stühlchen wechsle dich – Probleme bleiben! editorial - DPV
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I n f o r m A t I o n f ü r m I t g l I e d e r u n d I n t e r e s s I e r t e<br />
Deutscher<br />
PflegeverbanD<br />
(DPv) e.v.<br />
In dieser Ausgabe:<br />
1 <strong>–</strong> <strong>editorial</strong><br />
<strong>–</strong> Mitgliederversammlung<br />
wählte neuen vorstand<br />
und Delegierte<br />
2 <strong>–</strong> Pflegedialoge: auf dem<br />
Weg zur Pflegereform?<br />
<strong>–</strong> attraktives arbeiten im<br />
Krankenhaus<br />
3 <strong>–</strong> sozialministerinnen in<br />
baden-Württemberg<br />
und rheinland-Pfalz<br />
<strong>–</strong> Initiative Infektionsschutz<br />
4 <strong>–</strong> sPD-Politiker waren<br />
vor Ort<br />
<strong>–</strong> Pflegekammer bayern<br />
5 <strong>–</strong> berichte veranstaltungen<br />
6 <strong>–</strong> rechte und grenzen<br />
des betreuers<br />
7 <strong>–</strong> veranstaltungen<br />
<strong>–</strong> Jubilare<br />
8 <strong>–</strong> DPv <strong>–</strong> ganz nah<br />
Ausgabe 6 Juni 2011<br />
<strong>editorial</strong><br />
<strong>stühlchen</strong> <strong>wechsle</strong> <strong>dich</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>Probleme</strong> <strong>bleiben</strong>!<br />
Liebes Mitglied,<br />
der Mai mit seinen Frühjahrsstürmen in der FDP<br />
erinnerte an das Spiel „Bäumchen <strong>wechsle</strong> <strong>dich</strong>“<br />
und schon haben wir einen neuen Bundesgesundheitsminister.<br />
Herrn Minister Daniel Bahr gilt jetzt<br />
unsere Aufmerksamkeit, ob er die von seinem<br />
Vorgänger Rösler moderierte Pflegeszene in konkrete<br />
interdisziplinäre Bahnen lenkt. Die Zeit ist<br />
knapp, da schon bald die zweite Halbzeit der Bundesregierung<br />
beginnt.<br />
Die CDU/CSU Fraktion im Bundestag hat<br />
zumindest Ansätze zur Pflegereform vorgelegt.<br />
Dem neuen Wirtschaftsminister und Parteivorsitzenden<br />
der FDP Philipp Rösler gilt unsere Auf-<br />
mitgliederversammlung wählte neuen Vorstand und delegierte<br />
(Neuwied) Am 25.05.2011 fand in der Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe in Ilfeld die<br />
diesjährige Mitgliederversammlung statt. Die Versammlung war gut besucht. Ein Schwerpunkt dieser<br />
Mitgliederversammlung war nach Auslaufen der Amtszeit 2007<strong>–</strong>2011 die Wahl der Vorsitzenden, des<br />
Vorstandes und der Delegierten für die nächsten 4 Jahre. Nach Auszählung der Wahlscheine, die auch<br />
per Briefwahl eingegangen waren, ergibt sich folgendes Ergebnis:<br />
Vorsitzende: Martina Röder, Ilfeld<br />
Vorstand: Frank Tost, Hannover<br />
Tanja Dreischer, Dresden<br />
Klaus-Peter Biel, Unnau-Stangenrod<br />
Kerstin Freund, Ebsdorfergrund<br />
Karl-Heinz Heller, Pohlheim<br />
Ilona Metzler, Kaufbeuren<br />
Delegierte: Anja Posevsky, Ilfeld<br />
Uwe Kropp, Berlin<br />
Jürgen Zens, Andernach<br />
Melitta Daschner, Ottweiler<br />
Heiko Aschenbrenner, Drachselried<br />
Hans Jörg Habermehl, Ilvesheim<br />
Renate Herzer, Mainz<br />
Patrick van der Wardt, Hannover<br />
Ersatzdelegierte: Ivonne Rammoser, Würzburg<br />
Bärbel Schümann, Gummersbach<br />
Ilona Gross, Schwegenheim<br />
Michael te Reh, Köln<br />
Brigitte Urban-Appelt, Dresden<br />
Brigitte Grimm, Dortmund<br />
Angelika Rösner, Pillingsdorf<br />
Jutta Frank, Fritzlar<br />
merksamkeit, in wieweit er mit seinen Erkenntnissen<br />
aus dem Bundesgesundheitsministerium<br />
den Faktor - Gesundheitswirtschaft - mit immerhin<br />
mehr als 4,5 Mio. Beschäftigten in Deutschland<br />
würdigt und zukunftsorientierte Rahmenbedingungen<br />
sichert.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass bei allem Stuhlwechsel<br />
in den Ministerien, die Ministerialbürokratie<br />
ihre Hausaufgaben in Richtung „Pflegereform“<br />
und „Berufsgesetz Pflege“ unter dem Motto<br />
„Über uns kann jeder Minister sein“ fortgesetzt<br />
hat.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Ihr<br />
Rolf Höfert<br />
Geschäftsführer<br />
1000 Themen <strong>–</strong><br />
1 Verband<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Weitere Berichterstattung über<br />
die Mitgliederversammlung erfolgt<br />
in Pflege konkret 07/11.
