglichkeiten, die Löhne zu stabilisieren.<br />
Doch die Politik interessiert<br />
sich nicht dafür.“ Der Würzburger<br />
Wirtschaftsprofessor plädierte für<br />
eine höhere Beteiligung der Arbeitgeber<br />
an den Sozialabgaben und<br />
sucht damit den sozialen Ausgleich:<br />
„Eine solche Rückkehr zur Parität<br />
würde den Staat keinen Cent kosten“,<br />
so der Ökonom. Die Wirtschaft<br />
brummt, eine Gefahr für Arbeitsplätze<br />
oder die Konjunktur ist derzeit<br />
nicht gegeben.<br />
Aus sozialpolitischer Sicht wäre es<br />
ein wichtiges Zeichen, die Kosten<br />
des Sozialstaats gerecht zu verteilen<br />
und die Parität zwischen Arbeit-<br />
Verteilungsforscher Markus Grabka vom DIW<br />
beschäftigt sich mit Verteilungsfragen.<br />
nehmern und Arbeitgebern wieder<br />
herzustellen. Diese Entlastung im<br />
Niedriglohnsektor könnte untere<br />
Lohngruppen nachhaltig entlasten<br />
und Vielen einen Anreiz bieten, in<br />
den ersten Arbeitsmarkt zurückzukehren.<br />
Der Staat wäre schlussendlich<br />
fiskalischer Profiteur durch steigende<br />
Beschäftigung und die Eindämmung<br />
der Schwarzarbeit.<br />
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