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Die Crowd in der Medienproduktion - Liebe Surferin, lieber Surfer ...

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No. IV / 2013ONLINE-ZEITSCHRIFT FÜR WISSENSCHAFT UND PRAXISedienproduktion<strong>Die</strong> <strong>Crowd</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Medienproduktion</strong>


InhaltEditorial 3von Oliver KlosaAugmented Reality und Pr<strong>in</strong>tmedien 4von Marion Rose und Dom<strong>in</strong>ic Fehl<strong>in</strong>gFernsehen trifft Social Media 7Was Social TV für Produktionsunternehmen bedeutetvon Beate Schnei<strong>der</strong> und Christopher BuschowZukunft des Fernsehens 10Goldene Zeiten trotz Umbruch?von Bertram GugelFilmproduktion 2.0 12Potentielle E<strong>in</strong>flüsse auf Content, Technik & Organisation durch die externen Faktoren<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g & <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>gvon Carlo Märzke und Marius Lohmann<strong>Die</strong> Produktion barrierefreier Filme 21E<strong>in</strong> Interview mit Fabian Schmidtvon Katja NörthenMetadaten als Erfolgsfaktor <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Medienproduktion</strong> 23Automatische Erschließung von Multimedia-Daten mit MediaGrid-Technologienvon Sebastian Kirch und Michael EbleImpressum 262


Abb. 2: Objektbezogene AR, Modelldarstellung2. Augmented Pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>gAugmented Pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g (AP) wird hier als Oberbegriffdes AR-E<strong>in</strong>satzes für alle Formen <strong>der</strong> Erweiterungdes Pr<strong>in</strong>tmediums verwendet. E<strong>in</strong>e Typisierung desAugmented Pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g kann wie folgt vorgenommenwerden:2.1 AP <strong>in</strong> Advertis<strong>in</strong>gMit AP wird Pr<strong>in</strong>twerbung um e<strong>in</strong>e neue Dimension<strong>der</strong> Kundenansprache ergänzt und kann so zurAktivierung des Lesers beitragen, sodass Aktionen– wie die Interaktion mit virtuellen Objekten übere<strong>in</strong>en Website-Aufruf – häufiger ausgelöst werdenals durch konventionelle Anzeigen [1]. Dass dieseInteraktion mit <strong>der</strong> Werbung neben positiven Effektenaufs Brand<strong>in</strong>g auch zu Mehrwerten beim Kundenführen können, zeigt IKEAs 2014er Katalog, <strong>der</strong> esKunden ermöglicht, Möbel vor dem eigentlichen Kauf<strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Wohnung virtuell zu positionieren.2.2 AP <strong>in</strong> Enterta<strong>in</strong>mentIn Büchern erzählte Geschichten werden imGeiste <strong>der</strong> Leser durch <strong>in</strong>dividuell konstruierteAbbildungen von Personen, Objekten und Räumenzum Leben erweckt. AP greift <strong>der</strong> eigenen Fantasievor, <strong>in</strong>dem statischen Texten durch dynamischeInhalte zusätzliches Leben e<strong>in</strong>gehaucht wird – z. B.bei literarischen Klassikern wie Moby Dick [2] o<strong>der</strong><strong>in</strong>teraktiven Spielumgebungen wie dem Won<strong>der</strong>book[3].2.3 AP <strong>in</strong> EducationBis jedes K<strong>in</strong>d statt mit Büchern mit e<strong>in</strong>em Tabletlernen wird, dürfte noch e<strong>in</strong>ige Zeit vergehen.Schulbuchverlage können durch AP aber schonheute Mehrwerte schaffen, die das konventionelleLernen um e<strong>in</strong>e neue Dimension erweitern, <strong>in</strong>demz. B. neben dem gedruckten Wort im Englisch-Lehrbuch auch das gesprochene Wort e<strong>in</strong>gebundenwird [4]. Multimodale und multimediale didaktischeLern<strong>in</strong>halte können so zu neuen Lehr- undLernformen führen.3. Augmented Pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Medienproduktion</strong>Jess Butcher, Gründungsdirektor<strong>in</strong> und CMO <strong>der</strong>AR Plattform blippar.com, bezeichnet den E<strong>in</strong>satzvon AR <strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>tmedien als „Harry Potterification“[5], da wie im namensgebenden Werk Kunstwerkeund Drucksachen zum Leben erweckt werden– auch wenn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität noch Smartphonesund Tablets benötigt werden um dies sichtbar zumachen. Den Mehrwert von AP sieht Butcher vorallem <strong>in</strong> zusätzlichen digitalen Informationen,Enterta<strong>in</strong>ment o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong> schnellen Interaktionsmöglichkeitenwie die oben aufgeführten Beispielezeigen. Auch die Aktualität von Pr<strong>in</strong>tproduktenkann erhöht werden, <strong>in</strong>dem die digital h<strong>in</strong>terlegtenInformationen regelmäßig angepasst werden,was beispielsweise bei Katalogen <strong>in</strong>teressantist, <strong>in</strong>dem zeitlich befristete Angebote o<strong>der</strong> neueVarianten digital angepasst werden können, dasAusgangsmedium „Pr<strong>in</strong>tkatalog“ aber unverän<strong>der</strong>tbleibt.Aber auch die digitalen Medien profitieren vomAugmented Pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g, beispielsweise durch dasvergleichsweise hohe Rea<strong>der</strong> Engagement. Dabeikann das erweiterte Pr<strong>in</strong>tmedium e<strong>in</strong>e „Push-Wirkung“ entfalten, die den potenziellen Kunden<strong>in</strong>itial aufmerksam macht und anschließend <strong>in</strong>e<strong>in</strong> digitales Angebot überführt. Daraus ergebensich Synergien zwischen AR und Pr<strong>in</strong>tmedien, dieMedienproduzenten strategisch nutzen können.3.1 Anfor<strong>der</strong>ungen an MedienproduzentenInsbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>ige Verlage haben bereitspositive Erfahrungen mit AR <strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>tmediengemacht. „First-Mover“ warnen aber vor „One-Shot-Aktionen“, die sowohl bei Lesern schnell<strong>in</strong> Vergessenheit geraten, als auch e<strong>in</strong>en hohenAufwand für Konzeption, Projektmanagement,Investitionen <strong>in</strong> die <strong>Medienproduktion</strong> undMarket<strong>in</strong>g auslösen, <strong>der</strong> sich aber nurlangfristig rechnet.5


Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund muss die Konzeption vonAugmented Pr<strong>in</strong>t Projekten beson<strong>der</strong>s sorgfältiggeplant werden. Zielgruppen- und Machbarkeitsanalysens<strong>in</strong>d ebenso notwendig wie dieAnalyse und Auswahl <strong>der</strong> Partner für die MedienundInhaltsproduktion, mit beson<strong>der</strong>em Blick auf dieErstellung von multimedialen, dynamischen und<strong>in</strong>teraktiven Inhalten.3.2 Anfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>Medienproduktion</strong>Der Wandel von e<strong>in</strong>er re<strong>in</strong>en Pr<strong>in</strong>t- <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Medienproduktion</strong>erfor<strong>der</strong>t dabei e<strong>in</strong> gewisses Umdenken<strong>in</strong> <strong>der</strong> Prozessorganisation. AP stellt sowohl aufSeiten <strong>der</strong> Inhaltsproduktion (3D-Modelle, Animationen,etc.) als auch auf Seiten <strong>der</strong> Verknüpfungdes physischen Pr<strong>in</strong>tmediums mit den virtuellenInhalten (über e<strong>in</strong>e eigene App o<strong>der</strong> die E<strong>in</strong>richtungvon Kanälen <strong>in</strong> bestehenden Apps wie Junaio)Anfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>Medienproduktion</strong>, die unternehmens<strong>in</strong>ternohne die Schaffung neuer Kompetenzennur schwer zu bewältigen s<strong>in</strong>d. Es bietetsich daher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel an Kooperationen zusuchen, bei denen <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Synergien,z. B. aus dem Verbund von Pr<strong>in</strong>t- und IT-Unternehmen,ausgenutzt werden können, um e<strong>in</strong>e neue Klassean Pr<strong>in</strong>tprodukten zu schaffen und dem LeserMehrwerte zu bieten.4. Literatur[1] Connolly, P., Chambers, C., Eagleson, E., Matthews, D., &Rogers, T. (2010). Augmented Reality Effectiveness <strong>in</strong>Advertis<strong>in</strong>g. In 65th Midyear Conference on Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gDesign Graphics Division of ASEE, Oct 3-6, Houghton,Michigan.[2] Farr, C. (2012). 2-D books are over: Augmentedreality breathes new life <strong>in</strong>to the classics. Abgerufenam 12.09.2013 von http://venturebeat.com/2012/05/19/2-d-books-are-over-augmented-realitybreathes-new-life-<strong>in</strong>to-the-classics/[3] Sony (2012). Won<strong>der</strong>book: Book of Spells. Abgerufen am12.09.2013 von http://us.playstation.com/games/won<strong>der</strong>book-book-of-spells-ps3.html[4] Tokyo Shoseki (2012). New Horizon. Abgerufen am12.09.2013 von http://www.tokyo-shoseki.co.jp/books/miraikei/[5] Butcher, J. (2013). Augmented Reality Is The ‘Harry Potterfication’Of Pr<strong>in</strong>t Media. Abgerufen am 12.09.2013 von http://www.psfk.com/2012/10/jess-butcher-blippar-psfk-londonvideo.html6


Fernsehen trifft Social MediaWas Social TV für Produktionsunternehmen bedeutetvon Beate Schnei<strong>der</strong> und Christopher BuschowProf. Dr.Beate Schnei<strong>der</strong>M.A.Christopher BuschowDas Phänomen Social TV gew<strong>in</strong>nt zunehmend anProm<strong>in</strong>enz. Es geht dabei um die Erweiterung vonSocial Media <strong>in</strong> den Fernsehbereich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, <strong>in</strong>demsich Nutzer vor, während o<strong>der</strong> im Anschluss an dasFernsehen <strong>in</strong> sozialen Netzwerken o<strong>der</strong> entsprechendenPlattformen über die Programm<strong>in</strong>halteaustauschen [1]. Social TV ist e<strong>in</strong>e neue Form <strong>der</strong>TV-Nutzung <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft, die großen E<strong>in</strong>flussauf die Produktion von Fernseh<strong>in</strong>halten besitzt.Der Beitrag gibt e<strong>in</strong>en kurzen Überblick über denwachsenden Social-TV-Markt, stellt Beispiele dar,wie TV-Produktionen von sozialer Interaktion profitierenkönnen, und wagt e<strong>in</strong>en Ausblick.1. Wachstumsmarkt Social TVFernsehen war immer schon e<strong>in</strong>e soziale Veranstaltung,die geme<strong>in</strong>sam erfahren und <strong>in</strong> Anschluss-kommunikationverarbeitet wurde. Daraufdeuten Begriffe h<strong>in</strong> wie <strong>der</strong> „Lagerfeuer-Effekt“ o<strong>der</strong>die Phänomene des „Public View<strong>in</strong>g“ von Sportgroßveranstaltungenund „Co-View<strong>in</strong>g-Partys“,etwa von Cast<strong>in</strong>gshows o<strong>der</strong> Krimiserien („Tatort-Kneipen“). So fand im Jahr 2011 e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> gesamtenprivaten Fernsehnutzung <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>Gesellschaft statt [2]. Auch parallele Interaktionenmit Sendungen – etwa via Rückkanal Telefon – begleitenuns <strong>in</strong> Form von Call-In-Sendungen schonseit Längerem.Neu ist nun aber, dass „fernsehbegleitendes Sprechen“[3] verschriftlicht und (teil)öffentlich publiziertwird. Fernseherleben und kommunikativer Austausch<strong>der</strong> Zuschauer über Onl<strong>in</strong>e-Medien fusionierenso zu Social TV – Fernsehen wird damit sozialer.Joel Lunenfeld, Vice President Global BrandStrategy bei Twitter, nennt die prosperierendeSocial-Media-Kommunikation den „Social Soundtrack“e<strong>in</strong>er Sendung [4].In die Kommunikation s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>volviert: die Zuschauer,welche sich (aktiv o<strong>der</strong> passiv) an dem sendungsbezogenenAustausch beteiligen, die Fernsehsen<strong>der</strong>und Content-Anbieter bzw. Produzenten,über <strong>der</strong>en Inhalte kommuniziert wird, sowie dieAnbieter <strong>der</strong> Social-Media-Plattformen, <strong>der</strong>en Netzwerkeffektedurch diese neue <strong>in</strong>haltliche Dimensionund <strong>der</strong>en verstärkte Nutzung bereichert werden.Darüber h<strong>in</strong>aus entsteht e<strong>in</strong> relevantes Handlungsfeldfür Werbungtreibende und Hardware-Herstellersowie Start-Ups als e<strong>in</strong>e fünfte Gruppe [1].Von uns im vergangenen Jahr befragte Branchenexpertenerwarten, dass die Parallelnutzung vonFernsehen und Social Media die Rolle des Zuschauersmaßgeblich verän<strong>der</strong>n wird, neue Playerbegünstigt und bestehende Markte<strong>in</strong>trittsbarrierens<strong>in</strong>ken [1]. Dem weltweiten Social-TV-Markt wirde<strong>in</strong> rasantes Wachstum prognostiziert: MarketsandMarkets[5] errechnet, dass <strong>der</strong> globale Marktim Jahr 2017 über 256 Mrd. USD wert se<strong>in</strong> wird.Bisher zeichnet sich allerd<strong>in</strong>gs noch nicht ab,welche Anbieter sich <strong>in</strong> diesem disruptiven Prozessdurchsetzen werden – fest steht nur, dass es diee<strong>in</strong>e Lösung für Social TV heute we<strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschlandnoch im angloamerikanischen Raum gibt.2. Der E<strong>in</strong>fluss von Social TV auf Fernsehproduktionen:Aktuelle BeispieleIn unserer Untersuchung des Social-TV-Marktes hatsich gezeigt, dass die befragten Expert<strong>in</strong>nen undExperten Produktionsunternehmen als Content-Anbieter im Wesentlichen e<strong>in</strong>e Treiberfunktion imMarkt zusprechen (vgl. Abbildung 1). Das ist kaumverwun<strong>der</strong>lich: Relativ früh haben bedeutende Produzentenbegonnen, eigene Abteilungen für die Zusammenführungvon Fernsehen und Social Mediazu schaffen – bei <strong>der</strong> UFA etwa den Bereich „TVmeets New Media“ im UFA Lab.<strong>Die</strong> Produktionsunternehmen richten sich heutestrategisch zumeist zweigleisig aus: E<strong>in</strong>erseitswerden massenkompatible Formate durch sozialeInteraktion <strong>in</strong>krementell aufgewertet. An<strong>der</strong>erseitssetzen die Produzenten auf experimentelle Sendungskonzepte,die e<strong>in</strong>e Vielzahl neuer Elementekomb<strong>in</strong>ieren und austesten.7


