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Analyse und Prognose der Nutzung des Interaktiven Fernsehens

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<strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

Inaugural-Dissertation zur Erlangung <strong>des</strong> Gra<strong>des</strong> eines<br />

Doktors <strong>der</strong> Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften <strong>der</strong><br />

Wirtschafts- <strong>und</strong> Sozialwissenschaftlichen Fakultät<br />

<strong>der</strong> Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

vorgelegt von<br />

Diplom Kaufmann Michel Clement<br />

aus Kiel<br />

Kiel, 1999<br />

I


Gedruckt mit Genehmigung <strong>der</strong> Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Sozialwissenschaftlichen Fakultät <strong>der</strong><br />

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

Dekan: Professor Dr. Sönke Albers<br />

Referent: Professor Dr. Sönke Albers<br />

Korreferent: Professor Dr. Dr. h.c. Jürgen Hauschildt<br />

Tag <strong>des</strong> Abschlusses <strong>der</strong> Arbeit: 02. August 1999<br />

Tag <strong>der</strong> Disputation: 19. November 1999<br />

II


Lebenslauf<br />

Persönliche Angaben<br />

Name: Michel Clement<br />

Anschrift: Fasanenweg 122, D –- 33335 Friedrichsdorf<br />

Telefon /Telefax: 05209 – 901345 / 05241 – 80640163<br />

E-Mail: michel.clement@bertelsmann.de<br />

Geboren: 19. Juni 1971 in Kiel, Deutschland<br />

Staatsbürgerschaft: nie<strong>der</strong>ländisch<br />

Schulbildung<br />

1977 – 1987 Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Realschule Kiel, Bornhöved<br />

1987 – 1990 Wirtschaftsgymnasium, Abitur Bad Segeberg<br />

Hochschulausbildung<br />

01.10.90 – 10.07.96 Studium <strong>der</strong> Betriebswirtschaftslehre an <strong>der</strong> Christian-<br />

Albrechts-Universität mit den Spezialisierungen: Marke-<br />

ting (Prof. Dr. S. Albers), Innovationsmanagement (Prof.<br />

Dr. K. Brockhoff) <strong>und</strong> Psychologie (Prof. Dr. D. Frey). Ab-<br />

schluß: Diplom-Kaufmann<br />

21.07.94 – 22.03.95 Freie wissenschaftliche Diplomarbeit im Fach Inno-<br />

vationsmanagement: <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> Bewertung <strong>der</strong> erfolgs-<br />

bestimmenden Faktoren bei Entwicklungen <strong>des</strong> Bereichs<br />

Technologiemanagement / Kooperationen bei <strong>der</strong> Ruhrgas<br />

AG<br />

01.09.96 – 18.10.99 Promotion am Institut für betriebswirtschaftliche Innovati-<br />

onsforschung – Lehrstuhl für Marketing – <strong>der</strong> Christian-<br />

Albrechts-Universität. Thema <strong>der</strong> Dissertation: <strong>Analyse</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>.<br />

(summa cum laude) Kooperationspartner waren die Deut-<br />

sche Telekom AG <strong>und</strong> die o.tel.o Service GmbH & Co.KG<br />

Kiel<br />

Essen<br />

Kiel<br />

Nürnberg, Düs-<br />

seldorf<br />

III


01.12.96 – 19.02.99 Graduiertenstudium mit DFG-Stipendium im Rahmen <strong>des</strong><br />

Beruf<br />

IV<br />

Graduiertenkollegs „Betriebswirtschaftslehre für Techno-<br />

logie <strong>und</strong> Innovation“ an <strong>der</strong> Christian-Albrechts-<br />

Universität<br />

Seit 10.99 Consultant bei <strong>der</strong> Bertelsmann AG, Tätigkeit im Think<br />

Tank (mediaTechnologies) <strong>der</strong> Bertelsmann mediaSystems<br />

GmbH<br />

Kiel<br />

Gütersloh


Geleitwort<br />

In <strong>der</strong> Innovationsforschung sind auf <strong>der</strong> Marktseite lange Zeit vor allem die Probleme <strong>der</strong> Diffu-<br />

sion von langlebigen Gebrauchsgütern, wie z.B. Mikrowellen <strong>und</strong> Videorekor<strong>der</strong>n, betrachtet<br />

worden. Dabei sind technologische <strong>Nutzung</strong>sinnovationen vernachlässigt worden, bei denen es<br />

nicht nur darauf ankommt, daß das Produkt bzw. die Dienstleistung vom Nutzer adoptiert, son-<br />

<strong>der</strong>n möglichst häufig genutzt wird, also Akzeptanz erzielt. Während man in <strong>der</strong> Diffusionsfor-<br />

schung schon gute <strong>Prognose</strong>-Instrumente entwickelt hat, fehlen solche zur <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> Nut-<br />

zungsintensität von technologischen <strong>Nutzung</strong>sinnovationen. Deshalb widmet sich diese Dissertati-<br />

on <strong>der</strong> Entwicklung solcher Instrumente <strong>und</strong> wendet diese beispielhaft auf die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Inter-<br />

aktiven <strong>Fernsehens</strong> an. Beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen kommt erschwerend hinzu, daß es sich um<br />

ein Systemgut handelt, bei dem die Hardware, wie z.B. die Set-Top-Box <strong>und</strong> das Fernsehgrät,<br />

sowie die Navigations-Software <strong>und</strong> schließlich die Inhalte, z.B. Filme <strong>und</strong> Informationen, zu-<br />

sammen ein Angebot bilden, das erst seiner Gesamtheit vom potentiellen Nutzer beurteilt wird.<br />

Hinzu kommt, daß das Interaktive Fernsehen zu den Netzprodukten zählt, bei denen <strong>der</strong> Nutzen<br />

für den Einzelnen um so höher ist, je mehr an<strong>der</strong>e Nutzer diesen Dienst ebenfalls nutzen.<br />

Die Arbeit von Michel Clement glie<strong>der</strong>t sich im wesentlichen in drei Teile. Im ersten Teil be-<br />

schreibt er den Dienst <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> im Umfeld von Multimedia-Angeboten <strong>und</strong><br />

leitet aus <strong>der</strong> Adoptions-, Diffusions- <strong>und</strong> Akzeptanztheorie Hypothesen zum Markterfolg ab,<br />

wofür er auch die Beson<strong>der</strong>heiten von Netzeffekten erläutert. Im zweiten Teil analysiert er die<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>und</strong> Einschätzung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> auf <strong>der</strong> Basis von Daten aus einem Pilot-<br />

projekt <strong>der</strong> Deutschen Telekom AG in Nürnberg. Mit den dabei erzielten Ergebnissen testet er<br />

auch die aus den Theorien abgeleiteten Hypothesen. Schließlich entwickelt Clement im dritten Teil<br />

eine Methode, mit <strong>der</strong> er die Zahlungsbereitschaft für entsprechende technologische <strong>Nutzung</strong>sin-<br />

novationen abschätzen kann, auch wenn diese zur Zeit noch nicht real angeboten werden. Bei <strong>der</strong><br />

Überprüfung <strong>der</strong> Theorien wird deutlich, daß die sogenannten Rogers Kriterien zwar einen guten<br />

Rahmen zur Ableitung von Gesichtspunkten für den Markterfolg bieten, aber keine reliablen<br />

Messkonstrukte darstellen. Bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sdaten stellt Clement fest, daß nur<br />

Video-on-Demand das Potential für eine Killer-Applikation besitzt, während Home-Shopping<br />

nicht den notwendigen Anfangsschub für die Diffusion <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> liefern wird.<br />

Zur Abschätzung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaften erfragt er diese in verschiedenen Kombinationen für<br />

eine Vision 2000, in <strong>der</strong> er die zukünftige Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> vorzeichnet.<br />

Versuche, dafür die Conjoint-<strong>Analyse</strong> einzusetzen, schlugen fehl, da die Befragten den Abwäg-<br />

prozess offenbar nicht sinnvoll bewältigen. Letztendlich kann Clement feststellen, daß die Zah-<br />

lungsbereitschaft für Video-on-Demand pro Film bei etwa DM 3,-- liegt <strong>und</strong> die maximale Nach-<br />

V


frage bei 6 - 8 Filmen pro Monat liegt. Aus den erzielten Ergebnissen leitet er sehr ausführlich Im-<br />

plikationen für die Anbieter von Interaktivem Fernsehen <strong>und</strong> die weitere Forschung ab.<br />

Die Arbeit von Clement ist insofern bemerkenswert, als sie in sehr seltener Weise hohe inhaltliche<br />

<strong>und</strong> methodische Kompetenz zugleich zeigt. Clement erweist sich als subtiler Kenner aller Facet-<br />

ten <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> <strong>und</strong> leitet aus den gewonnenen Ergebnisse sehr interessante<br />

Empfehlungen ab. Gleichzeitig gelingt es ihm, eine Vielzahl typischerweise nicht zusammen be-<br />

trachteter Theorien in seiner Arbeit zusammenzuführen, um daraus Hypothesen <strong>und</strong> Erkenntnisse<br />

für die Entwicklung von <strong>Prognose</strong>-Instrumenten abzuleiten. Bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Prognose</strong>-<br />

Instrumente zeigt er eine hohe methodische Kompetenz, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Konstruktvalidie-<br />

rung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anwendung von Mixture-Models, mit <strong>der</strong> nicht mehr nur uniforme Regressionen für<br />

alle Beobachtungen gerechnet werden, son<strong>der</strong>n unterschiedliche Regressionen für Segmente<br />

durchgeführt <strong>und</strong> die einzelnen Befragten mit Wahrscheinlichkeiten den Segmenten zugeordnet<br />

werden.<br />

Mit dieser Arbeit wird die Forschung auf dem Gebiet <strong>der</strong> Diffusion <strong>und</strong> Akzeptanz von technolo-<br />

gischen Innovationen gr<strong>und</strong>legend weitergeführt. Leser erhalten einen hervorragenden Überblick<br />

über die verschiedenen Theorien, die die Diffusion <strong>und</strong> Akzeptanz solcher Dienste erklären. In<br />

methodischer Hinsicht zeigt Clement, wie man Zahlungsbereitschaften für neuartige Dienste gut<br />

abschätzen kann. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind gleichermaßen für Forscher <strong>und</strong> Ma-<br />

nager von Bedeutung. Forscher erhalten einen sehr guten Eindruck <strong>des</strong> anwendbaren methodi-<br />

schen Instrumentariums, während Praktiker etwas über die mittlere Zahlugnsbereitschaft für Vi-<br />

deo-on-Demand Filme lernen sowie Implikationen für die Vermarktung ihrer Dienste erhalten. In-<br />

sofern ist die Arbeit für Wissenschaftler <strong>und</strong> Praktiker gleichermaßen von Interesse. Ich würde<br />

mich <strong>des</strong>halb sehr freuen, wenn diese Arbeit eine weite Verbreitung finden würde.<br />

VI<br />

Prof. Dr. Sönke Albers


Vorwort<br />

„Fußball soll im Free-TV bleiben!“<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen jedoch, daß dieser fromme Wunsch meines Vaters<br />

wahrscheinlich nicht in Erfüllung gehen wird. Um ein Kritische-Masse-System wie das Interaktive<br />

Fernsehen erfolgreich in den Markt einzuführen, bedarf es beson<strong>der</strong>s attraktive Inhalte – eben<br />

Fußball, Top-Spielfilme o<strong>der</strong> Erotik. Nicht alles, aber sehr vieles, wird dann nicht mehr kostenlos<br />

von den privaten Fernsehsen<strong>der</strong>n angeboten werden.<br />

Interaktives Fernsehen ermöglicht aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Digitalisierung <strong>der</strong> Informationen neue Geschäfts-<br />

<strong>und</strong> Preismodelle. Wie diese unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Netzeffekte aussehen könnten, <strong>und</strong> ob<br />

mein Vater auch später noch kostenlos zusehen kann, wie Ajax Amsterdam mal wie<strong>der</strong> gegen ei-<br />

ne deutsche Mannschaft gewinnt, ist unter an<strong>der</strong>em Gegenstand dieser Arbeit. Vielleicht muß er<br />

nur mehr Werbung hinnehmen.<br />

Die empirische Bestimmung <strong>der</strong> Auswirkungen von Netzeffekten auf die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> konnte nur durch die Kooperation mit <strong>der</strong> Deutschen Telekom AG realisiert werden,<br />

wofür ich mich sehr herzlich bedanken möchte.<br />

Die Arbeit ist im Rahmen <strong>des</strong> Graduiertenkollegs „Betriebswirtschaftslehre für Technologie <strong>und</strong><br />

Innovation“ an <strong>der</strong> Christian-Albrechts-Universität zu Kiel entstanden. Sie wurde durch ein Sti-<br />

pendium <strong>der</strong> Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geför<strong>der</strong>t, <strong>der</strong> ich sehr verb<strong>und</strong>en bin.<br />

Meinem Doktorvater <strong>und</strong> akademischen Lehrer, Herrn Prof. Dr. Sönke Albers, bin ich sehr ver-<br />

b<strong>und</strong>en, da er die Arbeit zu je<strong>der</strong> Zeit durch seine zahlreichen <strong>und</strong> konstruktiven Anregungen,<br />

Hinweise <strong>und</strong> Verbesserungsvorschläge för<strong>der</strong>te <strong>und</strong> darüber hinaus ein herzliches Arbeitsumfeld<br />

schaffte. Dies gilt ebenfalls für die an<strong>der</strong>en beiden Professoren <strong>des</strong> Instituts für betriebswirtschaft-<br />

liche Innovationsforschung, Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Hauschildt, dem ich für die Übernahme <strong>des</strong><br />

Koreferates danke, <strong>und</strong> Prof. Dr. Klaus Brockhoff. Der hohe Interaktivitätsgrad am Institut hat<br />

stark zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen.<br />

Beson<strong>der</strong>en Dank möchte ich meinen Kollegen vom Lehrstuhl für Marketing aussprechen. Gera-<br />

de in <strong>der</strong> Anfangsphase haben Prof. Dr. Karen Gedenk, Prof. Dr. Manfred Krafft <strong>und</strong> Prof. Dr.<br />

Bernd Skiera viele Hinweise zum „schlauen“ Promovieren gegeben. Bei meinem Zimmergenossen<br />

Dr. Thorsten Litfin habe ich seine Geduld bei meinen ewigen Telefonaten mit <strong>der</strong> F.A.Z. bewun-<br />

<strong>der</strong>t. Ihm, Ingo Garczorz, Ulrike Bähr-Seppelfricke, Björn Schäfers <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e Kay Pe-<br />

VII


ters möchte ich für viele fachliche Hinweise danken, die wir so manches Mal mit brasilianischen<br />

Drinks begossen haben. Matthias Runte hat mir viele technische Einsichten gewährt <strong>und</strong> <strong>des</strong> öfte-<br />

ren mein altes Auto überbrückt. Dafür habe ich ihn beim „Siedler“-spielen auch gewinnen lassen.<br />

Gleiches gilt für meine Mitstreiter aus dem Graduiertenkolleg. Ohne die Graduiertenfahrten, Fuß-<br />

ballspiele, die insbeson<strong>der</strong>e dann Spaß brachten, wenn wir den Pokal gewannen, Feiern <strong>und</strong> ge-<br />

meinsamen Wochenenden im Büro hätte die Promotion weniger Spaß gemacht. Auch die Diskus-<br />

sion mit Jan U. Becker, Christoph Petzoldt <strong>und</strong> Timo Schulze hat zum Gelingen <strong>der</strong> Arbeit beige-<br />

tragen. Ihnen sei an dieser Stelle ebenfalls gedankt.<br />

Eine solche Arbeit lebt von Höhen <strong>und</strong> Tiefen in <strong>der</strong> Zeit in <strong>der</strong> sie erstellt wird. Da in beiden Zei-<br />

ten meine Eltern <strong>und</strong> Wiebke stets meine Freuden <strong>und</strong> Sorgen ertrugen, widme ich ihnen diese<br />

Arbeit <strong>und</strong> danke ihnen vom Herzen.<br />

St<strong>und</strong>enlangs Fernsehen zum Zwecke <strong>der</strong> Wissenschaft – diese Ausrede gilt nun nicht mehr. Mal<br />

sehen, was folgt...<br />

VIII<br />

Michel Clement


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung ..............................................................................................1<br />

1.1 Problemstellung.......................................................................................................... 1<br />

1.2 Ziele <strong>der</strong> Untersuchung.............................................................................................. 6<br />

1.3 Aufbau <strong>der</strong> Arbeit....................................................................................................... 7<br />

2 Darstellung <strong>des</strong> Untersuchungsgegenstan<strong>des</strong> – Interaktives<br />

Fernsehen als Multimedia-System......................................................10<br />

2.1 Zukunftsmarkt Multimedia...................................................................................... 10<br />

2.2 Vom Digitalen zum <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen........................................................... 14<br />

2.3 Parallele Entwicklungstendenzen <strong>des</strong> Web-TV...................................................... 21<br />

2.4 Intermedialer Vergleich........................................................................................... 22<br />

3 Hypothesen zum Markterfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ..............31<br />

3.1 Markterfolg bei Systemtechnologien mit Netzeffekten......................................... 31<br />

3.1.1 Überblick über Systemgüter mit Netzeffekten....................................................... 31<br />

3.1.2 Definition <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> als Kritische-Masse-System mit indirekten<br />

Netzeffekten........................................................................................................ 44<br />

3.1.3 Implikationen für die Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>.................................... 49<br />

3.2 Adoption als notwendige Bedingung für den Markterfolg..................................... 50<br />

3.2.1 Überblick zur Adoptionstheorie............................................................................ 50<br />

3.2.2 Implikationen für die Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>.................................... 57<br />

3.3 Schnelle Diffusion zur Nutzensteigerung ................................................................ 58<br />

3.3.1 Überblick zur Diffusionstheorie für Kritische-Masse-Systeme................................ 58<br />

3.3.2 Implikationen für die Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>.................................... 62<br />

3.4 <strong>Nutzung</strong> als hinreichende Bedingung für den Markterfolg.................................... 63<br />

3.4.1 Überblick zur Akzeptanztheorie............................................................................ 63<br />

3.4.2 <strong>Nutzung</strong>sfaktoren aus Nutzersicht......................................................................... 67<br />

3.4.2.1 Relativer Vorteil ............................................................................................. 67<br />

IX


X<br />

3.4.2.2 Kompatibilität................................................................................................. 69<br />

3.4.2.3 Komplexitätsgrad........................................................................................... 70<br />

3.4.2.4 Erprobbarkeit................................................................................................. 71<br />

3.4.2.5 Kommunizierbarkeit ....................................................................................... 75<br />

3.4.3 <strong>Nutzung</strong>sfaktoren aus Anbietersicht ...................................................................... 75<br />

3.4.3.1 Netzinfrastruktur <strong>und</strong> Netzleistung................................................................... 77<br />

3.4.3.2 Server............................................................................................................ 79<br />

3.4.3.3 Inhalte............................................................................................................ 79<br />

3.4.3.4 Service-Provi<strong>der</strong>............................................................................................ 80<br />

3.4.3.4.1 On-Demand-Dienste .............................................................................. 81<br />

3.4.3.4.2 Home-Shopping..................................................................................... 82<br />

3.4.3.4.3 Home-Services....................................................................................... 87<br />

3.4.3.4.4 Kommunikationsdienste.......................................................................... 88<br />

3.4.3.5 Endgeräte....................................................................................................... 89<br />

3.4.3.6 Software........................................................................................................ 90<br />

3.4.3.7 Systemlösungen.............................................................................................. 90<br />

3.4.4 Darstellung <strong>der</strong> Wechselwirkungen durch das Zusammenspiel <strong>der</strong><br />

Systemkomponenten............................................................................................ 91<br />

3.4.5 Bisherige Ergebnisse empirischer Untersuchungen................................................. 92<br />

3.5 Tarifabhängige <strong>Nutzung</strong> <strong>und</strong> Markterfolg.............................................................. 95<br />

3.5.1 Hypothesen zur Zahlungsbereitschaft beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen......................... 95<br />

3.5.2 <strong>Analyse</strong> von Preisstrategien für Interaktives Fernsehen.......................................... 96<br />

3.5.2.1 Preisdifferenzierung......................................................................................... 97<br />

3.5.2.2 Wettbewerbsorientierte Preisstrategien.......................................................... 104<br />

3.5.2.3 Produktlinienorientierte Preisstrategien.......................................................... 105<br />

3.5.2.4 Vermietung <strong>und</strong> Sharing................................................................................ 107<br />

3.5.2.5 Auktionen.................................................................................................... 107<br />

3.5.2.6 Beurteilung................................................................................................... 108<br />

3.6 Zusammenfassende Darstellung <strong>der</strong> Hypothesen................................................ 109<br />

4 Abbildung von Netzeffekten zur Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ........................................111<br />

4.1 Probleme bei <strong>der</strong> Abschätzung von Netzeffekten................................................. 111<br />

4.2 Bisherige Konzepte zur Operationalisierung <strong>und</strong> Messung von Netzeffekten... 112


4.2.1 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung anhand von objektiven Eigenschaften............... 113<br />

4.2.2 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung anhand von subjektiven Eigenschaften.............. 116<br />

4.2.3 Beurteilung <strong>der</strong> Eignung <strong>der</strong> Konzepte für das Interaktive Fernsehen................... 116<br />

4.3 Neue Konzepte zur Erfassung von Netzeffekten................................................. 119<br />

4.3.1 Konzeptionelle Überlegungen............................................................................. 119<br />

4.3.2 Gr<strong>und</strong>lagen zur Erfassung <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>sverhaltens............................................... 120<br />

4.3.2.1 Formale Darstellung...................................................................................... 121<br />

4.3.2.2 Entscheidungsverhalten <strong>der</strong> Nutzer................................................................ 126<br />

4.3.2.3 Vergleichende Betrachtung <strong>der</strong> Funktionen.................................................... 127<br />

4.3.3 Methoden zur Ermittlung von Zahlungsbereitschaften........................................... 132<br />

5 Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> anhand einer empirischen Untersuchung ......................137<br />

5.1 Pilotprojekte als Datenquellen für die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>............................................................ 137<br />

5.1.1 Übersicht über die Pilotversuche zum <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen in Deutschland ....... 138<br />

5.1.2 Eignung von Pilotprojekten für die <strong>Nutzung</strong>sforschung......................................... 143<br />

5.1.2.1 Methodische Aspekte................................................................................... 143<br />

5.1.2.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> .................................................................................... 145<br />

5.1.2.3 Akzeptanz <strong>der</strong> strategischen Anbieterallianzen............................................... 145<br />

5.1.2.4 Externe Einflüsse .......................................................................................... 146<br />

5.1.2.5 Zusammenfassende Beurteilung..................................................................... 146<br />

5.2 Darstellung <strong>des</strong> ausgewählten Pilotversuchs........................................................ 148<br />

5.2.1 Darstellung <strong>der</strong> technischen Realisierung ............................................................. 148<br />

5.2.2 Darstellung <strong>der</strong> angebotenen Inhalte.................................................................... 150<br />

5.3 Datenerhebung – Datenaufbereitung – Stichprobenbeschreibung...................... 152<br />

5.4 Erklärung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> im Pilotprojekt................................................................. 158<br />

5.4.1 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung <strong>der</strong> direkt meßbaren Items .............................. 158<br />

5.4.1.1 Abhängige Variablen – <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste.................................................. 158<br />

5.4.1.2 Unabhängige Variablen - Einflußfaktoren auf die <strong>Nutzung</strong>.............................. 165<br />

5.4.2 Operationalisierung, Messung <strong>und</strong> Validierung <strong>der</strong> Multi-Items............................ 170<br />

5.4.2.1 Abhängige Variablen - Nutzen <strong>des</strong> Systems .................................................. 171<br />

5.4.2.1.1 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung.......................................................... 171<br />

5.4.2.1.2 Validierung........................................................................................... 182<br />

XI


XII<br />

5.4.2.2 Unabhängige Variablen - Rogers Kriterien.................................................... 183<br />

5.4.2.2.1 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung.......................................................... 183<br />

5.4.2.2.2 Validierung........................................................................................... 194<br />

5.4.3 <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> Nutzens <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>............................................... 207<br />

5.4.3.1 Explorative Untersuchung <strong>der</strong> Marktsegmente............................................... 208<br />

5.4.3.1.1 Deterministische Verfahren.................................................................... 211<br />

5.4.3.1.2 Probabilistische Verfahren..................................................................... 224<br />

5.4.3.1.3 Validierung........................................................................................... 236<br />

5.4.3.2 Einflußfaktoren auf den Nutzen..................................................................... 238<br />

5.4.4 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>............................................... 244<br />

5.4.4.1 Explorative Untersuchung <strong>der</strong> Marktsegmente............................................... 245<br />

5.4.4.1.1 Deterministische Verfahren.................................................................... 245<br />

5.4.4.1.2 Probabilistische Verfahren..................................................................... 247<br />

5.4.4.2 Einflußfaktoren auf die <strong>Nutzung</strong>..................................................................... 250<br />

5.4.5 Explorative <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Marktsegmente <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>252<br />

5.5 <strong>Nutzung</strong> bei Netzeffekten...................................................................................... 259<br />

5.5.1 Zahlungsbereitschaft für Interaktives Fernsehen im Pilotprojekt <strong>und</strong><br />

im Szenario........................................................................................................ 260<br />

5.5.1.1 Darstellung <strong>des</strong> verwendeten Szenarios „System 2000“................................. 260<br />

5.5.1.2 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft ............................ 262<br />

5.5.1.3 Einflußfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft................................................... 278<br />

5.5.1.3.1 Einflußfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft für das Endgerät................. 279<br />

5.5.1.3.2 Einflußfaktoren auf die Gr<strong>und</strong>gebühr...................................................... 286<br />

5.5.1.3.3 Einflußfaktoren auf die Preise pro Film im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen........... 290<br />

5.5.1.3.4 Einflußfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft bei Kinofilmen.................... 296<br />

5.5.1.4 Schätzung individueller Zahlungsbereitschaftsfunktionen................................. 297<br />

5.5.1.4.1 Auswahl <strong>der</strong> Erhebungsmethoden.......................................................... 297<br />

5.5.1.4.2 Übersicht zur Vorgehensweise .............................................................. 301<br />

5.5.1.4.3 Kompositionelle Verfahren.................................................................... 303<br />

5.5.1.4.3.1 Auswahl <strong>der</strong> Nutzer ........................................................................ 303<br />

5.5.1.4.3.2 Schätzung <strong>der</strong> Parameter <strong>und</strong> Auswahl <strong>der</strong> Funktionsverläufe........... 304<br />

5.5.1.4.3.3 Ermittelte individuelle Zahlungsbereitschaftsfunktionen...................... 309<br />

5.5.1.4.3.4 Auswirkungen einer Leistungsdifferenzierung.................................... 321<br />

5.5.1.4.4 Dekompositionelle Verfahren................................................................ 327


5.5.1.4.4.1 Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Analyse</strong><strong>des</strong>igns <strong>und</strong> Durchführung<br />

<strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong>...................................................................... 327<br />

5.5.1.4.4.2 Auswahl <strong>der</strong> Nutzer ........................................................................ 330<br />

5.5.1.4.4.3 Schätzung <strong>der</strong> Parameter <strong>und</strong> Auswahl <strong>der</strong> Funktionsverläufe........... 331<br />

5.5.1.4.4.4 Ermittelte individuelle Zahlungsbereitschaftsfunktionen...................... 335<br />

5.5.1.4.5 Ausmaß <strong>der</strong> konvergierenden Validität <strong>der</strong> beiden Verfahren................. 339<br />

5.5.1.5 Schätzung segmentspezifischer Zahlungsbereitschaftsfunktionen...................... 341<br />

5.5.2 Ausmaß <strong>der</strong> Netzeffekte .................................................................................... 344<br />

5.6 Zusammenfassende Darstellung <strong>der</strong> Hypothesentests........................................ 347<br />

6 Implikationen für die Forschung ......................................................351<br />

7 Implikationen für das Management..................................................355<br />

7.1 Maßnahmen für die Produktpolitik....................................................................... 355<br />

7.1.1 Maßnahmen für Teile <strong>des</strong> Systems...................................................................... 355<br />

7.1.2 Maßnahmen für das gesamte System.................................................................. 358<br />

7.2 Maßnahmen für die Preispolitik............................................................................ 360<br />

7.2.1 Maßnahmen für Teile <strong>des</strong> Systems...................................................................... 361<br />

7.2.2 Maßnahmen für das gesamte System.................................................................. 364<br />

7.2.2.1 Wettbewerbsorientierte Preisstrategien.......................................................... 364<br />

7.2.2.2 Produktlinienorientierte Preisstrategien.......................................................... 365<br />

7.3 Maßnahmen für die Kommunikation.................................................................... 366<br />

7.3.1 Maßnahmen für Teile <strong>des</strong> Systems...................................................................... 366<br />

7.3.2 Maßnahmen für das gesamte System.................................................................. 368<br />

7.4 Maßnahmen für die Distribution........................................................................... 370<br />

7.4.1 Maßnahmen für Teile <strong>des</strong> Systems...................................................................... 370<br />

7.4.2 Maßnahmen für das gesamte System.................................................................. 376<br />

8 Zusammenfassung.............................................................................377<br />

9 Anhang ..............................................................................................379<br />

9.1 Chronik <strong>der</strong> Entwicklung einer Innovation:<br />

Digitales Fernsehen in Deutschland ..................................................................... 379<br />

9.2 Diensteangebote im Pilotprojekt........................................................................... 384<br />

XIII


XIV<br />

9.3 Fragebogen............................................................................................................. 390<br />

9.4 Glossar.................................................................................................................... 396<br />

10 Literaturverzeichnis .....................................................................399


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1-1: Einordnung <strong>der</strong> Arbeit in den Innovationsprozeß........................................ 4<br />

Abbildung 2-1: Fernsehkonsum in Deutschland ............................................................... 11<br />

Abbildung 2-2: Daten zum Fernsehmarkt – Fernsehnutzung............................................. 12<br />

Abbildung 2-3: Entwicklung <strong>der</strong> Rechtepreise ................................................................. 13<br />

Abbildung 2-4: Services von DF1 <strong>und</strong> Premiere Digital im Vergleich................................ 17<br />

Abbildung 2-5: Phasenmodel <strong>der</strong> Interaktivität ................................................................ 18<br />

Abbildung 2-6: Technische Realisierung <strong>der</strong> Übertragungstechnik .................................... 19<br />

Abbildung 2-7: Services <strong>und</strong> mögliche Content-Provi<strong>der</strong> im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen......... 20<br />

Abbildung 2-8: Diffusion von Videotext in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland ..................... 25<br />

Abbildung 2-9: Entwicklung von Online-Diensten in Deutschland ..................................... 28<br />

Abbildung 2-10: Diffusionsbarrieren <strong>des</strong> Internet............................................................... 29<br />

Abbildung 3-1: Systematisierung von Systemtypen.......................................................... 32<br />

Abbildung 3-2: Beschränkung <strong>der</strong> Entscheidungsalternativen bei Folgekäufen................... 33<br />

Abbildung 3-3: Auswirkungen von network externalities auf die Nutzenfunktion............ 37<br />

Abbildung 3-4: Auswirkungen von congestion externalities auf die Nutzenfunktion........ 38<br />

Abbildung 3-5: Network externalities <strong>und</strong> congestion externalities.............................. 39<br />

Abbildung 3-6: Arten <strong>und</strong> Auswirkungen von Netzeffekten.............................................. 40<br />

Abbildung 3-7: Der Adoptionsprozeß............................................................................. 53<br />

Abbildung 3-8: Adopterkategorien bei <strong>der</strong> Diffusion von innovativen<br />

Kritische-Masse-Systemen..................................................................... 55<br />

Abbildung 3-9: Diffusionsverlauf bei Kritische-Masse-Systemen...................................... 60<br />

Abbildung 3-10: Ordnungsrahmen <strong>des</strong> Akzeptanzprozesses .............................................. 64<br />

Abbildung 3-11: Typisierung nach Ort <strong>der</strong> Erprobbarkeit <strong>und</strong> Operator <strong>des</strong> Systems ......... 72<br />

Abbildung 3-12: Zusammenhang zwischen Eigenschaftsausprägung <strong>und</strong> Lernzeit ................ 73<br />

Abbildung 3-13: Wertschöpfungskette <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ................................... 76<br />

Abbildung 3-14: Netzinfrastrukturen................................................................................. 78<br />

Abbildung 3-15: Home-Shopping-Angebot bei BOL ........................................................ 84<br />

Abbildung 3-16: Angebot von Streamline.......................................................................... 85<br />

Abbildung 3-17: Formen <strong>der</strong> Preisdifferenzierung.............................................................. 98<br />

XV


Abbildung 4-1: Meßkonzepte für Netzeffekte................................................................ 112<br />

Abbildung 4-2: Bisherige Probleme <strong>der</strong> Operationalisierungsansätze .............................. 118<br />

Abbildung 4-3: Operationalisierung <strong>und</strong> Messung von Netzeffekten anhand von<br />

XVI<br />

Zahlungsbereitschaften.......................................................................... 120<br />

Abbildung 4-4: Datenquellen zur Ermittlung von Zahlungsbereitschaften.......................... 132<br />

Abbildung 5-1: Pro <strong>und</strong> Contra für die Marktforschung bei Pilotprojekten..................... 147<br />

Abbildung 5-2: Technische Darstellung <strong>des</strong> Pilotprojekts Nürnberg................................ 149<br />

Abbildung 5-3: Subscriber-Management System........................................................... 150<br />

Abbildung 5-4: Diensteangebot <strong>des</strong> Pilotprojekts .......................................................... 151<br />

Abbildung 5-5: Übersicht <strong>der</strong> vorliegenden Daten.......................................................... 154<br />

Abbildung 5-6: Vergleich <strong>der</strong> Stichprobe zum b<strong>und</strong>esdeutschen Mittel<br />

(Alter, n=88)........................................................................................ 155<br />

Abbildung 5-7: Vergleich <strong>der</strong> Stichprobe zum b<strong>und</strong>esdeutschen Mittel<br />

(Kinobesuche, n=84)............................................................................ 157<br />

Abbildung 5-8: Darstellung eines Einzelnachweises über <strong>Nutzung</strong>sentgelte...................... 159<br />

Abbildung 5-9: Übersicht <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> aller Teilnehmer ................................................. 160<br />

Abbildung 5-10: Verteilung <strong>der</strong> genutzten Dienste <strong>und</strong> Kategorien................................... 161<br />

Abbildung 5-11: Dienstenutzung in unterschiedlichen Zeitintervallen.................................. 162<br />

Abbildung 5-12: Darstellung <strong>des</strong> Home-Shopping-Angebots........................................... 164<br />

Abbildung 5-13: „Welches Eingabemedium würden Sie bevorzugen, um die<br />

Angebote <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> zu nutzen?" (n=87)..................... 165<br />

Abbildung 5-14: Bevorzugtes Endgerät (n=87)................................................................ 167<br />

Abbildung 5-15: Wunsch nach Interaktivität (n=89)......................................................... 169<br />

Abbildung 5-16: „Haben Sie einen Online-Anschluß?“ (n=83)......................................... 170<br />

Abbildung 5-17: Killer-Applikationen – Ratingskala (n=89)............................................. 171<br />

Abbildung 5-18: Killer-Applikationen –100 Punkte Frage (n=88).................................... 172<br />

Abbildung 5-19: Killer-Content (Verteilung von 100 Punkten; n=86)............................... 174<br />

Abbildung 5-20: Methodischer Ablauf zur Optimierung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> in Abhängigkeit vom wahrgenommenen<br />

Innovationsgrad <strong>der</strong> (potentiellen) Nutzer .............................................. 177<br />

Abbildung 5-21: Histogramm für die Nutzenwerte <strong>des</strong> Pilotprojektangebots..................... 181<br />

Abbildung 5-22: Deskriptive <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Items (Teil 1)................................................... 188<br />

Abbildung 5-23: Deskriptive <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Items (Teil 2)................................................... 189<br />

Abbildung 5-24: Idealtypische Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Konstruktvalidierung................... 193


Abbildung 5-25: Zuordnung <strong>der</strong> Faktoren zu den Rogers-Kriterien.................................. 206<br />

Abbildung 5-26: Segmentierungsmethoden...................................................................... 209<br />

Abbildung 5-27: Cluster-Methoden................................................................................ 209<br />

Abbildung 5-28: Vorgehensweise bei den Segmentierungsrechnungen.............................. 211<br />

Abbildung 5-29: Struktogramm <strong>der</strong> Clusteranalyse zur Dienstepräferenz.......................... 215<br />

Abbildung 5-30: Statistische Kriterien für die Cluster-Lösung <strong>der</strong> Nutzenanalyse.............. 216<br />

Abbildung 5-31: Validierung <strong>der</strong> Cluster-Lösung <strong>der</strong> Nutzenanalyse................................ 220<br />

Abbildung 5-32: Interpretation <strong>der</strong> Cluster-Lösung <strong>der</strong> Nutzenanalyse............................. 223<br />

Abbildung 5-33: Anzahl <strong>der</strong> zu schätzenden Parameter.................................................... 227<br />

Abbildung 5-34: Gütemaße <strong>der</strong> Mixture-Lösung für die Nutzenanalyse............................ 233<br />

Abbildung 5-35: Interpretation <strong>der</strong> Mixture Models <strong>der</strong> Nutzenanalyse............................ 235<br />

Abbildung 5-36: Validierung <strong>der</strong> Segment-Lösung aus <strong>der</strong> Nutzenanalyse<br />

durch Frage 1....................................................................................... 237<br />

Abbildung 5-37: Statistische Kriterien für die Cluster-Lösung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sanalyse .......... 246<br />

Abbildung 5-38: Interpretation <strong>der</strong> Cluster-Lösung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sanalyse.......................... 246<br />

Abbildung 5-39: Gütemaße <strong>der</strong> Mixture-Lösung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sanalyse ............................. 248<br />

Abbildung 5-40: Interpretation <strong>der</strong> Mixture-Models <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sanalyse........................ 249<br />

Abbildung 5-41: Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Korrelationsanalyse <strong>der</strong> Rogers-Faktoren (n= 89) ............. 253<br />

Abbildung 5-42: Struktogramm <strong>der</strong> Clusterananlyse <strong>der</strong> Rogers-Kriterien........................ 254<br />

Abbildung 5-43: Statistische Kriterien für die Cluster-Lösung <strong>der</strong> Rogers-Kriterien.......... 255<br />

Abbildung 5-44: Validierung <strong>und</strong> Interpretation <strong>der</strong> Cluster-Lösung <strong>der</strong><br />

Rogers-Kriterien................................................................................... 257<br />

Abbildung 5-45: Interpretation <strong>der</strong> Cluster-Lösung <strong>der</strong> Rogers-Kriterien<br />

(Fortsetzung) ........................................................................................ 258<br />

Abbildung 5-46: Schil<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Szenarios im Fragebogen............................................. 261<br />

Abbildung 5-47: Maximale Zahlungsbereitschaft (in DM) für die<br />

Set-top-box (n=79).............................................................................. 266<br />

Abbildung 5-48: Maximal akzeptierte Gr<strong>und</strong>gebühr bei kostenloser <strong>Nutzung</strong>.................... 272<br />

Abbildung 5-49: Maximal akzeptierter Eintrittspreis (in DM) für einen<br />

Kinofilm (n=84).................................................................................... 273<br />

Abbildung 5-50: Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Korrelationsanalyse <strong>der</strong> Video-on-Demand<br />

Inhalte (n = 87)..................................................................................... 275<br />

Abbildung 5-51: Frage 14 <strong>des</strong> Fragebogens.................................................................... 298<br />

Abbildung 5-52: Frage 16 <strong>des</strong> Fragebogens.................................................................... 299<br />

Abbildung 5-53: Frage 15 <strong>des</strong> Fragebogens.................................................................... 300<br />

Abbildung 5-54: Frage 19 <strong>des</strong> Fragebogens.................................................................... 301<br />

XVII


Abbildung 5-55: Vorgehensweise <strong>der</strong> Messung <strong>der</strong> Netzeffekte anhand von<br />

XVIII<br />

Zahlungsbereitschaftsfunktionen............................................................. 302<br />

Abbildung 5-56: Funktionsverläufe <strong>der</strong> verwendeten Funktionen für die Durchschnittswerte308<br />

Abbildung 5-57: Funktionsverläufe für Nutzer 41 ............................................................ 313<br />

Abbildung 5-58: Angaben <strong>der</strong> Trade-off-<strong>Analyse</strong>............................................................ 331<br />

Abbildung 5-59: Zahlungsbereitschaftsfunktionen <strong>des</strong> Nutzers 5....................................... 335<br />

Abbildung 5-60: Antwortverhalten auf die Frage 14 ........................................................ 342<br />

Abbildung 5-61: Clusterergebnisse für die segmentspezifische Schätzung <strong>der</strong><br />

Zahlungsbereitschaftsfunktionen............................................................. 343<br />

Abbildung 7-1: Notwendige Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verwertungskette ................................... 356<br />

Abbildung 7-2: Preis-Management für Interaktives Fernsehen........................................ 360<br />

Abbildung 7-3: Teilnehmerstatistiken bei LINXX .......................................................... 370<br />

Abbildung 7-4: Distribution <strong>der</strong> Komponenten <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ................... 375


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 3-1: Charakteristika von System-, Netzeffekt- <strong>und</strong> Multimedia-Gütern............ 46<br />

Tabelle 3-2: Kommunikationsbeziehungen im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen........................... 48<br />

Tabelle 3-3: Kennzeichen <strong>der</strong> Adopter innerhalb <strong>der</strong> Segmente................................... 56<br />

Tabelle 3-4: Geeignete Preisstrategien für Interaktives Fernsehen <strong>und</strong> ihre Umsetzung 109<br />

Tabelle 3-5: Übersicht <strong>der</strong> Hypothesen..................................................................... 110<br />

Tabelle 4-1: Übersicht zur Operationalisierung <strong>und</strong> Relevanz von Netzeffekten.......... 117<br />

Tabelle 4-2: Mögliche Funktionsverläufe <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

(Skiera 1998b)..................................................................................... 122<br />

Tabelle 4-3: Mögliche Funktionsverläufe <strong>der</strong> Preisbereitschaftsfunktionen<br />

(Skiera 1998b)..................................................................................... 124<br />

Tabelle 4-4: Mögliche Funktionsverläufe <strong>der</strong> Nachfragefunktionen<br />

(Skiera 1998b)..................................................................................... 125<br />

Tabelle 4-5: Vergleich <strong>der</strong> Funktionsverläufe ............................................................ 129<br />

Tabelle 5-1: Übersicht <strong>der</strong> geplanten, abgeschlosssenen <strong>und</strong> laufenden<br />

Pilotprojekte......................................................................................... 139<br />

Tabelle 5-2: Vergleich <strong>der</strong> Stichprobe zum b<strong>und</strong>esdeutschen Mittel<br />

(Einkommen; n=80).............................................................................. 156<br />

Tabelle 5-3: Übersicht zur <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Home-Shopping aller<br />

Pilotprojektteilnehmer........................................................................... 163<br />

Tabelle 5-4: Lageparameter zur Frage 4b................................................................. 166<br />

Tabelle 5-5: Kreuztabelle „präferiertes Endgerät“ <strong>und</strong> „Verfügbarkeit eines PC“........ 168<br />

Tabelle 5-6: Lageparameter <strong>der</strong> Fragen 26a-c.......................................................... 169<br />

Tabelle 5-7: Vergleich kompositioneller <strong>und</strong> dekompositioneller Verfahren................ 179<br />

Tabelle 5-8: Liste aller 30 Variablen <strong>der</strong> explorativen Faktorenanalyse...................... 195<br />

Tabelle 5-9: Rotierte Faktorenlösung aller 30 Items mit Faktorladungen >0,3............ 199<br />

Tabelle 5-10: Varimax-rotierte Faktorenlösung mit 6 Faktoren <strong>und</strong> 17 Items............... 200<br />

Tabelle 5-11: Probleme <strong>der</strong> Reliabilitätsmaße <strong>der</strong> ersten Generation............................ 203<br />

Tabelle 5-12: Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Korrelationsanalyse <strong>der</strong> Antworten<br />

auf Frage 5 (n=88) ............................................................................... 213<br />

Tabelle 5-13: Informationskriteriums-basierte Maße ................................................... 230<br />

XIX


Tabelle 5-14: Ergebnisse <strong>der</strong> Mixture Models <strong>der</strong> Nutzenanalyse................................ 232<br />

Tabelle 5-15: Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse für den Nutzen <strong>des</strong> Systems............. 241<br />

Tabelle 5-16: Ergebnisse <strong>der</strong> Mixture Models <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sanalyse............................. 247<br />

Tabelle 5-17: Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse zur Erklärung <strong>der</strong><br />

XX<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems............................................................................ 251<br />

Tabelle 5-18: Zahlungsbereitschaft (in DM) für das präferierte Endgerät (n=76)........... 263<br />

Tabelle 5-19: Varianzanalyse <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft (in DM) für die Endgeräteform-<br />

Untergruppen (n=76)............................................................................ 264<br />

Tabelle 5-20: Anzahl angefor<strong>der</strong>ter Filme pro Woche beim Preis von x DM................ 268<br />

Tabelle 5-21: Gefor<strong>der</strong>te Preisabschläge (in DM) mit Filmpreisen als Basis ................. 270<br />

Tabelle 5-22: Gefor<strong>der</strong>te Preisabschläge (in DM) mit Gr<strong>und</strong>gebühr als Basis............... 271<br />

Tabelle 5-23: Zahlungsbereitschaft pro Film / Ereignis (n=87)...................................... 274<br />

Tabelle 5-24: Varimax-rotierte Faktorenlösung <strong>der</strong> Filme (Pilotprojekt) ...................... 276<br />

Tabelle 5-25: Deskriptive Statistiken <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaften <strong>der</strong> Frage 20............. 277<br />

Tabelle 5-26: Korrelationen <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaften.............................................. 279<br />

Tabelle 5-27: Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse für die Zahlungsbereitschaft<br />

(in DM) <strong>der</strong> Set-top-box...................................................................... 280<br />

Tabelle 5-28: Ergebnisse <strong>der</strong> GLIMMIX für die Zahlungsbereitschaft <strong>der</strong><br />

Set-top-box......................................................................................... 283<br />

Tabelle 5-29: Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse für die Zahlungsbereitschaft<br />

<strong>des</strong> Systems ......................................................................................... 288<br />

Tabelle 5-30: Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse für die Zahlungsbereitschaft<br />

für Filme............................................................................................... 292<br />

Tabelle 5-31: Ergebnisse <strong>der</strong> GLIMMIX für die Zahlungsbereitschaft<br />

<strong>der</strong> Filme im Pilotprojekt....................................................................... 293<br />

Tabelle 5-32: Ergebnisse <strong>der</strong> GLIMMIX für die Zahlungsbereitschaft<br />

<strong>der</strong> Filme im Szenario ........................................................................... 295<br />

Tabelle 5-33: Anzahl angefor<strong>der</strong>ter Filme pro Woche beim Preis<br />

von x DM (n=60)................................................................................. 304<br />

Tabelle 5-34: Linearisierung <strong>der</strong> Nachfragefunktionen................................................. 306<br />

Tabelle 5-35: Schätzergebnisse <strong>der</strong> Nachfragefunktion aus den<br />

durchschnittlichen Angaben im Pilotprojekt............................................ 307<br />

Tabelle 5-36: Schätzergebnisse <strong>der</strong> Quadratischen Funktion<br />

(Filme im Pilotprojekt).......................................................................... 310<br />

Tabelle 5-37: Schätzergebnisse <strong>der</strong> Semi-logarithmischen Funktion (Filme im Pilotprojekt)311<br />

Tabelle 5-38: Ergebnisse <strong>der</strong> besten Zahlungsbereitschaftsfunktion (Filme im Pilotprojekt)314


Tabelle 5-39: Schätzergebnisse <strong>der</strong> Quadratischen Funktion (Filme im Szenario)......... 316<br />

Tabelle 5-40: Schätzergebnisse <strong>der</strong> Semi-logarithmischen Funktion (Filme im Szenario)317<br />

Tabelle 5-41: Schätzergebnisse <strong>der</strong> besten Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

(Filme im Szenario)............................................................................... 319<br />

Tabelle 5-42: Korrelationen zur Validierung <strong>der</strong> ermittelten Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

............................................................................................................ 321<br />

Tabelle 5-43: Preisbereitschaften für leistungsdifferenzierte Filme im<br />

Pilotprojekt .......................................................................................... 325<br />

Tabelle 5-44: Preisbereitschaften für leistungsdifferenzierte Filme im Szenario .............. 326<br />

Tabelle 5-45: Nutzenfunktion <strong>des</strong> Nutzers i=5 ohne Nullpunkt.................................... 332<br />

Tabelle 5-46: Nutzenfunktion <strong>des</strong> Nutzers i=5 mit Nullpunkt....................................... 334<br />

Tabelle 5-47: Validierungsmaße zur Auswahl <strong>der</strong> Funktionstypen................................ 336<br />

Tabelle 5-48: Zahlungsbereitschaftsfunktionen auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />

Conjoint-<strong>Analyse</strong>.................................................................................. 337<br />

Tabelle 5-49: Korrelationen zur Validierung <strong>der</strong> ermittelten Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

(Conjoint)............................................................................................. 338<br />

Tabelle 5-50: Korrelationen zwischen den Funktionen................................................. 339<br />

Tabelle 5-51: Empirische Ergebnisse bezüglich <strong>des</strong> Ausmaßes <strong>der</strong> Netzeffekte............ 344<br />

Tabelle 5-52: Empirische Ergebnisse bezüglich <strong>des</strong> Ausmaßes <strong>der</strong> Netzeffekte<br />

auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen.................................. 346<br />

Tabelle 5-53: Ergebnisse <strong>der</strong> Hypothesentests............................................................ 347<br />

XXI


Abkürzungsverzeichnis<br />

ADSL Asymmetrical Digital Subscriber Line<br />

AIC Akaike Informationskriterium<br />

ARD Arbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> öffentlich-rechtlichen R<strong>und</strong>funkanstalten <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland<br />

ATM Asynchronous Transfer Mode<br />

BIC Bayessches Informationskriterium<br />

BK Breitbandverteilnetz<br />

BTX Bildschirmtext<br />

BVN Breitbandverteilnetz<br />

CA Conjoint-<strong>Analyse</strong><br />

CAIC Consistent Akaike Informationskriterium<br />

CD Compact Disc<br />

CIM Computer Integrated Manufacturing<br />

CME Computer Mediated Environment<br />

DF Degrees of Freedom<br />

DF1 Digitales Fernsehen 1<br />

DTV Digitales Fernsehen<br />

Gbyte Gigabyte<br />

GEZ Gebühren-Einzugs-Zentrale<br />

GLIMMIX Generalized Linear Mixture Model<br />

GLM Generalized Linear Model<br />

GOD Games-on-Demand<br />

HB Home Banking<br />

HDTV High Definition Television<br />

HS Home-Shopping<br />

IC-POP Incentive Compatible Point of Purchase<br />

IOD Information-on-Demand<br />

ISDN Integrated Digital Services Network<br />

ITV Interaktives Fernsehen<br />

kbit/s Kilobit pro Sek<strong>und</strong>e<br />

KMO Kaiser Meyer Olkin Measure of Sampling Adequacy<br />

LAN Local Area Network<br />

XXII


LEOS Low Earth Orbiting Systems<br />

MAIC Modifiziertes Akaike Informationskriterium<br />

MAN Metropolitan Area Network<br />

Mbit/s Megabit pro Sek<strong>und</strong>e<br />

MEOS Medium Earth Orbit Systems<br />

MPEG Moving Pictures Expert Group<br />

MTV Music Television<br />

N Nachfrage<br />

n.s. nicht signifikant<br />

PB Preisbereitschaft<br />

PC Personal Computer<br />

PIN Personal Identification Number<br />

RTL Radio Television Luxemburg<br />

TAN Transaktionsnummer<br />

TV Television<br />

VHS Video Home System<br />

VOD Video-on-Demand<br />

WWW World Wide Web<br />

ZB Zahlungsbereitschaft<br />

ZDF Zweites Deutsches Fernsehen<br />

XXIII


Symbolverzeichnis<br />

Kapitel 3<br />

I : Indexmenge <strong>der</strong> Systemkomponenten<br />

J : Indexmenge <strong>der</strong> Individuuen<br />

N : Summe <strong>der</strong> Nutzer<br />

q : Installierte Basis<br />

U ( )<br />

j ⋅ : Nutzenfunktion <strong>des</strong> j-ten Individuums<br />

V : Summe <strong>der</strong> möglichen Kommunikationsverbindungen<br />

x i : Komponente i im System x<br />

Kapitel 4<br />

a ,b ,c<br />

i i i : Regressionsparameter <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

c i<br />

CS i<br />

XXIV<br />

: nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

: Konsumentenrente <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

F : nutzungsunabhängiger Gr<strong>und</strong>preis (auch Gr<strong>und</strong>gebühr)<br />

I : Indexmenge <strong>der</strong> Nutzer<br />

N : Nachfrage<br />

p : nutzungsabhängiger Preis<br />

PB<br />

: Preisbereitschaft<br />

q : Mengeneinheit<br />

RB : Rechnungsbetrag<br />

ZB : Zahlungsbereitschaft<br />

Kapitel 5.4<br />

α : Cronbachs Alpha (standardisiert)<br />

D b<br />

D w<br />

∑<br />

Beo<br />

Dw n<br />

: durchschnittliche Distanz zwischen den Objekten aus verschiedenen<br />

Clustern<br />

: durchschnittliche Distanz zwischen den Objekten in den Clustern<br />

: Summe <strong>der</strong> Distanzen <strong>der</strong> Objekte in (within) den Clustern


∑<br />

Erw<br />

Dw n<br />

max<br />

Dw n<br />

∑<br />

min<br />

Dw n<br />

∑<br />

d : Strafkomponente<br />

E s<br />

e ij<br />

f b<br />

: Erwartungswert <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Distanzen <strong>der</strong> Objekte bei einer Zufallslösung<br />

in (within) den Clustern<br />

: maximale Summe <strong>der</strong> Innergruppen-Distanzen<br />

: minimale Summe <strong>der</strong> Innergruppen-Distanzen<br />

: Entropiemaß für Segmentzahl s<br />

: Wahrnehmung <strong>des</strong> Nutzers i bezüglich <strong>des</strong> relativen Vorteils <strong>des</strong><br />

Dienstes j<br />

: Anzahl <strong>der</strong> Distanzen zwischen den Clustern<br />

f s(y nθ s )<br />

: bedingte Dichtefunktion<br />

: Anzahl <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

f w<br />

I : Indexmenge <strong>der</strong> Nutzer<br />

J : Indexmenge <strong>der</strong> Dienste<br />

K : Indexmenge <strong>der</strong> Variablen<br />

: Mittelwert <strong>der</strong> Variable k in Segment s<br />

μ ks<br />

n : Anzahl <strong>der</strong> Objekte<br />

: Anzahl <strong>der</strong> Distanzen d<br />

n d<br />

P : Anzahl <strong>der</strong> geschätzten Parameter<br />

pns : a posteriori-Wahrscheinlichkeit, daß Objekt n in Segment s ist<br />

∃p ns<br />

: geschätzte a posteriori-Wahrscheinlichkeit, daß Objekt n in Segment<br />

s ist<br />

: Mischungsanteil <strong>des</strong> Segments s an <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

π s<br />

∃π s<br />

θ s<br />

: geschätzter Mischungsanteil <strong>des</strong> Segments s an <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

: Parametervektor für Segment s<br />

Θ : Parametervektor<br />

r : Korrelationskoeffizient (Pearson)<br />

R 2 : Bestimmtheitsmaß<br />

S : Indexmenge <strong>der</strong> Segmente<br />

: Standardabweichungen <strong>der</strong> Distanzen d<br />

s d<br />

2<br />

σ ks<br />

: Varianz <strong>der</strong> Variablen k in Segment s<br />

U i<br />

: Nutzen <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

ωij<br />

y nk<br />

: Nutzengewicht <strong>des</strong> Dienstes j für Nutzer i<br />

: Ausprägung <strong>des</strong> Objekts n hinsichtlich <strong>der</strong> Variable k<br />

XXV


x j<br />

z ns<br />

Kapitel 5.5<br />

α i<br />

β i<br />

βsp<br />

XXVI<br />

: Entscheidungsvariable, ob Dienst j im System angeboten wird o<strong>der</strong><br />

nicht<br />

: Entscheidungsvariable, ob Objekt n aus Segment s stammt<br />

: Schätzparameter <strong>der</strong> linearisierten Nachfragefunktion für<br />

Nutzer i<br />

: Schätzparameter <strong>der</strong> linearisierten Nachfragefunktion für<br />

Nutzer i<br />

: Parametervektor für Variable p in Segment s<br />

ε: : Elastizität<br />

: Gr<strong>und</strong>preis <strong>des</strong> j-ten Tarifs<br />

Fj<br />

g( ⋅ )<br />

: Link-Funktion<br />

J : Indexmenge <strong>der</strong> Tarife<br />

li<br />

λ s<br />

η nsk<br />

: Preisabschlag für Nutzer i<br />

: Dispersionsparameter<br />

: lineare prediktive Variable k für Objekt n in Segment s<br />

P : Indexmenge <strong>der</strong> erklärenden Variablen<br />

: <strong>Nutzung</strong>spreis <strong>des</strong> j-ten Tarifs<br />

p j<br />

q ( )<br />

i ⋅ : stetige Nachfragefunktion <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

q' ( )<br />

i ⋅ : Nachfragefunktion <strong>des</strong> i-ten Nutzers (möglicherweise stetig)<br />

tnw (p )<br />

i j : Teilnutzenwert <strong>des</strong> j-ten Tarifs für den i-ten Nutzer<br />

ϑ i<br />

U i,j<br />

: Parameter zur Festlegung <strong>des</strong> Nullpunktes in Geldeinheiten für den iten<br />

Nutzers<br />

: Nutzen <strong>des</strong> j-ten Tarifs für den i-ten Nutzer<br />

UIGMi, j<br />

: Nutzen <strong>des</strong> j-ten Tarifs für den i-ten Nutzer in Geldeinheiten mit<br />

UIGO i,j<br />

ω i<br />

X nkp<br />

Nullpunkt<br />

: Nutzen <strong>des</strong> j-ten Tarifs für den i-ten Nutzer in Geldeinheiten ohne<br />

Nullpunkt<br />

: Parameter <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>preises in <strong>der</strong> Nutzenfunktion <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

: beobachtete erklärende Variable p für Objekt n


XXVII


1 Einleitung<br />

1.1 Problemstellung<br />

1<br />

„Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist zum Ausgang <strong>des</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts ein fünf-<br />

ter Kondratieff-Zyklus eingeleitet, <strong>des</strong>sen wichtigste Basisinnovation die Infor-<br />

mationstechnik darstellt, da sie das Potential besitzt, um einen solch langen<br />

Konjunkturaufschwung nachhaltig zu tragen.“<br />

Weiber (1997b, S. 289)<br />

„Ich freue mich darauf, daß wir alle bald diese [digitale] Technik nutzen kön-<br />

nen, indem wir Programme <strong>und</strong> Nachrichten empfangen, Informationen <strong>und</strong><br />

Bestellungen senden – kurzum, uns auf <strong>der</strong> Datenautobahn bewegen, wann <strong>und</strong><br />

in welche Richtung wir wollen, mit viel o<strong>der</strong> wenig Gepäck.”<br />

(Leo Kirch im Fokus-Interview, Nr. 48, 1997)<br />

Der deutsche Fernsehmarkt zeichnet sich durch ein breites Angebot von kostenlosen Fernsehkanälen<br />

(Free-TV) aus. In keinem Land <strong>der</strong> Welt werden so viele nationale, kostenlose Fernsehangebote<br />

bereitgestellt wie in Deutschland (Johns 1998, S. 29). Free-TV-Anbieter finanzieren sich dabei<br />

durch Werbeeinnahmen (z.B. RTL o<strong>der</strong> PRO7) o<strong>der</strong> zusätzlich durch Gebühren (ARD <strong>und</strong> ZDF).<br />

Streng genommen ist gebührenfinanziertes Fernsehen kein Free-TV, weil die Zuschauer durch ihre<br />

GEZ-Gebühren die angebotenen Programme bezahlen. Man kann in diesem Zusammenhang auch<br />

vom „Forced-Pay-TV“ sprechen.<br />

Das Beispiel <strong>des</strong> Sen<strong>der</strong>s Premiere zeigt, wie schwierig es ist, innovative Pay-TV-Formen in<br />

Deutschland zu etablieren. So erreichte <strong>der</strong> Pay-TV-Anbieter erst nach sechs Jahren im Geschäfts-<br />

jahr 1996/97 den Break-even-Point. Der Start <strong>des</strong> ersten digitalen Pay-TV-Sen<strong>der</strong>s DF1 verlief<br />

ebenfalls alles an<strong>der</strong>e als erfolgreich. So wurden im April 1999 nur 335.000 Abonnenten vermeldet.<br />

Etwas besser funktioniert dagegen die Umstellung von Premiere auf ihre digitale Plattform Premiere<br />

Digital, die in relativ kurzer Zeit über 470.000 Abonnenten verzeichnete. Diese Zahl ist jedoch im<br />

wesentlichen durch das Wechseln <strong>der</strong> bisherigen Abonnenten <strong>des</strong> analogen Systems auf die digitale<br />

Alternative begründet (o.V. 1998).<br />

Insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> KirchGruppe, die mittlerweile (Haupt-)Eigentümer bei<strong>der</strong> Digital-Sen<strong>der</strong> ist,<br />

müssen sich die verantwortlichen Manager <strong>der</strong> Frage stellen, ob die mangelnde Akzeptanz neuer di-<br />

gitaler TV-Angebote im deutschen Fernsehmarkt auf mangelnden Bedarf o<strong>der</strong> mangelhafte Ver-<br />

marktung zurückzuführen ist.


Digitales Fernsehen (DTV) ist – wie später noch genau gezeigt wird – nur eine Vorstufe <strong>des</strong> Interak-<br />

tiven <strong>Fernsehens</strong> (ITV). Wenn Interaktives Fernsehen wirklich interaktive Dienste beinhaltet, also<br />

nicht auf Video-on-Demand, Home-Shopping o<strong>der</strong> die aus dem Internet bekannten Home-Services<br />

begrenzt ist, son<strong>der</strong>n auch Kommunikationsdienste (Videomails o<strong>der</strong> Bildtelefon) anbietet, dann muß<br />

die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste im Fokus <strong>des</strong> Marketing stehen. Dennoch wird die Diskussion um die Ent-<br />

wicklung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> im wesentlichen von technischen Realisierungsfragen geprägt,<br />

wohingegen das Problemfeld <strong>der</strong> Nutzerakzeptanz weitaus geringere Beachtung findet (Booz Allen<br />

& Hamilton 1997, S. 25). Die Vielzahl <strong>der</strong> aufgr<strong>und</strong> mangeln<strong>der</strong> Nutzerakzeptanz gescheiterten In-<br />

novationen (z.B. BTX) zeigt jedoch die Relevanz dieses Aspektes (Peters <strong>und</strong> Clement 1999).<br />

Die geringe Berücksichtigung <strong>der</strong> Nutzerakzeptanz ist erstaunlich, denn die Markteinführung eines<br />

Systemgutes wie das Interaktive Fernsehen ist ein sehr riskantes Unterfangen. Dies liegt nicht nur an<br />

den üblichen Risiken, die mit <strong>der</strong> Einführung von Innovationen zusammenhängen, son<strong>der</strong>n vielmehr an<br />

den extrem hohen Anlaufkosten, die mit <strong>der</strong> Bereitstellung eines solchen Systems einher gehen. So<br />

zeichnen sich <strong>der</strong>artige Systeme aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> notwendigen Vorab-Installation <strong>der</strong> Systemarchitektur<br />

durch extrem hohe fixe Kosten aus. Pioniere wie z.B. die KirchGruppe müssen demnach bereit sein,<br />

eine sehr hohe <strong>und</strong> für das Unternehmen eventuell existenzbedrohende Investition vorzunehmen, um<br />

ein innovatives Systemgut wie das Interaktive Fernsehen erfolgreich einzuführen.<br />

Innovations-Manager interaktiver Systemgüter haben neben den hohen Anfangsinvestitionen einen<br />

weiteren Risikofaktor bei <strong>der</strong> Markteinführung zu berücksichtigen: Netzeffekte. Der Nutzen <strong>des</strong> Sy-<br />

stems für den K<strong>und</strong>en ist von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Nutzer abhängig. Jedoch reicht für eine Nut-<br />

zensteigerung eines K<strong>und</strong>en die Adoption bestimmter Dienste wie z.B. Videokonferenzen nicht aus.<br />

Vielmehr ist – wie später noch detailliert gezeigt wird – <strong>der</strong> Nutzen <strong>der</strong> Teilnehmer von <strong>der</strong> regelmä-<br />

ßigen <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Dienstes durch alle Systemteilnehmer abhängig. Der Nutzen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> nimmt mit steigenden Abonnentenzahlen <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong>sintensitäten zu, weil nur dann ge-<br />

nügend Anreize für Content-Provi<strong>der</strong> bestehen, interessante Inhalte im Rahmen dieses Systems an-<br />

zubieten, <strong>und</strong> Kommunikationsnetzwerke entstehen können, die den Nutzen bei Kommunikationssy-<br />

stemen (wie z.B. dem Telefon) bestimmen (Clement <strong>und</strong> Litfin 1998b).<br />

Das Interaktive Fernsehen ist ein Kritische-Masse-System, da eine bestimmte Min<strong>des</strong>tanzahl von<br />

Nutzern – die sogenannte Kritische Masse – erfor<strong>der</strong>lich ist, bevor <strong>der</strong> Vorteil <strong>des</strong> Systems so groß<br />

ist, daß eine sehr schnelle Diffusion im Markt erfolgt. Erst nachdem genügend Nutzer am System an-<br />

geschlossen sind, werden die angebotenen Inhalte <strong>und</strong> Kommunikationsmöglichkeiten für die Mehr-<br />

zahl <strong>der</strong> privaten Nutzer so interessant, daß auch sie sich für ein Abonnement entscheiden. Dadurch<br />

wird wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong> Nutzen für weitere potentielle K<strong>und</strong>en positiv beeinflußt – <strong>der</strong> Prozeß nimmt sei-<br />

nen Lauf. Da anfangs nur sehr wenige Personen ein System adoptieren, das aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen<br />

2


Nutzeranzahl nur einen geringen Nutzen hat, müssen die Einstiegs- <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong>sbarrieren für Kun-<br />

den gering gehalten werden.<br />

Die Attraktivität interaktiver Systeme ist demnach anfangs gering <strong>und</strong> unterliegt dynamischen Effek-<br />

ten, die entwe<strong>der</strong> zu einer sehr starken Nutzensteigerung <strong>der</strong> Dienste führen (sofern die Kritische-<br />

Masse erreicht wird) o<strong>der</strong> aber <strong>der</strong> Diffusion ein abruptes Ende bescheren können. Je schneller die<br />

Kritische-Masse <strong>und</strong> eine hohe <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste erzielt wird, <strong>des</strong>to höher sind die langfristigen<br />

Erfolgschancen. Während in manchen Branchen noch die Meinung vorherrscht, daß eine Innovation<br />

wie eine Banane „beim K<strong>und</strong>en reifen kann“, ist eine solche Denkweise bei Kritische-Masse-<br />

Systemen mit dem Scheitern <strong>des</strong> gesamten Systems verb<strong>und</strong>en. Das Management muß alles daran<br />

setzen, daß <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems zu je<strong>der</strong> Zeit so groß ist, daß immer mehr Adopter <strong>und</strong> Nutzer<br />

gewonnen werden. Werden dabei überzogene <strong>Nutzung</strong>sentgelte gefor<strong>der</strong>t, dann ist ein erfolgreicher<br />

Start wenig wahrscheinlich. Wenn aber schon <strong>der</strong> Start mißlingt, dann wird es schwierig, schnell die<br />

Kritische-Masse zu erreichen.<br />

Faßt man die einführende Diskussion zusammen, so führt dies zu drei zentralen Problemen, die es bei<br />

<strong>der</strong> Markteinführung <strong>und</strong> Diffusion <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> zu lösen gilt:<br />

• Pionierproblem <strong>der</strong> Marktschaffung – Frühe Abonnenten <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> haben<br />

3<br />

einen geringeren Nutzen, da anfangs das Angebot wenig attraktiv ist, kaum Kommunikations-<br />

möglichkeiten bestehen <strong>und</strong> große Unsicherheit bezüglich <strong>der</strong> Weiterentwicklung <strong>des</strong> Systems<br />

herrscht.<br />

• Problem <strong>der</strong> Kritischen Masse – Erreicht das System nicht innerhalb kurzer Zeit viele Perso-<br />

nen, wird es am Markt nicht überleben, da <strong>der</strong> Nutzen mangels Inhalten <strong>und</strong> Kommunikations-<br />

möglichkeiten zu gering bleibt.<br />

• Problem <strong>der</strong> Systembindung – Die Bindung an das System muß so stark sein, daß die hohen<br />

Systemwechselkosten den Abonnenten vom Gang zum Wettbewerber abhalten; gleichzeitig dür-<br />

fen sie nicht so hoch sein, daß potentielle Abonnenten von dem Einstieg <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> abge-<br />

schreckt werden.<br />

Diese speziellen Probleme stellen eine neue Herausfor<strong>der</strong>ung für das Innovations-Management <strong>und</strong><br />

das Produktmarketing dar. Nicht <strong>der</strong> Kauf eines Endgerätes o<strong>der</strong> das Abonnieren eines Dienstes,<br />

son<strong>der</strong>n die stete <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems durch beispielsweise häufiges Anfor<strong>der</strong>n von Videos deter-<br />

miniert den Erfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>. Dementsprechend darf die <strong>Nutzung</strong> nicht durch eine<br />

zu hohe wahrgenommene Komplexität o<strong>der</strong> Inkompatibilität behin<strong>der</strong>t werden.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Planungen vor, während <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> Markteinführung sind <strong>des</strong>wegen folgende Fragen<br />

von beson<strong>der</strong>em Interesse:


• Welche Faktoren för<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> behin<strong>der</strong>n die Adoption <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>?<br />

• Welche Faktoren determinieren nach <strong>der</strong> Adoption die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> angebotenen Dienste?<br />

• Wie können die Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Dynamik <strong>des</strong><br />

Nutzens durch Netzeffekte prognostiziert werden?<br />

Das Ziel, diese Fragen durch eine theoretisch <strong>und</strong> methodisch f<strong>und</strong>ierte <strong>Analyse</strong> zu beantworten,<br />

wird herausfor<strong>der</strong>nd, wenn nicht ein bereits eingeführtes Systemgut wie das Digitale Fernsehen im<br />

Fokus <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong>n steht, son<strong>der</strong>n vielmehr mit dem <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen ein System betrachtet<br />

wird, welches sich noch in <strong>der</strong> Inventionsphase befindet. Das Interaktive Fernsehen stellt eine Inven-<br />

tion dar, die noch nicht im Markt eingeführt worden ist <strong>und</strong> sich noch im Versuchsstadium befindet.<br />

Es ist somit, <strong>der</strong> Terminologie von Urban, Weinberg <strong>und</strong> Hauser (1996) folgend, ein really new<br />

product <strong>und</strong> befindet sich während <strong>des</strong> Innovationsprozesses in <strong>der</strong> Übergangsphase von Invention<br />

zu Innovation (grauer Bereich in Abbildung 1-1). 1<br />

Abbildung 1-1: Einordnung <strong>der</strong> Arbeit in den Innovationsprozeß<br />

Aktivität:<br />

Ergebnis:<br />

Quelle: Brockhoff (1998, S. 30).<br />

Forschung<br />

<strong>und</strong><br />

Entwicklung<br />

Markteinführung<br />

Marktdurchsetzung<br />

Konkurrenz<br />

durch Nachahmung<br />

Invention Innovation Diffusion Imitation<br />

Die Wissenschaft kann Innovations-Managern, die vor dem komplexen Problem <strong>der</strong> Markteinfüh-<br />

rung eines <strong>der</strong>artigen Systems stehen, bislang nur wenig Hilfestellung leisten. Zwar ist <strong>der</strong> Versuch<br />

<strong>der</strong> Vorhersage einer technologischen Entwicklung <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Markterfolgs nicht neu. Jedoch unter-<br />

liegen die methodischen Ansätze vielfältigen Einwänden, die im Detail von Brockhoff (1969) be-<br />

schrieben werden.<br />

Methodische Weiterentwicklungen – gerade im Bereich <strong>der</strong> Diffusionsforschung – stellen neuere In-<br />

strumente für die <strong>Prognose</strong> zur Verfügung (z.B. Dekimpe, Parker <strong>und</strong> Sarvary 1998; Hurter <strong>und</strong> Ru-<br />

benstein 1978). Wie später noch genau dargelegt wird, stellen die empirischen<br />

1 Da sich das System genau in <strong>der</strong> Übergangsphase befindet, werden die Begriffe „Invention“ <strong>und</strong> „Innovati-<br />

on“ im weiteren synonym verwendet.<br />

4


Untersuchungen, die die Adoptionsfaktoren von Innovationen untersuchen, ebenfalls ein reichhaltiges<br />

Potential dar. Dennoch bleibt ihnen eines gemein: Sie sind im wesentlichen auf den Kaufakt be-<br />

schränkt <strong>und</strong> vernachlässigen die anschließende <strong>Nutzung</strong> als zentralen Erfolgsfaktor (Bähr-<br />

Seppelfricke 1999).<br />

In <strong>der</strong> Regel werden keine Systemgüter analysiert, was dazu führt, daß die Problematik <strong>der</strong> Netzef-<br />

fekte unberücksichtigt bleibt. Insofern sind methodische Ansätze, die Netzeffekte sinnvoll messen<br />

<strong>und</strong> in ein umfassen<strong>des</strong> Marketing-Konzept für ein interaktives Systemgut einbetten, von größtem<br />

Wert für die betroffenen Manager. Wie im Laufe dieser Arbeit noch gezeigt wird, sind die wenigen<br />

bisher publizierten wissenschaftlichen Ansätze zur Operationalisierung <strong>und</strong> Messung von Netzeffek-<br />

ten für Innovationen nicht geeignet, da sie auf langfristigen Marktdaten aufbauen, die ja bekanntlich<br />

erst nach Einführung <strong>des</strong> Systems vorliegen. Insofern ist es zur Beantwortung <strong>der</strong> obigen Fragen<br />

notwendig, ein neues Konzept zur Operationalisierung <strong>und</strong> Messung von Netzeffekten für Innovatio-<br />

nen zu entwickeln. Bei <strong>der</strong> Entwicklung einer <strong>der</strong>artigen Methode ist darauf zu achten, daß durch die<br />

Anwendung <strong>der</strong> Methode dynamische Implikationen für das Marketing-Mix gewonnen werden. So<br />

kommt <strong>der</strong> Preispolitik ein beson<strong>der</strong>er Stellenwert zu, da die Dienste nur dann genutzt werden, wenn<br />

<strong>der</strong> Abonnent auch bereit ist, die für die <strong>Nutzung</strong> anfallenden Preise zu bezahlen. In dieser Arbeit<br />

wird <strong>des</strong>wegen mittels dynamischer Zahlungsbereitschaftsfunktionen versucht, Netzeffekte zu messen<br />

<strong>und</strong> daraus Implikationen für das Management vor <strong>der</strong> Markteinführungsphase abzuleiten. Die Ver-<br />

wendung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen hat dabei den Vorteil, daß einerseits die Wirkung von<br />

Netzeffekten in Geldeinheiten angegeben werden kann <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits darauf aufbauend eine opti-<br />

male Tarifierung möglich ist.<br />

Für das Management sind Konzepte dieser Art jedoch nur dann von Nutzen, wenn sie sich in einem<br />

vertretbaren Rahmen umsetzen lassen. Insofern muß es das Ziel in dieser Arbeit sein, die theoreti-<br />

schen Überlegungen, die zur Beantwortung <strong>der</strong> drei anfangs aufgeworfenen Fragen aufgestellt wer-<br />

den, empirisch umzusetzen. Hierfür wird eine empirische Studie in einem Pilotprojekt zum Interakti-<br />

ven Fernsehen durchgeführt.<br />

Die Problemstellung ist eindeutig – Manager interaktiver Systeme wüßten gerne mehr über die Ad-<br />

options- <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong>sfaktoren. Da diese aufgr<strong>und</strong> von Netzeffekten nicht im Zeitablauf gleichblei-<br />

ben, ist eine Planung <strong>des</strong> Marketing-Mix langfristig nur sehr schwer möglich. Auch die Wissenschaft<br />

stellt noch keine Lösung zur umfassenden Einbettung von Netzeffekten in das Marketing von Innova-<br />

tionen bereit. Insofern positioniert sich diese Arbeit zum einen inhaltlich in <strong>der</strong> Fokussierung auf die<br />

Einflußfaktoren <strong>der</strong> Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en methodisch in <strong>der</strong> Entwicklung eines<br />

Verfahrens für die <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> bei Netzeffekten.<br />

5


1.2 Ziele <strong>der</strong> Untersuchung<br />

In dieser Arbeit soll eine Methode zur <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Innovation „Interakti-<br />

ves Fernsehen“ entwickelt werden, die die Dynamik <strong>der</strong> Netzeffekte einbezieht. Dieser methodische<br />

Aspekt steht mit <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Theorien zum Systemgüter-Marketing sowie <strong>der</strong> Adoptions-,<br />

Diffusions-, Akzeptanz- <strong>und</strong> Nutzentheorie auf einer breiten theoretischen Basis. Da die Methode<br />

sowohl die Adoption als auch die <strong>Nutzung</strong> bei unterschiedlichen Marketing-Maßnahmen abbilden<br />

soll, werden explizit Hypothesen aus den theoretischen Überlegungen abgeleitet, die im empirischen<br />

Teil dieser Arbeit überprüft werden. Die theoretische <strong>Analyse</strong> stellt zugleich die Wissensbasis dar,<br />

die für ein erfolgreiches Systemgüter-Marketing von Innovationen notwendig ist.<br />

Zusammenfassend werden in dieser Arbeit drei Ziele verfolgt:<br />

• Erklärung <strong>der</strong> Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> im Pilotstadium<br />

Zum einen soll unter Berücksichtigung <strong>der</strong> theoretischen Erkenntnisse untersucht werden, welche<br />

Faktoren die <strong>Nutzung</strong>shäufigkeit <strong>der</strong> angebotenen Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen beeinflussen. In<br />

<strong>der</strong> theoretischen <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> empirischen Überprüfung sollen die Variablen identifiziert werden,<br />

die die Adoption <strong>der</strong> notwendigen Hardware, den Entschluß zum Abonnement von bestimmten<br />

Diensten sowie die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> angebotenen Dienste för<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> behin<strong>der</strong>n.<br />

• <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> unter Berücksichti-<br />

gung von Netzeffekten<br />

Zum an<strong>der</strong>en soll eine Schätzmethode zur <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> vorgestellt werden,<br />

die implizit die Netzeffekte abbildet <strong>und</strong> dem Management konkrete Empfehlungen für Marketing-<br />

Strategien bereitstellt. Hierfür wird in dieser Untersuchung ein Ansatz zur Abschätzung <strong>der</strong> Auswir-<br />

kungen von Netzeffekten entwickelt <strong>und</strong> angewendet. Damit stellt diese Arbeit eine methodische Er-<br />

weiterung <strong>der</strong> empirischen Forschung zu Netzeffektgütern dar.<br />

• Demonstration <strong>der</strong> praktischen Anwendbarkeit <strong>der</strong> neuen Methodik<br />

Neben <strong>der</strong> methodischen Erweiterung hat die Arbeit immer die praktische Anwendung zum Ziel. In-<br />

sofern zielen die inhaltlichen Erkenntnisse auf Manager im Medienbereich, die sich mit <strong>der</strong> Marktein-<br />

führung von neuen Systemgütern beschäftigen. Diese sollen konkrete Hinweise zur Gestaltung <strong>des</strong><br />

Marketing vor <strong>und</strong> bei dem Markteintritt enthalten. Durch den Einsatz einer neuen Methode können<br />

die Wirkungen von Netzeffekten auf den Nutzen <strong>der</strong> (potentiellen) Teilnehmer <strong>des</strong> Systems gemes-<br />

sen <strong>und</strong> in DM angegebenen werden. Darauf basierend werden den Managern konkrete Handlungs-<br />

optionen aufgezeigt, die für das Marketing bei <strong>der</strong> Markteinführung <strong>des</strong> durch Netzeffekte dynami-<br />

schen Systems von Interesse sind. Aus Rücksichtsnahme gegenüber den geschäftlichen Interessen<br />

<strong>des</strong> Kooperationspartners dieser Untersuchung wird keine Preisoptimierung vorgenommen, weil sie<br />

6


Einblicke in interne Kostenstrukturen erlauben würde. Die Ermittlung <strong>der</strong> optimalen Preise für Inter-<br />

aktives Fernsehen ist demnach nicht das Ziel dieser Arbeit – wohl aber die Evaluierung von Preis-<br />

strategien.<br />

Nachdem deutlich wurde, welche Ziele die Arbeit aufweist <strong>und</strong> welche Problemfel<strong>der</strong> theoretisch zu<br />

analysieren <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> praktischen Markteinführung zu berücksichtigen sind, wird im folgenden Ab-<br />

schnitt <strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong> Arbeit skizziert.<br />

1.3 Aufbau <strong>der</strong> Arbeit<br />

Im Anschluß an diese Einleitung wird im zweiten Abschnitt <strong>der</strong> Untersuchungsgegenstand – das In-<br />

teraktive Fernsehen – dargestellt. Gegenstand ist dort die Entwicklung <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong>, um<br />

den momentanen Stand <strong>der</strong> Technik zu verdeutlichen. Anhand <strong>des</strong>sen soll zugleich die erwartete<br />

Entwicklung vom Digitalen zum <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen aufgezeigt werden. Daran schließt die Dar-<br />

stellung <strong>der</strong> parallelen Entwicklung <strong>des</strong> Web-TV an, in <strong>der</strong> auf Konvergenzerscheinungen eingegan-<br />

gen wird. Abschließend werden aus dem intermedialen Vergleich zum Internet, dem BTX <strong>und</strong> dem<br />

herkömmlichen Fernsehen potentielle Einflußfaktoren für den Markterfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> Fernse-<br />

hens herausgearbeitet.<br />

Inhalt <strong>des</strong> dritten Abschnitts ist die Generierung von Hypothesen für die empirische Untersuchung.<br />

So werden zunächst die aus <strong>der</strong> theoretischen Literatur entstammenden Gr<strong>und</strong>lagen <strong>des</strong> Marketing<br />

von Systemgütern dargestellt. Da es sich bei dem <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen um ein System mit Netzef-<br />

fekten handelt, müssen die speziellen Gegebenheiten solcher Güter analysiert werden <strong>und</strong> in die<br />

Hypothesenbildung eingehen. Zur <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> muß zunächst die Adoption<br />

<strong>der</strong> notwendigen Hard- <strong>und</strong> Software erfolgen. Die Adoptionstheorie stellt hierfür ein reichhaltiges<br />

Potential für produktspezifische Adoptionsfaktoren dar, die Gegenstand <strong>des</strong> Abschnitts 3.2 sind. Bei<br />

Kritische-Masse-Systemen können Aspekte <strong>der</strong> Diffusionstheorie weitere Einsichten gewähren <strong>und</strong><br />

zur Hypothesenbildung herangezogen werden (Abschnitt 3.3). Nachdem die Systemtheorie, die Ad-<br />

optionstheorie <strong>und</strong> die Diffusionstheorie nach Faktoren, die den Markterfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> Fern-<br />

sehens determinieren können, untersucht wurden, wird in Abschnitt 3.4 die Akzeptanztheorie be-<br />

nutzt, um Hypothesen zur <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste abzuleiten. Abhängig vom Nutzen <strong>des</strong> Systems muß<br />

die Preisgestaltung vorgenommen werden. Demnach werden im Kapitel 3.5 Hypothesen zur Zah-<br />

lungsbereitschaft <strong>und</strong> zur Vorteilhaftigkeit von Preisstrategien formuliert. Der dritte Abschnitt schließt<br />

mit einer Übersicht <strong>der</strong> Hypothesen.<br />

Die methodischen Gr<strong>und</strong>lagen zur Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>sverhaltens zeigt <strong>der</strong> vierte<br />

Abschnitt. Der erste Unterabschnitt geht zunächst auf die Problematik bei <strong>der</strong> Abschätzung von<br />

Netzeffekten ein, um dann im zweiten Unterabschnitt die bisherigen Ansätze zur Operationalisierung<br />

7


von Netzeffekten darzustellen. Dort wird mit <strong>der</strong> Operationalisierung <strong>und</strong> Messung von Netzeffekten<br />

auf <strong>der</strong> Basis von subjektiven Eigenschaften eine neue Methodik vorgeschlagen. Das Konzept zur<br />

Erfassung <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>sverhaltens auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Schätzung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

ist Inhalt <strong>des</strong> Abschnitts 4.3.<br />

Die empirische Untersuchung bildet den Kern <strong>des</strong> fünften Abschnitts. Dort werden zunächst die<br />

Vor- <strong>und</strong> Nachteile von Pilotprojekten als Datenquellen für die <strong>Nutzung</strong>sforschung diskutiert, um<br />

dann im folgenden Unterabschnitt das ausgewählte Pilotprojekt technisch <strong>und</strong> inhaltlich vorzustellen.<br />

Details zur Datenerhebung, -aufbereitung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Repräsentativität <strong>des</strong> Samples stellen den Haupt-<br />

aspekt <strong>des</strong> Abschnitts 5.3 dar.<br />

Den Schwerpunkt <strong>der</strong> Arbeit bilden die Abschnitte 5.4 <strong>und</strong> 5.5. Die Erklärung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> steht<br />

im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Kapitels 5.4. Dort wird zunächst auf die Operationalisierung <strong>und</strong> Messung von<br />

direkt meßbaren Konstrukten <strong>und</strong> von Multi-Items eingegangen. Daran schließt sich die Untersu-<br />

chung <strong>des</strong> Nutzens <strong>des</strong> Systems an, wie es im untersuchten Pilotversuch angeboten wird. Hierbei<br />

wird die Stichprobe nach möglichen Marktsegmenten mittels deterministischer <strong>und</strong> probabilistischer<br />

Methoden untersucht, bevor eine regressionsanalytische Betrachtung <strong>der</strong> Einflußfaktoren vorgenom-<br />

men wird. Nachdem <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems ermittelt wurde, wird mit ähnlichen Methoden auf die<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> angebotenen Inhalte abgestellt. Das Kapitel 5.4 schließt mit <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Ak-<br />

zeptanzfaktoren.<br />

Schwerpunkt <strong>des</strong> Kapitels 5.5 ist die <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> bei Netzeffekten. Dort werden im er-<br />

sten Schritt die individuellen Zahlungsbereitschaften operationalisiert <strong>und</strong> gemessen. Im Anschluß<br />

daran werden die Einflußfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft für die Endgeräte, die Gr<strong>und</strong>gebühr<br />

<strong>und</strong> die variablen Preise untersucht. Der Abschnitt 5.5.1 endet mit <strong>der</strong> Schätzung von Zahlungsbe-<br />

reitschaftsfunktionen auf individueller <strong>und</strong> segmentspezifischer Basis. Im Abschnitt 5.5.2 wird das<br />

Ausmaß <strong>der</strong> Netzeffekte durch den Vergleich <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaften <strong>des</strong> Pilotprojekts <strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Szenarios ermittelt.<br />

Der sechste Abschnitt greift die Implikationen für die Forschung auf. Dieses Kapitel liefert insbe-<br />

son<strong>der</strong>e ein methodisches Ablaufschema, das im Laufe <strong>der</strong> Diffusion <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> zur<br />

fortführenden <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> anwendbar ist.<br />

Implikationen für das Management bietet das siebte Kapitel, das nach den einzelnen Marketing-<br />

Instrumenten unterglie<strong>der</strong>t ist. Dort werden zunächst die Maßnahmen für die Produktpolitik erörtert,<br />

die sich aus <strong>der</strong> empirischen Untersuchung ergeben. Dabei steht insbeson<strong>der</strong>e die Schlüsselstellung<br />

<strong>der</strong> Content-Provi<strong>der</strong> im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Die Diskussion <strong>der</strong> preispolitischen Aspekte beinhaltet prak-<br />

tische Maßnahmen zur Unterstützung <strong>der</strong> Diffusion in <strong>der</strong> Markteinführungsphase. Als drittes Marke-<br />

8


ting-Instrument wird die Kommunikationspolitik aufgegriffen. Das Kapitel schließt mit <strong>der</strong> Betrach-<br />

tung <strong>der</strong> distributionspolitischen Maßnahmen.<br />

Die Arbeit endet im achten Abschnitt mit einer Zusammenfassung <strong>der</strong> theoretischen <strong>und</strong> empiri-<br />

schen Ergebnisse.<br />

9


2 Darstellung <strong>des</strong> Untersuchungsgegenstan<strong>des</strong> – Inter-<br />

aktives Fernsehen als Multimedia-System<br />

In diesem Abschnitt wird <strong>der</strong> Untersuchungsgegenstand – das Interaktive Fernsehen – dargestellt.<br />

Der Abschnitt beginnt mit einem Überblick <strong>des</strong> Zukunftsmarktes „Multimedia“. Anschließend wird<br />

im Abschnitt 2.2 die Entwicklung <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> als Vorstufe <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

betrachtet. Diese Betrachtung erleichtert das notwendige technische Verständnis für die fortführen-<br />

den <strong>Analyse</strong>n. Der Abschnitt 2.3 zeigt die parallele Entwicklung <strong>des</strong> Web-TV als konkurrieren<strong>des</strong><br />

o<strong>der</strong> konvergieren<strong>des</strong> Systems auf. So kann es zu einer Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Fernsehens</strong> zum Internet<br />

(Digitales Fernsehen wird zum <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen mit Internetzugang) o<strong>der</strong> zu einer Entwicklung<br />

<strong>des</strong> PC zum Fernsehmedium (Web-TV mit zusätzlichen On-Demand-Diensten) kommen. Der Ab-<br />

schnitt 2.4 beinhaltet einen intermedialen Vergleich zum Internet, dem BTX <strong>und</strong> dem herkömmlichen<br />

Fernsehen, in dem potentielle Einflußfaktoren für den Markterfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> her-<br />

ausgearbeitet werden.<br />

2.1 Zukunftsmarkt Multimedia<br />

Multimedia ist in aller M<strong>und</strong>e – bevor jedoch die Entwicklung <strong>des</strong> Multimedia-Marktes dargestellt<br />

wird, sei zunächst einmal eine Definition <strong>des</strong> Begriffs „Multimedia“ vorgenommen:<br />

„Mit dem Begriff Multimedia werden allgemein rechnergestützte Systeme <strong>und</strong> Anwendungen be-<br />

zeichnet, die eine integrierte interaktive Bearbeitung von unabhängigen Informationen unter Einsatz<br />

von verschiedenen zeitunabhängigen <strong>und</strong> zeitabhängigen Mitteln zur Darstellung <strong>und</strong> Verbreitung die-<br />

ser Informationen (=Medien) ermöglichen“ (Gerpott 1995, S. 535).<br />

Gemäß dieser Definition ist das Interaktive Fernsehen ein Multimedia-System. Der Zukunftsmarkt<br />

Multimedia wird sich im wesentlichen auf den PC- <strong>und</strong> TV-Bereich stützen. Mit zunehmendem tech-<br />

nologischen Fortschritt wird es vermutlich zu einer Konvergenz dieser beiden Medien kommen (Keil<br />

1998). Da diese Arbeit das Medium Interaktives Fernsehen in den Mittelpunkt <strong>der</strong> Betrachtung<br />

stellt, soll im folgenden nur auf dieses Medium eingegangen werden. Abzugrenzen ist weiterhin <strong>der</strong><br />

Bereich <strong>des</strong> Business-TV, <strong>der</strong> sich auf den Business-to-Business Bereich bezieht (Kienel, Zerbe <strong>und</strong><br />

Kremar 1998). Der Fokus dieser Untersuchung ist die <strong>Nutzung</strong> Interaktiver Fernsehdienste durch<br />

Privathaushalte, obgleich die Vorgehensweise auch für eine <strong>Prognose</strong> <strong>des</strong> Markterfolgs für Business-<br />

TV geeignet ist.<br />

10


Betrachtet man den Zukunftsmarkt <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>, so ist eine genauere <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong><br />

Fernsehmarktes von höchster Relevanz. Die in den folgenden Abbildungen verwendeten Daten be-<br />

ziehen sich dabei auf den Zeitpunkt <strong>der</strong> eigenen empirischen Untersuchung (1997).<br />

Es zeigt sich in den <strong>Prognose</strong>n, daß <strong>der</strong> Fernsehkonsum vermutlich weiterhin zunehmen wird<br />

(Abbildung 2-1). Es kommt zu einem Anstieg <strong>des</strong> gesamten Fernsehkonsums <strong>und</strong> zu einer Verände-<br />

rung <strong>der</strong> Aufteilung <strong>der</strong> Zeitbudgets durch die Haushalte. So wird wahrscheinlich mehr Zeit für Pay-<br />

TV <strong>und</strong> Teleshopping aufgewendet werden als bisher.<br />

Abbildung 2-1: Fernsehkonsum in Deutschland<br />

11<br />

Gesamter TV-Konsum in deutschen Haushalten pro Jahr (in Mio. St<strong>und</strong>en)<br />

45000<br />

40000<br />

35000<br />

30000<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

33880<br />

40250<br />

33880<br />

27000<br />

Gesamt Traditionelles<br />

TV<br />

280<br />

9000<br />

1994 2004<br />

0<br />

4000<br />

0,02 250<br />

Pay TV Tele- Multimedia<br />

shopping Konferenz<br />

Quelle: Branchenstudie “Der Deutsche Fernsehmarkt” 1997, S. 19.<br />

Die <strong>Prognose</strong> zeigt, daß <strong>der</strong><br />

TV-Konsum gesamt noch<br />

weiter zunehmen wird –<br />

Der Markt ist im Wachstum<br />

noch nicht gebremst.<br />

Es zeigt sich, daß gemäß<br />

<strong>der</strong> <strong>Prognose</strong> das traditionelle<br />

TV weniger <strong>und</strong><br />

das Pay TV mehr konsumiert<br />

wird.<br />

Die Abbildung 2-2 verdeutlicht, daß das Fernsehen zu den bevorzugen Freizeitaktivitäten in<br />

Deutschland gehört. Nur das Hören von Musik <strong>und</strong> die Lektüre <strong>der</strong> Tageszeitung schneiden ähnlich<br />

ab. Die Sehgewohnheit hängt vom Alter ab – so nimmt <strong>der</strong> Fernsehkonsum im Alter zu. Ein Rentner<br />

sitzt im Durchschnitt ca. 4-5 St<strong>und</strong>en vor dem Fernseher. Die jüngere Generation bringt es auf knapp<br />

zwei St<strong>und</strong>en.<br />

Unternehmen erkannten diese Tendenzen früh <strong>und</strong> sicherten sich die Rechte an beson<strong>der</strong>en Inhalten<br />

(Albers et al. 1998, S. 279; Clement <strong>und</strong> Becker 1998). Die Preise für attraktive Sportrechte sind<br />

dabei stark angestiegen (Abbildung 2-3). So nehmen die gefor<strong>der</strong>ten Preise für Top-Sportereignisse<br />

teilweise kaum nachvollziehbare Größenordnungen an. Die Kosten für die Rechte <strong>der</strong> Übertragung<br />

<strong>der</strong> Fußball-B<strong>und</strong>esliga bei SAT1 (ran) konnten bislang noch nicht ein einziges Mal vollständig durch<br />

die Werbeeinnahmen abgedeckt werden (www.sat1. de).


