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Gewerkschaft Erziehung und WissenschaftKreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven und WittmundLEUCHTTURMZeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-FrieslandNr. 11511. Februar 201335. Jhrg.Geld und mehr – es geht los!Gewerkschaften beschließen Forderung nach 6,5% mehr EntgeltErfolgreicher Start mit der „Tannenbaumaktion“ am 14. Dezember 2012Am 14. Dezember sind mehr als 1.000 Beamtinnen und Beamte des Landes und derKommunen einem Aufruf der Gewerkschaften ver.di, GdP und GEW gefolgt, um für dieWiedereinführung des Weihnachtsgeldes zu demonstrieren und zugleich die Tarif- undBesoldungsrunde 2013 einzuläuten. (s. auch S. 6)

Gewerkschaft Erziehung und WissenschaftKreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven und <strong>Wittmund</strong>LEUCHTTURMZeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-FrieslandNr. 11511. Februar 201335. Jhrg.Geld und mehr – es geht los!Gewerkschaften beschließen Forderung nach 6,5% mehr EntgeltErfolgreicher Start mit der „Tannenbaumaktion“ am 14. Dezember 2012Am 14. Dezember sind mehr als 1.000 Beamtinnen und Beamte des Landes und derKommunen einem Aufruf der Gewerkschaften ver.di, GdP und <strong>GEW</strong> gefolgt, um für dieWiedereinführung des Weihnachtsgeldes zu demonstrieren und zugleich die Tarif- undBesoldungsrunde 2013 einzuläuten. (s. auch S. 6)


LEUCHTTURM2Wechsel im SchulbezirkspersonalratFachgruppe GesamtschulenUllrich Schierz befindet sichseit dem 1. 2. 2013 in derwohlverdienten Ruhephaseder Altersteilzeit„Nachrücker“ ist Ralf Dittmer,IGS Waldschule Egels, Aurichradidodo@web.deRedaktion Leuchtturm Redaktionsschluss: 30.01.2013KV <strong>Wittmund</strong> www.gew-wittmund.deRonald Wilts Lüdstede 3 26487 Neuschoo Tel. 04975 - 366 Ronald.Wilts@t-online.deJürgen Kramm Wangeroogestr. 8 26409 <strong>Wittmund</strong> Tel. 04462 - 6102 Juergen.Kramm.WTM@t-online.deKV Jever www.gewweserems.de/kv-fg/jever/jevindex.htmFridolin Haars Fliederweg 16 26434 Wangerland Tel. 04461 - 5123 frimawa@gmx.deKlaus Blume-Wenten Javenloch 5 26434 Wangerland Tel. 04464 - 8150 k.blume-wenten@t-online.deKV Aurich www.gew-aurich.deRalf Dittmer Oldeborger Str. 81 26624 Südbrookmerland Tel./Fax 04942 - 3938 radidodo@web.deFranz Kampers Hinter Eschen 16F 26607 Aurich Tel. 04941 - 6988012 mail@gew-aurich.deKV NordenHerbert Czekir Reithammer Weg 29 26529 Osteel Tel. 04934 - 6766 herbert.czekir@ewetel.netAnette Hillen Im Dullert 30 26524 Hage Tel. 04931 - 7 4474 anette.hillen@online.deKV Emden www.gew-emd.deDr. Josef Kaufhold Herm.-Hesse-Str. 4 26721 Emden Tel. 04921 - 45266 JosefKaufhold@web.deKV WilhelmshavenFriedrich Fischer Fedderwarder Str. 124 26388 Wilhelmshaven Tel.04421 - 502119 magfish@gmx.deWolfgang Niemann-Fuhlbohm Güstrower Str. 3c 26388 Wilhelmshaven Tel.04421 - 87117 wolfgang.nif@gmx.deImpressum: <strong>GEW</strong>-LEUCHTTURM Nr. 115 / 35. Jahrgang vom 11.02.2013LehrerInnenzeitung für die Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wilhelmshaven, <strong>Wittmund</strong>Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB/Kreisverband <strong>Wittmund</strong>verantwortl.: Ronald Wilts (1. Vors.), Lüdstede 3, 26487 Neuschoo, 04975/366Internet: www.gewweserems.de - dort auch Informationen aus den KreisverbändenDruck: www.janssendruck.de, Finkenburgstr. 47, 26409 <strong>Wittmund</strong>


3 LEUCHTTURMKäpt’n Blaubär und das liebe Gottein ganz und gar gleichberechtigter SketchKäpt’n Blaubär und die dreiGummibärchen treten auf.Blaubär: Hab ich euch schonerzählt, dass ich nun doch nichtBildungsminister, sondern Bundesfamilienministerwerdenwill?Enkel 1: Ach, und woherkommt der plötzliche Sinneswandel?Blaubär: Nun ja, die Piratenwerden ja wohl nach neuestenUmfragen doch nicht in denBundestag kommen. Und derkluge Seemann baut halt vor.Enkel 2: Und für welche Parteitrittst du an, wenn nicht für diePiraten?Blaubär: Na, für die CSUnatürlich. Die kleinen Parteienhaben doch den meistenEinfluss. Ich sage nur Betreuungsgeld,Steuerentlastung fürHoteliers und Pflege-Bahr. Werhat das denn alles durchgesetzt?Enkel 3: Da hast du natürlichrecht Opa. Aber meinst du nicht,dass Frau Schröder eine zweiteAmtszeit bekommt, wenn dieschwarz-gelbe Koalition siegt?Blaubär: Die hat sich doch ihreChancen völlig vermasselt.Enkel 1: Wieso das denn? Dietut doch keinem weh. ZumBeispiel will sie, dass dieFrauenquote nur freiwillig eingeführtwird. Genauso wie dieIndustrie das will.Blaubär: Ihr kleinen Dösköppekriegt ja wieder wohl gar nichtsmit. Erstmal hat Frau Schröderes sich durch ihr Anti-Emanzipations-Buch sogar mitAlice Schwarzer verdorben undist damit auch bei der BILDunten durch. Jetzt hat sie auchnoch allen Ernstes vorgeschlagen,nicht mehr „der Gott“,sondern „das Gott“ zu sagen.Enkel 2: Opa, jetzt schwindelstdu aber schon wieder!Blaubär: Ich und schwindeln?Das stand schließlich in der„Zeit“. Und die ist doch wohlüber jeden Zweifel erhaben.Enkel 3: Wirklich?Blaubär: So wahr ich „derBlaubär“ und nicht „das Blaubär“bin.Enkel 1: Und warum hat sie dasnun gesagt?Blaubär: Die hat ja jetzt so einkleines Kind von einem Jahr.Und da macht sie sich einfachihre Gedanken, wie man diesemKind „Pippi Langstrumpf“ oderdie Bibel vorlesen kann, ohnedass es zu Diskriminierungenkommt.Enkel 2: Aber einem einjährigenKind kann man doch soetwas noch nicht vorlesen.Blaubär: Da habt ihr natürlichrecht. Aber wahrscheinlich istdas wieder so eine neue Mode,um Hochbegabung zu fördern,indem man den kleinen Bälgerneben schon von Geburt anvorliest.Enkel 3: Also, irgendwie versteheich das immer noch nicht.Warum will denn Frau Schrödernicht mehr „der liebe Gott“sagen?Blaubär: Sie meinte wohl eher,dass das eigentlich egal ist, obGott ein „Der“ oder eine „Die“ist, aber da hat sie es sichgründlich mit der CDU und derCSU verdorben. Schließlichwissen die als christliche Parteienganz genau, ob Gott männlichoder sächlich ist.Enkel 3: Was haben die dennnun gesagt?Blaubär: Da hat es ziemlichharte Worte gegeben: „verkopftenQuatsch“ und „religiösenAnalphabetismus“ haben sie ihrvorgeworfen. Und eine FrauReiche hat gesagt: „Der liebeGott bleibt der liebe Gott.“Enkel 1: Eigentlich ist das dochauch nicht so wichtig. Aberwarum willst du denn nun FrauSchröders Nachfolger werden,Opa?Blaubär: Ja habt ihr dennneulich nicht richtig zugehört?Ich will doch, dass dasBetreuungsgeld nicht nur fürKinder gezahlt wird, sondernauch für die Betreuung einesLebenspartners. Und das werdeich als Minister sofort mit dertatkräftigen Mithilfe meinesParteifreundes Seehofer durchdrückenund dann Hein Blödheiraten.Enkel 2: Du hast also nochimmer diese komische Idee?Blaubär: Das ist keine komischeIdee, sondern es geht einzig undallein um meine Altersvorsorge.Als ehemaliger selbstständigerKapitän bekomme ich schließlichkeine gesetzliche Rentenversicherung.Und leider werde ichauch nie zu solch gut bezahltenVorträgen wie dieser PeerSteinbrück eingeladen. Manmuss als allein erziehenderGroßvater halt sehen wo manbleibt!Enkel 3: Hast du Hein Blödeigentlich schon gefragt?Hein Blöd: Käpt’n, Hier ist schonwieder Post aus Berlin.Blaubär: Nun lies schon vor,Hein!Hein Blöd: Sehr geehrtes Käpt’nBlaubär! Ich habe mich zu diesergeschlechtlich neutralen Anredeentschlossen, damit mein Kind,dass schon eifrig mit mirzusammen ihre wunderbarenErzählungen auf Yootube anschaut,erfährt, dass es nicht sosehr auf das Geschlecht vonbedeutenden Persönlichkeitenankommt, sondern allein aufihre Leistungen. Ich habe nunvon meinem bayrischen Parteifreund,Horst Seehofer, erfahren,dass sie als Nachfolger für dasAmt des Familienministers nominiertwurden. Ich teile Ihnenals derzeitige Amtsinhaberinmit, dass ich Ihnen vorbehaltslosund ohne Groll zu dieserNominierung gratuliere undalles Gute wünsche. Im übrigenhabe ich sowieso vor, ein zweitesKind zu bekommen und fürlängere Zeit mit Hilfe desBetreuungsgeldes zu Hause zubleiben. Ihre Kristina SchröderHeinrichHerlyn


LEUCHTTURMAlles gut nach der Wahl ?StefanStörmer,VorsitzenderdesBezirksverbandesWeser-Emsder <strong>GEW</strong>Knapper ging’s kaum.Mit ein paar hundertStimmen Vorsprung habenGrüne und SPD es geschafft,die alte CDU/FDPLandesregierung aus demSattel zu heben. Die Koalitionsverhandlungenlaufen.Für die Gewerkschaftenist damit zunächst einmalder erhoffte Regierungswechseleingetreten. DieFrage, die sich nun stellt,lautet: Wird jetzt alles gut?Die ehemaligen Oppositionsparteiensind mit großenVersprechungen in denWahlkampf gezogen: Studiengebührensollen abgeschafft,Klassenfrequenzengesenkt, schulische Sozialarbeitflächendeckend eingeführt,die Ganztagsschulenausgebaut, die kleine Gesamtschulemöglich, dieQualität der LehrerInnenausbildungerhöht werden.In den letzten Tagen gibt esauch Signale, dass über eineReform des Personalvertretungsgesetzesnachgedachtwird, in welcher der ArbeitnehmerInnenvertretungweitere Mitbestimmungsrechtezugesichert werden.Welche Projekte werdensich nun realisieren lassen?Zunächst dürfte die Formelgelten: Alles, was wenigoder gar nichts kostet, sollteauch umsetzbar sein. Insoferndürfen wir davonausgehen, dass es in ein paarMonaten möglich sein wird,Gesamtschulen zu gründen,die vierzügig sind. Vermutlichwerden auch Oberschulen,die dies wollen, sich zueiner IGS umorganisierenkönnen.Ebenfalls ist zu erwarten,dass die zukünftige Landesregierungdas völlig gescheiterteProjekt „Acht Jahre biszum Abitur“ (G8) modifizierenwird. Dabei ist abernoch nicht klar, wie dieskonkret aussehen könnte.Fest scheint zu stehen, dassGesamtschulen zukünftigwieder neun Jahre alsRegelzeit auf dem Weg zurHochschulreife anbieten.Ob die Gymnasien bei G8verharren, ob ihnen G9 alsRegelfall oder ob ihnen dieWahlmöglichkeit eingeräumtwird, G8 oder G9anzubieten, ist im Momentoffen.Deutlich kompliziertersieht es für die Projekte aus,die den Landeshaushaltstark belasten würden. Diesumso mehr, als ein Projektbereits beschlossene Sacheist: Die Studiengebührenwerden in Niedersachsenabgeschafft. Der Aufschreider Hochschulen ließ nichtlange auf sich warten. Wer inden letzten Wochen genauhingehört hat, weiß, dasshier Verteilungskämpfe folgenwerden.Damit hier kein falscherEindruck entsteht. Aus gewerkschaftlicherSicht ist dieAbschaffung der Studiengebührendringend notwendig.Dennoch muss mansehen, dass das Geld, dasden Hochschulen dannfehlt, im Landeshaushaltüber Umverteilungen woanderseine Lücke reißt.4Man darf daher gespanntsein, wie viel Geld übrig seinwird, um weitere angekündigteVerbesserungen imschulischen Sektor realisierenzu können. Grüne undSPD haben im Wahlkampfimmer erklärt, dass etlicheProjekte davon abhängigseien, ob es im Septembergelingt, durch einen Regierungswechselund einer damitverbundenen Steuerreformdie Einnahmen derLänder zu erhöhen. Erstdann sei Geld da, um zumBeispiel flächendeckendüber schulische Sozialarbeit,einen vernünftigen Ganztagoder eine gute personelleund sächliche Ausstattungder dann inklusiven Schulennachzudenken.Ohne diese Finanzspritzevom Bund muss manetliche Projekte mit einemdicken Fragezeichen versehen.Im Ernstfall bliebedann nur die Verwaltungeines Mangels. Am Beispielder Studiengebühren lässtsich zeigen, was das bedeutenkann: Die Realisationdes einen wünschenswertenProjektes gefährdet ein anderes,ebenso wünschenswertes.Eine solche Situationauf Dauer wäre für eineLandesregierung, die zudemnur über eine knappeMehrheit im Landtag verfügt,äußerst kräftezehrend.Wird nun alles gut?Vermutlich wird einigesbesser. Der große bildungspolitischeDurchbruch istallerdings noch nicht zuerwarten. Nach der Bundestagswahlsehen wir weiter.


5 LEUCHTTURMNach der Niedersachsen-WahlTurbo-Abi vor dem AusHannover. Die Bildungspolitikgehört nach der festen Überzeugungvon Daniela Behrens(SPD) nicht zu den schwierigenThemen, die während derbevorstehenden Koalitionsverhandlungenzwischen SPD undGrünen zu bewältigen seinwerden. Insbesondere nicht dasUmgehen mit dem Thema„Turbo-Abitur“.„Es wird unter der RegierungWeil das Abitur nach zwölfJahren an Gesamtschulen nichtmehr geben“, sagte die kulturundmedienpolitische Sprecherinder Landtagsfraktion amDienstag auf Anfrage unsererZeitung. In diesem Punkt seiman sich mit dem künftigenKoalitionspartner absolut einig.Viele Jugendliche seien vonden Auswirkungen des Abitursin zwölf Jahren zu stark inAnspruch genommen, zeigtenStress-Symptome und „sindeinfach platt“, sagte Behrens.Dieser Preis sei zu hoch für dieSchulzeitverkürzung um einJahr. Darüber gebe es bei SPDund Grünen keine zwei Meinungen.Daneben, so die gerade wiederin den Landtag gewähltePolitikerin weiter, „müssen wiruns darüber Gedanken machen,wie wir in dieser Sache mit denGymnasien verfahren“. Natürlichsei es hier schwieriger als anden Gesamtschulen, weil „wir esan den Gymnasien teilweiseschon mit sehr eingedampftenKursus-Strukturen zu tun haben“.Behrens tritt für das „Abiturder unterschiedlichen Geschwin-digkeiten“ an NiedersachsensGymnasien ein. Für die damitverbundenen organisatorischenund finanziellen Fragen werdeman eine Lösung finden, sagtenDaniela Behrens. Bei alldemstehe im Vordergrund, dassKinder unterschiedlich intensivund schnell lernten, und daranmüsse sich die Schule in ihrenAngeboten ausrichten. Grundsätzlichhält die Politikerin auchein Abitur unter bestimmtenBedingungen erst nach vierzehnJahren für denkbar. Die neueRegierung werde in dieser Sacheschnell handeln, sodass dieneuen Regelungen für daskommende Schuljahr greifenkönnten.Brigitte Naber, Vorsitzendedes niedersächsischen Schulleitungsverbandes,begrüßte dasangekündigte Aus für das Turbo-Abitur an Gesamtschulen. „Ichfinde bei diesem Ansatz auchrichtig, den Gymnasien dieMöglichkeit zu lassen, dasAbitur nach verkürzter Schulzeitanzubieten“, sagte sie.Brigitte Naber tritt dafür ein,es grundsätzlich den Gymnasienzu überlassen, wie sie dieunterschiedlichen Geschwindigkeitenbis zum Abitur methodischund organisatorisch umsetzenwollten: „Da können sichGymnasien auf sehr unterschiedlicheWeise profilieren undmüssen dann sehen, wie ihreAngebote bei den Schülern undElternhäusern ankommen.“Skeptisch zeigte sich BrigitteNaber gegenüber dem von derGewerkschaft Erziehung undWissenschaft (<strong>GEW</strong>) favorisiertenModell, die Differenzierungzwischen G8 und G9 (Abiturnach acht, beziehungsweise neunJahren) auf die Sekundarstufezwei (Jahrgänge elf bis 13) zureduzieren. „Ich denke, dass dieVerdichtung von Lernstoffenund Lernprozessen unter diesenBedingungen zu stark wird“,sagte sie.Gut vorstellbar ist für Naberdagegen die sogenannte D-Zug-Lösung, die es punktuell in derVergangenheit an Gymnasiengegeben habe. Dabei wird eineKlasse von Schülern, derenEltern dies wollen, innerhalbvon acht Jahren am normalenneunjährigen Schulbetrieb desGymnasiums vorbei zum Abiturgeführt.Eberhard Brandt, Vorsitzenderder <strong>GEW</strong> in Niedersachsen,sieht vor allem die Notwendigkeit,den Schulalltag der Jugendlichenin der Sekundarstufe einszu entspannen. Der Gewerkschafter:„Wie das an Gymnasienam besten funktioniert, mussman mit den Schulleitern undLehrern diskutieren.“Michael Lambekim„Weser Kurier“am 23.01.2013Inklusion und Wandel des deutschen Schulsystems„Wir gehen davon aus, dass mit der Einführung der Inklusion auch ein Wandel des deutschenSchulsystems einhergehen muss. Inklusion und gegliedertes Schulsystem vertragen einander nicht.”(Annett Lindner, Landesvorsitzende der <strong>GEW</strong> Mecklenburg-Vorpommern)


