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Imagebroschüre (PDF) - Deutsche Krebshilfe eV

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FÜR DAS<br />

LEBEN<br />

GEGEN DEN KREBS<br />

ZiELE uND ERFoLGE SEit 1974


Herausgeber<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> e.V.<br />

Buschstraße 32<br />

53113 Bonn<br />

Telefon: 02 28 / 7 29 90-0<br />

Telefax: 02 28 / 7 29 90-11<br />

E-Mail: deutsche@krebshilfe.de<br />

Internet: www.krebshilfe.de<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Gerd Nettekoven<br />

text und Redaktion<br />

Isabell-Annett Beckmann<br />

Nina Hohmann<br />

Dr. Eva Kalbheim<br />

Juliane Tiedt<br />

Christiana Tschoepe<br />

Stand 07 / 2011<br />

ISSN 1617-8629<br />

Art.-Nr. 600 0071


FÜR DAS<br />

LEBEN<br />

GEGEN DEN KREBS<br />

ZiELE uND ERFoLGE SEit 1974


2 HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 3<br />

DR. MiLDRED SchEEL<br />

„Es ging etwas Kühnes von ihr aus. Das zeigte sich in den Gesichtszügen, in der<br />

Mimik, in der Gestik, im Schritt und im Blick. Als kühn bezeichnen wir Menschen,<br />

welche bereit und in der Lage sind, Grenzen zu überschreiten, Menschen, die<br />

sich vom Gewohnten oder Gewöhnlichen lösen können und die sich in Gestalt von<br />

Großzügigkeit und Großherzigkeit darstellen.“<br />

(Professor Dr. Peter Schneider, Kuratoriumsmitglied der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>, über die Gründerin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>,<br />

im Jahr 1985)<br />

„Mildred“ leitet sich vom althochdeutschen Namen<br />

Miltraud oder Miltrud ab: „mildi“ bedeutet freundlich<br />

und freigebig, „trut“ steht für Kraft und Stärke.<br />

Mildred Scheel war eine starke Frau, die ihre Kraft<br />

freigebig für andere einsetzte, für Menschen, die<br />

Zuwendung ebenso brauchen wie eine nachhaltige<br />

Vertretung ihrer Interessen: krebskranke Menschen.<br />

Köln, 31. Dezember 1932: Am letzten Tag des Jahres<br />

wird Mildred Anna Maria Therese Wirtz geboren. Sie<br />

ist das dritte Kind des Röntgenarztes Hans-Hubert<br />

Wirtz und seiner amerikanischen Frau Elsi, geborene<br />

Braun.<br />

Das Elternhaus prägt Mildred überaus stark, wirkt<br />

sich Zeit ihres Lebens auf ihre persönlichen Einstellungen<br />

aus. Als wichtigstes Ergebnis dieser Prägung<br />

bezeichnet sie später „jenes pragmatische Pflichtbewusstsein,<br />

das ... aus der überaus glücklichen<br />

Symbiose amerikanisch-liberaler Ostküstenmentalität<br />

mütterlicherseits und deutschem aufgeklärtem<br />

Konservatismus meines Vaters zu resultieren<br />

scheint“. Dieses Pflichtbewusstsein ist gepaart mit<br />

einem starken Willen, der unabdingbarer Bestand-<br />

teil ihrer Lebensgestaltung ist. „Wo ein Wille ist, ist<br />

ein Weg, auch wenn er noch so unüberwindlich und<br />

unbegehbar erscheint. Wer will, der kann.“<br />

Schon als kleines Mädchen interessiert sich Mildred<br />

brennend für Medizin: Puppen und Teddys werden<br />

„operiert“. Noch bevor sie in die Schule kommt,<br />

begleitet sie ihren Vater regelmäßig in dessen Praxis.<br />

Dort beobachtet das Kind, wie der Vater „mit einer<br />

Mischung aus Energie und menschlicher Wärme“<br />

seine Patienten behandelt, und erlebt die Verbindung<br />

von „menschlicher Hoffnung und ärztlicher Nüchternheit“.<br />

Der Grundstein für den späteren Beruf ist gelegt.<br />

„Gerade dieses Geheimnis, gesund machen zu<br />

können, weckte in mir den immer stärker werdenden<br />

Wunsch, es ihm eines Tages gleichzutun“, beschreibt<br />

sie später ihre Berufswahl.<br />

Mildred Wirtz wird mit sechs Jahren in die Grundschule<br />

in Köln-Bayenthal eingeschult, überspringt<br />

die vierte Klasse und wechselt im Alter von neun<br />

Jahren auf das Kölner Lyceum. Ihre Lieblingsfächer<br />

kristallisieren sich schnell heraus: Englisch und<br />

Turnen, Biologie und Chemie.


4 HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 5<br />

Mildred Wirtz im Kreise ihrer Familie.<br />

Der Zweite Weltkrieg bricht in diese heile Kinderwelt<br />

zunächst unmerklich, später immer drastischer ein.<br />

Köln wird verstärkt das Ziel alliierter Bombenangriffe.<br />

Nachdem die Praxis von Dr. Wirtz mehrfach<br />

zerstört wurde, zieht die Familie 1944 nach Amberg<br />

zur Schwester des Vaters. Ein Entschluss, der wahrscheinlich<br />

allen das Leben gerettet hat: Am 2. März<br />

1945 wird das Wohnhaus der Familie in Köln-Marienburg<br />

in Schutt und Asche gelegt.<br />

In Amberg besucht Mildred das Mädchen-Gymnasium.<br />

Nach Kriegsende meldet sie sich zur Krankenpflege<br />

verletzter Flüchtlinge, von denen viele<br />

Tausend nach Bayern strömen. Mildred Wirtz ist zu<br />

diesem Zeitpunkt vierzehn Jahre alt.<br />

Nach dem Abitur kann Mildred endlich ihrer Berufung<br />

folgen: Sie studiert Medizin in München, Innsbruck<br />

und Regensburg. Sie absolviert ihr Staatsexamen in<br />

München mit Bravour und findet dort eine Anstellung<br />

als Medizinalassistentin. Da sie später die Praxis ihres<br />

Vaters übernehmen möchte, schlägt sie die Fachrichtung<br />

Röntgenologie ein. Aber noch bevor Mildred<br />

ihre Facharztausbildung abschließen kann, erliegt<br />

der Vater, ihr großes Vorbild, 1962 überraschend ei-<br />

nem Herzinfarkt. Die Praxis in Amberg wird daraufhin<br />

verkauft, so dass sich die angehende Röntgenärztin<br />

neu orientieren muss.<br />

1963 erlebt Mildred Wirtz einen weiteren wichtigen<br />

Einschnitt in ihrem Leben: Am 28. März wird ihre<br />

Tochter Cornelia geboren. Fortan bewältigt die Ärztin<br />

die Doppelbelastung einer alleinerziehenden, berufstätigen<br />

Mutter.<br />

Um möglichst vielfältige Berufserfahrungen zu<br />

sammeln, arbeitet die junge Ärztin in verschiedenen<br />

Krankenhäusern und übernimmt Vertretungen in<br />

Privatpraxen. 1967 lernt sie dabei im „Alpensanatorium“<br />

am Tegernsee Walter Scheel kennen.<br />

Am 18. Juli 1969 heiraten Mildred Wirtz und Walter<br />

Scheel auf dem Standesamt in München-Schwabing.<br />

Für die damals sechsunddreißigjährige Ärztin ist<br />

damit nicht nur der Umzug nach Bonn verbunden,<br />

sondern auch der Abschied von ihrem bisherigen<br />

Leben. Aus der engagierten Medizinerin wird eine<br />

Politikerfrau, die sich den Zwängen des Terminplans<br />

ihres Mannes – Walter Scheel wird im Oktober<br />

1969 Außenminister – und des Protokolls anpassen<br />

muss. Aber sie nimmt auch diese Hürde ohne<br />

Schwierigkeiten.<br />

Neben den Repräsentationspflichten als Gattin des<br />

Außenministers beansprucht die sich vergrößernde<br />

Familie Mildred Scheels ganze Aufmerksamkeit: Am<br />

21. Juli 1970 wird Andrea-Gwendolyn geboren, und<br />

1971 adoptieren die Scheels auf einer Bolivienreise<br />

den indianischen Waisenjungen Simon-Martin.<br />

So wie sie es aus ihrem Elternhaus kannte, legt<br />

Mildred Scheel großen Wert auf ein intaktes, harmonisches<br />

Familienleben. Dazu gehört, dass die Mutter<br />

trotz aller beruflichen Verpflichtungen immer für ihre<br />

Kinder erreichbar ist. Eine langjährige Mitarbeiterin<br />

Mildred Scheels berichtet: „Oft ließ sie sich einen<br />

Anruf von zu Hause direkt in eine Besprechung hinein<br />

vermitteln und redete dann vor einer erstaunten<br />

Versammlung von Männern in Nadelstreifenanzügen<br />

über Schule, Kleidung und Halsschmerzen.“ Feste<br />

Familientreffpunkte sind die gemeinsamen Mittagsund<br />

Abendmahlzeiten. Dann sind die Eltern als zuverlässige<br />

Ansprechpartner für ihre Kinder da.<br />

Als Walter Scheel 1974 zum Bundespräsidenten<br />

gewählt wird, gehört zu den Pflichten der „First Lady“<br />

Mildred Scheel auch, dass sie sich für eine soziale<br />

Aufgabe einsetzt. Nun kann sie an ihre früheren<br />

Jahre anknüpfen: Die Röntgenfachärztin, die während<br />

ihrer Berufstätigkeit fast täglich mit dem Leiden<br />

von Krebskranken konfrontiert war und die auch um<br />

das Schweigen weiß, das diese Krankheit umgibt,<br />

gründet am 25. September 1974 die „<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

e.V.“.<br />

Mildred Scheels Popularität – in den Jahren 1977,<br />

1978 und 1979 wird sie in der Bundesrepublik zur<br />

„Frau des Jahres“ gewählt – und Impulsivität, ihre<br />

unbekümmerte Kühnheit, die Sympathie und Anerkennung,<br />

die ihr und ihrem Mann entgegengebracht<br />

werden, lassen die Entwicklung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong><br />

zu einer Erfolgsgeschichte werden.<br />

Mildred Scheel und Walter Scheel bei ihrer Trauung 1969.<br />

Mit großem persönlichen Einsatz setzt Mildred<br />

Scheel ihre Ideen in die Tat um. Oft arbeitet sie<br />

bis spät in die Nacht. Hat die Geschäftsstelle der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> Dienstschluss, werden die<br />

Telefongespräche zu Mildred Scheel nach Hause<br />

weitergeleitet. Für ihre Mitarbeiter ist das oberste<br />

Gebot: „Sagen Sie niemals: ‘Rufen Sie wieder an’,<br />

wenn jemand verzweifelt Auskunft über Krebs verlangt.“<br />

Im Gespräch mit Betroffenen ist sie stets eine<br />

mitfühlende, warmherzige Zuhörerin, die Rat gibt<br />

und Hoffnung spendet. Umso unnachgiebiger setzt<br />

Mildred Scheel ihre Pläne gegen Bürokratismus und<br />

Vorschriften durch.<br />

Entschlossen sammelt sie Spenden für ihre Arbeit.<br />

Selbst Staatsbesuche nutzt sie dafür: 1975 in<br />

Moskau, ihrem zweiten Staatsbesuch überhaupt,<br />

lässt sie sich von den Repräsentanten der damaligen<br />

Sowjetunion Autogramme geben, die für den wohltätigen<br />

Zweck versteigert werden.<br />

Es ist wie ein Hohn des Schicksals, dass Mildred<br />

Scheel knapp zehn Jahre nach Gründung der Organisation<br />

selbst an Krebs erkrankt. Bis kurz vor ihrem<br />

Tod wird diese Tatsache vor der Öffentlichkeit geheim<br />

gehalten. Zu groß ist ihre Angst, dass ihr Lebenswerk<br />

gefährdet werden könnte, denn sie befürchtet:<br />

„Die Leute verlieren die Hoffnung und die Zuversicht,<br />

wenn sie erfahren, dass die Präsidentin der<br />

Krebs hilfe selbst Krebs hat“. Aber es tritt genau das<br />

Gegenteil ein: Die Unterstützung für die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> nimmt weiter zu.<br />

Dr. Mildred Scheel stirbt am 13. Mai 1985. Sieben<br />

Tage später findet der Trauergottesdienst für sie im<br />

Bonner Münster statt. Während in der Kirche die<br />

Prominenz aus Politik, Wirtschaft und Kultur von ihr<br />

Abschied nimmt, verfolgen Tausende von Menschen<br />

die Zeremonie draußen über Lautsprecher. Mildred<br />

Scheel findet ihre letzte Ruhestätte auf dem Alten<br />

Friedhof in Bonn.


6 HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 7<br />

DiE DEutSchE KREBShiLFE<br />

1974 BiS hEutE<br />

Krebs – ein Thema, vor dem die Menschen lange zurückschreckten, dem sie mit<br />

Angst und Hilflosigkeit gegenüberstanden. Viele sprachen noch nicht einmal das<br />

Wort aus. Krebs war ein Tabu. Dank der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> ist das heute anders.<br />

Das Wort „Tabu“ stammt von den polynesischen<br />

Tonga-Inseln und bedeutet „verboten“ oder wörtlich:<br />

tapu – „das stark Gezeichnete“. Es bezieht sich<br />

auf Ge- und Verbote bei Naturvölkern. Auch unsere<br />

moderne Zivilisation kennt Tabus. Ihre Ursprünge<br />

liegen auf moralischem, ethischem und religiösem<br />

Gebiet. So wie gesellschaftliche Werte und Normen<br />

einem ständigen Wandel unterliegen, ändern sich<br />

die Themen, die tabuisiert werden.<br />

Sehr lange Zeit war Krebs in unserer Gesellschaft<br />

ein Tabuthema, eine Krankheit, über die Betroffene<br />

und Angehörige schwiegen. Das begann sich im<br />

Herbst 1974 zu ändern: „Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

konstituierte sich als eingetragener Verein am<br />

25. September 1974. Auf Initiative von Dr. Mildred<br />

Scheel hatten sich an diesem Tage acht Gründungsmitglieder<br />

in Bonn versammelt und die Satzung<br />

des Vereins beschlossen.“ So hieß es im ersten<br />

Jahresbericht der Organisation.<br />

Zwölf Jahre später resümierte der damalige Bundespräsident<br />

Richard von Weizsäcker: „Frau Scheel<br />

sprach das Wort Krebs aus; sie redete nicht mehr um<br />

den Namen und um die Sache herum, sie forderte<br />

uns auf, vor dieser Krankheit nicht mehr die Augen zu<br />

verschließen, sondern sie genau und klaren Blickes<br />

anzuschauen. Ich glaube, dass Mildred Scheel und<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> unser Verhältnis zur Krankheit<br />

überhaupt und zum körperlichen Leiden verändert<br />

haben.“<br />

Diese positive Veränderung basiert auf dem Engagement<br />

vieler Menschen und ist, wie Mildred Scheel<br />

es einmal formulierte, „eine der größten Leistungen<br />

unserer Mitbürger auf gesundheitspolitischem<br />

Gebiet“. Bürger ergreifen Initiative und tragen<br />

persönlich dazu bei, den Kampf gegen den Krebs<br />

25. September 1974: Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> wird gegründet.<br />

zu führen – so das Konzept der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>.<br />