Abbildung 2-2: Daten zum Fernsehmarkt – Fernsehnutzung<br />

Bevorzugte Freizeitaktivitäten in Deutschland (in %)<br />

Musik hören<br />

Tageszeitung lesen<br />

Fernsehen<br />

Essen gehen<br />

Fre<strong>und</strong>e treffen<br />

Zeitschriften lesen<br />

Bücher lesen<br />

Auto fahren<br />

Rad fahren<br />

Gartenarbeit<br />

Sport treiben<br />

Ausgehen<br />

Videofilme sehen<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

West Ost<br />

Fernsehen ist die zweit- (Ostdeutschland) bzw. drittliebste (Westdeutschland)<br />

Freizeitaktivität <strong>der</strong> Deutschen.<br />

ITV ermöglicht aber auch Dienste wie Music-on-Demand o<strong>der</strong> auch individualisierte<br />

Zeitungsangebote, die ebenfalls als bevorzugte Aktivitäten anzusehen sind.<br />

Quelle: Branchenstudie “Der Deutsche Fernsehmarkt” 1997, S. 7.<br />

Sehdauer pro Tag in Deutschland (in Minuten)<br />

West Ost<br />

0<br />

3-13 14-19 20-29 30-39 40-49<br />

Quelle: Media Perspektiven 4/98, S. 155.<br />

50-64 ab 65<br />

Jahre<br />

Es zeigt sich, daß <strong>der</strong><br />

Fernsehkonsum mit<br />

zunehmenden Alter<br />

ansteigt.<br />

Zudem ist ersichtlich,<br />

daß die Ostdeutschen<br />

mehr fernsehen als die<br />

Westdeutschen.<br />

Im Durchschnitt sieht<br />

je<strong>der</strong> Deutsche täglich<br />

183 Minuten fern (1997).<br />

!<br />

12


Abbildung 2-3: Entwicklung <strong>der</strong> Rechtepreise<br />

13<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Rechtekosten <strong>der</strong> Fußballeuropameisterschaften (in Mio. DM)<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

3,9 5 6,3<br />

30,5<br />

97,6<br />

170,6<br />

1980 1984 1988 1992 1996 2000<br />

Übersicht beson<strong>der</strong>er Outputdeals <strong>der</strong> letzten Jahre<br />

Killercontent<br />

Killercontent<br />

Laufzeit<br />

1997-<br />

2000<br />

Rechteinhalt<br />

1. Fußball<br />

B<strong>und</strong>esliga<br />

2002 Fußball Weltmeisterschaft<br />

2006 Fußball Weltmeisterschaft<br />

1996-<br />

2013<br />

ab 1996 -<br />

keine Angabe<br />

ab 1996: 5<br />

Jahre (+ 5<br />

Option)<br />

ab 1996 -<br />

keine Angabe<br />

ab 1996 -<br />

10 Jahre<br />

ab 1996 -<br />

keine Angabe<br />

ab 1997 -<br />

10 Jahre<br />

ab 1997 -<br />

keine Angabe<br />

Rechtequalität<br />

Die Preise für die Sportrechte<br />

sind in den letzten Jahren<br />

explodiert<br />

Quelle: Branchenstudie “Der<br />

Deutsche Fernsehmarkt” 1997,<br />

S. 66.<br />

Rechteart Käufer Kaufpreis<br />

Pay-TV Premiere ca. 75 Mio<br />

DM p.a.<br />

Alle Rechte<br />

ohne USA,<br />

kein Payper-view<br />

Kirch<br />

Gruppe<br />

1,3 Mrd. sfr<br />

1,5 Mrd. sfr<br />

Formel 1 Alle Rechte 195 Mio.<br />

DM<br />

Outputdeal (Columbia<br />

TriStar),<br />

Archiv<br />

Outputdeal (Viacom),<br />

Archiv<br />

Outputdeal (MCA),<br />

Archiv<br />

Outputdeal (Disney/ABC)<br />

Outputdeal (Warner<br />

Bros.), Archiv<br />

Outputdeal<br />

(PolyGram)<br />

Outputdeal (MGM),<br />

Archiv<br />

Quelle: Albers et al. 1998, S. 279.<br />

Free-TV,<br />

Option auf<br />

Pay-TV<br />

Free-TV<br />

<strong>und</strong><br />

Pay-TV<br />

$ 1,1 Mrd.<br />

$ 1 Mrd.<br />

Pay-TV 1,5 Mrd.<br />

DM<br />

Pay-TV <strong>und</strong><br />

Pay-per-view<br />

keine<br />

Angabe<br />

Pay-TV keine<br />

Angabe<br />

Pay-TV, Payper-view,<br />

VOD<br />

Pay-TV <strong>und</strong><br />

Pay-per-view<br />

keine<br />

Angabe<br />

keine<br />

Angabe<br />

Sport<br />

Spielfilme <strong>und</strong> Serien


2.2 Vom Digitalen zum <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen<br />

Liegen Text-, Bild- <strong>und</strong> Toninformationen in digitaler Form vor, so existieren sie als binäre Zahlen-<br />

kombinationen. Während im analogen Fernsehen die Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Töne als elektromagnetische Wellen<br />

übermittelt werden, können digitale Informationen zu Datenpaketen komprimiert, über Datenleitun-<br />

gen (z.B. dem Kabelnetz) versandt <strong>und</strong> vom Empfänger in ihre ursprüngliche Form zurückversetzt<br />

werden (Schrape 1995, S. 7 ff; Ziemer 1997, S. 24 ff.).<br />

Da Videosequenzen jedoch enorme Speicher- <strong>und</strong> Übertragungskapazitäten in Anspruch nehmen,<br />

müssen die Datenmengen zunächst komprimiert werden (Disterer 1995, S. 1004 f.; Schrape et al.<br />

1996, S. 12 ff.). Eine Videominute in VHS-Qualität besteht beispielsweise bereits aus 6000 Millio-<br />

nen Informationseinheiten (das entspricht 6000 Megabits). Sofern nun ein zweistündiger Spielfilm per<br />

Video-on-Demand abgerufen würde, benötigte die Übertragung über das analoge Telefonnetz (mit<br />

einer Übertragungsrate von 33,6 Kilobits/s) mehrere Monate. Die Notwendigkeit von Verfahren zur<br />

Datenreduktion sowie schnelleren Übertragungstechniken ist somit evident.<br />

Im Fall von DF1 werden die digitalen Fernseh- <strong>und</strong> Radiosignale durch das Standardverfahren<br />

MPEG-2 (Moving Pictures Experts Group) komprimiert, wobei Einsparungen von durchschnittlich<br />

96% <strong>der</strong> ursprünglichen Datenmenge erreicht werden, ohne daß <strong>der</strong> Zuschauer einen Qualitätsverlust<br />

bemerken würde. Dabei bedient sich das Verfahren dreier Reduktionsarten. Die Red<strong>und</strong>anzredukti-<br />

on bewirkt, daß bei aufeinan<strong>der</strong>folgenden Bildsequenzen lediglich die Verän<strong>der</strong>ungen bzw. Abwei-<br />

chungen zum vorigen Bild übermittelt werden. Sich wie<strong>der</strong>holende, d.h. red<strong>und</strong>ante, Informationen<br />

werden aus dem laufenden Datenstrom eliminiert. Ebenso irrelevant sind die Töne, die vom mensch-<br />

lichen Gehör nicht wahrnehmbar sind. Im Rahmen <strong>der</strong> Irrelevanzreduktion werden diese herausgefil-<br />

tert <strong>und</strong> nicht übermittelt. Als dritte Methode wird die statistische Reduktion verwendet. Dabei wer-<br />

den häufig auftretende Datenmuster durch kürzere Codierungen ersetzt <strong>und</strong> zu Datenpaketen gebün-<br />

delt, die dann übertragen werden (www.df1.de/service/technik/abctec.htm).<br />

Diese komprimierten Datenpakete werden im Multiplexing zu einem Datenstrom zusammengefaßt<br />

<strong>und</strong> codiert per Satellit o<strong>der</strong> Kabelnetz an die Empfänger übertragen. Die jeweiligen Übertragungsra-<br />

ten <strong>der</strong> verwendeten Netze sind dabei von <strong>der</strong> Komprimierbarkeit <strong>des</strong> Programms abhängig (Keil<br />

1998, S. 35).<br />

Die <strong>der</strong>zeitige Verwendung <strong>des</strong> Kabelnetzes sowie von Satellitensystemen für die Übertragung <strong>des</strong><br />

Digitalen <strong>Fernsehens</strong> stellt zugleich einen Vorteil als auch ein Hin<strong>der</strong>nis dar, weil diese Übertra-<br />

gungsmedien vornehmlich für die Distribution von Verteil-Diensten ausgerichtet sind (Schrape et al.<br />

1996, S. 21 f.). Unter Verteil-Diensten werden TV- <strong>und</strong> Radio-Programme verstanden, die im Sinne<br />

<strong>des</strong> R<strong>und</strong>funkbegriffs ausgestrahlt werden. Jedoch ermöglicht die bestehende Penetration von Haus-<br />

14


halten mit Kabel- o<strong>der</strong> Satellitenempfangsmöglichkeiten den Betreibern <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> ein<br />

großes K<strong>und</strong>enpotential. Die anfänglichen Probleme bei <strong>der</strong> Diffusion von DF1 sind daher auch auf<br />

die beschränkten Empfangsmöglichkeiten über das Satellitensystem zurückzuführen (siehe hierzu<br />

auch die Chronik im Anhang 1).<br />

Das technisch realisierbare Angebot an Dienstleistungen <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> ist eng mit dem<br />

„klassischen“ R<strong>und</strong>funk verknüpft. Der <strong>der</strong>zeitigen Übertragungstechnik mangelt es noch an einer<br />

passenden Netzstruktur, die es ermöglicht, das digitale Programmangebot um Service-on-Demand-<br />

Dienste zu erweitern. Dabei darf die beträchtliche Höhe <strong>der</strong> Investitionen zur Errichtung o<strong>der</strong> Modi-<br />

fikation <strong>der</strong> nötigen Netze nicht übersehen werden.<br />

Der Empfang in den Haushalten erfolgt mittels einer Set-top-box (z.B. <strong>der</strong> d-Box), die die digitalen<br />

Signale in analoge umwandelt. Eine solche Box gab es auch bei <strong>der</strong> Einführung von Videotext. Mitt-<br />

lerweile verfügt jedoch fast je<strong>der</strong> Fernseher über einen solchen eingebauten Videotext-Deco<strong>der</strong><br />

(Kulpok 1991, S. 521). Die Verwendung einer Set-top-box erscheint anfangs vorteilhaft, da <strong>der</strong><br />

Empfang mit einem herkömmlichen analogen Fernsehgerät möglich ist <strong>und</strong> kein neues Fernsehgerät<br />

gekauft werden muß. Voraussetzung für den Zugriff auf die Inhalte von DF1 ist jedoch <strong>der</strong> Besitz <strong>der</strong><br />

d-Box <strong>und</strong> <strong>der</strong> SmartCard. Darüber hinaus wird die Freischaltung <strong>und</strong> Zugangsberechtigung zu ko-<br />

stenpflichtigen Angeboten noch von dem System Conditional Access überwacht. Die Software <strong>der</strong><br />

d-Box ermöglicht die Navigation innerhalb <strong>der</strong> digitalen Programme, die Kontrolle über angeschlos-<br />

sene Videorecor<strong>der</strong> sowie eine etwaige Sperrfunktion gegen unerlaubten Zugriff. Es ist jedoch deut-<br />

lich hervorzuheben, daß Digitales Fernsehen auch ohne die d-Box möglich ist, da Anbieter wie z.B.<br />

die ARD ebenfalls digitale Programme aussenden, die – abgesehen von den GEZ-Gebühren – keine<br />

weiteren Kosten verursachen. Zum Empfang dieser Programme können an<strong>der</strong>e Deco<strong>der</strong> verwendet<br />

werden (z.B. von Philips), die allerdings nicht DF1 empfangen können.<br />

Das Digitale Fernsehen, wie es bei DF1 <strong>und</strong> Premiere Digital präsentiert wird, bietet gegenüber dem<br />

bisherigen analogen Fernsehen neben einer verbesserten Qualität den Vorteil einer effektiveren Nut-<br />

zung von Übertragungskapazitäten <strong>und</strong> damit eine größere Programmvielfalt. So können 4 bis 10<br />

komprimierte Kanäle zugleich über einen Satelliten-Transpon<strong>der</strong> (Empfänger <strong>und</strong> Sen<strong>der</strong> eines Sa-<br />

telliten) übertragen werden (Keil 1998, S. 35).<br />

Sofern <strong>der</strong> Empfänger im Besitz <strong>der</strong> d-Box ist, verfügt er als Abonnent eines DF1-Paketes neben<br />

den herkömmlichen Fernsehprogrammen momentan über ein Angebot von 30 verschiedenen digita-<br />

len Kanälen. Unter den angebotenen Spartenkanälen <strong>des</strong> Pay-TV befinden sich Programme mit<br />

Spielfilmen, Serien, Dokumentationen zu verschiedenen Genres sowie internationale Sen<strong>der</strong>. Auf<br />

weiteren Kanälen werden Sport- o<strong>der</strong> auch Musikereignisse präsentiert. Diese Spartenkanäle wei-<br />

sen nach eigener Einschätzung teilweise nur eine relativ geringe Attraktivität im Vergleich zum Free-<br />

15


TV auf. Darüber hinaus können im Rahmen von Pay-per-view-Angeboten aktuelle Spielfilme <strong>und</strong><br />

sportliche Highlights individuell von den Empfängern gegen ein Entgelt (zur Zeit 6,00 DM pro Bei-<br />

trag) geor<strong>der</strong>t werden. Die im Pay-per-view angebotenen Inhalte sind jedoch im allgemeinen we-<br />

sentlich attraktiver als das übrige Angebot.<br />

Im Unterschied zu den „klassischen“ Voll- o<strong>der</strong> Spartenprogrammen erlaubt das Digitale Fernsehen<br />

dem Zuschauer im Rahmen von Multiperspektiv- <strong>und</strong> Near-Video-on-Demand-Angeboten bereits<br />

einen höheren Grad an Interaktivität. Multiperspektiv-Programme erlauben dem Zuschauer, bei-<br />

spielsweise bei Formel-1-Rennen, selbst die Bildregie zu übernehmen, indem sie aus den parallel auf<br />

verschiedenen Kanälen übertragenen Kameraperspektiven wählen können. Beim Near-Video-on-<br />

Demand erlaubt die ständige zeitversetzte Ausstrahlung eines bestimmten Programmangebots, daß<br />

<strong>der</strong> Abonnent nach vorheriger Or<strong>der</strong> quasi im St<strong>und</strong>entakt das gewünschte Programm starten kann.<br />

Diese Möglichkeit <strong>des</strong> Near-Video-on-Demand ist jedoch nur möglich, weil aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> digitalen<br />

Technik sehr viel mehr Programmkanäle zur Verfügung stehen, auf denen <strong>der</strong> gleiche Inhalt (z.B. ein<br />

Film) parallel zu drei verschiedenen Startzeitpunkten (z.B. 20.00, 20.30 o<strong>der</strong> 21.00 Uhr) gesendet<br />

werden kann. Hervorzuheben ist, daß auch im digitalen Fernsehzeitalter <strong>der</strong> Nutzer bislang nur die<br />

Filme sehen kann, die zur angegebenen Zeit gesendet werden – allerdings sind die Startzeiten durch<br />

die parallele Ausstrahlung nicht mehr so stark an die „magischen“ 20.15 Uhr geb<strong>und</strong>en.<br />

Die Abbildung 2-4 vergleicht die beiden Digitalen Fernsehsen<strong>der</strong> DF1 <strong>und</strong> Premiere Digital in meh-<br />

reren technischen <strong>und</strong> inhaltlichen Dimensionen miteinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> zeigt, welche Kosten entstehen,<br />

wenn ein Abonnement eingegangen wird, <strong>und</strong> welche technischen Geräte zum Empfang notwendig<br />

sind. Die Bewertung <strong>der</strong> Inhalte wurde subjektiv vom Autor vorgenommen <strong>und</strong> basiert auf bisher er-<br />

zielten Einschaltquoten vergleichbarer Inhalte.<br />

Nachdem die KirchGruppe die Anteile <strong>der</strong> CLT-Ufa an Premiere übernommen hat, wird sich die di-<br />

gitale Fernsehlandschaft auf einen Sen<strong>der</strong> reduzieren. Aus den beiden Sen<strong>der</strong>n wird im Oktober<br />

1999 <strong>der</strong> neue Fernsehsen<strong>der</strong> Premiere World entstehen.<br />

16


Abbildung 2-4: Services von DF1 <strong>und</strong> Premiere Digital im Vergleich<br />

17<br />

Bewertungskriterien<br />

Zugang Satellit <strong>und</strong> teilweise im Kabelnetz (Baden-<br />

Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg,<br />

Bremen, Hamburg, Hessen, Nordrhein-<br />

Westfalen, Nie<strong>der</strong>sachsen, Rheinland-Pfalz,<br />

Saarland, Thüringen).<br />

Satellit <strong>und</strong> mit Ausnahme von<br />

Schleswig Holstein <strong>und</strong> Mecklenburg-<br />

Vorpommern in allen Kabelnetzen<br />

Rückkanal Telefon Telefon <strong>und</strong> Internetbestellung<br />

Set-top-box d-Box – Kaufpreis ca. 1.200,- DM o<strong>der</strong> 19,90<br />

DM pro Monat, wenn ein DF1 Paket abonniert<br />

wird.<br />

Monatliche Abo-<br />

Gebühr<br />

Basispaket für 20,- DM:<br />

Heimatkanal, Filmpalast, Krimi & Co., Herz &<br />

Co., Comedy & Co., Junior, Clubhouse, Ktoon,<br />

MTV, VH-1*, Discovery, Planet, NBC*,<br />

BBC PRIME* <strong>und</strong> CNBC* sowie Music Choice<br />

mit 30 Hörfunkkanälen. Gratiszugang zum<br />

Pay-per-view (CINEDOM)<br />

Sportpaket für 30,- DM:<br />

Das Basispaket erweitert um die Kanäle DSF<br />

Plus <strong>und</strong> DSF Action. Hier kann auf die Formel<br />

1 zugegriffen werden.<br />

Moviepaket für 35,- DM:<br />

Das Basispaket erweitert um 5 weitere Spielfilmkanäle:<br />

Cine Action, Cine Comedy, Romantic<br />

Movies, Western Movies <strong>und</strong><br />

Star*Kino.<br />

Superpaket für 40,- DM:<br />

Beinhaltet das Basispaket, Sportpaket, Moviepaket<br />

<strong>und</strong> extra Science Fiction.<br />

Zusätzliche DF1 Kanäle:<br />

DSF GOLF kostet „stand alone“ (d.h. ohne<br />

ein Abo eines DF1 Paketes) DM 20,- <strong>und</strong> in<br />

Verbindung mit einem DF1 Paket DM 10,-<br />

Classica kostet „stand alone“ ebenfalls DM<br />

20,- bzw. DM 10,-<br />

CineClassics I+II zusammen DM 15,-/9,-<br />

Seasons kostet DM 15,-/10,-<br />

Qualität Pay-TV Spielfilme<br />

Live-Sport (z.B. Formel 1, Golf)<br />

Dokumentationen<br />

Spartenkanäle<br />

Qualität Pay-perview<br />

☺<br />

☺☺<br />

☺☺<br />

☺<br />

d-Box – Kaufpreis ca. 1.200,- DM o<strong>der</strong><br />

19,90 DM pro Monat, wenn ein Premiere<br />

Paket abonniert wird.<br />

Premiere 1, 2 <strong>und</strong> 3 mit Zugang zum<br />

Pay-per-view 39,90 DM<br />

Premiere Analog sendet nur den ersten<br />

Kanal aus, wohingegen das digitale<br />

Angebot die beiden weiteren Kanäle<br />

anbietet.<br />

Spielfilme<br />

Live-Sport (B<strong>und</strong>esliga, Boxen)<br />

Dokumentationen<br />

☺☺☺<br />

☺☺☺<br />

☺☺<br />

Top-aktuelle Spielfilme ☺☺☺ Top-aktuelle Spielfilme ☺☺☺<br />

Home-Shopping Derzeit noch nicht Derzeit noch nicht<br />

☺ mäßig interessant; ☺☺ interessant; ☺☺☺ sehr interessant <strong>und</strong> aktuell; * Zusatzangebot über Satellit<br />

Quelle: Eigene Einschätzung sowie www.df1.de <strong>und</strong> www.premiere.de.


Es stellt sich die Frage, wo die Unterschiede zwischen dem <strong>Interaktiven</strong> <strong>und</strong> Digitalen Fernsehen lie-<br />

gen. Digitales Fernsehen bedeutet nichts an<strong>der</strong>es, als daß die Signale digital übertragen werden. Al-<br />

lein aus <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Komprimierung <strong>der</strong> Daten wird die Vielfalt <strong>der</strong> angebotenen Kanäle zu-<br />

nehmen. Dies führt jedoch nicht zwangsläufig zu einer Steigerung <strong>der</strong> Interaktivität. Bevor im weite-<br />

ren Verlauf von Interaktivem Fernsehen gesprochen wird, ist eine Definition <strong>des</strong> Begriffs Interaktivi-<br />

tät notwendig. Gemäß Rogers (1995a, S. 314) ist „Interactivity [...] the degree to which<br />

participants in a communication process can exchange roles in, and have control over, their mutual<br />

discourse. „Mutual discourse“ is the degree to which a given communication act is based on a prior<br />

series of communication acts.“<br />

Dieser Definition von Rogers folgend kann Interaktivität in unterschiedlichen Intensitäten auftreten.<br />

Wie aus Abbildung 2-5 hervorgeht, besitzt das <strong>der</strong>zeitige Angebot von DF1, das vornehmlich aus ei-<br />

ner Anzahl von Spartenkanälen sowie <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>des</strong> Near-Video-on-Demand besteht, nur ei-<br />

nen geringen Grad an Interaktivität.<br />

Abbildung 2-5: Phasenmodel <strong>der</strong> Interaktivität<br />

Grad <strong>der</strong> Interaktivität<br />

Analoges Fernsehen<br />

Pay-TV<br />

Digitales Fernsehen<br />

Pay-per-view<br />

One-way-transmission<br />

Home-Shopping<br />

Video-on-Demand<br />

Two-way-transmission<br />

Video-Konferenz<br />

Heute im TV<br />

bereits realisiert<br />

Two-way-interactive<br />

transmission<br />

Interaktive Spielfilme<br />

1995 1996 1998 2000 2010<br />

Quelle: In Anlehnung an Weiber <strong>und</strong> Kollmann (1995, S. 8) sowie Ziemer (1997, S. 401).<br />

Heute im Internet<br />

bereits realisiert<br />

Das Digitale Fernsehen in seiner momentanen Ausprägung bildet jedoch durch das eingeschränkte<br />

Interaktivitätsniveau lediglich eine Vorstufe <strong>des</strong>sen, was technisch möglich sein wird. So versprach<br />

DF1 seinen Abonnenten von Beginn an die Integration zusätzlicher multimedialer Leistungen, die das<br />

Angebot hinsichtlich weiterer Entertainment- <strong>und</strong> Kommunikationsdienste ergänzen wird. Dadurch<br />

18


soll <strong>der</strong> Übergang auf ein höheres Interaktivitätsniveau hin zum <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen gelingen. Bis-<br />

lang bieten jedoch we<strong>der</strong> DF1 noch Premiere Digital diese Leistungen an.<br />

Während die Interaktion zwischen Abonnent <strong>und</strong> Dienstleister beim Digitalen Fernsehen bisher ledig-<br />

lich telefonisch o<strong>der</strong> per Internet erfolgt – <strong>der</strong> Abonnent ruft entwe<strong>der</strong> beim Call-Center von DF1<br />

o<strong>der</strong> Premiere an, um einen Film aus dem Pay-per-view-Programm zu bestellen, o<strong>der</strong> er bestellt bei<br />

Premiere über das Internet – wird das Interaktive Fernsehen zukünftig über einen integrierten Rück-<br />

kanal verfügen. Mit <strong>des</strong>sen Hilfe werden die Abrufanfor<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> K<strong>und</strong>en übermittelt sowie<br />

Kommunikationsdienste ermöglicht. Über den Rückkanal wird die Verbindung zu den Servern auf-<br />

<strong>und</strong> abgebaut. Dieser kann darüber hinaus zur K<strong>und</strong>enidentifikation genutzt werden <strong>und</strong> erleichtert<br />

somit das Accounting für die Netzbetreiber <strong>und</strong> Service-Provi<strong>der</strong>.<br />

Ohne einen integrierten Rückkanal kann nicht vom <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen gesprochen werden, da<br />

ansonsten keine direkte Mensch-Maschine o<strong>der</strong> Mensch-Mensch-Interaktion möglich ist – es sei<br />

denn, <strong>der</strong> Nutzer begeht einen Medienbruch <strong>und</strong> nutzt das Telefon o<strong>der</strong> das Internet (Ims, Stordahl<br />

<strong>und</strong> Olsen 1997; Keil 1998, S. 46 sowie Ziemer 1997, S. 371). Bislang existiert ein solches Interak-<br />

tives Fernsehen nur in Pilotprojekten (Clement 1998).<br />

Zusammenfassend läßt sich das Digitale Fernsehen technisch wie folgt darstellen:<br />

Abbildung 2-6: Technische Realisierung <strong>der</strong> Übertragungstechnik<br />

19<br />

via Satellit<br />

• Digitalisierung<br />

• Archivierung<br />

• Multiplexing<br />

• Conditional Access<br />

via Kabelnetz<br />

Abrufanfor<strong>der</strong>ung per Telefon<br />

TV-Provi<strong>der</strong> Privathaushalte


Eine weitere Frage betrifft den Vorteil <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> im Vergleich zum Digitalen Fern-<br />

sehen.<br />

Die Auswahl an Services <strong>und</strong> Inhalten wird mit steigendem Interaktivitätslevel weiter wachsen. Zu-<br />

sätzlich zum bisherigen Angebot von Sparten- <strong>und</strong> Multiperspektivprogrammen eröffnet sich dem<br />

Abonnenten eine Flut von Entertainment- <strong>und</strong> Kommunikationsangeboten, die sich von den bisheri-<br />

gen Filminhalten unterscheiden <strong>und</strong> neue Akteure auf dem digitalen bzw. interaktiven Fernsehmarkt<br />

bündeln. Die neuen Möglichkeiten <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> umfassen dabei den individuellen Ab-<br />

ruf von Spielfilmen, Informationen o<strong>der</strong> Spielen <strong>und</strong> ermöglichen die Kommunikation per E-mail o<strong>der</strong><br />

visueller Medien. Darüber hinaus wird es möglich, jegliche Dienstleistungen vom eigenen Fernseher<br />

aus zu erledigen. Services wie virtuelles Shopping, Online-Banking o<strong>der</strong> auch Weiterbildung (Home<br />

Learning) werden vom Fernseher aus steuer- <strong>und</strong> abrufbar.<br />

Die folgende Abbildung verdeutlicht die zu erwartende Vielfalt im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen <strong>der</strong> Zu-<br />

kunft.<br />

Abbildung 2-7: Services <strong>und</strong> mögliche Content-Provi<strong>der</strong> im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen<br />

Video-on-Demand<br />

• Bertelsmann<br />

• Disney<br />

• Kirch-Gruppe<br />

Home Shopping<br />

• Quelle<br />

• Otto<br />

Internet-Dienste<br />

• Dt. Telekom<br />

• AOL<br />

Information-on-Demand<br />

• Reuters<br />

• FAZ<br />

• Hoppenstedt<br />

ITV<br />

Kommunikation<br />

• Dt . Telekom<br />

• O.tel .o<br />

Games-on-Demand<br />

• Nintendo<br />

• SEGA<br />

Home Learning<br />

• Universitäten<br />

Home Services<br />

• Behörden, Restaurants,<br />

Kino & Theater<br />

Nun sind die einzelnen Dienste, wie z.B. Video-on-Demand <strong>und</strong> Home-Shopping, nicht unabhängig<br />

voneinan<strong>der</strong> zu sehen. Die gemeinsame Vernetzung untereinan<strong>der</strong> ermöglicht neue Geschäftsmodelle.<br />

Wenn nun beispielsweise im Video-on-Demand <strong>der</strong> neueste „Star-Wars-Film“ gezeigt wird, zugleich<br />

im interaktiven Home-Shopping <strong>der</strong> Kauf von Star-Wars-Merchandising-Produkten möglich ist <strong>und</strong><br />

sich im interaktiven Chat-Forum die Star-Wars-Fangemeinde trifft, dann nimmt <strong>der</strong> Nutzen aus <strong>der</strong><br />

20


gemeinsamen <strong>Nutzung</strong> vermutlich zu. Diese Idee haben Virtuelle Communities bereits im Internet<br />

realisiert. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> genauen Kenntnis <strong>der</strong> Präferenzen <strong>der</strong> Individuen können dort dem Nutzer<br />

maßgeschnei<strong>der</strong>te Angebote unterbreitet werden (Hagel <strong>und</strong> Armstrong 1997; Paul <strong>und</strong> Runte<br />

1998).<br />

Es bleibt also festzuhalten, daß Digitales Fernsehen die Vorstufe <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> dar-<br />

stellt. Die Möglichkeiten <strong>der</strong> Komprimierung, die durch die Digitalisierung entstehen, stellen die Vor-<br />

aussetzung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> dar. Nur bei einem integrierten Rückkanal kann von Interak-<br />

tivem Fernsehen gesprochen werden.<br />

2.3 Parallele Entwicklungstendenzen <strong>des</strong> Web-TV<br />

Parallel zur Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> mit dem Digitalen Fernsehen als Startplattform<br />

bestehen insbeson<strong>der</strong>e in den USA Bestrebungen, Internet-Dienste über das Fernsehmedium anzu-<br />

bieten.<br />

Das zu Microsoft gehörende Unternehmen Web-TV 2 bietet in Zusammenarbeit mit amerikanischen<br />

Kabelgesellschaften Internet- <strong>und</strong> Kommunikationsdienstleistungen für das Fernsehen an. Microsoft<br />

hat hierfür enorme finanzielle Mittel bereitgestellt, um frühzeitig einen Standard zu etablieren. Web-<br />

TV ist gleichzeitig ein Internet-Service-Provi<strong>der</strong> <strong>und</strong> Anbieter für vertiefende Informationen zu einzel-<br />

nen Fernsehsen<strong>der</strong>n (Desiere 1998). Unter Verwendung <strong>des</strong> Kabelnetzes als Übertragungsplattform<br />

wird das Fernsehgerät, analog zum Digitalen Fernsehen, mit einer Set-top-box (WebTVInter-<br />

net®Terminal) ausgestattet, welche sowohl für die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen als auch<br />

für die Bereitstellung von Internetservices verantwortlich ist.<br />

Neben den bekannten Kommunikationsdienstleistungen wie E-mail eröffnen sich durch die Verbin-<br />

dung von Internet <strong>und</strong> Fernsehen gänzlich neue Formen <strong>des</strong> Marketing. So ist es dem Zuschauer bei-<br />

spielsweise möglich, sich im Rahmen von Fernseh- <strong>und</strong> Werbebeiträgen direkt Informationen wie<br />

Preis o<strong>der</strong> Verfügbarkeit über gesehene Produkte, aber auch spezielle Promotions o<strong>der</strong> Händlerak-<br />

tionen zu beschaffen. Praktisch erfolgt dies durch das Anklicken von TV Crossover Links, die<br />

den Zuschauer direkt mit <strong>der</strong> Website <strong>des</strong> Werbenden verbinden. Die Darstellung <strong>des</strong> Internet ge-<br />

schieht dabei Bild-in-Bild auf dem Fernsehschirm <strong>des</strong> Zuschauers, <strong>der</strong> damit parallel das Fernsehge-<br />

schehen weiter verfolgen kann (www.webtv.com). Zur Zeit berechnet Web-TV seinen K<strong>und</strong>en für<br />

einen unlimitierten Zugang ins Internet $24,95 pro Monat (Pospischil 1999, S. 276).<br />

Die <strong>Nutzung</strong> dieser Technologie ist von einer schnellen Übertragungstechnik abhängig. Schmalbandi-<br />

ge Zugänge, über die <strong>der</strong>zeit die Mehrheit <strong>der</strong> Internet-Nutzer verfügt, lassen lediglich Datenströme<br />

2 Web-TV ist ein Markenname für Internet-TV (Desiere 1998).<br />

21


zu, die sich oftmals durch langsame Übertragungen mit schlechter Qualität <strong>und</strong> mangelhafter Syn-<br />

chronizität zwischen Bild <strong>und</strong> Ton auszeichnen. So kämpft das Web-TV in den USA mit einer Viel-<br />

zahl von technischen Problemen, die die Diffusion behin<strong>der</strong>n. Nichts<strong>des</strong>totrotz wird an <strong>der</strong> Weiter-<br />

entwicklung <strong>der</strong> Konvergenztechniken gearbeitet, so daß in <strong>der</strong> näheren Zukunft nicht nur PC in <strong>der</strong><br />

Lage sein werden, Fernseh- <strong>und</strong> Videobil<strong>der</strong> zu zeigen, son<strong>der</strong>n auch Internet-Inhalte auf dem Fern-<br />

sehschirm zu nutzen sind.<br />

Interaktives Fernsehen kann auch über den PC realisiert werden. So wurde z.B. im Pilotversuch In-<br />

foCity ein solcher Versuch gewagt, <strong>der</strong> jedoch nicht zu den von den Betreibern gewünschten Diffusi-<br />

onseffekten <strong>des</strong> Angebots führte (Keil 1998).<br />

Es wird dennoch deutlich, daß mit <strong>der</strong> Konvergenz von Fernsehen <strong>und</strong> Internet neue Formen <strong>der</strong><br />

Marketing- <strong>und</strong> Zielgruppenkommunikation von Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen entstehen, die die<br />

Attraktivität <strong>des</strong> gesamten Dienstepaketes <strong>des</strong> Digitalen bzw. <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> zu komplettie-<br />

ren <strong>und</strong> zu erhöhen vermögen. Letztendlich wird die Konvergenz aber zu einem umfassenden Endge-<br />

rät führen. Wie später noch ausführlich gezeigt wird, ist das Endgerät nur Mittel zum Zweck – die In-<br />

halte sind entscheidend. Eine Konvergenz <strong>der</strong> Endgeräte wird nicht zu einer dramatischen Verände-<br />

rung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sgewohnheiten führen, son<strong>der</strong>n nur die Flexibilität <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>smöglichkeiten stei-<br />

gern.<br />

Ob es durch diese parallele Entwicklung zu einem Wettbewerb <strong>der</strong> Systeme kommt o<strong>der</strong> langfristige<br />

Konvergenzentwicklungen von Web-TV <strong>und</strong> Interaktivem Fernsehen zu erwarten sind, bleibt unklar.<br />

Studien von Forrester Research (www.forrester.com), Ocum (www.ovum.com) o<strong>der</strong> ConCult<br />

(www.concult.de) lassen keine eindeutige <strong>Prognose</strong> zu (Desiere 1998).<br />

Der sich abzeichnende Wettbewerb zwischen den Systemen hat natürlich inhaltliche Konsequenzen<br />

für die vorliegende Arbeit. Der Fokus <strong>der</strong> Arbeit liegt eindeutig auf dem <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen <strong>und</strong><br />

nicht auf dem Web-TV, da dort Dienste wie z.B. Video-on-Demand noch nicht möglich sind. Somit<br />

wird eine klare Abgrenzung vorgenommen, die allerdings nur auf die inhaltlichen Ergebnisse Auswir-<br />

kungen hat. Die methodischen Erkenntnisse dieser Arbeit lassen sich hingegen auch auf das Web-TV<br />

transferieren, da auch dort die <strong>Nutzung</strong> von den realisierten Netzeffekten abhängt <strong>und</strong> für den Erfolg<br />

<strong>des</strong> Systems entscheidend ist.<br />

2.4 Intermedialer Vergleich<br />

In diesem Abschnitt werden die bisherigen Erfahrungen aus <strong>der</strong> Markteinführung von innovativen Sy-<br />

stemgütern (TV <strong>und</strong> Videotext, BTX sowie Internet) in Deutschland berichtet. Ein solcher interme-<br />

dialer Vergleich bringt wertvolle Einsichten für mögliche Erfolgsgrößen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

mit sich.<br />

22


• Barrieren <strong>und</strong> Erfolgsfaktoren <strong>des</strong> <strong>Fernsehens</strong> <strong>und</strong> <strong>des</strong> Videotexts<br />

Die Markteinführung <strong>des</strong> <strong>Fernsehens</strong> in Deutschland Ost <strong>und</strong> West ist durch die Regierung vorge-<br />

nommen <strong>und</strong> koordiniert worden. So begann 1952 <strong>der</strong> Nordwestdeutsche R<strong>und</strong>funk mit <strong>der</strong> Aus-<br />

strahlung eines regelmäßigen Fernsehprogramms im Westen Deutschlands (Johns 1998, S. 18). 3 Da<br />

<strong>der</strong> R<strong>und</strong>funk Angelegenheit <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> ist, ist zwar die politische Unabhängigkeit <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> von<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung gesichert, nicht jedoch die Unabhängigkeit von <strong>der</strong> Politik. So gründeten die<br />

Län<strong>der</strong> 1962/63 das ZDF <strong>und</strong> 1964 die Dritten Programme.<br />

Die Kommerzialisierung <strong>des</strong> <strong>Fernsehens</strong> begann mit einem Unfall in Luxemburg. Ein Flugzeug ramm-<br />

te einen Sendemast. Der daraufhin neu aufgebaute Sendemast <strong>des</strong> Sen<strong>der</strong>s RTL hatte eine wesent-<br />

lich stärkere Leistung <strong>und</strong> strahlte bis nach Westdeutschland aus (Johns 1998, S. 21 f.). Das Privat-<br />

fernsehen konnte schließlich durch die Entscheidung <strong>des</strong> B<strong>und</strong>esverfassungsgerichtes 1981 eingeführt<br />

werden. 1985 begannen die Privaten durch die Genehmigung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> mit ihren Programmen<br />

(Meffert <strong>und</strong> Hensmann 1993, S. 31). Es ist festzuhalten, daß die Markteinführung <strong>des</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

eine rein politische Entscheidung gewesen ist <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fernsehmarkt auch heute noch erheblichen re-<br />

gulativen Eingriffen <strong>der</strong> Politik ausgesetzt ist (Meffert <strong>und</strong> Hensmann 1993, S. 30 ff.). 4 So hat auch<br />

die Marktbearbeitung <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> noch stark unter den ordnungspolitischen Gegeben-<br />

heiten zu leiden (Clement <strong>und</strong> Becker 1998; Schrape 1995). Politisch motivierte Entscheidungen<br />

können Investitionsvorhaben behin<strong>der</strong>n, da insbeson<strong>der</strong>e in Deutschland eine beson<strong>der</strong>e Skepsis vor<br />

einer zentralisierten Medienmacht herrscht.<br />

Detailliertere Anregungen für diese Untersuchung lassen sich aus <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Markteinfüh-<br />

rung <strong>und</strong> Diffusion <strong>des</strong> Videotexts ableiten, da Videotext – ähnlich wie interaktive Dienste – eine in-<br />

haltliche Unterstützung <strong>des</strong> Fernsehprogramms darstellt. So sind die Parallelen zum <strong>Interaktiven</strong><br />

Fernsehen evident: (1) Der Nutzer muß das Medium aktiv nutzen, (2) es müssen interessante Inhalte<br />

angeboten werden, damit Videotext genutzt wird, (3) es bedarf eines videotextfähigen Endgerätes<br />

<strong>und</strong> schließlich (4) determiniert die <strong>Nutzung</strong> den Erfolg, indem dadurch höhere Werbeeinnahmen<br />

realisiert werden können.<br />

Im Rahmen eines Feldversuches wurde Videotext von <strong>der</strong> ARD <strong>und</strong> dem ZDF 1980 eingeführt<br />

(Kürble 1995, S. 15). Zwar gab es auch hier medienrechtliche Probleme – die Zeitungsverleger ar-<br />

gumentierten, daß Videotext eine „Darbietungsform von Presse“ sei, während die Fernsehsen<strong>der</strong><br />

dies als „R<strong>und</strong>funk“ interpretierten – die jedoch in einen Kompromiß mündeten (Kürble 1995, S.<br />

16).<br />

3 Im Osten wurde ab 1956 ein reguläres Programm ausgestrahlt (Johns 1998, S. 25).<br />

23


4 Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Witte (1997) bei den Pilotprojekten zu den neuen Medien.<br />

24


Wie die folgende Abbildung zeigt, hat sich Videotext mittlerweile in Deutschland durchgesetzt (Bähr-<br />

Seppelfricke 1999, S. 64, Kulpok 1991).<br />

Abbildung 2-8: Diffusion von Videotext in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland 5<br />

25<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Anzahl videotextfähiger Fernsehgeräte (in Mio.)<br />

0<br />

1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 Jahr<br />

Quelle: Media Perspektiven – Daten zur Mediensituation in Deutschland (1997, S. 66).<br />

Nahezu alle TV-Sen<strong>der</strong> in Deutschland nutzen mittlerweile die Austastlücke bei <strong>der</strong> Übertragung von<br />

Bildsignalen zur Bereitstellung eines Videotext-Angebotes. Hierfür können unter an<strong>der</strong>em folgende<br />

Einflüsse verantwortlich sein (Kürble 1995, S. 16 ff.):<br />

• Die Adoption von Videotext wurde dadurch geför<strong>der</strong>t, daß <strong>der</strong> Deco<strong>der</strong> sehr preiswert zu kau-<br />

fen war (unter 100 DM). Mittlerweile ist ein solcher Deco<strong>der</strong> in den meisten Fernsehgeräten<br />

standardmäßig enthalten.<br />

• Die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Videotexts ist nahezu kostenlos, wenn von den GEZ-Gebühren <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hin-<br />

nahme von Werbung abgesehen wird.<br />

• Die angebotenen Inhalte sind themenspezifisch, wenig komplex angeordnet <strong>und</strong> sehr aktuell. Die<br />

inhaltliche Qualität ist hoch.<br />

Durch das gemeinsame Vorgehen von ARD <strong>und</strong> ZDF ist ein Dienst geschaffen worden, <strong>der</strong> über ei-<br />

ne hohe inhaltliche Qualität verfügt <strong>und</strong> durch die einfache Navigation gut zu nutzen ist. Zudem wurde<br />

<strong>der</strong> Deco<strong>der</strong> relativ preiswert angeboten. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite existieren noch immer folgende<br />

Hemmnisse (Kürble 1995, S. 18): So ist die Darstellung <strong>der</strong> Inhalte noch immer sehr kryptisch <strong>und</strong><br />

erinnert an Computerprogramme <strong>der</strong> ersten Generation. Des weiteren liegen lange Wartezeiten vor,<br />

bis die gewünschte Seite gef<strong>und</strong>en wird.<br />

5 Für die Hilfe <strong>der</strong> Datenbeschaffung sei an dieser Stelle Dr. Ulrike Bähr-Seppelfricke herzlich gedankt.


• Barrieren <strong>und</strong> Erfolgsfaktoren <strong>des</strong> Bildschirmtexts (BTX)<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> Historie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Akzeptanzprobleme <strong>des</strong> Kritische-Masse-Systems BTX ist in-<br />

teressant, weil dort zum ersten Mal eine Konvergenz <strong>der</strong> zwei Wirtschaftsbereiche Computer- <strong>und</strong><br />

Telekommunikation festzustellen ist. BTX ermöglichte den Abruf gespeicherter Informationen, die In-<br />

teraktion zwischen Anbietern <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Nachfragern <strong>und</strong> die Verbindung zu externen Rechnern<br />

(Berndt <strong>und</strong> Fantapié Altobelli 1991, S. 955). Des weiteren war die Kommunikation per E-mail<br />

möglich. Auch Home-Shopping o<strong>der</strong> -Banking waren per BTX durchführbar (Albers <strong>und</strong> Peters<br />

1995; Bähr-Seppelfricke 1999, S. 65; Klophaus 1996).<br />

In Deutschland beginnt die Geschichte <strong>des</strong> BTX mit den Feldversuchen im Jahre 1982 <strong>und</strong> dem offi-<br />

ziellen Start auf <strong>der</strong> Funkausstellung 1983 (Albers <strong>und</strong> Peters 1995; Klophaus 1996; Kürble 1995,<br />

S. 11; Peters <strong>und</strong> Clement 1999, S. 20 sowie Witte 1997, S. 426). Die b<strong>und</strong>esweite Einführung <strong>des</strong><br />

Dienstes wurde aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sogenannten IBM-Panne 6 verzögert <strong>und</strong> fand erst im Juni 1984 statt.<br />

Doch dieser mit großen Erwartungen „belastete“ Dienst, dem in verschiedenen <strong>Prognose</strong>n bis zu 20<br />

Millionen (Hecheltjen 1985) Nutzer vorhergesagt worden sind, erfüllte diese in keiner Weise: 1989<br />

waren lediglich 200.000 Teilnehmer statt erwarteter 3 Millionen zu verzeichnen (Albers <strong>und</strong> Peters<br />

1995). Diese Entwicklung stand im extremen Gegensatz zu <strong>der</strong> Entwicklung in Frankreich, wo <strong>der</strong><br />

Dienst „Minitel“ bereits mehrere Millionen Nutzer hatte. 7 Dies wurde auf die überlegene Marktein-<br />

führungsstrategie zurückgeführt. Im Gegensatz zur Telekom setzte die französische Telefongesell-<br />

schaft auf eine geschickte sukzessive regionale Einführung 8 <strong>und</strong> machte aus <strong>der</strong> Telefonauskunft eine<br />

Killer-Applikation, indem die Telefonbücher nicht mehr kostenfrei abgegeben wurden (Kürble 1995,<br />

S. 12). Darüber hinaus sorgten etliche erotische Angebote (lokale Dating-Services etc.) für eine<br />

schnelle Akzeptanz <strong>und</strong> Diffusion <strong>des</strong> Dienstes. Die analogen Bemühungen <strong>des</strong> kleinen Pionierteams<br />

bei <strong>der</strong> Deutschen B<strong>und</strong>espost wurden damals erheblich durch politische Einflüsse erschwert.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Neuausrichtung <strong>der</strong> Deutschen Telekom AG wurde 1993 (1) <strong>der</strong> Zugang zu BTX<br />

über ein normales Computermodem möglich, (2) die Übertragungsrate erhöht (auf 2.400 bit/s), (3)<br />

das Netz für zusätzliche Angebote geöffnet <strong>und</strong> (4) <strong>der</strong> Name BTX in Datex-J (J für Je<strong>der</strong>mann)<br />

umgetauft (Kürble 1995, S. 13; Peters <strong>und</strong> Clement 1999, S, 21 f.).<br />

6<br />

Hierbei handelt es sich um die nicht fristgerechte Lieferung von Bestandteilen <strong>der</strong> Zentraltechnik, die für die<br />

CEPT-Oberfläche notwendig gewesen sind (Peters <strong>und</strong> Clement 1999, S. 27).<br />

7<br />

Interessanterweise ist <strong>der</strong> Erfolg <strong>des</strong> Minitel einer <strong>der</strong> Hauptgründe, warum die Diffusion <strong>des</strong> Internet in<br />

Frankreich bislang schleppend verläuft (www.nua.ie).<br />

8<br />

Die Vorteilhaftigkeit einer solchen „Roll-Out-Strategie“ wurde bereits empirisch gezeigt (Brown <strong>und</strong> Lattin<br />

1994).<br />

26


Die Wende für den heutigen deutschen T-Online-Dienst wurde 1993 mit <strong>der</strong> Umbenennung <strong>des</strong><br />

Dienstes in Datex-J eingeläutet, als die Vermarktung <strong>des</strong> Dienstes an eigenständige dynamische<br />

Vermarkter (z.B. 1&1) ausgeglie<strong>der</strong>t wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurden ca. 400.000 Nutzer ver-<br />

zeichnet. Die Vermarkter beschritten einen neuen, aggressiven Direktvertriebsweg <strong>und</strong> erließen den<br />

K<strong>und</strong>en die Anschlußgebühr in Höhe von 50 DM. Das gebündelte Angebot von Dienstnutzung <strong>und</strong><br />

dem zum Betrieb notwendigen Modem mit entsprechen<strong>der</strong> Installationsanleitung erleichterte die In-<br />

stallation <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong>. Zugleich trieben die Vermarkter zusammen mit Datex-J die Fokussierung <strong>des</strong><br />

inhaltlichen Angebots auf die Zielgruppen voran.<br />

Mittlerweile hat sich BTX in sehr abgewandelter Form als T-Online durchgesetzt (Albers <strong>und</strong> Peters<br />

1998, S. 110; Pospischil 1999). Kürble (1995, S. 11 ff.) führt mehrere Gründe für das anfängliche<br />

Scheitern <strong>des</strong> BTX an: (1) Die IBM-Panne verzögerte die b<strong>und</strong>esweite Einführung <strong>des</strong> BTX. (2)<br />

Hohe Kosten für die Nachfrager, da sie die Anschaffungskosten für das Endgerät (ab 1781 DM;<br />

Berndt <strong>und</strong> Fantapié Altobelli 1991, S. 955) <strong>und</strong> <strong>des</strong> Modem-Anschlusses voll übernehmen mußten<br />

(Albers <strong>und</strong> Peters 1998, S. 110). (3) Die hohen Kosten für die Anbieter <strong>der</strong> Inhalte führten zu ei-<br />

nem nur geringen Angebot. Zudem waren die Angebote häufig nicht aktuell o<strong>der</strong> von geringer inhalt-<br />

licher Qualität. (4) Das BTX war sehr kryptisch aufgebaut, unübersichtlich gestaltet <strong>und</strong> somit als<br />

sehr komplex in <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Nutzer verankert. Es gab kaum strukturierte Informationen,<br />

weil sich die Marktakteure nicht miteinan<strong>der</strong> verständigt hatten. (5) Die Übertragungsgeschwindig-<br />

keiten sind sehr gering gewesen <strong>und</strong> führten zu langen Wartezeiten.<br />

• Barrieren <strong>und</strong> Erfolgsfaktoren <strong>des</strong> Internet<br />

Das Internet wächst dramatisch <strong>und</strong> die <strong>Prognose</strong>n sehen in absehbarer Zeit keine Trendwende<br />

(Hoppe <strong>und</strong> Kracke 1998, S. 390). Damit Nutzer in das Internet kommen, benötigen sie einen Onli-<br />

ne-Dienst, <strong>der</strong> als k<strong>und</strong>enfre<strong>und</strong>licher Zugang zum Internet bezeichnet wird (Booz Allen & Ha-<br />

milton 1997, S. 42). Online-Dienste (z.B. AOL o<strong>der</strong> T-Online) bieten aber mehr als nur den reinen<br />

Internetzugang: Informationen, Chats, Home-Banking etc. werden als Zusatzangebote ihren Abon-<br />

nenten bereitgestellt (Gerpott <strong>und</strong> Heil 1998; Oenicke 1997; Peters <strong>und</strong> Clement 1999). Festzuhal-<br />

ten bleibt, daß Online-Dienste in ihrer bisherigen Art immer weniger den attraktiven Inhalten <strong>des</strong> In-<br />

ternet Konkurrenz machen können <strong>und</strong> sich nach <strong>und</strong> nach zu reinen Internet-Service-Provi<strong>der</strong>n<br />

entwickeln werden (Gerpott <strong>und</strong> Heil 1998; Peters <strong>und</strong> Clement 1999).<br />

Die historische Entwicklung <strong>der</strong> Online-Dienste in Deutschland, die mit <strong>der</strong> Einführung <strong>des</strong> BTX be-<br />

gann, wird ausführlich bei Peters <strong>und</strong> Clement (1999) dargestellt. Die Abbildung 2-9 zeigt die Diffu-<br />

sion <strong>der</strong> Online-Dienste in Deutschland.<br />

27


Abbildung 2-9: Entwicklung von Online-Diensten in Deutschland<br />

Nutzerbestand<br />

5.000.000<br />

4.500.000<br />

4.000.000<br />

3.500.000<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

I/1990<br />

II/1990<br />

I/1991<br />

II/1991<br />

I/1992<br />

II/1992<br />

Quelle: Peters <strong>und</strong> Clement (1999, S. 26).<br />

I/1993<br />

II/1993<br />

I/1994<br />

II/1994<br />

I/1995<br />

CompuServe<br />

II/1995<br />

Periode (Halbjahre)<br />

I/1996<br />

II/1996<br />

I/1997<br />

Alle Dienste<br />

Germany.Net<br />

II/1997<br />

I/1998<br />

T-Online<br />

II/1998<br />

AOL<br />

I/1999<br />

Metronet/<br />

PrimusOnline<br />

Was waren die Gründe für ein <strong>der</strong>artiges Wachstum? Der wesentliche Gr<strong>und</strong> für den hohen Diffusi-<br />

onsgrad <strong>des</strong> T-Online in Deutschland lag in <strong>der</strong> Bereitstellung <strong>des</strong> Home-Banking. Dieser Dienst<br />

kann als Killer-Applikation für T-Online angesehen werden (Peters <strong>und</strong> Clement 1999, S. 27). Wel-<br />

che Ziele Online-Nutzer weiterhin verfolgen, zeigt die folgende Untersuchung: Die Betrachtung <strong>der</strong><br />

benutzen Online-Einsatzmöglichkeiten zeigt, daß 83% (66%) <strong>der</strong> Online-Nutzer ab 14 Jahren zu-<br />

min<strong>des</strong>t gelegentlich nach kostenlosen (gebührenpflichtigen) Informationen suchen, 78% E-mails<br />

versenden o<strong>der</strong> empfangen, 67% Datentransfer bzw. -download betreiben, 36% Bankgeschäfte<br />

durchführen <strong>und</strong> 33% chatten wollen (Media-Perspektiven 1997). Demnach ist die inhaltliche Quali-<br />

tät <strong>des</strong> Internet bzw. die erweiterte Kommunikationsmöglichkeit für die zunehmende Nachfrage nach<br />

Online-Anschlüssen (Adoption) bzw. für zunehmende <strong>Nutzung</strong>sdauern im Internet verantwortlich.<br />

Mittlerweile kann davon ausgegangen werden, daß die Kritische Masse überschritten ist.<br />

Zur Zeit bestehen umfangreiche Planungsmodelle bei Bertelsmann (die sogenannte Breitbandgruppe),<br />

die von einem <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen über das Internet ausgehen. Dort soll insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Online-<br />

Dienst AOL als Vermarktungs-Portal für <strong>der</strong>artige Fernsehdienste verwendet werden<br />

(www.aol.com). Neuere Netztechnologien (z.B. ADSL) lassen diese Visionen eventuell Wirklichkeit<br />

werden.<br />

Trotz aller Bemühungen <strong>der</strong> Anbieter, interessante Inhalte im Internet anzubieten, existieren weiterhin<br />

Diffusionsbarrieren. Diese lassen sich in technologische, rechtliche, nutzer- <strong>und</strong> anbieterspezifische<br />

Diffusionsbarrieren unterteilen (Abbildung 2-10):<br />

28


Abbildung 2-10: Diffusionsbarrieren <strong>des</strong> Internet<br />

29<br />

Fehlen eines<br />

flächendeckenden<br />

Netzes<br />

Infrastruktur<br />

Datenschutz<br />

Datensicherheit<br />

Derzeitige Internet-Diffusionsbarrieren<br />

Technologische Diffusionsbarrieren<br />

Nutzerspezifische<br />

Diffusionsbarrieren<br />

- Akzeptanz<br />

- Kostenstruktur<br />

- Netzzugang<br />

Quelle: von <strong>der</strong> Oelsnitz <strong>und</strong> Müller (1996, S. 267).<br />

Rechtliche Diffusionsbarrieren<br />

Anbieterspezifische<br />

Diffusionsbarrieren<br />

- Leistungsangebot<br />

- Zahlungsmodus<br />

- Distributionsstruktur<br />

Datenauthentizität Urheberschutz<br />

Rechtliche<br />

Transaktionsvorschriften<br />

Leitungskapazität Übertragungsqualität<br />

Internationale<br />

Rechtsvorschriften<br />

Kritische-<br />

Masse-<br />

Produkt<br />

Zahlungssicherheit<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich sind die technologischen Probleme lösbar, wenngleich dies noch etwas länger dauern<br />

wird. Problematischer ist jedoch <strong>der</strong> rechtliche Bereich <strong>und</strong> die Wahrnehmung <strong>der</strong> Nutzer. Zwar<br />

werden immer wie<strong>der</strong> Argumente wie mangelnde Zahlungssicherheit <strong>und</strong> Probleme <strong>des</strong> Datenschut-<br />

zes als Akzeptanzbarrieren für die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Internet angeführt (Bachem, Heesen <strong>und</strong> Pfennig<br />

1996; Deutsch 1998, S. 227), jedoch kann eine geeignete Kommunikationspolitik helfen, diese Ak-<br />

zeptanzbarrieren in <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Nutzer zu reduzieren. Deutlich wird jedoch, daß diese<br />

Diffusionsbarrieren auch für das Interaktive Fernsehen gelten können <strong>und</strong> im folgenden berücksichtigt<br />

werden müssen.<br />

Zusammenfassend lassen sich folgende Schlüsse aus <strong>der</strong> gemeinsamen Betrachtung <strong>der</strong> dargestellten<br />

Systemgüter ziehen, die theoretisch im dritten Abschnitt untermauert werden:<br />

Die fehlende Abstimmung <strong>der</strong> Marktpartner kann bei <strong>der</strong> Markteinführung von Kritische-Masse-<br />

Systemen die Diffusion stark behin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> dazu führen, daß die Kritische Masse nicht erreicht wird.<br />

Kritische-Masse-Systeme bedingen ebenfalls einen geringen Nutzen <strong>des</strong> Systems für die frühen<br />

Adopter, da <strong>der</strong> Nutzen von <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> vieler an<strong>der</strong>er abhängt. Deswegen ist die Zahlungsbereit-<br />

schaft anfangs nur gering. Das Beispiel <strong>des</strong> BTX zeigt deutlich, wie durch mangelhaftes Marketing<br />

(zu hohe Preisfor<strong>der</strong>ungen) die Diffusion behin<strong>der</strong>t wird.


Zudem wird deutlich, daß je<strong>des</strong> einzelne System seine produktspezifischen Eigenheiten hat, die den<br />

Nutzen determinieren. Da dies auch für das Interaktive Fernsehen zu vermuten ist, wird die Notwen-<br />

digkeit einer eigenen Untersuchung deutlich.<br />

Damit stellt sich natürlich sofort die Frage, mit welchen Methoden die an<strong>der</strong>en Systemgüter zu ihrer<br />

Zeit <strong>der</strong> Markteinführung vorbereitet bzw. begleitet wurden.<br />

In aller Regel wurden die Systemgüter im Rahmen von Pilotprojekten vor <strong>der</strong> Markteinführung gete-<br />

stet (Witte 1997). Innerhalb dieser Pilotversuche wurden wissenschaftliche Begleitforschungen ange-<br />

stellt, <strong>der</strong>en methodische Qualität gemäß Witte (1997, S. 426) sehr hoch gewesen ist. Zumeist fo-<br />

kussieren diese Untersuchungen jedoch nicht betriebswirtschaftliche Aspekte, son<strong>der</strong>n eher soziolo-<br />

gische o<strong>der</strong> psychologische Aspekte. Dies geschieht vor allem vor dem Hintergr<strong>und</strong>, daß staatliche<br />

Geldgeber die Pilotprojekte z.T. för<strong>der</strong>n. Somit werden weniger Marketing-Fragen analysiert. Den-<br />

noch werden fast immer Untersuchungen zur Akzeptanz <strong>des</strong> neuen Mediums durchgeführt. Deutlich<br />

wird jedoch, daß Netzeffekte bislang nicht in die Fragestellung eingegangen sind <strong>und</strong> <strong>des</strong>wegen rein<br />

statische <strong>Analyse</strong>n vorliegen.<br />

Da die meisten <strong>Analyse</strong>n unveröffentlicht sind, ist über die Methodik wenig bekannt. Somit liegen<br />

we<strong>der</strong> Adoptionsstudien vor, noch sind Untersuchungen bekannt, die eine <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> bei<br />

zunehmenden Netzeffekten vor <strong>der</strong> Markteinführung abbilden. Bis heute wurde keine Studie ver-<br />

öffentlicht, in <strong>der</strong> die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> empirisch untersucht wird <strong>und</strong> anhand de-<br />

rer Aussagen über die Wirkung von Netzeffekten abzuleiten sind.<br />

Die <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> Diffusion einiger neuer Medien ist hingegen schon Gegenstand mehrerer For-<br />

schungsarbeiten gewesen (Albers <strong>und</strong> Peters 1998; Bähr-Seppelfricke 1999). Da jedoch die vorlie-<br />

gende Arbeit nicht auf <strong>der</strong> aggregierten Ebene eine <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> liefern soll, son<strong>der</strong>n viel-<br />

mehr die individuellen <strong>Nutzung</strong>sfaktoren im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehen, können die Diffusionsstudien, die<br />

z.T. auch nur eine geringe Güte <strong>der</strong> <strong>Prognose</strong> bzw. <strong>der</strong> Anpassung aufweisen, keine sinnvolle Alter-<br />

native darstellen.<br />

Die Kenntnis <strong>der</strong> individuellen <strong>Nutzung</strong>sfaktoren ist insbeson<strong>der</strong>e für die interaktiven Medien von be-<br />

son<strong>der</strong>em Interesse, da sie ein effektives <strong>und</strong> vor allem effizientes One-to-One-Marketing ermögli-<br />

chen (Peppers <strong>und</strong> Rogers 1997).<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e steht die theoretische Herleitung von <strong>Nutzung</strong>sfaktoren <strong>und</strong> <strong>der</strong>en empirische<br />

Prüfung auf disaggregierter Ebene im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Nur so kann auch die <strong>Nutzung</strong> bei einem dyna-<br />

mischen Nutzenverlauf sinnvoll untersucht werden.<br />

30


3 Hypothesen zum Markterfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

31<br />

<strong>Fernsehens</strong><br />

Der Markterfolg einer Innovation wie das Interaktive Fernsehen hängt von einer Vielzahl von Ein-<br />

flußfaktoren ab. Eine schnelle Durchsetzung <strong>des</strong> Systems im Markt erfor<strong>der</strong>t die genaue <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong><br />

notwendigen Voraussetzungen <strong>und</strong> eine hierfür optimierte Marketing-Politik. Die Beson<strong>der</strong>heiten ei-<br />

nes solchen Systems werfen Fragen in bezug auf das Marketing von Systemgütern <strong>und</strong> die Ökono-<br />

mie von Netzeffekten auf. Hieraus ist eine Vielzahl von Einflüssen auf die Adoption <strong>und</strong> Diffusion <strong>des</strong><br />

Systems, aber insbeson<strong>der</strong>e auch auf die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> abzuleiten, die Ge-<br />

genstand dieses Kapitels sind. Im ersten Abschnitt werden Aspekte von Systemtechnologien <strong>und</strong><br />

Netzeffekten genauer beleuchtet, um Implikationen für die drei folgenden Abschnitte <strong>der</strong> Adoption<br />

(3.2), Diffusion (3.3) <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> (3.4) eines solchen Systems abzuleiten. Der Abschnitt 3.5 be-<br />

schäftigt sich mit dem Gesamtnutzen <strong>des</strong> Systems. Dort werden Hypothesen zu <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Zah-<br />

lungsbereitschaft generiert. Das dritte Kapitel schließt mit einer Übersicht <strong>der</strong> theoretisch abgeleiteten<br />

Hypothesen (3.6).<br />

3.1 Markterfolg bei Systemtechnologien mit Netzeffekten<br />

3.1.1 Überblick über Systemgüter mit Netzeffekten<br />

Zum Verständnis <strong>der</strong> Ökonomie von Systemtechnologien ist ein Umdenken weg vom einzelnen Gut<br />

in Richtung ganzheitlicher Systeme notwendig (Köster 1999, S. 5). Weiber (1997b, S. 286) be-<br />

zeichnet Systemtechnologien allgemein als „[...] eine auf <strong>der</strong> Informationstechnik basierende[n]<br />

Kombination von serien- <strong>und</strong> einzelgefertigten Produkten, die über die sogenannte Systemarchitektur<br />

in einen integrativen Nachfrageverb<strong>und</strong> treten“. Als das zentrale Merkmal von Systemgütern ist anzu-<br />

führen, daß sie einer <strong>Nutzung</strong>sverb<strong>und</strong>enheit (joint usage) <strong>der</strong> einzelnen Komponenten unterliegen<br />

(Backhaus 1995, S. 347 ff.; Taschner 1998, S. 67; Weiber 1997a, S. 3). Diese <strong>Nutzung</strong>sverbun-<br />

denheit zeigt sich darin, daß <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> gesamten Systems höher ist als die Summe <strong>der</strong> Nutzen<br />

<strong>der</strong> einzelnen Systemkomponenten (Weiber 1997a, S. 3). Die Systemkomponenten stellen eigene<br />

Wirtschaftsgüter dar, die aber zumeist in einem Bündel zusammen erworben werden. Nur durch die<br />

Integration <strong>der</strong> einzelnen Systemkomponenten in eine umfassende Systemarchitektur, die aus den<br />

einzelnen Komponenten ein funktions- <strong>und</strong> leistungsfähiges System entstehen läßt, können Synergie-<br />

effekte realisiert werden.<br />

Die Höhe <strong>der</strong> Synergieeffekte hängt vom Systemtyp ab. Hierzu sind gemäß Backhaus (1995) die<br />

folgenden Typen zu unterscheiden:


Abbildung 3-1: Systematisierung von Systemtypen<br />

Quelle: Backhaus (1995, S. 355).<br />

Stand-Alone-Systeme<br />

(Horizontale)<br />

Erweiterungssysteme<br />

Systemtypen<br />

Kritische-Masse-<br />

Systeme<br />

(Vertikale)<br />

Verkettungssysteme<br />

Erweiterungssysteme basieren auf einer im Vorfeld festgelegten Systemarchitektur, die die Schnitt-<br />

stellen zu den an<strong>der</strong>en Systemkomponenten so definiert, daß eine Verbindung zur Informationsüber-<br />

tragung entstehen kann. Erweiterungssysteme stellen beispielsweise Tele- o<strong>der</strong> Bürokommunikati-<br />

onssysteme dar, die mit kompatiblen Komponenten erweitert bzw. vernetzt werden können. Bei den<br />

Erweiterungssystemen ist ferner zwischen Stand-Alone-Systemen <strong>und</strong> Kritische-Masse-Systemen zu<br />

unterscheiden. Stand-Alone-Systeme können isoliert eingesetzt werden (d.h. sie liefern einen relativ<br />

großen originären Produktnutzen), 9 wohingegen Kritische-Masse-Systeme dadurch gekennzeichnet<br />

sind, daß <strong>der</strong> Nutzen für den K<strong>und</strong>en nur dann entsteht, wenn eine bestimmte Min<strong>des</strong>tmenge von<br />

Teilnehmern an das System angeschlossen ist (Backhaus 1995, S. 357). 10<br />

Verkettungssysteme stellen Systemlösungen dar, bei denen eigenständig konzipierte Teilsysteme zu<br />

einer Kette integriert werden können. Das Hauptmerkmal von Verkettungssystemen ist somit die fle-<br />

xible Gesamtarchitektur, die die Integration mehrerer Teilsysteme zu einem Gesamtsystem zuläßt<br />

(Backhaus 1995, S. 357 sowie Backhaus, Auf<strong>der</strong>heide <strong>und</strong> Späth 1994, S. 4 ff.). So stellen die<br />

Vernetzung zweier PC o<strong>der</strong> aber komplexere Vernetzungen im Rahmen <strong>der</strong> CIM-Technologie 11<br />

solche Verkettungen dar.<br />

In dieser Arbeit wird das Interaktive Fernsehen betrachtet. Ein solches System stellt ein horizontales<br />

Erweiterungssystem dar. 12 Die einzelnen Komponenten können zu unterschiedlichen Zeitpunkten er-<br />

worben <strong>und</strong> über die Systemarchitektur miteinan<strong>der</strong> verknüpft werden. Die Käufe erfolgen nicht un-<br />

9 Der PC ist ein beispielsweise ein Stand-Alone-System, da er selbst bei isolierter, d.h. nicht vernetzter, An-<br />

wendung sinnvoll eingesetzt werden kann <strong>und</strong> somit einen originären Nutzen stiftet.<br />

10 Typische Beispiele für Kritische-Masse-Systeme sind Telefon, Telefax, E-mail, BTX etc.<br />

11 Unter CIM (Computer Integrated Manufacturing) wird die möglichst vollständige Integration computergestützter,<br />

betriebswirtschaftlicher <strong>und</strong> technischer Informationsverarbeitung verstanden (Günther <strong>und</strong> Tempelmeier<br />

1994, S. 5).<br />

12 Im folgenden Abschnitt wird zusätzlich gezeigt, daß das ITV ein Kritische-Masse-System darstellt.<br />

32


abhängig voneinan<strong>der</strong>, da durch die Entscheidung zur Teilnahme an einem Erweiterungssystem eine<br />

Systembindung vorliegt, die bewirkt, daß nur die Komponenten im späteren Verlauf gekauft werden,<br />

die kompatibel zur Systemarchitektur sind (Taschner 1998, S. 74). Es liegt ein Einfluß auf die Kauf-<br />

entscheidung eines Nachfragers durch zeitlich vorgelagerte <strong>und</strong> durch zukünftig geplante Käufe vor<br />

(Weiber 1997a, S. 1). Es kommt demnach auf <strong>der</strong> Nachfrageseite zu einer Gr<strong>und</strong>satzentscheidung<br />

über die Wahl <strong>der</strong> „richtigen“ Systemtechnologie. Diese Systembindung beschränkt die Entschei-<br />

dungsfreiheit <strong>und</strong> führt zu einer sogenannten „Lock-in-Situation“, die dann vorliegt, „[...] wenn ein<br />

Entscheidungsträger aufgr<strong>und</strong> spezifischer Investitionen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> positiver Erfahrungen in seinem zu-<br />

künftigen Handlungsweisen mehr o<strong>der</strong> weniger stark festgelegt ist.“ (Weiber 1997b, S. 298;<br />

Taschner 1998, S. 74). Die Stärke <strong>der</strong> Lock-in-Situation hängt dabei zum einen von <strong>der</strong> Einschrän-<br />

kung <strong>der</strong> Entscheidungsparameter bei Folgetransaktionen <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> spezi-<br />

fischen Investitionen <strong>und</strong> schließlich von den psychologischen Bindungen, also <strong>der</strong> Frage, ob <strong>der</strong><br />

Adopter überhaupt wechseln will, ab. Der sukzessive Kauf von Komponenten, die miteinan<strong>der</strong><br />

kompatibel sein müssen, kann die Entscheidungsfreiheit bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Folgetransaktion be-<br />

schränken:<br />

Abbildung 3-2: Beschränkung <strong>der</strong> Entscheidungsalternativen bei Folgekäufen<br />

33<br />

Transaktion A<br />

Quelle: Beinlich (1996, S. 24).<br />

Entscheidungsparameter<br />

<strong>und</strong> Ausprägungen<br />

A1 (A1a, A1b,...,A1x)<br />

A2 (A2a, A2b,...,A2x)<br />

Ax<br />

stößt an<br />

limitiert<br />

determiniert<br />

Entscheidungsparameter<br />

<strong>und</strong> Ausprägungen<br />

B1 (B1a, B1b,...,B1x)<br />

B2 (B2a, B2b,...,B2x)<br />

Zum einen kann, nachdem die Initialtransaktion A vorgenommen wurde, eine Folgetransaktion B an-<br />

gestoßen werden. Hierunter kann beispielsweise <strong>der</strong> Anstoß zum Kauf einer So<strong>und</strong>card nach dem<br />

Initialkauf <strong>des</strong> PC verstanden werden. Ohne PC stiftet die So<strong>und</strong>card keinen Nutzen, jedoch gilt<br />

dieses nicht vice versa. Allerdings kann es sein, daß die Entscheidungsfreiheit limitiert wird, weil nur<br />

einige wenige kompatible So<strong>und</strong>cards zu dem gekauften PC erhältlich sind. Werden bei <strong>der</strong> Initial-<br />

transaktion hingegen sämtliche Entscheidungsparameter für die folgenden Käufe eindeutig festgelegt,<br />

dann liegt eine Determination auf die Folgeprodukte vor (Weiber 1997b, S. 298).<br />

Mit abnehmen<strong>der</strong> Entscheidungsfreiheit steigt die nachfrageseitig wahrgenommene Lock-in-Situation.<br />

Ferner ist die wahrgenommene Höhe dieser Lock-in-Situation noch von dem Spezifitätsgrad <strong>der</strong> In-<br />

Bx<br />

Transaktion B


vestition abhängig. Der Spezifitätsgrad einer Investition läßt sich durch die Höhe <strong>der</strong> Quasi-Rente<br />

messen. Die Quasi-Rente gibt Auskunft über den Differenzbetrag zwischen dem erzielten Ertrag <strong>und</strong><br />

dem Ertrag <strong>der</strong> Investition, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> nächstbesten Verwendung erzielt worden wäre (Alchian <strong>und</strong><br />

Woodward 1988, S. 67; Picot <strong>und</strong> Dietl 1990, S. 179). Ein Initialkäufer ist in eine Beziehung einge-<br />

schlossen, wenn eine alternative Verwendung <strong>der</strong> Investition unmöglich ist o<strong>der</strong> nur zu einem wesent-<br />

lich geringeren Nutzen führen würde. Denn je mehr das System auf den Anwen<strong>der</strong> zugeschnitten ist,<br />

d.h. je spezifischer die Investition ist, <strong>und</strong> je weniger die adoptierte Systemtechnologie kompatibel zu<br />

alternativen Systemen o<strong>der</strong> Technologien ist, <strong>des</strong>to geringer fällt <strong>der</strong> ex post erzielbare Alternativ-<br />

o<strong>der</strong> Veräußerungserlös aus, wenn ein Wechsel angestrebt wird (Backhaus, Auf<strong>der</strong>heide <strong>und</strong> Späth<br />

1994, S. 46 ff.; Föhr 1991, S. 60). Ein sehr hoher Spezifitätsgrad kann somit zu monopolartigen<br />

Austauschbeziehungen führen <strong>und</strong> die Risikowahrnehmung <strong>des</strong> Nachfragers beeinflussen.<br />

Der aus <strong>der</strong> Transaktionskostentheorie entstammende Begriff <strong>der</strong> Spezifität ist hier nur begrenzt um-<br />

setzbar (Weiber <strong>und</strong> Adler 1995, S. 44 f.). In <strong>der</strong> von Commons (1931) begründeten <strong>und</strong> durch<br />

Coase (1937) weiterentwickelten Transaktionskostentheorie werden unter transaktionsspezifischen<br />

Investitionen solche Investitionen in Sach- o<strong>der</strong> Humankapital verstanden, die unmittelbar mit <strong>der</strong><br />

Transaktion zusammenhängen (Picot 1991, S. 148 f.; Williamson 1979, S. 239 f.). In dieser Arbeit<br />

ist es jedoch weniger relevant, welche transaktionsspezifischen Investitionen vorgenommen werden<br />

müssen, son<strong>der</strong>n vielmehr interessieren die objektspezifischen Investitionen. Die Investition <strong>des</strong> Kun-<br />

den in das Systemgut, indem die Initialtransaktion A durchgeführt wird (z.B. durch Adoption eines<br />

Endgerätes), stellt hier die transaktionsobjektspezifische Situation dar, die mit <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Quasi-<br />

Rente die wahrgenommene Lock-in-Situation determiniert.<br />

Erweiterungssysteme, die auf einer gemeinsamen Systemarchitektur basieren, führen zu Lock-in-<br />

Situationen (Clement, Litfin <strong>und</strong> Peters 1998, S. 84). Nachdem systemspezifische Investitionen vor-<br />

genommen wurden, kann die Lock-in-Situation nur durch die Inkaufnahme von Kosten überw<strong>und</strong>en<br />

werden. Die Kosten können dann als Wechselkosten definiert werden, wenn es zu einem Wechsel<br />

vom System (bzw. von <strong>der</strong> Technologie) A zu B kommt (Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999, S. 108 ff.). Die-<br />

se Wechselkosten lassen sich zurückführen auf (1) sogenannte direkte Wechselkosten, die im we-<br />

sentlichen aus Transaktions- <strong>und</strong> Installationskosten bestehen, (2) Lernkosten, durch neu zu erler-<br />

nende Betriebssysteme <strong>und</strong> (3) vertragsbezogene Kosten, die durch Vertragsstrafen bzw. entgan-<br />

gene Rabatte entstehen (Klemperer 1987, S. 375 ff.). Die Höhe <strong>der</strong> Wechselkosten ist von den Sy-<br />

stembindungseffekten abhängig, die durch Inkompatibilitäten auftreten. Systemtechnologien basieren<br />

34


auf einer Systemarchitektur, die die unterschiedlichen Komponenten miteinan<strong>der</strong> verbindet, woraus<br />

zugleich die Notwendigkeit <strong>der</strong> Kompatibilität <strong>der</strong> Komponenten zueinan<strong>der</strong> ersichtlich wird. 13<br />

Jedoch ist <strong>der</strong> durch die technische Abhängigkeit bedingte Zwang zum Kauf einer kompatiblen Sy-<br />

stemkomponente, d.h. <strong>der</strong> zeitraumbezogene Nachfrageverb<strong>und</strong>, vom Offenheitsgrad <strong>der</strong> Systemar-<br />

chitektur abhängig (Weiber 1997b, S. 302 f.). Der Offenheitsgrad eines Systems kann so eng defi-<br />

niert sein, daß nur Komponenten <strong>des</strong> gleichen Anbieters miteinan<strong>der</strong> kompatibel sind (anbieterspe-<br />

zifische Systembindungen). Hierunter fallen beispielsweise die typischen Kopplungsverkäufe wie<br />

Rasierer <strong>und</strong> Klinge von Gillette o<strong>der</strong> Polariod-Kamera <strong>und</strong><br />

-Film (Weigand 1991). Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite müssen nicht immer solche starken Abhängigkeiten zu<br />

einem Anbieter bestehen: Es kann vielmehr <strong>der</strong> Fall sein, daß sich <strong>der</strong> zeitraumbezogene Nachfrage-<br />

verb<strong>und</strong> auf eine Technologie bezieht, die von mehreren Anbietern angeboten wird (technologiespe-<br />

zifische Systembindungen). Es konkurrieren dann unterschiedliche Systemwelten gegeneinan<strong>der</strong>.<br />

Als klassisches Beispiel kann hier <strong>der</strong> PC-Markt angeführt werden. Entscheidet sich <strong>der</strong> Nachfrager<br />

für die „IBM-Welt“ <strong>und</strong> gegen die „Apple-Philosophie“, so schränkt sich seine Entscheidungsfreiheit<br />

bei Folgekäufen auf die Produkte ein, die kompatibel zu <strong>der</strong> IBM-Systemplattform sind. Weiber<br />

nennt dies den „Technological lock-in-Effect“ (Weiber 1997b, S. 306). Wird dieser Lock-in-Effekt<br />

aufgr<strong>und</strong> spezifischer Investitionen <strong>und</strong> damit hohen Wechselkosten als an eine Technologie bindend<br />

wahrgenommen, dann existiert ein zeitraumbezogener Nachfrageverb<strong>und</strong>, <strong>der</strong> durch die vergangenen<br />

Entscheidungen auf die zukünftigen dahingehend ausstrahlt, daß <strong>der</strong> Adopter von zukünftigen Wei-<br />

terentwicklungen dieser Technologie abhängig ist (Scho<strong>der</strong> 1995, S. 20). Weiber (1997b, S. 306)<br />

bezeichnet dies als „Pfadabhängigkeit“. Die bisherigen Ausführungen lassen somit die Formulierung<br />

<strong>der</strong> folgenden Hypothese zu, wobei davon ausgegangen wird, daß die Zahlungsbereitschaft den Nut-<br />

zen einer Person in Geldeinheiten ausdrückt:<br />

35<br />

Hypothese 3-1: Je höher die Unsicherheit über die technologische Beständigkeit <strong>der</strong> zur<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems notwendigen Hardware ist, <strong>des</strong>to geringer ist die Zahlungsbereit-<br />

schaft.<br />

Wesentlich beeinflußt wird die wahrgenommene technologiespezifische Systembindung durch das<br />

Ausmaß <strong>der</strong> Netzeffekte, die mit einem System einhergehen (Clement, Litfin <strong>und</strong> Peters 1998, S.<br />

84). Der Nutzen eines Systems hängt häufig von <strong>der</strong> aggregierten Anzahl <strong>der</strong> Nutzer <strong>des</strong> gleichen<br />

o<strong>der</strong> kompatiblen Systems ab (Farrell <strong>und</strong> Saloner 1985, S. 70; Graumann 1993, S. 1336; Katz<br />

<strong>und</strong> Shapiro 1985, S. 424; Rohlfs 1974, S. 16; Scho<strong>der</strong> 1995, S. 18; Weiber 1997b, S. 307 sowie<br />

13 Vergleiche zur Diskussion über den Einfluß <strong>der</strong> Normung <strong>und</strong> Standardisierung auf die Diffusion von System-<br />

technologien Kleinaltenkamp (1990) <strong>und</strong> Taschner (1998, S. 76).


Wiese 1991, S. 43). 14 So nimmt beispielsweise <strong>der</strong> Nutzen eines Telekommunikationssystems (z.B.<br />

Telefon) mit zunehmen<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> angeschlossenen Personen zu, da <strong>der</strong> Wert <strong>des</strong> Netzwerkes<br />

durch die Verbindungsmöglichkeiten determiniert wird (Allen 1988, S. 258). Nur wenn Kompatibili-<br />

täten zwischen den Komponenten bestehen, können Netzeffekte entstehen, 15 die zur Folge haben,<br />

daß die Nachfrager eine Standardisierung <strong>des</strong> Netzeffektgutes einem heterogenen Angebot<br />

inkompatibler Systeme vorziehen (Gröhn 1997a, S. 30 ff.; Taschner 1998, S. 76 ff.).<br />

Der Diffusionsgrad, d.h. die Anzahl <strong>der</strong> „Bereits-Nutzer“ einer Systemtechnologie in einem sozialen<br />

System 16 , wird auch als Installierte Basis bezeichnet (Clement, Litfin <strong>und</strong> Peters 1998, S. 84; Katz<br />

<strong>und</strong> Shapiro 1992, S. 55; Scho<strong>der</strong> 1995, S. 18). Netzeffektgüter haben somit neben dem rein origi-<br />

nären Produktnutzen 17 einen zusätzlichen <strong>der</strong>ivativen Nutzen, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Installierten Ba-<br />

sis abhängt <strong>und</strong> Auswirkungen auf die Adoptionsentscheidung hat (Weiber 1992, S. 16). Formal<br />

hängt <strong>der</strong> Produktnutzen bei Gütern mit Netzeffekten also vom originären Nutzen<br />

U x x x x i<br />

1 2 3<br />

( , , ,..., )<br />

<strong>der</strong> einzelnen Systemkomponenten x i <strong>und</strong> dem zusätzlichen <strong>der</strong>ivativen Nut-<br />

zen U( q)<br />

durch die nachfrageseitigen Skalenerträge <strong>der</strong> Installierten Basis q ab (Clement, Litfin <strong>und</strong><br />

Peters 1998, S. 82 ff.; Gröhn 1997b, S. 9; Taschner 1998, S. 68 f.; Wiese 1991, S. 43):<br />

U U q x x x x i<br />

1 2 3<br />

= ( , , , ,..., ) .<br />

Dieser <strong>der</strong>ivative Nutzen bzw. externe Effekt kann positiv, aber auch negativ sein (Westland 1992,<br />

S. 993). Positive externe Effekte (network externalities) treten dann auf, wenn die Nutzenfunk-<br />

tion für das j-te Individuum einen steigenden Verlauf mit zunehmen<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Systemteilnehmer<br />

hat, d.h., wenn gilt:<br />

∂U<br />

j<br />

> 0 .<br />

∂q<br />

Der Nutzen <strong>des</strong> Systems, bestehend aus den Komponenten x i mit i =1,..., I , nimmt nach dieser<br />

Annahme niemals mit zunehmen<strong>der</strong> Installierter Basis q ab (Köster 1999, S. 10; Rohlfs 1974, S.<br />

14 Netzeffekte können auch zwischen unterschiedlichen Industrien entstehen: So zeigt Antonelli (1993), daß die<br />

Diffusion von Computern einen Einfluß auf die <strong>Nutzung</strong> von Telekommunikationsdiensten hat.<br />

15 Weiber (1995, S. 41) schreibt hierzu: „Generalisierend stellen Güter dann Netzeffektgüter dar, wenn sie durch<br />

eine, wie auch immer geartete, Kombination mit an<strong>der</strong>en Gütern für den Nachfrager einen Zusatznutzen erzeugen.“<br />

16 Zur Darstellung <strong>des</strong> Begriffs „soziales System“ sei auf Rogers (1995a, S. 24 ff.) verwiesen.<br />

17 Der originäre Produktnutzen wird auch Stand-Alone-Nutzen genannt (Gröhn 1997b, S. 9). Ein Gut stiftet dann<br />

einen originären Nutzen, falls es selbst dann, wenn kein an<strong>der</strong>es Mitglied <strong>des</strong> sozialen Systems über ein gleiches<br />

o<strong>der</strong> kompatibles Gut verfügt, seinen Zweck erfüllen kann.<br />

36


20). Allerdings kann nicht davon ausgegangen werden, daß je<strong>der</strong> neu hinzukommende Nutzer den<br />

gleichen Nutzenzuwachs stiftet. So stellt beispielsweise in einem kleinen Video-Mail unterstützenden<br />

Intranet je<strong>der</strong> zusätzliche Adopter einen relativ großen Nutzenzuwachs für alle dar, wohingegen <strong>der</strong><br />

nächste E-mail-Nutzer im Internet nur noch einen sehr geringen Nutzenzuwachs für alle an<strong>der</strong>en Nut-<br />

zer aufweist. 18 Hieraus folgt, daß die obige Funktion einen positiven Grenznutzen hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Größe <strong>der</strong> Installierten Basis q aufweist, dieser aller-dings abnehmende Zuwachsraten hat, 19 d.h. die<br />

Funktion U( q)<br />

ist monoton steigend <strong>und</strong> weist einen konkaven Verlauf auf (Westland 1992, S.<br />

999). 20 Der Verlauf <strong>der</strong> Funktion hängt – wie in <strong>der</strong> folgenden Abbildung dargestellt wird – vom Sy-<br />

stemtyp ab, da Unterschiede zwischen <strong>der</strong> Höhe <strong>des</strong> originären Nutzens bestehen.<br />

Abbildung 3-3: Auswirkungen von network externalities auf die Nutzenfunktion<br />

37<br />

originärer<br />

Produktnutzen<br />

U(q,x 1 ,x 2 ,...,x i )<br />

{<br />

Erweiterungssysteme Kritische Masse-Systeme<br />

q<br />

U(q,x 1 ,x 2 ,...,x i )<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite kann eine Zunahme <strong>der</strong> Installierten Basis negative externe Effekte (con-<br />

gestion externalities) hervorrufen, die beispielsweise zu längeren Wartezeiten bei dem Aufruf von<br />

Web-Seiten im Internet führen (Westland 1992, S. 993; Rohlfs 1974, S. 20; Clement, Litfin <strong>und</strong> Pe-<br />

18 Zur Unterscheidung zwischen Internet, Intranet <strong>und</strong> Extranet vergleiche z.B. Deutsch (1998, S. 17 ff.).<br />

19 Economi<strong>des</strong> <strong>und</strong> Himmelberg (1994, S. 21) finden jedoch einen konvexen Verlauf <strong>der</strong> Nutzenfunktion bei Faxgeräten,<br />

<strong>der</strong> durch einen überproportional zunehmenden Grenznutzen <strong>der</strong> Installierten Basis hervorgerufen<br />

wird. Dieses Ergebnis wi<strong>der</strong>spricht ihrer Hypothese eines konkaven Verlaufs. Allerdings kann dieser Aspekt<br />

ein methodischer Artefakt sein, da zeitverzögerte Preisvariablen die Konvexität reduzieren (Gröhn 1996). Es<br />

kann nicht gr<strong>und</strong>sätzlich von einer abnehmenden Grenzrate <strong>der</strong> Installierten Basis ausgegangen werden. Bislang<br />

ist noch nicht nachgewiesen, ob eventuell ein S-förmiger Verlauf <strong>der</strong> Nutzenfunktion bezüglich <strong>der</strong> Installierten<br />

Basis eine sinnvollere Interpretation <strong>der</strong> empirischen Ergebnisse zuläßt. Dies läßt insbeson<strong>der</strong>e auf<br />

gruppenspezifische Diffusionsaspekte schließen, die in einem späteren Kapitel behandelt werden.<br />

20 Hierbei wird jedoch davon ausgegangen, daß je<strong>der</strong> hinzukommende Nutzer homogen ist. Die heutige Marketing-Forschung<br />

geht jedoch mehr <strong>und</strong> mehr dazu über, die Heterogenität <strong>der</strong> Nutzer zu berücksichtigen (z.B.<br />

Ailawadi, Gedenk <strong>und</strong> Neslin 1997).<br />

q


ters 1998, S. 83). 21 Je mehr Personen zeitgleich das Internet nutzen, <strong>des</strong>to höher sind die Wartezei-<br />

ten, <strong>und</strong> dementsprechend sinkt <strong>der</strong> Nutzen durch jede zusätzliche Person, die im Internet surft. Wei-<br />

tere Beispiele solcher negativen Nachfrageeffekte bilden soziale o<strong>der</strong> Snobeffekte, die insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Modegütern auftreten. Formal ausgedrückt bedeutet dies für Individuum j:<br />

∂U<br />

j<br />

< 0<br />

∂q<br />

Hieraus folgt, daß die Funktion einen monoton fallenden Verlauf hat. Es ist jedoch nicht möglich, eine<br />

generelle Aussage über die Krümmung <strong>der</strong> Funktion zu geben, da diese von <strong>der</strong> Kapazität <strong>der</strong> ge-<br />

meinsamen Ressource (z.B. <strong>der</strong> Netzwerkarchitektur) abhängt.<br />

Abbildung 3-4: Auswirkungen von congestion externalities auf die Nutzenfunktion<br />

Linearer Verlauf<br />

U(q,x 1 ,x 2 ,...,x i )<br />

q<br />

Konkaver Verlauf<br />

U(q,x 1 ,x 2 ,...,x i )<br />

q<br />

Konvexer Verlauf<br />

U(q,x 1 ,x 2 ,...,x i )<br />

Die gepunkteten Linien in Abbildung 3-4 deuten an, daß bei Überschreitung einer bestimmten Anzahl<br />

von Nutzern das Netz zusammenbrechen kann <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems abrupt auf Null zurück-<br />

geht (sofern von einem originären Nutzen abgesehen wird).<br />

Es zeigt sich, daß die externen Effekte zweischneidig sind: Zum einen liegen network externalities<br />

vor <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en kommt es zu congestion externalities bei einer Zunahme <strong>der</strong> Installierten Ba-<br />

sis (Peterson, Balasubramanian <strong>und</strong> Bronnenberg 1997, S. 332). Somit stellt sich die Frage, welcher<br />

dieser Effekte überwiegt. Westland (1992, S. 999) schreibt hierzu: „Network externalities affect a<br />

broa<strong>der</strong> range of information system components, and may be more substantial, than congestion<br />

externalities“. Ihm ist im wesentlichen zuzustimmen, da normalerweise die Überlastungserscheinungen<br />

nur marginal ins Gewicht fallen. Allerdings hängt dies von dem Knappheitsgrad <strong>und</strong> <strong>der</strong> Tarifierung<br />

<strong>der</strong> von allen Teilnehmern zu nutzenden gemeinsamen Ressource (z.B. <strong>der</strong> Netzkapazität im Internet)<br />

21 Diese Wartezeiten führen mittlerweile dazu, daß WWW nicht mehr nur als World Wide Web son<strong>der</strong>n auch als<br />

„World Wide Wait“ bezeichnet wird (Cawley 1997a, S. 518).<br />

q<br />

38


ab (Cawley 1997, S. 529 f.; Radas <strong>und</strong> Shugan 1998). 22 Bei <strong>der</strong> Betrachtung von Kommunikati-<br />

onssystemen, wie z.B. dem <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen o<strong>der</strong> dem Internet, kann demnach vom folgenden<br />

Verlauf <strong>der</strong> Nutzenfunktion ausgegangen werden:<br />

Abbildung 3-5: Network externalities <strong>und</strong> congestion externalities<br />

39<br />

U(q,x 1 ,x 2 ,...,x i )<br />

Network effect ><br />

congestion effect<br />

Quelle: In Anlehnung an Westland (1992, S. 1001).<br />

Network effect <<br />

congestion effect<br />

Netzzusammenbruch<br />

Im Anfangsstadium einer Systemtechnologie nimmt <strong>der</strong> Nutzen aus <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Installierten Ba-<br />

sis zu, d.h. die network externalities überwiegen die congestion externalities. Erst nachdem eine be-<br />

stimmte Belastungsgrenze <strong>der</strong> gemeinsamen Ressource erreicht wurde, sinkt <strong>der</strong> (Netto-)Nutzen<br />

durch einen zusätzlichen Systemteilnehmer, da hier die congestion externalities überwiegen. Aller-<br />

dings kann die Form <strong>der</strong> Nutzenfunktion davon abhängen, welche Personen das System adoptieren.<br />

Wenn weitere Nutzer aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld eines frühen Adopters erst spät zu Sy-<br />

stemnutzern werden, dann überwiegt <strong>der</strong> Nutzenzuwachs aus <strong>der</strong> neu hinzugewonnenen Kommuni-<br />

kationsmöglichkeit mit Fre<strong>und</strong>en gegenüber den negativen Effekten aus <strong>der</strong> Überlastung <strong>des</strong> Netzes.<br />

Netzeffekte beeinflussen den individuell erwarteten o<strong>der</strong> tatsächlichen Produktnutzen entwe<strong>der</strong> direkt<br />

o<strong>der</strong> indirekt (Church <strong>und</strong> Gandal 1993, S. 239; Graumann 1993; Köster 1999, S. 9 ff.; Oren,<br />

Smith <strong>und</strong> Wilson 1982, S. 288; Scho<strong>der</strong> 1995, S. 18):<br />

22 Ein sinken<strong>der</strong> Preis erhöht den individuellen Nutzen <strong>des</strong> Systems <strong>und</strong> somit die Nachfrage; gleichzeitig jedoch<br />

reduziert die höhere Nachfrage den Nutzen dahingehend, daß längere Wartezeiten in Kauf genommen<br />

werden müssen. Wenn congestion externalities nicht in die preispolitischen Überlegungen einbezogen bzw.<br />

unterschätzt werden, kann <strong>der</strong> Nettonutzen einer Preissenkung für die Systemteilnehmer negativ sein<br />

(Westland 1992, S. 995). Peterson, Balasubramanian <strong>und</strong> Bronnenberg (1997, S. 332) argumentieren, daß Überlastungserscheinungen<br />

durch Marktkräfte <strong>und</strong> technischen Fortschritt reduziert werden. Sie verweisen dabei<br />

auf usage-based o<strong>der</strong> priority-based pricing als Mechanismen zur Steuerung <strong>der</strong> Nachfrage.<br />

q


Abbildung 3-6: Arten <strong>und</strong> Auswirkungen von Netzeffekten<br />

Netzeffekte<br />

indirekte<br />

(komplementäre<br />

Produkte)<br />

direkte<br />

(gleiche<br />

Produkte)<br />

Quelle: Graumann (1993, S. 1335) <strong>und</strong> Wiese (1990a, S. 2 ff.).<br />

Produktfamilien (Hardware /<br />

Software)<br />

“Nebenprodukte” (Service /<br />

Ersatzteile)<br />

Reduktion von Such- <strong>und</strong><br />

Informationskosten<br />

zukünftige Preisän<strong>der</strong>ungen<br />

Image / Mode<br />

Indirekte Netzeffekte treten insbeson<strong>der</strong>e dann auf, wenn Hardwaregüter eine Software benöti-<br />

gen. 23 Der Nutzen <strong>der</strong> Hardware nimmt mit <strong>der</strong> Verfügbarkeit <strong>der</strong> Software zu. So steigt beispiels-<br />

weise <strong>der</strong> Nutzen eines Fernsehgerätes (Hardware) mit <strong>der</strong> Attraktivität <strong>des</strong> Programms (Software);<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> Verfügbarkeit <strong>und</strong> Auswahl kompatibler Videokassetten steigt <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Vi-<br />

deorekor<strong>der</strong>s o<strong>der</strong> mit zunehmen<strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> IBM-kompatiblen PC-Software steigt <strong>der</strong> Nutzen<br />

<strong>des</strong> IBM-PC (Church <strong>und</strong> Gandal 1993, S. 239; Weiber 1992, S. 16; Wiese 1991, S. 43). Die an-<br />

gebotene Vielfalt <strong>der</strong> Software kann hingegen von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Hardware-Adopter abhängen. Mit<br />

zunehmendem Verbreitungsgrad <strong>der</strong> Hardware steigt <strong>der</strong> Anreiz, hierzu kompatible Software anzu-<br />

bieten <strong>und</strong> vice versa. So wird beispielsweise <strong>der</strong> Anreiz für einen Filmproduzenten gering sein, eine<br />

hohe Investition in die Produktion eines Filmes zu tätigen, wenn nur sehr wenige Personen über die<br />

notwendige Hardware verfügen, um diesen Film zu sehen. 24<br />

23 Es wird in diesem Zusammenhang auch von einem „Hardware-Software-Paradigma“ gesprochen (Katz <strong>und</strong><br />

Shapiro 1985, S. 424; Economi<strong>des</strong> 1989; Matutes <strong>und</strong> Regibeau 1988).<br />

24 Als Beispiel für die Kosten eines Spielfilms sei auf die teuersten Filme aller Zeiten verwiesen: Titanic <strong>und</strong> Wa-<br />

terworld. So hat allein Waterworld ca. 172.000.000 US$ gekostet (www.filmcritic.com/ 213e.htm).<br />

40


Wenn nur qualitativ schlechte bzw. quantitativ wenig Software angeboten wird, kann es sein, daß<br />

selbst ein technisch vorteilhafteres System am Markt nicht überlebt (Church <strong>und</strong> Gandal 1993, S.<br />

240). 25<br />

Des weiteren können positive Nachfrageexternalitäten auftreten, wenn die Qualität <strong>und</strong> Verfügbarkeit<br />

<strong>des</strong> „postpurchase service“, wie z.B. Wartungs- o<strong>der</strong> Reparaturservices, mit zunehmen<strong>der</strong> Installier-<br />

ter Basis steigt (Katz <strong>und</strong> Shapiro 1985, S. 424; Clement, Litfin <strong>und</strong> Peters 1998, S. 82). So wird<br />

es für Adopter einer Set-top-box einfacher sein, eine Reparaturwerkstatt zu finden, wenn sehr viele<br />

Personen das gleiche Gerät besitzen. Ebenso eröffnet eine weite geographische Ausdehnung <strong>des</strong> Sy-<br />

stems (z.B. das Internet) globale Zugriffsmöglichkeiten <strong>und</strong> somit weitere Nutzensteigerungen, da die<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems unabhängig vom Standort erfolgen kann.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß die Realisierung von Skaleneffekten 26 durch eine<br />

hohe mengenmäßige Nachfrage <strong>und</strong> ihre Weitergabe an die Nachfrager in Form von Preissenkungen<br />

o<strong>der</strong> Qualitätssteigerungen indirekte Netzeffekte entstehen lassen <strong>und</strong> zu einer Nutzensteigerung füh-<br />

ren (Gröhn 1997a, S. 31; Scho<strong>der</strong> 1995, S. 18).<br />

Direkte Netzeffekte treten dann auf, wenn <strong>der</strong> Nutzen für die Adopter direkt von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong><br />

Nutzer <strong>des</strong> gleichen Netzwerkes abhängt (Katz <strong>und</strong> Shapiro 1985, S. 424; Gröhn 1997a, S. 31).<br />

Zentral hierbei ist, daß direkte Netzeffekte erst bei <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems entstehen, d.h. wenn<br />

das System akzeptiert wird. Die Adoption eines Endgerätes reicht nicht aus, um direkte Netzeffekte<br />

zu realisieren (Scho<strong>der</strong> 1995, S. 18). Das klassische Beispiel ist das Telefon, das nur dann einen<br />

Nutzen stiftet, wenn min<strong>des</strong>tens ein an<strong>der</strong>es Mitglied <strong>des</strong> sozialen Systems ebenfalls am Netz ange-<br />

schlossen ist (Clement, Litfin <strong>und</strong> Peters 1998, S. 83). Der Nutzen, den ein Mitglied <strong>des</strong> Systems<br />

wahrnimmt, steigt mit <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Systemmitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Höhe <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>sgra<strong>des</strong> <strong>des</strong><br />

25 Eindrucksvoll wurde dies am Videomarkt demonstriert. Das technisch vorteilhaftere Video 2000 System konnte<br />

sich nicht gegen das mittlerweile weit verbreitete VHS-System durchsetzen, da das VHS-System eine sehr<br />

starke Stellung im Softwaremarkt inne hatte. Die Macht <strong>der</strong> Installierten Basis <strong>der</strong> VHS-Geräte <strong>und</strong> die hierzu<br />

in großer Vielfalt vorhandene Software veranlaßten letztlich sogar Gr<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> Philips als Innovatoren <strong>des</strong><br />

Systems Video 2000, das VHS-System 1983 zu produzieren (Gerwin <strong>und</strong> Höcherl 1995, S. 23). Ein weiteres<br />

prominentes Beispiel ist die von Dvorak entwickelte „AOEUIDHTNS-Schreibmaschinentastatur“, die sich bis<br />

heute nicht gegen die QWERTY-Anordnung durchsetzen konnte (David 1985). Gegen die These, daß sich inferiore<br />

Technologien durchsetzen können, argumentieren Liebowitz <strong>und</strong> Margolis (1990 <strong>und</strong> 1995).<br />

26 Skalenerträge können durch Economies of Scale o<strong>der</strong> durch Erfahrungskurveneffekte realisiert werden. Economies<br />

of Scale (Betriebsgrößenersparnisse) liegen vor, wenn die Stückkosten mit zunehmen<strong>der</strong> Ausbringungsmenge,<br />

d.h. zunehmen<strong>der</strong> Installierter Basis, pro Periode sinken. Im Erfahrungskurvenmodell wird angenommen,<br />

daß die Produktionskosten pro Einheit mit zunehmen<strong>der</strong> kumulierter Ausbringungsmenge sinken.<br />

Diese Kostensenkungen sind u.a. auf Weiterentwicklungen in den Fertigungsverfahren o<strong>der</strong> auf effizientere<br />

Gestaltungen <strong>der</strong> Arbeitsabläufe zurückzuführen. Es kann hier gemäß Graumann (1993, S. 1332 ff.) auch von<br />

anbieterseitigen Netzeffekten gesprochen werden.<br />

41


Kommunikationssystems. Diese positiven „external economies in consumption“ bilden das F<strong>und</strong>a-<br />

ment ökonomischer <strong>Analyse</strong>n im Kommunikationssektor (Rohlfs 1974, S. 16).<br />

Der dauerhafte Erfolg eines Systems mit direkten Netzeffekten hängt im wesentlichen von <strong>der</strong> Höhe<br />

<strong>der</strong> Installierten Basis ab. Erst nachdem die sogenannte Kritische Masse, d.h. eine Min<strong>des</strong>tzahl<br />

von Systemteilnehmern überschritten worden ist, kann eine Systemstabilität gewährleistet werden<br />

(Weiber 1992, S. 133 ff.). Dieser Effekt wird auch „Bandwagon-Effect“ genannt: „[...] there is a<br />

bandwagon effect: if a set of users adopts one technology, then that same choice thereby becomes<br />

more attractive to all other users.“ (Farrell <strong>und</strong> Saloner 1986, S. 945). Tritt dieser Effekt auf, dann<br />

können sehr schnell hohe Wachstumsraten <strong>und</strong> somit eine Beschleunigung <strong>des</strong> Diffusionsprozesses<br />

realisiert werden (Leibenstein 1950 <strong>und</strong> Majumdar 1996). 27 Ein hoher Diffusionsgrad eines Gutes<br />

reduziert Such- <strong>und</strong> Informationskosten <strong>und</strong> zeigt einen direkten Netzeffekt auf. 28 Auch Modeer-<br />

scheinungen unterliegen Netzeffekten. Diese können auch negativer Art sein.<br />

Es kann durchaus sein, daß ein System unterschiedliche Nachfrageexternalitäten aufweist. Ein Sy-<br />

stemgut wie das Interaktive Fernsehen unterliegt sowohl indirekten als auch direkten Netzeffekten<br />

(siehe Abschnitt 3.1.2). Die theoretischen Überlegungen <strong>des</strong> Abschnitts führen zu<br />

Hypothese 3-2: Je höher die Netzeffekte sind, <strong>des</strong>to höher ist die Zahlungsbereitschaft.<br />

Lock-in- <strong>und</strong> Netzeffekte ergeben Beharrungstendenzen <strong>der</strong> Systemteilnehmer, die sich auf die<br />

Wechselkosten <strong>und</strong> auf die Macht <strong>der</strong> Installierten Basis zurückführen lassen. Hohe Netzeffekte ver-<br />

ursachen ebenfalls Wechselkosten <strong>und</strong> erhöhen den Technological Lock-in-Effekt. 29 Die Wechsel-<br />

kosten lassen sich durch drei Kriterien charakterisieren (Farrell <strong>und</strong> Saloner 1986, S. 940):<br />

• Inkompatibilität zwischen <strong>der</strong> Hard <strong>und</strong> Software,<br />

• Probleme bei <strong>der</strong> Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Systemen <strong>und</strong><br />

• geringere Kostenvorteile durch geringere indirekte Netzeffekte.<br />

Liegt nun ein Technological Lock-in-Effekt vor, dann kann ein Adopter eines neuen, eventuell tech-<br />

nisch besseren Systems nicht alle Vorteile nutzen, da keine o<strong>der</strong> nur sehr geringe Netzeffekte bei <strong>der</strong><br />

neuen, aber sehr große Netzeffekte bei <strong>der</strong> alten Technologie vorliegen. Dies kann zur Problematik<br />

27 Siehe hierzu das Kapitel 3.3.1.<br />

28 Diese Überlegung ist auf fast alle Güter zu transferieren, wobei Güter existieren, bei denen diese Kostenreduktion<br />

weniger stark ins Gewicht fällt (z.B. Kühlschränke) als bei an<strong>der</strong>en (z.B. PC) (Wiese 1991, S. 43).<br />

29 Weiber (1997b, S. 307 f.) zeigt auf, daß die Existenz von Netzeffekten Adopter nicht nur an eine Technologie,<br />

son<strong>der</strong>n auch an einen Anbieter binden kann.<br />

42


<strong>des</strong> Excess Inertia führen, d.h. daß eine innovative überlegene Technologie nicht adoptiert wird,<br />

wenn die Netzeffekte <strong>der</strong> alten inferioren Technologie zu groß sind (Farrell <strong>und</strong> Saloner 1986, S.<br />

