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181Kinder stärker indirekte Effekte (Vernachlässigung bzw. mangelnde Zuwendung durch dieEltern) verzeichnet.Sehr kontrovers wird in der neueren Armutsforschung die Frage nach den Dispositions- undPartizipationsspielräumen diskutiert, genauer: die Frage nach den Folgen von Sozialhilfebezug.Hier stehen sich die «welfarization»-These und die These des Sozialhilfebezugs alsbewusste Option mit u.U. auch positiven biographischen Funktionen gegenüber.Moderiert werden die Effekte von Armut durch eine Reihe von Variablen, die je nach Studieals unterschiedlich zentral eingestuft werden. Die wichtigsten Faktoren, die in den referiertenUntersuchungen genannt werden sind die folgenden:1. Ausmass der ökonomischen <strong>De</strong>privationArmut ist keine diskrete Variable, sondern sollte als Kontinuum von mehr oder weniger ungünstigenLebensumständen verstanden werden. Die wenigen Studien, die die VariableEinkommensarmut graduell abstufen, kommen zum wenig überraschenden Schluss, dassdie Konsequenzen von Armut umso gravierender sind, je grösser das Ausmass der ökonomischen<strong>De</strong>privation ist. Dies scheint auch für ein lebenslagentheoretisches Modell zugelten: mehrfach unterversorgte Personen sind stärker von den negativen Auswirkungen derArmut betroffen.2. Dauer der ArmutsbetroffenheitDie Armutsforschung geht heute davon aus, dass die Armutspopulation sich aufteilt in einerelativ kleine Gruppe, die längerfristig oder gar über Generationen in Armut lebt, und einegrössere Gruppe, die nur vorübergehend von Armut betroffen ist. Man kann mit einigerSicherheit davon ausgehen, dass längerfristige Armut sich deutlich negativer auswirkt alsvorübergehende Armutsphasen – vor allem auf die Entwicklung von Kindern. GegenteiligeResultate beruhen auf Studien mit doch relativ kurzer Beobachtungszeit (v.a. die BremerLangzeitstudie zu Sozialhilfebeziehenden). Ungeklärt ist die Wirkung wiederholter, kurzfristigerArmutsepisoden.3. «Kultur» der ArmutDie von Oscar Lewis in den 50er Jahren aufgestellte Theorie einer eigentlichen Subkultur derArmut gilt zwar heute als überholt. Sie lebt jedoch unterschwellig fort in Forschungsperspektiven,die sich mit dem Phänomen der «welfarization» (v.a. der intergenerationellen Verfestigungvon Sozialhilfeabhängigkeit von Familien) befassen oder nach den Auswirkungendes Lebens/Aufwachsens in Armutsquartieren fragen. Eindeutige Schlüsse lassen sich ausden vorliegenden Forschungen nicht ziehen – dies nicht zuletzt deshalb, weil die verwendetenquantitativ-statistischen Methoden grundsätzlich wenig geeignet zur Aufdeckungkultureller Prozesse sind.4. Familienstruktur und familiäre InteraktionsmusterB A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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