seite 2 Pflege Konkret 6/2011<br />
Pflege-dialoge: Auf dem Weg zur Pflegereform?<br />
(Berlin/Neuwied) Im Dezember 2010 eröffnete Bundesgesundheitsminister<br />
Dr. Philipp Rösler die Reihe der Pflegedialoge zum<br />
Pflegejahr 2011 mit dem Fokus „Fachkräftemandel im Kontext<br />
zu dem demografischen Wandel“. Hierzu führte er ein Gespräch<br />
mit Expertenkreisen und Betroffenenvertretern, um gemeinsam<br />
zu beraten, welche Verbesserungen bei der Pflege notwendig sind.<br />
In dem ersten Treffen zum Thema Ausbildung sprach Bundesgesundheitsminister<br />
Philipp Rösler mit Blick auf den drohenden<br />
Fachkräftemangel davon, dass der Pflegeberuf attraktiver gestaltet<br />
werden muss. Unter anderem gehe es um die Vereinheitlichung<br />
der Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege. Ziel sei es, mehr<br />
junge Menschen für Pflegeberufe zu gewinnen und ältere länger<br />
im Beruf zu halten. Deshalb seien altersgerechte Arbeitplätze, die<br />
bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Hilfe bei psychischen<br />
Belastungen nötig.<br />
Im zweiten Teil des Pflegedialogs am 14.02.2011 standen die<br />
Bedürfnisse pflegender Angehöriger im Mittelpunkt der Beratungen.<br />
Zunächst wurde deren Situation erörtert und anschließend<br />
nach Entlastungsmöglichkeiten gesucht.<br />
Der Minister signalisierte Maßnahmen, wie Angehörige zeitlich,<br />
organisatorisch, seelisch und finanziell entlastet werden<br />
könnten. Er dachte öffentlich über Rehabilitationsmaßnahmen,<br />
nach dem Vorbild von Mutter-, Vater-Kind Kuren für pflegende<br />
Angehörige und Pflegebedürftige als Ausgleich für die physischen<br />
und psychischen Belastungen nach. Die Arbeit von Selbsthilfegruppen<br />
pflegender Angehörige sollen stärker gefördert werden.<br />
Er suche auch nach Möglichkeiten, wie die Pflegezeit der späteren<br />
Rente anzurechnen sei.<br />
Die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen sollen außerdem<br />
von bürokratischem Aufwand entlastet und den Pflegekassen<br />
eine flexiblere Handhabung bei den Hilfsmitteln ermöglicht werden.<br />
Spannend wird es dann in der Frage zur Finanzierung: Bereits<br />
vier Tage nach dem Dialog kam scharfer Gegenwind aus der<br />
FDP-Bundestagsfraktion, dass eine Beitragserhöhung bei der<br />
geplanten Pflegereform in dieser Legislaturperiode klar abgelehnt<br />
würde.<br />
Der dritte Teil des Pflegedialogs hatte das Ziel, durch Entbürokratisierung<br />
mehr Zeit für die Pflege zu gewinnen. In dem<br />
Gespräch mit Vertretern von Sozialverbänden, Krankenkassen,<br />
Ländern und Kommunen wurde der EDV-Einsatz in der ambulanten<br />
Pflege diskutiert. Dieser solle in Modellprojekten unter<br />
Attraktives Arbeiten im Krankenhaus<br />
Neue Internetplattform mit erfolgreichen Modellen freigeschaltet<br />
(Berlin) Ende April haben die Parlamentarische Staatssekretärin<br />
für Gesundheit Annette Widmann-Mauz (MdB) und der Hauptgeschäftsführer<br />
der Deutschen Krankenhausgesellschaft Georg<br />
Baum eine Internetplattform mit im Krankenhausalltag erprobten<br />
Modellen zur besseren Organisation der pflegerischen Arbeit<br />
freigeschaltet.<br />
Die Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz stellte fest: „Die<br />
Modelle bieten gute Beispiele, wie die Arbeit im Krankenhaus<br />
für Nachwuchspflegekräfte und das bestehende Pflegepersonal<br />
attraktiver wird. Ich hoffe, dass sich möglichst viele weitere Kran-<br />
dem Vorbild von dem Gebrauch in stationären Pflegeeinrichtungen<br />
erprobt werden. Im Rahmen der bereits im zweiten Teil<br />
fokussierten Entlastung von Angehörigen forderte der Minister<br />
die Krankenkassen auf, ihre Beratungsangebote für Pflegebedürftige<br />
auszuweiten.<br />
Um die Ergebnisse des Treffens zur Entbürokratisierung zusammenzufassen<br />
und die Vorschläge von Experten und Sozialverbänden<br />
zu sammeln, kündigte der Gesundheitsminister an,<br />
in Kürze eine Ombudsperson zu benennen. Diese solle für die<br />
Zeit des Gesetzgebungsverfahrens zur Pflegereform Anlaufstelle<br />
für Anregungen zum Bürokratieabbau sein und prüfen, welche<br />
Vorschläge umsetzbar sind. Andreas Westerfellhaus, Präsident<br />
des Deutschen Pflegerates e.V. (DPR), begrüßte die Vorgehensweise<br />
und äußerte insbesondere die Erwartung, dass man in<br />
dieser wichtigen Frage zügig zur Umsetzung gelange.<br />
In der vierten Beratung im Kontext des Pflegedialogs wurden<br />
Verbesserungen für Demenzkranke diskutiert. Der Minister<br />