940). 30 Die frühen Wechsler zur neuen Technologie tragen also ein sehr hohes Risiko (Graumann<br />

1993, S. 1345). Das System, welches sich letztlich durchsetzt, muß nicht wohlfahrtsmaximal sein <strong>und</strong><br />

kann zu Ineffizienzen führen (Gröhn 1997a, S. 58 f.; Scho<strong>der</strong> 1995, S. 18 f.). 31<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite besteht auch Unsicherheit bei den potentiellen Nachfragern hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Akzeptanz <strong>des</strong> innovativen Systems. Basierend auf den starken Netzeffekten <strong>der</strong> Alttechnologie <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> hohen Unsicherheit über die Diffusion <strong>der</strong> neuen Technologie kommt es zu einem abwartenden<br />

Verhalten, das auch als Penguin-Effect bekannt ist: „Penguins who must enter the water to find food<br />

often delay doing so because they fear the presence of predators. Each would prefer some other<br />

penguin to test the water first.“ (Farrell <strong>und</strong> Saloner 1986, S. 943). Dies kann dazu führen, daß kei-<br />

ner die neue Technologie adoptiert <strong>und</strong> das neue System scheitert (Allen 1988; Clement, Litfin <strong>und</strong><br />

Peters 1998, S. 84). Allerdings kann <strong>der</strong> Penguin-Effekt auch dazu führen, daß einzelne Individuen<br />

zu lange warten, wohingegen bereits viele an<strong>der</strong>e auf die neue Technologie gesetzt haben. Die Nutzer<br />

<strong>des</strong> alten Systems müssen dann negative Skaleneffekte hinnehmen, die mit jedem weiteren Adopter<br />

<strong>der</strong> neuen, inkompatiblen Technologie steigen. Für die verbleibenden Nutzer <strong>des</strong> alten Systems kollabiert<br />

in diesem Fall <strong>der</strong> <strong>der</strong>ivative Nutzen – sie sind dann gestrandet (Choi 1994b, S. 382). 32<br />

Hieraus wird deutlich, daß die Adoption <strong>der</strong> neuen Technologie (z.B. Video-on-Demand) durch die<br />

Unsicherheit über den Nutzen <strong>des</strong> Systems beeinflußt wird. Es wird formuliert:<br />

43<br />

Hypothese 3-3: Je höher die Unsicherheit über den Nutzen <strong>des</strong> Systems ist, <strong>des</strong>to gerin-<br />

ger ist die Zahlungsbereitschaft.<br />

Zusammenfassend ist hervorzuheben, daß <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems für je<strong>des</strong> Individuum sowohl von<br />

<strong>der</strong> historischen als auch von <strong>der</strong> erwarteten <strong>Nutzung</strong> abhängt.<br />

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden Güter, die auf <strong>der</strong> Informationstechnik basieren <strong>und</strong> Syn-<br />

ergieeffekte durch eine gemeinsame <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> einzelnen Komponenten erzielen können, als Sy-<br />

30 Diese Problematik kann jedoch nur dann auftreten, wenn keine vollständige Informationen vorliegen <strong>und</strong> he-<br />

terogene Präferenzen bei den Adoptern bestehen (Farrell <strong>und</strong> Saloner 1985).<br />

31 Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite kann es ebenfalls zu dem sogenannten „Excess Momentum“ kommen, bei dem es zu einem<br />

zu schnellen Wechsel zur neuen Technologie kommt <strong>und</strong> <strong>der</strong> alte Standard zu früh obsolet wird<br />

(Graumann 1993, S. 1345). Eine Strategie <strong>der</strong> geplanten Obsolezenz eines Monopolisten durch inkompatible<br />

Komponenten bei Systemgütern zeigt Choi (1994a).<br />

32 Diese Problematik <strong>des</strong> optimalen Wechselzeitpunktes bei unterschiedlichen Umweltbedingungen hat eine<br />

Reihe spieltheoretischer Arbeiten angeregt, die die Auswirkungen auf das soziale Optimum untersuchen (z.B.:<br />

Choi 1994a; Church <strong>und</strong> Gandal 1993; Farrell <strong>und</strong> Saloner 1986; Farrell <strong>und</strong> Saloner 1985; Katz <strong>und</strong> Shapiro<br />

1992; Katz <strong>und</strong> Shapiro 1986 sowie Katz <strong>und</strong> Shapiro 1985).


stemtechnologien bezeichnet (Weiber 1997a, S. 3). Des weiteren unterliegen Systemtechnologien<br />

network externalities, die indirekter <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> direkter Natur sind. Aufgr<strong>und</strong> spezifischer Investitionen<br />

kommt es zu lock-in Effekten, die zu einem stabilen Erfolgs- bzw. Mißerfolgspfad führen können, <strong>der</strong><br />

nur sehr selten verlassen werden kann (Arthur 1989; Köster 1999, S. 17 f.).<br />

3.1.2 Definition <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> als Kritische-Masse-System mit indirekten<br />

Netzeffekten<br />

Das Interaktive Fernsehen stellt ein System dar, <strong>des</strong>sen unterschiedliche Netzeffekte auf drei Ebenen<br />

zu berücksichtigen sind (Gröhn 1997b, S. 2 ff.):<br />

• Nutzernetzwerk,<br />

• Systemnetzwerk <strong>und</strong><br />

• Applikationennetzwerk.<br />

Im Nutzernetzwerk entstehen Netzeffekte durch die Beziehungen <strong>der</strong> Nutzer untereinan<strong>der</strong>. Je mehr<br />

Nutzer am System angeschlossen sind, <strong>des</strong>to mehr Kommunikationsmöglichkeiten bestehen unter-<br />

einan<strong>der</strong> (direkter Netzeffekt). Des weiteren steigt <strong>der</strong> Nutzen aus <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Installierten Ba-<br />

sis aufgr<strong>und</strong> indirekter Netzeffekte: An<strong>der</strong>e Nutzer können bei Problemen zu Lösungsvorschlägen<br />

befragt werden o<strong>der</strong> es werden Skalenerträge <strong>der</strong> Anbieter auf die Nachfrager weitergegeben, in-<br />

dem geringere Tarife bzw. Preise gefor<strong>der</strong>t werden. Der daraus resultierende <strong>der</strong>ivative Nutzen <strong>des</strong><br />

Nutzernetzwerkes ist eine Funktion <strong>der</strong> möglichen Verbindungen (V) zwischen den Nutzern <strong>des</strong> In-<br />

teraktiven <strong>Fernsehens</strong>. 33 Die Verbindungen können hierbei unidirektional sein (Nutzer A ⇒ Nutzer<br />

B, z.B. Absenden eines E-mails) o<strong>der</strong> aber bidirektional (Nutzer A ⇔ Nutzer B, z.B. über Chat-<br />

Funktionen wie bei ICQ; www.mirabillis.com sowie Clement, Litfin <strong>und</strong> Peters 1998, S. 89 ff.) ver-<br />

laufen.<br />

Das Systemnetzwerk entsteht aus dem Zusammenspiel <strong>der</strong> Systemkomponenten, das erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist, um das System sinnvoll zu nutzen. Die Hardware, die Inhalte sowie die Betriebssoftware müssen<br />

miteinan<strong>der</strong> verknüpft werden. Das Systemnetzwerk erfor<strong>der</strong>t somit ein Zusammenarbeiten <strong>der</strong> An-<br />

bieter <strong>der</strong> einzelnen Komponenten. Weiber (1992, S. 99) zeigt, daß die hierbei auftretenden Wi<strong>der</strong>-<br />

stände bei <strong>der</strong> Markteinführungsphase von Kritische-Masse-Systemen zu einem „Circulus Vitiosus<br />

<strong>der</strong> Systemattraktivität“ führen. Dieser Circulus Vitiosus <strong>der</strong> Systemattraktivität als Koordinierungs-<br />

33 Die Gesamtsumme <strong>der</strong> möglichen Kommunikationsverbindungen (V) läßt sich anhand <strong>der</strong> Formel<br />

N( N − 1)<br />

V = bestimmen, wobei N die Gesamtsumme aller Nutzer darstellt.<br />

2<br />

44


problem bei mehrstufigen Märkten ist ebenfalls als Henne-Ei-Problem (Chicken and Egg) in die Literatur<br />

eingegangen. 34<br />

Schließlich ergibt sich ein Applikationennetzwerk aus <strong>der</strong> Kompatibilität <strong>der</strong> Inhalte zueinan<strong>der</strong>. Je<br />

mehr Applikationen (Dienste) dem Nutzer zur Verfügung stehen, die sich von Aufbau <strong>und</strong> Struktur<br />

stark ähneln, <strong>des</strong>to geringer ist <strong>der</strong> notwendige Lernaufwand. So kann beispielsweise Video-on-<br />

Demand mit Home-Shopping verknüpft werden, indem Videoclips auf einem Video-on-Demand-<br />

Musikkanal direkt per Mausklick als CD im Home-Shopping-Dienst bestellt werden können. Der<br />

Nutzen <strong>des</strong> Applikationsnetzwerkes steigt mit je<strong>der</strong> hinzukommenden Applikation. Sind die Applika-<br />

tionen kompatibel zueinan<strong>der</strong>, dann ergeben sich Verb<strong>und</strong>vorteile (Economies of Scope) auf <strong>der</strong><br />

Nachfragerseite (Gröhn 1997b, S. 7).<br />

Die rasanten Entwicklungen im Multimedia-Sektor erfor<strong>der</strong>n demnach eine neue Betrachtung bei <strong>der</strong><br />

Definition <strong>der</strong> zentralen Merkmale solcher Systemtechnologien. So listet Weiber (1992, S. 18 f.) fünf<br />

Merkmale von System- bzw. Netzeffektgütern auf. Die Trennung zwischen System- <strong>und</strong> Netzeffekt-<br />

güter ist für das Interaktive Fernsehen wenig hilfreich <strong>und</strong> erfor<strong>der</strong>t Modifikationen, da das System<br />

beide Formen auf sich vereinigt: 35<br />

34 Vergleiche Weiber <strong>und</strong> Kollmann (1995, S. 19) <strong>und</strong> die dort angegebene Literatur.<br />

35 Ähnliches schil<strong>der</strong>t Köster (1999, S. 26).<br />

45


Tabelle 3-1: Charakteristika von System-, Netzeffekt- <strong>und</strong> Multimedia-Gütern<br />

Systemgüter<br />

(Weiber 1992, S. 18 f.)<br />

Systemgüter besitzen nur einen Derivativnutzen,<br />

<strong>der</strong> sich aus dem integrativen<br />

Einsatz im Rahmen <strong>der</strong> Systemtechnologie<br />

ergibt.<br />

Der Derivativnutzen variiert über die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Personen, die das gleiche<br />

(kompatible) Systemgut verwenden,<br />

<strong>und</strong> stellt somit eine dynamische<br />

Größe dar.<br />

Systemgüter sind über ein physisches<br />

Netzwerk miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en.<br />

Netzeffektgüter<br />

(Weiber 1992, S. 18 f.)<br />

Netzeffektgüter verfügen über einen<br />

originären <strong>und</strong> einen <strong>der</strong>ivativen<br />

Nutzen.<br />

Netzeffektgüter haben einen konstanten<br />

originären Produktnutzen.<br />

Durch die indirekten Komp atibilitätsbeziehungen<br />

entsteht ein eher<br />

fiktives Netzwerk.<br />

Interaktives Fernsehen (ITV)<br />

ITV verfügt über einen originären<br />

<strong>und</strong> einen <strong>der</strong>ivativen Nutzen.<br />

ITV verfügt über einen dynamischen<br />

<strong>der</strong>ivativen <strong>und</strong> originären Produktnutzen.<br />

Der originäre Produktnutzen<br />

ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Produktverbesserungen<br />

während <strong>des</strong> Lebenszyklusses<br />

dynamisch.<br />

ITV erfor<strong>der</strong>t ein physisches Netzwerk;<br />

jedoch können fiktive Netzwerke<br />

zu weiteren Nutzensteigerungen<br />

führen.<br />

Direkte Netzeffekte dominieren. Indirekte Netzeffekte dominieren. Bestimmte Dienste im ITV werden<br />

durch direkte Netzeffekte dominiert<br />

(Kommunikationsdienste). Indirekte<br />

Netzeffekte dominieren an<strong>der</strong>e Dienste<br />

(Video-on-Demand).<br />

Direkte Netzeffekte ergeben sich aus<br />

<strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> eines Gutes.<br />

Quelle: In Anlehnung an Weiber (1992, S. 18 f.).<br />

Netzeffekte werden allein durch den<br />

Kauf erzielt.<br />

Es treten somit indirekte <strong>und</strong> direkte<br />

Netzeffekte auf.<br />

Indirekte Netzeffekte sind durch den<br />

Kauf eines Endgerätes realisierbar.<br />

Direkte Netzeffekte werden durch<br />

die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste erzielt.<br />

Das Interaktive Fernsehen läßt sich nicht eindeutig in eines dieser Schemata pressen, da es einige<br />

zentrale Unterschiede zwischen System- <strong>und</strong> Netzeffektgüter auf sich vereinigt. Die komplexe Inte-<br />

gration von Fernseh-, Computer- <strong>und</strong> Audiotechnologie läßt ein neues „Megasystem“ entstehen, das<br />

sich durch die Vielzahl möglicher Dienste einer Definition im bisherigen Sinne entzieht. Das Interakti-<br />

ve Fernsehen ist ein System mit direkten <strong>und</strong> indirekten Netzeffekten sowie originären <strong>und</strong> <strong>der</strong>ivati-<br />

ven Nutzenkomponenten (an<strong>der</strong>s: Scho<strong>der</strong> 1995, S. 18). Allerdings kann angenommen werden, daß<br />

<strong>der</strong> Derivativnutzen eine wesentliche Determinante im wahrgenommenen Gesamtnutzen <strong>des</strong> Nachfra-<br />

gers darstellt. Sind nur sehr wenige Personen an dem <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen angeschlossen, so be-<br />

stehen nur geringe Anreize für Content-Provi<strong>der</strong>, interessante Inhalte anzubieten, <strong>und</strong> es werden zu-<br />

dem nur sehr begrenzte Interaktionsbeziehungen möglich. Än<strong>der</strong>t sich die Größe <strong>der</strong> Installierten Ba-<br />

sis nicht (o<strong>der</strong> sind die Erwartungen in die Entwicklung <strong>der</strong> Technologie negativ), dann wird <strong>der</strong> Nut-<br />

zen für den einzelnen Anbieter zu gering sein <strong>und</strong> er wird sein Angebot einstellen – ein langfristiger<br />

46


Markterfolg wird unwahrscheinlich. 36 Ist jedoch eine Min<strong>des</strong>tanzahl von Nutzern überschritten, dann<br />

ist aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> relativ hohen Derivativnutzens zu erwarten, daß eine verstärkte Nachfrage einsetzt,<br />

die wie<strong>der</strong>um den Derivativnutzen erhöht <strong>und</strong> somit zu einem langfristigen Markterfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> führt. 37<br />

Die für diesen Prozeß <strong>der</strong> Nutzenbildung notwendige Min<strong>des</strong>tmenge von Nutzern <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> wird Kritische Masse 38 genannt. Genauer wird die Kritische Masse als die Min<strong>des</strong>tan-<br />

zahl von Nutzern, die über eine Systemarchitektur miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en sind, verstanden, die über-<br />

schritten werden muß, damit sich ein nachhaltiger <strong>und</strong> ausreichen<strong>der</strong> Nutzen (Derivativnutzen) zur<br />

Gewinnung zusätzlicher Adopter aus dem System heraus entwickelt (Clement, Litfin <strong>und</strong> Peters<br />

1998, S. 83; Scho<strong>der</strong> 1995, S. 20; Weiber 1992, S. 19). Die Effekte <strong>der</strong> Kritischen Masse basie-<br />

ren somit immer auf den Netzeffekten. Solange die Kritische Masse nicht überschritten ist, bewegt<br />

sich <strong>der</strong> Diffusionsprozeß in einem Instabilitätsbereich, in dem negative Rückkopplungen überwiegen<br />

(Weiber 1992, S. 39 ff. <strong>und</strong> 133 f.). Dementsprechend wird die hierzu notwendige Systemtechnolo-<br />

gie als Kritische-Masse-System verstanden. Hierbei ist elementar, daß die Kritische Masse von <strong>der</strong><br />

Nachfrageseite her definiert ist, d.h. nur die Wahrnehmung <strong>der</strong> Nachfrager, daß die Kritische Masse<br />

erreicht wurde, ist von Bedeutung <strong>und</strong> weniger ob sie tatsächlich erreicht wurde. 39 Rogers (1995, S.<br />

324) beziffert – etwas willkürlich – die mittlere Höhe <strong>der</strong> Kritischen Masse mit ca. 10% <strong>der</strong> potenti-<br />

ellen Nutzerpopulation. Jedoch ist die Bedeutung <strong>des</strong> <strong>der</strong>ivativen Nutzens produkt- <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enspe-<br />

zifisch, weshalb eine pauschale Angabe von Größenordnungen für das Management zumeist wenig<br />

hilfreich ist. So kann es durchaus sein, daß sich die Population in mehrere Segmente aufspaltet, in<br />

denen jeweils eigene segmentspezifische Kritische Massen vorliegen.<br />

Kritische-Masse-Systeme werden hauptsächlich dazu eingesetzt, um das aktive Kommu-<br />

nikationsbedürfnis von Menschen zu befriedigen: „Kritische Masse-Systeme dienen <strong>der</strong> Errichtung<br />

eines multidirektionalen Kommunikationsflusses zwischen den Mitglie<strong>der</strong>n eines sozialen Sy-<br />

stems.“ (Weiber 1992, S. 39). Dieser Kommunikationsfluß kann zwischen Mensch-Mensch-,<br />

Mensch-Maschine- <strong>und</strong> Maschine-Maschine-Kommunikation variieren:<br />

36 Vergleiche hierzu das Beispiel <strong>des</strong> BTX (Abschnitt 2.4).<br />

37 Allerdings können durch die starke Nachfrage wie<strong>der</strong>um congestion externalities entstehen, die einen negati-<br />

47<br />

ven Nutzenbeitrag liefern.<br />

38 In <strong>der</strong> Physik wird die Kritische Masse als „[...] amount of radioactive material that must be present for a nuclear<br />

fission to occur“ definiert (Oliver, Marwell <strong>und</strong> Teixeria 1985, S. 523). Vergleiche zur Definition ebenfalls<br />

Oren <strong>und</strong> Smith (1981, S. 472 ff.) sowie Rogers (1995b, S. 29 ff).<br />

39 Es existieren auch anbieterseitige Definitionen einer Kritischen Masse. Allen (1988, S. 259) definiert z.B. die<br />

Kritische Masse als die notwendige Nutzeranzahl, bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Break-Even-Point erreicht wird. Dieser Betrachtungsweise<br />

soll allerdings in dieser Arbeit keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt werden.


Tabelle 3-2: Kommunikationsbeziehungen im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen<br />

Kommunikationsfluß Beispiele im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen<br />

Mensch-Mensch-Kommunikation Videokonferenzen, E-mail, Chat-Groups, interaktive Spiele mit Gegenspielern<br />

Mensch-Maschine-Kommunikation Videotext, Informationen aus dem Internet, Datenbanken, Video-On-<br />

Demand<br />

Maschine-Maschine-Kommunikation Push-Medien wie z.B. PointCast (www.pointcast.com)<br />

Es sind ebenfalls Mischformen möglich, die oftmals mehrere Kommunikationsflüsse zulassen; so ist<br />

es z.B. im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen denkbar, daß bei Games-on-Demand entwe<strong>der</strong> gegen einen ande-<br />

ren Mitspieler gespielt wird aber auch das Spiel gegen den Computer möglich ist. Typischerweise<br />

beziehen sich jedoch Kritische-Masse-Systeme auf Mensch-Mensch-Kommunikationsflüsse (Wei-<br />

ber 1992, S. 47).<br />

Das Interaktive Fernsehen bietet alle diese Kommunikationsformen: Per Definitionem muß das In-<br />

teraktive Fernsehen ein Kritische-Masse-System sein, denn wenn Interaktivität gewährleistet ist,<br />

kann eine Mensch-Mensch-Kommunikation über dieses System stattfinden. 40<br />

Das Interaktive Fernsehen als Kritische-Masse-System zeichnet sich durch die folgenden Merkmale<br />

aus (Kürble 1995, S. 7 f., Schrape et al. 1996, S. 116 sowie Weiber 1997b, S. 288):<br />

• Die technischen Voraussetzungen (Netzinfrastruktur) für einen multidirektionalen Kommunikati-<br />

onsfluß zwischen den Teilnehmern (hier: Mitglie<strong>der</strong> eines sozialen Systems), die gemeinsame<br />

Kommunikationsziele verfolgen, müssen im Vorfeld bereitgestellt werden.<br />

• Typischerweise sind Kritische-Masse-Systeme durch einen hohen Fixkostenblock gekennzeich-<br />

net, <strong>der</strong> insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Installation <strong>der</strong> Netzinfrastruktur anfällt.<br />

• Damit <strong>der</strong> Anschluß an das Kritische-Masse-System erfolgen kann, muß die Ausstattung mit<br />

Endgeräten hinreichend groß sein.<br />

• Eine <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems ist nur dann möglich, wenn eine Systemarchitektur <strong>und</strong> die notwendige<br />

Betriebssoftware bestimmt <strong>und</strong> implementiert wurden.<br />

• Das Interaktive Fernsehen ist ein Erfahrungsgut, <strong>des</strong>sen relativer Vorteil <strong>und</strong> Zusatznutzen für den<br />

K<strong>und</strong>en im Vorfeld schwer zu erkennen ist, <strong>und</strong> es somit – trotz eines technologischen Fort-<br />

schritts – nicht unmittelbar akzeptiert wird.<br />

40 Kollmann (1996, S. 119) bezweifelt hingegen, daß das Interaktive Fernsehen ein Kritische-Masse-System darstellt.<br />

Dies liegt jedoch an <strong>der</strong> von ihm zugr<strong>und</strong>e gelegten Definition <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>, die keine<br />

interaktiven Elemente beinhaltet.<br />

48


• Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Charakters von Erfahrungsgütern ist es wichtig, den relativen Vorteil <strong>und</strong> den Zu-<br />

49<br />

satznutzen verstärkt zu kommunizieren <strong>und</strong> zu demonstrieren.<br />

• Kritische-Masse-Systeme sind typischerweise durch eine geringe Kompatibilität mit bisherigen<br />

Verhaltensmustern (etablierte Systeme) gekennzeichnet <strong>und</strong> erfor<strong>der</strong>n somit den Aufbau einer<br />

spezifischen kommunikativen Kompetenz.<br />

• Zur Ausnutzung von Synergieeffekten <strong>und</strong> zur Sicherstellung <strong>der</strong> Funktionalität <strong>des</strong> Gesamtsy-<br />

stems ist <strong>der</strong> Schnittstellendefinition eine hohe Bedeutung beizumessen.<br />

• Konsumenten nehmen Kritische-Masse-Systeme als sehr komplex <strong>und</strong> intransparent wahr. Diese<br />

Wahrnehmung wird häufig in <strong>der</strong> Markteinführungsphase durch die Uneinigkeit <strong>der</strong> Anbieter hinsichtlich<br />

einzelner Systemkomponenten verstärkt. 41<br />

• Die geringen Erprobungsmöglichkeiten <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> (mit Ausnahme von den Pi-<br />

lotprojekten – Abschnitt 5.1.1) zeigen, daß es notwendig ist, Testphasen lange genug auszulegen,<br />

um den Nachfragern die Möglichkeit <strong>der</strong> Erfahrungssammlung zu offerieren.<br />

3.1.3 Implikationen für die Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong><br />

Die Erfahrungen <strong>des</strong> BTX haben gezeigt, daß die Nachfrage nach Interaktivem Fernsehen von <strong>der</strong><br />

Attraktivität <strong>der</strong> Inhalte <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Preisen abhängt, die wie<strong>der</strong>um von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Installierten Ba-<br />

sis beeinflußt werden. Für die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems benötigt <strong>der</strong> Nachfrager ein Multimedia-<br />

Endgerät. Die Bereitschaft, dieses Endgerät zu mieten bzw. zu kaufen, ist eine Funktion <strong>des</strong> Preises<br />

sowie <strong>der</strong> Inhalts- <strong>und</strong> Servicequalität <strong>und</strong> <strong>der</strong>en <strong>Nutzung</strong>sentgelte.<br />

Der Markterfolg bei Netzeffektgütern hängt davon ab, ob die Konsumenten erwarten, daß sich das<br />

System in <strong>der</strong> Zukunft durchsetzt o<strong>der</strong> nicht, d.h. <strong>der</strong> Nutzen ist eine Funktion über die Zeit. Der de-<br />

rivative Nutzen stellt die dynamische Komponente dar <strong>und</strong> wird von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Installierten Basis<br />

bedingt.<br />

Die obigen Ausführungen zeigen auf, daß extreme Koordinierungsprobleme bei mehrstufigen Märk-<br />

ten vorliegen. Dies hat zur Folge, daß in dieser empirischen Untersuchung eine umfassende Betrach-<br />

tung aller Komponenten <strong>des</strong> Systems vorzunehmen ist.<br />

Im folgenden wird in dieser Arbeit von positiven Netzeffekten ausgegangen – congestion externalities<br />

werden vernachlässigt. Negative Netzeffekte treten dann auf, wenn die Nachfrage überhand nimmt.<br />

Somit stellt dies weniger ein Problem <strong>der</strong> negativen externen Effekte als vielmehr ein Problem <strong>der</strong><br />

41 Als Beispiel sei hier <strong>der</strong> Deco<strong>der</strong>streit zwischen <strong>der</strong> Kirch Gruppe (DF1) <strong>und</strong> <strong>der</strong> 1996 auseinan<strong>der</strong>gebroche-<br />

nen Multimedia Betriebsgesellschaft (MMBG) angeführt.


mangelhaften Tarifierung dar. Demnach ist das Hauptaugenmerk auf den positiven Nutzen einer zu-<br />

nehmenden Installierten Basis zu richten <strong>und</strong> mittels preispolitischen Optimierungsansätzen dem Pro-<br />

blem <strong>der</strong> congestion externalities zu begegnen.<br />

3.2 Adoption als notwendige Bedingung für den Markterfolg<br />

In diesem Kapitel werden die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Adoptionstheorie geschil<strong>der</strong>t. Eine Vielzahl<br />

adoptionstheoretischer Aspekte ist ebenfalls Gegenstand <strong>der</strong> Akzeptanzforschung. Sofern dies <strong>der</strong><br />

Fall ist, werden diese Aspekte im Abschnitt 3.4 aufgegriffen.<br />

3.2.1 Überblick zur Adoptionstheorie<br />

Kommt es zu <strong>der</strong> Übernahme einer Innovation durch ein Individuum, dann wird von <strong>der</strong><br />

Adoption <strong>der</strong> Innovation gesprochen. Die Adoption stellt den Abschluß eines Adoptionsprozesses<br />

dar, <strong>der</strong> als ein „[...] mentaler Prozeß bezeichnet [wird], den je<strong>der</strong> Nachfrager vom ersten Gewahr-<br />

werden einer Information über eine Innovation bis zur endgültigen Adoptionsentscheidung durch-<br />

läuft.“ (Weiber 1992, S. 3). Ziel <strong>der</strong> Adoptionstheorie ist es primär, die Faktoren zu analysieren, die<br />

den Verlauf <strong>des</strong> individuellen Adoptionsprozesses beeinflussen (Weiber 1992, S. 3). Somit kommen<br />

Böcker <strong>und</strong> Gierl (1988, S. 32) zu <strong>der</strong> Aussage: „Die Adoptionstheorie beschäftigt sich schwer-<br />

punktmäßig mit den intrapersonalen Fragen <strong>der</strong> Übernahme von neuen Produkten, während <strong>der</strong> Dif-<br />

fusionstheorie gemeinhin die interpersonalen Fragen zugeordnet werden“. Die Abbildung 3-7 geht auf<br />

die einzelnen Phasen <strong>des</strong> intrapersonalen Prozesses ein (siehe auch Gatignon <strong>und</strong> Robertson 1985).<br />

Der gesamte Prozeß unterliegt Einflüssen, die makroökonomischer, soziokultureller, technologischer<br />

sowie politisch-rechtlicher Art sein können (Dewar <strong>und</strong> Dutton 1986; Herbig <strong>und</strong> Palumbo 1994).<br />

Die Relevanz dieser Faktoren ist nicht erst seit dem Hin <strong>und</strong> Her bei <strong>der</strong> Markteinführung <strong>des</strong> Digita-<br />

len <strong>Fernsehens</strong> bekannt (siehe die Chronik im Anhang 1). Dennoch gelten diese Bedingungen für alle<br />

<strong>und</strong> sind kaum von den Unternehmen zu beeinflussen. Sie werden aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> schwierigen Opera-<br />

tionalisierung im weiteren nicht mehr betrachtet.<br />

Die Einwirkungen von produkt- <strong>und</strong> adopterspezifischen Faktoren werden im Abschnitt 3.4.1 darge-<br />

stellt. Es existiert eine Vielzahl theoretischer Arbeiten (z.B. Damanpour <strong>und</strong> Gopalakrishnan 1998, S.<br />

6 ff.; Kennedy 1983, S. 49 ff.) <strong>und</strong> empirischer Untersuchungen zu den<br />

Adoptionsfaktoren in Organisationen 42 , die sich mit Detailproblemen <strong>der</strong> Adoption von beispielswei-<br />

se Entscheidungs-Unterstützung-Systemen (z.B. Wierenga <strong>und</strong> Oude Ophuis 1997), Fertigungsme-<br />

thoden (z.B. Nakamura, Sakakibara <strong>und</strong> Schroe<strong>der</strong> 1998), dem WWW als Absatzmittel (z.B.<br />

42 Siehe z.B. die umfangreichen Arbeiten die im Umfeld <strong>des</strong> Columbus-Projekts anzusiedeln sind (Witte, Grün<br />

<strong>und</strong> Hauschildt 1988).<br />

50


Gupta <strong>und</strong> Chatterjee 1997) o<strong>der</strong> von innovativen Produkten durch den Außendienst (z.B.<br />

Atuahene-Gima 1997) beschäftigen. Gleiches gilt für die Adoption von Technologien durch Organi-<br />

sationen (z.B. Hardie, Robertson <strong>und</strong> Ross Jr. 1996; Winch 1997). Da jedoch hier <strong>der</strong> Fokus auf<br />

<strong>der</strong> individuellen Ebene liegt, werden die unternehmenseigenen Faktoren, die auf den Adoptionspro-<br />

zeß einwirken, im folgenden nicht weiter betrachtet.<br />

Der Adoptionsprozeß ist durch mehrere Phasen gekennzeichnet. 43 Die Zeit, die ein Individuum zum<br />

Ablauf dieses Prozesses benötigt, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, die jeweils unterschied-<br />

lich auf die einzelnen Abschnitte wirken. So nennt Pohl (1996, S. 47) beispielsweise die Innovati-<br />

onsbereitschaft eines Individuums als einen wesentlichen Faktor, <strong>der</strong> verantwortlich für die Dauer <strong>des</strong><br />

Adoptionsprozesses ist. Die Dynamik <strong>des</strong> Adoptionsprozesses resultiert aus dem sich ständig verän-<br />

<strong>der</strong>nden Informationsstand <strong>des</strong> Nachfragers (Clement <strong>und</strong> Litfin 1998a, S. 97). Die neuen Informa-<br />

tionen sind fortdauernd zu bewerten <strong>und</strong> in das Gesamturteil, das über Annahme o<strong>der</strong> Ablehnung <strong>der</strong><br />

Innovation entscheidet, zu integrieren.<br />

Der Adoptionsprozeß beginnt mit <strong>der</strong> Bewußtseinsphase, in <strong>der</strong> das Individuum von <strong>der</strong> Innovation<br />

Kenntnis erlangt. Diese zur Kenntnisnahme erfor<strong>der</strong>liche Information wird ihm durch einen Kommu-<br />

nikationskanal übermittelt. Wird die Innovation als potentielle Handlungsalternative angesehen, so<br />

wird sie in das Evoked Set von Produkten integriert.<br />

Nachdem die Innovation in das Bewußtsein vorgedrungen ist, tritt ein affektiver Prozeß ein, innerhalb<br />

<strong>des</strong>sen die Person die Möglichkeit <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> realisiert <strong>und</strong> bei Interesse nach weiteren Informatio-<br />

nen sucht (Pohl 1996, S. 48). Es handelt sich somit um die Phase <strong>der</strong> Meinungsbildung. Bereits hier<br />

kann es zu einer ablehnenden, befürwortenden bzw. abwartenden Entscheidung kommen. In <strong>der</strong> an-<br />

schließenden Phase kommt es zur Bewertung <strong>der</strong> Innovation <strong>und</strong> bei positiven Kosten-Nutzen-<br />

Abwägungen gegebenenfalls zum Versuch. Jede Phase kann eine Entscheidung hervorrufen, die ent-<br />

we<strong>der</strong> positiv ist, d.h. zur Adoption führt, o<strong>der</strong> negativ ist <strong>und</strong> die Ablehnung zur Folge hat. Hierbei<br />

kann es zu einer gegenwärtigen Ablehnung kommen, die dauerhaft (fortgesetzte Ablehnung) o<strong>der</strong> nur<br />

vorübergehend sein kann (spätere Adoption). 44<br />

Zwei Fälle können bei einer Verschiebung <strong>der</strong> Adoptionsentscheidung differenziert werden: Entwe-<br />

<strong>der</strong> wird die alte Technologie später adoptiert o<strong>der</strong> aber es kommt zu einem abwartenden Verhalten.<br />

43 Vergleiche zu den Aspekten <strong>der</strong> Phasenkonzepte Pohl (1996, S. 47 f.) <strong>und</strong> die dort angeführte Literatur. Der<br />

Aufbau <strong>des</strong> Prozesses ist angelehnt an den Darstellungen von Rogers (1995a, S. 161 ff.), <strong>der</strong> den Prozeß in<br />

fünf Phasen unterteilt: Knowledge, Persuasion, Decision, Implementation <strong>und</strong> Confirmation.<br />

44 Vergleiche zu den finalen Elementen <strong>des</strong> Adoptionsprozesses Weiber <strong>und</strong> Pohl (1996, S. 1206 ff.).<br />

51


Wenn die Zeitspanne bis zur Verfügbarkeit nachfolgen<strong>der</strong> Technologien nicht zu groß ist, 45 dann<br />

kann die zukünftige Produktgeneration zur Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.<br />

45 Diese Zeitspanne ist abhängig von <strong>der</strong> individuellen Wahrnehmung <strong>und</strong> nicht allgemeingültig festzulegen.<br />

52


Abbildung 3-7: Der Adoptionsprozeß<br />

Sozio-kulturelle Umwelt<br />

53<br />

Produktbezogene Faktoren Adoptererbezogene Faktoren Unternehmenseigene Faktoren<br />

• Organisationsspezifische Größen<br />

• Buying-Center spezifische Größen<br />

• Entscheidungsträgerspezifische<br />

Größen<br />

• sozio-ökonomische Kriterien<br />

• psychographische Kriterien<br />

• beobachtbares Kaufverhalten<br />

• tatsächliches <strong>Nutzung</strong>sverhalten<br />

• Erprobbarkeit<br />

• Kommunizierbarkeit<br />

• <strong>Nutzung</strong>sbereitschaft<br />

• relativer Vorteil<br />

• Komplexität<br />

• Kompatibilität<br />

• Unsicherheit<br />

Kommunikative Einflüsse<br />

Technologische Umwelt<br />

Adoption<br />

Meinungsbildung<br />

Verfügbarkeit<br />

<strong>der</strong> Neutechnologie<br />

Bestätigung<br />

Implementierung<br />

Gegenwärtige<br />

Adoption<br />

Entscheidung<br />

Versuch<br />

Bewertung<br />

Interesse<br />

Bewußtsein<br />

Wie<strong>der</strong>kauf (Fortgesetzte<br />

Adoption)<br />

Kognitive Dissonanz<br />

Leapfrogging<br />

Spätere Adoption<br />

Fortgesetzte Ablehnung<br />

Adoption<br />

Meinungsbildung<br />

Bestätigung<br />

Implementierung<br />

Gegenwärtige<br />

Adoption<br />

Entscheidung<br />

Versuch<br />

Bewertung<br />

Interesse<br />

Bewußtsein<br />

Makroökonomische Umwelt<br />

Wie<strong>der</strong>kauf (Fortgesetzte<br />

Adoption)<br />

Gegenwärtige Ablehnung<br />

Verfügbarkeit<br />

<strong>der</strong> Zukunftstechnologie<br />

Quelle: Clement <strong>und</strong> Litfin (1998a, S. 98); Weiber (1992, S. 8) sowie Weiber <strong>und</strong> Pohl (1996, S. 1210).<br />

Gegenwärtige Ablehnung<br />

Kognitive Dissonanz<br />

Spätere Adoption<br />

Fortgesetzte Ablehnung<br />

Politisch-rechtliche Umwelt


Dieses Verhalten wird Leapfrogging genannt. 46 Wenn diese zeitliche Aufschiebung vorgenommen<br />

wird, dann beginnt <strong>der</strong> Prozeß in einem späteren Zeitraum von neuem. Leapfrogging bedeutet nicht,<br />

daß zu einem späteren Zeitpunkt definitiv adoptiert wird, son<strong>der</strong>n nur, daß <strong>der</strong> Adoptionsprozeß <strong>der</strong><br />

heutigen Produktgeneration bewußt abgebrochen wird, um auf die neue Technologie zu warten. Ist in<br />

einem späteren Zeitpunkt die neue Produktgeneration erhältlich, dann beginnt <strong>der</strong> Adoptionsprozeß<br />

für dieses Produkt erneut <strong>und</strong> kann in eine Übernahme o<strong>der</strong> Ablehnung <strong>des</strong> Produktes münden<br />

(Gierl 1997, S. 1076).<br />

Die Adoption selbst stellt ebenfalls einen Prozeß dar, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> gegenwärtigen Adoption beginnt<br />

<strong>und</strong> die Implementierungs- <strong>und</strong> Bestätigungsphase beinhaltet. Die Übernahme <strong>der</strong> Innovation kann<br />

Folgeprozesse initiieren: Nach <strong>der</strong> Adoption können dissonante Kognitionen eine Motivation hervor-<br />

rufen, diese Dissonanzen zu reduzieren (Festinger 1978). Demnach ist es wichtig, daß nach <strong>der</strong> Im-<br />

plementation <strong>des</strong> Gutes eine Bestätigung erfolgt, die die kognitive Dissonanz reduziert <strong>und</strong> eventuelle<br />

Wie<strong>der</strong>holungskäufe nach sich zieht. Systembindungen können hohe Folgeeinnahmen aus dem Ver-<br />

kauf kompatibler Komponenten mit sich bringen <strong>und</strong> den Adoptionsprozeß dahingehend steuern,<br />

daß das Alternativenset bei fortgesetzten Kaufprozessen stark auf die eigenen Produkte beschränkt<br />

wird.<br />

Die Adoptionstheorie ermöglicht eine a priori Segmentierung <strong>der</strong> Nachfrager im Hinblick auf den<br />

Ablauf <strong>des</strong> Adoptionsprozesses (Pohl 1996, S. 43; Gierl 1989). Individuen eines sozialen Systems<br />

adoptieren nicht gleichzeitig eine Innovation. Auf dieser Beobachtung aufbauend hat Rogers eine Ka-<br />

tegorisierung <strong>der</strong> Adopter in fünf Klassen vorgenommen, die sich hinsichtlich <strong>der</strong> Innovationsbereit-<br />

schaft unterscheiden (Rogers 1995a, S. 252 ff.). Die Innovationsbereitschaft kennzeichnet hierbei<br />

den: „[...] degree to which an individual or other adoption unit is relatively earlier in adopting new<br />

ideas than other members of a system [...]“. Die Zuteilung basiert auf einer normalverteilten Diffusi-<br />

onskurve.<br />

46 Leapfrogging „stellt das bewußte <strong>und</strong> freiwillige Überspringen <strong>des</strong> gegenwärtig am Markt verfügbaren<br />

neuesten Produktes <strong>und</strong> die Verschiebung <strong>der</strong> Kaufentscheidung auf eine in <strong>der</strong> Zukunft erwartete Produktgeneration<br />

dar, die in <strong>der</strong> subjektiven Wahrnehmung <strong>des</strong> Nachfragers durch eine verbesserte Leistungsfähigkeit<br />

gekennzeichnet ist.“ (Weiber <strong>und</strong> Pohl 1996, S. 1205).<br />

54


Abbildung 3-8: Adopterkategorien bei <strong>der</strong> Diffusion von innovativen Kritische-Masse-Systemen<br />

55<br />

Absolute<br />

o<strong>der</strong> relative<br />

Adopterzahl<br />

(kumuliert)<br />

Adopter<br />

Marktsättigung<br />

Innovators<br />

Bereich<br />

<strong>der</strong><br />

Kritischen<br />

Masse<br />

Early<br />

Adopters<br />

Early<br />

Majority<br />

Late<br />

Majority<br />

Laggards<br />

Adopter-<br />

Kategorie 1 1 2 1 2 3 1 2 3 4 1 2 3 4 5<br />

Zeit<br />

Marktsättigungsgrenze<br />

Quelle: In Anlehnung an Kuhlmann (1997, S. 140) <strong>und</strong> Rogers (1995a, S. 262 <strong>und</strong> 314).<br />

Betrachtet man das Konzept mit <strong>der</strong> Zielsetzung, eine empirische Untersuchung zum möglichen<br />

Markterfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> durchzuführen, werden mehrere Schwachpunkte <strong>des</strong> Kon-<br />

zepts offensichtlich: Zum einen ist eine Klassifikation <strong>der</strong> Adopter in diese Gruppen nicht eindeutig<br />

vorzunehmen <strong>und</strong> zum zweiten ist nicht unbedingt von fünf Klassen in genau dieser Größe auszugehen<br />

(Schmalen 1979, S. 55). Das bekannte Bass-Modell geht z.B. nur von zwei solcher Kategorien aus,<br />

den Innovatoren <strong>und</strong> den Imitatoren (Bass 1969; Mahajan, Muller <strong>und</strong> Bass 1995, S. G82). Eine<br />

Einteilung in vier Gruppen berichten Mahajan, Muller <strong>und</strong> Srinivasta (1990). Weiterhin wurden die<br />

theoretisch wenig f<strong>und</strong>ierten Grenzwerte häufig kritisiert (Gatignon <strong>und</strong> Robertson 1985, S. 861;<br />

Pechtl 1991, S. 18). Schließlich verbleibt das Problem, daß das Interaktive Fernsehen noch nicht in<br />

den Markt eingeführt worden ist <strong>und</strong> <strong>der</strong> Adoptionsprozeß eigentlich noch nicht begonnen hat. Den-<br />

noch ist das Konzept hilfreich, wenn Hypothesen zur Bedeutung psychographischer bzw. soziode-<br />

mographischer Kriterien aufgestellt werden sollen.<br />

t<br />

t


Rogers (1995a, S. 262 ff.) beschreibt die fünf Gruppen <strong>und</strong> verwendet hierfür im wesentlichen folgende<br />

Darstellungskriterien, die auch von Schmalen (1979, S. 54 ff.) betrachtet wurden. 47<br />

Tabelle 3-3: Kennzeichen <strong>der</strong> Adopter innerhalb <strong>der</strong> Segmente<br />

Innovators Early Adopters Early Majority Late Majority Laggards<br />

- Neugierig<br />

- Kommunikativ<br />

- Hohes Einkommen<br />

- Technisches Ver-<br />

ständnis<br />

- Risikobereit<br />

- Voreilig<br />

- Kosmopolitisch<br />

- Gatekeeper im<br />

Diffusionsprozeß<br />

- Zentrale Position<br />

im Kommunika-<br />

tionsnetz<br />

- Hohes Einkommen<br />

- Lokale Orientie-<br />

rung<br />

- Stellt die Gruppe<br />

<strong>der</strong> Meinungsführer<br />

dar (hohes Prestige)<br />

- Älter als die Inno-<br />

vatoren<br />

- Beschränkteres In-<br />

teressenspektrum<br />

- Überdurchschnitt-<br />

liches soziales An-<br />

sehen<br />

Quelle: Rogers (1995a, S. 262 ff.) <strong>und</strong> Schmalen (1979, S. 54 f.).<br />

- Adoptieren auf-<br />

gr<strong>und</strong> <strong>des</strong> sozialen<br />

Drucks<br />

- Unterdurchschnitt-<br />

liches Einkommen<br />

- Skeptisch<br />

- Vorsichtig<br />

- Ältere Menschen<br />

- Isolierte Kommuni-<br />

kation<br />

- Geringes Ein-<br />

kommen<br />

- Vergangenheits-<br />

orientiert<br />

- Kaum Einfluß auf<br />

Dritte<br />

- Beziehen Informa-<br />

tionen von Nach-<br />

barn, Verwandten<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en<br />

- Sehr skeptisch ge-<br />

genüber Innovatio-<br />

nen<br />

Der Vergleich <strong>der</strong> Kennzeichen über alle Kategorien hinweg zeigt, daß das Einkommen, das Alter<br />

<strong>und</strong> die Stellung im sozialen sowie im Kommunikationsnetz zur Unterscheidung <strong>der</strong> Segmente geeig-<br />

net sind. Personen, die über ein hohes Einkommen verfügen, werden bei<br />

Adoptionsentscheidungen weniger von <strong>der</strong> finanziellen Unsicherheit einer Innovation geleitet, da sie<br />

ein geringeres ökonomisches Risiko tragen (Mitchell 1978, S. 520). Diese Personen weisen oftmals<br />

ein höheres (Aus-) Bildungsniveau auf, so daß anzunehmen ist, daß diese Personen es im höheren<br />

Maße vermögen, Informationen zu verarbeiten (Schulz 1972, S. 49). Das alters- <strong>und</strong> ausbildungsbe-<br />

dingte Informationsverhalten beinhaltet dabei die Fähigkeit <strong>und</strong> Bereitschaft, aus den Innovationsin-<br />

formationen den Produktvorteil zu erfassen <strong>und</strong> somit Unsicherheiten zu reduzieren. Dieser Prozeß<br />

<strong>der</strong> Bewertung wird dazu noch durch Fachwissen <strong>und</strong> persönliches Involvement positiv unterstützt<br />

(Pechtl 1991, S. 86).<br />

47 Siehe ebenfalls Turnbull <strong>und</strong> Meenaghan (1980, S. 8 ff.).<br />

56


In dieser Studie wird zwar im wesentlichen die <strong>Nutzung</strong> <strong>und</strong> nicht <strong>der</strong> Adoptionsprozeß <strong>des</strong> Interak-<br />

tiven <strong>Fernsehens</strong> analysiert, jedoch lassen sich aus den obigen Erkenntnissen zwei Hypothesen formulieren<br />

(Gatignon <strong>und</strong> Robertson 1985, S. 861; Rogers 1995a, S. 268 ff.): 48<br />

57<br />

Hypothese 3-4: Je älter die Person ist, <strong>des</strong>to seltener wird sie das Interaktive Fernsehen<br />

nutzen.<br />

Hypothese 3-5: Je höher das Einkommen ist, <strong>des</strong>to häufiger wird die Person das Inter-<br />

aktive Fernsehen nutzen.<br />

3.2.2 Implikationen für die Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong><br />

Die Adoptionstheorie differenziert nur zwischen Adoption, Nicht-Adoption <strong>und</strong> vorläufiger Zurück-<br />

weisung einer Innovation (Pohl 1996, S. 43). Es wird somit nur <strong>der</strong> Prozeß bis zum (Nicht-) Kauf<br />

eines Endgerätes o<strong>der</strong> das Abonnement eines Dienstes betrachtet. Die spätere <strong>Nutzung</strong> ist nicht <strong>der</strong><br />

Fokus <strong>der</strong> Adoptionstheorie. Deswegen reicht die Betrachtung <strong>der</strong> Adoptionstheorie nicht für eine<br />

<strong>Prognose</strong> <strong>des</strong> Markterfolgs für das Interaktive Fernsehen aus.<br />

Jedoch besteht kein Zweifel, daß die im folgenden darzustellende Untersuchung nur ein Mosaik dar-<br />

stellt. Nachdem das Interaktive Fernsehen in den Markt eingeführt worden ist, sind umfassende Ana-<br />

lysen <strong>der</strong> Adoptions- <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sfaktoren notwendig. Da die <strong>Nutzung</strong> jedoch die Innovations-<br />

übernahme voraussetzt, ist es notwendig herauszufinden, welches die Adoptionsfaktoren sind. Hierzu<br />

müssen Adopter <strong>und</strong> Nicht-Adopter bezüglich <strong>der</strong> Adoptionsfaktoren befragt werden. Die Daten<br />

können dann mit zwei Methodenklassen ausgewertet werden (Litfin 1999):<br />

• Statische Methoden: Hierzu können im wesentlichen die klassischen Verfahren <strong>der</strong> Logit-<br />

Modelle <strong>und</strong> <strong>der</strong> Diskriminanzanalyse gezählt werden (Krafft 1997). Neuere Ansätze entstam-<br />

men aus dem Bereich <strong>der</strong> konnexionistischen Modelle (künstliche neuronale Netzwerke) (Heimel<br />

et al. 1998; Sharda 1994).<br />

• Dynamische Methoden: Wenn die <strong>Analyse</strong>n auf individueller Ebene dynamisch gestaltet werden,<br />

dann eignen sich insbeson<strong>der</strong>e Hazard-Verfahren zur <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Adoptionsfaktoren (z.B.<br />

Levin, Levin <strong>und</strong> Meisel 1987). Da nicht davon ausgegangen werden kann, daß im Laufe <strong>der</strong><br />

Zeit alle Individuen eines sozialen Systems die Innovation übernehmen, eignen sich Split-Hazard-<br />

48 Die Hypothese, daß die Stellung im sozialen bzw. Kommunikationsnetz einen Einfluß auf die <strong>Nutzung</strong> hat,<br />

kann aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sehr umfangreichen Operationalisierung dieser Konstrukte nicht betrachtet werden. Die<br />

Einbeziehung dieser Konstrukte hätte die Befragung zu umfangreich gestaltet.


Modelle am besten, um die Adoptionsfaktoren <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Einfluß auf die Adoptionswahrschein-<br />

lichkeit zu untersuchen (Sinha <strong>und</strong> Chandrashekaran 1992; Litfin 1999).<br />

Festzuhalten bleibt demnach, daß die Adoptionstheorie für Systeme, die noch nicht im Markt einge-<br />

führt wurden, zwar die Basis <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong>n darstellt, jedoch um die <strong>Nutzung</strong> erweitert werden muß<br />

(Abschnitt 3.4).<br />

3.3 Schnelle Diffusion zur Nutzensteigerung<br />

3.3.1 Überblick zur Diffusionstheorie für Kritische-Masse-Systeme<br />

Die Diffusionstheorie basiert auf den Erkenntnissen <strong>der</strong> Adoptionstheorie <strong>und</strong> untersucht den zeitli-<br />

chen Verlauf <strong>der</strong> Übernahme einer Innovation vom ersten bis zum letzten Käufer innerhalb eines so-<br />

zialen Systems. Rogers (1995a, S. 5) liefert wohl die bekannteste Definition <strong>der</strong> Diffusion: „Diffusion<br />

is the process by which an innovation is communicated through certain channels over time among<br />

the members of a social system“.<br />

Weiber (1992, S. 3) merkt hierzu an, daß als zentrales Charakteristikum von Diffusionsüberlegungen<br />

die <strong>Analyse</strong> zeitraumbezogener aggregierter Adoptionsvorgänge herausgestellt werden kann. Der<br />

Diffusionsverlauf resultiert somit aus <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> individuellen Adoptionsentscheidungen. Damit<br />

dient die Diffusionstheorie <strong>der</strong> Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>des</strong> zeitlichen Verlaufs von Erstkäufen (Ad-<br />

optionen), unterläßt jedoch die Betrachtung <strong>des</strong> individuellen Entscheidungsprozesses, <strong>der</strong> zur Adop-<br />

tion <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> führt. Im Gegensatz zur Adoptionstheorie, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Erstkauf als Abschluß <strong>der</strong><br />

letzten Phase <strong>des</strong> Adoptionsprozesses angesehen wird, betrachtet insbeson<strong>der</strong>e die empirische Dif-<br />

fusionsforschung bisher also nur einen kleinen Teilaspekt <strong>des</strong> Konsumentenverhaltens.<br />

Der klassische Fokus <strong>der</strong> Diffusionstheorie liegt auf <strong>der</strong> Betrachtung <strong>des</strong> Kaufes (Adoption) <strong>und</strong><br />

nicht auf <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> eines Gutes. Diese enge Sichtweise ist allerdings nur für wenige Anbieter von<br />

Systemkomponenten relevant, die nur indirekt von einer starken <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems partizipieren;<br />

für alle an<strong>der</strong>en jedoch steht <strong>der</strong> Anschluß <strong>und</strong> die anschließende <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Kritische-Masse-<br />

Systems im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Die klassische Diffusionstheorie basiert somit im wesentlichen auf <strong>der</strong> Betrachtung<br />

von Singulärgütern (Weiber 1995, S. 40 f.). 49<br />

Eine wesentliche Annahme <strong>der</strong> Diffusionstheorie ist, daß die Diffusionskurve <strong>der</strong> kumulierten Adop-<br />

tionen immer einen monoton steigenden Verlauf hat, da davon ausgegangen wird, daß <strong>der</strong> Erstkauf<br />

49 Eine sehr ausführliche Beschreibung einer Diffusionstheorie für Kritische-Masse-Systeme liefert Weiber<br />

(1992, S. 49 ff.).<br />

58


irreversibel ist. Bei Kritische-Masse-Systemen sind jedoch auch fallende Diffusionsverläufe möglich<br />

(Weiber 1992, S. 135). Dies ist z.B. dann <strong>der</strong> Fall, wenn die Kritische Masse nicht erreicht wird.<br />

Aus den Ergebnissen <strong>der</strong> Diffusionsforschung kann eine Vielzahl von nützlichen Aspekten für die<br />

<strong>Nutzung</strong> interaktiver Medien generiert werden:<br />

• Interdependenz zwischen den Adoptionsentscheidungen<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> direkten <strong>und</strong> indirekten Netzeffekte bestehen Interdependenzen zwischen den einzel-<br />

nen Adoptions- <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong>sentscheidungen (Levin, Levin <strong>und</strong> Meisel 1987; Majumdar 1996, S.<br />

114). Die Entscheidungen hängen dabei von den Erwartungen <strong>des</strong> Individuums ab, wieviele Perso-<br />

nen das System bereits adoptiert haben (Böcker <strong>und</strong> Gierl 1988, S. 33). Diese Erwartungen können<br />

unabhängig von <strong>der</strong> tatsächlichen Größe <strong>des</strong> Netzwerkes sein (Weiber 1992, S. 104 f.). Zumeist<br />

wird angenommen, daß die Höhe <strong>der</strong> Installierten Basis einen Imitationsdruck auslöst, <strong>der</strong> einen In-<br />

dikator <strong>des</strong> erwarteten sozialen Risikos darstellt. Da die Erwartungen dynamischen Prozessen unter-<br />

worfen sind, übernehmen die Individuen nicht zeitgleich eine Innovation. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> unterschiedli-<br />

chen Erwartungen <strong>und</strong> Informationsstände beginnen die Adoptionsprozesse zu unterschiedlichen<br />

Zeitpunkten <strong>und</strong> haben unterschiedliche Längen (Gierl 1992, S. 382; Oliver, Marwell <strong>und</strong> Teixeria<br />

1985, S. 524 f.).<br />

• Zeitlicher Verlauf <strong>der</strong> Adoptionen im Diffusionsprozeß<br />

Die Gr<strong>und</strong>idee, daß innovative <strong>und</strong> imitative Prozesse auf die Diffusion eines Gutes wirken, führt ty-<br />

pischerweise zu einen s-förmigen Verlauf <strong>der</strong> Diffusion (Gatignon <strong>und</strong> Robertson 1985, S. 858).<br />

59


Abbildung 3-9: Diffusionsverlauf bei Kritische-Masse-Systemen<br />

Kumulierte<br />

Anzahl <strong>der</strong><br />

Adopter<br />

Marktpotential<br />

Quelle: Albers <strong>und</strong> Peters (1998a, S. 111).<br />

Viel zu hohe Adoptionsprognose, da Marktpotential-Sättigung<br />

nicht beachtet<br />

Dienst-Teilnehmer<br />

Zu geringe Adoptionsprognose,<br />

da Imitationseffekt unberücksichtigt<br />

Das Erreichen <strong>der</strong> Kritischen Masse bedeutet einen Wendepunkt in <strong>der</strong> Diffusion <strong>des</strong> Systems, da<br />

<strong>der</strong> Diffusionsprozeß von einer Instabilitäts- in eine Stabilitätsphase geführt wird (Rogers 1995a, S.<br />

10; Weiber 1995, S. 46). Vernachlässigt man den Effekt <strong>der</strong> Kritischen Masse, so führt dies auf <strong>der</strong><br />

einen Seite zu einer zu geringen Adoptionsprognose <strong>und</strong> eventuell zu einer voreiligen Klassifizierung<br />

<strong>des</strong> Produkts als Mißerfolg. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite kann die Vernachlässigung <strong>des</strong> Marktpotentials<br />

zu einer zu optimistischen <strong>Prognose</strong> führen. 50<br />

Die Untersuchung von Gol<strong>der</strong> <strong>und</strong> Tellis (1997) basiert auf <strong>der</strong> Betrachtung von 31 Produktkatego-<br />

rien. Das Ziel <strong>der</strong> Untersuchung war es, den Zeitpunkt <strong>des</strong> „Take-off“ <strong>der</strong> einzelnen Produkte zu<br />

modellieren. Hierzu verwendeten die Autoren das Proportional Hazard Model von Cox. Als Ergeb-<br />

nis läßt sich festhalten, daß es einen typischen Verlauf mit einem Take-off <strong>des</strong> Produkts gibt, <strong>der</strong> sich<br />

gut mit dem Modell abbilden läßt. Das wohl interessanteste Ergebnis ist, daß <strong>der</strong> Zeitraum von <strong>der</strong><br />

Markteinführung zum Take-off bei sechs Jahren liegt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Diffusionsgrad dann 1,7% <strong>der</strong> Popula-<br />

tion beträgt (Gol<strong>der</strong> <strong>und</strong> Tellis 1997, S. 266).<br />

Scho<strong>der</strong> (1995, S. 20) stellt fest, daß noch immer theoretische <strong>und</strong> methodische Defizite bei <strong>der</strong> Dif-<br />

fusionsforschung für Kritische-Masse-Systeme bestehen. Hervorzuheben ist, daß die Geschwindig-<br />

50 Methodische Aspekte zur Vorgabe eines Marktpotentials stellen van den Bulte <strong>und</strong> Lilien (1997) sowie Bähr-<br />

Seppelfricke (1999) dar.<br />

Zeit<br />

60


keit <strong>der</strong> Diffusion bei interaktiven Medien sehr stark von <strong>der</strong> Gestaltung <strong>des</strong> Marketing-Mix abhängt<br />

(Albers <strong>und</strong> Peters 1998; Klophaus 1995, S. 63).<br />

• Zur Diffusion <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> in Segmenten <strong>des</strong> sozialen Systems<br />

Es ist wenig hilfreich, von einem generellen Druck <strong>der</strong> Installierten Basis auf die Nicht-Adopter zu<br />

sprechen (Böcker <strong>und</strong> Gierl 1988, S. 33 f.). So ist vielmehr davon auszugehen, daß die Höhe <strong>der</strong><br />

Installierten Basis <strong>des</strong> unmittelbaren sozialen Umfel<strong>des</strong> einen wesentlich stärkeren Einfluß auf die<br />

Wahrnehmung <strong>des</strong> sozialen Risikos ausübt als <strong>der</strong> Teil <strong>des</strong> sozialen Systems, <strong>der</strong> nicht zum unmittel-<br />

baren Interaktionsbereich <strong>des</strong> Individuums gehört. Es wird dabei angenommen, daß innerhalb dieses<br />

Segmentes eine intensive Kommunikation (Word-of-Mouth) stattfindet (Albers <strong>und</strong> Peters 1998, S.<br />

112; Gatignon <strong>und</strong> Robertson 1985, S. 857 f. sowie Oliver, Marwell <strong>und</strong> Teixeria 1985, S. 524).<br />

Der Imitationsdruck ist nicht unabhängig vom Produkt, da nicht jede Innovation, die nicht adoptiert<br />

wird, als Verstoß gegen die Gruppennorm zu sehen ist. Unklar ist, ob solche Einflüsse in Kommuni-<br />

kationssystemen vorliegen. Deswegen wird die folgende Hypothese gebildet:<br />

61<br />

Hypothese 3-6: Je stärker <strong>der</strong> Druck <strong>des</strong> unmittelbaren sozialen Umfel<strong>des</strong> ist, <strong>des</strong>to<br />

stärker ist die <strong>Nutzung</strong>.<br />

Das Interaktive Fernsehen stellt ein komplexes Gebilde dar, das sich durch eine Vielzahl von unter-<br />

schiedlichen Diensten auszeichnet. Diese Dienste können die Population in Segmente unterteilen <strong>und</strong><br />

jeweils eigene Kritische Massen aufweisen. So unterscheidet Weiber (1992, S. 108 f.) die Segmente<br />

<strong>der</strong> professionellen, semiprofessionellen <strong>und</strong> privaten Nachfrager voneinan<strong>der</strong>. Eine <strong>der</strong>artige Eintei-<br />

lung ist für das Interaktive Fernsehen nicht sinnvoll, da sie nicht unmittelbar Auskunft über die Präfe-<br />

renzen <strong>und</strong> somit <strong>der</strong> notwendigen Marketing-Entscheidungen liefert. Hilfreicher erscheint die Seg-<br />

mentierung bezüglich <strong>der</strong> Präferenz einzelner Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen zu sein, da die Pro-<br />

fessionalisierung sich wahrscheinlich eher darin identifizieren läßt. Beispielsweise kann ein Segment<br />

bestehen, daß die Dienste eher für kommunikative Zwecke einsetzen möchte (z.B. Mail-Systeme)<br />

o<strong>der</strong> statt <strong>des</strong>sen auf Unterhaltung (z.B. Games-on-Demand) Wert legt. Theoretisch läßt sich jedoch<br />

keine Hypothese rechtfertigen, in <strong>der</strong> eine spezielle Segmentstruktur für die einzelnen Dienstepräfe-<br />

renzen unterstellt wird. Insofern kann nur allgemein formuliert werden:


Hypothese 3-7: Es existieren Segmente, die sich in ihren Präferenzen bezüglich <strong>der</strong><br />

Dienste unterscheiden.<br />

3.3.2 Implikationen für die Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong><br />

Die Forschung hat im Laufe <strong>der</strong> Zeit eine Vielzahl von Diffusionsmodellen entwickelt, die als verein-<br />

fachte Abbil<strong>der</strong> von realen Diffusionsverläufen verstanden werden (Gierl 1992, S. 383). Einen<br />

Überblick über die Modelle, die zumeist auf dem Bass-Modell basieren, bieten Böcker <strong>und</strong> Gierl<br />

(1988); Gatignon <strong>und</strong> Robertson (1985) sowie Mahajan, Muller <strong>und</strong> Bass (1990).<br />

Eine <strong>der</strong> wichtigsten Anwendungen <strong>der</strong> Diffusionsmodelle besteht in <strong>der</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>des</strong> Diffusionsver-<br />

laufs (Mahajan, Muller <strong>und</strong> Bass 1995, S. G85). Die <strong>Prognose</strong> <strong>des</strong> Erfolgs eines Systems, das sich<br />

noch nicht im Markt befindet, erfor<strong>der</strong>t eine Schätzung <strong>der</strong> Parameter <strong>des</strong> Diffusionsmodells. Eine<br />

solche Schätzung ist jedoch sehr schwierig, wenn keine o<strong>der</strong> nur sehr wenige Datenreihen zur Verfü-<br />

gung stehen (Albers <strong>und</strong> Peters 1998, S. 120). Es werden mehrere Lösungsansätze hierfür genannt:<br />

Zum einen können Expertenschätzungen bestimmte Informationen über die Marktgröße, den Zeit-<br />

raum bis zur maximalen Adoptionsrate <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Höhe generieren (Albers <strong>und</strong> Peters 1998, S. 120;<br />

Mahajan, Muller <strong>und</strong> Bass 1995, S. G85). So wurde beispielsweise eine <strong>Prognose</strong> für den Compact<br />

Disc (CD)-Markt abgeleitet (Bayus 1987). Jedoch warnen Gol<strong>der</strong> <strong>und</strong> Tellis (1997, S. 257) vor ei-<br />

ner solchen Vorgehensweise, da sie herausfinden, daß Manager einen zumeist linearen Diffusionsver-<br />

lauf unterstellen <strong>und</strong> nur eine geringe Vorstellung über den Zeitpunkt <strong>der</strong> Kritischen Masse eines<br />

Produktes haben. Zum an<strong>der</strong>en können Schlüsse aus <strong>der</strong> Diffusion ähnlicher Systeme gezogen <strong>und</strong><br />

aus <strong>der</strong>en Verlauf Parameter für innovative Systeme abgeleitet werden. Eine solche Vorgehensweise<br />

wurde z.B. bei <strong>der</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>des</strong> Markterfolgs von High Definition Television (HDTV) gewählt<br />

(Bayus 1993). Die Verwendung von Parametern aus Bef<strong>und</strong>en von Metaanalysen kann ebenfalls bei<br />

<strong>der</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> Diffusion eines Systems weiterhelfen (Mauerer 1995; Sultan, Farley <strong>und</strong> Lehmann<br />

1990). Kritisch ist jedoch hierbei, daß dort nicht unbedingt ähnliche Produkte in den Studien ver-<br />

wendet werden <strong>und</strong> die Schätzungen nicht den Beson<strong>der</strong>heiten interaktiver Medien gerecht werden.<br />

Die Verwendung von Diffusionsmodellen kann unter Umständen zu gravierenden Fehlschlüssen füh-<br />

ren. Ein Beispiel für potentielle Fehleinschätzungen, die aus einer zu kurzen Datenreihe resultieren<br />

können, ist die BTX-Studie von Hecheltjen (1985). In <strong>der</strong> Studie wurde zwar die Diffusionsge-<br />

schwindigkeit recht gut prognostiziert, jedoch wurde das absolute Marktpotential zugr<strong>und</strong>egelegt,<br />

statt das in <strong>der</strong> Anfangsphase <strong>des</strong> Dienstes wesentlich niedrigere erreichbare Marktpotential zu be-<br />

rücksichtigen. Dies führte zu einer <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> Teilnehmerzahl in Höhe von 2,5 Millionen Nutzer in<br />

1989, die jedoch tatsächlich erst ca. 1999 erreicht wurde. Berndt <strong>und</strong> Fantapié Altobelli (1991) un-<br />

62


terstellten in Ihrer Studie für den Dienst auf <strong>der</strong> Basis einer wesentlich längeren Zeitreihe ein dynami-<br />

sches Marktpotential. 51 Die Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> für die Entwicklung <strong>des</strong> Dienstes gelang ihnen<br />

<strong>des</strong>halb bedeutend besser. Doch auch diese Studie weist einige kleinere Schwächen in <strong>der</strong> Schät-<br />

zung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse auf. Diese beiden Beispiele zeigen, daß Diffusionsmodelle<br />

zur <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> Penetrationsentwicklung von neuen Diensten <strong>und</strong> Systemgütern nur mit entspre-<br />

chen<strong>der</strong> Erfahrung <strong>und</strong> mit Umsicht einzusetzen sind.<br />

Die Anwendung von Diffusionsmodellen bei Systemgütern, die vor <strong>der</strong> Markteinführung stehen, ist<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> noch fehlenden gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse wenig vielversprechend.<br />

Des weiteren wird bei <strong>der</strong> Diffusion nur die Adoption <strong>und</strong> nicht die <strong>Nutzung</strong> prognostiziert. Es ist<br />

somit zusammenfassend festzuhalten, daß die Diffusionstheorie ein reiches Spektrum für die Erklä-<br />

rung eines Diffusionsverlaufs bereitstellt, jedoch bei <strong>der</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> von innovativen Sy-<br />

stemgütern ein sehr beschränktes Instrumentarium bereitstellt.<br />

3.4 <strong>Nutzung</strong> als hinreichende Bedingung für den Markterfolg<br />

3.4.1 Überblick zur Akzeptanztheorie<br />

Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> bedarf eines Ordnungsrahmens für den Ak-<br />

zeptanzprozeß, <strong>der</strong> darstellt, welche Einflüsse Personen dazu bewegen, das Interaktive Fernsehen zu<br />

nutzen. Anschließend wird <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Akzeptanz definiert.<br />

Der Akzeptanzprozeß (Abbildung 3-10) glie<strong>der</strong>t sich in die Einstellungsphase, Produktphase <strong>und</strong><br />

<strong>Nutzung</strong>sphase, wobei unterschiedliche umweltspezifische Faktoren auf diesen Prozeß einwirken<br />

(Kollmann 1996, S. 71 ff). 52<br />

51 Vergleiche zur Relevanz <strong>der</strong> unterschiedlichen Behandlung <strong>des</strong> Marktpotentials in Diffusionsmodellen insbe-<br />

63<br />

son<strong>der</strong>e van den Bulte <strong>und</strong> Lilien (1998) sowie Bähr-Seppelfricke (1999).<br />

52 Wierenga <strong>und</strong> Oude Ophuis (1997, S. 276) stellen einen ähnlichen Prozeß dar, <strong>der</strong> jedoch weitaus weniger de-<br />

tailliert ist.


Abbildung 3-10: Ordnungsrahmen <strong>des</strong> Akzeptanzprozesses<br />

Sozio-kulturelle Umwelt<br />

Produktbezogene Faktoren Akzeptiererbezogene Faktoren Unternehmenseigene Faktoren<br />

• Organisationsspezifische Größen<br />

• Buying -Center spezifische Größen<br />

• Entscheidungsträgerspezifische Größen<br />

• sozio-ökonomische Kriterien<br />

• psychographische Kriterien<br />

• beobachtbares Kaufverhalten<br />

• tatsächliches <strong>Nutzung</strong>sverhalten<br />

• Erprobbarkeit<br />

• Kommunizierbarkeit<br />

• <strong>Nutzung</strong>sbereitschaft<br />

• relativer Vorteil<br />

• Komplexität<br />

• Kompatibilität<br />

• Unsicherheit<br />

Quelle: Kollmann (1996, S. 113).<br />

Einstellungsphase<br />

Preacceptance<br />

Erwartung /<br />

Bewertung<br />

Interesse<br />

Bewußtsein<br />

Technologische Umwelt<br />

Gegenwärtige Ablehnung<br />

Produktphase<br />

Adaption<br />

Versuch /<br />

Erfahrung<br />

Acceptance<br />

Adoption<br />

<strong>Nutzung</strong>sakzeptanz<br />

Anwendungsverweigerung / gegenwärtige Ablehnung<br />

<strong>Nutzung</strong>s -<br />

phase<br />

Implementierung <strong>Nutzung</strong><br />

Postacceptance<br />

Handlungsakzeptanz<br />

Einstellungsakzeptanz<br />

Makroökonomische Umwelt<br />

Verschiebung <strong>der</strong> Akzeptanzentscheidung Fortgesetzte Ablehnung<br />

Abbruch <strong>des</strong> Akzeptanzprozesses<br />

Leapfrogging<br />

Vorläufige Zurückweisung<br />

Akzeptanzprozeß für Zukunftstechnologie<br />

Politisch-rechtliche Umwelt<br />

64


Innerhalb <strong>der</strong> Einstellungsphase bildet sich die Einstellungsakzeptanz heraus. Wichtig für die Phase<br />

<strong>des</strong> Prozesses ist das Bewußtsein <strong>und</strong> das Interesse am <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen. Hierzu stellten<br />

Geppert, Greipl <strong>und</strong> Müller (1996, S. 172) fest, daß 70% einer befragten Stichprobe den Begriff<br />

„Interaktives Fernsehen“ zumin<strong>des</strong>t kannten. 53 Die Erwartungen <strong>und</strong> Bewertungen an das Medium<br />

sind vielfältig <strong>und</strong> im wesentlichen von <strong>der</strong> Unsicherheit <strong>und</strong> Unwissenheit über das Medium be-<br />

stimmt. Es lassen sich nur detaillierte Bewertungsmaßstäbe entwickeln, wenn die Individuen bereits<br />

einmal mit dem System in Kontakt gekommen sind. Da diese Kontaktmöglichkeiten bislang nur Teil-<br />

nehmern von Pilotprojekten, Messebesuchern <strong>und</strong> ansatzweise Abonnenten <strong>des</strong> Digitalen Fernse-<br />

hens offenstehen, kommt es dementsprechend nur zu geringen Preacceptancewerten.<br />

Nach Abschluß <strong>der</strong> Einstellungsphase befindet sich das System im Evoked Set <strong>der</strong> potentiellen Ak-<br />

zeptierer (Schmalen <strong>und</strong> Pechtl 1996, S. 818). Als wichtig für diese Phase ist anzuführen, daß die<br />

Einstellungsakzeptanz sich sowohl an einem bestehenden System als auch an einer noch nicht am<br />

Markt befindlichen innovativen Multimedia-Anwendung orientieren kann.<br />

Die Relevanz <strong>des</strong> Einstellungsprozesses bei noch nicht eingeführten Systemen zeigt sich darin, daß ei-<br />

ne positive Akzeptanzeinstellung erfor<strong>der</strong>lich für die Fortsetzung <strong>des</strong> Innovationsprozesses auf Seiten<br />

<strong>der</strong> Anbieter <strong>und</strong> <strong>des</strong> Akzeptanzprozesses auf Seiten <strong>der</strong> Nachfrager ist. Hierdurch unterscheidet<br />

sich gemäß Kollmann (1996, S. 75) <strong>der</strong> Akzeptanzprozeß von dem Adoptionsprozeß, <strong>der</strong> sich<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich auf ein bereits am Markt erhältliches Produkt bezieht.<br />

In <strong>der</strong> Produktphase bildet sich die Übernahmeentscheidung heraus, die in die Handlungsakzeptanz<br />

mündet. Die Produktphase beginnt mit dem Versuch, wodurch Erfahrungen mit dem System gesam-<br />

melt werden. Innerhalb von Pilotversuchen kann es beispielsweise zu positiven Erfahrungen kommen,<br />

die auf eine erhöhte Akzeptanz schließen lassen, die sich wie<strong>der</strong>um in <strong>der</strong> Adoptions- bzw. Adap-<br />

tionsrate wi<strong>der</strong>spiegelt. 54 Es wird hier von einer Adoptionsakzeptanz gesprochen, wenn das Multi-<br />

media-System in ein vorhandenes Werte-/Zielsystem paßt, eine uneingeschränkte Gr<strong>und</strong>akzeptanz<br />

vorliegt, kein individueller <strong>und</strong> technologischer Wandel nötig ist <strong>und</strong> kein externer Druck vorliegt.<br />

Hingegen zeichnet sich die Adaptionsakzeptanz dadurch aus, daß das Multimedia-System nicht in<br />

das vorhandene Werte-/Zielsystem paßt,<br />

53 Dieser hohe Wert ist angesichts <strong>der</strong> damaligen Medienpräsenz <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ohne weiteres<br />

65<br />

mit <strong>der</strong> Theorie <strong>des</strong> Agenda Setting zu erklären (Kroeber-Riel 1993, S. 82 ff.).<br />

54 Natürlich ist es auch möglich, daß es zu negativen Anwendungserfahrungen kommt, die dann eine Nichtakzeptanz<br />

zur Folge haben. Gaeth et al. (1997, S. 42 ff.) zeigen jedoch, daß es trotz anfangs negativer Erfahrungen<br />

mit einem Gut durchaus noch möglich ist, durch spätere positive Erfahrungen hohe Akzeptanzwerte zu<br />

erzielen. Damit wi<strong>der</strong>legen sie die These, daß <strong>der</strong> erste Eindruck zur unmittelbaren (Nicht-) Akzeptanz führt.


eine eingeschränkte Gr<strong>und</strong>akzeptanz vorliegt, ein individueller <strong>und</strong> technologischer Wandel nötig ist<br />

<strong>und</strong> externer Druck vorliegt (Kollmann 1996, S. 64). 55<br />

Nach Abschluß <strong>der</strong> Produktphase folgt die <strong>Nutzung</strong>sphase, die determinierend für die <strong>Nutzung</strong>sak-<br />

zeptanz ist. Zu Beginn dieser Phase kommt es zur Implementation (Installierung) <strong>des</strong> Systems <strong>und</strong><br />

daran anschließend ist eine <strong>Nutzung</strong> bzw. Anwendungsverweigerung zu beobachten. Eine Anwen-<br />

dungsverweigerung tritt insbeson<strong>der</strong>e bei zu hoher Tarifierung <strong>der</strong> Dienste auf. Die Zahlungsbereit-<br />

schaft für Interaktives Fernsehen ist bislang gering: Weiber <strong>und</strong> Kollmann (1995, S. 40) berichten,<br />

daß die monatlichen Gebühren bei ca. 25 DM ihre „Schmerzgrenze“ erreichen. Bei wenig interessan-<br />

ten Inhalten, die überdies zu hohen Preisen angeboten werden, kann es zu äußerst geringen Postac-<br />

ceptancewerten kommen.<br />

Innerhalb <strong>des</strong> Prozesses kommt es zwischen den Phasen zu Rückkopplungen, die zu dem bereits an-<br />

geführten Circulus Vitiosus <strong>der</strong> Systemattraktivität führen.<br />

Die Zielsetzung dieser Arbeit liegt in <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sakzeptanz. Vor diesem <strong>und</strong> dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> <strong>des</strong> dargestellten Prozesses wird die Akzeptanz von neuartigen Multimedia-Systemen<br />

folgen<strong>der</strong>maßen definiert: „Akzeptanz ist die – in Abhängigkeit <strong>des</strong> individuellen sozio-kulturellen<br />

Umfelds (Wert-/Zielebene) – tatsächliche Umsetzung <strong>der</strong> rationalen Bereitschaft (Einstellungsebene)<br />

in eine Übernahme <strong>der</strong> technologischen Innovation (Handlungsebene) <strong>und</strong> <strong>der</strong>en anschließende Nut-<br />

zung in konkreten Anwendungssituationen (<strong>Nutzung</strong>sebene)“ (Kollmann 1996, S. 68).<br />

Es stellt sich nun die Frage, wie ein Multimedia-System beschaffen <strong>und</strong> tarifiert sein muß, damit die<br />

Postacceptance maximal wird.<br />

Zahlreiche Faktoren wirken auf den Akzeptanzprozeß <strong>und</strong> beeinflussen <strong>des</strong>sen Verlauf, Ergebnis<br />

sowie Dauer. In <strong>der</strong> Literatur wird zwischen produktspezifischen, nutzerspezifischen <strong>und</strong> umweltspe-<br />

zifischen Einflußfaktoren unterschieden (Kollmann 1996, S. 95 ff.; Weiber 1992, S. 4 ff.).<br />

Unter produktspezifischen Determinanten werden Einflußgrößen subsumiert, die primär durch<br />

die Innovation <strong>und</strong> erst sek<strong>und</strong>är durch die Nachfrager beeinflußt werden. Die wahrgenommenen<br />

produktspezifischen Attribute nehmen im Akzeptanzprozeß dabei eine beson<strong>der</strong>e Stellung ein, da sie<br />

für die Art <strong>und</strong> das Ausmaß <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Verhaltensän<strong>der</strong>ung als bestimmend angesehen wer-<br />

den (Holak <strong>und</strong> Lehmann 1990, S. 59 ff.; Tornatzky <strong>und</strong> Klein 1982, S. 28 ff.). Trotz individueller<br />

Unterschiede gilt generell: Je stärker <strong>der</strong> relative Vorteil, die Kompatibilität, Erprobbarkeit <strong>und</strong><br />

55 In <strong>der</strong> Diffusionsforschung wird davon ausgegangen, daß neue Produkte zunächst von einer kleinen Menge<br />

von Innovatoren adoptiert werden, bevor später Imitatoren die Innovation annehmen, weil diese sich an dem<br />

Kaufverhalten von Meinungsführern (Innovatoren) orientieren (siehe Abschnitt 3.3). Die Adaptionsakzeptanz<br />

zeigt die Macht <strong>der</strong> Kritischen Masse auf die Imitatoren.<br />

66


Kommunizierbarkeit ausgeprägt sind <strong>und</strong> je geringerer die Komplexität, <strong>des</strong>to größer ist die Adop-<br />

tionswahrscheinlichkeit <strong>und</strong> auch -geschwindigkeit (Rogers 1995, S. 250; Weiber 1992, S. 5). Die-<br />

se Faktoren werden im folgenden Abschnitt detaillierter erläutert <strong>und</strong> in Hypothesen eingebettet.<br />

Nutzerspezifische Faktoren verweisen auf die Adoptionsbereitschaft <strong>des</strong> Entschei<strong>der</strong>s <strong>und</strong> beein-<br />

flussen die Suche <strong>und</strong> Interpretation <strong>der</strong> Informationen <strong>und</strong> somit die Wahrnehmung <strong>der</strong> Produktei-<br />

genschaften. Variablen wie Einkommen, Alter etc. können gr<strong>und</strong>legend den Verlauf <strong>des</strong> Adoptions-<br />

prozesses beeinflussen (Kollmann 1996, S. 102 ff.). So kann ein geringes Einkommen eine Innovati-<br />

on zur Zeit <strong>der</strong> Markteinführung unerschwinglich machen.<br />

Zudem sind umweltbezogene Determinanten zu berücksichtigen. Hierunter werden Faktoren <strong>der</strong><br />

sozio-kulturellen, politisch-rechtlichen, technologischen sowie makroökonomischen Umwelt zusam-<br />

mengefaßt (Weiber 1992, S. 7).<br />

In den folgenden beiden Unterabschnitten 3.4.2 <strong>und</strong> 3.4.3 werden die <strong>Nutzung</strong>sfaktoren aus Nutzer-<br />

<strong>und</strong> aus Anbietersicht dargestellt.<br />

3.4.2 <strong>Nutzung</strong>sfaktoren aus Nutzersicht<br />

Die im folgenden dargestellten Einflußfaktoren sind aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> theoretischen Überlegungen für die<br />

Art <strong>und</strong> das Ausmaß <strong>des</strong> Verhaltens <strong>der</strong> Individuen verantwortlich (Holak <strong>und</strong> Lehmann 1990, S. 59<br />

ff.).<br />

3.4.2.1 Relativer Vorteil<br />

Der relative Vorteil drückt den wahrgenommen Grad <strong>der</strong> Vorteilhaftigkeit einer Innovation zur Be-<br />

friedigung <strong>der</strong> individuellen Bedürfnisse im Vergleich zu bisher verwendeten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en innovativen<br />

Produktalternativen aus (Rogers 1995, S. 212 ff. sowie Schmalen <strong>und</strong> Pechtl 1996, S. 818 ff.). Da<br />

er ein zentrales Element <strong>der</strong> Adoptionsforschung darstellt (Clement <strong>und</strong> Litfin 1998a), wird die fol-<br />

gende allgemeine Hypothese unterstellt:<br />

67<br />

Hypothese 3-8: Je höher <strong>der</strong> relative Vorteil ist, <strong>des</strong>to höher ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

56<br />

Der relative Vorteil ist bei Kritische-Masse-Systemen von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Installierten Basis <strong>und</strong><br />

den sich dadurch entfaltenden Netzeffekte abhängig. Die Interaktivität <strong>des</strong> <strong>Fernsehens</strong> bedingt einen<br />

Zusammenhang <strong>der</strong> Akzeptanzprozesse von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>des</strong> sozialen Systems.<br />

56 Wenn im folgenden in Hypothesen von „Nutzen“ gesprochen wird, dann ist damit die Nutzenbewertung ge-<br />

meint.


Die Wahrnehmung <strong>des</strong> relativen Vorteils ist eine dynamische Größe <strong>und</strong> nimmt durch stete Produkt-<br />

verbesserungen mit dem Lebenszyklus zu. Zu Beginn <strong>des</strong> Lebenszyklusses wird das Interaktive<br />

Fernsehen nur sehr wenig auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Nutzer zugeschnitten sein. Im Laufe <strong>der</strong> Zeit wer-<br />

den jedoch durch schrittweise Verbesserungen die K<strong>und</strong>enbedürfnisse zunehmend integriert <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

relative Vorteil steigt (Bhoovaraghavan, Vasudevan <strong>und</strong> Chandran 1996, S. 234; Brockhoff 1999,<br />

S. 116 f.; Calantone, di Benedetto <strong>und</strong> Meloche 1988, S. 14 f. sowie Collins, Hage <strong>und</strong> Hull 1988,<br />

S. 516 f.). Allerdings ist bei <strong>der</strong> Betrachtung dieses Konzeptes auf die Beson<strong>der</strong>heit eines Kritische-<br />

Masse-Systems zu achten, da bei anfangs zu geringer Wahrnehmung <strong>des</strong> relativen Vorteils die not-<br />

wendige Kritische Masse nicht erreicht wird <strong>und</strong> <strong>der</strong> Lebenszyklus beendet ist, bevor es zu Verbes-<br />

serungen kommt. Somit ist es das wichtigste Ziel, die Kritische Masse so schnell wie möglich zu er-<br />

reichen. Hieraus folgt<br />

Hypothese 3-9: Je schneller die Kritische Masse erreicht wird, <strong>des</strong>to höher ist <strong>der</strong> Nut-<br />

zen <strong>des</strong> Systems.<br />

Des weiteren sind technische Aspekte <strong>des</strong> Systems für die Wahrnehmung <strong>des</strong> relativen Vorteils<br />

wichtig. Im engeren Sinne kann hierunter die Plazierung <strong>des</strong> Systems im Eigenschaftsraum definiert<br />

werden. Da jedoch <strong>der</strong> relative Vorteil im wesentlichen von den wahrgenommenen technischen Ei-<br />

genschaften abhängt, ist hiermit die Positionierung <strong>des</strong> Gutes im Produktmarktraum zu verstehen<br />

(Brockhoff 1999, S. 22 ff.).<br />

Hypothese 3-10: Je höher <strong>der</strong> relative Vorteil von technischen Funktionen wahrge-<br />

nommen wird, <strong>des</strong>to höher ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

Der relative Vorteil ist stark von den wahrgenommenen Kostenvorteilen anhängig. Der anfangs oft<br />

geringe technische Vorteil kann bei einem zu hohen ökonomischen Risiko die relative Vorteilhaftig-<br />

keitsposition so stark einschränken, daß Maßnahmen zu ergreifen sind, die eine Verringerung <strong>des</strong><br />

ökonomischen Risikos mit sich bringen. Demnach folgt<br />

Hypothese 3-11: Je höher die Kosten <strong>der</strong> Hard- <strong>und</strong> Software, <strong>des</strong>to niedriger ist <strong>der</strong><br />

Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

Der relative Vorteil einer Neuerung kann neben dem Gr<strong>und</strong>nutzen ebenso im Zusatznutzen begründet<br />

sein. Produkte können dazu dienen, die Position <strong>des</strong> Nutzers in seiner sozialen Umwelt zu bestim-<br />

men, um somit einen möglichst hohen sozialen Status zu erzielen. Der relative Vorteil durch das<br />

Übernehmen <strong>der</strong> sozial erwünschten Verhaltensweisen liegt dann in <strong>der</strong> wahrgenommenen psycholo-<br />

gischen Belohnung. Wie aus den Erkenntnissen <strong>der</strong> Sozialpsychologie abzuleiten ist, sind die Men-<br />

schen bestrebt, einen möglichst hohen sozialen Status zu erreichen, <strong>und</strong> dementsprechend steuern sie<br />

68


ihr Verhalten. 57 Dennoch ist zu bedenken, daß Nutzer aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Charakters <strong>des</strong> Kritische-<br />

Masse-Systems bereits hohe Risiken <strong>des</strong> „stranding“ tragen. Wenn nun eine (z.B. durch kommunika-<br />

tionspolitische Maßnahmen begleitete) Positionierung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> als Statussymbol<br />

angestrebt wird, so kann dies zu einem höheren wahrgenommenen Risiko führen, weil dann im sozia-<br />

len Umfeld deutlich wird, daß <strong>der</strong> Adopter im Falle <strong>des</strong> „stranding“ auf die falsche Technologie ge-<br />

setzt hat. Insofern ist folgende Hypothese nicht tautologisch:<br />

69<br />

Hypothese 3-12: Wenn das Interaktive Fernsehen als ein Statussymbol wahrgenommen<br />

wird, dann wird dem System ein höherer Nutzen zugeschrieben.<br />

3.4.2.2 Kompatibilität<br />

Kompatibilität wird gemäß Rogers als wahrgenommener Grad <strong>der</strong> Übereinstimmung <strong>der</strong> Innovation<br />

mit bestehenden Werten sowie vergangenen Erfahrungen <strong>und</strong> Bedürfnissen <strong>des</strong> potentiellen Nutzers<br />

definiert. Die technische Kompatibilität ist hierbei wesentlich, da die Effizienz <strong>des</strong> Systems durch das<br />

Zusammenspiel <strong>der</strong> Systemkomponenten determiniert wird (Wiese 1998). Die Auswirkungen <strong>des</strong><br />

Deco<strong>der</strong>streits im Digitalen Fernsehen zeigen die Relevanz dieses Faktors: Das Risiko, einen Deco-<br />

<strong>der</strong> zu adoptieren, <strong>der</strong> keine Zukunft hat (Mediabox), weil sich ein an<strong>der</strong>er Standard durchsetzt (d-<br />

Box), hat die Diffusion <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> stark behin<strong>der</strong>t. Aus diesem Gr<strong>und</strong> startete DF1 im<br />

Oktober 1997 eine Werbekampagne zur Kommunikation <strong>des</strong> festgelegten Standards <strong>der</strong> d-Box<br />

(Clement <strong>und</strong> Becker 1998).<br />

Die Kompatibilität <strong>des</strong> Systems mit den sozio-kulturellen Werten <strong>und</strong> Einstellungen einer<br />

Gesellschaft stellt ein wesentliches Standbein <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>des</strong> Systems dar. Persönliche Werte<br />

wie z.B. Abstrahierungsvermögen, Rationalität, Intelligenz, Einstellung gegenüber Verän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong><br />

Wissenschaft, Risikobereitschaft <strong>und</strong> Kontrollmotivation sind in <strong>der</strong> Marketing-Planung zu berück-<br />

sichtigen. Die Angst vor <strong>der</strong> Vereinsamung am Fernsehbildschirm stellt dabei eine große Barriere in<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft dar, die in den empirischen Untersuchungen häufig als ein kritischer Faktor identifi-<br />

ziert wird (siehe Abschnitt 3.4.5). Es folgt<br />

Hypothese 3-13: Je höher die Befürchtung vor dem Verlust von sozialen Kontakten ist,<br />

<strong>des</strong>to niedriger ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

Bei Betrachtung <strong>der</strong> Kompatibilität <strong>des</strong> Systems mit früheren Erfahrungen <strong>der</strong> Fernsehnutzung<br />

ist zu bedenken, daß mit zunehmendem Kompatibilitätsgrad die Notwendigkeit einer Verhaltensän-<br />

57 So lassen sich beispielsweise Erkenntnisse <strong>der</strong> Impression-Management-Theorie als Argumentationsbasis<br />

heranziehen (Mummendey <strong>und</strong> Bolten 1985).


