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Beispiele gelungener - SEKIS Berlin

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GESunDhEItSvErSorGunG unD SELBSthILfE<br />

EInE ErfoLGrEIchE PArtnErSchAft<br />

Gründe für die Zusammenarbeit von Krankenhäusern und Selbsthilfegruppen<br />

Kooperationserfahrene Fachleute im Gesundheitswesen und<br />

Selbsthilfe-Initiativen sind sich einig, dass eine Zusammenarbeit<br />

zahlreiche Vorteile für die jeweils eigene Arbeit, sowie für das<br />

gesundheitliche Versorgungssystem insgesamt birgt. Allgemein<br />

wird von einer Humanisierung und Qualitätsverbesserung der<br />

gesundheitlichen Versorgung gesprochen.<br />

Leistungen und Kompetenzen der Partner ergänzen sich wechselseitig<br />

und schaffen durch Information und Erfahrungsaustausch<br />

Entlastung auf beiden Seiten. Zahlreiche Studien und Befragungen<br />

nennen außerdem seit Jahren als weiteren Grund für die Zusammenarbeit<br />

die Hoffnungen auf eine Stärkung der Beziehung<br />

zwischen Profis und Laien und somit eine Orientierung an einem<br />

umfassenden, nicht nur medizinisch definierten Krankheitsbild,<br />

das ein ganzheitliches Behandlungskonzept möglich macht.<br />

In einer selbsthilfefreundlichen Einrichtung arbeiten Professionelle<br />

und Pflegekräfte mit Selbsthilfegruppen und Kontaktstellen<br />

verbindlich zusammen. Von einer solchen Kooperation profitieren<br />

alle Seiten – die Einrichtung, die Selbsthilfe und vor allem<br />

die Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige. Kontakte<br />

zwischen Patientinnen und Patienten und Selbsthilfegruppen<br />

werden gefördert, Ärzte und Pflegekräfte können ihr Handeln<br />

durch das Erfahrungswissen der Selbsthilfe erweitern und kooperationsbereite<br />

