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So machen Sie Ihrem Vermieter Beine

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TiTel<br />

E<br />

der Mieter gar nicht zur Kasse gebeten<br />

werden. Tipp: Wer in Unkenntnis<br />

der Rechtslage für Bagatellschäden<br />

bezahlt hat, kann das<br />

Geld unter Umständen zurückfordern.<br />

Lassen <strong>Sie</strong> sich beim Mieterverein<br />

beraten.<br />

Mitunter soll man sich auch an den<br />

Kosten beteiligen, weil man am<br />

Schaden angeblich selbst schuld<br />

sei. Klassischer Streitpunkt: der<br />

verstopfte Abfluss. Grundsätzlich<br />

gilt: Bei normaler Abnutzung und<br />

Verschleiß muss der <strong>Vermieter</strong><br />

zahlen, bei unsachgemäßem Umgang<br />

der Mieter. Die Beweispflicht<br />

liegt jedoch beim <strong>Vermieter</strong>.<br />

bl<br />

L Weitere Infos<br />

und Fallbeispiele<br />

enthält die<br />

Bro schüre „Wohnungsmängel<br />

und<br />

Mietminderung“.<br />

<strong>Sie</strong> kann für 6<br />

Euro beim Berliner<br />

Mieterverein gekauft<br />

oder bei der<br />

Verlagsgesellschaft<br />

des Deutschen<br />

Mieterbundes,<br />

10169 Berlin,<br />

beziehungsweise<br />

im Internet unter<br />

www.mieterbund.<br />

de/broschueren.<br />

html (zuzüglich<br />

1,20 Euro Versandkosten)<br />

be stellt werden.<br />

minderung wieder auf. Gemindert<br />

wird übrigens grundsätzlich von der<br />

Warmmiete.<br />

Weniger Miete zu zahlen mag angenehm<br />

sein, doch eigentlich möchte<br />

man, dass die Mängel in Ordnung<br />

gebracht werden. Was tun also,<br />

wenn die gesetzte Frist verstrichen<br />

ist und sich der <strong>Vermieter</strong> immer<br />

noch nicht rührt? Möglichkeit Nummer<br />

eins: das sogenannte Selbstbeseitigungsrecht.<br />

Das heißt, dass<br />

man die Reparatur selber in Auftrag<br />

gibt und sich die Kosten dann vom<br />

<strong>Vermieter</strong> ersetzen lässt beziehungsweise<br />

mit der Miete verrechnet. Das<br />

bietet sich vor allem bei kleineren<br />

Schäden an, etwa einem defekten<br />

Boiler oder einem Sprung im Waschbecken.<br />

Aber Vorsicht: Der <strong>Vermieter</strong><br />

muss nur die „erforderlichen Aufwendungen“<br />

ersetzen. Man kann<br />

also nicht einfach ein neues Fenster<br />

bestellen, wenn das alte noch repariert<br />

werden könnte.<br />

Voraussetzung für die selbst beauftragte<br />

Mängelbehebung ist auch,<br />

dass der <strong>Vermieter</strong> wirksam „in Verzug<br />

gesetzt“ wurde, wie die Juristen<br />

sagen. Wer nicht nachweisen kann,<br />

dass er den <strong>Vermieter</strong> mit Fristsetzung<br />

zur Mängelbeseitigung aufgefordert<br />

hat, bleibt unter Umständen<br />

auf den Kosten sitzen. Einzige Aus­<br />

nahme: Bei „Gefahr im Verzug“, etwa<br />

einem Rohrbruch, kann man sofort<br />

einen Handwerker rufen, sofern<br />

der <strong>Vermieter</strong> nicht zu erreichen ist.<br />

Möglichkeit Nummer zwei ist das<br />

Zurückbehaltungsrecht, ein klassisches<br />

Druckmittel, das nach Einschätzung<br />

von Mietrechtsexperten<br />

Mindern, zurückbehalten<br />

oder klagen?<br />

sehr viel effektiver ist als die Mietminderung.<br />

Dabei darf der Mieter<br />

den drei­ bis fünffachen Betrag der<br />

Minderungsquote zurückbehalten –<br />

so lange, bis der Mangel beseitigt ist.<br />

Das Zurückbehaltungsrecht gilt nur<br />

bei gravierenden Mängeln. Im Gegensatz<br />

zur Mietminderung müssen<br />

die zurückbehaltenen Beträge jedoch<br />

zurückgezahlt werden, sobald<br />

der Schaden behoben ist. Ohne Absprache<br />

mit dem Mieterverein oder<br />

dem Anwalt sollte man allerdings nie<br />

zu diesem Mittel greifen.<br />

Und schließlich gibt es noch die<br />

Möglichkeit, einem unwilligen <strong>Vermieter</strong><br />

mit einer Klage auf Mängelbeseitigung<br />

Druck zu <strong>machen</strong>. „Der<br />

Wer wartet, bis sich ein Schaden häuslich<br />

eingerichtet hat, riskiert wegen der Folgen<br />

in Anspruch genommen zu werden<br />

Nachteil ist, dass Prozesse oft lange<br />

dauern“, meint Michael Roggenbrodt.<br />

Die Erfahrung des Mietervereins<br />

zeigt aber: Viele <strong>Vermieter</strong><br />

unternehmen jahrelang nichts – aber<br />

kaum ist die Klage eingereicht, werden<br />

sie wach.<br />

Parallel zum mietrechtlichen Vorgehen<br />

kann man gegebenenfalls<br />

auch das Gesundheitsamt oder die<br />

Bauaufsicht einschalten. Allerdings<br />

werden diese Behörden nur tätig,<br />

wenn die Gesundheit des Mieters<br />

gefährdet oder wenn das Wohnen<br />

fundamental beeinträchtigt ist, etwa<br />

bei Schädlingsbefall, Heizungsausfall<br />

im Winter oder Wassersperrung.<br />

Die Behörden können dann<br />

nicht nur Ordnungsgelder gegen unwillige<br />

<strong>Vermieter</strong> verhängen, sondern<br />

auch eine Ersatzvornahme anordnen,<br />

also zum Beispiel Heizöl bestellen<br />

oder das undichte Dach decken<br />

lassen. Beim Mieterverein hat<br />

man unterschiedli che Erfahrungen<br />

gemacht mit dem amtlichen Engagement,<br />

aber schließ lich kann es nicht<br />

schaden, zweigleisig zu fahren.<br />

Mieter haben also diverse Möglichkeiten,<br />

ihrem <strong>Vermieter</strong> Dampf zu<br />

<strong>machen</strong>. Welcher Schritt der richtige<br />

ist, sollte immer in der Rechtsberatung<br />

besprochen<br />

werden.<br />

Birgit Leiß<br />

18 MieterMagazin 1+2/2011

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