kündigte an, neue Wohn- und Betreuungsformen zu stärken.<br />
Dies betrifft beispielsweise „Demenz-Wohngemeinschaften“, in<br />
denen Demenzkranke besser versorgt werden können als zu<br />
Hause du trotzdem nicht in einem Heim untergebracht werden<br />
müssen. Bereits heute besteht ein solches Angebot, es werde allerdings<br />
noch zu wenig genutzt, so der Minister. Aus Sicht des<br />
Ministers sei darüber hinaus eine neue Definition des Pflegebedürftigkeitsbegriffs<br />
unerlässlich, das beinhaltet eine Abkehr von<br />
der Minutenpflege. Stattdessen solle es mehr Wahlmöglichkeiten<br />
geben, ob Demenzkranke Leistungen der Pflegekasse in Anspruch<br />
nehmen oder aber ein bestimmtes Zeitkontingent zur Betreuung.<br />
Die Ergebnisse der Reihe der Pflegedialoge sollen in Form von<br />
Eckpunkten in den Gesetzesentwurf zur Pflegereform einfließen,<br />
der dann in der Koalition bis Mitte 2011 erarbeitet werden soll.<br />
Nähere Info: Bundesregierung online<br />
kenhäuser aktiv beteiligen. Denn bessere Arbeitsbedingungen<br />
bedeuten auch bessere Versorgung der Patientinnen und Patienten.“<br />
Georg Baum: „Die Kliniken müssen jetzt die Weichen für die<br />
Zukunft stellen und haben durch die Internetplattform die Möglichkeit,<br />
den notwendigen Wandel aktiv mitzugestalten. Ich bin<br />
davon überzeugt, dass die dargestellten Modelle eine positive<br />
Resonanz und Nachahmungen in den Krankenhäusern auslösen<br />
und zur Verbesserung der Attraktivität des Pflegeberufs beitragen<br />
werden. Insofern begrüßt die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />
© bMg
© sPD-fraktion rlP<br />
Pflege Konkret 6/2011 seite 3<br />
die kontinuierliche Weiterentwicklung der Internetplattform und<br />
hält diese für richtungsweisend.“<br />
Auf der neuen Internetplattform geht es um das Attraktive<br />
Arbeiten im Krankenhaus. Krankenhäuser können sich bei der<br />
Neuordnung von Aufgaben und der Verbesserung von Prozessabläufen<br />
an den in anderen Häusern erprobten Modellen orientieren.<br />
Dargestellt werden die Projekte in drei thematischen<br />
Schwerpunkten:<br />
● Bei der Säule „Neue Arbeitsteilung“ geht es um Modelle zur<br />
Neuordnung der Aufgaben zwischen den Berufsgruppen im<br />
Krankenhaus insbesondere zwischen ärztlichem und pflegendem<br />
Personal.<br />
● Im Themenblock „Vereinbarkeit Familie, Freizeit und Beruf “<br />
zeigen Beispiele, wie private und berufliche Interessen leichter<br />
in Einklang gebracht werden können.<br />
Unter dem Schwerpunkt „Lebensphasengerechtes Arbeiten“ werden<br />
Wege aufgezeigt, wie für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
des Pflegedienstes Perspektiven in unterschiedlichen Abschnitten<br />
ihres Berufslebens entwickelt werden können.<br />
Annette Widmann-Mauz weiter: „ Die vom Bundesgesundheitsministerium<br />
geförderte Plattform verfolgt das Ziel, innova-<br />
tive Ansätze der Arbeitsorganisation in der Pflege zu sammeln<br />
und ihre Verbreitung zu unterstützen.“ Die Übersicht der erfolgreichen<br />
Modelle zum Attraktiven Arbeiten im Krankenhaus<br />
finden Sie unter www.pflege-krankenhaus.de<br />
Karin Altpeter (sPd) ist neue sozialministerin in Baden-Württemberg<br />
(Stuttgart) Nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen zwischen Grünen und SPD nahm die Sozialdemokratin<br />
ihre Arbeit im Ressort Arbeit, Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren auf.<br />
Die Sozialministerin beendete 1986 ihre Ausbildung zur staatlich anerkannten Altenpflegerin. Nach<br />
einer Weiterbildung zur Lehrerin für Pflegeberufe unterrichtete sie beim Berufsfortbildungswerk des<br />
DGB und lehrt seit 2007 an der Katholischen Fachhochschule Freiburg Pflege und Politik.<br />
Nähere Info: http://www.katrinaltpeter.de<br />
malu dreyer (sPd) bleibt in rheinland-Pfalz sozialministerin<br />
(Mainz) Nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen gehören zu ihrem Ressort Soziales, Arbeit, Gesundheit<br />
und Demografie.<br />
Die Ministerin hat sich bereits in den vergangenen Legislaturperioden sehr stark für die Pflege mit belegbaren<br />
Ergebnissen eingesetzt.<br />
„Initiative Infektionsschutz“ jetzt auch im Web<br />
Experten für Infektionsprävention präsentieren sich unter www.initiative-infektionsschutz.de<br />
(Berlin). Die Initiative Infektionsschutz stellt ihre Arbeit jetzt<br />
auch auf einer eigenen Homepage vor. Angesichts von jährlich<br />
mehr als 600.000Patienten, die an nosokomialen Infektionen<br />
erkranken, und bis zu 15.000 Menschen, die laut Robert-Koch-<br />
