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Fehler! Formatvorlage nicht definiert. 96Hess et al. (1991) replizierten in ihrer schon mehrfach zitierten qualitativen Interviewstudieeine 3-er Typologie subjektiver individueller Verarbeitung, welche bereits Brinkmann (1984)gefunden hatte. Sie unterschieden (1) eine Gruppe (20 Prozent), welche der Erwerbslosigkeitauch positive Aspekte abgewinnen kann, (2) Betroffene mit starker Beeinträchtigungsozialer Beziehungen (50 Prozent) und (3) solche mit einer hauptsächlichen Beeinträchtigungder persönlichen Identität (30 Prozent). Die Gültigkeit dieser Verteilung bleibt auferwerbslose Familienväter beschränkt. Die AutorInnen zeigen sich überrascht von derTrennschärfe der Typologie. Ausserdem weisen sie darauf hin,"dass sich hinter dieser Typologie nicht die Dynamik einer langandauernden Erwerbslosigkeit in derWeise verbirgt, dass die subjektive Belastung, die Schwierigkeit der Reintegration und der Abbau desSelbstwertgefühls mit der Dauer der Arbeitslosigkeit immer grösser werden. Ein Zusammenhang zwischenVerarbeitungsform und (formaler wie kumulativer) Dauer der Arbeitslosigkeit ist zwar vorhanden,aber keineswegs durchschlagend. Einen differenzierenden Einfluss hat hingegen die Art der Berufs-und Arbeitsorientierung, die ihrerseits mit der Tätigkeitsstruktur vor der Arbeitslosigkeit und demAusbildungsniveau zusammenhängt." (Hess et al. 1991, 183f.)Andere Faktoren, die zwischen den drei Verarbeitungstypen trennen, sind:• Erwerbslose mit auch positiver Verarbeitung: Angestellte und Facharbeiter sind überrepräsentiert,das Ausbildungsniveau ist im Durchschnitt deutlich höher, die finanzielleBelastung etwas geringer (die Betroffenen können eher auf ein zusätzliches Einkommenaus regelmässiger oder unregelmässiger Erwerbsarbeit anderer Familienmitgliederzurückgreifen).• Erwerbslose mit Beeinträchtigungen sozialer Beziehungen: Überwiegend Familienväter,bei denen die Erwerbslosigkeit zu einem ausgeprägten Rückzugsverhalten geführt hat.Das Familienleben wird nicht als hilfreich erlebt, Hobbys befriedigen nicht. Sie fühlensich als Aussenseiter und abfällig von ihren Mitmenschen behandelt («Opferhaltung»).Erwerbslose, welche von der Arbeitslosenhilfe und von Sozialhilfe leben müssen. Diezunehmenden finanziellen Schwierigkeiten bedingen die soziale Isolation, die zur relevantenBedrohung und Belastung wird.• Erwerbslose mit Beeinträchtigungen der persönlichen Identität: Die subjektive Wahrnehmungist noch bedrückender als in der zweiten Gruppe. Zukunftsungewissheit, verringertesSelbstwertgefühl, resignative Stimmungslagen herrschen vor. Ein Drittel dieserGruppe hat keine qualifizierte Berufsausbildung und viele arbeiteten vorher als Un- oderAngelernte. Die (kumulative) Dauer der Erwerbslosigkeit ist hier am höchsten(Durchschnitt: 38 Monate). Die Betroffenen zeichnen sich durch eine äusserst starkeArbeitsorientierung aus (identifizierten sich auschliesslich über ihre Arbeit), die durch dieArbeit gesetzte Zeitstruktur hatte für den Tagesablauf der Familie die höchste Priorität.Die Möglichkeit zur Abfederung der Folgen von Erwerbslosigkeit ist laut diesen Befundenalso stark abhängig vom beruflichen Status, also auch vom Bildungs- und Ausbildungsstand,sowie vermutlich von bereits erlebten Entfaltungsmöglichkeiten in der Arbeit.Ein weiteres Beispiel einer statischen Typologie bieten z.B. Hornstein et al. (1986) an. DieAutoren entdeckten in ihrer Stichprobe zwei Extremausprägungen, nämlich die «defensive»und die «offensive» Bewältigungsform. <strong>De</strong>r «defensive» Typ ist dabei durch eine geringeB A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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