Abb 1: Treiber und Bremser im Social-TV-Markt (Frühjahr 2012)(Quelle: Expertene<strong>in</strong>schätzungen auf Basis von n = 34 Experten<strong>in</strong>terviews [1])Seit etwa 2011 ergänzt Social TV zunehmend vorallem massenkompatible Formate im deutschenFernsehen. Insbeson<strong>der</strong>e Sendungen, die sichdurch e<strong>in</strong>e hohe Aktualität (z. B. weil sie live ausgestrahltwerden) und e<strong>in</strong>e hohe emotionale Anspracheauszeichnen, eignen sich nach Me<strong>in</strong>ung<strong>der</strong> befragten Experten für den sozialen Austausch[1]. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ersten Sendungen, die auf soziale Interaktionsetzte, war die Cast<strong>in</strong>gshow „The Voice ofGermany“ (ProSieben/Sat.1). Talpa Media, die dasFormat <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen konzipierte und weltweitvertreibt, hatte <strong>der</strong> Sendung e<strong>in</strong>e 88-seitige„digital bible“ beigelegt, die spezifische Kommunikationsstrategienfür Social Network<strong>in</strong>g Sites be<strong>in</strong>haltet[6]. Über die Netzwerke wurden auch <strong>in</strong>Deutschland mit großem Erfolg etwa zusätzlichesBildmaterial ausgespielt und die Zuschauer undFans untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpft. E<strong>in</strong> von uns befragterExperte sieht die Potenziale e<strong>in</strong>er Verlängerungvon Cast<strong>in</strong>gformaten <strong>in</strong>s Web noch langenicht als erschöpft:„Es gehen die Tendenzen dah<strong>in</strong>, dass ausgeschiedeneTalente e<strong>in</strong>e eigene Onl<strong>in</strong>e-Showkriegen, über die Woche. […]Und <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>ner kriegt dann wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>enPlatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> TV-Show und ist dann haltwie<strong>der</strong> dr<strong>in</strong> – nachdem er im TV rausgeflogenist. Also das s<strong>in</strong>d alles […]Maßnahmen, um das <strong>in</strong>haltlich zu verlängern,um diese Story […] und diesen Spannungsbogeneben über die Woche h<strong>in</strong>wegaufrechtzuerhalten.“ (Experte, TV-Sen<strong>der</strong>)Neben den beson<strong>der</strong>s für Social TV geeignetenSendungen wie Cast<strong>in</strong>g- und Quizshows, Talkformate,TV-Events o<strong>der</strong> Sport werden auch bestimmtefiktionale Formate immer öfter durch soziale Interaktionunterstützt. Wegweisend ist etwa dieScripted-Reality-Soap „Berl<strong>in</strong> – Tag & Nacht“ (RTLII), die nach e<strong>in</strong>em schwachen Start erst durch diebegleitende Facebook-Kommunikation erfolgreichwurde. Heute hat das Format mehr als zweie<strong>in</strong>halbMillionen Fans auf Facebook, parallel stiegen auchdie E<strong>in</strong>schaltquoten [7].Experimentelle Formate dagegen sprechen nurkle<strong>in</strong>e Zuschauerschaften von hoch <strong>in</strong>volviertenSocial-TV-Nutzer<strong>in</strong>nen und -Nutzern an. Sie stellene<strong>in</strong> Testbed für Produktionsunternehmen und Fernsehsen<strong>der</strong>dar, <strong>in</strong> denen neue Erzähl- und Dialogformenausprobiert werden. Bestimmte Elementedieser Sendungen können dann später <strong>in</strong> reichweitenstärkereFormate aufgenommen werden.Gerade öffentlich-rechtliche Sen<strong>der</strong>, die ke<strong>in</strong>e direktenErlösziele verfolgen, zeigen sich zunehmendexperimentierfreudiger: Mitte 2012 komb<strong>in</strong>ierte <strong>der</strong>Bayerische Rundfunk mit <strong>der</strong> „Rundshow“, die vierWochen lang im späten Abendprogramm ausgestrahltwurde, unterschiedlichste Elemente des sozialenFernsehens. <strong>Die</strong> Zuschauer konnten nichtnur via eigener App (Titel: „<strong>Die</strong> Macht“), son<strong>der</strong>nauch durch Social Network<strong>in</strong>g Sites Kommentare,Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Videos <strong>in</strong> die Sendung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, Interviewpartnerwurden per Skype <strong>in</strong>s Studio geschaltet.Der <strong>in</strong>teraktive, transmediale Krimi „Werrettet D<strong>in</strong>a Foxx?“ (ZDF/UFA) geht noch darüberh<strong>in</strong>aus: Nicht nur l<strong>in</strong>eares Fernsehen und Onl<strong>in</strong>e-Elemente wurden <strong>in</strong> die Erzählstruktur aufgenommen,son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Post-TV-Phase zusätzlich„Offl<strong>in</strong>e“-Spiele wie die Suche nach USB-Sticks,die die Zuschauer<strong>in</strong>nen und Zuschauer lösenmussten. Das von Ulmen.tv produzierte Format„About:Kate“ setzt diesen Trend zu transmedialemStorytell<strong>in</strong>g aktuell erfolgreich fort.8


3. AusblickAuch <strong>in</strong> Zukunft werden nicht alle Fernsehsendungenauf e<strong>in</strong>e parallele Social-Media-Kommunikationsetzen. Wie auch die von uns befragtenExperten betonen, evozieren gerade komplexeFilm- und Serienformate eher Anschluss- als Begleitkommunikation.Social TV besitzt aber das Potenzial,kont<strong>in</strong>uierlich wichtiger zu werden: Mit Joiz.tv ist im Juli 2013 <strong>in</strong> Deutschland <strong>der</strong> erste Fernsehsen<strong>der</strong>gestartet, <strong>der</strong> im gesamten Programmfast ausschließlich auf soziale Interaktion setzt.Dennoch ist es wichtig, sich bewusst zu machen,dass Social TV an sich noch ke<strong>in</strong> alle<strong>in</strong>iger „Rettungsanker“(Markus Hündgen) se<strong>in</strong> kann:„<strong>Die</strong>ses soziale Element, da hat Fernsehenweiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Stärke. Wenn es aber darumgeht, Inhalte zu konsumieren, die nichtmehr darauf angelegt s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> großes Geme<strong>in</strong>schaftsgefühleherzustellen, was gleichzeitigstattf<strong>in</strong>den muss, dann hat Fernsehene<strong>in</strong>fach verloren.“ (Markus Hündgen,European Web Video Academy, http://www.ndr.de/ratgeber/netzwelt/socialtv101.html)<strong>Die</strong> ‚Zukunft des Fernsehens‘ erfor<strong>der</strong>t entsprechendumfangreichere Anpassungen <strong>in</strong> Content-Generierung und Produktion. Das hat ganz wesentlicheFolgen auch für die Produktionsunternehmenals Content-Zulieferer, die – wie e<strong>in</strong> Befragterbetont – immer häufiger „Produktionsfirma mit angedockterSocial-Media-Agentur“ se<strong>in</strong> müssen:4. Literatur[1] Buschow, C.; Schnei<strong>der</strong>, B.; Carstensen, L.; Heuer, M. &Schoft, A. (2013). Social TV <strong>in</strong> Deutschland – Rettet sozialeInteraktion das l<strong>in</strong>eare Fernsehen? MedienWirtschaft, 10(1), 24-32.[2] Kessler, B. & Kupferschmitt, T. (2012). Fernsehen <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaft.Media Perspektiven, 12 (12), 623-634.[3] Klemm, M. (2000). Zuschauerkommunikation. Formenund Funktionen <strong>der</strong> alltäglichen kommunikativen Fernsehaneignung.Frankfurt am Ma<strong>in</strong>: Peter Lang.[4] Roy, D. (2013, 4. März). Television‘s future has a socialsoundtrack. Harvard Bus<strong>in</strong>ess Review, Blog Network. Abgerufenam 22.07.2013 von http://blogs.hbr.org/cs/2013/03/televisions_future_has_a_socia.html[5] MarketsandMarkets. (Hrsg.). (2012). Global social TVmarket worth $256.44 billion by 2017. Abgerufen am18.07.2013 von http://www.marketsandmarkets.com/Press-Releases/social-tv.asp[6] Zarges, T. (2011, 9. Dezember). Rückblick: Der Kampf umden zweiten Bildschirm. kressreport, o.J. (25), 34.[7] Wesseler, F. (2013). Unterhaltung auf allen Kanälen. DerFacebook-Erfolg von „Berl<strong>in</strong> – Tag & Nacht“. In die medienanstalten– ALM GbR (Hrsg.), Programmbericht 2012. Fernsehen<strong>in</strong> Deutschland. Programmforschung und Programmdiskurs(S. 197-203). Berl<strong>in</strong>: Vistas.„Das heißt, <strong>in</strong> den meisten Fällen – ob großeShow o<strong>der</strong> ob kle<strong>in</strong>es Format – muss manals Produzent, als altgedienter TV-Produzent,e<strong>in</strong>e Social-Media- [und] auch e<strong>in</strong>eSocial-TV-Strategie, [e<strong>in</strong>e] Verlängerung<strong>in</strong> die sozialen Netzwerke, [schon]<strong>in</strong> <strong>der</strong> Präsentationsphase mitbr<strong>in</strong>gen.“(Experte, Produktionsunternehmen)9


Zukunft des FernsehensGoldene Zeiten trotz Umbruch?von Bertram Gugel© Annette KorollM.A.Bertram GugelDas Fernsehen erlebt gerade goldene Zeiten: FürFernsehrechte werden Rekordsummen bezahlt [1].<strong>Die</strong> Onl<strong>in</strong>everbreitung von TV-Inhalten spült signifikanteMehre<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong> die Kassen <strong>der</strong> Produzentenund Sen<strong>der</strong> [2]. Es werden so hochwertigeSerien wie noch nie produziert und die talentiertestenKreativen wollen für das Fernsehen arbeiten[3].1. Wandel <strong>der</strong> TV-LandschaftTrotz all dieser Entwicklungen bef<strong>in</strong>det sich dieBranche im Umbruch. Fernseh<strong>in</strong>halte werdenheute über alle möglichen Kanäle verbreitet. <strong>Die</strong>l<strong>in</strong>eare Verbreitung ist nur noch e<strong>in</strong>e Möglichkeitunter vielen und verliert <strong>in</strong> manchen Genres massivan Bedeutung [4]. Daraus ergibt sich, dass TV-Inhaltelosgelöst vom Fernseher existieren und sich<strong>in</strong> dieses Umfeld <strong>in</strong>tegrieren müssen. Fernsehen istnur noch e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Form des Inhalts und ke<strong>in</strong>Medium mehr. Das hat entscheidenden E<strong>in</strong>flussauf die Aggregation und Verbreitung <strong>der</strong> Inhalte.Neben <strong>der</strong> Verbreitung und <strong>der</strong> Konfektionierungän<strong>der</strong>t sich damit vor allem auch <strong>der</strong> Kontext desKonsums: TV-Inhalte s<strong>in</strong>d konstant Thema sowohlim Web im Allgeme<strong>in</strong>en als auch <strong>in</strong> sozialen Netzwerkenim Speziellen und das vor-, während undnach dem Konsum. TV-Inhalte können je<strong>der</strong>zeit mitan<strong>der</strong>en onl<strong>in</strong>e geteilt, nachgesehen und kommentiertwerden. Sie s<strong>in</strong>d Zentrum vieler Diskussionenund setzen Themen und Trends im Netz [5]. Mitdieser Präsenz steigt <strong>der</strong> Wunsch zur Interaktionund <strong>der</strong> E<strong>in</strong>flussnahme des Publikums. <strong>Die</strong> Zuschauersehen nicht mehr nur die Inhalte, son<strong>der</strong>nwollen näher dran se<strong>in</strong>, Feedback e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen undihre Interaktionen auch im TV-Inhalt wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den.2. E<strong>in</strong>fluss auf die InhalteDas hat enorme Auswirkungen auf die Inhalte.TV-Inhalte losgelöst von <strong>der</strong> l<strong>in</strong>earen Verbreitungbedeuten, dass die Regeln <strong>der</strong> L<strong>in</strong>earität nichtmehr greifen. Wenn Nutzer B<strong>in</strong>ge-View<strong>in</strong>g betreiben,dann stören Teaser zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Episodemehr als sie helfen und die Produzenten füllendie gewonnene Zeit besser mit Handlung [6].Unterschiedlichste Geräte und Auflösungen habenE<strong>in</strong>fluss auf die Bildgestaltung, denn <strong>der</strong> Inhaltmuss sowohl auf dem iPhone als auch dem 84“Fernseher konsumierbar se<strong>in</strong>. Doch die größtenVerän<strong>der</strong>ungen ergeben sich im Kontext <strong>der</strong> TV-Produktion. TV-Inhalte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gebunden <strong>in</strong> verschiedensteOnl<strong>in</strong>eangebote von Apps über Serviceswie Netflix und Plattformen wie YouTube bish<strong>in</strong> zu Stream<strong>in</strong>gdiensten wie Zattoo. Der TV-Inhaltmuss <strong>in</strong> diesen Angeboten gefunden, nachgefragtund angereichert werden. Zudem gilt es die Nutzerund die Interaktion im Social Web zu bedienen undzu forcieren [7].All das geht meist nur durch zusätzliche Inhalte undGeschichten o<strong>der</strong> m<strong>in</strong>destens mithilfe e<strong>in</strong>er adaptiertenAnsprache und Konfektionierung, die TV-Inhaltespeziell für diese Angebote aufbereitet. VieleProduktionen kranken heute daran, dass diese Anfor<strong>der</strong>ungennicht direkt bei <strong>der</strong> Produktion bedachtund umgesetzt werden, son<strong>der</strong>n erst später nachgeliefertwerden, was zusätzlichen Aufwand undBrüche im Nutzererlebnis bedeutet. Nur wennbereits von Anfang an <strong>der</strong> Gesprächswert im Netzberücksichtigt wird, können später auch die begleitendenKonversationen aktiv befeuert werden und<strong>der</strong> Inhalt se<strong>in</strong> volles Potential entfalten. Ganz zuschweigen davon, dass Interaktion mit Nutzern undSehern überhaupt nur mithilfe <strong>der</strong> Produktion zurealisieren ist. Hier gilt es die Interaktion <strong>in</strong>s Programmzu heben und Wege zu f<strong>in</strong>den, wie dieseadäquat abgebildet werden kann. Abgefilmte Bildschirmeund „Twitter-Tussis“ s<strong>in</strong>d hier maximal e<strong>in</strong>erster Anfang [8].3. Ausblick auf die neue TV-LandschaftAusgehend von dieser Situation wird sich die Produktion<strong>in</strong> Zukunft deutlich än<strong>der</strong>n. TV-Inhaltewerden mehr als das Bewegtbild. <strong>Die</strong> Inhaltewerden e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> Storyworlds, die den Nutzernund Zuschauern e<strong>in</strong> Universum zur Verfügungstellen <strong>in</strong> dem sie sich bewegen. Onl<strong>in</strong>e bietet dabeiden Nutzern die Möglichkeit 24 Stunden 7 Tage dieWoche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Storyworld zu verbr<strong>in</strong>gen wobei die„klassischen“ TV-Inhalte tägliche o<strong>der</strong> wöchentliche10