Heute ist das „Unternehmen <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong>“<br />

eine feste Größe im deutschen Gesundheitswesen.<br />

Nach dem Tod Mildred Scheels übernahm 1985<br />

Gründungsmitglied Dr. Helmut Geiger als Präsident<br />

und Vorstandsvorsitzender die Aufgabe, die Organisation<br />

weiterzuführen. In den folgenden 15 Jahren<br />

entwickelte sich die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> unter<br />

seiner Leitung zur größten und wichtigsten privaten<br />

Förderorgani sation zur Krebsbekämpfung in Deutsch-<br />

land. Zum dreißigjährigen Bestehen der Organisation<br />

schrieb Bundespräsident Horst Köhler im Jahr 2004:<br />

„Das Lebenswerk von Mildred Scheel ist fest im<br />

öffentlichen Bewusstsein verankert. Auch international<br />

genießt die Arbeit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong><br />

einen guten Ruf.“<br />

Zehn Jahre lang, von Januar 2000 bis Ende 2009,<br />

stand dann wieder eine Frau als Präsidentin an<br />

der Spitze der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>: Professor Dr.<br />

Dagmar Schipanski. Als Wissenschaftlerin und Politi-<br />

kerin brachte sie ihren Sachverstand und ihre Kontak-<br />

te ein, um die Anliegen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> zu<br />

befördern. Die Aufgaben der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong><br />

waren ihr eine Herzensangelegenheit, und sie legte<br />

besonderen Wert darauf, nah an den Betroffenen zu<br />

sein. Anfang 2010 übernahm der Krebsmediziner<br />

und -forscher sowie Nobelpreisträger Professor Dr.<br />

Harald zur Hausen das Präsidentenamt. Bedeutsame<br />

wissen schaftliche Ergebnisse veranlassten ihn<br />

jedoch dazu, sich ab Juli 2010 wieder verstärkt der<br />

Laborarbeit zu widmen.<br />

Am 28. März 2011 wählte die Mitgliederversammlung<br />

Dr. h.c. Fritz Pleitgen zum neuen Präsidenten. Der<br />

Journalist und Rundfunkmanager wird die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> die nächsten fünf Jahre repräsentieren.<br />

„Die Krankheit Krebs trifft die Menschen meist<br />

unvorbereitet. Eine Organisation wie die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> trägt dazu bei, den Betroffenen berechtigte<br />

Hoffnung auf Heilung zu geben. Die Arbeit unter-<br />

stütze ich gerne. Meine Vorgänger, angefangen von<br />

Mildred Scheel, werden mir dabei Vorbilder sein“, so<br />

Pleitgen. „Als Präsident ist es mir wichtig, die Tätigkeiten<br />

und Botschaften der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> in<br />

der Öffentlichkeit darzustellen und auch Gespräche<br />

auf gesundheitspolitischer Ebene zu führen.“<br />

Seit März 2010 wird die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> zudem<br />

von ihrer ersten Botschafterin und bekannten TV-<br />

Moderatorin Carmen Nebel unterstützt. Sie moderiert<br />

seit 2008 eine ZDF-Spendengala zu Gunsten der<br />

Organisation und wird sich zukünftig intensiv für die<br />

Belange krebskranker Menschen einsetzen: „Die<br />

Diagnose Krebs verändert das Leben eines Menschen<br />

von einer Sekunde auf die andere dramatisch. Die<br />

Betroffenen brauchen eine bestmögliche Versorgung<br />

und umfassende Information – aber sie brauchen<br />

auch unsere Solidarität und Fürsorge. Die Arbeit der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> ist daher unverzichtbar“, so<br />

Carmen Nebel.<br />

„Die Bekämpfung der Krebskrankheiten ist nicht<br />

nur eine Herausforderung an die Medizin. Sie ist<br />

eine der großen uns allen gestellte Aufgabe dieses<br />

Jahrhunderts. Wir sollten danach handeln.“<br />

Mildred Scheel (1979)<br />

„Es bedurfte wohl einer Frau und gerade dieser<br />

Frau, um verschlossene Türen dort zu öffnen, wo es<br />

nötig war, durch Mauern zu gehen und mit Mut und<br />

Unbeirrbarkeit die dabei auftretenden Blessuren<br />

zu ertragen. Nicht zu fragen, ob ein neuer Weg<br />

machbar ist, sondern ob es notwendig ist für den<br />

Krebskranken, war ihre Devise.“<br />

Professor Dr. Max Eder, erster Vorsitzender des Medizinischen<br />

Beirats der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>, über Mildred Scheel (1985)


8 HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 9<br />

iDEALiSMuS uND<br />

KoMpEtENZ<br />

Experten aus Medizin, Wissenschaft und anderen<br />

Bereichen stellen ihr Fachwissen ehrenamtlich in den<br />

Dienst der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>.<br />

Beim Amtsgericht Bonn ist der gemeinnützige Verein<br />

unter der Vereinsregister-Nummer 3898 als „<strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> e.V.“ mit Sitz in Bonn geführt.<br />

„Zweck des Vereins ist es, die Krebskrankheiten in all<br />

ihren Erscheinungsformen durch geeignete Maßnahmen,<br />

insbesondere der Information und Aufklärung,<br />

Vorsorge, Gesundheitserziehung, Prävention, Früherkennung,<br />

Diagnostik, Therapie, Nachsorge und Forschung<br />

zu bekämpfen“, heißt es in der Satzung der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>. 130 ehrenamtliche Fachexperten<br />

in den Gremien der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>, jährlich<br />

etwa 450 ehrenamtlich tätige externe Gutachter und<br />

die derzeit rund 100 hauptamtlichen Mitarbeiter in<br />

der Geschäftsstelle der Organisation setzen diese<br />

Aufgaben in die Praxis um.<br />

Umfassende Sachkompetenz, Idealismus und Enthusiasmus:<br />

Darüber verfügen die ehrenamtlich tätigen<br />

Gremienmitglieder der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>. Zu<br />

ihnen gehören die Mitglieder und die Vorstände des<br />

Vereins und seiner Tochterorganisationen sowie die<br />

Mitglieder der sechs Fachausschüsse. Experten aus<br />

allen Bereichen der Onkologie bewerten jährlich in<br />

zahlreichen Sitzungen Hunderte von Projektanträgen.<br />

Eine Aufgabe, die sie zusätzlich zu ihren zeitaufwändigen<br />

beruflichen Verpflichtungen übernehmen.<br />

Vorstandsvorsitzende der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong><br />

waren bis 1984 Dr. Mildred Scheel, von 1984 bis<br />

2000 Dr. Helmut Geiger, von 2000 bis 2004 Dr. Hans-<br />

Joachim Möhle und von 2004 bis 2010 Friedrich Carl<br />

Janssen. Seit Juni 2010 hat Hans-Peter Krämer das<br />

Amt des Vorstandsvorsitzenden inne.<br />

Vielfältige Aufgaben bestimmen den Alltag des<br />

hauptamtlichen Personals in der Geschäftsstelle der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> in Bonn: Projektanträge bearbeiten,<br />

Förderprojekte überwachen, sachbezogen informieren<br />

und aufklären, Anfragen Betroffener beantworten,<br />

Anträge an den Härtefonds bearbeiten und<br />

Spenden akquirieren. Die Organisation kommuniziert<br />

einerseits in die Öffentlichkeit, welche Projekte durch<br />

Spenden gelder realisiert werden können. Anderer-<br />

seits zeigt sie weiteren Bedarf auf, um potentielle<br />

Spender von der Notwendigkeit ihres Engagements<br />

für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> zu überzeugen. Seit dem<br />

1. Januar 2007 hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> außerdem<br />

ein Büro in Berlin als Koordinierungsstelle für Fragen<br />

der Gesundheits- und Forschungspolitik.<br />

Aus Verantwortung den Spendern gegenüber hält<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> ihre Verwaltungskosten<br />

konstant niedrig: Sie liegen derzeit bei etwa 10 Pro-<br />

zent der Gesamteinnahmen und lagen seit Gründung<br />

nie höher. Da der Gesamtkomplex ihrer Grundsätze<br />

und Maßnahmen weit über die Kriterien des DZI-<br />

Spendensiegels hinausgeht, hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

das „Spendensiegel“ beim <strong>Deutsche</strong>n Zentralinstitut<br />

für Soziale Fragen (DZI) nicht beantragt –<br />

zumal diese Zertifizierung mit nicht unerheblichen<br />

Kosten verbunden ist. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> wird<br />

jedoch vom DZI als „förderungswürdig“ eingestuft.<br />

DiE DEutSchE KREBShiLFE<br />

uND ihRE<br />

tochtERoRGANiSAtioNEN<br />

Unter dem Motto „Helfen. Forschen. Informieren.“<br />

werden innovative Projekte initiiert und finanziert.<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> e.V.<br />

Als „Urzelle“ der Krebsbekämpfung im Sinne einer<br />

Bürgerbewegung gegründet, ist der gemeinnützige<br />

Verein Ausgangspunkt und Initiator aller Aktivitäten.<br />

Gemäß ihrem Motto „Helfen. Forschen. Informieren.“<br />

finanzieren die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> und ihre Tochter-<br />

organisationen klinische, wissenschaftliche und<br />

soziale Projekte auf allen Gebieten der Krebsbekämpfung.<br />

Die Experten aus den Fachausschüssen<br />

und Vorständen legen in diesem Sinne Förderungsschwerpunkt-Programme<br />

fest, die regelmäßig auf<br />

ihre Aktualität hin überprüft und angepasst werden.<br />

Denn Flexibilität ist die Voraussetzung, um neuen<br />

Entwicklungen und Anforderungen zeitnah gerecht<br />

werden zu können – der große Vorteil einer privaten<br />

Initiative wie der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>.<br />

Stiftung <strong>Deutsche</strong> Kinder<strong>Krebshilfe</strong><br />

Krebskranken Kindern und Jugendlichen zu helfen,<br />

gehört von Beginn an zum Aktionsprogramm der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>. Um die Aktivitäten auf dem<br />

Gebiet der Kinderonkologie zu bündeln, wurde am<br />

28. Juni 1996 die rechtsfähige Stiftung <strong>Deutsche</strong><br />

Kinder<strong>Krebshilfe</strong> gegründet. Sie befasst sich mit der<br />

Erforschung und allen Aspekten der Bekämpfung von<br />

Krebserkrankungen im Kindesalter. Die Stiftung verfügt<br />

über ein Stiftungskapital von 26,5 Millionen Euro.<br />

Dr. Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung<br />

Am 16. Februar 1976 auf Initiative der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong> gegründet, um die Krebsforschung lang-<br />

fristig sicherzustellen. Sie finanziert sich im Wesentlichen<br />

aus Erbschaften, die die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

erhält. Die Stiftung fördert innovative, klinisch orientierte<br />

sowie experimentell-theoretische Forschungsprojekte<br />

auf allen Gebieten der Onkologie und trägt<br />

dazu bei, die personelle und sachliche Ausstattung<br />

in der Krebsforschung zu verbessern. Darüber hinaus<br />

unterstützt sie die Nachwuchsförderung. Das Stiftungskapital<br />

beträgt 179,6 Millionen Euro.<br />

Mildred-Scheel-Kreis e.V.<br />

Der gemeinnützige Verein besteht seit dem 7. November<br />

1977. Seine fördernden Mitglieder sind der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> besonders verbunden. Mit<br />

ihren Beiträgen von mindestens 50 Euro pro Jahr<br />

unterstützen sie die Arbeit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong><br />

und ihrer Stiftung <strong>Deutsche</strong> Kinder<strong>Krebshilfe</strong>. Der<br />

Verein unterhält und betreibt die Dr. Mildred Scheel<br />

Akademie für Forschung und Bildung in Köln. Mehr<br />

als 17.000 fördernde Mitglieder gehören derzeit dem<br />

Mildred-Scheel-Kreis an.<br />

Dr. Mildred Scheel Akademie<br />

für Forschung und Bildung gGmbh<br />

Die am 30. April 1992 gegründete Akademie befindet<br />

sich im Dr. Mildred Scheel Haus für palliative Medizin<br />

auf dem Gelände der Universitätskliniken zu Köln.<br />

Sie wird finanziell vom Mildred-Scheel-Kreis getragen<br />

und bietet vielseitige Fort- und Weiterbildungsprogramme<br />

für alle Berufsgruppen an, die mit dem<br />

Thema Krebs konfrontiert sind.


10 HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 11<br />

VERtRAuEN uND tRANSpARENZ<br />

Seit mehr als 36 Jahren hat die Bevölkerung Vertrauen in die Arbeit der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong>. Das hohe Spendenaufkommen ist dafür der beste Beweis. Für die<br />

Organisation ist Transparenz bei der Mittelverwendung höchstes Gebot.<br />

Alle Spender erhalten Jahr für Jahr von der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong> Zuwendungsbestätigungen. Auf jeder<br />

steht in nüchternen Worten: „Durch Bescheinigung<br />

des Finanzamtes Bonn-Innenstadt ist die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> als gemeinnützig, mildtätig und wissenschaftliche<br />

Zwecke fördernd wegen Förderung der<br />

öffentlichen Gesundheitspflege anerkannt worden.“<br />

Nur 15 Monate nach ihrer Gründung konnte die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> bereits Einnahmen von mehr<br />

als 4,6 Millionen Euro verzeichnen, beim zehnjäh-<br />

rigen Bestehen lag die Jahres-Spendensumme bei<br />

18,9 Millionen, die 50-Millionen-Grenze wurde 1995<br />

überschritten. Im Jahr 2007 erhielt die <strong>Deutsche</strong><br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

