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Genderproblematik in der Programmierung - Fachgebiet Didaktik ...

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<strong>Gen<strong>der</strong>problematik</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Programmierung</strong>Juliane SchusterInstitut für InformatikUniversität InnsbruckTechnikerstraße 216020 Innsbruckjuliane.schuster@student.uibk.ac.atAbstract: Die Informatik wird als bedeutendste Zukunftsbranche bezeichnet,trotzdem ist <strong>der</strong> Frauenanteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> IT-Branche sehr ger<strong>in</strong>g und seit 2003 sogarrückläufig. Um die Potentiale von Frauen für diesen technischen Bereich nutzbarzu machen, müssen die falschen Vorstellungen über Informatik überwunden unddas Selbstvertrauen <strong>der</strong> Mädchen <strong>in</strong> ihren technischen Fähigkeiten gestärktwerden. Zum besseren Verständnis <strong>der</strong> Thematik wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung kurz <strong>der</strong>Begriff „gen<strong>der</strong>“ erläutert. Anschließend wird die Situation <strong>der</strong> Frauen im heutigenBildungssystem, ihr Berufswahlverhalten und mit verschiedenem Zahlenmaterialdie Fakten <strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Frauen <strong>in</strong> Studium und Wissenschaft aufgezeigt.Ziel dieser Arbeit ist es, Gründe für diese Entwicklung darzulegen, diegeschlechtsspezifischen Unterschiede im H<strong>in</strong>blick auf Informatik und<strong>Programmierung</strong> aufzuzeigen und anhand von drei Reaktionsmöglichkeiten e<strong>in</strong>eangemessene För<strong>der</strong>ung bei<strong>der</strong> Geschlechter ohne Zuschreiben vonRollenklischees aufzuzeigen. Im Ausblick wird e<strong>in</strong> Erfolgsprojekt namens„Roberta – Mädchen erobern Roboter“, e<strong>in</strong> möglicher attraktiver Zugang zurInformatik, vorgestellt.1 E<strong>in</strong>leitungGen<strong>der</strong> hat sich als Fachbegriff für „Geschlecht“ im deutschsprachigen Raum ausgebreitet.Nur allzuoft kommt es dabei zu Missverständnissen, da <strong>der</strong> Begriff heute im Alltagslebensehr häufig auftaucht. Das Englische unterscheidet sprachlich zwischen "sex", dembiologischen Geschlecht (Geschlechtsmerkmale und körperliche Funktionen) und "gen<strong>der</strong>",dem sozialen Geschlecht. Mit Gen<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d die gesellschaftlichen Geschlechterrollengeme<strong>in</strong>t, die Vorstellungen und Erwartungen, wie Frauen und Männer s<strong>in</strong>d bzw. se<strong>in</strong>sollten.Durch diese begriffliche Unterscheidung von "sex" und "gen<strong>der</strong>" hat e<strong>in</strong> Perspektivenwechselvon <strong>der</strong> Frauenforschung, erweitert durch die Männerforschung h<strong>in</strong> zu Gen<strong>der</strong>Studies stattgefunden. Während die Frauenforschung sich zum Ziel gesetzt hat, die Lebensformen,-weisen, und -verhältnisse von Frauen zu erforschen und damit e<strong>in</strong>en spezifischen"weiblichen Standpunkt" e<strong>in</strong>zunehmen, verschreibt sich die Geschlechterforschung<strong>der</strong> Aufgabe, das Verhältnis zwischen den Kategorien "Mann" und "Frau" zuuntersuchen.


Die Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen durchzusetzenwurde 1984 auf <strong>der</strong> 3. UN-Weltfrauenkonferenz <strong>in</strong> Nairobi mit dem Begriff „Gen<strong>der</strong>Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“ bezeichnet. Sowohl im <strong>in</strong>ternationalen Recht als auch im nationalenVerfassungsrecht und <strong>in</strong> Bundesgesetzen <strong>in</strong> Deutschland ist aktive Gleichstellungspolitikverankert. E<strong>in</strong> Beispiel dafür, dass Frauen aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft aber nach wie vor benachteiligtwerden, s<strong>in</strong>d die Verdienstunterschiede <strong>in</strong> Deutschland zwischen Männernund Frauen:„Bundesweit wurde für das Jahr 2007 e<strong>in</strong> Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern<strong>in</strong> Höhe von 23% ermittelt. In den Wirtschaftszweigen, <strong>in</strong> denen viele Frauentätig s<strong>in</strong>d, fällt <strong>der</strong> geschlechterspezifische Verdienstabstand überdurchschnittlichhoch aus. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Wirtschaftszweige Unternehmensnahe Dienstleistungen(30%), Verarbeitendes Gewerbe (29%), Handel (25%) sowie Gesundheits-,Veter<strong>in</strong>är- und Sozialwesen (24%).