Impulse setzen. Damit ist das Bewegtbild Teil e<strong>in</strong>er<strong>in</strong>tegrierten Produktion von Inhalten für unterschiedlichstePlattformen und Ausspielwege, dienicht mehr vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> getrennt werden könnenund sich gegenseitig befruchten.Das Fernsehen muss das Vertrauen <strong>der</strong> Zuschauerzurück erobern. Zwar erlebt das Fernsehen geradegoldene Zeiten, es hat aber viel se<strong>in</strong>er Magie verlogen.<strong>Die</strong> meisten jungen Zuschauer wissen wieTV-Inhalte erstellt werden und kennen die Tricksmit denen das Fernsehen die Zuschauer lenkt auseigener Erfahrung. So wird es wichtig Authentizitätnicht mehr über Effekte o<strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> son<strong>der</strong>nInhalte zu vermitteln und das Publikum nicht mehrbei jedem Schritt an die Hand zu nehmen, son<strong>der</strong>nzu for<strong>der</strong>n – Game of Thrones ist das beste Beispieldafür –, dass hochkomplexe Geschichten imTV funktionieren.In Zukunft wird sich auch die Ansprache des Publikumsgrundlegend än<strong>der</strong>n. Wird heutzutage füre<strong>in</strong> breites Publikum produziert, wird es auch entsprechendals Masse angesprochen. Das Publikumals Masse gibt es <strong>in</strong> Zukunft jedoch nicht mehr.Umso entscheiden<strong>der</strong> wird es se<strong>in</strong>, dem e<strong>in</strong>zelnenZuschauer den E<strong>in</strong>druck zu vermitteln, dass e<strong>in</strong>edirekte Verb<strong>in</strong>dung zu ihm besteht. Nicht mehr oneto-manyson<strong>der</strong>n one-to-one ist die Maßgabe fürdie Ansprache. Noch wichtiger wird diese Maßgabebei <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Interaktion. Hier gilt es dieInteraktion für e<strong>in</strong>zelne Nutzer zu personalisierenund stärker <strong>in</strong> das Bewegtbild zu <strong>in</strong>tegrieren. Nichtmehr Texttafeln und Inserts son<strong>der</strong>n live generierte3D Grafiken, die sich den Akteuren und Zuschauernanpassen und mit denen <strong>in</strong>teragiert werden kann.All diese Trends werden nicht klassisch entwickeltund implementiert werden son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>nerhalbkomprimierter Zyklen, die e<strong>in</strong>e konstante Adaption<strong>der</strong> Formate und <strong>der</strong> Produktion zur Folge haben.Ähnlich e<strong>in</strong>er agilen Softwareentwicklung wird dieProduktion zu e<strong>in</strong>em iterativen Vorgehen. So wirdzum Beispiel das M<strong>in</strong>imal Viable Product zuerstauf YouTube getestet, das Feedback daraus aufgenommen,e<strong>in</strong>gearbeitet und so das ganze weiterentwickelt bis e<strong>in</strong>e fruchtbare Storyworld geschaffenwurde. Anstatt e<strong>in</strong>es Projekts mit dem Sendedatumals Projektabschluss ähnelt die Produktion mehre<strong>in</strong>er konstanten Software-Entwicklung bei <strong>der</strong> dasBugfix<strong>in</strong>g direkt auf das Release folgt und parallelschon an <strong>der</strong> nächsten Version entwickelt wird –e<strong>in</strong>er komplexen Welt mit konstant neuen Inhaltenund Highlights.4. Literatur[1] Greenfield, Richard (2013). The Disequilibrium ofPower: How Retransmission Consent Went So Wrong,and How to Fix It, AllTh<strong>in</strong>gsD. Abgerufen am 11.09.2013von http://allth<strong>in</strong>gsd.com/20130827/the-disequilibrium-ofpower-how-retransmission-consent-went-so-wrong-andhow-to-fix-it/[2] Adalian, Josef (2013). CW Boss: Netflix Is Really, ReallyImportant to Our Bus<strong>in</strong>ess Model, VULTURE. Abgerufen am11.09.2013 von http://www.vulture.com/2013/07/netflix-isk<strong>in</strong>da-sorta-keep<strong>in</strong>g-the-cw-alive.html[3] Lückerath, Thomas (2013). Kev<strong>in</strong> Spacey: „Das Fernsehenhat das K<strong>in</strong>o überholt“, DWDL. Abgerufen am 11.09.2013von http://www.dwdl.de/magaz<strong>in</strong>/42262/kev<strong>in</strong>_spacey_das_fernsehen_hat_das_k<strong>in</strong>o_ueberholt/page_1.html[4] Masnick, Mike (2013). Time Warner CEO Says Hav<strong>in</strong>gGame Of Thrones As ‚Most Pirated‘ Is ‚Better Than AnEmmy‘, techdirt. Abgerufen am 11.09.2013 von http://www.techdirt.com/articles/20130808/02084524106/time-warnerceo-says-hav<strong>in</strong>g-game-thrones-as-most-pirated-is-betterthan-emmy.shtml[5] Nielsen (2013). NEW NIELSEN RESEARCH INDICATESTWO-WAY CAUSAL INFLUENCE BETWEEN TWITTERACTIVITY AND TV VIEWERSHIP, Nielsen. Abgerufen am11.09.2013 von http://www.nielsen.com/us/en/pressroom/2013/new-nielsen-research-<strong>in</strong>dicates-two-way-causal<strong>in</strong>fluence-between-.html[6] Pomerantz, Dorothy (2013). B<strong>in</strong>ge Watch<strong>in</strong>g Is Our Future,Forbes. Abgerufen am 11.09.2013 von http://www.forbes.com/sites/dorothypomerantz/2013/05/29/b<strong>in</strong>ge-watch<strong>in</strong>gis-our-future/[7] Gugel, Bertram (2013). Audience Development – vom TV-Sen<strong>der</strong> zum onl<strong>in</strong>e Reichweitengarant. Abgerufen am11.09.2013 von http://www.gugelproductions.de/blog/2013/audience-development.html[8] Horn, Dennis (2013). Twitter-Tussis und iPad-Idioten,Digitalistan. Abgerufen am 11.09.2013 von http://wdrblog.de/digitalistan/archives/2012/11/twitter-tussis_und_ipad-idiote.html11


Filmproduktion 2.0Potentielle E<strong>in</strong>flüsse auf Content, Technik & Organisation durch die externen Faktoren<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g & <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>gvon Carlo Märzke und Marius LohmannB.A.Carlo MärzkeB.A.Marius Lohmann<strong>Die</strong> Weiterentwicklung des „World-Wide-Web“ erleichtertdie E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung unterschiedlichster medialerInhalte. Das Erstellen und Verbreiten (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>edas Verknüpfen) von Content durch neueSoftware mit den Möglichkeiten von Multimediawird zugleich vielseitiger und e<strong>in</strong>facher. Infolgedessens<strong>in</strong>d klassische Rollenverteilungen, wie diezwischen Konsument und Anbieter, beziehungsweiseProduzent, nicht mehr deutlich getrennt undverwoben [1]. Digitale Medien und Technologien,welche diesen Prozess vorantreiben, werden mittlerweileunter dem Begriff „Social Media“ zusammengefasst[2]. <strong>Die</strong> Information über e<strong>in</strong> Ereigniskann <strong>in</strong> sozialen Netzwerken, wie beispielsweiseFacebook, Twitter o<strong>der</strong> Google+, <strong>in</strong>nerhalb vonwenigen Stunden zum Hauptgesprächsthemaavancieren o<strong>der</strong> unbeachtet wie<strong>der</strong> verschw<strong>in</strong>den.Auf dem Weg zur Popularität wird e<strong>in</strong>e Informationvon den aktiven Mitglie<strong>der</strong>n des Netzwerks, <strong>der</strong>hiesigen <strong>Crowd</strong>, nicht nur gelesen, son<strong>der</strong>n auchauf ihre Glaubwürdigkeit h<strong>in</strong> überprüft, ergänzt,aktualisiert, korrigiert sowie mit weiteren Informationenverknüpft.<strong>Die</strong> Möglichkeiten von Social Media erschließenallerd<strong>in</strong>gs auch neue Fel<strong>der</strong> unternehmerischenWirkens. E<strong>in</strong>e Form dabei ist das Auslagern vonLeistungen bzw. Tätigkeiten auf die Mitglie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>esNetzwerkes. An dieser Stelle beg<strong>in</strong>nt das Thema<strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g. Laut Jeff Howe, dem Namensgeberdieses Phänomens, existieren grundlegendvier verschiedene Modelle, die <strong>Crowd</strong> für unternehmerischeTätigkeiten e<strong>in</strong>zusetzen: <strong>Crowd</strong> Wisdom,<strong>Crowd</strong> Vot<strong>in</strong>g, <strong>Crowd</strong> Creation und <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g.Während von großen Firmen für den E<strong>in</strong>satz von<strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g vor allem die Ideengew<strong>in</strong>nung &Problemlösung (<strong>Crowd</strong> Wisdom), beziehungsweisedie Verbesserung von Produkten o<strong>der</strong> die Evaluationvon Prototypen (<strong>Crowd</strong> Vot<strong>in</strong>g) sowie dieVerwertung von User-generated-Content (<strong>Crowd</strong>Creation) anvisiert wird, bleibt das <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gals e<strong>in</strong>e Art „Outsourc<strong>in</strong>g“ <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung eherunattraktiv. Vielmehr avanciert <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g mittlerweilezum eigenständigen Phänomen als e<strong>in</strong>Emanzipations<strong>in</strong>strument <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>unternehmer, Visionäreund Freigeister. Mit Hilfe von <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gwerden heute junge Unternehmen gegründet, dieEntwicklung neuer Produkte unterstützt o<strong>der</strong> kulturelleund soziale Projekte f<strong>in</strong>anziert. Spätestensmit dem Erfolg des Spielfilms „Iron Sky“ vom f<strong>in</strong>nischenRegisseur Timo Vuorensola, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong>Berl<strong>in</strong>ale 2012 - Premiere feierte und sich rasch alsLiebl<strong>in</strong>g bei Publikum, E<strong>in</strong>käufern und Kritikern etablierte[3], ist <strong>der</strong> Begriff <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g im Bereich<strong>der</strong> Filmproduktion (als Teilgebiet <strong>der</strong> <strong>Medienproduktion</strong>)den meisten Filmschaffenden, Verleihern,Produzenten und den berichtenden Medien e<strong>in</strong>Begriff. „Immer mehr Akteure begreifen <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gals Teil e<strong>in</strong>es Paradigmenwechsels, <strong>der</strong> sichmit Hilfe neuer Medien und Kommunikationskanäleh<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Produktion, des Market<strong>in</strong>gs, <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierungund des Vertriebs von Filmen vollzieht“[4]. Der Regisseur von „Iron Sky“ nutzte neben<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g, auch an<strong>der</strong>e Formen von <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>gfür se<strong>in</strong> Projekt. So wurden im Bereich <strong>der</strong>Postproduktion, beispielsweise für die Entwicklungvon Spezialeffekten (VFX, SFX), e<strong>in</strong>ige Aufgabenauch an die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Plattform „wreckamovie.com“, <strong>der</strong>en Mitbegrün<strong>der</strong> Vuorensola selbst ist,ausgelagert.In unserer kooperativen Studie mit dem Titel: „Filmproduktion2.0: E<strong>in</strong>e qualitative Untersuchungpotentieller E<strong>in</strong>flüsse auf Content, Technik & Organisationdurch die externen Faktoren <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gund <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g“, versuchten wir dieAnwendung dieser neuen Möglichkeiten anhanddes erweiterten <strong>Medienproduktion</strong>smodells nachKrömker & Klimsa [5] mit branchenspezifischenAbläufe e<strong>in</strong>er Filmproduktion <strong>in</strong> Beziehung zusetzen. Ziel <strong>der</strong> Arbeit war es, mit zwei verschiedenenmethodischen Herangehensweisen, ersteRückschlüsse auf die potentiellen E<strong>in</strong>flüsse bei<strong>der</strong>Phänomene bezüglich <strong>der</strong> Struktur e<strong>in</strong>es Filmproduktionsprozesseszu ermöglichen. H<strong>in</strong>sichtlichdes Untersuchungsgebietes <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g wurdendazu drei teilstandardisierte Experten<strong>in</strong>terviewsdurchgeführt, welche E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> <strong>in</strong>terne Produktionsvorgängebereits mittels <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g realisierterFilmprojekte geben. Dabei wurden anhande<strong>in</strong>er qualitativ <strong>in</strong>haltsanalytischen Auswertungsechs potentielle Arbeitsschritte benannt, welche12


