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schrift.verkehr April 2012 [pdf] - Plattform sexuelle Bildung

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<strong>schrift</strong>.<strong>verkehr</strong>Fachmagazin <strong>April</strong> <strong>2012</strong>www.<strong>sexuelle</strong>bildung.at


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Inhalt“männliche Lust”Editorial ......................................................... 3Alle 7 Sekunden - Männerlust undSexualpädagogik........................................... 4Interview mit Mag. Romeo Bissuti vomMännergesundheitszentrum Wien............... 7Infos und Neuigkeiten zum Thema Andrologie/Urologie................................................Lust auf Queeres denken - QueereLust?..............................................................1113ImpressumHerausgeberin<strong>Plattform</strong> <strong>sexuelle</strong> <strong>Bildung</strong>plattform@<strong>sexuelle</strong>bildung.atRedaktionCarina Gindl, Carola Koppermann, MichaelaMoosmann, Christa Schaller, Mirjam SpergerSchlussredaktionCarina Gindl, Michaela MoosmannLektoratCarina GindlGrafische Gestaltung und UmsetzungMichaela Moosmann, Andreas HuberBank Austria, BLZ. 12000Kto.Nr: 501 320 236 94IBAN: AT66 1200 0501 3202 3694BIC: BKAUATWWEigenvervielfältigungErscheint 2x im Jahr„Das ist die Judassünde“ Gedanken zur(<strong>sexuelle</strong>n) Lust aus der Sicht eines Pfarrersund Psychotherapeuten.......................Methodensammlung zum Thema „männlicheLust“........................................................ 20Vasektomie - Ein Erfahrungsbericht........... 23Vorstellung Broschüren............................... 24Rezension des Buches „Die neue Sexualitätder Männer“.............................................. 25Literaturliste.................................................. 26Bericht zur Fachtagung „Sexuelle Übergriffe/Straftatenmännlicher Jugendlicher -Behandlung u Prävention“........................... 27Cobra libre - Masturbationsgerät für Männer- ein Testbericht......................................1729Flash-Interviews zum Thema zwischen 7und.................................................................. 31


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>EditorialLiebe Kolleginnen und Kollegen,nun vollziehen wir einen Schritt, der nach 18Ausgaben eines immer dicker werdendenNewsletters schon längst überfällig war: unserNewsletter wird endlich einer, der kurz undknackig ist, genauso heißt – Quickie nämlich –und euch mit aktuellen Informationen versorgt.Und unsere Zeitung wird endlich ein Fachmagazinund liefert ab dieser Ausgabe als„<strong>schrift</strong>.<strong>verkehr</strong>“ das, was bisher auch imNewsletter stand – nämlich Vertiefung und Auseinandersetzungmit einem sexualpädagogischenThema in Form von Artikeln, LiteraturundMedienhinweisen, Meinungen, Interviewsu.v.m. Dies werden wir in bewährter Form fortführen,über Themenvorschläge, Artikel, Mitarbeitund/oder Feedback freuen wir unsjederzeit!Und da wir uns in den letzten beiden Ausgabendem Thema weibliche Lust verschrieben hatten,übernehmen diesmal die Männer das Heftund liefern interessante Beiträge zum Themamännliche Lust – vielen Dank an alle beteiligtenMänner für eure Mitarbeit! Wie immer ist derBlick vielfältig und liefert sowohl Fachinformationwie auch Anregung zur weiteren persönlichenAuseinandersetzung mit dem Thema – wirwünschen spannende Lektüre! (Unser neuerTitel soll übrigens auch darauf aufmerksam machen,dass wir uns nicht als „Einbahnstraße“verstehen, sondern dass wir auf regen Austauschhoffen!)Nach 329 Seiten Newsletter ist es auch an derZeit, jene beiden Frauen einmal vor den Vorhangzu holen, die den Texten nachlaufen unddie Bilder raussuchen, die in stundenlanger Arbeitalles korrigieren und layouten (gemeinsammit Andi – vielen Dank auch an dich!!!), ohnedie ihr also weder die alten noch die neuen Ausgabenauf dem Bildschirm sehen oder in Händenhalten könntet – wer jemals eine Zeit<strong>schrift</strong>gemacht hat, weiß, wie viel Arbeit da drinsteckt,und wie unbedankt die ist – daher ein Frühlingsblumenstraußund ein DANKESCHÖN anMichaela und Carina aus dem Vorstand!!!Und schließlich muss noch ein Termin dick imKalender angestrichen werden: am17.11.<strong>2012</strong> feiern wir unser 6-jähriges Bestehenmit einem großen Fest, zu dem wir euchjetzt schon ganz herzlich einladen möchten. Esbietet die Gelegenheit, Kolleg_innen aus denLehrgängen wieder zu treffen oder neue kennenzu lernen – auf jeden Fall freuen wir unsschon jetzt darauf, mit dir/euch zu feiern undbereiten schon mal alles vor !Einen guten Start in den Frühling und viel Spaßbeim <strong>schrift</strong>.<strong>verkehr</strong>wünschen Carola Koppermann und die Vorstandsfrauen© miraliki / PIXELIO.de


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Alle 7 Sekunden - Männerlust und Sexualpädagogikvon Martin GnielkaMännerlust ist immer da! Ein stets brennendesBedürfnis, das nach Erlösung sucht. Schwanzfixiert,direkt und schmutzig, im Abschlussfeucht und spritzig. Aber:Nicht die Männer haben die Sexualität erfunden,sondern die Sexualität die Männer.(Gerald Hüther, 2009) 1Naturwissenschaftlich bestätigt sind Männeralso echte Sex-Geschöpfe. Die Lust ist unserAuftrag!© Ralph-Thomas Kühnle / PIXELIO.deSzenenwechsel"Jungs, wichtig beim Sex mit einem Mädchenist, dass ihr gaaanz langsam und gefühlvoll vorgeht.Vergesst die Pornos! Viel Küssen undStreicheln, seid bloß nicht zu grob. Lasst euchwas einfallen. Der ganze Körper ist eine großeerogene Zone. Schaut auf diese Folie mit derweiblichen Erregungskurve. Denkt an das Vorspiel,sonst wird sie nicht feucht." Und weitergeht es mit der Einweisung der Jungen in dieMysterien weiblichen Lustempfindens: Ampaomi-Modell zeigen wir, wie die Perle, zwischenLabien versteckt, sorgsam freizulegenund zart zu massieren ist. Fortgeschrittenegeben sich zu erkennen, wenn sie auf Anhiebden G-Punkt lokalisieren und auch dort dierechte Stimulation zu praktizieren wissen.Lust-KontrasteMännliche und weibliche Lust scheinen oft wieKontrastbilder: Hier ist immer zu viel, dort zuwenig los; dauersteif gegen manchmalfeucht;Triebentfesselung gegen Dornröschenschlaf;Eindringling gegen Schutzbefohlene. Und dazwischendie sexualpädagogischen Fachkräfteals Vermittler, Verminderer oder Verstärker …Es fällt gar nicht so leicht, sich von diesen Lust-Zuschreibungen zu lösen. Weder in den <strong>sexuelle</strong>nBegegnungen zwischen Frauen undMännern - noch in der sexualpädagogischenArbeit. Einerseits hat sich so manches im Geschlechterverhältnisbewegt, andererseits istunser Spontanempfinden, wie Frauen undMänner sexuell ticken, recht traditionell geblieben.Tief in die Kultur eingeschrieben, habenwir zu uns genommen, was es heißt, als Frauoder Mann Lust zu leben. Für Frauen heißt das,wie im letzten <strong>Plattform</strong>-Newsletter nachzulesen,immer noch: Um Befreiung und (innere)Erlaubnis zu ringen. Und für Männer?Lust ist für Männer kein Wahl-, sondern Pflichtprogramm.Ein Mann ohne Lust ist kein richtigerMann. Die gewissenhafte Erforschung diesesPhänomens gehört unbedingt zum Großwerdenvon Jungen dazu. Und Männerlust fühltsich grundsätzlich wirklich großartig an; es istgeil geil zu sein. Doch was passiert, wenn ichzu wenig davon verspüre? Oder zu viel? Wasist überhaupt das Normalmaß? Exakt um dieseFragen drehen sich die Sorgen von Jungen inder Pubertät. Lust als Auftrag ist keineswegsimmer lustvoll.Lust kann von Jungen und Männern auch generellals problematisch empfunden werden,weil sie als <strong>sexuelle</strong>r Impuls als unmoralischbewertet wird. Aktuell praktizierte Sexualerziehungbeinhaltet auch für Jungen nicht automatischSexualfreundlichkeit. Obwohl sie eseigentlich besser wissen, geistern selbst heute


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>noch die Parolen der Anti-Onanie-Kampagnendurch die Jungenköpfe, und viele fragen sich:Welche Strafe (Sucht, Unfruchtbarkeit, Krankheitetc.) droht mir, wenn ich zu viel onaniere?Das Fühlen von schlechtem Gewissen zeigt,dass "die alte" Sexualmoral mit ihrer Lustkritiksehr wohl noch wirkt.Auch bei der sexualpädagogischen Übung"Fragen ans andere Geschlecht" begegneteinem die Lustfrage im Geschlechterspiegel:Während die Jungen - fast immer - wissen wollen,ob Mädchen überhaupt Selbstbefriedigungmachen und wenn ja (was stark bezweifeltwird!), wie oft, fragen Mädchen, ob Jungen inihrer Freizeit noch mit etwas Anderem beschäftigtseien, als mit ihrem Schwanz: "Warumdenkt ihr eigentlich immer nur an 'das Eine'?"Eine Frage, die sich auch verzweifelt mancheJungen stellen.Wie ein Reflex müssen bei dieser Übung dieGeschlechtergruppen zunächst konträre Standpunkteeinnehmen, was auch mit dem öffentlichenRaum der Äußerungen zu tun hat.Würden sich die Mädchen vor der Klassengemeinschaftals grundgeil und allzeit bereit offenbaren- das Geschlechterbild stünde Kopf!Auch die Jungen wollen keinesfalls als Gruppefrauenverstehender Extremromantiker gelten,für die Sex nur ein leidlich hinzunehmendes Peripher-Ereignisist. Die Lustdifferenz ist uns alsFrauen und Männern "auf den Leib geschrieben".Wir können sie nicht einfach postmodernablegen wie alte Hosen und Kleider. Um sospannender wird es, wenn sich Mädchen undJungen im geschützten Gespräch trauen, sichaus den ihnen zugewiesenen Rollen zu lösen.Dann erlebt man manchmal, wie sich Klischeesauflösen und manche "Geschlechterweisheiten"auf angenehme Weise ins Wanken geraten.In den Reaktionen der Jugendlichen zeichnetsich bereits ab, was in vielen Mann-Frau-Beziehungenspäter zur Blüte getrieben wird, sobaldman die Verliebtheitsphase verlassen hat.Die Lust ist ein klassisches wie leidenschaftli-ches Streitthema in jeder Dauerbeziehung:Warum ist sie plötzlich weg, und wer trägt darandie Schuld (eine kleine Auswahl: die Kinder, derJob, die Schwiegermutter, Youporn, der Alltagusw.)? Wessen Bedürfnisse werden (noch) erfüllt- oder wer geht leer aus? Moderne Verhandlungsmoralat it's best!© leonard spranger / PIXELIO.deLust und PenisWenn es ein Zentralsymbol für männliche Lustgibt, dann ist es sicher der erigierte Penis.Heute als pornografisch eingestuft und eher inder Schmuddelecke gelandet, gab es in derathenischen Kultur des Altertums einst ganz andereSitten: "An städtischen Kreuzungen standeine Statue des Gottes Hermes mit einem großenPhallus, die sogenannte Herme, die eineatropäische, übelabwehrende Wirkung hatte."Man höre und staune. Was derart bedeutungsbeladenist, kann für Lobeshymnen oder Spottgesängedienlich sein, wie ich neulich beieinem Dialog an der Pinkelrinne mitverfolgenkonnte: "Ey, dein Schwanz sieht echt scheißeaus!" "Deiner auch!"Die viele Beschäftigung von Jungen und Männernmit ihrem Genital ist ebenfalls eine hochambivalenteAngelegenheit. Freud und Leidliegen eng beieinander. Die Frage nach derSchwanzgröße (je größer, desto männlicher) istentscheidend, vor allem in der Zeit körperlicherund seelischer "Mannwerdung". MännlichesLustempfinden scheint sich hier zu zentrieren;andere erogene Zonen haben höchstens tertiärenWert. Davon scheinen sogar alle Frauenfest überzeugt zu sein ... als ob ganzkörperlichesSexualempfinden eher der weiblichenNatur entspricht. Womit wir wieder bei der heiterenKontrastbildung wären: Einseitigkeit