LEUCHTTURM6Heiligenstadt:Schullaufbahnempfehlung undAbschulungsmöglichkeiten abschaffen<strong>GEW</strong>: Wir werden sie beim Wort nehmen!Anlässlich der von derBertelsmann Stiftung am30.10.2012 vorgestellten Studie„Schulformwechsel in Deutschland– Durchlässigkeit undSelektion in den 16 Schulsystemender Bundesländer innerhalbder Sekundarstufe I“ erklärtdie stellvertretende Vorsitzendeund schulpolitische Sprecherinder SPD-Landtagsfraktion, FraukeHeiligenstadt:„Das Ergebnis der Studie istfür Niedersachsen beschämend.Das niedersächsische Schulsystemhat bundesweit das ungünstigsteVerhältnis zwischen AufundAbsteigern. Nach Angabender Studie wechseln deutlichmehr Schüler und Schülerinnenvon der Realschule zur Hauptschulebzw. vom Gymnasiumzur Realschule als sonst irgendwoin der Republik. Wechsel inumgekehrter Richtung kommenhingegen nur selten vor.Insgesamt liegt das niedersächsischeVerhältnis bei 1 : 10. Soverlieren die Gymnasien imVerlauf der Sekundarstufe I etwa15 Prozent ihrer Schülerschaft.Die Schülerschaft an Hauptschulenvergrößert sich umgekehrtum etwa 42 Prozent.Falsch wäre es, aus der StudieForderungen nach einer strikterenTrennung und höherenZugangshürden zu formulieren.Wir brauchen in Niedersachsenkeine Kultur der Abschulung,die Kinder und Jugendlicheabqualifiziert und stigmatisiert.Wir brauchen eine Kultur derDurchlässigkeit und der individuellenFörderung.Deshalb ist es notwendig,nach einem Regierungswechselin Niedersachsen die Schullaufbahnempfehlungund die damitverbundenen Abschulungsmöglichkeitenabzuschaffen. Dasnimmt vor allem Druck aus denGrundschulen. Der Elternwillebleibt in Niedersachsen frei. Dievon Schwarz-Gelb immer wiedergeforderten Einschränkungendes Elternwillens wird es miteiner SPD-geführten Landesregierungnicht geben.Wir werden stattdessen Orientierungshilfenund mehr individuelleFörderung ermöglichen.Die Umsetzungsschritte für dieseMaßnahmen werden wir mitdem Landeselternrat und allenschulpolitischen Verbänden gemeinsamberaten und erarbeiten.“(Quelle: http://bildungsklick.de/pm/85749/orientierung-gebendurchlaessigkeit-erhoehen-abschulungsdruck-abschaffen/)„Tannenbaumaktion“Vor der Staatskanzlei forderteEberhard Brandt, das LandNiedersachsen auf, endlich wiederein Weihnachtsgeld an dieBeamtinnen und Beamten zuzahlen. Niedersachsen liege beider Besoldung deutlich unterdem Bundesdurchschnitt.Am Finanzministerium stelltedann der Vorsitzende derGewerkschaft ver.di, FrankBsirske, die Forderungen derGewerkschaften in der Tarifrunde2013 für die Länderbeschäftigtenunmissverständlich dar.Im Kern gehe es darum, dieLänderbeschäftigtenwieder der Einkommensentwicklungbeiden anderen öffentlichenArbeitgebern anzugleichen.Neben einerspürbaren Entgelterhöhungum 6,5% forderteer auch den Abschlusseines Eingruppierungstarifvertragesfür dietarifbeschäftigten Lehrkräfte.Ver.di stehe hiereindeutig an der Seiteder <strong>GEW</strong>, denn dieRegelung von fundamentalenBeschäftigungsbedingungenfür 200.000 tarifbeschäftigteLehrkräfte durch einseitigeArbeitgeberrichtlinien sei vordemokratischund stehe allem, fürdas sich Gewerkschaften einsetzen,diametral entgegen.Am 1. 1. 2013 begann dieTarifrunde für die Länderbeschäftigten.Die Gewerkschaftendes öffentlichen Dienstes ver.di,GdP und <strong>GEW</strong> haben nachausführlicher Beurteilung derEinkommensentwicklung undeiner Bewertung der wirtschaftlichenLage der Länder ihreForderungen für die Tarif- undBesoldungsrunde 2013 am 11.Dezember beschlossen. Mit demArbeitgeberverband, der Tarifgemeinschaftder Länder (TdL),sind insgesamt drei Verhandlungsrundenvereinbart worden.Weitere Forderungen s. S. 21


7 LEUCHTTURMKreistag <strong>Wittmund</strong>Resolution für eine kostenloseSchülerbeförderung im Sekundarbereich IISachverhalt:Eine kostenlose Schülerbeförderung,d.h. die Übernahme derBeförderungskosten durch denTräger der Schülerbeförderung,ist für die meisten Schülerinnenund Schüler des SekundarbereichesII nach den bisherigenrechtlichen Vorschriften nichtvorgesehen. Ein Anspruch bestehtderzeit nach § 114Niedersächsisches Schulgesetz(NSchG) nur für Schülerinnenund Schüler im Bereich derberufsbildenden Schulen beidem Besuch der Berufseinstiegsschuleund der ersten Klasse derBerufsfachschule, sofern dieseohne einen Realschulabschlussbesucht wird. Darüber hinausbesitzen auch die 11. und 12.Schuljahrgänge der Förderschulenmit Förderschwerpunkt geistigeEntwicklung einen Anspruchauf Übernahme derSchülerbeförderungskosten. Eingenereller Anspruch für Schülerinnenund Schüler des SekundarbereichesII auf Übernahmeder Schülerbeförderungskostenist nur durch eine Anpassungder rechtlichen Vorgaben undBereitstellung zusätzlicher finanziellerMittel möglich. DieCDU/ SPD/ FDP Gruppe imKreistag <strong>Wittmund</strong> beantragtmit Schreiben vom 23.10.2012die Verabschiedung einer Reso-lution für eine kostenloseSchülerbeförderung für die Schülerinnenund Schüler desSekundarbereiches II.Die Gemeinde Friedeburg hat alserste Gemeinde im Landkreis<strong>Wittmund</strong> im Mai diesen Jahreseine gleichlautende Resolutionverabschiedet. Im Septemberund Oktober 2012 zogen dieSamtgemeinden Holtriem undEsens mit ähnlichen Resolutionenund gleichem Verteiler nach.Beschlussvorschlag:Der Kreistag erlässt folgendeResolution:„Der Landkreis <strong>Wittmund</strong> siehtes als dringend erforderlich an,rechtliche Grundlagen für einekostenlose Schülerbeförderungauch für die Schülerinnen undSchüler, die den SekundarbereichII (SEK II) besuchen, zuschaffen. Den Landkreisen inNiedersachsen als Träger derSchülerbeförderung sind entsprechendeMittel zur Verfügungzu stellen. Mit Verabschiedungdes Bildungs- und Teilhabepaketeswurden erste Schritte für eineBildungsgerechtigkeit in dieWege geleitet, jedoch fällt es auchvielen Eltern, die keinenAnspruch aus dem BildungsundTeilhabepaket haben, aufgrundihrer finanziellen Lageschwer oder es ist ihnen garnicht möglich, ihren KindernVorankündigungden Besuch der SEK II zuermöglichen. In keinem anderenBundesland ist das regionaleLohngefälle so stark wie inNiedersachsen. Der Landkreis<strong>Wittmund</strong> liegt mit einemdurchschnittlichen Bruttoarbeitsentgeltin Höhe von 2.201Euro€pro Monat am unterenEnde der Rangliste auf Platz 237von insgesamt 239 westdeutschenLandkreisen.(Quelle: Bundesagentur für Arbeit,Beschäftigtenstatistik, Entgeltstatistik,eigene Berechnungen, Stichtag31.12.2010)In ländlichen Regionen liegendie Übergangsquoten von derGrundschule zum Gymnasiumin Niedersachsen im Vergleichdeutlich unter denen in Ballungsgebieten.InsbesondereSchülerinnen und Schüler, dieeine weiterführende Schule besuchen,haben gerade in ländlichenBereichen einen weitenSchulweg. Es darf nicht sein, dassSchülerinnen und Schüler aufgrundder finanziellen Lageihrer Eltern auf ihrem Bildungswegbeeinträchtigt werden. Mitder jetzigen Rechtslage bezüglichder Schülerbeförderung ist eineBildungsgerechtigkeit nicht gegeben.“Abstimmungsergebnis: einstimmigbeschlossen am17.12.2012Einladung zur Veranstaltung „Inklusion“ der <strong>GEW</strong>-Emden mitProf. Dr. Marianne Hirschberg(Fachhochschule Emden-Leer, FB Soziale Arbeit und Gesundheit).Die Veranstaltung richtet sich an alle <strong>GEW</strong>-Mitglieder, Studenten, Erzieherinnen, Eltern, Lehrkräfte und alle Interessierten.Veranstaltungsort: VHS-ForumDatum: Dienstag, 28.05.2013Die Uhrzeit wird noch auf der Homepage der <strong>GEW</strong>-Emden (gew-emd.de) bekannt gegeben.


LEUCHTTURM„Wo drückt der Schu(h)lalltag?“KV Jever nutzt 2-tägige PR-Schulung zur Bestandsaufnahme der ArbeitsbedingungenKlausBlume-WentenNachdem am ersten Tag sichviele neue und auch jungePR-Mitglieder vorstellen konntenund mit Elisabeth Schramm– die ein großes Lob verdienthat – immer wieder Problemeangesprochen worden waren, beidenen aus einem gewerkschaftlichenSelbstverständnis herausselbstbewusst gehandelt werdenmüsste, konnten wir dieseThemen am nächsten Tagaufgreifen. Denn der 2. Tag warganz der Gewerkschaftsarbeitgewidmet. Essollte um dieAuswertung einerBefragungder Kolleginnenund Kollegenan denSchulen in unseremKreisverbandgehen unterder Fragestellung„Wodrückt derSchu(h)lalltag?“und um dasThema „DemografischerWandelund konkreteAuswirkungenfür dieSchulen“. Dazu hatten wirLaura Pooth vom Landesvorstandeingeladen.Zunächst erläuterte sie dieProblematik von Bevölkerungsprognosenund stellte dann klar,dass der demografische Wandelin Niedersachsen mit einemRückgang der Schülerzahlen von20% bis 40% unter demGesichtspunkt, vielen Schülerinnenund Schülern einen gutenSchulabschluss zu ermöglichen,nur gelingen könne mit einemintegrativen Schulsystem. Indiesem Zusammenhang fordertesie eine Schulentwicklungsplanung,die zukunftsfähigeSchulstandorte und eine Gründung4-zügiger Gesamtschulenvorsehe.Laura PoothIn einem weiteren Vortragsschwerpunktstellte sie ihreUntersuchung zu den <strong>GEW</strong>-Austritten in den Jahren 2010und 2011 vor. Schlussfolgerndgab sie uns als Kreisverband mitauf den Weg: „Wünsche derMitglieder herausfinden und dasGefühl geben: Die <strong>GEW</strong>interessiert sich für mich.“Das passte natürlich gut zuunserer Befragung „Wo drücktder Schu(h)lalltag?“, die dieVertrauensleute und PR-Mitgliederin Anlehnung an die vomDGB 2011 durchgeführte Repräsentativerhebung„Arbeitshetze- Arbeitsintensivierung - Entgrenzung“in den Kollegiendurchgeführt hatten. Auch wennnicht von allen Schulen Ergebnissevorlagen, so waren sich dieanwesenden Personalrätinnenund –räte dahingehend einig,dass die Knackpunkte der Arbeitan den Schulen sich nurunwesentlich unterschieden unddie in der Diskussion gewonnenenErkenntnisse auf alle Schulenanwendbar wären.Was wurde bei der Auswertungangesprochen? „Alle stöhnenüber alles“ war als erstes inder Gesprächsrunde zu hören.Und:. Viele Kolleginnen undKollegen fühlen sich bei8Konflikten mit Schülern, Elternoder der Schulleitung nichtprofessionell oder souverängenug, oft auch alleingelassen.Als besondere Belastung wurdeherausgestellt, nicht abschaltenzu können und ständig erreichbarsein zu müssen. Besondersjunge Kolleginnen und Kollegenhaben darauf verwiesen, fürgewerkschaftliche Arbeit garkeinen Kopf zu haben, da sie derArbeitsalltag völlig ausfülle. Aufder Wunschliste ganz obenstanden Stärke beim Umgangmit Schülern, Eltern, LehrerInnenund Schulleitung sowieRuheräume, Gesprächsräume,Supervision und eine gerechteVerteilung der Arbeit auf alleSchultern.Bei der Ursachenforschungwurde schnell klar, dass es nichtindividuelle Unzulänglichkeitist, die zu den Klagen führt,sondern die ständig zunehmendeAbwälzung von schulpädagogischenund schulorganisatorischenAufgaben auf dieeinzelne Lehrkraft, ohne dieArbeitszeit zu verkürzen: aktuellz.B. die Entwicklung vonKonzepten zur inklusiven Beschulung.Das kann einem schonmal die Luft wegnehmen, umGrenzen setzen zu können oder


9 LEUCHTTURMauch mal „Nein“ zu sagen!Was sollten wir als Gewerkschaftervor Ort tun? Erstenssolidarisch handeln, die einzelneKollegin oder den einzelnenKollegen nicht allein mitProblemen stehen lassen! Undzweitens schulische Missständez.B. auf Dienstversammlungendirekt ansprechen! Das mussnicht spontan passieren sondernkann in Betriebsgruppensitzungenvorbereitet werden. Auchmüssen nicht immer diePersonalräte das kritische Worterheben. Oder mal zum Ausdruckbringen, dass es dasKollegium selbst in der Handhat, Forderungen aufzustellenund Einfluss zu nehmen: z.B.darauf, dass der Nachmittagsunterrichtmit den Stundenplänenin Einklang gebracht werdenmuss oder Fortbildungen zurInklusion während der Unterrichtszeitstattfinden müssen.Der Personalrat kann nurdann erfolgreich die Interessendes Kollegiums vertreten, wenndie Kolleginnen und KollegenAspekte zum Problem„Allgemeinbildung in Gefahr“Erstmals vor 2500 Jahrenforderten die Sophisten eineAllgemeinbildung für Menschenmit den klassischen Fächern(artes liberales) Grammatik,Rhetorik, Dialektik, Arithmetik,Geometrie, Astronomie undMusiktheorie. Sie unterschiedenbei der Bildung zwischen derZivilisierung der Heranwachsenden(educatio) und der Kultivierung(eroditio).In allen nachfolgenden Bildungsepochenwurde Bildungverstanden als wechselwirkendzwischen dem werdenden Ichund der sich zu erschließendenWelt. Der Horizont sollte sichbeim Erziehungsprozess erweitern,der Mensch werde mitansteigender Qualität immerreflektierter und distanzierter.Individuelles Leben und umgebendeWelt sollten als Ganzeserfahren werden können.Bildung wurde immer wiederverstanden als1. vorwegnehmend (propädeutisch)2. einordnend (kategorial)3. verstehend (hermeneutisch)und4. erschließend (apriorisch).Bis heute wird Allgemeinbildungals Grundlage für jedeweiterführende Bildung verstanden.Nds. Schulgesetz §1 (2):Schulen sind alle auf Dauereingerichteten Bildungsstätten,in denen unabhängig vomWechsel der Lehrkräfte sowie derSchülerinnen und Schüler nacheinem in sich geschlossenenBildungsplan allgemein bildenderoder berufsbildender Unterrichtin einem nicht nur aufeinzelne Kenntnisgebiete oderFertigkeiten beschränkten Umfangfür mindestens zwölfSchülerinnen oder Schüler undmindestens für die Dauer vonsechs Monaten erteilt wird. (...)In den Schulen werdenKerncurricula und schulischeLernpläne nach Fächern undStufen geordnet und in Lektionenvermittelt. Konsequententwickelte Spiralcurricula fürdie Klassen -1 bis 10 könntendie Entwicklung einer allseitsgebildeten Persönlichkeit unterstützen.Zu fordern ist, dass dasWechselverhältnis von Allgemein-und Fachbildung auf allenStufen neu zu durchdenken undgenau bestimmt werden muss.Vielseitig sollten die Potentialeder Schüler erschlossenwerden, neue Fähigkeiten entwickeltund der Reichtum derIndividualität ausgeschöpft werden.Dabei ist jedem klar, dassdiese Intention und ihreRealisation immer wieder auseinanderfallen. Schülerinnenselbst ihre Interessen äußern.Letztlich hängt ja auch unseregewerkschaftliche Mitarbeit davonab, was in den einzelnenSchulen läuft. Wenn wir denLaden aus pädagogischem Ethosam Laufen halten, wo er schonaus dem Ruder läuft, geben wirdie Chance aus der Hand, Druckauszuüben und als gewerkschaftlicheInteressenvertretungder Lehrerinnen und Lehrer eindemokratisches Bildungssystemzu schaffen, in dem auch dieArbeitsbedingungen stimmen.und Schüler lernen heute untererschwerten Bedingungen, denndie multimediale Gesellschaftlässt eine stringente Orientierungwachsend vermissen.Doch wie ist die derzeitigeSituation? Durch die Organisationserlassewerden individuelleFörderung und Binnendifferenzierungerschwert. Das Lernangebotgemessen an den Ansprüchender Allgemeinbildung istunerträglich reduziert. Berufsorientierungund Berufsbildungwerden in unzulässiger Art undWeise schon ab Klasse 8vermischt. Praktische Unterrichtsformenwerden der Schulegenommen. Stattdessen sollenmit der Willkürlichkeit derPraxistage und Kooperationenmit den BBSen das BGJ vonKlasse 10 in die Klassen 8 und 9herunter gebrochen. SchonDewey bemerkte 1920, dass esnicht die Aufgabe der allgemeinbildenden Schule sein kann,Berufsfestlegungen vorzeitig zuexekutieren. Schule habe herauszufinden,ob ein Schülergrundlegende berufliche Fähigkeitenund Kenntnisse hat, umihn in der Schulausgangssituationvernünftig beraten zukönnen. Dafür bedarf es aber dervormals selbstverständlichenLehrgänge bis Klasse 9 bzw. 10.Und dafür braucht SchuleHasso RosenthalVorsitzender desOV-Rheiderlandder GewerkschaftErziehung undWissenschaftDistelstr. 526826 Weener


