Zahnärztliche Berufsausbildung - Zahnärztekammer Bremen
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Ehrenamt zu vergeben<br />
„Papierlose“ versorgen<br />
Für die Stadt <strong>Bremen</strong> gibt es<br />
keine verlässlichen Informationen<br />
über die Zahl von Menschen,<br />
die sich dauerhaft ohne Aufenthaltspapiere<br />
hier aufh alten. Sicher<br />
erscheint lediglich, dass eine<br />
vierstellige Zahl von Migranten,<br />
sogenannte Papierlose, unter den<br />
Bedingungen der aufenthaltsrechtlichen<br />
Illegalität in <strong>Bremen</strong><br />
leben. Dabei geht ein noch nicht<br />
veröffentlichter Bericht von<br />
MediNetz <strong>Bremen</strong> von etwa<br />
4.000 Papierlosen in <strong>Bremen</strong> aus.<br />
Menschen ohne Papiere sind<br />
Personen, die nicht die deutsche<br />
Staatsangehörigkeit haben und<br />
sich auch nicht auf Grund einer<br />
Aufenthaltserlaubnis in Deutschland<br />
aufh alten dürfen.<br />
Aber auch ohne legalen Aufenthaltsstatus<br />
haben diese Menschen<br />
formal das Recht auf eine Gesundheitsversorgung,<br />
die sich auf dem<br />
Niveau des Asylbewerberleistungsgesetzes<br />
bewegt. Doch die Inanspruchnahme<br />
dieses Rechts wird<br />
faktisch durch die Meldepfl icht<br />
öff entlicher Stellen verhindert. So<br />
kommt es nach übereinstimmender<br />
Aussage von Verfassern mehrerer<br />
Studien in deutschen Großstädten<br />
zu vermeidbaren Gesundheitsbelastungen<br />
und Schäden von Menschen<br />
ohne Papiere. Eine Studie des<br />
deutschen Instituts für Menschenrechte<br />
vom November 2007 zum<br />
Recht von Menschen ohne Papiere<br />
auf Gesundheit legt dar, dass das<br />
„Menschenrecht auf Gesundheit“<br />
für jegliche staatliche Körperschaft<br />
als praktisch handlungsleitend<br />
angesehen werden muss. Dabei<br />
kommt dem Gesundheitsamt<br />
<strong>Bremen</strong> wegen seines subsidiären,<br />
sozialkompensatorischen – aber<br />
auch infektionsmedizinischen –<br />
Auft rags in diesem Zusammenhang<br />
eine zentrale Rolle bei der Bearbeitung<br />
des Th emas zu.<br />
02 / 2010<br />
Auch in vielen anderen deutschen<br />
Großstädten existieren Initiativen,<br />
die sich dem politisch ungeklärten<br />
Problem der Gesundheitssicherung<br />
Papierloser widmen. Gemeinsam<br />
ist diesen bürgerschaft lichen oder<br />
wohlfahrtsverbandlichen Ansätzen,<br />
dass sie unzureichend politisch<br />
verankert und auf Spenden angewiesen<br />
sind.<br />
In <strong>Bremen</strong> gibt es seit mehreren<br />
Jahren die Initiative MediNetz <strong>Bremen</strong>,<br />
die Papierlosen Wege zu mit<br />
ihr kooperierenden Ärzten aufzeigt.<br />
Alle Initiativen und Angebote für<br />
Papierlose bewegen sich dabei vor<br />
dem Hintergrund des geltenden<br />
Aufenthaltsrechts,<br />
dass in<br />
den §§ 87 und 88<br />
Aufenthaltsgesetz<br />
Regelungen<br />
zur Mitteilung<br />
von Papierlosen<br />
an Ausländerbehörden<br />
enthält. Das<br />
Gesundheitsamt<br />
<strong>Bremen</strong><br />
strebt deswegen für <strong>Bremen</strong> eine<br />
Lösung an, die einerseits für die<br />
Beteiligten an einem möglichen<br />
Projekt gesetzeskonform ist und<br />
andererseits den Anspruch auf<br />
medizinische Behandlung einlöst.<br />
In <strong>Bremen</strong> gibt es seitens des kommunalen<br />
öff entlichen Gesundheitsdienstes<br />
jahrelange Erfahrungen<br />
in der medizinischen Versorgung<br />
von Menschen mit unsicherem<br />
Aufenthaltsstatus.<br />
Diese Erfahrung ist für ein neues<br />
Angebot zur Gesundheitssicherung<br />
von Papierlosen unverzichtbar und<br />
kann hervorragend genutzt werden.<br />
Das Gesundheitsamt führt neben<br />
dem bestehenden und gesetzlich<br />
verpfl ichtenden Gesundheitsprogramm<br />
für Flüchtlinge, Asylbewerber<br />
und Aussiedler eine „humanitäre<br />
Sprechstunde“ durch.<br />
<strong>Zahnärztliche</strong> Berufsausübung und Recht<br />