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>gegen Ganzheitlichkeit, schlicht gegen komplex.Das männliche Signalsystem ist zwar sehroffensichtlich, aber die Gleichung Lust = Erektionund Erektion = Lust greift dann doch etwaskurz. Weder ist Männerlust so einfach gestrickt,noch ist die Frauenlust hochkompliziert (oderdoch?). Solche Lust-Stereotype verhindernletztlich, dass wir uns unvoreingenommen erkunden.Immer ist da schon eine Landkarte, ander wir uns orientieren. Dabei gäbe es bei unsMännern noch so einige Lustquellen jenseitsder Kranzfurche zu entdecken!Lust und OrgasmusHäufig zu onanieren wirft viele ängstliche Fragenauf. Es verschafft Jungen aber auch <strong>sexuelle</strong>Vorteile: Im Gegensatz zu vielen Mädchenwissen sie in aller Regel, wie sich ein Orgasmusanfühlt und wie man effektiv dort hin gelangt.Beim Sex mit dem anderen Geschlecht© Ralph-Thomas Kühnle / PIXELIO.destoßen die "Lustbeauftragten" hier schnell andie Grenze des Machbaren, und es ist kein Zufall,dass eine klassische Jungenfrage lautet:Wie befriedige ich am besten eine Frau? Wassich als Wunsch nach einer Bedienungsanleitunganhört, spiegelt die berechtigten Zweifelwider, ob man auf Anhieb ein "erfolgreicher" Sexualpartnersein wird. Wie soll ich jemand zueinem Gipfel führen, der noch nie in den Bergenwar?Genau das ist aber der Anspruch, den die allermeistenJungen an sich stellen: Sie möchtengute Liebhaber sein. Einen Wunsch, den wir alsSexualpädagogen in der Jungenarbeit gernetatkräftig unterstützen. Werden in Mädchengruppenaber ähnliche Ziele verfolgt? WelcheDemonstrationen am Penismodell finden derweileigentlich in der Mädchengruppe statt?Was sagen die Sexualpädagoginnen zu männlicherLust? Welche Informationen zu derenSteigerung und Verfeinerung erhalten Mädchen?Sind gute Liebhaberinnen, die sich mitWonne der <strong>sexuelle</strong>n Lust mit einem Partnerhingeben, ein akzeptables Lernziel?Ich finde, schöne und noch schönere Orgasmenmit sich selbst oder anderen erleben zukönnen, ist nach wie vor ein lohnenswertes Zielfür (emanzipatorisches) sexualpädagogischesArbeiten mit beiden Geschlechtern. Für die sexualpädagogischeArbeit mit Jungen könnteman den Kanon der anzusprechenden Themendurchaus erweitern: Warum nicht mehr Informationendarüber anbieten, welche Bedeutungdie Prostata für männliches Lustempfindenhat? Welche Bedeutung der Beckenboden unddie Atmung für die Sexualität haben? Usw.Lust und PädagogikLust ist eine grundgute Energie, derer wir uns -als Frauen und Männer - bedienen können.Lustlose Sexualität bleibt ein trübes Rein undRaus. In der Sexualpädagogik lenken wir dieAufmerksamkeit auf bestimmte Bedürfnisse -und vernachlässigen andere. Das Schutzbedürfnis,besonders das weibliche, wird unbestrittenhoch gehalten. Das Lustbedürfnis,besonders das männliche, wird eher als bedrohlichempfunden. Auf der Kehrseite bleibenzwangsläufig das männliche Schutz- und dasweibliche Lustbedürfnis auf der Strecke. Lustist ein Politikum. Auch und gerade in der Sexualpädagogikzeigt sich das mit all seinen Verwerfungen.Ob Sexualpädagogik und <strong>sexuelle</strong><strong>Bildung</strong> einen gelungenen Beitrag in der Geschichteder Frauen- und Männerlust zu leistenvermögen, ist noch nicht entschieden. Aber: Ichhabe große Lust, weiter daran zu arbeiten!


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>InterviewInterview von Marcel Franke mit Mag.Romeo Bissuti, MännergesundheitszentrumMEN Wien, www.men-center.ats.v. Wie sieht deine Arbeit in der Beratungsstellebeim MännergesundheitszentrumMEN aus?Romeo - Ich bin klinischer Gesundheitspsychologeund als Berater in einem Team vonMännern in der Beratungsstelle tätig.Wenn ein Mann zu uns ins Männergesundheitszentrumkommt, bieten wir zum Einen Beratungan und zum Anderen haben wir aucheinen Psychotherapeuten, an den wir internweiter verweisen können. Wir bieten also einzweistufiges Setting, zum einen ein Clearingsetting,bei dem es bis zu zehn Beratungsmöglichkeitengibt und darüber hinaus einlangfristiges Therapiesetting.s.v. Kommen bei euch nur Männer in die Beratung?Romeo - Ja, es kommen zu 99% Männer.Manchmal kommen Paare, betroffene Angehörigeoder Partnerinnen. Diese vermitteln wir indie Frauengesundheitsberatungsstelle FEM.s.v. Mit welchen Themen, mit welchen Anliegenkommen die Männer zu euch?Romeo - Wir haben Männer, die ein konkretesThema, ein Anliegen haben, bei dem sie Hilfestellungbrauchen. Sie kommen auf Grundeiner Diagnose, also chronische Schmerzpatienten,Männer mit psychologischen Problemen,psychischen Krisen, Ängsten,Depressionen, Trennungs-/Verlusterlebnissen,traumatischen Erlebnissen aus ihrer Kindheitoder es kann auch sein, dass Männer untereiner Angststörung leiden. Manchmal gibt esallgemein Fragen zu körperlicher Gesundheit,dann wieder gibt es konkrete Symptome wieSchlafstörungen, <strong>sexuelle</strong> Problematiken, <strong>sexuelle</strong>Dysfunktion, Lustlosigkeit der Partnerin;also insgesamt sehr unterschiedliche Anfragen.Und dann gibt es auch noch Männer, die mit diffusenSachen kommen, die möglicherweisevon Angehörigen oder Einrichtungen geschicktwerden. Da geht es darum, Motivation aufzubauenund das Thema zu identifizieren. Es gibtBeratungen zur Gesundheitsförderung, oderauch zum Beispiel um den Lebensstil zu hinterfragen.Männliche Lust ist für mich…?Ich bin ein sinnlicher Typ, brauche alle Sinne – dieSumme ergibt meine Lust. Optik ist wichtig und Ausstrahlung.Wie viele erogene Zonen hat ein Mann?Das hängt von der Stimmung ab. Jeder Körperteilkann zu einer so erogenen Zone werden, dass eskaum mehr auszuhalten ist.Was macht Männern Lust?Ganz viel, zu viel, um es aufzählen zu können. EinePartnerin, die mit ihren optischen Reizen für Drittezugänglich ist, Risiko, Öffentlichkeit, Herausforderungund Herausforderer, „Rivalen“.Mein persönlicher Lusttipp für Männer:Die eigene <strong>sexuelle</strong> Attraktivität und die Erotik erhalten.Nase, Haut, Ohren, Zunge oder Augen – welcheSinne bereiten mehr Lust beim Mann?Bei mir die Augen, optische Reize.Franz, 51 Jahres.v. Wie kommen die Männer zu euch? Zuweisungen?Überweisungen?Romeo – Alle Männer kommen freiwillig.Manchmal kommt es vor, dass jemand im Hintergrundsteht und möchte, dass die Männer indie Beratung kommen. Vor allem bei Jugendlichen,aber auch in Einzelfällen bei Erwachsenen.Diese Personen werden aus dem Umfeldmotiviert zu uns zu kommen, wie Familie undFreundeskreis. Aber in der Regel können wirbeobachten, dass die Arbeit in der Beratungschwieriger ist, je mehr die Männer fremdmotiviertsind.


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>s.v. Wie stark ist in deiner Beratungstätigkeitdas Thema männliche Lust, Sexualität,Erotik präsent?Romeo - Ich mache Sexualität in meinen Beratungenzum Thema. Natürlich nicht bei jedemMann und bei jeder Beratung und bei jedem Anliegen.Aber es ist auf jedem Fall prinzipiellimmer in meiner Anamnese. Weil <strong>sexuelle</strong> Lustund der Umgang mit der eigenen <strong>sexuelle</strong>nLust ein Parameter ist für einen gesunden Umgangmit sich selbst und Aufschluss gibt überdie eigenen Bedürfnisse: Ist man in einer gelungeneBalance zwischen Lust und sozialerVerträglichkeit? Kann man sich selber zugestehen,lustvoll zu sein? Ist man lustlos geworden?Hat man vielleicht das Recht darauf, lustlos zusein?Viele Männer stehen beim Thema Sexualitätunter Leistungsdruck und haben Ängste zu versagen.Es ist also wichtig, über dieses Themazu diskutieren. Ich bin dabei vorsichtig, weilMänner es oft nicht gewohnt sind darüber zureden. Wenn ich das nicht ansprechen würde,käme es eher nicht zur Sprache. Da muss manin der Beratung selber die Ohren offen und dieFühler ausgestreckt haben, um auch diesesThemenfeld sensibel abzufragen.© andreas stix / PIXELIO.des.v. Was ist deine These oder deine Erfahrungzu der Frage – wie wichtig ist Lustempfinden,positiv erlebte Lust, gelungenerlebte Lust, gelungen erlebte Sexualität fürdie Gesundheit?Romeo – Die Einschätzung, wie wichtig dasThema ist, halte ich für wenig hilfreich. Ich sehees eher als Indikator, als seelischen Seismographen.Lässt sich Lust „gut“ erleben, ist manmit sich im Reinen? In den sexualpädagogischenWorkshops mit Jungs stellen wir dieFrage: „Was ist guter Sex?“. „Gelungenen,guten Sex“ kann man an dem erkennen, wieman sich nach dem Sex fühlt, wie es einemnachher geht. Wenn ich mich auf ein nächstesMal freue, dann ist es ein guter Beitrag, dassetwas gelingt und es einfach eine Ressourcesein kann. Vor allem wenn in anderen Bereichenwenig Ressourcen zur Verfügung stehen,dann kann die eigene Lust als Ressource sehrwertvoll empfunden werden.s.v. Es gibt verschiedene Gesundheitsdefinitionenund auch einige Präventionsansätze.Die weit verbreitete Idee ist die vonBewegung, Entspannung, Ernährung. Danngibt es neuere, die noch das seelische undsoziale Wohlbefinden mit aufnehmen. Undeinige wagen auch die <strong>sexuelle</strong> Gesundheitmit in die Präventionsdefinition aufzunehmen.Ist es in der Beratung hilfreich, die <strong>sexuelle</strong>Gesundheit mit aufzunehmen und die Information,dass Sexualität Teil der Gesundheitist?Romeo - Das wäre absolut mein Anliegen. Deswegenmeine ich auch, dass es zur Anamnesedazu gehört. Es ist ein ganz wichtiger Lebensbereich.So wie Essen, Trinken, Schlafen. Ichwürde sagen, es ist eine Art von Grundbedürfnis,wobei man nicht stirbt, wenn man es nichthat. Es gibt auch viele Leute, die aus gesellschaftspolitischenGründen ein a<strong>sexuelle</strong>sLeben leben wollen. Es ist eine Form derSelbstbestimmung, und wenn es mich im Momentgrad nicht interessiert, ist das völlig ok.Da muss das Selbstbestimmungsrecht gelten.Beim Thema Sexualität und Gesundheit mussman wegen des vorhandenen Leistungsdrucksvorsichtig sein. Da die meisten Männer wenigdarüber reden, haben sie viele Mythen, vieleStereotypen im Kopf, an denen sie sich unbewusstmessen. Sexualität und Gesundheit kannals Normierung auftauchen und missverstandenwerden. Es braucht einige Zeit um klar zuhaben, dass Sexualität sehr individuell gelebt