LEUCHTTURM10stabile, zuverlässige Rahmenbedingungen.Doch durch dieständigen Reformen mit ihrerlatenten Instabilität wird einedauerhafte Entwicklung desSchulwesens erschwert.Dazu kommen Kerncurricula,die in vielen Fächern vomAllgemeinbildungsanspruch weitentfernt sind. Da kommen imFach Geographie Erdteile nichtmehr vor, kategoriale Weltkundeist nicht vorgesehen. In Geschichtewird episodenhaft Lückenbildungvermittelt. VerstehendeGänge durch die Epochenexistierend nicht. In Politik fehltdie Institutionenkunde, die dieGrundlage für eine vorwegnehmendedemokratische Grundbildungdarstellt. Deutsch läsststringent erschließende literarische,sprachliche, grammatikalischeKerncurricula vermissen.„Lernen gilt als uncool“Dieses Zitat stammt aus derSPIEGEL-Titelgeschichte1/13 „OH, MANN! – Das starkeGeschlecht sucht seine neueRolle.“ Sie beginnt so: „Männerdämmerung– Ist das männlicheGeschlecht vom gesellschaftlichenWandel überfordert? Jungenversagen in der Schule,Männer verlieren ihren Job,Kinder wachsen ohne Vaterauf...“ Nun das Zitat in einemGespräch mit der AutorinHanna Rosin:Diese Liste läst sich beliebigerweitern. „(...) die Kenntnisse,die wir zur Erhaltung undFörderung unseres Daseins brauchen,und die Gehalte, die unserLeben bestimmen, bieten sichheute außerhalb der Schuleimmer weniger fasslich undgeordnet dar“ (Richtlinien fürdie Volksschule 1957).Doch genau von dieserhelfenden Orientierung entferntsich unser Schulsystem immermehr in Richtung einer libertärenBeliebigkeit. Die derzeitigenCurricula bieten das Gegenteil,sie zerfasern den Bildungskanonin Niedersachsen immer mehr.Dem geht einher eine bedenklicheVerflachung der Unterrichtsmaterialien,da sich die Schulbuchverlageeben diesen Kerncurriculaanpassen.Andererseits wird mit demSPIEGEL: ... Haben Sie eineErklärung dafür gefunden, warumso viele junge MännerProbleme in der Schule habenund ihre Ausbildung frühzeitigabbrechen?Rosin: Die oft gehörte Behauptung,es liege an der Überzahlvon Lehrerinnen, halte ich fürUnsinn. Erste Klagen über dieVerweiblichung der Schule ertöntenschon zu Beginn des 20.Jahrhunderts, lange bevor dieSchulgesetz in der Fassung von2007 der Grundsatz des Vertrauensin die Arbeit der Schulenersetzt durch eine umfassendeKontrolle der Arbeit. Outputsteuerungdurch Kennziffernsollen Leistungsvergleiche ohneBerücksichtigung der spezifischenGegebenheiten einerSchule ohne Berücksichtigungder individuellen Gegebenheitender Schülerinnen undSchüler konstituieren. Die Hierarchisierungin den so genannteneigenständigen Schulen mitihrer Angst- und Druckpyramidetun ein Übriges.Propädeutische, kategoriale,hermeneutische und apriorischeAllgemeinbildung sind auf demRückmarsch. Es ist nicht zubegreifen, warum diese Zieleimmer mehr aufgegeben werden.Dem gilt es aber auf jeden Fallentgegen zu wirken.08.01.2013<strong>GEW</strong> gewinnt über 3.000 MitgliederFrankfurt a.M. – Allen Diskussionenüber die schwindendeBindungskraft von Großorganisationenzum Trotz: DieGewerkschaft Erziehung undWissenschaft (<strong>GEW</strong>) hat 2012per Saldo über 3.000 Mitgliedergewonnen. Das entspricht einemPlus von 1,3 Prozent. Sieverzeichnet damit bereits seitfünf Jahren stetig Zuwächse undProbleme der Jungs begannen.Mein Eindruck ist, dass wir eshier mit einem kulturellenPhänomen zu tun haben: UnterJungs gilt es einfach alsuncool und mädchenhaft, inder Schule aufzupassen,Hausaufgaben zu machenund zu lernen. Hinzu kommtdie Flut von Ablenkungen,etwa durch Computerspiele,die Jungs tendenziell stärkeransprechen als Mädchen....“Bildungsgewerkschaft verzeichnet seit fünf Jahren stetig Zuwachs auf jetzt gut 266.500 Mitgliederhat in dieser Zeit um fast 20.000Mitglieder zugelegt. Die Bildungsgewerkschafthat jetzt gut266.500 Mitglieder (Stand: 31.Dezember 2012). „Wir erntendie Früchte der Mitgliederoffensive,für die der Gewerkschaftstag2005 den Startschuss gegebenhat. Zudem haben wir in denTarifauseinandersetzungen unserAugenmerk verstärkt daraufgelegt, Beschäftigte aus demBildungsbereich für die <strong>GEW</strong> zugewinnen. Wir freuen uns, dasssehr viele junge Pädagoginnenund Pädagogen in die Bildungsgewerkschafteintreten. Deshalbkönnen wir in diesem Jahrselbstbewusst in unseren Gewerkschaftstaggehen“, sagte<strong>GEW</strong>-Vorsitzender Ulrich Thöne.Rund 70 Prozent der <strong>GEW</strong>-Mitglieder sind Frauen.


11 LEUCHTTURM150 Jahre Interessenvertretung derPädagoginnen und Pädagogen in OstfrieslandAntrag an den <strong>GEW</strong> BV Weser - Ems durch KV EMDEN, MV vom 10.10.2012Die Kreisverbände Emden,Aurich, Norden, Leer und<strong>Wittmund</strong> führen gemeinsammit dem Arbeitskreis Schulgeschichte/ <strong>GEW</strong> StiftungSchulgeschichte und dem SchulmuseumFolmhusen zum Schuljahresende2012/13 /Schuljahresbeginn2013/14 Veranstaltungendurch, die der Erinnerungan die Gründung desOstfriesischen Lehrervereins gewidmetsind.Begründung:> Der Ostfriesische Lehrervereinwurde am 25. Juli 1863gegründet. Der 150. Jahrestagsollte zum Anlass genommenwerden, mit öffentlichkeitswirksamenVeranstaltungenauf den Ursprung und dieZielsetzungen der Interessengemeinschaftder pädagogischenWirkenden der Regionaufmerksam zu machen.> Es gilt, das Geschichtsbewusstseinaller in Schule undErziehung Wirkenden zustärken, um die gemeinschaftlicheArbeit zu fördern.Identifikation mit dem Berufmuss auch eine Identifikationmit der Gemeinschaft sein.> Zur Geschichte:Es gab Vorläufer der Interessenvertretungzu Beginn des 19.Jahrhunderts, die sich aus derOrganisationsstruktur der Lehrerkonferenzenergaben. Lehrkräftetrafen sich regelmäßig, umAngelegenheiten der Schule zubesprechen und Fortbildung zubetreiben.Die Konferenzen organisiertenso genannte „Lehrerfeste“,gründeten eine Witwen- undWaisenkasse, bildeten „Lesevereine“.Die erste politisch argumentierendeGemeinschaft, der „OstfriesischeProvinzial-Lehrerverein“,entstand 1846 auf demHintergrund der GründungsbestrebungenH.J. Sundermanns.Eine übergreifende Organisationwurde aber nicht erreicht.1861 erschien das OstfriesischeSchulblatt. In der Juniausgabe1863 stellte Arend Smidtneue Statuten für einen Lehrervereinzur Diskussion, und am25. Juli 1863 gründete die inHeisfelde tagende Lehrerversammlungden OstfriesischenLehrerverein (OLV). DieserVerein stellte die Interessenvertretungauf eine feste Basis. Erarbeitete erfolgreich – bis zurMachtübernahme durch dieNazis. Die Gleichschaltung 1933brachte die Arbeit zum Erliegen.1946 wurde die Gründungvon Lehrervereinen durch dieMilitärregierung ermöglicht. Esbildeten sich die KreislehrervereineEmden, Leer, Aurich,Norden, <strong>Wittmund</strong> und Rheiderland.Die Neugründung derregionalen Interessenvertretungunter der Bezeichnung „BezirkslehrervereinOstfriesland“(BLO) kam1949 zustande. In derSatzung von 1949 wurde diegewerkschaftliche Orientierungbetont: „Er (der BLO) ist ein Glieddes Lehrerverbandes Niedersachsen(LVN) und des AllgemeinenDeutschen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes(ADLLV.).“Durch die Umstrukturierungin der organisierten gewerkschaftlichenArbeit 1969 änderteder OLV die Bezeichnung: „§ 1.Der Ostfriesische Lehrerverein istder Bezirksverband Aurich derGewerkschaft Erziehung und Wissenschaft(<strong>GEW</strong>). Er umfasst dasGebiet des Regierungsbezirks Aurich.“Mit Auflösung des RegierungsbezirkesAurich 1979 entwickelteauch die <strong>GEW</strong> eine neueForm der Regionalvertretung,die mit einer Vereinigungsversammlungbesiegelt wurde. DerBezirk Weser-Ems entstand. Dieneue Satzung von 1979 erklärteabschließend: „Satzung und Geschäftsordnungdes BezirksverbandesWeser-Ems traten mit derAnnahme durch die Vereinigungsversammlungder drei AltbezirkeAurich, Oldenburg und Osnabrückam 9.2.1979 in Kraft“Wer hat Interesse an folgenden Zeitschriften – auch Schulen,Bibliotheken etc.:· GEO: ab der 1. Nummer (10/76 bis 12/12)· Englisch: fortlaufend komplette Jahrgänge mit Folien· National Geographic: amerikanische Ausgabe 1/77 – 12/79Bei Interesse bitte Fridolin Haars anrufen (04461/5123) oder mailen:frimawa@gmx.de


ZusammengestelltvonMichaelStrohscheinLEUCHTTURMBerufsorientierung im Spannungsfeldzwischen Bildungsauftrag, Finanzen undSchulsystem1. Rückblick:Der vermeintliche Gegensatzzwischen schulischer Bildungsweltund profanerArbeitswelt löst sich zunehmendauf. Dem wird diegegliedertenichtSchulstrukturgerecht.Die Frage, ob „dieBildung der Hand“auch eine „Bildungdes Geistes“ ist,wird in Deutschlandim Gegensatz zuanderen Bildungsnationenimmer nochin viel zu starkemMaße als Gegensatzzwischen „humanistischerBildung“ und„Ausbildung“ v erstanden.Die Diskrepanz zwischenschulischer Bildungsweltund profaner Arbeitswelt spiegeltsich in der gegliedertenSchulstruktur. Diese wird durchdie neue „Oberschule“ inNiedersachsen eher verschärft alsverringert. Auf der Reichsschulkonferenz1920 wurde nicht nurdie allgemeine, öffentliche vierjährigeGrundschule beschlossen,sondern auch die „Arbeitsschule“als Abgrenzung von derobrigkeitsorientierten wilhelminischenBuch- und Paukschulein die Diskussion gebracht.2. Definition undGliederung desSchulwesens :Berufsorientierung, Berufsvorbereitungund Arbeitsweltorientierungunterscheidensich und dienender Lebensplanung .Berufsorientierung ist ein Prozess,der die Jugendlichen dazubefähigen soll, sich für Ausbildungsberufezu entscheiden, dieihren Interessen und Kompetenzenentsprechen und ihneneinen Einblick in diese Berufegewährt. Berufsorientierung istvon der Berufsvorbereitung zutrennen, die ein primäresLernziel der berufsbildendenSchule ist. Berufsorientierung istTeil der Arbeitsweltorientierung.Arbeitsweltorientierungorganisiert Einblicke in dasErwerbsleben und vermittelt diedazu notwendigen Schlüsselqualifikationen.Berufsorientierungund Arbeitsweltorientierungsind Teil der Lebensplanung.Nach § 5 (2) NSchG gliedert sichdas Schulwesen in allgemeinbildende und berufsbildendeSchulen. Nach der Änderung desSchulgesetzes ist z.B. die Frage:„Ist die Hauptschule nochallgemein bildend“ nicht mehrdefinitionsgenau zu beantworten.3. GesellschaftlicheEntwicklung /Schülerinnen und Schüler:In der sich rasant entwickelndenArbeitswelt benötigenz.T. noch heftigpubertierende Jugendlicheindividuelle Orientierungund Hilfestellung.Berufs- und Arbeitsweltorientierungin der Pädagogik sindimmer auch ein Spiegel dergesellschaftlichen, wirtschaftlichenund politischen Entwicklung.Zum Beispiel haben diezunehmende Prekarisierung festerArbeitsverhältnisse, dasAuseinanderklaffen der Scherezwischen Armut und Reichtumund die „digitale Revolution“mit ihren Möglichkeiten undGefahren direkten Einfluss aufdie Motivation und die MöglichkeitJugendlicher, in derArbeitswelt Fuß zu fassen. In dersich zunehmend unüberschaubarentwickelnden Arbeitsweltbenötigen z.T. noch heftig12pubertierende Jugendliche individuelleOrientierung und Hilfestellung.Der Übergang von derSchule in die Berufsbildung bzw.in den Beruf ist eine zentraleWeichenstellung im BildungsundLebensweg aller Jugendlichen.Sozial- und bildungsbenachteiligteJugendliche – insbesonderesolche mit Migrationshintergrund– erhalten oftmalskeine ausreichende familiäreUnterstützung auf dem Weg insBerufsleben. Auch im positivenFall ist die Unterstützung aufden Erfahrungshintergrund derEltern beschränkt. Die verändertenMediengewohnheiten führendazu, dass wichtige vorberuflicheErfahrungen (Spielen mitFreunden ohne Mediennutzung,fehlende Entwicklung praktischerFähigkeiten) fehlen. Geradedeshalb sind in der Schule„praktische“ Fächer wie Hauswirtschaft,Kunst, Musik, Technik,Textil oder Werken für eineEntwicklung in diesem Bereichbesonders wichtig. Für viele„schulmüde“ Schülerinnen undSchüler ist aber auch dieVerbindung von Schule undArbeitswelt bedeutsam, da für siedurch den Bezug zum „realen“Erwerbsleben ein großer Motivationsschubfür die Lebensplanungerfolgen kann.4. Berufsorientierung /Berufsbildung /Fachbereich Arbeit ,Technik, Wirtschaft(AWT) :Die neuen Grundsatzerlassezur jeweiligen Arbeit inder HS/RS und Oberschulevermischen die Berufsorientierungmit der Berufsbildungbei gleichzeitigerVernachlässigung der Allgemeinbildung.Mit der verpflichtenden inhaltli-


13 LEUCHTTURMchen Verzahnung von allgemeinerund beruflicher Bildung inder Hauptschule, der Realschuleund der Oberschule steuert dieLandesregierung in Sachen Berufsorientierungum. Nicht mehrdie Praxistage im Betrieb und dasBetriebspraktikum, sondern dieberufsbildende Beschulung inder BBS werden per Erlass insZentrum gestellt. Der Verzichtauf die verpflichtende Einführungdes 10. Schuljahres in derHauptschule ist mit den neuenberufsbildenden Anforderungenfür die Jahrgänge 9 und 10 nichtin Einklang zu bringen. DerGrundsatzerlass zur Hauptschuleerschwert dadurch individuelleFörderung und Binnendifferenzierungund reduziert dasLernangebot gemessen an denAnsprüchen der Allgemeinbildungauf ein unerträglichgeringes Maß. Das bekannteHauptschulparadox - „Warumsollen sich Schülerinnen undSchüler immer mehr anstrengenfür Abschlüsse, die immerweniger wert sind?“ - wird durchdiesen Erlass nicht aufgehoben.Auch der Grundsatzerlass zurArbeit in der Oberschule undzur Arbeit in der Realschulevermischt die Berufsorientierungmit der Berufsbildung beigleichzeitiger Vernachlässigungder Allgemeinbildung. DieHauptschulen haben seit fast 40Jahren gute Arbeit beim Berufswahlunterrichtin Kooperationmit der Berufsberatung derAgentur für Arbeit im BereichAWT geleistet. Wenn jetzt demFachbereich AWT mit demneuen Kerncurriculum Wirtschaftdie Verantwortung für denBerufswahlunterricht genommenwird, wird ein Bruch mit diesemlange entwickelten, stark mit denumliegenden Betrieben vernetztenErfahrungsschatz billigendin Kauf genommen. Stattdessenmüssten die Schulen sehr vielstärker in ihrer Förderarbeitunterstützt werden. Dazu bedarfes sachlicher und personellerMittel, auf die man sich verlassenkann. Derzeit gibt es vieleProjekte, die durch ihre Instabilitäteine dauerhafte Entwicklungerschweren.5. Finanzen undunterstützendeKooperation :Regionale Ungleichgewichtenach Kassenlage sind zuvermeiden.Das Kompetenzfeststellungsverfahrenin der Hauptschule wurdebisher aufwändig extern durchgeführtund teilweise von derBundesagentur für Arbeit (BA)finanziert. Dasselbe gilt für dieehemaligen „drop out“ bzw.AQB (Arbeit, Qualifizierung,Bildung) Klassen. Nach derReduzierung der Finanzierungdurch die BA bzw. demAuslaufen dieser Klassen sollendie Schulen dieselben Aufgabennun mit weitgehend „bordeigenen“Mitteln übernehmen oderfür diese bzw. andere Aufgabenneue Kostenträger akquirieren.Dies bedeutet aber in derKonsequenz eine Pädagogiknach Kassenlage, Gelegenheitund Region. Wolfsburg ist nichtWestoverledingen. Eine unterstützendeKooperation, die einenstetigen Praxisbezug beinhaltet,wie z.B. durch Berufspatenmodelle,Zusammenarbeitmit örtlichen Betrieben, derBerufsberatung der BA und denberufsbildenden Schulen, ist zubegrüßen. Die „Schule desindividuellen Förderns“ mussaber durch genügend staatlicheMittel finanziert werden. RegionaleUngleichgewichte nachKassenlage sind zu vermeiden.6. „Hürden“ durch dasSystem:Schulformspezifische Curriculain der Oberschulestehen im Widerspruch zurindividuellen Persönlichkeitsentwicklungsowie zurBildungsbeteiligung imländlichen Raum. Berufsorientierungmuss wiederverbindlich dem FachbereichWirtschaft zugeordnetwerden.Die verstärkte Zusammenarbeitvon Haupt- und Realschulen inder neuen Oberschule soll vordem Hintergrund zurückgehenderSchülerzahlen und zunehmendschwindender Akzeptanzder Hauptschule das gegliederteregionale Bildungsangebot aufrechterhalten.Gleichwohl könnengemeinsame Klassen mitbesonderen Differenzierungsmodellenerrichtet werden. DerUnterricht in solchen Klassen istauf der Grundlage der schulformspezifischenKerncurricula,z.B. im Bereich der Berufsorientierungzu erteilen. Wenn mandie Aufgaben und Ziele vonHaupt- und Realschule vergleicht,dann sind nicht alleinedie verschiedenen Kerncurriculazu berücksichtigen, sondernauch der sich deutlich unterscheidendeBildungsauftrag.Während sich die Lehr- undLernmethoden für die Hauptschülerinnenund Hauptschülervorrangig an lebensnahen Sachverhaltenund den Anforderungeneiner Berufstätigkeit auszurichtenhaben, also an einemökonomischen Zwecken orientiertenBildungskonzept orientiertsind, soll Realschülerinnenund Realschülern auch derKanon der humanistischenAllgemeinbildung mit auf denWeg gegeben werden. PädagogischeÜberlegungen scheinen,wenn überhaupt, nur einenachgeordnete Rolle zu spielen.Berufsorientierung muss verbindlichdem Fachbereich Wirtschaftwieder zugeordnet werden.Nur so ist die weitere erfolgreicheNutzung der Netzwerkezwischen Schulen, BBS undBetrieben möglich. Bei derBerufsorientierung geht es abernicht nur um Kompetenzerwerb,sondern auch um die Persönlichkeitsentwicklungder Jugendlichen.Es ist also etwas sehrIndividuelles.7. Abschlüsse undQualifikationsnachweise :Jeder Schülerin und jedemSchüler ist ein demErgebnis der individuellenBerufsorientierung entsprechendesAngebot zur Berufsausbildungzu machen.Schulische und beruflicheLeistungen müssen gleich-