Plattformpl<strong>in</strong>g.de 6visionbakery.de 6mysherpas.com 8<strong>in</strong>kubato.com 12startnext.de 41respekt.net 52Gesamtergebnis 125Anzahl <strong>der</strong> ProjekteTabelle 1: Anzahl <strong>der</strong> <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g-Projekte pro Plattform(Quelle: Eigene Darstellung nach [11])<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g für kulturelle Projekte weist <strong>in</strong> allenBranchen ähnliche Strukturen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisation<strong>der</strong> Kampagnen auf. So werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literaturbisher zwei mögliche Faktoren h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>ersich entwickelnden Typologisierung beschrieben[9]. Bezüglich <strong>der</strong> Kommunikationsorganisationkann zwischen nicht plattformgestützen und plattformgestützen<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g-Kampagnen unterschiedenwerden. Begrifflich selbsterklärendwerden für die <strong>in</strong>formelle Involvierung <strong>der</strong> <strong>Crowd</strong>entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e selbst e<strong>in</strong>gerichtete, eigenständigeProjekthomepage o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g-Plattformgenutzt. Das Zweite und heutzutage meistgenutzte Pr<strong>in</strong>zip bietet hierbei vornehmlich Vorteilefür den Projekt<strong>in</strong>itiator, da dieser Zugang zu e<strong>in</strong>erbereits bestehenden Community von kultur<strong>in</strong>teressiertenprivaten Geldgebern erhält und für ihn organisatorischeVoraussetzungen, wie die Bereitstellung<strong>der</strong> technischen Infrastruktur, die Abwicklungaller f<strong>in</strong>anziellen Prozesse und e<strong>in</strong>e umfassendeProjektbetreuung durch den Plattformbetreiber [12]übernommen werden. An<strong>der</strong>erseits kann typologischh<strong>in</strong>sichtlich des Bezahlsystems zwischendem Alles-o<strong>der</strong>-Nichts und Behalte-Alles Pr<strong>in</strong>zipunterschieden werden.festgesetzt (z.B. startnext.de) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Zielbetragoffen gelassen (z.B. <strong>in</strong>diegogo.com). Wird <strong>der</strong> angestrebteBetrag nicht erreicht, werden die bis datogesammelten Gel<strong>der</strong> an die Unterstützer zurückgezahlto<strong>der</strong> beim „Behalte-Alles Pr<strong>in</strong>zip“ nicht erstattet(z.B. rockethub.com).Der schematische Ablauf e<strong>in</strong>es plattformabhängigen<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g-Projektes lässt sich kurz andie von <strong>der</strong> Plattform startnext.de vorgestellten Infografikerklären, welche sich jedoch auf alle an<strong>der</strong>enAnbieter übertragen lässt (Abbildung 1).Beg<strong>in</strong>nend bei <strong>der</strong> Vorbereitungsphase, mit <strong>der</strong> Anmeldungdes Projekt<strong>in</strong>itiators bei e<strong>in</strong>er <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g-Plattform,fächert sich das breite Aufgabenfeld<strong>der</strong> Erstellung e<strong>in</strong>er Projektbeschreibung und <strong>der</strong>Anlegung e<strong>in</strong>er Profilseite. Durch die Festlegungdes benötigten Budgets sowie e<strong>in</strong>es Zeitraums fürdie Geldakquise wird e<strong>in</strong> „gestaffeltes Dankeschöndef<strong>in</strong>iert, was je<strong>der</strong> Unterstützer ab welcher Unterstützungshöhebekommt“ [7]. Weitere medialeBeschreibungen des Projektes wie beispielsweiseTexte, Bil<strong>der</strong> und Virale Videos vervollständigendie Profilseite. „Unter an<strong>der</strong>em muss für den Betrachterklar se<strong>in</strong>, wofür das Geld verwendet wirdund welche Gegenleistungen er zu erwarten hat“[13]. <strong>Die</strong> zweite Phase, die das Projekt nun durchläuft,muss nicht zw<strong>in</strong>gend durchlaufen werden unddient vornehmlich zur Evaluierung <strong>der</strong> „Publikumstauglichkeit“<strong>der</strong> Projektbeschreibung. Durch dieE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung potentieller späterer Fans und die oftangebotene ratgebende Funktion <strong>der</strong> Plattformbetreiberkönnen missverständliche Beschreibungenbereits <strong>in</strong> diesem Stadium korrigiert und optimiertwerden. Durch die Veröffentlichung des Projektes<strong>in</strong> <strong>der</strong> großen Community <strong>der</strong> Plattform beg<strong>in</strong>nt <strong>der</strong>eigentliche Start <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung durch <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gund die Akquise sowie die Betreuung <strong>der</strong><strong>Crowd</strong>.Abb. 1: Infografik <strong>der</strong> Plattform startnext.de - Schematischer Ablauf e<strong>in</strong>es plattformabhängigen<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g-Projektes [21]Hierbei wird je nach Plattform entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong> zu erreichendesBudget <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitraum„Um Unterstützer zu gew<strong>in</strong>nen, muss <strong>der</strong> Projekt<strong>in</strong>itiatorse<strong>in</strong> Projekt <strong>in</strong>tensiv über Onl<strong>in</strong>e- und14


Offl<strong>in</strong>e-Medien bewerben“ [14]. Hierbei spielen zuBeg<strong>in</strong>n vornehmlich Freunde, Bekannte und ersteFans die wichtige Rolle <strong>der</strong> Erstmultiplikatoren fürdie Bekanntmachung des Projektvorhabens [14]und den angestrebten Ausbau <strong>der</strong> Unterstützercommunity.Auch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von „Weiterempfehlungsfunktionenwie z. B. Widgets, Social Bookmark<strong>in</strong>go<strong>der</strong> dem Teilen auf Facebook, kann dasProjekt über die Plattform h<strong>in</strong>weg bekannt machen“[7]. <strong>Die</strong> vierte Phase des Schemas beschreibt denzuvor festgelegten F<strong>in</strong>anzierungszeitraum, <strong>in</strong> demdas Projekt entwe<strong>der</strong> erfolgreich ist o<strong>der</strong> auchscheitern kann. Regelmäßige Projektupdates und<strong>in</strong>formelle Involvierung <strong>der</strong> Unterstützer z. B. durchNewse<strong>in</strong>träge auf <strong>der</strong> Profilseite, stellen hierbei weiterführenddie Haupttätigkeiten des Projekt<strong>in</strong>itiatorsdar. Abgeschlossen wird das Projekt und die darauffolgende Archivierung durch die Übertragung <strong>der</strong>gesammelten F<strong>in</strong>anzmittel an den Projekt<strong>in</strong>itiatorbzw. bei nicht erfolgreicher F<strong>in</strong>anzierung die Rücküberweisungan die E<strong>in</strong>zelspen<strong>der</strong>.2. Begriffserklärung: <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>gDer Begriff „Social Media“ wird oft auch mit e<strong>in</strong>emProzess <strong>der</strong> Demokratisierung von Wissen und Informationen<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht. <strong>Die</strong>ser Prozessist gedanklich ähnlich zu den Pr<strong>in</strong>zipien von „OpenSource“. <strong>Die</strong> soziale und ethische Konsequenz isthier, den Nutzern die Möglichkeiten zu bieten geme<strong>in</strong>same<strong>in</strong> Umfeld <strong>der</strong> Unabhängigkeit, Zusammenarbeit,Geme<strong>in</strong>schaft, <strong>der</strong> ethischen Solidaritätund des Austauschs zu schaffen und zu gestalten.Hettler deutet auf den E<strong>in</strong>fluss von „Social Media“und „Open Source“ h<strong>in</strong>, wenn er die Entwicklungdes Internets von e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Informationsmediumzu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>teraktiven Plattform für die sozialeKommunikation und Produktion eigener Inhaltebeschreibt [15]. In Anbetracht <strong>der</strong> enormen Reichweitedes Internets sowie <strong>der</strong> enormen Nutzerzahlerschließt sich nun e<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>bar grenzenlosesPotential an Arbeits- und F<strong>in</strong>anzkraft durch Nutzer,welches über die Intention von „Open Source“ Freigeisternh<strong>in</strong>weg, auch Akteure aus an<strong>der</strong>en Bereichenanlockt. Viele größere Unternehmen habendie Entwicklung längst erkannt und für sich nutzbargemacht, <strong>in</strong>dem sie geschickt Teilprozesse bzw.Aufgaben <strong>in</strong>nerhalb ihres Herstellungsprozessesauf Internetnutzer ausgelagert haben.Ausgerechnet e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternetaff<strong>in</strong>er Journalist undBlogger gab dieser Entwicklung wie<strong>der</strong>rum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emArtikel im Wired (2006) erfolgreich den Namen„<strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g“. <strong>Die</strong> am häufigsten verwendeteDef<strong>in</strong>ition Howes f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bloge<strong>in</strong>trag[16]:outsourc<strong>in</strong>g it to an undef<strong>in</strong>ed (and generallylarge) network of people <strong>in</strong> the formof an open call. This can take the form of peerproduction(when the job is performedcollaboratively), but is alsooften un<strong>der</strong>taken by sole <strong>in</strong>dividuals.”Mit dieser Def<strong>in</strong>ition umfasst Howe den Ursprungse<strong>in</strong>er Wortschöpfung. <strong>Die</strong> Mischung aus demBegriff Outsourc<strong>in</strong>g [17] und dem Verständnis e<strong>in</strong>er„<strong>Crowd</strong>“ als große Masse unbekannter Akteure<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk, die von e<strong>in</strong>em Unternehmen,respektive e<strong>in</strong>er Institution angesprochen wird, istnachvollziehbar. Howe weist außerdem auf unterschiedlicheWege <strong>in</strong> <strong>der</strong> Problembearbeitungsphaseh<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem er we<strong>der</strong> <strong>in</strong> Kollaboration, nochvon E<strong>in</strong>zelpersonen erarbeitete Lösungswege ausschließt.Se<strong>in</strong>e Formulierung des Phänomens hatsich seit <strong>der</strong> ersten Nennung durchgesetzt und sof<strong>in</strong>den sich bereits mehr als elf Millionen Suchergebnissezu diesem Begriff (Stand Dezember 2012).Mit <strong>der</strong> Unterstützung von Kollegen und Blog-Lesernpublizierte Jeff Howe 2008 das Buch „<strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g:Why the power of the crowd is driv<strong>in</strong>g thefuture of bus<strong>in</strong>ess“. Er identifiziert vier idealtypischeE<strong>in</strong>satzmöglichkeiten (sprich: Modelle) die Unternehmenbei dieser neuartigen Form von “Outsourc<strong>in</strong>g”umgesetzt haben [6]:<strong>Crowd</strong> WisdomHowe unterscheidet hier zwischen drei Kategorien.<strong>Die</strong> erste ist „Prediction Markets“ (= Trendprognosen),welche das Pr<strong>in</strong>zip von Aktienmärktennachahmt, um zuverlässige Prognosen bezüglichhypothetischer/zukünftiger Ereignisse zu treffen.<strong>Die</strong> Zweite ist das sogenannte „<strong>Crowd</strong>cast<strong>in</strong>g“,welches bei <strong>der</strong> Lösung von Problemen e<strong>in</strong>gesetztwerden kann. <strong>Die</strong> letzte Kategorie ist <strong>der</strong> „IdeaJam“, welcher die Generierung neuer Ideen zumZiel hat und als e<strong>in</strong> onl<strong>in</strong>e koord<strong>in</strong>iertes riesigesBra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g verstanden werden kann.<strong>Crowd</strong> Vot<strong>in</strong>gUnter <strong>Crowd</strong> Vot<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d Bewertungssysteme zuverstehen. Es wird meist <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit <strong>Crowd</strong>Wisdom o<strong>der</strong> <strong>Crowd</strong> Creation e<strong>in</strong>gesetzt, um denvon e<strong>in</strong>er <strong>Crowd</strong> produzierten Content durch die<strong>Crowd</strong> selbst bewerten und selektieren zu lassen.E<strong>in</strong> gutes Beispiel für effizientes <strong>Crowd</strong> Vot<strong>in</strong>g istdas Bewertungssystem von Amazon.com, welchesBesuchern <strong>der</strong> Website ermöglicht bei e<strong>in</strong>em Kaufentscheidauch Beurteilungen an<strong>der</strong>er Käuferh<strong>in</strong>zuziehen.„<strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g represents the act of acompany or <strong>in</strong>stitution tak<strong>in</strong>g a funtiononce performed by employees and15