9<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

<strong>Krebshilfe</strong> dank einer sehr hohen Einzelspende sogar<br />

mehr als 100 Millionen Euro.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> finanziert sich ausschließlich<br />

aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen der<br />

Bevölkerung. Öffentliche Mittel stehen ihr nicht zur<br />

Verfügung. Dies versetzt sie allerdings auch in die<br />

Lage, über die Vergabe der ihr anvertrauten Gelder<br />

jederzeit unabhängig entscheiden zu können. Vor<br />

allem kann sie bei Bedarf rasch und unbürokratisch<br />

auf aktuelle Entwicklungen reagieren.<br />

So geschehen zum Beispiel nach dem Wegfall der<br />

innerdeutschen Grenze: Bereits 1990 stellte die<br />

MittELhERKuNFt 1974 – 2010 (in Mio.€)<br />

1 Einzelspenden 543,4<br />

2 Veranstaltungen / Aktionen / Jubiläumsspenden 92,4<br />

3 Kondolenzspenden 92,3<br />

4 Bußgelder 17,5<br />

5 Erbschaften / Vermächtnisse 633,2<br />

6 Umsatzerlöse 6,2<br />

7 Zins- / Wertpapier-Erträge 317,7<br />

8 Sonstige Erträge 15,9<br />

9 Rückflüsse aus bewilligten Förderprojekten<br />

(nicht in Anspruch genommene Mittel für<br />

Projekte aus Vorjahren) 31,3<br />

Gesamtsumme 1.749,9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

9<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> erhebliche Mittel für Maßnah-<br />

men zur Verbesserung der Versorgung krebskranker<br />

Menschen in den neuen Bundesländern bereit.<br />

Einzelspenden, Mitgliedsbeiträge und Spenden des<br />

Mildred-Scheel-Kreises, Erlöse aus Veranstaltungen<br />

und Aktionen, Sammlungen bei Jubiläen, Kondolenzspenden<br />

und Bußgelder, Verkauf von Benefiz-Produkten,<br />

Erbschaften und Vermächtnisse, Zustiftungen:<br />

Die Einnahmen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> kommen<br />

aus unterschiedlichen Quellen. Seit Jahren sind Erbschaften<br />

und Vermächtnisse der größte Einzelposten<br />

der jährlichen Gesamteinnahmen: Knapp 10.500<br />

Menschen haben der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> im Laufe<br />

der Jahre auf diese besondere Art ihr Vertrauen bewiesen.<br />

Soweit nichts anderes bestimmt ist, fließen<br />

die Mittel aus Erbschaften und Vermächtnissen<br />

grundsätzlich in Projekte der Krebsforschung. Dies<br />

gewährleistet eine zukunftsorientierte Verwendung<br />

der Lebensersparnisse. In den letzten Jahren hat die<br />

Sensibilität der Bevölkerung gegenüber Spendenorganisationen<br />

und ihrer Vertrauenswürdigkeit zugenommen.<br />

Dem trägt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> Rechnung:<br />

In einer freiwilligen Selbstverpflichtung hat<br />

sich die Organisation strenge Regeln auferlegt. Sie<br />

betreffen den ordnungsgemäßen, treuhänderischen<br />

1<br />

2<br />

MittELVERWENDuNG 1974 – 2010 (in Mio.€)<br />

1 Klinische Maßnahmen<br />

(u.a. klinische Forschung, Strukturförderungen) 467,0<br />

2 Forschungsförderung 502,7<br />

(kliniknahe Grundlagenforschung)<br />

3 Kinderkrebsprojekte 120,5<br />

4 Psychosoziale Maßnahmen / Krebs-Selbsthilfe 105,2<br />

5 Härtefonds 86,6<br />

6 Information und Aufklärung 86,3<br />

7 Spendenakquisition 88,7<br />

8 Verwaltung 86,6<br />

9 Dotierung der Stiftungen (Stiftung <strong>Deutsche</strong><br />

Kinder<strong>Krebshilfe</strong>, Dr. Mildred Scheel Stiftung<br />

für Krebsforschung) und der Rücklagen 206,3<br />

Gesamtsumme 1.749,9<br />

Umgang mit den Spendengeldern ebenso wie ethische<br />

Grundsätze bei der Spendenakquisition. Jedes<br />

Jahr prüft eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

die Rechnungsabschlüsse. Regelmäßige<br />

Revisionen überprüfen die Organisationsabläufe und<br />

den wirtschaftlichen Mitteleinsatz und stellen die<br />

ordnungsgemäße Spendenverwendung und -verwaltung<br />

fest.<br />

Transparenz ist für die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> oberstes<br />

Gebot, wenn sie die Verwendung der Spendengelder<br />

in der Öffentlichkeit dokumentiert. Der jährliche<br />

Geschäftsbericht der Organisation, den jeder Inte-<br />

ressierte erhalten kann, schlüsselt detailliert die<br />

Ausgaben auf. Das „Magazin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>“<br />

informiert viermal im Jahr über den Mitteleinsatz.<br />

Zahlreiche Pressekonferenzen und Pressemeldungen<br />

halten die Medien und damit die Öffentlichkeit über<br />

die Aktivitäten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> auf dem Laufenden.<br />

Die obige Grafik gibt die Mittelverwendung<br />

der vergangenen 36 Jahre wieder. Die Gesamtsumme<br />

für klinische Maßnahmen, Forschungsförderung, für<br />

psychosoziale Maßnahmen, Kinderkrebsprojekte,<br />

den Härtefonds sowie für Information und Aufklärung<br />

beläuft sich auf mehr als 1,3 Milliarden Euro.


12 HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN HELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 13<br />

ZiELGERichtEtE FöRDERuNG<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> gewährleistet, dass die ihr anvertrauten Spenden aus<br />

der Bevölkerung zielgerichtet und im Interesse der Betroffenen nutzbringend<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Die Förderung von innovativen Projekten mit Modell-<br />

charakter soll Türen öffnen und Wege bereiten für<br />

Fortschritte in der Krebsbekämpfung. In der Krebsforschung<br />

sorgt der Bezug zur klinischen Anwendung<br />

dafür, dass krebskranke Menschen rasch von neuen<br />

Erkenntnissen profitieren können. Haben innovative<br />

Modellprojekte im Versorgungsbereich nachweisen<br />

können, dass die Patienten davon profitieren, nimmt<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> die Kostenträger des Gesundheitswesens<br />

in die Pflicht.<br />

Knappe finanzielle Ressourcen der öffentlichen Hand<br />

stellen die Bedeutung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> als<br />

privater Projektförderer zunehmend in den Vorder-<br />

grund. Etwa 400 Anträge erhält die Bonner Ge-<br />

schäfts stelle jährlich. Ihnen widmet sich zunächst<br />

der jeweils zuständige Fachausschuss, unterstützt<br />

von externen Gutachtern. Anschließend entscheiden<br />

die Vorstände der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> oder deren<br />

Tochterorgani sationen über die gutachterlichen<br />

Empfehlungen. So sichern medizinisch-wissenschaft-<br />

liche Kompetenz auf der einen und wirtschaftlichadminis<br />

trativer Sachverstand auf der anderen Seite<br />

den opti malen Mitteleinsatz.<br />

Jedes Projekt unterliegt strengen Kontrollen hinsicht-<br />

lich der Verwendung der Gelder: Obligatorisch sind<br />

inhaltliche Abschlussberichte durch die Projektleiter,<br />

ebenso detaillierte Nachweise über die Mittelverwendung.<br />

Stichprobenartig überprüfen unabhängige<br />

Revisoren den Mitteleinsatz vor Ort.<br />

helfen. Forschen. informieren.<br />

Die folgenden Seiten geben Informationen über<br />

ausgewählte Förderschwerpunkt-Programme und Förderprojekte<br />

der vergangenen Jahre. Sie sind Beispiele<br />

für Fortschritte in der Krebsbekämpfung, die auf die<br />

Initiative der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> zurückzuführen<br />

sind. Gleich zeitig zeigen sie Perspektiven für künftige<br />

Aktivitäten auf.<br />

Düsseldorf<br />

Wiesbaden<br />

Mainz<br />

Saarbrücken<br />

Bremen<br />

Stuttgart<br />

Kiel<br />

Hannover<br />

Förderstandorte 1974 – 2009<br />

Förderstandorte im Jahr 2010<br />

Hamburg<br />

Erfurt<br />

Schwerin<br />

Magdeburg<br />

München<br />

Potsdam<br />

Dresden<br />

Berlin<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> hilft<br />

bundesweit.<br />

„Der Spender auf der einen und<br />

der Krebskranke auf der anderen<br />

Seite waren für den Vorstand die<br />

Leitfiguren, die seine Arbeit bestimmten.<br />

Dem einen gerecht zu<br />

werden und dem anderen zu hel­<br />

Förderstandorte fen, waren die Grundsätze 1974 – seines 2009<br />

Handelns.“<br />

Förderstandorte im Jahr 2010<br />

(aus dem Jahresbericht 1976)


hELFEN. FoRSchEN. iNFoRMiEREN.<br />

Tumorzentren / Onkologische Spitzenzentren • Zentren für<br />

erbliche Tumorerkrankungen • Palliativmedizin und Schmerz-<br />

therapie • Akute klinische Notstände • Medizinische Nach-<br />

sorge • Psychosoziale Betreuung • Krebs-Selbsthilfe •<br />

Versorgung krebskranker Kinder • Informations- und Be-<br />

ratungsdienst • Härtefonds für krebs kranke Menschen in<br />

finanzieller Not


16 hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 17<br />

KREBSBEKäMpFuNG ALS<br />

GESAMtGESELLSchAFtLichE<br />

AuFGABE<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> ist seit vielen Jahren ein wichtiger Gesprächspartner der<br />

Gesundheits- und Forschungspolitik. Ihr nachhaltiger Einsatz und die Einbindung<br />

führender Experten geben ihr große Durchschlagskraft. Sie trägt maßgeblich dazu<br />

bei, die Versorgung krebskranker Menschen bundesweit zu verbessern und den<br />

Anliegen der Krebs-Patienten Gehör zu verschaffen.<br />

Der Kampf gegen die Krebskrankheiten ist satzungsgemäßes<br />

Ziel der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>. Dabei steht<br />

die Organisation nicht alleine, sondern wird von<br />

einem gesamtgesellschaftlichen Konsens getragen:<br />

Krebs kann jeden treffen, und jeder kann Krebskranken<br />

helfen.<br />

Die Überlegungen, Impulse und Maßnahmen der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> finden in der Gesundheits- und<br />

Forschungspolitik Widerhall. Ein wichtiges Beispiel<br />

dafür ist der Nationale Krebsplan: Er wurde vom<br />

Bundesministerium für Gesundheit gemeinsam mit<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>, der <strong>Deutsche</strong>n Krebsgesellschaft<br />

und der Arbeitsgemeinschaft <strong>Deutsche</strong>r<br />

Tumorzentren initiiert. Im Jahr 2008 wurde der Natio-<br />

nale Krebsplan der Öffentlichkeit vorgestellt. Er soll<br />

zu einer verstärkten Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />

beitragen – Gesundheitspolitik, medizinische<br />

Fachgesellschaften, ärztliche Standesorganisationen,<br />

Kostenträger, Krebs-Selbsthilfeorganisationen,<br />

Patienteninitiativen und andere Interessenvertretungen.<br />

Kernthemen sind zunächst die Weiterentwick-<br />

lung der Krebs-Früherkennung sowie der qualitätsgesicherten<br />

onkologischen Versorgungsprozesse<br />

und -strukturen, die Sicherstellung einer effizienten<br />

Arzneimitteltherapie sowie die Stärkung der Patientenkompetenz.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> geht alle<br />

genannten Felder bereits im Rahmen ihrer Förder-<br />

aktivitäten an. Der Nationale Krebsplan stärkt der Or-<br />

ganisation politisch auch den Rücken bei der weite-<br />

ren Umsetzung ihres Förderschwerpunkt-Programms<br />

„Onkologische Spitzenzentren“.<br />

Im Mittelpunkt: der Mensch.<br />

chancengleichheit<br />

Bei der Behandlung eines Krebs-Patienten müssen<br />

alle beteiligten Spezialisten Hand in Hand zusam-<br />

men arbeiten. Nur interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

kann eine optimale Therapie und Versorgung ge-<br />

währleisten.<br />

Diese Kooperation der Fachdisziplinen fehlte in<br />

Deutschland lange Zeit – bis die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

1976 nach dem Vorbild der amerikanischen Comprehensive<br />

Cancer Centers die ersten vier Tumorzentren<br />

mit initiierte – in Essen, Hamburg, Köln und München.<br />

Mit diesem organisatorischen Verbundsystem zwi-<br />

schen Universitätskliniken, den Krankenhäusern der<br />

Region sowie den niedergelassenen Ärzten schuf sie<br />

eine grundlegende, wesentliche Voraussetzung für<br />

eine bessere Versorgung von Tumorpatienten. Mehr<br />

noch: Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit leitete<br />

in Deutschland einen ganz neuen Prozess ein. Erstmals<br />

wurden Behandlungsstrategien standardi siert<br />

und durch Kontrolle anhand von klinischen Krebsregistern<br />

optimiert.<br />

Das Modell der Tumorzentren überzeugte: Ab 1982<br />

übernahm der Bund deren Finanzierung und etablierte<br />

weitere vergleichbare Einrichtungen. Diese wurden<br />

später teilweise durch die Kostenträger des Gesundheitswesens<br />

finanziert. Im Zuge der deutschen<br />

Wiedervereinigung war dann erneut die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> gefordert: Tumorzentren in den neuen<br />

Bundesländern verbesserten auch dort die medizinische<br />

Versorgung von Krebs-Patienten. Im Jahr 2003<br />

zeigte eine Evaluation der Qualität und Effizienz der<br />

Tumorzentren – initiiert durch die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

und gemeinsam durchgeführt mit der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>Deutsche</strong>r Tumorzentren –, dass diese nach fast 30<br />

Jahren die Ansprüche einer modernen onkologischen<br />

Versorgung teilweise nicht mehr erfüllen. Im Auftrag<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> erarbeiteten Experten daher<br />

Kriterien für so genannte Onkologische Spitzenzen-<br />

tren: Zentrale Anlaufstellen für Krebs-Patienten,<br />

interdisziplinäre Tumorkonferenzen, interdisziplinäre<br />

Patientenbehandlung auf höchstem Niveau, ein<br />

modernes Qualitätssicherungssystem, die Verzahnung<br />

von Grundlagen- und klinischer Forschung,<br />

Vernetzung und enge Kooperation mit den umliegenden<br />

Krankenhäusern sowie den niedergelassenen<br />

Ärzten der Region – die Voraus setzungen für diese<br />

Spitzenzentren sind anspruchsvoll. Doch sie werden<br />

dazu beitragen, bundesweit hohe Standards auf dem<br />

neuesten Stand des Wissens in der Versorgung von<br />

Krebs-Patienten zu etablieren, zu optimieren und<br />

kontinuierlich weiterzuentwickeln.<br />

Im Rahmen des Förderprogramms können sich Universitätskliniken<br />

in ganz Deutschland einer Begutachtung<br />

stellen. Zentren, die nach Ansicht des international<br />

besetzten Gutachtergremiums der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong> die Kriterien für ein Onkologisches Spitzenzentrum<br />

im Wettbewerb erfüllen, werden von der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> für zunächst drei Jahre mit drei<br />

Millionen Euro gefördert. Die internationale Begutachtung<br />

wird regelmäßig durchgeführt. Bereits geförderte<br />

Zentren müssen dabei beweisen, dass sie sich für<br />

eine weitere Förderperiode qualifizieren; noch nicht<br />

geförderte Zentren erhalten eine Chance auf die<br />

Aufnahme in das Programm. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

unterstützt derzeit 11 Onkologische Spitzenzentren.<br />

Die aktuell geförderten Einrichtungen sind auf der<br />

Homepage der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> aufgelistet.<br />

Fast zeitgleich mit der Initiierung des Förderprogramms<br />

„Onkologische Spitzenzentren“ entwickelte<br />

sich im Jahr 2007 in Heidelberg ein Projekt – ganz im<br />

Sinne der Initiative der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>. Mit dem<br />

seinerzeit gegründeten „Nationalen Centrum für<br />

Tumorerkrankungen“ (NCT) des Universitätsklinikums<br />

sowie des <strong>Deutsche</strong>n Krebsforschungszentrums in<br />

Heidelberg ist unabhängig vom Förderprogramm der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> bereits ein Onkologisches<br />

Spitzenzentrum etabliert worden. Auch dieses Zentrum<br />

wurde im Sinne einer Modell- / Initialförderung<br />

maßgeblich von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> unterstützt.