Institut daran sterben, haben wirkungsvolle Gegenstrategien<br />
höchste Priorität. Denn nach Aussage von Fachleuten ist ein<br />
Drittel der Infektionen vermeidbar. Die „Initiative Infektionsschutz“<br />
fordert alle Verantwortlichen auf, durch gemeinsame<br />
Maßnahmen die Zahl der nosokomialen Infektionen langfristig<br />
einzudämmen.<br />
Auf der Internetseite steht das Positionspapier „Initiative Infektionsschutz“<br />
zur Verfügung. Dieses erörtert Kernbereiche, die<br />
nach Meinung der Experten für eine erfolgreiche Umsetzung von<br />
Hygienestandards unabdingbar sind:<br />
© DKg<br />
georg baum und anette Widmann-Mauz schalten die Plattform frei<br />
Hauptthemen Positionspapier<br />
● Vermeiden der Übertragung von Krankheitserregern<br />
● Verbindliche Meldepflicht<br />
● Verbesserung der Finanzierungsmechanismen<br />
● Situationsgerechtes Screening<br />
● Rationaler Umgang mit Antibiotika<br />
Außerdem sind auf der Website eine Linksammlung wichtiger<br />
Institutionen zu den Themen Hygiene und Infektionsprävention,<br />
Stellungnahmen zu polischen Entwicklungen und aktuellen<br />
Ereignissen sowie eine Vorstellung der Mitglieder einzusehen.<br />
Die Initiative Infektionsschutz setzt sich aus Experten verschiedener<br />
Fachrichtungen <strong>–</strong> Kliniker, Hygieniker, Mikrobiologen<br />
und Vertreter der Gesetzlichen Krankenkassen <strong>–</strong> zusammen.<br />
Nähere Info: www.initiative-infektionsschutz.de<br />
© sPD-landtag bW
seite 4 Pflege Konkret 6/2011<br />
sPd-Politiker waren vor ort<br />
Sigmar Gabriel: „Wer in Pflegeberufen arbeitet, der verdient eine viel höhere öffentliche Wertschätzung und eine deutlich<br />
bessere Bezahlung.“<br />
Ich kümmere mich darum! Darum sollte es bei den ersten SPD-<br />
Praxistagen gehen. Von Ende Februar bis Anfang März arbeiteten<br />
in ganz Deutschland über 200 SPD-Politikerinnen und Politiker<br />
in einer Gesundheits- und Pflegeeinrichtung mit. Sie nahmen<br />
sich einen Tag Zeit, tauschten Hemd und Bluse gegen Kittel und<br />
lernten den Alltag im Gesundheitswesen kennen. Abgeordnete<br />
aus Bundestag und Landtagen, Bürgermeister, Land- und Stadträte<br />
<strong>–</strong> viele sind dem Aufruf von Sigmar Gabriel gefolgt.<br />
Auch wenn die Arbeitstage nicht von der Presse begleitet wurden,<br />
um Raum für offene Gespräche zu schaffen, so sollte Gesundheitspolitik<br />
doch nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden.<br />
Deshalb erzählten die Abgeordneten von ihrem Tag und<br />
diskutierten in Abendveranstaltungen mit dem Personal der Einrichtung,<br />
Patienten und Interessierten aus ihrem Wahlkreis<br />
Allen Beteiligten war klar: Im Rahmen der Praxistage konnte<br />
man nur einen kleinen, punktuellen Einblick in die Arbeit in den<br />
Einrichtungen gewinnen. Aber man kam ins Gespräch. Wir<br />
Pflegekammer <strong>–</strong> gegenwind von der fdP-fraktion in Bayern<br />
wollten zuhören. Die Erfahrungen der Praxistage flossen aber in<br />
das Konzept der Bürgerversicherung, das im April detailliert<br />
vorgestellt wurde, ein.<br />
In Salzgitter arbeitete der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel<br />
einige Stunden in einem Alten- und Pflegeheim der AWO bei<br />
der Betreuung von Demenzkranken mit. Sein Eindruck dabei:<br />
den engagierten Pflegerinnen und Pflegern steht einfach viel zu<br />
wenig Zeit zur Verfügung, um mit den Menschen zu reden und<br />
sie optimal zu betreuen. „Der Anstand einer Gesellschaft misst<br />
sich am Umgang mit Kindern und am Umgang mit Alten und<br />
Pflegebedürftigen“, fasste Gabriel zusammen. Auch deshalb habe<br />
man mit dem SPD-Praxistag den Startschuss für eine künftig<br />
noch viel intensivere Beschäftigung mit dem Problem gegeben.<br />
„Wir wollen den Blick der Öffentlichkeit verschärft auf das Thema<br />
Pflege und auf die Situation der Pflegeberufe lenken“, so der<br />
Abgeordnete, denn: „Nur so kann sich etwas ändern.“<br />
Quelle: http://www.spd.de/aktuelles<br />
Im März 2011 legte das Bayerische Gesundheitsministerium einen Gesetzentwurf zur Änderung des Heilberufekammergesetzes mit<br />
der Implementierung einer Pflegekammer vor.<br />
Dieser Entwurf wurde am 14.04.2011 im Ministerium mit den Verbänden des Bündnisses erörtert.<br />
Zeitgleich verhinderte im Landtag die bayerische FDP-Fraktion in der Sitzung des Gesundheitsausschusses die Berichterstattung des<br />
Gesundheitsministers zum Stand der Pflegekammer.<br />