<strong>der</strong>ung sinkt. Es ist anzunehmen, daß die Kompatibilität zu früheren Erfahrungen mit steigendem In-<br />

novationsgrad abnimmt. 58 Daraus läßt sich die folgende Hypothese ableiten:<br />

Hypothese 3-14: Je höher die Befürchtung vor dem Verlust <strong>des</strong> kostenlosen TV-<br />

Angebots ist, <strong>des</strong>to niedriger ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

Kompatibilität bezieht sich nicht nur auf die beim Nachfrager vorhandenen Bedürfnisse, son<strong>der</strong>n<br />

auch auf die zukünftigen, bereits von Erwartungen geprägten Multimedia-Bedürfnisse.<br />

Hiermit wird deutlich, daß es im System-Marketing auf eine längerfristige Betrachtung ankommt.<br />

Abschließend muß eine Kompatibilität mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen gewährleistet<br />

werden. Hierunter fallen beispielsweise wahrgenommene Kompatibilitätsprobleme durch eine zu en-<br />

ge Definition <strong>des</strong> R<strong>und</strong>funkbegriffs <strong>und</strong> durch Marktbeeinträchtigungen <strong>des</strong> B<strong>und</strong>es aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong><br />

Übertragungsmonopols (Booz Allen & Hamilton 1997). Des weiteren ist die Diskussionen über den<br />

Datenschutz bei den vielfältigen Informationsströmen zu berücksichtigen. Die Bedeutung eines her-<br />

vorragenden Database-Marketing zur Minimierung <strong>der</strong> Zweifel am Datenschutz steht außer Frage<br />

(Cespe<strong>des</strong> <strong>und</strong> Smith 1993; Hagel III <strong>und</strong> Singer 1999) <strong>und</strong> führt zur<br />

Hypothese 3-15: Je höher die Befürchtung vor dem Mißbrauch <strong>der</strong> Daten ist, <strong>des</strong>to<br />

niedriger ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

3.4.2.3 Komplexitätsgrad<br />

Unter dem Komplexitätsgrad wird <strong>der</strong> wahrgenommene relative Schwierigkeitsgrad zur Bedienung<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Verständnisses <strong>des</strong> Nutzens <strong>der</strong> Systeminnovation verstanden (Rogers 1995, S. 242 f.). Bei<br />

einem als komplex empf<strong>und</strong>enen Gut kommt es dabei aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> notwendigen Lernens zu einer<br />

Verlängerung <strong>der</strong> Bewertungs- <strong>und</strong> Versuchsphase im Akzeptanzprozeß <strong>und</strong> somit zu einer höheren<br />

Ablehnungswahrscheinlichkeit (Schulz 1972, S. 46). 59<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Anzahl von Systemkomponenten nimmt die Komplexität zu. Problematisch ist<br />

hierbei, daß auch <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems mit zunehmenden Verwendungsmöglichkeiten (z.B. Inter-<br />

netschnittstellen beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen) steigt. Allerdings nimmt ebenfalls die wahrgenommene<br />

Komplexität zu, so daß es nicht unbedingt optimal ist, sämtliche Funktionen in einem Endgerät zu<br />

bündeln (Clement <strong>und</strong> Litfin 1998a, S. 104).<br />

58<br />

Hierbei ist hervorzuheben, daß diese Annahme aus Nutzersicht getroffen wird, d.h. es wird hier von dem individuell<br />

wahrgenommenen Innovations- <strong>und</strong> Komplexitätsgrad eines Gutes ausgegangen.<br />

59<br />

Ähnliche Aussagen gelten bei <strong>der</strong> Akzeptanz von Innovationen in Organisationen (Hobday 1998).<br />

70


Es ist davon auszugehen, daß die wahrgenommene Komplexität <strong>des</strong> gesamten Systems durch eine<br />

Vielzahl von einzelnen Komponenten, wie z.B. <strong>der</strong> Beschaffenheit <strong>des</strong> Endgeräts, <strong>der</strong> Installations-<br />

prozesse o<strong>der</strong> einzelnen Dienste, abhängt (Clement 1997b). Sehr komplexe Systemarchitekturen<br />

haben zur Folge, daß <strong>der</strong> Nutzerkreis auf die „Technikfreaks“ begrenzt wird – die Zielgruppe wird<br />

unnötig eingegrenzt. Aus den Ausführungen folgt<br />

71<br />

Hypothese 3-16: Je höher die Komplexität <strong>des</strong> Systems ist, <strong>des</strong>to niedriger ist <strong>der</strong> Nut-<br />

zen <strong>des</strong> Systems.<br />

3.4.2.4 Erprobbarkeit<br />

Die Erprobbarkeit gibt das Ausmaß an, inwieweit die Innovation im Vorfeld getestet werden kann<br />

(Rogers 1995a, S. 243 f.). Dies beinhaltet insbeson<strong>der</strong>e die Erprobung von interaktiven Servicelei-<br />

stungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> dazu notwendigen Hardware. Derartig umfangreiche Tests werden bei neuen Medi-<br />

en zumeist im Rahmen von Pilotprojekten vorgenommen (Witte 1997). Bereits in diesem Stadium ist<br />

ein gutes Pilotprojekt-Management wichtig, da negative Erfahrungen <strong>der</strong> Pilotprojektteilnehmer lang-<br />

fristig akzeptanzhemmende Wirkungen mit sich bringen können (Gaeth et al. 1997). Das gilt insbe-<br />

son<strong>der</strong>e dann, wenn es sich um enttäuschte Meinungsführer handelt. Üblicherweise werden den Par-<br />

tizipanten zeitlich befristete Probezugänge bereitgestellt, wobei nur selten Entgelte für Hard- <strong>und</strong><br />

Software sowie für die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste zu leisten sind.<br />

Anlehnend an Heiman <strong>und</strong> Muller (1996) ist bei <strong>der</strong> Bereitstellung einer Möglichkeit zur Erprobung<br />

<strong>des</strong> Systems auf die Dauer <strong>der</strong> Erprobung zu achten. Insbeson<strong>der</strong>e bei Probeabonnements von<br />

Diensten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> zeitlich begrenzten Bereitstellung von Endgeräten sind die folgenden Aspekte zu<br />

berücksichtigen:<br />

• Welches ist die optimale Dauer <strong>der</strong> Erprobbarkeit im Rahmen eines Pilotprojektes?<br />

• Variiert die optimale Dauer zwischen unterschiedlichen Produkten o<strong>der</strong> Diensten?<br />

• Variiert die optimale Dauer zwischen potentiellen Akzeptierenden?<br />

Bei <strong>der</strong> Planung von Pilotversuchen ist zunächst einmal festzulegen, wo die Erprobung stattfinden soll.<br />

Beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen bieten sich öffentliche Terminals o<strong>der</strong> Privat-Anschlüsse von Haushal-<br />

ten an. Die Kosten <strong>der</strong> Installation von öffentlichen Terminals unterschreiten im allgemeinen die Ko-<br />

sten, die anfallen, wenn mehrere Haushalte an ein Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden<br />

sollen. Es gilt hierbei jedoch weiter zu differenzieren; zum einen hinsichtlich <strong>der</strong> Person, die das Sy-<br />

stem o<strong>der</strong> einen bestimmten Dienst nutzt, <strong>und</strong> zum zweiten hinsichtlich <strong>des</strong> Ortes an dem das System<br />

installiert ist:


Abbildung 3-11: Typisierung nach Ort <strong>der</strong> Erprobbarkeit <strong>und</strong> Operator <strong>des</strong> Systems<br />

System<br />

beim<br />

Verkäufer<br />

System<br />

beim Pilotprojektteilnehmer<br />

Operator:<br />

Pilotprojektanbieter<br />

1 2<br />

3 4<br />

Operator:<br />

Pilotprojektteilnehmer<br />

Feld 1<br />

- Keine Erprobung durch K<strong>und</strong>en<br />

- Funktioniert es auch beim K<strong>und</strong>en?<br />

Feld 2<br />

+ Erprobung durch K<strong>und</strong>en<br />

+ Unterstützung durch Verkäufer<br />

- Funktioniert es auch beim K<strong>und</strong>en?<br />

Feld 3<br />

- Keine Erprobung durch K<strong>und</strong>en<br />

+ Funktioniert auch beim K<strong>und</strong>en<br />

Feld 4<br />

+ Erprobung durch K<strong>und</strong>en<br />

+ Mehrere Entschei<strong>der</strong> können es<br />

testen<br />

+ Funktioniert auch beim K<strong>und</strong>en<br />

+: positiv -:negativ<br />

Wenn <strong>der</strong> potentielle Nutzer das Gut nicht selbst operieren kann, ist die Unsicherheit vergleichsweise<br />

wenig reduziert worden, da er immer noch nicht davon ausgehen kann, daß er selbst in <strong>der</strong> Lage ist,<br />

dieses System zu nutzen. Allerdings ist es vorteilhaft, wenn eine Person anwesend ist, die notfalls ge-<br />

nauere Instruktionen geben kann. Die geeignetste Form <strong>der</strong> Erprobung mit dem Ziel <strong>der</strong> größtmögli-<br />

chen Akzeptanz erscheint die Teilnahme an einem Pilotprojekt, bei dem die Haushalte an das System<br />

angeschlossen werden <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Lage sind, alle Dienste eigenständig unter Anleitung einer Fachkraft<br />

auszuprobieren. Nur so ist sichergestellt, daß die Personen im Haushalt überprüfen können, daß das<br />

System auch bei ihnen in <strong>der</strong> vertrauten Umgebung funktioniert.<br />

Die Durchführung von Pilotprojekten o<strong>der</strong> die Bewilligung zeitlich befristeter Probeabonnements ist,<br />

bei Vernachlässigung <strong>der</strong> Gewinnung technischer Erkenntnisse, gr<strong>und</strong>sätzlich nur dann von Vorteil,<br />

wenn <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems den potentiellen Nutzern nicht bekannt ist o<strong>der</strong> er von ihnen als gerin-<br />

ger wahrgenommen wird, als er realistischerweise (nach <strong>der</strong> Einschätzung <strong>des</strong> Systemplayers) ist. Ob<br />

sich ein Pilotprojekt zur Steigerung <strong>der</strong> Akzeptanz überhaupt lohnt, hängt von zwei wesentlichen<br />

Faktoren ab: Zum einen von <strong>der</strong> Ausprägung bestimmter Eigenschaften <strong>und</strong> zum zweiten von <strong>der</strong><br />

Lerngeschwindigkeit. Die benötigte Lernzeit <strong>des</strong> potentiellen K<strong>und</strong>en für die Ausprägungen <strong>der</strong> ein-<br />

72


zelnen Eigenschaften variiert über die Eigenschaften. 60 Des weiteren besitzt <strong>der</strong> Teilnehmer bestimm-<br />

te Einstellungen hinsichtlich <strong>des</strong> Niveaus einzelner Eigenschaftsausprägungen. Liegen die tatsächlichen<br />

Ausprägungen oberhalb (unterhalb) <strong>des</strong> Niveaus, dann liegt eine positiv (negativ) ausgeprägte Eigen-<br />

schaft vor <strong>und</strong> die Akzeptanzwahrscheinlichkeit P(A) nimmt zu (ab).<br />

Abbildung 3-12: Zusammenhang zwischen Eigenschaftsausprägung <strong>und</strong> Lernzeit 61<br />

73<br />

negativ<br />

ausgeprägte<br />

Eigenschaften<br />

schnell<br />

erlernbar<br />

langsam<br />

erlernbar<br />

positiv ausgeprägte Eigenschaften<br />

schnell erlernbar langsam erlernbar<br />

Functional Undemonstrable<br />

P(A)<br />

Play Time<br />

P(A)<br />

t (opt)<br />

Quelle: In Anlehnung an Heiman <strong>und</strong> Muller (1996, S. 424).<br />

In <strong>der</strong> Functional-Kategorie, in <strong>der</strong> die positiven als auch die negativen Eigenschaften schnell erlern-<br />

bar sind, hat die Akzeptanzwahrscheinlichkeitsfunktion einen konkaven Verlauf hinsichtlich <strong>der</strong> De-<br />

monstrationszeit, wenn die Teilnehmer das System a priori schlechter bewerten, als es tatsächlich ist.<br />

Die Akzeptanzwahrscheinlichkeit eines Erfahrungsgutes in <strong>der</strong> Play-Kategorie erinnert an ein umge-<br />

kehrtes U. Die optimale Demonstrationsdauer ist genau dann erreicht, wenn die Akzeptanzwahr-<br />

scheinlichkeit ihr Maximum erzielt. Existieren nun mehrere Segmente, die sich hinsichtlich ihres a<br />

priori Wissens unterscheiden, dann wird das Segment mit dem höheren Vorwissen das Maximum<br />

zuerst erreichen. Es erscheint somit notwendig, die Teilnehmer hinsichtlich ihres Vorwissens zu seg-<br />

mentieren <strong>und</strong> ihnen jeweils nur die segmentspezifische optimale Versuchsdauer zuzugestehen.<br />

60 So ist es beispielsweise nachvollziehbar, daß die Vorzüge bestimmter Dienste, wie z.B. Video-On-Demand, relativ<br />

schnell zu erlernen sind, wohingegen die Schadenanfälligkeit einer Set-top-box eine eher langsam zu erlernende<br />

Eigenschaft darstellt.<br />

t<br />

t<br />

P(A)<br />

P(A)<br />

t<br />

t


Systeme, <strong>der</strong>en negative Eigenschaften sehr schnell augenscheinlich werden <strong>und</strong> <strong>der</strong>en positiven<br />

Ausprägungen nur sehr langsam erlernt werden können, eignen sich nicht für Pilotversuche, da <strong>der</strong><br />

Teilnehmer nach den ersten Versuchen so enttäuscht ist, daß er auf eine weitere <strong>Nutzung</strong> verzichtet<br />

<strong>und</strong> es zu einer Anwendungsverweigerung kommt. Dies kann ein entscheiden<strong>des</strong> Problem bei Pilot-<br />

versuchen darstellen, in denen die Technik nicht ausgereift ist.<br />

Systemelemente, <strong>der</strong>en Eigenschaftsausprägungen nur sehr langsam erlernt werden können, ver-<br />

zeichnen einen s-förmigen Verlauf <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>swahrscheinlichkeit. Beispielhaft kann hier das Be-<br />

triebssystem (Navigationssoftware) <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> angeführt werden. Nach einer sehr<br />

langsamen Gewöhnung an die neue Benutzeroberfläche kommt es zu einem Schub, <strong>der</strong> die Akzep-<br />

tanz stark erhöht. Bei Systemelementen dieser Klasse erscheint eine Unterstützung durch eine Fach-<br />

kraft sinnvoll, da somit das langsame Erlernen <strong>der</strong> einzelnen Features beschleunigt werden kann.<br />

Versucht man dieses Schema auf das Interaktive Fernsehen anzuwenden, stellt sich das Problem,<br />

daß ein Systemgut mit den einzelnen Komponenten <strong>und</strong> Diensten alle Fel<strong>der</strong> belegen wird <strong>und</strong> es<br />

somit nicht möglich ist, eine optimale Dauer für das gesamte System anzugeben. Vor <strong>der</strong> Erprobung<br />

ist zu überlegen, ob es tatsächlich notwendig ist, alle Dienste o<strong>der</strong> Geräte zum Einsatz zu bringen, de-<br />

ren negative Eigenschaften schnell zu erlernen sind. Da nicht jede Systemkomponente die gleiche Er-<br />

probungszeit erfor<strong>der</strong>t, kann dort eine Differenzierung hinsichtlich <strong>der</strong> zugestandenen Erprobungs-<br />

dauer vorgenommen werden.<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, daß die Erprobung ein wesentliches Mittel zur Akzeptanzförde-<br />

rung ist, da sie die Unsicherheit über die Leistungsfähigkeit <strong>des</strong> Systems reduziert <strong>und</strong> psychologische<br />

Bindungen schaffen kann (Kempf <strong>und</strong> Smith 1998, S. 325). Die Erprobung von einzelnen Diensten<br />

darf nicht aus Angst vor eventuellen Schäden, wie beispielsweise Probleme beim Umtausch fehlgelie-<br />

ferter Waren bei <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Home-Shopping-Angebots, unterbleiben. Die Ausführungen münden<br />

in<br />

Hypothese 3-17: Je häufiger das System im Pilotprojekt genutzt (also erprobt) wurde,<br />

<strong>des</strong>to größer ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

Holak <strong>und</strong> Lehmann (1990, S. 66) weisen auf Interdependenzen zwischen <strong>der</strong> Erprobbarkeit <strong>und</strong> ei-<br />

ner weiteren Dimension, <strong>der</strong> Kommunizierbarkeit, hin.<br />

61 Die Verläufe <strong>der</strong> einzelnen Funktionen werden wahrscheinlichkeitstheoretisch bei Heiman <strong>und</strong> Muller (1996,<br />

S. 428 f.) abgeleitet.<br />

74


3.4.2.5 Kommunizierbarkeit<br />

Mit <strong>der</strong> Kommunizierbarkeit wird von Rogers das Ausmaß beschrieben, mit dem die Eigenschaften<br />

einer Innovation an<strong>der</strong>en potentiellen Nutzern bekannt gemacht werden können.<br />

Die Werbekampagne von DF1 stand unter teilweise heftiger Kritik, weil sie nicht in <strong>der</strong> Lage war,<br />

die Vorzüge <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> in den Mittelpunkt zu stellen. Die Hauptzielgruppe, die priva-<br />

ten Haushalte, sind sich hinsichtlich <strong>des</strong> relativen Vorteils im Unklaren. 62 Die Reduktion dieser Unsi-<br />

cherheit stellt die wesentliche Aufgabe <strong>der</strong> Kommunikationspolitik dar (Backhaus, Auf<strong>der</strong>heide <strong>und</strong><br />

Späth 1994, S. 108). Die Überlegungen basieren auf<br />

75<br />

Hypothese 3-18: Je besser die Vorzüge <strong>des</strong> Systems zu kommunizieren sind, <strong>des</strong>to grö-<br />

ßer ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

Es wird angeführt, daß Meinungsführer den Prozeß <strong>der</strong> Informationsdiffusion beschleunigen. Mei-<br />

nungsführer sind jedoch schwierig zu identifizieren – <strong>und</strong> selbst nach <strong>der</strong> Identifikation muß ein Mei-<br />

nungsführer erst von <strong>der</strong> Vorteilhaftigkeit <strong>des</strong> Systems überzeugt sein. Eine detaillierte <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong><br />

Kommunikationsverhaltens zeigt die Netzstruktur <strong>des</strong> Kommunikationsflusses <strong>und</strong> verhilft damit zu<br />

einer zielgruppenspezifischen Kommunikationspolitik. Bei dieser <strong>Analyse</strong> kann unter Umständen<br />

auch <strong>der</strong> Meinungsführer identifiziert werden. 63<br />

3.4.3 <strong>Nutzung</strong>sfaktoren aus Anbietersicht<br />

Nachdem bereits im Abschnitt 2.2 <strong>der</strong> Systemzusammenhang <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> aufgezeigt<br />

wurde, werden im weiteren Verlauf anhand <strong>der</strong> Wertschöpfungskette <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

die einzelnen <strong>Nutzung</strong>saspekte aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Systemplayer unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Nachfra-<br />

gerinteressen herausgearbeitet. Die Wertschöpfungskette zeigt die unterschiedlichen Produktionsstu-<br />

fen auf, die zur Erstellung eines Produktes o<strong>der</strong> Dienstleistung durchlaufen werden (Booz Allen &<br />

Hamilton 1997, S. 47).<br />

62 Dieses Problem haben ebenfalls die Betreiber <strong>der</strong> Pilotprojekte zu den neuen Medien. So ist es beispielsweise<br />

schwierig, die potentiellen Teilnehmer vom Nutzen <strong>der</strong> Teilnahme an einem Pilotprojekt zu überzeugen. Es fällt<br />

den Initiatoren schwer, die wesentlichen Vorteile <strong>des</strong> Systems zu kommunizieren, obwohl bislang nur sehr selten<br />

Gebühren erhoben werden.<br />

63 Dieser Forschungszweig weist Verbindungen zu <strong>der</strong> Promotorenforschung auf, die sich mit <strong>der</strong> Identifikation<br />

von Macht-, Fach- o<strong>der</strong> Prozeßpromotoren beschäftigt. Dort hat insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Prozeßpromotor eine ähnliche<br />

Funktion wie <strong>der</strong> Meinungsführer in <strong>der</strong> Diffusionsforschung (Allen 1970; Hauschildt <strong>und</strong> Chakrabarti<br />

1988).


Abbildung 3-13: Wertschöpfungskette <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

Basistechnologie <strong>des</strong> Systems Killerapplikation Nutzerumwelt<br />

Systemlösungen<br />

Software<br />

Endgeräte<br />

Serviceproviding<br />

Inhalte<br />

Server<br />

Netzleistung<br />

Netzinfrastruktur<br />

Beratung <strong>und</strong><br />

Angebot von<br />

professionellenServices<br />

für<br />

Privatnutzer<br />

<strong>und</strong> Organisationen,<br />

wie z.B.<br />

Installation,<br />

Training,<br />

Sicherheit<br />

Erstellung<br />

von Software<br />

für<br />

die Herstellung,Navigation<br />

<strong>und</strong><br />

<strong>Nutzung</strong><br />

von Multimediaanwendungen,<br />

z.B. Browser<br />

Herstellung<br />

von Endgeräten,<br />

wie<br />

z.B. PCs,<br />

Fernsehgeräten,<br />

Set-Top-<br />

Boxen <strong>und</strong><br />

Kameras, für<br />

die <strong>Nutzung</strong><br />

von Multimediadiensten<br />

Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Angebot<br />

von “value<br />

added” Multimedia-Inhalten<br />

<strong>und</strong><br />

Dienstleistungen,<br />

wie z.B.<br />

Userverwaltung,Informationsaufbereitung,<br />

Agents, Videokonferenzen<br />

Produktion<br />

von Inhalten<br />

für Multimediadienste,<br />

z.B. Filme,<br />

Videospiele,<br />

Datenbankinhalte<br />

Die multimedialenInformationen,<br />

die<br />

zum Abruf bereit<br />

stehen,<br />

müssen auf<br />

Servern abgelegt<br />

werden<br />

Alle Dienste<br />

beanspruchen<br />

die Netzleistung<br />

zur<br />

Übertragung<br />

von Informationen<br />

Bereitstellung<br />

<strong>der</strong> Netzarchitekturen,<br />

z.B.<br />

Glasfasernetze,Vermittlungs-,Übertragungstechnik<br />

Quelle: Clement <strong>und</strong> Litfin (1998b, S. 124).<br />

Herstellung,<br />

Vertrieb <strong>und</strong><br />

Wartung von<br />

Hard- <strong>und</strong><br />

Software<br />

Angebot einer<br />

Netzleistung<br />

wie z.B. Datentransfer<br />

Killer-Anwendung<br />

Killer-<br />

Content<br />

Installation <strong>des</strong><br />

Netzes <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Subnetze;<br />

Netzwerkoptimierung<br />

<strong>und</strong><br />

-management;<br />

Wartung <strong>der</strong><br />

Hard- <strong>und</strong><br />

Software <strong>des</strong><br />

Netzes.<br />

• Deutsche<br />

Telekom<br />

• O.tel.o<br />

• Microsoft<br />

• IBM<br />

• Netscape<br />

• IBM<br />

• Philips<br />

• Nokia<br />

• Sony<br />

• SEGA<br />

• Deutsche<br />

Telekom<br />

• AOL<br />

• Premiere<br />

• Otto<br />

• Bertelsmann<br />

• KirchGr.<br />

• Paramount<br />

• Reuters<br />

• n-Cube<br />

• Oracle<br />

• IBM<br />

• Data General<br />

• SUN<br />

• Deutsche<br />

Telekom<br />

• O.tel.o<br />

• Arcor<br />

• Siemens<br />

• Alcatel SEL<br />

76


Bei <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Wertschöpfungskette wird nicht bei je<strong>der</strong> einzelnen Stufe eine Hypothese abge-<br />

leitet. Dies liegt darin begründet, daß nicht zu allen Stufen empirische Daten erhoben werden können.<br />

So gilt dies beispielsweise bei <strong>der</strong> Netztechnologie, die durch technische Zwänge gegeben ist. Typi-<br />

scherweise ist bei <strong>der</strong> Betrachtung von Multimedia-Systemen keine genaue Trennung <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Wertschöpfungskette sinnvoll, da sich die betreffenden Unternehmen teilweise vorwärts bzw. rück-<br />

wärts integriert haben <strong>und</strong> mehrere Teile <strong>der</strong> Kette auf sich vereinigen.<br />

3.4.3.1 Netzinfrastruktur <strong>und</strong> Netzleistung<br />

Die Aufgabe <strong>des</strong> Netzanbieters besteht darin, sowohl die erfor<strong>der</strong>liche Bandbreite für den Transport<br />

<strong>der</strong> angebotenen Dienste zum K<strong>und</strong>en als auch einen Rückkanal zur interaktiven Kommunikation be-<br />

reitzustellen. Zudem ist er für die Fehlererkennung <strong>und</strong> Wartung <strong>des</strong> Netzes zuständig. Der erste<br />

Schritt dieses Abschnittes <strong>der</strong> Wertschöpfungskette besteht darin, daß zunächst einmal die Techno-<br />

logie bereitgestellt werden muß, die für die Erstellung <strong>der</strong> Netzleistung erfor<strong>der</strong>lich ist. Hierzu zählt<br />

die Verlegung von Glasfaserkabel sowie <strong>der</strong> Aufbau von Vermittlungsstellen. Nach <strong>der</strong> Installation<br />

<strong>des</strong> Netzes muß das Angebot einer Netzleistung vorliegen. 64 Prinzipiell sind für eine Online-<br />

Übertragung alle R<strong>und</strong>funkverteil- o<strong>der</strong> Telekommunikationsnetze denkbar, wobei es jedoch Pro-<br />

bleme bei bestimmten <strong>Interaktiven</strong> Diensten geben kann. So sind Mobilfunknetze <strong>und</strong> Kommunikati-<br />

onssatelliten aufgr<strong>und</strong> ihrer geringen Kapazität für interaktive Dienste nur sehr begrenzt nutzbar. Es<br />

lassen sich folgende Netzinfrastrukturen für On-Demand-Dienste aufzeigen (Schrape et al. 1996, S.<br />

23 ff.):<br />

64 Die Relevanz dieses Faktors läßt sich gut anhand <strong>des</strong> Streits zwischen <strong>der</strong> KirchGruppe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Deutschen<br />

Telekom aufzeigen. Solange die Deutsche Telekom dem Sen<strong>der</strong> DF1 den Zugang zu dem Kabelnetz verweigerte,<br />

begrenzte sich die Zielgruppe auf die Satellitenhaushalte (Lütge 1997; Zimmer 1998, S. 352).<br />

77


Abbildung 3-14: Netzinfrastrukturen<br />

Netzinfrastrukturen<br />

basierend auf<br />

dem Breitband-ISDN-<br />

Netz mit<br />

Asynchronem<br />

Transfermode<br />

(ATM)<br />

Breitbandverteilnetz<br />

(BVN o<strong>der</strong><br />

BK-Netz)<br />

z.B. von<br />

O.tel.o o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Telekom<br />

Quelle: Clement <strong>und</strong> Litfin (1998b, S. 125).<br />

Netzinfrastrukturen<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong><br />

Telefonnetzes<br />

mit Asymmetrical<br />

Digital<br />

Subscriber<br />

Line<br />

(ADSL) -<br />

Technik<br />

Service-on-<br />

Demand über<br />

Kleinzellenfunknetze<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong><br />

Satellitentechnik<br />

Low<br />

Earth Orbiting<br />

Satellites<br />

(LEOS) o<strong>der</strong><br />

Medium Earth<br />

Orbit Systems<br />

(MEOS)<br />

Wesentliche Faktoren für die Wahl eines Netzes sind das Reichweitenpotential <strong>und</strong> <strong>der</strong> Investitions-<br />

bedarf. Diese Faktoren greifen ineinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> können nicht unabhängig voneinan<strong>der</strong> betrachtet wer-<br />

den, da es beispielsweise ökonomisch unsinnig sein kann, sehr weit abgelegene Orte an das Kabel-<br />

netz anzuschließen. Statt <strong>des</strong>sen erscheint eine Funkverbindung zu diesen Orten sinnvoller. Gerpott<br />

(1997, S. 45 f.) zeigt, daß im Telekommunikationsbereich Netzmerkmale, wie z.B. <strong>der</strong> technologi-<br />

sche Mo<strong>der</strong>nisierungsgrad <strong>der</strong> Netzinfrastruktur, wesentlichen Einfluß auf das Angebotsspektrum <strong>der</strong><br />

(Mehrwert-) Dienste, die Dienstqualität, den Personal- <strong>und</strong> Kapitalbedarf <strong>und</strong> somit auf das Kosten-<br />

niveau <strong>der</strong> Unternehmen hat. Die technische Reichweite ist bestimmend für das Zuschauerpotential,<br />

da nur so schnell die Installierte Basis wachsen kann. Die Möglichkeit <strong>des</strong> Zugangs zum <strong>Interaktiven</strong><br />

Fernsehen durch verschiedene Netze würde die potentiellen Kommunikationsbeziehungen erhöhen.<br />

Determinierend für die Akzeptanz <strong>der</strong> Nutzer sind für diesen Teil <strong>der</strong> Wertschöpfungskette zudem<br />

die Auswirkungen <strong>der</strong> Netzinfrastruktur auf das Endgerät. So kann z.B. die Notwendigkeit eines An-<br />

schlusses für eine ATM-Karte (bei <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Breitband-ISDN-Netzes) den Endgerätpreis erhö-<br />

hen.<br />

Zur interaktiven Kommunikation zwischen dem Nutzer <strong>und</strong> dem Anbieter bzw. weiteren Nutzern ist<br />

ein Rückkanal notwendig, <strong>der</strong> die Signale vom Nutzer überträgt. Die momentane Lösung <strong>der</strong> digita-<br />

len TV-Sen<strong>der</strong> DF1 bzw. Premiere Digital sehen das Telefon bzw. das Internet als Rückkanal vor.<br />

Diese Lösung ist nicht optimal, da sich mit wachsen<strong>der</strong> Verfügbarkeit eines integrierten Rückkanals<br />

die Marktchancen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> verbessern (Pagenstedt 1996, S. 21). Im Telekom-<br />

Pilotprojekt in Nürnberg kann die Interaktion über die Fernbedienung vorgenommen werden. Dort<br />

gibt <strong>der</strong> Nutzer die Signale – z.B. eine Bestellung aus dem Home-Shopping-Angebot – per Fernbe-<br />

78


dienung an den Fernseher weiter. Die Signale werden dann über ein Modem an das Telefonnetz wei-<br />

tergegeben (siehe auch Abschnitt 5.1).<br />

An den Rückkanal sind neben dem Verbindungsauf-/abbau folgende Anfor<strong>der</strong>ungen zu knüpfen:<br />

Zum einen muß die K<strong>und</strong>enidentifikation gegenüber den Netzbetreibern <strong>und</strong> Service-Provi<strong>der</strong>n ge-<br />

währleistet werden. Zum an<strong>der</strong>en muß eine Interaktion mit dem Videoserver bzw. <strong>der</strong> Vermittlungs-<br />

stelle möglich sein. Wichtig für die Akzeptanz <strong>der</strong> Rückkanaltechnik ist es, daß keine versteckten<br />

Kosten für den Nutzer (z.B. Telefongebühren) entstehen.<br />

Schließlich ist ein Management-System für die Überwachung <strong>der</strong> Betriebssicherheit zu installieren.<br />

Neben dem steigenden Vertrauen <strong>der</strong> Adopter führt das frühzeitige Erkennen von potentiellen Feh-<br />

lerquellen zur Reduktion möglicher Störfälle <strong>und</strong> Kosten auf Anbieterseite. Ein solches System bietet<br />

den Vorteil einer schnellen Reaktion bei Störungen beispielsweise durch Abschaltung stören<strong>der</strong><br />

Komponenten bzw. automatische Schaltung von red<strong>und</strong>anten Wegen. Ein intelligentes Überwa-<br />

chungssystem sorgt zudem für eine schnelle Information <strong>des</strong> K<strong>und</strong>en durch elektronische Mitteilun-<br />

gen.<br />

3.4.3.2 Server<br />

Im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen müssen die zum Abruf bereitstehenden Inhalte auf einem zentralen Spei-<br />

chermedium (Server) abgelegt werden. Die Anfor<strong>der</strong>ungen an das Speichermedium sind bei umfang-<br />

reichen Serviceangeboten wie z.B. Video-on-Demand sehr groß (Disterer 1995). Die notwendige<br />

Kapazität, die Zugriffsgeschwindigkeiten <strong>und</strong> das Zugriffsmanagement stellen eine technische Hürde<br />

dar. Die Arbeitsteilung zwischen Server <strong>und</strong> Endgerät ist hierbei ein wesentlicher Kostenfaktor. Ein<br />

Endgerät, das bestimmte Serveraufgaben übernimmt, wird um ein Vielfaches mehr kosten <strong>und</strong> so die<br />

Diffusion hemmen. Der Server muß somit möglichst viele Aufgaben übernehmen, damit die Kritische<br />

Masse zügig erreicht wird. Zudem muß <strong>der</strong> Server in <strong>der</strong> Lage sein, parallele Zugriffe mehrerer Per-<br />

sonen auf die gleiche Information abzuwickeln <strong>und</strong> die Registrierung für die Abrechnung vorzuneh-<br />

men.<br />

3.4.3.3 Inhalte<br />

Die angebotenen Inhalte bilden gemäß Middelhoff (1997) das zentrale Glied <strong>der</strong> Wertschöpfungs-<br />

kette, da sie über Erfolg o<strong>der</strong> Mißerfolg <strong>des</strong> Systems entscheiden: „Content is King“. Nur wer ex-<br />

klusive <strong>und</strong> interaktive Inhalte (Killer-Content) anbieten kann, agiert erfolgreich. Diese Annahme<br />

wird in <strong>der</strong> folgenden Hypothese aufgegriffen:<br />

79


Hypothese 3-19: Der Nutzen <strong>des</strong> Systems wird durch die Qualität <strong>der</strong> Inhalte bestimmt.<br />

Die Erstellung von Inhalten bezieht sich auf die Sammlung <strong>und</strong> Produktion von multimedialen Inhal-<br />

ten, wie beispielsweise Radio- <strong>und</strong> Fernsehprogramme o<strong>der</strong> Datenbankinhalte. Generell sind hierun-<br />

ter Audio-, Video- <strong>und</strong> Textbeiträge zu verstehen, die auf dem Server abgelegt werden <strong>und</strong> zum Ab-<br />

ruf bereit stehen.<br />

Die Qualität <strong>der</strong> Spielfilme bzw. Eigenproduktionen multimedialer Inhalte muß hoch genug sein, um<br />

dem zunehmenden Konkurrenzdruck alternativer Medien wie beispielsweise dem Internet standzu-<br />

halten. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Verwendung digitaler Technik steigt die Anzahl <strong>der</strong> Programme stark an. Die<br />

Nachfrage nach vorproduzierten o<strong>der</strong> vorhandenen Programmen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verwertungsrechte so-<br />

wie nach Personen, die die Programme gestalten bzw. präsentieren, nimmt zu. Die vielfachen Wie-<br />

<strong>der</strong>holungen im momentanen TV-Programm zeigen den bereits vorliegenden Engpaß auf dem Be-<br />

schaffungsmarkt auf (Albers et al. 1998; Pagenstedt 1996, S. 108). Die Service-Provi<strong>der</strong> greifen in<br />

<strong>der</strong> Regel auf Inhalte zurück, die bereits in an<strong>der</strong>en Medien (Kino) gezeigt wurden, um somit die<br />

Kosten zu teilen.<br />

3.4.3.4 Service-Provi<strong>der</strong><br />

Bevor die Inhalte angeboten werden, müssen sie den Prozeß <strong>der</strong> Serviceerstellung durchlaufen. Dort<br />

werden die multimedialen Inhalte dahingehend aufbereitet, daß sie von den Servicenutzern aufgerufen<br />

werden können. Beispielsweise müssen Texte o<strong>der</strong> Datenbanken miteinan<strong>der</strong> verknüpft werden <strong>und</strong><br />

optional nach Schlüsselwörtern abrufbar sein. Diese Aufbereitung stellt den ersten Schritt in dieser<br />

Stufe <strong>der</strong> Wertschöpfungskette dar. Der Service-Provi<strong>der</strong> erbringt die Leistungen, die für die Nut-<br />

zung <strong>der</strong> Inhalte notwendig sind. So sorgt er beispielsweise für die Nutzerregistrierung <strong>und</strong> -<br />

verwaltung, die Abrechnung <strong>der</strong> genutzten Dienste (durch Billing-Systeme) <strong>und</strong> stellt Individualisie-<br />

rungsinstrumente zur Verfügung, die die Präferenzen <strong>der</strong> Nutzer erfassen <strong>und</strong> ihm daraufhin individu-<br />

ell zugeschnittene Angebote unterbreiten (Alba et al. 1997).<br />

Die angebotenen Dienste sind <strong>der</strong> Kern <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>, da dem Nutzer bislang über<br />

an<strong>der</strong>e Kanäle distribuierte Dienste nun über das neue Medium ins Wohnzimmer gebracht werden.<br />

Es ist für den langfristigen Erfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> elementar, daß die angebotenen Dien-<br />

ste stark genutzt werden, da die <strong>Nutzung</strong>sentgelte die wesentlichen Einnahmequellen darstellen. Die<br />

angebotenen Dienstleistungen lassen sich in vier Klassen unterteilen: On-Demand-Dienste, Home-<br />

Shopping, Home-Services <strong>und</strong> Kommunikationsdienste, wobei noch Unsicherheit besteht, welcher<br />

dieser Services die Killer-Anwendung sein wird, die den Durchbruch <strong>des</strong> Systems sichert (Gates<br />

1997, S. 159).<br />

80


3.4.3.4.1 On-Demand-Dienste<br />

On-Demand-Dienste kennzeichnen Leistungen, die je<strong>der</strong>zeit abgerufen werden können. Hierunter<br />

fallen so unterschiedliche Angebote wie: Video-, News-, Information-, Education-, Audio-, Adverti-<br />

sing- o<strong>der</strong> Games-on-Demand.<br />

Allein die Möglichkeit für den Nutzer, sein eigener Programmdirektor zu werden, indem er bei-<br />

spielsweise bei Sportübertragungen eine bestimmte Kameraposition auswählt (DF1), o<strong>der</strong> die Mög-<br />

lichkeit besteht, die Handlung eines Spielfilms aus <strong>der</strong> Perspektive verschiedener Akteure zu verfol-<br />

gen, läßt sich psychologisch als Nutzensteigerung werten. 65 Gemäß den Erkenntnissen <strong>der</strong> Kontroll-<br />

theorie sind Individuen motiviert, Kontrolle auszuüben (Geppert, Greipl <strong>und</strong> Müller 1996, S. 175).<br />

Durch den Wandel vom Verteildienst zum Auswahldienst bietet das Interaktive Fernsehen eine er-<br />

weiterte Form <strong>der</strong> Kontrolle über die Programminhalte. Je nach Höhe <strong>des</strong> Interaktivitätsniveaus<br />

steigt die Möglichkeit, Kontrolle über die Inhalte auszuüben, <strong>und</strong> somit ist zumin<strong>des</strong>t theoretisch eine<br />

Nutzensteigerung zu erwarten, die in folgende Hypothese mündet:<br />

81<br />

Hypothese 3-20: Je höher die Kontrolle über die Inhalte, <strong>des</strong>to größer ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong><br />

Systems.<br />

Voraussetzung für eine starke <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems ist neben <strong>der</strong> Attraktivität <strong>der</strong> Inhalte die Sicher-<br />

stellung einer schnellen Datenübertragung (Gerpott <strong>und</strong> Heil 1998, S. 739 ff). Das <strong>Nutzung</strong>sverhalten<br />

im World Wide Web (WWW) zeigt, daß Individuen nicht bereit sind, lange auf angefor<strong>der</strong>te Inhalte<br />

zu warten. 66 Der momentane Stand <strong>der</strong> Technik läßt eine zufriedenstellende Erfüllung dieser Neben-<br />

bedingung jedoch nicht zu <strong>und</strong> führt zur<br />

Hypothese 3-21: Je länger die Wartezeiten bei <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> sind, <strong>des</strong>to geringer ist <strong>der</strong><br />

Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

Wesentlich für die Akzeptanz solcher Dienste ist zudem die Preisgestaltung (Skiera <strong>und</strong> Albers<br />

1998b). Die Bezahlung erfolgt nutzungsabhängig, wobei sich die Preisgestaltung an dem Nutzen, den<br />

das System den Konsumenten zusätzlich bietet, orientieren muß. Hierbei ist insbeson<strong>der</strong>e im deut-<br />

schen Fernsehmarkt auf das große Angebot <strong>des</strong> Free-TV als direkte Konkurrenz zu achten<br />

(Schawinsky 1996, S. 12 ff.). Bei <strong>der</strong> Preisbildung sind Überlegungen <strong>der</strong> Preisdifferenzierung, wie<br />

65 Allerdings werden zunehmend Zweifel an dieser Nutzensteigerung durch Interaktivität geäußert (Keil 1998).<br />

66 Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Nutzer das Aufrufen einer Webseite abbricht <strong>und</strong> kein weiteres Mal auf diese<br />

Seite zurückkehrt, steigt mit <strong>der</strong> Länge <strong>der</strong> Wartezeit, die zum vollständigen Aufbau <strong>der</strong> Seite notwendig ist<br />

(Rengelshausen 1997, S. 126).


z.B. die nichtlineare Preisbildung, vorzunehmen (Skiera 1998c, Tacke 1989). Diese Fragestellungen<br />

werden im Abschnitt 3.5 diskutiert.<br />

Video-on-Demand stellt ein direktes Substitut zu den Videotheken dar. Bei einfacher Bedienung<br />

durch eine gut strukturierte Navigationssoftware, einem hohen Grad an Interaktivität, flexibler Preis-<br />

gestaltung <strong>und</strong> attraktiven Inhalten, die schnell verfügbar sind, steht ein ganzer Branchenzweig vor<br />

dem Aus (Schauz 1997).<br />

3.4.3.4.2 Home-Shopping<br />

Das Interaktive Fernsehen als neues Medium für Home-Shopping erlaubt dem Hersteller <strong>und</strong> dem<br />

Handel, den K<strong>und</strong>en direkt anzusprechen <strong>und</strong> mit ihm in einen Dialog zu treten. Der K<strong>und</strong>e kann sich<br />

über den Bildschirm die gewünschten Produktinformationen abrufen <strong>und</strong> gegebenenfalls per Fernbe-<br />

dienung direkt bestellen <strong>und</strong> ist dabei nicht von gesetzlichen Ladenschlußzeiten abhängig. Im Extrem-<br />

fall soll <strong>der</strong> Fernsehzuschauer sogar in <strong>der</strong> Lage sein, einen Film zu stoppen, um Informationen zu ei-<br />

nem Kleidungsstück, welches er in dem Film sieht, abzufragen <strong>und</strong> gegebenenfalls per Rückkanal zu<br />

bestellen (Spitzer 1996, S. 118).<br />

Es wird angenommen, daß Home-Shopping die „treibende Kraft“ bei <strong>der</strong> Diffusion <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> sein wird (Charlier 1996; Geppert, Greipl <strong>und</strong> Müller 1996, S. 166). Time Warner be-<br />

ziffert das Marktpotential <strong>des</strong> interaktiven Home-Shopping in den USA mit 70 Mrd. US$. Für<br />

Deutschland schwanken die Schätzungen <strong>des</strong> Marktpotentials zwischen 10 <strong>und</strong> 25 Mrd. DM<br />

(Charlier 1996). Diese neue Art <strong>der</strong> Distribution wird dramatische Auswirkungen auf die bisherigen<br />

Absatzwege haben (Alba et al. 1997; Albers <strong>und</strong> Peters 1997; Albers, Clement <strong>und</strong> Skiera 1999;<br />

Hruschka 1998). Da insbeson<strong>der</strong>e dem Electronic Commerce im Internet extreme Wachstumschan-<br />

cen beigemessen werden (Clement, Peters <strong>und</strong> Preiß 1998), ist die anschließende Hypothese zu<br />

formulieren:<br />

Hypothese 3-22: Wenn Home-Shopping nicht angeboten wird, dann ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong><br />

<strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> gering.<br />

Bisherige Formen <strong>des</strong> Teleshopping lassen sich wie folgt unterteilen (Spitzer 1996, S. 117 f.):<br />

• Direct-Response Television: Es werden innerhalb herkömmlicher Werbeblöcke Spots ausge-<br />

strahlt, die maximal einige Minuten dauern.<br />

• Infomercials: Es stehen längere Werbezeiten (bis zu einer halben St<strong>und</strong>e) zur Verfügung, die es<br />

erlauben, auch stark erklärungsbedürftige Produkte zu präsentieren.<br />

82


• Video Malls (Teleshopping): Sie stellen reine Verkaufskanäle im Sinne von Spartenprogram-<br />

83<br />

men dar, <strong>der</strong>en Inhalt ausschließlich aus Werbung besteht. So stellt beispielsweise <strong>der</strong> US-<br />

Shoppingkanal QVC eine solche Video Mall dar.<br />

• Interactive Shopping: Die Zuschauer können je<strong>der</strong>zeit Informationen über die unterschiedlich-<br />

sten Produkte abrufen <strong>und</strong> diese über ein Eingabemedium (z.B. Fernbedienung, Tastatur, Laser-<br />

stift etc.) bestellen. Diese Form wird im weiteren nur noch betrachtet.<br />

Home-Shopping kann einerseits Offline (Direct-Response Television, Infomercials <strong>und</strong> Video Malls)<br />

am Fernseher <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits Online (interactive Shopping) betrieben werden. Online-Shopping hat<br />

den Vorteil, daß eine Zwei-Wege-Kommunikation zwischen dem Konsumenten <strong>und</strong> dem Anbieter<br />

möglich ist (Glazer 1991). Der K<strong>und</strong>e kann die gewünschten Informationen direkt abrufen bzw. so-<br />

fort bestellen <strong>und</strong> muß nicht erst den Zeitpunkt abwarten, zu dem das gewünschte Produkt im Pro-<br />

gramm präsentiert wird. Bei den bisherigen Teleshoppingangeboten wird <strong>der</strong> Dialog zwischen Kun-<br />

den <strong>und</strong> Anbieter telefonisch abgewickelt, indem <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e die eingeblendete Telefonnummer wählt.<br />

Online läßt sich die Bestellung jedoch einfach per Tastendruck realisieren. Das in <strong>der</strong> folgenden Ab-<br />

bildung dargestellte Beispiel <strong>des</strong> Internetshops BOL (www.bol.de) zeigt, wie eine solche Oberfläche<br />

für Buchhändler aussehen kann (Schnie<strong>der</strong>s <strong>und</strong> Thun 1999).<br />

Das Interaktive Fernsehen stellt eine Verschmelzung <strong>der</strong> Online-Technologie mit <strong>der</strong> Fernsehtechno-<br />

logie dar <strong>und</strong> erlaubt es, die Produkte audiovisuell darzustellen (Bekkers 1998).<br />

Eine gelungene optische <strong>und</strong> akustische Darstellung <strong>des</strong> Produkts ist hierbei wesentlich für den Er-<br />

folg. Dabei ist die Nebenbedingung <strong>der</strong> eventuell langsameren Datenübertragung bei einer sehr auf-<br />

wendig gestalteten Darstellungsweise zu beachten, da bei zu langer Wartezeit <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e die Kom-<br />

munikation mit zunehmen<strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit abbrechen wird.


Abbildung 3-15: Home-Shopping-Angebot bei BOL<br />

Quelle: www.bol.de.<br />

Zudem müssen Home-Shopping-Angebote attraktiv sein, damit sie gegen die etablierten Geschäfte<br />

konkurrieren können, d.h. die neuen virtuellen Verkaufswelten müssen so erlebnisreich sein, daß das<br />

sogenannte Flow-Konzept 67 greift. Bei fehlen<strong>der</strong> ansprechen<strong>der</strong> Animation ist zu befürchten, daß ei-<br />

ne dauerhafte negative Einstellung zu dem Einkaufsmedium Home-Shopping aufgebaut wird. 68 Dar-<br />

aus läßt sich ableiten:<br />

67 „We define the flow experience in a CME [Computer Mediated Environment (M.C.)] as the state occurring during<br />

network navigation, which is (1) characterized by a seamless sequence of responses facilitated by machine<br />

interactivity, (2) intrinsically enjoyable, (3) accompanied by a loss of self-consciousness, and (4) selfreinforcing.<br />

In the flow experience, which formalizes and extends a sense of playfulness, consumers are so<br />

acutely involved in the act of network navigation in the hypermedia CME that nothing else seems to matter.“<br />

(Hoffman <strong>und</strong> Novak 1996, S. 57 sowie Novak <strong>und</strong> Hoffman 1997a bzw. Novak <strong>und</strong> Hoffman 1997b).<br />

68 Gerpott <strong>und</strong> Heil (1996, S. 1338) nennen dieses Phänomen erfahrungsbedingte Barrieren. Die geringe Akzeptanz<br />

<strong>des</strong> Teleshopping aus den achtziger Jahren geht im wesentlichen auf die geringe Darstellungsqualität,<br />

die unausgewogene Produktpolitik <strong>und</strong> eine unzureichende Infrastruktur zurück. Aufgr<strong>und</strong> dieser Mängel<br />

konnte sich das Teleshopping auf TV-Basis nicht gegenüber den z.T. sehr aufwendigen Werbespots <strong>der</strong><br />

Markenartikelhersteller durchsetzen <strong>und</strong> wurde nicht als Absatzkanal von den Endverbrauchern akzeptiert.<br />

84


85<br />

Hypothese 3-23: Je attraktiver die Darstellung <strong>der</strong> Produkte wahrgenommen wird, de-<br />

sto höher ist die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Home-Shopping.<br />

Abbildung 3-16: Angebot von Streamline<br />

Quelle: www.streamline.com.


Als Einflußfaktoren auf die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Home-Shopping gelten die folgenden Punkte (Witte 1995,<br />

S. 11 ff.; Rost 1996; Spitzer, 1996, S. 118 ff.): Der wohl wichtigste Akzeptanzfaktor <strong>des</strong> interakti-<br />

ven Home-Shopping ist das notwendige Vertrauen <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en in die Produkte hinsichtlich <strong>der</strong> Qua-<br />

lität. Hierbei kommt <strong>der</strong> Markenpolitik ein beson<strong>der</strong>er Stellenwert zuteil. 69 Je attraktiver die angebo-<br />

tenen Produkte sind, <strong>des</strong>to konkurrenzfähiger wird Home-Shopping gegenüber dem Einkaufsbum-<br />

mel in <strong>der</strong> Stadt. 70 Home-Shopping ist erfolgreich, wenn es bequem ist. So bietet <strong>der</strong> Anbieter<br />

Streamline (www.streamline.com) einen umfassenden Service im Internet, <strong>der</strong> so auch im Interakti-<br />

ven Fernsehen Bestand haben könnte (Albers, Clement <strong>und</strong> Skiera 1999).<br />

Bei dem Verkauf von Gütern muß die Sicherheit im Zahlungsverkehr gewährleistet sein (Heinemann<br />

<strong>und</strong> Priess 1999). Bei <strong>der</strong> Bestellung dürfen die K<strong>und</strong>en zum Beispiel keine Angst haben, ihre Kre-<br />

ditkartennummer mitzuteilen. Die Relevanz dieses Aspektes zeigt sich in <strong>der</strong> bislang eher geringen<br />

Bereitschaft <strong>der</strong> Nicht-User – insbeson<strong>der</strong>e in Deutschland – Waren über das Internet zu bestellen,<br />

da die Angst vor den „Hackern“ groß ist (Peterson, Balasubramanian <strong>und</strong> Bronnenberg 1997, S.<br />

332). Bei <strong>der</strong> Behandlung dieser sensiblen Daten ist ein gutes Database-Marketing unumgänglich, da<br />

die K<strong>und</strong>en sehr verärgert reagieren können, wenn die Daten an weitere Interessenten weitergege-<br />

ben werden (Cespe<strong>des</strong> <strong>und</strong> Smith 1993, S. 7 f.; Peterson, Balasubramanian <strong>und</strong> Bronnenberg 1997,<br />

S. 332). Hierbei ist ebenfalls zu bedenken, wie die Zahlungen vorgenommen werden. Die Bezahlung<br />

per Kreditkarte hinterläßt eine Datenspur <strong>des</strong> K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> verwandelt ihn zu einem „gläsernen Men-<br />

schen“ – dieser Aspekt kann den Zugang für bestimmte Produkte im Home-Shopping Markt blok-<br />

kieren. 71 Umtauschprobleme sollten aus K<strong>und</strong>ensicht unbedingt vermieden werden, da nur so das<br />

Kaufrisiko, welches mit dem Kauf eines Objektes, das nicht angefaßt o<strong>der</strong> anprobiert werden kann,<br />

einher geht, gering gehalten werden kann. Hierbei ist ebenfalls zu klären, ob Fehlbestellungen bezahlt<br />

werden müssen. Es läßt sich folgende Hypothese formulieren:<br />

69 Die Markenpolitik ist ebenfalls ein wichtiges Argument, um als Anbieter von Gütern bzw. Leistungen im<br />

Markt erfolgreich zu sein. Interaktives Home-Shopping kann in einen extremen Preiswettbewerb auf Seiten <strong>der</strong><br />

Anbieter münden. Der Gr<strong>und</strong> ist darin zu finden, daß Produkte, die nicht differenzierbar sind – sei es über die<br />

Marke, den Service o<strong>der</strong> die Eigenschaften – mittels Preisagenten identifiziert <strong>und</strong> gekauft werden (Peterson,<br />

Balasubramanian <strong>und</strong> Bronnenberg 1997, S. 336).<br />

70 Peterson, Balasubramanian <strong>und</strong> Bronnenberg (1997, S. 339) zeigen, welche Produktarten sich tendenziell für<br />

ein Home-Shopping-Angebot eignen. Dort wird ebenfalls darauf hingewiesen, daß eine Vielzahl von K<strong>und</strong>en<br />

das Einkaufen als Freizeitbeschäftigung ansehen, die Spaß bringt <strong>und</strong> mit sozialen Kontakten verknüpft ist.<br />

Demnach ist nicht damit zu rechnen, daß Home-Shopping den Stadtbummel gr<strong>und</strong>sätzlich ersetzen wird.<br />

71 Eine Alternative zur Kreditkarte wäre das sogenannte E-Cash, welches unabhängig von Konten existiert <strong>und</strong><br />

lediglich kodierte Nummern darstellt (Bachem, Heesen <strong>und</strong> Pfennig 1996, S. 703; Heinemann <strong>und</strong> Priess 1999).<br />

86


87<br />

Hypothese 3-24: Je größer die Angst vor Umtauschproblemen beim Home-Shopping ist,<br />

<strong>des</strong>to weniger wird Home-Shopping genutzt.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Rolle wird den Suchfunktionen bzw. Software-Agenten zukommen (Clement <strong>und</strong><br />

Runte 1999). Ein Agent filtert die Informationen <strong>und</strong> bereitet sie für den K<strong>und</strong>en auf. So kann ein<br />

Agent aus den bisher geäußerten Präferenzen (z.B. beim CD-Kauf) lernen <strong>und</strong> unterbreitet bei <strong>der</strong><br />

nächsten CD-Suche eine Reihe von Vorschlägen. 72 Beim Kauf eines dunkelgrauen Anzuges kann die<br />

Software zusätzlich Vorschläge über die dazu passenden Hemden <strong>und</strong> Krawatten unterbreiten.<br />

Software-Agenten dienen somit auch als Schutz vor dem Information-Overload. Durch eine geeigne-<br />

te Suchfunktion werden Produktvergleiche über die für den K<strong>und</strong>en kaufrelevanten Eigenschaften<br />

einfacher. So ist eine erhöhte Markttransparenz zu erwarten, die sich auch auf die Preise auswirken<br />

wird. Preisvergleiche werden sehr einfach <strong>und</strong> schnell vorzunehmen sein. Wenn das interaktive Ho-<br />

me-Shopping eine Verringerung <strong>der</strong> Suchkosten für den K<strong>und</strong>en impliziert, dann ist mit einer erhöh-<br />

ten Akzeptanz <strong>des</strong> Mediums zu rechnen <strong>und</strong> führt zur<br />

Hypothese 3-25: Wenn Suchfunktionen angeboten werden, dann nimmt <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong><br />

Systems zu.<br />

Ein großer Nachteil <strong>des</strong> Home-Shopping im Vergleich zu den alternativen Kanälen ist, daß <strong>der</strong> Kun-<br />

de das Produkt nicht sofort erhält. Der Logistik kommt ein entscheiden<strong>des</strong> strategisches Gewicht zu.<br />

3.4.3.4.3 Home-Services<br />

Sämtliche Dienstleistungen, die nicht unmittelbar zu den On-Demand-Diensten gehören, aber über<br />

das Interaktive Fernsehen abwickelbar sind, werden unter dem Begriff Home-Services subsumiert.<br />

Hierunter fallen beispielsweise Finanzdienstleistungen, die über die allgemein bekannten Merkmale<br />

<strong>des</strong> Home-Banking hinausgehen (Nabhan et al. 1997). Zudem wird eine neue Form <strong>des</strong> Lernens –<br />

das Telelearning – möglich. Die sogenannten MANs (Metropolitan Area Network) eröffnen dem<br />

Bürger den Zugang zu administrativen Diensten, wie z.B. dem Anmelden von Fahrzeugen <strong>und</strong> Wohn-<br />

sitzen über das Interaktive Fernsehen. Eine weitere mögliche Dienstleistung stellt <strong>der</strong> Buchungsser-<br />

vice dar. In <strong>der</strong> vertrauten heimischen Atmosphäre können Informationen über Theaterprogramme<br />

o<strong>der</strong> Kurzvorstellungen <strong>der</strong> neusten Kinofilme empfangen werden (Heinemann 1997, S. 207). Die<br />

dargestellten Home-Services zeigen die Überschneidungen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> zum Internet,<br />

in dem die Mehrzahl dieser Dienste bereits angeboten wird, auf. Als wesentlicher Akzeptanzfaktor ist<br />

insbeson<strong>der</strong>e beim Home-Banking die Sicherheit im Zahlungsverkehr hervorzuheben. Die Security<br />

72 Im Internet existieren bereits solche intelligenten Agenten, wie z.B. Firefly (www.firefly.net).


First Network Bank (www.sfnb.com) ist die erste Bank im Internet, die sämtliche Dienstleistungen<br />

ausschließlich im WWW anbietet. Sie bietet eine „No Risk Guarantee“ an, die die Unsicherheit <strong>der</strong><br />

K<strong>und</strong>en reduzieren soll. Der Erfolg dieser Bank zeigt, daß es durchaus möglich ist, die K<strong>und</strong>en von<br />

<strong>der</strong> Sicherheit im Zahlungsverkehr zu überzeugen (Nabhan et al. 1997). Mittels Identifikations-<br />

(PIN) <strong>und</strong> Transaktionsnummern (TAN) versuchen die Kreditinstitute die Sicherheit <strong>der</strong> Geschäfts-<br />

abwicklung zu erhöhen. Des weiteren ist beim Home-Banking im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen auf eine<br />

transparente <strong>und</strong> einfache Bedienung zu achten. Selbst <strong>der</strong> skeptischste K<strong>und</strong>e sollte in <strong>der</strong> Lage<br />

sein, ein sich selbst erklären<strong>des</strong> Home-Banking System zu bedienen (Daniel <strong>und</strong> Storey 1997, S.<br />

890). Eine weitere Rolle spielen auch hier die Software-Agenten. Wenn aus dem K<strong>und</strong>enprofil ein<br />

den Bedürfnissen <strong>des</strong> K<strong>und</strong>en entsprechen<strong>des</strong> Programm entworfen werden kann, dann verliert er<br />

auch nicht die Übersicht, da nur eine überschaubare Anzahl von – für ihn in Frage kommenden –<br />

Produkten angeboten werden. Natürlich ist <strong>der</strong> Preis ebenso wie die angebotenen Services <strong>und</strong> die<br />

dafür notwendige Zeit für die Akzeptanz <strong>des</strong> Home-Banking wichtig. Home Services umfassen, wie<br />

oben dargestellt, sowohl administrative Dienstleistungen als auch an<strong>der</strong>e Dienste wie z.B. das virtuel-<br />

le Reisebüro. Die Akzeptanz dieser Dienste hängt im wesentlichen von den gleichen Faktoren ab, die<br />

beim Home-Shopping auftreten. Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong>sen wird auf die explizite Formulierung von Hypothe-<br />

sen verzichtet.<br />

3.4.3.4.4 Kommunikationsdienste<br />

E-mail läßt sich im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen auf ein Multimedia-Mail-System erweitern. Zusätzliche<br />

Funktionen wie Bildtelefon, Videomail <strong>und</strong> -konferenzen erhöhen den Nutzen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> Fern-<br />

sehens (Lautz 1995).<br />

Die Kommunikation per Videokonferenz erhöht den Persönlichkeitsgrad <strong>und</strong> ermöglicht wesentlich<br />

mehr Kommunikationsfunktionen als das Fax, E-mail o<strong>der</strong> Telefon. Nur die persönliche Bespre-<br />

chung bietet mehr kommunikative Möglichkeiten als Videokonferenzen. 73 Cu-SeeMe<br />

(www.wpine.com) bietet beispielsweise eine Videokonferenz-Software an, mit <strong>der</strong> bereits via Inter-<br />

net Personen in Echtzeit miteinan<strong>der</strong> kommunizieren <strong>und</strong> sich dabei sehen können. Ähnlich wie CU-<br />

SeeMe ist Netphoning über das Internet möglich. Inwieweit die Personen bereit sind, sich mit Ihrem<br />

Fernseher o<strong>der</strong> Computer zu unterhalten, hängt im wesentlichen von <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> Endgeräte<br />

ab. Hier liegen sehr starke Analogien zu <strong>der</strong> Akzeptanz von Telefon bzw. -fax vor. Eignet sich das<br />

Interaktive Fernsehen als Kommunikationsmedium, dann verstärkt sich <strong>der</strong> Kritische-Masse-Effekt.<br />

73 Die größten Chancen von Videokonferenzen werden im Einsatz bei Unternehmen vermutet, weil dort ein gro-<br />

ßes Kostensenkungspotential bei den Reisekosten vermutet wird (Lautz 1995, 166 ff.).<br />

88


3.4.3.5 Endgeräte<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> Akzeptanzfaktoren von Multimedia-Endgeräten ist von hoher Relevanz, da das<br />

Multimedia-Endgerät für den Systemnutzer das System schlechthin verkörpert <strong>und</strong> die Wahrneh-<br />

mung <strong>des</strong> Systems „Interaktives Fernsehen“ entscheidend von dieser Komponente beeinflußt wird<br />

(Backhaus 1995, S. 374). Die möglichen Endgeräte lassen sich auf einem Kontinuum zwischen PC<br />

<strong>und</strong> Fernseher abbilden. Die momentane technische Lösung sieht einen Fernseher vor, <strong>der</strong> mit einer<br />

(integrierten) 74 Set-top-box ausgerüstet ist <strong>und</strong> gegebenenfalls eine Kamera für Bildtelefon etc. ent-<br />

hält. Die Wahl <strong>des</strong> Fernsehgerätes als Endgerät hat den Vorteil, daß zum einen fast 99% <strong>der</strong> Haus-<br />

halte ein solches Gerät besitzen (im Gegensatz zu 19% bei Computern) <strong>und</strong> zum zweiten kaum ein<br />

Nutzer Berührungsängste hat (Heinemann 1997, S. 199). 75 Die Lösung <strong>des</strong> Endgerätproblems ist<br />

von elementarer Bedeutung für die Darbietung vieler Dienstangebote, da es entscheidend ist, ob <strong>der</strong><br />

Nutzer mit einer Tastatur vor dem PC o<strong>der</strong> nur mit einer Fernbedienung vor dem Fernseher sitzt. Die<br />

Art <strong>des</strong> Endgerätes bestimmt auch die Höhe <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Erstausgaben <strong>und</strong> somit die Ge-<br />

schwindigkeit <strong>der</strong> Marktdurchdringung. Nur wenige Geräte wie beispielsweise <strong>der</strong> Fernseher zeich-<br />

nen sich durch eine einfache Bedienung aus. Automatische Sen<strong>der</strong>einstellung <strong>und</strong> Menüsteuerung las-<br />

sen die Komplexität <strong>der</strong> Technik <strong>und</strong> die Anfor<strong>der</strong>ungen an den Nutzer auf ein Minimum sinken. Ei-<br />

ne einfache Plug-and-Play Option läßt die Akzeptanz einer neuen Technik steigen.<br />

Ein weiterer wichtiger Einflußfaktor auf den Markterfolg eines Multimedia-Endgerätes ist die Stan-<br />

dardisierung <strong>der</strong> Systeme (Hess 1993; Middelhoff 1996; Weiber 1993; Wiese 1998). 76 Das Bei-<br />

spiel <strong>des</strong> Erfolges am Videomarkt bei <strong>der</strong> Durchsetzung <strong>des</strong> VHS-Standards <strong>der</strong> Matsushita-<br />

Gruppe, welches technisch dem Videosystem 2000 von Philips <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>ig unterlegen war (Back-<br />

haus 1995, S. 372), zeigt die Relevanz <strong>der</strong> Standardisierung in <strong>der</strong> Videotechnologie. Fatal ist hier-<br />

bei <strong>der</strong> Systemstreit um die Set-top-box zwischen <strong>der</strong> Kirch Gruppe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Multimedia-<br />

Betriebsgesellschaft (MMBG) gewesen, die jeweils mit eigenen Deco<strong>der</strong>n auf den digitalen Fern-<br />

sehmarkt drängten (Lütge 1997).<br />

74 Eine solche technische Lösung hat den Vorteil, daß <strong>der</strong> Nutzer nicht exakt weiß, wieviel Geldeinheiten er zusätzlich<br />

bei dem Kauf eines neuen Fernsehgerätes für einen Deco<strong>der</strong> aufbringen muß. Eine solche „versteckte<br />

Lösung“ liegt beispielsweise bei dem Videotextdeco<strong>der</strong>n vor (Kürble 1995, S. 16 sowie Abschnitt 2.4).<br />

75 Psychologische Barrieren können zudem das Medium PC behin<strong>der</strong>n. So assoziieren die Amerikaner mit dem<br />

PC weniger Vergnügen als vielmehr Arbeit <strong>und</strong> stehen somit dem Medium skeptisch gegenüber (Müller <strong>und</strong><br />

Geppert 1996, S. 86).<br />

76 Siehe hierzu auch die Hypothesen bezüglich <strong>der</strong> Kompatibilität, die im Abschnitt 3.4.2.2 hergeleitet wurden.<br />

89


3.4.3.6 Software<br />

Zur Navigation durch das Systemangebot <strong>und</strong> zur <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Services wird eine Software benötigt.<br />

Das Fraunhofer-Institut arbeitet an <strong>der</strong> Entwicklung einer Software, die die Plattform für das Interak-<br />

tive Fernsehen bildet. Hierbei ist die Kompatibilität zu an<strong>der</strong>en Softwareprodukten zu beachten, da-<br />

mit keine Probleme bei <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> unterschiedlicher Dienstleistungen auftreten. Die Software muß<br />

dabei so gestaltet werden, daß selbst Computerlaien in <strong>der</strong> Lage sind, sich durch die Angebote zu<br />

navigieren. Es ist unbedingt darauf zu achten, daß die Nutzer nicht mit Installationsproblemen über-<br />

for<strong>der</strong>t werden. Eine automatische Installation <strong>und</strong> eine über das Netz vorgenommene Update-<br />

Prozedur erscheint hierfür erfor<strong>der</strong>lich. Durch die Integration von graphischen <strong>und</strong> multimedialen<br />

Oberflächen kann die Benutzerfre<strong>und</strong>lichkeit stark gesteigert werden. Daraus folgt:<br />

Hypothese 3-26: Je einfacher das Navigationssystem zu erlernen <strong>und</strong> zu bedienen ist,<br />

<strong>des</strong>to höher ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

3.4.3.7 Systemlösungen<br />

Die starke Unterglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Wertschöpfungskette hinsichtlich <strong>der</strong> einzelnen notwendigen Kompo-<br />

nenten <strong>und</strong> die Notwendigkeit, diese aufeinan<strong>der</strong> abzustimmen, führt dazu, daß es nicht nur einzelne<br />

Anbieter geben wird, son<strong>der</strong>n einzelne Unternehmen ganze Systemlösungen anbieten <strong>und</strong> damit meh-<br />

rere Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kette auf sich vereinen. Eine solche Systemlösung bot beispielsweise o.tel.o im Pi-<br />

lotprojekt InfoCity an. Dort wurde die Netzleistung, <strong>der</strong> Bereich <strong>des</strong> Service-Providing <strong>und</strong> die<br />

Software zur <strong>Nutzung</strong> bestimmter Inhalte angeboten (Keil 1998).<br />

Der Vorteil liegt für die K<strong>und</strong>en in den vertrauensbildenden Maßnahmen, die insbeson<strong>der</strong>e durch das<br />

einheitliche Auftreten <strong>des</strong> Systemanbieters begleitet werden. Durch die Bereitstellung <strong>des</strong> Zugangs für<br />

den Kabelk<strong>und</strong>en, einer unbürokratischen K<strong>und</strong>enverwaltung mit optionalen Billingsystemen, einer<br />

Integration <strong>der</strong> Inhalte in ein Gesamtbouquet <strong>und</strong> einem hervorragenden Endk<strong>und</strong>en-Marketing kann<br />

eine Systemlösung durch einen Anbieter sehr erfolgreich sein. 77<br />

Für die Erschließung <strong>des</strong> Multimedia-Marktes besitzen somit strategische Allianzen auf allen Ebenen<br />

<strong>der</strong> Wertschöpfungskette eine Schlüsselfunktion, da immer wie<strong>der</strong> neue Wettbewerber aus an<strong>der</strong>en<br />

Branchen in den Multimedia-Markt drängen. Eine Bündelung dieser Ressourcen kann <strong>der</strong> Schlüssel<br />

zum Erfolg sein (Middelhoff 1997, S. 411).<br />

77 Die Strategie <strong>des</strong> Hauses Bertelsmann basiert auf diesen Überlegungen: Da bislang noch nicht feststeht, welcher<br />

Teil <strong>der</strong> Wertschöpfungskette langfristig die höchsten Deckungsbeiträge erwirtschaften kann, empfiehlt<br />

Middelhoff (1997, S. 419) „auf allen Stufen <strong>der</strong> Wertschöpfungskette präsent zu sein“.<br />

90


3.4.4 Darstellung <strong>der</strong> Wechselwirkungen durch das Zusammenspiel <strong>der</strong> Systemkompo-<br />

91<br />

nenten<br />

Die Markteinführung eines Kritische-Masse-Systems erfor<strong>der</strong>t ein umfassen<strong>des</strong> Know-how über alle<br />

Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wertschöpfungskette, das selten bei einem Unternehmen zentral vorliegt. Deswegen ge-<br />

hen Unternehmen bei dem Aufbau eines neuen Multimedia-Systems zur langfristigen Sicherung <strong>der</strong><br />

Marktpositionen <strong>und</strong> zum Ausgleich von Know-How-Defiziten strategische Allianzen ein. Die Defizi-<br />

te bestehen zumeist im Bereich Inhalt, Vertrieb <strong>und</strong> Technik (Booz Allen & Hamilton 1996, S. 64;<br />

Clement <strong>und</strong> Litfin 1998a; Hungenberg 1998).<br />

Der Circulus Vitiosus <strong>der</strong> Systemattraktivität zeigt sich in <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> negativen Rückkopp-<br />

lungen, die zum einen im Netzinfrastrukturbereich liegen <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en die angebotenen Inhalte<br />

<strong>und</strong> Dienste betreffen sowie schließlich den Endgerätebereich einbeziehen.<br />

Mit zunehmendem Mo<strong>der</strong>nisierungsgrad <strong>der</strong> Netzinfrastruktur steigt die mögliche Angebotsbreite<br />

<strong>der</strong> Dienste sowie <strong>der</strong>en Qualität. Des weiteren sinkt die Wartezeit, da die Bandbreite erhöht wird.<br />

Der Nutzen für den K<strong>und</strong>en nimmt zu (Gerpott 1997, S. 245 ff.). Der für die Aufrüstungsarbeiten<br />

benötigte Kapitalbedarf erhöht jedoch das Kostenniveau <strong>der</strong> Unternehmen, die ihrerseits höhere An-<br />

schlußgebühren bzw. <strong>Nutzung</strong>sgebühren verlangen. Diese For<strong>der</strong>ungen werden entwe<strong>der</strong> direkt an<br />

den K<strong>und</strong>en gestellt (z.B. eine Anschlußgebühr) o<strong>der</strong> es wird <strong>der</strong> Service-Provi<strong>der</strong> belastet, <strong>der</strong><br />

dann seinerseits höhere Entgelte für seine Dienste for<strong>der</strong>t. Zunehmende Kosten für den Endnutzer<br />

stellen jedoch einen negativen Faktor dar. Der Nettonutzen aus <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Netzinfra-<br />

struktur <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit einher gehenden Steigerung <strong>der</strong> Netzleistung ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> höheren Ge-<br />

bühren nicht unbedingt positiv.<br />

Der Nutzen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ist in höchstem Maße abhängig von <strong>der</strong> Angebotspalette<br />

<strong>der</strong> Inhalte. Je mehr multimediale Inhalte zur Verfügung stehen sollen, <strong>des</strong>to größer sind die Anforde-<br />

rungen an die Server. Die Kosten für die Speichermedien sind momentan sehr hoch <strong>und</strong> lassen eine<br />

Arbeitsteilung zwischen Endgerät <strong>und</strong> Server sinnvoll erscheinen. Bei einer solchen Arbeitsteilung<br />

steigen jedoch die Kosten für das Endgerät, was wie<strong>der</strong>um negative Auswirkungen auf die Akzep-<br />

tanz <strong>des</strong> Systems mit sich bringt, wenn die zusätzlichen Kosten auf den Endgerätepreis kalkuliert<br />

werden.<br />

Damit interessante Inhalte angeboten werden können, ist ein mo<strong>der</strong>nes Netzwerk notwendig. So<br />

war es beispielsweise im Pilotprojekt InfoCity ein Problem, die Inhalte von zwei weit voneinan<strong>der</strong><br />

entfernten Anbietern schnell <strong>und</strong> zu vertretbaren Kosten zu transferieren (Keil 1998). Damit das Sy-<br />

stem jedoch Erfolg hat, sind interessante Inhalte von höchster Bedeutung. Mit zunehmenden multi-<br />

medialen Darstellungsmöglichkeiten <strong>der</strong> einzelnen Inhalte steigt <strong>der</strong> Nutzen für den Systemteilnehmer.<br />

Allerdings sind die Datenmengen bei aufwendig gestalteten Inhalten wesentlich größer <strong>und</strong> können


eventuelle Wartezeiten mit sich bringen. Zur Vermeidung solcher Wartezeiten ist die Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

<strong>der</strong> Netzinfrastruktur notwendig, die jedoch wie<strong>der</strong>um die Kosten für den Nachfrager erhöht.<br />

Je nach Netzleistung können unterschiedliche Anfor<strong>der</strong>ungen an das Endgerät gestellt werden.<br />

Eventuell ist eine bestimmte Netzkarte im Gerät notwendig, die die Kosten für das Gerät erhöht. Ab-<br />

hängig von <strong>der</strong> Definition <strong>des</strong> Eingabemediums (Tastatur, Fernbedienung o<strong>der</strong> Lichtstift) müssen die<br />

angebotenen Dienste konfiguriert werden. Die Kosten für das Endgerät müssen hierbei gering sein,<br />

da sonst die Akzeptanz <strong>des</strong> Systems gering ist. Die Stückkosten <strong>der</strong> Endgeräte werden durch die<br />

Realisierung von Economies of Scale bei einem Massenmarkt sinken. Ein Massenmarkt stellt sich je-<br />

doch erst dann ein, wenn die Dienste sehr attraktiv sind <strong>und</strong> <strong>der</strong> Preis eines Endgerätes höchstens<br />

dem wahrgenommenen (erwarteten) Nutzen entspricht. Für die Service-Provi<strong>der</strong> ist es zudem erst<br />

dann attraktiv, ihre Dienste anzubieten, wenn die Installierte Basis eine bestimmte Größe aufweist.<br />

Damit die Kritische Masse erreicht wird, ist es notwendig, daß sich die Systemanbieter auf eine Tari-<br />

fierung einigen, die den Nutzen <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en (eventuell im Zeitablauf) wi<strong>der</strong>spiegelt. Hierzu kann es<br />

notwendig sein, Quersubventionierungen über den Handel vorzunehmen, damit beispielsweise <strong>der</strong><br />

Endgerätpreis möglichst gering gehalten wird. Da bei Kritische-Masse-Systemen <strong>der</strong> Nutzen <strong>der</strong><br />

Adopter mit zunehmen<strong>der</strong> Teilnehmerzahl ansteigt, bestehen Preissetzungsspielräume nach oben,<br />

wenn die Kritische Masse erreicht wurde <strong>und</strong> die Diffusion weit fortgeschritten ist.<br />

3.4.5 Bisherige Ergebnisse empirischer Untersuchungen<br />

Die oben abgeleiteten Aussagen hinsichtlich <strong>der</strong> Akzeptanzfaktoren <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

können anhand <strong>der</strong> Ergebnisse einzelner empirischer Studien belegt werden, wobei anzumerken ist,<br />

daß die angeführten Studien teilweise unterschiedliche Schwerpunkte besitzen. Die Studien werden<br />

chronologisch dargestellt:<br />

Grimm <strong>und</strong> Dahl (1995) befragen 504 Personen mittels einer computergestützten Telefonaktion<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Bekanntheit, <strong>Nutzung</strong>s- <strong>und</strong> Zahlungsbereitschaft <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>. Der<br />

Bekanntheitsgrad <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> liegt bei 39%, wobei jüngere, berufstätige Männer mit<br />

höherer Schulbildung <strong>und</strong> überdurchschnittlichem Einkommen den Begriff am häufigsten kennen<br />

(64%). Als <strong>der</strong> bekannteste Dienst stellt sich Home-Shopping heraus (ungestützt 24%, gestützt<br />

66%) wohingegen Dienste wie z.B. Video-on-Demand relativ unbekannt sind. Es besteht durchaus<br />

Interesse, Video-on-Demand zu nutzen (10,7% wollen es auf jeden Fall nutzen), jedoch ist die Zah-<br />

lungsbereitschaft gering. Nur knapp 1% würden 50 DM o<strong>der</strong> mehr für VOD ausgeben.<br />

Kürble (1995, S. 24) leitet aus mehreren amerikanischen Studien mehrere Schlüsselmerkmale ab:<br />

(1) Einfache Bedienung nach dem „Plug-and-Play-Prinzip“, (2) es gilt das Prinzip <strong>des</strong> Segment-of-<br />

One, welches besagt, daß nur die individuell genau zugeschnittenen Inhalte akzeptiert werden, (3) die<br />

92


Kosten dürfen den Zusatznutzen nicht übersteigen, (4) es besteht großes Interesse an Bildungs- <strong>und</strong><br />

Informationsprogrammen <strong>und</strong> (5) passives Fernsehen wird positiv empf<strong>und</strong>en, d.h., daß ein hoher<br />

Interaktivitätsgrad nicht unbedingt akzeptanzför<strong>der</strong>nd ist.<br />

Die Akzeptanz <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> war Untersuchungsgegenstand von Weiber <strong>und</strong> Koll-<br />

mann (1995) auf <strong>der</strong> Internationalen Funkausstellung. Die Befragung von 53 Personen liefert die fol-<br />

genden Ergebnisse: Sportangebote, aktuelle Inhalte <strong>und</strong> eine hohe Übertragungsqualität sind für den<br />

Zufriedenheitsgrad <strong>des</strong> <strong>der</strong>zeitigen <strong>Fernsehens</strong> sehr wichtig. Weiterhin stellen die Autoren ein Infor-<br />

mationsdefizit fest, da nur ca. 30% über einen detaillierten Kenntnisstand bezüglich <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> verfügen. Dieser Wert ist erstaunlich gering, zumal die Befragung auf <strong>der</strong> IFA stattfand.<br />

Zum dritten wird dem <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen ein insgesamt positives Image bescheinigt. Als beson-<br />

<strong>der</strong>s vorteilhaft sehen die Befragten die Möglichkeit zur aktiven Programmgestaltung <strong>und</strong> <strong>der</strong> indivi-<br />

duellen Fernsehnutzung an. Hierbei wird die zeitliche Unabhängigkeit <strong>und</strong> die schnelle Informations-<br />

möglichkeit hervorgehoben, wobei eine Wahlmöglichkeit in bezug auf Werbesendungen wünschens-<br />

wert ist. Negativ wird die soziale Vereinsamung in Begleitung eines höheren finanziellen Aufwan<strong>des</strong><br />

<strong>und</strong> vermehrter Werbebelastung empf<strong>und</strong>en. Des weiteren wird Home-Shopping negativ beurteilt,<br />

wohingegen Home-Banking <strong>und</strong> News-on-Demand eine positive Resonanz erfahren. Im Entertain-<br />

mentbereich wird aufgezeigt, daß regionale Angebote (Theaterkarten- o<strong>der</strong> Restaurantreservierun-<br />

gen) als sehr wichtig angesehen <strong>und</strong> Video-on-Demand als eher weniger wichtig charakterisiert wer-<br />

den. Als Ergebnis ist festzuhalten, daß die Zahlungsbereitschaft mit 25 DM pro Monat eher gering<br />

ist. Hierbei zeigt sich, daß Pay-per-view dem allgemeinen Pay-TV vorgezogen wird, da <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e<br />

nur das tatsächlich Gesehene bezahlen will. Im Durchschnitt waren die Befragten bereit, 350 DM für<br />

ein neues Endgerät (Deco<strong>der</strong>) auszugeben.<br />

Witte (1995) untersucht im Rahmen eines Methodenpraktikums die Akzeptanz von Home-<br />

Shopping, indem er 264 Personen im Großraum München schriftlich befragt. Die Akzeptanz wird<br />

durch 21 Ratingskalen operationalisiert, die additiv verknüpft wurden. Es besteht kein Unterschied<br />

bezüglich <strong>der</strong> Akzeptanz von Home-Shopping zwischen Stadt- <strong>und</strong> Landbevölkerung. Die Befragten<br />

werden in drei Cluster eingeteilt: Technokraten (16%), Genießer (33%) <strong>und</strong> Vorsichtige (51%), wo-<br />

bei Technokraten als Akzeptierer gelten, Genießer indifferent sind <strong>und</strong> die Vorsichtigen Home-<br />

Shopping eher ablehnen. Die wesentlichen Aussagen lassen sich wie folgt subsumieren:<br />

• Die Unzufriedenheit mit den bisherigen Einkaufsmöglichkeiten (z.B. wegen <strong>der</strong> Öffnungszeiten)<br />

93<br />

steigert die Akzeptanz <strong>des</strong> Home-Shopping.<br />

• Bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Home-Shopping-Angebote ist darauf zu achten, daß nicht nur langweilige<br />

Sachinformationen präsentiert werden, son<strong>der</strong>n erlebnisorientiertes Einkaufen möglich ist.


• CDs, Bücher <strong>und</strong> kleine elektrische Geräte werden als die geeignetsten Produkte für Home-<br />

Shopping angesehen.<br />

• Die Untersuchung prognostiziert gute Diffusionsmöglichkeiten für Home-Shopping, da eine Viel-<br />

zahl von Akzeptierern als Meinungsführer identifiziert werden.<br />

• Problematisch ist allerdings, daß die Anbieter große Zurückhaltung gegenüber dem neuen Ver-<br />

triebsweg üben.<br />

Geppert, Greipl <strong>und</strong> Müller (1996) zeigen, daß das Interaktive Fernsehen mit 70% Bekanntheits-<br />

grad genauso bekannt ist wie BTX. Insgesamt wurden 331 Personen persönlich interviewt. Es wird<br />

festgestellt, daß mit Interaktivem Fernsehen im allgemeinen Video-on-Demand assoziiert wird. In-<br />

formation-on-Demand ist gefolgt von Video-on-Demand <strong>und</strong> Home-Shopping <strong>der</strong> beliebteste<br />

Dienst. Als relativ uninteressant wird Games-on-Demand beurteilt. Die Autoren weisen darauf hin,<br />

daß Interaktives Fernsehen unbedingt Information-on-Demand in Verbindung mit Video-on-Demand<br />

<strong>und</strong> Home-Shopping beinhalten sollte.<br />

Das größte wahrgenommene Risiko <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> liegt in dem sozialen Risiko <strong>der</strong><br />

Vereinsamung vor dem Bildschirm <strong>und</strong> dem daraus folgenden Mangel an Bewegung. Des weiteren<br />

befürchten die Befragten, daß das Einkaufsrisiko aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> räumlichen Trennung beim Home-<br />

Shopping steigt. Positiv bewerten sie jedoch, daß eine Möglichkeit geschaffen wird, die Programm-<br />

gestaltung individuell anzupassen. Zeitersparnis <strong>und</strong> Bequemlichkeit sind neben dem Zugang zu In-<br />

formationen weitere Aspekte, die positiv herausragen.<br />

Die Deutsche Telekom AG (1996) hat eine Untersuchung im Rahmen eines Pilotversuchs zur Ak-<br />

zeptanz <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> durchgeführt. Hierbei wurden durch die GFM-GETAS 512<br />

Personen befragt, die an einem Terminal die interaktiven Videodienste persönlich getestet haben.<br />

Diese Tests bezogen sich auf einen kurzen Zeitraum <strong>und</strong> wurden z.T. erst dann durchgeführt, wenn<br />

die Interviewer die Probanden implizit dazu auffor<strong>der</strong>ten. Die Untersuchung fand Anfang 1996 statt<br />

<strong>und</strong> basierte auf <strong>der</strong> Technik <strong>des</strong> Pilotversuchs in Berlin (siehe die technischen Details <strong>des</strong> Pilotpro-<br />

jekts im Abschnitt 5.1). Die zu testenden Dienste waren Video-on-Demand (mit tarifierten Inhalten),<br />

Pay-TV, Pay-Radio, Home-Shopping, Home-Learning, ein Stadtinformationssystem <strong>und</strong> ein Ge-<br />

s<strong>und</strong>heitskanal. Es werden folgende Ergebnisse erzielt, wobei es sich nur um die Betrachtung von<br />

(relativen) Häufigkeiten handelt:<br />

• 60% <strong>der</strong> Befragten kennen den Begriff <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>.<br />

• Beson<strong>der</strong>s häufig werden Video-on-Demand, Home-Shopping <strong>und</strong> Near-Video-on-Demand<br />

Angebote genutzt.<br />

94


• Bei <strong>der</strong> Frage nach den Präferenzen steht (Near)-Video-on-Demand vor Home-Learning <strong>und</strong><br />

95<br />

dem Stadtinformationssystem an <strong>der</strong> Spitze. Erst mit deutlichem Abstand folgt Home-Shopping.<br />

• Männer sind vor allem an Unterhaltungsdiensten interessiert, wohingegen Frauen eher am Home-<br />

Shopping Interesse fanden.<br />

• Es existiert nur eine geringe Zahlungsbereitschaft für interaktive Fernsehdienste.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> vorgestellten Untersuchungen bieten jedoch Ansätze zur Kritik: Zum einen be-<br />

trachten die Studien nur sehr selten das komplette Angebot <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> <strong>und</strong> konzen-<br />

trieren sich zumeist auf Teilbereiche wie beispielsweise das Home-Shopping. Zum an<strong>der</strong>en sind die<br />

Befragungen teilweise theoretisch <strong>und</strong> methodisch wenig f<strong>und</strong>iert. Allen Befragungen ist gemein, daß<br />

sie keine dynamischen Effekte berücksichtigen <strong>und</strong> mittlerweile veraltet sind.<br />

3.5 Tarifabhängige <strong>Nutzung</strong> <strong>und</strong> Markterfolg<br />

Der Markterfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ist nach <strong>der</strong> Adoption <strong>der</strong> Hard- <strong>und</strong> Software von <strong>der</strong><br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste abhängig. Die Intensität <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> hängt wie<strong>der</strong>um entscheidend von den an-<br />

gebotenen Tarifen ab (Skiera <strong>und</strong> Albers 1998b). Somit wird deutlich, daß die Preispolitik eine zen-<br />

trale Stellung für den Erfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> inne hat.<br />

In diesem Abschnitt werden <strong>des</strong>wegen Hypothesen zur Höhe <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft abgeleitet<br />

(Abschnitt 3.5.1) <strong>und</strong> mögliche Preisstrategien bezüglich ihrer Anwendbarkeit für das Interaktive<br />

Fernsehen untersucht (Abschnitt 3.5.2). Eine Evaluierung <strong>der</strong> Preisstrategien ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sehr<br />

stark kritisierten Preispolitik <strong>der</strong> digitalen TV-Sen<strong>der</strong> notwendig, da nur so mögliche Fehlschläge<br />

durch mangelhaftes Preis-Management vermieden werden können.<br />

Dabei ist von Interesse, ob theoretische Überlegungen Anhaltspunkte liefern, um eine Vorauswahl<br />

<strong>der</strong> möglichen Preisstrategien vorzunehmen.<br />

3.5.1 Hypothesen zur Zahlungsbereitschaft beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> bisherigen empirischen Untersuchungen, wie sie im Abschnitt 3.4.5 dargestellt<br />

wurden, zeigen, daß bislang nur eine sehr geringe Zahlungsbereitschaft für Dienste <strong>und</strong> Endgeräte<br />

existiert. Dies führt zur


Hypothese 3-27: Die Zahlungsbereitschaft für neue Endgeräte ist geringer als <strong>der</strong> Preis<br />

für die d-Box. 78<br />

Des weiteren kann angenommen werden, daß die bisherigen monatlichen Abonnementgebühren von<br />

Premiere (analog) <strong>und</strong> <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> einen Ankerpreis bilden, <strong>der</strong> möglicherweise auch<br />

für Angebote <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> gilt. Demnach wird folgende Hypothese aufgeworfen:<br />

Hypothese 3-28: Die Zahlungsbereitschaft für Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen<br />

entspricht den Preisen <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong>.<br />

Somit wird angenommen, daß die Nutzer nicht bereit sind, mehr als 30 bis 50 DM monatlich für<br />

Pay-TV aufzuwenden. Als Zahlungsbereitschaft für einen Film im Pay-per-view wird anlehnend an<br />

DF1 6 DM angenommen. Auf die Formulierung von Hypothesen bezüglich <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft<br />

für an<strong>der</strong>e Dienste wird verzichtet, da keine eindeutigen theoretischen o<strong>der</strong> empirischen Bef<strong>und</strong>e<br />

vorliegen, wie hoch diese sein könnte.<br />

Im folgenden Abschnitt sollen mögliche Strategien aufgezeigt werden, die bezüglich ihrer Eignung für<br />

einzelne Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen zu bewerten sind.<br />

3.5.2 <strong>Analyse</strong> von Preisstrategien für Interaktives Fernsehen<br />

Digitalisierte Produkte wie Filme, Informationen o<strong>der</strong> Spiele im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen sind durch<br />

hohe nutzungsunabhängige <strong>und</strong> damit fixe Bereitstellungskosten <strong>und</strong> im Verhältnis dazu niedrige nut-<br />

zungsabhängige <strong>und</strong> damit variable <strong>Nutzung</strong>skosten gekennzeichnet (Skiera 1998c, S. 284; Varian<br />

1996; Whinston, Stahl <strong>und</strong> Choi 1997, S. 349). Dies führt dazu, daß die übliche effiziente Preisset-<br />

zung bei vollständiger Konkurrenz – Preis gleich Grenzkosten – für diese Produkte nicht sinnvoll ist,<br />

da bei <strong>der</strong> oben beschriebenen Kostenstruktur die (langfristigen) Grenzkosten für jede Produktions-<br />

menge niedriger sind als die (langfristigen) Durchschnittskosten <strong>und</strong> somit dem Unternehmen ein Ver-<br />

lust entstehen würde, wenn es die Produkte zu den Grenzkosten verkaufen würde (Whinston, Stahl<br />

<strong>und</strong> Choi 1997, S. 351). Digitalisierte Produkte wie z.B. Filme können aufgr<strong>und</strong> dieser Kostenstruk-<br />

tur nur sinnvoll gemäß <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft <strong>der</strong> Nutzer tarifiert werden. Eine kostenorientierte<br />

Preisbildung führt zu keinen Gewinnen (Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999, S. 3). Da aber die Zahlungsbereit-<br />

schaften <strong>der</strong> Nutzer für Filme naturgemäß variieren, führt dies zu einer Preisdifferenzierungsstrategie,<br />

die geeignet ist, digitale Produkte gewinnbringend zu verkaufen.<br />

78 Als Basis für das Preisniveau gilt <strong>der</strong> Preis, wie er in Abbildung 2-4 dargestellt wurde.<br />

96


Interaktives Fernsehen stellt eine Plattform dar, auf <strong>der</strong> mehrere Dienste (o<strong>der</strong> besser „Dienstleistun-<br />

gen“) angeboten werden. Wie z.B. Skiera (1998c) zeigt, eignen sich insbeson<strong>der</strong>e Dienstleistungen<br />

für Preisdifferenzierungsstategien. 79<br />

3.5.2.1 Preisdifferenzierung<br />

In diesem Abschnitt werden Preisdifferenzierungsmöglichkeiten im Einproduktfall betrachtet. Nutzer<br />

haben für unterschiedliche Filme variierende Zahlungsbereitschaften. Diesem wird bei den Angeboten<br />

<strong>des</strong> Video-on-Demand durch unterschiedliche Preise für verschiedene Filme Rechnung getragen. Im<br />

folgenden werden über die unterschiedliche Preissetzung für einzelne Titel hinausgehende Möglich-<br />

keiten <strong>der</strong> Preisdifferenzierung betrachtet.<br />

Die Möglichkeiten <strong>des</strong> Pricing werden in aller Regel durch das Einsetzen differenzierter Preise ausge-<br />

schöpft (Tacke 1989, S. 8). Um Preisdifferenzierungen zu analysieren, muß <strong>der</strong> Begriff definiert<br />

werden. Es existieren viele Definitionen <strong>der</strong> Preisdifferenzierung (z.B. Faßnacht 1996), wobei hier<br />

die Definition von Skiera (1998c, S. 285) verwendet wird, <strong>der</strong> Preisdifferenzierung als eine Strategie<br />

versteht, mit <strong>der</strong> ein prinzipiell gleiches Produkt an verschiedene Nachfrager zu unterschiedlichen<br />

Preisen möglichst gewinnbringend verkauft wird.<br />

Hierbei wird die Heterogenität <strong>der</strong> Nutzer durch eine auf einzelne Segmente (im Extremfall auf jede<br />

einzelne Person) zugeschnittene Preispolitik ausgenutzt. Tacke (1989, S. 9) zeigt, daß auch bei ho-<br />

mogenen Nutzern durch Preisdifferenzierung Gewinnsteigerungen möglich sind, wenn sich <strong>der</strong> Anbie-<br />

ter die mit zunehmen<strong>der</strong> Abnahmemenge sinkende Preisbereitschaft zunutze macht. Diese Preisstra-<br />

tegie wird dadurch begünstigt, daß relativ hohe fixe Kosten für die Bereitstellung <strong>der</strong> Leistung anfal-<br />

len (z.B. das Digitalisieren <strong>der</strong> Filme o<strong>der</strong> Programmierungsarbeiten) aber nur sehr geringe nutzungs-<br />

abhängige (variable) Kosten entstehen (Whinston, Stahl <strong>und</strong> Choi 1997, S. 349). Wenn die Güter<br />

bzw. Leistungen in digitaler Form vorliegen <strong>und</strong> auf dem Server abgelegt sind, dann entstehen durch<br />

den Abruf <strong>der</strong> digitalen Information durch einen Nutzer variable Kosten, die nahe Null sind. Somit<br />

bewirken Preise oberhalb <strong>der</strong> variablen Kosten einen positiven Deckungsbeitrag (Skiera 1998c, S.<br />

284). Ein weiteres, häufig angeführtes Argument für eine Preisdifferenzierungsstrategie ist die Nicht-<br />

lagerbarkeit <strong>der</strong> Produkte (Simon 1994, S. 721 f.; Skiera 1998c, S. 284). Dies trifft im <strong>Interaktiven</strong><br />

Fernsehen nur bedingt zu <strong>und</strong> ist von <strong>der</strong> technischen Entwicklung abhängig. So ist die Lagerung von<br />

Filmen auf digitalen Speichermedien durchaus möglich <strong>und</strong> stellt bei unzureichenden Kopierschutz-<br />

79 Dieser Argumentation ist zuzustimmen, wenngleich es immer noch erhebliche Probleme bereitet, den Begriff<br />

„Dienstleistung“ zu definieren (Meyer 1998). Zur Definition <strong>des</strong> Begriffs „Dienstleistung“ sei z.B. auf<br />

Faßnacht (1998, S. 723 f.) <strong>und</strong> die dort angeführte Literatur verwiesen.<br />

97


maßnahmen eine große Gefahr dar. Handelt es sich jedoch um Informationen (z.B. Nachrichten), so<br />

ist die Nichtlagerbarkeit vielfach gegeben, da die Informationen veralten (Skiera 1998c, S. 284).<br />

Es wird häufig argumentiert, daß eine Preisdifferenzierung nur dann eingeführt werden kann, wenn<br />

Marktsegmente identifiziert wurden (Tacke 1989, S. 9; Faßnacht 1998, S. 722). Die Größe <strong>der</strong><br />

Marktsegmente ist hierbei irrelevant. Somit kann sich auch um ein sogenanntes „Segment-of-One“<br />

handeln, bei dem Individual-Marketing notwendig ist (Fink 1998). 80 Das Problem <strong>der</strong> Segmentie-<br />

rung tritt allerdings nur dann in Erscheinung, wenn sich die Individuen nicht selbst selektieren<br />

(Moorthy 1984). Demnach müssen die Segmente nicht gr<strong>und</strong>sätzlich bekannt sein, um die Preisdiffe-<br />

renzierung anzuwenden. Es sind folgende Gestaltungsmöglichkeiten differenzierter Preise anzuführen:<br />

81<br />

Abbildung 3-17: Formen <strong>der</strong> Preisdifferenzierung<br />

individuelle<br />

Festlegung<br />

Quelle: Skiera (1998c, S. 287).<br />

Gestaltungsformen<br />

<strong>der</strong> Preisdifferenzierung<br />

ohne Selbstselektion mit Selbstselektion<br />

personenbezogen<br />

gruppenbezogene<br />

Festlegung<br />

regionenbezogen<br />

zeitbezogen<br />

mengenbezogen<br />

leistungsbezogen<br />

suchkostenbezogen<br />

Gestaltungsformen ohne Selbstselektion lassen sich dahingehend unterteilen, daß sie zum einen auf<br />

individueller Basis <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en auf Gruppenbasis festgelegt werden. Wenn die Preise individu-<br />

ell festgelegt werden, kann die Preisdifferenzierung so vorgenommen werden, daß je<strong>der</strong> Nutzer den<br />

Preis zahlen muß, <strong>der</strong> seiner maximalen Zahlungsbereitschaft entspricht. Seine Konsumentenrente lä-<br />

80 Wenn eine solche Strategie <strong>des</strong> Segment-of-One verfolgt wird, dann bedeutet dies, daß von jedem individuellen<br />

Nutzer seine Zahlungsbereitschaft abgeschöpft wird. Es handelt sich dann <strong>der</strong> Terminologie von Pigou<br />

(1929) folgend um die Preisdifferenzierung ersten Gra<strong>des</strong>. Diese Art <strong>der</strong> perfekten Preisdifferenzierung ist in<br />

<strong>der</strong> Praxis jedoch kaum durchführbar. Selbst wenn die erfor<strong>der</strong>lichen individuellen Zahlungsbereitschaften<br />

bekannt sind, dürften in erster Linie juristische <strong>und</strong> organisatorische Hin<strong>der</strong>nisse (Faßnacht 1996, S. 54;<br />

Tacke 1989, S. 13), bei physischen Produkten aber z.B. auch die Möglichkeit zum Weiterverkauf zwischen den<br />

K<strong>und</strong>en (Varian 1996) die praktische Durchführung unmöglich machen.<br />

81 Zur detaillierten Definition <strong>der</strong> einzelnen Differenzierungsmöglichkeiten sei auf Phlips (1983) o<strong>der</strong> Faßnacht<br />

(1998, S. 737) verwiesen.<br />

98


ge dann bei Null (Pigou 1929). Die technischen Gegebenheiten <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> bieten<br />

die Möglichkeit, die einzelnen Nutzer jeweils zu identifizieren (z.B. mittels eines Cookie-File o<strong>der</strong> ei-<br />

nes PIN-Code). 82 Wenn zudem eine Nichtübertragbarkeit gesichert wird, dann kann im Extremfall<br />

ein individueller Tarif gefor<strong>der</strong>t werden (Simon 1994, S. 722). Jedoch ist eine solche Preisstrategie<br />

aus rechtlichen o<strong>der</strong> Fairneßgründen nur selten zu umsetzbar (Weller 1996). Dies hat zur Folge, daß<br />

die Kenntnis <strong>der</strong> individuellen Zahlungsbereitschaft für z.B. das Fußball-WM-Finale im Video-on-<br />

Demand noch lange nicht bedeutet, daß <strong>der</strong> Anbieter von jedem einzelnen Nutzer die Konsumenten-<br />

rente vollständig abschöpfen kann.<br />

Etwas einfacher lassen sich die Preise für unterschiedliche Gruppen differenzieren. So können bei-<br />

spielsweise Studenten häufig vergünstigte Preise (z.B. für Lern-Videos) in Anspruch nehmen. Hierbei<br />

wird häufig nach <strong>der</strong> Preiselastizität differenziert (Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999,<br />

S. 44). 83 Um eine solche Preisdifferenzierung vorzunehmen, bedarf es <strong>der</strong> Identifikation <strong>der</strong> berech-<br />

tigten Personen anhand bestimmter Merkmale (Alter, Einkommen etc.). 84 Diese Kontrolle erhöht<br />

den Aufwand einer solchen Preisstrategie. So kann zwar im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen per PIN <strong>der</strong><br />

Nutzer identifiziert werden, jedoch kann schwer sichergestellt werden, daß niemand an<strong>der</strong>es diese<br />

PIN mißbräuchlich nutzt. Eine weitere Form <strong>der</strong> gruppenbezogenen Preisdifferenzierung ist die Un-<br />

terscheidung bezüglich <strong>der</strong> Herkunft (regionenbezogene Differenzierung). Diese Form <strong>der</strong> Differen-<br />

zierung wird jedoch nur geringe Chancen haben, um in globalen Netzen wie dem Internet akzeptiert<br />

zu werden (Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999, S. 44).<br />

Wenn ein Anbieter wie DF1 mehrere Varianten eines Produktes zu unterschiedlichen Preisen anbie-<br />

tet (siehe Abbildung 2-4), dann können sich die Nutzer selbst für das Produkt ihrer Wahl entschei-<br />

den. Sie können also eine Selbstselektion vornehmen. Problematisch ist die definitorische Abgren-<br />

zung <strong>der</strong> Produktvarianten, da durch die neuen Varianten keine prinzipiell neuen Produkte entstehen<br />

sollen, son<strong>der</strong>n immer noch das gleiche Produkt mit marginalen Än<strong>der</strong>ungen angeboten wird. Es ist<br />

Faßnacht (1998, S. 722) beizupflichten, daß die Wahrnehmung <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en hierfür entscheidend ist,<br />

ob es sich um eine Preisdifferenzierung o<strong>der</strong> um ein vollkommen an<strong>der</strong>es Produkt handelt.<br />

82 Weitere Möglichkeiten werden bei Agrawal (1998) o<strong>der</strong> Novak <strong>und</strong> Hoffman (1997) dargestellt.<br />

83 Dahinter steckt sehr häufig auch die Möglichkeit <strong>des</strong> Lock-In. Die Strategie, einen jungen Menschen mit billigen<br />

Einstiegspreisen zu locken, um seine Konsumentenrente dann später, wenn er nicht mehr Student <strong>und</strong><br />

damit weniger preissensitiv ist, aber die Wechselkosten sehr hoch für ihn sind, abzuschöpfen. Diese Strategie<br />

fällt unter dem Schlagwort „get them when they are young“ (Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999, S. 46).<br />

84 Diese Form <strong>der</strong> Preisdifferenzierung entspricht <strong>der</strong> Terminologie von Pigou (1929) folgend, <strong>der</strong> <strong>des</strong> dritten<br />

99<br />

Gra<strong>des</strong>.


Die Gestaltungsformen mit Selbstselektion lassen sich in vier Untergruppen darstellen: Zum einen ist<br />

die zeitbezogene Form <strong>der</strong> Differenzierung zu nennen, die u.a. aus dem Telekommunikationsbereich<br />

bekannt ist. Eine zeitliche Preisdifferenzierung liegt vor, wenn ein Anbieter für ein Produkt im Verlauf<br />

einer bestimmten zeitlichen Periode verschiedene Preise for<strong>der</strong>t (Faßnacht 1996, S. 65). Diese kann<br />

von Vorteil sein, wenn congestion externalities auftreten, d.h. die Kapazität nicht ausreichend ist<br />

(Skiera <strong>und</strong> Spann 1998, S. 704). 85 Eine solche Strategie ist nur dann geeignet, wenn das Angebot<br />

von jedem Ort <strong>und</strong> zu je<strong>der</strong> Zeit abgerufen werden kann. So kann eine zeitliche Differenzierung nach<br />

Prime- <strong>und</strong> Non-Prime-Time (z.B. dem heutigen Digitalen Fernsehen in Deutschland) durchaus sinn-<br />

voll sein. Diese Form <strong>der</strong> Preisdifferenzierung kann auch – wi<strong>der</strong> aller Kritik – in globalen Netzen er-<br />

folgen, wenn z.B. durch die IP-Nummer <strong>der</strong> Nutzer festgestellt werden kann, aus welchem Land<br />

(bzw. Zeitzone) <strong>der</strong> Zugriff erfolgt.<br />

Zum zweiten ist die mengenbezogene Preisdifferenzierung zu nennen. Diese sogenannte nichtlineare<br />

Preisbildung (Tacke 1989; Wilson 1993) bedeutet, daß <strong>der</strong> zu zahlende Durchschnittspreis je Men-<br />

geneinheit variiert <strong>und</strong> die Preisdifferenzen nicht den Kostendifferenzen entsprechen (Phlips 1983, S.<br />

166). Voraussetzung für diese quantitative Preisdifferenzierung ist das Vorliegen eines sogenannten<br />

„Variable-Menge-Falles“, in dem abhängig vom Preis unterschiedliche Mengen gekauft werden<br />

(Simon 1992b, S. 44). Der ökonomisch handelnde Nachfrager legt hierbei seine <strong>Nutzung</strong>smenge so<br />

fest, daß die Differenz zwischen seiner Zahlungsbereitschaft <strong>und</strong> dem Betrag, den er für eine be-<br />

stimmte <strong>Nutzung</strong>smenge zu zahlen hat, maximiert wird (Tacke 1989, S. 64; Wilson 1993, S. 185).<br />

Unter Zugr<strong>und</strong>elegen <strong>des</strong> Gesetzes vom abnehmenden Grenznutzen ist dieses Maximum erreicht,<br />

wenn <strong>der</strong> marginale Preis <strong>der</strong> letzten nachgefragten Mengeneinheit <strong>der</strong> marginalen Preisbereitschaft<br />

<strong>des</strong> Nachfragers entspricht (Gossen 1854; Skiera <strong>und</strong> Spann 1998, S. 229). Bei <strong>der</strong> mengenbezo-<br />

genen Preisdifferenzierung wird die unterschiedlich hohe Zahlungsbereitschaft für die einzelnen Men-<br />

geneinheiten ausgenutzt, indem für die erste Einheit ein höherer Preis verlangt wird als für die zweite<br />

Einheit usw. (Simon 1992b, S. 44 f.). Dies ist z.B. bei zweiteiligen Tarifen, die eine Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong><br />

eine nutzungsabhängige Gebühr verlangen, <strong>der</strong> Fall: So sinkt bei einer monatlichen Gr<strong>und</strong>gebühr für<br />

DF1 von ca. 50 DM <strong>und</strong> einer nutzungsabhängigen Gebühr von 6 DM pro Film <strong>der</strong> durchschnittliche<br />

Preis pro Film mit zunehmen<strong>der</strong> Bestellmenge (Skiera <strong>und</strong> Albers 1998b). Da die Nachfrager selbst<br />

durch ihre Abnahmemenge den durchschnittlich zu zahlenden Preis bestimmen, handelt es sich um ei-<br />

ne Implementationsform mit Selbstselektion.<br />

85 Diese preispolitische Strategie hängt unmittelbar mit dem Problem <strong>der</strong> Nichtlagerbarkeit zusammen (Simon<br />

1994, S. 722). Dadurch sind starke Schwankungen <strong>der</strong> Nachfrage möglich. Diese Problematik wird ebenfalls<br />

unter dem Stichwort „Peak-Load-Pricing“ in <strong>der</strong> Literatur behandelt (Crew, Fernando <strong>und</strong> Kleindorfer 1995).<br />

100


Zu prüfen ist nun, welche Formen <strong>der</strong> mengenbezogenen Preisdifferenzierung für Dienste im Interak-<br />

tiven Fernsehen geeignet sind. 86 Als problematisch ist anzusehen, daß die Bündelung <strong>der</strong> Nachfrage<br />

sowohl unter verschiedenen Nutzern als auch über die Zeit prinzipiell möglich ist, da Videoaufnahmen<br />

gemacht <strong>und</strong> diese an an<strong>der</strong>e weitergegeben werden können. 87 Dennoch ist die quantitative Preisdif-<br />

ferenzierung möglich, da das Bündeln <strong>der</strong> Nachfrage Abstimmungskosten auf Nutzerseite verursacht.<br />

Zur Realisierung von Netzeffekten sollte <strong>der</strong> Tarif so gewählt werden, daß das System möglichst<br />

stark genutzt wird (Abschnitt 3.4). Interessant sind hier z.B. die im folgenden betrachteten zweiteili-<br />

gen Tarife bzw. Blocktarife, da diese die Möglichkeit bieten, durch eine Aufspaltung in eine relativ<br />

hohe Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> geringe nutzungsabhängige Preise eine starke <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems zu för-<br />

<strong>der</strong>n (Skiera <strong>und</strong> Albers 1998b). Zweiteilige o<strong>der</strong> auch Blocktarife führen im Vergleich zur uniformen<br />

Preisbildung zu höheren Gewinnen, da von allen Nutzern wenigstens die Konsumentenrente in Höhe<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gebühr abgeschöpft wird (Spremann <strong>und</strong> Klinkhammer 1985, S. 793; Tacke 1989, S.<br />

27).<br />

Eine starke Heterogenität in <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft <strong>der</strong> Nachfrager kann dazu führen, daß bei <strong>der</strong><br />

gewinnmaximalen Ausgestaltung eines zweiteiligen Tarifs die Gr<strong>und</strong>gebühr über <strong>der</strong> maximalen Zah-<br />

lungsbereitschaft einiger Nachfrager liegt (Skiera <strong>und</strong> Albers 1998b, S. 231 f.). Durch Bedienung<br />

dieser Nachfrager mit einem neuen Tarif kann <strong>der</strong> Anbieter seinen Gewinn weiter steigern (Skiera<br />

1998b). Dies kann durch die Einführung von optionalen zweiteiligen Tarifen erfolgen. Bei <strong>der</strong> Einfüh-<br />

rung von optionalen Tarifen muß auf mögliche Kannibalisierungseffekte zwischen den einzelnen Tari-<br />

fen geachtet werden (Sharkey <strong>und</strong> Sibley 1993, S. 201). Diese sind erwünscht, wenn Konsumenten<br />

zu einem Tarif mit höherem Deckungsbeitrag wechseln, unerwünscht ist <strong>der</strong> Wechsel zu einem Tarif<br />

mit niedrigerem Deckungsbeitrag (Skiera <strong>und</strong> Albers 1998b, S. 231). Im Ergebnis wird von den<br />

Konsumenten, die vorher auch den zweiteiligen Tarif genutzt hätten, weniger Konsumentenrente ab-<br />

geschöpft. Dies wird kompensiert durch den zusätzlichen Gewinn, <strong>der</strong> durch die hinzugewonnenen<br />

Nutzer generiert werden kann.<br />

Die Einführung <strong>der</strong>artig ausgestalteter optionaler zweiteiliger Tarife kann bei On-Demand-Diensten<br />

über verschiedene monatliche Gr<strong>und</strong>beiträge mit entsprechend unterschiedlichen <strong>Nutzung</strong>spreisen er-<br />

folgen. Hierbei sollten die Nutzer nicht durch eine zu <strong>und</strong>urchsichtige Preisstruktur verwirrt werden.<br />

Daher ist das Angebot auf zwei o<strong>der</strong> drei verschiedene Tarife zu beschränken (Skiera 1998b).<br />

86 Eine Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung <strong>der</strong> mengenbezogenen Preisdifferenzierung ist, daß die<br />

K<strong>und</strong>en die Nachfrage nicht zusammenfassen bzw. die Preisvorteile nicht an an<strong>der</strong>e weitergeben können (Simon<br />

1992b, S. 419; Faßnacht 1996, S. 74).<br />

87 Zu beachten ist, daß hiermit nur die Weitergabe <strong>und</strong> nicht die unerlaubte Vervielfältigung angesprochen<br />

101<br />

wird.