<strong>Crowd</strong> CreationUnter <strong>Crowd</strong> Creation ist die Verwertung von Usergenerated-Contentzu verstehen. Von Usern gelieferteIdeen im S<strong>in</strong>ne von <strong>Crowd</strong> Wisdom stellennatürlich auch <strong>in</strong> gewisser Weise User-generated-Content dar, allerd<strong>in</strong>gs bezieht sich Howe an dieserStelle eher auf unabhängig von e<strong>in</strong>er konkretenAuffor<strong>der</strong>ung produzierten Content von Usern. E<strong>in</strong>Beispiel hierfür wäre iStockphoto.com<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gHowe versteht <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g auch als e<strong>in</strong>e Formvon <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g, da dort <strong>der</strong> <strong>Die</strong>nstleistungsbereich<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung zum Teil auf e<strong>in</strong>e <strong>Crowd</strong>ausgelagert wird.Howes Typologie bzw. Modelle stellen E<strong>in</strong>satzmöglichkeitenvon Unternehmen zur Nutzbarmachungdes Potentials e<strong>in</strong>er <strong>Crowd</strong> dar und entsprichtdaher e<strong>in</strong>er eher unternehmenszentriertenPerspektive. Der Soziologe Christian Papsdorf hatdagegen e<strong>in</strong>e eher userzentrierte Perspektive verfolgt,da er <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g Projekte aus <strong>der</strong> Sichte<strong>in</strong>es User beschrieben und <strong>in</strong>terpretiert hat. Ause<strong>in</strong>er Betrachtung von <strong>in</strong>sgesamt 40 Fällen nahmer daher e<strong>in</strong>e Typologisierung aus <strong>der</strong> Sicht e<strong>in</strong>esUsers vor und identifizierte fünf Typen bzw. Modi<strong>der</strong> User<strong>in</strong>tegration <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Unternehmen [18].Offener IdeenwettbewerbUnter dem offenen Ideenwettbewerb fasst Papsdorfdie Unternehmen zusammen, welche <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>erForm e<strong>in</strong>en offenen Aufruf an alle Internetuser formulieren,ihre Ideen zu e<strong>in</strong>er spezifischen Fragestellunge<strong>in</strong>zureichen. <strong>Die</strong>ser Modus entspricht imKern dem „Idea Jam“ von Howe, schließt aber beie<strong>in</strong>er näheren Betrachtung <strong>der</strong> Fälle auch z.B. denE<strong>in</strong>satz von Bewertungssystemen (i.d.S. <strong>Crowd</strong>Vot<strong>in</strong>g) mit e<strong>in</strong>.das Unternehmen im Pr<strong>in</strong>zip nur das Material zurVerfügung stellt, während beispielsweise wesentlicheTeile des Designvorgangs von Usern erledigtwerden und das eigentliche Produkt erst durch dieUserarbeit marktfähig wird. Das fertige Produktkann dann wie<strong>der</strong>rum <strong>in</strong> Massenproduktion vonan<strong>der</strong>en Usern gekauft werden.Auf Userkollaboration basierende IdeenplattformDas Unternehmen versteht sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ieals Plattformbetreiber und nicht als Betreiber von<strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g. Über die Plattform können vielmehrUser (o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Unternehmen) selbst zum<strong>Crowd</strong>sourcer werden und beispielsweise ihreeigenen Ideen zur Verbesserung an die <strong>Crowd</strong>weitergeben.Indirekte Vernetzung von UsercontentBei diesem Modus wird <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g <strong>in</strong>strumentalisiert,da die durch <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g entstehendeUseraktivität das Kriterium für die Wertschöpfungist. So könnte e<strong>in</strong> Unternehmen beispielsweise<strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g betreiben um e<strong>in</strong>e Masse von Usergenerated-Contentzu produzieren, aber nur vondem daraus entstehenden Traffic durch das Zuschaltenvon Werbung profitieren.3. Ergebnisse <strong>der</strong> Studie: <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gAnhand e<strong>in</strong>er qualitativ <strong>in</strong>haltsanalytischer Auswertung(nach Mayr<strong>in</strong>g) <strong>der</strong> durchgeführten Experten<strong>in</strong>terviewskonnten sechs potentielle Arbeitsschrittebenannt werden, welche durch den E<strong>in</strong>satz von<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g im Bereich <strong>der</strong> Organisation entstehenkönnten. Außerdem konnte e<strong>in</strong>e möglicheBee<strong>in</strong>flussung tradierter Filmf<strong>in</strong>anzierungswegeidentifiziert und denkbare Ressourcenersparnissediskutiert werden. Hierbei wurden drei Hauptverantwortlichevon Filmprojekten befragt, welche folgendeCharakteristika aufwiesen:Ergebnisorientierte virtuelle MicrojobsE<strong>in</strong> Unternehmen bietet e<strong>in</strong>e klar def<strong>in</strong>ierte Aufgabe<strong>der</strong> <strong>Crowd</strong> zur Erledigung an. <strong>Die</strong> Erfüllung <strong>der</strong>Aufgabe ist dabei das ausschlaggebende Momentfür e<strong>in</strong>e Interaktion des Unternehmens. Meist ist<strong>der</strong> sogenannte „Bounty“ – die Entlohnung für dasErledigen <strong>der</strong> Aufgabe – im Voraus angegeben.<strong>Die</strong>ser Modus ähnelt dem Pr<strong>in</strong>zip von Howes<strong>Crowd</strong>-Cast<strong>in</strong>g.Userdesignbasierte MassenfertigungBei diesem Modus wird die <strong>in</strong>dustrielle Fertigungvon Produkten mit e<strong>in</strong>er Teil<strong>in</strong>dividualisierung komb<strong>in</strong>iert.<strong>Die</strong>s ähnelt <strong>der</strong> sogenannten Mass Customization,unterscheidet sich aber <strong>in</strong>sofern, als dass16


Partner/ProjektGenregenutztePlattformangestrebteCF-SummeerzielteCF-SummeErfolgGesamtbudget/durch klassischeF<strong>in</strong>anzierungT1 Drama <strong>in</strong>kubato.com 30.000 € 2.600 € ne<strong>in</strong> 300.000 €150.000 €T2 Doku visionbakery.com 6.000 € 12.000 € ja 12.000 €0 €T3 Doku eigene Filmhomepage50.000 € 50.000 € ja 1.200.000 €1.000.000 €Tabelle 2: Eigenschaften <strong>der</strong> ausgewählten Projekte/Interviewpartner(Quelle: Eigene Darstellung)3.1 Mögliche neue Arbeitsschritte im FilmproduktionsprozessBei <strong>der</strong> Erläuterung <strong>der</strong> potentiellen, neu entstandenenArbeitsschritte welche durch den E<strong>in</strong>satzvon <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g entstehen könnten, wurden <strong>in</strong>den meisten Fällen <strong>der</strong>en Bezeichnung nicht vonden Befragten explizit geäußert, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>terpretativgebildet. Wie bereits erwähnt, stellt e<strong>in</strong>ebestehende und thematisch <strong>in</strong>teressierte <strong>Crowd</strong>e<strong>in</strong>e wichtige Grundvoraussetzung für e<strong>in</strong>e erfolgreicheProjektf<strong>in</strong>anzierung dar. So lässt sich dieEruierung des Unterstützerpotentials als erstenwichtigen Arbeitsschritt charakterisieren. Weiterführendübernimmt die Schaffung e<strong>in</strong>es funktionierendenBezahlsystems, welches die Organisationund den Transfer <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelspenden übernimmt,e<strong>in</strong>en additiven Punkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Herstellungskettee<strong>in</strong>. Sowohl <strong>der</strong> Mehraufwand bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtunge<strong>in</strong>es Bankspendenkontos als auch entstehendeTransferkosten des Anbieters PayPal können alsnegativ, aber dennoch als bestmöglichste Lösungbeschrieben werden. Bei e<strong>in</strong>em komplizierten o<strong>der</strong>falsch gewählten Bezahlsystem besteht die Möglichkeit,dass willige Spen<strong>der</strong> ihre f<strong>in</strong>anzielle Unterstützungauf Grund von technischen H<strong>in</strong><strong>der</strong>nissennicht erbr<strong>in</strong>gen können, wodurch e<strong>in</strong> angestrebterGeldfluss ausbleibt. Nach Kampagnenstart deutetsich <strong>der</strong> äußerst zeit- und arbeitsaufwendige Arbeitsschritt<strong>der</strong> Medialen Betreuung <strong>der</strong> Kommunikationskanälean, welcher die Bewerbung des Projektes,die Erstellung e<strong>in</strong>es Kommunikationsmittelswie beispielsweise das Verfassen von Projektbeschreibungen,die Ausgestaltung <strong>der</strong> Projektseitesowie die Erstellung von Newsbeiträgen [19] zurspäteren <strong>in</strong>formellen Involvierung <strong>der</strong> Unterstützer-<strong>Crowd</strong> umfasst. Als Kommunikationskanal, <strong>der</strong>beide genannte Ziele verb<strong>in</strong>det, eignen sich vornehmlichFacebook-Fanpages, die durch die starkeWirkung von Netzwerkeffekten Informationen undNews an e<strong>in</strong>e breite Masse von Personen verteilen.<strong>Die</strong> Produktion von zusätzlichen visuellen Anreizenwie Trailern, Filmausschnitten o<strong>der</strong> Musikvideoslassen sich als äußert positiv bewerten, generierenjedoch h<strong>in</strong>zukommend zur gewöhnlichen Pressebetreuunge<strong>in</strong>en hohen Zeitaufwand. KlassischeMedien wie Zeitungen, Magaz<strong>in</strong>e, Radio, Plakateund Flyer h<strong>in</strong>gegen eignen vor allem zum Start <strong>der</strong>Kampagne, um zielgruppenferne Personen anzusprechenund e<strong>in</strong> öffentliches Interesse am Projektzu generieren. Um die beschriebenen Elemente <strong>der</strong>Kommunikation erfolgreich zu koord<strong>in</strong>ieren empfiehltsich weiterführend die Erstellung e<strong>in</strong>es Zeitplans,welcher sowohl die Vorbereitungsphase alsauch die Durchführungsphase abdeckt, um koord<strong>in</strong>iertund zielgerichtet zu kommunizieren. Weiterlässt sich durch den erhöhten Arbeitsauswand feststellen,dass e<strong>in</strong>e Expansion <strong>der</strong> Personalstrukturfast unumgänglich ist, um diesen zu bewältigen. Sokann <strong>der</strong> Arbeitsbereich <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g als „Fulltime-Job“ beschrieben werden, <strong>der</strong> realistisch durch dieE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von e<strong>in</strong> bis zwei weiteren Personen imProduktionsstab realisiert werden könnte. Auch fürden Filmemacher formulieren sich neue persönlicheAnfor<strong>der</strong>ungen wie e<strong>in</strong>e durchgängig transparenteund offene Kommunikation mit <strong>der</strong> <strong>Crowd</strong>und e<strong>in</strong>e möglichst vorhandene Social-Media-Aff<strong>in</strong>ität,welche unter dem Arbeitsschritt Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong>Anfor<strong>der</strong>ungen an Filmemacher zusammengefasstwerden können.3.2 Mögliche Ressourcenersparnisse im FilmproduktionsprozessAnhand <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Variable Aufwand-Nutzen-Faktor <strong>der</strong> befragten Probanden sollteeruiert werden, ob durch den E<strong>in</strong>satz von <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gmaterielle bzw. immaterielle E<strong>in</strong>sparungengegenüber des klassischen <strong>Medienproduktion</strong>sprozessesfestgestellt werden können. Hierbeilässt sich zusammenfassend ke<strong>in</strong> nennenswerterf<strong>in</strong>anzieller Vorteil beschreiben, <strong>der</strong> den Mehraufwandauszugleichen vermag, o<strong>der</strong> sogar potentiellMehrkosten produziert. Vielmehr wurden immaterielleSynergieeffekte im Bereich <strong>der</strong> Preproduktionsphaseund <strong>der</strong> Distributionsphase des Filmsbeschrieben. So lässt sich <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g für den17


Filmschaffenden als marktforschendes Instrumentverwenden, durch das e<strong>in</strong>erseits <strong>der</strong> spätere Distributionsaufwande<strong>in</strong>geschätzt und an<strong>der</strong>erseits dieK<strong>in</strong>oauswertung unterstützt werden kann. BegeisterteFans des Projektes könnten beispielsweiseeigen<strong>in</strong>itiativ agieren und bei <strong>der</strong> Verteilung vonWerbemitteln und <strong>der</strong> Ansprache von lokalen K<strong>in</strong>obetreibernhelfen o<strong>der</strong> nicht geplantes Guerilla-Market<strong>in</strong>g betreiben.3.3 Mögliche Ressourcenersparnisse imFilmproduktionsprozess<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g kann als nicht kurzweilige Ersche<strong>in</strong>ungmit e<strong>in</strong>em hohen potentiellen Wert für e<strong>in</strong>eVerän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> deutschen Kulturför<strong>der</strong>ung angesehenund sogar als alternative beziehungsweiseadditive F<strong>in</strong>anzierungsform zur klassischenFilmför<strong>der</strong>politik bezeichnet werden. Gleichzeitiglassen sich dabei die Aussagen h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>erhohen Projektabhängigkeit (Projektbeschaffenheit,Thema des Films, Projektgröße, etc.) und dem zeitlichenRahmen <strong>der</strong> festen Etablierung im Vergleichzu an<strong>der</strong>en Kulturkreisen (wie beispielsweise demAngloamerikanischen) e<strong>in</strong>schränken. So eignetsich <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g bisher beson<strong>der</strong>s für Projektemit vergleichbar „kle<strong>in</strong>en“ Budgets (Beträge unter100.000 Euro) und weniger für die professionelleFilmproduktion. <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g bietet vornehmlichNo-Name-Künstlern und unabhängigen Filmemacherndie Möglichkeit, auf s<strong>in</strong>guläre und abseitigeProjekte h<strong>in</strong>zuweisen, die sonst eventuell vone<strong>in</strong>em bestehenden Auswahlgremium e<strong>in</strong>er Filmför<strong>der</strong>anstaltnicht beachtet würden. Weiterführendkönnte es diesen ermöglichen, E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Publikumsnachfragezu gewähren und folglich e<strong>in</strong>en Demokratisierungsprozess<strong>in</strong> För<strong>der</strong>entscheidungenunterstützen.4. Ergebnisse <strong>der</strong> Studie: <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>gBei <strong>der</strong> <strong>in</strong>terpretativen Auswertung <strong>in</strong> Bezug aufChristian Papsdorfs Typologie, konnten alle dreierhobenen Fälle jeweils e<strong>in</strong>em Modus <strong>der</strong> User<strong>in</strong>tegrationzugeordnet werden. Ebenso wurde <strong>der</strong>E<strong>in</strong>satz von mehreren <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g-Modellen beiden betrachteten Plattformen und Projekten Howesnachgewiesen:Juntoboxfilms[23]Move On[20]Auf Userkollaborationbasierende IdeenplattformIndirekte Vernetzungvon Usercontent<strong>Crowd</strong> Wisdom(2. Kategorie),<strong>Crowd</strong> Vot<strong>in</strong>g,<strong>Crowd</strong> Creation<strong>Crowd</strong> Vot<strong>in</strong>g,<strong>Crowd</strong> CreationTabelle 3: Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>gTypologien (Quelle: Eigene Darstellung)<strong>Die</strong> erfolgreiche Integration von Usern <strong>in</strong> den Herstellungsprozessvon Filmen erfor<strong>der</strong>t an vielenStellen e<strong>in</strong>e kontrollierte Öffnung von bisher eherverschlossen gehaltenen Vorgängen. Dazu verwendetenalle Unternehmen e<strong>in</strong>e Internetplattform.Elemente des Filmproduktionsprozesses wurdenalso über das WWW an User ausgelagert, was jenach Fallbeispiel unterschiedliche Konsequenzenfür die Organisation des Prozesses hatte und zumTeil sogar zur Ausbildung neuer Elemente führte.Im Folgenden soll das Fallbeispiel „Move On“ <strong>in</strong>Bezug auf die Organisation des Zusammenspielsvon Content und Technik unter E<strong>in</strong>satz se<strong>in</strong>er projektspezifischenForm von <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g ausgeführtwerden.4.1 Zusammenspiel von Content, Technik undOrganisation am Beispiel von „Move On“Move On [20] stellt e<strong>in</strong>en ausgesprochen komplexenorganisatorischen Aufwand über alle Produktionsphasenh<strong>in</strong>weg dar, denn <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Phaseerfolgen e<strong>in</strong>e gezielte E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Usern unddie Darstellung dieser „Partizipation“. Wie bereitserwähnt, stellte die Konzeption e<strong>in</strong>er geeignetenPlattform zur Organisation <strong>der</strong> Useraktivitätendas wichtigste Instrument dar. Alle Texte (me<strong>in</strong>tContent) für die Plattform wurden <strong>in</strong> mehr als neunverschiedene Sprachen übersetzt. Das Drehbuch,als Bestandteil des Contents <strong>der</strong> Preproduktionsphase,wurde unter Anleitung e<strong>in</strong>er Market<strong>in</strong>gabteilunggezielt mit Möglichkeiten für den E<strong>in</strong>satz vonUser-generated-Content versehen. Im Bereich <strong>der</strong>Technik mussten Werkzeuge <strong>in</strong> die Plattform <strong>in</strong>tegriertwerden, um den Usern zu ermöglichen aufe<strong>in</strong>fachstem Wege den im Rahmen des Drehbuchsanvisierten UGC <strong>in</strong> Form von Bil<strong>der</strong>n, Videos undTexten zu veröffentlichen. <strong>Die</strong> Organisation diesesUGC wurde ebenfalls teils von Usern übernommen.AmazonStudios[22]Modus <strong>der</strong>IntegrationUserdesignbasierteMassenfertigungE<strong>in</strong>gesetzte<strong>Crowd</strong>-sourc<strong>in</strong>g-Modelle<strong>Crowd</strong> Wisdom(2. & 3. Kategorie),<strong>Crowd</strong> Vot<strong>in</strong>g,<strong>Crowd</strong> CreationFür die Produktionsphase mussten Dreharbeiten<strong>in</strong> elf verschiedenen Län<strong>der</strong>n organisiert werden,dabei unterlag die Reihenfolge <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> imDrehbuch formulierten Reihenfolge, denn die Usersollten mit Hilfe <strong>der</strong> Plattform den schrittweisenAblauf <strong>der</strong> Dreharbeiten „miterleben“. Dazu wurdee<strong>in</strong> Mak<strong>in</strong>g-of-Team mit umfangreicher Technikausgestattet, welches eigenen journalistischenContent erzeugte und diesen kont<strong>in</strong>uierlich auf18