“ [St08]Gründe für diese Verdienstunterschiede liegen <strong>in</strong> den k<strong>in</strong><strong>der</strong>bed<strong>in</strong>gten Erwerbsunterbrechungen<strong>der</strong> Frauen und bei <strong>der</strong> Rückkehr <strong>in</strong> den Beruf, wechseln viele von <strong>der</strong>Vollzeit- <strong>in</strong> die Teilzeitbeschäftigung. Diese Reduzierung <strong>der</strong> Arbeitszeit ist mitf<strong>in</strong>anziellen Nachteilen verbunden, denn die Stundenverdienste von Teilzeitbeschäftigtens<strong>in</strong>d niedriger als die <strong>der</strong> Vollzeitbeschäftigten. E<strong>in</strong> weiterer Grund für die höherenMännerverdienste könnte e<strong>in</strong>e vergleichsweise bessere Qualifikation se<strong>in</strong>. Obwohl ke<strong>in</strong>egroßen Unterschiede beim Bildungsabschluss festzustellen waren, wurden Führungspositionentrotzdem vornehmlich von Männern wahrgenommen. 71% <strong>der</strong> leitendenArbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen waren im Jahr 2006 Männer. [St08]2 Situationsbeschreibung <strong>der</strong> Frauen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Informatik2.1 Frauen im BildungssystemSeit Jahren lässt sich e<strong>in</strong>e anwachsende Bildungsbeteiligung junger Frauen beobachten.Die Mädchen haben heutzutage die besseren und höheren Schulabschlüsse als Jungen.Nach Angaben des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend[Bu08] schafft fast jedes dritte Mädchen das Abitur, bei den Jungen ist es nur je<strong>der</strong> Fünfte.Beim Hauptschulabschluss und dem Schulende ohne Abschluss liegen die Jungen mit23% bzw. 15 % deutlich vor den Mädchen.Wie das Statistische Bundesamt [St05] zum Weltbildungstag am 8. September mitteilt,werden die Frauen werden im Bildungssystem zunehmend erfolgreicher. Auch bei denHochschulabsolventen stellt sich das Geschlechterverhältnis mit e<strong>in</strong>em Frauenanteil von49% fast ausgewogen dar. Zehn Jahre zuvor waren erst 41% <strong>der</strong> Jungakademiker weiblich.


Auf den weiterführenden Stufen <strong>der</strong> akademischen Karriereleiter nehmen die Frauenanteilemit steigendem Status und Qualifikationsniveau <strong>der</strong> Positionen allerd<strong>in</strong>gs kont<strong>in</strong>uierlichab: Nur 38% <strong>der</strong> Doktortitel wurden von Frauen erworben und 23% <strong>der</strong> Habilitandenund Habilitand<strong>in</strong>nen waren weiblich. Der Frauenanteil bei den Professor<strong>in</strong>nenund Professoren stieg 2004 immerh<strong>in</strong> auf 14% und hat sich damit seit 1994 (8%) nahezuverdoppelt.2.2 Berufswahlverhalten <strong>der</strong> FrauenAuf Grundlage <strong>der</strong> Beiträge [Bu08] und [St06] wird im Folgenden die große Diskrepanzdes Berufswahlverhaltens <strong>der</strong> Frauen aufgezeigt: Über 50 Prozent <strong>der</strong> Frauen entscheidensich für nur zehn von <strong>in</strong>sgesamt rund 350 Ausbildungsberufen. Sie wählen vor allemDienstleistungsberufe mit eher ger<strong>in</strong>gen Karriere- und Verdienstmöglichkeiten. Auch imLehrberuf s<strong>in</strong>d die Frauen stark vertreten, fast zwei Drittel <strong>der</strong> Lehrkräfte s<strong>in</strong>d Frauen.„Wie das Statistische Bundesamt zum Tag des Lehrers am 5. Oktober mitteilt, unterrichtetenim Schuljahr 2005/06 rund 790.000 Lehrkräfte an den allgeme<strong>in</strong>bildenden und beruflichenSchulen <strong>in</strong> Deutschland. Von diesen waren 64% Lehrer<strong>in</strong>nen.“ [St06]Jungen wählen selbstverständlicher unter e<strong>in</strong>em breiteren Berufsspektrum aus, bevorzugenaber gewerblich-technische Berufe. Gründe hierfür s<strong>in</strong>d vor allem auf Geschlechterstereotypezurückzuführen, die junge Frauen und Männer ver<strong>in</strong>nerlicht haben.Obwohl <strong>der</strong> Frauen- und Männeranteil an den Hochschulen fast ausgeglichen ist, verteiltsich auch hier die Studienwahl unterschiedlich: Junge Frauen bevorzugen Fächer wieSprachen, Pädagogik, Psychologie und zunehmend auch Jura und BWL, während jungeMänner vorwiegend naturwissenschaftliche und technische Fächer wählen.Diese Art <strong>der</strong> Berufswahl hat Auswirkungen auf Beschäftigungsmöglichkeiten, Verdienst,berufliches Fortkommen und auf das gesellschaftliche Ansehen <strong>der</strong> Frauen. Mädchenund Frauen begreifen ihre Berufstätigkeit lediglich als "Zuverdienst" und s<strong>in</strong>d eherbereit, ihren Beruf zugunsten <strong>der</strong> Familienarbeit e<strong>in</strong>zuschränken, zu unterbrechen o<strong>der</strong>sogar ganz aufzugeben.