18 hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 19<br />

ENtSchEiDuNGShiLFEN<br />

Onkologische Leitlinien ermöglichen eine qualitätsgesicherte<br />

Versorgung von Tumorpatienten auf<br />

höchstem medizinisch - wissenschaftlichem Niveau.<br />

Ob in Flensburg oder Füssen, in Düsseldorf oder<br />

Dresden – jeder Krebs-Betroffene soll bundesweit<br />

optimal und nach den modernsten medizinischen und<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen behandelt werden.<br />

So der Anspruch der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>.<br />

Leitlinien helfen bei der Therapieentscheidung.<br />

Einheitliche, evidenzbasierte Leitlinien sind dabei<br />

eine wichtige Entscheidungshilfe für Ärzte und<br />

Betroffene und ermöglichen eine leistungsfähige,<br />

qualitätsgesicherte Patientenversorgung. Bisher<br />

gibt es jedoch in der Onkologie noch zu wenige<br />

methodisch hochwertige, interdisziplinäre Leitlinien<br />

mit entsprechender wissenschaftlicher Evidenz.<br />

Die Erarbeitung von Leitlinien ist aufwändig und zeitintensiv:<br />

Die weltweit erhobenen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse müssen gesichtet, aufgearbeitet und<br />

ausgewertet werden. Konsensuskonferenzen entwickeln<br />

in interdisziplinären Abstimmungen die von<br />

allen Experten getragenen Empfehlungen und stellen<br />

deren Aktualität regelmäßig auf den Prüfstand.<br />

Ist eine Leitlinie verabschiedet, wird sie veröffentlicht<br />

und bei Ärzten ebenso bekannt gemacht wie bei<br />

Patienten. Hier sieht sich die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> im<br />

Rahmen ihrer Informations- und Aufklärungsarbeit<br />

mit in der Pflicht. Die interdisziplinären Empfehlungen<br />

schaffen Klarheit und Transparenz für Ärzte<br />

und Betroffene und ermöglichen es dem Patienten,<br />

im Zuge der gemeinsamen Entscheidungsfindung<br />

(„shared decision making“) als gleichberechtigter<br />

Partner einen vertrauensbildenden Dialog mit seinen<br />

Ärzten zu führen.<br />

Das Leitlinienprogramm Onkologie – eine Gemeinschaftsinitiative<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>, der<br />

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen<br />

Fachgesellschaften (AWMF) und der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Krebsgesellschaft – soll dazu beitragen, dass,<br />

wenn möglich, zu allen Krebserkrankungen onkologische<br />

Leitlinien erstellt werden und zur Umsetzung<br />

kommen. Dieses Leitlinienprogramm ist im Fachausschuss<br />

‘Versorgungsmaßnahmen und -forschung’ der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> angesiedelt. Ein gemeinsamer<br />

Lenkungsausschuss prüft die Leitlinienvorhaben und<br />

beurteilt diese fachlich.<br />

KöRpER uND SEELE hEiLEN<br />

An Krebs erkrankt nicht nur der Körper, auch die Seele gerät aus dem Gleichgewicht.<br />

Eine Selbstverständlichkeit also, dass Krebs-Betroffene zur Genesung neben der<br />

bestmöglichen medizinischen Behandlung ebenso eine psychosoziale oder psychoonkologische<br />

Versorgung benötigen.<br />

Viele Krebskranke erleben, dass ihre medizinische<br />

Behandlung zwar nach Plan abläuft, dass sie aber mit<br />

ihren Ängsten, ihrer Hilflosigkeit und dem Gefühl von<br />

Ohnmacht allein gelassen werden.<br />

Mildred Scheel setzte sich schon früh für die professionelle<br />

psychoonkologische Betreuung von Betroffenen<br />

ein: 1978 unterstützte sie in Heidelberg die<br />

Gründung der ersten psychosozialen Nachsorge-Einrichtung<br />

mit angeschlossenem Schulungszentrum.<br />

Auch in den ersten Tumorzentren nahmen psychosoziale<br />

Teams ihre Arbeit auf.<br />

Ärzte, Psychologen, Pfleger, Sozialarbeiter, Seelsorger<br />

und Physiotherapeuten: Ein ganzes Team von<br />

Fachleuten muss in der psychosozialen Onkologie<br />

eng zusammenarbeiten. Im stationären Bereich übernehmen<br />

psychoonkologische Dienste diese Aufgaben,<br />

im ambulanten Bereich können sich Krebs-<br />

Patienten zum Beispiel an psychosoziale Krebsberatungsstellen<br />

wenden. Psychotherapie und<br />

ergänzende Angebote wie Entspannungsmethoden,<br />

künstlerisch-musische Therapien oder Sportprogramme<br />

senken die Belastungen durch die Krankheit.<br />

Neben den professionellen Diensten sind Selbsthilfegruppen<br />

und Patientennetzwerke wichtige Ansprechpartner<br />

für an Krebs erkrankte Menschen.<br />

Doch auch heute ist die psychoonkologische und<br />

psychosoziale Versorgung der Betroffenen in<br />

Deutschland noch lückenhaft. Verstärkte Forschung<br />

und verbesserte Strukturen sind weiterhin notwendig.<br />

Daher hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> zwei Förderschwerpunkt-Programme<br />

initiiert. Im Rahmen des Förderschwerpunkt-Programms<br />

„Psychosoziale Onkologie“<br />

werden in 14 Projekten – an entsprechend erfahrenen<br />

universitären und außeruniversi tä ren Einrichtun-<br />

gen – neue Impulse für die Patienten-Arzt-Kommuni-<br />

kation, die Behandlung psychischer Symptome von<br />

Betroffenen und die Begleitung der Angehörigen<br />

erarbeitet. Im zweiten Schwerpunkt-Programm wird<br />

derzeit an bundesweit 26 Standorten ein Netzwerk<br />

qualitätsgesicherter Kompetenz-Beratungsstellen<br />

aufgebaut mit dem Ziel, weitere Verbesserungen in<br />

der psychosozialen Patientenversorgung sowie in<br />

den Versorgungsstrukturen zu erreichen.<br />

Besondere Betreuung brauchen Kinder, bei denen ein<br />

Elternteil an Krebs erkrankt ist. Oft kommen sie mit<br />

der bedrohlichen Situation nicht zurecht und trauen<br />

sich nicht, Fragen zu stellen. Der Förderschwerpunkt<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> „Psychosoziale Hilfen für<br />

Kinder krebskranker Eltern“ will die Voraussetzungen<br />

für flächendeckende Versorgungsangebote schaffen<br />

und darüber hinaus auch die Öffentlichkeit für dieses<br />

Thema sensibilisieren.


20 hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 21<br />

ANWALt KREBSKRANKER<br />

MENSchEN<br />

Krebs-Selbsthilfeorganisationen ideell und finanziell<br />

zu fördern, ist ein wichtiges Anliegen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong>. Einmal im Jahr dient der „Tag der Krebs-<br />

Selbsthilfe“ als politisches Forum.<br />

Rat und Unterstützung gewähren, Problemlösungen<br />

auf der Basis eigener Erfahrungen aufzeigen – in<br />

Selbsthilfegruppen bekommen Patienten gemeinsam<br />

in einer Situation wieder Halt, die meist als „Sturz<br />

aus der Wirklichkeit“ empfunden wird. Diese „Betroffenenkompetenz“<br />

ergänzt die Leistungen des professionellen<br />

Versorgungssystems und ist unverzichtbar<br />

für die psychosoziale Begleitung von Patienten.<br />

Den engagierten Frauen und Männern der Krebs-<br />

Selbsthilfe ist es gelungen, das Verhältnis zwischen<br />

Patient und Arzt in den letzten Jahren deutlich zu<br />

verbessern. Heute treten Patienten den Medizinern<br />

immer häufiger als selbstbewusste, aufgeklärte Partner<br />

gegenüber und beteiligen sich aktiv an der Bewältigung<br />

ihrer Krankheit. Darüber hinaus setzen sich<br />

Selbsthilfeorganisationen auf gesundheitspolitischer<br />

Ebene für die Anliegen krebsbetroffener Menschen<br />

ein – unabhängig und frei von parteipolitischen oder<br />

wirtschaftlichen Interessen.<br />

Seit 1976 unterstützt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> die<br />

Frauenselbsthilfe nach Krebs. Weitere Selbsthilfe-<br />

Bundesverbände folgten: die <strong>Deutsche</strong> ILCO – Vereinigung<br />

für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs,<br />

der Arbeitskreis der Pankreatektomierten,<br />

die <strong>Deutsche</strong> Leukämie- und Lymphom-Hilfe, der<br />

Bundesverband der Kehlkopfoperierten, der Bun-<br />

desverband Prostatakrebs Selbsthilfe, die <strong>Deutsche</strong><br />

Hirntumorhilfe, der Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs<br />

sowie die Selbsthilfeorganisation „Ohne Schild-<br />

drüse leben“. Dem BRCA-Netzwerk für junge Frauen<br />

mit hohem Brust- und Eierstockkrebsrisiko hat die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> ebenfalls den Start für wichti-<br />

ge Aktivitäten ermöglicht. Die Krebs-Selbsthilfe ist<br />

das einzige Feld, das seit Gründung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong> ohne Unterbrechung von ihr gefördert<br />

wird, sowohl finanziell als auch ideell. Seit Juni 2006<br />

beherbergt das „Haus der Krebs-Selbsthilfe“ in<br />

Bonn die geförderten Selbst hilfeorganisationen. Die<br />

räumliche Nähe zur <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> ermöglicht<br />

einen ständigen Erfahrungsaustausch und eine gute<br />

Abstimmung gemeinsamer Aktivitäten.<br />

Der hohe Stellenwert der Krebs-Selbsthilfe im Auf-<br />

gabenspektrum der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> wird in<br />

ihrem Fachausschuss ‘Krebs-Selbsthilfe / Patienten-<br />

beirat’ deutlich. Dem Patientenbeirat gehören<br />

Vertreter der geförderten Krebs-Selbsthilfeorganisa-<br />

tionen, des <strong>Deutsche</strong>n Paritätischen Wohlfahrts -<br />

verbandes, Ärzte, Sozial wissenschaftler sowie die<br />

Geschäftsführung der <strong>Deutsche</strong>n Krebs hilfe an. Er<br />

erarbeitet Konzepte, um im Sinne der Betroffenen<br />

Defizite im Gesundheits system abzu bauen, konzipiert<br />

die Veranstaltungsreihe PATIENTEN KONGRESSE und<br />

begleitet auch Diskussionen um Sparmaßnahmen im<br />

Gesundheitswesen kritisch.<br />

Den „Tag der Krebs-Selbsthilfe“, der jedes Jahr im<br />

November stattfindet, nutzt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

als politisches Forum. Dabei diskutieren Vertreter<br />

der Selbsthilfe gemeinsam mit Ärzten, anderen in die<br />

Patientenversorgung involvierten Berufsgruppen,<br />

Kostenträgern und Vertretern der Gesundheitspolitik.<br />

Gemeinsam benennen sie Defizite und erarbeiten<br />

Lösungen. Damit trägt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

maßgeblich dazu bei, die Akzeptanz für die wichtige<br />

Arbeit der Selbsthilfe zu verbessern.<br />

WiR SiND FÜR ALLE DA<br />

Beim Informations- und Beratungsdienst der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> und durch den Härtefonds<br />

erhalten Betroffene schnell und unbürokratisch<br />

Unterstützung.<br />

„Sie haben Krebs.“ Diese Mitteilung verändert schlagartig<br />

das Leben der Betroffenen, löst Unsicherheit<br />

und Ängste aus. Die Betroffenen sehen sich mit einer<br />

Krankheit konfrontiert, die bisher „immer nur die<br />

anderen“ hatten. Auch bei Angehörigen und Freunden<br />

tauchen in dieser neuen Situation zahllose Fragen<br />

auf. Alle diese Menschen haben ein besonders<br />

großes Bedürfnis nach Information und Hilfe.<br />

Von Anfang an war die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> für Krebskranke<br />

und ihre Angehörigen eine wichtige Instanz<br />

für alle Sorgen, Nöte und Probleme, die durch die<br />

Erkrankung ausgelöst werden. Für viele ist sie die<br />

erste Anlaufstelle nach der Diagnose Krebs – und der<br />

Bedarf an Beratung und Informationen nimmt stetig<br />

zu. Jeden Monat erreichen den Informations- und<br />

Beratungsdienst etwa 1.000 Anfragen per Telefon,<br />

Brief, Fax oder E-Mail.<br />

Zunächst als reine Sozialberatungsstelle konzipiert,<br />

erweiterte sich das Aufgabenfeld der Beraterinnen<br />

und Berater im Laufe der Jahre: Das Team gibt allgemeine<br />

Auskünfte zum Thema Krebs und vermittelt<br />

Adressen von onkologischen Kliniken, niedergelassenen<br />

Onkologen, Palliativstationen und Hospizen,<br />

von Fachkliniken und Einrichtungen für Krebs-Nachsorgekuren,<br />

psychosozialen Krebsberatungsstellen<br />

und Selbsthilfegruppen. Damit bietet der Informations-<br />

und Beratungsdienst der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong><br />

Betroffenen Hilfe in einer Zeit der Um- und Neuorientierung<br />

und unterstützt sie mit seriösem und allgemeinverständlichem<br />

Rat.<br />

härtefonds hilft bei finanzieller Not<br />

Familien, alleinerziehende Väter oder Mütter, Rentner,<br />

Sozialhilfeempfänger: Immer wieder geraten<br />

Menschen durch eine Krebserkrankung in finanzielle<br />

Not. Zum Beispiel wenn ein berufstätiges Familienmitglied<br />

statt des vollen Gehaltes nur Krankengeld<br />

erhält oder wenn durch die Krankheit Kosten entstehen,<br />

die der Betroffene selbst bezahlen muss.<br />

Der Härtefonds hilft seit 1976.<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen gewährt die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> diesen Menschen aus ihrem<br />

Här tefonds einen einmaligen Zuschuss. Dieser Härte-<br />

fonds ist fast so alt wie die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> selbst:<br />

Bereits 1976 – initiiert von Dr. Mildred Scheel – stan-<br />

den für bedürftige Krebskranke rund 51.000 Euro zur<br />

Verfügung. Seit Einrichtung dieses Hilfsfonds hat die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> mehr als 205.000 Menschen<br />

schnell und unbürokratisch mit insgesamt mehr als<br />

86,6 Millionen Euro helfen können.


22 hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN<br />

GEBoRGENhEit<br />

BiS ZuLEtZt<br />

hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 23<br />

Trauer, Sterben und Tod sind selbstverständliche Teile des<br />

menschlichen Lebens. Und doch wird gerade darüber aus<br />

Scheu oft nicht gesprochen, und Betroffene fühlen sich<br />

allein gelassen. Die Palliativmedizin setzt sich für unheilbar<br />

kranke Krebs-Patienten ein und umgibt sie in ihrer letzten<br />

Lebensphase mit Fürsorge und Zuwendung.