Selbsthilfegruppen werden aktiv unterstützt.<br />

Viele Fachleute im Gesundheitsbereich kooperieren oder würden<br />

kooperieren, weil:<br />

· Qualitätskonzepte und Zertifizierungsverfahren dies vorsehen<br />

· damit eine lebendige Patientenorientierung belegt wird<br />

· zufriedene Patienten wichtige Multiplikatoren sind<br />

· Konzepte für eine gemeinsame Entscheidungsfindung den<br />

faktischen Dialog mit Patienten erfordern<br />

Selbsthilfeinitiativen sind wichtige Partner für Patienten<br />

Eine repräsentative Studie, die das Forsa-Institut im Auftrag der<br />

DAK durchgeführt hat (06/2010), bestätigt die Bedeutung von<br />

Selbsthilfeinitiativen. Bei schweren und seltenen Erkrankungen<br />

ist für die meisten Patienten der Erfahrungsaustausch mit anderen<br />

Betroffenen besonders sinnvoll. 56% der Deutschen finden<br />

sogar, dass Selbsthilfegruppen manchmal wichtiger sind als Ärzte<br />

und Psychologen. In der Untersuchung gaben fast 90 % der Befragten<br />

an, dass Selbsthilfegruppen eine sinnvolle Ergänzung zur<br />

ärztlichen Behandlung seien. Dies gelte vor allem bei psychischen<br />

Problemen wie zum Beispiel Depressionen oder bei lebensbedrohlichen<br />

Erkrankungen wie Krebs. Bei chronischen Leiden wie<br />

Diabetes finden 65% den Austausch nützlich, bei Beziehungsproblemen<br />

in der Familie 58%.<br />

Das Gespräch mit anderen Betroffenen wird vor allem in der<br />

Altersgruppe der 30- bis 60- jährigen gesucht. Jüngere Patienten<br />

holen sich vermehrt Rat bei Familie und Freunden oder gehen<br />

ins Internet. Laut Umfrage haben die meisten Befragten ihre<br />

Informationen zum Thema Selbsthilfe aus den Medien (63%)<br />

oder von Freunden (45%). Vom Arzt oder einer Krankenkasse<br />

wurden 22 bzw. 15% informiert. 8% der Befragten gaben an,<br />

dass sie selbst in einer Gruppe sind oder waren. 17% hatten keine<br />

genaue Vorstellung.<br />

Soziale Kontakte verlängern das Leben<br />

Laut einer Studie ist Einsamkeit genauso ungesund wie Rauchen.<br />

Soziale Beziehungen haben demnach einen positiven Einfluss<br />

auf die Gesundheit. Wer intensive Kontakte zu Verwandten,<br />

Freunden und Bekannten pflegt, lebt länger. Das bestätigt eine<br />

Metastudie, die Resultate zahlreicher Einzelstudien neu bewertet.<br />

Danach sind mangelnde soziale Bindungen genauso ungesund<br />

wie das Rauchen von 15 Zigaretten am Tag und doppelt so<br />

schädlich wie Fettleibigkeit. Ein weit gespanntes soziales Netz<br />

dagegen verringerte die Sterberate im jeweiligen Untersuchungszeitraum<br />

um die Hälfte, schreiben die Forscher im Online-<br />

Journal „PLoS Medicine“. Im Gegensatz zu anderen gesundheitlichen<br />

Risikofaktoren sei dieser Zusammenhang aber der breiten<br />

Öffentlichkeit kaum bewusst. „Wer mit einer Gruppe verbunden<br />

ist und sich für andere Menschen verantwortlich fühlt, der achtet<br />

auch mehr auf sich selbst und geht weniger Risiken ein“, sagt<br />

Julianne Holt-Lunstad von der Brigham Young Universität in<br />

Provo, eine leitende Forscherin der Studie. Holt-Lunstadt und<br />

Kollegen werteten Daten von 148 bereits veröffentlichten Studien<br />

aus, die insgesamt mehr als 300 000 Menschen umfassten.<br />

In einem Zeitraum von durchschnittlich 7,5 Jahren sank das<br />

Sterberisiko der sozial eingebundenen Probanden gegenüber den<br />

mehr isoliert lebenden um 50 Prozent. Dieses Ergebnis erwies<br />

sich als unabhängig von Alter, Geschlecht und Todesursache. In<br />

der Studie wurde nicht berücksichtigt, dass es in einem sozialen<br />

Netzwerk auch negative Beziehungen gibt. Daher sei der gesundheitliche<br />

Nutzen von positiven Beziehungen wahrscheinlich noch<br />

deutlicher ausgeprägt, schreiben die Forscher.<br />

(Quelle: Tagesspiegel <strong>Berlin</strong>, 28. Juli 2010)<br />

Im Suchtbereich wird außerdem seit Jahrzehnten belegt, dass<br />

diejenigen, die sich einer Gruppe angeschlossen haben, länger<br />

„trocken“ bleiben. Das ist ein Grund für die kontinuierliche<br />

Zusammenarbeit von Suchtkliniken mit Abstinenzverbänden.<br />

Die intensive Zusammenarbeit zum Beispiel im Suchtbereich<br />

oder in der Krebsversorgung trägt deutlich zur Verbesserung der<br />

Lebensqualität der Patientinnen und Patienten bei.<br />

Verbesserte Betreuung und Nachsorge von Patienten<br />

Ein verändertes Krankheitsspektrum, d.h. mehr chronisch erkrankte,<br />

seelisch Kranke, ältere und multimorbide Menschen und<br />

eine höhere medizinische Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser,<br />

führen zu einer veränderten medizinischen und fallbezogenen<br />

Verantwortung der Krankenhäuser bei der Entlassung von Patientinnen<br />

und Patienten. Mit der Verpflichtung für ein geregeltes<br />

Entlassungsmanagement (§ 11 Abs. 4 SGB V) ist das Krankenhaus<br />

gehalten, an den Schnittstellen von stationärer und ambulanter<br />

Versorgung den Übergang zu regeln. Zu einer umfassenden<br />

„Nachsorge“ gehört auch die Vermittlung in informelle sorgende<br />

Netze.<br />

Dabei kann die Selbsthilfe nützlich sein.<br />

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