Denkbar ist ein Tarif mit relativ hoher Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> niedrigen Kosten pro Video für „Heavy<br />

User“ <strong>und</strong> ein Tarif mit geringerer Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> höheren <strong>Nutzung</strong>skosten für „Low User“. Zu<br />

beachten ist hier ein möglicher positiver Nebeneffekt bei <strong>der</strong> Einführung zweiteiliger Tarifstrukturen.<br />

Dieser besteht darin, daß <strong>der</strong> Pionier DF1 durch die Gr<strong>und</strong>gebühr eine gewisse K<strong>und</strong>enbindung ge-<br />

nerieren kann (z.B. durch die Betonung <strong>des</strong> Zusammengehörigkeitsgefühls durch einen Klubgedan-<br />

ken) <strong>und</strong> so eine Markteintrittsbarriere schafft (Krafft 1998). Die K<strong>und</strong>enbindung wird u.a. durch<br />

den Preis erzielt. Ein Wettbewerber kann häufig nur schwer eine weitere Gr<strong>und</strong>gebühr in ähnlicher<br />

Höhe durchsetzen <strong>und</strong> muß demnach zur Gewinnerzielung höhere <strong>Nutzung</strong>spreise for<strong>der</strong>n. 88<br />

Fraglich ist, ob <strong>der</strong> Zugang zum Pay-per-view ohne Einstieg in das Gr<strong>und</strong>gebührenschema möglich<br />

sein sollte, da die Zahlung einer Gr<strong>und</strong>gebühr gerade für neue Nutzer, die das System kennenlernen<br />

wollen, abschreckend wirken kann. Die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Pay-per-view muß dann relativ teuer sein, da<br />

sonst kein Anreiz zum Einstieg in die zweiteilige Tarifstruktur gegeben ist. Bislang muß ein Nutzer bei<br />

Angeboten <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> jedoch immer auch die Gr<strong>und</strong>gebühr tragen.<br />

Zum dritten ist die leistungsbezogene Preisdifferenzierung (Versioning) anzuführen, die laut <strong>der</strong> Lite-<br />

ratur nicht so groß sein darf, daß die Nachfrager die einzelnen Produkte als jeweils eigenständige Ei-<br />

genschaftsbündel ansehen (Varian 1997b). Die praktische Relevanz dieser auf K<strong>und</strong>ensicht be-<br />

schränkten Definition ist jedoch gering, wenn es um das übergeordnete Ziel <strong>der</strong> Gewinnmaximierung<br />

geht. Beispielsweise kann das Zulassen von Werbeunterbrechungen in einem Spielfilm als eine solche<br />

Form <strong>der</strong> Differenzierung klassifiziert werden. Die Vorteilhaftigkeit einer solchen Differenzierungs-<br />

strategie ist davon anhängig, daß:<br />

• „an möglichst viele Konsumenten, <strong>der</strong>en Zahlungsbereitschaft die variablen <strong>Nutzung</strong>skosten über-<br />

steigt, auch verkauft wird,<br />

• möglichst wenige Konsumenten einen noch höheren Preis akzeptieren würden <strong>und</strong><br />

• möglichst wenige Konsumenten durch das Nicht-Anbieten einer Produktvariante zum Kauf einer<br />

an<strong>der</strong>en Produktvariante mit einem höheren Deckungsbeitrag bewegt werden könnten“ (Skiera<br />

1998c, S. 289).<br />

Der letztgenannte Aspekt ist relevant, da es sich bei <strong>der</strong> qualitativen Preisdifferenzierung um eine Im-<br />

plementationsform mit Selbstselektion handelt. Hierbei muß erreicht werden, daß die Konsumenten<br />

mit hoher Zahlungsbereitschaft auch die teuren Produktvarianten wählen, die einen höheren Dek-<br />

kungsbeitrag einbringen (Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999, S. 38). Prinzipiell steht es den Konsumenten frei,<br />

88 So sind nur sehr wenige Anbieter im <strong>der</strong>egulierten Telefonmarkt mit einer Gr<strong>und</strong>gebühr für Telefongespräche<br />

erfolgreich gewesen. Da die Telekom noch das Ortsnetz weitestgehend kontrolliert, ist kaum ein Nutzer bereit,<br />

102


auch die günstigste Variante zu wählen (Tacke 1989, S. 21 f.). Daher ist entscheidend für den Erfolg,<br />

daß die wahrgenommene Nutzendifferenz aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Qualitäten <strong>der</strong> Produktvarianten<br />

genügend groß ist (Simon 1992b, S. 576). Varian (1997b) zeigt, daß es profitabel sein kann, die<br />

Qualität <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>wertigen Produktvariante weiter zu senken, um mit <strong>der</strong> höherwertigen Produktva-<br />

riante bei den Konsumenten mit hoher Zahlungsbereitschaft einen höheren Preis durchsetzen zu können.<br />

89<br />

Beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen ist neben <strong>der</strong> Hinnahme von Werbung die Übertragungsleistung ein<br />

weiterer Ansatzpunkt zur Leistungsdifferenzierung. Mit zunehmendem Know-How bezüglich <strong>der</strong><br />

Komprimierungsverfahren vergrößert sich <strong>der</strong> Spielraum auf Anbieterseite, die Übertragungsge-<br />

schwindigkeit zu regeln. Beson<strong>der</strong>s schnelle Übertragungen können dann zu höheren Preisen ange-<br />

boten werden. Ebenfalls ist denkbar, bei Engpässen verschiedene Zugriffsprioritäten (Priority-<br />

Pricing) zu gewähren.<br />

Ein psychologischer Aspekt, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Ausgestaltung verschiedener Produktvarianten berücksich-<br />

tigt werden sollte, besteht in dem sogenannten Kompromiß-Effekt (Simonson 1989, S. 161 ff.). Die-<br />

ser besagt, daß das Hinzufügen einer extremen Version die Wahrnehmung <strong>der</strong> Mittelversion relativ<br />

zu denen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en extremen Version steigert. Als Beispiel sei das Angebot zweier Netzgeschwin-<br />

digkeiten (-qualitäten), Standard- <strong>und</strong> Profiqualität, betrachtet. Einige <strong>der</strong> Konsumenten, die unsicher<br />

sind, welche Version sie wählen sollen, werden die Standardversion wählen. Wird nun eine „Gold-<br />

version“ hinzugefügt, so wird dadurch die Ablehnung <strong>der</strong> Version mit <strong>der</strong> niedrigsten Qualität gestei-<br />

gert. Auch wenn nicht unbedingt zu erwarten ist, daß die Goldversion überragende Verkäufe erzielt,<br />

kann dadurch <strong>der</strong> Verkauf <strong>der</strong> Profiversion im Verhältnis zur Standardversion gesteigert werden<br />

(Varian 1997b; Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999, S. 61). Weitere Untersuchungen gelangen zu dem Ergeb-<br />

nis, daß durch das Einfügen einer Mittelversion zwischen einer Hochpreis-Hochqualitätsversion <strong>und</strong><br />

einer Niedrigpreis-Niedrigqualitätsversion die letztere stärker Marktanteile verliert (Simonson <strong>und</strong><br />

Tversky 1992, S. 291 ff.). Die Nutzer sind demzufolge gegen den niedrigsten Preis stärker avers als<br />

eine weitere Gr<strong>und</strong>gebühr zu zahlen. Somit können nur über die <strong>Nutzung</strong>spreise (Call-by-Call) Deckungsbeiträge<br />

erwirtschaftet werden (Haase, Salewski <strong>und</strong> Skiera 1998, S. 1054).<br />

89 In <strong>der</strong> Praxis findet sich eine Vielzahl von Beispielen solcher Qualitätsanpassungen. Fluggesellschaften verkaufen<br />

verbilligte Tickets, die bestimmte Restriktionen (z.B. Vorauskauf, Wochenendaufenthalt) beinhalten.<br />

Hierdurch wird erreicht, daß diese Tickets nur von Touristen benutzt werden. Von Geschäftsreisenden, die in<br />

<strong>der</strong> Regel eine höhere Zahlungsbereitschaft aufweisen, werden dagegen Tickets ohne diese Restriktionen<br />

bevorzugt, auch wenn diese drei- bis fünfmal so teuer sind (Varian 1996). Tellis (1986, S. 155 f.) betont in diesem<br />

Zusammenhang, daß eine solche Preisdifferenzierung insbeson<strong>der</strong>e von Bedeutung sein kann, wenn<br />

steigende Skalenerträge vorliegen. Als Beispiel nennt er den Automobilmarkt, auf dem die Hersteller hauptsächlich<br />

mit den teuren, hochwertig ausgestatteten Modellen Gewinne erzielen. Der alleinige Verkauf <strong>der</strong><br />

hochwertigen Varianten wäre allerdings häufig nicht profitabel, da die Herstellungskosten ohne Ausnutzung<br />

<strong>der</strong> steigenden Skalenerträge durch Bedienung <strong>der</strong> Marktsegmente mit niedrigerer Zahlungsbereitschaft zu<br />

hoch wären.<br />

103


gegen die höchste Qualität. Hiernach ist aus Anbietersicht das Angebot von drei Varianten dem An-<br />

gebot von zwei Varianten vorzuziehen (Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999, S. 71).<br />

Schließlich kann auch eine suchkostenbezogene Preisdifferenzierung vorgenommen werden. Im Ge-<br />

gensatz zu den vorherigen Differenzierungsstrategien werden bei dieser Form <strong>der</strong> Preisdifferenzierung<br />

die unterschiedlichen Preise nicht offen an die Konsumenten kommuniziert (Skiera 1998c, S. 291).<br />

Hierbei handelt es sich um gleiche Produkte, die auf unterschiedlichen Vertriebswegen o<strong>der</strong> unter un-<br />

terschiedlichen Namen angeboten werden. Da die Nachfrager bezüglich ihrer Suchkosten als hetero-<br />

gen einzuschätzen sind, kann gemäß Tellis (1986, S. 147 f.) eine solche Differenzierung vorgenom-<br />

men werden. Skiera (1998b, S. 292) beschreibt das erfolgreiche Beispiel eines Sex-Anbieters im In-<br />

ternet, <strong>der</strong> sein gleiches Angebot unter verschiedenen Namen (XXX-Hotel, Sexview o<strong>der</strong> Sexplant)<br />

anbietet. Die suchkostenbezogene Preisdifferenzierung ist im Anfangsstadium <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> Fern-<br />

sehens nicht anzuwenden, da es üblicherweise an Inhalten mangelt. Die Nutzer würden sehr schnell<br />

merken, wenn ein Anbieter das gleiche Produkt mehrfach zu unterschiedlichen Preisen bei unter-<br />

schiedlichen Diensten anbietet.<br />

3.5.2.2 Wettbewerbsorientierte Preisstrategien<br />

Wettbewerbsorientierte Preisstrategien – auch kurzfristig unterhalb <strong>der</strong> variablen Kosten – können<br />

aufgr<strong>und</strong> von Netzeffekten sinnvoll sein (Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999, S. 14).<br />

Eine Folge aus <strong>der</strong> Digitalisierung <strong>der</strong> Produkte sind steigende Skalenerträge, d.h. mit steigen<strong>der</strong><br />

Ausbringungsmenge sinken die durchschnittlichen Kosten. Zu untersuchen ist nun die Frage, wie sich<br />

Wettbewerb in einer solchen Situation auswirken kann. Da die Grenzkosten bei einem fallenden Ver-<br />

lauf <strong>der</strong> Durchschnittskosten immer unterhalb <strong>der</strong> Durchschnittskosten liegen, kann es vorteilhaft sein,<br />

die Preise zu senken, um mit steigen<strong>der</strong> Ausbringungsmenge eine Senkung <strong>der</strong> Durchschnittskosten<br />

zu erreichen. Die niedrigsten Herstellungskosten können erreicht werden, wenn die steigenden Ska-<br />

lenerträge vollständig genutzt werden. Dies würde voraussetzen, daß ein Anbieter die gesamte Nach-<br />

frage auf sich vereint, sich also nur ein Anbieter gegen alle Wettbewerber durchsetzt o<strong>der</strong> er ein Pio-<br />

nier ist. Relevant ist diese Überlegung, wenn die Zahlungsbereitschaft <strong>der</strong> einzelnen Nutzer <strong>der</strong>art ge-<br />

ring ist, daß nur ein Unternehmen, das zu sehr geringen Durchschnittskosten produziert, seine Pro-<br />

dukte ohne Verlust zu Preisen anbieten kann, die die Zahlungsbereitschaften <strong>der</strong> Nutzer nicht über-<br />

steigen. Da bisherige Untersuchungen nur geringe Zahlungsbereitschaften für Interaktives Fernsehen<br />

ermittelten, kann eine solche Strategie zumin<strong>des</strong>t kurzfristig notwendig sein.<br />

Zu untersuchen ist nun, ob die steigenden Skalenerträge dazu führen, daß sich nur ein einziger Anbie-<br />

ter im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen durchsetzen wird. Hierzu ist die Kostenstruktur genauer zu betrachten.<br />

Die relativ hohen fixen Bereitstellungskosten für Inhalte im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen bestehen im we-<br />

sentlichen aus Kosten für die Hardware, die Präsenz im interaktiven Medium (z.B. Zahlungen an<br />

104


Service-Provi<strong>der</strong> für die genutzte Serverkapazität), den Erwerb o<strong>der</strong> die Entwicklung von Inhalten<br />

<strong>und</strong> dem administrativen Aufwand beim Anbieter. Die variablen Kosten für den Verkauf eines einzel-<br />

nen Filmes sind demgegenüber relativ gering, wobei sie dennoch nicht gegen Null gehen. Dieses liegt<br />

in erster Linie neben geringen Kosten für die technische Abwicklung (z.B. Zahlungsverkehr) an den<br />

Lizenzzahlungen (Whinston, Stahl <strong>und</strong> Choi 1997, S. 350).<br />

Insgesamt ist also nicht zu erwarten, daß sich nur ein einziger Wettbewerber entscheidend durchset-<br />

zen kann. Zwar sind steigende Skalenerträge zu erzielen, aber die fixen Kosten erreichen kein <strong>der</strong>art<br />

großes Verhältnis zu den variablen Kosten., daß nur wenige Anbieter, die eine große Nachfrage auf<br />

sich vereinen können, zu Preisen anbieten werden, die unter <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft <strong>der</strong> Nutzer lie-<br />

gen. Außerdem kann <strong>der</strong> Wettbewerb durch die Verschiedenartigkeit <strong>der</strong> Angebote begrenzt wer-<br />

den. Dies liegt daran, daß heterogene Präferenzen vorliegen <strong>und</strong> Filme keine vollständig homogenen<br />

Güter sind. Es ist insbeson<strong>der</strong>e nicht zu erwarten, daß alle Anbieter über die gleichen Inhalte verfü-<br />

gen können, da bereits heute Exklusivverträge abgeschlossen werden. Weiterhin besteht gerade<br />

durch die meisten <strong>der</strong> beschriebenen Differenzierungsstrategien zusätzlich die Möglichkeit, sich von<br />

Konkurrenten abzuheben. Dies räumt dem Anbieter in dem jeweiligen Segment eine gewisse<br />

Marktmacht ein <strong>und</strong> verringert damit den Wettbewerbsdruck.<br />

3.5.2.3 Produktlinienorientierte Preisstrategien<br />

Produktlinienorientierte Preisstrategien sind dann interessant, wenn ein Anbieter mehrere miteinan<strong>der</strong><br />

in einer Beziehung stehende Produkte (Inhalte) anbietet (Brockhoff 1999, S. 279 ff.; Tellis 1986, S.<br />

155). Somit können auch beim Vorliegen mehrerer heterogener Produkte Preisdifferenzierungen<br />

vorgenommen werden (Faßnacht 1998, S. 723). Eine häufig verwendete Form ist die Preisbünde-<br />

lung (Gijsbrechts 1993, S. 136; Wübker 1998). Diese liegt vor, wenn ein Anbieter min<strong>des</strong>tens zwei<br />

heterogene Produkte zu einem Bündel zusammenfaßt <strong>und</strong> für dieses einen Gesamtpreis verlangt<br />

(Faßnacht 1998, S. 723).<br />

Die Filmindustrie ist mit dem System <strong>der</strong> Preisbündelung schon länger vertraut. So beschreibt<br />

Fleischhauer (1998, S. 100) das Geschäftsprinzip <strong>der</strong> KirchGruppe: „Ware kaufen, zu Paketen bün-<br />

deln, mit Aufschlag verkaufen, nach Ablauf <strong>der</strong> Lizenzzeit wie<strong>der</strong> einsammeln, lagern, neu bündeln,<br />

erneut verkaufen“. Kirch wie<strong>der</strong>um kauft seine Ware in Outputdeals bei den Filmproduktionsgesell-<br />

schaften ein, die damit ihre einzelnen Filme bündeln. Die Manager <strong>der</strong> KirchGruppe entbündeln dann<br />

die Filmpakete <strong>und</strong> bündeln sie erneut (Guiltinan 1987, S. 74).<br />

105


Drei Formen <strong>der</strong> Preisbündelung sind zu unterscheiden (Ol<strong>der</strong>og <strong>und</strong> Skiera 1998):<br />

• Die reine Preisbündelung, bei <strong>der</strong> ausschließlich das gesamte Bündel erworben werden kann,<br />

• die gemischte Preisbündelung, bei <strong>der</strong> sowohl das Bündel als auch die Produkte (z.B. die Fil-<br />

me) einzeln erworben werden kann, <strong>und</strong><br />

• die Entbündelung, die den separaten Verkauf aller Produkte vorsieht.<br />

Da allen Nachfragern dieselbe Preisstruktur angeboten wird, segmentieren sich die Nachfrager durch<br />

ihre Kaufentscheidung selbst – daher liegt eine Preisdifferenzierung zweiten Gra<strong>des</strong> nach Pigou vor<br />

(Faßnacht 1996, S. 82). Die Gewinnmöglichkeit liegt für den Anbieter darin, daß es die Preisbünde-<br />

lung ermöglichen kann, die Konsumentenrenten heterogener Nachfrager besser abzuschöpfen als im<br />

Falle <strong>des</strong> Verkaufes von Einzelprodukten zu den optimalen Einzelpreisen. Wie Simon (1992a) zeigt,<br />

muß eine Preisbündelung nicht generell zu höheren Gewinnen führen. Es können demnach nur ten-<br />

denzielle Aussagen zu <strong>der</strong> generellen Vorteilhaftigkeit <strong>der</strong> einzelnen Methoden in Abhängigkeit von<br />

<strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> maximalen Zahlungsbereitschaften <strong>der</strong> Konsumenten auf die Produkte gemacht<br />

werden (Faßnacht 1996, S. 87). Hierbei gilt, daß Einzelpreise eher vorteilhaft sind, wenn bei allen<br />

Konsumenten für eines <strong>der</strong> beiden Produkte eine hohe <strong>und</strong> für das an<strong>der</strong>e Produkt eine niedrige<br />

Zahlungsbereitschaft besteht. Wenn für beide Produkte eine etwa gleich hohe Zahlungsbereitschaft<br />

vorliegt, ist die reine Preisbündelung zu empfehlen. Existieren Nachfragersegmente, die zum Teil ex-<br />

treme <strong>und</strong> zum Teil ausgewogene Präferenzen haben, ist die gemischte Preisbündelung tendenziell am<br />

vorteilhaftesten (Simon 1992a, S. 1223 ff.).<br />

Simon (1992a, S. 1228 ff.) weist jedoch auf Umsetzungsprobleme <strong>der</strong> Preisbündelung hin: So ist für<br />

die Abschätzung <strong>der</strong> Vorteilhaftigkeit dieser Strategie unbedingt die Kenntnis <strong>der</strong> individuellen Zah-<br />

lungsbereitschaftsfunktionen notwendig. Des weiteren nennt er wettbewerbsrechtliche Probleme, die<br />

insbeson<strong>der</strong>e dann auftreten, wenn monopolistische Strukturen entstehen <strong>und</strong> es nicht mehr möglich<br />

ist, Güter einzeln zu kaufen. Die Erfahrung mußte z.B. IBM 1936 machen, als sie die Tabellierma-<br />

schinen <strong>und</strong> Lochkarten miteinan<strong>der</strong> koppelten <strong>und</strong> dies von den Wettbewerbsbehörden verboten<br />

wurde. Dies deutet darauf hin, daß bei starkem Wettbewerb eine Bündelung unter Umständen nicht<br />

möglich ist, weil entwe<strong>der</strong> durch die Verschiebung <strong>der</strong> Wertschöpfungsanteile neue Anbieter in einen<br />

wachsenden Markt stoßen, die Standardisierung <strong>und</strong> somit die Kompatibilität <strong>der</strong> Anbieter immer<br />

weiter zunimmt <strong>und</strong> schließlich damit die K<strong>und</strong>en eine höhere Preiselastizität aufweisen (Simon<br />

1992a, S. 1232 f.). Insofern wird eine Bündelstrategie mit zunehmendem Wettbewerb wenig erfolg-<br />

reich sein <strong>und</strong> die Anbieter zur Entbündelung zwingen. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für Informationsanbie-<br />

ter, wie z.B. Zeitungen, die bereits im Internet zu einer Entbündelung gezwungen werden (Whinston,<br />

Stahl <strong>und</strong> Choi 1997, S. 365 f.).<br />

106


3.5.2.4 Vermietung <strong>und</strong> Sharing<br />

Eine alternative Strategie zum Verkauf von Produkten <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Preisdifferenzie-<br />

rungsstrategien stellt die Vermietung bzw. das Sharing von Produkten dar. Sharing liegt dabei vor,<br />

wenn mehrere Konsumenten zusammen ein Produkt erwerben <strong>und</strong> dieses dann gemeinsam bzw.<br />

nacheinan<strong>der</strong> nutzen (Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999, S. 47 f.; Whinston, Stahl <strong>und</strong> Choi 1997, S. 359).<br />

So stellt beispielsweise das mit Fre<strong>und</strong>en gemeinsame Verfolgen eines Fußballspiels aus dem Pay-<br />

per-view-Angebot ein Sharing dar, wenn nur einer davon tatsächlich das Spiel geor<strong>der</strong>t hat.<br />

Bei <strong>der</strong> Vermietung behält <strong>der</strong> Anbieter das Eigentum am Produkt <strong>und</strong> organisiert das Sharing zwi-<br />

schen den Konsumenten selber. Sharing o<strong>der</strong> Vermietung sind insbeson<strong>der</strong>e dann von Bedeutung,<br />

wenn die Zahlungsbereitschaften <strong>der</strong> einzelnen Konsumenten unterhalb <strong>des</strong> Preises eines Produktes<br />

liegen <strong>und</strong> das Produkt in <strong>der</strong> Regel nur einmalig von Konsumenten genutzt wird.<br />

Wenn beim Verkauf eines Produktes Sharing ermöglicht wird, hat dieses zwei gegenläufige Effekte<br />

auf die Profitabilität <strong>des</strong> verkauften Originals (Varian 1997a): Zum einen steigt die Zahlungsbereit-<br />

schaft für das Original, zum an<strong>der</strong>en können weniger Originale verkauft werden. So opponierten die<br />

Videoproduzenten bei <strong>der</strong> Einführung von Videotheken in den USA während <strong>der</strong> 80’er Jahre zu-<br />

nächst gegen das Vermietungssystem, bis es sich als sehr profitabel für sie herausstellte (Varian<br />

1997a). Dies lag daran, daß durch die Verfügbarkeit von preiswerten Inhalten mehr Filme gesehen<br />

wurden als vorher. Video-on-Demand wird diesen Prozeß noch weiter führen.<br />

Interessant kann die Vermietung von Spielen (Games-on-Demand) sein, da die Durchführung ver-<br />

gleichsweise einfach ist. Denkbar sind zum Beispiel Angebote, bei denen Spiele nur für eine be-<br />

stimmte Anzahl von Abspielvorgängen erworben werden (z.B. während eines Kin<strong>der</strong>geburtstages)<br />

<strong>und</strong> sich anschließend die Datei selber zerstört. Das Erstellen einer Hardcopy darf dabei nicht mög-<br />

lich sein. Auch muß beachtet werden, wie groß die negativen Effekte auf die Verkäufe von Spielen,<br />

die prinzipiell einen höheren Deckungsbeitrag erbringen sollten, sind.<br />

3.5.2.5 Auktionen<br />

Durch den Erfolg im Internet werden Auktionen als Preisinstrument immer beliebter. Sie werden fast<br />

ausschließlich für nicht-digitale Güter durchgeführt (siehe die Übersicht bei Skiera 1998a, S. 299).<br />

Der Gr<strong>und</strong> hierfür liegt darin, daß zwar auch digitale Produkte wie z.B. Filme o<strong>der</strong> Informationen<br />

versteigert werden können, diese jedoch noch nicht den typischen Status eines Seltenheitsprodukts<br />

(wie z.B. eine Limited Edition eines Musikalbums) besitzen. Zwar ist es durchaus möglich, die Anzahl<br />

<strong>der</strong> zum Abruf bereitstehenden Filme zu begrenzen <strong>und</strong> beispielsweise mittels <strong>des</strong> Bookbuilding-<br />

Verfahrens einen Preis zu bestimmen <strong>und</strong> dementsprechend eine Zuteilung vorzunehmen. Jedoch<br />

kann dies als willkürlich <strong>und</strong> raffgierig wahrgenommen werden, da digitalisierte Produkte problemlos<br />

107


vervielfältigt werden können. Es ist <strong>des</strong>wegen nicht unbedingt vorteilhaft, digitale Produkte (z.B. Fil-<br />

me) über Auktionen zu verkaufen, zumal nicht sichergestellt werden kann, daß <strong>der</strong> künstlich geschaf-<br />

fene Knappheitsgrad nicht durch Raubkopien unterlaufen <strong>und</strong> somit ad absurdum geführt wird.<br />

Der Verkauf von Filmen per Auktion erfor<strong>der</strong>t, daß <strong>der</strong> Nutzer bereits das System adoptiert hat.<br />

Somit können neue K<strong>und</strong>en auf diese Weise kaum gewonnen werden.<br />

Auktionen können zwar vergleichsweise einfach <strong>und</strong> kostengünstig durchgeführt werden (Picot,<br />

Reichwald <strong>und</strong> Wigand 1996, S. 319), stellen aber immer noch eine relativ komplizierte Preisstruktur<br />

dar. Es ist fraglich, ob Deco<strong>der</strong>, Abonnements, Filme, Spiele o<strong>der</strong> Informationen gut über Auktionen<br />

verkauft werden können, wenn es bereits extreme Probleme bereitet, den Nutzen einer Innovation zu<br />

kommunizieren. Demnach sind Auktionen wohl vorerst nicht geeignet, um die Diffusion <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong><br />

<strong>des</strong> Systems zu steigern.<br />

3.5.2.6 Beurteilung<br />

Die bisherigen Ausführungen zur Vorteilhaftigkeit einzelner Preisstrategien lassen sich wie folgt zu-<br />

sammenfassen, wobei die Reihenfolge <strong>der</strong> Strategien die angenommene Eignung im <strong>Interaktiven</strong><br />

Fernsehen wi<strong>der</strong>spiegelt (Tabelle 3-4).<br />

Nachdem mögliche Preisstrategien bezüglich ihrer Eignung für interaktive Medien untersucht wurden,<br />

muß auf den Effekt <strong>des</strong> tarifabhängigen <strong>Nutzung</strong>sverhaltens eingegangen werden. Je nach angebote-<br />

ner Tarifstruktur (z.B. durch optionale Tarife) wird sich das <strong>Nutzung</strong>sverhalten anpassen. So ist bei-<br />

spielsweise davon auszugehen, daß bei einem hohen nutzungsabhängigen Preis (z.B. 15 DM pro<br />

Film) <strong>und</strong> einem sehr geringen monatlichen Gr<strong>und</strong>preis (z.B. 5 DM) im Video-on-Demand <strong>der</strong> Nut-<br />

zer sehr selten Filme abrufen wird, wohingegen sich das <strong>Nutzung</strong>sverhalten bei einer hohen Gr<strong>und</strong>-<br />

gebühr (z.B. 100 DM) <strong>und</strong> keinen o<strong>der</strong> nur geringen nutzungsabhängigen Tarifen gr<strong>und</strong>legend an<strong>der</strong>s<br />

sein wird. Der Nutzer wird dann sehr viele Filme abrufen. Das <strong>Nutzung</strong>sverhalten eines Nutzers ist<br />

demnach abhängig vom gewählten Tarif (Skiera <strong>und</strong> Albers 1998b).<br />

Dieses Beispiel zeigt, daß es erfor<strong>der</strong>lich ist, das <strong>Nutzung</strong>sverhalten bei unterschiedlichen Tarifen ab-<br />

zubilden. Wie dies im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Netzeffekte realisiert wer-<br />

den kann, ist Gegenstand <strong>des</strong> vierten Kapitels.<br />

108


Tabelle 3-4: Geeignete Preisstrategien für Interaktives Fernsehen <strong>und</strong> ihre Umsetzung<br />

Strategie Praktische Umsetzung Beson<strong>der</strong>heiten/<br />

Probleme<br />

Qualitative Preis- • Gekürzte Version <strong>und</strong> Vo llversion (z.B. bei Pornos) Anbieten von drei Versionen ist<br />

differenzierung • Versionen mit <strong>und</strong> ohne Werbung<br />

vorteilhafter als Angebot von<br />

• Verschiedene Übertragungsleistungen (Übertragungsdauer<br />

o<strong>der</strong> -priorität)<br />

zwei Versionen<br />

Mengenbezogene • Zwei o<strong>der</strong> drei zweiteilige Tarife zur Auswahl anbieten • Möglichkeit <strong>der</strong> NachfragePreisdifferen-<br />

(einer mit relativ hoher Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> niedrigen bündelung unter Nachfrazierung<br />

nutzungsabhängigen Kosten <strong>und</strong> einer mit niedrigerer gern <strong>und</strong> über die Zeit<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> höheren <strong>Nutzung</strong>skosten), zusätz- • Steigerung <strong>der</strong> K<strong>und</strong>enbinlich<br />

teureren Einzelerwerb ohne Gr<strong>und</strong>gebühr ermöglidung (Klubgedanke, Bochennusprogramme)<br />

• Bonusprogramme mit kleinen Geschenken<br />

Suchkosten- Gleichzeitiges Angebot unter verschiedenen Namen auf • Kurzfristig nicht anwendbar,<br />

bezogenePreis- verschiedenen Web-Seiten mit eigenen Homepages zu un- da zu wenig Anbieter<br />

differenzierungterschiedlichen Preisen<br />

• Langfristig aufgr<strong>und</strong> sich<br />

verbessern<strong>der</strong> Transparenz<br />

in interaktiven Medien (z.B.<br />

Preisagenten) kaum mö glich<br />

Wettbewerbsori- Angebot von Diensten zu o<strong>der</strong> sogar unterhalb <strong>der</strong> varia- Markteintrittsbarrieren können<br />

entiertePreisblen Kosten<br />

geschaffen werden, wenn damit<br />

strategien<br />

schnell die Kritische Masse erreicht<br />

wird<br />

Preisbündelung • Bündel zusammen mit Endgeräten, Diensteabonne- • In <strong>der</strong> Pionierphase kann<br />

ments o.ä.<br />

durch preiswerte Hardware<br />

• Bündel aus verschiedenen Sportevents, z.B. Auftei- im Bündel die Diffusion gelung<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esliga in verschiedene Kategorien nach för<strong>der</strong>t werden<br />

Popularität (Zahlungsbereitschaft), Bündel beinhaltet • Wettbewerb kann Bündel-<br />

dann eine bestimmte Anzahl von Stücken aus je<strong>der</strong><br />

Kategorie, zusätzlich Einzelerwerb ermö glichen<br />

strategie unterlaufen<br />

Vermietung Datei (z.B. Spiel) wird für feste Anzahl von Abspielvor- Kannibalisierung mit Verkauf<br />

gängen erworben <strong>und</strong> zerstört sich anschließend selbst von Spielen<br />

Auktionen Verkauf von Produkten o<strong>der</strong> Diensten per Auktion erfor- • Schwierig für digitale Güter<br />

<strong>der</strong>t, daß <strong>der</strong> Nutzer bereits das System adoptiert hat • Kostengünstig im <strong>Interaktiven</strong><br />

Fernsehen durchführbar<br />

3.6 Zusammenfassende Darstellung <strong>der</strong> Hypothesen<br />

Folgende Übersicht listet die in <strong>der</strong> empirischen Untersuchung aufgegriffenen Hypothesen auf <strong>und</strong><br />

ordnet sie den einzelnen theoretischen Überlegungen zu.<br />

109


Tabelle 3-5: Übersicht <strong>der</strong> Hypothesen<br />

Hypothese Theorie<br />

1. Je höher die Unsicherheit über die technologische Beständigkeit <strong>der</strong> zur <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems<br />

notwendigen Hardware ist, <strong>des</strong>to geringer ist die Zahlungsbereitschaft.<br />

2. Je höher die Netzeffekte sind, <strong>des</strong>to höher ist die Zahlungsbereitschaft.<br />

3. Je höher die Unsicherheit über den Nutzen <strong>des</strong> Systems ist, <strong>des</strong>to geringer ist die<br />

Zahlungsbereitschaft.<br />

4. Je älter die Person ist, <strong>des</strong>to seltener wird sie das Interaktive Fernsehen nutzen.<br />

5. Je höher das Einkommen ist, <strong>des</strong>to häufiger wird die Person das Interaktive Fernsehen nutzen.<br />

6. Je stärker <strong>der</strong> Druck <strong>des</strong> unmittelbaren sozialen Umfel<strong>des</strong> ist, <strong>des</strong>to stärker ist die <strong>Nutzung</strong>.<br />

7. Es existieren Segmente, die sich in ihren Präferenzen bezüglich <strong>der</strong> Dienste unterscheiden.<br />

8. Je höher <strong>der</strong> relative Vorteil ist, <strong>des</strong>to höher ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

9. Je schneller die Kritische Masse erreicht wird, <strong>des</strong>to höher ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

10. Je höher <strong>der</strong> relative Vorteil von technischen Funktionen wahrgenommen wird, <strong>des</strong>to höher ist<br />

<strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

11. Je höher die Kosten <strong>der</strong> Hard- <strong>und</strong> Software, <strong>des</strong>to niedriger ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

12. Wenn das Interaktive Fernsehen als ein Statussymbol wahrgenommen wird, dann wird dem<br />

System ein höherer Nutzen zugeschrieben.<br />

13. Je höher die Befürchtung vor dem Verlust von sozialen Kontakten ist, <strong>des</strong>to niedriger ist <strong>der</strong><br />

Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

14. Je höher die Befürchtung vor dem Verlust <strong>des</strong> kostenlosen TV-Angebots ist, <strong>des</strong>to niedriger ist<br />

<strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

15. Je höher die Befürchtung vor dem Mißbrauch <strong>der</strong> Daten ist, <strong>des</strong>to niedriger ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong><br />

Systems.<br />

16. Je höher die Komplexität <strong>des</strong> Systems ist, <strong>des</strong>to niedriger ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

17. Je häufiger das System im Pilotprojekt genutzt wurde, <strong>des</strong>to größer ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems .<br />

18. Je besser die Vorzüge <strong>des</strong> Systems zu kommunizieren sind, <strong>des</strong>to größer ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong><br />

Systems.<br />

19. Der Nutzen <strong>des</strong> Systems wird durch die Qualität <strong>der</strong> Inhalte bestimmt.<br />

20. Je höher die Kontrolle über die Inhalte, <strong>des</strong>to größer ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

21. Je länger die Wartezeiten bei <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> sind, <strong>des</strong>to geringer ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems.<br />

22. Wenn Home-Shopping nicht angeboten wird, dann ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

gering.<br />

23. Je attraktiver die Darstellung <strong>der</strong> Produkte wahrgenommen wird, <strong>des</strong>to höher ist die <strong>Nutzung</strong><br />

<strong>des</strong> Home-Shopping.<br />

24. Je größer die Angst vor Umtauschproblemen beim Home-Shopping ist, <strong>des</strong>to weniger wird<br />

Home-Shopping genutzt.<br />

25. Wenn Suchfunktionen angeboten werden, dann nimmt <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems zu.<br />

26. Je einfacher das Navigationssystem zu erlernen <strong>und</strong> zu bedienen ist, <strong>des</strong>to höher ist <strong>der</strong> Nutzen<br />

<strong>des</strong> Systems.<br />

27. Die Zahlungsbereitschaft für neue Endgeräte ist geringer als <strong>der</strong> Preis für die d-Box.<br />

28. Die Zahlungsbereitschaft für Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen entspricht den Preisen <strong>des</strong><br />

Digitalen <strong>Fernsehens</strong>.<br />

KMS = Kritische-Masse-Systeme, ADOPT = Adoptionstheorie, AKZEPT = Akzeptanztheorie,<br />

WILLPAY = Zahlungsbereitschaften<br />

KMS<br />

KMS<br />

KMS<br />

ADOPT<br />

ADOPT<br />

DIFF<br />

DIFF<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

AKZEPT<br />

WILLPAY<br />

WILLPAY<br />

110


4 Abbildung von Netzeffekten zur Erklärung <strong>und</strong><br />

111<br />

<strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

Dieser Abschnitt legt die methodischen Gr<strong>und</strong>lagen zur Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>sverhal-<br />

tens bei Netzeffekten dar. 90 Zunächst werden die Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Abschätzung von Netzef-<br />

fekten im Abschnitt 4.1 aufgezeigt. Im anschließenden Abschnitt 4.2 wird dargelegt, daß die bisheri-<br />

gen Ansätze <strong>der</strong> Forschung zur Abschätzung von Netzeffekten nicht ausreichend sind, um eine Pro-<br />

gnose <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>sverhaltens in interaktiven Medien vorzunehmen. Da die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> von <strong>der</strong> Tarifierung <strong>der</strong> Dienste abhängt, wird im Abschnitt 4.3 ein neues Konzept dar-<br />

gestellt, mit dem zum einen die Adoption <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems bei <strong>der</strong> Anwen-<br />

dung unterschiedlicher Preisstrategien prognostiziert werden kann. Dabei wird auch auf die Metho-<br />

den zur Schätzung eingegangen.<br />

4.1 Probleme bei <strong>der</strong> Abschätzung von Netzeffekten<br />

Netzeffekte beschäftigen die Forschung seit einiger Zeit <strong>und</strong> führten zu einer Vielzahl von theoreti-<br />

schen Ansätzen, die zumeist spieltheoretischer Natur sind. 91 Aus den bisherigen theoretischen Er-<br />

gebnissen läßt sich nur wenig über die adäquate Operationalisierung <strong>und</strong> Messung von Netzeffekten<br />

ableiten. Es stellt sich die Frage, worin dieses Defizit begründet ist.<br />

Zum einen bereitet die Operationalisierung erhebliche Probleme, da es sich bei den betrachteten Sy-<br />

stemen zumeist um sehr komplexe Güter handelt. Eine erfolgreiche Marktbearbeitung erfor<strong>der</strong>t das<br />

Zusammenspiel vieler einzelner Komponenten <strong>und</strong> Unternehmen. Es reicht somit nicht aus, den Fo-<br />

kus nur auf ein einziges Gut (z.B. Set-top-boxen) zu richten <strong>und</strong> die Dienste (z.B. Video-on-<br />

Demand) zu vernachlässigen.<br />

Zum an<strong>der</strong>en ist zu berücksichtigen, daß Netzeffekte selten auf einen Markt begrenzt werden können<br />

<strong>und</strong> sich einer direkten Beobachtbarkeit entziehen (Gröhn 1996, S. 1 f.). Daher ist die Zuordnung<br />

<strong>der</strong> Nutzenkomponenten zum originären o<strong>der</strong> <strong>der</strong>ivativen Teil <strong>des</strong> Gesamtnutzens sehr schwierig.<br />

Fehlt diese Kenntnis, dann bestehen erhebliche Probleme bei <strong>der</strong> optimalen Ausgestaltung <strong>des</strong> Mar-<br />

keting-Mix (Clement, Litfin <strong>und</strong> Peters 1998).<br />

90 Siehe auch die Seiten 33 ff.<br />

91 Einen sehr detaillierten Überblick über den Stand <strong>der</strong> Forschung liefert Economi<strong>des</strong> auf seiner Web-Page:<br />

[http://raven.stern.nyu.edu/networks/bibliof.html].


Schließlich ist die Abgrenzung <strong>des</strong> Netzwerkes ein großes Problem. Inwieweit ist das Fax kompati-<br />

bel zu einem PC mit Fax-Modem? Handelt es sich um ein o<strong>der</strong> zwei Systeme? Fragen dieser Art,<br />

die insbeson<strong>der</strong>e bei unterschiedlichen Kompatibilitätsgraden auftreten, erschweren die empirische<br />

Erfassung von Netzeffekten.<br />

Da aber die Messung <strong>der</strong> originären <strong>und</strong> <strong>der</strong>ivativen Nutzenkomponenten <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> Fernse-<br />

hens wertvolle Hinweise zur Gestaltung <strong>der</strong> Marketing-Strategie liefert, werden im folgenden Ab-<br />

schnitt 4.2 die bisher angewandten Meßkonzepte dargestellt.<br />

4.2 Bisherige Konzepte zur Operationalisierung <strong>und</strong> Messung von Netz-<br />

effekten<br />

Obgleich die Relevanz von Netzeffekten immer wie<strong>der</strong> hervorgehoben wird, existieren nur ver-<br />

gleichsweise wenige empirische Studien, die die Signifikanz von Netzeffekten untersuchen (David<br />

<strong>und</strong> Greenstein 1990). Dieses empirische Defizit in <strong>der</strong> Forschung ist wahrscheinlich zum einen auf<br />

die oben dargestellte schwierige Messung <strong>der</strong> Netzeffekte <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en auf die Unterschätzung<br />

<strong>der</strong> Bedeutung von Netzeffekten zurückzuführen. Zwar sind Meßkonzepte Mangelware, jedoch sind<br />

einige Untersuchungen durchgeführt worden, die im folgenden hinsichtlich ihrer Operationalisierung,<br />

Messung <strong>und</strong> Eignung für das Interaktive Fernsehen betrachtet werden. Es lassen sich folgende<br />

Meßkonzepte <strong>und</strong> mögliche Erweiterungen unterscheiden, die in den Unterabschnitten dieses Kapi-<br />

tels bezüglich ihrer Eignung für Innovationen analysiert werden (Abbildung 4-1):<br />

Abbildung 4-1: Meßkonzepte für Netzeffekte<br />

Meßkonzepte für Netzeffekte<br />

Objektive Eigenschaften Subjektive<br />

Eigenschaften<br />

Kompatibilität Installierte<br />

zum Standard Basis Wechselkosten<br />

• Gandal (1994)<br />

• Moch (1995)<br />

• Brynjolfson <strong>und</strong><br />

Kemerer (1996)<br />

• Hartman <strong>und</strong> Teece (1990)<br />

• Greenstein (1993)<br />

• Saloner <strong>und</strong> Shepard (1995)<br />

• Brynjolfson <strong>und</strong> Kemerer (1996)<br />

• Shankar <strong>und</strong> Bayus (1997)<br />

• Oren <strong>und</strong> Rothkopf (1984)<br />

112


4.2.1 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung anhand von objektiven Eigenschaften<br />

Als eine Methode zur Erfassung von Netzeffekten bietet sich die indirekte Messung mittels <strong>des</strong> he-<br />

donischen Preisansatzes an (Gröhn 1996, S. 2 ff.; Brynjolfsson <strong>und</strong> Kemerer 1996, S. 1629 f.).<br />

Dort wird von <strong>der</strong> Idee Lancasters (1971) ausgegangen, daß <strong>der</strong> Preis eine Funktion seiner objekti-<br />

ven <strong>und</strong> metrisch meßbaren Eigenschaften ist. Methodisch handelt es sich zumeist um multiple Re-<br />

gressionsanalysen, mit denen die am Markt erzielten Preise einzelner Produkte als abhängige Varia-<br />

ble zu den objektiven Teilqualitäten (unabhängige Variablen) dieser Güter in Beziehung gesetzt wer-<br />

den (Diller 1991, S. 141 ff.). 92 Kritisch bei dieser Vorgehensweise ist, daß Preisunterschiede nur<br />

durch objektive Qualitätsunterschiede zwischen den Produkten erklärt werden, die subjektiven<br />

Aspekte jedoch völlig ausgeblendet bleiben. Zudem liegen die für die Schätzung notwendigen Daten<br />

nur bei etablierten Gütern vor. Der hedonische Preisansatz eignet sich somit nicht für Innovationen,<br />

stellt jedoch für etablierte Märkte einen guten Ansatz dar. Somit ist die Methode für das Interaktive<br />

Fernsehen in <strong>der</strong> jetzigen Phase nicht zu verwenden, allerdings ist <strong>der</strong> hedonische Preisansatz sehr<br />

wohl geeignet, um in späteren Marktphasen Aufschluß über die Stärke <strong>der</strong> Netzeffekte zu geben.<br />

Daher wird kurz auf diese Methodik eingegangen, um einen Leitfaden für Folgestudien bereitzustel-<br />

len.<br />

In einigen Untersuchungen wurde versucht, Netzeffekte durch objektive Eigenschaften <strong>des</strong> Produk-<br />

tes zu operationalisieren (Gröhn 1996, S. 5 ff.):<br />

Gandal (1994) operationalisiert in seiner Studie <strong>des</strong> Softwaremarktes (Tabellenkalkulationspro-<br />

gramme) Netzeffekte mittels drei Eigenschaften <strong>des</strong> Softwarepaketes: (1) Kompatibilität <strong>der</strong> Soft-<br />

ware zum Paket LOTUS 123, welches zu <strong>der</strong> Zeit den de facto Standard bildete, (2) Verbindungs-<br />

möglichkeiten zu externen Datenbanken <strong>und</strong> (3) die Fähigkeit zur Integration <strong>der</strong> Tabellenkalkulation<br />

in ein LAN (Local Area Network). Wenn Kompatibilität zum dominanten Standard als objektive Ei-<br />

genschaft eines Produktes einen hohen Beitrag zur Zahlungsbereitschaft stiftet, dann wird dies als<br />

Netzeffekt interpretiert. Als Ergebnis seiner Regressionsanalyse erhält Gandal einen hohen signifikan-<br />

ten Anstieg <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für die Software, sofern sie kompatibel zu LOTUS 123 ist <strong>und</strong><br />

eine Anbindung externer Datenbanken erlaubt. Deutlich weniger relevant ist jedoch die Netzwerkin-<br />

92 Hedonische <strong>Analyse</strong>n wurden bereits früh angewendet. So gilt die Untersuchung von Waugh (1929) als die<br />

Pionierarbeit. Konzeptionell wurde die Untersuchungsmethodik mit <strong>der</strong> Zielsetzung <strong>der</strong> Bereinigung von<br />

Preisindizes für amtliche Statistiken weiterentwickelt (van Dowe 1996, S. 51). Allerdings bestehen auch Zweifel<br />

an <strong>der</strong> theoretischen F<strong>und</strong>ierung <strong>des</strong> hedonischen Preisansatzes (Saviotti 1985).<br />

113


tegrationsfähigkeit (Gandal 1994, S. 166; Gröhn 1996, S. 12). Gandal schließt aus diesen Ergebnissen,<br />

daß <strong>der</strong> Markt für Tabellenkalkulationsprogramme starken Netzeffekten unterliegt. 93<br />

In einer zweiten Untersuchung zum Softwaremarkt (Datenbanksoftware) hat Moch (1995) zwar als<br />

Zielsetzung seiner Studie die Qualitätsbereinigung <strong>der</strong> Preisstatistik im Auge, jedoch eignen sich die<br />

Variablen Kompatibilität zu dBase <strong>und</strong> LOTUS als mögliche Eigenschaften <strong>des</strong> Produkts, die auf<br />

Netzeffekte hinweisen können. In seinen Regressionsanalysen kann er zeigen, daß beide Variablen<br />

signifikant positiv auf den hedonischen Preis wirken (Moch 1995, S. 103; Gröhn 1996, S. 18).<br />

Eine weitere Methode zur Operationalisierung von Netzeffekten ist die Installierte Basis; d.h. die<br />

Netzeffekte werden anhand <strong>der</strong> Netzwerkgröße operationalisiert (Brynjolfsson <strong>und</strong> Kemerer 1996;<br />

Hartman <strong>und</strong> Teece 1990; Saloner <strong>und</strong> Shepard 1995). Hartman <strong>und</strong> Teece (1990) definieren die<br />

Installierte Basis als die Anzahl <strong>der</strong> Endgeräte eines Herstellers (Minicomputer), ohne kompatible<br />

Geräte einzubeziehen. Die Autoren stellen eine dynamische Preisstrategie dar, die an die Überlegun-<br />

gen von Katz <strong>und</strong> Shapiro (1986) anknüpft: Zu Beginn <strong>des</strong> Lebenszyklusses liegt <strong>der</strong> Preis unter<br />

dem hedonischen Preis (penetration pricing), er nimmt jedoch im Zeitablauf zu, was auf eine Abschöpfung<br />

<strong>der</strong> erhöhten Zahlungsbereitschaft durch die Realisierung von Netzeffekten hindeutet. 94<br />

Eine solche Strategie beinhaltet, daß K<strong>und</strong>en früh an das System geb<strong>und</strong>en werden, um langfristig<br />

Konsumentenrente abzuschöpfen.<br />

Saloner <strong>und</strong> Shepard (1995) verwenden die Anzahl <strong>der</strong> Standorte von Geldautomaten als Opera-<br />

tionalisierung für die Installierte Basis. Die Auswirkungen <strong>der</strong> Netzeffekte werden mittels eines Ha-<br />

zard-Ansatzes analysiert. Dort wird versucht, die Auswirkungen <strong>der</strong> Adoptionsrate durch die Instal-<br />

lierte Basis zu erklären.<br />

Brynjolfsson <strong>und</strong> Kemerer (1996) berücksichtigen in ihrem hedonischen Ansatz beide Operationa-<br />

lisierungen, zum einen Kompatibilitätsmaße <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en die Netzwerkgröße, um die Stärke <strong>der</strong><br />

Netzeffekte im Softwaremarkt zu messen. Als Kompatibilitätsmaße werden drei Variablen gebildet:<br />

(1) Kompatibilität zum LOTUS 123 Menu, (2) Möglichkeiten zum Dateienaustausch <strong>und</strong> (3) Ma-<br />

krokompatibilität. Die Installierte Basis wird anlehnend an Hartman <strong>und</strong> Teece (1990)<br />

operationalisiert als: „The installed base of each product in each year was computed by summing its<br />

93 Allerdings unterliegt seine Untersuchung aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fehlenden Absatz- <strong>und</strong> Marktpreisdaten Einschrän-<br />

kungen, die eventuelle Verzerrungen <strong>der</strong> Ergebnisse nicht ausschließen.<br />

94 Auch hier haben die Netzeffekte einen hochsignifikanten Einfluß auf den Marktanteil. Allerdings ist dieser<br />

Zusammenhang als äußerst kritisch zu betrachten, da die Installierte Basis den kumulierten historischen Absatz<br />

darstellt <strong>und</strong> somit wahrscheinlich sehr hoch mit dem Marktanteil korreliert. Es kann sich somit durchaus<br />

um ein methodisches Artefakt handeln.<br />

114


sales in all prior years, including sales of earlier, compatible versions.“ 95 Als Ergebnis ihrer Studie<br />

weisen die Autoren einen Einfluß <strong>der</strong> Netzeffekte auf den hedonischen Preis nach, weil sowohl die<br />

Netzwerkgröße als auch die Kompatibilitätsvariablen signifikant auf die abhängige Variable wirken.<br />

Einen etwas an<strong>der</strong>en Weg als den hedonischen Preisansatz gehen Shankar <strong>und</strong> Bayus (1997), in-<br />

dem sie versuchen, in einem strukturellen ökonometrischen Modell mögliche asymmetrische Netzef-<br />

fekte in dem Videospiele-Markt festzustellen. Sie unterstellen in einer Wettbewerbssituation (Ninten-<br />

do <strong>und</strong> Sega) nicht nur unterschiedliche Größen <strong>der</strong> Installierten Basis, son<strong>der</strong>n ebenfalls Unterschie-<br />

de in den Netzeffektkoeffizienten 96 : So kann z.B. ein Unternehmen mit kleiner Installierter Basis,<br />

aber einem hohen Netzeffektkoeffizienten durch ein entsprechen<strong>des</strong> Marketing-Mix erfolgreich am<br />

Markt agieren. Die Autoren betrachten in ihrem Modell mehrere Netzeffekte. Zum einen untersuchen<br />

sie die direkte Wirkung <strong>der</strong> Installierten Basis auf den Absatz <strong>und</strong> zum zweiten werden indirekte<br />

Wirkungen <strong>der</strong> Installierten Basis auf die Effektivität <strong>der</strong> Preis- <strong>und</strong> Werbepolitik untersucht. Sie<br />

nehmen dabei an, daß – entsprechend den Ergebnissen <strong>der</strong> Untersuchungen mittels <strong>des</strong> hedonischen<br />

Preisansatzes – die Preiselastizität mit zunehmen<strong>der</strong> Installierter Basis abnimmt <strong>und</strong> die Werbeelasti-<br />

zität positiv von <strong>der</strong> Installierten Basis beeinflußt wird. Die Autoren finden heraus, daß selbst bei<br />

symmetrischen direkten Netzeffekten auf den Absatz nicht <strong>der</strong>jenige Wettbewerber automatisch im<br />

Vorteil ist, <strong>der</strong> über die größere Installierte Basis verfügt. Indirekte Netzeffekte, die auf die Effektivi-<br />

tät <strong>der</strong> Preis- <strong>und</strong> Werbepolitik wirken, können durchaus asymmetrisch sein <strong>und</strong> somit dem Unter-<br />

nehmen mit <strong>der</strong> kleineren Installierten Basis gute Chancen bieten, sofern die Netzeffektkoeffizienten<br />

relativ groß sind. Den Ergebnissen zufolge unterliegt <strong>der</strong> Markt für Videospiele starken Netzeffekten.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studien zeigen, daß Netzeffekte einen starken Einfluß auf den hedonischen Preis<br />

haben. Der hedonische Preis ist letztendlich eine über den gesamten Markt betrachtete Zahlungsbe-<br />

reitschaft. Die <strong>Nutzung</strong> von objektiven Eigenschaften ist bei Innovationen zwar nicht möglich, jedoch<br />

zeigen die Untersuchungen, daß als Maß für die Auswirkungen <strong>der</strong> Netzeffekte Ansätze <strong>der</strong> Zah-<br />

lungsbereitschaft hilfreich sind. Diese sind für die <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> in einer geeig-<br />

neten Form zu modifizieren. Die hierfür erfor<strong>der</strong>liche Operationalisierung <strong>und</strong> Messung <strong>der</strong> Netzef-<br />

fekte anhand subjektiver Eigenschaften ist Gegenstand <strong>des</strong> folgenden Abschnitts.<br />

95 Die Autoren modellieren in ihrer Untersuchung die Variable „Baseshare“, die den Anteil <strong>der</strong> Installierten Basis<br />

<strong>des</strong> Produkts an <strong>der</strong> Installierten Basis aller Produkte mißt. An<strong>der</strong>e Operationalisierungen <strong>des</strong> Anteils an<br />

<strong>der</strong> Installierten Basis führten zu „schlechteren“ Ergebnissen (Brynjolfsson <strong>und</strong> Kemerer 1996, S. 1631 ff.).<br />

96 Der Netzeffektkoeffizient stellt die Elastizität für die Installierte Basis dar.<br />

115


4.2.2 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung anhand von subjektiven Eigenschaften<br />

Eine Operationalisierung <strong>der</strong> Netzeffekte durch subjektive Eigenschaften nahmen Oren <strong>und</strong> Roth-<br />

kopf (1984) vor, die Netzeffekte als „inertia“, d.h. als „[disutility] of switching from product j to i at<br />

time t [...]“ (S. 252) operationalisieren. Diese wahrgenommenen Wechselkosten wurden: „[...]<br />

obtained from respondents along with other values employed in the value / choice model“ (S. 252).<br />

Lei<strong>der</strong> wird aus Geheimhaltungsgründen nicht deutlich, wie die genaue Messung dieser wahrgenom-<br />

menen Wechselkosten vorgenommen wurde. Es kann somit auch eine solche Vorgehensweise nur<br />

begrenzt umgesetzt werden. Ein weiteres Problem besteht darin, daß nicht je<strong>des</strong> innovative System<br />

sehr hohe Wechselkosten mit sich bringt.<br />

Die Autoren verwenden die Netzeffekte als Input für ein <strong>Prognose</strong>modell, <strong>des</strong>sen Güte nur ex-post<br />

beurteilt werden kann. Die <strong>Prognose</strong>genauigkeit <strong>des</strong> Modells erscheint jedoch ausreichend gut zu<br />

sein (Oren <strong>und</strong> Rothkopf 1984, S. 261). Wie stark nun die Netzeffekte hierauf wirken, bleibt jedoch<br />

dem Leser verschlossen – demnach kann keine Aussage über die Relevanz von Netzeffekten bei<br />

dem untersuchten Gut (Computerprinter) abgeleitet werden.<br />

4.2.3 Beurteilung <strong>der</strong> Eignung <strong>der</strong> Konzepte für das Interaktive Fernsehen<br />

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht <strong>der</strong> oben diskutierten Operationalisierungsansätze <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

empirischen Bef<strong>und</strong>e:<br />

116


Tabelle 4-1: Übersicht zur Operationalisierung <strong>und</strong> Relevanz von Netzeffekten<br />

117<br />

Studie Operationalisierung Signifikanz <strong>der</strong> Netzeffekte<br />

Oren<br />

1984<br />

<strong>und</strong> Rothkopf Subjektiv wahrgenommene Wechselkosten Nicht eindeutig aufzeigbar<br />

Hartman<br />

1990<br />

<strong>und</strong> Teece Installierte Basis Wirkt signifikant positiv auf den Preis<br />

Gandal 1994 1. Kompatibilität zum de facto Standard 1 <strong>und</strong> 2 wirken signifikant positiv auf<br />

2. Verbindung zu an<strong>der</strong>en Datenbanken den Preis<br />

3. Netzwerkintegrationsmöglichkeit (LAN)<br />

Moch 1995 1. Kompatibilität zum de facto Standard (Da- 1 <strong>und</strong> 2 wirken signifikant positiv auf<br />

tenbanken)<br />

den Preis<br />

2. Kompatibilität zum de facto Standard (Tabellenkalkulationsprogramme)<br />

Saloner <strong>und</strong> Shepard Installierte Basis Installierte Basis hat einen positiven<br />

1995<br />

Effekt auf die Adoptionsrate<br />

Brynjolfsson <strong>und</strong> Ke- 1. Kompatibilität zum Menu <strong>des</strong> de facto Kompatibilitätsmaße (1-3) <strong>und</strong> Instalmerer<br />

1996<br />

Standards<br />

lierte Basis (5) wirken signifikant posi-<br />

2. Dateienaustauschmöglichkeit zum de facto<br />

Standard<br />

tiv auf den Preis<br />

3. Makrokompatibilität zum de facto Standard<br />

4. Netzwerkintegrationsmöglichkeit (LAN)<br />

5. Installierte Basis<br />

Shankar <strong>und</strong> Bayus Installierte Basis • Installierte Basis hat einen direk-<br />

1997<br />

ten positiven Einfluß auf den Absatz<br />

• Installierte Basis wirkt negativ auf<br />

die Preiselastizität<br />

• Installierte Basis wirkt positiv auf<br />

die Werbeelastizität<br />

• Indirekte Wirkung <strong>der</strong> Installierten<br />

auf Werbung <strong>und</strong> Preis ist<br />

asymmetrisch<br />

Wettbewerbern<br />

zwischen den<br />

Die bisherigen Operationalisierungen <strong>der</strong> Netzeffekte sind nicht kritiklos für eine Untersuchung <strong>des</strong><br />

<strong>Nutzung</strong>sverhaltens beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen zu verwenden. Werden objektive Eigenschaften als<br />

Einflußgrößen für den hedonischen Preis verwendet, dann ist eine ausreichende Datenbasis zwingend<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Eine solche liegt jedoch nur bei bereits etablierten Märkten, wie z.B. für Textverarbei-<br />

tungssoftware, vor. Der hedonische Preisansatz ist demnach für Markterfolgsprognosen von Innova-<br />

tionen ungeeignet.<br />

Des weiteren ist bei <strong>der</strong> hedonischen Vorgehensweise ein Abgrenzungsproblem zu beachten, das <strong>der</strong><br />

Definition <strong>des</strong> relevanten Marktes ähnelt – die Abgrenzung <strong>des</strong> Netzwerkes: Sollen nur die Geräte<br />

eines Herstellers betrachtet werden o<strong>der</strong> werden ebenfalls kompatible Produkte einbezogen, <strong>der</strong>en<br />

Kompatibilitätsgrad jedoch durchaus unterschiedlich sein kann? Diese Frage ist bei <strong>der</strong> parallelen<br />

Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> über das Internet o<strong>der</strong> über die Plattform <strong>des</strong> Digitalen<br />

<strong>Fernsehens</strong> von erheblicher Relevanz <strong>und</strong> nur sehr schwer zu beantworten.


Abschließen<strong>der</strong> Kritikpunkt bei <strong>der</strong> Verwendung von objektiven Eigenschaften ist, daß die Präferen-<br />

zen nicht erfaßt werden, da Präferenzen auf <strong>der</strong> subjektiven Wahrnehmung von objektiven Eigen-<br />

schaften durch Individuen basieren.<br />

Allerdings ist die Operationalisierung <strong>der</strong> Netzeffekte mittels subjektiver Eigenschaftsausprägungen<br />

ebenfalls nicht problemlos. Zum einen ist es sehr schwer, die Personen zu einem Urteil zu bewegen,<br />

bei dem sie die Auswirkungen einer zunehmenden Installierten Basis auf den Nutzen <strong>des</strong> Gutes ab-<br />

schätzen sollen. Insbeson<strong>der</strong>e die indirekten Netzeffekte lassen sich hierbei nur schwer in Zahlungs-<br />

bereitschaften ausdrücken.<br />

Ein Problem, das beide Ansätze haben, ist das Identifizieren von Eigenschaften, mit denen die Netz-<br />

effekte operationalisiert werden können. Hierbei stellen die Wechselkosten eine mögliche Alternative<br />

dar, die jedoch nur sehr schwierig gemessen werden können. Die folgende Abbildung stellt die Pro-<br />

bleme zusammenfassend dar:<br />

Abbildung 4-2: Bisherige Probleme <strong>der</strong> Operationalisierungsansätze<br />

Meßkonzepte für Netzeffekte<br />

Objektive Eigenschaften Subjektive Eigenschaften<br />

Kompatibilität<br />

zum Standard<br />

Probleme:<br />

Installierte<br />

Basis<br />

• Abgrenzung relevanter Markt<br />

• Ungeeignet für Innovationen<br />

• Nur objektive Aspekte<br />

Probleme:<br />

Wechselkosten<br />

• Wie sollen die Personen den schwer meßbaren<br />

Netzeffekt subjektiv schätzen?<br />

• Anhand welcher Eigenschaften ist <strong>der</strong> Netzeffekt<br />

festzumachen?<br />

Das Konzept zur Erfassung <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>sverhaltens auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Schätzung von Zahlungsbereit-<br />

schaftsfunktionen ist Inhalt <strong>des</strong> Abschnitts 4.3.<br />

118


4.3 Neue Konzepte zur Erfassung von Netzeffekten<br />

4.3.1 Konzeptionelle Überlegungen<br />

Die oben dargestellten Probleme zeigen, daß es nicht ohne weiteres möglich ist, eine <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong><br />

Auswirkungen von Netzeffekten auf den Nutzen <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft vorzunehmen.<br />

Die objektiven Methoden scheiden aus, da es sich bei dem <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen um eine Innovati-<br />

on handelt. Als eine weitere Methode bietet sich an<strong>der</strong>erseits die Operationalisierung <strong>der</strong> Netzeffekte<br />

durch subjektive Eigenschaften an. Hierfür ist es jedoch erfor<strong>der</strong>lich, die Eigenschaften auszuwählen,<br />

anhand <strong>der</strong>er die Netzeffekte operationalisiert werden. Ein solcher dekompositionieller Ansatz ist<br />

dann insbeson<strong>der</strong>e bei Innovationen nicht einfach vorzunehmen.<br />

Am besten geeignet für Interaktives Fernsehen ist eine globale Vorgehensweise, in <strong>der</strong> Netzeffekte<br />

anhand von Zahlungsbereitschaften gemessen werden. Hierbei werden potentielle Nutzer hinsichtlich<br />

ihrer Zahlungsbereitschaft für Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong><br />

Netzeffekte befragt. Die Höhe <strong>der</strong> Netzeffekte wird durch die Schil<strong>der</strong>ung von Szenarien variiert. Da<br />

unklar ist, welche Dienste für die <strong>Nutzung</strong> relevant sind, ist ein geeignetes Szenario zu entwickeln <strong>und</strong><br />

den Personen glaubhaft zu vermitteln. Zunächst besteht das Problem, die für den Nutzer wirklich be-<br />

deutenden Eigenschaften auszuwählen <strong>und</strong> in die Szenarien aufzunehmen. Eine globale Schil<strong>der</strong>ung<br />

<strong>des</strong> Szenarios weicht diese Problematik etwas auf. 97 So kann z.B. die Qualität eines Video-on-<br />

Demand-Dienstes im Szenario mit <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Inhalte eines Pilotprojektes verglichen werden,<br />

indem das Szenario auf bessere Inhalte, schnellere <strong>Nutzung</strong>, Verknüpfungen mit an<strong>der</strong>en Diensten<br />

usw. hinweist (siehe z.B. das in dieser Arbeit verwendete Szenario im Abschnitt 5.5.1.1).<br />

Die für die Befragung entwickelten Szenarien könnten u.a. auf Karten o<strong>der</strong> multimedial beschrieben<br />

werden. Zeigt sich bei systematischer Variation <strong>der</strong> Szenarien <strong>und</strong> damit vor allem <strong>der</strong> <strong>der</strong>ivativen<br />

Nutzenkomponenten (z.B. wahrgenommene Wechselkosten) eine signifikante Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zah-<br />

lungsbereitschaft, so werden die Ansatzpunkte für eine adäquate Anpassung <strong>des</strong> Marketing-Mix<br />

deutlich. Die Abbildung 4-3 faßt die Vorgehensweise zusammen:<br />

97 Es ist hervorzuheben, daß es nicht – wie bei <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> – notwendig ist, wenige unabhängige Eigenschaften<br />

zu identifizieren. In dem Szenario können sehr viele Eigenschaften verwendet werden. Das elementare<br />

Ziel muß bei <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Szenarios sein, die Variationen in den Netzeffekten anschaulich darzustellen.<br />

119


Abbildung 4-3: Operationalisierung <strong>und</strong> Messung von Netzeffekten anhand von Zahlungsbereitschaften<br />

Zahlungsbereitschaft<br />

im Pilotprojekt<br />

Nutzen wegen fehlen<strong>der</strong><br />

Netzeffekte eher<br />

gering<br />

Zahlungsbereitschaft<br />

im Szenario<br />

Nutzen wegen starker<br />

Netzeffekte eher<br />

hoch<br />

Vergleich <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaften läßt<br />

auf die Stärke <strong>des</strong> Netzeffekte schließen<br />

Auf diese Weise werden die dynamischen subjektiven Zahlungsbereitschaften ermittelt, die zu einer<br />

optimalen dynamischen Marketing-Strategie verhelfen können. Problematisch ist hierbei, daß bislang<br />

nur sehr wenig Forschungsarbeiten publiziert wurden, in denen die Zahlungsbereitschaft tatsächlich<br />

gemessen wurde. Oftmals werden nur konzeptionelle Arbeiten angeboten, in denen mit Zahlungsbe-<br />

reitschaftsfunktionen gearbeitet wird, aber die das Problem <strong>der</strong> validen Bestimmung <strong>der</strong> Funktionen<br />

umgehen. 98 Der nächste Abschnitt zeigt, wie solche Zahlungsbereitschaftsfunktionen für das Interak-<br />

tive Fernsehen ermittelt werden können <strong>und</strong> inwiefern sie für eine <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> geeignet sind.<br />

4.3.2 Gr<strong>und</strong>lagen zur Erfassung <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>sverhaltens<br />

Das Ziel dieses Abschnittes ist die Darstellung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lagen zur Erfassung <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>sverhaltens.<br />

Hierfür werden – unter Rückgriff auf die Nutzentheorie – die Zahlungsbereitschafts- <strong>und</strong> die damit<br />

zusammenhängenden Preisbereitschafts- <strong>und</strong> Nachfragefunktionen formal dargestellt. Der formalen<br />

Darstellung, die aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sehr umfangreichen Forschungsergebnisse von Skiera (1998b) eher<br />

kurz gehalten wird, folgt ein Abschnitt über das Entscheidungskalkül <strong>der</strong> Nutzer, aus dem sich Aus-<br />

sagen zur Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von interaktiven Systemgütern ableiten lassen. Eine vergleichende<br />

Betrachtung <strong>der</strong> ausgewählten Funktionen schließt diesen Unterabschnitt.<br />

98 Siehe Skiera (1998b) für einen Überblick über diese Studien.<br />

120


4.3.2.1 Formale Darstellung<br />

Die theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen für die Erfassung <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>sverhaltens wurden bereits 1854 von<br />

Gossen gelegt. Das erste Gesetz von Gossen (1854) besagt, daß <strong>der</strong> Nutzen mit steigendem Ver-<br />

brauch eines Gutes (z.B. Abrufen von Filmen) zunimmt, jedoch <strong>der</strong> Nutzenzuwachs mit je<strong>der</strong> weite-<br />

ren Einheit geringer wird. So ist z.B. <strong>der</strong> Nutzenzuwachs <strong>des</strong> dritten Filmes geringer als <strong>der</strong> <strong>des</strong><br />

zweiten Filmes. Die Nutzenfunktion besitzt einen positiven jedoch abnehmenden Grenznutzen. 99<br />

Basierend auf den theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen kann das <strong>Nutzung</strong>sverhalten, das von <strong>der</strong> Nutzenfunkti-<br />

on <strong>und</strong> dem Preis abhängt, durch drei Ansätze erfaßt werden, die ausführlich bei Skiera (1998b) <strong>und</strong><br />

Tacke (1989) dargestellt werden:<br />

• Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

121<br />

Die Zahlungsbereitschaftsfunktion ZB (q) beschreibt, wieviel ein Nutzer für eine bestimmte Nach-<br />

fragemenge q maximal zu zahlen bereit ist (Tacke 1989, S. 58 sowie Goldman, Leland <strong>und</strong> Sibley<br />

1984). Die Zahlungsbereitschaft stellt den in Geldeinheiten bewerteten Nutzen von q Einheiten<br />

<strong>des</strong> Gutes dar.<br />

• Preisbereitschaftsfunktionen<br />

Die Preisbereitschaftsfunktion PB (q) beschreibt, wieviel ein Nutzer für die q-te zusätzliche Einheit<br />

<strong>des</strong> Gutes zu zahlen bereit ist. Sie stellt die erste Ableitung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktion dar.<br />

• Nachfragefunktionen<br />

Die Nachfragefunktion N (p) beschreibt, welche Menge q ein Nutzer beim Preis p nachfragt. Sie<br />

stellt die Umkehrfunktion <strong>der</strong> Preisbereitschaftsfunktion dar.<br />

Zur Erfassung <strong>der</strong> individuellen Zahlungsbereitschaft ist die Spezifikation eines funktionalen Zusam-<br />

menhangs zwischen Zahlungsbereitschaft <strong>und</strong> Menge notwendig. Folgende vier Typen von Zahlungs-<br />

bereitschaftsfunktionen werden in <strong>der</strong> Literatur vorgeschlagen (Skiera 1998b; Albers <strong>und</strong> Kreuter<br />

1996; Hanssens, Parsons <strong>und</strong> Schultz 1990, S. 40 <strong>und</strong> allgemein Hruschka 1997 sowie Lilien, Kotler<br />

<strong>und</strong> Moorthy 1992, S. 655): 100<br />

99 Ein solcher Funktionsverlauf impliziert, daß gr<strong>und</strong>sätzlich ein Nutzenzuwachs durch Verbrauch entsteht. Das<br />

ist jedoch nicht gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>der</strong> Fall, wie sich <strong>der</strong> Leser anhand <strong>des</strong> Beispiels von getrunkenen Bieren verdeutlichen<br />

kann. Somit ist eine Sättigungsmengen vorstellbar, ab <strong>der</strong> ein Grenznutzen von Null herrscht<br />

(Tacke 1989, S. 58).<br />

100 Eine sehr umfangreiche Diskussion <strong>der</strong> einzelnen Funktionstypen, <strong>der</strong>en Herleitung, Verläufe <strong>und</strong> Restriktionen<br />

liefert Skiera (1998b). Es wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit davon abgesehen, die jeweiligen Beson<strong>der</strong>heiten<br />

<strong>der</strong> Funktionen detailliert zu diskutieren <strong>und</strong> statt <strong>des</strong>sen auf Skiera (1998b) verwiesen.


Tabelle 4-2: Mögliche Funktionsverläufe <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen (Skiera 1998b)<br />

• Quadratische Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

⎧ bi 2<br />

ai<br />

⎪ai<br />

⋅ qi<br />

− ⋅ qi + ci qi<br />

≤<br />

⎪ 2<br />

bi<br />

(4-1) ZBi( qi)<br />

= ⎨ 2<br />

⎪ ai<br />

ai<br />

+ ci qi<br />

><br />

⎩<br />

⎪2<br />

⋅ bi<br />

bi<br />

• Multiplikative Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

(4-2) ZBi qi ai qi c<br />

bi<br />

( ) = ⋅ + i<br />

• Modifiziert-exponentielle Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

( −b q c<br />

(4-3) ZBi qi ai [ e i ⋅<br />

( )<br />

i − i )<br />

= ⋅ 1 − ]<br />

• Semi-logarithmische Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

(4-4)<br />

wobei<br />

ai, bi, ci:<br />

⎧qi<br />

⎪ ⋅ [ 1 + ln( ai ) − ln( qi ) ] + ci qi ≤ ai<br />

⎪ bi<br />

ZBi( qi<br />

) = ⎨<br />

⎪ai<br />

⎪ + ci qi > ai<br />

⎩ bi<br />

Parameter<br />

q i : Nachgefragte Menge <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

ZB i : Zahlungsbereitschaft <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

Die einzelnen Funktionen werden in <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> empirischen Untersuchung (Abschnitt<br />

5.5.1.4) erneut aufgegriffen <strong>und</strong> dort detailliert erläutert. Der Parameter c in den Funktionen stellt ei-<br />

ne Nutzenkomponente dar, die unabhängig von <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Gutes zu einer Zahlungsbereitschaft<br />

führt. So stiftet für viele Personen <strong>der</strong> Besitz eines Mobiltelefons einen Nutzen, ohne daß sie damit<br />

ein Gespräch führen (Taylor 1993, S. 271). Dies liegt darin begründet, daß die Person einen Zugang<br />

zum System hat <strong>und</strong> dieses im Zweifel nutzen kann – z.B. im Notfall (Oren, Smith <strong>und</strong> Wilson 1982).<br />

Zudem ist <strong>der</strong> Handybesitzer erreichbar, ohne daß ihm dafür Kosten entstehen (Dhebar <strong>und</strong> Oren<br />

122


1986). 101 Eine solche nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft liegt vor allem bei interaktiven Me-<br />

dien vor, da sie Möglichkeiten zur Kommunikation bieten. Diese Zugangs- <strong>und</strong> somit <strong>Nutzung</strong>smög-<br />

lichkeit läßt die Existenz einer solchen Nutzenkomponenten als sehr wahrscheinlich erscheinen.<br />

Die in Tabelle 4-2 dargestellten Zahlungsbereitschaftsfunktionen weisen folgende Preisbereitschafts-<br />

funktionen auf, die durch die erste Ableitung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktion ermittelt werden, <strong>und</strong><br />

angeben, wieviel <strong>der</strong> i-te Nutzer für die q-te Mengeneinheit zusätzlich zu zahlen bereit ist (Goldman,<br />

Leland <strong>und</strong> Sibley 1984; Tacke 1989, S. 58; Wilson 1993, S. 48).<br />

101 Skiera (1998b) weist zudem darauf hin, daß <strong>der</strong> Zugang zum System eine Außenwirkung haben kann <strong>und</strong><br />

eventuell für den Nutzer imageför<strong>der</strong>nd ist. Diese positive Wirkung kann ebenfalls eine erhöhte Zahlungsbereitschaft<br />

hervorrufen.<br />

123


Tabelle 4-3: Mögliche Funktionsverläufe <strong>der</strong> Preisbereitschaftsfunktionen (Skiera 1998b)<br />

• Preisbereitschaftsfunktion <strong>der</strong> Quadratischen Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

⎧<br />

ai<br />

⎪ai<br />

− bi ⋅ qi qi<br />

≤<br />

⎪<br />

bi<br />

(4-5) PBi( qi<br />

) = ⎨<br />

⎪<br />

ai<br />

0<br />

qi<br />

><br />

⎩⎪<br />

bi<br />

• Preisbereitschaftsfunktion <strong>der</strong> Multiplikativen Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

(4-6) PBi qi ai bi qi<br />

b ( i −1 )<br />

( ) = ⋅ ⋅<br />

• Preisbereitschaftsfunktion <strong>der</strong> Modifiziert-exponentiellen Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

(4-7) PB ( q ) = a ⋅b ⋅e<br />

i i i i<br />

( −b ⋅q −c<br />

)<br />

i i i<br />

• Preisbereitschaftsfunktion <strong>der</strong> Semi-logarithmischen Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

⎧ln(<br />

ai ) − ln( qi<br />

)<br />

⎪<br />

(4-8) PBi( qi<br />

) = ⎨ bi<br />

⎪<br />

⎩0<br />

wobei<br />

ai, bi, ci:<br />

Parameter<br />

0 < qi ≤ ai<br />

qi > ai<br />

q i : Nachgefragte Menge <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

PB i : Preisbereitschaft <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

Die Berechnung <strong>der</strong> Umkehrfunktion <strong>der</strong> Preisbereitschaftsfunktion führt zur zugehörigen Nachfrage-<br />

funktion, die angibt, wieviel Einheiten <strong>der</strong> i-te Nutzer beim Preis von p nachfragt. Die folgenden<br />

Funktionen ergeben sich aus den oben dargestellten Preisbereitschaftsfunktionen:<br />

124


Tabelle 4-4: Mögliche Funktionsverläufe <strong>der</strong> Nachfragefunktionen (Skiera 1998b)<br />

• Nachfragefunktion <strong>der</strong> Quadratischen Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

⎧ai<br />

1<br />

⎪ - ⋅ p p ≤ ai<br />

(4-9) qi( p)<br />

= ⎨ bi bi<br />

⎪<br />

⎩0<br />

p > ai<br />

• Nachfragefunktion <strong>der</strong> Multiplikativen Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

⎡ p ⎤<br />

(4-10) qi( p)<br />

= ⎢<br />

⎣ai<br />

⋅b<br />

⎥<br />

i ⎦<br />

125<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

b i<br />

1 ⎞<br />

⎟<br />

−1<br />

⎠<br />

• Nachfragefunktion <strong>der</strong> Modifiziert-exponentiellen Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

(4-11)<br />

⎧ 1<br />

ai ⋅ bi<br />

⎪ ⋅ ( ln( ai ⋅ bi ) − ci − ln( p) ) p ≤<br />

⎪b<br />

c<br />

i<br />

e i<br />

qi ( p)<br />

= ⎨<br />

⎪<br />

ai ⋅ bi<br />

0<br />

p ><br />

c<br />

⎩⎪<br />

e i<br />

• Nachfragefunktion <strong>der</strong> Semi-logarithmischen Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

(4-12) q ( p) = a ⋅ e<br />

wobei<br />

ai, bi, ci:<br />

i i<br />

Parameter<br />

( −b ⋅ p)<br />

i<br />

qi ( p):<br />

Nachfragemenge beim Preis von p <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

Bei Kenntnis <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen können alle an<strong>der</strong>en Funktionen direkt abgeleitet<br />

werden. Wie Skiera (1998b, S. 29) zeigt, gilt die Umkehrung nicht, d.h. aus <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Nach-<br />

frage- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Preisbereitschaftsfunktion kann nicht unmittelbar auf die Zahlungsbereitschaftsfunkti-<br />

on geschlossen werden. Dies liegt an <strong>der</strong> nutzungsunabhängigen Zahlungsbereitschaft c i , die nur bei<br />

dem modifiziert-exponentiellen Funktionsverlauf für alle drei Funktionen geschätzt wird, jedoch bei<br />

allen an<strong>der</strong>en nicht implizit in <strong>der</strong> Schätzung enthalten ist. Wenn die Nutzer eine nutzungsunabhängige<br />

Zahlungsbereitschaft aufweisen, wie es bei Diensten im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen möglich ist (z.B. bei<br />

Kommunikationsdiensten), dann ist die Zahlungsbereitschaftsfunktion direkt zu schätzen. Liegt keine<br />

nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft vor, so kann aus <strong>der</strong> Nachfragefunktion die Zahlungsbe-<br />

reitschaftsfunktion ermittelt werden.


Die vorgestellten Zahlungsbereitschafts-, Preisbereitschafts- <strong>und</strong> Nachfragefunktionen eignen sich zur<br />

<strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>, sofern Annahmen zum Entschei-<br />

dungsverhalten <strong>der</strong> Nutzer getroffen werden. Diese sind Gegenstand <strong>des</strong> folgenden Abschnitts.<br />

4.3.2.2 Entscheidungsverhalten <strong>der</strong> Nutzer<br />

Wenn nun das <strong>Nutzung</strong>sverhalten anhand <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktion erklärt bzw. prognosti-<br />

ziert werden soll, so ist eine Annahme über das Entscheidungsverhalten <strong>der</strong> Nutzer zu treffen (Albers<br />

<strong>und</strong> Kreuter 1996, S. 13). Der Literatur folgend – z.B. Tacke (1989, S. 64) – soll angenommen<br />

werden, daß Individuen einen Dienst so häufig nutzen, daß ihr individueller Nettonutzen maximiert<br />

wird. Der Nettonutzen ergibt sich aus <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Konsumentenrente, die sich formal aus<br />

<strong>der</strong> Differenz zwischen Zahlungsbereitschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> zu entrichtenden Gebühr zusammensetzt (Tacke<br />

1989, S. 62 ff.). Die Konsumentenrente ist definiert als <strong>der</strong> summierte Geldbetrag, den ein Indivi-<br />

duum zusätzlich für die anfallenden Kosten einer bestimmte Nachfragemenge zu zahlen bereit wäre<br />

(siehe z.B. Wilson 1993, S. 63 o<strong>der</strong> Currie, Murphy <strong>und</strong> Schmitz 1971). Somit gilt:<br />

(4-13) CSi( qi ) = ZBi ( qi ) − RB( qi<br />

)<br />

wobei:<br />

CSi( qi<br />

): Konsumentenrente <strong>des</strong> i-ten Nutzers<br />

RB( qi ): Rechnungsbetrag <strong>des</strong> i-ten Nutzers, wenn Menge q nachgefragt wird.<br />

Der Rechnungsbetrag setzt annahmegemäß sich aus einer Gr<strong>und</strong>gebühr F <strong>und</strong> einer nutzungsabhän-<br />

gigen Gebühr p zusammen:<br />

(4-14) RB( qi ) = F + p ⋅ qi<br />

.<br />

Je<strong>des</strong> Individuum versucht seine Konsumentenrente zu maximieren, so daß folgende Zielvorschrift<br />

gilt:<br />

(4-15) max! CSi = ZBi( qi ) − RB( qi<br />

)<br />

Ein Individuum wird einen Dienst nur dann nutzen, wenn er daraus keinen negativen Nutzen erzielt.<br />

Das bedeutet, daß die Konsumentenrente bei Nutzern niemals negativ ist. 102<br />

Aus dieser Folgerung kann bestimmt werden, wer einen Dienst adoptiert – nämlich genau <strong>der</strong>jeni-<br />

ge, <strong>der</strong> eine positive Konsumentenrente erzielt. Bei einer Konsumentenrente von Null ist das Indivi-<br />

126


duum zwischen Adoption <strong>und</strong> Nichtadoption indifferent. Des weiteren kann anhand dieser Maximie-<br />

rungsregel bestimmt werden, wie häufig ein Nutzer nach <strong>der</strong> Adoption <strong>des</strong> Dienstes diesen nut-<br />

zen wird – nämlich genau so häufig, daß seine Konsumentenrente maximal ist.<br />

Dieses Konzept erlaubt es demnach festzustellen:<br />

• welches Individuum einen Dienst nutzt (bzw. nutzen wird) <strong>und</strong><br />

• wie häufig er ihn nutzt.<br />

Damit sind die Zahlungsbereitschaftsfunktionen ein elegantes Mittel, um Netzeffekte zu ermitteln, da<br />

bei systematischer Variation <strong>der</strong> Szenarien jeweils die Zahlungsbereitschaften ermittelt werden kön-<br />

nen <strong>und</strong> aus dem Vergleich eine Aussage über den Nutzenzuwachs getroffen werden kann. Zugleich<br />

kann eine <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> Adoption <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>shäufigkeit erfolgen. Die methodische Verknüp-<br />

fung <strong>der</strong> Adoption mit <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> durch die Verwendung dieses Konzeptes stellt eines <strong>der</strong> zentra-<br />

len methodischen Fortschritte dieser Arbeit dar.<br />

Die individuelle Konsumentenrente kann aus <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktion, <strong>der</strong> Preisbereit-<br />

schaftsfunktion <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nachfragefunktion abgeleitet werden (Kridel, Lehman <strong>und</strong> Weisman 1993;<br />

Skiera 1998b, S. 37). Eine sehr ausführliche Diskussion <strong>der</strong> Konsumentenrenten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Herlei-<br />

tung bietet Skiera (1998b, S. 36 ff.).<br />

4.3.2.3 Vergleichende Betrachtung <strong>der</strong> Funktionen<br />

Die in den vorherigen Abschnitten dargestellte Quadratische, Multiplikative, Modifiziert-exponentielle<br />

bzw. Semi-logarithmische Funktion bildet – je nach Zielsetzung – die Zahlungsbereitschaft, die Preis-<br />

bereitschaft o<strong>der</strong> die Nachfragemenge ab. Für jeden einzelnen Nutzer ist die Funktion auszuwählen,<br />

die bestimmten inhaltlichen <strong>und</strong> statistischen Kriterien genügt. Es kann nicht generell von <strong>der</strong> Vorteil-<br />

haftigkeit einer Funktion ausgegangen werden, obgleich in <strong>der</strong> späteren empirischen <strong>Analyse</strong> im we-<br />

sentlichen nur zwei Funktionen bei <strong>der</strong> Schätzung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen den inhaltli-<br />

chen <strong>und</strong> statistischen Kriterien genügen. Einen Vergleich <strong>der</strong> Funktionen bezüglich ihrer Eigenschaf-<br />

ten erscheint im Vorwege sinnvoll, um bereits Anhaltspunkte darüber zu finden, welche Funktionen<br />

beson<strong>der</strong>e Relevanz für die im Fokus stehende Fragestellung aufweisen.<br />

Einen Vergleich <strong>der</strong> vier Funktionen liefern Skiera (1998b) <strong>und</strong> Tacke (1989), wobei sich Tacke auf<br />

die Multiplikative <strong>und</strong> Quadratische Funktion beschränkt. Tacke stellt fest, daß die Multiplikative<br />

Funktion schlechter abschneidet als die Quadratische. Auf das gleiche Ergebnis stößt Skiera<br />

102 Dies ist die in <strong>der</strong> Literatur gängige Annahme, denn bei einer negativen Konsumentenrente ist es für einen<br />

Nutzer vorteilhafter die Dienste nicht zu adoptieren bzw. zu nutzen. Eine Nicht-<strong>Nutzung</strong> entspricht dann einem<br />

Nutzen von Null (Leland <strong>und</strong> Meyer 1976; Oi 1971; Skiera 1998b; Spremann <strong>und</strong> Klinkhammer 1985).<br />

127


(1998b), wenngleich er differenzierter argumentiert. Seine Argumentationsbasis resultiert aus dem<br />

Vergleich <strong>der</strong> vier Funktionen bezüglich folgen<strong>der</strong> Kriterien (Tabelle 4-5):<br />

128


Tabelle 4-5: Vergleich <strong>der</strong> Funktionsverläufe<br />

129<br />

Funktionsverläufe<br />

Beurteilungskriterien Quadratische Funktion Multiplikative Funktion Modifiziert-exponentielle<br />

Funktion<br />

Zahlungsbereitschaftsfunktion <br />

Preisbereitschaftsfunk-<br />

⎧ bi<br />

2<br />

ai<br />

⎪ai<br />

⋅ qi<br />

− ⋅ qi + ci qi<br />

≤<br />

⎪<br />

2<br />

bi<br />

ZBi ( qi<br />

) = ⎨ 2<br />

⎪ ai<br />

ai<br />

+ ci qi<br />

><br />

⎩<br />

⎪2⋅<br />

bi<br />

bi<br />

⎧<br />

ai<br />

⎪ai<br />

− bi ⋅ qi qi<br />

≤<br />

⎪<br />

bi<br />

tion PBi( qi)<br />

= ⎨<br />

⎪<br />

ai<br />

0<br />

qi<br />

><br />

⎩⎪<br />

bi<br />

Nachfragefunktion<br />

Zahlungsbereitschaft bei<br />

einer Nachfragemenge<br />

von Null<br />

Maximale Zahlungsbereitschaft<br />

Maximale Nachfragemenge(Sättigungsmenge)<br />

Konsumentenrente<br />

⎧ ai<br />

1<br />

⎪ - ⋅ p p ≤ ai<br />

qi ( p ) = ⎨ bi bi<br />

⎪<br />

⎩0<br />

p > ai<br />

2<br />

c i<br />

ai<br />

2⋅ b<br />

( ai − p)<br />

2⋅<br />

b<br />

i<br />

i<br />

ai<br />

bi<br />

2<br />

+ c<br />

i<br />

+ c − F<br />

i<br />

( ) = ⋅ + ZBi( qi ) = ai ⋅[ 1 − e<br />

( −bi ⋅qi −ci<br />

) ]<br />

ZBi qi ai qi c<br />

bi<br />

i<br />

PBi qi ai bi qi<br />

b ( i −1 )<br />

( ) = ⋅ ⋅ PBi ( qi ) = ai ⋅ bi ⋅ e<br />

⎡ p ⎤<br />

qi( p)<br />

= ⎢<br />

⎣ai<br />

⋅b<br />

⎥<br />

i ⎦<br />

c i<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

b i<br />

Keine maximale<br />

Zahlungsbereitschaft<br />

1 ⎞<br />

⎟<br />

−1<br />

⎠<br />

( −bi ⋅qi −ci<br />

)<br />

⎧ 1<br />

a i ⋅ bi<br />

⋅ ( ln( ai ⋅ bi ) − ci − ln( p ) ) p ≤<br />

⎪b<br />

c<br />

i<br />

e i<br />

qi ( p)<br />

= ⎨<br />

⎪<br />

ai ⋅ bi<br />

0<br />

p > c<br />

⎩⎪<br />

e i<br />

( ci ) [ 1 ]<br />

ai ⋅ − e<br />

−<br />

Keine Sättigungsmenge Keine Sättigungsmenge<br />

⎛ 1 ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎡ p ⎤⎝<br />

bi<br />

−1⎠<br />

⎡ p ⎤<br />

⎢ ⎥ ⋅ ⎢ − p⎥ + ci − F<br />

⎣ ai ⋅ bi<br />

⎦ ⎣bi<br />

⎦<br />

a i<br />

p ⎡ ⎛ p ⎞ ⎤<br />

ai<br />

+ ⋅ ⎢ ⎜ ⎟ + ci − ⎥ − F<br />

bi<br />

⎣ ⎝ ai ⋅ bi<br />

⎠ ⎦<br />

Semi-logarithmische Funktion<br />

⎧qi<br />

⎪ ⋅ [ 1 + ln( ai ) − ln( qi) ] + ci qi ≤ ai<br />

⎪bi<br />

ZBi( qi)<br />

= ⎨<br />

⎪a<br />

i<br />

+ ci qi > ai<br />

⎩<br />

⎪bi<br />

⎧ln(ai)<br />

− ln( qi)<br />

⎪<br />

PBi ( qi<br />

) = ⎨ bi<br />

⎪<br />

⎩0<br />

q ( p) = a ⋅ e<br />

i i<br />

a e<br />

ln 1 i ⋅<br />

b<br />

c i<br />

ai<br />

+ ci<br />

bi<br />

a i<br />

( −b ⋅ p)<br />

i<br />

i<br />

0 < qi ≤ ai<br />

qi > ai<br />

( −b ⋅ p)<br />

i<br />

+ c − F<br />

i


Quelle: In Anlehnung an Skiera (1998b, S. 33 f.).<br />

130


Wie Skiera (1998b, S. 31) hervorhebt, sind bei den Zahlungsbereitschaftsfunktionen drei Parameter<br />

(a, b <strong>und</strong> c) zu schätzen, wenn eine nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft vorliegt, bzw. zwei (a<br />

<strong>und</strong> b), wenn diese nicht vorliegt. Liegt eine nutzungsabhängige Zahlungsbereitschaft vor, so kann die<br />

Verwendung <strong>der</strong> Modifiziert-exponentiellen Funktion vorteilhaft sein, weil sie die Schätzung <strong>des</strong> Pa-<br />

rameters c i sowohl über die Ermittlung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktion als auch über die Preisbe-<br />

reitschafts- <strong>und</strong> die Nachfragefunktion erlaubt. Alle an<strong>der</strong>en drei Funktionsverläufe ermöglichen die<br />

Schätzung <strong>des</strong> Parameters c i nur über die Zahlungsbereitschaftsfunktion o<strong>der</strong> durch zusätzliche An-<br />

gaben, die auf die Konsumentenrente schließen lassen <strong>und</strong> über diesen Umweg eine Rückrechnung<br />

auf den Parameter ermöglichen. 103 Diesen Punkten ist bei <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft<br />

beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen Rechnung zu tragen, da davon auszugehen ist, daß einzelne Dienste<br />

bzw. <strong>der</strong> Zugang zu dem System eine solche nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft implizieren.<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> Multiplikativen Funktion weisen alle Funktionen eine maximale Zahlungsbereit-<br />

schaft auf. Die Multiplikative Funktion läßt ebenfalls keine Berechnung <strong>der</strong> Sättigungsmenge zu, was<br />

impliziert, daß z.B. bei einem kostenlosen Angebot <strong>des</strong> Video-on-Demand unendlich viele Filme ab-<br />

gerufen werden. Da auch keine maximale Zahlungsbereitschaft bei dieser Funktion existiert, folgt aus<br />

diesem Funktionsverlauf, daß zudem auch eine unendliche Zahlungsbereitschaft für die Filme besteht.<br />

Eine unendliche Zahlungsbereitschaft ist jedoch wenig plausibel. Die fehlende Sättigungsmenge <strong>der</strong><br />

Multiplikativen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Modifiziert-exponentiellen Funktion kann hingegen bei Informationsgütern<br />

o<strong>der</strong> Filmen durchaus nachvollziehbar sein. So sind Software-Agenten in <strong>der</strong> Lage, unentwegt In-<br />

formationen o<strong>der</strong> Filme anzufor<strong>der</strong>n, um sie auf einem Endgerät anzubieten (z.B. PointCast). Wenn<br />

die <strong>Nutzung</strong> nicht direkt bepreist ist, son<strong>der</strong>n nur über eine Gr<strong>und</strong>gebühr Konsumentenrente abge-<br />

schöpft wird (z.B. Telefonieren bei einigen Service-Provi<strong>der</strong>n in den USA), dann ist eine fehlende<br />

Sättigungsmenge plausibel. Hingegen ist bei nicht-digitalen Produkten wie z.B. Endgeräten eine sol-<br />

che Funktion nur bedingt hilfreich.<br />

Skiera (1998b, S. 31) zeigt weiterhin, daß die Umsetzung <strong>des</strong> Ersten Gossen‘schen Gesetzes bei al-<br />

len Funktionen möglich ist.<br />

Es bleibt festzuhalten, daß alle vier Funktionen für Zahlungsbereitschaftsuntersuchungen im Interakti-<br />

ven Fernsehen gr<strong>und</strong>sätzlich geeignet sind, obgleich die Funktionen ohne Sättigungsmenge nicht für<br />

alle Systemkomponenten sinnvollerweise zu verwenden sind. 104<br />

103 Zur genauen Darstellung dieser Vorgehensweise sei auf den Abschnitt 5.5 verwiesen.<br />

104 Hierbei ist allerdings darauf hinzuweisen, daß die Sättigungsmenge durch die Hinzunahme eines zusätzlichen<br />

131<br />

Parameters modelliert werden kann.