24 hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 25<br />

Fürsorge und Zuwendung<br />

auf drängende Fragen der Palliativmedizin. Auch<br />

Sterbende werden nicht allein gelassen, sondern Trauerbegleitung ist ein wesentliches Element und<br />

„Pallium“ kommt aus dem Lateinischen und heißt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> war daran aktiv beteiligt.<br />

einfühlsam begleitet. Palliativmedizin stellt somit schließt sowohl den Sterbenden als auch seine An-<br />

„Mantel“. Und so, wie ein Mantel Frierende einhüllt, Kernziel der Charta: gesicherte Qualitätsstandards<br />

eine wirkliche Alternative zur aktiven Sterbehilfe dar. gehörigen ein. Eine Palliativstation ist jedoch keine<br />

umgibt die Palliativbehandlung Kranke in ihrer letz- bundesweit umzusetzen.<br />

Sterbestation: Die Hälfte der Betroffenen wird wieder<br />

ten Lebensphase mit einem Mantel der Fürsorge<br />

Liebevolle Zuwendung, Offenheit und Aufrichtigkeit in den häuslichen Bereich entlassen und bei Bedarf<br />

und Zuwendung.<br />

Mit ihrem aktuellen Förderungsschwerpunkt-Pro-<br />

prägen das Verhältnis zwischen dem Kranken und ambulant palliativmedizinisch weiter betreut.<br />

gramm „Palliativmedizin“ setzt sich die <strong>Deutsche</strong><br />

dem haupt- und ehrenamtlichen Behandlungsteam.<br />

Im internationalen Vergleich lag Deutschland noch <strong>Krebshilfe</strong> seit dem Jahr 2007 konsequent für die<br />

Anfang der 1980-er Jahre bei palliativmedizinischen Weiterentwicklung einer flächendeckenden quali-<br />

Angeboten weit zurück. Seit 1983 versteht sich die tätsgesicherten Palliativmedizin ein. So errichtete<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> als Wegbereiterin der Palliativ- sie beispielsweise weitere Stiftungsprofessuren für<br />

medizin in der Bundesrepublik: Sie errichtete in Köln Palliativmedizin an den Universitätskliniken Bonn,<br />

die erste Palliativstation Deutschlands. Ein Modell, Göttingen, Freiburg, Erlangen und Mainz. Mit Erfolg:<br />

das einen neuen, wichtigen Schwerpunkt in der Bis 2012 soll das Lehrfach Palliativmedizin bundes-<br />

Behandlung Schwerkranker setzte, 1992 zum weit in das universitäre Curriculum der angehenden<br />

„Dr. Mildred Scheel Haus für palliative Therapie“ Ärzte aufgenommen werden. Der Förderschwerpunkt<br />

erweitert und 2005 durch eine Stiftungsprofessur für stärkt zudem die Kooperation zwischen stationären<br />

Palliativmedizin ergänzt wurde.<br />

und ambulanten Einrichtungen – auch im außeruniversitären<br />

Bereich –, etwa durch die modellhafte<br />

Zahlreiche weitere Förderinitiativen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong> folgten bundesweit. Heute gibt es in<br />

Förderung von Konsiliardiensten.<br />

Deutschland gut 2.000 Palliativbetten – für ein Darüber hinaus unterstützt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

flächendeckendes Angebot werden allerdings etwa auch Projekte zur palliativmedizinischen Versorgung<br />

4.000 Betten benötigt. Somit ist Deutschland bei der<br />

Hälfte des Weges zu einer umfassenden palliativ-<br />

von Kindern.<br />

medizinischen Versorgung angelangt. Schmerzambu- Insgesamt hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> bislang 63,4<br />

lanzen, Hausbetreuungsdienste und Hospize – ebenso<br />

an zahlreichen Standorten durch die <strong>Deutsche</strong><br />

Millionen Euro in diesen wichtigen Bereich investiert.<br />

<strong>Krebshilfe</strong> gefördert – ergänzen die stationären palliativmedizin jetzt und in Zukunft<br />

medizinischen Einrichtungen.<br />

Den Tagen Leben geben und nicht dem Leben Tage –<br />

so lässt sich das oberste Ziel der Palliativmedizin,<br />

Wie so oft ist allerdings die Quantität allein nicht unheilbar kranken Menschen die Lebensqualität bis<br />

ausschlaggebend; palliative Pflege, Versorgung<br />

und Betreuung müssen auch bestimmte qualitative<br />

zuletzt zu erhalten, beschreiben.<br />

Anforderungen erfüllen. Im Jahr 2008 begann ein Schmerzen bekämpfen und andere Beschwerden<br />

von der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für Palliativmedizin wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot oder Verwirrtheit<br />

(DGP), dem <strong>Deutsche</strong>n Hospiz- und PalliativVerband lindern, dabei auch psychische, soziale und spiritu-<br />

(DHPV) und der Bundesärztekammer angestoßener elle Anliegen des Betroffenen einbeziehen: Das Auf-<br />

Prozess zur Entwicklung einer „Charta zur Betreuung gabenspektrum der Palliativmedizin ist vielfältig.<br />

schwerstkranker und sterbender Menschen“. Hier- Eine qualitativ hochwertige Palliativmedizin ist von<br />

bei erarbeiteten gesellschaftlich und gesundheits- größtem Respekt vor der Würde und Selbstbestimpolitisch<br />

relevante Gruppen im Dialog Antworten mung des Menschen geprägt. Schwerstkranke und<br />

Würdevoll leben bis zuletzt – das ist das oberste Ziel der Palliativmedizin.


26 hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN<br />

pERSpEKtiVE<br />

ZuKuNFt<br />

hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 27<br />

Krebserkrankungen bei Kindern immer besser erkennen und<br />

behandeln zu können: Dies ist seit ihrer Gründung ein zentrales<br />

Anliegen der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>. Über ihre Stiftung<br />

<strong>Deutsche</strong> Kinder<strong>Krebshilfe</strong> fördert sie die Diagnostik, Therapie,<br />

Nachsorge und Forschung in der Pädiatrischen Onkologie.


28 hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 29<br />

Beeindruckende Erfolge<br />

Rund 2.000 Familien werden jedes Jahr in Deutschland<br />

mit der erschütternden Diagnose konfrontiert:<br />

„Ihr Kind hat Krebs.“ Dieser Schicksalsschlag verändert<br />

das Leben des Kindes, seiner Eltern und<br />

Geschwister, aber auch des ganzen Umfeldes von<br />

einem Tag auf den anderen. An die Stelle des unbe-<br />

schwerten Alltags tritt ein mehrmonatiger Therapie-<br />

marathon aus Operation, Chemotherapie und Be-<br />

strahlung. Angst und Verzweiflung wechseln sich ab<br />

mit Hoffnung und Zuversicht.<br />

Doch die Heilungschancen sind gut: Drei von vier<br />

krebskranken Kindern überleben heute ihre schwere<br />

Krankheit. Vor 30 Jahren war das anders: Die betroffenen<br />

Kinder hatten kaum eine Chance. Krebs<br />

war bei Kindern fast immer ein Todesurteil. Die beeindrucken<br />

den Erfolge in der Kinderonkologie sind<br />

auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Ein großer<br />

Unterschied in der Behandlung krebskranker Kinder<br />

und krebskranker Erwachsener besteht darin, dass<br />

90 Prozent der jungen Patienten in spezialisierten<br />

Zentren nach bundesweit einheitlichen Protokollen<br />

untersucht und behandelt werden. Die Daten der<br />

Krankheitsverläufe werden lückenlos erfasst und<br />

dokumentiert. Dadurch hat sich Deutschland im<br />

Vergleich mit anderen Ländern weltweit eine herausragende<br />

Stellung erarbeitet – sowohl in der Qualität<br />

der Krebsbehandlung im Kindesalter als auch in der<br />

klinischen Forschung.<br />

Seinen Ursprung hatte dies bereits Mitte der 1970-er<br />

Jahre, als die Kinderonkologen eine medizinische<br />

Fachgesellschaft gründeten, die Gesellschaft für<br />

Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH).<br />

Die Pädiatrische Onkologie begann sich zu struktu-<br />

rieren – maßgeblich unterstützt von der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong>.<br />

Heute existieren in der Bundesrepublik fast 50 Abteilungen,<br />

in denen Kinderkrebs optimal behandelt<br />

wird. Viele von ihnen wurden und werden von der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> gefördert. Über ihre Tochterorganisation,<br />

die 1996 gegründete Stiftung <strong>Deutsche</strong><br />

Kinder<strong>Krebshilfe</strong>, finanziert die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

Strukturmaßnahmen und sowohl klinische Forschungsvorhaben<br />

als auch Projekte auf dem Gebiet<br />

der Grundlagenforschung, darunter auch zahlreiche<br />

Therapieopti mierungsstudien. Diese Studien tragen<br />

dazu bei, die Behandlungsmethoden immer besser<br />

auf den Einzelfall abzustimmen und die Therapie so<br />

intensiv wie nötig, aber gleichzeitig auch so schonend<br />

wie möglich durchzuführen. Bei gleichen oder<br />

sogar verbesserten Heilungschancen sollen die<br />

Nebenwirkungen der Krebsbehandlung verringert<br />

werden.<br />

Insgesamt investierte die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> bisher<br />

mehr als 120 Millionen Euro in Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Versorgung krebskranker Kinder.<br />

Fast 80 Prozent aller krebskranken Kinder überleben heute<br />

ihre schwere Krankheit.<br />

Dank der gestiegenen Heilungschancen leben heute<br />

mehr als 30.000 Menschen unter uns, die als Kind<br />

eine Krebserkrankung überstanden haben. Viele von<br />

ihnen führen ein normales Leben, haben inzwischen<br />

selbst Familie. Andere jedoch leiden an dauerhaften<br />

Folgen der Therapie wie hormonellen Störungen<br />

oder Herz- und Nierenschäden. Ein bundesweites<br />

Dokumentationssystem, dessen Aufbau von der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> gefördert wurde, erfasst solche<br />

Auswirkungen und wertet sie aus. Die Ergebnisse<br />

sollen dazu beitragen, risikoärmere Behandlungen<br />

zu entwickeln, mit denen geringere Spätfolgen einhergehen.<br />

in guter Gesellschaft<br />

Rooming-in, die räumliche und damit körperliche<br />

Nähe der Eltern oder eines Elternteils, ist für ein<br />

krebskrankes Kind fast genauso lebenswichtig wie<br />

die Therapie selbst. Vor allem während der akuten<br />

Behandlungsphase nimmt der Kontakt zu den<br />

engsten Bezugspersonen dem Kind die Angst, stärkt<br />

seinen Lebenswillen und hilft ihm, die anstrengende<br />

und belastende Behandlung durchzustehen.<br />

Aber nicht selten haben die Eltern bis zu den Kinderkrebszentren<br />

weite Anfahrtswege – zu weit, um diese<br />

Strecken tagtäglich zurückzulegen. Viele Kliniken<br />

verfügen daher über Elternhäuser und -wohnungen,<br />

in denen Mutter und / oder Vater wohnen und so<br />

stets bei ihrem Kind sein können. Ein weiterer Vorteil<br />

dieser Unterkünfte: der Erfahrungsaustausch mit<br />

anderen betroffenen Eltern. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

hat mit vier Millionen Euro die Einrichtung zahlreicher<br />

Elternwohnungen und -häuser ermöglicht.<br />

Auch helle, freundliche Räumlichkeiten, kurze Wege<br />

zu den Diagnose- und Therapie-Einrichtungen innerhalb<br />

eines Zentrums, modernste Technik und ausreichend<br />

Personal tragen dazu bei, den Kindern die Zeit<br />

auf der Kinderkrebsstation erträglicher zu gestalten.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> half dabei, zahlreiche Defizite<br />

in den Kinderkrebskliniken zu beseitigen.<br />

Eine Kur für die Familie<br />

Zurück in den Alltag – nach der Behandlung des<br />

Kindes bedeutet das für die Familie vor allem, wieder<br />

zueinander zu finden. Denn die Krebserkrankung und<br />

ihre Therapie haben das bisherige Familienleben und<br />

die inneren Familienstrukturen verändert: Das kranke<br />

Kind rückt zwangsläufig in den Mittelpunkt. Geschwister<br />

fühlen sich oft vernachlässigt und reagieren<br />

manchmal mit Verhaltensstörungen.<br />

In speziellen Rehabilitationskliniken mit kompetenter<br />

ärztlicher, psychologischer und physiotherapeutischer<br />

Betreuung kümmern sich Experten daher nicht<br />

nur um das krebskranke Kind, sondern auch um<br />

beide Elternteile und die Geschwister. Außerdem im<br />

Angebot: sportliche Aktivitäten, gesunde Luft und<br />

zahlreiche Freizeitbeschäftigungen. Klinikeigene<br />

Schulen fördern schulpflichtige Kinder individuell<br />

und gezielt. Nachsorgekliniken für krebskranke<br />

Kinder gibt es im Schwarzwald, auf Sylt und im<br />

Weserbergland. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> finanzierte<br />

den Auf- und Ausbau dieser Einrichtungen sowie die<br />

psychosoziale Versorgung krebskranker Kinder mit<br />

fast sechs Millionen Euro.<br />

pädiatrische palliativmedizin<br />

Trotz aller Fortschritte in der Pädiatrischen Onkologie:<br />

Noch können nicht alle krebskranken Kinder<br />

geheilt werden. Um unheilbar kranke Kinder und ihre<br />

Familien einfühlsam und altersgerecht betreuen zu<br />

können, fördert die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> innovative<br />

und wissenschaftlich begleitete Konzepte für eine<br />

spezielle, ganzheitliche palliativmedizinische Versorgung.<br />

Dazu gehören die Mitfinanzierung – mit 1,5 Millionen<br />

Euro – des weltweit ersten Zentrums für Kinderpal-<br />

liativmedizin an der Vestischen Kinder- und Jugend-<br />

klinik Datteln sowie die Bereitstellung von ebenfalls<br />

1,5 Millionen Euro für den Aufbau eines Kinderpalliativzentrums<br />

am Klinikum der Ludwig-Maximilians-<br />

Universität München.


