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Magen- und Adenokarzinome des ösophagogastralen Übergangs ...

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LeitthemaTab. 1 Endpunkte der Phase-III-Studien zur neoadjuvanten (perioperativen) Chemotherapie<strong>des</strong> <strong>Magen</strong>sEtablierte Prinzipiender neoadjuvanten Therapie<strong>Magen</strong>karzinomMAGICCunningham et al. [4]FNCLCC/FFCDYchou et al. [45]EORTC 40954Schuhmacher et al. [29]CTX CHIR CTX CHIR CTX CHIRAnteil operierter Patienten 92% 96% 96% 99% 96% 94%Postoperative Komplikationen 46% 45% 26% 19% 27% 16%Postoperative Letalität 6% 6% 5% 4% 4% 2%R0-Resektions-Rate a 79% 70% 87% 74% 82% 67%(y)pT0/1/2-Status 52% 37% 42% 32% 66% 50%(y)pN0-Status 31% 27% 33% 20% 39% 19%Überleben (Hazard Ratio)0,75 (95%-KI:0,60; 0,93)0,69 (95%-KI:0,50; 0,96)0,84 (95%-KI: 0,52; 1,35)aIn MAGIC [4] kurative Resektion nach Einschätzung <strong>des</strong> Operateurs, nicht nach histopathologischem Bef<strong>und</strong>.CTX neoadjuvanter Chemotherapiestudienarm, CHIR Chirurgie-alleine-Studienarm, KI Konfidenzintervall.Beim <strong>Magen</strong>karzinom wurde in jüngsterZeit durch drei randomisierte Studien derStellenwert der neoadjuvanten Chemotherapieauf hohem Evidenzlevel geklärt[4, 29, 45]. Eine perioperative (also bereitspräoperativ/neoadjuvant begonnene <strong>und</strong>ggf. postoperativ fortgesetzte) Chemotherapieführt zu einer Verbesserung <strong>des</strong>Gesamtüberlebens <strong>und</strong> aller oben dargestelltenHauptzielkriterien (. Tab. 1). Inder randomisierten französischen Studie[45] konnte dargestellt werden, dass dieVerbesserung der Gesamtprognose amstärksten über eine Senkung der Rate anFernrezidiven zu erklären ist. Unklar istbislang, inwieweit nach vorausgegangenerneoadjuvanter Therapie postoperativdie Fortführung der Chemotherapie Vorteilebringt. In zwei der drei zitierten Studien[4, 45] war die postoperative Therapienach Studienplan vorgesehen, wurdeaber nur in etwa 40% der Patienten protokollgerechtin die Wege geleitet bzw. zuEnde geführt.Hauptkritikpunkte bei den beiden größerenStudien aus Großbritannien <strong>und</strong>Frankreich ist, dass sog. Mischkollektivebehandelt wurden, also die Selektionskriteriensowohl den Einschluss von AEG alsauch von <strong>Magen</strong>karzinomen erlaubte. DieDiagnostik umfasste weder obligat einenendoskopischen Ultraschall noch eine Laparoskopie,was die Genauigkeit <strong>des</strong> Stagingsdeutlich vermindert. Die chirurgische<strong>und</strong> pathologische Qualitätskontrollewar ebenfalls gering. Somit bilden diesebeiden Studien wahrscheinlich nicht dasErgebnis ab, welches bei optimaler Patientenselektion<strong>und</strong> Therapiesteuerungerreicht werden könnte.Die unter dem Dach der European Organizationof Research and Treatment ofCancer (EORTC) <strong>und</strong> überwiegend anzwei sehr erfahrenen universitären Zentrenin Deutschland (München <strong>und</strong> Berlin)durchgeführte randomisierte StudieEORTC 40954 hat die genannten methodischenSchwächen nicht. Im Unterschiedzu den beiden erstgenannten Studienprüfte sie einen rein präoperativneoadjuvantenAnsatz [29]. Trotz eingehenderdiagnostischer Maßnahmen (einschließlichEndosonographie <strong>und</strong> Laparoskopie)in