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TRENDS & INNOVATIONEN<br />

w&f-Expertengespräch<br />

heit. Einige tausend Elektroden werden<br />

jährlich von EKB in Richtung Mattighofen<br />

per Datenleitung auf den Weg<br />

gebracht. Die räumliche Nähe – knapp<br />

30 Kilometer – macht es zudem möglich,<br />

dass im Extremfall Durchlaufzeiten<br />

von drei Stunden von Auftragsvergabe<br />

bis zur Anlieferung an die Maschine erreicht<br />

werden. Auch die Fehlerquote<br />

von unter 1 Prozent liegt für Norbert<br />

Haider im grünen Bereich.<br />

Langsames Herantasten<br />

an die Fremdvergabe<br />

Erst am Anfang dieser Zusammenarbeit<br />

befindet sich der Werkzeug- und Formenbauer<br />

Precupa aus Gaißach bei Bad<br />

Tölz. Auch hier war der Umstieg von<br />

Kupfer- auf Graphitelektroden äußerer<br />

Anlass, sich intensiver um die Elektrodenfertigung<br />

zu kümmern. Langsam<br />

tastet man sich jetzt an eine Zusammenarbeit<br />

mit Cimtrode heran. Denn natürlich,<br />

sagt Precupa-Betriebsleiter Paul<br />

Singer, gibt es am Anfang gewisse Vorbehalte:<br />

„Wir sind unseren Kunden in<br />

punkto hoher Qualität verpflichtet. Da<br />

wir für unsere Werkzeuge teilweise<br />

sehr filigrane Elektroden mit feinen<br />

48<br />

Interview Wolfgang Faßnacht<br />

werkzeug&formenbau · Juni 2006<br />

Wolfgang Faßnacht, Faßnacht Formenbau:<br />

„Wir wollen nach und nach<br />

Know-how-trächtige Tätigkeiten wieder<br />

in das eigene Unternehmen<br />

zurückholen. Die Graphitbearbeitung<br />

gehört dazu. Wir versprechen uns<br />

davon eine wesentlich schnellere<br />

Reaktionszeit.“<br />

„Was passiert, wenn der Zulieferer ausfällt?“<br />

Wolfgang Faßnacht ist Geschäftsführer der W. Faßnacht Formenbau GmbH.<br />

Sein Unternehmen beschäftigt 15 Mitarbeiter und genießt in Kundenkreisen<br />

einen sehr guten Ruf als Problemlöser. Faßnacht ist ein absoluter Befürworter<br />

der Elektrodenfertigung im eigenen Haus.<br />

Herr Faßnacht, Sie wollen noch in diesem Jahr in eine Fertigungseinrichtung<br />

für Graphitelektroden investieren. Warum?<br />

Wir lassen zur Zeit die Graphitelektroden extern fertigen, weil wir noch nicht<br />

über die entsprechenden Anlagen und Räumlichkeiten verfügen. Es sind vor<br />

allem zwei Gründe, warum wir diese Technologie ins Haus holen wollen: Erstens<br />

erhöhen wir unsere Reaktionsschnelligkeit; für ein Unternehmen unserer<br />

Größe, mit 15 Mitarbeitern, spielt dieser Punkt eine sehr wesentliche Rolle.<br />

