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Adventsfeier der Gemeinde zu Bad Warmbrunn<br />

"Warum schüttelst Du, verehrte Frau Holle, in diesem Winter so überaus fleißig Deine<br />

Betten?"<br />

"Ach, Meisterchen Frost, weshalb schimpfst Du mich aus! Ist Dir nicht bewußt, daß<br />

Dich die Hauptlast trifft, Deinetwegen die Straßen nun fast unbefahrbar sind, während ich<br />

gnädig die Wintersaat bedecke, Kinder nun Schneemänner bauen können, und ich Tausenden<br />

die Freude des Wintersports bereite?"<br />

Dank Pfarrer Mendrok erreichten wir am 22. Dezember trotz schneeverwehter Wege<br />

das Bethaus in Boberröhrsdorf und betraten das gastfreie Haus von Frau Borowiec, wo<br />

uns eine wunderbare, geheimnisvolle Advents-Weihnachtsstunde geschenkt wurde. Zuerst<br />

gedachten wir des 90. Geburtstags von Frau Sudolf. Pfarrer Mendrok regte uns dann<br />

mit seinem Gleichnis zum Nachdenken an:<br />

Ein armer, zerlumpter Bauer stand vor dem mächtigen König, ihn zum Wechsel bittend.<br />

Der König nahm die ärmliche Kleidung an und stieg zu uns hinunter; uns somit die<br />

Gnade der Geburt Christi im Stall schenkend. Viele unserer schönsten Weihnachtslieder<br />

erklangen, zum Abschluß: Stille Nacht, heilige Nacht!<br />

Dazu Waggerls uns nachdenklich stimmende Legende vom grimmigen Räuber Horrificus,<br />

der Mensch und Tier in Schrecken versetzte, bis die liebevollen Worte der Jungfrau<br />

Maria ihn einfingen und sein Herz veränderten. Horrificus legte seinen fürchterlichen Namen<br />

ab und<br />

wurde ein mächtiger Heiliger. Auch uns wird Gott dereinst um des Kindes willen verzeihen,<br />

sofern wir vergeben können. Und so möge uns die Jahreslosung für das kommende<br />

Jahr zur Richtschnur werden:<br />

"Laß Dich nicht vom Bösen überwinden,<br />

sondern überwinde das Bösen mit Gutem".<br />

Hirschberg, den 23.12.2010<br />

Ihre G.v.Pfeil<br />

Unsere Bibelstunde im Februar<br />

Zur Bibelstunde waren wir diesen Montag bei Frau Wyszynska nach Krausendorf<br />

(Debrznik) eingeladen. Herr Pastor Fober sammelte seine Schäflein, jede von zu Hause,<br />

ein und los ging die Fahrt.<br />

Ich weiß nicht, ob allen bekannt ist, dass wir ganz verstreut wohnen. Da ist erst Polsnsitz,<br />

dann Seitendorf, weiter Waldenburg, Scharzwaldau und die Letzte stieg in Landeshut<br />

ein. Wie immer leitete der Pastor die Bibelstunde mit einem Gebet ein. Wir sangen<br />

und beteten wie jedesmal zur Bibelstunde. Dann bewirtete uns die Tochter von Frau<br />

Wyszynska mit Kaffee und köstlichem Kuchen und nach diesen Schlemmereien wurde<br />

aus unserer Bibelstunde eine Spielstunde. Der Herr Pastor Mendrok hatte vor einiger Zeit<br />

angedeutet, mal etwas Gesellschaftliches zu machen und wir waren natürlich mit Eifer<br />

dabei. Frau Wypych brachte ein Zahlenspiel mit. Jede von uns freute sich königlich, wenn<br />

Vergesst die Mütter nicht!<br />

Meine liebe Oma, die 1945 72 Jahre alt war und eigentlich in Kraschen wohnte – 10 km<br />

von Gross Wartenberg entfernt – half uns in dieser Zeit, da meine Mutter im Oktober 1944<br />

ihr viertes Kind zur Welt brachte. Also diese, meine geliebte Oma, die selbst zehn Kinder<br />

gebar, nur noch ein Auge hatte und das andere durch eine Granne beim Ährenlesen verlor,<br />

musste mit uns flüchten, nur mit einem Handtäschchen. Auch möchte ich noch erwähnen,<br />

dass nach der Geburt des zehnten Kindes ihr Mann, als er mit dem Schlossherren auf der<br />