LEUCHTTURMwertig sein.Es gibt eine gute Berufsberatung,die muss regional „gerettet“werden, denn sie ist mit denZentralisierungen der Agenturfür Arbeit in Gefahr.Primäres Ziel eines Übergangsmanagementszwischen Schuleund Beruf ist die originärebetriebliche Berufsausbildungfür möglichst viele Jugendliche.Schülerinnen und Schüler, diekeinen betrieblichen Ausbildungsplatzerhalten, beginnenihre Berufsausbildung in derberufsbildenden Schule in Kooperationmit betrieblichenAusbildungspartnern. Dabei istfür jeden Schüler und jederSchülerin ein dem Ergebnis derindividuellen Berufsorientierungentsprechendes Angebot zumachen. Nicht vorrangig derSchulabschluss, sondern dieErgebnisse der Berufsorientierungin der allgemein bildendenSchule muss primäres Entscheidungsargumentfür die Aufnahmein einen Bildungsgang sein.Bei Kapazitätsengpässen musseine Lösung mit den betroffenenSchülerinnen und Schülerngefunden werden, die derenBerufswahlentscheidung berücksichtigt.Qualifikationsnachweiseund Abschlüsse zwischen schulischenund beruflichen Leistungenmüssen auch gleichwertig imRahmen des kommendes EuropäischenQualitätsrahmens(EQR) und des DeutschenQualitätsrahmens (DQR) anrechenbarsein.8. Forderungen:Berufsorientierung und Arbeitsweltorientierungdienender Lebensplanung und sindein individueller Prozess.Das Recht auf Berufsausbildungist ein individuellesRecht.- Jeder Schülerin und jedemSchüler ist das Recht auf eineBerufsausbildung zu gewährleisten.- Spätestens in der achten Klassealler Schulformen beginnt einenachhaltige Berufs- und Arbeitsweltorientierungmit demZiel die Schülerinnen undSchüler zu befähigen eineihren Neigungen und Begabungenentsprechende Berufswahlzu treffen bzw. einStudium zu beginnen. DieJugendlichen werden über dengesamten Prozess von fürBerufsorientierung geschultenLehrkräften intensiv begleitet.Dieser Prozess wird dokumentiertund ist so gestaltet, dassder Anschluss an das jeweilsfolgende Bildungssystem gewährleistetist.- Berufsbildung in Zusammenarbeitvon allgemein bildenderund berufsbildender Schulezum Beispiel in Form des„Neustädter Modells“ lehnt die<strong>GEW</strong> ab. Eine fundierteBerufswahl kann nicht imRahmen von Berufsorientierungschon im achten Schuljahrgetroffen werden. Berufsbildungist im Gegensatz zurBerufsorientierung nicht Aufgabeder allgemein bildendenSchule und ist unter dengegebenen Bedingungen nurzu Lasten anderer wichtigerBildungsbereiche möglich.- Für Schülerinnen und Schülermit noch vorhandenen Defizitenwerden in den berufsbildendenSchulen Maßnahmenzur Förderung als Ausbildungsvorbereitungangeboten. DieseAusbildungsvorbereitungknüpft an die Berufsorientierungan, greift die erstellteBerufswegeplanung auf undsetzt die Arbeit daran nachindividuellem Entwicklungsbedarfgezielt fort. Ziel allerMaßnahmen ist die möglichstrasche Eingliederung in diebetriebliche Ausbildung.- Die individuelle Förderung inallen Schulformen und Schulbereichenbedarf einer genügendenfinanziellen, personellenund zeitlichen Ausstattungdurch staatliche Mittel. Dabeisind z.B. sowohl die Zeiten fürdie Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern,als auchMittel für Schulsozialarbeit zuberücksichtigen.- Die Belastungen in denKollegien ist in den letztenJahren über ein erträgliches14Maß angestiegen. Alle beteiligtenVerbände müssen daraufhinwirken, das Bildungssystemin ruhigeres Fahrwasser zugeleiten.- Allgemeinbildung muss oberstePriorität haben.- Alltagstauglichkeit muss wiederMaßstab werden.- Die Kooperation in einemregional überschaubaren Raum(früher gab es z.B. in denLandkreisen regelmäßig Treffender FB Leiter und dann auchmit den Vertretern der Verbändeund der berufsbildendenSchulen) muss verankert werden.9. Ausblick :Humanistische Bildungund Arbeitswelt sind keinGegensatz. Berufsorientierung,Arbeitsweltorientierungund Lebensplanungfinden am besten inIntegrierten Gesamtschulenstatt.Humanistische Bildung undAusbildung sind kein Gegensatz.Deshalb setzt sich die <strong>GEW</strong>und der DGB grundsätzlich füreine möglichst lange gemeinsameBildung und Erziehung derSchülerinnen und Schüler ein,die am besten in IntegriertenGesamtschulen geschieht. IntegrierteGesamtschulen bieten vorOrt ein vollständiges Bildungsangebot,sortieren Schülerinnenund Schüler nicht aus undvermitteln den Zugang zu allenberuflichen und schulischenAbschlüssen. Sie halten für alleKinder und Jugendliche alleBildungswege offen. Weil Berufsorientierungetwas sehr Individuellesist und eng mit derLebensplanung zusammenhängt,darf der soziale undpersonelle Zusammenhang mitder unmittelbaren Umgebungder Jugendlichen nicht außerAcht gelassen werden. DasKonzept der <strong>GEW</strong> mit derAusbildung von Schlüsselqualifikationenund Persönlichkeitsbildungbei gleichwertiger Berufswegeplanungund Ausbildungsvorbereitungträgt demRechnung.


15 LEUCHTTURMGewerkschaftErziehung und WissenschaftBezirksverband Weser-Emsin Zusammenarbeit mitPROGRAMMOstfriesische Hochschultage 2013Die Lust am Lernen und DenkenInhaltliche Gestaltung: UNIVERSITÄT OSNABRÜCK7. und 8. März 2013Europahaus AurichÖFFENTLICHE VERANSTALTUNGDonnerstag, 7. März, 19.30 Uhrim Europahaus (Von-Jhering-Straße 33, Plenarraum)Festvortrag: Prof. Dr. Ulrike Graf„Die Bäume sind Natur“ - „Aber die Allee nicht“Wie eignen Kinder sich die Welt an?„Bildungspolitik in Niedersachsen“Statements und Diskussion mit Stefan Störmer, <strong>GEW</strong> Weser-EmsMusikalische Beiträge von „Teacher’s“ Ende der Veranstaltung gegen 22.00 UhrEinführung in das Tagungsthema:Donnerstag, 07.03.2013, 9.00 Uhr, Wdhlg. Freitag, 08.03.2013, 9.00 UhrLernqualität – entdecken, verstehen, verbessern (Prof. Dr. Ingrid Kunze)Leitung der Veranstaltung: Jürgen Richter


LEUCHTTURM16Veranstaltungsblock IDonnerstag, 7. März 2013, 9.00 - 9.45 Uhr(V 1 Do) Die Lust am Denken und Lernen wecken undwach halten (Prof. Dr. Ingrid Kunze)Denken und Lernen werden häufig zuerst mit Anstrengung und Mühe inVerbindung gebracht. Viel Aufmerksamkeit ist derzeit darauf gerichtet, wie manLeistung und Leistungsfähigkeit messen und gezielt steigern kann. Darüber solltenicht vergessen werden, welche produktive Kraft in der kindlichen Neugier steckt,in der unbändigen Lust am Entdecken und an kreativer Tätigkeit, in der Erfahrung,ein Problem gelöst zu haben und mehr zu können.Der Vortrag führt in die Facetten des Tagungsthemas ein und plädiert für eineDidaktik der produktiven Überforderung.(V 1 Fr) Die Lust am Denken und Lernen wecken undwach halten (Prof. Dr. Ingrid Kunze)Denken und Lernen werden häufig zuerst mit Anstrengung und Mühe inVerbindung gebracht. Viel Aufmerksamkeit ist derzeit darauf gerichtet, wie manLeistung und Leistungsfähigkeit messen und gezielt steigern kann. Darüber solltenicht vergessen werden, welche produktive Kraft in der kindlichen Neugier steckt,in der unbändigen Lust am Entdecken und an kreativer Tätigkeit, in der Erfahrung,ein Problem gelöst zu haben und mehr zu können.Der Vortrag führt in die Facetten des Tagungsthemas ein und plädiert für eineDidaktik der produktiven Überforderung.(V 3 Fr) „Die Bäume sind Natur“ - „Aber die Allee nicht“- Wie eignen Kinder sich die Welt an?(Prof. Dr. Ulrike Graf)Kinder haben einen natürlichen Entdeckungs- und Lerndrang. Sie benötigenWorkshops für Elementarbereich und Grundschule(WS 1 Do+Fr; je 180 Min: Fortsetzung 12.45 Uhr)Musik- und bewegungsorientierte Entwicklungsdiagnostikfür Grundschulkinder (Bernhard Müßgens)Wie kann man Kindern im Grundschulalter helfen, sich klare und realistischeZiele zu setzen, sich selbst zu motivieren, Fehler und Ungenauigkeiten zuerkennen und mit Misserfolgen fertig zu werden? Was brauchen sie, um ihreBegabung in persönliche Entwicklung und in schulische Leistung zu übertragen?Diese als Selbstkompetenzen bezeichneten Fähigkeiten und die Diagnoseindividueller Entwicklungen von Kindern sind zentrale Themen der neuerenLernforschung. Der Workshop vermittelt an konkreten Tänzen undVideobeispielen aus Tanzprojekten an Osnabrücker Grundschulen diesystematischen Beziehungen zwischen beobachtbaren Bewegungskategorien undzentralen Variablen der Persönlichkeitsdynamik.(WS 2 Do+Fr)Einmalig, vielfältig und dynamisch – Begabungsförderungin Elementar- und Primarpädagogik(Meike Sauerhering und Miriam Lotze)Im Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe)wird ein breiter Begabungsbegriff vertreten und davon ausgegangen, dass jedesKind begabt ist und dass diese Begabungen vielfältig und unterschiedlich sind. Indiesem Rahmen wird zu Bedingungen und Unterstützungsmöglichkeitengeforscht, die dazu beitragen, dass alle Kinder in ihrer Begabungsentfaltungoptimal gefördert werden können.In diesem Workshop werden verschiedene Begabungsmodelle mit ihren jeweilsangemessenen Lern- und Lehrwegen vorgestellt.(WS 3 Do+Fr)Bewegt lernen - Bewegungserziehung im ElementarundPrimarbereich (Elke Haberer)Bewegung ist der Motor des Lernens. Was heißt Bewegung überhaupt? Wie vielBewegung braucht ein Kind? Diese Fragen und die Bedeutung der Bewegung fürdie Nachhaltigkeit und Wirksamkeit von Lernprozessen werden in diesemSeminar aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven betrachtet. Aus derForschung werden Ergebnisse zu den Zusammenhängen und WirkmechanismenFreitag, 8. März 2013, 9.00 - 9.45 Uhr(V 2 Do) Geschriebene Sprache - schwere Sprache. Warumsich Lese- und Rechtschreibkompetenz nicht vonselbst einstellen (Prof. Dr. Christina Noack)Anders als in der Mathematik wird eine strukturierte Anweisung vonGrundschülern im Schriftunterricht i.d.R. als zu wenig kindgerecht abgelehnt undVersuche, aktuelle Ansätze der Schrifterwerbsforschung im Schulunterrichtumzusetzen, scheitern meist. Gleichzeitig wird häufig davon ausgegangen, dassdas Lesen- und Schreibenlernen schwer steuerbar sei und vielmehr von denKindern durch innere Regelbildung eigenaktiv geleistet werde.Im Vortrag werden die Probleme derjenigen Schüler/innen analysiert, die bei derSchriftaneignung wenig erfolgreich sind, und gleichzeitig Wege zu eineroptimierten Schriftvermittlung aufgezeigt.Erfahrungsräume, in denen sie altersbezogen möglichst selbstständig handelnkönnen. Von zentraler Bedeutung ist dabei das Interesse der Erwachsenen amKind und seinem Tun. Im Vortrag werden anhand von Beispielen Möglichkeitenaufgezeigt, wie Kinder in strukturierten Umgebungen Erfahrungen machenkönnen, mit denen sie sich die Welt jeweils ein Stück mehr erschließen. DieAufgabe der Fachkräfte in Kindergarten und Schule bleibt, die Kinder in ihremLernen und ihrer Persönlichkeit zu fördern.(V 4 Fr) Motivationsentwicklung und -förderung(Prof. Dr. Rosa Maria Puca)Die Motivation von Lernenden sinkt Studien zufolge vom Schuleintritt bis zumEnde der Schulzeit kontinuierlich. In dem Vortrag werden mögliche Gründe dafürthematisiert und einige Ansätze aus der Motivationspsychologie aufgezeigt, ausdenen man mögliche Gegenmaßnahmen für den Motivationsverlust ableitenkann.Donnerstag und Freitag, 10.45 - 12.15 Uhrvon Bewegung und Lernen präsentiert und diese auf die Praxis bezogen.Bausteine, Möglichkeiten und Ideen zur Einbeziehung von Bewegung in denSchulalltag werden vorgestellt, diskutiert und erprobt.(WS 4 nur Do)Mathematische Frühförderung(Christopher Gerke und Solveig Jensen)Erfolgreiche und freudvolle Beschäftigung mit Mathematik bedarf einergeeigneten Grundlegung mathematisch-logischen Denkens. Diese kann durch diegehaltvolle Beschäftigung mit speziellen Mathematischen Spielwelten erreichtwerden. Nach einem kurzen Eröffnungsreferat bieten wir Möglichkeiten zureigenen aktiven und praktischen Auseinandersetzung mit MathematischenSpielwelten, die im Kindergarten und im Erstrechenunterricht eingesetzt werdenkönnen.(WS 5 Do+Fr)„We can talk!“ Sprechanlässe initiieren, ritualisierenund erweitern (Doris Fugger, Astrid Fender, Sabine Rott)Dieser Workshop richtet sich an alle Kollegen die das Fach Englisch an einerGrundschule oder an einer weiterführenden Schule in Klasse 5/6 unterrichten.Der Workshop soll Anregungen geben, systematisch das monologische unddialogische Sprechen im Unterricht zu initiieren, zu ritualisieren und zuerweitern. Geeignete Sprechanlässe sollen gesammelt werden, auf die dieGrundschulen vorbereiten und die weiterführenden Schulen zurückgreifenkönnen, wie z.B. Class Room Phrases, Going Shopping, My House and Family.(WS 11 Fr, 10.45 Uhr) siehe auch Donnerstag 12.45Uhr Lachen ist gesund – der Beitrag des Humors zurQualität von Lehr-Lernprozessen (Ekkehard Ossowski)Workshops für Sek I und Sek II(WS 6 Do+Fr)Innovative Methoden und Materialien im Textilunterricht(Bärbel Schmidt)Unsere textile Umwelt besteht aus einer Vielfalt unterschiedlicher Materialien,Eigenschaften, Verfahren, Erscheinungs- und Nutzungsformen. Während sich der