2.3 Situationsbeschreibung im Studienfach InformatikAbbildung 1: Studienanfänger und Studienanfänger<strong>in</strong>nen im Studienfach Informatik <strong>in</strong> den Jahren1975 -2005Betrachten man den Anteil <strong>der</strong> Frauen im Studienfach Informatik, so ist seit dem Jahr2000 die Zahl <strong>der</strong> Studienanfänger<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Informatik um mehr als e<strong>in</strong> Fünftelzurückgegangen. Bei den Anfänger<strong>in</strong>nen ist <strong>in</strong> diesen Zeitraum sogar e<strong>in</strong> Rückgang um30 % festzustellen.Die rückläufige Tendenz setzt sich auch im Studienjahr 2005 fort: Im Vergleich zumVorjahr sank die Zahl <strong>der</strong> Anfänger<strong>in</strong>nen um 2,1 %, während bei ihren männlichenKommilitonen e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>us von 1,8 % festzustellen ist. Betrachtet man aber die Anzahl <strong>der</strong>Absolvent<strong>in</strong>nen, so ist ihre Zahl 2005 im Vergleich zu 2004 um 27 % gestiegen. [Ko05]Nur 9,8 % <strong>der</strong> im Prüfungsjahr 2005 bestandenen Promotionsprüfungen <strong>in</strong> <strong>der</strong>Informatik wurden von Frauen abgelegt. Im Vergleich dazu ist <strong>der</strong> durchschnittlicheAnteil <strong>der</strong> Absolvent<strong>in</strong>nen mit dem Abschluss Promotion <strong>in</strong> <strong>der</strong> FächergruppeMathematik, Naturwissenschaften mit 33,3 % mehr als dreimal so hoch. [Ko05]


3 Ursachen <strong>in</strong> den geschlechterspezifischen Unterschieden3.1 InteresseDie am häufigsten untersuchte Variable im H<strong>in</strong>blick auf die geschlechtsspezifischeAuse<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den neuen Technologien ist das „Interesse am Computer“.Mädchen haben e<strong>in</strong> eher pragmatisches Interesse am Computer und betonen dieBedeutung von Computerkenntnissen für die Schule und den Beruf, Jungen beschäftigensich eher mit dem Computer, weil es ihnen Spaß macht. Interessante Daten zu diesemAspekt liefern die zwei Forschungsberichte „KIM-Studie 2006“ [Mf06] und „JIM-Studie2007“ [Mf07] des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest über denMedienumgang von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bzw. Jugendlichen. Vorsicht auf Verwechslung ist <strong>in</strong>diesem Zusammenhang <strong>in</strong>sofern gegeben, dass es viele Forschungsergebnisse übergeschlechterspezifische Unterschiede beim Lernen mit Hilfe von Informatiksystemengibt und diese auf das Lernen von Informatik e<strong>in</strong>fach übertragen werden. Am Beispiel<strong>der</strong> Computertätigkeit <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> kann das geschlechterspezifische Interesse aufgezeigtwerdeAbbildung 2: Computertätigkeiten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> ( m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal pro Woche)Zu den häufigsten Tätigkeiten von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n am Computer zählt das Spielen.Computerspiele werden, ob alle<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>sam mit an<strong>der</strong>en, sehr viel <strong>in</strong>tensiver vonJungen als von Mädchen gespielt. Diese nutzen den Computer häufiger alsLern<strong>in</strong>strument o<strong>der</strong> für schulische Zwecke, sie schreiben mehr Texte und malen bzw.zeichnen häufiger. [Mf06: 32]In e<strong>in</strong>em Bericht von Bett<strong>in</strong>a Jansen-Schulz über die Computererfahrung undComputernutzung bei Mädchen und Jungen <strong>in</strong> Grund- und För<strong>der</strong>schulen [Jb04] konntenStudien zeigen, dass die Computererfahrung <strong>der</strong> Mädchen aber zunimmt. Allerd<strong>in</strong>gshaben die Jungen immer noch e<strong>in</strong>en Erfahrungsvorsprung vor den Mädchen.