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>werden darf, so wie Eßgewohnheiten oderSchlafgewohnheiten, die auch sehr individuellgestaltet sein können. Diesen Erfahrungsprozessmuss man zuerst mit den Männern durcharbeiten.Und dadurch stelle ich das ThemaSexualität als Teil der Gesundheit nicht so sehrin den Fokus, weil so schnell ein Missverständnisim Sinne eines Normierungsprozesses imRaum sein könnte. Mir ist ein persönlicher Zugangmit den Männern wichtiger. Daher frageich eher, wie es ihnen geht, ihre Sexualität zuerleben, also dass man eher auf die persönlicheEbene der Sexualität kommt.Für viele Männer ist das Thema mit der Prostatagesundheitverbunden. Dabei wird empfohlen,dass man die Prostata benutzt. Dass es gutist, wenn die Prostata in Bewegung gehaltenwird und die Vergrößerungen im Vorfeld verhindertwerden können, um Beschwerden zuverringern. Ich versuche also, das Thema Gesundheit„persönlich“ zu machen.s.v. Welche Mythen begegnen dir immerwieder?Romeo – Dass Männer immer Lust haben müssen.Dass Frauen Männer verlassen würden,wenn sie nicht genügend <strong>sexuelle</strong> Leistungbringen. Sex ist gleich Geschlechts<strong>verkehr</strong>.Das sind so klassische Parameter, die häufiganzutreffen sind. Und vielleicht auch so waswie: Männer brauchen mehr Sex als Frauen.s.v. Testosteron ist ein Mythen nährendesHormon. Du hast auf einer Veranstaltung inWien zum Thema Bubenarbeit im Oktober2011 aus einer Schweizer Studie zitiert, diedas Testosteron anders interpretiert, alsonicht nur die Mythen nicht nährt, sondernauch die Mythen widerlegt.Was haben die Forscher herausgefunden?Romeo – Es handelt sich um eine Testosteronstudie,die im Jahr 2009 in Zürich durchgeführtwurde. Dabei konnten die Teilnehmer bei einerComputersimulation entweder eine kooperierendeoder eine konkurrierende Spielstrategiewählen. Einem Teil der männlichen Versuchspersonenwurde Testosteron gegeben, die anderenerhielten Placebos. Dann wurde beobachtet,ob die Testpersonen konkurrierenderoder kooperierender spielen. Der überraschendeBefund war, dass die Männer, die Testosteronerhalten hatten, kooperierendergespielt haben. Die Autoren und Autorinnenhaben dann daraus gefolgert, dass Testosterondie Sensibilität auf den sozialen Status erhöht.Im Gegensatz zum Tierreich, wo durch Dominanzder soziale Status erhöht wird, ist es aufmenschlicher Ebene anscheinend so, dass derStatus über soziale Anerkennung erhöht werdenkann. Es war spannend, wie so eine nahean der Biologie liegende Argumentation, dienotgedrungen eine vereinfachte Form darstellt,auf diese Weise entkräftet werden konnte. DasWichtigste an der Studie: diejenigen, die geglaubthaben, dass sie Testosteron erhaltenhatten, also ein Placebo bekamen, spielten auffallendkonkurrierend. Sie haben also quasi denMythos Testosteron als Anlass genommen, um,sagen wir mal, die Sau raus zu lassen. Das istein ganz wichtiger Befund, der darauf hindeutet,was solche Mythen bewirken.© leonard spranger / PIXELIO.des.v. Was sagst du zum Mythos „Männer wollenimmer Sex“?Romeo - Ich glaube, dass das Männerbild inden letzten Jahrzehnten ziemlich in Frage gestelltwurde. Die Veränderung findet vor allemauf Grund der Frauenbewegung statt. Da gibtes Vieles, das in Frage gestellt wurde und nochin Frage gestellt wird, wodurch den Männernstarke Wandlungsprozesse und Anpassungsprozesseabverlangt wurden und werden. Undzugleich gibt es einen kaum stattfindenden


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Wandlungsprozess bei den Männern. Man arrangiertsich so viel oder eben so wenig wie esmöglich oder nötig ist. Es gibt wenige Foren, woMänner offen darüber diskutieren. Ich vermisseeine gesellschaftspolitisch offene Debatte darüber.Das hat damit zu tun, dass Männer nachwie vor in der Machtposition sind. Genau solcheMythen eignen sich dazu, diese altenMachtpositionen und alten Muster wieder zuwählen und dadurch wieder Sicherheiten zu finden.Vor allem in Krisen wird auf diese altenRollenmuster zurückgegriffen. Man braucht nurauf die Einkommenssituation der Frauen zuschauen. Oder den Koeffizienten, der die Aufstiegschancenvon Frauen in Österreich darstellt– da stehen wir sehr schlecht da.s.v. Nimmt die zwar brüchige, aber immernoch vorhandene machterhaltende MännerrolleEinfluss auf die Lust der Männer undauf das Lustempfinden?Romeo – Ja, definitiv. Ich glaube, dass die Pornografisierungein ganz wesentlicher Faktor ist,weil der Sexmarkt auf diese Macht verweistbzw. auf die Verfügbarkeit von Frauen hinweist.Und das wird zu einem Symbol von Mächtigkeit,das hat auch mit dem Thema Gewalt undMännliche Lust ist für mich...?Harmonisch, frei, positiv, für beide Personen.Wie viele erogene Zonen hat ein Mann?Brustwarzen, Penis, zwischen Penis und Anus, vomSteiß hinauf zum Rücken, die Atmung.Was macht Männern Lust?Optische Reize, wenn Mann erobert wirdNase, Haut, Ohren, Zunge oder Augen - welcheSinne bereiten mehr Lust beim Mann?Augen, ZungeWo haben Männer besonders erogene Zonen?Penis und der Bereich zwischen Anus und Hodensack.Was macht den Mann mehr an (Fantasie, Erotik,Porno,...)?Fantasie!!! ...alles Andere reduziert.Wie viel Lust hat der Mann aufs Experimentieren,Verbotenes, Amoralisches,...?Viel! - abhängig von der Bereitschaft des Partners.Mario, 37 JahreGrenzverletzung zu tun. Ich mag es nicht in denVordergrund von männlicher Lust stellen, aberman muss es sagen. Dort, wo <strong>sexuelle</strong> Gewaltvorkommt, wo es sehr viel um Machtausübunggeht, geht es meist nicht um die Themen Lustoder Sexualität. In der Pornografie finden oftVermischungen statt. Da werden Dinge übereinandergelegt und ein Potenzial geschaffen,das Missbrauch und Gewalt fördernd ist. Dasselbetrifft auf Sexismus in der Werbung zu. Eswerden sexuell aufgeladene, gewalthaltige Bildertransportiert und als Lust verkauft. Einerseitssind es Grenzverwischungen,andererseits zeigt sich das Patriarchat. Eigentlichwird deutlich, in welchen Lebensverhältnissenwir leben. Und natürlich hat das auf die jeeinzelne Psyche Auswirkungen, z.B. auf das eigeneLusterleben. Wir merken das kaum. Abergerade das Thema Pornografie schürt Ängste.Es werden viele Normen produziert und dieselösen wieder Ängste aus.s.v. Wie würdest du das sehen, braucht es<strong>Bildung</strong> zum Thema Lust für Männer? Undwie könnte so eine <strong>Bildung</strong> aussehen?Romeo – Ja! Ich finde das ganz wichtig. Ichwürde diese <strong>Bildung</strong> möglichst breit ansetzen,sprich als Körperarbeit, als Genusstraining alsBegleiten zur Achtsamkeit. <strong>Bildung</strong>sarbeitmüsste all diese Ebenen einbringen. Und siemuss immer wieder ins Zentrum stellen, dassdas Ausverhandeln der eigenen Bedürfnisse,der eigenen Anliegen mit jenen der anderenMenschen in meiner Umgebung dazu gehört,also die soziale Verträglichkeit. Ich möchtenicht sagen, dass Männer sozial unverträglicheLust per se haben, aber es ist wichtig, sozial guteingebettete Formen, emphatisch rückgekoppelteFormen zu entwickeln. Das halt ich fürganz wichtig. Und dabei gilt es natürlich, dieMachtverhältnisse zu reflektieren und sich darüberGedanken zu machen.s.v. - Vielen Dank für das angenehme und interessanteGespräch!


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Informationen und Neuigkeiten zum Thema Andrologie/UrologieUniversitätsprofessorDr. Andreas JungwirthDie Urologie und Andrologieist ein Fach, welches inden letzten Jahren eine radikaleVeränderung erfahrenhat. War es bislang so,dass die Urologie sichhauptsächlich mit den harntransportierendenOrganen beschäftigt hat, so ist in den letztenJahren besonders die Andrologie (das ist dieLehre von der reproduktiven Gesundheit desMannes) in den Vordergrund gerückt. Auch hatsich das Berufsbild des Urologen/Andrologenimmer mehr in Richtung des Gesundheitmanagersdes alternden Mannes gewandelt.Ich möchte diesem neuen Berufsbild der Urologie/AndrologieRechnung tragen. Gerade dieAuseinandersetzung mit dem Urogenitaltrakt istauf der einen Seite ein faszinierendes Fachgebiet,auf der anderen Seite bemerkt man allerdingsnach wie vor, dass es sich hierbei um eingroßes Tabuthema handelt, über das die Männernicht gerne sprechen. Dies kommt sicherlichauch daher, dass die Männer einen eherreparativen Zugang zum Gesundheitssystemhaben, während die Frauen mehr auf Präventionund Vorsorge Wert legen.Der Psychologe hat das einmal so bezeichnet:Der Mann ist solange kerngesund, bis er totumfällt.Ich darf Sie daher ermutigen, sich mit IhremKörper und Ihrer Gesundheit insofern auseinanderzusetzen,als dass Sie in sich hineinhörenund die angebotenen Vorsorgeuntersuchungenauch annehmen. Es ist mir schonklar, dass es für Männer nicht einfach ist, wennsie plötzlich ab dem 50. Lebensjahr jährlich denUrologen aufsuchen sollten. Ich bin aber überzeugt,dass nach Überwinden der erstenSchwellenangst es zu einer befriedigendenArzt- und Patientenbeziehung kommt und sicherlichmit der Zeit die Hemmschwelle abgebautwird. Ich darf Sie daher einladen, sich mitdem Fach Urologie/Andrologie auseinanderzusetzen.Sollten Sie irgendwelche Fragenhaben, so stehe ich Ihnen über meine E-Mail-Seite sehr gerne für Anfragen zur Verfügung.Quelle:http://www.jungwirth.info/andrologie.htm22.03.<strong>2012</strong>Vorzeitiger SamenergussNach wie vor ist wenig bekannt, dass die Ejaculatiopraecox (EP) die häufigste <strong>sexuelle</strong>Funktionsstörung bei Männern darstellt, an derdeutlich mehr Männer leiden als etwa an einererektilen Dysfunktion (ED). So kommen zahlreicheUntersuchungen und Befragungen zudem Schluss, dass bis zu 30% der Männer vonEP betroffen sind, während im Vergleich dazuetwa 18% unter Erektionsstörungen leiden. Biszu 75% aller Männer machen der Literatur zufolgeEpisoden von vorzeitigem Samenergussdurch. 21% der Männer gaben in einer Untersuchungan, innerhalb von 50-60 Sekundennach der Penetration eine Ejakulation zuhaben. Als normale intravaginale Verweildauerist eine Zeit zwischen 3 und 5 Minuten zu veranschlagen,in dieser Zeit finden 80% der Sexualkontaktestatt. Die Prävalenz der EP istweitgehend altersunabhängig, ganz im Gegensatzzur ED, die mit steigendem Lebensalterzunimmt.Tabuisierung und InformationsmangelTrotz seiner Häufigkeit zählt der vorzeitige Samenergusszu den Tabuthemen – und das nichtnur in der Allgemeinbevölkerung, sondern auchim Rahmen von ärztlichen Kontakten.Aus einer Untersuchung geht hervor, dass diemeisten Männer mit Sexualstörungen ein ärztlichesGespräch begrüßen würde, aber nur einkleiner Teil gibt an, dieses selbstständig beginnenzu wollen. Einer anderen Erhebung zufolge


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>suchen nur 9% der Männer mit EP deshalbeinen Arzt auf. Hatten sie einen Arzt aufgesucht,mussten 82% von ihnen das Thema EPselbst ansprechen; 92% berichteten, ihreSuche nach einer Behandlung habe wenig oderkeine Verbesserung gebracht. In einer weiterenStudie gab lediglich 1% der über 40-jährigenMänner an, dass sie überhaupt eine Behandlungihrer Ejaculatio praecox erfuhren, obwohlsie den behandelnden Ärzten davon berichtethatten.Darüber hinaus existiert bis heute nur ein geringesBewusstsein für den erheblichen Leidensdruckund die ausgeprägtenKonsequenzen für die Partnerschaft, die diese<strong>sexuelle</strong> Störung mit sich bringt; dazu zähleneine verminderte <strong>sexuelle</strong> Aktivität, geringereZufriedenheit, eine beeinträchtigte Lebensqualitätsowie erhöhter Stress.immer man sein weiteres Liebesleben gestaltenwill, wichtig ist, dies mit der Partnerin zu besprechen– kurz gesagt, es zu seinemBeziehungsprojekt zu machen. Wenn man zumSchluss kommt, dass man auch ohne Sexualitätauskommen will, dann ist es genauso richtig,als wenn man sich entscheidet, etwas dagegenzu tun. Dabei kann ich Ihnen von urologisch/andrologischerSeite her sicherlich helfen. Aber oftist es ebenso wichtig, Störungen der weiblichenSexualität mit dem Gynäkologen/Gynäkologinzu besprechen, um auch hier eine optimaleTherapie zu bekommen. Sie sehen, es gibt infast allen Fällen eine effektive Therapie um diesesProblem zu beheben. Man muss sich diesemaber stellen und der beste Zeitpunkt dafürist HEUTE!Mehr Informationen und tolle Artikel zumThema: http://www.andrologie-jungwirth.atQuelle:http://www.jungwirth.info/EPneu2009.<strong>pdf</strong>22.03.<strong>2012</strong>EREKTIONSSTÖRUNGAbnehmende Gliedsteifigkeit, mangelnde Lust,Ausreden suchen um Sexualität zu vermeiden– all das sind Symptome, mit denen wir Männermit zunehmendem Alter konfrontiert werden.Sehr häufig kommt die Feigheit dazu, sichdiesem Problem zu stellen, geschweige denn,es mit der Partnerin zu besprechen. Sie könnenallerdings sicher sein, dass diese bereits längstdiese Schwäche erkannt hat, aber um denMann nicht zu „demütigen“ sprechen dieFrauen von sich aus dieses Thema nicht an. ImGegenteil, sie ziehen sich selbst aus der Sexualitätzurück, um den Partner nicht bloß zustellen. Die moderne Sexualpsychologie zeigtaber, wie wichtig Sexualität für den Zusammenhaltvon Paaren ist. Diese Nähe, die Berührungetc. setzt im Gehirn Botenstoffen frei(Oxytocin), welche das Gefühl der Geborgenheitund des Wohlfühlens entstehen lassen –kurz das, was wir als Glück bezeichnen. Wie© Günter Havlena / PIXELIO.de