Pressemitteilung des <strong>DPV</strong> vom 20. April 2011 zur<br />
Haltung der FDP-Fraktion in Bayern<br />
Nach dem mehr als eine Million professionell Pflegende in<br />
Deutschland mit Hoch achtung im Januar die Initiative des bayerischen<br />
Gesundheits ministers Markus Söder zur Schaffung einer<br />
Pflegekammer in Bayern als Initialzündung auch für andere<br />
Bundesländer begrüßten, hat die FDP-Fraktion im Bayerischen<br />
Landtag, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, am 14.04. den<br />
Tagesordnungspunkt „Berichtsstand zur Pflegekammer in Bayern“<br />
von der Tagesordnung gefegt.<br />
Gesundheitsminister Söder hat nach der Bündnisgründung<br />
am 09.02. inzwischen einen Arbeits entwurf zur Änderung des<br />
Heilberufe kammer gesetzes zur Imple mentierung der Pflegekammer<br />
vorgelegt.<br />
Die Aktion der FDP ist umso weniger nachzuvollziehen vor<br />
dem Hinter grund, dass der designierte Parteivorsitzende und<br />
Vizekanzler Rösler das Jahr 2011 zum „Jahr der Pflege“ deklariert<br />
hat.<br />
Es wirkt sonderbar, dass eine liberale Partei die Chancengleichheit<br />
ausbremst. Die FDP zählt zu ihrem Wählerpotential ja überwiegend<br />
auch Mitglieder aus Selbst verwaltungsstrukturen, wie<br />
Rechtsanwalts-, Notar-, Steuerberater-, Wirtschaftsprüfer- Architekten-,<br />
Ingenieure-, Kursmakler-, Industrie- und Handelskammern,<br />
Hand werks kammern und Land wirt schaftskammern.<br />
Gerade vor den Erkenntnissen aus den Landtagswahlen in<br />
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz hätte man von der<br />
FDP eine sensiblere und menschenfreundlichere Haltung erwarten<br />
müssen.<br />
An die FDP-Fraktion geht die Empfehlung:<br />
Es ist noch nicht zu spät <strong>–</strong> unterstützen Sie Ihren Koalitionspartner!<br />
Hunderttausende Pflegebedürftige und mehr als einhundert<br />
Tausend professionell Pflegende in Bayern werden dieses im<br />
Sinne einer qualitätsorientierten pflegerischen Versorgung<br />
zum Schutze der Bevölkerung und zum Schutze der BerufsinhaberInnen<br />
sicherlich würdigen. Pressemitteilung <strong>DPV</strong>
© vincentz<br />
Pflege Konkret 6/2011 seite 5<br />
fachtagung des Hamburger Pflegerates<br />
Am 5. April 2011 folgten rund 120 Pflegefachkräfte sowie Auszubildende<br />
und Studenten der Einladung des Hamburger Pflegerates<br />
zu seiner 8. Fachtagung.<br />
Im Rahmen von Vorträgen, Diskussionen und Workshops<br />
wurde „Der Wert der Pflege“ thematisiert. Pflegekräfte können<br />
häufig trotz hohem Engagement die Fülle ihrer Aufgaben nicht<br />
bewältigen. Sie müssen meist selbstständig entscheiden, welche<br />
Arbeiten Priorität haben und welche sogar ganz entfallen müssen.<br />
An diesem Punkt wird die Notwendigkeit von allgemeinen Rahmenbedingungen<br />
und Werten deutlich.<br />
Zu gast bei Bundesministerin dr. ursula von der leyen<br />
Politische Bildungsfahrt für <strong>DPV</strong>-Mitglieder von Hannover nach Berlin<br />
Auf Einladung von Frau Dr. Ursula von der Leyen MdB besuchten<br />
10 Funktionsträger und Mitglieder des <strong>DPV</strong> e.V. vom 24. <strong>–</strong><br />
25.03.2011 die Bundeshauptstadt Berlin.<br />
Das Programm umfasste u.a. den Besuch des Holocaust-Mahnmals<br />
und eine Besichtigung des Bundeskanzleramtes. Im Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales fand eine Informationsveranstaltung<br />
zu aktuellen arbeitspolitischen Themen statt.<br />
Schwerpunkte waren der Demographische Wandel, die steigende<br />
Pflegebedürftigkeit und der zunehmende Fachkräftemangel in<br />
der Pflege. Es wurde deutlich, dass alle in der Pflege Beschäftigten<br />
ihre Interessenvertretung wahrnehmen und sich gesellschaftspolitisch<br />
einbringen müssen. Ein wichtiger Meilenstein sei die<br />
Einrichtung von Pflegekammern.<br />
Am zweiten Tag nahmen die Teilnehmer an der 100. Plenarsitzung<br />
des Deutschen Bundestages teil. Anschließend konnten<br />
(Nürnberg) Mit 34.109 Fachbesuchern ging am 14.04.11 die Fachmesse<br />
ALTENPFLEGE erfolgreich zu Ende. Drei Tage lang war<br />
Nürnberg wieder der Treffpunkt der Pflegewirtschaft. 683 Aussteller<br />
zeigten auf der Leitmesse ALTENPFLEGE in sechs Messehallen<br />
die neuesten Produkte und Dienstleistungen für die professionelle<br />
Pflege. Top-Experten diskutierten in den begleitenden Kongressen<br />
und Fachforen mit interessierten Teilnehmern aktuelle und brisante<br />
Themen der Pflegebranche.<br />
Partnerland war in diesem Jahr Österreich<br />
Volle Messehallen und gut besuchte Stände begeisterten die Aussteller,<br />