Zweitens denke ich auch, dass wir wirtschaftlich gesehen besser fahren.<br />

Rippen brauchen, wollen wir bei der<br />

Fremdvergabe kein Risiko eingehen.“<br />

Randolf Szegfü sieht in diesem langsamen<br />

Annäherungsprozess kein Problem;<br />

im Gegenteil: „Wir raten unseren<br />

Kunden sogar zu dieser Vorgehensweise.<br />

Man sollte sich bei den ersten<br />

Projekten ausnahmsweise Zeit nehmen,<br />

um den Partner besser kennenzulernen.“<br />

Daraus können sich dann unterschiedliche<br />

Geschäftsmodelle entwickeln:<br />

Entweder Cimtrode wird nur<br />

zum Abdecken von Kapazitätsspitzen<br />

eingesetzt. Oder es gibt eine langfristig<br />

fixierte Partnerschaft, wo die Elektrodenfertigung<br />

vom Design bis zur Lieferung<br />

an die Maschine komplett über<br />

den externen Dienstleiter abgewickelt<br />

wird.<br />

Für Gerhard Zellinger, Geschäftsführer<br />

von Precupa, schafft die Weichenstellung<br />

in Richtung Elektroden-Outsourcing<br />

Luft, um in andere Bereiche<br />

zu investieren: „Wir haben seit kurzem<br />

ein neues Produkt kreiert und zwar einen<br />

24-Stunden-Reparaturdienst für<br />

hochwertige Werkzeuge. Dafür war es<br />

aber notwendig, andere Tätigkeiten aus<br />

den Fokus zu entlassen.“<br />

Dazu müssen Sie im ersten Schritt kräftig investieren; sowohl in<br />

Hard- und Software als auch in Manpower.<br />

Wir müssen investieren und Know-how aufbauen, das stimmt. Aber als relativ<br />

kleines Unternehmen profitieren wir dann von einer höheren Flexibilität.<br />

Außerdem behaupte ich aus meiner bisherigen Erfahrung heraus: Wir sind<br />

einfach besser als ein externer Dienstleister.<br />

Ein Argument für die externe Elektrodenfertigung lautet, dass man<br />

sich durch die Fremdvergabe wirtschaftliche und zeitliche Freiräume<br />

für andere Tätigkeiten verschaffen kann. Wie sehen Sie das?<br />

Dafür verliere ich das Wissen um die Graphitbearbeitung. Zudem sehe ich<br />

noch eine weitere Gefahr der Fremdvergabe ...<br />

Welche?<br />

Was passiert, wenn der Zulieferer ausfällt? Dieses Risiko wäre mir zu groß.<br />

Man müsste also mit mindestens zwei Anbietern zusammenarbeiten. Das<br />

bedeutet wiederum, man muss sich zeitaufwändig um zwei Zulieferer kümmern.<br />

Trotzdem: Betriebswirtschaftlich gesehen ist die Fertigung im eigenen<br />

Hause eher fraglich. Sie müssen mindestens alle drei oder vier<br />

Jahre in neueste Technologien investieren, die dann vielleicht nur zu<br />

70 Prozent ausgelastet sind – wenn es optimal läuft.<br />

Das ist eine Frage der Firmenphilosophie, die jedes Unternehmen selbst entscheiden<br />

muss. Wir leisten uns eben Technologien, die vielleicht nur an drei<br />

Tagen in der Woche ausgelastet sind. Für uns ist die Flexibilität, die Reaktionschnelligkeit<br />

das Maß der Dinge, nicht so sehr der rein betriebswirtschaftliche<br />

Aspekt. Zudem erwarten unsere Kunden einfach – auch aufgrund unseres<br />

guten Namens – dass wir uns intensiv mit dem Thema Graphit beschäftigen.<br />

Selbst die Schaffung dieser Freiräume<br />

muss bezahlbar bleiben. Bleibt also<br />

die Frage, welche finanzielle Belastung<br />

eine Fremdvergabe von Elektroden mit<br />

sich bringt? Norbert Haider und seine<br />

Mannschaft haben damals eine Makeor-Buy-Rechnung<br />

erstellt. Er kommt zu<br />

dem Schluss: „Nach unserer Einschätzung<br />

würden wir unter optimalen Bedingungen<br />

die Elektroden um etwa<br />

zehn Prozent günstiger produzieren<br />

können im Vergleich zu den Standardpreisen<br />

unseres Zulieferers – bezogen<br />

auf eine voll ausgelastete Maschine.“<br />

Wirtschaftlich spricht viel<br />

für die externe Fertigung<br />

Knackpunkt der Betrachtung ist die<br />

Formulierung „unter optimalen Bedingungen“.<br />

Das würde nämlich die kontinuierliche<br />

Investition in modernste<br />

HSC-Frästechnik, CAD/CAM-Software<br />

und dazu notwendige Manpower voraussetzen.<br />

„Dabei war in unserer Rechnung<br />

noch gar nicht berücksichtig“,<br />

sagt Norbert Haider, „dass wir einen<br />

nicht unwesentlichen Aufwand an Zeit<br />

und Geld hätten investieren müssen,<br />

um überhaupt auf das qualitative Ni

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