Der folgende Abschnitt zeigt, mit welchen Methoden Zahlungsbereitschaften ermittelt werden kön-<br />

nen.<br />

4.3.3 Methoden zur Ermittlung von Zahlungsbereitschaften<br />

Zur Ermittlung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen werden u.a. von Skiera (1998b) mehrere Ver-<br />

fahren vorgeschlagen, die hinsichtlich ihrer Eignung für innovative Systeme bewertet werden müs-<br />

sen. 105 Die folgende Abbildung leistet einen Überblick über mögliche Datenquellen zur Schätzung<br />

von Zahlungsbereitschaftsfunktionen, die anschließend erläutert werden.<br />

Abbildung 4-4: Datenquellen zur Ermittlung von Zahlungsbereitschaften<br />

<strong>Nutzung</strong>sdaten<br />

<strong>Nutzung</strong>sangebote<br />

Präferenzdaten<br />

mit systematischer Variation,<br />

z.B. Experimente<br />

ohne systematische Variation,<br />

z.B. historische Marktdaten<br />

Auktionen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Vickrey-Auktionen<br />

IC-POP (Incentive Compatible<br />

Point-of-Purchase)<br />

Kompositionelle<br />

Verfahren, d.h.<br />

direkte Befragung<br />

K<strong>und</strong>enbefragung<br />

Expertenbefragungen<br />

Dekompositionelle<br />

Verfahren, d.h.<br />

Conjoint-<strong>Analyse</strong><br />

Zur Eignung für ITV<br />

<strong>Nutzung</strong>sdaten können nur dann als Datenquelle<br />

dienen, wenn die Invention zumin<strong>des</strong>t<br />

im Pilotversuch getestet wurde.<br />

Weiterhin muß gewährleistet sein, daß es<br />

zu Variationen <strong>der</strong> Preise kommt, was<br />

nur selten <strong>der</strong> Fall ist. Experimente sind<br />

jedoch prinzipiell geeignet.<br />

<strong>Nutzung</strong>sangebote eignen sich nur für bestimmte<br />

Dienste. So können nur einzelne<br />

Bestandteile in einer Auktion angeboten<br />

werden. Zudem muß das Produkt verfügbar<br />

sein. Trotz allem sind diese Verfahren<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich geeignet. Sie sind jedoch sehr<br />

aufwendig in ihrer Implementation.<br />

Präferenzdaten sind prinzipiell gut geeignet,<br />

um Zahlungsbereitschaften für innovative<br />

Systeme zu ermitteln. Wichtig ist nur, daß<br />

die relevanten Eigenschaften identifiziert<br />

werden.<br />

105 Skiera (1998b) nimmt ebenfalls eine detaillierte Bewertung <strong>der</strong> Verfahren bezüglich <strong>der</strong> Reliabilität, Validität,<br />

Praktikabilität <strong>und</strong> Datenschutzaspekten vor. Es wird <strong>des</strong>wegen auf eine ausführliche Darstellung verzichtet –<br />

zumal auch bei Simon <strong>und</strong> Kucher (1988) o<strong>der</strong> Tscheulin <strong>und</strong> Rost (1998) eine ähnliche Bewertung vorgenommen<br />

wurde.<br />

132


Es sind demnach drei potentielle Datenquellen denkbar, die jedoch nicht alle für eine <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong><br />

Zahlungsbereitschaft im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen sinnvoll anzuwenden sind. So stellen die <strong>Nutzung</strong>s-<br />

daten ein sehr gutes Potential für die Schätzung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen dar, 106 die zu<br />

sehr guten Ergebnissen führen, wenn in einem experimentellen Design die Preise systematisch variiert<br />

werden (Simon <strong>und</strong> Dolan 1997, S. 85 f.). 107 Ein solches Experiment ist in interaktiven Medien gut<br />

<strong>und</strong> vergleichsweise preiswert durchzuführen (Skiera <strong>und</strong> Albers 1998b, S. 228). Allerdings können<br />

nur die Zahlungsbereitschaften <strong>der</strong> Nutzer ermittelt werden – die <strong>der</strong> Nicht-Nutzer (Nicht-Adopter)<br />

bleiben unklar. Des weiteren können in den Testphasen (z.B. in einem Pilotprojekt) keine Auswir-<br />

kungen von Netzeffekten auf die Zahlungsbereitschaft ermittelt werden, da keine <strong>Nutzung</strong> von Dien-<br />

sten möglich ist, die eine hohe Qualität aufweisen (Keane 1997, S. 317). Demnach eignen sich die<br />

<strong>Nutzung</strong>sdaten nicht für diese Untersuchung, da sie im wesentlichen vergangenheitsorientiert sind<br />

(Wyner, Benedetti <strong>und</strong> Trapp 1984, S. 101). Historische Marktdaten weisen zwei weitere Nachteile<br />

auf: Zum einen liegen die Daten nur in den seltensten Fällen auf individueller Basis vor <strong>und</strong> zum zwei-<br />

ten werden die Preise im Markt oft nur innerhalb geringer Bandbreiten variiert (Blamires 1981;<br />

Tacke 1989; Simon, Lauszus <strong>und</strong> Kneller 1998).<br />

<strong>Nutzung</strong>sangebote erfor<strong>der</strong>n ein verbindliches Angebot <strong>des</strong> Nutzers bezüglich eines Tarifs (Skiera<br />

1998b). Diese können entwe<strong>der</strong> durch Auktionen (insbeson<strong>der</strong>e durch die Vickrey-Auktion) o<strong>der</strong><br />

durch das IC-POP-Verfahren ermittelt werden. 108 Die Vickrey-Auktion eignet sich beson<strong>der</strong>s gut<br />

zur Schätzung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft, weil die Bieter genau ihre Zahlungsbereitschaft angeben<br />

müssen, wenn sie die beste Strategie verfolgen (Skiera <strong>und</strong> Revenstorff 1999). 109 Gleiches gilt für<br />

das IC-POP-Verfahren (Skiera, Wertenbroch <strong>und</strong> Schweiger 1998). 110 Die Verfahren sind noch<br />

neu <strong>und</strong> in ihrer Validität <strong>und</strong> Reliabilität weitestgehend unerforscht. Des weiteren erfor<strong>der</strong>n Auktio-<br />

nen das Zusammentreffen von vielen Personen <strong>und</strong> die IC-POP-Methode persönliche Interviews,<br />

die einen Interviewer-Einfluß bedingen.<br />

106 Dies liegt insbeson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> Beobachtung <strong>des</strong> tatsächlichen Verhalten <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit einhergehenden ho-<br />

133<br />

hen Validität <strong>und</strong> Reliabilität (Simon 1992b, S. 109 <strong>und</strong> Skiera 1998b).<br />

107<br />

Vgl. hierzu auch die Untersuchung von Diller <strong>und</strong> Brielmaier (1996) <strong>und</strong> die kritischen Anmerkungen dazu von<br />

Gedenk <strong>und</strong> Sattler (1999).<br />

108<br />

Auktionen können jedoch bei digitalen Produkten mit Problemen behaftet sein (siehe Abschnitt 3.5.2.5).<br />

109 Bei dieser Auktion erhält <strong>der</strong> Bieter mit dem höchsten Angebot den Zuschlag. Der Kaufpreis wird jedoch von<br />

<strong>der</strong> Höhe <strong>des</strong> zweithöchsten Gebotes bestimmt (Vickrey 1961 sowie Skiera 1998a).<br />

110 Bei dieser Methode wird ein Angebot abgegeben <strong>und</strong> mit einem zufällig aus einer Urne gezogenen Preis verglichen.<br />

Liegt er unterhalb <strong>des</strong> zufällig gezogenen Preises, so ist auch nur dieser Preis zu zahlen. Liegt er<br />

oberhalb <strong>des</strong> Angebotes, so kommt kein Kauf zustande. Da es keine Wie<strong>der</strong>holungen gibt, ist es die beste<br />

Strategie, seine tatsächliche Zahlungsbereitschaft anzugeben.


Somit verbleiben noch die Präferenzdaten, die auf direkte <strong>und</strong> indirekte Weise ermittelt werden<br />

können. 111 Häufig wird bei <strong>der</strong> direkten Befragung (z.B. mittels <strong>der</strong> Frage „Wieviel sind Sie bereit<br />

für einen Film zu zahlen“) kritisiert, daß die Fokus zu stark auf den Preis gelenkt wird <strong>und</strong> somit Validitätsprobleme<br />

auftreten (Simon 1992b, S. 116; Simon, Lauszus <strong>und</strong> Kneller 1998, S. 790). 112<br />

Dies sieht Skiera (1998b, S. 165) als weniger problematisch an <strong>und</strong> führt eine Reihe von empirischen<br />

Studien an, die dies nicht bestätigen können. Insbeson<strong>der</strong>e findet Aust (1996, S. 171 ff.) nach seinen<br />

Ergebnissen diese Kritik am Verfahren als nicht gerechtfertigt. Die direkte Preisbefragung ist zudem<br />

ein sehr einfaches <strong>und</strong> kostengünstiges Verfahren. Die indirekten dekompositionellen Verfahren <strong>der</strong><br />

Conjoint-<strong>Analyse</strong> werden insbeson<strong>der</strong>e von Simon (1992b, S. 116) <strong>und</strong> seinen Schülern als weniger<br />

problematisch angesehen. So verwendet z.B. Tacke (1989) in seiner Untersuchung die Conjoint-<br />

<strong>Analyse</strong> zur Ermittlung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen.<br />

Kritisch sind gemäß Brockhoff (1979) Befragungen von Experten zu bewerten, obgleich Simon <strong>und</strong><br />

Kucher (1988) diese Zweifel nicht teilen. Simon (1994, S. 723) weist in diesem Kontext auf die ein-<br />

fache Datengewinnung bei Expertengesprächen hin. In einem neueren Beitrag hebt Simon zusammen<br />

mit seinen Mitarbeitern die Eignung dieser Methode für Innovationen hervor (Simon, Lauszus <strong>und</strong><br />

Kneller 1998, S. 790). Dem ist jedoch nur insofern zuzustimmen, als daß die sonstige Verfügbarkeit<br />

von Daten nicht vorliegt. Liegen an<strong>der</strong>e Daten vor, so ist die Eignung von Expertenbefragungen deut-<br />

lich kritischer zu sehen.<br />

Festzuhalten bleibt, daß Präferenzdaten die besten Möglichkeiten bieten, um Zahlungsbereitschaften<br />

für Innovationen zu ermitteln (siehe Abschnitt 5.5.1.4 zur empirischen Umsetzung). Zieht man die Er-<br />

gebnisse von Tacke (1989) hinzu, so ist zu erwarten, daß die dekompositionellen Verfahren die be-<br />

sten Ergebnisse liefern (Simon, Lauszus <strong>und</strong> Kneller 1998, S. 790). Es ist allerdings unklar, ob diese<br />

Überlegenheit auch für Systeme wie das Interaktive Fernsehen gilt. Da diesbezüglich keine eindeutige<br />

Aussage vorgenommen werden kann, müssen bei <strong>der</strong> empirischen Bestimmung von Zahlungsbereit-<br />

schaftsfunktionen mehrere Verfahren zur Anwendung kommen, die anschließend zu validieren sind.<br />

Für die Ermittlung <strong>der</strong> Netzeffekte zwischen dem Pilotprojekt <strong>und</strong> dem Szenario werden demnach<br />

zwei Methoden in <strong>der</strong> im folgenden Kapitel vorzustellenden Erhebung eingesetzt. Hierbei handelt es<br />

sich um eine direkte Mengenbefragung <strong>und</strong> um eine Conjoint-<strong>Analyse</strong>. Auf die Ausgestaltung <strong>der</strong><br />

Fragen wird im Detail im Abschnitt 5.5.1.4 eingegangen.<br />

111 Natürlich sind auch hybride Formen denkbar.<br />

112 Simon (1994, S. 724) weist darauf hin, daß <strong>der</strong> Befragte ein Interesse hat, seine wahre Zahlungsbereitschaft<br />

nicht preiszugeben. Dieses Problem ist jedoch bei allen Verfahren nicht auszuschließen <strong>und</strong> kein typisches<br />

Problem <strong>der</strong> direkten Preisbefragung.<br />

134


Die fehlenden empirischen <strong>Analyse</strong>n legen es nahe, eigene Untersuchungen durchzuführen, um die im<br />

dritten Abschnitt formulierten Hypothesen einem geeigneten empirischen Test zu unterziehen. Nur so<br />

können die Auswirkungen von Netzeffekten auf die Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> Fernse-<br />

hens untersucht werden. Wie im vorhergehenden Abschnitt dargestellt wurde, ist es dabei wenig<br />

sinnvoll, Laien zu befragen, da diese über keine langfristigen Erfahrungen mit <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Sy-<br />

stems verfügen. Das Gleiche gilt für Delphi-<strong>Prognose</strong>n. Wenn aber die Netzeffekte anhand von Zah-<br />

lungsbereitschaftsfunktionen, die mittels Präferenzdaten erhoben werden sollen, operationalisiert<br />

werden, so ist die Befragung von Nutzern <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> sinnvoll. Diese befinden sich<br />

nur in Pilotprojekten. Demnach wurde eine Untersuchung im Rahmen von einzelnen Pilotvorhaben<br />

geplant, die Gegenstand <strong>des</strong> fünften Abschnitts ist.<br />

135


136


5 Erklärung <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

137<br />

<strong>Fernsehens</strong> anhand einer empirischen Untersuchung<br />

Der Schwerpunkt dieses Abschnittes liegt in <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Datenerhebung <strong>und</strong> <strong>der</strong> empirischen<br />

Ergebnisse. Hierfür werden zunächst die Pilotprojekte als mögliche Datenquellen für die Untersu-<br />

chung evaluiert (Abschnitt 5.1). Anschließend wird das ausgewählte Pilotprojekt im Abschnitt 5.2<br />

genauer in seinen technischen <strong>und</strong> inhaltlichen Ausprägungen dargestellt. Im dritten Unterabschnitt<br />

steht die Datenerhebung <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en die Datenaufbereitung <strong>und</strong> Stichprobenbeschreibung<br />

im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

Danach folgt mit den Abschnitten 5.4 <strong>und</strong> 5.5 <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> empirischen <strong>Analyse</strong>. Zunächst<br />

wird das Hauptaugenmerk auf die Einflußfaktoren <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> im Pilotprojekt gelegt. Das Ziel ist<br />

herauszufinden, wie die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> erklärt werden kann. Im Gegensatz da-<br />

zu wird im Abschnitt 5.5 versucht, mittels <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung eines Szenarios <strong>und</strong> <strong>der</strong> anschließenden<br />

Schätzung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen eine <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> bei vorliegenden Netzef-<br />

fekten vorzunehmen. Dort werden auch die empirischen Ergebnisse, die den Einfluß von Netzeffek-<br />

ten aufzeigen, dargestellt.<br />

5.1 Pilotprojekte als Datenquellen für die <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

Die typische Problematik bei <strong>Prognose</strong>n <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> von innovativen Medien ist, daß nur wenige<br />

bzw. keine Beobachtungen vorliegen, da das Produkt noch im Entwicklungsstadium ist. Als potenti-<br />

elle Datenquellen für Inventionen kommen in Frage (Brockhoff 1999, S. 228):<br />

• Expertenbefragungen: Brockhoff (1979) zeigt, daß Expertenbefragungen mit erheblichen Unsi-<br />

cherheiten bei den Schätzungen einhergehen <strong>und</strong> demnach wenig hilfreich sind. Noch kritischer<br />

sind Befragungen von Laien zu bewerten, da diese nur selten Vorstellungen über die Leistungsfä-<br />

higkeit eines solchen Systems besitzen. Expertenbefragungen sind jedoch unerläßlich bei <strong>der</strong> Su-<br />

che nach nutzungsrelevanten Faktoren.<br />

• Vergangenheitsdaten vergleichbarer Produkte: Ähnlich problematisch ist die Betrachtung<br />

<strong>der</strong> Markterfolge bzw. -mißerfolge verwandter Produkte, wie beispielsweise Pay-TV o<strong>der</strong> Ka-<br />

belfernsehen, da sie nicht produktspezifisch genug sind, um unmittelbare Handlungsanweisungen<br />

für das Marketing-Mix <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> zu generieren.


• <strong>Nutzung</strong>s- <strong>und</strong> Befragungsdaten aus den Pilotprojekten zu den Neuen Medien: Innerhalb<br />

dieser Pilotprojekte kann neben den Befragungen untersucht werden, welches <strong>Nutzung</strong>sverhalten<br />

die Teilnehmer bei unterschiedlichen Diensten zeigen. Die folgenden Ausführungen beziehen sich<br />

auf diesen Punkt.<br />

Aus den Erkenntnissen <strong>der</strong> Expertenbefragungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Betrachtung ähnlicher Produkte lassen sich<br />

viele Faktoren, die auf die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems einwirken, generieren. Möchte man die tatsächli-<br />

che <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> langfristig prüfen, so kann dies vor <strong>der</strong> Markteinführung<br />

nur im Rahmen eines Pilotprojektes vorgenommen werden (Beckert <strong>und</strong> Kubicek 1999, S. 128).<br />

5.1.1 Übersicht über die Pilotversuche zum <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen in Deutschland<br />

Mit 4.000 Haushalten sollte <strong>der</strong> Multimedia-Pilotversuch in Stuttgart zu einem <strong>der</strong> größten Feldver-<br />

suche in Deutschland avancieren. Aufgr<strong>und</strong> nicht überwindbarer Differenzen zwischen den einzelnen<br />

Akteuren, Unklarheiten in <strong>der</strong> Zielsetzung sowie <strong>der</strong> mangelnden technischen Umsetzung <strong>des</strong> Ver-<br />

suchs kam es zur Einstellung <strong>des</strong> Projekts im Oktober 1996. Ähnliche Schicksale wi<strong>der</strong>fuhren den<br />

Pilotversuchen in Hamburg <strong>und</strong> Leipzig (Beckert <strong>und</strong> Kubicek 1999, S. 129 <strong>und</strong> Clement 1998).<br />

Das frühzeitige Scheitern dieser Versuche hat vielfältige Gründe: Erstens wird <strong>der</strong> Koordinierungs-<br />

aufwand unterschätzt, <strong>der</strong> anfällt, wenn unterschiedliche Interessen vieler Systemparteien zu berück-<br />

sichtigen sind. Zweitens werden die Pilotprojekte häufig durch Interessen staatlicher Regulierungsin-<br />

stanzen, insbeson<strong>der</strong>e vor dem Fall <strong>des</strong> Telekommunikationsmonopols, behin<strong>der</strong>t (Witte 1997).<br />

Schließlich ist anzuführen, daß die Kosten <strong>der</strong> Implementierung <strong>des</strong> Systems teilweise den Nutzen<br />

übersteigt – dies ist insbeson<strong>der</strong>e dann <strong>der</strong> Fall, wenn es sich nur um einen Techniktest handelt <strong>und</strong><br />

Marketing-Aspekte ausgeblendet bleiben. Die folgende Übersicht zeigt die laufenden, geplanten sowie<br />

abgeschlossenen Pilotprojekte zu interaktiven Fernsehdiensten in Deutschland auf. 113<br />

113 Eine Übersicht über internationale Projekte zum <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen <strong>und</strong> über Pilotprojekte, die sich im wesentlichen<br />

auf High-Speed-Internetzugänge beziehen, liefern Beckert <strong>und</strong> Kubicek (1999, S. 129 ff.).<br />

138


Tabelle 5-1: Übersicht <strong>der</strong> geplanten, abgeschlossenen <strong>und</strong> laufenden Pilotprojekte<br />

Projekt Berlin Breitbandige Ange-<br />

Teilnehmer Insgesamt 50 Terminals:<br />

30 Privathaushalte<br />

<strong>und</strong> 20<br />

öffentliche Terminals<br />

bei „Multiplikatoren“<br />

(KaDe-<br />

We...)<br />

139<br />

bote NRW<br />

400 Privat- <strong>und</strong><br />

Großk<strong>und</strong>en <strong>der</strong> Telekom<br />

(momentaner<br />

Fokus) sowie 100<br />

Studenten <strong>der</strong> Uni<br />

Münster (geplant)<br />

InfoCity NRW Köln / Bonn Multimedia Gelsenkirchen München Nürnberg<br />

5500 Haushalte sind<br />

an das InfoCity-Netz<br />

angeschlossen, die<br />

jedoch nicht alle die<br />

Dienste nutzen<br />

Beginn 15. Februar 1995 Januar 1998 Planungsphase: Januar<br />

1995; November<br />

1996 technischer<br />

Start<br />

Abschluß Abschluß <strong>des</strong><br />

Versuchs am<br />

30.06.1997<br />

Versuchsgebiet <br />

Projektträger<br />

/<br />

Projektleitung<br />

(L)<br />

Abschluß <strong>des</strong> Ve rsuchs<br />

am 31.10. 1998.<br />

April 1999<br />

Start <strong>der</strong> Vermarktung<br />

von T-DSL<br />

Berlin Innenstadt Köln, Düsseldorf,<br />

Bonn (Schwerpunkt)<br />

sowie Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

ein Studentenwohnheim<br />

in Münster<br />

Deutsche Telekom<br />

(L) mit Systemintegrator<br />

Alcatel SEL<br />

Deutsche Telekom<br />

(L) mit Land NRW,<br />

Online Pro, Siemens<br />

<strong>und</strong> mehreren Content-Anbietern<br />

Kapazität für 100<br />

Teilnehmer; mo -<br />

mentan 25 Teilnehmer<br />

(T-Punkt, Zentrale,<br />

RTL) am Systemangeschlossen<br />

Insgesamt 45 Privathaushalte<br />

<strong>und</strong> Gewerbetreibende<br />

sowie kommunale Nutzergruppen<br />

21. März 1997 14.06.1996 Technischer<br />

Start; 05.09.1996 offizieller<br />

Start<br />

Dezember 1998 1,5 Jahre Wurde 1998 in InfoCity<br />

NRW eingeglie<strong>der</strong>t<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

InfoCity GmbH Betriebs<br />

gesellschaft<br />

(100%-ige Tochter<br />

von O.tel.o)<br />

11 Anschlüsse in München<br />

(ca. 40 Nutzer). Je<br />

ein Anschluß: Schule,<br />

Sprachinstitut <strong>und</strong> Studentenwohnheim<br />

Weitere Tests in Basel<br />

(Schweiz) <strong>und</strong> Mons<br />

(Belgien).<br />

78 Haushalte <strong>und</strong> 3<br />

öffentliche Terminals<br />

14. Mai 1996 Dezember 1996, Februar/<br />

März 1997 technischer<br />

Start bei den Haushalten<br />

Abschluß Pilotversuch<br />

im August 1996<br />

Köln <strong>und</strong> Bonn Stadtgebiet Gelsenkirchen Widenmayerstraße in<br />

München<br />

Deutsche Telekom O.tel.o (L)<br />

Stadt Gelsenkirchen (GE),<br />

Stadtwerke GE, Gesellschaft<br />

für Kabelkommunikation<br />

<strong>und</strong> Gebäudetechnik, Sparkasse<br />

GE, RWE-Energie AG<br />

Italtel (L) im Rahmen<br />

<strong>des</strong> 23 Firmen umfassenden<br />

Projekts AMU-<br />

SE (Advanced Multimedia<br />

Services for Residential<br />

Users) <strong>des</strong> von <strong>der</strong><br />

EU geför<strong>der</strong>ten Programms<br />

ACTS<br />

Geplant: 1,5 Jahre, Verlängerung<br />

<strong>des</strong> Versuchs<br />

durch Angebot eines<br />

Internet-Zugangs<br />

Nürnberg-Thon <strong>und</strong><br />

Stadtmitte<br />

Deutsche Telekom<br />

(Tabelle wird fortgesetzt)


Projekt Berlin Breitbandige Ange-<br />

Endgeräte Fernseher mit Settop-box<br />

(Alcatel<br />

SEL)<br />

Angebotene<br />

Dienste<br />

Video-on-Demand,<br />

Information-on-<br />

Demand, Home-<br />

Shopping, Home-<br />

Learning, Pay-<br />

Radio<br />

Server Videoserver: (Alcatel<br />

SEL) Kapazität<br />

150 Gbyte<br />

(Faustregel: 1 Gb yte<br />

= 1 Std. Film)<br />

Applicationserver:<br />

Datenbank, Navigation,Nutzeraccounts <br />

Netzbetreiber <br />

Verteiltechnik <br />

bote NRW<br />

Multimedia PC Multimedia PC; sowie<br />

Fernseher mit<br />

Set-top-box<br />

Business-to-<br />

Business Anwendungen<br />

für Großk<strong>und</strong>en,breitbandigerInternetzugang,Informationon-Demand<br />

InfoCity NRW Köln / Bonn Multimedia Gelsenkirchen München Nürnberg<br />

Information-on-<br />

Demand, Home-<br />

Shopping, Home-<br />

Learning; Telemedizin;<br />

Touristik<br />

Keine Angaben Serverfarm: Sun<br />

Spark Ultra 2<br />

(UNIX), HP Server<br />

(Unix), Netscape w3<br />

Server (Ultra 1, Ultra<br />

2, Sparc 5), PC Server<br />

für Windows<br />

NT, Microsoft W3<br />

Server<br />

Fernseher mit Settop-box<br />

(Nokia)<br />

Video-on-Demand,<br />

Information-on-<br />

Demand<br />

Videoserver: (Digital)<br />

Kapazität 480<br />

Gbyte<br />

Multimedia PC; Fernseher<br />

mit Set-top-box (geplant)<br />

Stadtverwaltung, Videostreaming;<br />

Telearbeit, Ve rnetzung<br />

<strong>der</strong> Krankenhäuser<br />

Server (Silicon Graphics)<br />

mit Durchsatzrate für mehr<br />

als 100 parallele Videoströme;<br />

Serverfarm<br />

Deutsche Telekom Deutsche Telekom O.tel.o Deutsche Telekom Gesellschaft für Kabelkommunikation<br />

<strong>und</strong><br />

Gebäudetechnik<br />

BK-Koaxialnetz &<br />

Glasfaser<br />

BK-Koaxialnetz<br />

ATM-Anschluß<br />

über ADSL „auf<br />

<strong>der</strong> letzten Meile“<br />

Hybrid Fibre Coax<br />

(HFC)-Netz<br />

Rückkanal Telefonnetz BK-Koaxialnetz CATV-Kabelnetz<br />

(5-25 Megaherz)<br />

BK-Koaxialnetz &<br />

Glasfaser (MPEG2<br />

kodiert DVB)<br />

BK-Koaxialnetz & Glasfaser<br />

(ATM)<br />

Fernseher mit Set-topbox<br />

(Acorn Online Media);<br />

PC o<strong>der</strong> Network<br />

Computer (geplant)<br />

Video-on-Demand, Information-on-Demand,<br />

Internet, Spiele<br />

Videoserver: Siemens<br />

Nixdorf RM400 C72 ix-<br />

Rechner mit einer Kapazität<br />

von ca. 100 Gbyte<br />

Applicationserver:<br />

Siemens Nixdorf RM400<br />

C70<br />

Fernseher mit Set-top-box<br />

Video-on-Demand, Information-on-Demand,<br />

Home-Shopping, Home-<br />

Learning (geplant), an<br />

Mitte 1998 Internet<br />

Videoserver: (N-Cube)<br />

Kapazität 472 Gbyte, 64<br />

Prozessoren, 64 I/O-<br />

Kanäle<br />

Applicationserver: (Sequent)<br />

Datenbank, Navigation,<br />

Nutzeraccounts<br />

Deutsche Telekom Deutsche Telekom<br />

BK-Koaxialnetz & Glasfaser<br />

(ATM) in Phase 1.<br />

Hybrid Radio Link<br />

(broadband wireless) /<br />

Fiber Access<br />

Technology (ATM) in<br />

Phase 2<br />

Telefonnetz - Analoge<br />

zwei Drahttechnik<br />

(ADSL)<br />

BK-Koaxialnetz CATV-Kabelnetz BK-Koaxialnetz Telefonnetz<br />

(Tabelle wird fortgesetzt)<br />

140


Projekt Berlin Breitbandige Ange-<br />

Übertragungsgeschwindigkeit <br />

Versuchsziele <br />

Teilnahmegebühren<br />

141<br />

Vorwärts 2,48<br />

Mbit/s;<br />

Rückwärts 9,6<br />

Kbit/s<br />

Demonstration <strong>der</strong><br />

Machbarkeit innovativer<br />

Fernseh-<br />

<strong>und</strong> verb<strong>und</strong>ener<br />

Dienste auf digitaler<br />

Basis; Erfahrungen<br />

für Content-Provi<strong>der</strong><br />

Keine Gebühren<br />

o<strong>der</strong> Tarife<br />

Sonstiges Kostenlose Hardware;<br />

21 Content-<br />

Provi<strong>der</strong>; Befragung<br />

von 524 Personen<br />

an den öffentlichenTerminals<br />

sowie <strong>der</strong> 20<br />

Privathaushalte<br />

bzgl. <strong>der</strong> Akzeptanz<br />

bote NRW<br />

Vorwärts bis max. 8<br />

Mbit/s;<br />

Rückwärts 768<br />

Kbit/s<br />

<strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> Nutzerverhaltens<br />

<strong>und</strong> Zahlungsbereitschaft,<br />

Potentialschätzung<br />

für Bündelangebote,<br />

Techniktest <strong>und</strong> -<br />

entwicklung, Imageför<strong>der</strong>ung<br />

Festgelegte Tarife im<br />

Piloten: Installationspreis<br />

200 DM,<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr 500-<br />

1100 DM je nach<br />

Konfiguration sowie<br />

Verkehrsentgelte<br />

Detaillierte Trennung<br />

zwischen Ge schäfts<strong>und</strong><br />

Privatk<strong>und</strong>en;<br />

Ausbau <strong>des</strong> Regelbetriebs<br />

in drei Stufen:<br />

(1) 1998 HH, B,<br />

D, K, Bn, F, S, M (2)<br />

1999: 40 Ortsnetze (3)<br />

bis 2002 70 Ortsnetze<br />

Quelle: In Anlehnung an Clement (1998, S. 182 ff.).<br />

InfoCity NRW Köln / Bonn Multimedia Gelsenkirchen München Nürnberg<br />

Vorwärts 4 Mbit/s;<br />

Rückwärts 750<br />

Kbit /s (Leistungsteigerung<br />

auf je 10<br />

Mbit/s möglich)<br />

Technischer Versuch;Markteinführungstest,Entwicklung<br />

neuer Produkte<br />

Monatliche Gr<strong>und</strong>gebühren<br />

knapp 10,-<br />

DM; noch keine<br />

nutzungsabhängige<br />

Gebühren<br />

Subventionierte<br />

Hardware (PC); Zusammenschluß<br />

mit<br />

Multimedia Gelsenkirchen<br />

wurde<br />

durchgegeführt<br />

Vorwärts 2,48<br />

Mbit/s;<br />

Rückwärts 19<br />

Kbit/s<br />

Ausschließlich<br />

technische Versuchsziele<br />

Keine Gebühren<br />

o<strong>der</strong> Tarife<br />

Kostenlose Hardware<br />

Vorwärts <strong>und</strong> Rückwärts<br />

mind 2 Mbit/s<br />

Technischer Versuch; Wirtschaftlichkeitsanalyse;Akzeptanzuntersuchungen<br />

Phase 1 (MPEG1): Vorwärts<br />

<strong>und</strong> Rückwärts<br />

2,48 Mbit/s; Phase 2 -<br />

geplant (MPEG2): Vorwärts<br />

5-6 Mbit/s; Rückwärts<br />

2,48 Mbit/s<br />

Technischer Ve rsuch;<br />

Akzeptanzuntersuchungen<br />

Bisher keine Gebühren Keine Gebühren o<strong>der</strong><br />

Tarife<br />

Zusammenschluß mit Info-<br />

City NRW durchgeführt<br />

Vorwärts 2 Mbit/s;<br />

Rückwärts 9,6 Kbit/s<br />

Technischer Ve rsuch<br />

Keine Gr<strong>und</strong>gebühr aber<br />

nutzungsabhängige Gebühren<br />

- Kostenlose Hardware; je<strong>der</strong><br />

Teilnehmer bekommt<br />

DM 200,00 auf ein <strong>Nutzung</strong>skontogutgeschrieben


Um <strong>der</strong> Zielsetzung gerecht zu werden, daß nur Nutzer von interaktiven Fernsehdiensten hinsichtlich<br />

ihrer <strong>Nutzung</strong>sfaktoren befragt werden sollen, wurde eine Vollerhebung aller Pilotversuche ange-<br />

strebt. Als Auswahlbasis wurde hierfür die Übersicht von Müller <strong>und</strong> Geppert (1996, S. 87) ver-<br />

wendet, die um die neuen Projekte ergänzt wurde. Das Ziel <strong>der</strong> Vollerhebung wurde nicht erreicht:<br />

Das Interaktive Fernsehen stellt ein Erfahrungsgut dar <strong>und</strong> demnach eignen sich nur die Pilotversuche<br />

zur <strong>Nutzung</strong>sforschung, bei denen private Nutzer angeschlossen sind <strong>und</strong> das System langfristig<br />

nutzen können. Damit reduziert sich die Gr<strong>und</strong>gesamtheit auf die Teilnehmer von Pilotvorhaben, die<br />

keine reinen Techniktests darstellen (insgesamt zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erhebung vier). Das Pilotprojekt in<br />

Berlin war bereits abgeschlossen <strong>und</strong> das Vorhaben in München ist mit 11 Haushalten zu klein gewe-<br />

sen.<br />

Nach umfangreichen Verhandlungen mit den vier Betreibern <strong>der</strong> Pilotversuche konnten zwei zur Ko-<br />

operation gewonnen werden: Zum einen die Deutsche Telekom (Pilotprojekt „Interaktive Videodien-<br />

ste“ in Nürnberg) <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en O.tel.o (InfoCity NRW). Allerdings konnte nur bei dem Pilotver-<br />

such <strong>der</strong> Deutschen Telekom ein Datensatz erhoben werden. Die Betreiber von InfoCity lieferten je-<br />

doch wertvolle Hinweise für die Gestaltung <strong>der</strong> Untersuchung.<br />

5.1.2 Eignung von Pilotprojekten für die <strong>Nutzung</strong>sforschung<br />

Die Eignung von Pilotprojekten für Marktforschungszwecke ist nach dem Mißerfolg in Stuttgart um-<br />

stritten. So könnten die typischen methodischen Probleme, die fehlende Akzeptanz <strong>der</strong> Nutzer, die<br />

mangelnde Abstimmung zwischen den Pilotprojektpartnern o<strong>der</strong> externe Einflüsse zu Fehlschlüssen<br />

führen. Es ist jedoch fraglich, ob die Zweifel einer systematischen <strong>Analyse</strong> standhalten <strong>und</strong> die Ver-<br />

wendung <strong>des</strong> Nürnberger Samples ungerechtfertigt ist.<br />

5.1.2.1 Methodische Aspekte<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Pilotprojektbetreiber ist zumeist <strong>der</strong> technische Hard- <strong>und</strong> Softwaretest. Demnach liegt<br />

bislang das Hauptaugenmerk bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Stichprobe (Haushalte) weniger auf Repräsentati-<br />

vitätsgesichtspunkten als vielmehr auf technischen Aspekten. So werden die Haushalte vernetzt, die<br />

technisch relativ problemlos <strong>und</strong> kostengünstig an das Netz angeschlossen werden können, z.B. weil<br />

sie dicht beieinan<strong>der</strong> liegen. Die Zahl <strong>der</strong> angeschlossenen Haushalte ist häufig sehr gering, obgleich<br />

teilweise ehrgeizige Ziele mit Anschlußzahlen von mehr als 10.000 Haushalten (InfoCity NRW) for-<br />

muliert wurden. Diese Ziele werden oft nicht erreicht, weil entwe<strong>der</strong> technische o<strong>der</strong> finanzielle Pro-<br />

bleme nicht gelöst werden können o<strong>der</strong> nicht genügend Haushalte bereit sind, am Pilotprojekt teilzu-<br />

nehmen. Die Stichprobe ist demnach wegen <strong>der</strong> Auswahl <strong>und</strong> Größe nicht repräsentativ <strong>und</strong> ent-<br />

spricht nicht <strong>der</strong> Schichtung <strong>der</strong> Nutzer auf dem gesamten Markt.<br />

143


Kritisiert man die fehlende Repräsentativität, darf nicht vergessen werden, daß eine Zufallsauswahl<br />

bei einem solchen Vorhaben nicht realisierbar ist, weil die Pilotprojektpartizipanten we<strong>der</strong> zur Teil-<br />

nahme am Pilotversuch noch zur <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste gezwungen werden können (Witte 1997, S.<br />

428). Die Personen, die sich zur Teilnahme an einem solchen langfristigen Vorhaben bereit erklären,<br />

weisen eine vergleichsweise positive Einstellung zu innovativen Systemen auf – es liegt somit eine<br />

weitere Verzerrung vor. Dieser Verzerrung ist allerdings entgegen zu halten, daß aus <strong>der</strong> Adoptions-<br />

theorie abzuleiten ist, daß die frühen Adopter einer Innovation eine ähnlich verzerrte Einstellung besit-<br />

zen (siehe Abschnitt 3.2.1).<br />

Der Kritik, daß die Stichprobenergebnisse nur sehr begrenzt auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit hochgerechnet<br />

werden können, ist entgegenzuhalten, daß es sich nicht um einen Testmarkt im herkömmlichen Sinne<br />

handelt, son<strong>der</strong>n vielmehr um einen Innovationstest (Witte 1997). Es geht darum, die Funktionsfä-<br />

higkeit <strong>des</strong> Systems im Umfeld <strong>der</strong> späteren Nutzer zu überprüfen. Die extrem hohe Unsicherheit be-<br />

züglich <strong>der</strong> technischen Umsetzung <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit erlaubt häufig keine großzahligen Pilotver-<br />

suche, da die Kosten zu hoch sind. Dennoch sollten Innovationstests, trotz mangeln<strong>der</strong> Repräsentati-<br />

vität, zu Marktforschungszwecken benutzt werden, weil bereits in diesem sehr frühen Stadium wert-<br />

volle <strong>und</strong> exklusive Informationen bezüglich <strong>des</strong> Nutzens einzelner Komponenten o<strong>der</strong> Dienste ge-<br />

wonnen werden können.<br />

Problematisch bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Pilotprojekte ist zudem, daß die Teilnehmer zumeist die not-<br />

wendige Technik (z.B. die Set-top-box) kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen <strong>und</strong> somit eine<br />

100-prozentige Verbreitung im Testmarkt erzielt wird. Die Daten aus den Pilotprojekten sind somit<br />

für die <strong>Prognose</strong> <strong>des</strong> Markterfolges <strong>der</strong> Multimedia-Endgeräte weniger geeignet.<br />

Die Verwendung von Pilotstudien weist eine Reihe von Vorteilen auf. So ist die <strong>Nutzung</strong>shäufigkeit<br />

bestimmter Dienste bei unterschiedlichen Produkt-Preis-Konstellationen ermittelbar. Dies ist für die<br />

<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für die einzelnen angebotenen Dienste von hoher Relevanz. Die er-<br />

mittelten Daten sind individuell zurechenbar <strong>und</strong> erlauben somit eine Segmentierung <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en.<br />

Wichtig ist darüber hinaus, daß die K<strong>und</strong>en eine Vorstellung über das Potential dieser Technik ent-<br />

wickeln können, weil sie über langfristige Erfahrungen mit dem System verfügen. So können Auswir-<br />

kungen von Fehlern o<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Technik o<strong>der</strong> <strong>des</strong> Marketing auf die <strong>Nutzung</strong> analysiert<br />

werden.<br />

Die methodischen Probleme dürfen nicht verkannt werden, jedoch bieten Pilotprojekte die einmalige<br />

Chance eines Innovationstests. <strong>Prognose</strong>n über die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems können in breiteren Bevöl-<br />

kerungsschichten aber nur dann ernsthaft durchgeführt werden, wenn die von Witte (1997, S. 430)<br />

dargestellten statistischen Min<strong>des</strong>tanfor<strong>der</strong>ungen berücksichtigt werden.<br />

144


5.1.2.2 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong><br />

Die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems hängt von <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft ab, <strong>der</strong>en Schätzung dadurch er-<br />

schwert wird, daß in Pilotversuchen selten Tarife erhoben werden. Für die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> wä-<br />

re es sinnvoll, den Teilnehmern <strong>des</strong> Pilotprojekts zuerst einen kostenlosen Zugang zum Angebot zu<br />

gewähren <strong>und</strong> hierbei die Messung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> vorzunehmen (Nullmessung), um dann neue Ange-<br />

bote zu offerieren, die jedoch tarifiert sind. Erst dann wird sich zeigen, wie hoch die Zahlungsbereit-<br />

schaft für einzelne Dienste ist, da weitreichende Validitätstests möglich sind. Aus den Erfahrungen mit<br />

BTX wurde deutlich, daß eine hohe Preiselastizität für neue Medien bei den Nachfragern herrscht.<br />

Dies hebt die Relevanz <strong>der</strong> Ermittlung von Zahlungsbereitschaften hervor (Kürble, 1995, S. 23). Bei<br />

einem wissenschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen genügenden Versuchsaufbau mit Variation <strong>der</strong> Tarife hin-<br />

sichtlich Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> variablen Anteilen lassen sich optimale Tarifsysteme für das gesamte Sy-<br />

stem entwickeln. Wenn ein solches Vorgehen zugleich an eine Einstellungsmessung vor, während <strong>und</strong><br />

nach <strong>der</strong> Teilnahme am Pilotprojekt gekoppelt wird, kann eine Wirkungsforschung sinnvoll vorge-<br />

nommen werden.<br />

Die Voraussetzung für den Markterfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ist eine Killer-Applikation. Be-<br />

trachtet man die angebotenen Inhalte in den Pilotprojekten, so sind die Inhalte zum größten Teil auch<br />

für kleine Segmente von nur geringem Attraktivitätsgrad (siehe auch Anhang 9.2 sowie Beckert <strong>und</strong><br />

Kubicek 1999, S. 133). Dies hängt auf <strong>der</strong> einen Seite mit <strong>der</strong> fehlenden Kritischen Masse im Ver-<br />

such zusammen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite besteht ein erheblicher Mangel an Inhalteanbietern, die eine<br />

Lizenz für Dienste wie z.B. Video-on-Demand haben. Für die <strong>Nutzung</strong>sforschung bedeutet dies, daß<br />

die Teilnehmer nur selten das System nutzen <strong>und</strong> somit nur eingeschränkt Implikationen aus dem<br />

<strong>Nutzung</strong>sverhalten abzuleiten sind. Hieraus folgt, daß bei Befragungen ein Szenario zu schil<strong>der</strong>n ist,<br />

mit <strong>des</strong>sen Hilfe die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems bei besseren Inhalten abgeschätzt werden kann.<br />

5.1.2.3 Akzeptanz <strong>der</strong> strategischen Anbieterallianzen<br />

Ein Systemgut zeichnet sich dadurch aus, daß eine Vielzahl von einzelnen Komponenten in eine Sy-<br />

stemarchitektur integriert werden muß. Die Interessen <strong>der</strong> Netzinfrastruktur- <strong>und</strong> Netzleistungsanbie-<br />

ter, <strong>der</strong> Serverhersteller, <strong>der</strong> Inhalteanbieter, <strong>der</strong> Service-Provi<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Endgerätehersteller, <strong>der</strong><br />

Softwarefirmen <strong>und</strong> Systemlösungsanbieter müssen zu einem Konzept geformt werden. Darüber hin-<br />

aus sind politische Interessen zu berücksichtigen (Witte 1997). Die jeweiligen Ziele sind während <strong>des</strong><br />

Versuchs nur selten in Einklang zu bringen <strong>und</strong> stellen die technische Realisierung <strong>des</strong> Pilotprojektes<br />

das ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Mal in Frage (Clement 1998). Die fehlende Bereitschaft vieler Anbieter, einen<br />

Standard festzulegen, <strong>der</strong> zumin<strong>des</strong>t die Schnittstellenproblematik löst, ist ein Gr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Mißerfolges<br />

<strong>des</strong> Stuttgarter Pilotversuchs. Jedoch ist dies kein spezifisches Problem von Pilotprojekten (Beckert<br />

145


<strong>und</strong> Kubicek 1999, S. 133): So ist <strong>der</strong> Deco<strong>der</strong>streit bei <strong>der</strong> Markteinführung <strong>des</strong> Digitalen Fernse-<br />

hens erst seit kurzem beigelegt. Das Zusammenspiel <strong>der</strong> Komponentenanbieter als notwendiger Er-<br />

folgsfaktor für den Erfolg <strong>des</strong> Systems kann somit in einem kleinen Rahmen im Pilotprojekt getestet<br />

werden.<br />

5.1.2.4 Externe Einflüsse<br />

„Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Feldexperimente zu neuen Medien nicht ausschließlich dem<br />

betriebswirtschaftlichen Kalkül gewidmet sind, son<strong>der</strong>n auch die politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />

Folgen <strong>der</strong> Innovation einbeziehen.“ (Witte 1997, S. 419). Die Argumentation Wittes basiert auf den<br />

Überlegungen <strong>des</strong> Barrierenkonzepts: Inventionen müssen vielfältige Barrieren überwinden, damit sie<br />

als Innovationen in den Markt eingeführt werden können (Hauschildt 1999). Eine Barriere stellt <strong>der</strong><br />

Gesetzgeber mit seinen Regulierungseingriffen in diesem Sektor dar. Witte hebt die Eignung von Pi-<br />

lotprojekten zur Überwindung solcher Barrieren hervor <strong>und</strong> schreibt ihnen sogar einen erheblichen<br />

Anteil an <strong>der</strong> Öffnung <strong>des</strong> Marktes für Informations- <strong>und</strong> Kommunikationssystemen zu (Witte 1997,<br />

S. 419). Der Gr<strong>und</strong> ist darin zu sehen, daß in den Feldversuchen die Auswirkungen <strong>der</strong> Innovation<br />

auf die Gesellschaft in einem begrenzten Umfeld analysiert werden können. Beispielsweise können<br />

die Bedenken von Kritikern zerstreut werden, daß die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> neuen Medien die Vereinsamung<br />

<strong>des</strong> Individuums vor dem Fernseher bedeutet. Feldversuche lassen empirische Untersuchungen von<br />

unabhängigen Experten zu, die geeignet sind, Argumente für die Neuen Medien zu generieren (Witte<br />

1997, S. 421).<br />

Die vielfältigen externen Einflüsse auf das Pilotprojekt können somit för<strong>der</strong>lich für die Innovation sein.<br />

Das Überwinden <strong>der</strong> Barrieren kann die <strong>Prognose</strong>güte erhöhen, weil <strong>der</strong> Test <strong>der</strong> Invention unter<br />

extremen Bedingungen stattfindet (Witte, 1997, S. 431). Zeichnet sich die Innovation durch die Be-<br />

reitstellung eines hohen relativen Nutzens aus <strong>und</strong> wird sie von den Teilnehmern am Pilotprojekt ak-<br />

zeptiert, dann ist <strong>der</strong> erste Härtetest bestanden worden. Die Invention kann in den Markt eingeführt<br />

werden.<br />

5.1.2.5 Zusammenfassende Beurteilung<br />

Zusammenfassend sind folgende Vor- <strong>und</strong> Nachteile von Pilotprojekten als Datenquelle für empiri-<br />

sche Untersuchungen zu diskutieren (Abbildung 5-1):<br />

Pilotprojekte ermöglichen die langfristige <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> bei Variation <strong>des</strong> Marketing-Mix. Da<br />

unklar ist, welcher Dienst die Killer-Applikation darstellt, können die <strong>Nutzung</strong>sdaten erste wertvolle<br />

Hinweise liefern. Anlehnend an Heiman <strong>und</strong> Muller (1996) ist jedoch bei <strong>der</strong> Bereitstellung einer<br />

Möglichkeit zur Erprobung <strong>des</strong> Systems auf die Dauer <strong>der</strong> Erprobung zu achten. Insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Probeabonnements von Diensten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> zeitlich begrenzten Bereitstellung von Endgeräten sind<br />

146


Aspekte <strong>der</strong> optimalen <strong>Nutzung</strong>sdauer zu berücksichtigen, die bezüglich <strong>der</strong> Komponenten bzw.<br />

Dienste <strong>und</strong> den Teilnehmern variieren kann. Systeme, <strong>der</strong>en negative Eigenschaften schnell augen-<br />

scheinlich werden <strong>und</strong> <strong>der</strong>en positiven Ausprägungen nur langsam erlernt werden können, eignen sich<br />

kaum für Pilotversuche, da <strong>der</strong> Teilnehmer nach den ersten Versuchen so enttäuscht ist, daß er auf<br />

eine weitere <strong>Nutzung</strong> verzichtet <strong>und</strong> es zu einer Anwendungsverweigerung kommt.<br />

Abbildung 5-1: Pro <strong>und</strong> Contra für die Marktforschung bei Pilotprojekten<br />

147<br />

Langfristiger Techniktest<br />

Langfristiger Akzeptanztest<br />

Marktforschung<br />

Maßnahme zum Überwinden<br />

von Barrieren<br />

Möglichkeit zur Erprobung<br />

<strong>der</strong> Innovation<br />

Quelle: Clement (1998, S. 189).<br />

Chancen Probleme<br />

Methodische Probleme bei<br />

<strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Stichprobe<br />

Fehlende Kritische Masse<br />

Keine Experimente / systematische<br />

Variation von Stimuli<br />

Kostenlose <strong>Nutzung</strong><br />

Mangelnde Koordination<br />

Es ist <strong>des</strong> weiteren auf ein gutes Pilotprojekt-Management Wert zu legen, da negative Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> Pilotprojektteilnehmer nutzungshemmende Wirkungen mit sich bringen können (Gaeth et al.<br />

1997). Hierbei darf nicht vergessen werden, daß bei zu geringer <strong>Nutzung</strong> ein Techniktest ebenfalls<br />

nur wenig Erkenntnisse liefert. Es wurde gezeigt, daß Pilotprojekte als Mittel zur Überwindung von<br />

Barrieren hilfreich sein können. Dies kann <strong>der</strong> Pilotprojektbetreiber dadurch untermauern, indem er<br />

ein realistisches Bild von <strong>der</strong> Innovation, unter Umständen durch Zuhilfenahme eines unabhängigen<br />

Experten, entwirft. Schließlich bieten Pilotprojekte hervorragende Möglichkeiten zur Erprobung <strong>der</strong><br />

Invention <strong>und</strong> erhöhen bei positiven Erfahrungen die Adoptionswahrscheinlichkeit <strong>des</strong> Systems.<br />

Bei genauerer Betrachtung <strong>der</strong> bisherigen Pilotversuche ist festzustellen, daß insbeson<strong>der</strong>e die Teil-<br />

nehmerauswahl methodische Probleme nach sich zieht. Demnach sollte bei <strong>der</strong> Teilnehmerakquisition<br />

mehr auf Repräsentativitätsgesichtspunkte Wert gelegt werden.<br />

Die geringe Installierte Basis impliziert, daß die Kritische Masse nicht erreicht wird <strong>und</strong> es <strong>des</strong>wegen<br />

zu großen Schwierigkeiten <strong>der</strong> Betreiber kommt, attraktive Inhalte anzubieten.<br />

Es sind ebenfalls nur selten Ansätze eines Experimentaufbaus zu erkennen, anhand <strong>des</strong>sen f<strong>und</strong>ierte<br />

Erkenntnisse für das Marketing gewonnen werden können. So werden beispielsweise durch fehlende<br />

systematische Variation <strong>der</strong> technischen Ausstattung Chancen bei <strong>der</strong> Produktoptimierung vergeben.<br />

Die kostenlose Bereitstellung <strong>der</strong> Hardware <strong>und</strong> Dienste läßt keine Preisexperimente zu, die An-<br />

haltspunkte bezüglich <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaften liefern könnten.


Lei<strong>der</strong> sind die Projekte zumeist nicht miteinan<strong>der</strong> koordiniert <strong>und</strong> in erster Linie technolo-<br />

giegetrieben (Schnurpfeil 1995). Bei einer systematischen Koordination <strong>der</strong> einzelnen Projekte wäre<br />

es mittels eines hervorragenden methodischen Vorgehens kein Problem, Differenzen <strong>der</strong> Zahlungsbe-<br />

reitschaft bei unterschiedlichen technischen Plattformen zu ermitteln <strong>und</strong> zu erklären. Die Deutsche<br />

Telekom kann starke Wettbewerbsvorteile erlangen, wenn die Pilotprojekte in Berlin, Nürnberg,<br />

Köln/Bonn <strong>und</strong> Nordrhein-Westfalen systematisch bezüglich ihres Aufbaus variiert <strong>und</strong> nicht nur<br />

technische Belange analysiert werden.<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, daß Pilotprojekte gute Chancen zur Marktforschung <strong>und</strong> zur Op-<br />

timierung <strong>der</strong> technischen Umsetzung liefern. Sie stellen die einzige Möglichkeit dar, Personen zu be-<br />

fragen, die Interaktives Fernsehen aktiv genutzt haben. Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden sie hier als Daten-<br />

basis verwendet.<br />

5.2 Darstellung <strong>des</strong> ausgewählten Pilotversuchs<br />

In diesem Abschnitt wird das Pilotprojekt, in <strong>des</strong>sen Rahmen die Hypothesen empirisch getestet <strong>und</strong><br />

die im vierten Abschnitt dargestellte Methodik angewendet werden, näher beschrieben. Dies ist von<br />

Relevanz, weil die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> erheblich von den technischen Eigenschaften<br />

<strong>des</strong> Systems beeinflußt wird.<br />

Die Darstellung (insbeson<strong>der</strong>e die technische) bezieht sich auf den Zeitpunkt <strong>der</strong> Erhebung. Die tech-<br />

nischen Verän<strong>der</strong>ungen innerhalb <strong>des</strong> Pilotversuchs, die nach <strong>der</strong> empirischen Untersuchung vorge-<br />

nommen wurden (z.B. <strong>der</strong> ermöglichte Zugang zum Internet) werden nicht berücksichtigt.<br />

5.2.1 Darstellung <strong>der</strong> technischen Realisierung<br />

Die Zielsetzung <strong>des</strong> Pilotprojekts „Interaktive Videodienste Nürnberg“ ist die realitätsnahe Erpro-<br />

bung <strong>der</strong> innovativen Technologie <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> multimedialen Dienste für Pri-<br />

vathaushalte. Es handelt sich um einen Techniktest, <strong>der</strong> Erfahrungen über die technische Anwend-<br />

barkeit verschiedener Netzplattformen sowie Endgerätekonfigurationen generieren soll. So hat z.B.<br />

<strong>der</strong> Home-Shopping-Anbieter als Ziel die „[...] Abprüfung von Funktionalitäten, Systematik <strong>und</strong> Lo-<br />

gik <strong>des</strong> Aufbaus, <strong>der</strong> Navigatoren <strong>und</strong> <strong>der</strong> Systemstabilität“ definiert (Palombo 1996).<br />

Das Pilotprojekt startete offiziell am 4. Dezember 1996 mit einer vorgesehenen Laufzeit von 18 Mo-<br />

naten. Teilweise waren die ersten Inhalte erst im Frühjahr 1997 abrufbar. Das Projekt wurde mehr-<br />

fach verlängert bzw. erweitert <strong>und</strong> ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erhe-<br />

bung umfaßte das Pilotprojekt 159 Personen in 78 Haushalten, die in zwei Nürnberger Stadtteilen<br />

angesiedelt waren.<br />

148


Dem Pilotprojekt liegen auch heute noch folgende technischen Eigenschaften zugr<strong>und</strong>e: Ursprung al-<br />

ler Daten sind zwei Server, denen die Bearbeitung <strong>und</strong> Speicherung <strong>der</strong> digitalen Signale obliegt. Auf<br />

dem Video-Server sind die Inhalte für Video-on-Demand etc. abgelegt. Der Application-Server<br />

verwaltet die Nutzerdaten <strong>und</strong> steuert die Navigation. Der Home-Shopping-Anbieter betreibt seinen<br />

eigenen Server, auf dem die Bestellungen erfaßt werden. Der verwendete Videoserver besitzt eine<br />

Speicherkapazität von 480 Gbyte, was einer Spielzeit von über 400 St<strong>und</strong>en Film entspricht (sofern<br />

die Filme komprimiert werden). Der Server verfügt über eine hohe Rechenleistung (64 parallel ge-<br />

schaltete Prozessoren) <strong>und</strong> erlaubt den Zugriff mehrerer Personen auf den gleichen Inhalt zur gleichen<br />

Zeit. Darüber hinaus ermöglicht das System die <strong>Nutzung</strong> von Videofunktionen wie Vor- o<strong>der</strong> Zu-<br />

rückspulen, Pause etc.<br />

Abbildung 5-2: Technische Darstellung <strong>des</strong> Pilotprojekts Nürnberg<br />

149<br />

Application-Server<br />

Video-<br />

Server<br />

Quelle: Deutsche Telekom AG.<br />

2 mal 50 individuelle Online<br />

Rückkanäle 9,6 kbit/s<br />

2 mal 50 individuelle<br />

Video-Kanäle 2,048 Mbit/s<br />

Zwei 155 Mbit/s Glasfaser-<br />

ATM-Verbindungen<br />

Stadtteil 1<br />

Stadtteil 2<br />

Die Übertragung <strong>der</strong> digitalen Bildsignale wird mittels <strong>des</strong> Telefonnetzes vorgenommen. Die Verteil-<br />

technik basiert auf dem ADSL-Verfahren. Diese Technologie ermöglicht die Übertragung eines<br />

asymmetrischen Datenstroms über die Telefonleitung. Die Übertragung ist asymmetrisch, weil ver-<br />

schiedene Übertragungsgeschwindigkeiten in beide Richtungen vorliegen. So ist die Übertragungslei-<br />

stung <strong>des</strong> Hinkanals mit 2Mbit/s hoch genug, um Videosignale zu übermitteln, während <strong>der</strong> Rückka-<br />

nal mit 9,6 kbit/s ausreicht, um z.B. Bestellungen zu übertragen. Die Bestellungen für Filme werden<br />

mit einer Infrarot-Fernbedienung eingegeben.<br />

Bevor die Videosignale über die individuelle Verbindung vom Server zum Endgerät (hier ein her-<br />

kömmliches Fernsehgerät) empfangen werden können, müssen die digitalen Daten in analoge, vom


Fernseher empfangbare Daten umgewandelt (dekodiert) werden. Hierfür wird eine Set-top-box<br />

verwendet, die auch für die Ermittlung <strong>der</strong> Abrufanfor<strong>der</strong>ungen an den Application-Server mittels ei-<br />

nes Modems über den Rückkanal verwendet wird. Hervorzuheben ist, daß die Teilnehmer zwar die<br />

Set-top-box wahrgenommen haben, ihnen jedoch im Gegensatz zu DF1 o<strong>der</strong> Premiere nicht kom-<br />

muniziert wurde, daß sie ein zentrales Element zur <strong>Nutzung</strong> dieses Systems darstellt.<br />

Die Identifizierung <strong>der</strong> Teilnehmer geschieht mittels einer PIN, die vor <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> eingegeben wer-<br />

den muß. Nach Überprüfung <strong>der</strong> Berechtigung kann <strong>der</strong> Nutzer auf Inhalte zugreifen. Eine Smart-<br />

Card ist nicht notwendig, da je<strong>der</strong> Teilnehmer eine individuelle Verbindung zum Server hat <strong>und</strong> durch<br />

seinen Anschluß identifiziert wird. Die folgende Abbildung zeigt Details <strong>des</strong> Subscriber-Management<br />

Systems.<br />

Abbildung 5-3: Subscriber-Management System<br />

Quelle: Deutsche Telekom AG.<br />

� Individuelle PIN für jeden<br />

Nutzer<br />

� keine Verschlüsselung <strong>und</strong><br />

keine Smart-Card notwendig<br />

� detaillierte Rechnung<br />

� monatliche Abrechnung<br />

� individuelle Restriktionen für<br />

� Dienstekategorien<br />

� monatliches Budget<br />

� Altersklassen<br />

� Teilnehmergruppen<br />

� On-screen-Display von<br />

Auftragshistorie <strong>und</strong><br />

Kontostand für jeden Nutzer<br />

� differenzierte Preisgestaltung<br />

� Statistik <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sdaten<br />

� Gesamtsystemnutzung<br />

� Dienstenutzung<br />

� Produktnutzung<br />

Die Technik ermöglicht nun den Teilnehmern die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> mit seinen<br />

Anwendungen, die im folgenden Abschnitt detaillierter vorgestellt werden.<br />

5.2.2 Darstellung <strong>der</strong> angebotenen Inhalte<br />

Die Dienste <strong>und</strong> Inhalte, die von <strong>der</strong> Deutschen Telekom <strong>und</strong> den kooperierenden Inhalte-Anbietern<br />

offeriert werden, unterscheiden sich nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Inhalte <strong>und</strong> damit auch nach <strong>der</strong> Benutzerfüh-<br />

rung. So muß ein Nutzer vom Navigationssystem in eine an<strong>der</strong>e Bedienerebene wechseln, 114 wenn<br />

er z.B. Home Shopping-Angebote prüfen möchte. In Abbildung 5-4 sind die Dienste gemäß <strong>der</strong><br />

Projektplanung dargestellt.<br />

114 In <strong>der</strong> PC-Terminologie würde von einem Wechsel <strong>der</strong> Windows- zur DOS-Ebene gesprochen werden.<br />

....<br />

150


Das Diensteangebot <strong>des</strong> Video-on-Demand bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, zwischen<br />

Spielfilmen, Reisedokumentationen <strong>und</strong> Fernsehfilmen zu wählen. Diese werden nach Abruf speziell<br />

für den Teilnehmer übertragen, wobei die schnelle <strong>und</strong> unkomplizierte Suche nach einem beliebigen<br />

Filmbeitrag durch die Naviationssoftware unterstützt wird. Eine Suchmaschine ermöglicht die Wahl<br />

nach den Suchkriterien: Neuerscheinung, Hauptdarsteller, Kategorie, Regisseur o<strong>der</strong> Filmtitel. Be-<br />

son<strong>der</strong>s interessant für diesen Dienst ist die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Videofunktionen, die dem Teilnehmer das<br />

beliebige Anhalten sowie Vor- <strong>und</strong> Zurückspulen <strong>des</strong> Beitrages erlaubt. Die angebotenen Beiträge<br />

sind im Anhang 9.2 mit dem jeweils zu zahlenden Preis aufgeführt.<br />

Abbildung 5-4: Diensteangebot <strong>des</strong> Pilotprojekts<br />

151<br />

Video-on-<br />

Demand<br />

Informationon-Demand<br />

Home-<br />

Shopping<br />

Home-<br />

Learning<br />

• Kinofilme<br />

• Fernsehfilme<br />

• Reisefilme<br />

• Ges<strong>und</strong>heitskanal<br />

• Prisma-Dokumentationen<br />

• News-on-Demand<br />

Quelle<br />

Nicht angeboten<br />

Quelle: Pressemitteilung <strong>der</strong> Deutschen Telekom AG vom 4. Dezember 1996.<br />

Das Angebot <strong>des</strong> Information-on-Demand setzt sich aus den Bereichen Ges<strong>und</strong>heit, News-on-<br />

Demand <strong>und</strong> dem Prisma-Katalog zusammen, <strong>der</strong> im wesentlichen Dokumentationen beinhaltet. Dort<br />

werden Informationen über Musik, Wissenschaft, Technik, Reisen usw. geboten Der Bereich News-<br />

on-Demand ist zwar anfangs in den Plänen enthalten gewesen, wurde jedoch nicht angeboten, da<br />

keine Inhalte zur Verfügung standen. So wurden lediglich Testversionen in das System eingespielt,<br />

die jedoch kaum Interesse fanden. Die angebotenen Beiträge sind ebenfalls im Anhang 9.2 aufge-<br />

führt. Die dort dargestellten Sendungen sind subjektiv vom Betreiber zu den einzelnen Kategorien<br />

zugeordnet worden. Die Trennung <strong>der</strong> Beiträge in Video- bzw. Information-on-Demand ist z.T. sehr<br />

schwierig, weil beispielsweise ein Dokumentationsbeitrag Elemente bei<strong>der</strong> Dienste auf sich vereinigt.<br />

Somit ist eine scharfe Abgrenzung dieser Beiträge innerhalb <strong>des</strong> Pilotprojekts nicht möglich.<br />

Die Firma Quelle ist im Pilotversuch verantwortlich für das Angebot <strong>des</strong> Home-Shopping. Das An-<br />

gebot entspricht dem <strong>des</strong> Internet-Auftritts, obgleich nicht <strong>der</strong> gesamte Katalog angeboten wird.<br />

Das Angebot <strong>des</strong> Home-Learning, das zur multimedia-gestützten Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung genutzt<br />

werden sollte, ist zwar angekündigt, aber nicht ins System eingespeist worden. Basis hierfür wären<br />

Dokumentar- <strong>und</strong> Unterrichtsfilme zur Information o<strong>der</strong> selbständigem Lernen gewesen.


Im folgenden Abschnitt wird auf die Durchführung <strong>der</strong> empirischen Untersuchung eingegangen. Dort<br />

wird die Datenerhebungsmethode, die Datenaufbereitung <strong>und</strong> die Zusammensetzung <strong>der</strong> Stichprobe<br />

im Vergleich zum b<strong>und</strong>esdeutschen Durchschnitt dargestellt.<br />

5.3 Datenerhebung – Datenaufbereitung – Stichprobenbeschreibung<br />

Am Pilotprojekt „Interaktive Videodienste“ <strong>der</strong> Deutschen Telekom in Nürnberg nahmen zum Erhe-<br />

bungszeitpunkt 78 Haushalte teil. Das Auswahlprinzip beim Anschluß <strong>der</strong> Haushalte war aufgr<strong>und</strong><br />

technischer Zwänge <strong>der</strong> Deutschen Telekom eine nicht zufällige Auswahl <strong>und</strong> durch den Auswahltyp<br />

– Auswahl auf das Geratewohl – geprägt. Für diese empirische Untersuchung wurden alle teilneh-<br />

menden Personen am Versuch ausgewählt. In den Haushalten waren zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Befragung<br />

insgesamt 159 Personen min<strong>des</strong>tens 18 Jahre alt, die auf Wunsch <strong>des</strong> Betreibers als Erhebungsein-<br />

heiten definiert wurden. Das Befragungsgebiet war aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Netzinfrastruktur auf die Bereiche<br />

Nürnberg-Thon <strong>und</strong> -Mitte beschränkt.<br />

Als Erhebungsmethode wurde die schriftliche Befragung mit einem für das Pilotprojekt speziell zuge-<br />

schnittenen Fragebogen (Anhang 0) gewählt. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fernsehbasierten Technik war es nicht<br />

möglich, eine Online-Befragung mit vertretbarem Aufwand durchzuführen. 115 Die Befragung erfolgte<br />

mit Hilfe von standardisierten Fragen, die zusammen mit Vertretern <strong>des</strong> Betreibers entwickelt wur-<br />

den, um somit möglichst vergleichbare <strong>und</strong> vollständige Antworten zu generieren. Pre-Tests <strong>der</strong> Fra-<br />

gebögen bei am Pilotprojekt teilnehmenden Mitarbeitern <strong>des</strong> Betreibers führten nur zu geringfügigen<br />

Än<strong>der</strong>ungen in den Formulierungen einiger Fragen. Es liegt ein nicht-experimentelles Forschungsde-<br />

sign vor, da keine Variationen von Stimuli (z.B. <strong>des</strong> Preises) <strong>und</strong> keine Kontrolle <strong>der</strong> Störfaktoren<br />

vorgenommen wurde. Somit ist nicht auszuschließen, daß eine Vielzahl von nicht erfaßten Störeinflüs-<br />

sen die Ergebnisse verzerrt haben <strong>und</strong> dafür verantwortlich sind, daß nur ein relativ kleiner Teil <strong>der</strong><br />

Varianz erklärt werden kann. Es wurden kontrollierende Variablen in die Befragung mit aufgenom-<br />

men, die für Validitätstests geeignet sind.<br />

115 Zur Problematik von Online-Befragungen siehe Bogner (1996), Spohrer <strong>und</strong> Bronold (1996) sowie Agrawal<br />

(1998).<br />

152


Der Fragebogen unterteilt sich in vier Abschnitte (Anhang 0):<br />

• Abschnitt 1: Akzeptanz <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>,<br />

• Abschnitt 2: Wahrnehmung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>,<br />

• Abschnitt 3: Zahlungsbereitschaft von <strong>Interaktiven</strong> Diensten sowie<br />

• Abschnitt 4: Sonstige Informationen.<br />

Die ersten beiden Abschnitte beziehen sich im wesentlichen auf die Erklärung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>, wohinge-<br />

gen <strong>der</strong> dritte Abschnitt hauptsächlich auf die Schätzung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen abstellt.<br />

Der vierte Abschnitt beinhaltet die soziodemographischen Informationen.<br />

Die Befragung wurde den Teilnehmern im Vorfeld durch einen Brief <strong>des</strong> Betreibers angekündigt. Der<br />

Versand <strong>der</strong> Fragebögen begann am 19. September 1997. Je<strong>der</strong> Umschlag enthielt einen individuel-<br />

len Fragebogen für diejenigen Haushaltsmitglie<strong>der</strong>, die min<strong>des</strong>tens 18 Jahre alt waren. Die Personen<br />

haben zum Befragungszeitpunkt etwa ein halbes Jahr Erfahrungen mit dem System sammeln können.<br />

Der letzte beantwortete <strong>und</strong> in die <strong>Analyse</strong> eingegangene Fragebogen traf am 30. Dezember 1997<br />

ein. 116<br />

Die zweite Datenbasis stellen neben den Befragungsdaten die <strong>Nutzung</strong>sdaten <strong>der</strong> Haushalte dar. Der<br />

Betreiber stellte die <strong>Nutzung</strong>sdaten <strong>der</strong> Haushalte von Beginn <strong>des</strong> Pilotvorhabens im Februar 1997<br />

bis zum 24. November 1997 zur Verfügung, anhand <strong>der</strong>er nachvollzogen werden soll, welche Inhalte<br />

seit Beginn <strong>des</strong> Vorhabens abgerufen wurden. Da je<strong>der</strong> Teilnehmer seine eigene PIN-Nummer hat,<br />

kann anhand <strong>der</strong> Logfiles genau rekonstruiert werden, welche Person wann welche Inhalte gesehen<br />

hat. Allerdings kann nicht gesagt werden, daß eine Person allein den Inhalt abgerufen <strong>und</strong> angesehen<br />

bzw. ob sie ihre eigene PIN genutzt hat.<br />

Die folgende Übersicht faßt die Datenbasis zusammen:<br />

116 Zwei im März 1998 erhaltene Fragebögen gingen nicht mehr in die <strong>Analyse</strong> ein, da diese Personen 3 zusätzliche<br />

Monate zur Erprobung neuer Angebote zur Verfügung hatten, die eine Verzerrung <strong>der</strong> Antworten – insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei neuen Medien – zur Folge haben können.<br />

153


Abbildung 5-5: Übersicht <strong>der</strong> vorliegenden Daten<br />

Vorliegende Daten <strong>des</strong> Pilotversuchs<br />

Befragungsdaten <strong>Nutzung</strong>sdaten<br />

Ausgesandte Fragebögen:<br />

159<br />

Verwendbarer Rücklauf:<br />

89 Fragebögen<br />

(56% Rücklaufquote)<br />

<strong>Nutzung</strong>sdaten aller 159<br />

Nutzer <strong>des</strong> Pilotprojekts<br />

(unabhängig von<br />

<strong>der</strong> Beantwortung <strong>des</strong><br />

Fragebogens)<br />

Insgesamt wurden 159 Fragebögen an die Teilnehmer <strong>des</strong> Pilotversuchs verschickt, von denen 93<br />

zurückgesandt wurden. Vier davon sind nicht zu verwerten, da sie nicht ausgefüllt bzw. die Fragen in<br />

einem Brief aufgegriffen <strong>und</strong> offen beantwortet wurden. 117 Somit verbleiben 89 verwertbare Frage-<br />

bögen für die Datenauswertung. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 55,97%. Die vergleichs-<br />

weise hohe Rücklaufquote läßt sich zum einen darauf zurückführen, daß „friendly user“ vorliegen, de-<br />

nen im Pilotprojekt ein Service kostenlos bereitgestellt wurde. Zum an<strong>der</strong>en wurde angelehnt an<br />

Jobber <strong>und</strong> O'Reilly (1998) durch die Zusendung einer Special-Edition Telefonkarte im Nennwert<br />

von 6,00 DM bei Beantwortung <strong>des</strong> Fragebogens ein weiterer Anreiz geschaffen. Der Rücklauf ist<br />

unter Berücksichtigung <strong>des</strong> Umfangs <strong>und</strong> Detaillierungsgra<strong>des</strong> <strong>des</strong> Fragebogens sowie <strong>der</strong> sensiblen<br />

Fragen als gut anzusehen. Auf eine Nachfaßaktion zur weiteren Erhöhung <strong>der</strong> Rücklaufquote wurde<br />

auf Wunsch <strong>des</strong> Betreibers verzichtet. Die 89 Personen, die den Fragebogen zurückschickten,<br />

stammen aus 51 Haushalten. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 65,4%, wenn die Haushalte<br />

die Basis bilden.<br />

Bevor <strong>Analyse</strong>n zur <strong>Nutzung</strong> <strong>und</strong> Zahlungsbereitschaft vorgenommen werden, soll zunächst die<br />

Stichprobe detaillierter dargestellt werden. 118 Die Abbildung 5-6 zeigt die Ausprägungen <strong>der</strong> Stich-<br />

117<br />

Zwei Briefe enthielten sehr interessante Informationen bezüglich <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> einzelner Angebote <strong>und</strong> wurden<br />

bei <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Daten z.T. berücksichtigt.<br />

118<br />

Die <strong>Analyse</strong>n wurden mit Hilfe <strong>des</strong> Softwarepakets SPSS für Windows - Version 6.1.3 von 1995 durchgeführt,<br />

die dem Autor leihweise als Doktorandenversion 1997 von SPSS anstelle <strong>der</strong> aktuellen Version (8.0) zur Verfügung<br />

gestellt wurde.<br />

154


probe bezüglich <strong>der</strong> Altersverteilung 119 im Vergleich zu den Daten aus <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutsch-<br />

land.<br />

Abbildung 5-6: Vergleich <strong>der</strong> Stichprobe zum b<strong>und</strong>esdeutschen Mittel (Alter, n=88) 120<br />

155<br />

Anteil in Stichprobe (in %)<br />

Anteil in Deutschland (in %)<br />

Quelle: Statistisches Jahrbuch (1997).<br />

Altersverteilung<br />

18 - 25 25 - 45 45 - 60<br />

60 - 65 65 <strong>und</strong><br />

mehr<br />

Altersklassen<br />

60,0%<br />

50,0%<br />

40,0%<br />

30,0%<br />

20,0%<br />

10,0%<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Altersverteilung ist festzustellen, daß <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Personen zwischen 25 <strong>und</strong> 45 Jah-<br />

ren in <strong>der</strong> Stichprobe über- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> über 65-jährigen Personen unterrepräsentiert ist.<br />

Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Verteilung <strong>des</strong> Geschlechts zeigt, daß in <strong>der</strong> Stichprobe Männer mit 60,7% wesent-<br />

lich stärker vertreten sind als Frauen mit 39,3%. Laut Statistischem B<strong>und</strong>esamt ist die Verteilung <strong>des</strong><br />

Geschlechts jedoch mit 51,3% Männer <strong>und</strong> 48,7% Frauen annähernd gleich. Demnach sind Männer<br />

in <strong>der</strong> Stichprobe überrepräsentiert. 121<br />

Interessanterweise zeichnen sich die Single-Haushalte durch eine hohe Antwortbereitschaft aus. So<br />

antworteten nach Angaben <strong>des</strong> Betreibers 13 von den 15 Single-Haushalten (87%) auf den Frage-<br />

bogen.<br />

119 Aufgr<strong>und</strong> einer unterschiedlichen Klassenbildung bei den Altersgruppen für die b<strong>und</strong>esdeutschen Daten (ab<br />

14 Jahren) ist erneut darauf hinzuweisen, daß die Stichprobe nur Personen enthält, die min<strong>des</strong>tens 18 Jahre alt<br />

sind.<br />

120 Wenn im folgenden Abweichungen von n=89 auftreten, so liegt das an fehlenden Werten.<br />

121 Die Gründe hierfür können lediglich vermutet werden. Ein Aspekt kann jedoch aus <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Antworten<br />

aus Mehrpersonenhaushalten gewonnen werden: So sind zwei Drittel <strong>der</strong> Rücksen<strong>der</strong> aus Mehrfamilienhaushalten<br />

männlichen Geschlechts, was die Vermutung nahelegt, daß <strong>der</strong> Mann in seiner wahrgenommenen<br />

Rolle als „Haushaltsvorstand“ die Beantwortung <strong>des</strong> Fragebogens quasi stellvertretend für die Familie<br />

übernahm.<br />

0,0%<br />

Prozent


Das Einkommen ist eine weitere Größe, die geeignet ist, die Zusammensetzung <strong>der</strong> Stichprobe be-<br />

züglich möglicher Biases zu untersuchen. Die Vergleichsdaten bezüglich <strong>des</strong> Einkommens lassen fol-<br />

gen<strong>des</strong> Bild entstehen:<br />

Tabelle 5-2: Vergleich <strong>der</strong> Stichprobe zum b<strong>und</strong>esdeutschen Mittel (Einkommen; n=80)<br />

Einkommensklasse Deutschland Prozentuale Ver- Einkommensklasse Stichprobe Prozentuale Verteilung<br />

(n=80)<br />

teilung<br />

unter 1800 DM 18,65 % unter 2000 DM 7,5 %<br />

1800 - 2500 DM 17,79 % 2000-3999 DM 33,8 %<br />

2500 - 4000 DM 28,73 % 4000-5999 DM 32,5 %<br />

4000 - 5000 DM 12,73 % über 6000 DM 26,3 %<br />

5000 - 7500 DM 12,83 %<br />

7500 <strong>und</strong> mehr DM 4,98 %<br />

Sonstige 4,29 %<br />

Quelle: Statistisches Jahrbuch (1997).<br />

Trotz <strong>der</strong> Unterschiede bei <strong>der</strong> Klassenbildung zeigt sich, daß die Stichprobe deutlich weniger ein-<br />

kommensschwache <strong>und</strong> deutlich mehr einkommensstarke Personen enthält. Obwohl die Vergleichs-<br />

daten <strong>des</strong> Statistischen B<strong>und</strong>esamtes auf Haushaltsbasis <strong>und</strong> nicht auf individueller Basis verfügbar<br />

waren, 122 zeigt sich, daß auch hier kein repräsentatives Bild vorliegt.<br />

Um festzustellen, ob ein Bias in <strong>der</strong> Stichprobe hinsichtlich <strong>der</strong> Freude an technischen Neuerungen<br />

vorliegt, ist es sinnvoll, die Ausstattung <strong>der</strong> Haushalte mit bestimmten technischen Geräten im Ver-<br />

gleich zur b<strong>und</strong>esdeutschen Ausstattung zu betrachten. So verfügen laut Media-<strong>Analyse</strong> 1997 insge-<br />

samt 25,6% <strong>der</strong> Haushalte über einen PC. Die Stichprobe enthält hingegen mit 47,4% eine wesent-<br />

lich höhere Verfügbarkeit von multimediafähigen PCs. Dieser Wert kann jedoch einer Verzerrung<br />

unterliegen, weil die entsprechende Frage von insgesamt nur 38 Haushalten (74,5% aller befragten<br />

Haushalte) beantwortet wurde. Da die Stichprobe relativ viele jüngere Personen enthält, ist dieser<br />

erhöhte Anteil plausibel.<br />

Bei einer Untersuchung zur <strong>Nutzung</strong> von interaktiven Diensten ist von Interesse, wie viele Personen<br />

(Haushalte) Pay-TV-Abonnementen sind. Insgesamt gaben sieben Personen (sechs Haushalte) an,<br />

daß sie ein Abonnement von Premiere haben. Dies entspricht einem Anteil von 7,9% <strong>der</strong> Personen<br />

(6,74% <strong>der</strong> Haushalte) in <strong>der</strong> Stichprobe. Bei insgesamt ca. 1,6 Mio. Premiere-Abonnenten (1997 –<br />

entspricht 4,5% <strong>der</strong> Haushalte <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik, wenn man davon ausgeht, daß nur ein Abonnent<br />

pro Haushalt eingegangen wird) ist diese Zahl nicht ungewöhnlich hoch. DF1-Abonnenten sind nicht<br />

in <strong>der</strong> Stichprobe vertreten.<br />

156


Weitere Hinweise zur Verzerrung <strong>der</strong> Antworten durch stichprobenbezogene Eigenheiten können<br />

durch die Vergleiche <strong>der</strong> Kinobesuche <strong>der</strong> Befragten gewonnen werden, die in Abbildung 5-7 dar-<br />

gestellt werden. Es zeigt sich, daß die Systemteilnehmer im Vergleich zur deutschen Bevölkerung re-<br />

lativ häufig ins Kino gehen. Zudem leihen 26% <strong>der</strong> Pilotprojektteilnehmer (n=84) min<strong>des</strong>tens einen<br />

Videofilm pro Monat aus. Da hierzu keine Daten für Deutschland in einem vertretbaren Aufwand zu<br />

erhalten sind, unterbleibt ein Vergleich.<br />

Abbildung 5-7: Vergleich <strong>der</strong> Stichprobe zum b<strong>und</strong>esdeutschen Mittel (Kinobesuche, n=84)<br />

Quellen: MediaFacts (1997).<br />

157<br />

Stichprobe ab 18 Jahren<br />

Bevölkerung ab 14 Jahren<br />

Verteilung <strong>der</strong> Kinobesuche<br />

> 1 pro Woche<br />

1 pro Woche<br />

2-3 monatlich<br />

1 pro Monat<br />

< 1 pro Monat<br />

0<br />

Kinobesuche<br />

Die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste ist zudem dahingehend zu prüfen, ob die Rücksen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Fragebogens die<br />

Dienste häufiger nutzten als die Nicht-Rücksen<strong>der</strong>. Die <strong>Nutzung</strong>shäufigkeiten zeigten, daß die 89<br />

Rücksen<strong>der</strong> 586 Beiträge (ohne Home-Shopping) abgerufen haben, während die 111 Nicht-<br />

Rücksen<strong>der</strong> 156 Beiträge abriefen. Die 111 Nicht-Rücksen<strong>der</strong> beinhalten auch die unter 18 Jahre<br />

alten Teilnehmer. Ein Vergleich <strong>der</strong> Zahlen zeigt, daß diejenigen, die häufig Inhalte aus dem System<br />

abriefen, eher bereit waren, den Fragebogen auszufüllen. Dieses Ergebnis hat die inhaltliche Konse-<br />

quenz, daß zum einen die Stichprobe hinsichtlich <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> verzerrt ist <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en, daß die<br />

Rücksen<strong>der</strong> stark von <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Erprobung Gebrauch machen <strong>und</strong> dementsprechend fun-<br />

diertere Antworten geben konnten.<br />

Es ist festzustellen, daß es sich bei den Teilnehmern nicht um eine Ansammlung von sogenannten<br />

Technikfreaks handelt. Vielmehr handelt es sich um ein heterogenes Sample, das bezüglich verschie-<br />

122 Es wurde von einer Unterteilung <strong>der</strong> Stichprobe auf Haushaltsbasis abgesehen, weil z.T. innerhalb eines<br />

Haushaltes <strong>der</strong> Stichprobe mehrere Haushalte gemäß <strong>der</strong> Definition <strong>des</strong> Statistischen B<strong>und</strong>esamtes enthalten<br />

sind (z.B. bereits berufstätige Kin<strong>der</strong>).<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

Prozent


dener Kriterien nicht repräsentativ zum b<strong>und</strong>esdeutschen Durchschnitt ist. So ist zusammenfassend<br />

die Stichprobe hinsichtlich folgen<strong>der</strong> Merkmale zu charakterisieren:<br />

• Vornehmlich jüngere männliche Personen mit relativ hohem Einkommen,<br />

• einer relativ guten technischen Ausstattung <strong>und</strong><br />

• einer vergleichsweise häufigen Kinonutzung<br />

• nutzten das Pilotprojektangebot relativ stark im Vergleich zu den Nicht-Rücksen<strong>der</strong>n.<br />

Vergleicht man allerdings die Merkmale <strong>der</strong> Stichprobe mit den Nutzerprofilen <strong>der</strong> Internet-Nutzer,<br />

die in regelmäßigen Abständen von Fittkau & Maaß, W3B Hamburg publiziert werden, so ist festzu-<br />

stellen, daß sich die Unterschiede reduzieren. Laut Fittkau (1999) ist <strong>der</strong> typische Internet-Nutzer<br />

ebenfalls jung <strong>und</strong> männlich bei einem relativ hohen Einkommen. Insofern ist zwar die Stichprobe<br />

nicht repräsentativ zum B<strong>und</strong>esdurchschnitt, jedoch ist sie vergleichbar mit den Internet-Nutzern, die<br />

bisher noch die Innovatoren <strong>und</strong> Early Adopters <strong>des</strong> Mediums „Internet“ darstellen.<br />

5.4 Erklärung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> im Pilotprojekt<br />

In diesem Abschnitt werden zunächst die Operationalisierungs- <strong>und</strong> Meßansätze <strong>der</strong> direkt (5.4.1)<br />

bzw. indirekt meßbaren Konstrukte (5.4.2) aufgezeigt. Daran anschließend wird zunächst <strong>der</strong> indivi-<br />

duelle Nutzen <strong>des</strong> Systems ermittelt (5.4.3), um dann die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste zu betrachten (5.4.4).<br />

Das Kapitel schließt mit <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Akzeptanz (5.4.5).<br />

5.4.1 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung <strong>der</strong> direkt meßbaren Items<br />

Zur Untersuchung <strong>der</strong> Einflußfaktoren auf die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste sind zunächst die Variablen zu<br />

definieren, anhand <strong>der</strong>er die Einflüsse gemessen werden. Daher werden zunächst die direkt zu mes-<br />

senden Items beschrieben, die sich in abhängige (5.4.1.1) <strong>und</strong> unabhängige Variablen (5.4.1.2) un-<br />

terteilen.<br />

5.4.1.1 Abhängige Variablen – <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste<br />

Wie in Abbildung 5-5 dargestellt wurde, liegen die <strong>Nutzung</strong>sdaten aller 159 Personen vor – unab-<br />

hängig davon, ob sie den Fragebogen beantwortet haben o<strong>der</strong> nicht. Die im Pilotprojekt angebote-<br />

nen Dienste sind entwe<strong>der</strong> On-Demand-Dienste o<strong>der</strong> Home-Shopping-Angebote. Die <strong>Nutzung</strong> die-<br />

ser Angebote soll im folgenden dargestellt werden:<br />

158


• <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> On-Demand-Dienste<br />

Die <strong>Nutzung</strong>sdaten sind für alle On-Demand-Dienste <strong>des</strong> Pilotprojekts vorhanden. Anhand <strong>des</strong> Ein-<br />

zelnachweises über <strong>Nutzung</strong>sentgelte, wie er in Abbildung 5-8 exemplarisch dargestellt ist, kann<br />

festgestellt werden, welche Inhalte, zu welchem Zeitpunkt, von wem <strong>und</strong> wie häufig abgerufen wur-<br />

den.<br />

Abbildung 5-8: Darstellung eines Einzelnachweises über <strong>Nutzung</strong>sentgelte<br />

K<strong>und</strong>ennummer: 91110002099123<br />

Datum Teilnehmer Produkt Dienst Preis<br />

04.08.1997 17:56:13 002 Neuseeland VOD-Service 5,00 DM<br />

04.08.1997 19:36:58 001 Sugar Hill (Teil 1) VOD-Service 2,50 DM<br />

05.08.1997 20:00:09 002 Von Mensch zu Mensch Prisma Service 0,00 DM<br />

08.08.1997 19:47:20 001 Smoke VOD-Service 7,00 DM<br />

20.09.1997 20:13:19 002 Von Mensch zu Mensch Prisma Service 0,00 DM<br />

21.09.1997 11:11:39 001 Blue in the Face VOD-Service 7,00 DM<br />

21,50 DM<br />

Durch die Auswertung dieser <strong>Nutzung</strong>sprotokolle kann eine individuelle Zuordnung <strong>der</strong> angefor<strong>der</strong>-<br />

ten Inhalte erfolgen. Diese Zuordnung läßt aber kein Schluß darauf zu, ob diese Person letztendlich<br />

den Film gesehen hat, da <strong>der</strong> Film z.B. von mehreren Personen bei einem „gemütlichen Fernseh-<br />

abend“ verfolgt werden kann.<br />

Gemäß <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sprotokolle wurden insgesamt 742 Programmbeiträge abgerufen. Die Abrufe<br />

verteilen sich für alle Teilnehmer (inklusive <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>jährigen bei den Nicht-Rücksen<strong>der</strong>n) wie folgt:<br />

159


Abbildung 5-9: Übersicht <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> aller Teilnehmer<br />

Nutzer<br />

69<br />

Rücksen<strong>der</strong><br />

89<br />

Registrierte Teilnehmer<br />

200 Personen<br />

Nicht-Nutzer<br />

20<br />

Nicht-Nutzer<br />

52<br />

Nicht-Rücksen<strong>der</strong><br />

111<br />

Gesamtanzahl <strong>der</strong> abgerufenen Beiträge<br />

742 Beobachtungen<br />

79 % 21 %<br />

Nutzer<br />

59<br />

Die 742 abgerufenen Beiträge verteilen sich zu 57,7% auf Video-on-Demand <strong>und</strong> 40,6% auf Pris-<br />

ma-Service-Sendungen. Lediglich zu 1,7% wurde <strong>der</strong> Dienst Prisma-Plus genutzt, <strong>der</strong> sowohl Vi-<br />

deo- als auch Information-on-Demand anbietet. Die Verteilung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> dieser Dienste<br />

(Abbildung 5-10) ist nur schwer auf bestimmte Sachverhalte zurückzuführen. Die Prisma-Angebote<br />

wurden mit 42,3% sehr häufig genutzt. Ob dieses Verhalten aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> vergleichsweise vielfältigen<br />

Programmangebots erfolgte o<strong>der</strong> durch das von Witte (1997, S. 434) beschriebene Phänomen <strong>der</strong><br />

Bevorzugung von kulturell <strong>und</strong> politisch höherwertigen Beiträgen geprägt wurde, kann nicht eindeutig<br />

beantwortet werden.<br />

Die folgende Übersicht zeigt, wie häufig welche Inhalte insgesamt genutzt wurden. Dabei wird unter-<br />

schieden in beendete Beiträge <strong>und</strong> abgebrochene Beiträge. Eine exakte Unterscheidung ist jedoch<br />

nicht ohne weiteres möglich, da die <strong>Nutzung</strong>sprotokolle zwar den Abruf aufzeichnen, aber nicht den<br />

Abbruch <strong>des</strong> Beitrages. Letztendlich ist es für den Anbieter <strong>der</strong> Inhalte kein Nachteil, wenn <strong>der</strong> Bei-<br />

trag nicht bis zum Ende gesehen wird, da trotzdem die volle Summe verlangt wird. Allerdings kann<br />

dies zu technisch bedingten Einschränkungen in den Möglichkeiten <strong>der</strong> Preisdifferenzierung führen.<br />

So ist es z.B. vorstellbar, daß die Leichtathletik WM bis zum 100 Meter Lauf verfolgt <strong>und</strong> danach<br />

bewußt abgebrochen wird. Wenn nun eine Art Minutenpreis verlangt wird, dann können die Preise<br />

besser differenziert <strong>und</strong> eventuell höhere Deckungsbeiträge erwirtschaftet werden. Die vorliegenden<br />

Daten <strong>des</strong> Pilotversuchs erlauben dieses noch nicht. Im folgenden wird ein Beitrag dann als abgebro-<br />

chen bezeichnet, wenn ein Haushaltsmitglied, nachdem es einen Beitrag von z.B. 30 Minuten Länge<br />

abgerufen hat, einen weiteren Beitrag aufruft, <strong>der</strong> in dieser 30-minütigen Sendezeit liegt. Dieses Be-<br />

helfsmaß kann jedoch nicht feststellen, ob <strong>der</strong> letzte abgerufene Beitrag bis zum Schluß gesehen<br />

wurde.<br />

160


Abbildung 5-10: Verteilung <strong>der</strong> genutzten Dienste <strong>und</strong> Kategorien<br />

161<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

VoD Prisma Plus<br />

nicht beendet 91 61 7<br />

beendet 337 240 6<br />

Unterteilt<br />

nach<br />

Inhalten<br />

Aus <strong>der</strong> Abbildung geht hervor, daß für die Dienste (Video-on-Demand <strong>und</strong> Prisma) <strong>und</strong> Kategorien<br />

(Unterhaltung usw.) eine in etwa gleiche Abbruchquote von ca. 20% vorliegt. Diese hohe Quote läßt<br />

zum einen die Annahme zu, daß die Inhalte nicht von sehr hoher Qualität gewesen sind (siehe auch<br />

Anhang 2). Zum an<strong>der</strong>en kann sie aber ebenfalls durch die Erprobung erklärt werden. So erscheint<br />

es durchaus plausibel, daß zu Beginn <strong>des</strong> Pilotversuchs sehr viele Personen einfach am System her-<br />

umprobiert <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e kostenlose Angebote abgerufen haben, um sich mit dem System ver-<br />

traut zu machen. Abschließend kann ebenfalls davon ausgegangen werden, daß die Teilnehmer <strong>des</strong><br />

öfteren ihr System Dritten (Gästen) demonstriert haben <strong>und</strong> die Beiträge nicht bis zum Ende verfolg-<br />

ten. Eine eindeutige Aussage kann diesbezüglich nicht vorgenommen werden. Da nicht genau zwi-<br />

schen Abbruch <strong>und</strong> Nicht-Abbruch differenziert werden kann, soll im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Arbeit<br />

auch ein abgebrochener Beitrag als <strong>Nutzung</strong> angesehen werden, weil die <strong>Nutzung</strong> kostenpflichtiger<br />

Angebote den Teilnehmern in Rechnung gestellt wurde.<br />

Der (hier nicht aufgeführte) Vergleich zwischen Rücksen<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Nicht-Rücksen<strong>der</strong>n bezüglich <strong>des</strong><br />

Sehverhaltens, d.h. <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> abgerufenen Beiträge, ergibt keine deutlichen Unterschiede (Becker<br />

1998, S. 42).<br />

Interessant ist die Betrachtung <strong>des</strong> Zeitpunktes <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>. Ein Vergleich <strong>der</strong> relativen Anzahl <strong>der</strong><br />

<strong>Nutzung</strong>en von Rücksen<strong>der</strong>n sowie Nicht-Rücksen<strong>der</strong>n über verschiedene Zeiträume bietet die fol-<br />

gende Abbildung. Dort wird die <strong>Nutzung</strong> beginnend vom Tag <strong>der</strong> Installation (<strong>der</strong> nicht für alle<br />

Haushalte gleich war) in bestimmten Intervallen dargestellt.<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Unterhaltung<br />

Krimi<br />

Reise<br />

Komödie<br />

Kin<strong>der</strong><br />

Drama<br />

Action<br />

Prisma


Abbildung 5-11: Dienstenutzung in unterschiedlichen Zeitintervallen<br />

Angaben in %<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1. Woche 2. Woche 15.-30.<br />

Tag<br />

31.-50.<br />

Tag<br />

> 50 Tage<br />

Rücksen<strong>der</strong> (n=69) Nicht-Rücksen<strong>der</strong> (n=59)<br />

Die Verteilung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> zeigt, daß innerhalb <strong>der</strong> ersten Woche die Nicht-Rücksen<strong>der</strong> sehr häufig<br />

die Dienste nutzten <strong>und</strong> anschließend die <strong>Nutzung</strong> stark abnimmt. So wurde die Hälfte aller Beiträge<br />

in <strong>der</strong> ersten Woche abgerufen. Die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Rücksen<strong>der</strong> verläuft tendenziell ähnlich, obgleich sie<br />

die Dienste nicht ganz so häufig zu Beginn <strong>des</strong> Projektes genutzt haben. Über die weiteren Perioden<br />

hinweg liegt die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Rücksen<strong>der</strong> jedoch immer auf einem höheren Niveau, welches das sin-<br />

kende Interesse <strong>der</strong> Nicht-Rücksen<strong>der</strong> verdeutlicht.<br />

• <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Home-Shopping-Angebots<br />

Im Pilotprojekt wird durch Quelle ein Home-Shopping-Angebot bereitgestellt, <strong>des</strong>sen Daten eben-<br />

falls vorliegen. Bei diesen Daten handelt es sich jedoch nicht um die Logfiles, son<strong>der</strong>n um bereits ag-<br />

gregierte Daten. Die Deutsche Telekom hat als Systembetreiber keinen direkten Zugriff auf die Log-<br />

files <strong>des</strong> Home-Shopping-Betreibers, da sie auf <strong>des</strong>sen Server abgelegt sind. Dementsprechend<br />

kann anhand <strong>der</strong> Daten keine Aussage darüber gemacht werden, wer Home-Shopping nutzte. Den-<br />

noch liegen aggregierte Informationen über die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Einkaufsmediums vor, die in Tabelle 5-3<br />

aufgezeigt <strong>und</strong> am Beispiel <strong>des</strong> Monats 07/97 (grau hinterlegt) erläutert werden.<br />

162


Tabelle 5-3: Übersicht zur <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Home-Shopping aller Pilotprojektteilnehmer<br />

163<br />

Produktnutzung<br />

Monat Anzahl <strong>der</strong><br />

Angebote<br />

Merk-<br />

zettel<br />

Bestell-<br />

ungen<br />

Schlagworte<br />

Anzahl <strong>der</strong> verwe ndeten<br />

Schlagworte<br />

Anzahl <strong>der</strong><br />

<strong>Nutzung</strong>en<br />

Shopnutzung<br />

Anzahl <strong>der</strong><br />

Shops<br />

Anzahl <strong>der</strong><br />

<strong>Nutzung</strong>en<br />

01/97 0 0 0 12 18 8 18<br />

02/97 4 6 3 2 3 12 69<br />

03/97 1 1 0 33 37 19 226<br />

04/97 1 1 0 9 13 16 61<br />

05/97 0 0 0 7 8 10 33<br />

06/97 0 0 0 0 0 5 13<br />

07/97 6 7 0 7 8 9 34<br />

08/97 1 1 0 9 12 12 40<br />

09/97 0 0 0 8 8 10 29<br />

10/97 0 0 0 19 25 18 156<br />

Im Juli 1997 wurden insgesamt 6 Angebote angefor<strong>der</strong>t (SONY Play Station, Adidas Power Soc-<br />

cer, Anrufbeantworter, Telefon, Fotoapparat <strong>und</strong> Inline-Skates) wovon die SONY Play Station<br />

zweimal einen Merkzettel (vergleichbar zu einem Bookmark im Internet) zugewiesen bekam (siehe<br />

hierzu Abbildung 5-12). Das Anfor<strong>der</strong>n eines Angebotes impliziert keine Bestellung, son<strong>der</strong>n nur ei-<br />

ne detailliertere Beschreibung <strong>des</strong> Produkts. Es zeigt sich, daß keine Bestellung getätigt wurde. Ins-<br />

gesamt haben die Nutzer 7 Schlagworte (Anrufbeantworter, Fernseher, Fußpedal, Inline Skater,<br />

Kamera, MARS <strong>und</strong> Manschettenknöpfe) im Suchprogramm eingegeben, wobei <strong>der</strong> Begriff Anruf-<br />

beantworter zweimal verwendet wurde. Das Home-Shopping-Angebot beinhaltet neben dem<br />

Hauptangebot auch eine Reihe von „Shops“, die spezielle Warenkategorien offerieren (z.B. Business,<br />

Foto/Optik, Kochen <strong>und</strong> Servieren etc.). Es wurden 9 Shops insgesamt 34 mal genutzt – ohne je-<br />

doch Bestellungen zu generieren.<br />

Insgesamt zeigt sich für den Anbieter ein wenig erfreuliches Bild: Es wurden im betrachteten Zeitraum<br />

nur 3 Bestellungen (Februar 1997) generiert, die jedoch alle nicht zum Kauf führten (die Ware wurde<br />

retourniert). Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite konnten die Shops eine relativ häufige <strong>Nutzung</strong> verzeichnen.<br />

Demnach kann festgestellt werden, daß das Angebot vornehmlich zur Information, quasi als virtueller<br />

Schaufensterbummel, genutzt wurde.


Abbildung 5-12: Darstellung <strong>des</strong> Home-Shopping-Angebots<br />

Es bleibt festzuhalten, daß die obigen <strong>Nutzung</strong>sdaten nur auf aggregierter Ebene für alle Nutzer vor-<br />

liegen. Somit kann aufgr<strong>und</strong> dieser Datenbasis kein Rückschluß auf das Verhalten <strong>der</strong> Rücksen<strong>der</strong><br />

<strong>des</strong> Fragebogens vorgenommen werden. Um die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Home-Shopping auf individueller Ba-<br />

sis zu analysieren, wurde im Fragebogen nach <strong>der</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Home-Shopping ge-<br />

fragt. Die Auskünfte bilden die Basis für die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Shopping-Angebots. Es ergibt sich folgen-<br />

<strong>des</strong> Bild: Von 88 (eine Person verweigerte die Auskunft) Befragten hat nur eine Person einen Einkauf<br />

getätigt (Frage 7a) <strong>und</strong> dabei 0,00 DM ausgegeben (Frage 7b). Folglich hat die Person die bestellte<br />

Ware retourniert. Das Sample zeichnet sich also durch eine konsequentes Nicht-Einkaufen aus. In-<br />

wieweit die Nutzer durch das Home-Shopping-Angebot gesurft sind, kann jedoch nicht anhand <strong>der</strong><br />

Daten festgestellt werden. Festzuhalten bleibt jedoch, daß die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Home-Shopping als ab-<br />

hängige Variable aufgr<strong>und</strong> mangeln<strong>der</strong> Varianz ungeeignet ist. Dies hat zur Folge, daß die Hypothese<br />

3-24 (Je größer die Angst vor Umtauschproblemen beim Home-Shopping ist, <strong>des</strong>to weniger wird<br />

Home-Shopping genutzt) nicht empirisch überprüft werden kann.<br />

Zusammenfassend kann zur <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> gesagt werden, daß zum einen die<br />

angeschlossenen Individuen Video-on-Demand nur mäßig genutzt haben (wenn man den täglichen<br />

164


Fernsehkonsum als Basis heranzieht, siehe Abbildung 2-2). Zum an<strong>der</strong>en führten die Home-<br />

Shopping-Angebote zu keinem Verkauf.<br />

5.4.1.2 Unabhängige Variablen - Einflußfaktoren auf die <strong>Nutzung</strong><br />

Nachdem die abhängigen Variablen dargestellt wurden, sollen nun die Einflußfaktoren auf die Nut-<br />

zung aufgezeigt werden. Im Fragebogen wurden acht Items direkt abgefragt. Diese Items konnten<br />

durch objektive Fragen direkt erhoben werden <strong>und</strong> stellen keine Multi-Items dar. Die Multi-Items<br />

werden im Abschnitt 5.4.2 dargestellt <strong>und</strong> beurteilt.<br />

• Präferenz <strong>des</strong> Eingabemediums<br />

Die Art <strong>des</strong> Eingabemediums hat Einfluß auf die wahrgenommene Komplexität <strong>und</strong> ist wichtig für die<br />

Kommunikation zwischen Nutzer <strong>und</strong> Endgerät. So sind – solange noch keine guten Spracherken-<br />

nungssysteme im Markt erhältlich sind – nur bestimmte Eingabegeräte (z.B. Tastatur) für das<br />

Versenden von E-mails geeignet. Die Präferenzen für die einzelnen Eingabemedien sind in <strong>der</strong> Frage<br />

2 erfragt worden:<br />

Abbildung 5-13: „Welches Eingabemedium würden Sie bevorzugen, um die Angebote <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> zu nutzen?" (n=87)<br />

165<br />

Laserpointer<br />

29%<br />

Tastatur<br />

29%<br />

Fernbedienung<br />

42%<br />

Die im Pilotprojekt verwendete Fernbedienung wird am stärksten präferiert. Die normale PC-<br />

Tastatur mit Maus sowie <strong>der</strong> Laserpointer, mit dem auf sogenannte Buttons gezeigt werden kann,<br />

schneiden ebenfalls recht gut ab. Eine integrierte Lösung <strong>der</strong> Fernbedienung mit eingebautem Laser-<br />

pointer scheint eine interessante Kombinationsmöglichkeit zu sein. Problematisch ist hierbei, daß die<br />

Eingabe von Text sehr schwierig über eine handliche Fernbedienung möglich ist <strong>und</strong> somit entwe<strong>der</strong><br />

eine Tastatur mit Infrarotschnittstelle o<strong>der</strong> eine größere Fernbedienung mit allen Features notwendig<br />

ist. Eine solche Fernbedienung mit alphanumerischen Zeichen wurde bereits von <strong>der</strong> Deutschen Te-<br />

lekom im Pilotversuch „Interaktive Videodienste Berlin“ getestet <strong>und</strong> in einer Befragung bewertet.<br />

Dort wurde die „normale“ im Vergleich zur alphanumerischen Fernbedienung als weniger komplex<br />

wahrgenommen (DTAG 1996).