jeweils erfahrenster Hand offenbartaber auch diese Studie die Schwächeneiner neoadjuvanten Therapie:F Die Genauigkeit im Staging war gering:50% der Tumoren wurde mitBlick auf die T-Kategorie falsch eingeschätzt(Einschlusskriterium uT3/T4; tatsächlicher Anteil im alleinigenChirurgie-Arm pT1 6%, pT2 44%!).F Nur 45 von 72 Patienten im neoadjuvantenChemotherapiearm (geplant12 Wochen) erhielten die Behandlungprotokollgerecht über die gesamteZeit.Dennoch stellen die drei randomisiertenStudien MAGIC, FNCLCC/FFCD<strong>und</strong> EORTC 40954 derzeit im westlichenEuropa die beste Evidenz zur Verbesserungder kurativen Therapie <strong>des</strong> <strong>Magen</strong>karzinomsdar. Die jüngst publiziertendeutschen S3-Leitlinien kommen <strong>des</strong>halbauch zu folgender evidenzbasierter Empfehlung[11, 22]:Bei lokalisiertem <strong>Magen</strong>karzinom der KategorienuT3 <strong>und</strong> resektablen uT4-Tumoren„sollte/soll“ eine perioperative Chemotherapiedurchgeführt, d. h. präoperativ begonnen<strong>und</strong> postoperativ fortgesetzt werden(Empfehlungsgrad A/B, Evidenzlevel1b). Bei lokalisierten <strong>Adenokarzinome</strong>n <strong>des</strong><strong>Magen</strong>s oder <strong>ösophagogastralen</strong> <strong>Übergangs</strong>mit Kategorie uT2 kann eine präoperativeChemotherapie durchgeführt <strong>und</strong> postoperativfortgesetzt werden (Empfehlungsgrad0, Evidenzlevel 1b).Die einer neoadjuvanten Therapie vorzuschaltendeDiagnostik soll eine Spiral-CT <strong>des</strong> Thorax <strong>und</strong> Abdomens <strong>und</strong> eineEndo skopie mit endoskopischem Ultraschallumfassen. Eine Laparoskopie kannergänzend durchgeführt werden.Adenokarzinom <strong>des</strong><strong>ösophagogastralen</strong> <strong>Übergangs</strong>Neoadjuvante Therapie wurde beim Ösophaguskarzinomin den Stadien II <strong>und</strong> III,also bei Vorliegen wanddurchdringenderoder -überschreitender Tumoren (≥ T3-Kategorie) sowie bei klinischen Hinweisenauf nodale Beteiligung geprüft. DieStudien weisen eine große Heterogenitätauf: Trotz der Unterschiedlichkeit in derBiologie <strong>und</strong> im Verlauf wurden häufigsowohl Platten- als auch <strong>Adenokarzinome</strong><strong>und</strong> innerhalb der letztgenannten GruppeBarrettkarzinome (AEG Typ I nachSiewert) <strong>und</strong> andere kardianahe <strong>Adenokarzinome</strong>(AEG Typ II–III nach Siewert)rekrutiert; das Staging war meistens ungenau,sodass nicht klar ist, welche Stadientatsächlich behandelt wurden; die eingesetztenTherapieverfahren weisen hinsichtlichder Wahl der Medikamente, derDauer der Therapie <strong>und</strong> der ggf. zusätzlicherfolgten Strahlentherapie (Dosis <strong>und</strong>Volumina) große Unterschiede auf. Darüberhinaus sind viele der Studien deutlichzu klein („unterpowered“) <strong>und</strong> konnten<strong>des</strong>halb die gewählten Zielkriterien statistischnicht belegen. Dementsprechendfielen die Ergebnisse der Studien höchstwidersprüchlich aus <strong>und</strong> es herrschte Unsicherheit,bis in jüngerer Zeit Metaanalysen<strong>und</strong> umfassende Reviews eine gewisseOrientierung ermöglichten [6, 19, 32]:970 | Der Chirurg 11 · 2011

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