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Lust auf queeres Denken - queere Lust?Ein Gespräch mit Mario Lackner (*), aufgezeichnetvon Carola KoppermannWir haben uns getroffen, um darüber zu sprechen,ob homo<strong>sexuelle</strong> Männer Lust anders erlebenals hetero<strong>sexuelle</strong> Männer. Dabei darfprinzipiell hinterfragt werden, ob darüber in„queeren Zeiten“ so noch gesprochen werdensollte. Oder ob Lust nicht einfach etwas sehr Individuellesist, egal welches Geschlecht oderwelche <strong>sexuelle</strong> Orientierung man/frau hat.Aber da wir noch nicht in Zeiten leben, in denensowohl die Geschlechter völlig gleichgestelltsind als auch die Unterschiede zwischen hetero-,bi-, homo- oder anderem <strong>sexuelle</strong>n Lebenegalisiert sind, bleiben zumindest gesellschaftlichdifferente Sichtweisen und Einflüsse aufdas individuelle Erleben bestehen. Daherspannten wir im Gespräch einen Bogen vonpersönlichen Fragen, in denen es eher allgemeinum das Phänomen „Lust“ ging, über diesexualpädagogische Praxis bis hin zu eben diesengesellschaftlichen Einflüssen.Männliche Lust ist für mich...?Zeit zu haben für sich und den Partner.Wie viele erogene Zonen hat ein Mann?FünfNase, Haut, Ohren, Zunge oder Augen - welcheSinne bereiten mehr Lust beim Mann?Haut und Augen.Wo haben Männer besonders erogene Zonen?Schenkelinnenseite, Geschlechtsteile, BrustwarzenWas macht den Mann mehr an (Fantasie, Erotik,Porno,...)?Eine Kombination aus mehreren, vor allem Fantasieund Erotik.Wie viel Lust hat der Mann aufs Experimentieren,Verbotenes, Amoralisches,...?Eine gewisse Neugierde, Dinge auszuprobieren, istda, und das ist ein Lustgewinn.Simon, 31 JahreStatt eines Interviews mit Frage und Antwortentwickelte sich ein anregendes Gespräch,dessen Inhalt ich daher hier eher in Form einerGedankensammlung wiedergeben möchte, diehoffentlich zum Nach-Denken anregt. Die wörtlichwiedergegebenen Aussagen von Mariosind kursiv gesetzt.„Was fällt dir zum Thema männliche Lustein?“Am Beginn stand eine Sammlung: neben denSchlagworten „Pornografie“, „Schwanz“, „Orgasmus= Samenerguss“ oder „Selbstbefriedigung“waren wir schnell bei der Beziehung zumDu – also bei Aussagen wie: „Wenn es dir gutgeht, geht´s mir auch gut“, „Es dem Anderengut besorgen wollen“, oder der Frage „Ichmache es dir gut – was ist mit mir?“. Marionannte auch den Stress, der bei Männern wahrscheinlichstärker ausgeprägt ist als bei Frauen,bestimmten Klischees genügen zu müssen:„Männer denken immer nur an das Eine!“, „Seicool, aber ja nicht warm!“ (weder emotionalnoch „warm“ im Sinne von schwul), ebenso derDruck „Bescheid zu wissen“ oder verschiedeneTechniken zu kennen und zu beherrschen. DiesesPhänomen kennen wir ja auch aus der Arbeitmit (männlichen) Jugendlichen, bei denennoch so etwas wie ein „Normalitätsdruck“ hinzukommt:„wie mache ich es richtig?“, „Bin ichnormal?“ (sowohl bezogen auf die Anatomiewie auch auf die Entwicklung), „Wie lange dauertSex normalerweise?“ und so fort. Es scheintein unausgesprochenes „Skript“ über <strong>sexuelle</strong>sErleben zu geben, an dem sich Jugendliche orientieren,oft noch bevor eigene Erfahrungengemacht werden können.Die Bilder von Lust, die die Jugendlichen beiderartigen Äußerungen im Kopf haben, entsprechenallerdings nur einer bestimmten Dimensionvon <strong>sexuelle</strong>m Erleben: dem Kick oderder „schnellen, leidenschaftlichen Nummer“.Diese Art von (Woll-)Lust ist sehr penisfixiert –oder allgemeiner gesprochen: genitalfixiert. Esgeht um sehr punktuelle Erregung und schnelleEntladung.


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Lust hat viele DimensionenWas ist dann aber mit all den anderen Dimensionen,dem langsamen Genießen und Hineingleitenin ein tieferes Empfinden, in dem derganze Körper zur erogenen Zone wird, in dembeglückende Erlebnisse in unterschiedlichenKörperregionen stattfinden können? Wir habendafür nicht mal Wörter, die das auch nur annäherndbeschreiben könnten, und es gibt z.B.auch in Filmen nur selten Darstellungen, indenen diese anderen Dimensionen von Lustspür- oder sichtbar werden. Mario meinte, dieseArt von Lust hat „keine öffentlichen Auftritte“. Allerdingsfehlen dann auch die oben bereits angesprochenenSkripte in den Köpfen derMenschen. In den Medien wird Langsamkeitausgeblendet, daher können Viele damit auchnicht umgehen. Aber selbst wenn man weiß,was man eigentlich bräuchte, ist es nicht so einfach,sich solche Inseln herzustellen. Man greiftlieber zu Viagra oder anderen Medikamenten,wenn es nicht so funktioniert wie in dem Skript,das man vor Augen hat. Die Ängste, die Erwartungennicht erfüllen zu können, scheinen großzu sein. Dabei wäre es besser, einfach mal denKopf auszuschalten und ganz im Moment seinzu können.Wir waren uns einig darin, dass das, was heutevielfach unter „Lustlosigkeit“ subsumiert wird,eher die Suche nach dieser anderen Art vonLust ist, die aber in unserer schnelllebigen Zeitschwer zu finden oder herzustellen ist. Denn siebraucht Zeit und eine entsprechende (individuellunterschiedlich geprägte, nicht unbedingt kitschigromantische) Atmosphäre, um sichauszuprobieren, um den eigenen Bedürfnissennachzuspüren und sich auf mich, auf dich, aufuns einzulassen.Homo<strong>sexuelle</strong> LustIm Gegensatz zum oft vermittelten Bild von Lustgibt es also viele Dimensionen und – auchwenn sie weniger sichtbar sind – viele Skriptedavon, wie Lust sein kann. Die Bilder von „homo<strong>sexuelle</strong>rLust“ sind dabei genauso mit Klischeesverbunden wie jene von hetero<strong>sexuelle</strong>rLust. Ich frage Mario trotzdem, was denn diekonkreten Unterschiede seiner Meinung nachsind. Er meint, dass es vielleicht schon eine andereHerangehensweise an das Leben undauch an das Thema Sexualität gibt. Bei homo<strong>sexuelle</strong>nPartnerschaften spielen Vorstellungenwie: „dieser Mensch hat das gleicheGeschlecht wie ich, der/die muss wissen, wasich will“, oder „der/die kennt meinen Körperbesser als jemand vom anderen Geschlecht“eine Rolle. Auch wenn das überhaupt nichtstimmen muss, können solche Einstellungendas Begehren/die Lust beeinflussen. Die Bilderwerden zurechtgezimmert und bestätigen alsselbsterfüllende Prophezeiungen wieder die Klischeesvon Homosexualität oder Männlichkeit.© S. Hofschlaeger / PIXELIO.deDies betrifft auch die Subkulturen, die sich vorallem in größeren Städten gebildet und indenen sich Lusträume für homo<strong>sexuelle</strong> Männeretabliert haben. Ob im Dark-Room oder inder Sauna – schwule Männer können sich jederzeitohne Bezahlung schnell befriedigen(lassen). Auch das Bild vom Mann, der immerkann oder von den angeblich so offenen Beziehungenschwuler Männer, in denen dasFremdgehen akzeptiert ist, sind Klischees. Dasbedeutet nicht, dass alle schwulen Männer daswollen oder so leben. Sie sind in der Wahrnehmungaber eng mit schwuler Kultur und Sexualitätverbunden. Und: noch mehr als inhetero<strong>sexuelle</strong>n Partnerschaften wird bei einemschwulen Paar die <strong>sexuelle</strong> Beziehung immer


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>mitgedacht, es gibt keine Trennung zwischenSexualität und Partnerschaft. Dabei gibt esauch Paare, die keine <strong>sexuelle</strong> Beziehung verbindet,oder Paare, in denen Sexualität einesehr nebensächliche Rolle spielt (und in denenein_e Partner_in die <strong>sexuelle</strong>n Bedürfnisse ev.außerhalb der Partnerschaft befriedigt). DiesesZusammendenken von Dingen, die eigentlichnicht zwingend miteinander zu tun haben, führtdazu, dass Menschen sich erklären, ev. sogarrechtfertigen müssen, wenn ihr Verhalten/ihrLebensstil den Mustern in den Köpfen der Anderennicht entspricht.„Lust entsteht im Kopf“Geprägt durch Sozialisation, Sprache, Kulturund gesellschaftlichen Diskurs entwickeln sichBilder, Skripte oder Vorstellungen von Lust, diesich im Lebenslauf verändern können, und dienicht so spontan entstehen, wie das in Medienoft vorgegaukelt wird. Vielmehr wird das eigeneBegehren, bevor es ausgelebt wird, erst maleinem gesellschaftlichen Check unterworfen:„Sind meine Wünsche okay?“, „Was wird meinVerhalten eventuell für Konsequenzenhaben?“, „Was denken Andere über mich?“.Erst nach dieser Prüfung wird Begehren oderLust zugelassen – ich bastle mir antörnendeVorstellungen und suche dann eine möglichstpassende „Übereinstimmung“ des Gegenübers.So übernehme ich unter Umständen Klischees,die vielleicht gar nicht meinemwirklichen Begehren entsprechen (was z.B. beiMännern sichtbar wird, die Sex mit Männernhaben, aber sich selbst nicht als homosexuellbezeichnen, sondern oft in einer hetero<strong>sexuelle</strong>nBeziehung leben). Oder wir klammern vonvornherein eine bestimmte Gruppe von Menschenaus unserem Begehren aus, weil sienicht dem Bild entspricht, das wir selbst überunser <strong>sexuelle</strong>s Verhalten/über unsere Lusthaben. Unsere Vorstellungen von Sex miteinem Mann bzw. Sex mit einer Frau sindgrundsätzlich verschieden und wiederumdavon abhängig, welches Geschlecht und welche<strong>sexuelle</strong> Orientierung wir selbst haben.Dies schlägt sich auch in unserer Sprache nieder:der Gedanke „Ich habe Sex mit einemMENSCH“, kommt uns gar nicht. Wir sind nochnicht so weit, dass es egal ist, welches Geschlechtmit welchem Geschlecht Sex hat.Einschränkungen und LustobjekteDie Liberalisierung der Lebensweisen in Ballungszentrendarf aber nicht darüber hinwegtäuschen,dass es nach wie vorMännliche Lust ist für mich?Frauen, Gespräche über Sexualität.Wie viele erogene Zonen hat ein Mann?Muss jeder Mann für sich selbst entdecken. Ist keinmathematisches Problem.Was macht Männern Lust?Alles was die Phantasie anregt und zu adäquatenKörperreaktionen führt.Mein persönlicher Lusttipp für Männer:Gibt es keinen, weil jeder Mann seine eigene Lustentdecken muss.Nase, Haut, Ohren, Zunge oder Augen - welcheSinne bereiten mehr Lust beim Mann?Ist von Mann zu Mann verschieden - da gibt es keinegültige Antwort.Klaus, 58 JahreEinschränkungen und Diskriminierungen gibt.Allein die oben genannten Klischees sind jaschon Vorurteile, die nicht dem einzelnen Menschengerecht werden – wer sich als homosexuelloutet, muss sich wahrscheinlichirgendwann auch mit diesen Klischees auseinandersetzten. Andererseits sind die Coming-Out-Prozesse bzw. die Auswirkungen auch aufdem Land heute meist nicht so schlimm, wie sieursprünglich von den Personen befürchtet werden.Das deutet aber letztlich ja nur darauf hin,dass auch homo<strong>sexuelle</strong> Menschen die Klischeesüber Homosexualität verinnerlichthaben.Dennoch sind die Möglichkeiten für die Befriedigunghomo<strong>sexuelle</strong>r Lust abseits der größerenStädte noch sehr eingeschränkt.Bekanntschaften aus dem Internet sind meist