Im Zusammenhang dazu zeigte sich, dass die Mädchen ihre ersten Computererfahrungen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule machen. Dieser Trend bleibt auch bei <strong>der</strong> alltäglichen Computernutzungbestehen: mehr Mädchen als Jungen nutzen den Computer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule. Mädchenverwenden Computer nicht unbed<strong>in</strong>gt seltener als Jungs, aber zeigen deutlich wenigerInteresse an <strong>der</strong> Technik an sich. Mädchen s<strong>in</strong>d mehr an Anwendungs- undAuswirkungsproblemen des Computers <strong>in</strong>teressiert, während die Jungen neugieriger an<strong>der</strong> Softwareentwicklung und <strong>Programmierung</strong> s<strong>in</strong>d. [Jb04: 53]3.2 Selbste<strong>in</strong>schätzungBetrachtet man die Selbste<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> jungen Computernutzer h<strong>in</strong>sichtlich ihrerKenntnisse im Umgang mit verschiedenen Computerprogrammen, so schätzen sichJungen hier nur etwas besser e<strong>in</strong> als Mädchen, mit zunehmendem Alter <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>werden diese auch <strong>in</strong> ihrer eigenen Wahrnehmung kompetenter. [Mf06: 54]Abbildung 3: Selbste<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Computerkompetenz von K<strong>in</strong><strong>der</strong>nDie Mädchen unterschätzen oft die eigener Kompetenz h<strong>in</strong>sichtlich mathematischer,naturwissenschaftlicher o<strong>der</strong> technischer Aufgaben und den Umgang mit dem Computer.Signifikante Unterschiede f<strong>in</strong>den sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> geschlechtsspezifischen Zuschreibungvon Technikkompetenz <strong>in</strong> den Studien über die Computererfahrungen bei Mädchen undJungen <strong>in</strong> Grundschulen. E<strong>in</strong> Viertel <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> schreibt dabei e<strong>in</strong>em Geschlecht höhereComputer- und Technikompetenzen zu. Davon trauen die Schüler<strong>in</strong>nen mehr denMädchen e<strong>in</strong>e Technik- und Computerkompetenz zu. Die Jungen h<strong>in</strong>gegen trauen denMädchen ke<strong>in</strong>e spezifische Technikkompetenz zu. Dies zeigt, dass beiGrundschuljungen die Technikzuschreibung noch überwiegend männlich konnotiert ist,während sie bei den Mädchen aufbricht. Allerd<strong>in</strong>gs haben knapp 70% <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>geschlechtsneutral geantwortet. [Jb04: 53]


3.3 Denk- und ProgrammierstileE<strong>in</strong> Beispiel für unterschiedliche männliche und weibliche Zugangsweisen zumComputer, ist die unterschiedliche Art zu programmieren. Im Bereich <strong>der</strong><strong>Programmierung</strong> kann grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen Methodenunterschieden werden. Die "universelle" Methode [Ts98: 77] wird als strukturiertesProgrammieren bezeichnet. Zunächst entwirft man e<strong>in</strong>en Gesamtplan, <strong>in</strong> dem man genauspezifiziert, was das Programm leisten soll. Anschließend zerlegt man die Arbeit <strong>in</strong>Unterprogramme und Unterprozeduren. Dann erarbeitet man die E<strong>in</strong>zelteile, benennt sienach ihrer Funktion und schließt sie ab. E<strong>in</strong>e alternative Methode dazu ist <strong>der</strong> "weiche"Programmierstil: Man spielt mit den Elementen des Programms, man probiert aus,schaut sich das Ergebnis an, unterzieht es e<strong>in</strong>er kritischen Prüfung und probiert etwasan<strong>der</strong>es aus. Dieser Programmierstil ist assoziativ und kann als "Bastelei" bezeichnetwerden. „Bastler lösen Probleme dadurch, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art dialogische Beziehung zuihren Arbeitsmaterialien e<strong>in</strong>treten“ [Ts98: 79]. Der weitgehend <strong>in</strong>teraktive "weiche"Ansatz wird Frauen zugeschrieben. Der Entstehungsgrund läßt sich <strong>in</strong> denunterschiedlichen Beziehungsmuster, welche den Jungen und Mädchen vermitteltwerden, f<strong>in</strong>den. Die anerzogenen weiblichen Fähigkeiten - Verhandlungsgeschick,Kompromissbereitschaft, Geben und Nehmen - s<strong>in</strong>d mit dem weichen Ansatzverbundenen s<strong>in</strong>d, während <strong>der</strong> „harte“ Programmierstil das erwünschte männlicheVerhalten von Entschlossenheit und Willensstärke repräsentiert. Der regelbasierte,"harte" Programmierstil gilt teilweise bis heute als die vorrangig richtige Methode.5 ReaktionsmöglichkeitenWelche Maßnahmen und Möglichkeiten werden e<strong>in</strong>gesetzt, um die Potentiale von Frauenfür den technischen Bereich nutzbar zu machen? Im Folgenden werden drei Pr<strong>in</strong>zipienfür e<strong>in</strong>e angemessene För<strong>der</strong>ung bei<strong>der</strong> Geschlechter beschrieben: <strong>der</strong> gesamt-gesellschaftlicherAnsatz des Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g, die Umsetzungmöglichkeiten e<strong>in</strong>erseitsim Informatikunterricht mithilfe <strong>der</strong> reflexive Koedukation und an<strong>der</strong>erseits durch frauenadäquateQualitätsanfor<strong>der</strong>ungen bei EDV-Ausbildungen.5.1 Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>gDie Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen durchzusetzenwurde 1984 auf <strong>der</strong> 3. UN-Weltfrauenkonferenz <strong>in</strong> Nairobi mit dem Begriff „Gen<strong>der</strong>Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“ bezeichnet. Die Europäische Union hat das Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g1998 als horizontales Ziel für alle Geme<strong>in</strong>schaftsaufgaben e<strong>in</strong>geführt. Die folgendenAngaben s<strong>in</strong>d aus [Bu08] entnommen.Die Ausgangsthese des Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g lautet: Ke<strong>in</strong> wissenschaftlicherGegenstandsbereich und ke<strong>in</strong> politisches Handlungsfeld ist aus sich herausgeschlechtsneutral. Ziel ist somit die geschlechterspezifischen Unterschiede zwischenden Lebens- und Ausbildungsverhältnissen von Frauen und Männern so zuberücksichtigen, dass sie bedeutungslos werden.