<strong>der</strong> Plattform veröffentlichte. Ausgewählte User <strong>in</strong>Statistenrollen o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Requisiten mussten mitweiterem organisatorischen Aufwand aus verschiedenenTeilen des Landes zum Drehort gebrachtund bei den Dreharbeiten ausreichend <strong>in</strong> Szenegesetzt werden.In <strong>der</strong> Postproduktionsphase unterlag die Montageebenfalls <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung, Bild- und Tonmaterialnicht nur im H<strong>in</strong>blick auf das Erzählen <strong>der</strong> Geschichteh<strong>in</strong> zu arrangieren, son<strong>der</strong>n ebenfalls denvon Usern gelieferten Content ausreichend darzustellen.In diesem S<strong>in</strong>ne wurde <strong>der</strong> Film neben e<strong>in</strong>erLangversion <strong>in</strong> acht Episoden unterteilt und schrittweisevor Fertigstellung des Gesamtfilms veröffentlicht.Im Abspann dieser Episoden wurde zusätzlichesBildmaterial verwendet, welches erneut dieUserarbeit im Filmmaterial hervorhebt.<strong>Die</strong> anschließende Distribution e<strong>in</strong>es Films, welchernicht auf Amortisierung <strong>der</strong> Produktionskostenabzielt, son<strong>der</strong>n auf die Generierung von Öffentlichkeit,stellt ebenfalls verän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungenan e<strong>in</strong>en Vertrieb. Das eigentliche Ziel <strong>der</strong> Spielfilmproduktion,also <strong>der</strong> Ausbau des Unternehmensimages,erfor<strong>der</strong>te generell e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche h<strong>in</strong>tergründigeKommunikation des Corporate Imagesund e<strong>in</strong>e ausreichende Umsetzung des CorporateDesigns bei jedweden Medien bzw. Informationsträgern.<strong>Die</strong> Plattform selbst wurde zum Distributionskanalüber das Internet. Zusätzlich wurde dieTechnik von Video-On-Demand als Konvergenzgenutzt, denn die Deutsche Telekom GmbH <strong>in</strong> <strong>der</strong>Rolle <strong>der</strong> Produktion besitzt e<strong>in</strong>e eigene Plattform.Entsprechend <strong>der</strong> Kampagne wurde <strong>der</strong> User bzw.se<strong>in</strong>e gelebte Partizipation zum Imageaufbau desUnternehmens e<strong>in</strong>gesetzt. Dazu wurde <strong>der</strong> Ablaufe<strong>in</strong>er Werbekampagne zur Imagesteigerung mitdem Produktionsprozess e<strong>in</strong>es Spielfilms verflochten.Auf organisatorischer Ebene konnte dasUnternehmen vermutlich von bereits existentenPersonalstrukturen im Bereich <strong>der</strong> Organisationprofitieren und somit <strong>der</strong> eigenen Market<strong>in</strong>gabteilungen<strong>in</strong> den verschiedenen Län<strong>der</strong>n die Koord<strong>in</strong>ationsolch e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Produktiongewährleisten.5. Fazit und AusblickBewegte Bil<strong>der</strong> üben seit ihren Anfängen e<strong>in</strong>eFasz<strong>in</strong>ation auf Menschen aus. Über Jahrzehnteh<strong>in</strong>weg entwickelte sich e<strong>in</strong>e weltweite Film<strong>in</strong>dustrieund <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Filmherstellung war fürden Zuschauer e<strong>in</strong> verschlossener Prozess. DerE<strong>in</strong>satz von <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g bzw. <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gbirgt nun für jeden ambitionierten „User“ die Chancee<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil des Ganzen zu werden. <strong>Die</strong>s bietet<strong>der</strong> Branche e<strong>in</strong> bisher kaum genutztes Potential,welches aber auch neue Anfor<strong>der</strong>ungen an dieOrganisation von Filmproduktionen stellt.Vielleicht ist <strong>der</strong> Zeitpunkt gekommen, dass ähnlichzur Öffnung von Innovationsprozessen im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong>User Innovation, auch <strong>der</strong> bisher „verschlossene“Prozess <strong>der</strong> Stoffentwicklung im Produktionsprozessvon Spielfilmen von e<strong>in</strong>er Öffnung profitierenkönnte. <strong>Die</strong>s zum Beispiel <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er auf Userkollaborationbasierenden Ideenplattform. Vielleichtwerden Drehbücher aber auch durch e<strong>in</strong>en andie Mass Customization er<strong>in</strong>nernden E<strong>in</strong>satz von<strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g zum Produkt e<strong>in</strong>er auf Userdesignbasierten Massenfertigung, welche durch komplexeFormen von <strong>Crowd</strong> Vot<strong>in</strong>g und <strong>der</strong> Entwicklung prototypartigerTestfilme e<strong>in</strong>e Art Publikumsevaluationvor ihrem tatsächlichen Kauf und ihrer Umsetzungerhalten. Das Potential zeigt sich beispielsweiseauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tatsache, dass e<strong>in</strong> Unternehmen wiedie Deutsche Telekom GmbH nicht davor zurückschreckte,im Rahmen e<strong>in</strong>er Kampagne zum Imageausbau,e<strong>in</strong> vermutlich mehr als 10.000.000 €teures Roadmovie zu stemmen, nur um das Partizipationserlebnisvon Usern bei solch e<strong>in</strong>em Projektfür sich nutzbar zu machen.<strong>Die</strong> Unabhängigkeit, welche e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierungo<strong>der</strong> Teilf<strong>in</strong>anzierung durch <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g bei Filmprojektenbietet, wird auch weiterh<strong>in</strong> zunehmendmehr Filmemacher dazu bewegen, diesen alternativenWeg auszuprobieren. E<strong>in</strong>hergehend damitkann man behaupten, dass Entwicklungen imBereich <strong>der</strong> alternativen Filmf<strong>in</strong>anzierung möglichs<strong>in</strong>d und diese <strong>in</strong> Zukunft an Bedeutung gew<strong>in</strong>nenkönnten. Neben neuen Arbeitsschritten werdensich allerd<strong>in</strong>gs geleichbedeutend auch neue Ansprücheseitens <strong>der</strong> <strong>Crowd</strong> auftun. Somit könntees zunehmend zu e<strong>in</strong>er größeren Herausfor<strong>der</strong>ungwerden, sich als junges Projekt aus <strong>der</strong> Vielzahlan<strong>der</strong>er Projekte hervorzuheben, um die „Gunst“<strong>der</strong> willigen Spen<strong>der</strong> zu erlangen. Durch die Integrationdes Publikums können e<strong>in</strong>zelne Produktionsprozesse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Filmproduktion für dieses verständlicherund nachvollziehbarer werden, gleichzeitigbeschriebene Synergieeffekte für die Filmproduktiongenutzt und h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> staatlichen Filmför<strong>der</strong>politike<strong>in</strong> Demokratisierungsprozess geför<strong>der</strong>twerden. Durch die f<strong>in</strong>anzielle E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><strong>Crowd</strong> vor e<strong>in</strong>er potentiellen För<strong>der</strong>ung könntenFör<strong>der</strong><strong>in</strong>stitutionen frühzeitig Publikumswünscheerkennen und folglich ihre Auswahlentscheidungentreffen.<strong>Die</strong> Bedeutung von <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g und <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gauch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bereichen <strong>der</strong> <strong>Medienproduktion</strong>bleibt noch abzuwarten. Man stelle sich e<strong>in</strong> TV-Format mit lokaler Berichterstattung vor, welchesse<strong>in</strong>en Content zur Hälfte von Usern aus <strong>der</strong> Regiongeliefert und bewertet bekommt, während <strong>der</strong> Redaktionvielmehr die Aufgabe <strong>der</strong> Adm<strong>in</strong>istratione<strong>in</strong>er Community und die medienformspezifische19


Aufbereitung des Contents zukommt. O<strong>der</strong> e<strong>in</strong>bisher unbekannter Nischenmarkt für e<strong>in</strong>e Onl<strong>in</strong>ezeitschriftwird über Nacht durch e<strong>in</strong>e <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gkampagneerschlossen, da vor dem Ersche<strong>in</strong>en<strong>der</strong> ersten Ausgabe potentielle Leser ihr Bedürfnisnach solch e<strong>in</strong>em Medium durch ihre f<strong>in</strong>anzielleUnterstützung <strong>der</strong> Idee ausgedrückt haben. Jenach Medienform, Grad <strong>der</strong> Digitalisierung des jeweiligenProduktionsprozesses sowie dem Organisationsgrad<strong>der</strong> <strong>Crowd</strong>sourcer (z. B. e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnerJournalist o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> ganzer Verlag), ergeben sichunterschiedliche Vorgehensweisen und E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten,aber auch neue Herausfor<strong>der</strong>ungenund eventuell verän<strong>der</strong>te Produktionsabläufe.6. Literatur[1] Hoegg, R., Martignoni, R., Meckel, M., & Stanoevska-Slabeva, K. (2008). Web 2.0 Geschäftsmodelle. In M.Meckel, & K. Stanoevska-Slabeva, Web 2.0 - <strong>Die</strong> nächsteGeneration Internet (S. 39-59). Baden-Baden: Nomos.[2] Michelis, D. (2012). Social Media Modell. In D. Michelis, &T. Schildhauer, Social Media Handbuch (2. aktualisierte un<strong>der</strong>weiterte Ausg., S. 104-117). Baden-Baden: Nomos.[3] Medienbullet<strong>in</strong>. (2012). E<strong>in</strong>e Filmidee muss sexy se<strong>in</strong>. medienbullet<strong>in</strong>- Das Medien Magaz<strong>in</strong> (Ausg. 06/2012 ,Jahrgang31), S. 24-29.[4] Ebenhan, M. (2012). <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g im Film – <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gals Alternative F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeit für Filmproduktionen<strong>in</strong> Deutschland. Berl<strong>in</strong>: ikosom UG.[5] H. Krömker, P. Klimsa (2005). Handbuch <strong>Medienproduktion</strong>- Produktion von Film, Fernsehen, Hörfunk, Pr<strong>in</strong>t, Internet,Mobilfunk und Musik. Wiesbaden: Verlag fürSozialwissenschaft.[6] Howe, J. (2008). <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g: Why the Power of the<strong>Crowd</strong> is Driv<strong>in</strong>g the Future of Bus<strong>in</strong>ess (1. Edition Ausg.).New York: Crown Bus<strong>in</strong>ess.[7] Kreßner, T. (2011). F<strong>in</strong>anzierung durch Viele geme<strong>in</strong>sam -<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g im Bereich Kunst und Kultur. In T. Kreßner,Social Media im Kulturmanagement. Grundlagen. Fallbeispiele.Geschäftsmodelle. Studien. (1. Ausg., S. 349-364).Heidelberg: mitp Verlag.[8] Belleflamme, P., Lambert, T., & Schwienbacher, A. (2011).<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g. Tapp<strong>in</strong>g the Right <strong>Crowd</strong>. Abgerufen am 05.August 2012 von http://ssrn.com/abstract=1578175Social Media im Kulturmanagement. Grundlagen. Fallbeispiele.Geschäftsmodelle. Studien. 1. Auflage (S. 365-381).Heidelberg: mitp Verlag.[11] Eisfeld-Reschke, J., & Wenzlaff, K. (2011). <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>gStudie 2010/2011. Berl<strong>in</strong>: ikosom UG.[12] Gerecht, C., Haselbach, D., & Theil, A. (2011). E<strong>in</strong> neuerGoldesel? <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g und Kulturpolitik. In B. Wagner,Jahrbuch für Kulturpolitik 2011 - Digitalisierung (11. Ausg., S.157-164). Bonn/Essen: Klartext Verlag.[13] Henner Fehr, C. (2011). <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g: mit kle<strong>in</strong>en BeträgenKunst und Kultur unterstützen. In B. Wagner, Jahrbuch fürKulturpolitik 2011 - Digitalisierung und Internet (Bd. 11 , S.231-234). Bonn / Essen: Klartext Verlag.[14] Harzer, A. (2012). <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g als alternative F<strong>in</strong>anzierungsmethodekultureller und kreativer Projekte - e<strong>in</strong>e empirischeUntersuchung über die Erfolgsfaktoren kreativer<strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g Projekte auf Basis <strong>in</strong>ternationaler Vergleiche.Ilmenau.[15] Hettler, U. (2010). Social Media Market<strong>in</strong>g: Market<strong>in</strong>g mitBlogs, Sozialen Netzwerken und weiteren Anwendungendes Web 2.0. München: Oldenbourd Wissenschaftsverlag.[16] Howe, J. (2006). <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>g Blog. Abgerufen am 12.Dezember 2012 von http://crowdsourc<strong>in</strong>g.typepad.com/cs/2006/06/crowdsourc<strong>in</strong>g_a.html[17] Unter „Outsourc<strong>in</strong>g“ versteht man das Auslagern von Unternehmens<strong>in</strong>ternenAufgaben, bzw. Strukturen auf externeAnbieter zugunsten von Kostenersparnis [6].[18] Papsdorf, C. (2009). Wie Surfen zu Arbeit wird: <strong>Crowd</strong>sourc<strong>in</strong>gim Web 2.0. Frankfurt a.M./ New York: Campus Verlag.[19] Expertengespräch[20] Move On. (2013). www.move-on-film.com. Abgerufen am12. Juli 2013 von http://move-on-film.com/#!/movie/<strong>in</strong>tl_movie/[21] tyclipso.me, startnext.de (2011). Nutzung: CC BY-ND 3.0[22] Amazon Studios. (2013). www.studios.amazon.com. Abgerufenam 3. Februar 2013 von http://studios.amazon.com[23] juntoboxfilms. (2013). www.juntoboxfilms.com. Abgerufenam 2. Februar 2013 von http://www.juntoboxfilms.com/[9] Theil, A., & Bartelt, D. (2011). <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g: Der neue Wegfür private, öffentliche und unternehmerische För<strong>der</strong>ung. InF. Loock, & O. Scheytt, Kulturmanagement & Kulturpolitik:<strong>Die</strong> Kunst, Kultur zu ermöglichen. Berl<strong>in</strong>: Raabe.[10] Gumpelmaier, W. (2011). Warum <strong>Crowd</strong>fund<strong>in</strong>g ke<strong>in</strong>schnelles Geld verspricht - Vorraussetzungen für gelungenesOnl<strong>in</strong>e-Fundrais<strong>in</strong>g. In K. Janner, C. Holst, & A. Kopp,20