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>eindeutig sexuell konnotiert, das heißt das Kennenlernen, die soziale oder emotionale Ebenewerden in den Hintergrund gedrängt. In diesenFällen geht es wieder nur um die „schnelleLust“. Damit wird aber die Umsetzung der obenbeschriebenen Mehrdimensionalität erschwertoder unmöglich.Letztlich kehrten wir bei unserem Gesprächzum Ausgangspunkt zurück: gibt es Unterschiedezwischen homo- und hetero<strong>sexuelle</strong>rLust? Die genannten Aspekte sind eher Vorstellungenüber homo<strong>sexuelle</strong> Lust und entsprechenunter Umständen überhaupt nichtdem Menschen/dem Paar, mit dem wir es (sexualpädagogisch)zu tun haben. Dies wiederumtrifft auch auf die Vorstellungen über hetero<strong>sexuelle</strong>Lust zu, auch wenn diese etwas andersgelagert sind. Daher können sozusagen zweiSchlüsse gezogen werden: die inneren, eigenenBilder und Vorstellungen über <strong>sexuelle</strong>Lust, darüber, wie sie ist oder zu sein hat, solltenreflektiert und überdacht werden, damit daseigene Begehren nicht von vornherein eingeschränktoder fixiert wird. Und an den äußeren,den gesellschaftlichen Klischees sollten wir gemeinsamarbeiten, damit Menschen ihr je Eigenesfinden und ohne Angst vorDiskriminierung ausprobieren können.(*) Mario R. Lackner,Mag. und Dipl. Sexualpä d a g o g e / - b e r a t e r,Creative Consulter undAutor des Romans mitsexualpädagogischenBezügen „Asta im Winterwald“– nähere Infosunter www.traumsieberei.at© Brandtmarke / PIXELIO.deAuch die neue Rolle schwuler Männer als Lustobjektein Fernsehserien oder Werbung sindnur weniger stechende Stilblüten eines heteronormativenSystems – sie stellen trotzdem eineStigmatisierung dar, weil sie Klischees befördern,ohne das Individuum zu sehen.


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>“Das ist die Judassünde!“Persönliche Gedanken zur (<strong>sexuelle</strong>n) Lustaus der Sicht des Pfarrers und PsychotherapeutenP. Dr. Jeremia Eisenbauer OSB.Bevor Titel und Untertitel meines Beitrages eineFehldeutung erfahren, möchte ich gleich klarstellen,wer da zitiert wird. „Das ist die Judassünde!“war der erzürnte Ausruf meinesBeichtpriesters, dem ich 1965 als 16jährigerSchüler einer strengen katholischen Internatsschulebeichtete, dass ich mich mehrmals mit<strong>sexuelle</strong>r Befriedigung versorgt hatte und dassich dann, ohne vorher zu beichten, zur Kommuniongegangen war. „Das ist Verrat anJesus, das ist Gottesraub!“ tobte der Priesterdamals weiter. Es war ein hagerer, asketischwirkender alter Ordensmann, und ich sehenoch heute seine vor Zorn verkrallte dürreHand vor dem Gitter, das ihn im Beichtstuhl vonmir trennte. Eine Absolution gab es natürlichnicht, weil ich keine glaubwürdigen Anzeichenvon Reue über meine Todsünden beisteuernkonnte. Nach den Belehrungen unserer geistlichenErzieher damals hätte ich jetzt eigentlichbefürchten müssen, dass ich, im ZustandeMännliche Lust ist für mich?Mich selbst zu fühlen. Meine Lust, diese Lust umzusetzen,einzusetzen, zu realisieren, zu leben. Lust,mit Frauen Sexualität zu leben.Wie viele erogene Zonen hat ein Mann?Viele. Küssen, Ohren, Penis, Brust, streicheln, Rükken,hören.Was macht Männern Lust?Natürlicher Trieb zu Sexualität - Grundlage. GesellschaftlicheKonditionierung - was für einen "Typ"Frau mag ich, finde ich erotisch. Optische Reize,erotische Filme, Zeit<strong>schrift</strong>en.Mein persönlicher Lusttipp für Männer:Sich selbst spüren, was als konstruktiv für sich undsie erlebt wird - umsetzen. Sex macht zu ZweitSpaß, das heißt Beide erleben es positiv - wichtig!Flirten, anmachen.Nase, Haut, Ohren, Zunge oder Augen - welcheSinne bereiten mehr Lust beim Mann?Kommt auf das Wann und Wo drauf an. Gute Parfums,Düfte - Nase. Alle Sinne zusammen ergebenein Ganzes.Männlich, 50 Jahrezweier Todsünden, im Falle des Todes mit doppelterSicherheit direkt zur Hölle fahren würde.Bei mir erzielte diese Beichte allerdings eineandere Wirkung: Ich habe mit einer großen innerenSicherheit gespürt, dass dieses bedrohlicheSzenarium nicht stimmen kann, und ichhab mit meinen 16 Jahren beschlossen, dasses weder Teufel noch Hölle gibt und dass dasBeichten unter solchen Voraussetzungen einUnsinn ist. Und ich bin dann auch viele Jahrenicht zur Beichte gegangen.Heute sehe ich rückblickend in diesem Ereignisein Schlüsselerlebnis, das für meine Persönlichkeitsentwicklungvon großer Bedeutungwar. 12 Jahre später bin ich dann als Benediktinerim Stift Melk selber Priester geworden. Eswar mir gelungen, für mich ein neues Glaubensgebäudezu errichten, in dem ich auchheute noch zu Hause bin, es war eine Art Auferstehungin ein neues Leben in der Kirche,aber der Teufel, den ich damals mit 16 getötethatte, der ist nicht mehr auferstanden. Jetzt binich seit 25 Jahren Pfarrer in 3 kleinen Dorfgemeinden,und die Seelsorge, die ich ausübe,kommt ohne Teufel und Hölle aus.Sexuelle Lust ist für mich immer wieder einThema, dem ich sowohl als Pfarrer wie auch alsPsychotherapeut begegne, und <strong>sexuelle</strong> Lustist für mich ein Teil meiner eigenen Lebensqualität.Ich bin davon überzeugt: Sexuelle Lustist ein fester Bestandteil von Gottes Schöpfung.Ein Leben ohne Lust ist nicht im Sinne Gottes.Das gilt für die <strong>sexuelle</strong> Lust und gilt grundsätzlichfür alle Formen von Lust, sie gehörenzum menschlichen Leben dazu.Ich erlebe Lust in zweifacher Form. Lust istnicht nur ein beglückendes Erlebnis, ein Hochgefühl,sondern vor allem ein Antrieb; ist alsonicht nur euphorischer ekstatischer Zustand,höchster Genuss, Höhepunkt, Orgasmus. Lusterlebe ich vor allem als tief in mir wirksamenAntrieb, etwas anzugehen, etwas zu bewirken,etwas zu erreichen, etwas hervorzubringen.Lust steht in Wechselbeziehung mit Kraft und


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Willen, zeigt sich manchmal in Verbindung mitAggression, Stärke, Macht. Aus dieser Beschreibungwird aber auch verständlich, dassLust ohne ethische Steuerung in einen destruktivenVorgang abgleiten kann.© sassi / PIXELIO.deWas heißt all das konkret für mich als Priester,der einer Klostergemeinschaft durch Gelübdeverpflichtet ist. Da muss ich zunächst einmaleinem weit verbreiteten Irrtum entgegen arbeiten.Die Gelübde der Benediktiner lauten imWortlaut nicht auf „Armut, Keuschheit und Gehorsam“.Wir geloben „Stabilität in der Gemeinschaft“(1), „Klösterliche Lebensführung“(2) und „Gehorsam“ (3). Wir geloben also keine<strong>sexuelle</strong> Enthaltsamkeit. Im 2. Gelübde ist allerdingsinkludiert, dass wir nicht heiraten. Wieweit das auch bedeutet, dass man sexuell enthaltsamlebt, hängt davon ab, welchen sexualmoralischenNormen man sich von seinemGewissen verpflichtet fühlt. Die herkömmlichekirchliche Sexualmoral kreist im Wesentlichenum zwei Gebote/Verbote: 1. Sexualität darf nurinnerhalb der Ehe ausgeübt werden und 2. nur,wenn sie für die Entstehung neuen Lebensoffen ist, also wenn Eheleute auf kirchlich verboteneVerhütungsmittel verzichten. Das ist allerdingseine einseitige Mini-Moral, die mit eineranspruchsvollen Sexualethik wenig zu tun hat.Wenn man sich also von solch kirchlicher Kümmermoralbefreit hat, bleiben einem als selbständigund eigenverantwortlich denkenderPerson (und das sollte ja jeder Ordensangehörigerund jeder Priester sein) durchaus Möglichkeiten,seine Sexualität wahrzunehmen undin verantwortbarer Weise auszuüben. Für unsOrdensleute und Priester gelten dann natürlichdie selben Regeln einer verantwortungsvollenSexualethik, wie sie für alle anderen Menschenauch gelten. Das heißt z.B., dass ich mit meiner<strong>sexuelle</strong>n Aktivität die Würde einer anderenPerson nicht verletzen darf, dass ich den Willen,die Wünsche und Grenzziehungen einerPartnerin respektieren muss. VerantwortungsvolleSexualethik heißt für mich auch, dass ichdie naive oder vielleicht notbedingte Anhänglichkeitanderer Personen nicht ausnützen darf,um körperliche Nähe anzubahnen, die vorallem meiner persönlichen Lust-Befriedigungdient. Es heißt auch, dass ich bei einer anderenPerson durch von mir ausgehende erotischeund <strong>sexuelle</strong> Signale nicht Erwartungen undHoffnungen wecken will, denen ich in Wirklichkeitnicht entsprechen möchte. Ich will alsomeine erotischen und <strong>sexuelle</strong>n „Sprachmittel“achtsam einsetzen und sensibel dafür sein,was ich damit auslöse, bewirke. Und Sexualethikheißt natürlich für mich auch, dass ichmich an der Verantwortung beteilige, dass beieiner Frau, mit der ich <strong>verkehr</strong>e, keine ungewollteSchwangerschaft entstehen kann. FürMänner in meinem Alter ist da die Sterilisationoft ein geeigneter Weg.© Marco Barnebeck / PIXELIO.deNatürlich spüre ich den starken Wunsch, meineSexualität nicht nur mit mir alleine zu erleben,sondern mit einer Person, die ich mag und diemich mag. Wenn ich mich innerhalb der vonmeinem Gewissen vorgegebenen und der inunserer Gesellschaftsethik verankerten Regelnbewege, bieten sich mir zwar grundsätzlich die


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>gleichen Möglichkeiten und Einschränkungenzur Auslebung meiner <strong>sexuelle</strong>n Lust wie anderenMenschen. Als Ordenspriester freilich,der nicht heiraten darf, habe ich natürlich nichtdie besten Chancen, eine Partnerin zu finden,deren Erwartungen und Wünschen ich entsprechenkann. Denn die mir verbleibende Zeitund Energie für die Gestaltung einer Beziehungist begrenzt. Aber diese Probleme haben auchandere Menschen, die nicht einem Kloster angehören.Es gibt viele Gründe, dass Menschen nur beschränktdie <strong>sexuelle</strong> Lust erleben, die sie sichwünschen und nicht in einer Beziehung leben,die den eigenen Vorstellungen entspricht. Aberdeswegen muss man nicht ein unglücklicher,depressiver Mensch werden. Ich habe ein positivesVerhältnis zu meinen Wünschen nach<strong>sexuelle</strong>r Lust, und ich erlebe mich auch alslustfähigen Mann, wenn, so wie auch bei vielenanderen Menschen, meine Wünsche derzeitnicht voll erfüllt werden. Zum persönlichen Lebensglück,zu einem erfüllten Leben, gehörtmehr als die Erfüllung von Wünschen nachLustbefriedigung. Und ich habe es auch mittlerweileschätzen gelernt, als Single zu leben.Ich bin kein Pseudo-Single, der nichts Anderesim Kopf hat, als möglichst schnell eine Partnerinzu finden. Ich bin nicht auf der Suche, odergar auf der Jagd, aber ich schließe es auchnicht aus, mich wieder auf eine Frau einzulassen,wenn es passt. Ein Verleugnen meiner Sexualitätals Mann lehne ich ab.Und abzulehnen sind aus meiner Sichtweiseauch alle Versuche, <strong>sexuelle</strong> Lust mit Schuldgefühlenzu überfrachten, die dafür sorgen,dass Angst sich breit macht im Umfeld von Sexualität.Als Psychotherapeut ist es mir schonoft gelungen, solche Ängste abzubauen, z.B.die Angst, dass man bereits sündigt, wenn <strong>sexuelle</strong>Phantasien und Wünsche ins Bewusstseindringen, oder wenn die Erinnerungen anschöne und starke <strong>sexuelle</strong> Erlebnisse lustvollgenossen werden. Da geht es bei katholisch erzogenenMenschen manchmal auch darum, dieAngst vor Teufel und Hölle zu nehmen. Und dabin ich, auch dank meines eigenen Schlüsselerlebnissesim Alter von 16 Jahren, meist rechterfolgreich.Wer sich mit den Ursachen und weitreichendenFolgen einseitiger kirchlicher Sexualmoralnäher befassen will, dem kann ich die Lektürefolgender Bücher empfehlen mit Beispielen ausverschiedenen Jahrhunderten.Aus dem 4. Jahrhundert: Jostein Gaarder,Das Leben ist kurz. Darin beschreibt der Autorden verhängnisvollen Schwenk des Hl. Augustinusvom leidenschaftlich Liebenden zumsexfeindlichen Kirchenlehrer aus der Sicht derverlassenen Geliebten.Aus dem 12. Jahrhundert: Luise Rinser, AbaelardsLiebe. Das Schicksal des TheologenAbaelard (1079 – 1142) und seiner GeliebtenHeloise fand ein Happy End erst in der Gruft, inder sie heute noch nebeneinander liegen.Aus dem 21. Jahrhundert (2010 ein Bestseller,demnächst als Taschenbuch): David Berger,Der Heilige Schein. Das unfassbare Ausmaßan Heuchelei im Wirkungsbereich der erstarrtenzölibatären Kirchensenioren im Vatikan undseinem Umfeld, geschildert von einem ausgestiegenenInsider.P. Dr. Jeremia Eisenbauer OSB3390 Melk, Stift MelkPfarrer in Zwerndorf, Psychotherapeutjeremia@stiftmelk.atMännliche Lust ist für mich…?...Freude an meinem Körper, Spass, Schwitzen, Erleichterung,Zärtlichkeit, EnergieWie viele erogene Zonen hat ein Mann?...Viele, TausendeWas macht Männern Lust?...Phantasie, Bilder, Gerüche, Situationen, Szenen.Mein persönlicher Lusttipp für Männer:...Nur keinen Stress aufkommen lassen!Nase, Haut, Ohren, Zunge oder Augen - welcheSinne bereiten mehr Lust beim Mann?...Haut und eigentlich alle miteinanderZeljko, 40 Jahre