Mit Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g sollen Verän<strong>der</strong>ungen im Geschlechterverhältnis bewirktwerden, um Diskrim<strong>in</strong>ierung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Mit dieser Strategie werden dieUnterschiede identifiziert, um Nachteile, die sich aus ihnen ergeben, beseitigen zukönnen. Die Umsetzung von Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g hängt von e<strong>in</strong>er Vielzahl vonFaktoren ab, die eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden s<strong>in</strong>d. Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g funktioniert,wenn- alle den Auftrag akzeptieren und sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung von Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>gengagieren,- die für die Umsetzung von Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g notwendigen personellen undf<strong>in</strong>anziellen Ressourcen zur Verfügung stehen,- Gen<strong>der</strong>-Kompetenz <strong>in</strong> allen Politikbereichen umfassend aufgebaut und vermitteltwird,- das Fachwissen von externen Expert<strong>in</strong>nen und Experten e<strong>in</strong>bezogen und dieKooperation zu <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gleichstellung von Frauen und Männern erfahrenen undkompetenten gesellschaftlichen Akteur<strong>in</strong>nen und Akteuren gesucht wird,- Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g als Aufgabe organisatorisch <strong>in</strong> den Verwaltungsstrukturenverankert ist,- die Sprache <strong>in</strong> allen Dokumenten geschlechtergerecht ist und Frauen und Männergleichermaßen angesprochen werden.5.2 Reflexive Koedukation„Reflexive Koedukation heißt für uns, dass wir alle pädagogischen Gestaltungendaraufh<strong>in</strong> durchleuchten wollen, ob sie die bestehenden Geschlechterverhältnisse eherstabilisieren, o<strong>der</strong> ob sie e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung und damit ihre Verän<strong>der</strong>ung för<strong>der</strong>n.“[Le02: 16]Folgende Grundsätze unterstützen e<strong>in</strong>e reflexive Koedukation bei <strong>der</strong> Umsetzung imUnterricht, entnommen aus [Dr07: 17f]:- Bei <strong>der</strong> Wahl von Themengebiete und Arbeitsformen ist darauf zu achten, beideInteressensbereiche gleichermaßen anzusprechen.- Auch bei bestehenden Unterschieden <strong>in</strong> Leistung, Interesse, Sozialisation undSelbstkonzept sollten die Lehrperson ke<strong>in</strong>e Typisierungen durchführen. Dies würdezur Verfestigung <strong>der</strong> Stereotypen führen.- Die Zusammenarbeit bei<strong>der</strong> Geschlechter soll durch geeignete Wahl <strong>der</strong>Arbeitsformen und Gruppenkonstellationen geför<strong>der</strong>t werden.- Vorerfahrungen und -kenntnisse können und sollen <strong>in</strong> den Unterricht e<strong>in</strong>gebundenwerden.- Fragen nach <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsverteilung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zuschreibung von Lob undTadel auf die Bereiche Talent und Fleiß sollten ständig reflektiert betrachtet werden.- Die Geschlechterbeziehungen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Klasse sowie <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Gesellschaftsollen thematisiert werden.


