FORSCHUNG & ENTWICKLUNGRedoxpotential zu Beginnnach 5 WochenTCE zu Beginnnach 6 WochenGWGWGWGWGWGWnach 9 Wochennach 16 Wochennach 9 Wochennach 16 WochenBild 2: Flächenhafte Darstellung der Entwicklung der Redoxpotentiale[mV] im TestfeldBild 4: Flächenhafte Darstellung der Entwicklung der TCE-Gehalte[mg/l] im TestfeldDOC zu Beginnnach 5 WochenC-DCE zu Beginnnach 6 WochenGWGWGWGWGWGWnach 9 Wochennach 16 Wochennach 9 Wochennach 16 WochenBild 3: Flächenhafte Darstellung der Entwicklung der DOC-Gehalte[mg/l], ermittelt als NPOC im TestfeldBild 5: Flächenhafte Darstellung der Entwicklung der c-DCE-Gehalte[mg/l] im Testfeldnim-Hochfläche eingerahmt. Von der Verunreinigungam Standort sind der obereund der untere (GWL) im regionalenGrundwasserleiterkomplex 2 betroffen. Derfür den beschriebenen Feldversuch relevanteobere GWL steht am Standort flächenhaftin einer mittleren wassererfülltenMächtigkeit zwischen 6 m und 8 m bei einemFlurabstand zwischen 1 m und 2 m an.Die aus den <strong>LCKW</strong>-Eintragsherden resultierendenFahnen im oberen GWL erstreckensich auf einer Gesamtlänge von mehr als1000 m und reichen im Mittel bis 8 m Tiefe.Die in den Fahnenzentren ermittelten<strong>LCKW</strong>-Belastungen betragen zwischen 75und 350 mg/l [2].Die den GWL bildenden saalekaltzeitlichenSchmelzwassersande werden als feinbisgrobsandiger, an der Basis kiesiger Mittelsandangesprochen. Eingeschaltet sindorganogene Sedimente (Torfe, Mudden,Flussauenlehm). Der obere Grundwasserstauerwird durch sandig bis schluffigen Geschiebemergelgebildet, der am Standorteine Mächtigkeit zwischen 2 m und 3 m aufweist.Die natürliche Fließrichtung im oberenGWL ist nach Westen gerichtet. Die inPumpversuchen ermittelten Durchlässigkeitsbeiwertelagen zwischen 1,2–2,5 × 10 -4m/s. Die Abstandsgeschwindigkeit <strong>des</strong> oberenGWL beträgt ca. 30–40 m/a.Ausbau <strong>des</strong> Testfel<strong>des</strong><strong>Das</strong> Testfeld befindet sich im unmittelbarenAbstrom <strong>des</strong> Eintragsher<strong>des</strong> im Bereich derGleise. Zur Erweiterung der Kenntnisseüber die geologischen Eigenschaften <strong>des</strong>Untergrun<strong>des</strong> wurden fünf EC-logs über diegesamte Mächtigkeit <strong>des</strong> oberen GWL undvier Slug-Tests in jeweils drei Teufenbereichendurchgeführt. Die Ergebnisse bestätigtenim wesentlichen den bisher für dasUntersuchungsgebiet ermittelten geologischenSchichtaufbau, zeigten aber auch dielokalen Heterogenitäten <strong>des</strong> Untergrun<strong>des</strong>und die schichtgebundenen Permeabilitätsunterschiedeim Vertikalprofil auf.Am Testfeld wurden 15 vollkommen verfilterteGrundwassermessstellen (U1...D3)in drei Transekten eingerichtet. Um die speziellan der Aquifersohle ablaufenden Prozesseeines <strong>LCKW</strong>-Transportes und potentiellen<strong>Abbaus</strong> beobachten zu können, wurdenzusätzlich drei Sondermessstellen(B1u, B3u und D2u) mit Filtertiefen von 7-9m uGOK. ausgebaut. Darüber hinaus befindensich im Bereich <strong>des</strong> Testfel<strong>des</strong> die BohrpegelP56o und P35o.Die Injektion der Melasse geschah mithilfeder Direct-Push-Technologie jeweils 1 moberstromig an neun Ansatzpunkten in jeweilsdrei Teufenbereichen (7 m, 5 m, 3 munter GOK). Die einmalig injizierte Mengewurde so dimensioniert, dass die infolge<strong>des</strong> <strong>biologischen</strong> Melasseabbaus gebildeteMenge an Wasserstoff stöchiometrisch ausreicht,um sämtliche im Testfeld vorhandenenund mit dem Grundwasseranstromnachgelieferten Elektronenakzeptoren und<strong>LCKW</strong> zu reduzieren. Insgesamt wurde 1 tMelasse zu gleichen Teilen auf die Ansatzpunkteverteilt. Die Lage von InjektionsundBeobachtungspunkten am Testfeldzeigt Bild 1.TerraTech 1-2/2007 TT 3