<strong>Die</strong> Produktion barrierefreier FilmeE<strong>in</strong> Interview mit Fabian SchmidtM. A.Fabian SchmidtHerr Schmidt, Sie s<strong>in</strong>d Geschäftsführer von„<strong>Die</strong> Filmagentur“ <strong>in</strong> Dresden. Welche Leistungenbietet Ihre Agentur an?DIE FILMAGENTUR GmbH ist e<strong>in</strong>e DresdnerFilmproduktionsfirma mit weiteren Standorten <strong>in</strong>Leipzig, Berl<strong>in</strong> und Stuttgart. Sie wurde 2008 vonme<strong>in</strong>em Studienkollegen Alexan<strong>der</strong> Schulz und mirwährend des Medientechnikstudiums <strong>in</strong> Mittweidagegründet. Unsere Schwerpunkte liegen dabeiauf <strong>der</strong> Konzeption (Erstellung von Drehbüchern,Treatments, Film-Ideen) und Produktion (Filmdreh,Filmschnitt, Vertonung) von Bewegtbild-PR.Zu unseren aktuellen Kunden zählen die DeutscheBahn für Stuttgart 21, die United Nations University,Audi, Procter & Gamble, <strong>der</strong> Deutsche Bundesrat,die sächsische Landesärztekammer, diverse Hochschulenund die Deutsche Telekom. Wir drehenca. 50 Filme pro Jahr, betreiben e<strong>in</strong>en Filmtechnikverleih(FilmtechnikDresden.de) und wurden fürunseren 90m<strong>in</strong> Spielfilm „Mitfahrgelegenheit“ mitdem Preis des besten Experimentalfilms 2011 imMDR ausgezeichnet.Sie bieten unter an<strong>der</strong>em an, barrierefreie Filmezu erstellen, zu drehen und umzuwandeln. Wiekam es dazu, dass Sie sie diesen Bereich mit<strong>in</strong> Ihr Leistungsportfolio aufgenommen haben?Das Thema existierte <strong>in</strong> den ersten Jahren bei unskaum. Erst mit Beg<strong>in</strong>n des Jahres 2013 haben wirdie ersten Anfragen dazu bekommen und es werdenimmer mehr. <strong>Die</strong> Anfragen kommen vor allem vonstaatlichen Institutionen im weitesten S<strong>in</strong>n. E<strong>in</strong>Grund für die gestiegene Nachfrage ist sicher dieaktuelle Diskussion um den neuen Beitragsservice<strong>der</strong> öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten unddie damit verbundene Verpflichtung zur Beitragszahlungvon Bl<strong>in</strong>den und Gehörlosen, wodurch e<strong>in</strong>sehr umfangreiches barrierefreies Medienangebot<strong>in</strong> Zukunft angeboten werden soll und muss. Außerdemwird die För<strong>der</strong>ung für die Bereitstellungbarrierefreier Filme von <strong>der</strong> Bundesregierung durchden Deutschen Filmför<strong>der</strong>fonds auch im Jahr 2013weiterh<strong>in</strong> fortgesetzt.Wir erklären uns das gestiegene Interesse auchmit <strong>der</strong> gewandelten Funktion von Bewegtbild imKommunikationsmanagement <strong>in</strong>sgesamt. Filmewerden immer öfter als funktionale Bewegtbild-PRe<strong>in</strong>gesetzt und s<strong>in</strong>d somit mehr und mehr elementarerBestandteil <strong>der</strong> Vermittlung – natürlich auchfür Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. Vielfach wurdenFilme auch als spielerische Ergänzung zum klassischenInformationsangebot verstanden. <strong>Die</strong>sesBild wandelt sich.Wir verstehen DIE FILMAGENTUR als Full-Serviceagenturund haben uns daher entschieden, uns<strong>in</strong> die Problematik e<strong>in</strong>zuarbeiten. Es galt für unserst mal zu klären, was Barrierefreiheit für Filme eigentlichheißt und welche Formen von Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungbeachtet werden müssen. Seit vielen Jahren gibtes gesetzliche Vorgaben und Verordnungen nachBundes- und Landesrecht, dass Internetauftritte,beson<strong>der</strong>s die öffentlicher Institutionen, Behördenund E<strong>in</strong>richtungen barrierefrei bzw. barrierearm angebotenwerden sollen/müssen. <strong>Die</strong> maßgeblicheVerordnung ist aktuell die „Verordnung zur Schaffungbarrierefreier Informationstechnik nach demBeh<strong>in</strong><strong>der</strong>tengleichstellungsgesetz“, auch genannt:(BITV 2.0) mit Stand September 2011. Sie ist übrigense<strong>in</strong> Ergebnis <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenrechtskonvention,die 2009 von Deutschland ratifiziert wurde.Beson<strong>der</strong>s wichtig ist hier <strong>der</strong> §21 (Recht <strong>der</strong> freienMe<strong>in</strong>ungsäußerung, Me<strong>in</strong>ungsfreiheit und Zugangzu Informationen) da heißt es u.a.: „d) die Massenmedien,e<strong>in</strong>schließlich <strong>der</strong> Anbieter von Informationenüber das Internet, dazu auffor<strong>der</strong>n, ihre<strong>Die</strong>nstleistungen für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungenzugänglich zu gestalten; e) die Verwendung vonGebärdensprachen anerkennen und för<strong>der</strong>n.“Was ist beim Umwandeln bzw. bei <strong>der</strong> Konzeptionund dem Dreh von barrierefreien Filmen zubeachten und welche Unterschiede gibt es imVergleich zu konventionellen Filmen?Grundsätzlich muss man sagen, dass durch dieNutzung von Filmen im Internet die Produktion vonbarrierefreien Filmen an sich ke<strong>in</strong> Neuland ist. Esgibt etablierte Verfahren, die angewendet werden.21


So trivial es vielleicht kl<strong>in</strong>gt, aber es muss bei <strong>der</strong>Gestaltung zunächst zwischen zwei Arten barrierefreierFilme unterschieden werden: 1. Filme, die nurfür Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung produziert wurden,also mit Inhalten, die sich nur an sie richten unddaher per se barrierefrei erstellt s<strong>in</strong>d. 2. Filme, diejeden im engeren S<strong>in</strong>n betreffen und somit auchfit gemacht werden müssen für Menschen mitBeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung.Bei Letzterem muss entschieden werden, für welcheArt von E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Film gemacht wird: Gehörlose,Bl<strong>in</strong>de o<strong>der</strong> Sehbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te und Menschenmit geistiger Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung. Barrierefreiheit entstehtdurch e<strong>in</strong>en produktionstechnischen Mehraufwand.Wir produzieren den Ausgangsfilm zunächst nichtan<strong>der</strong>s, nur weil er später barrierefrei se<strong>in</strong> soll.Darüber h<strong>in</strong>aus empfehlen wir Filme, die <strong>der</strong> Funktiondienen Wissen zu vermitteln, so e<strong>in</strong>fach wiemöglich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aussage und Inszenierung zu produzieren.Dramaturgische Kniffe, bildliche Spielere<strong>in</strong>o<strong>der</strong> zu aufwendige Überblendungen von Szenenverbieten sich meist. Barrierefreiheit bedeutet füruns, den Film mit Informationen so zu erweitern,dass er von jedem genutzt werden kann.Durch welche Maßnahmen werden die Filme„barrierefrei“?Um Gehörlosen Filme zu zeigen, reicht es nicht nurUntertitel des gesprochenen Wortes anzubieten, dadiese nicht adäquat die akustischen Inhalte e<strong>in</strong>esFilms wie<strong>der</strong>geben. Gehörlose verständigen sich<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gebärdensprache, mit <strong>der</strong> können sie sichdifferenzierter ausdrücken, das ist die Sprache, dieihren Fähigkeiten und Möglichkeiten am nächstenkommt, sodass es gilt, diese zu för<strong>der</strong>n und möglichstbreit anzubieten. Wir überführen die Texte <strong>in</strong>Gebärdensprache, drehen also mit e<strong>in</strong>em staatlichgeprüften Gebärdensprachendolmetscher (<strong>in</strong>kl.Studio, Team, Licht, Technik) und fügen an e<strong>in</strong>erEcke des Films <strong>in</strong> Lautsprache das Fenster mit <strong>der</strong>Gebärdensprache des Dolmetschers e<strong>in</strong>.Untertitel direkt <strong>in</strong> den Film geschrieben werden,sodass sie nicht ausgeblendet werden können.O<strong>der</strong> es existiert e<strong>in</strong> Flashplayer mit <strong>der</strong> FunktionalitätUntertitel manuell e<strong>in</strong>zublenden, die dann <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er separaten Datei auf dem Server liegen.Bl<strong>in</strong>den und sehbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Menschen reicht esnicht, nur den Sprecher/Mo<strong>der</strong>ationstext e<strong>in</strong>es Filmszu hören, sofern <strong>der</strong> überhaupt verfügbar ist. Ermuss auf die Bedürfnisse zugeschnitten und e<strong>in</strong>gesprochense<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong> Bl<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> Sehbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>terhat. In dem Text muss alles beschrieben werden,was im Bild zu sehen ist, sodass alle Zusammenhängeverstanden werden, <strong>in</strong>kl. aller Dialogwechsel,Artikulationen, Aktionen und Situationen, die es zusehen gibt. Viele Bl<strong>in</strong>de o<strong>der</strong> Sehbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschensurfen im Web <strong>in</strong>dem sie sich Texte von e<strong>in</strong>erComputerstimme vorlesen lassen. Sollte das Geldfür diesen eigenen Sprechertext nicht reichen, solltezum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> Text onl<strong>in</strong>e gestelltund <strong>in</strong> die Videobeschreibung bei YouTube o<strong>der</strong> imUmfeld des e<strong>in</strong>gebunden Films auf <strong>der</strong> Institutionsseitebereitgestellt werden.Das Gleiche gilt für das E<strong>in</strong>sprechen e<strong>in</strong>es Sprechertext<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fach gehaltener Sprache für Menschenmit e<strong>in</strong>er geistigen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>erLernbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung.Übrigens: Auch wenn es nicht zu unserem Kerngeschäftzählt, haben wir auch schon klassische Webtexteextra durch e<strong>in</strong>en Sprecher als downloadbareAudiodatei für unterwegs aufgenommen. Dort g<strong>in</strong>ges um die Beschreibung e<strong>in</strong>es neuen Zugangswegeszu den Gleisen des Stuttgarter Hauptbahnhofeswährend <strong>der</strong> Bauarbeiten. Auch das ist e<strong>in</strong>ezeitgemäße Form von Barrierefreiheit.Wenn das Budget für diesen zusätzlichen Drehnicht reicht, sollten zum<strong>in</strong>dest erklärende Untertitele<strong>in</strong>gefügt werden. Hier bietet <strong>der</strong> konventionelleYouTube-Player die Möglichkeit, Untertitel e<strong>in</strong>zublenden.YouTube kann sogar durch e<strong>in</strong>e Worterkennungautomatische Untertitel erstellen. <strong>Die</strong>automatische Erkennung funktioniert aber nur gut,wenn <strong>der</strong> Text professionell e<strong>in</strong>gesprochen wurde.Es sollte bei den Timecodes außerdem <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnenTextzeilen auf s<strong>in</strong>nige Satzsprünge geachtetwerden. Darüber h<strong>in</strong>aus müssen Sätze gekürzt o<strong>der</strong>umgeschrieben werden. Es darf ja nicht vergessenwerden: Der Gehörlose will <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>en Filmsehen und ke<strong>in</strong>em Text h<strong>in</strong>terherlesen. Wenn Filmeaber durch e<strong>in</strong>en eigenen Player auf den Institutionswebsitesonl<strong>in</strong>e bereitgestellt werden, müssen22