E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> „reflexiven Koedukation“ ist die „partielle Seedukation“, also die stundeno<strong>der</strong>fächerweise Trennung <strong>der</strong> Mädchen und Jungen im Unterricht. Erfolgt dieTrennung für spezielle Fächer, so s<strong>in</strong>d gemäß den Lehrplanvorgaben <strong>in</strong> beiden Gruppendieselben Inhalte zu bearbeiten, wobei <strong>in</strong> Aufgaben- und Beispielwahl beson<strong>der</strong>s auf diegeschlechtsspezifischen Zugangsweisen und Interessen e<strong>in</strong>gegangen werden kann.Neben <strong>der</strong> <strong>in</strong>teressensspezifischen Auswahl von Inhalten bzw. Beispielen, bietet die„partielle Seedukation“ den Mädchen und Jungen durch den ger<strong>in</strong>geren Druck, sich <strong>in</strong>Abgrenzung zum an<strong>der</strong>en Geschlecht stereotyp verhalten zu müssen, die Möglichkeit,ihr persönliches Interessensspektrum und Verhaltensrepertoire zu erweitern. [Dr07: 21]Doch besteht bei <strong>der</strong> „partielle Seedukation“ die Gefahr, dass sich durch die Trennung<strong>der</strong> Mädchen und Jungen geschlechtsspezifische Konflikte verstärken und dieAggression gegenüber <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppe noch weiter zunimmt. Aufgrund dessen istbei <strong>der</strong> Umsetzung darauf zu achten, dass beide Geschlechter von <strong>der</strong> Trennungprofitieren und für alle beteiligten Mädchen und Jungen deutlich erkennbar ist, dass dieLeistungsanfor<strong>der</strong>ung und das gefor<strong>der</strong>te Unterrichtsniveau <strong>in</strong> beiden Gruppen gleichs<strong>in</strong>d. Dies könnte man beispielsweise durch die Abwechslung von koedukativen undseedukativen Unterrichtse<strong>in</strong>heiten gewährleisten. [Dr07: 22]5.3 Frauenadäquate AusbildungMart<strong>in</strong>a Berthold und Anna Stift<strong>in</strong>ger fassten folgende Richtl<strong>in</strong>ien an e<strong>in</strong>e qualitätvolleEDV-Ausbildung zusammen, um die Ausbildungsmaßnahmen für Frauen im Bereichneuer Informations- und Kommunikationstechnologien zu verbessern. Bei <strong>der</strong>Umsetzung müssen e<strong>in</strong>erseits Inhalt und Methodik an die Zielgruppe adaptieren,an<strong>der</strong>erseits muss die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> rollenuntypischen Zuschreibung Frauund Technik/Technologie aufgegriffen und diskutiert werden.Die vorgelegten zusammengefassten Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen aus [BS99] be<strong>in</strong>haltenfolgende Bereiche:1. Frauenadäquatheit: In Ausbildungen für Frauen s<strong>in</strong>d ausschließlich Frauene<strong>in</strong>zusetzen, um e<strong>in</strong>en angst- und konfliktfreien Verlauf ohne geschlechtsstereotypeZuschreibungen zu garantieren. Während <strong>der</strong> Ausbildung ist auf e<strong>in</strong>e frauenadäquateSprache zu achten und auch beim Erstellen <strong>der</strong> Schulungsunterlagen sollen bevorzugtFrauen als Agierende gewählt werden. Frauen beurteilen das Gelernte stark nach demPraxisbezug, deshalb sollten die Inhalte <strong>der</strong> Ausbildungsmaßnahmen, die Erklärungenund Übungen sich grundsätzlich an <strong>der</strong> Lebens- und Arbeitssituation <strong>der</strong>Teilnehmer<strong>in</strong>nen orientieren.2. Ganzheitliches Ausbildungskonzept: Neben dem Fachwissen sollen noch weitereInhalte e<strong>in</strong>geplant werden. Den Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Ausbildung ist <strong>der</strong>gesellschaftspolitische Kontext zu vermitteln: Sie sollen wissen, <strong>in</strong> welcher Weise ihreneue Qualifikation am Arbeitsmarkt wichtig ist. Längerfristige Ausbildungen sollen diePersönlichkeit <strong>der</strong> Frauen stärken, mit Hilfe von Kursen <strong>in</strong> Rhetorik, Selbstvermarktung,Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Projektmanagement.


3. Grundlagen und Infrastruktur: Um die richtigen Voraussetzungen zu schaffen mussauf e<strong>in</strong>e ausreichende Ausstattung, e<strong>in</strong> angenehmes Lernumfeld und auch fürK<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung gesorgt werden. Bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen ist nicht nur auf diefachliche Qualifikation zu achten, son<strong>der</strong>n auch auf ihre Sozialkompetenz <strong>in</strong> Bezug aufdie zu schulende Zielgruppe. Ab neun Teilnehmer<strong>in</strong>nen ist e<strong>in</strong>e zweite Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> bzw.e<strong>in</strong>e Tutor<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zusetzen. Die Software soll für die Schulungsteilnehmer<strong>in</strong>nenverständlich und wenn möglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen Version vorhanden se<strong>in</strong>. Wichtig fürdie Zeit nach dem Kurs ist e<strong>in</strong>e günstige Möglichkeit für Hilfestellungen und Betreuung.4. Zielgruppenorientierung: Die Ausbildung, <strong>der</strong>en Konzeption und die Wahl <strong>der</strong>Vermittlungsmethoden orientieren sich an Lebenssituation, Vorkenntnissen undErfahrungen <strong>der</strong> Teilnehmer<strong>in</strong>nen.5. Inhalte, Ziele und Methoden <strong>der</strong> Ausbildung: Vor <strong>der</strong> Ausbildung s<strong>in</strong>d dieTeilnehmer<strong>in</strong>nen klar und realistisch über Ziele, Inhalte, Zertifizierung undarbeitsmarktpolitische Chancen zu <strong>in</strong>formieren. Die Teilnehmer<strong>in</strong>nen müssen e<strong>in</strong>enÜberblick über den Verlauf <strong>der</strong> gesamten Ausbildung sowie über den Kontext <strong>der</strong>e<strong>in</strong>zelnen Lernmodule erhalten. Dabei sollen die Ausbildungsmethoden offen dargelegtwerden. Ziel ist es zudem die Kursteilnehmer<strong>in</strong>nen dah<strong>in</strong>gehend