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| di s k u s s i o nRüdiger OsswaldNotwendig wie ein KropfZur laufen<strong>de</strong>n Debatte über zusätzliche FachzahnärzteDr. Dr. Rüdiger Osswald,München.Geschäftsführer <strong>de</strong>s Berufsverban<strong>de</strong>s<strong>de</strong>r Allgemeinzahnärztewww.bvaz.<strong>de</strong>Seit längerer Zeit wird immer wie<strong>de</strong>r darüber diskutiert,ob wir nicht zusätzliche Spezialisierungenin <strong>de</strong>r zahnärztlichen Aus- und Weiterbildung brauchen.Die Zukunft <strong>de</strong>r Allgemeinzahnärzte beschäftigtnicht nur die nie<strong>de</strong>rgelassenen Kolleginnen und Kollegen,son<strong>de</strong>rn auch (Stan<strong>de</strong>s-)Politiker und Hochschullehrer.Der Berufsverband <strong>de</strong>r Allgemeinzahnärztein Deutschland e.V. (BVAZ) wur<strong>de</strong> im Jahre2005 gegrün<strong>de</strong>t, um <strong>de</strong>r drohen<strong>de</strong>n Zersplitterungunseres Berufsstan<strong>de</strong>s zu Lasten <strong>de</strong>r Allgemeinzahnärzteentgegenzuwirken.Die Befürworter <strong>de</strong>r Einführung neuer Fachzahnarztdisziplinenargumentieren mit einer angeblichen Wissensexplosionbzw. <strong>de</strong>r „zunehmen<strong>de</strong>n Differenzierungzahnärztlicher Disziplinen“ (Prof. Dr. Dr. HansJörg Staehle 1 ), die es <strong>de</strong>m praktizieren<strong>de</strong>n Zahnarztunmöglich machen wür<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Überblick zu behalten.Der BVAZ kann eine solche Wissensexplosionnicht erkennen. Sicher, die Techniken haben sich in<strong>de</strong>n letzten 30 Jahren verän<strong>de</strong>rt. Die Frage, ob maneine Kavität aber nun mit Amalgam o<strong>de</strong>r mit Kunststoffin Säureätztechnik versorgt, dürfte wohl kaumdie For<strong>de</strong>rung nach einem „Fachzahnarzt für Zahnerhaltungund restaurative Zahnheilkun<strong>de</strong>“ rechtfertigen.Das Wesen <strong>de</strong>r Behandlung besteht gleichermaßenin <strong>de</strong>r sorgfältigen Entfernung <strong>de</strong>r Kariesvor <strong>de</strong>m <strong>de</strong>finitiven Verschluss. Wie die Geschichtezeigt, hatten Allgemeinzahnärzte auch nie Probleme,neue, erfolgreiche Behandlungstechniken zu erlernenund in <strong>de</strong>r Praxis umzusetzen. Schließlich gelten wirnicht umsonst als die Weltmeister <strong>de</strong>r Fortbildung.In diesem Zusammenhang sei nicht zuletzt daran erinnert,dass die Implantologie von Allgemeinzahnärztenentwickelt und bereits über lange Zeit erfolgreichpraktiziert wur<strong>de</strong>, ehe sie von <strong>de</strong>r Hochschuleanerkannt wur<strong>de</strong>.Beson<strong>de</strong>rs Prof. Staehle wirbt sehr eloquent in mitZitaten gespickten Aufsätzen in einer auf <strong>de</strong>n erstenBlick einleuchten<strong>de</strong>n Weise für die Implementierungzahlreicher neuer Fachzahnarztrichtungen, unter an<strong>de</strong>remauch einem „Fachzahnarzt für Zahnerhaltungund restaurative Zahnheilkun<strong>de</strong>“. Er leitet dabei dieNotwendigkeit zahnmedizinischer Diversifikation aus<strong>de</strong>n Gegebenheiten in <strong>de</strong>r Humanmedizin ab. Auf1 Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle, Ärztlicher Direktor <strong>de</strong>r Poliklinik für Zahnerhaltungskun<strong>de</strong><strong>de</strong>r