deren Erwartungen an ihre Messebeteiligung erfreulich oft<br />
übertroffen wurden. Nicht nur die Besucherzahl, sondern auch die<br />
Qualität des Fachpublikums stimmte, so konnte<br />
man von Ausstellerseite hören. Die Besucher, die<br />
zu etwa 40 Prozent aus der Leitungsebene der<br />
ambulanten und stationären Altenhilfe kamen,<br />
freuten sich über das umfangreiche Angebot, das<br />
ihnen die Messe bot, sowie die hochkarätigen<br />
Fachvorträge im Kongress und in den Foren.<br />
Zur feierlichen Eröffnung am Messe-Vorabend<br />
forderte die bayerische Sozialministerin<br />
Christine Haderthauer die Pflegeversicherung<br />
zukunftsfest zu machen, den Pflegeberuf attrak-<br />
Bei der Erarbeitung solcher qualitätssichernder Festlegungen<br />
ist es wichtig, Pflegende an der Diskussionen zu beteiligen.<br />
Eine Möglichkeit zur langfristig gewichtigen Mitsprache in politischen<br />
Debatten stellte Rolf Höfert, Geschäftsführer des Deutschen<br />
Pflegeverbandes (<strong>DPV</strong>) e.V. und Mitglied des Deutschen<br />
Pflegerates, in seinem Vortrag „Wenn nicht jetzt - wann dann?<br />
Pflegekammer“ vor. Die anwesenden Pflegekräfte sprachen sich<br />
nach einer offenen Diskussion bei der abschließenden Abstimmung<br />
einstimmig für die Notwendig einer Pflegekammer aus.<br />
Die Referate der Veranstaltung unter: www.albertinen_akademie.de<br />
in einem kurzen gemeinsamen<br />
Gespräch mit der<br />
Ministerin Fragen über<br />
aktuelle politische Entwicklungen<br />
geklärt werden.<br />
Auch bei diesem Gespräch<br />
war der Fachkräftemangel<br />
in Deutschland<br />
Hauptthema. Der <strong>DPV</strong>-<br />
Vorstand wird dieses Thema<br />
mit allen zuständigen<br />
Ministerien auf die Agenda<br />
stellen.<br />
34.109 fachbesucher auf der AltenPflege 2011<br />
© vincentz<br />
DPv-Delegation mit<br />
Ministerin von der leyen<br />
Am Nachmittag fand eine Führung von Zeitzeugen durch die Stasi-<br />
Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen statt. f.t<br />
tiver zu gestalten und die überbordende Bürokratie<br />
abzubauen. „Es kann nicht sein, dass Pflegekräfte<br />
mehr Zeit mit der Dokumentation verbringen<br />
müssen als mit der Pflege der Menschen.“<br />
Der Messestand des <strong>DPV</strong> war auch in diesem<br />
Jahr ein Magnet für den fachlichen Austausch<br />
und Informationszentrum für die Mitgliederwerbung.<br />
© DPv<br />
Nach den aktuellen Zahlen der Pflegestatistik<br />
2009 werden bundesweit 2,34 Millionen Pflegebedürftige versorgt.<br />
1,62 Millionen Menschen (69 Prozent) werden zu Hause versorgt,<br />
davon 1,07 Millionen (66 Prozent) allein von Angehörigen ohne<br />
professionelle Unterstützung. 720.000 (31<br />
Prozent) Menschen leben in Deutschland<br />
in 11.600 Pflegeheimen. Der Pflegemarkt<br />
Deutschland beschäftigt insgesamt 890.000<br />
Menschen, davon 621.000 in Pflegeheimen<br />
und 269.000 in ambulanten Pflegediensten.<br />
Die nächste ALTENPFLEGE findet<br />
vom 27. bis 29.März 2012 turnusgemäß<br />
in Hannover statt. Im Jahr 2013 ist die AL-<br />
© DPv<br />
TENPFLEGE dann wieder in Nürnberg zu<br />
Gast.
© DPv<br />
seite 6 Pflege Konkret 6/2011<br />
frauen auf der Buga 2011<br />
Am 04.05.2011 fand der Aktionstag des Landesfrauenrates<br />
Rheinland-Pfalz e.V. in Zusammenarbeit mit dem <strong>DPV</strong> e.V.<br />
auf der Rheinland-Pfalz-Bühne der Bundesgartenschau in Koblenz<br />
statt. Der <strong>DPV</strong> gehörte 1992 zu den Gründungsverbänden<br />
des Landesfrauenrates.<br />
Eröffnet wurde das Programm durch Professor Dr. Joachim<br />
Hofmann-Göttig, den Oberbürgermeister der Stadt Koblenz. In<br />
den folgenden Grußworten, Schauspielen und Vorträgen wurde<br />
das Motto „Frauen bewegen das Land“ aufgegriffen und auf unkonventionelle<br />
Art den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern<br />
näher gebracht.<br />
In diesem Rahmen informierte Manuela Müller, Referentin<br />
des <strong>DPV</strong> e.V., über „Die Situation pflegender Angehöriger“. Der<br />
Vortrag entwickelte sich zu einem<br />
Gespräch zwischen Pflegeinteressierten<br />
und der Expertin. Dabei<br />
rückten die komplexe Rechtslage<br />
und die Frage nach der Finanzierung<br />
einzelner Pflegeleistungen in den<br />
Vordergrund.<br />
Neben dem abwechslungsreichen<br />
Bühnenprogramm nutzten die BesucherInnen<br />
auch die Möglichkeit,<br />
am <strong>DPV</strong>-Stand Informationen für<br />
pflegende Angehörige, zur Pflegeversicherung<br />