Angesprochen für diese<br />
ehrenamtliche Aufgabe der<br />
Behandlung papierloser Menschen<br />
sollten sich Zahnärzte<br />
fühlen, die über eine ärztliche<br />
Qualifi kation hinausgehende,<br />
interkulturelle medizinische<br />
Handlungskompetenz<br />
verfügen.<br />
Unter Nutzung der personellen und<br />
sachlichen Ressourcen des Gesundheitsamtes<br />
wird eine regelmäßige<br />
ärztliche Primärversorgung für<br />
Menschen ohne Aufenthaltsstatus<br />
eingerichtet. Die humanitäre<br />
Sprechstunde ist projekthaft für<br />
zunächst drei Jahre eingeführt. Aus<br />
der Bewertung des Rechtsreferates<br />
Gesundheit geht dabei hervor, dass<br />
eine Ansiedlung der humanitären<br />
Sprechstunde den gesetzlichen<br />
Anforderungen von § 87 in Verbindung<br />
mit § 88 Aufenthaltsgesetz<br />
nicht wiederspricht. Zum gleichen<br />
Ergebnis war auch das Sozialreferat<br />
der Stadt München gekommen. Die<br />
Sprechstunde fi ndet möglichst in<br />
den Räumlichkeiten<br />
des Referats<br />
Migration<br />
und Gesundheit<br />
im Gesundheitsamt<br />
<strong>Bremen</strong><br />
oder an einem<br />
anderen dem<br />
Gesundheitsamt<br />
zur Verfügung<br />
stehenden<br />
Standort statt.<br />
Zwei Ärzte des Gesundheitsamtes<br />
mit Migrationshintergrund<br />
und langjähriger interkultureller<br />
medizinischer Kompetenz bieten<br />
gesundheitliche Beratung und<br />
Diag nostik zweimal wöchentlich<br />
für je zwei Stunden an.<br />
Die humanitäre Sprechstunde im<br />
Gesundheitsamt ist nicht geeignet<br />
zur Behandlung sehr kostenintensiver<br />
oder medizinisch hochkomplexer<br />
Gesundheitsprobleme. Mit<br />
dem Amt für soziale Dienste wird<br />
eine globale Abrechnung der anfallenden<br />
Medikamentenkosten analog<br />
zum Gesundheitsprogramm des<br />
Referats Migration und Gesundheit<br />
angestrebt. Die Nutzerinnen und<br />
Nutzer der Sprechstunde beteiligen<br />
sich an der Finanzierung der an<br />
ihnen erbrachten Dienstleistungen<br />
im Rahmen ihrer Möglichkeiten.<br />
Jetzt strebt das Gesundheitsamt<br />
<strong>Bremen</strong> den Abschluss von Kooperationsvereinbarungen<br />
mit<br />
ambulanten und stationären<br />
Leistungserbringern an, um eine<br />
Behandlung der erfahrungsgemäß<br />
häufi gsten Gesundheitsprobleme<br />
von Menschen ohne Papiere (z. B.<br />
Geburten, Mundgesundheit) für<br />
diese kostengünstig anbieten zu<br />
können.<br />
Gerne würde das Gesundheitsamt<br />
<strong>Bremen</strong> mit einzelnen Zahnarztpraxen<br />
eine solche Kooperationsvereinbarung<br />
zur zahnmedizinischen<br />
Erstversorgung papierloser<br />
Menschen für einen Festbetrag<br />
von 40,– € pro Fall abschließen.<br />
Zahnmedizinische Erstversorgung<br />
bedeutet dabei, dass eben keine<br />
Rundum-Versorgung angestrebt<br />
wird und auch keine Prothetik.<br />
Angesprochen für diese ehrenamtliche<br />
Aufgabe der Behandlung<br />
papierloser Menschen sollten sich<br />
Zahnärzte fühlen, die über eine<br />
ärztliche Qualifi kation hinausgehende,<br />
interkulturelle medizinische<br />
Handlungskompetenz verfügen.<br />
Sofern Sie Interesse an einer solchen<br />
ehrenamtlichen Tätigkeit<br />
in <strong>Bremen</strong> haben, melden sie sich<br />
bitte bei Nicole Prüßner, Tel. 0421<br />
33303-22, von der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Bremen</strong>. Nicole Prüßner gibt<br />
Ihnen gerne weitere Auskünft e zu<br />
diesem Th ema.<br />
Auch der Vorstand der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Bremen</strong> hält es für wichtig,<br />
dass sich möglichst viele Kollegen<br />
bereit erklären, dieses humanitäre<br />
Projekt mehr oder weniger zu unterstützen.<br />
<strong>Bremen</strong> sollte hier dem<br />
guten Beispiel der Großstädte<br />
Frankfurt und München folgen,<br />
die ein solches Behandlungsnetz<br />
bereits aufgebaut haben. (jb)<br />
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