FORSCHUNG & ENTWICKLUNGTCE [mmol/l]c-DCE [mmol/l]0,50,40,30,20,1TF1 Injektionsbereichc = 0,37e -0,025*t0,00 20 40 60 80 100 120 140 1600,50,40,30,20,1TageTF1 Injektionsbereichc = 0,65e -0,012*t0,00 20 40 60 80 100 120 140 160ElektronenakzeptorenKomplexesorganischesMaterialSulfatEisen (III)CO 2 / CO 3ElektronendonatorenHydrolyseorganischeMonomereGärungH + +e -AlkoholeundSäurenTageAcetatbildungH + +e -AcetatPCE TCE c-DCE VC EthenH + +e -SulfidEisen (II)MethanEndprodukteProzess Reaktion RedoxpotenzialEh [mV]aerobe Atmung O 2+ 4H + + 4e - 2H 2O + 820 *Gibbs´sche Energie∆G 0 [kJ/kmol]Denitrifikation 2NO 3-+ 12H 2+ 10e - N 2+ 6H 2O + 740 * - 1.120 +Manganreduktion MnO 2+ HCO 3-+ 3H + + 2e - MnCO + 2H 2O + 520 * - 194 *Eisenreduktion FeOOH + HCO 3-+ 2H + + e - FeCO 3+ 2H 2O - 50 * - 114 *Sulfatreduktion SO 42-+ 9H + + 8e - HS - + 4H 2O - 220 * - 151 °Methanbildung CO 2+ 8H + + 8e - CH 4+ 2 H 2O - 240 * - 105 °PCE-Reduktion C 2Cl 4+ H + + e - C 2HCl 3+ HCl - 166 *TCE-Reduktion C 2HCl 3+ H + + e - C 2H 2Cl 2+ HCl - 163 *c-DCE-Reduktion C 2H 2Cl 2+ H + + e - C 2H 3Cl 2+ HCl - 143 *VC-Reduktion C 2H 3Cl 2+ H + + e - C 2H4 + HCl - 157 ** …nach [10], + …nach [11], ° …nach [12]Bild 6: Darstellung derEntwicklung derBelastung mit TCE imInjektionsbereich <strong>des</strong>Testfel<strong>des</strong> (Gesamtheitaller Messungen)und Regression miteinem Abbau ersterOrdnung sowieAngabe einerSchwankungsbreiteBild 7: Darstellung derEntwicklung derBelastung mit c-DCEim Injektionsbereich<strong>des</strong> Testfel<strong>des</strong>(Gesamtheit allerMessungen) undRegression mit einemAbbau erster Ordnungsowie Angabe einerSchwankungsbreiteBild 8: Bereitstellungvon Reduktionsäquivalentendurch denAbbau organischenMaterials undÜbertragung aufverschiedeneElektronenakzeptorenTabelle 1: Redoxreaktionen im Untergrund und die dazugehörigen Redoxpotentiale (pH 7, 25°C)und freien Gibbs´schen Energien (pH 7, 25°C, c = 1M)VersuchsverlaufDie Dauer <strong>des</strong> Feldversuches war auf 120Tage festgelegt. In diesem Zeitraum geschahein einfacher Austausch <strong>des</strong> Porenvolumensim Testfeld. Im Versuchsverlauferfolgten wöchentliche Aufnahmen der ParameterLeitfähigkeit, pH-Wert, Redoxpotentialund Temperatur sowie <strong>des</strong> gelöstenSauerstoffs. Vor Beginn und nach fünf respektivesechs, neun und 16 Wochen wurdeder Gehalt an gelöstem organischen Kohlenstoff(DOC bzw. NPOC), Methan undEthen sowie der Sulfat-, Nitrat- und Eisengehaltund die <strong>LCKW</strong>-Belastung im Grundwasseranalysiert.Allgemein werden der DOC, das Redoxpotentialsowie die <strong>LCKW</strong>-Einzelkomponentenals wichtigste Parameter zur Charakterisierung<strong>des</strong> anaeroben <strong>Abbaus</strong> der<strong>LCKW</strong> angesehen. Diese sind in den Bildern2 bis 5 für den Bereich <strong>des</strong> Testfel<strong>des</strong>flächenhaft dargestellt. Weitere Ergebnissewerden auf Wunsch gern zur Verfügung gestellt.Der DOC zeigte nach fünf Wochen einedeutliche Zunahme durch die Injektion derMelasse. Mit fortschreitender Versuchsdauernahm der DOC bedingt durch den Abbauund die Verteilung der Melasse mit demGrundwasserstrom wieder ab. Dementsprechendsank mit fortschreitender Versuchsdauerdas Redoxpotential kontinuierlichab, was den fortschreitenden Verbrauchder vorhandenen Elektronenakzeptorenbelegt.Es zeigte sich, dass nachdem zu Beginn<strong>des</strong> Feldversuchs die Belastung mit TCEmit Werten bis > 50 mg/l gleichmäßig hochwar, bereits nach sechs Wochen eine vollständigeUmsetzung zu c-DCE stattgefundenhat. Im weiteren Versuchsverlauf nachelf Wochen war bereits wieder ein Rückgangder c-DCE-Belastung festzustellen.Nach 16 Wochen Versuchsdauer konnte inder C-Reihe ein Abbau bis auf 40 % derAusgangsbelastung ermittelt werden. Inder A-Reihe wurde bereits wieder eine Zunahmevon TCE und eine Abnahme von c-DCE beobachtet, die auf zuströmen<strong>des</strong>Grundwasser zurückgeführt werden kann.Eine Bildung von VC und Ethen wurdennicht beobachtet. Da eine Reduktion derGesamtmenge stattgefunden hat, kann angenommenwerden, dass trotzdem einevollständige Umsetzung vorliegt, die Produktionvon c-DCE jedoch thermodynamischbegründet schneller abläuft als seineweitere Reduktion.Aus den Ergebnissen konnten mittlereAbbauraten für TCE und c-DCE bestimmtwerden. In den Bildern 6 und 7 sind die ermitteltenTCE- bzw. c-DCE-Konzentrationenim Injektionsbereich (A-, B-, C-Messstellen)über die Versuchsdauer sowie eineRegression mit einem Abbau erster Ordnungdargestellt.TT 4 TerraTech 1-2/2007