12.07.2015 Aufrufe

Jesaja 12, 1-6 - Ispringen.elkib.de

Jesaja 12, 1-6 - Ispringen.elkib.de

Jesaja 12, 1-6 - Ispringen.elkib.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Predigt am Kantate 28. April 2013 – <strong>Jesaja</strong> <strong>12</strong>, 1-6<strong>12</strong>5-jähriges Posaunenchorjubiläum in <strong>Ispringen</strong> -Prediger:Superinten<strong>de</strong>nt Christof Schorling, FreiburgZu <strong>de</strong>r Zeit wirst du sagen: Ich danke dir, HERR, dass du bist zornig gewesenüber mich und <strong>de</strong>in Zorn sich gewen<strong>de</strong>t hat und du mich tröstest.Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; <strong>de</strong>nn Gott <strong>de</strong>rHERR ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil.Ihr wer<strong>de</strong>t mit Freu<strong>de</strong>n Wasser schöpfen aus <strong>de</strong>n Heilsbrunnen. Und ihr wer<strong>de</strong>tsagen zu <strong>de</strong>r Zeit: Danket <strong>de</strong>m HERRN, rufet an seinen Namen! Machet kundunter <strong>de</strong>n Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist!Lobsinget <strong>de</strong>m HERRN, <strong>de</strong>nn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund inallen Lan<strong>de</strong>n! Jauchze und rühme, du Tochter Zion; <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Heilige Israels istgroß bei dir!Liebe Festgemein<strong>de</strong>,man muss in größeren geschichtlichen Zusammenhängen <strong>de</strong>nken, um die Kraft unddie Be<strong>de</strong>utung dieses Danklie<strong>de</strong>s zu ermessen. „Danklied <strong>de</strong>r Erlösten“ ist <strong>de</strong>r Textüberschrieben. Eigentlich müsste man aber sagen: „Danklied <strong>de</strong>r Befreiten“.Denn das ist das Thema in <strong>de</strong>r Geschichte Israels im Alten Testament. Gott hat unsbefreit. Herausgeholt aus Ägypten, auf wun<strong>de</strong>rbare Weise hindurchgeführt durchsSchilfmeer. Durch die Zeiten hindurch wird die Erinnerung daran wachgehalten undvon Generation zu Generation weitergegeben.Und es ist vielleicht ganz hilfreich, sich hineinzu<strong>de</strong>nken: wie es damals war, als sieneu zu Atem gekommen waren.Wir sind durch. Wir leben, Raus aus <strong>de</strong>r Knechtschaft, aus <strong>de</strong>r Sklaverei inÄgypten. Auf wun<strong>de</strong>rbare Weise errettet. Was gewesen ist, <strong>de</strong>r Frondienst, dieUnterdrückung, die tägliche Angst ums Überleben … Das alles kann uns nichtmehr einholen.Und sie blicken zurück, können kaum fassen, was geschehen ist.- Die Wasser haben sich verlaufen, das Geschrei <strong>de</strong>r Verfolger istverstummt.- Unendliche Erleichterung.… Und ganz schnell wird <strong>de</strong>r Blick frei, für <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m sie das zu danken haben.Der Herr ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil. Das istein Vers aus <strong>de</strong>m großen Lobgesang, <strong>de</strong>n Mose und die Israeliten anstimmten(2.Mose 15,2).Und das Wort, das Martin Luther mit „Heil“ übersetzt, hätte er genauso auch an<strong>de</strong>rswie<strong>de</strong>rgeben können: mit „Hilfe“, mit „Rettung“ o<strong>de</strong>r eben auch mit <strong>de</strong>m Begriff„Befreiung“.Im Hebräischen steht dort das Wort „Jeschuah“.Das haben wir schon mal gehört:


- Das Wort wird später zum Namen:Eigenname von Jesus, „Jeschuah“.- Der Wortstamm fin<strong>de</strong>t sich aber auch im Namen <strong>de</strong>s Propheten wie<strong>de</strong>r:„<strong>Jesaja</strong>“ – „Jeschuah“: Das ist seine Botschaft: Rettung und Befreiung.Freilich: JETZT bei <strong>Jesaja</strong> (Jahrhun<strong>de</strong>rte später) ist es nicht die Rettung durch dasSchilfmeer, son<strong>de</strong>rn die Rettung aus <strong>de</strong>r Gefangenschaft im Exil.Das ist die Botschaft <strong>de</strong>s <strong>Jesaja</strong> an sein Volk. Der Gott <strong>de</strong>r Rettung, <strong>de</strong>r uns damalsgerettet hat, er ist auch heute unser Heil. Stimmt das alte Loblied neu an.Und das Prophetische an diesem Wort:- Sie sollen es zu einem Zeitpunkt anstimmen, wo sie noch nicht durch sindund noch nicht durchatmen können,- son<strong>de</strong>rn wo sie noch mitten drin stecken,o wo sie kaum Luft kriegen,o und das Leben als Strafe empfin<strong>de</strong>no und unter <strong>de</strong>r Verbannung lei<strong>de</strong>no und wo das Heimweh drückt. Und noch kein Hoffnungszeichen amHorziont erkennbar ist.Jetzt schon rühmen, was dann kommen wird und so schon in <strong>de</strong>r Finsternis das Lichtspüren, glauben und sich daran festhalten.Noch einmal zurück zur Situation Israels, die gar nicht so an<strong>de</strong>rs ist, als die unsere:Wun<strong>de</strong>rbare Aufbaujahre liegen hinter Israel. Nach <strong>de</strong>r Landnahme kamen erst dieRichter, dann das Königtum. David und Salomo. Gesegnete Zeiten. Aber in <strong>de</strong>nfolgen<strong>de</strong>n Jahrzehnten war das an<strong>de</strong>rs gewor<strong>de</strong>n. Das Königtum wankte,Streitereien, … und auch die Bindung an <strong>de</strong>n Gott, <strong>de</strong>r sie errettet hatte, warschwächer gewor<strong>de</strong>n.- Gottvergessen lebten sie, - mehr und mehr.- hörten nicht auf sein Wort, es galt immer weniger - in <strong>de</strong>n Gottesdiensten,in <strong>de</strong>n Schulen, in <strong>de</strong>n Familien- heiligten ihn nicht in ihrer Mitte,- verdrängten seine Gebote, vergaßen seine Worte, ihn <strong>de</strong>r ein Gott <strong>de</strong>rGerechtigkeit und Barmherzigkeit ist.o die Schere zw. Armen und Reichen war immer größer gewor<strong>de</strong>n,o wer hatte, nahm sich immer mehr - und die Kleinen Leute kamenunter die Rä<strong>de</strong>r.<strong>Jesaja</strong> hatte das angeprangert.„Lasst ab vom Bösen, Lernt Gutes tun, trachtet nach Recht, helft <strong>de</strong>nUnterdrückten, schafft <strong>de</strong>n Waisen Recht, führet <strong>de</strong>r Witwen Sachen!“Denn Gott ist ein Gott <strong>de</strong>s Heils, <strong>de</strong>r Hilfe. Der sich anrühren undbewegen lässt. Also auch Ihr!“Aber sie hörten nicht … und die Katastrophe war gekommen. Belagerung <strong>de</strong>r StadtJerusalem, Zerstörung <strong>de</strong>s Tempels, Deportation ins Exil. – En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fahnenstange.Und nun <strong>de</strong>r Prophet: Stimmt es <strong>de</strong>nnoch an, nein vielmehr gera<strong>de</strong> jetzt: Gott istmein Heil, meine Rettung und mein Befreiung. Gott ist ein Gott, <strong>de</strong>r die Schreie