und zur Verbandsarbeit<br />
zu erhalten.<br />
DPv-referentin<br />
Manuela Müller<br />
Nähere Info: www.buga2011.de/Veranstaltungen/<br />
04.05.2011<br />
rechte und grenzen des Betreuers<br />
Eine Vielzahl von Bewohnerinnen und Bewohnern in Einrichtungen<br />
und ambulant betreute Pflegekunden unterstehen einer<br />
Betreuung. Damit stellt sich immer wieder die Frage, welche Kompetenzen<br />
die Betreuer haben, wie weit sie Entscheidungen für den<br />
Betreuten treffen dürfen und wie weit ihre Weisungsrechte reichen.<br />
Über allem steht das Wohl des Betreuten (§ 1901 Abs. 2 S. 1<br />
BGB). Anweisungen des Betreuers sind nicht zu beachten, wenn<br />
sie dem Wohl des Betreuten zuwiderlaufen und er hierdurch<br />
Schaden nehmen könnte. Das greift mithin insbesondere bei<br />
Fragen der pflegerischen Maßnahmen. Sollte ein Betreuer hier<br />
bestimmte Anweisungen erteilen, die von Seiten der Pflege contra<br />
das Wohl des Betreuten oder sogar als gesundheitlich riskant<br />
eingestuft werden, so sollte gegebenenfalls der Hausarzt einbezogen<br />
und dem Betreuer deutlich die Risiken aufgezeigt werden.<br />
Dieses Gespräch sollte dokumentiert werden. Droht der Betreute<br />
hierdurch Schaden zu nehmen, darf die Pflegekraft die von Seiten<br />
des Betreuers angewiesene Maßnahme nicht durchführen.<br />
Denn dann droht eine eigene zivil- oder gar strafrechtliche Haftung<br />
der Pflegekraft.<br />
Die Wünsche des Betreuten genießen so lange Vorrang, wie<br />
sie nicht seinem eigenen Wohl zuwiderlaufen (§ 1901 Abs. 3<br />
BGB). Kann der Betreute trotz Krankheit oder Behinderung noch<br />
einen eigenen Willen bilden, so ist dieser zu beachten. Seine<br />
© DPv<br />
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am DPv-stand auf der festung ehrenbreitstein. v.l.n.r.: christine<br />
littek-Pohl, Manuela raiss, elfriede Zohlnhöfer, rolf höfert, Ilka<br />
reinhard<br />
geäußerten Willensäußerungen genießen damit<br />
unbedingten Vorrang. Wenn der Betreuer mithin<br />
anderer Auffassung ist, ist dies unerheblich. Hat<br />
er entgegenstehende Anweisungen gegeben, so ist<br />
der geäußerte Wille des Betreuten maßgeblich und<br />
vorrangig, nicht der des Betreuers. Die Geschäftsfähigkeit<br />
ist insoweit kein maßgebliches Kriterium,<br />
da der Gesetzgeber in § 1901 Abs. 3 BGB den Vorrang der „Wünsche“<br />
des Betreuten festlegt und Wünsche keine Rechtsgeschäfte<br />
sind. Liegt eine Geschäftsunfähigkeit vor, so kann allenfalls vermutet<br />
werden, dass der Betreute keinen freien Willen bilden kann.<br />
Die Wünsche des Betreuten binden mithin den Betreuer. Soweit<br />
ihn nicht Wünsche des Betreuten binden, hat der Betreuer die<br />
Angelegenheiten des Betreuten so zu besorgen, wie es dessen<br />
Wohl entspricht (§ 1901 Abs. 2 S. 1 BGBI). Dem autonomen<br />
Lebensplan des Betreuten kommt hierbei eine zentrale Bedeutung<br />
zu. Innerhalb des ihm übertragenen Aufgabenkreises ist der Betreuer<br />
gemäß § 1902 BGB jedoch gesetzlicher Vertreter des Betreuten.<br />
Das bedeutet, dass Rechtsgeschäfte, die der Betreuer für<br />
den Betreuten geschlossen hat, gemäß § 164 Abs. 1 BGB unmittelbare<br />
Wirkung entfalten. Verpflichtet der Betreuer seinen Betreuten<br />
jedoch durch ein Rechtsgeschäft, das nicht von seinem<br />
Aufgabenkreis gedeckt ist, so haftet er für die dem Betreuten<br />
entstandenen Nachteile als sogenannter „Vertreter ohne Vertre-
Pflege Konkret 6/2011 seite 7<br />
tungsmacht“ (§ 179 BGB). Allein die Bestellung einer Betreuung<br />
hat jedoch keinen Einfluss auf die Geschäftsfähigkeit des Betreuten.<br />
Ist er mithin selbst geschäftsfähig, so kann er auch selbst<br />
Rechtsgeschäfte wirksam abschließen, ohne hierfür den Betreuer<br />
zu benötigen. Lediglich wenn die Betreuung mit einem Einwilligungsvorbehalt<br />
bestellt wurde (§ 1903 Abs. 1 S. 1 BGB), ist<br />
die Wirksamkeit des Rechtsgeschäfts von der Einwilligung des<br />
Betreuers abhängig. Der Betreuer darf ausschließlich dann Entscheidungen<br />
und Vorgaben über das Anhalten und Öffnen der<br />
Post des Betreuten treffen, wenn er ausdrücklich für den Aufgabenbereich<br />
der „Postkontrolle“ zum Betreuer bestellt wurde. Ist<br />
dies nicht der Fall, hat er in diesem Bereich keinerlei Weisungsbefugnisse<br />
oder Mitspracherechte. Selbst wenn er für den Aufgabenbereich<br />
der Postkontrolle zum Betreuer bestellt wurde, darf<br />
der Schriftverkehr mit bestimmten Absendern / Empfängern nie<br />
angehalten werden und muss dem Betreuten selbst übergeben<br />