17 LEUCHTTURMVeranstaltungsblock ISchulunterricht auf die Vermittlung textilwissenschaftlicher Inhalte und denTransfer handwerklicher Primärtechnologien konzentriert, müssen Exkursionenden Bereich der industriellen High-Tech-Technologien abdecken. Christian Beckerhat in seinen Publikationen mehrfach kritisch darauf verwiesen, dass derTextilunterricht schon viel zu lange mit immer den gleichen, verstaubtenRequisiten agiere. Der Workshop reagiert auf die Kritik von Becker und versuchtmit innovativen Materialen und Methoden Ideen für einen modernen,ansprechenden Textilunterricht aufzuzeigen.(WS 7 Do+Fr)„Ausgezeichnete Bücher“ - Prämierte Gegenwartsliteraturim Deutschunterricht (Jan Standke)Im Workshop sollen ‘ausgezeichnete‘ deutschsprachige Texte der letzten Jahre imMittelpunkt stehen. Anhand ausgewählter Texte wird zunächst ein exemplarischerÜberblick über Entwicklungen und Tendenzen der neuesten deutschsprachigenLiteratur vermittelt. Ein Schwerpunkt wird im Bereich der Kinder- undJugendliteratur liegen. Vor allem der „Deutsche Jugendliteraturpreis“ soll unsinteressieren. In diesem Zusammenhang wird dann auch kritisch zu prüfen sein,Veranstaltungsblock IIWorkshops für Elementarbereich und Grundschule(WS 1 Do+Fr; je 180 Min: Fortsetzung von 10.45 Uhr)Musik- und bewegungsorientierte Entwicklungsdiagnostikfür Grundschulkinder (Bernhard Müßgens)(WS 9 Do+Fr)Wer hat alle Bäume auf der Welt gepflanzt?“ (Tom, 8Jahre). Didaktische und methodische Grundlagen desPhilosophierens mit Kindern (Mirja Kekeritz und HannaKleinschmidt)Eine Auseinandersetzung mit philosophischen Kinderfragen gehört bisher nichtzum klassischen Inventar des Unterrichts in der Grundschule. Der Wert desPhilosophierens als pädagogischer Ansatz wird in der Grundschule bislang kaumanerkannt.Der Workshop beleuchtet grundlegende methodische Herangehensweisen desPhilosophierens mit Kindern, mit denen die Förderung selbsttätigen Denkens imAustausch mit Anderen und auch die Förderung reflexiver und kommunikativerKompetenzen im Grundschulunterricht gelingen kann.(WS 10 Do+Fr)„Testflug der Schnaken“ – Ästhetische Dimensionenfachlichen Lernens im Regelunterricht (Andreas Brenne)Im Rahmen dieses praxisorientierten Workshops sollen Aspekte des basalensinnlich-ästhetischen Lernens in der Grundschule und Möglichkeiten derFortführung in den weiterführenden Schulen diskutiert und praktisch erprobtwerden. Gegenstand der ästhetischen Untersuchung ist ein Themenfeld desBiologieunterrichts: Die Schnaken. In diesem Zusammenhang werdennaturwissenschaftliche Zugriffe durch künstlerisch-ästhetische Verfahren ergänzt.Dabei soll untersucht werden, inwieweit ästhetisches Lernen im Fachunterrichterfahrungs- und handlungsbezogenes Lernen fördert und dadurch einebedeutsame Begegnung mit Phänomenen der Lebenswelt möglich wird.(WS 11 Do, 12.45 Uhr; WS 11 Fr, 10.45 Uhr)Lachen ist gesund – der Beitrag des Humors zur Qualitätvon Lehr-Lernprozessen (Ekkehard Ossowski)Die pädagogische Humorforschung steckt in Deutschland noch in den Anfängen.Gleichwohl kann es als gesichert betrachtet werden, dass Humor großen Einflussauf die Interaktionen zwischen Pädagogen/Innen und den Kindern sowie auf dieLernatmosphäre haben kann. Der Workshop zeigt wichtige Erkenntnisse auf undwill humorvolle Anregungen für die pädagogische Praxis geben.(WS 12 Do+Fr)„Assessing Speaking Skills“ – Feedback und Bewertungder Kompetenz Sprechen(Ellen Wehrs, Gabriele Stagge, Nele Keller, Daniela Boßmeyer-Hoffmann)Dieser Workshop richtet sich an alle Kollegen, die das Fach Englisch an einerGrundschule oder an einer weiterführenden Schule in Klasse 5/6 unterrichten.Der Schwerpunkt des Workshops liegt auf der Konzeption vonDonnerstag und Freitag, 10.45 - 12.15 Uhrinwiefern Preise und Auszeichnungen Entscheidungshilfen für die Auswahl vonTexten für den Deutschunterricht darstellen können bzw. sollen.Gemeinsam wollen wir im Anschluss diskutieren, was diese Texte ausfachdidaktischer Perspektive ‘preisverdächtig‘ macht und welche methodischenZugänge sich für eine Behandlung im Deutschunterricht der Sek I und Sek IIanbieten.(WS 8 Do+Fr)Werte-Bildung im Facebook-Zeitalter? (Susanne Müller-Using und Reinhold Mokrosch)Der Umgang mit neuen Medien und sozialen Netzwerken im Internet bietetbereits sehr jungen Kindern zahlreiche Möglichkeiten der Kommunikation undInformationsverbreitung, die gleichzeitig aber auch Gefahren bergen, die sich z.B.aus der Anonymität und der schnellen Weiterverbreitung von oftmalsungeprüftem (Halb-)Wissen ergeben. In unserem Workshop beschäftigen wir unsmit der Frage, ob Internet-Kommunikation Werte-Bildung erschwert oder fördert.Ziel ist es, konkrete Möglichkeiten einer Förderung von Mitgefühl,Verantwortungsbereitschaft und aktiver Toleranz im Facebook-Zeitalter zuerkunden.Donnerstag und Freitag, 12.45 - 14.15 UhrFeedbackmethoden zum monologischen und dialogischen Sprechen imUnterricht, aber auch auf der Bewertung von ersten standardisiertenSprechprüfungen als Lernerfolgskontrolle.(WS 13 nur Do) Workshops für Sek I und Sek IIHistorisches Denken diagnostizieren. Basiskompetenzvon Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrern(Meik Zülsdorf-Kersting)Im Zentrum allen Geschichtsunterrichts soll historisches Denken stehen.Methoden sind kein Selbstzweck, sondern Wegbereiter historischerDenkprozesse. Was jedoch ist historisches Denken, und wie erkennt man es?Der Workshop versteht sich als ‘Bestimmungsübung’ und stellt Klausurauszüge,Hausaufgabentexte und Unterrichtsgespräche in den Mittelpunkt. Nach einerEinführung in den jüngsten Stand der Forschung sollen historischeDenkleistungen von Schülerinnen und Schülern gemeinsam identifiziert,beurteilt und diskutiert werden.(WS 14 Do+Fr)Wikis im Fremdsprachenunterricht der Jahrgangsstufen9 und 10 (Petra Ludewig)Es sollen zwei Wiki-basierte Lernumgebungen vorgestellt werden, eine für dasFranzösische, in der die BD „No Limits“ von Derib behandelt wird, und eine fürdas Englische zum Thema „Environment“. Ziel ist es, einen Überblick über dieBedienung von Wikis zu vermitteln und exemplarische Beispiele zupräsentieren, die das einem Wiki innewohnende Potential veranschaulichen,insbesondere kooperatives Arbeiten, Binnendifferenzierung, Aufbau vonMedienkompetenz, Einbindung von Ton- und Videodokumenten sowieVerknüpfung mit interaktiven Übungsformen.(WS 15 nur Fr)Lernzeit - Zeit zum Lernen. Taktung und Rhythmisierungim Schulalltag (Elisabeth Buck)Erfolgreiches Lernen braucht Zeit! - ... und keinen „Häppchen-Unterricht“ im 45-Minuten-Takt.In diesem Workshop werden zahlreiche Möglichkeiten zur Gestaltung einereffektiven Lernzeit beleuchtet. Anhand von konkreten Beispielen werdendidaktisch-methodische Chancen einer veränderten Taktung und Rhythmisierungerarbeitet und erste Schritte für die effektive Nutzung der Lernzeit mit derdamit verbundenen Weiterentwicklung der Lernkultur für die eigene Schuleentwickelt.(WS 16 nur Fr)Das Gruppenpuzzle im Physikunterricht der SekundarstufeII (Roland Berger)Im Workshop wird am Beispiel des Kontextes „Rasterelektronenmikroskop“ dieBewegung von Ladungsträgern in elektrischen und magnetischen F eldernbehandelt. Nach einer Einführung wird das zugehörige Gruppenpuzzle anhandder Materialien und Versuche durch die teilnehmenden Lehrkräfte praxisnahdurchgeführt. Die Unterrichtsmaterialien werden für den Einsatz in der Schuleonline zur Verfügung gestellt.


LEUCHTTURM18Der Arbeitskreis Ostfriesische HochschultageHassoRosenthalAnmeldung bei:Der Arbeitskreis „OstfriesischeHochschultage derGewerkschaft Erziehung undWissenschaft“, eine Arbeitsgemeinschaftaller ostfriesischenKreise der <strong>GEW</strong>, bereitete diekommenden Hochschultage inAurich vor. Die sind im März(Termine: Donnerstag-Freitag;7./8. März 2013 mit dem pädag.Lehrstuhl der Uni Osnabrück)Manche Schulen fahren komplettan einem Tag als Schilf-Regionales Pädagogisches Zentrum, OstfriesischeLandschaft, Fischteichweg 16, 26603 AurichE-Mail: willms@ostfriesischelandschaft.deFax: 04941-1799-74 Tel: 04941-1799-46Tagung hin.Leitbegriffe der Veranstaltungen:Diagnostik und individuellesFördern, Grundwissen, Allgemeinbildungund Grundfertigkeiten,Bewegungserziehung, HistorischesLernen, Naturwissenschaften,Gesprächs- und literarischeBildung, Werteerziehungund Regeln, praktisches Lernen.Außerdem gibt es wieder einegroße Schulbuch- und Medienausstellung.Tagungsort: Europahaus Aurich.Das Europahaus haben wirkomplett gemietet. Nicht-<strong>GEW</strong>-Mitglieder zahlen 20 EuroTagungsbeitrag.Donnerstagabend (7.3.2013)gibt es eine bildungspolitischeVeranstaltung „Die Lust amLernen und Denken wecken -Was können Kindergarten undSchule jeweils beitragen?“ (Prof.Dr. Ulrike Graf - UniversitätOsnabrück)Auf dem Gruppenfoto sind: (vorn v. l.) Ronald Wilts, Gudrun Jacobs,Hans-Peter Schröder, Ahmed Chaker; (stehend v. l.) Ubbo Voss,Alexander Wiebel, Detlef Spindler, Franziska Petzold, HassoRosenthal, Jürgen Richter27. Ostfriesischen Hochschultage2013Wir freuen uns, auch 2013 Lehrerinnen,Lehrern, Erzieherinnen und Erziehern eininteressantes Angebot machen zu können, dasdiesmal „Die Lust am Denken und Lernen“ alsThema hat. Unsere Hauptanliegen für dieberufliche Weiterbildung sind damit, Informationenzum Stand der pädagogischenForschung zu hören und erfolgreiche Modellepädagogischen Handelns kennenzulernen – dieProbleme mit der praktischen und auch derpolitischen Umsetzung zu diskutieren. Wirkonnten die Vorstandsvorsitzende des Zentrumsfür Lehrerbildung (ZLB) an derUniversitätOsnabrück, Frau Prof. Dr. IngridKunze, gewinnen, mit ihrem Team diesesn Urlaubsantrag sofort stellen!n Anmeldung bis 20.2.13anspruchsvolle Programm zu erstellen. Wir hoffensehr, hiermit die beiden Grundanliegen unserergewerkschaftlichen Arbeit voranzutreiben: Verbesserungder Arbeitsbedingungen und Weiterentwicklungdes Bildungswesens. Die meisten Veranstaltungen sindzweimal angeboten – am Donnerstag und am Freitag.Damit gibt es mehr Auswahl und eine bessereVerteilung.(Jürgen Richter, Vorsitzender des AK OstfriesischeHochschultage)Die Lust am Denken und LernenDenken und Lernen werden häufig zuerst mitAnstrengung und Mühe in Verbindung gebracht. VielAufmerksamkeit ist derzeit darauf gerichtet, wie manLeistung und Leistungsfähigkeit messen und gezieltsteigern kann. Darüber sollte nicht vergessen werden,welche produktive Kraft in der kindlichen Neugiersteckt, in der unbändigen Lust am Entdecken und ankreativer Tätigkeit, in der Erfahrung, ein Problemgelöst zu haben und mehr zu können. Diese Tagungmacht mit aktuellen Erkenntnissen und Diskussionenaus Fachdidaktiken und Erziehungswissenschaftenbekannt und zeigt vielfältige Hilfen und Vorschläge fürUnterricht und Erziehung.(Prof. Dr. Ingrid Kunze, Vors. Zentrum für Lehrerbildung derUniversität Osnabrück)


19 LEUCHTTURM<strong>GEW</strong> PersonalräteschulungAurich und Norden 2012Zur Herbstschulung der <strong>GEW</strong>Personalräte trafen sich dieKollegInnen Anfang Dezemberim Seminarhotel in Aurich. DieSchulung war wieder gut besucht(leider war die Beteiligung ausdem Altkreis Norden nicht sogroß wie in den vergangenenJahren), so dass ElisabethSchramm und Ulrich Schierz(Mitglieder der <strong>GEW</strong>-Fraktionim SBPR) jeweils ca 30 <strong>GEW</strong>-Personalräte begrüßen konnten.Nach einer kurzen Einführungzum Thema „Personalvertretungsgesetz“ging es auchAnkündigung:Von April bis Mai 2013finden in Norden, Aurich,Emden die Regionalen Sprachbildungswochenstatt.In dieser Zeit wird dieWanderausstellung „Sprich mitmir“ nach Ostfriesland kommen.Diese richtet sich hauptsächlichan Kinder und deren Eltern. DieWanderausstellung ist in deutscher,russischer und türkischerSprache und zeigt auf spielerischeWeise die Sprachentwicklungvon Kindern im Alter von0-6 Jahren.Die Auftaktveranstaltung findetam 15. April um 16:00gleich mit den Änderungen imNds. Beamtengesetz und im Nds.Besoldungsgesetz weiter.Weitere Themen: Altersteilzeit,Familienpflegezeit, Arbeitszeit,Altersermäßigung, Sonderurlaub,dienstliche Beurteilungder Lehrkräfte, Probezeit, BEM(Betriebliches Eingliederungsmanagement),Personalratsbeteiligung,Dienstfähigkeit,Dienstverein-barungen,Päd. MitarbeiterInnenanVGS und FöS,Eingruppierungenfür PMs,sonderpädagogischeGrundversorgung,Inklusion,Oberschule,… führtendazu, dass bald die Köpferauchten.In Kleingruppen/Partnerarbeitwurden konkrete Fällediskutiert, Lösungen gesucht undgefunden.Zwischendurch gab es Stärkungenam Kaffee-undMittagsbüffet,sodass alleKollegInnen am späten Nachmittaggeschult und gestärkt fürdie weitere wichtige Personalratsarbeitzurück fahren konnten.Wir bedanken uns nochmalsauf diesem Wege bei Elisabethund Ulrich für die angenehmeFührung durch den Irrgartenvon Gesetzen, Verordnungenund Erlassen.Regionale SprachbildungswochenUhr in der Stadthalle Aurichstatt. Das Eingangsreferat hältRenate Zimmer.Während der RegionalenSprachenwochen werden parallelzur Wanderausstellung inNorden, Aurich und EmdenFortbildungsangebote zum Thema‚Sprache angeboten. Dieserichten sich vor allem anErzieherInnen, GrundschullehrerInnenund Eltern undKinder.In Zusammenarbeit mit demLK Aurich, der KVHS Aurich,der KVHS Norden, demBrückenjahrteam Aurich/Emden,nifbe und der BildungsregionOstfriesland erscheint EndeFebruar 2013 ein ausführlichesProgrammheft mit allen Veranstaltungenin den jeweiligenRegionen.Annette undAnette