seines Volkes hört, er ist nicht ein Gott „an sich“, son<strong>de</strong>rn ein Gott für sein Volk, EinGott, <strong>de</strong>r hilft.Stimmt <strong>de</strong>n alten Lobgesang an: Was damals galt, gilt erst recht heute.- Er heilt <strong>de</strong>n verzagten Sinn und weitet die engen Herzen.- Er schafft Raum für sein Heil. Er befreit aus aller Finsternis.<strong>12</strong>5 Jahre Posaunenchor -<strong>12</strong>5 Jahre Gotteslob. Durch die Zeiten. In guten wie in schlechten Tagen.****- In Zeiten, wie damals nach <strong>de</strong>m Schilfmeer.o wenn das Herz voll ist, weil man selbst großes Glück verspürt. Weil man durch ist, und bedrücken<strong>de</strong> Last abgenommen ist, das Alte vergangen ist und Neues gewor<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r Heute: weil es schön ist, ein Jubiläum zu feiern, das Festvorzubereiten und Gäste zu erfreuen. Weil es Spaß macht imPosaunenchor, in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> … im gesamtenLebensvollzug.- Er wur<strong>de</strong> auch in an<strong>de</strong>ren Zeiten verkündigt,o Wenn es schwerer wird und man noch gar kein Licht sieht und dasGotteslob zum prophetischen Dienst wird,o Wenn man merkt, dass man nicht mehr weit ausschreiten kann,son<strong>de</strong>rn eher gebeugt schlurfend durchs Leben schleicht, Weil es zu schwer ist, Weil keine Hoffnung mehr berechtigt erscheint, Weil eine alte Last drückt … Weil es zu wenig Hoffnungszeichen gibt, die einenoptimistisch nach vorn schauen lassen.Vielleicht hilft es dann, sich bewusst zu machen, dass es auch in früherenZeiten nicht immer leicht gefallen ist, das Gotteslob anzustimmen.- Ich fand es interessant, (in <strong>de</strong>r Festschrift zum 100. Jubiläum – die ich miraufgehoben hatte, nachzulesen, wie das damals war, in <strong>de</strong>n Anfängen.1889 und danach. Zunächst eine große Begeisterung für <strong>de</strong>n Chor. Aberschon bald auch so manche Schwierigkeiten:o da musste man seine Noten noch selbst abschreiben,o da fand die Probe am Sonntagmorgen vor <strong>de</strong>m Gottesdienst statto da musste man einen monatlichen Beitrag zahlen, um Mitglied <strong>de</strong>sChores sein zu dürfen.o das Instrument war Eigentum <strong>de</strong>s Chores, selbst wenn man es aufeigene Kosten erworben hatte,o da konnte man auch öffentlich gerügt, sogar ausgeschlossenwer<strong>de</strong>n, wenn man sich sittlich daneben benommen hatte,o Und da konnte man auch erleben, wie man von <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren aufsKreuz gelegt wur<strong>de</strong>. - Wie jener, <strong>de</strong>r beim Fußmarsch zumGeburtstagsständchen nach Eisingen zum Helikon-tragen abgestelltwar. „Mach ich - aber nur <strong>de</strong>n halben Weg“. – Die an<strong>de</strong>ren sagten:Ja, ja. Fang mal an und waren dann viel schneller als er. Da wurdsihm sauer, dass sie ihn hängen ließen.