• Bereitschaft zum Warten auf Inhalte<br />

Wenn die Netze überlastet sind bzw. die Bandbreite nur bedingt ausreicht, um einen schnellen Zugriff<br />

auf Informationen zu gewährleisten, dann können lange Wartezeiten entstehen. Aus den Gesprächen<br />

mit den Betreibern <strong>des</strong> Pilotversuchs wurde deutlich, daß zwar Wartezeiten bei <strong>der</strong> Navigation durch<br />

das System o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Suche nach Inhalten auftreten, diese aber mit den durchschnittlichen<br />

Zugriffsgeschwindigkeiten im Internet vergleichbar sind. Freilich nehmen die Nutzer dies jedoch an-<br />

<strong>der</strong>s wahr <strong>und</strong> monieren die lange Wartezeit. Die Bereitschaft zum Warten beim Abruf von Videos<br />

o<strong>der</strong> beim Home-Shopping ist gering. Bei 88 zu verwendenden Fällen <strong>und</strong> einer Kodierung von 1<br />

(warte nie) bis 7 (warte immer) sind folgende Lageparameter zu berichten:<br />

Tabelle 5-4: Lageparameter zur Frage 4b (1=nie, 7=immer)<br />

Frage 4b (n=88) Mittelwert Standardabweichung<br />

Median Modus<br />

Sind Sie bereit, beim Abrufen von Videos bzw. beim<br />

Prüfen von Home-Shopping-Angeboten lange Wartezeiten<br />

aufzubringen?<br />

3,64 1,74 4,0 4,0<br />

Eine im Nachhinein von den Mitarbeitern <strong>der</strong> Deutschen Telekom aufgeworfene Hypothese <strong>des</strong> Zu-<br />

sammenhangs zwischen häufiger Computernutzung (Frage 26a) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wartebereitschaft muß auf-<br />

gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sehr geringen Korrelation (r=0,025 bei einem Signifikanzniveau von p=0,82) verworfen<br />

werden. Insofern kann nicht davon ausgegangen werden, daß computererfahrene Personen, die<br />

Wartezeiten vor dem Bildschirm gewohnt sind, diese vor einem Fernsehgerät eher hinnehmen wür-<br />

den.<br />

• Präferenz <strong>des</strong> Endgeräts<br />

Wie bereits im dritten Kapitel dargestellt wurde, stellt das Endgerät eines <strong>der</strong> wesentlichen Anknüp-<br />

fungspunkte für die Akzeptanz <strong>des</strong> Systems dar, weil ein eventuell notwendiger Neuerwerb einer<br />

Set-top-box etc. eine zusätzliche Barriere für den Nutzer darstellt. Die Frage 9 zielt auf die Präferenz<br />

<strong>der</strong> einzelnen Optionen ab, wobei festzuhalten ist, daß im Pilotversuch eine TV-basierte Lösung mit<br />

Set-top-box vorliegt. Abbildung 5-14 verdeutlicht die Einschätzung von Müller <strong>und</strong> Geppert (1996,<br />

S. 86), daß bislang <strong>der</strong> PC eher als Arbeitsgerät <strong>und</strong> weniger als Entertainment-System angesehen<br />

wird. Eindeutig dominiert <strong>der</strong> herkömmliche Fernsehapparat als Endgerät. Dies ist nicht weiter ver-<br />

w<strong>und</strong>erlich, da die Haushalte bereits Investitionen in das Gerät vorgenommen haben <strong>und</strong> wenig In-<br />

teresse an einer Neuanschaffung besitzen. Technische Zwänge ergeben sich jedoch für die Anbieter:<br />

Neue digitale Dienste sollten den Weg über den Fernseher gehen – dies geht nur mit einer Set-top-<br />

box, die diese Signale umwandeln kann. Sinnvoll ist eine Integration <strong>der</strong> Set-top-box in folgende<br />

TV-Generationen, so daß kein „Extra-Gerät“ das Wohnzimmerambiente stört.<br />

166


Abbildung 5-14: Bevorzugtes Endgerät (n=87)<br />

167<br />

PC-TV<br />

Mischung<br />

35%<br />

PC<br />

14%<br />

Herkömmliches<br />

Fernsehgerät<br />

51%<br />

Eine Mischung aus PC <strong>und</strong> Fernsehgerät wird von 35% als die beste Lösung angesehen. Diese rela-<br />

tiv hohe Präferenz läßt Web-TV, wie es bereits in den USA angeboten wird, als zukunftsträchtig er-<br />

scheinen. Aus den Ergebnissen ist <strong>der</strong> Wunsch nach einer integrierten Lösung abzulesen: Der Fern-<br />

seher sollte die gewünschten Dienste, die ein PC bereits ermöglicht (z.B. Internetzugang), auf sich<br />

vereinen. Ob <strong>der</strong> heimische Fernsehapparat den PC als Arbeitsgerät ablösen wird, bleibt fraglich.<br />

Vielmehr werden Dienste, die bislang nur auf dem PC möglich waren, in den Fernseher transferiert.<br />

Interessant ist die – ebenfalls im nachhinein von <strong>der</strong> Deutschen Telekom aufgeworfene – Frage, ob<br />

die Präferenz bezüglich <strong>der</strong> Endgeräte mit dem Vorhandensein eines multimediafähigen PC zusam-<br />

menhängt. Zur <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> Zusammenhangs wurde eine Kreuztabellierung mit anschließen<strong>der</strong> Kon-<br />

tingenzanalyse durchgeführt (Backhaus et al. 1996, S. 164 ff.; Böhler 1992, S. 177 ff.). 123 Zweck<br />

einer Kontingenzanalyse ist die Überprüfung <strong>der</strong> Stärke <strong>und</strong> <strong>der</strong> Richtung <strong>des</strong> Zusammenhangs von<br />

nominal skalierten Variablen mit Hilfe <strong>des</strong> χ 2 - Unabhängigkeitstests bzw. den z.T. darauf basieren-<br />

den Assoziationsmaßen (Reynolds 1977, S. 14 ff.). Aufgr<strong>und</strong> 15 fehlen<strong>der</strong> Werte gehen nur insge-<br />

samt 74 Fälle in die <strong>Analyse</strong> ein.<br />

Keine <strong>der</strong> Zellen weist eine erwartete Häufigkeit kleiner als fünf auf – <strong>der</strong> kleinste Werte liegt bei<br />

5,67. Alle an<strong>der</strong>en Voraussetzungen für die Verwendung <strong>des</strong> χ 2 - Unabhängigkeitstests sind gege-<br />

ben (Churchill 1995, S. 925). Die Null-Hypothese, daß die Variablen „präferiertes Endgerät“ <strong>und</strong><br />

„Verfügbarkeit eines PC“ voneinan<strong>der</strong> unabhängig sind, läßt sich bei einem χ 2 -Wert von 0,66 (<strong>der</strong><br />

kritische Wert bei zwei Freiheitsgraden <strong>und</strong> 5% Irrtumswahrscheinlichkeit liegt bei 5,99) mit einer<br />

Vertrauenswahrscheinlichkeit von 96,76% nicht verwerfen. Demnach kann nicht davon ausgegangen<br />

werden, daß ein Zusammenhang vorliegt – es ist vielmehr von <strong>der</strong> Unabhängigkeit <strong>der</strong> Variablen aus-<br />

123 Zweidimensionale Kontingenztabellen können auch im Rahmen von loglinearen Modellen analysiert werden<br />

(Hamerle <strong>und</strong> Tutz 1996). Krafft <strong>und</strong> Albers (1996, S. 132) empfehlen jedoch die Kontingenzanalyse mit Hilfe<br />

zweidimensionaler Kreuztabellen, wenn nur zwei nominal skalierte Variablen betrachtet werden.


zugehen. Dieser Bef<strong>und</strong> ist überraschend, da nicht abzusehen war, daß die Präferenz <strong>des</strong> Endgeräts<br />

unabhängig von dem Vorhandensein eines Multimedia PC ist.<br />

Tabelle 5-5: Kreuztabelle „präferiertes Endgerät“ <strong>und</strong> „Verfügbarkeit eines PC“<br />

Anzahl (absolut)<br />

Zeilenprozentwerte<br />

Spaltenprozentwerte<br />

Total-Prozentwerte<br />

Fernsehgerät präferiert<br />

(Frage 9a)<br />

PC präferiert<br />

(Frage 9a)<br />

PC - TV-Mischung<br />

präferiert<br />

(Frage 9a)<br />

Anzahl (absolut)<br />

Spaltenprozentwerte<br />

Kein Multimedia PC im<br />

Haushalt vorhanden<br />

(Frage 9b)<br />

19,0<br />

47,5<br />

54,3<br />

25,7<br />

6,0<br />

50,0<br />

17,1<br />

8,1<br />

10,0<br />

45,5<br />

28,6<br />

13,5<br />

35,0<br />

47,3<br />

Multimedia PC im<br />

Haushalt vorhanden<br />

(Frage 9b)<br />

21,0<br />

52,5<br />

53,8<br />

28,4<br />

6,0<br />

50,0<br />

15,4<br />

8,1<br />

12,0<br />

54,5<br />

30,8<br />

16,2<br />

39,0<br />

52,7<br />

Kleinste erwartete Häufigkeit = 5,67<br />

χ 2 (Pearson) = 0,6579 Signifikanz: 0,9676 Freiheitsgrade: 2<br />

• Wunsch nach Interaktivität <strong>und</strong> Inhaltebeeinflussung<br />

Anzahl (absolut)<br />

Zeilenprozentwerte<br />

40,0<br />

54,1<br />

12,0<br />

16,2<br />

22,0<br />

29,7<br />

74,0<br />

100,0<br />

Interaktives Fernsehen zeichnet sich durch Interaktive Inhalte aus (Keil 1998). Inwieweit dies jedoch<br />

von den Nutzern erwünscht ist, bleibt unklar. Im Dezember 1991 haben ARD <strong>und</strong> ZDF ein „interak-<br />

tives“ Experiment zur Prime-Time durchgeführt, bei dem <strong>der</strong> Krimi „Mör<strong>der</strong>ische Entscheidung“<br />

parallel auf beiden Kanälen lief <strong>und</strong> die Geschichte aus dem Blickwinkel zweier unterschiedlicher<br />

Personen erzählt wurde. Die Zuschauer wurden durch Textpassagen explizit zum Umschalten aufge-<br />

for<strong>der</strong>t. Allerdings war die Handlung vorgegeben <strong>und</strong> nicht interaktiv beeinflußbar. Inwieweit dieser<br />

erste Versuch den Wunsch nach Interaktivität för<strong>der</strong>te, bleibt verborgen. Deswegen wurde nach<br />

dem Wunsch nach Interaktivität <strong>und</strong> Inhaltebeeinflussung von Filmen <strong>und</strong> Talkshows gefragt.<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchung legen nahe, daß die Nutzer nur sehr wenig Interesse an <strong>der</strong> Be-<br />

einflussung <strong>des</strong> Filmen<strong>des</strong> aufweisen. Der Mittelwert <strong>der</strong> Frage 12a nach dem Wunsch zur Beeinflus-<br />

sung <strong>der</strong> Inhalte liegt bei 1,97 (mit einer Standardabweichung von 1,59) sehr nahe beim Minimalwert<br />

von 1 (nein). Der Median liegt bei 1. Auf etwas mehr Interesse stößt <strong>der</strong> Wunsch nach interaktiven<br />

Eingriffsmöglichkeiten bei Talkshows: Hier liegt <strong>der</strong> Mittelwert bei 3,09 (mit einer Standardabwei-<br />

chung von 2,24) etwas höher. Der Median liegt bei 2. Dennoch ist auch hier das Interesse nur gering.<br />

Die Korrelation <strong>der</strong> beiden Variablen ist mit einem Koeffizienten von 0,15 nicht signifikant<br />

(p=0,159).<br />

168


Abbildung 5-15: Wunsch nach Interaktivität (n=89)<br />

169<br />

Prozent<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

nein<br />

59,6<br />

41,6<br />

19,1<br />

10,1<br />

7,9 9<br />

4,5<br />

1<br />

5,6 6,7<br />

Variablenausprägung<br />

9<br />

1,1 3,4<br />

ja<br />

12,4<br />

Talkshows<br />

Inhaltebeeinflussung<br />

Der gering ausgeprägte Wunsch nach interaktiven Eingriffsmöglichkeiten wird häufig unter dem<br />

Stichwort „Couchpotatoes“ subsumiert (Keil 1998, S. 34). Passives Fernsehverhalten scheint für die<br />

meisten Nutzer nach diesen Ergebnissen attraktiv zu sein. Dieser Bef<strong>und</strong> ist überraschend <strong>und</strong> läßt<br />

die Stützung <strong>der</strong> Hypothese 3–20 (Je höher die Kontrolle über die Inhalte, <strong>des</strong>to größer ist <strong>der</strong> Nut-<br />

zen <strong>des</strong> Systems) unwahrscheinlich werden.<br />

• <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Computers – Internet – Mobiltelefons<br />

In <strong>der</strong> Frage 26 wird nach <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Computers, Internet sowie <strong>des</strong> Mobiltelefons gefragt.<br />

Die Lageparameter <strong>der</strong> drei Variablen werden in <strong>der</strong> Tabelle 5-6 angegeben:<br />

Tabelle 5-6: Lageparameter <strong>der</strong> Fragen 26a-c<br />

Frage 26: Wie stark nutzen Sie ...<br />

Mittelwert Standard- Median Modus<br />

(1=nie, 7=sehr häufig)<br />

abweichung<br />

a) den Computer (n=85) 4,56 2,16 5,0 7,0<br />

b) das Internet (n=83) 2,39 2,07 1,0 1,0<br />

c) ein Mobiltelefon (n=85) 2,29 2,08 1,0 1,0<br />

Es zeigt sich, daß <strong>der</strong> PC häufig genutzt wird, wohingegen die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Internet bzw. <strong>des</strong> Mobil-<br />

telefons gering ausgeprägt ist. Bei den letzten beiden Variablen nehmen Median <strong>und</strong> Modus den<br />

Wert eins (d.h. nie) an. Der hierzu vergleichsweise hohe Mittelwert wird durch einige wenige „Hea-<br />

vy-User“ nach oben korrigiert. Interessanterweise kann aus <strong>der</strong> Frage 26d festgestellt werden, daß


41% <strong>der</strong> Befragten Zugang zu einem Internet-Anschluß haben <strong>und</strong> demnach Medienerfahrung aufweisen:<br />

124<br />

Abbildung 5-16: „Haben Sie einen Online-Anschluß?“ (n=83)<br />

Keinen<br />

59%<br />

Privat<br />

20,5%<br />

Büro<br />

20,5%<br />

Die Ergebnisse verdeutlichen, daß die Stichprobe keineswegs nur aus technisch versierten Nutzern<br />

besteht. Demnach sind die <strong>Nutzung</strong>sfaktoren, die in dieser Untersuchung als relevant identifiziert<br />

werden, durchaus auch auf die restliche Bevölkerung übertragbar, wenngleich keine Repräsentativität<br />

vorliegt.<br />

Die Präferenzen <strong>der</strong> Nutzer sind wie folgt zu subsumieren:<br />

• Als Eingabemedium wird die herkömmliche Fernbedienung bevorzugt. Allerdings sind auch die<br />

an<strong>der</strong>en Eingabemedien (Tastatur o<strong>der</strong> Laserpointer) nicht unbeliebt.<br />

• Die Bereitschaft zum Warten ist im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen gering.<br />

• Das Fernsehgerät wird als Ausgabegerät bevorzugt.<br />

• Der Wunsch nach interaktiver Beeinflussung von Inhalten, sei es bei Filmen o<strong>der</strong> bei Talkshows,<br />

ist gering.<br />

• Die Befragten zeichnen sich nicht durch eine überdurchschnittliche Technikaffinität aus.<br />

5.4.2 Operationalisierung, Messung <strong>und</strong> Validierung <strong>der</strong> Multi-Items<br />

In diesem Unterabschnitt werden zunächst die Operationalisierungs- <strong>und</strong> Meßansätze <strong>des</strong> Nutzens<br />

als abhängige Variable (5.4.2.1) dargestellt, bevor im Abschnitt (5.4.2.2) die unabhängigen Einfluß-<br />

variablen nach Rogers betrachtet werden.<br />

124 Keiner <strong>der</strong> Nutzer gab an, daß er über einen privaten <strong>und</strong> einen Büro-Anschluß Zugang zum Internet hat.<br />

170


5.4.2.1 Abhängige Variablen - Nutzen <strong>des</strong> Systems<br />

5.4.2.1.1 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung<br />

„Content is King“ lautet die Devise im Gerangel um die Marktanteile beim Fernsehen. Um Interakti-<br />

ves Fernsehen erfolgreich einzuführen, bedarf es demnach Killer-Applikationen (Gates 1997). Es ist<br />

bislang jedoch noch unklar, welche Dienste bzw. Inhalte im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen den höchsten<br />

Nutzen stiften. Diese Studie soll zumin<strong>des</strong>t erste Einblicke dahingehend gewähren, welche Dienste es<br />

sind <strong>und</strong> welche es nicht sein werden.<br />

Erste Anhaltspunkte liefert die Frage 1 <strong>des</strong> Fragebogens, bei <strong>der</strong> auf einer siebenstufigen Ratingskala<br />

danach gefragt wurde, wie wichtig den Teilnehmern folgende Dienste sind:<br />

Abbildung 5-17: Killer-Applikationen – Ratingskala (n=89)<br />

171<br />

Video-on-<br />

Demand<br />

Home-<br />

Banking<br />

E-Mail /<br />

Videomail<br />

Home-<br />

Shopping<br />

Home-<br />

Services<br />

Games-on-<br />

Demand<br />

Informationon-Demand<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

Mittelwert<br />

Median<br />

Es zeigt sich, daß Video- <strong>und</strong> Information-on-Demand als die beiden wichtigsten Dienste angesehen<br />

werden. Weniger wichtig sind Home-Shopping <strong>und</strong> Games-on-Demand. Da nur Personen befragt<br />

wurden, die min<strong>des</strong>tens 18 Jahre alt sind, ist zumin<strong>des</strong>t bei den Games-on-Demand ein erheblicher<br />

Stichprobeneffekt zu vermuten. Da die Wichtigkeit auf einer Siebener-Skala erfragt wurde, sind kei-<br />

ne Aussagen über die relative Gewichtung <strong>der</strong> Dienste zueinan<strong>der</strong> möglich. Demnach wurde die Fra-<br />

!<br />

!


ge 5 in den Fragebogen aufgenommen, bei <strong>der</strong> insgesamt 100 Punkte auf die einzelnen Dienste zu<br />

verteilen sind.<br />

Abbildung 5-18: Killer-Applikationen –100 Punkte Frage (n=88)<br />

Video-on-<br />

Demand<br />

Home-Banking<br />

E-Mail /<br />

Videomail<br />

Home-Shopping<br />

Home-Services<br />

Games-on-<br />

Demand<br />

Information-on-<br />

Demand<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Median<br />

Mittelwert<br />

Hier zeigt sich eindeutig, daß Video-on-Demand die Killer-Applikation sein könnte, die für den Er-<br />

folg <strong>des</strong> Systems notwendig ist. Der wichtigste Dienst ist also die Bereitstellung von Filmen, Sporter-<br />

eignissen <strong>und</strong> Dokumentationen. Weniger wichtig ist Home-Banking, das scheinbar nicht den Status<br />

hat, den es bei <strong>der</strong> Diffusion von T-Online besaß (Albers <strong>und</strong> Peters 1998; Peters <strong>und</strong> Clement<br />

1999). Kommunikationssysteme wie E-mail o<strong>der</strong> Videomail können wahrscheinlich erst dann einen<br />

signifikanten Einfluß auf den Nutzen ausüben, wenn sie von <strong>der</strong> breiten Masse akzeptiert werden. Es<br />

zeigt sich das Problem <strong>der</strong> notwendigen direkten Netzeffekte, die für die Durchsetzung von Kommu-<br />

nikationsmedien notwendig sind. Weiterhin ist festzustellen, daß Home-Shopping nicht die treibende<br />

Kraft für die Akzeptanz <strong>des</strong> Systems sein wird. 125 Die geringe Bewertung dieses Dienstes läßt die<br />

Falsifizierung <strong>der</strong> Hypothese 3–22 (Wenn Home-Shopping nicht angeboten wird, dann ist <strong>der</strong> Nut-<br />

zen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> gering) wahrscheinlich werden. Ähnlich mäßig wurden die Home-<br />

Services eingestuft. Diese bereits aus dem Internet bekannten Dienste wie Reservierungen o<strong>der</strong> Bu-<br />

chungen von Tickets üben nur einen geringen Sog auf die Nachfrager aus. Es ist nicht verw<strong>und</strong>erlich,<br />

125 Dies kann natürlich auch daran liegen, daß nur ein Anbieter im Pilotprojekt seine Dienste anbietet.<br />

!<br />

172


daß Games-on-Demand als vergleichsweise wenig wichtig angesehen werden, da sich dieser Dienst<br />

an ein kleines Segment richtet. 126 Wie auch die erste Frage belegt, ist Information-on-Demand ein<br />

Dienst, <strong>der</strong> einen hohen Mehrwert bieten kann (Albers et al. 1998).<br />

Betrachtet man die Ergebnisse, so stellt sich bei Video-on-Demand die Frage, welcher Art die ab-<br />

rufbaren Inhalte sein müssen, damit schnell genügend Teilnehmer gewonnen werden können. Hier ist<br />

schon lange in <strong>der</strong> TV-Branche bekannt, daß „Sex, Soccer and Violence“ vom Zuschauer ge-<br />

wünscht werden – dies wurde bereits von Eliashberg <strong>und</strong> Shugan (1997) empirisch nachgewiesen.<br />

Um festzustellen, welche Inhalte präferiert werden, wurde die Frage 21 gestellt, bei <strong>der</strong> die Befragten<br />

insgesamt 100 Punkte auf vier Dienste bzw. Inhalte (Home-Shopping <strong>und</strong> Kommunikation bzw.<br />

Sport <strong>und</strong> Filme) verteilen sollten: 127<br />

Die Abbildung 5-19 zeigt, daß Home-Shopping nicht den notwendigen Anfangsschub für die Diffusi-<br />

on <strong>des</strong> Systems liefern wird. Gleiches gilt für die Kommunikationsmöglichkeiten mittels E- o<strong>der</strong> Vi-<br />

deomail. Es ist eindeutig, daß Dienste <strong>des</strong> Video-on-Demand als Killer-Applikation geeignet sind,<br />

wenn <strong>der</strong> Provi<strong>der</strong> Spielfilme o<strong>der</strong> Sportereignisse exklusiv liefert. Ein ähnliches Ergebnis berichtet<br />

Appleton (1995).<br />

126 Es wird häufig angenommen, daß im wesentlichen junge Männer diesen Dienst als interessant ansehen würden.<br />

Dies konnte jedoch nur bedingt empirisch nachgewiesen werden. Der Korrelationskoeffizient zwischen<br />

Alter <strong>und</strong> Punkte für Games-on-Demand liegt bei -0,20 <strong>und</strong> ist schwach signifikant (p = 0,06). Der punktbiserielle<br />

Korrelationskoeffizient, <strong>der</strong> den Zusammenhang zwischen einem dichotomen Merkmal (Geschlecht) <strong>und</strong><br />

einem intervallskalierten Merkmal (Punkte für Games-on-Demand) mißt (Bortz 1989, S. 270 ff.), liegt bei 0,01<br />

<strong>und</strong> ist signifikant unabhängig (p = 0,95). Es kann somit nur davon ausgegangen werden, daß jüngere Personen<br />

für Games-on-Demand etwas übrig haben. Da diese nicht in <strong>der</strong> Stichprobe enthalten sind, muß die Interpretation<br />

mit Vorsicht verwendet werden.<br />

127 Die Frage nach dem Wunsch <strong>des</strong> Angebots pornographischer Inhalte wurde außen vor gelassen, da sie<br />

wahrscheinlich eine zu hohe Verweigerung <strong>der</strong> Beantwortung <strong>der</strong> Frage zur Folge gehabt hätte. Es ist <strong>des</strong>wegen<br />

die weitläufige Frage nach interessanten Filmen gestellt worden, wobei offenblieb, was <strong>der</strong> Befragte unter<br />

interessant versteht. Der in den USA betriebene Playboy Pay-TV Channel ist seit Jahren sehr erfolgreich<br />

<strong>und</strong> läßt die Vermutung zu, daß Pornos eine große Zielgruppe ansprechen. Diese Vermutung kann durch die<br />

sehr hohen Tarife für dieses Programm gestützt werden (US$ 12,99 für 12 St<strong>und</strong>en im Pay-per-view,<br />

www.playboy.com/enterainment/playboy/pbtv/sat_info).<br />

173


Abbildung 5-19: Killer-Content (Verteilung von 100 Punkten; n=86)<br />

Gutes Home-Shopping Angebot<br />

Mittelwert: 10,2<br />

Median: 10<br />

Standardabweichung: 11,0<br />

Gutes Sportprogramm<br />

Mittelwert: 19,4<br />

Median: 17,5<br />

Standardabweichung: 16,9<br />

Viele Kommunikationspartner<br />

per E-Mail <strong>und</strong> Videomail<br />

Mittelwert: 17,9<br />

Median: 10<br />

Standardabweichung: 15,9<br />

Video-on-Demand<br />

Mittelwert: 71,9<br />

Interessante Filme<br />

Mittelwert: 52,5<br />

Median: 50<br />

Standardabweichung: 21,3<br />

Zusätzlich zu den oben angeführten Fragen wurde nach <strong>der</strong> Zufriedenheit <strong>des</strong> Nutzers bezüglich <strong>der</strong><br />

angebotenen Dienste im Pilotprojekt gefragt (Frage 20). Die Antworten lassen den Eindruck entste-<br />

hen, daß die Nutzer sehr hohe Erwartungen an die Inhalte hatten, die nicht erfüllt wurden. So liegt<br />

<strong>der</strong> Mittelwert <strong>der</strong> Siebener-Skala mit 5,2 (Standardabweichung: 1,7; Median: 6) nahe <strong>der</strong> Antwort:<br />

Das Dienste-Angebot im Pilotprojekt war nicht OK. 128 Eine Erklärung hierfür kann die Kommuni-<br />

kationspolitik <strong>des</strong> Betreibers liefern: So wurden im Vorfeld Broschüren verteilt, die den Eindruck<br />

wecken, als liefere dieses System Kinoereignisse par excellence; Home-Shopping-Angebote, die die<br />

<strong>des</strong> Internet bei weitem übertreffen <strong>und</strong> Kommunikationsmöglichkeiten ungeahnten Ausmaßes. Diese<br />

Vorankündigung konnte jedoch nicht in diesem Maße qualitativ eingehalten werden. 129<br />

128 Durch die Schil<strong>der</strong>ung eines Szenarios (siehe zur detaillierten Darstellung <strong>des</strong> Szenarios Abschnitt 5.5.1.1)<br />

wurde versucht, den Befragten eine Einschätzung ihrer Zufriedenheit von zukünftigen Diensten zu entlocken.<br />

Die 79 verwertbaren Antworten lassen ein weitaus positiveres Bild entstehen (t-Wert = 13,17; p > 0,000): Der<br />

Mittelwert liegt hier bei 2,5 (Standardabweichung 1,74 <strong>und</strong> Median 2) nahe an dem Statement „Das Dienste-<br />

Angebot im System 2000 ist OK“.<br />

129 Diese negativen Effekte <strong>des</strong> Vorankündigens sind in <strong>der</strong> Literatur bereits mehrfach beschrieben worden (z.B.<br />

Preukschat 1993, S. 98; Rabino <strong>und</strong> Moore 1989 sowie Robertson, Eliashberg <strong>und</strong> Rymon 1995). Diese Gefährdung<br />

<strong>des</strong> Goodwill auf Seiten <strong>der</strong> Nutzer kann langfristig starke negative Effekte mit sich bringen.<br />

174


Problematisch bei dieser Untersuchung ist, daß Interaktionen zwischen den Diensten nicht festgestellt<br />

werden können. So ist beispielsweise eine Nutzensteigerung zu erwarten, wenn Video-on-Demand-<br />

Angebote mit Home-Shopping kombiniert werden. Dies soll an einem Beispiel näher erläutert wer-<br />

den: Angenommen, ein Nutzer for<strong>der</strong>t ein Musikvideo an, so könnte dieses Video mit einem Button<br />

versehen sein, <strong>der</strong> eine Online-Bestellung <strong>des</strong> Songs ermöglicht. Bestellt <strong>der</strong> Nutzer das Lied im<br />

Home-Shopping, dann kann entwe<strong>der</strong> die CD-Lieferung o<strong>der</strong> die Freigabe zum Kopieren <strong>des</strong><br />

Songs auf einem CD-Brenner vom Anbieter erfolgen (Clement <strong>und</strong> Becker 1998). 130 Ähnliches ist<br />

im Internet bereits möglich (www. netradio.net)<br />

Ein weiteres Beispiel wäre eine Steigerung <strong>des</strong> Interaktivitätsgra<strong>des</strong> <strong>der</strong> einzelnen Inhalte. So könnte<br />

die Kommunikation per E-mail o<strong>der</strong> Videomail in o<strong>der</strong> über Inhalte aus dem Video-on-Demand nut-<br />

zenstiftend sein. Wenn man diese virtuelle Kommunikation als Community-Betreiber gewinnbringend<br />

nutzt, dann lassen sich Präferenzen ableiten, die für eine individuelle Angebotserstellung geeignet sind<br />

(Hagel <strong>und</strong> Armstrong 1997; Paul <strong>und</strong> Runte 1998).<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong>n zum Killer-Content lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

• Wer attraktive Spielfilme zeigen kann, wird schnell seinen Dienst im Markt positionieren können.<br />

• Exklusive Live-Übertragungen von Top-Sportereignissen können ebenfalls Killer-Content dar-<br />

175<br />

stellen.<br />

• Home-Shopping ist wahrscheinlich kein Killer-Content.<br />

Die Vernetzung <strong>der</strong> einzelnen Inhalte mit Kommunikations- <strong>und</strong> Shopping-Angeboten kann den Nut-<br />

zen erhöhen. Demnach müssen bei späteren Forschungsarbeiten diese Interaktionseffekte im Fokus<br />

stehen. 131<br />

130 Musiksen<strong>der</strong> wie z.B. MTV könnten eine solche Vermarktung sehr gut mit ihrem Programm koppeln. Es ist<br />

fraglich, warum nicht bereits heute im MTV-Videotext ähnliche Business-Modelle angeboten werden.<br />

131 Eine sehr gute Möglichkeit solche Interaktionseffekte zwischen den Diensten zu ermitteln, bietet die Choice-<br />

Based-Conjoint-<strong>Analyse</strong> (Batsell <strong>und</strong> Louviere 1991; Louviere <strong>und</strong> Woodworth 1983 sowie Louviere 1988).<br />

Voraussetzung für die Schätzung dieser Interaktionen ist ein effizientes experimentelles Design (Kuhfeld, Tobias<br />

<strong>und</strong> Garratt 1994; Lazari <strong>und</strong> An<strong>der</strong>son 1994 sowie Louviere <strong>und</strong> Woodworth 1983). Beim Design sind<br />

diese möglichen Interaktionen bei <strong>der</strong> Stimulibildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zusammenstellung <strong>der</strong> einzelnen Choice-Sets zu<br />

berücksichtigen. Die Choice-Based-Conjoint-<strong>Analyse</strong> erfreut sich momentan zunehmen<strong>der</strong> Beliebtheit im<br />

Marketing (Green <strong>und</strong> Srinivasan 1990 sowie Weiber <strong>und</strong> Rosendahl 1997). Dennoch können alle Varianten<br />

<strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> nur dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn <strong>der</strong> Forscher o<strong>der</strong> das Unternehmen genau<br />

weiß, welche Eigenschaften wichtig für den K<strong>und</strong>ennutzen sind (Alpert 1971 <strong>und</strong> 1980). Die in einem zweiten<br />

Schritt erfor<strong>der</strong>liche Auswahl weniger Eigenschaften aus dem gesamten Eigenschaftsbündel ist extrem wichtig<br />

für die Validität <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Verfahren (Stallmeier 1993, S. 34 ff.). Weiterhin muß die Testperson die<br />

Eigenschaften kennen, um eine sinnvolle Bewertung vorzunehmen. Dies ist jedoch bei Gütern mit einem hohen<br />

Innovationsgrad nur sehr selten <strong>der</strong> Fall (Brockhoff 1999, S. 146).


Da in diesem Abschnitt eine Nutzenmessung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> vorgenommen werden soll,<br />

ist zu prüfen, ob die Conjoint-<strong>Analyse</strong> ein sinnvolles Instrument für die Gestaltung <strong>und</strong> Nutzenmes-<br />

sung von Innovationen darstellt. Die Eignung <strong>des</strong> Verfahrens hängt entscheidend von <strong>der</strong> Höhe <strong>des</strong><br />

Innovationsgra<strong>des</strong> ab. Ein Gut kann von Herstellern o<strong>der</strong> K<strong>und</strong>en hinsichtlich <strong>des</strong> Innovationsgra<strong>des</strong><br />

unterschiedlich wahrgenommen werden (Schlaak 1999). Entscheidend ist in dieser Betrachtung die<br />

K<strong>und</strong>ensicht, d.h. es ist vom wahrgenommenen Neuigkeitsgrad <strong>der</strong> Innovation beim Nutzer auszuge-<br />

hen, da die K<strong>und</strong>en letztendlich diejenigen sind, die die Bewertungsarbeit zu leisten haben.<br />

Bei etablierten Märkten hat die Conjoint-<strong>Analyse</strong> z.T. sehr gute Ergebnisse bei <strong>der</strong> Gestaltung von<br />

Innovationen erzielt (Hujer et al. 1996; Wittink, Vriens <strong>und</strong> Burhenne 1994). Liegt jedoch ein Sy-<br />

stemgut wie das Interaktive Fernsehen vor, das durch einen hohen Innovationsgrad gekennzeichnet<br />

ist, dann ist die Auswahl <strong>der</strong> als nutzungsrelevant angesehenen Eigenschaften problematisch – dies<br />

gilt insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn komplexe Interaktionen möglich sind. Das Interaktive Fernsehen ist in<br />

diesem Stadium <strong>der</strong> technologischen Entwicklung noch weit von <strong>der</strong> Markteinführung entfernt. Dem-<br />

nach existieren nur sehr vage Vorstellungen <strong>der</strong> Systembetreiber <strong>und</strong> <strong>der</strong> (potentiellen) Nutzer über<br />

die wichtigen Eigenschaften.<br />

Ähnliches gilt für das in dieser Arbeit zur Ermittlung <strong>der</strong> Netzeffektwirkungen verwendete Szenario.<br />

Um valide Ergebisse zu erzielen, ist ein glaubhaftes Szenario zu beschreiben. Dies ist den Pilotpro-<br />

jektteilnehmern nur sehr schwer glaubhaft zu vermitteln, wenn dabei komplexe Interaktionen zwi-<br />

schen den Diensten geschätzt werden sollen. Hier greift insbeson<strong>der</strong>e das Argument von Brockhoff<br />

(1999, S. 31 f.), daß die Nutzer die zu bewertenden Eigenschaften kennen sollten, da sie nur dann<br />

Präferenzen entwickeln können. Ein weiteres Argument liefert Simon (1994, S. 726), indem er dar-<br />

auf hinweist, daß es insbeson<strong>der</strong>e bei Dienstleistungen sehr schwer ist, die Merkmalsausprägungen<br />

klar <strong>und</strong> eindeutig zu beschreiben.<br />

Es bleibt also festzuhalten, daß alle Verfahren <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> ungeeignet sind, wenn es sich<br />

um Produkte mit sehr hohem Innovationsgrad handelt, weil es nicht möglich ist, die relevanten Eigen-<br />

schaften zu bestimmen.<br />

Hierfür ist es erfor<strong>der</strong>lich, in Pilotstudien eine Vielzahl von möglichen Einflußfaktoren zu bestimmen<br />

<strong>und</strong> sie in einer ersten <strong>Analyse</strong> zu bewerten. Erst danach macht <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> zur<br />

Bestimmung <strong>des</strong> gesamten Nutzens <strong>des</strong> Systems Sinn. 132 Die folgende Abbildung zeigt die geeignete<br />

132 Wichtig ist jedoch, daß die Conjoint-<strong>Analyse</strong> ein hervorragen<strong>des</strong> Instrument ist, wenn einzelne Komponenten<br />

<strong>des</strong> Systems analysiert werden sollen, die dem Nutzer bekannt sind (z.B. die im Pilotprojekt verwendete Settop-box).<br />

176


Vorgehensweise <strong>der</strong> Nutzenbestimmung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> in Abhängigkeit vom Innovationsgrad.<br />

133<br />

Abbildung 5-20: Methodischer Ablauf zur Optimierung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> in Abhängigkeit<br />

vom wahrgenommenen Innovationsgrad <strong>der</strong> (potentiellen) Nutzer<br />

Methodischer<br />

Ablauf in <strong>der</strong><br />

Zeit zur Produktoptimierung<br />

ITV in <strong>der</strong> etablierten<br />

Marktphase<br />

ITV in <strong>der</strong> frühen<br />

Marktphase<br />

ITV in <strong>der</strong> Pilotphase<br />

177<br />

hoch<br />

Kompositionelle<br />

Verfahren<br />

Expertengespräche<br />

Dekompositionelle<br />

Verfahren, die das<br />

Wahlverhalten gut abbilden**<br />

Dekompositionelle<br />

Verfahren, die viele<br />

Eigenschaften<br />

berücksichtigen*<br />

Untersuchungszeitraum<br />

Dekompositionelle<br />

Verfahren zur Individualanalyse<br />

vom K<strong>und</strong>en wahrgenommener<br />

Innovationsgrad <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong><br />

niedrig<br />

* z.B. Customized-Conjoint-Analysis, Hybride Verfahren, Adaptive-Conjoint-Analysis<br />

** z.B. Choice-Based-Conjoint-Analysis<br />

133 Es sei darauf hingewiesen, daß es nicht das Ziel dieser Arbeit ist, die jeweiligen Verfahren <strong>der</strong> Conjoint-<br />

<strong>Analyse</strong> hinsichtlich ihrer einzelnen Vor- <strong>und</strong> Nachteile zu bewerten. Eine solche Bewertung haben z.B. Green<br />

<strong>und</strong> Srinivasan (1978); Green <strong>und</strong> Srinivasan (1990), Weiber <strong>und</strong> Rosendahl (1997) o<strong>der</strong> Wittink, Vriens <strong>und</strong><br />

Burhenne (1994) vorgenommen.


Diese Arbeit stellt eine Pilotstudie dar <strong>und</strong> soll erste Anhaltspunkte über die Relevanz <strong>der</strong> einzelnen<br />

Dienste für den K<strong>und</strong>en liefern. Dieses Ziel wurde durch die <strong>des</strong>kriptive Auswertung erreicht (siehe<br />

oben). Darauf aufbauend wird versucht, eine Nutzenanalyse <strong>der</strong> Dienste vorzunehmen, ohne die de-<br />

kompositionellen Verfahren <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> einzusetzen. Die Beschränkung <strong>der</strong> Nutzenanalyse<br />

auf die Dienste läßt sich mit <strong>der</strong> Devise „Content is King“ rechtfertigen. Als Methode wurde, ange-<br />

regt durch die robusten Ergebnisse von Srinivasan <strong>und</strong> Su Park (1997), ein Self-Explicated-<br />

Approach gewählt. Hierbei handelt es sich um ein kompositionelles Verfahren. 134 Die folgende Ta-<br />

belle faßt die möglichen Methoden hinsichtlich ihrer Eignung für die Nutzenmessung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> in <strong>der</strong> momentanen Phase <strong>des</strong> Innovationsprozesses zusammen.<br />

134 Huber et al. (1993) weisen nach, daß Kombinationen von kompositionellen <strong>und</strong> dekompositionellen Methoden<br />

signifikante Verbesserungen in <strong>der</strong> Ergebnisgüte („Hit-Rates“ <strong>und</strong> „mean absolute error in predicting aggregate<br />

choice share“, S. 109) erzielen. Ähnliche Ergebnisse berichten Böcker <strong>und</strong> Schweikl (1988). Dennoch<br />

kann eine solche Kombination in dieser Untersuchung aus den bereits oben angeführten Gründen nicht erfolgen.<br />

178


Tabelle 5-7: Vergleich kompositioneller <strong>und</strong> dekompositioneller Verfahren<br />

Bewertungs- Dekompositionelle Ver- Kompositionelle Verfahren Eignung für ITV<br />

kriterium fahren<br />

Anwendbarkeit für Anwendbarkeit nimmt mit Generell anwendbar Da sehr hoher Innovati-<br />

Produkte mit ho- zunehmenden Innovationsgrad:<br />

Kompositionelle<br />

hemInnovationsgrad Voraussetzungen<br />

onsgrad ab<br />

Verfahren<br />

• Merkmalsanzahl Mit 5-7 gering zu halten: Relativ viele (Information- Es ist unklar, welche Eigen-<br />

ACA; Hybride CA (Green, Overload wird verringert, weil schaften relevant sind.<br />

Carroll <strong>und</strong> Goldberg 1981) <strong>der</strong> Befragte jede einzelne Ei- Demnach müssen viele un-<br />

<strong>und</strong> MaiK-CA (Köcher<br />

1997) erlauben die Betrachtung<br />

weiterer Eigenschaftengenschaft<br />

separat bewertet) tersucht werden<br />

• Eigenschafts- Gering zu halten Relativ viele Es ist unklar, welche Eigenausprägungenschaftsausprägungenrelevant<br />

sind. Demnach mü ssen<br />

viele untersucht werden<br />

• Unabhängigkeit Sollte gegeben sein, wird Starke Abhängigkeiten zwi- Untersuchung <strong>der</strong> Korrela-<br />

<strong>der</strong> Eigenschaf- aber nicht als so problemaschen den Eigenschaften lastionen <strong>und</strong> anschließen<strong>der</strong><br />

tentisch<br />

angesehen wie bei sen Überbewertungen im addi- faktorenanalytischer Be-<br />

kompositionellen Verfahren tiven Modell entstehen handlung läßt Abhängig-<br />

(Green <strong>und</strong> Srinivasan 1990,<br />

S. 10)<br />

keiten abnehmen<br />

Methodische<br />

Aspekte<br />

• Interaktionen Können z.B. mittels <strong>der</strong> Können nicht betrachtet wer- Interaktionen müssen in<br />

CBC ermittelt werden den<br />

späteren <strong>Analyse</strong>n ermittelt<br />

werden<br />

• Bandbreiten- Starke Reaktion auf Band- Sehr starke Reaktion auf Band- Kontrolle <strong>der</strong> Bandbreiteneffektebreiteneffektebreiteneffekteeffekte<br />

ist in späteren Untersuchungen<br />

sehr wichtig<br />

• Inferenz Insbeson<strong>der</strong>e bei CBC an- Können nicht ermittelt werden Können nicht vorgenom-<br />

statistiken zuführenmen<br />

werden<br />

Validität <strong>und</strong> Gut (Green <strong>und</strong> Srinivasan Gut (Green <strong>und</strong> Srinivasan Aufgr<strong>und</strong> wi<strong>der</strong>sprüchli-<br />

Reliabilität 1990, S. 10)<br />

1990, S. 10; Huber 1974; Leigh, cher Bef<strong>und</strong>e kann nicht<br />

MacKay <strong>und</strong> Summers 1984; generell von einer höheren<br />

Srinivasan 1988; Wright <strong>und</strong> Validität eines <strong>der</strong> Verfah-<br />

Kriewall 1980)<br />

ren ausgegangen werden<br />

In dieser Untersuchung soll <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Diensteangebotes anhand <strong>der</strong> individuellen Nutzenfunkti-<br />

on Ui für Nutzer i<br />

J<br />

(5-1) Ui = ∑ wij eij x j<br />

j=<br />

1<br />

mit wij als Gewicht <strong>des</strong> Dienstes j für Nutzer i <strong>und</strong> eij als individuelle Wahrnehmung <strong>des</strong> relativen<br />

Vorteils <strong>des</strong> jeweiligen Dienstes errechnet werden. Die Variable xj ist eins, wenn <strong>der</strong> Dienst im Sy-<br />

stem angeboten wird <strong>und</strong> Null sonst.<br />

179


Die individuellen Nutzengewichte wij werden aus den Antworten auf die Frage 5 entnommen, bei<br />

<strong>der</strong> 100 Punkte entsprechend <strong>der</strong> Relevanz auf die jeweiligen Dienste zu verteilen waren. Es wird<br />

darauf verzichtet, zusätzlich die Angaben <strong>der</strong> Ratingskalen aus <strong>der</strong> Frage 1 in eine standardisierte<br />

Skala zu überführen. 135<br />

Die Ausprägung eij wird entgegen <strong>der</strong> üblichen Vorgehensweise (Srinivasan 1988) aus einem Kon-<br />

struktwert gebildet, <strong>der</strong> mehrere Ausprägungen <strong>des</strong> Dienstes umfaßt. Dieser Konstruktwert ent-<br />

stammt aus <strong>der</strong> noch in Abschnitt 5.4.2.1.2 vorzustellenden Faktorenanalyse. Für den Dienst Video-<br />

on-Demand wird <strong>der</strong> Faktor relativer Vorteil <strong>des</strong> Dienstes Video-on-Demand (RV_VOD) <strong>und</strong><br />

für Home-Shopping wird <strong>der</strong> Faktor relativer Vorteil <strong>des</strong> Dienstes Home-Shopping (RV_HS)<br />

gewählt. 136 Dieses Vorgehen gewährleistet, daß eine umfassende Bewertung <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Dienste im Pilotprojekt möglich ist, da die wahrgenommene Qualität <strong>der</strong> beiden Dienste durch die<br />

beiden Faktoren im wesentlichen abgebildet wird.<br />

Problematisch hierbei ist, daß sich dieser Ansatz nicht für <strong>Prognose</strong>n an<strong>der</strong>er Dienste (die an<strong>der</strong>e<br />

Ausprägungen aufweisen) eignet. Hierfür wäre ein umfangreicheres Vorgehen gemäß Srinivasan <strong>und</strong><br />

Su Park (1997) erfor<strong>der</strong>lich. Weiterhin kann diese Vorgehensweise bei Folgeanalysen zu Problemen<br />

führen, wenn die dort ermittelten Faktoren nur eine geringe Reliabilität aufweisen. Die Verwendung<br />

eines additiven Modells ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> zu erwartenden Interaktionseffekte natürlich kritisch. Die<br />

Korrelation <strong>der</strong> beiden Faktoren beträgt 0,47 (p=0,00) <strong>und</strong> ist zu hoch, um von <strong>der</strong> Unabhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Variablen voneinan<strong>der</strong> auszugehen. Dennoch läßt sich in diesem Forschungsstadium aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>des</strong> Neuigkeitsgra<strong>des</strong> <strong>des</strong> Produkts kein an<strong>der</strong>es Modell sinnvoll rechtfertigen. Es bleibt jedoch au-<br />

ßer Frage, daß mit zunehmenden Kenntnisstand <strong>der</strong> nutzenstiftenden Eigenschaften an<strong>der</strong>e Modelle<br />

zur Anwendung kommen müssen.<br />

Da bei dem Pilotversuch nur zwei <strong>der</strong> Dienste (Video-on-Demand <strong>und</strong> Home-Shopping) angeboten<br />

werden, kann <strong>der</strong> Nutzen auch nur durch diese beiden Dienste beeinflußt worden sein (d.h. nur xVi-<br />

deo-on-Demand <strong>und</strong> xHome-Shopping sind gleich eins). Zwar wurde auch <strong>der</strong> Dienst Information-on-<br />

Demand angeboten, jedoch entspricht er nicht <strong>der</strong> Definition <strong>des</strong> Fragebogens. Die dort angebote-<br />

nen Inhalte entsprechen vielmehr denen <strong>des</strong> Video-on-Demand. Der Teilnehmer <strong>des</strong> Pilotversuchs<br />

hat zudem die Prisma-Dienste mehr als Video-on-Demand-Anwendung vom Betreiber kommuniziert<br />

135 Es ist zu befürchten, daß sich eine Verzerrung <strong>der</strong> Gewichte ergibt.<br />

136 Siehe Abschnitt 5.4.2.2.2 für die genaue Darstellung <strong>des</strong> Faktors. Der Faktor RV_VOD bildet sich dabei aus<br />

den Konstruktwerten <strong>der</strong> Items „Qualität <strong>der</strong> Inhalte“, „Aktualität <strong>der</strong> Inhalte“ <strong>und</strong> „Wartezeiten bei <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong><br />

<strong>des</strong> Angebots“. Der Faktor RV_HS bildet sich aus den Items „Qualität <strong>der</strong> Inhalte“, „Qualität <strong>des</strong> gesamten<br />

Angebots“ <strong>und</strong> <strong>der</strong> „ansprechenden Darstellung <strong>der</strong> Produkte“.<br />

180


ekommen <strong>und</strong> sie wahrscheinlich auch eher als ein solches Angebot wahrgenommen. Deswegen<br />

wird die Betrachtung auf die beiden Dienste Video-on-Demand <strong>und</strong> Home-Shopping beschränkt.<br />

Insgesamt zeigt sich, daß <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Video-on-Demand als wesentlich höher (Mittelwert: 76,2;<br />

Standardabweichung: 72,3; n=88) einzuschätzen ist als <strong>der</strong> <strong>des</strong> Home-Shopping (Mittelwert: 18,9;<br />

Standardabweichung: 24,6; n=87) 137 Da <strong>der</strong> Nutzenbeitrag <strong>des</strong> Home-Shopping gering ist, kann die<br />

Hypothese 3–22 (Wenn Home-Shopping nicht angeboten wird, dann ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> gering) nicht gestützt werden.<br />

Nach Addition <strong>der</strong> Werte für je<strong>des</strong> Individuum gemäß <strong>der</strong> Gleichung 5–1 ergibt sich folgen<strong>des</strong> Hi-<br />

stogramm für die Nutzenwerte:<br />

Abbildung 5-21: Histogramm für die Nutzenwerte <strong>des</strong> Pilotprojektangebots<br />

181<br />

Häufigkeit<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0,0<br />

Mittelwert: 95,8<br />

Standardabweichung: 73,6<br />

Median: 91,7<br />

Minimum: 0<br />

Maximum: 566,7<br />

100,0 200,0 300,0 400,0 500,0<br />

50,0 150,0 250,0 350,0 450,0 550,0<br />

Nutzenwerte für das gesamte System<br />

Das System stiftet in <strong>der</strong> vorliegenden Form nur wenig Nutzen. Auf einer Skala von 0 bis 700 (Ma-<br />

ximalwert 7 <strong>des</strong> Faktors bei 100 Punkten Gewichtung für diesen Dienst) erreicht das Pilotprojekt ei-<br />

nen Mittelwert von 95,8 mit einer relativ hohen Standardabweichung. Nur eine Person weist dem<br />

System einen hohen Nutzen zu (566,7 Nutzeneinheiten).<br />

Der Gr<strong>und</strong> für diese Bewertung ist in den wenig aufregenden Inhalten <strong>des</strong> Video-on-Demand <strong>und</strong> in<br />

<strong>der</strong> geringen Bedeutung, die dem Home-Shopping zugemessen wird, zu suchen.<br />

137 Hierzu ist anzumerken, daß <strong>der</strong> Faktor relativer Vorteil <strong>des</strong> Home-Shopping 11 Missing Values aufweist, die<br />

jedoch alle bei <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> 100 Punkte jeweils Null Punkte für Home-Shopping vergaben. Deswegen<br />

wurden diese Fälle in die Berechnung mit einbezogen <strong>und</strong> kommen auf einen Nutzenwert von Null für Home-<br />

Shopping.


Die Ergebnisse <strong>der</strong> Nutzenanalyse lassen sich wie folgt subsumieren:<br />

• Das System, wie es im Pilotversuch getestet wird, bietet den Nutzern bislang nur einen geringen<br />

Nutzen.<br />

• Da Home-Shopping nur einen relativ geringen Beitrag zum Gesamtnutzen liefert, sollte <strong>der</strong> Betrei-<br />

ber zuerst die Video-on-Demand-Angebote verbessern, um so schnell die Kritische Masse zu er-<br />

reichen.<br />

• Mit zunehmen<strong>der</strong> Sicherheit über die für den K<strong>und</strong>en nutzenbestimmenden Eigenschaften müssen<br />

weitere Verfahren <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> verwendet werden, um zu detaillierteren Ergebnissen zu<br />

kommen.<br />

5.4.2.1.2 Validierung<br />

Eine Möglichkeit zur Validierung <strong>der</strong> Ergebnisse bietet die <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> Zusammenhangs zwischen<br />

dem angegebenen Nutzen <strong>des</strong> Systems <strong>und</strong> <strong>der</strong> tatsächlichen <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Inhalte im Pilotversuch.<br />

Auf <strong>der</strong> einen Seite kann angenommen werden, daß die Teilnehmer mit zunehmen<strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> ein<br />

f<strong>und</strong>ierteres Urteil bezüglich <strong>der</strong> Inhalte abgeben. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist aus <strong>der</strong> Sozialpsychologie<br />

bekannt, daß die Einstellung zu einer Sache nicht unbedingt einstellungskonformes Handeln bedingt<br />

(Frey, Stahlberg <strong>und</strong> Gollwitzer 1985). Übertragen auf diese Untersuchung bedeutet dies, daß nicht<br />

unbedingt von einer hohen <strong>Nutzung</strong> ausgegangen werden muß, wenn ein Individuum einen relativ ho-<br />

hen Nutzen für das System angibt.<br />

Die Betrachtung <strong>des</strong> Pearson-Korrelationskoeffizienten zwischen <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>und</strong> <strong>des</strong> Nutzens <strong>des</strong><br />

Systems zeigt keinen signifikanten Zusammenhang <strong>der</strong> Variablen auf, da <strong>der</strong> Koeffizient mit 0,076<br />

(p=0,483) gering ist. Nun beinhaltet <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> gesamten Systems ebenfalls die Komponente<br />

<strong>des</strong> Home-Shopping, das, wie bereits oben dargestellt wurde, kaum genutzt wurde. Die Bereinigung<br />

um diese Komponente <strong>und</strong> die Fokussierung auf den Nutzen <strong>des</strong> Video-on-Demand erhöht den<br />

Korrelationskoeffizienten nur marginal auf 0,085 (p=0,433). Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> fehlenden Zusammen-<br />

hangs wird deutlich, daß die Hypothese 3–17 (Je häufiger das System genutzt wurde, <strong>des</strong>to größer<br />

ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems) we<strong>der</strong> gestützt noch wi<strong>der</strong>legt wird.<br />

Der Versuch <strong>der</strong> Validierung <strong>des</strong> Nutzenmaßes mit einem Vergleich <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> hat keine eindeuti-<br />

gen Ergebnisse hervorgebracht. Festzuhalten bleibt, daß die <strong>Nutzung</strong> mit dem wahrgenommenen<br />

Nutzen <strong>des</strong> Systems o<strong>der</strong> <strong>des</strong> Video-on-Demand nicht signifikant zusammenhängt. Ein möglicher<br />

Gr<strong>und</strong> hierfür kann darin liegen, daß die <strong>Nutzung</strong> nicht sinnvoll für alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Haushalte er-<br />

faßt wurde, da davon ausgegangen werden kann, daß viele Beiträge zusammen mit an<strong>der</strong>en Famili-<br />

enmitglie<strong>der</strong>n angesehen wurden. Die <strong>Nutzung</strong> wurde jedoch immer nur demjenigen zugeschrieben,<br />

<strong>des</strong>sen PIN beim Abruf <strong>des</strong> Filmes registriert wurde. Dieses Dilemma könnte durch eine aggregierte<br />

182


Betrachtung auf Haushaltsebene umgangen werden, jedoch erfor<strong>der</strong>t eine solche Aggregation ein ag-<br />

gregiertes Nutzenmaß für den gesamten Haushalt. Eine <strong>der</strong>artige Aggregation impliziert eine weitere<br />

Verzerrung. Deswegen wird von dieser Vorgehensweise abgesehen.<br />

5.4.2.2 Unabhängige Variablen - Rogers Kriterien<br />

Neben <strong>der</strong> Operationalisierung <strong>und</strong> Messung <strong>des</strong> Nutzens <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> sind mehrere<br />

Einflußfaktoren mit Multi-Items gemessen worden.<br />

5.4.2.2.1 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung<br />

Zusätzlich zu den direkt gemessenen Einflußfaktoren (Abschnitt 5.4.1) war es notwendig, mehrere<br />

Konstrukte mittels Multi-Item-Fragen zu messen. Diese Notwendigkeit zeigten auch die Ergebnisse<br />

einer Vielzahl von Expertengesprächen, die während <strong>der</strong> Pre-Test-Phase zur Ermittlung <strong>der</strong> wesent-<br />

lichen Einflußfaktoren auf die <strong>Nutzung</strong> geführt wurden. 138 Es wurde deutlich, daß komplexe Kon-<br />

strukte wie z.B. „relativer Vorteil <strong>des</strong> ITV“ nicht mittels einer Frage gemessen werden können. Zu<br />

ähnlichen Ergebnissen kommen die vielfältigen theoretischen <strong>und</strong> empirischen Arbeiten <strong>der</strong> Adop-<br />

tions- <strong>und</strong> Diffusionsliteratur (Hardie, Robertson <strong>und</strong> Ross Jr. 1996; Kollmann 1998, S. 195 ff.;<br />

Link 1995; Litfin 1999; Moore <strong>und</strong> Benbasat 1991; Schmalen <strong>und</strong> Pechtl 1996; Tornatzky <strong>und</strong><br />

Klein 1982; Weiber <strong>und</strong> Pohl 1996; Wierenga <strong>und</strong> Oude Ophuis 1997 <strong>und</strong> weitere dort angeführte<br />

Quellen). Es wurde im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Untersuchung Wert darauf gelegt, die in <strong>der</strong> Literatur<br />

bereits verwendeten Skalen zu übernehmen bzw. nur so zu modifizieren, daß sie für das Interaktive<br />

Fernsehen gelten.<br />

Dennoch mußten aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> z.T. in <strong>der</strong> empirischen Literatur global verwendeten Konstrukte (z.B.<br />

Schmalen <strong>und</strong> Pechtl 1996), die bei einer <strong>Analyse</strong> eines konkreten Systems nur bedingt hilfreich sind,<br />

neue Skalen entwickelt werden. Die Formulierung <strong>der</strong> neuen Skalen wurde in Zusammenarbeit mit<br />

einer weiteren empirischen Untersuchung vorgenommen, in <strong>der</strong> sich Litfin (1999) mit den Adoptions-<br />

faktoren bei innovativen Telekommunikationsdiensten beschäftigt (siehe auch Krafft <strong>und</strong> Litfin 1999).<br />

Es bietet sich somit an, die Konstrukte ähnlich zu operationalisieren, damit die Validität <strong>der</strong> Ergebnis-<br />

se über unterschiedliche Innovationen hinweg geprüft werden kann. Allerdings müssen die einzelnen<br />

138 In <strong>der</strong> Pre-Test-Phase wurden u.a. mit Vertretern <strong>der</strong> folgenden Unternehmen Gespräche geführt: Alcatel SEL<br />

AG (Pilotprojekt Stuttgart), Deutsche Telekom AG (Pilotprojekte in Berlin, Nürnberg <strong>und</strong> Köln-Bonn), o.tel.o<br />

(InfoCity NRW <strong>und</strong> Multimedia Gelsenkirchen) sowie mehreren ausländischen Anbietern (CRL, Telenor,<br />

Swiss Telecom etc.). Den Gesprächspartnern sei an dieser Stelle herzlich gedankt.<br />

183


Items die produktspezifischen Charakteristika <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> wi<strong>der</strong>spiegeln (Schmalen<br />

<strong>und</strong> Pechtl 1992, S. 91). 139<br />

Der relative Vorteil <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ist ein sehr weit gefaßter Begriff <strong>und</strong> schwierig ge-<br />

genüber an<strong>der</strong>en Konstrukten abzugrenzen (Bähr-Seppelfricke 1999; Rogers 1995a, S. 212 ff.;<br />

Schmalen <strong>und</strong> Pechtl 1996, S. 818 ff.). Der Nutzen eines Kritische-Masse-Systems hängt von <strong>der</strong><br />

Stärke <strong>der</strong> Netzeffekte ab (siehe Abschnitt 3.1 sowie Krafft <strong>und</strong> Litfin 1999). 140 Die Netzeffekte<br />

werden durch mehrere Fragen als subjektive Einflußvariable operationalisiert. Es wird bewußt da-<br />

nach gefragt, ob <strong>der</strong> relative Vorteil von Netzeffekten abhängt. Zudem ist von Interesse, ob indirekte<br />

o<strong>der</strong> direkte Netzeffekte überwiegend den Nutzen determinieren. Es wurden hierzu folgende Fragen<br />

gestellt, die alle auf einer 7-er Skala (stimme gar nicht zu – stimme voll zu) zu beantworten waren:<br />

(13f) Ich würde mir wünschen, daß viel mehr Leute am Pilotprojekt teilnehmen würden,<br />

(13g) Interaktives Fernsehen wird sich in Zukunft noch weit verbreiten,<br />

(13j) Hoffentlich haben bald viele Personen Interaktives Fernsehen, damit ich mit ihnen per<br />

E-mail o<strong>der</strong> Videomail kommunizieren kann,<br />

(13l) Wenn ich jetzt nicht bald einsteige, wird ITV nie etwas,<br />

(13m) Ich kaufe jetzt noch keinen Deco<strong>der</strong>, weil <strong>der</strong> sich sowieso noch än<strong>der</strong>t <strong>und</strong><br />

(13o) Interessante Inhalte wird es erst geben, wenn genügend Leute dabei sind.<br />

Weiterhin wird mittels <strong>der</strong> Frage 20:<br />

Bitte zeigen Sie uns wie hoch Ihre Akzeptanz ist, wenn 25%, 50%, 75% <strong>und</strong> 100% ihrer<br />

Fre<strong>und</strong>e ITV haben<br />

versucht, den sozialen Druck durch Netzeffekte zu operationalisieren. 141<br />

Des weiteren sind natürlich technische Aspekte <strong>und</strong> Kostenvorteile <strong>des</strong> Systems für die Wahrneh-<br />

mung <strong>des</strong> relativen Vorteils wichtig. Die folgenden Fragen zielen auf die technischen Aspekte ab:<br />

139 Hierbei ist darauf hinzuweisen, daß <strong>der</strong> Fragebogen nicht losgelöst von den Interessen <strong>des</strong> Kooperations-<br />

partners konzipiert werden konnte.<br />

140 Es muß einschränkend gesagt werden, daß die Zuordnung <strong>der</strong> Netzeffekte zu dem Konstrukt <strong>des</strong> relativen<br />

Vorteils durchaus kritisch ist, da Netzeffekte auch einen Einfluß auf z.B. die wahrgenommene Komplexität haben<br />

können. Die Literatur läßt die Frage bislang unbeantwortet.<br />

141 Diese Frage wird jedoch im weiteren Verlauf dieser Arbeit nicht weiter betrachtet, da sie trotz <strong>des</strong> Pre-Tests<br />

bei den Befragten auf wenig Beachtung traf, vergleichsweise viele Missing Values aufweist <strong>und</strong> durch eine<br />

Vielzahl negativer Kommentare auf dem Fragebogen als sehr kritisch identifiziert wurde.<br />

184


(3) Wie beurteilen Sie das Navigationssystem, mit dem sie im Pilotprojekt arbeiten,<br />

(4a) Wenn Sie Videos anfor<strong>der</strong>n bzw. Home Shopping Angebote prüfen, kommt es zu War-<br />

185<br />

tezeiten,<br />

(6) Beurteilung <strong>der</strong> Dienste Video auf Abruf <strong>und</strong> Home-Shopping,<br />

(11a) Wie beurteilen Sie die Set-top-box, die im Pilotversuch verwendet wird,<br />

(13a) Viele meiner Fre<strong>und</strong>e beneiden mich um die Teilnahme am Pilotprojekt,<br />

(13c) Mit ITV kann ich je<strong>der</strong>zeit sehen, was ich will,<br />

(13d) Ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung war, am Pilotprojekt teilzunehmen,<br />

(13e) Mit Home-Shopping kann ich kaufen, was <strong>und</strong> wann ich will,<br />

(13q) Die Restriktionen <strong>und</strong> Sperren bzgl. Budget, Altersklassen <strong>und</strong> bestimmter Filmkate-<br />

gorien finde ich richtig gut,<br />

(13r) Die eingebauten Videofunktionen nutze ich häufig,<br />

(13s) Zum Glück kann ich meinen Kontostand über den Abruf <strong>der</strong> Auftragsübersicht über-<br />

prüfen,<br />

(13t) Ich habe das Pilotprojektangebot stark genutzt <strong>und</strong><br />

(13u) Es ist sehr schön, daß es Suchfunktionen gibt, mit denen ich gezielt nach Filmen (z.B.<br />

Reiseberichten) suchen kann.<br />

Folgende Fragen zielen auf die preislichen Gesichtspunkte (Kosten) <strong>des</strong> relativen Vorteils ab:<br />

(13i) ITV ist eine kostspielige Angelegenheit für mich <strong>und</strong><br />

(13v) Die angebotenen Dienste sind preiswert. 142<br />

Wie auch das Konstrukt relativer Vorteil stellt die Kompatibilität ein sehr weit gefaßtes Konstrukt<br />

dar. Die technische Kompatibilität ist hierbei wesentlich, da die Funktionalität <strong>des</strong> Systems <strong>und</strong> das<br />

Entstehen von Netzeffekten hierdurch determiniert wird (Krafft <strong>und</strong> Litfin 1999, S. 6; Weiber 1992,<br />

S. 51 ff.). Im Pilotprojekt ist diese Kompatibilität gewährleistet. 143 Die Kompatibilität <strong>des</strong> Systems<br />

mit den soziokulturellen Werten <strong>und</strong> Einstellungen einer Gesellschaft ist ein weiterer möglicher Ein-<br />

142 Fragen, die sich direkt auf die Zahlungsbereitschaft beziehen, werden im Abschnitt 5.5.1 dargestellt.<br />

143 Die Zuordnung <strong>der</strong> technischen Kompatibilität kann alternativ auch zum relativen Vorteil vorgenommen werden.<br />

Dennoch soll hier Schmalen <strong>und</strong> Pechtl (1996, S. 820) sowie Krafft <strong>und</strong> Litfin (1999, S. 6) gefolgt <strong>und</strong> die<br />

Zuordnung <strong>der</strong> technischen Kompatibilität zu dem gleichnamigen Konstrukt getätigt werden.


flußfaktor auf die Akzeptanz <strong>des</strong> Systems. Zur Prüfung <strong>der</strong> Relevanz <strong>des</strong> Faktors werden folgende<br />

Fragen gestellt:<br />

Inwieweit befürchten Sie beim ITV,<br />

(8a) Probleme <strong>des</strong> Datenmißbrauchs,<br />

(8b) Umtauschprobleme beim Home-Shopping,<br />

(8c) Verlust sozialer Kontakte <strong>und</strong><br />

(8d) Verlust <strong>des</strong> kostenlosen Angebots im normalen TV.<br />

Es wird somit ein umfassen<strong>der</strong>er Versuch <strong>der</strong> Operationalisierung <strong>des</strong> Konstrukts vorgenommen, als<br />

in den bisherigen empirischen Untersuchungen (Krafft <strong>und</strong> Litfin 1999, S. 6).<br />

Die Komplexität als wahrgenommener relativer Schwierigkeitsgrad zur Bedienung <strong>und</strong> <strong>des</strong> Verste-<br />

hens <strong>des</strong> Nutzens <strong>der</strong> Systeminnovation wurde durch die folgenden Fragen operationalisiert:<br />

(13h) Um alle Möglichkeiten <strong>des</strong> ITV auszureizen, müßte ich noch viel lernen,<br />

(13k) Mir ist das System einfach zu komplex <strong>und</strong><br />

(13n) Meine Fre<strong>und</strong>e bezeichnen mich als Technikfreak. 144<br />

Die Erprobbarkeit stellt in dieser Untersuchung kein Konstrukt im eigentlichen Sinne dar, da <strong>der</strong><br />

Grad <strong>der</strong> Erprobung mittels <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sdaten ausgewertet werden kann. Es sei auf Abschnitt<br />

5.1.2.2. verwiesen.<br />

Mit <strong>der</strong> Kommunizierbarkeit wird das Ausmaß beschrieben, mit dem die Eigenschaften einer Inno-<br />

vation den Nutzern bekannt gemacht werden können. Inwieweit dies bei den Teilnehmern gelungen<br />

ist, wird in den folgenden Fragen geprüft<br />

(13b) Ich fühle mich über ITV gut informiert <strong>und</strong><br />

(13p) Ich sehe den Nutzen <strong>des</strong> ITV bislang nicht. 145<br />

Bevor jedoch auf die statistische Überprüfung <strong>der</strong> Konstrukte eingegangen wird, sollen zunächst die<br />

<strong>des</strong>kriptiven Statistiken <strong>der</strong> einzelnen Items betrachtet werden (Abbildung 5-22). 146 Die weiteren<br />

144 Die Frage 13n stellt zugleich eine nutzerspezifis che Variable dar.<br />

145 Diese Variable kann auch als Indikator für den relativen Vorteil verstanden werden. Die Zuordnung hängt im<br />

wesentlichen davon ab, wie die Befragten diese Variable aufgefaßt haben.<br />

146 In <strong>der</strong> nachfolgenden Diskussion wird nicht zwangsläufig die gleiche Reihenfolge wie in den Abbildungen<br />

(<strong>und</strong> somit wie im Fragebogen) eingehalten. Teilweise werden mehrere Variablen zusammen diskutiert, um die<br />

Interpretationen zu unterstützen.<br />

186


statistischen Angaben (Standardabweichung usw.) aller Variablen werden im folgenden Abschnitt<br />

(5.4.2.2.2) bei <strong>der</strong> Validierung <strong>der</strong> Konstruktbildung dargestellt.<br />

Das relativ einfach zu bedienende <strong>und</strong> erlernende Navigationssystem wird nur als mo<strong>der</strong>at hilfreich<br />

angesehen. Bei <strong>der</strong> gemeinsamen Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse in Zusammenarbeit mit dem Betreiber<br />

wurden mehrere Gründe hierfür identifiziert. So wurde das System relativ wenig genutzt <strong>und</strong> eventu-<br />

elle Probleme <strong>der</strong> Navigationssoftware wurden nicht erkannt, da sie nicht bis an die Leistungsfähig-<br />

keit getrieben wurde. Des weiteren sind teilweise längere Reaktionszeiten <strong>des</strong> Systems aufgetreten,<br />

die denen <strong>des</strong> WWW ähnelten. Diese Wartezeiten wurden ebenfalls als relativ lang wahrgenommen.<br />

Eventuell sind die vorliegenden Funktionen <strong>des</strong> Navigators (Suchprogramme, Sperrfunktionen etc.)<br />

noch nicht ausreichend. Abschließend kann auch die Navigation <strong>des</strong> Home-Shopping-Angebots als<br />

problematisch angesehen werden, da auch diese sich noch in <strong>der</strong> Testphase befand.<br />

Die Wahrnehmung <strong>des</strong> Video-on-Demand <strong>und</strong> Home-Shopping ist insbeson<strong>der</strong>e beim Video-on-<br />

Demand ernüchternd. Die Inhalte werden als alt <strong>und</strong> langweilig angesehen. Die Wahrnehmung <strong>des</strong><br />

langsamen Video-on-Demand kann dadurch zustande kommen, daß es relativ vieler Schritte (Einga-<br />

bebenen, wie sie aus dem WWW bekannt sind) bedarf, bis <strong>der</strong> Nutzer den Zielfilm abrufen kann.<br />

Die Bewertung <strong>des</strong> Home-Shopping ist ebenfalls nicht als unbedingt positiv zu interpretieren. Eine<br />

Erklärung könnte sein, daß das Angebot nur wenig genutzt wurde. Des weiteren war nicht das ge-<br />

samte Sortiment <strong>des</strong> Anbieters im System zugänglich. Bei <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Angebote muß auf die<br />

statische Präsentation ohne <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> multimedialen Möglichkeiten <strong>der</strong> Güter hingewiesen werden.<br />

Interessanterweise scheinen die Teilnehmer keine große Angst vor Datenmißbrauch, Umtauschpro-<br />

blemen o<strong>der</strong> dem Verlust <strong>des</strong> Free-TV zu haben. Ebenso sind die Bedenken vor dem Verlust sozia-<br />

ler Kontakte durch Interaktives Fernsehen eher gering ausgeprägt. Die Aspekte <strong>der</strong> sozialen Kom-<br />

patibilität erscheinen somit als gestützt. Hervorzuheben ist, daß soziologische <strong>und</strong> psychologische<br />

Studien notwendig sind, um die langfristigen Effekte analysieren. Festzuhalten bleibt, daß Interaktives<br />

Fernsehen nicht unbedingt als „gefährlich“ in den erfragten Bereichen angesehen wird.<br />

187


Abbildung 5-22: Deskriptive <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Items (Teil 1)<br />

Einfache Bedienung<br />

<strong>des</strong> Navigationssystems<br />

Einfaches Erlernen<br />

<strong>des</strong> Navigationssystems<br />

Navigationssystem ist<br />

sehr hilfreich<br />

Lange Wartezeiten<br />

beim VOD <strong>und</strong><br />

Home-Shopping<br />

VOD bietet langweilige<br />

Inhalte<br />

VOD ist wenig<br />

aktuell<br />

VOD ist<br />

langsam<br />

Home-Shopping bietet<br />

langweilige Inhalte<br />

Home-Shopping Angebot<br />

ist schlecht<br />

Darstellung <strong>der</strong><br />

Produkte ist<br />

wenig ansprechend<br />

Keine Bedenken bzgl.<br />

Datenmißbrauchs<br />

Keine Bedenken bzgl.<br />

Umtauschprobleme beim<br />

Home-Shopping<br />

Keine Bedenken bzgl.<br />

<strong>des</strong> Verlusts sozialer<br />

Kontakte<br />

Keine Bedenken bzgl.<br />

<strong>des</strong> Verlusts <strong>des</strong> Free-TV<br />

Die verwendete Set-<br />

Top-Box ist schlecht<br />

Aussage<br />

zustimmen<br />

1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 5 5,5 6 6,5 7<br />

Median<br />

Mittelwert<br />

Das Navigationssystem im Pilottest<br />

wird als relativ einfach zu bedienen<br />

<strong>und</strong> zu erlernen empf<strong>und</strong>en. Insgesamt<br />

wird das System als mo<strong>der</strong>at<br />

hilfreich angesehen.<br />

Die Wartezeiten, die nicht ungewöhnlich<br />

sind, werden als relativ<br />

lang wahrgenommen<br />

Aussage<br />

ablehnen<br />

Die Angebote <strong>des</strong> Video-On-Demand<br />

werden als langweilig <strong>und</strong><br />

wenig aktuell wahrgenommen.<br />

Des weiteren wird VOD als relativ<br />

langsamer Dienst empf<strong>und</strong>en. Dies<br />

kann daran liegen, daß die Nutzer<br />

mehrere Ebenen im Navigationssystem<br />

durchlaufen müssen, bevor<br />

sie zum Zielfilm kommen.<br />

Das Home-Shopping Angebot wird<br />

ebenfalls eher mäßig bewertet. Die<br />

statische Darstellung ohne Ton<br />

läßt dieses Ergebnis erklären.<br />

Zudem wurde nicht <strong>der</strong> gesamte<br />

Katalog in das Netz gestellt.<br />

Die Bedenken bezüglich <strong>des</strong> Mißbrauchs<br />

von Daten, <strong>der</strong> Umtauschprobeme,<br />

<strong>des</strong> Verlusts sozialer<br />

Kontakte <strong>und</strong> <strong>des</strong> Free-TV sind<br />

unterdurchschnittlich ausgeprägt.<br />

Das System ITV wi<strong>der</strong>spricht somit<br />

nicht unbedingt diesen Komponenten<br />

<strong>der</strong> sozialen Kompatibilität.<br />

Die im Pilotversuch verwendete<br />

Set-Top-Box wird indifferent wahrgenommen<br />

Die im Pilotversuch eingesetzte Set-top-box wird relativ indifferent beurteilt. Dieses Urteil kann zum<br />

einen durch die fehlende Installationsnotwendigkeit 147 <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en durch die fehlende Wahr-<br />

nehmung erklärt werden. Die Set-top-box ist dort nur als „Mittel zum Zweck“ angesehen worden<br />

<strong>und</strong> nicht als das Gerät, das alle multimedialen Wünsche erfüllt (so wurde z.B. die d-Box positioniert<br />

<strong>und</strong> diskutiert). Sie ist relativ unauffällig <strong>und</strong> wird auch dementsprechend bewertet.<br />

147 Die Installation <strong>der</strong> gesamten Hardware wurde von einem Techniker <strong>des</strong> Betreibers durchgeführt.<br />

Frage 3<br />

Frage 4a<br />

Frage 6<br />

Frage 8<br />

Frage<br />

11a<br />

188


Abbildung 5-23: Deskriptive <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Items (Teil 2)<br />

189<br />

Fre<strong>und</strong>e beneiden mich um<br />

die Teilnahme am Piloten<br />

Ich fühle mich gut über ITV<br />

informiert<br />

Mit ITV kann ich je<strong>der</strong>zeit<br />

sehen, was ich will<br />

Ich weiß nicht, ob es die richtige<br />

Entscheidung war, am Pilotprojekt<br />

teilzunehmen<br />

Mit Home-Shopping kann ich<br />

kaufen, was <strong>und</strong> wann ich will<br />

Wunsch nach mehr Teilnehmern<br />

am Pilotprojekt<br />

ITV wird sich in Zukunft noch<br />

weit verbreiten<br />

Um alle Möglichkeiten <strong>des</strong> ITV auszureizen,<br />

müßte ich noch viel lernen<br />

ITV ist eine kostspielige Angelegenheit<br />

Hoffentlich haben bald viele Leute<br />

ITV, damit ich mit ihnen digital<br />

kommunizieren kann<br />

Mir ist das ganze System zu komplex<br />

Wenn ich nicht bald einsteige,<br />

dann wird ITV nie etwas<br />

Meine Fre<strong>und</strong>e bezeichnen mich<br />

als Technikfreak<br />

Ich kaufe noch keinen Deco<strong>der</strong>,<br />

weil <strong>der</strong> sich sowieso noch än<strong>der</strong>t<br />

Interessante Inhalte wird es erst geben,<br />

wenn genügend Leute dabei sind<br />

Die Restriktionen bzgl. Budget, Altersklassen<br />

<strong>und</strong> bestimmter Filmkategorien<br />

finde ich richtig gut<br />

Ich sehe den Nutzen <strong>des</strong> ITV<br />

bislang nicht<br />

Die eingebauten Videofunktionen<br />

nutze ich häufig<br />

Zum Glück kann ich meinen Kontostand<br />

über den Abruf <strong>der</strong> Auftragsübersicht prüfen<br />

Es ist sehr schön, daß es Suchfunktionen<br />

gibt, mit denen ich gezielt nach Filmen<br />

(z.B. Reiseberichte) suchen kann<br />

Ich habe das Pilotprojektangebot<br />

stark genutzt<br />

Die angebotenen Dienste sind preiswert<br />

stimme gar<br />

nicht zu<br />

Median<br />

Mittelwert<br />

stimme<br />

voll zu<br />

Trotz <strong>der</strong> Teilnahme am Piloten<br />

fühlen sich die Nutzer schlecht<br />

informiert<br />

Die Teilnahme am Versuch<br />

wurde nicht bereut<br />

ITV wird als zukunftsträchtige<br />

Technologie angesehen<br />

ITV wird mit Bezahlfernsehen<br />

gleichgesetzt<br />

System scheint einfach <strong>und</strong> von<br />

geringer Komplexität zu sein<br />

Nur wenige sind ausgeprägte<br />

Technikfreaks<br />

Fehlende Netzeffekte<br />

werden erkannt<br />

Added Value durch<br />

Sperrfunktionen<br />

Added Value durch<br />

Kontoübersicht<br />

Added Value durch<br />

Suchfunktionen<br />

Relativ schwache<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste<br />

Offenbar erscheint die Teilnahme am Pilotversuch nicht zur Steigerung <strong>der</strong> Position in <strong>der</strong> sozialen<br />

Umwelt geeignet zu sein, da nur wenige Nutzer von ihren Fre<strong>und</strong>en bezüglich <strong>der</strong> Teilnahme am Pi-<br />

lotversuch beneidet werden. Es ist fraglich, welches die Gründe hierfür sind: Zum einen ist bei einem


Innovationstest nicht auszuschließen, daß es zu Pannen <strong>und</strong> Verzögerungen kommt. Zum an<strong>der</strong>en<br />

sind die angebotenen Inhalte nicht attraktiv <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nutzen somit gering. Es ist unklar, ob diese o<strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>e Faktoren für die angesprochene Bewertung verantwortlich sind. Allerdings spricht einiges für<br />

die Zufriedenheit <strong>der</strong> Nutzer im Pilotversuch, da nur wenige die Teilnahme bereuten.<br />

Erstaunlich ist die Bewertung <strong>der</strong> Frage nach dem Informationsstand <strong>der</strong> Teilnehmer <strong>des</strong> Pilotpro-<br />

jekts. An sich müßte erwartet werden, daß gerade sie sich bestens über Interaktives Fernsehen in-<br />

formiert fühlen – sind sie doch einige <strong>der</strong> wenigen, die das System überhaupt nutzen. Die Diskussion<br />

mit den Betreibern <strong>des</strong> Versuchs machte deutlich, daß die Nutzer wenig betreut wurden. Zwar wur-<br />

den die Erstinstallation <strong>und</strong> folgende Updates von Technikern durchgeführt, jedoch wurden keine<br />

K<strong>und</strong>enbindungsmaßnahmen durchgeführt. So wurde darauf verzichtet, Informationsmaterial syste-<br />

matisch an die Haushalte zu verteilen. Die den Nutzern offenstehende Hotline wurde selten frequen-<br />

tiert, weil vielen Nutzern die Nummer nicht vorlag. Es wird deutlich, daß es enorme Anstrengungen<br />

bedarf, die (potentiellen) Nutzer, die nicht am Pilotversuch teilnehmen, von <strong>der</strong> Vorteilhaftigkeit eines<br />

solchen Systems zu überzeugen, wenn selbst die Nutzer angeben, daß sie sich schlecht informiert<br />

fühlen.<br />

Bislang konnten die Dienste im Pilotversuch nicht hinsichtlich ihrer anytime, anywhere, anyhow-<br />

Funktion bestechen (Albers 1998, S. 7). Diese Einschätzung ist aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> reduzierten Umfangs<br />

<strong>der</strong> angebotenen Inhalte nicht verw<strong>und</strong>erlich. Allerdings glauben die Teilnehmer nicht an einen großen<br />

Nutzenzuwachs innerhalb <strong>des</strong> Pilotversuchs bei steigen<strong>der</strong> Teilnehmeranzahl (durch mehr Inhalte <strong>und</strong><br />

erweiterten Kommunikationsmöglichkeiten). Generell wird jedoch <strong>der</strong> Zusammenhang gesehen, daß<br />

nur dann interessante Inhalte zu erwarten sind, wenn die Kritische Masse erreicht wird – die fehlen-<br />

den Netzeffekte werden erkannt. Dem Antwortverhalten zufolge wird Interaktives Fernsehen als eine<br />

Zukunftstechnologie angesehen, die sich noch weit verbreiten wird. Die Nutzer glauben jedoch nicht,<br />

daß Interaktives Fernsehen scheitern wird, wenn sie jetzt nicht bald einsteigen. Diese Ergebnisse las-<br />

sen vermuten, daß <strong>der</strong> soziale Druck auf die Nutzer zur schnellen Teilnahme am System noch sehr<br />

gering ist.<br />

Das System erscheint als einfach zu nutzen <strong>und</strong> wenig komplex in den Wahrnehmungen verankert zu<br />

sein. Allerdings vermuten die Nutzer eine später drohende Tarifierung <strong>und</strong> halten Interaktives Fern-<br />

sehen für nicht billig. Möglicherweise hat die Markteinführung <strong>des</strong> digitalen Pay-TV-Anbieters DF1<br />

hier eine Wahrnehmung entstehen lassen, die Interaktives- mit Pay-TV gleichsetzt. Diese Diskussion<br />

ähnelt <strong>der</strong> festgestellten Problematik im Digitalen Fernsehen: Digitales Fernsehen ist kostenpflichtiges<br />

Fernsehen. Dies muß aber nicht sein, denkt man z.B. an die kostenlosen digitalen Angebote <strong>der</strong> pri-<br />

vaten Fernsehsen<strong>der</strong> (z.B. RTL).<br />

190


Im Pilotversuch werden die angebotenen Tarife <strong>der</strong> einzelnen Dienste als nicht unbedingt preiswert<br />

erachtet. Dies spricht für eine – zumin<strong>des</strong>t für die Angebote im Testversuch – relativ ausgeprägte<br />

Preiselastizität.<br />

Der Markt für Set-top-boxen unterliegt dem Leapfrogging-Phänomen (Pohl 1996): Die potentiellen<br />

Adopter sind noch nicht bereit, die neue Technik zu übernehmen <strong>und</strong> warten lieber auf Folgegenera-<br />

tionen <strong>des</strong> Deco<strong>der</strong>s. Es wird deutlich, daß die Nutzer Angst vor dem „stranding“ einer unterlegenen<br />

Systemtechnologie haben.<br />

Den Angaben zufolge handelt es sich bei den Nutzern nicht gr<strong>und</strong>sätzlich um Technikfreaks. Nur sehr<br />

wenige Personen werden als solche von ihren Fre<strong>und</strong>en bezeichnet.<br />

Die Frage, ob die Teilnehmer den Nutzen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> bislang erkennen konnten,<br />

wird eher negativ beantwortet. Hierbei wird wahrscheinlich die fehlende Attraktivität <strong>der</strong> Inhalte im<br />

Pilotprojekt verantwortlich sein. Es wird jedoch deutlich, daß sich einige Son<strong>der</strong>funktionen einer re-<br />

lativ großen Beliebtheit erfreuen können. So wurden die Restriktionen bzgl. <strong>des</strong> Budgets, das inner-<br />

halb eines bestimmten Zeitraums ausgegeben werden kann, 148 <strong>und</strong> die Beschränkung <strong>des</strong> Zugriffs auf<br />

Inhalte, die nicht für Kin<strong>der</strong> geeignet sind, als positiv hervorgehoben. 149 Gleiches gilt für die Über-<br />

prüfungsoption <strong>des</strong> Kontostands mit <strong>der</strong> Auftragsübersicht <strong>und</strong> den angebotenen Suchfunktionen.<br />

Weniger von Interesse sind die eingebauten Videofunktionen (Vor- bzw. Rückspulen, Pause etc.)<br />

beim Video-on-Demand gewesen.<br />

148 Diese Chance haben Mobilfunkanbieter erkannt <strong>und</strong> genutzt, indem sie aufladbare Karten anbieten, die die<br />

Nutzer abtelefonieren können – somit wird dem Nutzer ein Kostenkontrollinstrument an die Hand gegeben.<br />

149 Die Relevanz <strong>der</strong> Diskussion von Kin<strong>der</strong>sicherungen bei pornographischen o<strong>der</strong> gewaltverherrlichenden Inhalten<br />

wurde bei <strong>der</strong> 12. Hamburger Mediendebatte „Digitales Fernsehen: Alles Klar mit <strong>der</strong> d-Box?“ <strong>der</strong><br />

Hamburgischen Anstalt für neue Medien deutlich. Die dort von <strong>der</strong> Universität Leipzig unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

Bernd Schorb vorgestellte <strong>und</strong> kritikwürdige Studie zur Bedienbarkeit <strong>der</strong> d-Box <strong>und</strong> ihrer Sperrmöglichkeiten,<br />

rief eine stark emotional geprägte Diskussion hervor. Deutlich wurde jedoch, daß eine Kin<strong>der</strong>sicherung sinnvoll<br />

<strong>und</strong> notwendig ist <strong>und</strong> sie einfach einstellbar sein sollte.<br />

191


Im folgenden werden die einzelnen Items auf ihren Bezug zu den Rogers-Kriterien geprüft. Bei <strong>der</strong><br />

Entwicklung reliabler <strong>und</strong> vali<strong>der</strong> Meßinstrumente bei solchen komplexen Konstrukten wird auf die<br />

von Homburg (1995, S. 67) bzw. Homburg <strong>und</strong> Giering (1996, S. 8 ff.) vorgeschlagene idealtypische<br />

Vorgehensweise zurückgegriffen: 150<br />

150 Hierbei ist anzumerken, daß nicht auf die im ersten Schritt dargestellte explorative Faktorenanalyse verzichtet<br />

wird, obwohl bereits im Vorfeld Hypothesen zur Faktorenstruktur vorliegen (Homburg <strong>und</strong> Giering 1996, S.<br />

12). Dies wird dadurch begründet, daß die vorliegende Untersuchung einen explorativen Charakter hat <strong>und</strong><br />

nicht ausgeschlossen werden kann, daß einzelne Items falschen Konstrukten im Vorfeld zugeordnet wurden.<br />

Dies liegt an <strong>der</strong> umfassenden <strong>und</strong> nicht eindeutig abgrenzbaren Definition <strong>der</strong> einzelnen Konstrukte in <strong>der</strong><br />

Theorie. Des weiteren wird in dieser Arbeit die wissenschaftliche Auffassung <strong>des</strong> kritischen Rationalismus<br />

vertreten, <strong>der</strong> theoretische Ansätze bezüglich <strong>der</strong> Falsifizierbarkeit prüft. Somit sollte selbst bei theoretisch<br />

<strong>und</strong> empirisch „gesicherten“ Skalen eine explorative Faktorenanalyse am Anfang stehen: Stellt sich heraus,<br />

daß die theoretisch f<strong>und</strong>ierte Faktorenstruktur in <strong>der</strong> explorativen Faktorenanalyse gef<strong>und</strong>en wird, so kann<br />

mit <strong>der</strong> zweiten Untersuchungsstufe fortgefahren werden. Stellt sich ein Ergebnis ein, daß <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Skalenbildung wi<strong>der</strong>spricht, so zeigt sich, daß selbst bei „gesicherten“ Skalen keine gr<strong>und</strong>sätzliche Anwendbarkeit<br />

möglich ist. Damit wird einer „Zementierung“ von angeblich gesicherten Erkenntnissen vorgebeugt.<br />

192


Abbildung 5-24: Idealtypische Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Konstruktvalidierung<br />

193<br />

B.1<br />

B.2<br />

B.3<br />

C.1<br />

C.2<br />

C.3<br />

D.1<br />

D.2<br />

D.3<br />

D.4<br />

D.5<br />

D.6<br />

Untersuchungsstufe A<br />

(Betrachtung <strong>der</strong> Dimension(en))<br />

Exploratorische Faktorenanalyse<br />

Untersuchungsstufe B<br />

(Betrachtung <strong>der</strong> einzelnen Faktoren)<br />

Cronbachsches Alpha <strong>und</strong> Item to to Total-Korrelationen<br />

Total-Korrelation<br />

Exploratorische Faktorenanalyse<br />

Konfirmatorische Faktorenanalyse<br />

Untersuchungsstufe C<br />

(Betrachtung <strong>der</strong> einzelnen Dimensionen, die mehr als einen Faktor haben)<br />

Exploratorische Faktorenanalyse<br />

Konfirmatorische Faktorenanalyse<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Diskriminanzvalidität auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />

konfirmatorischen Faktorenanalyse<br />

a) χ 2 -Differenztest<br />

b) Fornell/Larcker-Kriterium<br />

Untersuchungsstufe D<br />

(Betrachtung <strong>des</strong> gesamten Meßmodells)<br />

Exploratorische Faktorenanalyse<br />

Konfirmatorische Faktorenanalyse<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Diskriminanzvalidität auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />

konfirmatorischen Faktorenanalyse<br />

a) χ 2 -Differenztest<br />

b) Fornell/Larcker-Kriterium<br />

Untersuchung <strong>der</strong> Dimensionalität<br />

Kausalanalytische Beurteilung <strong>der</strong> Inhaltsvalidität<br />

Kausalanalytische Beurteilung <strong>der</strong> nomologischen Validität<br />

Quelle: In Anlehnung an Homburg <strong>und</strong> Giering (1996, S. 12).