LEUCHTTURM20LohndrückerLohndumping per WerkvertragAnnette Jensen,ver.di publikKaum gilt in der Zeitarbeit einMindestlohn - schon haben dieArbeitgeber eine neue Methodegefunden, um ihre Lohndumpingpolitikfortzusetzen. Und die Bundesregierungschaut tatenlos zu.Der neueste Kniff heißtoffiziell „Werkvertrag“. Undder geht so: Ein Supermarktbeauftragt ein anderes Unternehmen,Dosen in Regalen nachzufüllenoder im Lager Chargen zustapeln. Bezahlt wird jetzt nichtmehr wie bei der Leiharbeit proArbeitnehmerstunde, sondernpro „Werk“. Das besteht indiesem Fall beispielsweise auszehn leer geräumten Paletten.Das beauftragte Unternehmenbekommt dafür eine vereinbarteSumme, und die dort Angestelltenverdienen im Westenlediglich 6,50 Euro pro Stundeund im Osten sogar nur sechsEuro. Das ist deutlich weniger alsin der Zeitarbeit, wo seit dem 1.Januar Mindestlöhne von 7,89Euro im Westen und 7,01 Euroim Osten gelten. Würde ein festAngestellter des Supermarkts dieRegale einräumen, müsste dieLadenkette für diese körperlichanstrengende Arbeit zum Beispielin NRW einen Tariflohn inHöhe von etwa zwölf Eurozahlen.In vielen Fällen handelt essich bei den Werkvertragsfirmenfaktisch um dieselben Unternehmen,die vorher für die gleichenTätigkeiten Leiharbeiter geschickthaben. Als sich derstaatlich festgesetzte Mindestlohnabzeichnete, haben sie nurrasch ein neues Standbeinaufgebaut. So gründete Teamworkbeispielsweise eine Tochterfirmanamens „4U@work“ undpreist sich den Arbeitgebern nunan: „Wir erfüllen Ihren Bedarfganz nach Ihren Wünschen, obim Rahmen der Arbeitnehmerüberlassungoder in Form einesWerkvertrages.“ Etablierte Zeitarbeitsfirmenwie Adecco werbenebenfalls dafür, personalintensiveBereiche ganz auszulagern.„Irgendwelche rechtlichen Risikensind für den Einsatzbetriebals Auftraggeber nicht ersichtlich“,beschreibt ArbeitsrechtsprofessorWolfgang Däubler dieLage. Hinzu kommt, dass derBetriebsrat in dieser Konstruktion- anders als bei Zeitarbeitnehmern- keinerlei Mitbestimmungsrechtehat: Werkverträgegelten nicht als Teil derPersonalplanung, sondern fallenunter „Sachkosten“. Und währendLeiharbeitnehmer seit dem1. Dezember 2011 gleicheRechte wie Festangestellte beimZugang zu Kantine oderKitabetreuung haben und überfrei werdende Arbeitsplätzeinformiert werden müssen, trifftdas alles auf die Beschäftigten derWerkvertragsfirmen nicht zu.SystematischerMissbrauchNiemand weiß wirklich, wieviele Menschen mittlerweile inWerkvertragsfirmen arbeiten. OffizielleDaten dazu gibt es nicht,und die Bundesregierungschreibt in einer Antwort aufeine kleine Anfrage der Linken-Fraktion, sie sähe keine Veranlassung,sie zu erheben. „Hinweiseoder Informationen über eineweit verbreitete, systematisiertemissbräuchliche Nutzung vonWerkverträgen zur Umgehungvon tariflichen oder arbeitsrechtlichenStandards liegen nichtvor“, heiß es in der Stellungnahme,die das Bundesarbeitsministeriumverfasst hat. Doch diesePosition belegt vor allem dieWahrnehmungslücken der Regierenden.Die Lebensmittelzeitungschätzt, dass heute etwa 350.000Menschen in 120 derartigenSubfirmen beschäftigt sind. Diedortigen Arbeitgeber haben imMai mit dem „DeutschenHandelsgehilfen-Verband“(DHV) einen Tarifvertrag abgeschlossen,der ganz nach ihremGusto ausgefallen ist: DieOrganisation unter dem Dachdes christlichen Gewerkschaftsbundesvereinbarte Minilöhnevon 6,50 Euro bzw. sechs Europro Stunde. Auch Informationenfür Einsatzort und -zeit könnennoch kurzfristiger festgelegtwerden als in der Zeitarbeit.Vor allem im Einzelhandelund in der Metall- undElektroindustrie grassiert dieneue Form des Lohndumpings.Rossmann, Ikea, Real und Rewesind nur vier Beispiele untervielen. Formal geht es beiWerkverträgen darum, dass derMarkt- oder Fabrikleiter denBeschäftigten keine unmittelbarenAnweisungen gibt. Diebekommen sie stattdessen voneinem Vorarbeiter, der sie zurEile antreibt - denn je schnellerdas „Werk“ beendet ist, destohöher ist der Gewinn seinesUnternehmens. „Nur dort, woselbst den kreativsten Juristenkeine Konstruktion einfällt, dieden Anschein eines Werk- oderDienstvertrags hat, wird notgedrungenweiter auf die Leiharbeitzurückgegriffen“, hat RainerKuschewski beobachtet, der inder verdi-Bundesverwaltung imFachbereich Handel tätig ist. Dastreffe beispielsweise auf dieArbeit an der Kasse oder hinterder Wursttheke zu, denn hier seider unmittelbare Einfluss desSupermarktleiters unbestreitbar.Gedeckt durch dieRegierungJuristisch ist es nicht einfach,gegen diese neue Entwicklungvorzugehen, bedauert Kuschewski:Die Arbeitgeber haben ausihren juristischen Niederlagenbei der Zeitarbeit gelernt und diedamaligen Formfehler vermieden- und die Bundesregierungscheint ihr Vorgehen zu decken.Nur wenn Beschäftigte oder


21 LEUCHTTURMBetriebsräte klar belegen können,dass es sich de facto umZeitarbeit handelt, könnte dasArbeitgeber in die Bredouillebringen. Mit solchen Scheinwerkverträgenhätten die Betroffeneneinen Vergütungsanspruchin der Höhe der Tarifverträge desEinzelhandels. „Bei uns wird dasThema versteckte Leiharbeitintensiv diskutiert“, berichtetSigrid Maaß, Betriebsratsvorsitzendebei Real in Berlin-Treptow. Zwar kennt sie dieWerkvertragskollegen nicht, dienachts die Regale in ihremMarkt auffüllen. Doch sie findetes extrem ungerecht, dass die fürdie gleiche Arbeit viel wenigerGeld bekommen als die Real-Kollegen.KommentarEs gibt viele Modelle der LohndrückereiAn was erinnert der obigeArtikel uns LehrerInnen?Klar, an die „Ganztagsschule-Light“ der alten Landesregierungmit ihren Honorarverträgen!Notwendig ist aber auch, dass dasThema Mindestlöhne/Werkverträgeetc. vielen Menschenbewusst wird – möglichst nochvor den Bundestagswahlen imSeptember.Ein gutes Beispiel: Am 23.Januar ging es ab 20:15 Uhr inder ARD darum.Zuerst gab’s die Komödie„Blitzblank“ – ein Reinigungsfirmeninhaberzahlt seinenAngestellten den Mindestlohnvon 9 Euro, aber nicht dieÜberstunden. Deshalb streikensie, denn von 1000 Euro imMonat können sie nur schlechtleben. Durch eine Wette provoziertmacht der Chef einenSelbstversuch – nach etlichenIrrungen und Wirrungen stellter fest, dass sie Recht haben.Ergebnis: Er zahlt jetzt 12 Euroundsie brauchen keine Überstundenmehr zu schieben.Gag am Rande: Die Firmagewinnt einen wichtigen Kundenzurück, der inzwischen eineandere Firma, die durch denEinsatz von rumänischen Kräftenbilliger war, beauftragt hatte.Grund: „Blitzblank“ bekommtjetzt den Auftrag wieder, weil derBesitzer durch die höherenLöhne so sozial eingestellt istund sich um seine Angestelltenkümmert.Die deutsche Wirklichkeitwird im anschließenden Wirtschaftsmagazin„plusminus“ dargestellt:„Geringverdiener –Reinigungsfirmen umgehenMindestlöhne“. Beispiel: In denArbeitsverträgen steht zwar derMindestlohn West von 8,82Euro, aber es werden auch dieArbeitsleistungen (z.B. Zimmerzahlen)festgelegt, die in der Zeitnicht zu schaffen sind. Mucktjemand gegen die unbezahltenÜberstunden auf, wird erentlassen.Und es werden Zahlen genannt:· Bundesweit arbeiten 4,1 MillionenBeschäftigte für wenigerals 7 Euro brutto in derStunde, 1,4 Millionen davonsogar für weniger für als 5Euro.· Mehr als 1,3 MillionenMenschen in Deutschlandmüssen ihr mageres Gehaltdurch Geld vom Staataufbessern.· Alleine 2011 zahlten dieArbeitsagenturen 8,7 Milliardenan diese sogenannten„Aufstocker“ aus – eigentlichein Skandal!Für den Arbeitsmarkt-ExpertenProf. Stefan Sell, HochschuleKoblenz, steckt eine perfideLogik dahinter:„Die Unternehmen, die besondersmies bezahlen, und sichnicht an die Vorschriften halten,die werden unterm Strich sogarnoch belohnt dadurch, dass derStaat ein Teil ihrer niedrigenLohnkosten aufstocken muss.Währenddessen die Unternehmen,die sich fair verhalten, undan Recht und Gesetz halten, diekriegen keinen Auftrag, weil siesozusagen preislich zu hochangesetzt sind.“Also: Ein gesetzlicherMindestlohn für alle –ohne Umgehungsmöglichkeitenwie z. B. denWerkverträgen oder anderenSchlupflöchern!Jürgen KrammFolgende Forderungen stellen die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes fürdie Tarif- und Besoldungsrunde 2013 bei den Ländern:• Erhöhung der Entgelte um 6,5% mit sozialer Komponente• Anhebung der Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte um 100 Euro• Tarifliche Eingruppierung von Lehrkräften• Sicherung des Urlaubsanspruchs• Begrenzung befristeter Arbeitsverträge• Wirkungsgleiche Übertragung des Tarifergebnisses auf Beamtinnen und Beamte.


LEUCHTTURMSchule verschärft die soziale UngleichheitBrigitteSchumannDas Schulsystem befördertdie soziale Exklusion vonKindern in Armut. Dies ist daszentrale Ergebnis der Langzeitstudieüber kindbezogene Armutsfolgen,die die AWOgemeinsam mit dem Institut fürSozialarbeit und Sozialpädagogike.V. (ISS) durchgeführt hat.Das besondere Verdienst derAWO-ISS-Studie: Sie macht dieAuswirkungen von Armut vonder KiTa bis zum Ende derSekundarstufe I sichtbar undnachvollziehbar. Dabei decktauch diese Studie auf, dass dieSchule mit ihren Strukturen undihrer Funktionsweise die sozialeUngleichheit verschärft undArmut über Bildungsarmutverfestigt.Die AWO-ISS-Studieerforscht ArmutsfolgenDie Studie hat mit ihren vierForschungsschwerpunkten dieLebenslagen von armen Kindernund Jugendlichen an denbiografischen Bildungsübergängenerfasst und mit denen nichtarmer Kinder verglichen. Nachden Veröffentlichungen über„Armut im Vorschulalter“, „Armutim frühen Grundschulalter“,„Armut bis zum Ende derfrühen Grundschulzeit“ liegtinzwischen auch der Abschlussberichtder 4. Phase biszum Ende der Sekundarstufe Ivor. Er trägt den Titel „Vonalleine wächst sich nichts aus…“und wurde im August 2012öffentlich vorgestellt. Auch inder letzten Stufe konnten 50 %der ehemaligen KiTa-Kinder inAWO-Einrichtungen wieder befragtwerden. Von den 1999erstmals einbezogenen 893Kindern und deren Familiennahmen an der letzten Phase449 wieder teil. Auch wenn dieLangzeitstudie aufgrund ihrerBeschränkung auf Befragte inehemaligen AWO-KiTas nichtrepräsentativ für Deutschland ist,erhebt die Studie den Anspruchauf Verallgemeinerung der Tendenzbeschreibungen.Das Risiko multiplerDeprivation wächst mitder Armut und ihrerDauerDie Studie definiert dreiLebenslagen von Kindern undJugendlichen: das Wohlergehen,die Benachteiligung und diemultiple Deprivation. Sie sprichtvon multipler Deprivation, d. h.von umfassender Benachteiligungin der Lebenslage, wennvon den Bereichen der materiellen,sozialen, kulturellen undgesundheitlichen Versorgungmindestens drei erheblich eingeschränktsind. Im Falle einerBenachteiligung sind die Einschränkungenetwas wenigerauffällig und im Falle desWohlergehens gar nicht vorhanden.Die Studie weist den engenZusammenhang von Armut undmultipler Deprivation nach.Danach gehören arme Jugendlichenahezu viermal so häufig zurGruppe der multipel Depriviertenwie nicht arme. ImEntwicklungsverlauf der ehemaligenKiTa-Kinder zeigt sichauch, dass jedes zweite dauerhaftarme Kind als Jugendlichermultipel depriviert ist.22Frühe Armut und multipleDeprivation sindPrädikatoren für dieSchul- undAusbildungsbiografieDie Studie spricht von einer„erstaunlichen Prognosekraft derfrühen Armut auf den späterenSchulerfolg“. Die armen Kinderund Jugendlichen konzentrierensich auf der niedrigen Stufe desSchulsystems (Förder- undHauptschule), während die nichtarmen vorrangig auf der höherenStufe (Gymnasium) zufinden sind. Wird zusätzlich dieLebenslage berücksichtigt, dannist das Ergebnis noch eindeutiger.Kinder und Jugendliche imWohlergehen finden sich kaumin Förderschulen oder Hauptschulen,während sich hier armeKinder und Jugendliche mitmultipler Deprivation konzentrieren.63 % der armen undmultipel deprivierten Kinderhaben es nicht bis zumHauptschulabschluss geschafft.Brüche in der Schulbiografiesind eher die Regel für die armenKinder und Jugendlichen. Es ist„erschreckend realistisch“, so dieStudie, dass jeder vierte derarmen Jugendlichen keine Berufswahlfür sich sieht. Siezeigen deutlich größere Skepsisbezüglich ihrer Chancen alsnicht arme Jugendliche.Eine migrationsbedingteVerstärkung negativerArmutseffekte ist nichtnachweisbar„Den prägenden Risikoeinflussauf die Entwicklung jungerMenschen hat die finanzielleLage der Familie, egal ob mitoder ohne Migrationshinweis“,so die Forscher. MigrationsbedingteEffekte als negativeVerstärkung für die Entwicklungvon armen Kindern lassen sichwissenschaftlich nicht nachweisen.In fast allen Fällenverschwindet der Migrationshintergrundals Einflussfaktor imVerlauf der Schulbiografie fastvollständig. Dagegen stellt dieStudie fest: „Verfestigte Armut inbildungsfernen Familien ohneZuwanderungsgeschichte hatsich als Hauptproblem erwiesen.“Der Befund, dass armeMigrantenjugendliche häufigerim Wohlergehen aufwachsen alsarme Jugendliche ohne Migrationshintergrund,wird mit denhöheren Bildungsaspirationender Eltern, mit der längerenVerweildauer in der Grundschulevor dem Wechsel zur Förderbzw.Hauptschule und mit demhöheren Sozialkapital der Herkunftsfamilienerklärt. Armeherkunftsdeutsche Jugendlichewachsen häufiger isoliert inwenig stabilen Familienformenauf.Die Studie plädiert für einsozial inkludierendesSchulsystem


23 LEUCHTTURMAnhand der untersuchten Fällewird sichtbar, dass „das Schulangebotim gesamten Schulverlaufnicht passend für den FörderundBildungsbedarf von Kindernmit früher, vor allem abermit andauernder Armutserfahrungund Benachteiligung“ ist.Individuelle Förderung bleibtunwirksam gegenüber Strukturenund Funktionsweise des selektivenSchulsystems. Diese bewirken„eine Potenzierung armutsbedingterBenachteiligung“. DieStudie empfiehlt zur Bekämpfungder Armutsfolgen „früheFörderung und Prävention, einsozial inkludierendes Schulsystem,systematische und strukturelleBegleitung durch BildungsundFörderketten, eine umfassendeInfrastruktur für Familien.“Sie unterstreicht abergleichzeitig auch die Notwendigkeit,nicht nur die Armutsfolgen,sondern auch die Armut selbstzu bekämpfen.Die Aussonderung armerKinder aus demallgemeinen SchulsystembeendenMit der Aussonderung aus denallgemeinen Schulen in dieFörderschulen, die meistenswährend der Grundschulzeitstattfindet, werden Kinder mitarmutsbedingten Auffälligkeitenund Entwicklungsproblemen immernoch wie zu Zeiten derHilfsschule im vorigen Jahrhundertals behindert kategorisiertund abgestempelt, in ihrenEntwicklungsmöglichkeiten undLebensperspektiven drastischeingeschränkt und so dem Risikoder gesellschaftlichen Stigmatisierungund Exklusion ausgesetzt.Auf dem Weg zu eineminklusiven Schulsystem ist dasAuslaufen der Förderschulen fürArme daher ein absolut unverzichtbarerSchritt. Er mussverbunden werden mit einemUmbau der allgemeinen Schulenzu Lern- und Lebensorten, dieallen Kindern unabhängig vonihren sozialen Herkünften undLebenslagen gerecht werden. Ermuss begleitet sein durch einePolitik der sozialen Präventionund der Armutsbekämpfung.Aber wie soll man eineBildungspolitik bezeichnen, dietrotz der völkerrechtlichen Verpflichtungzur Umsetzung inklusiverBildung mehrheitlichan den aussondernden Förderschulartenfür Arme festhält,ihnen trotz der erdrückendenBeweise für ihre schädlicheWirkung zu demokratischerScheinlegitimation verhilftdurch die schulrechtliche Verankerungeines sog. Elternwahlrechtsund es denen offeriert,von denen auch sie weiß, dassdiese aufgrund ihrer prekärenLebenssituation ihre Beteiligungsrechtenicht wahrnehmenkönnen oder schon längst nichtmehr wahrnehmen wollen?Nutzen wird es denen, die alsLobbyisten das Förderschulsystemlautstark bewerben. Wiesoll man eine Bildungspolitikbezeichnen, die mit demFesthalten an dem teuren undunsinnigen Förderschulsystemden allgemeinen Schulen Mittelzur inklusiven Entwicklungvorenthält und so den Inklusionsprozessuntergräbt? Ist dasnoch pragmatische Bildungspolitikoder schon blanker Zynismus?(Quelle: http://bildungsklick.de/a/86599/schule-verschaerft-die-soziale-ungleichheit/)... von Cuxhaven-Sahlenburgaus (dauert gut 3Stunden). Wer’s bequemerhaben will, kann auch diePferde-Kutsche benutzen.Fahrt im Janssen-Bus mitBrötchen-Service, da esschon sehr früh losgeht:VorankündigungG ewerkschaftlerInnenE rlebenWatt...beim Wattwandern am Samstag, dem24. August 2013, nach Neuwerk ...wahrscheinlich 6.00 Uhr ab<strong>Wittmund</strong> mit den bekanntenZwischenhalten in Jever,Sande, Varel.Rückfahrt mit dem Schiffum 17.00 Uhr nach Cuxhaven.Wichtig: möglichst umgehendanmelden, da begrenztePlatzzahlen (Pferdekutsche/Schiff!!!) - 16 Anmeldungenliegen jetzt schon vor!Anmeldungen bei FridolinHaars 04461-5123 oder beiJürgen Kramm 04462-6102