30 hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN hELFEN | FORSCHEN | INFORMIEREN 31<br />

BEWähRtE MEthoDEN uND<br />

NEuE WEGE<br />

Die Krebsbehandlung basiert auf drei Säulen: Operation, Chemotherapie und Bestrahlung.<br />

Diese bewährten Verfahren werden immer wieder durch neue Methoden<br />

ergänzt. Hormonbehandlungen und Stammzelltransplantationen haben ihre Wirksamkeit<br />

dabei bereits bewiesen. Andere Verfahren, insbesondere die der Komplementärmedizin,<br />

sind den Effizienzbeweis bisher schuldig geblieben. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> ist offen für eine differenzierte Auseinandersetzung auf diesem Gebiet.<br />

Stammzelltransplantation<br />

Kranke Zellen durch gesunde ersetzen: Dieses<br />

Prinzip steckt hinter der Stammzelltransplantation.<br />

Dabei werden dem Kranken die so genannten<br />

Stammzellen übertragen, aus denen sich alle anderen<br />

Zellen der Blutbildung lebenslang entwickeln<br />

können. Die Suche nach einem passenden Spender<br />

gleicht jedoch der Suche nach der Stecknadel im<br />

Heuhaufen. Unabdingbar für den Erfolg: umfang-<br />

reiche Datenbanken, in denen die Gewebemerkmale<br />

von potentiellen Spendern gespeichert sind.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> half maßgeblich beim<br />

Auf bau deutscher Spenderdateien für die Stamm-<br />

zelltransplantation. Insgesamt stellte sie dafür 7,9<br />

Millionen Euro zur Verfügung. 39,5 Millionen Euro<br />

hat sie anschließend in den Auf- und Ausbau von<br />

Transplantationseinheiten investiert, in denen der<br />

krebskranke Empfänger während der anstrengenden<br />

und risikoreichen Behandlung Schutz vor Infektionen<br />

findet. In Dresden, Halle / Saale, Hamburg, Hannover,<br />

Homburg / Saar, Jena, Kiel, Münster, Nürnberg und<br />

Rostock haben von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> geför-<br />

derte Zentren Versorgungslücken geschlossen. Damit<br />

gehören Warte zeiten auf eine Stammzelltransplanta-<br />

tion nach erfolgreicher Spendersuche der Vergangen-<br />

heit an.<br />

Den therapeutischen Wert des so genannten graftversus-leukaemia-Effektes<br />

nach einer Stammzelltransplantation<br />

untersuchte ein multizentrisch<br />

an gelegtes Verbund-Forschungsprogramm der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> an mehreren Zentren. Die<br />

Organisation stellte 8,4 Millionen Euro bereit, um<br />

zu erforschen, inwieweit die Immunzellen des Spenders<br />

im Kör per des Empfängers bösartig veränderte<br />

Zellen attackieren und damit zusätzliche Therapie-<br />

Erfolge ermöglichen.<br />

hyperthermie und komplementäre Verfahren<br />

Erhöhte Temperaturen zwischen 40 und 42 Grad<br />

Celsius versetzen Tumorzellen in Stress. Dies macht<br />

sich die regionale Tiefenhyperthermie zu Nutze:<br />

Sie kommt bei bestimmten Krebserkrankungen in<br />

Kombination mit einer Chemo- oder Strahlentherapie<br />

zum Einsatz und steigert deren Wirkung in der<br />

tumor tragenden Körperregion. Mit rund 15 Millionen<br />

Euro hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> bislang Forschungsprojekte<br />

auf dem Gebiet der Hyperthermie gefördert.<br />

Bisheriges Fazit: Bei bestimmten Krebsarten verbessern<br />

sich durch die regionale Tiefenhyperthermie<br />

das Ansprechen auf die Tumortherapie sowie das<br />

krankheitsfreie Überleben. Das Verfahren wird standardisiert<br />

an ausgewiesenen klinischen Zentren im<br />

Rahmen umfassender Therapiekonzepte mit hoher<br />

Qualitätssicherung durchgeführt.<br />

Viele Betroffene wenden sich – oft als Ergänzung zu<br />

den etablierten Therapieverfahren – unkonventionellen<br />

Methoden zu. Schlagzeilen über angeblich<br />

sensationelle Heilerfolge wecken Hoffnung bei<br />

Kranken und Angehörigen, doch Wirksamkeit und<br />

Sicherheit vieler Verfahren sind nicht bewiesen. Daher<br />

unterstützt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> schon seit<br />

den 1990-er Jahren die wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />

mit den so genannten komplementären<br />

Methoden. Sie unterstützt die Arbeitsgruppe für<br />

Biologische Krebs-Therapie am Klinikum Nürnberg,<br />

die umfassendes Informations- und Dokumentationsmaterial<br />

erfasst und bewertet sowie Betroffene berät.<br />

Außerdem hat sie aktuell ein Förderschwerpunkt-<br />

Programm „Komplementärmedizin in der Onkologie“<br />

initiiert, um die Transparenz und Objektivität auf<br />

diesem Gebiet zu erhöhen. Im Rahmen dieses Programms<br />

sollen wissenschaftliche Studienergebnisse<br />

erarbeitet, evaluiert und der Öffentlichkeit zugänglich<br />

gemacht werden.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> hat maßgeblich dazu beigetragen, die Behandlung Krebskranker zu verbessern.


hELFEN. FoRSchEN. iNFoRMiEREN.<br />

Verbesserung der Früherkennung, Diagnostik, Therapie und<br />

Nachsorge • Innovative onkologische Forschungs projekte mit<br />

klinischem Bezug • Zell- und Molekular biologie • Metas ta-<br />

senforschung • Tumorimmunologie • Therapiestudien •<br />

Nachwuchsförderung • Internationaler Wissens austausch


34 HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN<br />

EtAppENSiEGE<br />

HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN 35<br />

Forschung ist die größte Hoffnung im Kampf gegen Krebs.<br />

Sie erfordert viel Geduld, Hartnäckigkeit und einen langen<br />

finanziellen Atem. In der Krebsforschung ist die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> in Deutschland der wichtigste private Förderer.


36 HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN 37<br />

Mit kleinen Schritten zum Erfolg<br />

Die Entdeckung der „X-Strahlen“ durch Wilhelm Conrad<br />

Röntgen im Jahr 1895 war bahnbrechend. Solche<br />

Sieben-Meilen-Schritte bringen die Menschheit ein<br />

großes Stück voran, doch sie sind und bleiben eher<br />

die Ausnahme. „Nach allem, was wir heute wissen<br />

und was kompetente Wissenschaftler aus aller Welt<br />

immer wieder betonen, werden wir in der Krebsforschung<br />

wohl kaum dem Wunder begegnen. Mit aller<br />

Nüchternheit muss man sehen, dass nur viele kleine<br />

Schritte in ihrer Summierung über die Zeit Fortschritte<br />

bewirken“, betonte der heutige Ehrenpräsident<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>, Dr. Helmut Geiger, schon<br />

Anfang der 1980-er Jahre.<br />

Neben öffentlichen Forschungsgeldern sind Drittmittel<br />

von privaten Förderorganisationen notwendiger<br />

denn je. Im Bereich der Krebsforschung sind die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> und ihre Tochterorganisation,<br />

die Dr. Mildred Scheel Stiftung für Krebsforschung,<br />

in Deutschland die wichtigsten privaten, gemeinnützigen<br />

Institutionen, die auch sehr umfangreiche und<br />

langfristige Projekte fördern – und zwar ohne jede<br />

staatliche Unterstützung.<br />

Die Förderung der Krebsforschung ist eines der Kernanliegen<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> – fast die Hälfte<br />

ihrer Spendeneinnahmen fließt in Forschungsprojekte.<br />

Anträge auf Forschungsförderung bear beitet und<br />

prüft der Fachausschuss ‘Klinische Forschung / klinik-<br />

nahe Grundlagenforschung’ der gemeinnützigen<br />

Organi sation. Projekte haben nur dann eine Chance<br />

auf Unterstützung, wenn ein Nutzen für den Patienten<br />

möglich oder abzusehen ist.<br />

Welche Erfolge hat die Krebsforschung aufzuweisen?<br />

Die Überlebenschancen krebskranker Menschen sind<br />

in den letzten Jahrzehnten stetig gestiegen. Hodentumoren<br />

bei Männern und Leukämien im Kindesalter,<br />

um nur zwei Beispiele zu nennen, sind heute kein<br />

Todesurteil mehr. Der Krebsforschung ist es zu verdanken,<br />

dass diese beiden Erkrankungen in bis zu<br />

95 beziehungsweise 80 Prozent der Fälle heilbar<br />

sind. Auch bei Brust- und Darmkrebs sind die Heilungschancen<br />

heute viel größer als früher. Viele<br />

Krebskrankheiten können mittlerweile als chronische<br />

Erkrankung angesehen und behandelt werden.<br />

Diese Erfolge sind nicht zuletzt darauf zurückzuführen,<br />

dass die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> sich für die so<br />

genannte translationale Forschung stark macht, also<br />

für die rasche Überführung wissenschaftlicher Ergebnisse<br />

von der Laborbank in den klinischen Alltag.<br />

Dank der enormen Erkenntnisgewinne, die die Krebsforschung<br />

in Deutschland in den vergangenen Jahren<br />

verzeichnen konnte, verstehen die Wissenschaftler<br />

die wesentlichen Ursachen und Entstehungswege<br />

von Krebserkrankungen zunehmend besser. Aber die<br />

Heilungschancen von Krebs-Patienten lassen sich nur<br />

weiter erhöhen, wenn dieses Wissen möglichst rasch<br />

in die klinische Versorgung krebskranker Menschen<br />

Eingang findet.<br />

Rund 2.500 Forschungsprojekte hat die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> seit ihrer Gründung unterstützt. Ein Teil<br />

dieser Projekte wurde von ihr auch selbst initiiert,<br />

denn die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> reagiert nicht nur auf<br />

Anträge, sondern schreibt auch Projektvorhaben aus,<br />

um innovative Forschung themenspezifisch gebündelt<br />

zu fördern und dabei gegebenfalls unterschiedliche<br />

Fachdisziplinen zusammenzuführen.<br />

Zielgerichtete Krebs-therapie<br />

Die Krebsforschung ist stets bestrebt, neue wirkungsvolle<br />

Therapien gegen Krebs zu entwickeln<br />

und eta blierte Behandlungsansätze zu optimieren.<br />

So konnten durch wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

in der Molekularbiologie und Genetik bereits einige<br />

spezifische Medikamente entwickelt werden, die<br />

zielgerichtet die entarteten Zellen angreifen und<br />

deren Vermehrung hemmen. Auf diese Weise lassen<br />

sich Nebenwirkungen reduzieren und die Effekte der<br />

Therapie erhöhen.<br />

Krebsforschung – mit kleinen Schritten zum Erfolg.<br />

Diese so genannte „Targeted Therapy“ steckt noch in<br />

den Anfängen, aber für ausgewählte Fälle zeichnen<br />

sich schon Erfolge ab. Bei Brustkrebs beispielsweise<br />

wird die „Targeted Therapy“ unter bestimmten<br />

Voraussetzungen bereits angewandt: Der Antikörper<br />

Trastuzumab (Handelsname: Herceptin) beispielsweise<br />

hemmt direkt das Wachstum besonders<br />

aggressiver Brustkrebszellen. In Zukunft werden<br />

Tumorerkrankungen sehr wahrscheinlich entsprechend<br />

den molekularen Strukturen der bösartigen<br />

Zellen wesentlich individueller und mit genau auf den<br />

einzelnen Patienten abgestimmten Therapien behandelt<br />

werden können. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> fördert<br />

zahlreiche Forschungsprojekte, um die „Targeted<br />

Therapy“ weiter voranzubringen.<br />

Selbstmord der Krebszellen<br />

Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk der<br />

Natur, das viele Schäden und Defekte selbst reparieren<br />

kann. So verfügt es auch über ein kompliziertes<br />

System, das kranke, alte oder nutzlose Zellen in<br />

den Selbstmord treibt. In Krebszellen sind die dafür<br />

zuständigen Gene jedoch verändert oder die entsprechenden<br />

Signalwege gestört, so dass dieser als<br />

„Apoptose“ bezeichnete Vorgang nicht mehr funktioniert.<br />

Die Folge: Die bösartig veränderten Zellen<br />

teilen sich ungehindert weiter.<br />

Im Rahmen des von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> geförderten<br />

Schwerpunkt-Programms „Apoptosedefizienz“<br />

haben zahlreiche Wissenschaftler die<br />

Mechanismen weiter entschlüsselt, warum der<br />

programmierte Zelltod bei Krebs nicht mehr ausgelöst<br />

wird. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> hat dieses Forschungsprogramm<br />

mit insgesamt 15,7 Millionen Euro<br />

unter stützt. Die gewonnenen Erkenntnisse sind eine<br />

wesentliche Voraussetzung, um neue therapeutische<br />

Strategien gegen Krebs zu entwickeln.<br />

immuntherapien gegen Krebs<br />

Es klingt einfach und genial: Das körpereigene<br />

Abwehrsystem wird gezielt stimuliert und vernichtet<br />

dann selbstständig Tumorzellen. Zu diesem Thema<br />

werden derzeit zahlreiche Forschungsprojekte und<br />

Studien durchgeführt. Die auf dem Gebiet der tumorimmunologischen<br />

Forschung tätigen Wissenschaftler<br />

hoffen, dass die immunologische Krebs-Therapie in<br />

einigen Jahren neben Operation, Chemo- und Strahlentherapie<br />

als vierte Säule der Krebsbekämpfung<br />

etabliert sein wird. Mit der Förderung zahlreicher<br />

Projekte, welche die Mechanismen der immunologischen<br />

Tumorabwehr erforschen, trägt die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> in hohem Maße zur Weiterentwicklung<br />

der Immuntherapie bei. So unterstützt sie beispielsweise<br />

eine Forschergruppe, die eine Impfstrategie<br />

gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickelt – eine<br />

Krebsart, bei der die Heilungschancen nach wie vor<br />

sehr schlecht sind.


38 HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN 39<br />

tumorstammzellen<br />

Zunehmend wird deutlich, dass nur einige wenige<br />

Krebszellen für das Wachstum einer bösartigen<br />

Geschwulst verantwortlich zu sein scheinen: die so<br />

genannten Tumorstammzellen. In einem nationalen<br />

wissenschaftlichen Verbundprojekt fördert die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> bundesweit mehrere Forschungsvorhaben<br />

mit dem Ziel, diese Zellen in verschiedenen<br />

Krebs arten nachzuweisen und gezielt zu zerstören.<br />

Verbundprojekt Malignes Melanom<br />

Der schwarze Hautkrebs – auch Malignes Melanom<br />

genannt – bildet oft bereits zu einem frühen Zeit-<br />

punkt Metastasen. Er ist dann in vielen Fällen un-<br />

empfindlich gegenüber einer Chemo- oder Strah-<br />

lentherapie. Wissenschaftler an elf universitären<br />

Kliniken und Instituten entwickeln in einem natio-<br />

nalen Forschungsverbund, den die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

fördert, die Basis für neue Therapieverfahren<br />

gegen den schwarzen Hautkrebs. Das nationale Netz<br />

ermöglicht gemeinsame Untersuchungen aus unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln sowie einen intensiven<br />

inhaltlichen und methodischen Wissens austausch.<br />

So lassen sich über die Leistungen von Einzelpro-<br />

jekten hinaus entscheidende neue Erkenntnisse<br />

gewinnen.<br />

Krebs und Alter<br />

Nach Expertenschätzungen wird die Zahl der Krebserkrankungen<br />

bis zum Jahr 2050 um 30 Prozent zunehmen.<br />

Der Grund für diese Entwicklung: Der Anteil<br />

der Menschen über 65 Jahre wird von derzeit etwa<br />

15 Prozent auf bis zu 30 Prozent ansteigen. Und je<br />

älter ein Mensch wird, desto höher ist die Wahr-<br />

scheinlichkeit, dass er an Krebs erkrankt.<br />

Müssen alte Menschen mit einer Tumorerkrankung<br />

anders behandelt werden als jüngere? Im Rahmen<br />

eines Förderschwerpunkt-Programms unterstützt die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> mehrere Studien, die sich mit<br />

den Auswirkungen der Therapie bei älteren Men-<br />

schen beschäftigen. Dazu gehört beispielsweise ein<br />

Projekt mit Darmkrebs-Patienten, die älter sind als<br />

70 Jahre. Die Wissenschaftler untersuchen, welche<br />

Auswirkungen eine Bestrahlung vor der Operation bei<br />

diesen Patienten hat und ob sie die Heilungschancen<br />

verbessern kann.<br />

Eine weitere Studie untersucht, ob bei Lungenkrebs-<br />

Patienten, die nicht mehr operiert werden können,<br />

eine Strahlentherapie als effektive Alternative in<br />

Frage kommt.<br />

Das „Krebs-Genom“<br />

Das „International Cancer Genome Consortium“<br />

(ICGC) ist ein biomedizinisches Großprojekt, zu dem<br />

sich führende Krebsforscher weltweit zusammengeschlossen<br />

haben. Ziel des ICGC ist, die genetischen<br />

Veränderungen in den wichtigsten Krebsarten zu<br />

analysieren, um neue und verbesserte Ansätze zur<br />

Prävention, Diagnose und Therapie für die jeweiligen<br />

Krebserkrankungen zu finden. Die Ergebnisse wiederum<br />

werden anderen Wissenschaftlern zugänglich<br />

gemacht, um die Krebsforschung voranzubringen.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> und das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung ermöglichen gemeinsam<br />

die Beteiligung eines deutschen Forschungskonsortiums<br />

am „International Cancer Genome Consortium“:<br />

Beide Partner stellen zusammen Mittel von rund<br />

15 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren<br />

zur Verfügung. Die an dem internationalen Netzwerk<br />

beteiligte deutsche Arbeitsgruppe konzentriert sich<br />

dabei auf kindliche Hirntumoren – und damit auf eine<br />

Tumorerkrankung mit besonders hoher Sterblichkeit.<br />

Diese Kooperation ist ein gutes Beispiel dafür, wie<br />

die öffentliche Hand und eine private Organisation<br />

wie die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> gemein samen und part-<br />

nerschaftlich abgestimmt ein Ziel verfolgen.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> und die Dr. Milded Scheel Stiftung für Krebsforschung investieren jährlich bis zu 40 Millionen Euro in die<br />

Forschungsförderung.<br />

tumorgewebebanken<br />

Tumorgewebe ist eine wertvolle Ressource für die<br />

Krebsforschung: Es enthält die gesamte Information<br />

über genetische Veränderungen, die zum Krebs geführt<br />

haben und den Krankheitsverlauf bestimmen.<br />

Dank der Fortschritte in der Genomforschung gelingt<br />

es zunehmend, diese Informationen zu entschlüsseln<br />

und für die Entwicklung neuer diagnostischer und<br />

therapeutischer Methoden einzusetzen.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> hat im Jahr 2008 das<br />

Schwerpunkt-Programm „Tumorgewebebanken“ eingerichtet,<br />

um Grundlagen für die Etablierung größerer<br />

überregionaler Tumorgewebebanken zu schaffen.<br />

Das Programm wird mit 2,3 Millionen Euro gefördert.