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Methodensammlung zum Thema männliche LustRené KaufmannMarcel FrankeWir arbeiten gemeinsam im klipp&klar Team –dem Aufklärungsprojekt für die Offene JugendarbeitVorarlberg, das schon seit 2002 über denVerein Amazone landesweit angeboten wird.Rollenspiele,...) bieten nicht nur eine gute Diskussionsbasis,sondern den Teilnehmer_innenauch die Möglichkeit Informationen und praktischeTipps zu bekommen, ebenso Rollenstereotypenaufzuzeigen und zu verändern.In diesem Rahmen werden Workshops für Jugendlichemit einem gemischtgeschlechtlichenWorkshop-Team durchgeführt, die gruppenundprozessorientiert verlaufen.Das heißt, die jeweiligen Fragen und Bedürfnisseder Jugendlichen stehen im Mittelpunkt.Dem Thema wird spielerisch in einer entspanntenund angenehmen Atmosphäre begegnet.Wir arbeiten mit einer Vielzahl von Methoden,um die jeweiligen Themen jugendgerecht undlustvoll zu bearbeiten. Unterschiedliche pädagogischeSpiele (Körpermalen, Tierbilderspiel,Männliche Lust ist für mich…?Nichts Eindeutiges, sondern VielfältigesWie viele erogene Zonen hat ein Mann?Zweitausendsiebenhundertdreiundsechzig oderzweitausendsiebenhundertvierundsechzig (dasletzte Mal habe ich mich verzählt)Was macht Männern Lust?Was Männern Lust macht, weiss ich nicht; mir machenFrauen Lust!Mein persönlicher Lusttipp für Männer:Hab ich auch keinen, aber ich liebe die FrauenNase, Haut, Ohren, Zunge oder Augen - welcheSinne bereiten mehr Lust beim Mann?Wenn es um´s Riechen geht - die NaseWenn es um´s Fühlen geht - die HautWenn es um´s Hören geht - die OhrenWenn es um´s Schmecken geht - die ZungeWenn es um´s Sehen geht - die AugenWenn es um alles geht - allesWo haben Männer besonders erogene Zonen?ÜberallWelche erogenen Zonen magst du besonders?Alle, die ich kenne oder herausfindeWas macht den Mann mehr an (Fantasie, Erotik,Porno,...)?Fantasie ist die Würze; ohne Würze ist alles fad!Harald, 52 JahreDurch die Workshops werden Jugendliche, dieihre ersten Erfahrungen machen, positiv begleitet,damit sie eine selbstbestimmte und befriedigendeSexualität lernen können. In diesemSinne wird durch die Workshops eine wichtigepräventive Arbeit im Gesundheitsbereich und inder Lebensplanung für Jugendliche angeboten.Die folgenden Methoden haben wir aufgrundunserer langjährigen Praxis und Erfahrung inder Arbeit mit Jungs im klipp&klar Team entwickelt,allerdings noch nicht unter dem Themenfeld„männliche Lust“ durchgeführt.Deshalb sind sie als Vorschlag und Ideenpoolzu verstehen, von dem wir schon wesentlicheTeile mit Sexualpädagog_innen bei einem Testlaufausprobieren konnten. Die Übungen könnenin der Reihenfolge als Tagesworkshop oderals Einzelmodule adaptiert werden und sind fürJungs geeignet, mit denen schon im Vorfeld einBasiswissen über Körper und Sexualität erarbeitetworden ist.Raum und VorbereitungUngezwungene, gemütliche und ungestörte Atmosphäresind eine wichtige Basis. Der Raumsollte mit Sitzsäcken, Kissen, Decken ausgestattetsein.


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Eine dem Thema entsprechend gestaltete Mitte(z.B. mit Duftkerzen, Knabbereien und Süßem,Massagebällen, Körpermassageöl, Muscheln,Blumen), die mehrere Sinne anspricht.Vereinbarungen mit der GruppeNeben dem Umgang miteinander, dem Spaßfaktorund der Verschwiegenheit ist es wichtig,die Freiwilligkeit zu gewährleisten und auf ausreichendPausen zu achten.Einstieg mit Sexualität und SpracheSammeln von Begriffen zum Thema männlicheLust.Mittels einer aktivierenden Übung (z.B.: Wörtersee;alles rund um das Thema Lust oderWohlbefinden) bekommen die Jungs die Gelegenheit,frei von der Leber zu sprechen undStichworte zum Thema zu sammeln. Die Wörterwerden nicht bewertet sondern kommentarlosauf Flipchart geschrieben und im Anschlussbesprochen und erklärt.Warming Up:Wettermassage – angeleitete Körpermassage,die die Jungs an sich selber durchführen. Gemeinsamim Kreis stehend wird eine Geschichtevon Regen, Schnee über Sturm undHagel bis zu feinem Wind und Sonne erzählt,die die Jungs spielerisch zu Berührungen anKopf und Oberkörper anregen.Mein Körper: was ist angenehm und wasmacht SpaßMit Hilfe der Methode “Körperumrisse zeichnen“können die Teilnehmer individuell durchVerwendung verschiedener Materialien (z.B.:Buntstifte, Watte, Filz, Stoffreste,...) die Stellendes Körpers verdeutlichen, an denen Berührungenwohltuend, anregend, aufregend, reizend,prickelnd und sinnlich sind. Anschließendwird eine Ausstellung mit den verschiedenenBildern eröffnet. Die jungen Männer werden angeleitet,respektvoll die Unterschiede und Ähnlichkeitenim Plenum zu diskutieren.Die inneren und äußeren männlichen GeschlechtsorganeAnhand einer Vorlage des männlichen Geschlechtsorganswerden die inneren und äußerenBestandteile gemeinsam mit den Jungs mitverschiedenfarbigen Tüchern auf dem Bodenausgelegt. Anschließend werden aus einemStoffsack die Begriffe für die Körperteile einzelngezogen und den richtigen Stellen zugeordnet.Im Plenum werden die besonders empfindsamenStellen wie Eichel, Hoden, Prostata undAfter genauer besprochen. Dabei soll nicht unerwähntbleiben, dass die Lust mit allen Sinnenerlebt wird und vor allem durch Phantasien,also im Kopf, zum Leben erwacht.Männliche Lust ist mehr als nur Technik derGeschlechtsorganeMännliche Lust ist ein harmonisches Zusammenspielvon Entspannung und angenehmenGedanken, Vertrauen in sich selbst und Vertrauenin die Partnerin oder in den Partner.


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Warming upBeckenbodenmuskulatur spüren – Die Jungswerden im Kreis stehend dazu angeleitet ihreMuskulatur, den Schließmuskel und den Bekkenbodenanzuspannen, wobei die Entspannungsphasedoppelt so lange dauern sollte wiedie Anspannung. Zur Verdeutlichung stellen wiruns vor, dass wir in eiskaltem Wasser stehen,das langsam in Richtung Nabel steigt und wirdie Hoden hochziehen. Dabei wird der Bekkenbodenautomatisch aktiv. Bei regelmäßigemÜben wird die Durchblutung verbessert, und eskann eine gute Vorbeugung gegen frühzeitigenSamenerguss sein.Wichtig: das Anleiten von Beckenbodentrainingbzw. -Übungen braucht Vorerfahrung undSelbsterfahrungNight-Stand. In einer anschließenden Reflexionsrundewerden die offenen Fragen noch besprochen.AbschlussrundeAuf drei Stühlen werden jeweils die Fragen„Was hat mir besonders gut gefallen?“, „Washat mir gar nicht gefallen?“ und „Auf was freueich mich heute Abend?“ beschildert. Die Jungskönnen sich auf jeden Stuhl setzen und die jeweiligeFrage beantworten.Viel Spass und Lust beim Umsetzen und Ausprobieren!!!Leistungsdruck und Rollenerwartungen –Mythen der männlichen SexualitätRaumaufstellungsübung zu den verschiedenenMythen. Es werden zwei Karten mit ja und neineinige Meter von einander entfernt auf denBoden gelegt. Anschließend hören die JungsFragen wie z.B. „Die Länge des Penis ist ausschlaggebendfür guten Sex.“ oder „Männerkönnen und wollen immer Sex.“ → stimmst dudem zu oder nicht. „Du hattest gestern Nachtmit deiner neuen Flamme eine heiße Liebesnacht,dabei habt ihr euch gestreichelt, geküsst,liebkost und euch gegenseitig ohne Geschlechts<strong>verkehr</strong>zum Orgasmus gebracht. Wardas echter Sex, ja oder nein?“Dazu sollen sie sich positionieren und auchStellung beziehen.Ziel dieser Übung ist es, die Jugendlichen alsExperten ihrer Realität in das Aufdecken derMythen mit einzubeziehen. Durch Informationenwerden die vielfältigen Möglichkeiten vonSexualitäten aufgezeigt.SextivityVerschiedene Worte werden aus einer vorbereitetenBox gezogen und müssen pantomimischdargestellt werden. Z.B.: Morgenlatte,Viagra, Petting, Oral<strong>verkehr</strong>, Selbstbefriedigung,Prostata, Quickie, Anal<strong>verkehr</strong>, One-