LEUCHTTURM24NACHRUFHANS-JOACHIM (HANNES) HOTHANSTARB AM 15. JANUAR 2013Josef Kaufhold,Vorsitzender<strong>GEW</strong> KVEmdenAm 15. Januar 2013 starbunser Kollege HannesHothan aus Hesel im Alter von83 Jahren. Mit seinen vielfältigenAktivitäten wirkte ernachhaltig in der <strong>GEW</strong> und inder Schulentwicklung der Region,er prägte die Parteienlandschaftund war Motor in derBildungsdiskussion. Seine Aktivitätenhinterlassen einen bleibendenEindruck und sind vonbleibender Wirksamkeit. HannesHothan war Initiator undImpulsgeber vielfältiger pädagogischerund politischer Entwicklungenin Ostfriesland, die dieSchule in unserer Regionformten.Geboren wurde HannesHothan am 15. Oktober 1929 inMünster. Die junge Familie lebtein einer Kaserne, der Vater hatteals Soldat eine Wohnung dort.Hier verbrachte Hannes Hothanseine ersten Kindheitsjahre. DieFamilie musste wegen derVersetzung mehrfach umziehen.Hannes Hothan besuchtedeshalb Schulen in Münster,Hannover und ab 1939 inBerlin. Dort leistete der Vaterseinen Dienst als Offizier.Wer Hannes Hothan kannteweiß, dass ihn Tugendenauszeichneten, die man gemeinhinals preußisch bezeichnet:Pünktlichkeit, Fleiß, Durchsetzungskraft,zielgerichtetes Planen,Genauigkeit und Gerechtigkeitssinn,ja, vor allem dasStreben nach Gerechtigkeit.Hannes Hothan setzte sich seinLeben lang für Gerechtigkeit imBereich der Chancen ein.Kindheit und Jugend solltenjedem die Chance auf Bildungeröffnen, gerecht und gleich.Und das hatte seinen Grund.Hannes Hothan gehörte zumJahrgang 1929, einem Jahrgang,der auf unvorstellbare Weiseleiden musste.1943 setzte in Berlin wegender Bombardierungen die ersteEvakuierungswelle von Schülerinnenund Schülern ein.Hannes Hothan kam im Zugeder Kinderlandverschickungnach Ustinad Orlice / Bresnice(Tschechoslowakei). Anfang1945 überschlugen sich dieEreignisse. Im Januar wurde dieGruppe zum Volkssturm eingezogenund für den Kampf kurzausgebildet. Die Gruppe kam zurWehrmacht, wurde bewaffnetund an die Front geschickt.Allein.Soldaten auf dem Rückzugkamen der Gruppe entgegen, dieFront rückte heran. Ein erfahrenerSoldat entwaffnete dieJungen und schickte sie auf denHeimweg – zu Fuß insUngewisse. Am 13. Mai gerietHannes Hothan in amerikanischeGefangenschaft, wurde imJuli entlassen. Die Erfahrungenin den Kriegswirren, dieOrientierung in der Ungewissheit,die Suche nach der Heimatprägten ihn sehr.Die Familie fand 1946 inAntendorf wieder zusammen,Hannes Hothan besuchte dasGymnasium in Rinteln. AlsArbeiter in einer Schulmöbelfabrikverdiente er den Lebensunterhalt.Nach dem Abitur nahm er1952 das Studium an derPädagogischen Hochschule inHannover auf. Gemeinsam mitseiner zukünftigen Frau SusanneRademacher wählte er nach demersten Staatsexamen 1954 Ostfrieslandals Dienstbereich.Die Eheleute, sie heiratetenim Juli 1954, traten im Augustihre Dienstellen nahe Remelsan; Hannes Hothan in Selverde,seine Frau nicht weit entfernt inJübberde. Beide wurden mitDienstantritt Mitglieder desOstfriesischen Lehrervereins/<strong>GEW</strong>. Hannes Hothan engagiertesich. Er war von 1956 bis1961 Vorsitzender der Junglehrervertretungim OLV/<strong>GEW</strong> undMitglied der Vertretung derJunglehrer im LandesvorstandNiedersachsen, 1961 bis 1966zweiter Vorsitzender im OLVBezirksverband und von 1966bis 1974 Vorsitzender desKreisverbandes Leer.Bereits als Junglehrer entwickelteer Ideen zu notwendigenReformmaßnahmen des Landschulwesensin Ostfriesland.Ursprünglich dachte HannesHothan über eine Arbeit zurAussagekraft des KernschenSchulreifetests nach. Den Gedankenverwarf er, als er 1956 dieeinklassige Schule Klein-Remelsübernehmen musste. Das Lebenals Einklassler sprach ihn alsLehrer zwar sehr an, die aktuelleDiskussion um die Nachteile des


25 LEUCHTTURMLandschulwesens und die fehlendeOrientierung der Bildungin der ländlichen Region an denmodernen Entwicklungen in derGesellschaft beschäftigten ihn.Er änderte sein Thema undwidmete sich der Schulentwicklungin Ostfriesland: Wie undauf welche Weise könnte eineBildungsregion entstehen, dieden jungen Menschen einenqualitativ besseren und zukunftsorientiertenUnterricht durchFachlehrkräfte bot und Aufstiegsmöglichkeiteneröffnete –Daten, Zahlen und Fakten. SeineArbeit beeindruckte, fand Berücksichtigung,Hannes Hothanwurde zur BarsinghausenerTagung eingeladen, der Veranstaltung,die eine Wende in derBildungslandschaft Niedersachsenseinleitete.1962 übernahm er alsHauptlehrer die Schule Hesel,um dort beim Aufbau einer derersten Mittelpunktschulen tätigzu werden. Als Rektor wurde erzum Impulsgeber der Schulentwicklungder ganzen Region.Hannes Hothan engagiertesich in der Lehrerpersonalvertretungund im GesprächskreisSchule und Universität, beteiligtesich am Aufbau desRegionalen Pädagogischen Zentrumsin Aurich und wurdepolitisch aktiv. 1970 gründete erden SPD-Ortsverein Hesel, wardessen Vorsitzender, arbeitete alsRatsherr in der SamtgemeindeHesel und fertigte bis ins hoheAlter hinein GrundsatzpapiereDie Zahl der öffentlichenBildungseinrichtungensinkt, die der privaten steigt. EinBefund, der neben den Meldungenund Kommentierungen zuden Ergebnissen des viertennationalen Bildungsberichtskaum beachtet wurde. WährendPolitik und Medien darüberstritten, ob es denn nun graduellbesser oder schlechter gewordensei mit der Bildung inDeutschland, kam die tiefereAnalyse zu kurz. Dem StatistischenBundesamt war diesezu bildungspolitischen Fragenfür seine Partei an.Im Oktober 1976 übernahmHannes Hothan die Funktiondes Schulrates im SchulaufsichtsamtEmden II. Als Schulamtsdirektor,ab 1985 als Leiter desSchulaufsichtsamtes, gestaltete ermaßgeblich die Arbeit an denSchulen der Stadt Emden. Erentwickelte ein Modell für dieLehrer- und Schülerbetriebspraktika,gestaltete den Übergang fürSchulabsolventen von der Schulein den Beruf, setzte sich fürdie Schulbauentwicklung derStadt ein und unterstützte dieArbeit der Schulen in sozialenBrennpunkten.Besonders im Blick hatte erimmer die Situation der in derGesellschaft Vernachlässigten.Der Bau eines Zentrums fürKinder mit geistiger Einschränkungan der Förderschule Emdenund die Zusammenarbeit vonFörderschullehrkräften mit denweiterführenden Schulen warenihm eine Herzensangelegenheit.Ein Pilotprojekt, das denÜbergang von Förderschülerinnenund -schülern an dieweiterführenden Schulen ermöglichte,gehörte dazu.Von 1983 bis 1997 warHannes Hothan Mitglied derOstfriesischen Landschaft, ab1993 Landschaftsrat. 1991 wurdeihm das Indigenat derOstfriesischen Landschaft und1997 die Ehrenmitgliedschaftverliehen.Mit Beginn des Jahres 1990Bildung als öffentliches GutEntwicklung immerhin einePressemitteilung wert. Zu Recht.Denn egal ob man, wie dieBundesregierung und die Kultusministerder Länder, dieErfolge in der Bildungsbeteiligungbetont oder, wie Gewerkschaftenund Sozialverbände,dass die Schere zwischenBildungsgewinnern und -verlierernimmer weiter auseinandergeht, der Trend zu mehr privatenSchulen und Hochschulen hältan, während der Anteil privaterBildungsausgaben abnimmt.trat Hannes Hothan in denRuhestand. Seine Gesundheitließ Aktivitäten außerhalb desHauses kaum noch zu. Erarbeitete dennoch unermüdlichweiter – nun an seinemSchreibtisch.Der Dokumentation derSchulgeschichte Ostfrieslandsgalt seine besondere Aufmerksamkeit.1984 beteiligte er sichan der Gründung des OstfriesischenSchulmuseums Folmhusen,und 1995 gab er gemeinsammit dem Arbeitskreis Schulgeschichteder Stiftung Schulgeschichtedes BezirksverbandesWeser-Ems der <strong>GEW</strong> einzweibändiges Werk mit demTitel „Schule in Ostfriesland1945 bis 1995“ heraus, das mitZeitzeugenbeiträgen über dieEntwicklung des Schulwesensder Region nach 1945 berichtete.Hannes Hothan war in allseinen Aktivitäten immer einpolitisch und sozial denkenderMensch.Die frühen Kindheits- undJugenderfahrungen machten ihnzu einem Verfechter demokratischerGrundprinzipien.Von der Junglehrerzeit an bisin seine letzten Tage galt seinInteresse der Bildung undErziehung in der demokratischenGesellschaft.Für ihn ermöglichte dieSchule den Weg in die Zukunft,sie stellt die Weichen, dessen warer sich immer bewusst.Hannes Hothan bleibt unvergessen.Dieser Trend ist Ausdruck dafür,dass das öffentliche Gut Bildungschleichend zu einer marktgängigenWare gemacht und öffentlicheMittel in private Erwerbsunternehmenumgeleitet werden.Das Menschenrecht auf Bildunggerät in Gefahr...Der ganze Text ist nachzulesenin „Gegenblende – das gewerkschaftlicheDebattenmagazin“ Nr. 16/Juli/August 2012 Link: http://www.gegenblende.de/++co++c9cb31ee-e536-11e1-adc0-52540066f352Ulrich Thöne,<strong>GEW</strong>-Vorsitzender


LEUCHTTURM26Emder Zeitung Donnerstag, 10. Januar 2013Zwei Stunden im Zeichen der BildungspolitikAm Dienstagabend fand imVHS-Forum eine Veranstaltungmit Landtagskandidatenstatt. Die <strong>GEW</strong> hatte geladen.Von PATRICK PLEWE0 49 21 / 89 00 419Emden. Eine Diskussion zurBildungspolitik hat die GewerkschaftErziehung und WissenschaftEmden (<strong>GEW</strong>) amDienstagabend mit sechs Landtagskandidatenim Forum derVolkshochschule (VHS) veranstaltet.<strong>GEW</strong>-VorstandsmitgliedRenate Isenburg moderierte diezweistündige Veranstaltung, zuder etwa 150 Zuschauer kamen.Allen Diskussions-Teilnehmernwurden pro Antwort eineRedezeit von zwei Minutengewährt. In ungewöhnlicherSitzkonstellation - die Kandidatennahmen zwischen denZuschauern Platz - entwickeltesich eine rege Diskussion. Aucheinige Fragen aus dem Publikumgab es.Einige der Schwerpunkte derDiskussion: Der SPD-LandtagsabgeordneteHans-Dieter Haasewill die Gruppengröße beiKindergarten und Krippengruppensenken, bei den Kindergärten„mit Zwischenschritte irgendwannauf 20”, bei denKrippen soll das sofort passieren.Inklusion will er von Geburt anbis zur Hochschule. Haasemöchte außerdem eine gebundeneGanztagsschule umsetzen, beiden Gesamtschulen sofort, beiden Grundschulen schrittweise.Der Landtagsabgeordnete derSPD plädiert bei den Gesamtschulenfür ein Abitur nach 13Jahren. „Bei den Gymnasien solles nach Absprache mit denEltern freigestellt sein.” Haase istdarüber hinaus gegen Studiengebühren.Der CDU-LandtagsabgeordneteReinhard Hegewald betonte,es müsse schnell reagiertwerden, um die vorgeschriebeneQuote von 35 Prozent bei derVergabe von Krippenplätzen inOstfriesland zu erreichen. Hegewaldsagte, die Landesregierungwerde in den nächsten Jahren 44Millionen Euro bereitstellen,um die Inklusion voranzutreiben.Außerdem sollen 1000zusätzliche Lehrkräfte eingestelltwerden. Er sagte darüber hinaus,es brauche mehr Lehrer, um dieverlässliche Ganztagsschule flächendeckendeinzuführen. NachAngaben des CDU-Landtagsabgeordnetenhabe außerdem„keine IGS etwas zu befürchten”.Die Gesamtschulen gehörten wiedie Gymnasien dazu. Hegewaldhält das Abitur nach zwölfJahren für eine „gute Lösung”, erist zudem für Studiengebühren.Die Emder Ratsfrau HillgrietEilers (FDP) bevorzugt einenStufenplan, um die Gruppengrößenbei Kindergärten- undKrippengruppen zu reduzieren.Auch die breite Einführung vonverlässlichen Ganztagsschulenist ihrer Meinung nach nurschrittweise möglich. Eilersglaubt, das Abitur nach zwölfJahren könne sich noch bewähren.Ihr Gefühl sagt ihr aberauch: „Die Kinder brauchenmehr Zeit.” Eilers findet dieStudiengebühren richtig.Johann Smid von denGrünen fordert „mehr Steuergerechtigkeit”,um die Reduzierungder Größen von KindergartenundKrippengruppen finanzierenzu können. Seiner Meinungnach sollte es den Elternfreigestellt sein, ob ihre Kindernach zwölf oder dreizehn Jahrenihr Abitur machen. Smid istgegen Studiengebühren.Wilhelm Raveling von denLinken ist für einen Bildungsfonds,um die Reduzierung derGruppengrößen im Kindergartenund in der Kindergrippe zuerreichen. Raveling ist für dasAbitur nach 13 Jahren undgegen Studiengebühren.Neben diesen fünf Landtagskandidatenfür den WahlkreisEmden-Norden nahm auch Dr.Meinhart Ramaswamy, Spitzenkandidatder Piraten-Partei, teil.Er war für den EmderLandtagskandidaten Dr. MichaelBerndt eingesprungen, der zeitgleichauf einer anderen Veranstaltungeinen Vortrag hielt.Ramaswamy forderte, dieAusbildung der Lehrkräfte inden Kindergärten und Krippenzu verbessern. Integrierte Gesamtschulenmüssen seiner Ansichtnach dreizügig sein, sprichdrei Klassen pro Jahrgangsstufehaben. Ramaswamy fordert dieRückkehr zum Abitur nach 13Jahren sowie den Wegfall derStudiengebühren.Es fehlte der siebte Landtagskandidat,Reinhard Brüling vonden Freien Wählern.


27 LEUCHTTURMOSTFRIESEN-ZEITUNG, SEITE 11, DONNERSTAG, DEN 10. JANUAR 2013„Lehrermangel hat Ostfriesland erreicht“BILDUNG Emder <strong>GEW</strong>-Vorstandsmitglied Dr. Josef Kaufhold: „Im nächstenJahr wird es extrem“Die Befürchtungen wurdenbei einer Podiumsdiskussionzur Wahl geäußert. DasHauptproblem besteht inder mangelnden AttraktivitätOstfrieslands.VON H EINER S CHRÖ DEREMDEN - Die Unterrichtsversorgungin Niedersachsen hat102 Prozent erreicht. Doch stattdamit zufrieden zu sein, sprichtDr. Josef Kaufhold von einemLehrermangel, der Ostfrieslandlängst erreicht habe. DasVorstandsmitglied der GewerkschaftErziehung und Wissenschaft(<strong>GEW</strong>) in Emden konfrontiertedie Landtagskandidatendes Wahlkreises Emden/Norden am Dienstagabend beieiner Podiumsdiskussion zumThema Bildung in Emden.Kaufhold nannte seine eigeneSchule als Beispiel. Er istSchulleiter der GrundschuleGrüner Weg im Emder StadtteilBarenburg, der als sozialerBrennpunkt gilt. Derzeit könneer vier Stellen nicht neubesetzen. „Ich habe eine Listemit mehr als 200 Adressen ausganz Deutschland. Keiner willan meine Schule kommen.“Es handele sich dabei jedochnicht um ein Emder Problem.Ganz Ostfriesland sei betroffen.„Im nächsten Jahr wird esextrem“, sagte Kaufhold, weildann viele Lehrer in Pensiongingen. Der SPD-LandtagsabgeordneteHans-Dieter Haase(Emden) sieht ähnliche Entwicklungenin anderen ländlichenRegionen Niedersachsens. „Dasist aber nicht von heute aufmorgen zu regeln“, meinte derSozialdemokrat.Auch sein christdemokratischerKonkurrent ReinhardHegewald hat keine Lösungparat. Fachkräftemangel gebe esnicht nur in der Bildung,sondern auch in der Wirtschaft.Man müsse sich wohl eingestehen,dass „das am Image derRegion Ostfriesland liegt“.Für den Widerspruch zwischenLehrermangel auf dereinen Seite und einer 102-prozentigen Unterrichtsversorgungauf der anderen Seite hatKaufhold eine Erklärung: Diemeisten jungen Lehrer möchtendort unterrichten, wo sie ihreAusbildung gemacht haben.Meist sind das größere Städte.Darum haben die Schulen dortkeine Probleme, ihre Stellen zubesetzen. Dort liegt die Unterrichtsversorgungtendenziell immeretwas höher als inländlichen Regionen.Das Thema ist auch imniedersächsischen Kultusministeriumbekannt. „Darum habenwir in den vergangenen Jahrenverstärkt Außenstellen der Studienseminaregebildet“, sagte gesternPressesprecherin CorinnaFischer. Von einem grundsätzlichenLehrermangel in ländlichenRegionen wie Ostfrieslandmöchte sie aber nicht sprechen.„Das spricht gegen unsereDaten.“ Sie räumte aber ein, dasseine rechnerische Unterrichtsversorgungvon 102 Prozent nichtdie Situation an jeder Schulewiderspiegele.Kaufhold muss weiter suchenund stößt auf Hindernisse. Erhatte jetzt eine Interessentin, diein den Niederlanden Lehramtstudiert hatte, und die gernenach Emden gekommen wäre.Aber ihr niederländischer Abschlusswurde nicht anerkannt.Dazu meinte Fischer: „Wirhaben das rechtlich vereinfacht.Aber wir müssen jeden Einzelfallprüfen.“Die Lehrerversorgung in Niedersachsen liegt bei 102 Prozent.Doch in ländlichen Regionen herrscht Mangel. BILD: DPADr. JosefKaufhold