werden: Post mit dem Gericht, Post mit dem Verfahrensbevollmächtigten,<br />
Post mit dem Rechtsanwalt und bei ausländischen<br />
Betreuten Post mit den Botschaften und Konsulaten. Im übrigen<br />
darf der Betreuer anweisen, dass die Post ihm ausgehändigt wird<br />
und nicht dem Betreuten.<br />
Ist der Betreuer für den Aufgabenbereich „Gesundheitsfürsorge“<br />
bestellt, so ist er bezüglich einer Medikation des Betreuten<br />
nicht extra zu befragen, wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt.<br />
Denn dann liegt die Medikation im Interesse des Betreuten. Dies<br />
greift auch, wenn der Betreuer eine Medikation ablehnt. Da über<br />
allem das Wohl des Betreuten steht geht die ärztliche Verordnung<br />
vor. Insbesondere ist es nicht erforderlich, das Betreuungsgericht<br />
einzuschalten.<br />
dPV-Jubilare<br />
35 Jahre Mitgliedschaft<br />
Busch-Maiwald, Rosemarie, Groß-<br />
Zimmern<br />
30 Jahre Mitgliedschaft<br />
Bräcklein, Petra, Frankfurt<br />
25 Jahre Mitgliedschaft<br />
Treude, Bernfried, Konstanz<br />
Braun, Cornelia, Florstadt<br />
Stache, Dorothea, Koblenz<br />
Arens, Sigrid, Lahnstein<br />
Specht, Iris, Neuwied<br />
Rudolph, Barbara, Bad Vilbel<br />
Frädert, Ulrike, Worms<br />
Aus den Gründen des Vorstehenden kann der Betreute seine<br />
Einwilligung in freiheitsentziehende Maßnahmen, wie etwa das<br />
Hochstellen des Bettgitters zu seinem Schutz, selbst vornehmen,<br />
wenn er einwilligungsfähig ist. Gleiches gilt für pflegerische Maßnahmen<br />
oder eine ärztliche Behandlung. Wenn der Betreuer hier<br />
etwas anderes vorgibt, ist dies mithin unbeachtlich.<br />
Eine Betreuung ist nur einzurichten und aufrechtzuerhalten,<br />
wenn sie erforderlich ist. Hier greift der Grundsatz der Subsidiarität<br />
der Betreuung und des Vorrangs der Vorsorgevollmacht (§<br />
1896 Abs. 2 S. 2 BGB). Erteilt der Betroffene mithin eine Vollmacht<br />
zur Besorgung bestimmter Angelegenheiten, schließt das<br />
eine Betreuung für dieselben Angelegenheiten aus. Eine solche<br />
Vollmacht kann auch noch nach bereits erfolgter Bestellung eines<br />
Betreuers erstellt werden. Voraussetzung ist lediglich, dass der<br />
Vollmachtgeber zum Zeitpunkt der Errichtung der Vollmacht<br />
geschäftsfähig war, damit sie wirksam ist. Eine bereits eingesetzte<br />
Betreuung ist dann aufzuheben.<br />
Alexandra Zimmermann,<br />
rechtsanwältin und fachanwältin für<br />
strafrecht und Medizinrecht<br />
ferdinandstr. 3, 30175 hannover<br />
fon: 0511 / 33 65 09 <strong>–</strong> 0<br />
notfallmobilnummer: 0170/1864951<br />
email: info@zimmermann-heimrecht.de<br />
Mitglied im Deutschen Pflegeverband<br />
frau rechtsanwältin Zimmermann<br />
berät stationäre Pflegeeinrichtungen<br />
und ambulante Pflegedienste.<br />
28. Pflegefachtagung am 29.06.2011 in der Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe der Neanderklinik Harzwald GmbH,<br />
Neanderplatz 4, 99768 Ilfeld/Südharz, von 09.30 Uhr bis 16.00 Uhr<br />
Themen: Der neue Expertenstandard „Dekubitusprophylaxe“, Neue Risikoeinschätzung, neue Pathophysiologie, Besonderheit<br />
Sitzen, Druckverteilende Hilfsmittel, Hautpflege und Ernährung, Schulung und Beratung, Kontinuität, Umsetzung<br />
Versorgung chronischer Wunden <strong>–</strong> Sinnvolle Dokumentation,<br />
Kontinenz/Inkontinenz Medizinische Grundlagen und therapeutische Möglichkeiten<br />
Wundtherapie, Aktuelle Therapiemöglichkeiten, Wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
Tagungsgebühr Nicht-Mitgl. <strong>DPV</strong>-Mitglied<br />
70,00 € 60,00 €<br />
Referent: Gerhard Schröder: Leiter der Akademie für Wundversorgung, Mitglied der Expertengruppe Dekubitusprophylaxe<br />
und Pflege von Menschen mit chronischen Wunden, Studiengangsleiter Wound Care Management Paracelsus Medizinische<br />
Privat Universität Salzburg<br />
Mit dieserfortbildung erhalten sie 6 Punkte im rahmen der registrierung beruflich Pflegender<br />
Neumann, Judith, Darmstadt<br />
Oberhaus, Elke, Offenbach<br />
Reinsperger, Heike, Taunusstein<br />
20 Jahre Mitgliedschaft<br />
Beilenhoff, Ulrike, Ulm<br />
Scharschmidt, Siegbert, Erfurt<br />
Milow, Katina, Neusitz<br />
Schlechtweg, Jutta, Rudolstadt<br />
Eilers, Ines, Kassel<br />
Ölschläger, Annette, Erfurt<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
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seite 8 Pflege Konkret 6/2011<br />
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Deutscher Pflegeverband (DPv);<br />
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