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Vasektomie – ein ErfahrungsberichtMeine Frau und ich haben nach unserem 3.Kind die Möglichkeiten der Verhütung durchgedachtund durchgesprochen. Das ist jetzt ca. 25Jahre her. Die Vasektomie erschien uns die effektivsteund letztlich auch einfachste Lösungzu sein.Ich erkundigte mich zuerst bei einem befreundetenArzt und auch bei meinem Hausarzt. Natürlichhatte ich davon gehört, dass mancheMänner Probleme damit haben und ihre Männlichkeitdadurch beeinträchtigt oder gefährdetsehen. Das allerdings sei rein psychischerNatur, erklärte man mir, denn die körperlichenFunktionen wären durch den Eingriff nicht betroffen.Die Hoden würden lediglich im Laufeder Zeit die Samenproduktion einstellen. Samenflüssigkeitwürde von der Prostata weiterhinproduziert. Auch die Orgasmus-Fähigkeitbliebe normalerweise wie gewohnt erhalten.nach der Operation erinnere ich mich kaum.Natürlich etwas unangenehm, aber nichtschlimmer als bei einer Schnittverletzung.Männliche Lust ist für mich…?Stimulation und Befriedigung der Partnerin. Das Erreichendes eigenen Orgasmus. Dazu ein Zitat, dasich gefunden habe ;) „Die männliche Lust ist einezielgerichtete. Wenn der Gipfel erstürmt ist, enttäuschtdie ratlose Leere.“Wie viele erogene Zonen hat ein Mann?Kommt auf den Mann an. Am erogensten ist natürlichder Penis mit Eichel. Viele finden auch die Stimulationder Gegend zwischen Hoden und Dammerregend. Weiters heisst es, dass manche Männersehr auf die Stimulation der Brustwarzen reagieren.Aber es ist wie bei der Frau. Jeder Mann hat andereerogene Zonen. Der Penis ist es jedoch bei allen.Was macht Männern Lust?Hintern, Dessous, Pornos, gute Düfte…..Mein persönlicher Lusttipp für Männer:Zungenspiele. Wer eine Frau gekonnt verwöhnt,kann daraus viel Lust gewinnen.Nase, Haut, Ohren, Zunge oder Augen - welcheSinne bereiten mehr Lust beim Mann?Riechen und Schmecken.Andy, 36 Jahre© Rainer Sturm / PIXELIO.deIch hab mich nach einer kurzen Überlegungsphasedann dazu entschlossen und mich ineinem Wiener Spital für den Eingriff angemeldet.Die Operation wurde bei mir in Narkosedurchgeführt, und deshalb gab es einen Vorbereitungstagim Spital. Heute werden diese Eingriffemeist mit lokaler Betäubung durchgeführt.Ich erinnere mich an ein lustiges Detail nachder OP im Aufwachzimmer. Beim Erwachenaus der Narkose fühlte ich mich wie betrunken.Ich war echt lustig drauf und sang mehr oderweniger lauthals einige Zeilen des Liedes „Morgen“von der EAV: „Ich wach auf am Nachmittag,der Sodbrand is enorm – denn gestern warich wieder sehr in Form“. An die SchmerzenDass ich nach der Vasektomie keine psychischenProbleme haben würde, war mir vorherschon klar. Ich beziehe bis heute das Selbstverständnismeiner Männlichkeit nicht aus meinerZeugungsfähigkeit. Dazu kommt natürlichauch, dass ich schon Vater dreier Kinder war.Auf mein damaliges Sexualleben hat sich das„über Verhütung nicht mehr nachdenken müssen“durchaus positiv ausgewirkt. Auch jetztnach 25 Jahren kann ich nur Positives berichten.Weder meine Libido noch meine Orgasmus-Fähigkeit,noch meine Potenz haben unterdem Eingriff gelitten. Und noch eine Angst kannich hier ausräumen. Nämlich die, dass mit zunehmendemAlter Potenz und Lustempfindenzurück gehen. Ich bin jetzt 60 und erfreue michnach wie vor des Lebens im Allgemeinen undim Besonderen meiner Sexualität.Franz Mayer (Name von der Redaktion geändert)


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Broschüren für Burschen/Männer/FachpersonenSexualitäts- und Lustempfinden hängen nichtzuletzt damit zusammen, wie wir unseren Körpererleben, welches Verhältnis wir zu ihmhaben und ob wir wissen, wie er funktioniertund ob er gesund ist.Gerade männliche Jugendliche vermitteln oftdas Gefühl, sie wüssten gut Bescheid und versteckenhinter markigen Sprüchen Unwissenheitund/oder Unsicherheit. Sie stehen in derPubertät unter einem großen Leistungs- undNormalitätsdruck. SexualpädagogInnen sinddaher gut beraten, hinter die Fassade zu blikken.Sie sollten ihre Methoden so auswählen,dass Burschen sich trauen, ihre Fragen zu stellenund sich mit ihren Geschlechtsorganen,ihren emotionalen Erfahrungen und dem Zusammenspielaus Potenz, Fruchtbarkeit undmöglichen Störungen oder Krankheiten auseinanderzu setzen.Die beiden Broschüren „Untenrum gesund!“und „Wie geht´s, wie steht´s“ richten sich sowohlan Buben und Männer wie auch an Fachpersonen,die mit ihnen arbeiten. Sieinformieren heranwachsende und erwachseneMänner darüber, wie ihre Geschlechtsorganegenau aussehen und wie diese bei Erregungund einem Orgasmus funktionieren. DasThema Verhütung wird bewusst aus männlicherSicht angesprochen, um Jungen und Männerfür ihren Teil der Verantwortung zu sensibilisieren.Darüber hinaus gibt vor allem die Broschüre„Untenrum gesund“ Hinweise, ab wann„mann“ zum Arzt gehen muss, wenn es jucktund brennt oder andere Störungen auftreten.Von der BZgA gibt es außerdem ein Begleitheftfür Multiplikator_innen, das neben zusätzlichenMaterialien (z.B. Overheadfolien) vor allem konkreteHinweise und Methoden zur Arbeit mit(männlichen) Jugendlichen bereit hält. DiesesBegleitheft ist ebenso wie die kleine, handlicheund prall gefüllte Broschüre „Wie geht´s, wiesteht´s“ kostenlos. Sie stehen auch alsDownload unter www.bzga.de zur Verfügung.Die Broschüre „Untenrum gesund!“ ist gegeneine Schutzgebühr von € 5.- bei der unten angeführtenAdresse zu beziehen.Untenrum gesund!Urogenitale Gesundheitsvorsorge für Jungenund MännerEine Informationsbroschüre mit Hinweisen zurPräventionsarbeitThemen: Penis, Vorhaut, Hoden und Geschlechtsdrüsen,Prostata, Orgasmus, Samenergussund Fruchtbarkeit, Vaterschaftsverhütung,Sexuell übertragbare Krankheiten(STDs), Hinweise für Fachpersonen, MedienhinweiseZu beziehen über: pro familiaLandesverband NRW e.V.Postfach 13 09 0142036 Wuppertallv.nordrhein-westfalen@profamilia.de /www.profamilia.deWie gehts - wie stehts?Wissenswertes für Jungen und MännerThemen: die männlichen Geschlechtsorgane,Orgasmus und Samenerguss, männlicheFruchtbarkeit, Vaterschaftsverhütung, „Alles inOrdnung?“, Materialliste und Glossar.Wie gehts - wie stehts?Begleitheft für MultiplikatorInnenThemen: Heimliche Wissenslücken, heimlicherWissensdurst, Mit der Broschüre arbeiten, Methoden,Literatur und Materialien, WeiterführendeFachliteratur, Overheadfolien.


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>BuchrezensionDie neue Sexualität der Männervon Bernie ZilbergeldRezension von Marcel FrankeIn den ersten Kapiteln finden sich Definitionenund Hinweise auf eine vielfältige Ausgestaltungmännlicher Sexualität. Auch ein leicht verständlichesKapitel zur Analyse von „Männlichkeit“und der gesellschaftlichen Zurichtung vonJungs. Die Thesen geben einen guten Überblickin die Sozialisationsprozesse von Jungenund Auswirkungen aus Sicht der Männerforschung.Ein großer Teil des Buches geht auf Themender Paarsexualität und die Erfahrungen aus derBeratungspraxis des Autors ein. Im letzten Drittelbeschreibt Zilbergeld, der viele Jahre alsPsychologe und Sexualberater tätig war, welcheMöglichkeiten es gibt, um mit <strong>sexuelle</strong>nStörungen umzugehen. Beziehungsweise welchemedizinische Interventionen es gibt.Ich halte es für ein hilfreiches Buch, welchesden Bogen von Gesellschaft, Sozialisation,Paarbeziehung bis hin zur Therapie und Medizinschafft. Viel Spaß beim Bilden der eigenenMeinung!Das Buch „Die neue Sexualität der Männer“ erscheintauf den ersten Blick wie eines der vielenRatgeberbücher, die vor Klischees strotzenund sich mit Annahmen und mit HoroskoptextenLebensberatung anmaßen. Der erste Eindrucktäuscht.erschienen 1994 im DGVT Verlag (DeutscheGesellschaft für Verhaltenstherapie)Bernie Zilbergeld hat mit seinem Fortsetzungsbuchvom 1978 erschienen „Die männliche Sexualität“ein fachlich fundiertes, spannend zulesendes Werk geschaffen.


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>LiteraturlisteBundeszentrale für gesundheitlicheAufklärung(2002):Wie geht’s - wie stehts?www.bzga.deSchnack, Dieter/Neutzling,Rainer (2006):Die Prinzenrolle: Über diemännliche Sexualität. VomJungen bis zum Mann. rororoConnell, Robert W./Müller,Ursula/Stahl, Christian(2006):Der gemachte Mann: Konstruktionund Krise vonMännlichkeiten. VS VerlagZilbergeld, Bernie (2000):Männliche Sexualität: Was(nicht) alle schon immerüber Männer wussten.Dgvt-VerlagInstitut für Frauen- undMännergesundheit (Hg.)(2009):„Ich kenn mich aus!“ Gesundheitstippsfür Burschen.WienZilbergeld, Bernie (2000):Die neue Sexualität derMänner: Was Sie schonimmer über Männer, Sexund Lust wissen wollten.Dgvt-Verlagpro familia LandesverbandNRW e.V.:Untenrum gesund! UrogenitaleGesundheitsvorsorgefür Jungen und Männer;www.profamilia.deSchmied, Gabriele/Reidl,Christine (2008):Männliche Jugendliche:Sexualität und Aufklärung.Europäisches Zentrum fürWohlfahrtspolitik und SozialforschungRiederle, Josef (1995):Wenn die Lust erwacht:Pädagogische Arbeit mitJungen zu Sexualität undSelbstbefriedigung. VerisVerlag


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Fachtagung9. Fachtagung und 2. KongressSexuelle Übergriffe / Straftaten männlicherJugendlicher – Behandlung und Prävention,28./29.11.2011, WienBericht von Gabriele RothuberEine Veranstaltung des Wiener Netzwerkesgegen <strong>sexuelle</strong> Gewalt an Mädchen, Bubenund Jugendlichen in Kooperation mit Limes undder Kinder- und Jugendanwaltschaft WienWorkshops teilzunehmen, mit Kolleg_innen inAustausch zu gehen und nebenbei auch nochkulinarisch sehr gut verköstigt zu werden.Der erste Beitrag kam von Peter Wanke vomVerein LIMES, der über das Mehr-Spuren-Programmberichtete - ein ambulantes Behandlungsprogrammfür jugendliche Sexualstraftäterim Weisungskontext. Dieses bindet die Jugendlichenund ihre Familien in ein 2 Jahredauerndes Programm, das im Kernstück derBehandlung – nach erfolgtem Vertrauensaufbau– Gruppen- und Einzelgespräche vorsieht.Es wurde festgehalten, dass bundesweite ambulanteBehandlungskonzepte für jugendlicheSexualstraftäter ebenso fehlen wie ein ambulantesBehandlungsangebot für unter 14-Jährige,Personen ohne Verurteilung oderMenschen mit Beeinträchtigung / Behinderung.Ruud Bullens Vortragsankündigung „Erklärungsmodellefür <strong>sexuelle</strong> Straftaten“ wurdekurzerhand in eine „Geschichte der Behandlungvon jugendlichen und erwachsenen Täternvon <strong>sexuelle</strong>m Missbrauch seit zwei Jahrzehnten“umgewandelt. Sein (spannender?) Vortragam Nachmittag über Kindermissbrauchsfotos /-filme war wohl den meisten aus der Fachtagungvon 2009 bereits bekannt.© Rainer Jochens / PIXELIO.deZiel der 2tägigen Fachtagung war es, Informationenüber „Sexuelle Übergriffe männlicher Jugendlicher“in Fach- und Interessiertenkreise zutragen. Die Tagung war hervorragend organisiertund durch die vielen Unterstützer_innenwar es möglich, zu einem sehr moderaten Preiszwei Tage im herrlichen Ambiente des Rathausesbzw. des Europahauses an Vorträgen undMit einer szenischen Lesung zum Thema„Männlichkeit, Sexualität und Gewalt-Szenenaus dem Alltag“ entließen Christine Bodendorferund Günther Wagner (Limes) das Auditoriumzum Cocktailempfang des Bürgermeistersder Stadt Wien in den Wiener Rathauskeller.Monika Egli-Alge, Forenisches Institut Ostschweiz(forio), hielt am Nachmittag einen lebhaftenVortrag zum Thema „Behinderte Täter?Eine Herausforderung für vernetztes Arbeitenim Alltag; Menschen mit Lern- und geistigen Behinderungen– ihr grenzverletzendes Verhaltenverstehen und sie in den „grünen Bereich“ begleiten.“Frau Egli-Alge hat beispielhaft die Stellungvon Menschen mit Lern- (IQ unter 80) und