LEUCHTTURM28Mathias Brodkorb»Lehrer sind die Helden unseres Alltags«aus „vorwärts“Der neue BildungsministerMecklenburg-Vorpommernsfordert ein gesellschaftlichesUmdenken. Wer mehrBildungserfolge will, sollte Lehrernden Rücken stärken.Aristoteles hat Einzug insBildungsministerium Mecklenburg-Vorpommernsgehalten.Den griechischen Philosophenzitiert der neue Landesministerfür Bildung, Wissenschaft undKultur am liebsten. Mit Aristoteles’Erkenntnis, die wichtigsteAufgabe des Staates sei dieBildung und Erziehung derJugend, wirbt Mathias Brodkorbfür mehr Anerkennung derLehrkräfte. Wenn man Aristoteles’Lehre ernst nehme, seienLehrer doch die wahren „Heldenunseres Alltags“, so Brodkorb.Sein wichtigstes Anliegen imAmt sei es, einen Zustandherbeizuführen, in dem Lehrermit „Zuversicht und Selbstvertrauen“ihren Aufgaben nachgehenkönnten. Im Klartext heißtdas: Mehr Respekt für die Lehrerfür mehr Motivation im Job...Volksinitiativefür bessere Rahmenbedingungen in den niedersächsischen KindertagesstättenDer Personalschlüssel in der Kita ist unverantwortlich!Mehr Personal oder kleinereGruppen schaffen erträglicheArbeitsbedingungen und sind gutfür unsere KinderFür Krippen:1 ErzieherIn für 3 Kinder im Altervon 0 bis 1½ Jahren1 ErzieherIn für 4 Kinder im Altervon 1½ bis 3 JahrenFür Kindergärten / Horte:1 ErzieherIn für 7 bis 8 Kinder imAlter von 3 bis 6 Jahren1 ErzieherIn für 7 bis 8 Kinder imGrundschulalterDas will die Volksinitiative erreichenDie Volksinitiative fordertvom niedersächsischenLandtag eine Überarbeitung desKindertagesstätten-Gesetzes mitdem Ziel, die Rahmenbedingungenin den Kindertagesstätten zuverbessern. In einer Regel-Kita-Gruppe für Kinder ab dreiJahren drängeln sich 25 Kinder,die von zwei ErzieherInnen inihrer Entwicklung gefördertwerden möchten. Wenn beideErzieherInnen anwesend sind,verbleiben pro Stunde für jedesKind höchstens 3 Minuten. Wirfordern mehr Personal oderkleinere Gruppen, damit dieKinder gut vorbereitet in dieSchule kommen können und dieErzieherinnen individuell aufjedes Kind eingehen können!Ab August 2013 gibt es denRechtsanspruch auf einen Krippenplatzfür Kinder ab demzweiten Lebensjahr. Das findenwir gut. Aber reichen zweiFachkräfte für 15 Krippenkinder?Das sind höchstens 5Minuten für jedes „Wickelkind“pro Stunde. Mütter, Väter undGroßeltern wissen, dass diesnicht funktionieren kann.Eltern, die ihre Kinder einerEinrichtung anvertrauen, müssenein gutes Gefühl dabeihaben können, dass es ihrenKindern gut geht!Hier steht das Land Niedersachsenin der Verantwortung!Über die Qualität der frühkindlichenBildung finden entscheidendeWeichenstellungen für dasgesamte weitere Leben derKinder und damit für dieZukunft unseres Landes statt.Kitas sind Bildungseinrichtungen!ErzieherInnen wollen entsprechendihrer Ausbildungpädagogisch tätig sein und denheutigen Herausforderungen derFörderung aller Kinder gerechtwerden (z.B.- Sprachförderung,Gesundheitsförderung/Motorik,musische Bildung, naturwissenschaftlicheExperimente, Integrationuvm.).Wir brauchen mehr Möglichkeitenzur individuellen Förderung- bessere Bildungschancenfür Kinder und gute Arbeitsbedingungenfür ErzieherInnen!Unterschriftenlisten sind erhältlich unter info@kita-volksinitiative.deWeitere Infos unter www.kita-volksinitiative.de


29 LEUCHTTURMDie SchulstrukturKleine Anleitung für BildungspolitikerOldenburg, Dezember 2012Überlegen sie sich als erstes:Welche Funktion soll ihrSchulsystem haben?Wollen sie als Bildungspolitikereine hierarchisch geordneteSchulstruktur, müssen sie festlegen,wie sie die Kinder zuordnenwollen. Die Abschaffung derOrientierungsstufe ermöglichtihnen ja nun die soziale Ausleseschon in der Grundschule. Diesoziale Auslese sollte aberkeinesfalls offensichtlich alssolche erkennbar sein, deshalbsollten sie diese mit „Begabung“begründen.Der Name der untergeordnetenSchule sollte möglichst(bevor dieser völlig verbranntist) von Zeit zu Zeit gewechseltwerden. Gelungene Beispielefinden sich in der Historie: DieVolksschule wurde in Hauptschuleumbenannt und dieHauptschule in Oberschule. Einsehr gelungener Namenswechselwar der Wechsel von Sonderschulezur Förderschule. Bisheute glauben Eltern an „Förderung“der aussortierten Störer.Verstehen sie warum? Es istwichtig!Eventuelle Ansprüche ausdem Grundgesetz umgehen sieleicht mit Argumenten wie:Gezielte Förderung der Schwachenin Extrafürschulen undWahlfreiheit der Schullaufbahn.Gleichzeitig sorgen sie dafür,dass ihre Beamten „Fehlgeleitete“(Nichtempfohlene) rechtzeitigwieder aussortieren und derunteren Schulform zuführen.Keinesfalls darf sich die obereSchule den Kindern anpassen,weil sonst Tür und Tor fürKinder aus der sozial schwachenSchicht geöffnet wird.Wie oben schon angedeutet:Der Begriff „Oberschule“, für dieuntere Schulform wurde geschicktgewählt, denn er suggeriertdas Gegenteil von „Unten“.Behalten sie ihn zunächst bei.Bestehende Gesamtschulen dürfennicht als Alternative zumgegliederten Schulsystem etabliertbleiben. Das ist möglich,indem sie mittelfristig diejetzigen Oberschulen zu Gesamtschulenmachen. So erreichensie ein zweigegliedertesSchulsystem ohne Alternative.Verstehen sie? Es ist wichtig!Gegenüber den Eltern, derenKinder zur Unteren und nichtzur Oberen Schulform gehensollen, sollten sie argumentieren:Dort lernen die KinderALLE GEMEINSAM. Dasnimmt auch den Einheitsbreiideologenden Wind aus denSegeln! Jetzt kann die Wahlfreiheitin erster Instanz und diespäterer Zurückführung derfalsch Angemeldeten in zweiterInstanz die Selektion gewährleisten.Die Funktion der Wahlfreiheit:Alle sozial besser gestelltenEltern können ihre Kinder zurGesamtschule (die ja jetzt deruntere Teil ist) anmelden, damitsie mit den sozial schwachenKindern gemeinsam lernen.Aber sie können ihr Kindnatürlich auch auf die höhereSchulform schicken.? KeineAngst! Wenn nun die sozialschwachen Eltern ihren Kinderndas antun wollen ;-) und sie zuroberen Schulform schicken, istdas in Ordnung. Die Schullaufbahnkorrekturrückt das ja nachkurzer Zeit wieder gerade.? DieVerantwortung liegt nun nichtmehr bei ihnen als Politiker. DieTrennung ist jetzt Volkes Wille!Verstehen sie? Es ist wichtig!Bedenken sie dabei auch:? Eswird entscheidend sein ob unserund dann ja auch ihr Kind ineinem schwächeren oder stärkerenUmfeld (Milieu) lernt undlebt. Entscheidend dafür, dassunsere (und ihre Elite-) Kinderein von allen finanziertesStudium mit entsprechendenAussichten durchlaufen wirdoder nicht.? Der NDR hat espassend so ausgedrückt: Ob siespäter „... ein Zweitauto haben,oder einen Zweitjob brauchen“?Sie wissen was wir von ihnenerwarten! Oder?MitgliederversammlungKV <strong>Wittmund</strong>am Dienstag, dem 16.04.2013,um 17 Uhr in der Stadthalle „Residenz“ in <strong>Wittmund</strong>Bernd Siegelmit den üblichen Tagesordnungspunkten wie Tätigkeitsbericht, Kassenbericht, Wahlen zum Vorstand,Ehrungen.Als Gast geladen haben wir den Vorsitzenden des Bezirksverbandes Weser Ems der <strong>GEW</strong>, StefanStörmer, der eine Einschätzung der Koalitionsvereinbarungen zur Bildungspolitik geben wird.


LEUCHTTURM30AG Jugendliteratur & Medien der <strong>GEW</strong> (AJuM)Vorbei, Vergessen?Nein, das wird schon nicht geschehen, das kann gar nicht sein, das ist Panikmache!Als es doch passiert, ist es zu spät. Wir sprechen von einer Szene vonHomosexuellen ab dem Jahr 1932, deren strafrechtliche Verfolgung durch den§ 175 StGB, der sogar in die Bundesrepublik Deutschland übernommen wurdeund offiziell erst 1994 abgeschafft wurde, und Stigmatisierung. Eine sehr eindringlicheBildergeschichte mit einer Rahmenhandlung ohne Happy End.Michel Dufranne & Milorad Vicanoviæ & Christian Lerolle:Rosa WinkelAus dem Französischen von Edmund JacobyBerlin: Jacoby & Stuart 2012www.jacobystuart.deISBN 978-3-941787-79-732 S * 12,90 Euro * ab 14 JUlli BaselauDie kleine Rahmenhandlungim heutigen Paris istkoloriert: Der Urgroßvater vonAlex soll für ein Referat befragtwerden, denn Andreas Müller,inzwischen über 90 Jahre alt, ist«Überlebender» des KZ. DerEpilog, die letzten drei Seiten, istübertitelt: «Pflicht der Erinnerung– Recht zu vergessen». Indiesem Spannungsbogen lebt dieGeschichte dazwischen, die nichtnur dieses Leben zerstörten –auch wenn Andreas gegen alleAnnahmen – und nicht wie vieleandere – die Zeit des Nationalsozialismusirgendwie körperlichüberstand.Die knapp 140 Seitenzwischen fünf und zehn Bildernsind in Brauntönen gehalten.Wir verfolgen das Leben desjungen Mannes Andreas Müller,der von seiner verwitwetenMutter großgezogen wird, sehrerfolgreich als Werbegrafikerarbeitet und sich in einer, wirwürden heute sagen, Schwulenszenezu Hause fühlt. DieSprache ist sehr direkt, dieKörper «gestählt». Man ist jung,man vergnügt sich mit Seinesgleichen.Angst muss man auchnicht nach 1933, dem Wahlsiegder NSDAP, haben, dennobwohl die Liebe unter Männernzwar (noch) nicht verbotenist, aber man befürchtet so etwas.Das Gegenargument ist ErnstRöhm und seine Sturmabteilung(SA), «weil niemand wärmer istals er und seine süssen Truppen».Der erste Schreck kommt, alsdie SA-Truppen das Publikumzusammenschlagen, weil diesemitbekommt, dass ein Boxkampf«verschoben» wurde. Noch hatAndreas die Chance, mit einemFreund nach Amerika auszuwandern,aber er verpasst diesenMoment, wird von der Hausmeisterfraudenunziert, soll seineFreunde für seine eigene Freiheitverraten – aber es kommt nochviel schlimmer.Vom Beginn der Boxkampfszenean, also nach Seite 38,werden wir richtig in dieGeschichte hineingezogen, diezu Beginn vor allem wegenfehlender Identifikation derPersonen schleppend in Gangkommt. Das ist schade, denn dieVorteile der Graphic Novel, auch«Lesefaule» mit Literatur oderSachbuch vertraut zu machen,werden hier zu Beginn verschenkt.Auf der Innenklappedes Broschurbuches ist hinteneine kurze Geschichte des § 175StGB abgedruckt, die die heutigeEntwicklung in eine sehraktuelle Geschichte stellt.Zum geschichtlichen Hintergrunddes Titels: Jeder Häftlingmusste in den Konzentrationslagernein Abzeichen an seinerJacke tragen, dessen Farbe ihneiner der verfolgten Gruppenzuordnete. Dabei wurde unterschiedenzwischen «Politischen,Berufsverbrechern, Emigranten,Bibelforschern, Homosexuellenund Asozialen». BesondereAbzeichen gab es z. B. für«Juden und Rasseschänder».Diese Rezension steht im Internet unterwww.ajum.de (Datenbank)


31 LEUCHTTURMJahreshauptversammlungdes <strong>GEW</strong> Kreisverbandes Wilhelmshaven am 27. November 2012Der Vorsitzende WolfgangNiemann-Fuhlbohm begrüßtdie Anwesenden und bittetsie, sich für eine Minuteschweigend zur Totenehrung zuerheben. Stellvertretend für dieToten des Berichtszeitraumeserinnert er an die KollegenOpitz und Behnke.Der stellvertretende VorsitzendeHans-Dieter Broek stellt dieAktivitäten des Kreisverbandesund des Vorstandes im Berichtszeitraumdar:Am 15.11.11 und am 20.11.12führte der KV zwei ganztägigeSPR-Schulungen mit der ReferentinAstrid Müller (SBPR)durch. Halbtägige SPR-Konferenzenfanden am 24.03.11, am16.06.11 (beide mit der ReferentinSchramm) sowie am 24.04.12mit Astrid Müller statt. ThematischeInformations- und Diskussionsveranstaltungengab es mitPröbstel „Damit Schule nichtkrank macht“ (16.11.10) undKrohs „Inklusion – die besserePädagogik?“ (01.03.11).Auf Initiative des KV Wilhelmshavenneu geschaffen und inZusammenarbeit mit den KVs<strong>Wittmund</strong> und Jever wurde dieInformationsreihe für Schulleitungender <strong>GEW</strong>. Startveranstaltungwar hier am 07.12.11 mitAstrid Müller.Der KV organisierte die Teilnahmean der diesjährigen Didaktain Hannover und orderte hierfüreinen Bus.Ebenfalls begleitete der KV diePersonalratswahlen am 06. und07.03.12.Weitere Ereignisse mit Beteiligungdes KV:· Einstellung des „Rohrstock“und Beteiligung am „Leuchtturm“· Aufkündigung der Organisationdes Krökel-Pokals· Beitrag zur Broschüre „20Jahre Integration Hafenschule“· Pressemitteilung zur Schulentwicklungsplanung(27.08.12)Nicht zuletzt trafen sich dieVorstandsmitglieder einmal monatlichzu ihren Vorstandssitzungen!Die Wahlen im Kreisverbandgehen wie folgt aus:o Auf den alleinigen Vorschlagfür den 1. Vorsitzenden WolfgangNiemann-Fuhlbohm entfallen100% der Stimmen.o Auf den alleinigen Vorschlagfür den stellvertretenden VorsitzendenHans-Dieter Broek entfallenalle Stimmen bis auf eine.o Auf den alleinigen Vorschlagfür den Schatzmeister WolfgangLeuper entfallen 100% derStimmen.o Weitere Mitglieder des Vorstandes:Bernhard Opitz, Inge Lehmhus,Günter Wagner, Martin Toepel.Zu Delegierten für die Kreisdelegiertenkonferenzdes DGB werdeneinstimmig gewählt:Friedrich Fischer, Dieter Meisel.Zu Kassenprüfern des neuenAmtszeitraumes werden gewählt:Christoph Seifert, Dieter Meisel.Der Vorsitzende gibt zurKenntnis: Schatzmeister WolfgangLeuper wird das <strong>GEW</strong>-Konto in ein Körperschaftskontoumwandeln.Zu Delegierten für die BezirksdelegiertenkonferenzWeser-Emswerden einstimmig gewählt:Jutta Hildebrandt, Renate Herde,Martin Toepel, Inge Lehmhus,Wolfgang Niemann-Fuhlbohm (Ersatz)Für 25-jährige Mitgliedschaftin der<strong>GEW</strong> werden geehrt:- Jutta Hildebrand,Gertrud Marwede,Edeltraut Schmidt.Für 40-jährige Mitgliedschaftin der<strong>GEW</strong> wurden geehrt:- Ruth Hartmann,Martin Toepel, HaraldBouillon, TraugottBöhlke undWolfgang Niemann-Fuhlbohm.Mitglieder des Schulausschussesberichten von denEntwicklungen im Rahmen deraktuellen Schulentwicklungsplanungin Wilhelmshaven.Der weitere Verlauf der Sitzungist öffentlich, und die Kolleginnenund Kollegen begrüßen InaKorter, die bildungspolitischeSprecherin der Grünen-Fraktionim niedersächsischen Landtag,sowie weitere Gäste. Frau Kortererläutert – sehr kompetentübrigens – diebildungspolitischenVorstellungen derGrünen in Niedersachsen:„Wir wollendie Kinder von Anfangan in gutenKrippen und Kitasfördern, statt dafür 1,2Mrd. pro Jahr dafür zuzahlen, dass sie zuhausebleiben. Wirstellen in der Schulpolitikdie Kinder - und zwar alleKinder - und ihre Bildungschancenin den Mittelpunkt. Wirmachen Schluss mit der Ausleseschuleund Schluss mit derBevormundung der Eltern, dieeine Gesamtschule für ihr Kindwollen. Wir wollen an unserenSchulen statt Turbo-Stress genügendZeit für nachhaltigesLernen! Und wir werden mitguten Ganztagsschulen für bessereBildungschancen sorgen.“Ina KorterGertrud Marwede, Jutta Hildebrandt, Harald Bouillon, RuthHartmann, Martin Toepel, Edeltraut Schmidt, Wolfgang Niemann-Fuhlbohm (von links)


LEUCHTTURM32... isst Grünkohlam Freitag, dem1. März 2013, beginnendum 15 Uhrbeim ForsthausUpjeverKrongutsallee 5426419 Schortens(liegt am Ende der jeverschenBoßelstrecke; ab da sind wir immer aufder Teerstr. nur gelaufen wg. der tiefenGräben)Alle Kolleginnen und Kollegenaus den ost-friesischenKVs sind hierzuherzlich eingeladen.Gegen 17.30 Uhr gibt es dannschmackhaften Grünkohl.Um Anmeldung bis zum23.02.13 bei Jürgen Kramm04462/6102 (WTM) bzw.Fridolin Haars - 04461/5123(FRI) wird gebeten.

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