Graphologie in Italien - Graphologie News

GRAPHOLOGIENEWSOktober 2008GRAPHOLOGIE IN ITALIENVon Claudia Dander und Elisabeth Stipanek Klauer1Dr. Claudia Dander-Dal PiazVia Rotaliana 58I - 38016 MEZZOCORONAclaudia.dander@tiscali.itElisabeth Stipanek KlauerVia Martiri della LibertàI - 1934134 Triestee.klauer@email.itZum Begründer der italienischen Graphologiewurde der Franziskanermönch GirolamoMoretti (Recanati 1879 – Ancona 1963) mitder Herausgabe seines “Manuale di grafologia”(Lehrbuch der Graphologie), dessen ersteFassung aus dem Jahr 1914 mehrmals überarbeitetund bereichert wurde und das insgesamt13 Auflagen erlebte. Daneben erschienenviele andere Veröffentlichungen: “Vizio.Psicologia e grafologia dei sette vizi capitali”1937(Laster. Psychologie und Graphologieder sieben Todsünden), “Trattato scientifico diperizie grafiche su base grafologica” 1942(Wissenschaftliche Abhandlung über Schriftexpertisenauf graphologischer Basis), “Grafologiasomatica” 1945 (Somatische Graphologie),“Grafologia pedagogica” 1947 (PädagogischeGraphologie), “Grafologia delle attitudiniumane” 1948 (Graphologie der menschlichenBegabungen), “I santi dalla scrittura”1952 (Die Heiligen aus der Handschrift, daseinzige Werk von Moretti, das u.a. auch insDeutsche übersetzt wurde), “Scompensi, a-nomalie della psiche e grafologia” 1962 (Störungen,Anomalien der Psyche und Graphologie),“La passione predominante” 1962 (Dievorherrschende Leidenschaft). Posthum veröffentlichtwurden 4 Bände von “Analisi Grafologiche”(Graphologische Gutachten) 1966,1970, 1972, 1976, “I grandi dalla scrittura”1966 (Die Grossen aus der Handschrift),“Grafologia e pedagogia nella scuola dell’obbligo1970 (Graphologie und Pädagogik in derPflichtschule), “Chi lo avrebbe mai pensato.Autobiografia 1977 (Wer hätte das je gedacht.Autobiographie).Im letztgenannten Werk erzählt Moretti,wie er bereits als Kind beim Beobachten einerHandschrift den Schrifturheber in seinenspontanen Bewegungen erkannt habe “inseiner Art zu lachen, zu weinen, sich zu bewegen,sich zu unterhalten, sich durchzusetzen,zu reagieren”…”Von allen Handschriften,die man mir unterbreitete, erstellte ich derartscharfe und zutreffende Gutachten, dass dieVerwunderung meiner Zuhörer an den Verdachtgrenzte, dass mir ein böser Geist innewohne.Ich erinnere mich, dass manche sichbei meinen graphologischen Äusserungenbekreuzigten.”Ohne sich eingehend mit psychologischenStudien befasst zu haben, ist es Morettiauf ganz unabhängige Art gelungen, seineIntuitionen in eine objektive und nachvollziehbare,erlernbare Methode umzusetzen, die aufeinem analytischen und auf einem synthetischenMoment beruht: der Erfassung undMessung der ungefähr 100 graphologischen“Zeichen” (Schriftmerkmale) einerseits undderen dynamischen Kombinationen andererseits,wobei Kombination nicht Addition bedeutet,sondern Synthese. Im Gegensatz zuden “signes fixes” von Michon erhält bei Morettijedes Zeichen seine spezifische Bedeutungim jeweiligen Zusammenhang mit denanderen in der Handschrift vorkommendenZeichen. Moretti geht von einer ganzheitlichenSichtweise der menschlichen Persönlichkeitaus, deren “Einzigartigkeit und unwiederholbareIndividualität” aus dem dynamischenZusammenspiel der unendlichen Kombinationsmöglichkeitender Zeichen in der Handschrifterkennbar wird.Das geistige Erbe von G.Moretti wurdenach seinem Tod von den OrdensbrüdernL.Torbidoni, N.Palaferri, F.Giacometti undF.Merletti weitergeführt mit der Gründung des

GRAPHONEWS Oktober 2008Istituto Grafologico G.Moretti in Urbino und der AssociazioneGrafologica Italiana (Italienische GraphologischeVereinigung), mit dem Aufbau und der Verbreitung in bisher20 Regionen Italiens einer Schule, die seit 1988 akademischeAnerkennung an der Universität von Urbinoerlangt hat, mit der Veranstaltung von Tagungen undKongressen, mit der Veröffentlichung der Zeitschriften“Scrittura” (Handschrift) und “Scienze umane & Grafologia”(Humanwissenschaften und Graphologie) sowie anderergraphologischer Werke, darunter der deutschenÜbersetzung von drei Büchern des gegenwärtigen Leitersdes Graphologischen Instituts “Girolamo Moretti,Urbino”, Pacifico Cristofanelli: “Die Persönlichkeit in derHandschrift” 2006, “Du und dein erster Weg durch dieWelt der Handschrift” 2006, “Die Handschrift im Entwicklungsalter”2008.Literaturverweise:• Alle Standardwerke der italienischen Graphologie nach Morettiunter:http://www.grafologia.it/la_libreria.htmWeiterführende Links:• Hintergründe zu Morettis Werk „Die Heiligen nach ihrerSchrift“:http://www.spiegel.de/spiegel/vor50/0,1518,465125,00.html• Übersicht der graphologischen Methode nach Moretti:http://www.sgg-graphologie.ch/pdf/publikationen/stipanek_moretti.pdf• Website des Moretti-Instituts in Urbino:http://www.grafologia.it2