Jagt war, durch einen tollwütigen Hund gebissen wurde und starb. Sie hatte nicht wieder<br />

geheiratet, sondern für ihre Kinder Tag und Nacht geschuftet(Im Schloss Wäsche gewaschen!).<br />

Ein Sohn ist als Jugentlicher auf tragische Weise ums Leben gekommen. So, das<br />

ist in Kurzform, die Vorgeschichte meiner Großmutter.<br />

Am 17. Januar 1945 – ich war zehn Jahre alt – mussten wir zur Sammelstelle in die<br />

Schule. Mein Vater war zu der Zeit vermisst. Meine Mutter hatte mit uns vier Kindern alle<br />

Hände voll zu tun. Die Älteste war ich, Horst 6 Jahre, Herbert 4 Jahre und das kleine Ilschen<br />

3 Monate alt. Zuerst packte meine Mutter die Kleine in ein großes Tuch, das sie sich<br />

um die Schultern band, nahm noch den Hubert bei der Hand, ich den Horst – wir beide mit<br />

Schulranzen – und Oma band sich ein Federbett auf den Rücken. So zogen wir zur Sammelstelle.<br />

Dort war auch meine Tante mit den Kindern Schorsch und Hannchen(16 u. 7<br />

Jahre). Da meine Mutter doch lieber den Kinderwagen für die Kleine mitnehmen wollte, bat<br />

sie den Schorschel, er möge doch bitte den Wagen zu Hause holen. Er brachte nicht nur<br />

den Wagen mit, sondern auch die Nachricht, dass er sich sofort melden müsse. Er kam in<br />

der Festung Breslau um.<br />

Zu Fuß marschierten wir in stockdunkler Nacht zum Bahnhof. Dort kuschelten wir uns<br />

alle unter eine Decke, denn es war bitterkalt und dunkel wegen der Tiefflieger. Meine<br />

Mutter sagte noch, so wären wir alle auf einmal weg! Alle Mütter mit Kleinkindern konnten<br />

dann endlich in den Zug einsteigen. Wir waren zwar drin, aber wenn wir auf die Toiletten<br />

mussten, ging es nur über Kinderwagen, die die Gänge verstopfte. Ein paar Tage verbrachten<br />

wir in Schweidnitz – fast nur im Keller. In der anschließend 8 Tage dauernden<br />

Fahrt ins Sudetenland, haben uns Soldaten mit ihren Spirituskochern sehr geholfen, wenigstens<br />

die Babys zu versorgen. Wie oft wir vor oder zurück rangiert, oder bei Bombenangriffen<br />

in Tunnels abgestellt wurden, sodass wir erstickten – trotz nasser Tücher im<br />

Gesicht – kann ich nicht mehr sagen.<br />

Nach einigen Tagen wurden wir für eine Nacht in Braunau ausgeladen und in Ställen/<br />

Scheunen untergebracht. Am nächsten Tag ging es in Viehwaggons weiter – mehr stehend<br />

als sitzend. Damals habe ich mir fast nichts sehnlicher gewünscht, als wieder einmal ganz<br />

ausgestreckt zu schlafen. In Bleistadt im Erzgebirge wurden wir ausgeladen. Für Mütter mit<br />

Babys und für alte Leute standen Ochsenwagen bereit, die uns nach Prünleß brachten. In<br />

dem Ort, der sehr hoch lag, wurden wir „verteilt“. Meine Mutter mit den beiden Jüngsten<br />

kam zu einer sehr kränklichen Frau, wo sie aber nicht lange blieb, denn sie konnte zu einer<br />

sehr netten Familie umziehen. Horst und ich hatten es auch gut getroffen. Meine Oma<br />

wurde dann noch extra untergebracht. Eines Tages stand mein Vater vor der Tür –<br />

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