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174grenzung von den «Pennern» und «Eckenstehern» des Quartiers, denen gegenüber sie sichals «gefestigte, lebenstüchtige Persönlichkeit» fühlen können."Unter den Bedingungen eines geschrumpften lebensweltlichen Horizonts wird so die blosse häuslicheKonsolidierung auf einem (von aussen betrachtet) ziemlich niedrigen Niveau zum Anlass gesellschaftlicherAnerkennung." (Boettner/Tobias 1991, 43)Von familiärer Konsolidierung mittels Sozialhilfebezug sprechen auch Buhr/Ludwig (1994,122f.) in bezug auf Alleinerziehende. Die Sozialhilfe wird an einem kritischen Punkt derFamilienkarriere zum Ausweg aus einer finanziellen Krise (z.B. bei Scheidung/Trennung,Geburt eines Kindes) und übernimmt Versorgungsfunktionen für kürzere oder längere Zeit.Die Sozialhilfe ist in diesen Fällen nicht der Anfang einer Abwärtsspirale, sondern stabilisiertdie Familien auf einem materiell eingeschränkten Niveau.Biographieabhängiges Erleben des SozialhilfebezugsIn der neueren Armutsforschung wird der Bezug von Sozialhilfe nicht mehr einseitig alsAusdruck völlig restringierter Handlungsmöglichkeiten der Betroffenen begriffen. Im Einklangmit der neueren Ungleichheitsforschung gilt eine <strong>De</strong>duzierung des subjektiven Erlebens undder subjektiven Verarbeitung aus der objektiven sozialen Lage als nicht zulässig: das Seinbestimmt nicht umstandslos das Bewusstsein. Obwohl alle Forschungen zeigen, dass dieAbhängigkeit von Sozialhilfe mit einer Reihe negativer Erfahrungen verbunden ist(Diskriminierung, Willkür, Kontrollverlust), führen diese unangenehmen Erfahrungen nichtzwingend zu einer negativen Gesamtbilanz. Diese Gesamtbewertung wird im Zuge einerbiographischen Bilanzierung hergestellt (Buhr 1995, Leibfried et al. 1995, Mädje/Neusüss1996). Die Bremer Langzeitstudie identifizierte vier Muster der biographischen Bewertungvon Sozialhilfe:"Negativ-Relativierung des Sozialhilfebezugs im Vergleich zu gleichzeitigen Ereignissen in anderenLebensbereichen, die als belastender erlebt werden; biographische Relativierung des Sozialhilfebezugsvor dem Hintergrund früherer schlechterer Erfahrungen; biographische Bilanzierung, die negative Aspektedes Bezugs akzeptieren lässt, weil die Sozialhilfe die Verfolgung anderer, subjektiv höherwertigerLebensziele unterstützt (positive Teilfunktionen der Sozialhilfe); und globale Negativbewertung derSozialhilfe, wenn die Folgen des Bezugs weder relativiert noch aufgrund positiver Teilfunktionen biographischpositiv bilanziert werden können." (Leibfried et al. 1995, 125f., Hervorhebungen im Original)Subjektive biographische Aspekte überformen die Bedeutung der Sozialhilfe. Das gilt auchfür die Dauer des Bezugs: objektive Zeit und subjektives Erleben müssen nicht zusammenfallen,d.h. Langzeitabhängigkeit muss nicht zwingend als belastender empfunden werdenals Kurzzeitbezug. Kurzfristige Sozialhilfeabhängigkeit kann umgekehrt trotzdem einschneidendeBedeutung und Folgen haben (Buhr 1995, 223). Die ForscherInnen der BremerLangzeitstudie zu Sozialhilfebeziehenden unterscheiden drei Haupttypen subjektiverZeitorientierungen: "subjektive Überbrücker", "missglückte Überbrücker" und "subjektiveLangzeitbezieher" (Buhr 1995, Leibfried et al. 1995). "Subjektive Überbrücker" verstehen denSozialhilfebezug als vorübergehende, befristete Phase im Lebenslauf, wobei die Sozialhilfeverschiedene Funktionen erfüllen kann: (a) materielle Überbrückung, bis andere Leistungeneintreffen (z.B. Erwerbslosengeld, Rente), (b) Sicherung des Lebensunterhalts bis zu einemB A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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