o Was hat er gemacht: bis oben zum Berg hat er das schwere Finggetragen, aber dann abgestellt und am Feldrand einfach liegenlassen – Und die an<strong>de</strong>ren, die schon in <strong>Ispringen</strong> waren, musstenzurück. Und suchen.Eine <strong>de</strong>r vielen Geschichten, die sich so o<strong>de</strong>r ähnlich zugetragen haben.Und bei allem, was da an Gutem und Schlechten gewesen sein mag, doch immerwie<strong>de</strong>r das Lob <strong>de</strong>ssen verkündigen, <strong>de</strong>r ein Gott <strong>de</strong>r Hilfe ist.Liebe Bläserinnen und Bläser, lieber Martin, ich habe fast <strong>de</strong>n Eindruck, dieserDienst ist heute wichtiger <strong>de</strong>nn je. Denn immer geringer gewor<strong>de</strong>n sind dasBewusstsein, die Offenheit und das Wissen um <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n ihr verkündigt und preist.***Ihr merkt es vielleicht selbst beim Geburtstagsständchen, beim Altenheim- o<strong>de</strong>rKrankenhausblasen an <strong>de</strong>n Reaktionen.- Die Einsamkeit, wie viele darin eingesperrt sind und darin gefangen sind,- Die Sorgen und Ängste, nicht zurecht zu kommen, wenn die Kräftenachlassen und Krankheiten drohen.- Die nicht unbegrün<strong>de</strong>te Angst, in unserer Gesellschaft unter die Rä<strong>de</strong>r zukommen.o Wir sind es ja auch zunehmend gewohnt, unser Leben selbst zugestalten und in die Hand zu nehmen. Können auch darum immerschwerer mit <strong>de</strong>n Krisen umgehen. Mit Schuld und Scheitern, mit<strong>de</strong>m Loslassen müssen und Abschiednehmen.Gott ist mein Heil, meine Hilfe, meine Stärke. – Das ist eure Botschaft.Und miteinan<strong>de</strong>r kommen wir alle her von Karfreitag und Ostern.- Glauben nicht nur an einen Gott,o <strong>de</strong>r mal hilft und dann wie<strong>de</strong>r nicht,o und aus <strong>de</strong>ssen Hilfe o<strong>de</strong>r Nichthilfe wir dann rückschließenkönnten auf sein Erbarmen o<strong>de</strong>r eben Nicht-Erbarmen,- son<strong>de</strong>rn wir glauben an <strong>de</strong>n Gott, <strong>de</strong>r vorbehaltlos zu uns steht,- <strong>de</strong>r in Jesus Christus die ganze Enge und Bedrängnis menschlichenLebens auf sich genommen hat- und die wur<strong>de</strong> aufgesprengt am Ostermorgen!- Und die Jünger spürten etwas von <strong>de</strong>r Weite Gottes, von <strong>de</strong>r Befreiung ausAngst und Ohnmacht und <strong>de</strong>r Macht <strong>de</strong>s Lebens über alleGefangenschaften, sogar über <strong>de</strong>n Tod.Darum dieses Lied!Und mit je<strong>de</strong>m Choral, mit je<strong>de</strong>m öffentlichen Auftreten haltet ihr gegen und weist aufdiesen Gott hin, <strong>de</strong>r uns befreit aus Angst und Sorge, um Engstirnigkeit und unsereFüße auf weites Land setzt.Das Wun<strong>de</strong>rbare ist: ihr wer<strong>de</strong>t mit dieser Botschaft verstan<strong>de</strong>n.- Mit Worten, wir wissen es alle, ist das manchmal viel schwieriger.o Einen Glückwunsch so zu sagen, dass er als Segenswunschrüberkommt, und nicht zu platt erscheint,


o Ein Trostwort zu sagen, ohne dass es zu fromm und pathetisch undunwahrhaftig klingt.Spielt das Loblied dieses Gottes, <strong>de</strong>r uns befreit.- Ihr habt Instrumente, ihr habt Noten und versteht es Musik zu machen, diealle verstehen. …Und als Letztes: Ihr seid Blechbläser, spielt Trompeten und Posaunen – undmanchmal auch Pauken.Keine Instrumente für <strong>de</strong>n engen Raum, son<strong>de</strong>rn für die Kirche, für <strong>de</strong>n Platz, für dieWeite Gottes.<strong>Jesaja</strong> hätte seine Freu<strong>de</strong> dran. Denn ihm geht es darum, dass die Botschaft nicht inkleinen Räumen bleibt, alle Völker sollen es wissen, alle Nationen, alle Menschen.Danket <strong>de</strong>m HERRN, rufet an seinen Namen! Machet kund unter <strong>de</strong>n Völkernsein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist!Wir danken Euch und wünschen Euch weiterhin Geduld, Freu<strong>de</strong>, guten Ansatz undreichen SegenAmen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!