zu motivieren, dass sieje<strong>der</strong>zeit und solange nachfragen bis alle Unklarheiten beseitigt s<strong>in</strong>d.6. Teilnehmer<strong>in</strong>nen-Auswahl: Im Vorfeld <strong>der</strong> Ausbildung sollten klare Informationenüber Teilnahmebed<strong>in</strong>gung sowie über die Methoden <strong>der</strong> Teilnehmer<strong>in</strong>nenauswahlvorliegen. Es ist wichtig die Teilnehmer<strong>in</strong>nen auf den f<strong>in</strong>anziellen Wert <strong>der</strong> Ausbildungh<strong>in</strong>zuweisen. Die Erfahrungen zeigen, dass auch Frauen mehr an <strong>der</strong> Qualität ihrerAusbildung <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d und diese auch e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>n, je höher ihre diesbezüglichenf<strong>in</strong>anziellen Eigenleistungen s<strong>in</strong>d.7. Evaluierung: Längerfristige Ausbildungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jedem Fall von Beg<strong>in</strong>n an aufmehreren Ebenen zu evaluieren und Anregungen und Kritik <strong>der</strong> Teilnehmer<strong>in</strong>nen solltenaufgegriffen und darauf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sichtbaren Weise reagiert werden.6. Ausblick: Projekt „Roberta – Mädchen erobern Roboter“Im Projekt „Roberta – Mädchen erobern Roboter“ werden Roboter zur E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> Informatik,Naturwissenschaften und Technik genutzt, wobei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Mädchen angesprochenwerden. Das Projekt wird vom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschunggeför<strong>der</strong>t. Dabei werden für Mädchen <strong>in</strong>teressante Roboterkurse entwickelt, durchgeführtund evaluiert. Lehrkräften, die Mädchen für technische Berufe begeistern wollen,bietet Roberta Schulungen und umfassende Lehrmaterialien. Zur lokalen Unterstützung<strong>der</strong> Kursleiter besteht e<strong>in</strong> bundesweites Netzwerk regionaler Roberta-Zentren. Attraktivitätund Qualität <strong>der</strong> Kurse werden durch e<strong>in</strong>e unabhängige Begleitforschung sichergestellt.Das Projekt ist Teil des Geschäftsfeldes „Ausbildungsrobotik“ des Fraunhofer InstitutsAutonome Intelligente Systeme (AIS), <strong>in</strong> dem mobile Roboter und Roboterbaukästenfür die Aus- und Weiterbildung sowie zielgruppenspezifische Lehr- und Lernmaterialienentwickelt werden (siehe dazu www.ais.fraunhofer.de). [Mü05: 2]


Roberta-Kurse werden bisher meist <strong>in</strong> Schulen und überwiegend für die Altersstufen 12bis 18 durchgeführt. Es werden Roboter-Baukästen verwendet, mit denen komplexe Systeme– e<strong>in</strong>zelne Roboter, aber auch Gruppen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kommunizieren<strong>der</strong> Roboter –konstruiert und programmiert werden können. Der Erfolg wird wesentlich dadurch bestimmt,dass Roboter konkrete, „anfassbare“ Gegenstände s<strong>in</strong>d. Für das <strong>in</strong> den meistenRoberta-Kurse verwendete LEGO M<strong>in</strong>dstorms Robotics Invention System gibt es e<strong>in</strong>eVielfalt verfügbarer Programmierumgebungen. Es gibt grafische Sprachen (RIS und Robolab),die auch von Computer-Laien unmittelbar verwendet werden können, die e<strong>in</strong>facheC-ähnliche Sprache NQC (Not Quite C) und praxisrelevante Sprachen wie C, C++und Java. [Mü05: 2]Die von <strong>der</strong> Begleitforschung durch die Universität Bremen bis Dezember 2004 erfasstenRückmeldungen von über 800 TeilnehmerInnen (davon 81% Mädchen) bestätigen,dass die Roberta-Kurse ihre Ziele erreichen: Sie wecken Interesse an Technik, för<strong>der</strong>ndie Lernbereitschaft, stärken das Selbstvertrauen und vermitteln Spaß am Lernen. 94%<strong>der</strong> TeilnehmerInnen äußern, dass ihnen die Kursteilnahme Spaß gemacht habe. Dabeiwaren nur 50% aus eigenem Antrieb gekommen. 88% würden Roberta-Kurse im Freundeskreisweiterempfehlen. Kurse, die von gen<strong>der</strong>sensitiven KursleiterInnen durchgeführtwurden, waren noch erfolgreicher. Hier gaben die SchülerInnen sogar zu 98% an, dieTeilnahme habe Spaß gemacht, empfehlen die Kurse zu 94% weiter und würden zu 85%gerne weiterh<strong>in</strong> mit Robotern arbeiten. [Mü05: 4]7 SchlussbemerkungMit dieser Arbeit habe ich versucht die Gründe aufzuzeigen, warum so wenig Mädchenund Frauen im Bereich <strong>der</strong> Informatik vertreten s<strong>in</strong>d. Es ist ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e„Technikdistanz“ bei den Mädchen und Frauen vorhanden, im Gegenteil das Interesseliegt e<strong>in</strong>fach stärker am Anwendungsbereich des Computers. Der E<strong>in</strong>fluß vonGeschlechtsstereotypen, das Fehlen weiblicher Vorbil<strong>der</strong> und die spezifisch weiblicheLebensplanung, führen zum e<strong>in</strong>geschränkten technikdistanzierten Berufswahlverhaltenvon Frauen. Verän<strong>der</strong>ungen auf mehreren Ebenen s<strong>in</strong>d deshalb notwendig: ImSchulbereich gilt es e<strong>in</strong>erseits bei den Lehr<strong>in</strong>halten, an denen technischnaturwissenschaftlichesWissen vermittelt wird, die Interessen und Erlebensweisen vonMädchen e<strong>in</strong>zubeziehen, an<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d Schüler, Lehrer und Eltern für dieWahrnehmung eigener Vorurteile gegenüber den beiden Geschlechtern zusensibilisieren. Wirtschaft und Schule müßten zusammen verstärkt Aufklärungsarbeith<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> beruflichen Anfor<strong>der</strong>ungsprofile technisch-naturwissenschaftlicherBerufe betreiben, die heute teilweise <strong>in</strong> erheblich größerem Maße sowohl weiblichenInteressen entgegenkommen bzw. e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung von Beruf und Familie zulassen.