40 HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN HELFEN | FoRSchEN | INFORMIEREN 41<br />

puZZLEARBEit Mit SyStEM<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> ist bundesweit der<br />

wichtigste Förderer unabhängiger onkologischer<br />

Therapiestudien.<br />

In der Krebsmedizin sind Heilungsraten von 80 Pro-<br />

zent und mehr erfreulicherweise keine Seltenheit.<br />

Solche Erfolge sind jedoch kein Zufall, sondern das<br />

Ergebnis systematischer Puzzlearbeit. So genannte<br />

Therapiestudien dienen dazu, optimale Behandlungskonzepte<br />

für die Kranken zu entwickeln. Und optimal<br />

aus der Sicht des Betroffenen bedeutet: so wirksam<br />

wie möglich und gleichzeitig so nebenwirkungsarm<br />

wie möglich.<br />

In Deutschland werden pro Jahr mehr als 100 solcher<br />

Therapiestudien begonnen – viele davon allerdings<br />

in Abhängigkeit von wirtschaftlichen Interessen. Die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> konzentriert sich, entsprechend<br />

ihren Grundsätzen, ausschließlich auf die Unterstützung<br />

unabhängiger klinischer Studien. Anträge auf<br />

Förderung solcher Studien zu prüfen und neue klinische<br />

Studien zu initiieren, ist Aufgabe ihres Fachausschusses<br />

ʻKrebs-Therapiestudienʼ.<br />

Besondere Erfolge ließen sich durch Therapiestudien<br />

beispielsweise in der Behandlung der Hodgkin<br />

Lymphome verzeichnen. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

fördert die Arbeit der <strong>Deutsche</strong>n Hodgkin Lymphom<br />

Studiengruppe bereits seit 1993. Dank der durchgeführten<br />

Studien liegen die Heilungsraten heute bei<br />

bei 80 bis 90 Prozent.<br />

Im Bereich der Pädiatrischen Onkologie, der Behandlung<br />

von Krebserkrankungen im Kindesalter,<br />

werden fast alle Therapiestudien in Deutschland von<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> finanziert. Dazu gehören<br />

zum Beispiel die Therapiestudien der Cooperativen<br />

Osteosarkomstudiengruppe (COSS), die dafür sor-<br />

gen, dass heute zwei Drittel aller Kinder und Jugend-<br />

lichen mit Knochenkrebs geheilt werden können.<br />

Durch die Studien konnten auch die zum Teil beträchtlichen<br />

Nebenwirkungen und Spätfolgen der<br />

Behandlung reduziert werden: Individuelle Behandlungsschemata,<br />

die in Art und Umfang dem individuellen<br />

Rückfall risiko angepasst werden, halten<br />

die Belastungen für die jungen Patienten möglichst<br />

gering.<br />

Therapiestudien helfen, die optimale Behandlung zu entwickeln.<br />

Als bundesweit wichtigster Förderer unabhängiger<br />

onkologischer Studien ist die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

auch politisch aktiv: So fordert sie seit langem, dass<br />

sich die Krankenkassen und der Bund an der Finanzierung<br />

von klinischen Studien beteiligen oder sich<br />

stärker engagieren.<br />

KApitAL FÜR DiE ZuKuNFt<br />

Der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> liegen der internationale<br />

Erfahrungsaustausch und die wissenschaftliche /<br />

medizinische Nachwuchsförderung besonders am<br />

Herzen.<br />

Die Krebsforschung vereint Wissenschaftler und<br />

Ärzte in aller Welt in ihrem ge meinsamen Be streben,<br />

krebskranken Menschen zu helfen.<br />

Der Blick über den nationalen Tellerrand war von<br />

Anfang an ein besonderes Anliegen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong>. Über ihre Dr. Mildred Scheel Stiftung für<br />

Krebsforschung begann sie bereits in den 1970-er<br />

Jahren, den internationalen Erfahrungsaustausch<br />

sowie die Aus- und Fortbildung von Ärzten und Wissenschaftlern<br />

zu fördern.<br />

internationaler Erfahrungsaustausch<br />

Von 1977 bis 1997 rief die Stiftung alle zwei Jahre<br />

renommierte Krebsforscher aus aller Welt nach Bonn,<br />

die über aktuelle Fragen der Krebsforschung disku-<br />

tierten. Für die Dr. Mildred Scheel Stiftung dienten<br />

die so genannten Internationalen Expertentreffen<br />

stets der Definition neuer Forschungsfelder und<br />

somit der Vorbereitung neuer strategischer Aktivitäten.<br />

Seit 2002 lädt die Stiftung zur „Mildred Scheel<br />

Cancer Conference“ (MSCC) auf den Bonner Petersberg<br />

ein. Besonders junge Forscher erhalten hierbei<br />

die Gelegenheit, vom Wissen international anerkann-<br />

ter Experten zu profitieren. 2006 standen maßge-<br />

schneiderte Therapiemethoden („Targeted Therapy“)<br />

im Mittelpunkt; 2008 widmete sich die Konferenz<br />

verschiedenen aktuellen Schwerpunkten der Krebsforschung.<br />

Im Mai 2010 ging es schwerpunktmäßig<br />

um neue Therapiestrategien, Resistenz von Tumorzellen<br />

gegen die Chemotherapie und die Rolle von<br />

Tumorstammzellen.<br />

Nachwuchsförderung<br />

Junge Wissenschaftler sind das Kapital für die Zukunft.<br />

So auch das Credo der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>.<br />

Ihr Fachausschuss ʻNachwuchsförderungʼ steuert<br />

die vier verschiedenen Angebote des „Career Deve-<br />

lopment Program“ und nimmt die Bewerber um die<br />

begehrten Plätze sehr genau unter die Lupe.<br />

Mit einem Doktorandenprogramm unterstützt die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> wissenschaftlich interessierte<br />

Studierende der Medizin, die eine Doktor arbeit in<br />

der Krebsforschung in einem ausgewiesenen For-<br />

schungslabor durchführen möchten (Promotionssti-<br />

pendium).<br />

Das Mildred-Scheel-Stipendien programm entsendet<br />

besonders ambitionierte Ärzte und Wissenschaftler,<br />

die sich nach ihrer Promotion in der Krebsforschung<br />

und -medizin spezialisieren möchten, an bedeutende<br />

Krebszentren in aller Welt. Über 500 Stipendiaten hat<br />

die Stiftung seit 1977 bereits auf die Reise geschickt<br />

und dafür 28,9 Millionen Euro ver geben. Nach ihrer<br />

Rückkehr sollen die Stipendiaten ihr im Ausland<br />

erworbenes Know-how wirkungsvoll an deutschen<br />

Instituten oder Kliniken einsetzen.<br />

Das Max-Eder-Nachwuchsgruppenprogramm – be-<br />

nannt nach Professor Dr. Max Eder, einem der<br />

Pioniere der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> – ermöglicht<br />

hochqualifizierten jungen Onkologen nach der<br />

Rückkehr aus dem Ausland den Aufbau einer wissenschaftlichen<br />

Arbeitsgruppe an einer deutschen<br />

Forschungseinrichtung. Bis zu 1,4 Millionen Euro für<br />

einen Zeitraum von maximal sieben Jahren sollen<br />

ihnen die erforderliche finanzielle Unabhängigkeit,<br />

aber auch ideelle Unterstützung geben.<br />

Darüber hinaus können wissenschaftlich tätige Onkologen<br />

und Naturwissenschaftler auch eine Stiftungs-<br />

professur bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> beantragen.


hELFEN. FoRSchEN. iNFoRMiEREN.<br />

Prävention • Früherkennung • Informationsmaterialien für<br />

Betroffene und Angehörige • Aufklärung der Bevölkerung •<br />

Workshops und Symposien • Dr. Mildred Scheel Akademie für<br />

Forschung und Bildung • Betriebliche Gesundheitsförderung


44 HELFEN | FORSCHEN | iNFoRMiEREN<br />

EiGENVERANtWoRtuNG<br />

Mehr als 450.000 Menschen erkranken jedes Jahr neu an Krebs. Viele Erkrankungen<br />

lassen sich durch eine gesunde Lebensweise vermeiden. Und eine beginnende<br />

Krankheit lässt sich oft frühzeitig entdecken und mit größerer Wahrscheinlichkeit<br />

heilen. Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> informiert umfassend über Krebs-Prävention<br />

und -Früherkennung.<br />

HELFEN | FORSCHEN | iNFoRMiEREN 45


46 HELFEN | FORSCHEN | iNFoRMiEREN HELFEN | FORSCHEN | iNFoRMiEREN 47<br />

GESuND LEBEN – GESuND<br />

BLEiBEN: EiNFAchE tippS<br />

Auch wenn es banal klingt – der Lebensstil trägt erheblich dazu bei, dass der<br />

Mensch gesund bleibt. Oder anders herum: Wer riskant lebt, riskiert seine Gesundheit.<br />

Dabei gibt es im Alltag einfache Möglichkeiten zur Krebs-Prävention.<br />

Mehr als 450.000 Menschen erkranken jedes Jahr<br />

neu an Krebs. Experten schätzen, dass etwa zwei<br />

Drittel der Erkrankungen auf Faktoren des Lebensstils<br />

zurückzuführen sind.<br />

Sich und anderen Gutes tun: So appelliert die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> an jeden Einzelnen, die Verantwortung<br />

für sein persönliches Wohlergehen ernst und<br />

wahr zu nehmen. Ernährung, die gesund erhält,<br />

regelmäßige Bewegung, ein rauchfreies Leben, wenig<br />

Alkohol und ein maßvoller Umgang mit der Sonne:<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, das Krebsrisiko zu verringern.<br />

Eltern erinnert die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> besonders<br />

an ihre Vorbildfunktion für Kinder.<br />

Achtung Sonne!<br />

In der Freizeit, im Urlaub, bei der Arbeit sind wir<br />

natürlicher Sonnenstrahlung ausgesetzt. Licht und<br />

Wärme wirken wohltuend auf Körper und Seele. Aber<br />

die UV-Strahlung kann auch eine fatale Auswirkung<br />

auf die menschliche Haut haben: Hautkrebs. Gemeinsam<br />

mit der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische<br />

Prävention hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> das „Haut<br />

und Sonne Lebensphasenprogramm“ entwickelt –<br />

mit Themenschwerpunkten zum Sonnenschutz beim<br />

Baby über das Schulkind bis zum Erwachsenen.<br />

Besonders wichtig ist der Schutz der Kinderhaut vor<br />

übermäßiger UV-Belastung, denn diese kann später<br />

Hautkrebs zur Folge haben. Außerdem im Fokus: die<br />

Nutzung von Solarien. Schließlich geht die künstliche<br />

Sonne mit der Haut auch nicht schonender um. Die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> fordert deshalb, dass Solarien<br />

zertifiziert werden. Ein Nutzungsverbot für Jugendliche<br />

unter 18 Jahren konnte sie zusammen mit anderen<br />

Partnern des Gesundheits wesens bereits beim<br />

Gesetzgeber durchsetzen.<br />

Nichtraucher sind cool<br />

Rauchen kann tödlich sein. In Deutschland sterben<br />

pro Jahr etwa 110.000 Menschen an den Folgen des<br />

Rauchens. Rund ein Drittel aller Krebserkrankungen<br />

ist auf das Rauchen zurückzuführen. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> hat daher dem Rauchen den Kampf angesagt.<br />

Besonders Kinder und Jugendliche will sie vom<br />

Einstieg in eine „Raucherkarriere“ abhalten. Daher<br />

haben Projekte, die Nichtrauchern ein positives<br />

Image verleihen und Raucher nicht länger als „coole“<br />

Mitmenschen darstellen, hohe Priorität. Erste Erfolge<br />

sind zu verzeichnen: Die Zahl der jugendlichen<br />

Zigarettenraucher ist rückläufig. Aber neue Trends<br />

wie etwa das Rauchen von Wasserpfeifen (Shishas)<br />

stellen die Tabakprävention vor immer neue Herausforderungen.<br />

Als Mitglied im Aktionsbündnis Nichtrauchen,<br />

dem zahlreiche nicht-staatliche Gesundheitsorgani-<br />

sationen angehören, leistet die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

wichtige Lobby- und Aufklärungsarbeit. Von Bund<br />

und Ländern erwartet sie zuverlässige Unterstützung,<br />

auch im Kampf gegen das Passivrauchen. Die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> fordert, bestehende Gesetzeslücken<br />

zu schließen – besonders bei der konsequenten<br />

Umsetzung eines Rauchverbots in öffentlichen<br />

Gebäuden und in der Gastronomie.<br />

Gesunden Appetit!<br />

Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen –<br />

und die Gesundheit „bei Laune“. Wissenschaftler<br />

haben nachgewiesen, dass auch die Ernährung bei<br />

der Krebs-Prävention eine wesentliche Rolle spielt.<br />

In Deutschland leiden jeder zweite Erwachsene<br />

und jedes fünfte Kind an Übergewicht – Folge einer<br />

ungesunden Ernährung einerseits und von zu wenig<br />

Bewegung andererseits. Zu viele Pfunde belasten<br />

Herz und Kreislauf, erhöhen aber auch das Risiko<br />

für verschiedene Krebsarten. Daher informiert die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> über eine abwechslungsreiche<br />

Ernährung mit viel Obst und Gemüse, vielen Ballaststoffen,<br />

wenig Fett und Fleisch. Dazu ausreichend<br />

Bewegung – und die Energiebilanz eines Menschen<br />

fällt günstig aus.<br />

„Mädchen checken das“<br />

Auf einer DVD und im Internet informiert die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> unter dem Motto „Mädchen checken das“<br />

12- bis 17-Jährige über Krebs-Prävention und -Früherkennung.<br />

Unterstützt wird sie dabei durch fünf<br />

prominente Sängerinnen sowie die Ärztliche Gesellschaft<br />

zur Gesundheitsförderung der Frau (ÄGGF).<br />

„Mach was gegen Krebs!“<br />

Im sportlichen Umfeld – beispielsweise bei Jugend-<br />

Fußballturnieren – bringt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong><br />

gerade Kindern spielerisch nahe, was sie tun können,<br />

um gesund zu bleiben. Prominente Unterstützung,<br />

unter anderem durch ehemalige Fußball- und Hand-<br />

ballnationalspieler, sorgt dabei für zusätzlichen<br />

„Erinnerungswert“.<br />

Gesundheit ab Werk<br />

Präventionsarbeit braucht starke Partner: Die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> arbeitet seit Jahren eng mit<br />

dem Verband der Betriebs- und Werksärzte (VDBW)<br />

zusammen. So erreicht sie Menschen, die sonst<br />

nur selten Kontakt zum Arzt haben und gegenüber<br />

massenmedialen Aufklärungskampagnen wenig aufgeschlossen<br />

sind. Das Verhältnis zum Betriebsarzt<br />

ist meist von Vertrauen und Offenheit geprägt. Dies<br />

nutzt die <strong>Deutsche</strong> Krebs hilfe, um ihre Botschaften<br />

an den „point of sale“ zu transportieren. Das speziell<br />

auf Betriebs ärzte und Unternehmen zugeschnittene<br />

Informationsmaterial findet ebenso großen Anklang<br />

wie die Seminare für Betriebs- und Werksärzte, die<br />

zum Teil in der Fort- und Weiterbildungseinrichtung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>, der Dr. Mildred Scheel<br />

Akademie, ange boten werden.<br />

Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse kann<br />

das individuelle Krebsrisiko senken.


