02.12.2012 Aufrufe

download - DIE FREIEN

download - DIE FREIEN

download - DIE FREIEN

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Fortsetzung von Seite 2<br />

und nicht nur deren Sozialdienste über die<br />

bestehenden Versorgungsangebote in<br />

Hamburg in den Bereichen Beratung,<br />

Palliativmedizin und Hospize informieren.<br />

Damit könnte dann noch mehr Betroffenen<br />

die Möglichkeit gegeben werden,<br />

auch in den letzten Wochen und Monaten<br />

ihres Lebens ihren individuellen Bedürfnissen<br />

entsprechend versorgt und betreut<br />

zu werden.<br />

Mit den ab April 2007 geltenden gesetzlichen<br />

Änderungen im Rahmen des<br />

Gesetzesvorhaben zur Gesundheitsreform<br />

kann für den Bereich der ambulanten/häuslichen<br />

palliativmedizinischen<br />

Versorgung ein weiterer Schub erhofft<br />

werden. Dies ist von besonderer Relevanz,<br />

da sich die Menschen in der Regel<br />

wünschen, zu Hause sterben zu können.<br />

In diesem Sektor gibt es noch ein erhebliches<br />

Defizit, das darauf zurück zu<br />

führen ist, dass es leider eine noch<br />

unzureichende Vergütung der Leistungen<br />

im ambulanten Bereich gibt.<br />

Raum zum Sterben<br />

Palliativ Care und Seelsorge<br />

Ein Interview mit Pastor C. Ruppert, Seelsorger im Krankenhaus Großhansdorf<br />

Redaktion: Die Krankenhausseelsorge ist in<br />

vielen Kliniken zwar ein Bestandteil der Bemühungen<br />

um die Patienten, aber viele wissen<br />

nicht, was genau sich dahinter verbirgt.<br />

Pastor Ruppert: Nicht nur die körperliche<br />

Beeinträchtigung durch die Erkrankung, sondern<br />

gerade die damit einhergehenden seelischen<br />

Belastungen spielen in der Begleitung<br />

von Patienten eine zentrale Rolle. Vordergründig<br />

kann ich sagen, ich habe Zeit für die<br />

Patienten. Ich bin da, gleich ob sie zu mir<br />

kommen oder ich sie aufsuche. Im Kern geht<br />

es darum, sich hinzuhalten, um Hingabe, um<br />

Zuwendung, damit der Patient seine Gefühle<br />

wahrnehmen kann: Schmerzen, Wut, Trauer,<br />

was auch immer. In einem Bild ausgedrückt:<br />

Ich will dem Patienten mein Herz hinhalten,<br />

damit eine Beziehung, ein Raum entsteht,<br />

in dem der Patient zu sich findet und sich<br />

selbst wahrnimmt.<br />

Redaktion: Worin besteht der besondere<br />

Beitrag der Seelsorge in der Palliativ Care?<br />

P. Ruppert: Zunächst einmal denke ich dabei<br />

an die Krankenhausmitarbeiter. Immer noch<br />

wird Tod und Sterben häufig problematisch<br />

und krisenhaft erlebt und verdrängt. Hier<br />

Interview<br />

heißt es, zu sensibilisieren und das Sterben<br />

als einen natürlichen Prozess begreifbar zu<br />

machen. Auch sind diejenigen Ärzte zu entlasten,<br />

die das Sterben als Bankrotterklärung<br />

medizinischen Handelns verstehen. Medizinisches<br />

Handeln um jeden Preis ist eben<br />

nicht immer der angemessene Weg. Palliativ<br />

Care bedeutet, Gegenläufiges zuzulassen,<br />

beizeiten loszulassen, dem Sterben eines<br />

Menschen liebevoll Raum zu geben.<br />

Die Seelsorge kann auch als Dolmetscher<br />

fungieren – zwischen dem Patient auf der<br />

einen und der Pflege sowie den Ärzten auf<br />

der anderen Seite. Sie kann alle Beteiligten<br />

wesentlich entlasten, indem sie das Leben,<br />

und damit das Sterben in einen weiteren<br />

Sinn-Horizont zu Gott hin stellt.<br />

Redaktion: Und worin besteht der besondere<br />

Beitrag der Seelsorge für die Betroffenen?<br />

P. Ruppert: Gerade wenn die Sprache ausfällt,<br />

heißt es, die Bedürfnisse des Patienten zu<br />

erkennen. Hier kommt es auf Präsenz und<br />

Achtsamkeit für jedes kleine Signal an.<br />

Hilfreich ist, dem Patienten Ausdrucksmöglichkeiten<br />

zu bieten: Fotos, Erinnerungsstücke,<br />

etwas ganz Persönliches ...<br />

Foto: Muskelbiber84, photocase.com<br />

Über das Hamburger Angebot können<br />

sich alle interessierten Bürger und<br />

Bürgerinnen aber auch die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Krankenhäuser, im „Hospizführer<br />

Hamburg” informieren, den die<br />

Behörde für Soziales, Familie,<br />

Gesundheit und Verbraucherschutz<br />

herausgibt.<br />

Foto: kwh.design, Kerstin Herrmann<br />

Die Begleitung beim Abschiednehmen ist<br />

ureigenste Aufgabe der Seelsorge.<br />

Wichtig ist letztlich: es geht allein um die<br />

Bedürfnisse des Patienten, alles andere ist<br />

unterzuordnen. Palliativ Care und Seelsorge<br />

gehören untrennbar zusammen: Die Begleitung<br />

beim Abschiednehmen und Sterben ist<br />

ureigenste Aufgabe der Seelsorge.<br />

Redaktion: Pastor Ruppert, danke für die Einblicke<br />

in die Arbeit und für das Gespräch.<br />

3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!