Metadaten als Erfolgsfaktor <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Medienproduktion</strong>Automatische Erschließung von Multimedia-Daten mit MediaGrid-Technologienvon Sebastian Kirch und Michael EbleDipl.-Inf.Sebastian KirchDr.Michael Eble1. Herausfor<strong>der</strong>ungen vernetzter Multimedia-ProdukteMobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets,<strong>in</strong>ternetfähige Smart-TVs und die Alltäglichkeitdes mobilen Internets trugen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> denletzen Jahren dazu bei, dass unsere Mediennutzungimmer vielseitiger wurde. Nicht nur FernsehundRadioanbieter, son<strong>der</strong>n auch Zeitungs- undZeitschriftenverlage s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen Betreibervon Onl<strong>in</strong>e-Medien mit multimedialen Videoangebotenund Web-basierten TV-Angeboten. Durch dieZunahme <strong>der</strong> verfügbaren Distributionskanäle trittfür viele medienproduzierende Unternehmen daherdie Frage Zweitverwertung multimedialer Inhalte <strong>in</strong>den Vor<strong>der</strong>grund.Zwar ermöglichen digitale Inhalte e<strong>in</strong>e Vielzahl vonAlternativen zur Bearbeitung und Zweitverwertung.Gleichzeitig besteht jedoch die Herausfor<strong>der</strong>ung,wie die immensen, digitalen Bestände wirtschaftlichverwertet werden können. Denn e<strong>in</strong>e effizienteMehrfachnutzung <strong>der</strong> Medien<strong>in</strong>halte - sei es fürdie unternehmens<strong>in</strong>terne o<strong>der</strong> für die marktseitigeMehrfachverwendung [1] - setzt e<strong>in</strong>e gute Kenntnis<strong>der</strong> archivierten Inhalte voraus. E<strong>in</strong>e detaillierteErschließung des Archivmaterials ist hierfür diezw<strong>in</strong>gende Vorbed<strong>in</strong>gung [2]: „S<strong>in</strong>d die <strong>in</strong> Medienunternehmenzu e<strong>in</strong>em großen Anteil unstrukturiertenDaten (Text, Bild, Video etc.) […] erst e<strong>in</strong>mal<strong>in</strong> vollem Umfang für die Datenanalyse nutzbar,können sich hier neue Anwendungspotentialeergeben.“. Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d das Galileo Videolexikonvon ProSieben [3] o<strong>der</strong> die Erschließungdes FotoTV.-Archivs [4].<strong>Die</strong> Sichtung und Erschließung von Archivmaterialerfolgt jedoch <strong>in</strong> vielen Fällen noch manuell.Aufgrund <strong>der</strong> Fülle des Materials ist dann oft nure<strong>in</strong>e oberflächliche Erschließung möglich, dieselten über e<strong>in</strong>e kurze Beschreibung des Inhaltsh<strong>in</strong>ausgeht. Für die Anwendungsfälle mo<strong>der</strong>nerMedienunternehmen s<strong>in</strong>d diese Beschreibungenjedoch nur bed<strong>in</strong>gt hilfreich. Um audiovisuelleMedien effizient durchsuchen und verl<strong>in</strong>ken zukönnen, müssen die Inhalte <strong>in</strong> Form von Volltexten(z. B. von gesprochenen Texten) und strukturiertenMetadaten vorliegen.2. Automatische Medienerschließung alsLösungsansatzAutomatische Verfahren stellen e<strong>in</strong>e kostengünstigeAlternative dar, um große Mengen audiovisuellerDaten wirtschaftlich zu erschließen [5]. Hierzuzählen beispielsweise Verfahren wie das Erkennenvon Schnitten <strong>in</strong> Videos o<strong>der</strong> die Spracherkennung.Solche Verfahren erzeugen Metadaten als Basis füre<strong>in</strong>e spätere Suche automatisiert - und das um e<strong>in</strong>Vielfaches schneller als es mit e<strong>in</strong>er manuellen Erschließungmöglich wäre.Hierzu s<strong>in</strong>d jedoch sowohl <strong>in</strong>novative Technologiennotwendig als auch enorme Rechenressourcen.Für e<strong>in</strong> Medienunternehmen kann es daher zu zusätzlichenInvestitionskosten kommen, wenn esautomatische Verfahren zur Erschließung se<strong>in</strong>esMaterials verwenden möchte. Insbeson<strong>der</strong>e kle<strong>in</strong>eund mittlere Unternehmen (KMUs) und E<strong>in</strong>richtungenbesitzen jedoch nicht die technischen, organisatorischeno<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen Voraussetzungen,um entsprechende Technologien und vor allem dievon diesen Technologien benötigten Infrastrukturene<strong>in</strong>zusetzen [6].3. MediaGrid: Verfahren für die automatischeErschließungMediaGrid [7], e<strong>in</strong> vom Bundesm<strong>in</strong>isterium fürBildung und Forschung (BMBF) geför<strong>der</strong>tes Forschungsprojekt,greift diesen Bedarf auf. <strong>Die</strong> Ideevon MediaGrid ist es, <strong>in</strong>telligente Verfahren zurautomatischen Medienerschließung als <strong>Die</strong>nstleistunganzubieten, um somit e<strong>in</strong>e kostengünstigeund bedarfsgerechte Erschließung von audiovisuellenMedien zu ermöglichen. <strong>Die</strong> Verfahrenlassen sich über Schnittstellen <strong>in</strong> bestehende23


Produktionsprozesse e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den. So können dieseRedakteure, Archive und Content-Produzentenschon bei <strong>der</strong> Erstellung von Beiträgen sowiebeim Anlegen von beschreibenden Metadatenunterstützen.Zur schnellen und akkuraten Erschließung <strong>der</strong>Inhalte kommen <strong>in</strong> MediaGrid <strong>in</strong>novative Verfahrenzur Audioanalyse des Fraunhofer-Instituts für IntelligenteAnalyse- und Informationssystem IAIS [8]und Verfahren zur Videoanalyse <strong>der</strong> Philipps-UniversitätMarburg [9] zum E<strong>in</strong>satz (siehe Tabelle 1).Um diese teils rechen- und speicher<strong>in</strong>tensiven Verfahreneffizient und skalierbar ausführen zu können,greift MediaGrid e<strong>in</strong>erseits auf die Ressourcen desD-Grid [10] zurück. <strong>Die</strong>se deutschlandweit verteilteInfrastruktur aus Rechenressourcen an Universitätenund Rechenzentren wurde im Rahmenverschiedener Initiativen des BMBF mit <strong>in</strong>sgesamtmehr als 100 Millionen Euro geför<strong>der</strong>t und wird vorwiegendfür akademische Zwecke genutzt. Für denkommerziellen E<strong>in</strong>satz setzt MediaGrid auf Clustero<strong>der</strong>Cloud-Ressourcen wie Amazon EC2 [11].Damit sich die Analyseverfahren möglichst nahtlos<strong>in</strong> die bestehenden Anwendungen und Produktionsprozessevon Redaktionen und Archiven <strong>in</strong>tegrierenlassen, setzt MediaGrid auf standardisierteSchnittstellen. <strong>Die</strong> MediaGrid-<strong>Die</strong>nsteplattformstellt hierfür als zentrale Plattform e<strong>in</strong>e Reihe technischerSchnittstellen (z. B. SOAP Web Services)zur Verfügung. Sie abstrahiert so von <strong>der</strong> Komplexität<strong>der</strong> unterliegenden verteilten Infrastruktur un<strong>der</strong>möglicht sowohl die Nutzung e<strong>in</strong>zelner Verfahrenals auch die Erstellung und Ausführung ganzerWorkflows.Verfahren zur AudioanalyseAudiosegmentierungSegmentierung vonAudiodaten <strong>in</strong> solcheTeile, <strong>in</strong> denen Sprachevorkommt und solche,<strong>in</strong> denen ke<strong>in</strong>e SprachevorkommtSprechergruppierungGruppierung vonSprachsegmenten, dievom gleichen SprecherstammenVideo-OCRAutomatische Texterkennungvon <strong>in</strong> Videose<strong>in</strong>geblendeten Text<strong>in</strong>formationen(z. B.Erkennen von Personennamen<strong>in</strong> Bauchb<strong>in</strong>den)GeschlechtserkennungDetektion des Geschlechtse<strong>in</strong>es SprechersSprechererkennungIdentifikation des Sprecherse<strong>in</strong>es bestimmtenSprachsegmentsSpracherkennungUmwandlung vongesprochener Sprache<strong>in</strong> durchsuchbaren Text(Speech to Text)Verfahren zur VideoanalyseVideosegmentierungZeitliche Segmentierunge<strong>in</strong>es Videosdurch die Detektion vonharten Schnitten undgraduellen ÜbergängenErkennung von KamerabewegungenAutomatische Detektionvon Kamerabewegungund ZoomGesichtserkennungAutomatische Detektionvon Gesichtern <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er VideosequenzGesichtsidentifikationIdentifikation von zuvorerkannten Gesichtern(z. B. von Politikernund Prom<strong>in</strong>enten)Mit Hilfe <strong>der</strong> MediaGrid-<strong>Die</strong>nsteplattform wurdendie Analyseverfahren im Rahmen des Projekts exemplarisch<strong>in</strong> zwei Kundenanwendungen <strong>in</strong>tegriert:Zum e<strong>in</strong>en wurde geme<strong>in</strong>sam mit dem ProjektpartnerArchivInForm [12] das semiautomatischeAnnotationstool DiVEGrid entwickelt. <strong>Die</strong> Softwarebietet Archivaren und Redakteuren die Möglichkeit,die Resultate <strong>der</strong> automatischen Analyseverfahrenmanuell zu erweitern, um somit zu e<strong>in</strong>em nahezuperfekten Ergebnis zu gelangen. Zum an<strong>der</strong>enwurden die Analyseverfahren <strong>in</strong> die Programmplanungssoftwaredes Projektpartners Grid-TV [13]<strong>in</strong>tegriert, um dadurch ohne manuellen E<strong>in</strong>griff automatisiertpersonalisierte IP-TV-Programme zuproduzieren. Abbildung 1 illustriert die Gesamtarchitekturvon MediaGrid.Tabelle 1: Automatische Verfahren zur Analyse von audiovisuellenMedien<strong>in</strong>halten <strong>in</strong> MediaGridAbb. 1: Anwendungen greifen über die MediaGrid-<strong>Die</strong>nsteplattformauf die Analyseverfahren zu.24


4. Anwendungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Medienproduktion</strong> undAusblickIm Fokus <strong>der</strong> dreijährigen Projektphase von MediaGridstand nicht nur die Umsetzung <strong>der</strong> technischenPlattform, son<strong>der</strong>n auch die Erarbeitung undUmsetzung von Konzepten für die wirtschaftlicheVerwertung. In enger Zusammenarbeit mit demProjektpartner Detecon [14] wurde e<strong>in</strong>e Verwertungsstrategieentwickelt, die potentielle Kundenund Märkte aufzeigt sowie mögliche Geschäftsmodelleskizziert.Auf Basis dieser Modelle und <strong>der</strong> <strong>in</strong> MediaGridsowie im BMWi-Projekt Contentus [15] entwickeltenTechnologien hat das Fraunhofer IAIS imAnschluss an die Projektför<strong>der</strong>ung die <strong>Die</strong>nsteplattform„mydec” [16] aufgebaut. mydec stellt leistungsfähigeAnalyseverfahren für Dokumente undmultimediale Daten als Cloud-Services bereit, umMedienbestände <strong>in</strong> großen Volum<strong>in</strong>a erschließenzu können. Hierbei stehen nicht nur die Verfahrenselbst im Vor<strong>der</strong>grund, son<strong>der</strong>n auch Tools undProzesse, um die automatischen Verarbeitungsergebnisseje nach Anwendungsfall zu verbesserno<strong>der</strong> zu ergänzen. <strong>Die</strong>ser Ansatz erlaubt e<strong>in</strong>e flexibleund bedarfsgerechte Medienerschließung, dieUnternehmen beispielsweise für die Aufbereitungvon Archivmaterial, zur Integration von Multimedia-Inhalten <strong>in</strong> das Wissensmanagement [17] o<strong>der</strong>zur Suchmasch<strong>in</strong>enoptimierung von Video<strong>in</strong>halten(Video-SEO) nutzen können.5. Literatur[1] Hess, T. & Schulze, B. (2004). Mehrfachnutzung von Inhalten<strong>in</strong> <strong>der</strong> Medien<strong>in</strong>dustrie. Grundlagen, Varianten undHerausfor<strong>der</strong>ungen. Altmeppen, K-D.; Karmas<strong>in</strong>, M. (Eds.):Medien und Ökonomie, Band II, Wiesbaden, pp. 41-62[2] Picot, A. & Propstmeier, J. (2013). Big Data. Medienwirtschaft,1/2013, 10. Jg, pp. 34-38.[3] Galileo Videolexikon. URL: http://www.galileo-videolexikon.de/[4] FotoTV. (2012). Fraunhofer IAIS optimiert Wissenszugangzum FotoTV.-Archiv. URL: http://www.fototv.de/blog/fraunhofer_iais_optimiert_wissenszugang_zum_fototvarchiv[5] Eble M. & Kirch S. (2013a). Metadaten aus <strong>der</strong> Cloud: Erschließungvon Medienarchiven über <strong>Die</strong>nsteplattformenund Software as a Service. In: Info7 28 (2013), Nr. 1,pp. 37-42.[6] Golkowsky C. & Vehlow M. (2011). Cloud Comput<strong>in</strong>g im Mittelstand.Erfahrungen, Nutzen und Herausfor<strong>der</strong>ungen.PricewaterhouseCoopers. URL: http://www.pwc.de/de_DE/de/mittelstand/assets/Cloud_Comput<strong>in</strong>g_Mittelstand.pdf[7] MediaGrid. URL: http://s.fhg.de/mediagrid[8] Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und InformationssystemeIAIS - Geschäftsfeld Content Technologiesand Services. URL: www.iais.fraunhofer.de/cts.html[9] Philipps-Universität Marburg, Arbeitsgruppe VerteilteSysteme. URL: http://www.uni-marburg.de/fb12/verteilte_systeme[10] D-Grid Initiative. URL: http://www.d-grid.de/[11] Amazon Elastic Compute Cloud (EC2). URL: http://aws.amazon.com/de/ec2/[12] ArchivInForm GmbH. URL: http://archiv<strong>in</strong>form.de/[13] Science-TV GmbH - Grid-TV. URL: http://www.grid-tv.com/[14] Detecon International GmbH. URL: http://www.detecon.com/de/[15] CONTENTUS - Technologien für die Mediathek <strong>der</strong> Zukunft.URL: http://theseus.pt-dlr.de/de/contentus.php[16] mydec. URL: http://www.iais.fraunhofer.de/mydec.html[17] Eble M. & Kirch S. (2013b). Wissenstransfer und Medienerschließung:Werkzeuge für die Integration von Multimedia-Inhalten<strong>in</strong> das Wissensmanagement. In: Open Journalof Knowledge Management, 7(1), pp. 42–46. URL: http://www.community-of-knowledge.de/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/attachments/OpenJournalOfKM_VII_2013.pdf25


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