Universität Hei<strong>de</strong>lberg, zitiert aus: Zahnärzteblatt Ba<strong>de</strong>n-Württemberg.Nr.2/2011<strong>de</strong>n zweiten Blick wird allerdings <strong>de</strong>utlich, dass seineArgumentation auf einem fundamentalen Irrtumfußt: Prof. Staehle vergleicht die Zahnmedizin mit<strong>de</strong>r Medizin. Ein solcher Vergleich ist jedoch unterdiesem Aspekt nicht zulässig. Unser Fach ist mit <strong>de</strong>rgesamten Medizin nicht vergleichbar. Zahnheilkun<strong>de</strong>ist ein kleiner Fachbereich innerhalb <strong>de</strong>s großenFächerkanons <strong>de</strong>r Medizin, <strong>de</strong>r nur mit an<strong>de</strong>ren kleinenFächern, wie beispielsweise <strong>de</strong>r Augen- o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>rHals-Nasen-Ohrenheilkun<strong>de</strong> verglichen wer<strong>de</strong>n darf.Vergleicht man Gleiches mit Gleichem, so stellt manam Beispiel eines Augenarztes fest, dass dieser die erdrücken<strong>de</strong>Mehrzahl seiner Fälle ambulant in eigenerPraxis löst. Diagnostiziert er jedoch beispielsweise einengrauen Star, <strong>de</strong>n er selbst nicht operieren kanno<strong>de</strong>r will, überweist er. Der betreffen<strong>de</strong> Kollege, nenntsich jedoch nicht „Master of“ o<strong>de</strong>r gar „Facharzt fürgrauen Star“, son<strong>de</strong>rn weiterhin Augenarzt. Für Hals-Nasen-Ohrenärzte und Tonsillektomien gilt Analoges.Dass bei<strong>de</strong> Patienten überwiesen bekommen, habensie sich durch ihre universitäre Ausbildung und ihrenguten Ruf verdient, nicht aber über gegen Geld undSitzfleisch erworbene postgraduierte Titel.Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite resümiert <strong>de</strong>r Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>rBayerischen Zahnärztekammer, Prof. Dr. ChristophBenz, nachvollziehbar: „Nicht die vorgeschobenen Argumente– ‚Wissensexplosion‘ – sind es, die diese Debatteso gefährlich machen, son<strong>de</strong>rn die versteckten.Unis hätten gern mehr Geld und beson<strong>de</strong>rs abhängigeAssistenten – und manche Kollegen suchen mehrAnerkennung und Geld bei weniger Arbeit...“ 2Es gibt noch einen weiteren Grund, warum man dieseDebatte been<strong>de</strong>n kann: In einem höchstrichterlichenUrteil wur<strong>de</strong> nämlich entschie<strong>de</strong>n, dass ein Facharztnur in seinem Fachbereich tätig wer<strong>de</strong>n darf. Gleichesgilt selbstverständlich für einen Fachzahnarzt.Und welcher Allgemeinzahnarzt wür<strong>de</strong> schon an einen„Fachzahnarzt für Zahnerhaltung und restaurativeZahnheilkun<strong>de</strong>“ überweisen? Vor diesem Hintergrundkann man <strong>de</strong>n in je<strong>de</strong>r Beziehung sehr aktivenOralchirurgen nur <strong>de</strong>n gutgemeinten Rat geben, sichbezüglich <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach Implementierung weitererFachzahnärzte nicht allzu weit aus <strong>de</strong>m Fensterzu lehnen. Außer <strong>de</strong>n Kieferorthopä<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong> die o.a.Tätigkeitsbeschränkung in „freier Wildbahn“ nämlich(fast) kein Fachzahnarzt wirtschaftlich überleben.2 zitiert nach: Zahnärztlicher Anzeiger, Nr. 10/2010, S. 38 | IGZ DIe Al t e r n A t I v e nr. 2/2011

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