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>geistigen (IQ unter 60) Behinderungen im Strafverfahrenerörtert und ausführlich auf die spezielleThematik und die Häufigkeit vongrenzverletzendem Verhalten in Einrichtungenaufmerksam gemacht. Mit bis zu 50% grenzüberschreitenden<strong>sexuelle</strong>n Übergriffen aufMenschen mit Lern- und geistiger Behinderungerschreckend hohe Zahlen, im Vergleich dazudie bedenkliche Unterversorgung von (ambulanten)Angeboten österreichweit.Anschließend gab Reinhard Eher, Leiter derBegutachtungs- und Evaluationsstelle für Gewalt-und Straftäter, Wien, eine „Prognose undLegalbewährung bei jugendlichen Sexualstraftäternim Vergleich zu Erwachsenen“. Demnachwerden 20 % aller Sexualdelikte von Jugendlichen(unter 18) begangen und bis 50 % allerMissbrauchsdelikte. Die Rückfallforschungzeigt, dass Mädchen und Jungen, die vorihrem 18. Lebensjahr Sexualdelikte begangenhaben, im Erwachsenenalter mit 50% Wahrscheinlichkeiteher zu delinquenten Verhaltensweisenneigen. Die Operationalisierungenin diesem Feld gestalten sich allerdings als sehrschwierig (da das Verhältniss Verurteilungen zuÜbergriffen und Straftaten im Jugendalter verzerrtist). Herr Eher ergänzt, dass die Rückfallprophylaxeund somit Tätertherapie guteErgebnisse zeigt, allerdings auch hier zuverlässigeZahlen schwer zu operationalisierensind.Der einzige Block, der sich auch mit Täterinnenbeschäftigt hätte, der Vortrag von Ursula Enders,Zartbitter Köln, „Zickenkrieg oder sexualisierteGewalt? Formen, Ursachen undReaktionen auf sexualisierte Gewalt durch jugendlicheTäterinnen“ musste krankheitsbedingtausfallen. Ebenso wie der mit Spannungerwartete Vortrag von ihr am 2. Tag: „Das istniemals witzig! Sexuelle Übergriffe durch Kinderund Jugendliche in Institutionen“, für den jedochMonika Egli-Alge spontan und bravourösaushalf! Von einer fatalen Lektion war die Rede:Gewalttätige Jugendliche haben oft selber Gewalterlebt – sie lernen daraus: man löst Problememit Gewalt. Kinder und Jugendliche inHeimen haben dabei ein höheres Risiko, Opferoder Täter_in zu werden, dies gilt als evidenzbasiert.Oft herrscht Willkür auf allen Ebenen,das Verhältnis von Macht und Machtmissbrauchist aus dem Gleichgewicht. 2 Kardinalfehler,entweder das zu heftige Intervenieren(Stigmatisieren) oder zu weniges Intervenieren(Tolerieren) werden beobachtet. Heime brauchenKonzepte, Controlling, Vernetzung undpermanente Sensibilisierung.© sokaeiko / PIXELIO.deLilli Axter von Selbstlaut Wien erzählte über die„Prinzen-Rolle – von Keksen und anderenMännlichkeiten, Prävention von <strong>sexuelle</strong>nÜbergriffen und Gewalt durch Jugendliche“.Einer Umfrage zu Folge haben unter einemDrittel jugendlicher Mädchen ausschließlichfreiwillige <strong>sexuelle</strong> Erfahrungen gemacht! Siezeigte mögliche und praxisnahe Schritte der Interventiondurch Pädagog_innen bei Grenzüberschreitungenund Übergriffen auf undentließ die Zuhörer_innen mit einer großen Anzahlbewährter Methoden zur Prävention.Den Abschluss der Tagung bildeten unterschiedlichevertiefende Workshops zumThema.Es gibt die gesammelte Unterlagen hierzu aufwww.wienernetzwerk.at geben.


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Funfactory Cobra Libre - ein ErfahrungsberichtHersteller: FunFactoryPreis: Zwischen 77 und 99 €, je nach AnbieterMaße: 16 cm ca. lang, ca. 10x10 cm "Durchmesser"Material: Überwiegend Silikon bzw. Gehäuseaus PlastikDer erste Test:Zuerst machte ich mich in einer Trockenübungmit der Bedienung vertraut: drei Touchfelder,eins zum Einschalten, eins zum Steigern der Intensität,eins zum Senken der Vibrations-Intensität.Beachten sollte man jedoch, dass dieTouchpads mit Gleitgel/Lusttropfen-verschmiertenFingern kaum reagieren - alsoimmer ein Zewa/Taschentuch neben sich liegenhaben.Nun sollte das gute Teil aber endlich zum ersten,richtigen Einsatz kommen. Also schmierteich in das Silikon-Inlet eine dünne Schicht Gleitgel.Da kam aber auch schon die nächste Frageauf: Wie setzt man es denn nun ein? Hält manes die ganze Zeit senkrecht in der Luft? Oderbiegt man den Penis im Toy in Richtung Beineherunter (autsch)?Der Grund des Kaufs:Nach langer Zeit des Single-Seins habe ichwieder die schönen Seiten der Selbstbefriedigungentdeckt - jedoch auch festgestellt, dasses nur händisch betrieben auch schnell langweiligwird.Die Entscheidung:Also sah ich mich im Internet um...Wieder eine Billig-Taschenmuschi für 20 €?NeiiiinFleshlight? Ohne Vibration zu demPreis...NeiiiinCobra Libre? Was ist das denn?Als ich herausfand, dass FunFactory den CobraLibrerelativ neu rausgebracht hatte wurdeich also darauf neugierig. Ich suchte im Internetalle möglichen Infos, Testberichte und Bilderdazu; jedoch war mir der Preis von 99 €noch zu hoch.Nein, man legt es mit seinen "Rädern" in RichtungKopf und die Öffnung in Richtung derBeine und schon kann man seinen Penis in dieSilikonhülle einführen. Beim Einführen zwicktees kurz am Frenulum - das war aber schnellGeschichte. In der Silikonhülle finden übrigensnur die Eichel und ca. 4cm vom Schaft Platz -das reicht jedoch vollkommen. Während desGebrauchs kann der Cobra einfach auf demBauch liegen bleiben - zumindest bei meinenAbmessungen rutscht er nicht einfach vomPenis herunter.Nachdem ich nun im CobraLibre steckte, schalteteich die Vibration ein - 2 Sekunden den Einschalt-Touch-Knopfgedrückt halten und ervibrierte auf leichter Stufe. Das war sehr angenehm,für einen Orgasmus jedoch deutlich zuschwach. Also steigerte ich langsam die Intensitätund bereits Stufe 4 reichte aus, um eineninnerhalb von 10 Minuten zum Orgasmus zubringen.


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Dieser war wirklich sehr, sehr intensiv, vergleichbarmit einem wirklich sehr guten Handjobvon einer der Ex-Freundinnen. Man wurdelangsam immer weiter getrieben, bis es sichdann kurz aufstaute und man dann nicht mehrinne halten konnte.Die beiden Motoren vibrieren versetzt. Das istdas Non-Plus-Ultra des Geräts. Bei diesen Vibrationsmodikommt wirklich das Gefühl auf, alswürde in Rekordgeschwindigkeit geblasen - esstellt sich ein wirklich intensives Sauggefühl ein,welches einen sehr schnell schmelzen lässtund einen wirklich in den Wahnsinn treibenkann!Das Gefühl, besonders an der Eichel und rundum den Eichelkranz, ist sehr sehr angenehmund stimulierend.Leider sind die beiden Motoren zusammen relativlaut - einen Vergleichswert zu sagen istschwierig...für mich zählt jedoch, dass auchdiese 12 Stufen nicht im Nachbarzimmer zuhören sind.Zusätzlich finde ich gut, dass die Silikonhülle ander Oberseite sehr weich gestaltet ist. Hierdurchkann man von außen während des Einsatzesnoch den Bereich des Frenulumsmassieren - das ist jedoch Geschmackssacheund kein Muss um Mann kommen zu lassenund abtrocknen - das Silikon scheint auch sehrlanglebig zu sein. Eine Pflege mit Puder o.ä. istnicht nötig.Fazit:Die 77 € haben mich sehr lange grübeln lassen,ob ich so viel Geld wirklich in ein Sextoy investierenwill. Aber im Nachhinein muss ichsagen, dass es sich absolut gelohnt hat - dasFeeling ist einmalig und nicht mit den älterenSpielzeugen vergleichbar - diese sind bereitsim Müll gelandet. Auch die Verarbeitung ist absoloutspitzenmäßig - keine scharfen Kantenund komplett unter Wasser abspülbar (aufeinen 100 Meter Tiefseetauchgang würde iches nicht mitnehmen - in der Badewanne solltees aber keine Probleme geben). Hierbei ist nurzu beachten, dass das Touchpad unter Wassernicht funktioniert!Die einzigen negativen Punkte, die mir bis jetztaufgefallen sind, sind folgende: Der Akku istnicht austauschbar - sehr schade, da es ja nundoch ein Verschleißteil ist. Und mit Umweltschutzhat dies sehr wenig, um nicht zu sagennichts mehr am Hut. Hier sollte wenigstensdurch FunFactory ein Akkuwechsel zum fairenPreis angeboten werden.Müsste ich mich erneut entscheiden, würde ichauf jeden Fall erneut zuschlagen! Im Momentkomm ich aus dem Schwärmen gar nicht hinaus.Die Variationsvielfalt ist sehr unglaublich, undich hab sicherlich auch noch nicht alles entdeckt.Es lohnt sich allerdings auch, mit vorgeschobenerVorhaut einzudringen und nacheiniger Zeit diese - im Gerät steckend - zurückzuziehen.Dabei entsteht ein plötzlicher "Lustaufschwung".Nach dem Einsatz:Nach dem Einsatz kann man den CobraLibreeinfach mit unter die Dusche nehmen oder ihnim Waschbecken abspülen. Man kommt mitden Fingern sehr gut bis in die letzte Ecke undkann ihn so hervorragend mit Seife ausspülen


<strong>Plattform</strong>Sexuelle <strong>Bildung</strong>Männliche Lust ist für mich…?Lust…Beginnt bei der plötzlichen hellen Wachsamkeit,wenn „die“ Frau den Raum betritt…Wächst im Gespräch,bei den ersten Berührungen, mit dem klaren„Ja“ auf beiden Seiten…Dann kommt der Punkt „ofno return“ wo mein Körper beginnt, meinen Verstandbeiseite zu schieben, sich jeder meiner Muskelndehnen, strecken will… meine Hände wie von selbstden anderen Körper erforschen, berühren, bestärken,erregen wollen… meine Augen in den Augender Partnerin versinken, mein Atem unendlich tiefwird… Lust explodiert in der ersten, unwiederholbarenVereinigung und beruhigt sich unmittelbar danachin langen, stetig wiederkehrenden,wellenartigen Bewegungen… Wobei die Wellen gelegentlichauch ruhig höher sein können… ManchesMal ist das „Ende“ dann auch das Ende meiner Lustund mir nicht recht willkommen…Manches Malwächst mit dem „Ende“ eine starke Gemeinsamkeit…Wie viele erogene Zonen hat ein Mann?Das hängt bei mir von der Art und Weise ab, wiemich eine Frau berühren kann… Wenn „alles passt“ist es wohl meine gesamte Haut (mit Ausnahme derFüße vielleicht). Elektrisierend schön kann eine gutberührende Hand an meinem Kopf, meinem Nackensein. Bei den „üblichen“ erogenen Zonen bin ich äußerstempfindlich, wenn ich merke, dass die Berührungen„nicht passen“, würde ich eher versuchen,meine Partnerin davon abzulenken, um meine Lustnicht zu verlieren… Da ist dann später, im hoffentlichrichtigen Moment, eine entsprechende „Gebrauchsanweisung“unbedingt notwendig, soll sich Lust wiederholenkönnen…Was macht Männern Lust?Ich fahre ganz schnell auf schöne Bewegungen ab,beim Gehen, Laufen…Volle, gepflegte, natürlicheHaare in welcher Farbe auch immer, wobei rot schoneher punktet… und dann gar noch ein schwererZopf… (was, zugegebener Weise, selten ist). Dannkommen die Augen, die Art zu sprechen, zu lachen,Humor... Wenn dies dann alles stimmt, kommt ganz,ganz oben auf der Liste ein schöner Po, der Busendarf nicht zu üppig sein, eher sogar klein… Figurschlank… „Währenddessen“ dann finde ich das freieStöhnen meiner Partnerin sehr erregend… Bei proformaGestöhne hätte ich Mühe, meine Lust nicht zuverlieren… Überhaupt macht mir wohl am meistenLust, wenn ich spüre, dass sich meine Partnerin völligfrei fühlt und sich fallen lässt…Mein persönlicher Lusttipp für Männer:Die Frau „währenddessen“ nicht zu verlieren. Auchwenn es jetzt sofort und überhaupt einfach seinmuss… Sich fallen lassen, in den eigenen Körperund in den Körper der Frau… Nach dem ersten„Knall“, sich Zeit lassen, viel Zeit… Nicht zwanghaftunbedingt bei jedem Mal „kommen“ wollen…Nase, Haut, Ohren, Zunge oder Augen - welcheSinne bereiten mehr Lust beim Mann?Ich würd sagen, bei mir in dieser Reihenfolge:Augen, Ohren, Haut, Zunge, Nase…Was macht den Mann mehr an (Fantasie, Erotik,Porno,...)?Genau diese Reihenfolge, Porno allerdings nur sehrbedingt…Wie viel Lust hat der Mann aufs Experimentieren,Verbotenes, Amoralisches,...?Experimentieren war bei mir wesentlich, so zwischen16 und 30. Sämtliche Stellungen, die uns eingefallensind, ein paar Mal zu dritt, an allenmöglichen und unmöglichen Orten.Was die Moralbetrifft, war es meist gut auf meine eigene zuhören… somit auch auf meine eigenen „Verbote“,und das gilt bis heute…Peter, 62 Jahre© Anke Mäbert / PIXELIO.de

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