48 HELFEN | FORSCHEN | iNFoRMiEREN<br />

FRÜh ERKANNt – hEiLBAR?<br />

Das Leben kann nie Sicherheit geben, sondern nur Chancen anbieten. Zum Glück<br />

lassen sich manche Gefahren, die im Verborgenen lauern, frühzeitig entdecken.<br />

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt – das gilt zumindest für einige Krebserkrankungen.<br />

Vorbeugung ist wichtig – aber auch wer gesund lebt,<br />

kann an Krebs erkranken. Je früher ein Tumor erkannt<br />

wird, desto größer sind zumeist die Heilungschancen.<br />

Früherkennungsmaßnahmen gibt es für Frauen<br />

ab 20 Jahren, für Männer ab 35 für die so genannten<br />

Massen-Tumoren: Brust-, Haut-, Darm-, Prostata- und<br />

Gebärmutterhalskrebs. Für andere Krebserkrankungen<br />

zeichnen sich Ansätze ab. Das gesetzliche<br />

Krebs-Früherkennungsprogramm hat sich seit seinem<br />

Beginn Anfang der 1970-er Jahre kontinuierlich erweitert<br />

und wurde anhand von wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen angepasst.<br />

Zuletzt hat ein erfolgreiches Modellprojekt in<br />

Schleswig-Holstein – in Zusammenarbeit der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong> und der Arbeitsgemeinschaft<br />

Dermatologische Prävention – dazu beigetragen,<br />

dass die Hautkrebs-Früherkennung für Menschen<br />

ab 35 alle zwei Jahre von den gesetzlichen Krankenkassen<br />

übernommen wird. Die speziell geschulten<br />

und zertifizierten Ärzte sollen zusätzlich ihre Patienten<br />

auch über ihren Hauttyp und den richtigen<br />

Umgang mit UV-Strahlung aufklären. Bisher nehmen<br />

etwa 30 Prozent der Anspruchsberechtigten das<br />

Angebot wahr.<br />

informieren. Nachdenken. Entscheiden.<br />

Krebs-Früherkennungsuntersuchungen haben das<br />

Ziel, Tumoren möglichst in frühen Stadien ihrer<br />

Entwicklung aufzuspüren. Frühe Stadien lassen sich<br />

zumeist schonender und erfolgreicher behandeln als<br />

späte Stadien, in denen möglicherweise sogar schon<br />

Metastasen entstanden sind. Dieses Prinzip leuchtet<br />

ein – und doch werden Früherkennungsuntersuchungen<br />

durchaus kritisch betrachtet, denn sie können<br />

auch Nachteile haben.<br />

Dazu gehören: falsch-negative beziehungsweise<br />

falsch-positive Ergebnisse, einhergehend mit dem<br />

Problem der Überdiagnostik, oder eventuelle Beeinträchtigungen<br />

durch die Früherkennungsuntersuchung.<br />

Es ist also sinnvoll, für jedes Verfahren<br />

günstige und möglicherweise schädliche Auswirkungen<br />

gegeneinander abzuwägen. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> informiert umfassend über die Vor- und<br />

Nachteile der gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen<br />

und spricht dabei auch Empfehlungen<br />

aus. Vor allem rät sie jedem, der am Früherkennungsprogramm<br />

teilnehmen kann, sich selbst ein Bild zu<br />

machen, um – gegebenenfalls gemeinsam mit dem<br />

Arzt – eine individuelle Entscheidung für oder gegen<br />

die Teilnahme zu treffen.<br />

Der Fachausschuss ʻKrebs-Früherkennungʼ der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong> hat sich zum Ziel gesetzt, Strategien<br />

zur Verbesserung des Krebs-Früherkennungsprogramms<br />

zu erarbeiten. Künftige Herausforderungen<br />

hat er in einem Aktionsplan definiert: In den nächsten<br />

Wenn in jeder Generation einer Familie Krebserkrankungen<br />

auftreten, liegt möglicherweise ein familiäres Risiko vor. Die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> bietet dazu Beratung und Hilfe an.<br />

Jahren sollen Forschung, Modellprojekte und entsprechende<br />

Informations- und Aufklärungsmaßnahmen<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> die Krebs-Früherkennung<br />

weiter voranbringen, gegebenenfalls begleitet<br />

von gesundheitspolitischen Aktivitäten.<br />

Erbliche Krebserkrankungen<br />

Experten gehen davon aus, dass etwa fünf bis zehn<br />

Prozent aller Betroffenen die Anlage, an Krebs zu<br />

erkranken, von Vater oder Mutter geerbt haben.<br />

Sie selbst können diese Veranlagung wiederum an<br />

ihre Kinder weitergeben. Bisher wurden genetische<br />

HELFEN | FORSCHEN | iNFoRMiEREN 49<br />

Veränderungen bei Darm-, Gebärmutter-, Schilddrüsen-,<br />

Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs<br />

identifiziert, ebenso beim Retinoblastom – einer<br />

Krebserkrankung des Auges – und bei Brustkrebs,<br />

dem häufigsten bösartigen Tumor bei Frauen.<br />

Um welche Krebsart es sich auch handeln mag: Wer<br />

befürchtet, eine solche „Zeitbombe“ in sich zu<br />

tragen, braucht Hilfe und Beratung. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Krebshilfe</strong> hat fast 32,5 Millionen Euro für bundesweite<br />

wissenschaftliche Verbundprojekte und<br />

Zentren für erbliche Krebserkrankungen aufgebracht.<br />

In zwölf Beratungszentren für „Familiären Brust- und<br />

Eierstockkrebs“ sowie in sechs Zentren für erblich<br />

bedingten Darmkrebs beraten und betreuen Vertreter<br />

der jeweiligen Fachdisziplinen Mitglieder aus Risikofamilien<br />

interdisziplinär. Engmaschige Kontrolluntersuchungen<br />

gewährleisten, dass mögliche Tumoren<br />

frühzeitig entdeckt und entfernt werden. Eine langfristige<br />

psychologische Begleitung der Betroffenen<br />

gehört zu diesem Früherkennungsprogramm zwingend<br />

dazu. Sie soll helfen, Angst zu bewältigen und<br />

positive Lebensstrategien zu entwickeln.<br />

Die Erfolge dieser Fördermaßnahmen waren so überzeugend,<br />

dass die Krankenkassen Teile der Leistungen<br />

bereits in die Regelfinanzierung übernommen<br />

haben.


50 HELFEN | FORSCHEN | iNFoRMiEREN HELFEN | FORSCHEN | iNFoRMiEREN 51<br />

WiSSEN, DAS hiLFt<br />

Die vielfältigen Informationsmaterialien der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong> gibt es kostenlos und stets aktuell.<br />

Wer neutrale und unabhängige Informationen über<br />

Krebserkrankungen sucht, findet sie bei der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong>. Selbstverständlich kostenlos.<br />

Diagnostik, Therapie und Nachsorge einzelner<br />

Krebsarten oder übergeordnete Themen wie Kinderwunsch,<br />

Schmerzen, Palliativmedizin oder Sozialleistungen:<br />

Die Broschürenserie „Die blauen Ratgeber“,<br />

die stetig erweitert und aktualisiert wird, erläutert<br />

alles in allgemeinverständlicher Sprache.<br />

Faltblätter und Broschüren zur Krebs-Prävention zeigen,<br />

wie leicht eine gesunde Lebensweise im Alltag<br />

umzusetzen ist. Ernährung, Bewegung, Nichtrauchen<br />

und UV-Schutz bieten gute Ansatzpunkte, wie jeder<br />

sein persönliches Risiko, an Krebs zu erkranken,<br />

reduzieren kann.<br />

Ergänzend zu den blauen Ratgebern produziert die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> „Die blaue DVD“. Bei diesen<br />

Patien ten-Informationsfilmen gehen sachlich-medi-<br />

zinische Informationen Hand in Hand mit einfühl-<br />

samen, sehr persönlichen Aussagen Betroffener<br />

und Angehöriger.<br />

Seit 2006 produziert die <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> ein<br />

eigenes TV-Magazin mit dem Titel „in vivo“. Die einzelnen<br />

Beiträge dieser Sendung stehen im Internet<br />

auf den Seiten der <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong> sowie im<br />

Video-Portal www.youtube.de. Darüber hinaus gibt<br />

es alle Sendungen sowie thematisch sortierte Beiträge<br />

kostenlos auf DVD.<br />

Das „Magazin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>“ informiert<br />

die Spenderinnen und Spender der gemeinnützigen<br />

Organisation vierteljährlich über die Verwendung der<br />

ihr anvertrauten Mittel.<br />

Unter www.krebshilfe.de finden interessierte Internet-User<br />

Informationen über die Leistungen und<br />

Angebote der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong> – entsprechend<br />

den Aufgabengebieten „Helfen. Forschen. Informieren.“<br />

Wer möchte, kann hier auch online spenden<br />

oder Benefiz-Produkte kaufen.<br />

MuLtipLiKAtoR<br />

Mit AtMoSphäRE<br />

Die Dr. Mildred Scheel Akademie in Köln bietet Fortbildungen<br />

für Ärzte, Schwestern und Pfleger, aber<br />

auch Seminare für Betroffene und Angehörige an.<br />

Die Dr. Mildred Scheel Akademie für Forschung und<br />

Bildung auf dem Gelände der Kölner Universitätskliniken<br />

ist ein Ort der Fortbildung. Hinter dieser<br />

Einrichtung steht eine ganz besondere Philosophie:<br />

die (Für-)Sorge für krebskranke Menschen und alle,<br />

die tagtäglich mit ihnen zu tun haben.<br />

Gegründet wurde die Akademie im Jahr 1992 von der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Krebshilfe</strong>. Untergebracht im Dr. Mildred<br />

Scheel Haus für palliative Therapie strahlen die<br />

Räumlichkeiten eine besondere Atmosphäre der Ruhe,<br />

der Konzentration und (Selbst-)Besinnung aus. Der<br />

große, grüne Innenhof ist gleichzeitig ein Symbol<br />

der Lebensfreude.<br />

Einer der Schwerpunkte der Dr. Mildred Scheel<br />

Akademie ist, den Gedanken der Palliativmedizin in<br />

Deutschland zu verbreiten. Unabdingbar dafür: die<br />

palliativmedizinische Kompetenz von Ärzten, Medizinstudenten<br />

und Pflegepersonal zu steigern. Dazu<br />

dienen zertifizierte Fortbildungen in „Palliative Care“<br />

und Hospizpflege für Krankenschwestern, Krankenund<br />

Altenpfleger.<br />

Aber das Seminarangebot ist weit vielfältiger: Konflikt-<br />

und Stressbewältigung für Angehörige, Verarbeitungsstrategien<br />

für den Umgang mit der Krankheit<br />

und den Kranken, Gesundheitstraining, Trauer- und<br />

Sterbebegleitung, Krankheit und Lebensgestaltung,<br />

Kommunikationstraining, Ärztetagungen zu verschiedenen<br />

Krebsarten. Seit 2005 werden auch Betriebsund<br />

Werksärzte über spezielle Themen der Krebs-<br />

Prävention weitergebildet – in enger Kooperation mit<br />

dem Verband der Betriebs- und Werksärzte.<br />

So unterschiedlich wie die Seminarinhalte sind die<br />

Teilnehmer: Betroffene, Angehörige, Ärzte, Pflegepersonal<br />

oder Mitarbeiter von Krebsberatungsstellen,<br />

Leiter von Selbsthilfegruppen, Seelsorger,<br />

Psychotherapeuten, Studenten und allgemein an den<br />

Veranstaltungen interessierte Bürger.<br />

Über 1.600 ein- oder mehrtägige Seminare und Fortbildungsveranstaltungen<br />

haben bisher ausgesprochen<br />

positive Resonanz gefunden. Die Teilnehmerzahl<br />

von mehr als 42.000 belegt dies eindrucksvoll,<br />

zeigt aber auch, wie groß der Bedarf für die Ange -<br />

bote ist.<br />

Auf Initiative und durch Förderung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Krebshilfe</strong> entstanden in Deutschland weitere Akademien<br />

– gezielt für palliativmedizinische Inhalte: am<br />

Malteser Krankenhaus in Bonn, am Klinikum Großhadern<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

sowie am St. Joseph Stift in Dresden. Alle drei kooperieren<br />

eng mit der Kölner Einrichtung.<br />

Die Krankheit zusammen verarbeiten – auch das gehört zum<br />

Seminarangebot der Dr. Mildred Scheel Akademie.


Diese Druckschrift ist nicht zum Verkauf bestimmt.<br />

Nachdruck, Wiedergabe, Vervielfältigung und Verbreitung<br />

gleich welcher Art – auch auszugsweise – bedürfen<br />

der schriftlichen Genehmigung des Herausgebers.<br />

Alle Grafiken, Illustrationen und Bilder sind urheberrechtlich<br />

geschützt und dürfen nicht ohne Genehmigung<br />

des Herausgebers verwendet werden.<br />

„<strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong>” ist eine eingetragene Marke<br />

(DPMA Nr. 396 39 375).<br />

Bildnachweis: Archivbilder <strong>Deutsche</strong> <strong>Krebshilfe</strong>,<br />

picture-alliance / dpa, Nora Bibel, Piet Truhlar


Spendenkonto 82 82 82<br />

Kreissparkasse Köln<br />

BLZ 370 502 99<br />

Commerzbank AG<br />

Konto Nr. 269 100 000<br />

BLZ 370 800 40<br />

Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG<br />

Konto Nr. 2 009 090 013<br />

BLZ 380 601 86<br />

ISSN 1617-8629

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