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Fehler! Formatvorlage nicht definiert. 71Dabei handelt es sich nicht um direkte Auslöser der Gewalt, sondern um globale Kategorien,deren Kombination die Wahrscheinlichkeit einer Kindesmisshandlung erhöht (vgl. Markefka/Billen-Klingbeil1989, 349f.).Etliche Querschnittsuntersuchungen (z.B. Gil 1971, Straus et al. 1980, Sariola/Uutela 1992)haben einen statistischen Zusammenhang zwischen belastenden sozioökonomischen Lebensumständender Familien, wie Armut, Erwerbslosigkeit oder einer grossen Kinderzahl,und Kindes- und Partnermisshandlung ergeben. Es wurde stets festgestellt, dass Familienaus den unteren sozioökonomischen Schichten in den betrachteten Stichproben von Gewaltfamilienüberrepräsentiert waren (vgl. Schneider 1995, 51). Selbstverständlich findet sichder Tatbestand der Kindesmisshandlung und -vernachlässigung in Familien aller sozialenSchichten, aller Konfessionen, Rassen und Nationalitäten. Aus den verfügbaren Daten gehtjedoch eine klare Häufung familiärer Gewalt in den sozioökonomisch benachteiligtenBevölkerungsgruppen hervor (z.B. Pelton/Trenton 1978).Auch in Studien auf individuellem Niveau wird übereinstimmend berichtet, dass Arbeitsplatzverlustund erfolglose Arbeitssuche bei registrierten Kindesmisshandlern häufiger auftretenals nach dem Zufallsprinzip erwartet werden kann (vgl. Catalano 1992). Das kausaleVerhältnis zwischen Erwerbslosigkeit und Kindesmisshandlung ist allerdings unklar. Vielmehrkönnen verschiedene moderierende Prozesse in Betracht gezogen werden (vgl.Targ/Perrucci 1990, 138):• Missbrauch als Reaktion auf ökonomische <strong>De</strong>privation (finanzielle Schwierigkeiten, Armut).• Missbrauch als Reaktion auf soziale <strong>De</strong>privation (Kompensation des Status- undMachtverlusts durch Erwerbslosigkeit).• Situationale Faktoren (erhöhter Kontakt und Feindseligkeit durch die Anwesenheit desVaters, vermehrte Teilnahme an der Kindererziehung, v.a. bzgl. Disziplin).• Missbrauch durch vermehrte Paarkonflikte (Verschiebung/Ausweitung der Feindseligkeitenauf das Kind).Vor allem der Einfluss von ökonomischem Stress wurde durch eine Vielzahl von US-amerikanischenStudien unzweifelhaft belegt. Ökonomische <strong>De</strong>privation hat sich in den einzelnenUntersuchungen als derjenige Faktor erwiesen, welcher die Häufigkeit von Kindesmisshandlungenin bestimmten Regionen am besten vorhersagt (vgl. Kieselbach 1988). Zu demselbenErgebnis kommen sowohl Jones (1990) wie auch Barling (1990) in ihren Literatursurveys.Steinberg et al. (1981) versuchten in einer Längsschnittstudie die methodischen Mängel derreferierten Querschnittsuntersuchungen bezüglich der kausalen Wirkrichtung zwischen Erwerbslosigkeitund Kindesmisshandlung zu überwinden. Sie fanden keinen Zusammenhangzwischen Erwerbslosigkeit und Kindesmisshandlung, bestätigten aber die Befunde zumEinfluss ökonomischer <strong>De</strong>privation.Insgesamt darf aus diesen Resultaten geschlossen werden, dass Erwerbslosigkeit in keinemursächlichen Zusammenhang mit der Wahrscheinlichkeit von Kindesmisshandlungsteht. Für den jeweiligen Einzelfall sind jedoch die individuellen Lebensumstände(sozioökonomischer Status, Anzahl der Kinder u.ä.), die bisherige Erziehungspraxis sowiedas Alter der Kinder wesentliche Einflussgrössen. Auch hier gilt, dass die Fähigkeit derB A S S • B ü r o f ü r a r b e i t s - u n d s o z i a l p o l i t i s c h e S t u d i e n

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