Literaturverzeichnis[BS99] Berthold, Mart<strong>in</strong>a; Stift<strong>in</strong>ger Anna: Qualitätsrichtl<strong>in</strong>ien für frauenadäquate EDV-Ausbildungen. Büro für Frauenfragen und Gleichbehandlung des Landes Salzburg,Salzburg, 1999.[Bu08] Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g.Bezugsquelle (Stand: Dezember 2008):http://www.gen<strong>der</strong>-ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g.net/bmfsfj/generator/gm/frauen-und-maenner-imalltag,did=13474.html[Dr07] Drexler, Daniela: Möglichkeiten und Grenzen e<strong>in</strong>er reflexiven Koedukation imInformatikunterricht des Gymnasiums <strong>in</strong> Bayern. Zulassungsarbeit, Fakultät fürInformatik <strong>der</strong> TU München, 2007.[Jb04] Jansen-Schulz, Bett<strong>in</strong>a.: Computererfahrung und Computernutzung bei Mädchen undJungen <strong>in</strong> Grund- und För<strong>der</strong>schulen. Publiziert auf netzspannung.org:http://netzspannung.org/learn<strong>in</strong>g/swimm<strong>in</strong>g/documents/Computernutzung-Gen<strong>der</strong>-Grundschulen.pdf, Dezember 2004[Ko05] Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.: Daten + Fakten,Bielefeld, 2005. Bezugsquelle (Stand Dezember 2008)http://www.kompetenzz.de/Daten-Fakten[Le02] Lehrerfortbildung <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen: Koedukation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule reflektieren,weiterentwickeln, neu gestalten. Bönen 2002[Mf06] Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: KIM-Studie 2006. K<strong>in</strong><strong>der</strong> undMedien, Computer und Internet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger <strong>in</strong> Deutschland. Stuttgart, 2006[Mf07] Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: JIM-Studie 2007. Jugend,Information und (Multi-) Media. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger <strong>in</strong> Deutschland. Stuttgart, 2007[Mü05] Müllerburg, Monika; Börd<strong>in</strong>g, Josef; Theidig Gabi; Petersen, Ulrike: Informatikausbildung,Roboter und Mädchen. Informatik 2005 - Informatik LIVE! Band 1, Beiträge <strong>der</strong>35. Jahrestagung <strong>der</strong> Gesellschaft für Informatik, 19. - 22.09.2005 <strong>in</strong> Bonn. Gesellschaftfür Informatik -GI-, Bonn, 2005.[St05] Statistisches Bundesamt Deutschland: Pressemitteilung Nr.365 vom 06.09.2005[St06] Statistisches Bundesamt Deutschland: Pressemitteilung Nr.416 vom 02.10.2006[St08] Statistisches Bundesamt Deutschland: Pressemitteilung Nr.427 vom 14.11.2008[Ts98] Turkle, Sherry: Leben im Netz. Identität <strong>in</strong> Zeiten des Internet. Rowohlt, Hamburg,1998.AbbildungsverzeichnisAbbildung 1Abbildung aus: Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.: Daten + Fakten,Bielefeld, 2005. Bezugsquelle (Stand Dezember 2008)http://www.kompetenzz.de/Daten-FaktenAbbildung 2Abbildung aus: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: KIM-Studie 2006. K<strong>in</strong><strong>der</strong> undMedien, Computer und Internet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger <strong>in</strong>Deutschland. Stuttgart, 2006


Abbildung 3Abbildung aus: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: KIM-Studie 2006. K<strong>in</strong><strong>der</strong> undMedien, Computer und Internet. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger <strong>in</strong>Deutschland. Stuttgart, 2006

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