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162stellte dabei fest, dass in den Familien, die langfristig arm geblieben waren, die Kinder seltenerAusbildungsplätze gefunden hatten und öfter erwerbslos waren (Napp-Peters 1995,119). Dies deutet darauf hin, dass sich das Erleben von Armut während der Kindheit tatsächlichin einer eingeschränkten Lebensperspektive (berufliche Laufbahn u.ä.) spiegelnkann.Auch Walper (1988, 209f) weist in ihrer Stichprobe 102 auf die Reduktion der elterlichenWünsche an eine längere Ausbildung ihrer Kinder hin, kommt allerdings zu differentiellenErgebnissen. Befunde zur Wahl von Berufswegen legen nahe, dass die niedrigenStatusgruppen und Mädchen besonders vulnerabel für geringe Ausbildungsaspirationenseitens der Eltern sind. Walper (1998) stellt für ihre Untersuchung von Zweielternfamiliendaher zwei Hypothesen auf:1. Eine Reduktion der elterlichen Bildungswünsche für ihre Kinder bei ökonomischer <strong>De</strong>privationist weitgehend auf Familien mit geringer Bildung der Eltern beschränkt.2. Mädchen sind bei familiären Einkommenseinbussen eher von einer Reduktion der elterlichenWünsche an eine längere Ausbildung betroffen als Jungen. (ebd., 210)Die erste Hypothese konnte von Walper (1988) bestätigt werden. Die Autorin gibt zu bedenken,dass kürzer gesteckte Ausbildungsziele schon in rein finanzieller Hinsicht funktionalerscheinen, und dass sich die ökonomischen Anpassungerfordernisse in der unterenBildungsschicht stärker auswirken. Inwieweit allerdings finanzielle Motive die reduziertenBildungswünsche der deprivierten Eltern begünstigen oder aufgrund des eigenen sozioökonomischenMisserfolgs die Chancen einer günstigen Plazierung der Kinder im Statusgefügeüber den Weg einer längeren Ausbildung geringer eingeschätzt werden, liess sich in dieserStudien nicht aufklären. Wahrscheinlich ist von beiden Mechanismen auszugehen (Walper1988, 267). Eine erhöhte Vulnerabilität der Mädchen im Sinne der zweiten Hypothese konnteWalper in ihren Daten nicht ermitteln.Zudem untersuchte Walper (1988) auch die Konsequenzen ökonomischer Einbussen für dieLeistungsorientierung der Jugendlichen selbst. Sie erwartete diesbezüglich gegenläufigeReaktionen. Einerseits könne die ökonomische <strong>De</strong>privation im Sinne einer normativenGegenreaktion auf den Statusverlust zu einer vermehrten Leistungsorientierung führen.Andererseits sei auch denkbar, dass familiäre Armut als Versagen hinsichtlich gesellschaftlicherwünschter Bewertungskriterien gerade eine Abwendung von diesen Normen zur Folgehabe. Die Ergebnisse zeigen, dass ökonomische <strong>De</strong>privation bei Jugendlichen in der unterenBildungsgruppe mit einer vermehrten Leistungsorientierung einhergeht. Die betroffenenJugendlichen versuchen offenbar den sozioökonomischen Aufstieg mittels der eigenenAnstrengung zu erreichen. In der Gruppe mit höherer Bildung zeigte sich tatsächlich derumgekehrte Effekt. Diese Adoleszente wenden sich von den durch die Eltern vermitteltenLeistungsnormen ab, weil sie deren mangelnden Erfolg bei ihren (deprivierten) Eltern sehen(Walper 1988, 268f).102 Einschränkend ist anzufügen, dass sich die Daten von Walper (1988) auf Familien beziehen, welcheEinkommensveränderungen/-einbussen unterlagen (meist durch Stellenverlust/Erwerbslosigkeit des Vaters),und die deshalb jedenfalls nicht zu den dauerhaft armen Personen gezählt werden können.B A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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