Die gestrichelten Kästen geben darüber Auskunft, welche <strong>der</strong> Untersuchungsstufen im folgenden<br />

nicht durchgeführt werden, da entwe<strong>der</strong> keine <strong>der</strong> Dimensionen mehrere Faktoren aufweist bzw.<br />

Tests aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> zu kleinen Fallzahl unterbleiben müssen. In großzahligen Folgestudien ist dieser<br />

Vorgehensweise bzw. den erweiterten Validierungsvorschlägen von Krafft <strong>und</strong> Litfin (1999) Rech-<br />

nung zu tragen.<br />

5.4.2.2.2 Validierung<br />

In Rahmen <strong>der</strong> Konzeptualisierung <strong>der</strong> Konstrukte von Rogers (1995a) wird zunächst auf die Me-<br />

thoden <strong>der</strong> ersten Generation zurückgegriffen (Homburg <strong>und</strong> Giering 1996, S. 12; Schmalen <strong>und</strong><br />

Pechtl 1992, S. 97):<br />

• Exploratorische Faktorenanalyse,<br />

• Cronbachs Alpha <strong>und</strong><br />

• Item-to-Total-Korrelationen<br />

In einem ersten Schritt (Untersuchungsstufe A) wird mit Hilfe <strong>der</strong> explorativen Faktorenanalyse un-<br />

tersucht, welche Faktorenstruktur den einzelnen Indikatoren zugr<strong>und</strong>e liegt (Gerbing <strong>und</strong> An<strong>der</strong>son<br />

1988, S. 189). Die Fallzahl bei Faktorenanalysen sollte nach einer allgemeinen Faustregel wenigstens<br />

<strong>der</strong> dreifachen Variablenzahl entsprechen, wobei jedoch als absolutes Minimum die Anzahl <strong>der</strong> Va-<br />

riablen gleich <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Fälle sein sollte (Backhaus et al. 1996, S. 254). Insgesamt stand die<br />

noch ausreichende Anzahl von 89 Fällen für die faktorenanalytische Untersuchung <strong>der</strong> 30 Variablen<br />

zur Verfügung. Als Input für die explorative Faktorenanalyse wurden die folgenden Items verwendet,<br />

die zwar schon graphisch darsgestellt wurden, jedoch nun auch mit den Standardabweichungen <strong>und</strong><br />

Missing Values berichtet werden: 151<br />

151 Die Variablen 6d-f (Beurteilung <strong>des</strong> Home-Shopping) wurden aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> relativ hohen Anzahl <strong>der</strong> Missing<br />

Values nicht in diese Faktorenanalyse einbezogen, weil das Ersetzen <strong>der</strong> Werte einen zu hohen Manipulationsspielraum<br />

bietet. Alternativ hätte eine fallweise Elimination vorgenommen werden können, wovon jedoch<br />

abgesehen wurde, da ansonsten die Gesamtfallzahl zu gering geworden wäre. Eine explorative Faktorenanalyse<br />

dieser drei Variablen zeigt, daß diese Variablen einen nach dem Kaiser-Kriterium extrahierten Faktor mit einer<br />

hohen Reliabilität bilden (KMO-Maß 0,70; Bartlett Test of Sphericity 164,90 (p=0,00); 84,3% <strong>der</strong> Varianz<br />

wird erklärt, α-Wert 0,91). Die Faktorladungen sind mit 0,92; 0,95 <strong>und</strong> 0,88 hoch <strong>und</strong> lassen somit eine Interpretation<br />

<strong>des</strong> Faktors als relativer Vorteil <strong>des</strong> Home-Shopping zu (SPSS-Notation RV_HS). Dieser Faktor<br />

wurde im Abschnitt 5.4.2.1.1 zur Nutzenbestimmung herangezogen.<br />

Gleiches gilt für die Variablen 8a-d (Angst vor Datenmißbrauch, Umtauschproblemen, Verlust sozialer Kontakte<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong> Free-TV), die jedoch aus inhaltlichen Gründen bei dieser ersten Faktorenanalyse ausgeschlossen<br />

wurden. Dort wurde nämlich global nach Kompatibilitätsaspekten gefragt, ohne direkten Bezug auf das<br />

Pilotprojekt zu nehmen. Die Variablen <strong>der</strong> Frage 8 wurden <strong>des</strong>wegen geson<strong>der</strong>t ausgewertet. Hierbei zeigte<br />

sich jedoch kein ausreichen<strong>des</strong> Ergebnis (KMO-Maß 0,55; Bartlett Test of Sphericity 24,82 (p=0,00) <strong>und</strong> zwei<br />

nach dem Kaiser-Kriterium extrahierte Faktoren, die jeweils α-Werte von unter 0,5 aufweisen <strong>und</strong> schwierig zu<br />

interpretieren sind).<br />

194


Tabelle 5-8: Liste aller 30 Variablen <strong>der</strong> explorativen Faktorenanalyse<br />

SPSS-<br />

Notation<br />

195<br />

Frageformulierung im Fragebogen<br />

[Kodierung]<br />

Median Mittelwert<br />

(Standardabweichung)<br />

3,0 3,033<br />

(1,921)<br />

2,0 2,348<br />

(1,516)<br />

4,0 3,775<br />

(1,684)<br />

3,0 2,899<br />

(1,652)<br />

2,0 2,213<br />

(1,352)<br />

1,0 1,708<br />

(0,991)<br />

2,0 2,382<br />

(1,410)<br />

4,0 3,663<br />

(1,609)<br />

2,0 2,674<br />

(1,650)<br />

V3A Das Navigationssystem im Pilotprojekt ist einfach [1] / schwer<br />

[7] zu bedienen<br />

V3B Das Navigationssystem im Pilotprojekt ist einfach [1] / schwer<br />

[7] zu erlernen<br />

V3C Das Navigationssystem im Pilotprojekt ist sehr hilfreich [1] /<br />

wenig hilfreich [7]<br />

V4A Wenn Sie Videos anfor<strong>der</strong>n bzw. Home-Shopping-Angebote<br />

prüfen, kommt es zu langen [1] / kurzen [7] Wartezeiten<br />

V6A Wie beurteilen Sie Video auf Abruf im Pilotprojekt: Langweilige<br />

[1] / interessante [7] Inhalte<br />

V6B Wie beurteilen Sie Video auf Abruf im Pilotprojekt: Wenig [1]<br />

/sehr [7] aktuell<br />

V6C Wie beurteilen Sie Video auf Abruf im Pilotprojekt: Langsam [1]<br />

/ schnell [7]<br />

VV11A Wie beurteilen Sie die Set-top-box, die im Pilotversuch verwendet<br />

wird: Schlecht [1] / gut [7]<br />

VV13A Viele meiner Fre<strong>und</strong>e beneiden mich um die Teilnahme am Pilotprojekt*<br />

VV13B Ich fühle mich gut über ITV informiert* 3,0 3,044<br />

(1,796)<br />

VV13C Mit ITV kann ich je<strong>der</strong>zeit sehen, was ich will* 3,0 3,539<br />

(2,154)<br />

VV13D Ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung war, am Pilot- 3,0 3,090<br />

projekt teilzunehmen*<br />

(1,975)<br />

VV13E Mit Home-Shopping kann ich kaufen, was <strong>und</strong> wann ich will* 3,0 3,528<br />

(2,045)<br />

VV13F Ich würde mir wünschen, daß viel mehr Leute am Pilotprojekt 4,0 4,225<br />

teilnehmen würden*<br />

(1,851)<br />

VV13G ITV wird sich in <strong>der</strong> Zukunft noch weit verbreiten* 6,0 5.247<br />

(1,740)<br />

VV13H Um alle Möglichkeiten <strong>des</strong> ITV auszureizen, müßte ich noch viel 3,0 3,404<br />

lernen*<br />

(2.235)<br />

VV13I ITV ist eine kostspielige Angelegenheit für mich* 4,0 3,820<br />

(1,975)<br />

VV13J Hoffentlich haben bald viele Personen ITV, damit ich mit ihnen 3,0 3,472<br />

per E-mail o<strong>der</strong> Videomail kommunizieren kann*<br />

(2,089)<br />

VV13K Mir ist das ganze System einfach zu komplex* 2,0 2,663<br />

(1,790)<br />

VV13L Wenn ich jetzt nicht bald einsteige, wird ITV nie etwas* 2,0 2,517<br />

(1,493)<br />

VV13M Ich kaufe keinen Deco<strong>der</strong>, weil <strong>der</strong> sich sowieso noch än<strong>der</strong>t* 6,0 5,079<br />

(2,144)<br />

VV13N Meine Fre<strong>und</strong>e bezeichnen mich als Technikfreak* 2,0 2,640<br />

(1,950)<br />

VV13O Interessante Inhalte wird es erst geben, wenn genügend Leute 6,0 5,685<br />

dabei sind*<br />

(1,850)<br />

VV13P Ich sehe den Nutzen <strong>des</strong> ITV bislang nicht* 4,0 4,000<br />

(2,000)<br />

VV13Q Die Restriktionen <strong>und</strong> Sperren bzgl. Budget, Altersklassen <strong>und</strong> 6,0 5,146<br />

bestimmter Filmkategorien finde ich richtig gut*<br />

(1,874)<br />

Fälle<br />

(ersetzte<br />

Missing<br />

Values)<br />

89<br />

(1)**<br />

89<br />

(3)<br />

89<br />

(3)<br />

89<br />

(1)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(2)<br />

89<br />

(3)<br />

89<br />

(2)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(1)<br />

89<br />

(1)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(1)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(1)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(1)<br />

89<br />

(1)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(0)


VV13R Die eingebauten Videofunktionen beim ITV nutze ich häufig* 3,0 3,169<br />

(1,823)<br />

VV13S Zum Glück kann ich meinen Kontostand über den Abruf <strong>der</strong> 6,0 5,382<br />

Auftragsübersicht überprüfen*<br />

(1,951)<br />

VV13T Ich habe das Pilotprojektangebot stark genutzt* 2,0 2,427<br />

(1,322)<br />

VV13U Es ist sehr schön, daß es Suchfunktionen gibt, mit denen ich 6,0 5,191<br />

gezielt nach Filmen (z.B.: Reiseberichte) suchen kann*<br />

(1,770)<br />

VV13V Die angebotenen Dienste sind preiswert* 3,0 3,303<br />

(1,767)<br />

* = Kodierung mit: Stimme gar nicht zu [1] / stimme voll zu [7]<br />

** = Missing Value(s) wurde(n) durch den Median ersetzt.<br />

(Fortsetzung von Tabelle 5-8)<br />

Vor <strong>der</strong> eigentlichen <strong>Analyse</strong> wird das Datenmaterial bezüglich <strong>der</strong> Eignung für die Faktorenanalyse<br />

geprüft, da vermutet wird, daß eine heterogene Datenstruktur zugr<strong>und</strong>e liegt, die eine sinnvolle An-<br />

wendung <strong>des</strong> <strong>Analyse</strong>verfahrens gefährdet (Backhaus et al. 1996, S. 201 f.). Die Betrachtung <strong>der</strong><br />

Pearson-Korrelationsmatrix 152 liefert Hinweise darauf, daß alle Variablen mehrfach signifikant mit-<br />

einan<strong>der</strong> korrelieren <strong>und</strong> somit eine Eignung <strong>des</strong> Datenmaterials befürworten. Ein weiteres Kriterium<br />

für die Eignung <strong>der</strong> Korrelationsmatrix stellt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Nicht-Diagonal-Elemente <strong>der</strong> Anti-<br />

Image-Kovarianz-Matrix, die ungleich Null (d.h. > 0,09) sind, dar. Dieser Anteil ist mit 18,3% un-<br />

terhalb <strong>der</strong> maximal zulässigen 25% <strong>und</strong> unterstreicht die Eignung <strong>der</strong> Daten für eine faktorenanalyti-<br />

sche Untersuchung (Backhaus et al. 1996, S. 204 f.). 153 Die Measure of Sampling Adequacy<br />

(MSA)-Werte variieren zwischen 0,42 <strong>und</strong> 0,78 <strong>und</strong> liegen somit teilweise unterhalb <strong>der</strong> tragbaren<br />

Grenze von 0,5 (Backhaus et al. 1996, S. 205 f.; Steward 1981, S. 56 ff.). Das KMO (Kaiser-<br />

Meyer-Olkin)-Maß erreicht den mo<strong>der</strong>aten Wert von 0,62 <strong>und</strong> deutet auf ein mittelmäßiges Ergeb-<br />

nis hin. Diese Ergebnisse sind vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer vermuteten heterogenen Datenstruktur als<br />

akzeptabel anzusehen <strong>und</strong> weisen auf die gr<strong>und</strong>sätzliche Eignung <strong>der</strong> Ausgangsdaten für eine Fakto-<br />

renanalyse hin.<br />

152 Zur Verwendung <strong>der</strong> Korrelationsberechnung von ordinal skalierten Daten siehe Aaker <strong>und</strong> Day (1986, S.<br />

361).<br />

153 Der Bartlett Test of Sphericity nimmt den hochsignifikanten Wert von 984,51 an <strong>und</strong> deutet somit darauf hin,<br />

daß die Variablen in <strong>der</strong> Erhebungsgesamtheit korreliert sind. Dieser Test ist jedoch mit Vorsicht zu interpretieren,<br />

da die Normalverteilung <strong>der</strong> Variablen in <strong>der</strong> Erhebungsgesamtheit voraussetzt (Backhaus et al. 1996,<br />

S. 203 f.).<br />

89<br />

(2)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(0)<br />

89<br />

(0)<br />

196


Die Auswertung <strong>der</strong> Daten wird mit <strong>der</strong> Hauptkomponentenanalyse vorgenommen, die davon aus-<br />

geht, daß die Varianz einer Ausgangsvariablen vollständig durch die Extraktion von Faktoren erklärt<br />

wird. Den Kommunalitäten wird ein Ausgangswert von 1 zugewiesen. 154<br />

Somit ergeben sich die Faktoren als Linearkombinationen <strong>der</strong> ursprünglichen Variablen, mit dem<br />

Ziel, daß mit möglichst wenigen Faktoren möglichst viel <strong>der</strong> gesamten Varianz <strong>der</strong> Variablen erfaßt<br />

wird. Als Auswahlkriterium für die Bestimmung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Faktoren wurde das Kaiser-<br />

Kriterium verwendet, das die Faktoren mit Eigenwerten größer als eins extrahiert. Zusätzlich wurde<br />

<strong>der</strong> Scree-Test betrachtet, <strong>der</strong> jedoch nur nachrangig berücksichtigt wurde, weil das Verfahren einen<br />

erheblichen Spielraum <strong>des</strong> Forschers offenbart (Backhaus et al. 1996, S. 226). Im Gegensatz zu<br />

Homburg (1995, S. 80) wird hier von <strong>der</strong> Unabhängigkeit, d.h. <strong>der</strong> Orthogonalität, <strong>der</strong> Faktoren<br />

ausgegangen <strong>und</strong> die in <strong>der</strong> Marketing-Forschung übliche rechtwinklige Varimax-Rotation angewen-<br />

det.<br />

Die Faktorenanalyse <strong>der</strong> 30 Variablen legt nach dem Kaiser-Kriterium eine 10-Faktoren-Lösung<br />

nahe, die 69,7% <strong>der</strong> Ausgangsvarianz erklärt. Die folgende Tabelle zeigt die rotierten Ergebnisse auf,<br />

wobei nur Faktorladungen >0,3 berichtet werden. Gemäß Backhaus et al. (1995, S. 226) sollten nur<br />

Ladungen >0,5 zur Interpretation <strong>des</strong> Faktors herangezogen werden. An<strong>der</strong>erseits lassen sich die<br />

Faktorladungen in ihrer Signifikanz wie Korrelationskoeffizienten behandeln (Krafft 1995, S. 263).<br />

Dies läßt bei <strong>der</strong> vorliegenden Stichprobengröße auf signifikante Faktorladungen (bei einer Irrtums-<br />

wahrscheinlichkeit von 5%) schließen, wenn Ladungen >0,175 auftreten. Gemäß Gerbing <strong>und</strong> An-<br />

<strong>der</strong>son (1988, S. 189) werden Faktorladungen im weiteren Verlauf dieser Arbeit als „hoch“ angese-<br />

hen, wenn sie >0,4 sind <strong>und</strong> in den Tabellen fett unterlegt. Die Tabelle 5-8 zeigt das Ergebnis <strong>der</strong><br />

Faktorenanalyse auf.<br />

Die in <strong>der</strong> Tabelle grau unterlegten 14 Items werden eliminiert, da sie entwe<strong>der</strong> keine sinnvolle Inter-<br />

pretation zulassen o<strong>der</strong> aufgr<strong>und</strong> zu geringer MSA-Werte bzw. zu hoher Querladungen keine Ein-<br />

fachstruktur aufweisen. 155 Im einzelnen werden die Variablen aus folgenden Gründen herausgenom-<br />

men 156 :<br />

154 Alternativ hätte die Hauptachsenanalyse zur Anwendung kommen können, die jedoch einen erheblichen Manipulationsspielraum<br />

eröffnet, da nur ein vom Forscher vorgegebener Varianzanteil <strong>der</strong> Variablen in Höhe <strong>der</strong><br />

Kommunalitäten erklärt wird (Backhaus et al. 1996, S. 220). Jedoch ermitteln beide Verfahren zumeist sehr ähnliche<br />

Lösungen (Velicer <strong>und</strong> Jackson 1990, S. 21).<br />

155 Siehe Krafft <strong>und</strong> Litfin (1999) für eine ähnliche Vorgehensweise.<br />

156 Die Variablen, die im Rahmen <strong>der</strong> Konstruktbildung aus <strong>der</strong> weiteren faktorenanalytischen Betrachtung ausgeschlossen<br />

werden, werden jedoch als einzelne Variablen in den folgenden <strong>Analyse</strong>n berücksichtigt.<br />

197


Die Variablen VV13A <strong>und</strong> VV13B, die den gemeinsamen Faktor 10 bilden, lassen sich nicht sinnvoll<br />

interpretieren <strong>und</strong> stellen somit Eliminationskandidaten dar, zumal VV13A hohe Querladungen auf-<br />

weist. Gemäß Churchill (1979) ist es im frühen Stadium <strong>der</strong> Konstruktbildung häufig möglich, daß<br />

die Faktorenanalyse mehrere nichtinterpretierbare Dimensionen identifiziert, die durch sogenannte<br />

„garbage items“ (S. 69) gebildet werden.<br />

Die Variablen VV13I, VV13P <strong>und</strong> VV13Q weisen MSA-Werte von unter 0,5 auf <strong>und</strong> werden somit<br />

von <strong>der</strong> weiteren Betrachtung ausgeschlossen.<br />

Die Items V4A, VV11A, VV13H, VV13J, VV13K, VV13L <strong>und</strong> VV13M haben neben hohen <strong>und</strong> in-<br />

haltlich nicht plausiblen Querladungen nur jeweils sehr mo<strong>der</strong>ate Ladungen auf den (Haupt)-Faktor.<br />

Sie werden somit als problematisch eingeschätzt <strong>und</strong> eliminiert.<br />

Somit werden vorerst 11 Variablen entfernt. Mit den verbleibenden Variablen wird eine zweite Fak-<br />

torenanalyse vorgenommen. Dort weisen die Items VV13D, VV13H <strong>und</strong> VV13V hohe Querladun-<br />

gen auf. Sie werden ebenfalls von <strong>der</strong> weiteren Betrachtung ausgeschlossen.<br />

198


Tabelle 5-9: Rotierte Faktorenlösung aller 30 Items mit Faktorladungen >0,3<br />

SPSS-<br />

Notation<br />

199<br />

Faktor<br />

1<br />

Faktor<br />

2<br />

Faktor<br />

3<br />

Faktor<br />

4<br />

Faktor<br />

5<br />

Faktor<br />

6<br />

Faktor<br />

7<br />

Faktor<br />

8<br />

Faktor<br />

9<br />

Faktor<br />

10<br />

Kommunalität<br />

V6A 0.869 0,798<br />

V6B 0,845 0,756<br />

V6C 0,669 0,379 0,643<br />

VV13O 0,739 0,712<br />

VV13F 0,658 0,620<br />

VV13G 0,623 0,351 0,712<br />

VV13J 0,539 -0,351 0,385 0,689<br />

VV13M 0,510 0,463 0,727<br />

V3B 0,796 0,738<br />

V3A 0,741 0,742<br />

V3C 0,635 -0,302 0,667<br />

VV13N -0,684 0,607<br />

VV13H 0,579 0,690<br />

V4A 0,316 0,561 0,408 0,400 0,636<br />

VV11A 0,496 0,381 0,687<br />

VV13E 0,793 0,736<br />

VV13C 0,718 -0,317 0,764<br />

VV13P 0,804 0,712<br />

VV13D 0,704 0,656<br />

VV13K 0,466 0,460 0,656<br />

VV13S 0,780 0,683<br />

VV13U 0,605 0,688<br />

VV13Q 0,308 0,571 0,663<br />

VV13V 0,801 0,787<br />

VV13I -0,743 0,351 0,789<br />

VV13L -0,305 0,527 0,689<br />

VV13R 0,803 0,779<br />

VV13T 0,652 0,597<br />

VV13A 0,421 0,523 0,610<br />

VV13B<br />

Cronbach<br />

0,330 0,303 -0,409 0,665<br />

s α<br />

(standardisiert)<br />

0,777 0,663 0,706 0,113 0,640 0,623 0,567 0,407 0,561 0,083 -<br />

Eigenwert<br />

erkl. Vari-<br />

5,195 2,993 2,301 2,060 1,884 1,523 1,379 1,288 1,212 1,061 -<br />

anzanteilKumu-<br />

17,3 % 10,0 % 7,7 % 6,9 % 6,3 % 5,1 % 4,6 % 4,3 % 4,0 % 3,5 % -<br />

lierterVarianzanteil 17,3 % 27,3 % 35,0 % 41,8 % 48,1 % 53,2 % 57,8 % 62,1 % 66,1 % 69,7 % -<br />

KMO-Maß = 0,62075<br />

Bartlett Test of Sphericity = 984,50 Irrtumswahrscheinlichkeit = 0,0000


Von den eingangs 30 betrachteten Variablen verbleiben somit noch 16 Items, die einer dritten<br />

Faktorenanalyse unterzogen werden. Die Ausgangsdatenmatrix erweist sich für die Faktorenanalyse<br />

wie<strong>der</strong>um als geeignet. Zwar ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Nicht-Diagonal-Elemente <strong>der</strong> Anti-Image-Kovarianz-<br />

Matrix, die ungleich Null (d.h. > 0,09) sind, mit 30% höher als die zulässigen 25%. Das KMO-Maß<br />

erreicht jedoch einen Wert von 0,64 <strong>und</strong> deutet auf ein befriedigen<strong>des</strong> Ergebnis <strong>und</strong> die Eignung <strong>des</strong><br />

Datenmaterials hin. Die MSA-Werte variieren zwischen 0,53 <strong>und</strong> 0,77 (Mittelwert = 0,64) <strong>und</strong> lie-<br />

gen somit im akzeptablen Bereich. Die wie<strong>der</strong>um verwendete Hauptkomponentenanalyse extrahiert<br />

nach Verwendung <strong>des</strong> Kaiser-Kriteriums eine 6-Faktoren-Lösung, mit <strong>der</strong> 68,5% <strong>der</strong> Ausgangsva-<br />

rianz erklärt wird. Die Tabelle 5-10 zeigt die rotierten Ergebnisse auf, wobei nur Faktorladungen<br />

>0,3 berichtet werden.<br />

Tabelle 5-10: Varimax-rotierte Faktorenlösung mit 6 Faktoren <strong>und</strong> 17 Items<br />

SPSS-Notation Faktor 1<br />

RV_<br />

VOD<br />

Faktor 2<br />

KLEX_<br />

NAV<br />

Faktor 3<br />

NET<br />

WISH<br />

Faktor 4<br />

KON<br />

TROL<br />

Faktor 5<br />

FREAK<br />

Faktor 6<br />

RV_<br />

FEAT<br />

Kommunalität<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrel.<br />

V6A 0.870 0,803 0,874<br />

V6B 0,863 0,766 0,792<br />

V6C 0,704 0,351 0,633 0,824<br />

V3C 0,793 0,725 0,805<br />

V3B 0,763 0,704 0,727<br />

V3A 0,715 0,681 0,846<br />

VV13G 0,757 0,688 0,768<br />

VV13F 0,723 0,662 0,726<br />

VV13O 0,710 0,646 0,768<br />

VV13E 0,840 0,743 0,853<br />

VV13C 0,740 0,688 0,868<br />

VV13R 0,756 0,686 0,765<br />

VV13T 0,717 0,644 0,667<br />

VV13N 0,607 0,413 0,731<br />

VV13S -0,351 0,843 0,743 0,848<br />

VV13U 0,692 0,735 0,812<br />

Cronbachs α<br />

(standardisiert)<br />

0,777 0,706 0,621 0,650 0,549 0,551 - -<br />

Eigenwert 3,564 2,253 1,747 1,339 1,296 1,180 - -<br />

Erklärter Vari-<br />

- -<br />

anzanteil<br />

21,0 % 13,3 % 10,3 % 7,9 % 7,6 % 6,9 %<br />

Kumulierter Va-<br />

- -<br />

rianzanteil<br />

Durch einen<br />

21,0 % 34,2 % 44,5 % 52,4 % 60,9 % 66,9 %<br />

Faktor erklärte<br />

Varianz<br />

KMO-Maß = 0,63368<br />

69,3 % 63,1 % 57,0 % 74,1 % 52,8 % 69,0 % - -<br />

Bartlett Test of Sphericity = 411,05 Irrtumswahrscheinlichkeit = 0,0000<br />

Die Varimax-rotierte Faktorlösung weist zwei Querladungen auf, die jedoch inhaltlich zu interpretie-<br />

ren sind <strong>und</strong> <strong>des</strong>wegen eine Eliminierung <strong>des</strong> Items nicht notwendig machen. Die einzelnen Variablen<br />

200


laden relativ hoch auf die Faktoren. Der erklärte Anteil <strong>der</strong> Varianz <strong>der</strong> einzelnen Variablen durch<br />

die gemeinsamen Faktoren ist nur bei VV13N unterhalb <strong>der</strong> 50% Marke <strong>und</strong> liegt bei <strong>der</strong> Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Variablen oberhalb 60%. Somit ist die Varianzerklärung <strong>der</strong> Variablen als befriedigend zu klassi-<br />

fizieren. Die Faktoren weisen mit Werten von Cronbachs α (es handelt sich dabei um die standardi-<br />

sierten Werte) zwischen 0,55 <strong>und</strong> 0,77 teilweise eine relativ geringe interne Konsistenz auf. Jedoch<br />

verweisen mehrere Autoren darauf, daß bei <strong>der</strong> erstmaligen Verwendung von Skalen α-Werte zwi-<br />

schen 0,5 <strong>und</strong> 0,6 ausreichend sind (Churchill 1979, S. 68; Peter 1979, S. 15; Krafft 1995, S. 267).<br />

Da Cronbachs α positiv von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Items abhängt, kann die geringe Indikatorenanzahl von<br />

2 bei Faktor 6 zur niedrigen Ausprägung beitragen. 157 Zudem verweist Homburg (1995, S. 81) auf<br />

mehrere Quellen in wissenschaftlichen A-Journals, in denen weitaus geringere α-Werte berichtet<br />

werden (so z.B. bei Wierenga <strong>und</strong> Oude Ophuis 1997, S. 288 f.).<br />

Ein weiteres Kriterium sind die Item-to-Total-Korrelationen, die als die Korrelation einer Variablen<br />

mit <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Variablen, die demselben Faktor zugeordnet werden, definiert sind (Homburg<br />

<strong>und</strong> Giering 1996, S. 8). 158 Da alle Item-to-Total-Korrelationen hoch sind, besteht kein weiterer<br />

Gr<strong>und</strong>, zusätzliche Items zu entfernen (Churchill 1979, S. 68; Nunnally 1978, S. 274 ff.; Homburg<br />

<strong>und</strong> Giering 1996, S. 8). 159<br />

Zur Überprüfung <strong>der</strong> Bedingung <strong>der</strong> Eindimensionalität wird pro Konstrukt eine explorative Fakto-<br />

renanalyse vorgenommen. Die dabei durch einen Faktor erklärte Varianz beträgt zwischen 57,0 <strong>und</strong><br />

74,1%. Diese Werte liegen oberhalb <strong>der</strong> von Homburg (1995, S. 86) gefor<strong>der</strong>ten 50%. Da jeweils<br />

immer nur ein Faktor extrahiert wird (Kaiser Kriterium), ist folglich die Eindimensionalität <strong>der</strong> sechs<br />

Konstrukte gewährleistet. Dieses Ergebnis läßt auf eine konvergente Validität <strong>der</strong> Konstrukte schlie-<br />

ßen (Bearden, Netemeyer <strong>und</strong> Mobley 1995 sowie Homburg 1995, S. 86).<br />

Die Interpretation <strong>der</strong> Faktoren erweist sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> relativ hohen Ladungen (alle > 0,6) <strong>der</strong><br />

Variablen auf die Faktoren mit den im wesentlichen unterstellten Beziehungen als relativ unproblema-<br />

tisch. Dennoch muß darauf hingewiesen werden, daß bei <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Faktoren ein erhebli-<br />

cher subjektiver Spielraum <strong>des</strong> Forschers besteht. Da die Faktorladungen substantiell sind <strong>und</strong> sich<br />

157<br />

Gemäß Peter (1997, S. 185 <strong>und</strong> 188) sind in Fällen von nur 2 (3) Indikatorvariablen α-Werte von 0,4 (0,5) noch<br />

als akzeptabel anzusehen.<br />

158<br />

Wohlgemerkt besteht die Summe aus allen Items. Es handelt sich hier nicht um die sogenannte „corrected<br />

item to total correlation“, die bei SPSS in <strong>der</strong> Reliabilitätsanalyse-Prozedur ausgewiesen wird, da dort nicht alle<br />

Items in die Summenbildung eingehen.<br />

159 Es stellt sich natürlich die Frage, wann eine Item-to-Total-Korrelation als hoch genug einzustufen ist. Gerbing<br />

<strong>und</strong> An<strong>der</strong>son (1988, S. 189) sprechen bei Korrelationen >0,6 von hohen Werten. Demzufolge wird eine Korrelation<br />

von 0,6 bis 0,8 als relativ hoch eingestuft.<br />

201


eindeutig einem Faktor zuordnen lassen, kann hier von einem „sinnvollen Ausmaß an Konvergenz-<br />

<strong>und</strong> Diskriminanzvalidität ausgegangen werden“ (Homburg <strong>und</strong> Giering 1996, S. 8).<br />

Der erste Faktor wird von den Variablen <strong>der</strong> Frage 6 (A-C) determiniert, die mit Ladungen größer<br />

als 0,7 hoch auf den Faktor laden. Interessante Inhalte <strong>des</strong> Pilotprojekts, die aktuell <strong>und</strong> schnell an-<br />

zufor<strong>der</strong>n sind, lassen eine Interpretation <strong>des</strong> Faktors als relativer Vorteil <strong>des</strong> Dienstes Videoon-Demand<br />

(SPSS-Notation: RV_VOD) sinnvoll erscheinen. 160<br />

Die Interpretation <strong>des</strong> zweiten Faktors ist nicht ganz so eindeutig. Die hoch ladenden Variablen <strong>der</strong><br />

dritten Frage hinsichtlich <strong>des</strong> Navigationssystems <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Bedienung, Erlernbarkeit <strong>und</strong> Nutzens<br />

lassen Spielräume offen. So könnte eine Interpretation als relativer Vorteil durchaus als sinnvoll er-<br />

achtet werden, jedoch erscheint die Benennung <strong>des</strong> Faktors als Komplexität <strong>des</strong> Navigationssy-<br />

stems (SPSS-Notation: KLEX_NAV) mehr zu versprechen, da die Individuen ein Navigationssy-<br />

stem weniger hinsichtlich <strong>des</strong> relativen Vorteils bewerten als vielmehr das umständliche Hantieren mit<br />

einer Menüoberfläche scheuen. Die negative Querladung <strong>der</strong> Variablen 13U (Suchfunktionen) auf<br />

diesen Faktor stützt eine solche Erklärung, weil mannigfaltige Suchfunktionen die Komplexität in <strong>der</strong><br />

Handhabung <strong>des</strong> Navigationssystems reduzieren.<br />

Die Fragen G, F <strong>und</strong> O aus dem Frageblock 13 laden mit Werten größer als 0,71 hoch auf den drit-<br />

ten Faktor, <strong>der</strong> den Wunsch nach Netzeffekten (SPSS-Notation: NETWISH) abbildet. Diese In-<br />

terpretation wird vor allem <strong>des</strong>wegen vorgenommen, weil <strong>der</strong> Wusch nach mehr Teilnehmern auf-<br />

gr<strong>und</strong> von verbesserten Inhalten schon im Pilotprojektstadium vorliegt.<br />

Der vierte Faktor, <strong>der</strong> sich aus den Fragen 13E <strong>und</strong> 13C zusammensetzt, zeichnet sich durch die<br />

zeitliche <strong>und</strong> programmliche Unabhängigkeit <strong>des</strong> Home-Shopping bzw. <strong>des</strong> Video-on-Demand aus.<br />

Die hierdurch mögliche Kontrolle durch den Nutzer determiniert die Interpretation <strong>des</strong> Faktors als<br />

zeitliche <strong>und</strong> inhaltliche Kontrolle (SPSS-Notation: KONTROL). Die relativ hohe Querladung<br />

<strong>der</strong> Variablen 6C läßt sich vor diesem Hintergr<strong>und</strong> als inhaltlich plausibel erklären, da nur bei einer<br />

gewissen Geschwindigkeit <strong>des</strong> Dienstes eine solche Kontrolle wahrgenommen wird.<br />

Die Interpretation <strong>des</strong> fünften Faktors als technisch versierter Vielnutzer (SPSS-Notation:<br />

FREAK) läßt sich durch die Variablen 13R, T <strong>und</strong> N rechtfertigen, die eine häufige <strong>Nutzung</strong> einzel-<br />

ner Funktionen sowie <strong>des</strong> gesamten Angebots wi<strong>der</strong>spiegeln. Dieser Faktor beschreibt nutzerspezifi-<br />

sches Verhalten <strong>und</strong> kann aus Validierungsgründen mit <strong>der</strong> tatsächlichen <strong>Nutzung</strong>shäufigkeit vergli-<br />

chen werden. Der Pearson Korrelationskoeffizient weist für 89 Fälle einen Wert von 0,301<br />

(p=0,004) auf. Diese signifikante, wenngleich nicht sehr hohe Korrelation unterstützt die Interpretati-<br />

on <strong>des</strong> Faktors, da die <strong>Nutzung</strong> positiv mit dem Konstruktwert dieses Faktors korreliert ist.<br />

202


Schließlich laden die Variablen 13S <strong>und</strong> U hoch auf den letzten Faktor, <strong>der</strong> als relativer Vorteil von<br />

beson<strong>der</strong>en Diensten charakterisiert werden kann. Insbeson<strong>der</strong>e die Kontostandsabfrage sowie<br />

Suchfunktionen lassen die Benennung <strong>des</strong> Faktors mit relativer Vorteil von Features (SPSS-<br />

Notation: RV_FEAT) sinnvoll erscheinen.<br />

Zur weiteren Bearbeitung <strong>der</strong> Faktoren werden die Faktorwerte nicht traditionell mittels einer Re-<br />

gressionsanalyse geschätzt, son<strong>der</strong>n gemäß Hair et al. (1995, S. 390 f.) als arithmetisches Mittel <strong>der</strong><br />

Items, die hoch auf den Faktor laden, gebildet.<br />

Die neuere Marketing-Forschung kritisiert die Ansätze <strong>der</strong> ersten Generation bei <strong>der</strong> Konstruktbil-<br />

dung <strong>und</strong> schlägt Erweiterungen vor (Gerbing <strong>und</strong> An<strong>der</strong>son 1988; Homburg <strong>und</strong> Giering 1996 so-<br />

wie Krafft 1995, S. 270). Es werden insbeson<strong>der</strong>e die folgenden Kritikpunkte genannt:<br />

Tabelle 5-11: Probleme <strong>der</strong> Reliabilitätsmaße <strong>der</strong> ersten Generation<br />

203<br />

Gütemaß Beurteilung Richtwert<br />

Explorative Faktorenanalyse<br />

(Faktorladung)<br />

• Aufdecken von Strukturen sowie erste Hinweise auf Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Vorab-Konstruktkonzeptualisierungen<br />

• Erster Einblick in die Diskriminanz- <strong>und</strong> Konvergenzvalidität einzelner<br />

Meßvariablen<br />

• Keine Berücksichtigung von Meßfehlereinflüssen<br />

• Keine inferenzstatistischen Aussagen (Beurteilung <strong>der</strong> Lösungsgüte<br />

anhand von Faustregeln)<br />

Cronbachs a • Erste Hinweise auf die interne Konsistenz eines Faktors<br />

• Keine Berücksichtigung von Meßfehlereinflüssen<br />

• Keine inferenzstatistischen Aussagen (Beurteilung <strong>der</strong> Internen<br />

Konsistenz anhand von Richtwerten)<br />

• Höhe <strong>des</strong> Koeffizienten α abhängig von <strong>der</strong> Itemanzahl<br />

• Annahme gleicher Reliabilitäten <strong>der</strong> Items eines Faktors<br />

• Annahme, daß Item ein unidimensionales Konstrukt ist<br />

Item-to-Total-<br />

Korrelation<br />

• Eliminationskriterium für Meßvariablen<br />

• Keine Berücksichtigung von Meßfehlereinflüssen<br />

• Keine inferenzstatistische Aussagen (Beurteilung anhand von<br />

Richtwerten)<br />

• Keine Berücksichtigung <strong>der</strong> Externen Konsistenz (d.h. Vernachlässigung<br />

<strong>der</strong> Diskriminierungsfähigkeit <strong>der</strong> Items)<br />

≥ 0, 4<br />

≥ 0, 5<br />

hoch*,<br />

d.h.<br />

0,6-0,8<br />

* Items mit hohen Werten steuern mehr zur Reliabilität eines Faktors bei, <strong>des</strong>halb sollten gegebenenfalls Items<br />

mit niedrigen Werten zur Erhöhung <strong>der</strong> internen Konsistenz eliminiert werden.<br />

Quelle: Litfin, Teichmann <strong>und</strong> Clement (1999).<br />

Damit differenziertere Aussagen zur Reliabilität <strong>der</strong> identifizierten Faktoren möglich sind, sollte die<br />

mittlerweile zum methodischen Standard gehörende konfirmatorische Faktorenanalyse angewendet<br />

werden (Homburg <strong>und</strong> Hildebrandt 1998; Krafft <strong>und</strong> Litfin 1999). Bevor dieses sehr beliebte In-<br />

160 Dieser Faktor wurde bereits im Abschnitt 5.4.2.1 zur Nutzenbestimmung <strong>des</strong> Systems herangezogen.


strument verwendet wird (Homburg <strong>und</strong> Baumgartner 1995), müssen zunächst die Voraussetzungen<br />

geprüft werden.<br />

Backhaus <strong>und</strong> Büschken (1998, S. 154 ff.) liefern eine Übersicht von Anwendungen <strong>der</strong> Kausalana-<br />

lyse im Industriegüter-Marketing <strong>und</strong> listen Untersuchungen auf, die kleine Fallzahlen verwenden. Die<br />

Autoren weisen in ihrer Schlußfolgerung auf die methodischen Probleme bei kleinen Stichprobengrö-<br />

ßen hin, da „bei <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Einschränkungen <strong>der</strong> Kausalanalysen<br />

bei kleinen Stichproben Vorsicht geboten ist“ (S. 158). Zwar verweisen sie auf die Schwierigkeit,<br />

große Fallzahlen im Investitionsgütersektor zu generieren <strong>und</strong> schlagen – wenig hilfreich bei kleinen<br />

Gr<strong>und</strong>gesamtheiten – „eine Vielzahl von Interviews“ (S. 159) vor. Backhaus <strong>und</strong> Büschken (1998)<br />

zeigen dennoch eines <strong>der</strong> zentralen Probleme bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> Kausalanalyse auf, das bis-<br />

lang in einer Vielzahl von empirischen Studien ignoriert wurde (so z.B. bei Büschken 1994; Frazier,<br />

Gill <strong>und</strong> Kale 1998 o<strong>der</strong> Kollmann 1998).<br />

Mit einer hier vorliegenden Fallzahl von 89 wird von <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Kausalanalyse im folgen-<br />

den abgesehen, da die Stichprobengröße für die sinnvolle Anwendung <strong>des</strong> Verfahrens nicht ausrei-<br />

chend ist (Bentler <strong>und</strong> Bonett 1980, S. 591; Hoelter 1983, S. 328). So wird dem Hinweis von<br />

Bearden, Sharma <strong>und</strong> Teel (1982, S. 429) gefolgt: „Apparently, a researcher who wants to reduce<br />

the risk of drawing erroneous conclusions should not use samples of less than 200“. Ähnlich argu-<br />

mentieren Boomsma (1982) sowie Hair et al. (1995, S. 637).<br />

Gegen die Verwendung <strong>der</strong> konfirmatorischen Faktorenanalyse sprechen demnach folgende<br />

Argumente:<br />

• An<strong>der</strong>son <strong>und</strong> Gerbing (1984, S. 170 f.) weisen darauf hin, daß eine Stichprobengröße von 100<br />

o<strong>der</strong> mehr normalerweise zur Konvergenz führt, wenn drei o<strong>der</strong> mehr Items auf einen Faktor la-<br />

den. Liegen jedoch nur zwei Indikatoren für einen Faktor vor, so sind Samples unter 150 Beob-<br />

achtungen problematisch. Da in dieser Arbeit gleich zwei Faktoren (KONTROL <strong>und</strong><br />

RV_FEAT) nur von jeweils zwei Items gebildet werden, ist das Argument stichhaltig.<br />

• Bagozzi <strong>und</strong> Yi (1988) sowie Marsh, Balla <strong>und</strong> McDonald (1988) heben die Sensitivität <strong>der</strong><br />

Global Measures of Fit bei kleinen Stichproben hervor. So reagiert insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> χ 2 -Test<br />

sehr sensitiv (Peter 1997, S. 140). Bei Stichprobengrößen von unter 100 Objekten ist die Ver-<br />

teilung <strong>der</strong> Prüfgröße gegenüber <strong>der</strong> theoretischen χ 2 -Verteilung deutlich nach rechts verscho-<br />

ben (An<strong>der</strong>son <strong>und</strong> Gerbing 1984, S. 166 f.; Bentler 1990, S. 238 ff; Bentler <strong>und</strong> Bonett 1980,<br />

S. 591; Hoelter 1983, S. 328). Wahre Modelle werden demnach mit einer größeren Wahr-<br />

scheinlichkeit verworfen (Bal<strong>der</strong>jahn 1998, S. 376). Da das vorliegende Modell relativ komplex<br />

ist, wird diese Tendenz noch zusätzlich verstärkt.<br />

204


• Homburg (1991, S. 142) weist zudem auf die Notwendigkeit von 200 Fällen hin, sofern Infor-<br />

205<br />

mationskriterien angewendet werden.<br />

Die Konstruktvalidierung ist damit insofern abgeschlossen, als daß keine weiteren statistischen Prüf-<br />

maße für die Überprüfung <strong>der</strong> Validität <strong>der</strong> Konstrukte herangezogen werden. Statt <strong>des</strong>sen soll im<br />

folgenden untersucht werden, ob die identifizierten Faktoren mit denen von Krafft <strong>und</strong> Litfin (1999)<br />

sowie von Kollmann (1998) ermittelten Konstrukte inhaltlich übereinstimmen. Dieser Vergleich läßt<br />

zum einen die Überprüfung <strong>der</strong> externen Validität zu <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en kann geprüft werden, ob die<br />

Rogers-Kriterien generell für die Erklärung <strong>der</strong> Adoption o<strong>der</strong> Akzeptanz bei innovativen Systemgü-<br />

tern geeignet sind.<br />

Der Vergleich mit <strong>der</strong> Studie von Krafft <strong>und</strong> Litfin (1999) liegt nahe, da <strong>der</strong>en empirische Untersu-<br />

chung eine ähnliche Zielsetzung hat <strong>und</strong> im gleichen Zeitraum stattfand. Es wurde versucht, ver-<br />

gleichsweise ähnliche Operationalisierungen <strong>der</strong> Rogers-Kriterien wie die beiden Autoren vorzuneh-<br />

men, um festzustellen, inwieweit sich die Faktoren bei unterschiedlichen Innovationen wie<strong>der</strong>finden<br />

lassen. Natürlich kann aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> produktspezifischen Eigenheiten keine vollkommene Überein-<br />

stimmung erwartet werden.<br />

Die Autoren operationalisieren <strong>und</strong> messen die Rogers-Kriterien bei einem innovativen Telekommu-<br />

nikationsdienst <strong>und</strong> ermitteln die folgenden Konstrukte: Gesprächs-Management, Online-<strong>Nutzung</strong>,<br />

Kosten-Management <strong>und</strong> -kontrolle, Zukunftsfähigkeit, Unsicherheit/Risiko,<br />

Preis/Leistungsverhältnis, Verbreitung, Lernaufwand <strong>und</strong> Auswahl. Diese Faktoren ordnen Krafft<br />

<strong>und</strong> Litfin (1999) wie folgt den einzelnen Rogers-Kriterien zu:


Abbildung 5-25: Zuordnung <strong>der</strong> Faktoren zu den Rogers-Kriterien<br />

Faktoren<br />

Relativer<br />

Vorteil<br />

1 Gesprächsmanagement X<br />

2 Online-<strong>Nutzung</strong><br />

Kostenmangement <strong>und</strong><br />

3<br />

-kontrolle<br />

4 Zukunftsfähigkeit<br />

5 Unsicherheit/Risiko<br />

6 Preis/Leistungsverhältnis<br />

7 Verbreitung<br />

8 Lernaufwand<br />

9 Auswahl<br />

X<br />

X<br />

X<br />

Rogers’ produktbezogene Adoptionsfaktoren<br />

Kompatibilität<br />

(X)<br />

(X)<br />

Komplexität<br />

(X)<br />

X<br />

X<br />

(X)<br />

X<br />

(X) (X) X<br />

X: Primäre Zuordnung in Rogers-Kriterien<br />

Quelle: Krafft <strong>und</strong> Litfin (1999).<br />

Erprobbarkeit<br />

(X)<br />

X<br />

(X)<br />

(X)<br />

Kommunizierbarkeit<br />

(X)<br />

(X): Sek<strong>und</strong>äre Zuordnung<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> Ergebnisse zeigt, daß die Autoren ebenfalls produktspezifische Vorteile (Ge-<br />

sprächs-Management, Online-<strong>Nutzung</strong>, Kosten-Management) identifizieren, die denen <strong>der</strong> eigenen<br />

Untersuchung (relativer Vorteil von Video-on-Demand <strong>und</strong> von Features sowie die Kontrolle über<br />

die Inhalte <strong>und</strong> den Zeitpunkt <strong>des</strong> Abrufs) ähneln. Sehr nahe beieinan<strong>der</strong> liegen auch die Erkenntnisse<br />

bezüglich <strong>der</strong> Komplexität, die bei Krafft <strong>und</strong> Litfin (1999) durch den Lernaufwand <strong>und</strong> die Leichtig-<br />

keit <strong>der</strong> Auswahl von Endgeräten bestimmt wird. Die Komplexität beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen wird<br />

im wesentlichen durch das Navigationssystem determiniert <strong>und</strong> läßt somit eine inhaltliche Überein-<br />

stimmung mit den oben genannten Komplexitätsfaktoren vermuten. Der Wunsch nach Netzeffekten<br />

wird bei beiden Untersuchungen als Konstrukt identifiziert. Nutzerspezifische Faktoren (FREAK)<br />

wurden nicht gebildet. Letztendlich kann gesagt werden, daß die gef<strong>und</strong>enen Faktoren mit denen von<br />

Krafft <strong>und</strong> Litfin (1999) inhaltlich gut übereinstimmen.<br />

Der Vergleich mit <strong>der</strong> Untersuchung von Kollmann (1998), <strong>der</strong> die Akzeptanz einer CD-ROM mit<br />

multimedialen <strong>und</strong> interaktiven Elementen untersucht, liegt ebenfalls nahe, da auch er versucht, die<br />

Rogers-Kriterien zu operationalisieren (S. 196 f.). Er identifiziert in <strong>der</strong> Einstellungsebene innerhalb<br />

seines Akzeptanzprozesses die folgenden Konstrukte: Interesse, Vorteile, keine Nachteile, relativer<br />

Vorteil <strong>und</strong> Kompatibilität. 161 Mit Ausnahme <strong>der</strong> Faktoren „Interesse“ <strong>und</strong> „Kompatibilität“ sind alle<br />

161 Die Untersuchung von Kollmann (1998) zeigt, wie „gute“ Konstrukte identifiziert werden können, wenn sehr<br />

ähnliche Fragen gestellt werden.<br />

206


Konstrukte zumin<strong>des</strong>t ansatzweise wie<strong>der</strong>zufinden. So bildet <strong>der</strong> Faktor „Vorteile“ das in dieser Ar-<br />

beit gef<strong>und</strong>ene Konstrukt <strong>der</strong> zeitlichen <strong>und</strong> inhaltlichen Kontrolle ab. Kollmanns Konstrukt „keine<br />

Nachteile“ läßt sich besser als Komplexität interpretieren, da es sich aus den Items zusammensetzt,<br />

die einen hohen Lernaufwand für die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> CD-ROM implizieren. Der von ihm identifizierte<br />

relative Vorteil ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Produktspezifika nicht mit den hier gef<strong>und</strong>enen Konstrukten zu ver-<br />

gleichen. Jedoch ist festzuhalten, daß auch Kollmann (1998) die Rogers-Kriterien im wesentlichen<br />

reliabel mißt <strong>und</strong> sie sich inhaltlich mit den in dieser Studie gef<strong>und</strong>enen Faktoren vergleichen lassen.<br />

Eine zusammenfassende Betrachtung <strong>der</strong> Ergebnisse läßt den Schluß zu, daß die Validität <strong>und</strong> Relia-<br />

bilität <strong>der</strong> gef<strong>und</strong>enen Konstrukte zufriedenstellend ist, da zum einen die interne Validität gegeben ist<br />

<strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Vergleich mit den an<strong>der</strong>en Faktoren auf eine externe Validität hinweist. Inwie-<br />

weit die Ergebnisse generalisierbar sind, müssen weitere Studien zeigen.<br />

Nachdem die einzelnen abhängigen <strong>und</strong> unabhängigen Variablen, die eventuell die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Inter-<br />

aktiven <strong>Fernsehens</strong> zu erklären vermögen, operationalisiert wurden, können nun in den kommenden<br />

Abschnitten folgende <strong>Analyse</strong>n durchgeführt werden:<br />

• <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> Nutzens (Lassen sich Segmente identifizieren? Welche Faktoren beeinflussen den<br />

207<br />

Nutzen <strong>des</strong> Systems? – Abschnitt 5.4.3),<br />

• <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> (Lassen sich Segmente identifizieren? Welche Faktoren beeinflussen die<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems? – Abschnitt 5.4.4) <strong>und</strong><br />

• <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Akzeptanz (Lassen sich Segmente bezüglich <strong>der</strong> Akzeptanzfaktoren bilden? – Ab-<br />

schnitt 5.4.5).<br />

5.4.3 <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> Nutzens <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

In diesem Abschnitt steht die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Einflüsse auf den Nutzen im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Um <strong>der</strong> zu ver-<br />

mutenden Heterogenität <strong>der</strong> Nutzer gerecht zu werden, sollen zuerst Marktsegmente gebildet wer-<br />

den, um anschließend die Einflußfaktoren auf den Nutzen hinsichtlich ihrer Relevanz zu untersuchen.<br />

Im Abschnitt 5.4.2.1 wurde detailliert beschrieben, wie <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems gebildet wurde. Im<br />

folgenden sollen die Marktsegmente identifiziert werden, die für zukünftige Marketing-<br />

Entscheidungen wichtig sind. Dies bedeutet, daß in Abschnitt 5.4.3.1 nicht nur die Dienste zur Seg-<br />

mentierung herangezogen werden, die im Pilotprojekt angeboten werden (Home-Shopping, Video-<br />

on-Demand bzw. Information-on-Demand), son<strong>der</strong>n alle Dienste, die im ITV möglich sind, als Ba-<br />

sis dienen müssen. Nur dann kann eine globale Segmentierung <strong>der</strong> Nutzer vorgenommen werden, die<br />

für die Ausrichtung <strong>des</strong> Marketing-Mix notwendig ist.


Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Einflußfaktoren auf den Nutzen <strong>des</strong> Systems (Abschnitt 5.4.3.2) bezieht sich hinge-<br />

gen nur auf die angebotenen Dienste im Pilotprojekt <strong>und</strong> legt das im Abschnitt 5.4.2.1 entwickelte<br />

Nutzenmaß zugr<strong>und</strong>e. Diese Trennung ist notwendig, da die Einflußfaktoren spezifisch auf das Pilot-<br />

projekt zugeschnitten wurden.<br />

5.4.3.1 Explorative Untersuchung <strong>der</strong> Marktsegmente<br />

Bei differenzierter Betrachtung <strong>der</strong> Segmente eines Marktes anstelle <strong>der</strong> aggregierten Struktur lassen<br />

sich genauere Aussagen bezüglich <strong>des</strong> Relevanz einzelner Dienste ableiten. Die Kenntnis hierüber er-<br />

öffnet Anbietern einen zielgruppengerechten Einsatz <strong>der</strong> Marketing-Instrumente, um die Diffusion <strong>des</strong><br />

Systems voranzutreiben (Dickson 1992, S. 71). So ist es wahrscheinlich, daß Segmente, die Video-<br />

on-Demand als sehr wichtig empfinden, an<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Kommunikation angesprochen werden müssen<br />

als die Informationssucher o<strong>der</strong> Home-Banker. Demnach ist die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Marktsegmente wichtig<br />

für spätere Management-Implikationen.<br />

Die neuere Marketing-Forschung hat eine Fülle von Segmentierungsmethoden vorgeschlagen, die<br />

sich hinsichtlich <strong>der</strong> Kriterien Ziel <strong>der</strong> Segmentierung <strong>und</strong> Datenmaterial folgen<strong>der</strong>maßen klassifizieren<br />

lassen (Abbildung 5-26): 162<br />

Da es sich in dieser Untersuchung um einen <strong>des</strong>kriptiven Ansatz handelt <strong>und</strong> Post-hoc-Daten vorlie-<br />

gen, werden nur die dafür relevanten Methoden besprochen. 163 Bei beschreibenden Post-hoc-<br />

Methoden werden die Nutzer so gruppiert, daß sie möglichst homogen bezüglich einer bestimmten<br />

Anzahl von Klassifizierungsmerkmalen sind (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 19; Punj <strong>und</strong> Stewart<br />

1983 sowie Arabie <strong>und</strong> Hubert 1994).<br />

162 Eine Darstellung von Klassifikationsverfahren bei kategorialisierten Eigenschaften liefert Herrmann (1998).<br />

163 Für die <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> kommen mit <strong>der</strong> Verwendung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen an<strong>der</strong>e<br />

Verfahren zur Anwendung. Siehe hierzu Abschnitt 5.5.1.5. Die detaillierte Darstellung <strong>der</strong> übrigen Methoden<br />

kann bei Wedel <strong>und</strong> Kamakura (1998, S. 18 ff.) nachgelesen werden.<br />

208


Abbildung 5-26: Segmentierungsmethoden<br />

209<br />

Beschreibend<br />

(Descriptive)<br />

Vorhersagend<br />

(Predictive)<br />

Quelle: Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 18.<br />

A priori Post hoc<br />

Kontingenz-Tabellen,<br />

Log-lineare-Modelle<br />

Kreuztabellen, Regression,<br />

Logit- <strong>und</strong> Diskriminanzanalyse<br />

Cluster-Methoden:<br />

Nichtüberlappend, überlappend,Fuzzy-Techniques,<br />

Mixture Models<br />

AID, CART, Clusterwise<br />

Regression,<br />

Mixture Models<br />

Wedel <strong>und</strong> Kamakura (1998, S. 42) unterteilen die möglichen Verfahren zur Clusterung in drei<br />

Gruppen:<br />

Abbildung 5-27: Cluster-Methoden<br />

Cluster-Methoden<br />

Nichtüberlappend Überlappend<br />

Fuzzy<br />

Nichthierarchisch<br />

Hierarchisch<br />

Deterministische<br />

Methoden<br />

Quelle: Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 42.<br />

Fuzzy<br />

Sets<br />

Mixture<br />

Models<br />

Probabilistische<br />

Methoden<br />

In nichtüberlappenden Ansätzen wird ein Objekt immer nur einem Segment zugeordnet, wohingegen<br />

bei überlappenden Verfahren ein Objekt auch mehreren Segmenten zugeordnet werden kann. 164<br />

Fuzzy-Clustering-Methoden gehen nicht von einer vollständigen Zuordnung zu<br />

164 Dies kann z.B. in <strong>der</strong> Medizin von Vorteil sein, wenn eine Person mit bestimmten Krankheitssymptomen meh-<br />

reren Klassen (hier Krankheiten) zugeordnet wird (Kaufmann <strong>und</strong> Pape 1996, S. 439).


einem o<strong>der</strong> mehreren Segmenten aus, son<strong>der</strong>n geben den Grad (Fuzzy Sets) o<strong>der</strong> die Wahrschein-<br />

lichkeit (Mixture Models) <strong>der</strong> Zugehörigkeit eines Objektes zu den einzelnen Klassen an (Hruschka<br />

1986; Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 19).<br />

Da in dieser Untersuchung das Ziel verfolgt wird, die Segmente bestmöglich im Sinne <strong>der</strong> Homogeni-<br />

tät, Trennschärfe <strong>und</strong> Validität zu bilden, sind hinsichtlich dieser Kriterien prinzipiell alle Cluster-<br />

Verfahren geeignet. Da aber sichergestellt werden soll, daß ein Objekt nur zu einem Cluster zuge-<br />

ordnet wird, werden die überlappenden Verfahren ausgeklammert. Es kommen demnach zum einen<br />

die nichtüberlappenden Verfahren zum Einsatz, die von Wedel <strong>und</strong> Kamakura (1998, S. 20) mit<br />

dem Argument unterstützt werden, daß sich diese Verfahren insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> von<br />

Marktstrukturen eignen (Grover <strong>und</strong> Srinivasan 1987). Zum an<strong>der</strong>en werden zunehmend Mixture-<br />

Models für Segmentierungszwecke verwendet (Arabie <strong>und</strong> Hubert 1995, S. 7; Wedel <strong>und</strong> Kamaku-<br />

ra 1998, S. 73 ff.). Diese Methoden ordnen ein Objekt nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit<br />

einem Cluster zu <strong>und</strong> werden entsprechend als probabilistische Clusterverfahren betitelt (Bacher<br />

1994, S. 353). Wichtig ist die Annahme, daß ein Objekt nur zu einem Cluster gehört, allerdings auf-<br />

gr<strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong> Informationen keine genaue Zuordnung möglich ist <strong>und</strong> demnach nur Wahrschein-<br />

lichkeiten für die Gruppenzugehörigkeit eines Objekts angegeben werden können (Wedel <strong>und</strong> Ka-<br />

makura 1998, S. 21). Gr<strong>und</strong>legend an<strong>der</strong>s verhält sich diese Annahme bei den Fuzzy Sets, denn<br />

dort können die Objekte mehreren Klassen anteilig zugeordnet werden (Hruschka 1986). Da insbe-<br />

son<strong>der</strong>e die Annahme <strong>der</strong> fehlenden Informationen für eine genaue Zuordnung in dieser Untersu-<br />

chung sinnvoll erscheint <strong>und</strong> zudem nicht unmittelbar ersichtlich ist, warum ein Nutzer mehreren Klas-<br />

sen anteilig zuzuordnen ist, werden im weiteren nur noch die Mixture Models verwendet.<br />

Punj <strong>und</strong> Stewart (1983) haben in ihrem zentralen Beitrag die aufeinan<strong>der</strong> aufbauende Kombination<br />

von mehreren Clusterverfahren gefor<strong>der</strong>t. Diesem Vorschlag wird in dieser Arbeit Rechnung getra-<br />

gen. So wird für die nichtüberlappende (deterministische) Clusteranalyse ein zweistufiges Vorgehen<br />

gewählt, in dem im ersten Schritt mittels eines agglomerativen hierarchischen Verfahrens die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Cluster festgelegt wird, um dann in einem zweiten Schritt mittels eines partionierenden (nicht-<br />

hierarchischen) Verfahrens die vorgegebene Lösung möglicherweise zu verbessern. 165 Eine solche<br />

Vorgehensweise impliziert, daß die typischen Probleme <strong>der</strong> partionierenden (<strong>und</strong> auch <strong>der</strong> probabili-<br />

stischen) Verfahren, nämlich die Vorbestimmung <strong>der</strong> Clusteranzahl <strong>und</strong> die Vorgabe einer Startparti-<br />

tion, etwas gemil<strong>der</strong>t werden. Des weiteren ist aus methodischer Sicht anzumerken, daß partionie-<br />

rende Verfahren weniger anfällig bezüglich Ausreißer sind (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 20). Bei<br />

Berücksichtigung <strong>des</strong> methodischen Fortschritts müssen neuere Methoden in die <strong>Analyse</strong>n einbezo-<br />

gen werden. Da die probabilistischen Verfahren (Mixture Models) einen an<strong>der</strong>en methodischen An-<br />

165 Die Vorgehensweise entspricht dem methodischen Standard (Singh 1990; Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 43).<br />

210


satz verfolgen, muß untersucht werden, ob die gef<strong>und</strong>ene Partition dramatischen Verän<strong>der</strong>ungen un-<br />

terliegt, die die Validität <strong>der</strong> Lösung in Frage stellen. Demnach ist die For<strong>der</strong>ung von Punj <strong>und</strong> Ste-<br />

wart (1983) um die Kombination mit Mixtures Models zu erweitern. Die Kombination mehrerer Clu-<br />

sterverfahren führt zu einer Reduzierung <strong>der</strong> Willkür bei Clusteranalysen.<br />

Die Abbildung 5-28 zeigt, welche methodische Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Segmentierung vorgenom-<br />

men wird.<br />

Abbildung 5-28: Vorgehensweise bei den Segmentierungsrechnungen<br />

211<br />

Deterministische<br />

Cluster-Verfahren<br />

Probabilistische<br />

Cluster-Verfahren<br />

Single-Linkage-Verfahren zur<br />

Eliminierung <strong>der</strong> Ausreißer<br />

Ward-Verfahren<br />

K-Means-Verfahren<br />

Mixture Models<br />

5.4.3.1.1 Deterministische Verfahren<br />

Agglomerative<br />

hierarchische<br />

Verfahren<br />

Partionieren<strong>des</strong><br />

Verfahren<br />

Bei <strong>der</strong> Auswahl geeigneter Clustervariablen ist auf <strong>der</strong>en Relevanz, diskriminatorische Fähigkeit <strong>und</strong><br />

Vergleichbarkeit zu achten (Alden<strong>der</strong>fer <strong>und</strong> Blashfield 1984, S. 19 ff.; Backhaus et al. 1996; S.<br />

298). Die Verwendung von irrelevanten Variablen kann starke Verzerrungen <strong>der</strong> Ergebnisse hervor-<br />

rufen (De Sarbo et al. 1984). Oftmals ist unklar, wie die Relevanz <strong>der</strong> Variablen im Vorfeld geprüft<br />

werden kann, zumal wenn es sich um explorative Studien wie diese handelt. Deswegen wird auf eine<br />

Auswahl verzichtet. Es werden die Präferenzen aller möglichen Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen<br />

(Video-on-Demand, Information-on-Demand, Games-on-Demand, Home-Banking, Home-<br />

Services, Home-Shopping sowie E- bzw. Videomail) in die <strong>Analyse</strong> einbezogen. Die Präferenzen für<br />

die Dienste werden aus <strong>der</strong> Frage 5 abgeleitet, bei <strong>der</strong> 100 Punkte auf die Dienste zu verteilen wa-<br />

ren. Die Präferenzen weisen metrisches Skalenniveau auf.<br />

Eine a priori-Gewichtung <strong>der</strong> Variablen wird nicht vorgenommen, da zum einen keine theoretische<br />

o<strong>der</strong> empirische Rechtfertigung für eine solche Gewichtung vorliegt <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en die Ermittlung<br />

von Gewichten mit erheblichen Problemen einhergeht (Everitt 1993, S. 39 f.). Bei Verwendung von


korrelierten Variablen kommt es zu einer impliziten Gewichtung <strong>des</strong> Sachverhaltes. 166 Deswegen ist<br />

im Vorfeld die Korrelationsmatrix <strong>der</strong> potentiellen Variablen zu prüfen; gegebenenfalls sind eine o<strong>der</strong><br />

mehrere Variablen zu entfernen. Backhaus et al. (1996, S. 313) weisen diesbezüglich auf die mögli-<br />

che – wenngleich eher seltene – Verwendung <strong>der</strong> Mahalabonis-Distanz bei korreliertem Datenmate-<br />

rial hin. Eine an<strong>der</strong>e Möglichkeit ist die Durchführung einer Faktorenanalyse mit dem Ziel, unabhän-<br />

gige Faktoren zu erhalten <strong>und</strong> mit diesen die weiteren Clusteranalysen durchzuführen (Tandem Clu-<br />

stering). Diese Vorgehensweise hat zu Diskussionen in <strong>der</strong> Marketing-Wissenschaft geführt. Insbe-<br />

son<strong>der</strong>e Arabie <strong>und</strong> Hubert (1994) raten wegen <strong>der</strong> folgenden Gründe vom Tandem Clustering ab:<br />

• Faktorenanalysen tendieren dazu, die Beziehung zwischen den Clustern zu verschleiern, da sie auf<br />

<strong>der</strong> Annahme basieren, daß die zumeist regressionsanalytisch ermittelten Faktorwerte normalver-<br />

teilt sind. Dies führt dazu, daß die Distanzen zwischen den Gruppen minimiert werden<br />

(Alden<strong>der</strong>fer <strong>und</strong> Blashfield 1984, S. 21; Arabie <strong>und</strong> Hubert 1994 sowie Wedel <strong>und</strong> Kamakura<br />

1998, S. 59).<br />

• Der Einsatz von Faktorenanalysen bedingt immer einen Informationsverlust (Lilien <strong>und</strong> Rangas-<br />

wamy 1998, S. 124).<br />

• Faktorenanalysen bieten dem empirischen Forscher erhebliche Manipulationsspielräume (Green<br />

<strong>und</strong> Krieger 1995, S. 222 f.).<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite können Situationen für eine Vorschaltung von Faktorenanalysen sprechen:<br />

• Der empirische Forscher muß sich zunächst Gedanken darüber machen, in welchen Dimensionen<br />

er die Gruppen vermutet. Wenn diese in den Ausgangsdaten wi<strong>der</strong>gespiegelt werden, so ist eine<br />

Faktorenanalyse nicht sinnvoll. Sind jedoch auch in weniger Dimensionen die Cluster inhaltlich<br />

sinnvoll anzusiedeln, so kann die Faktorenanalyse hilfreich sein. 167 Es gilt, diesen Sachverhalt<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich abzuwägen (Milligan 1996, S. 348).<br />

• Clusteranalysen werden häufiger zu explorativen als zu konfirmatorischen Zwecken eingesetzt.<br />

Demnach herrscht häufig keine genaue Vorstellung über die Gruppen in unterschiedlichen Dimen-<br />

sionen. Es ist somit ein Trial-and-Error-Prozeß, <strong>der</strong> darin endet, daß <strong>der</strong> Forscher das Modell<br />

wählt, welches die besten Ergebnisse erzielt – so zumin<strong>des</strong>t argumentieren Lilien <strong>und</strong> Rangaswa-<br />

my (1998, S. 124) sowie Green <strong>und</strong> Krieger (1995, S. 235).<br />

166 Die folgende Diskussion wird <strong>des</strong>wegen ausführlicher vorgenommen, da diese Fragen in den weiteren Analy-<br />

sen, in denen die Multi-Items als Clustervariablen benutzt werden, sofort Relevanz erlangen.<br />

167 Die gilt insbeson<strong>der</strong>e für große Datensätze mit vielen Variablen.<br />

212


• Die heutige Marketing-Wissenschaft verwendet häufig Multi-Item-Maße. Hierfür sind – wenn die<br />

213<br />

Voraussetzungen erfüllt sind – konfirmatorische Faktorenanalysen den Cluster-<br />

analysen vorzuschalten. Dies liegt jedoch weniger an dem Ziel einer verringerten Variablenanzahl<br />

o<strong>der</strong> an unkorreliertem Datenmaterial als vielmehr an <strong>der</strong> Überprüfung <strong>der</strong> Validität <strong>der</strong> Skala.<br />

Bei Multi-Items ist somit Tandem-Clustering sinnvoll bzw. unerläßlich, wenn die Konstrukte mit<br />

Konstruktwerten zur Marktstrukturanalyse herangezogen werden sollen.<br />

• Wenn statt Faktorwerte Konstruktwerte verwendet werden, dann entfällt das erste Gegenargu-<br />

ment von Arabie <strong>und</strong> Hubert (1994).<br />

Faßt man die Diskussion zusammen, so läßt sich keine eindeutige Aussage bezüglich <strong>der</strong> Vorteilhaf-<br />

tigkeit ableiten. Der empirische Forscher sollte sich Gedanken machen, ob eine Faktorenanalyse<br />

vorgeschaltet werden sollte <strong>und</strong> – sofern keine Multi-Items in die <strong>Analyse</strong> eingehen – sie nicht stan-<br />

dardmäßig einsetzen.<br />

Zur Überprüfung einer möglichen Gewichtung <strong>der</strong> Dienste wurden die Korrelationen <strong>der</strong> Variablen<br />

untereinan<strong>der</strong> berechnet. Die Betrachtung <strong>der</strong> Korrelationen <strong>der</strong> Variablen ergibt folgen<strong>des</strong> Bild: Im<br />

Dreieck oberhalb <strong>der</strong> Hauptdiagonalen befinden sich die Produkt-Momentkorrelationen nach Pear-<br />

son <strong>und</strong> im unteren Dreieck die Rangkorrelationen nach Kendall (in Klammern wird die Irrtums-<br />

wahrscheinlichkeit angegeben).<br />

Tabelle 5-12: Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Korrelationsanalyse <strong>der</strong> Antworten auf Frage 5 (n=88)<br />

Korrelation<br />

(Sign.)<br />

VOD Home-<br />

Banking<br />

VOD 1,00 -0,39<br />

(0,00)<br />

Home-<br />

Banking<br />

-0,28<br />

(0,00)<br />

E-/Videomail -0,42<br />

(0,00)<br />

Home-<br />

Shopping<br />

-0,12<br />

(0,14)<br />

Services -0,22<br />

(0,01)<br />

Games-on-<br />

Demand<br />

Informationon-Demand<br />

-0,12<br />

(0,12)<br />

-0,32<br />

(0,00)<br />

E-/Videomail Home-<br />

Shopping<br />

-0,50<br />

(0,00)<br />

1,00 0,19<br />

(0,08)<br />

0,24<br />

(0,00)<br />

0,02<br />

(0,79)<br />

0,00<br />

(0,97)<br />

-0,12<br />

(0,15)<br />

-0,15<br />

(0,06)<br />

-0,18<br />

(0,09)<br />

-0,03<br />

(0,80)<br />

1,00 -0,04<br />

(0,70)<br />

0,00<br />

(0,98)<br />

0,04<br />

(0,59)<br />

-0,04<br />

(0,67)<br />

0,04<br />

(0,61)<br />

Services Games-on-<br />

Demand<br />

-0,31<br />

(0,00)<br />

-0,09<br />

(0,42)<br />

-0,05<br />

(0,63)<br />

1,00 0,15<br />

(0,16)<br />

0,21<br />

(0,02)<br />

-0,02<br />

(0,82)<br />

-0,11<br />

(0,19)<br />

-0,21<br />

(0,05)<br />

-0,23<br />

(0,03)<br />

-0,10<br />

(0,37)<br />

-0,07<br />

(0,50)<br />

1,00 -0,00<br />

(0,99)<br />

-0,03<br />

(0,754)<br />

0,01<br />

(0,88)<br />

Informationon-Demand<br />

-0,42<br />

(0,00)<br />

-0,25<br />

(0,02)<br />

-0,05<br />

(0,66)<br />

-0,14<br />

(0,19)<br />

-0,02<br />

(0,82)<br />

1,00 -0,01<br />

(0,93)<br />

0,06<br />

(0,50)<br />

Es zeigen sich zwei relativ hohe signifikante Korrelationen, die grau hinterlegt wurden. Diese Korre-<br />

lationen sind inhaltlich plausibel <strong>und</strong> lassen es nicht sinnvoll erscheinen, daß eine Variable aus dem<br />

jeweiligen Paar entfernt wird. Inwieweit die Höhe <strong>der</strong> Korrelation noch als mo<strong>der</strong>at einzuschätzen<br />

1,00


ist, bleibt im Ermessen <strong>des</strong> Forschers. 168 Die Höhe <strong>der</strong> Koeffizienten ist unproblematisch <strong>und</strong> läßt<br />

keine extreme Gewichtung spezieller Aspekte annehmen. Diese Einschätzung ergibt auch eine Über-<br />

prüfung <strong>des</strong> Datenmaterials bezüglich einer faktorenanalytischen Eignung. So weist <strong>der</strong> KMO-Wert<br />

einen inakzeptablen Wert von 0,046 auf <strong>und</strong> die MSA-Werte übersteigen den Wert 0,12 nicht. Die<br />

Daten wurden nicht standardisiert, da sie über die gleichen Skalen gemessen wurden.<br />

Die Wahl <strong>des</strong> Proximitätsmaßes ist gemäß Punj <strong>und</strong> Stewart (1983) zwar nicht so bedeutsam wie<br />

die <strong>des</strong> Fusionierungsalgorithmusses, dennoch sind inhaltliche <strong>und</strong> methodische Gesichtspunkte zu<br />

beachten. Bei metrischem Datenmaterial wird in <strong>der</strong> Regel ein Distanzmaß (hier die quadrierte Eukli-<br />

dische Distanz) gewählt.<br />

Als Fusionierungsalgorithmus wird das Ward-Verfahren benutzt (Ward 1963), das zwar durch Aus-<br />

reißer negativ beeinflußt wird, im allgemeinen jedoch zu guten Ergebnissen führt, da es wenig durch<br />

random noise in den Daten verzerrt wird (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 51). Wie Everitt (1993,<br />

S. 72) berichtet, eignet sich das Ward-Verfahren beson<strong>der</strong>s gut, etwa wenn gleich große Gruppen<br />

gebildet werden. Es sei hier ausdrücklich darauf hingewiesen, daß das Ward-Verfahren nicht gr<strong>und</strong>-<br />

sätzlich die global optimale Partition hinsichtlich <strong>des</strong> Varianzkriteriums findet. Dies liegt an <strong>der</strong> Be-<br />

son<strong>der</strong>heit <strong>des</strong> hierarchischen Verfahrens, das eine einmal gebildete Gruppe nicht wie<strong>der</strong> aufteilt<br />

(Kaufmann <strong>und</strong> Pape 1996, S. 467).<br />

Um Verzerrungen bei <strong>der</strong> Verwendung <strong>des</strong> Ward-Verfahrens zu vermeiden, empfiehlt es sich, die<br />

Daten auf Ausreißer zu untersuchen. Dies ist ein methodisches Problem <strong>und</strong> kann dazu führen, daß<br />

Ausreißer, die eigentlich ein eigenes Segment darstellen, eliminiert werden <strong>und</strong> in den weiteren Ana-<br />

lysen nicht mehr eingehen. In <strong>der</strong> Adoptions- bzw. Akzeptanzforschung führt dies zu Problemen, da<br />

doch Meinungsführern eine beson<strong>der</strong>e Relevanz im Diffusionsprozeß zugeschrieben wird (Rogers<br />

1995a, S. 27; Engel, Blackwell <strong>und</strong> Miniard 1995, S. 725 ff.; Goldsmith <strong>und</strong> Flynn 1992; Leonard-<br />

Barton 1985). Meinungsführer entsprechen aber in ihren soziodemographischen Ausprägungen oft-<br />

mals nicht dem durchschnittlichen Bürger <strong>und</strong> können häufig ein eigenes, wenn auch kleines, Segment<br />

darstellen (Brüne 1989, S. 30 ff.). Wenn nun ausgerechnet dieses Segment (<strong>und</strong> wenn es auch nur<br />

aus zwei Personen besteht) als Ausreißer eliminiert wird, dann können bestimmte Marketing-<br />

Strategien nicht sinnvoll entwickelt werden. Demnach ist in Untersuchungen <strong>der</strong> Adoptions- bzw.<br />

<strong>Nutzung</strong>sforschung eher kritisch mit <strong>der</strong> Empfehlung von Punj <strong>und</strong> Stewart (1983, S. 143) zu verfah-<br />

ren, die eine Eliminierung von bis zu 10% <strong>der</strong> Objekte als möglicherweise sinnvoll erachten.<br />

168 So halten z.B. Backhaus et al. (1996, S. 314) Korrelationen von größer als 0,9 für problematisch <strong>und</strong> empfehlen<br />

die Elimination einer <strong>der</strong> Variablen. Dieser Wert erscheint allerdings als sehr hoch.<br />

214


Zur Identifizierung <strong>der</strong> Ausreißer eignet sich das zur Kettenbildung neigende Single-Linkage-<br />

Verfahren (Backhaus et al. 1996, S. 298 sowie Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 50). Die Betrach-<br />

tung <strong>des</strong> Dendrogramms <strong>des</strong> Verfahrens ergab, daß vier Fälle erst sehr spät in die Cluster eingehen.<br />

Eine genaue <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Ausprägungen <strong>der</strong> Variablen dieser vier Fälle ergab, daß sie als Ausreißer<br />

<strong>und</strong> nicht als Meinungsführer zu verstehen sind – sie wurden aus dem Datensatz entfernt. Diese Per-<br />

sonen werden <strong>des</strong>wegen nicht als Meinungsführer angesehen, weil sie nur eine sehr geringe Affinität<br />

zu den neuen Medien aufweisen. So hat z.B. keiner von ihnen einen Internetanschluß <strong>und</strong> wird auch<br />

nicht von den eigenen Fre<strong>und</strong>en als Technikfreak bezeichnet. Die folgenden Berechnungen basieren<br />

somit auf 84 Beobachtungen.<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> Clusteranzahl <strong>und</strong> die Darstellung <strong>der</strong> statistischen Güte <strong>der</strong> Lösung ist nicht un-<br />

abhängig voneinan<strong>der</strong> (Milligan <strong>und</strong> Cooper 1985). Demnach ist zunächst einmal das Struktogramm<br />

<strong>der</strong> Ward-Lösung zur Bestimmung <strong>der</strong> Clusteranzahl heranzuziehen.<br />

Abbildung 5-29: Struktogramm <strong>der</strong> Clusteranalyse zur Dienstepräferenz<br />

215<br />

Fehlerquadratsumme<br />

90000<br />

80000<br />

70000<br />

60000<br />

50000<br />

40000<br />

30000<br />

20000<br />

10000<br />

0<br />

1<br />

3<br />

Gesamte Fehlerquadratsumme<br />

= 80465,00<br />

5<br />

7<br />

9<br />

Min<strong>des</strong>tens vier Cluster<br />

11<br />

13<br />

15<br />

17<br />

19<br />

21<br />

23<br />

25<br />

27<br />

29<br />

mehr als 50 % <strong>der</strong> Varianz<br />

in den Clustern<br />

mehr als 50 % <strong>der</strong> Varianz<br />

zwischen den Clustern<br />

31<br />

33<br />

35<br />

37<br />

39<br />

41<br />

43<br />

45<br />

47<br />

Anzahl Cluster<br />

Die Betrachtung <strong>des</strong> Struktogramms weist darauf hin, daß min<strong>des</strong>tens vier Cluster zu bilden sind<br />

(Lilien <strong>und</strong> Rangaswamy 1998, S. 85). Der Varianzanteil, <strong>der</strong> bei einer Vier-Cluster-Lösung zwi-<br />

schen den Clustern liegt, beträgt 54,5% <strong>und</strong> ist damit ausreichend.<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> F-Werte <strong>und</strong> t-Werte bei vier, fünf o<strong>der</strong> sechs Cluster-Lösungen spricht für die<br />

Lösung mit vier Clustern, die zudem inhaltlich am besten zu interpretieren ist (Abbildung 5-30 <strong>und</strong>


Abbildung 5-31). Zur Überprüfung <strong>der</strong> Güte <strong>der</strong> gef<strong>und</strong>enen Ward-Lösung wurde eine Diskriminan-<br />

zanalyse durchgeführt, die 95,24% <strong>der</strong> Objekte den gef<strong>und</strong>enen vier Clustern richtig zuordnet.<br />

Abbildung 5-30: Statistische Kriterien für die Cluster-Lösung <strong>der</strong> Nutzenanalyse<br />

Vier Cluster<br />

Lösungen <strong>der</strong> hierarchischen Clusteranalyse nach Ward<br />

F-Test 4 Cluster Lösung Ward<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3 Cluster 4<br />

VOD 0,559 0,218 0,183 0,103<br />

HB 0,189 0,170 0,508 0,343<br />

Mail 0,161 0,548 1,011 1,877<br />

HS 0,737 1,142 1,064 0,531<br />

Service 0,646 1,604 0,762 0,924<br />

GOD 0,961 1,595 0,707 0,248<br />

IOD 0,463 0,514 0,359 0,287<br />

n 22 20 36 6<br />

• Varianzanteil zwischen den Gruppen 54,5 %<br />

• Interpretierbarkeit gegeben<br />

• Cluster vier ist klein<br />

• Diskriminanzanalyse ordnet 95,24 % <strong>der</strong> Objekte richtig zu<br />

Vier Cluster<br />

Vier Cluster-Lösung wird ausgewählt <strong>und</strong> als<br />

Startpartition für K-Means<br />

verwendet<br />

Lösung <strong>des</strong> partionierenden Verfahrens K-Means<br />

F-Test 4 Cluster Lösung Quick<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3 Cluster 4<br />

VOD 0,573 0,241 0,160 0,103<br />

HB 0,188 0,104 0,411 0,343<br />

Mail 0,154 0,502 1,032 1,877<br />

HS 0,707 0,987 1,184 0,531<br />

Service 1,081 1,472 0,574 0,924<br />

GOD 0,918 1,455 0,543 0,248<br />

IOD 0,446 0,680 0,429 0,287<br />

n 23 23 32 6<br />

• Varianzanteil zwischen den Gruppen 55,1 %<br />

• Interpretierbarkeit verbessert sich nur unwesentlich<br />

• Cluster eins ist nicht mehr vollkommen homogen<br />

• Diskriminanzanalyse ordnet 98,8 % <strong>der</strong> Objekte richtig zu<br />

Wie Punj <strong>und</strong> Stewart (1983, S. 144 f.) darstellen, eignen sich iterative partionierende Verfahren<br />

besser als hierarchische, wenn nicht-zufällige Startpartitionen vorgegeben werden <strong>und</strong> die Anzahl <strong>der</strong><br />

zu bildenden Cluster feststeht. Nun stellt jedoch die Vorgabe einer solchen Startpartition ein Problem<br />

216


dar, denn die partionierenden Verfahren erreichen nicht gr<strong>und</strong>sätzlich globale Optima, son<strong>der</strong>n können<br />

zumeist nur lokale Optima ermitteln (Backhaus et al. 1996, S. 284; Späth 1977, S. 73). 169<br />

Demnach ist die endgültige Lösung abhängig von <strong>der</strong> Vorgabe <strong>der</strong> Startpartition. Durch die Ward-<br />

<strong>Analyse</strong> wurde eine Vier-Cluster-Lösung als „beste“ Lösung identifiziert. Die sich daraus ergebenden<br />

Clustermittelwerte werden gemäß <strong>der</strong> Literatur als Startpartition für das K-Means-Verfahren ver-<br />

wendet (Steinhausen <strong>und</strong> Langer 1977, S. 75; Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 55). Das K-Means-<br />

Verfahren wird als bestes partionieren<strong>des</strong> Verfahren angesehen, wenn nicht-zufällige Startpartitionen<br />

gewählt werden (Punj <strong>und</strong> Stewart 1983, S. 138; Bacher 1994, S. 308 ff.).<br />

Es zeigt sich, daß durch die Anwendung <strong>des</strong> K-Means-Verfahrens sechs Objekte umgruppiert wur-<br />

den. 170 Der Varianzanteil zwischen den Clustern verbessert sich leicht auf 55,1% (Abbildung 5-30).<br />

Die F-Werte lassen auf keine homogenere Lösung schließen. Zwar wird das Cluster 2 homogener,<br />

jedoch büßt im Gegenzug das Cluster 1 seine homogene Struktur im Vergleich zur ersten Lösung ein.<br />

Die Interpretierbarkeit ist weiterhin gegeben. Eine anschließende Diskriminanzanalyse zeigt, daß<br />

nunmehr 98,8% Objekte richtig zugeordnet werden.<br />

Je<strong>des</strong> Clusterverfahren ermittelt Partitionen, selbst dann, wenn es sich um random noise ohne Clu-<br />

sterstruktur handelt (Milligan 1981, S. 197). Wie Lehmann, Gupta <strong>und</strong> Steckel (1997, S. 586) tref-<br />

fend formulieren: „[...] we need to access the reliability and validity of the clusters we <strong>der</strong>ive“, ist eine<br />

Überprüfung <strong>der</strong> jeweiligen Cluster-Lösungen notwendig. Genauer werden Jain <strong>und</strong> Dubes (1988,<br />

S. 161), indem sie eine Strategie beschreiben, bei <strong>der</strong> die interne Validität anhand bestimmter Fit-<br />

Maße <strong>und</strong> relativer Kriterien geprüft wird. Anschließend soll die externe Validität <strong>der</strong> gef<strong>und</strong>enen<br />

Clusterstruktur anhand von a priori gegebenen Informationen analysiert werden.<br />

Demnach ist ein Test <strong>des</strong> Clustersystems erfor<strong>der</strong>lich, um anschließend die Cluster zu interpretieren<br />

<strong>und</strong> zu benennen. Zunächst sollen Maße <strong>der</strong> internen Validität zur Beurteilung <strong>der</strong> Lösung herange-<br />

zogen werden: Neben den in Abbildung 5-30 dargestellten klassischen Gütemaßen,<br />

• dem Anteil <strong>der</strong> Varianz <strong>der</strong> Variablen zwischen den Clustern, <strong>der</strong> mehr als 50% betragen<br />

217<br />

sollte (Kaufmann <strong>und</strong> Pape 1996, S. 474 f.),<br />

• dem Grad <strong>der</strong> Homogenität <strong>der</strong> Cluster, <strong>der</strong> mittels <strong>der</strong> F-Werte überprüft wird,<br />

169<br />

Mögliche Verfahren zur Ermittlung dieser globalen Optima stellen dynamische Optimierungsansätze o<strong>der</strong><br />

Branch-and-Bo<strong>und</strong>-Verfahren dar (Steinhausen <strong>und</strong> Langer 1977, S. 101).<br />

170<br />

Die Anfälligkeit <strong>des</strong> Verfahrens bezüglich <strong>der</strong> vorgegebenen Startpartition zeigt sich, wenn als Startpartition<br />

nicht die Ward-Lösung vorgegeben wird, son<strong>der</strong>n eine zufällige Partition gewählt wird. Dann werden bis auf<br />

25 Objekte alle an<strong>der</strong>en umgruppiert.


• <strong>der</strong> Interpretierbarkeit <strong>der</strong> Lösung, die mittels <strong>der</strong> t-Werte geprüft werden kann,<br />

• <strong>der</strong> Stabilität <strong>der</strong> gef<strong>und</strong>enen Partition <strong>und</strong> schließlich<br />

• <strong>der</strong> Eindeutigkeit <strong>der</strong> Lösung<br />

existieren weitere Kriterien zur Überprüfung von Cluster-Lösungen (Milligan <strong>und</strong> Cooper 1985;<br />

Milligan 1996):<br />

Zum einen ist die Diskriminanzanalyse geeignet, um festzustellen, wie hoch die Klassifizierungswahr-<br />

scheinlichkeiten <strong>der</strong> einzelnen Cluster-Lösungen sind (Klastorin 1983, S. 97). Dieses sehr häufig<br />

verwendete Validierungsmaß ist jedoch kritisch, da nur selten die Bedingungen für die Diskriminan-<br />

zanalyse erfüllt sind (Klecka 1990, S. 8 ff.) <strong>und</strong> zudem <strong>der</strong> Einsatz dieses Verfahren für diese Ziel-<br />

setzung statistisch nicht korrekt ist (Alden<strong>der</strong>fer <strong>und</strong> Blashfield 1984, S. 64 f.; Milligan 1981, S. 187;<br />

Sa<strong>und</strong>ers 1994, S. 23). Dennoch weisen auch neuere Quellen stets auf die Verwendung <strong>der</strong> Diskri-<br />

minanzanalyse hin (Herrmann 1998). Sie wird hier aus Gründen <strong>der</strong> Vollständigkeit berichtet.<br />

Zum an<strong>der</strong>en weist Pieper (1998, S. 190 ff.) in ihrer empirischen Untersuchung auf weitere Maße<br />

<strong>der</strong> internen Validität hin, <strong>der</strong>en Auswahl auf den Ergebnissen von Milligan (1981) für die Ward-<br />

<strong>Analyse</strong> basieren. So findet Milligan mittels Simulationsrechnungen heraus, daß <strong>der</strong> C-Index, <strong>der</strong><br />

punktbiserelle Korrelationskoeffizient sowie das Gamma-Maß die besten Gütemaße darstellen. Da<br />

das Gamma-Maß nicht immer zu guten Ergebnissen führt (Milligan 1981, S. 194), wird es im weite-<br />

ren auch nicht berechnet. Die im folgenden dargestellten Kriterien können z.B. mit <strong>der</strong> Software<br />

Evalue-P von Chandon errechnet werden (Chandon 1996). 171<br />

• Betrachtung <strong>der</strong> Innergruppen-Distanzen <strong>und</strong> Berechnung <strong>des</strong> C-Index: Milligan (1981) be-<br />

schreibt, daß die Güte einer gef<strong>und</strong>enen Cluster-Lösung durch die Abbildung einer bestimmten<br />

Distanzmatrix <strong>der</strong> gef<strong>und</strong>enen Partition ermittelt werden kann. Da Clusteranalysen eine möglichst<br />

hohe interne Homogenität <strong>der</strong> Gruppen zum Ziel haben, ist es sinnvoll, die Innergruppen-<br />

Distanzen <strong>der</strong> Objekte mit den Distanzen <strong>der</strong> Objekte <strong>des</strong> betrachteten Clusters zu den Objekten<br />

außerhalb <strong>des</strong> Clusters zu vergleichen. So kann zunächst einmal anhand <strong>des</strong> Vergleichs <strong>der</strong> Sum-<br />

Beo<br />

me <strong>der</strong> Distanzen <strong>der</strong> Objekte in (within) den n Clustern ( ∑ Dw ) mit einem Erwartungswert<br />

n<br />

Erw<br />

<strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Distanzen <strong>der</strong> Objekte bei einer Zufallslösung ( ∑ Dw ) erste Anhaltspunkte<br />

n<br />

liefern. Der Erwartungswert errechnet sich hierbei aus allen möglichen Partitionen (Klastorin<br />

1983, S. 96). Weitere Aussagen zur internen Homogenität <strong>der</strong> Lösung lassen sich aus dem Ver-<br />

171 Diese <strong>und</strong> eine Vielzahl an<strong>der</strong>er Kriterien werden bei Milligan <strong>und</strong> Cooper (1985, S. 163 ff.) dargestellt.<br />

218


219<br />

min<br />

max<br />

gleich <strong>der</strong> beobachteten Abstände mit <strong>der</strong> minimalen ( ∑ Dw ) bzw. maximalen ( ∑ Dw )<br />

n<br />

n<br />

Beo<br />

Summe <strong>der</strong> Innergruppen-Distanzen herleiten. So sollte ∑ Dw möglichst nahe am theoreti-<br />

n<br />

min<br />

max<br />

schen Minimalwert ∑ Dw <strong>und</strong> möglichst fern vom Maximalwert ∑ Dw liegen, wobei hier<br />

n<br />

n<br />

enorme Interpretationsspielräume existieren (Chandon 1996, S. 18).<br />

Auf den obigen Überlegungen baut <strong>der</strong> von Hubert <strong>und</strong> Levin (1976) eingeführte C-Index auf,<br />

<strong>der</strong> möglichst nahe an Null liegen soll.<br />

Dw D<br />

(5-2) C Index<br />

D D<br />

Beo min<br />

∑ − ∑ w<br />

n n<br />

− =<br />

max min<br />

∑ w − ∑ w<br />

n n<br />

• G-Index: Der von Klastorin (1983, S. 93) entwickelte Index vergleicht die durchschnittliche Di-<br />

stanz zwischen Objekten in den Clustern ( D w ) zu <strong>der</strong> durchschnittlichen Distanz <strong>der</strong> Objekte aus<br />

verschiedenen Clustern (D b ) einer vorgegebenen Partition. Die Lösung ist um so homogener, je<br />

geringer D w bzw. je größer D b ist, d.h. je kleiner <strong>der</strong> Index ist, <strong>des</strong>to besser ist die Lösung.<br />

Der G-Index setzt sich aus dem Vergleich dieser beiden Werte zusammen <strong>und</strong> ist nicht normiert:<br />

(5-3) G − Index = Dw − Db<br />

Im Software-Programm Evalue-P wird ein etwas modifizierter Index (Indice g1) ausgegeben, <strong>der</strong><br />

sich folgen<strong>der</strong>maßen berechnet (Chandon 1996):<br />

(5-4) Indice g1 = Db − Dw<br />

.<br />

Dieser sollte demnach möglichst groß sein (Pieper 1998, S. 192).<br />

• Punktbiserieller Korrelationskoeffizient: Dieser zwischen Null <strong>und</strong> eins normierte Wert ermit-<br />

telt die Richtung <strong>und</strong> Stärke <strong>des</strong> Zusammenhangs <strong>des</strong> dichotomen Merkmals <strong>der</strong> Zugehörigkeit<br />

zweier Objekte in ein gemeinsames o<strong>der</strong> in zwei verschiedene Gruppen <strong>und</strong> eines intervallskalier-<br />

ten Merkmals, nämlich <strong>der</strong> Distanz dieser beiden Objekte zueinan<strong>der</strong> (Pieper 1998, S. 192).<br />

Dieser Koeffizient errechnet sich aus dem Produkt eines Distanz-Indexes <strong>und</strong> eines normierten<br />

Zugehörigkeitsmaßes, das aus <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Distanzen innerhalb ( f w ) bzw. zwischen ( f b ) den<br />

vorgegebenen Cluster, mit n d die Anzahl aller Distanzen <strong>und</strong> mit s d die Standardabweichung al-<br />

ler Distanzen gebildet wird (Milligan 1981, S. 196).


(5-5)<br />

Punktbiserieller Korrelationskoeffizient =<br />

( D D )<br />

− ⋅<br />

b w<br />

s<br />

d<br />

⎛ f ⋅ f ⎞<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝ ⎠<br />

w b<br />

2<br />

nd<br />

Die Bestimmung <strong>der</strong> externen Validität erfor<strong>der</strong>t einen Vergleich <strong>der</strong> gef<strong>und</strong>enen Gruppen zu den<br />

wahren Gruppen. Da in <strong>der</strong> sozialwissenschaftlichen Forschung keine klaren Gruppenunterschiede<br />

wie in <strong>der</strong> Natur zu beobachten sind, ist die Validierung <strong>der</strong> Lösung mit den wahren Werten nicht<br />

möglich (Milligan 1981, S. 187). 172 Eine an<strong>der</strong>e Möglichkeit besteht darin, die gef<strong>und</strong>enen Ergebnis-<br />

se mit denen an<strong>der</strong>er Untersuchungen zu vergleichen o<strong>der</strong> das Sample in zwei Teile aufzuteilen <strong>und</strong><br />

dann die jeweiligen Ergebnisse miteinan<strong>der</strong> zu vergleichen. 173 Da ersteres aber aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> innova-<br />

tiven Charakters dieser Untersuchung nicht möglich ist, muß eine solche Validierung unterbleiben. Ei-<br />

ne Aufteilung <strong>des</strong> Samples kommt aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen Stichprobengröße nicht in Frage.<br />

Die Lösung <strong>des</strong> partionierenden Verfahrens wird nun auf ihre Validität überprüft. Die Ergebnisse <strong>der</strong><br />

statistischen Tests zeigt Abbildung 5-31. Die Unterschiede zwischen <strong>der</strong> gef<strong>und</strong>enen Ward- <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

darauf aufbauenden K-Means-Lösung sind nur gering. Der C-Index ist etwas besser bei dem partio-<br />

nierenden Verfahren, wohingegen <strong>der</strong> Indice g1 <strong>und</strong> <strong>der</strong> punktbiserielle Korrelationskoeffizient gerin-<br />

gere Werte ermitteln.<br />

Abbildung 5-31: Validierung <strong>der</strong> Cluster-Lösung <strong>der</strong> Nutzenanalyse<br />

Validierung <strong>der</strong> Partitionen nach Ward <strong>und</strong> K-Means (4-Cluster)<br />

Gütemaße Ward K-Means<br />

Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Erwartete Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Minimale Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Maximale Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

C-Index<br />

Indice g1<br />

Punktbiserieller Korrelationskoeffizient<br />

966229,400<br />

2066884,000<br />

631839,500<br />

6127220,910<br />

0,061<br />

1487,330<br />

0,420<br />

908012,510<br />

1971877,000<br />

586140,250<br />

6172920,160<br />

0,058<br />

1476,970<br />

0,411<br />

Es zeigt sich zusammenfassend, daß die Ward-Lösung bereits eine recht gute Partition findet, die nur<br />

geringfügig durch das partionierende Verfahren verbessert wird. Die K-Means-Lösung ist unter stati-<br />

stischen Gesichtspunkten als relativ gut zu bezeichnen, obgleich Zweifel an <strong>der</strong> Stabilität <strong>der</strong> Lösung<br />

172<br />

Wenn die exakte Gruppeneinteilung bekannt ist, liefert Milligan (1981, S. 190 f.) mehrere Möglichkeiten zur externen<br />

Validierung <strong>der</strong> Lösungen.<br />

173<br />

Der Vergleich kann dann z.B. anhand <strong>des</strong> Rand-Indexes vorgenommen werden (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S.<br />

60, Chandon 1996, S. 17).<br />

220


erechtigt sein können, wie die Ergebnisverän<strong>der</strong>ungen bei zufälliger Vorgabe einer Startpartition bei<br />

dem K-Means-Verfahren gezeigt haben. Im folgenden wird mit <strong>der</strong> K-Means-Lösung weitergerech-<br />

net.<br />

Die Cluster lassen sich gut interpretieren (Abbildung 5-32): Das erste Cluster zeichnet sich insbeson-<br />

<strong>der</strong>e dadurch aus, daß ein unterdurchschnittliches Interesse an allen Diensten mit Ausnahme <strong>des</strong> Vi-<br />

deo-on-Demand besteht. Eine Interpretation fällt somit leicht: Es handelt sich hier um die Video-on-<br />

Demand Fans, denen nur an einem interessanten Programm gelegen ist. Dieses Cluster ist mit 23<br />

Objekten relativ groß.<br />

Das zweite Cluster mit ebenfalls 23 Nutzern zeichnet sich durch ein hohes Interesse an Informationen<br />

<strong>und</strong> einem überdurchschnittlichen Gefallen an Games-on-Demand aus. Dienste wie Home-Banking<br />

o<strong>der</strong> Video-on-Demand werden als weniger wichtig angesehen. Festzuhalten ist, daß die Mittelwerte<br />

dieses Clusters für Punkte bei Information-on-Demand (27,91) bzw. für Video-on-Demand (27,87)<br />

annähernd gleich sind. Dies bedeutet somit, daß Video-on-Demand als nicht so wichtig erachtet<br />

wird, wie es die gesamte Stichprobe von 84 Nutzern tut. Dennoch ist auch hier Video-on-Demand<br />

fast genauso wichtig wie Information-on-Demand. Somit bleibt festzuhalten, daß die beiden Dienste<br />

zusammen 55,8 Punkte erzielen. Die als interessant angesehenen Games-on-Demand hingegen erzie-<br />

len nur 13,7 Punkte. Eine Interpretation als Informationssucher erscheint somit angebracht.<br />

Schwieriger gestaltet sich die Interpretation <strong>des</strong> dritten Clusters, da keine <strong>der</strong> Variablen innerhalb<br />

dieses Clusters eine große Abweichung vom Gesamtstichprobenmittelwert aufweist. So kann dieses<br />

Cluster, das die meisten Nutzer in sich birgt, nur als breite Masse ohne spezifische Präferenzen<br />

benannt werden. Dies bedeutet jedoch nicht, daß keine Charakterisierung möglich ist, son<strong>der</strong>n viel-<br />

mehr, daß dieses Cluster „dem Durchschnitt“ entspricht. Leicht überdurchschnittliche Präferenzen<br />

werden für Home-Banking <strong>und</strong> Mailing-Dienste deutlich. Es zeigt sich auch in diesem Cluster, daß<br />

Video-on-Demand (28 Punkte) am wichtigsten ist. Mit knapp 20 Punkten folgt <strong>der</strong> Dienst Home-<br />

Banking.<br />

Eine eindeutige Interpretation erlaubt das letzte Cluster, in dem Wert auf Home-Banking (41 Punkte)<br />

<strong>und</strong> Kommunikationsmöglichkeiten (23 Punkte) gelegt wird. Da diese stark miteinan<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en<br />

sind – die Kommunikation mit <strong>der</strong> Bank erfor<strong>der</strong>t eine E-mail o<strong>der</strong> Videomail-Funktion – ist dies<br />

nicht verw<strong>und</strong>erlich. Alle an<strong>der</strong>en Dienste werden unterdurchschnittlich bewertet. Dieses Cluster <strong>der</strong><br />

Banker ist auch nicht über ein gutes Video-on-Demand-Angebot zu begeistern, da dort im Mittel nur<br />

9,3 Punkte vergeben wurden. Das Banker-Cluster läßt die Vermutung zu, daß es sich hier um die<br />

typischen Nutzer handelt, die den Online-Dienst T-Online zum Durchbruch in <strong>der</strong> Diffusion verholfen<br />

haben (Albers <strong>und</strong> Peters 1998, S. 110). Um diese Vermutung zu prüfen, wurde ein Mittelwertver-<br />

gleich <strong>der</strong> Variable „<strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Internet“ <strong>der</strong> Clustermitglie<strong>der</strong> (3,17) im Gegensatz zu dem <strong>der</strong> ge-<br />

221


samten Stichprobe (2,44) durchgeführt. Der t-Test zeigt, daß die Internetnutzung <strong>des</strong> gesamten Sam-<br />

ples signifikant (p=0,00) geringer ist als bei den sechs Personen im Cluster ist. Demnach kann die<br />

Vermutung nicht verworfen werden.<br />

222


Abbildung 5-32: Interpretation <strong>der</strong> Cluster-Lösung <strong>der</strong> Nutzenanalyse<br />

223<br />

Cluster 1:<br />

Die Video-on-Demand<br />

Fans<br />

Cluster 2:<br />

Die Infosucher<br />

Cluster 3:<br />

Interpretation <strong>der</strong> Cluster anhand ihrer t-Werte<br />

n=23<br />

n=23<br />

Die breite Masse ohne<br />

spezifische Präferenzen<br />

Cluster 4:<br />

Die Banker<br />

n=32<br />

n=6<br />

IOD<br />

GOD<br />

Service<br />

HS<br />

Mail<br />

HB<br />

VOD<br />

IOD<br />

GOD<br />

Service<br />

HS<br />

Mail<br />

HB<br />

VOD<br />

IOD<br />

GOD<br />

Service<br />

HS<br />

Mail<br />

HB<br />

VOD<br />

IOD<br />

GOD<br />

Service<br />

HS<br />

Mail<br />

HB<br />

VOD<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0


Zusammenfassend sind folgende Bef<strong>und</strong>e deutlich geworden: Zum einen existiert kein Cluster, wel-<br />

ches starken Wert auf Home-Shopping-Angebote legt. Das Gleiche gilt für erweiterte Dienstleistun-<br />

gen; auch sie eignen sich anscheinend nicht als Killer-Applikation. Ebenfalls wenig geeignet erschei-<br />

nen die Games-on-Demand.<br />

Relativ deutlich lassen sich jedoch die Segmente für Video-on-Demand, Information-on-Demand<br />

sowie Banking <strong>und</strong> Kommunikation identifizieren. Bis auf das letzte Cluster ist bei allen Segmenten<br />

Video-on-Demand sehr wichtig. Es zeigt sich demnach, daß die Killer-Applikation Video-on-<br />

Demand nicht unbedingt segmentabhängig ist.<br />

Eine Schwäche dieser <strong>Analyse</strong> ist, daß von <strong>der</strong> Unabhängigkeit <strong>der</strong> Dienste untereinan<strong>der</strong> ausgegan-<br />

gen wird. Wenn nun aber Video-on-Demand mit Informationen über bestimmte relevante Themen,<br />

die dann mit Home-Shopping-Angeboten untermauert werden, gemeinsam angeboten wird, dann<br />

können sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Interaktionen neue Segmente bilden. Deutlich werden diese Zusammen-<br />

hänge im vierten Cluster bei Banking <strong>und</strong> Kommunikation. Eine detaillierte Untersuchung dieses Sze-<br />

narios wird eine Herausfor<strong>der</strong>ung für Folgestudien sein.<br />

5.4.3.1.2 Probabilistische Verfahren<br />

Wie Wedel <strong>und</strong> Kamakura (1998, S. 92) hervorheben, tendieren deterministische Clusterverfahren<br />

dazu, die wahren Segmentunterschiede zu überschätzen. Dies liegt daran, daß: „<strong>und</strong>er a parametric<br />

model for the data (e.g., a normal distribution), an observation that comes from one segment, but<br />

because of chance fluctuations is closer to the centroid of another segment, is misclassified by the<br />

clustering approach to the segment to which it is closest“ (S. 92).<br />

Aufbauend auf dieser Kritik soll mittels probabilistischer Verfahren untersucht werden, ob sich ähnli-<br />

che Strukturen für die Dienstepräferenzen im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen entdecken lassen, wenn an<strong>der</strong>e<br />

Methoden verwendet werden. Hierfür werden wie bereits eingangs geschil<strong>der</strong>t die Mixture Models<br />

verwendet, die ein Instrument zur Untersuchung von Marktsegmenten darstellen (Sa<strong>und</strong>ers 1994, S.<br />

25). 174 Obgleich diese Methoden bereits früh angewandt wurden – die erste Anwendung dieser Me-<br />

thoden im Marketing findet sich in dem Aufsatz von Green, Carmone <strong>und</strong> Wachspress (1976) zur<br />

Segmentierung von Adoptern eines neuen Telekommunikationsdienstes – ist sie bislang nur in weni-<br />

gen Untersuchungen benutzt worden (siehe die Übersicht <strong>der</strong> wenigen Marketing-Studien bei Wedel<br />

<strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 98).<br />

174 Werden binäre Variablen bei den Mixture Models verwendet, dann handelt es sich um die Latent Class Analysis<br />

(Lazarsfeld <strong>und</strong> Henry 1968; Andreß, Hagenaars <strong>und</strong> Kühnel 1997, S. 211; Kaufmann <strong>und</strong> Pape 1996, S.<br />

506).<br />

224


Im folgenden soll zunächst die Gr<strong>und</strong>idee dieser Modelle vorgestellt werden, um dann anschließend<br />

die Daten auszuwerten. 175 Dabei wird auch genauer auf den Algorithmus <strong>und</strong> die anzuwendenden<br />

Prüfgrößen eingegangen.<br />

Der Name „Mixture Models“ basiert auf <strong>der</strong> Annahme, daß die Daten aus einer Mischung von (z.B.<br />

normal o<strong>der</strong> multimomialen) Verteilungen entstammen (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 21). Ent-<br />

sprechend verwenden Kaufmann <strong>und</strong> Pape (1996, S. 486) die Terminologie „Mischverteilungsver-<br />

fahren“, da die empirische Verteilung <strong>der</strong> Objekte (Nutzer) in den untersuchten (sieben) Variablen<br />

eine Mischung von Wahrscheinlichkeitsverteilungen ist. Das Ziel ist nun, die Mischungsverhältnisse<br />

<strong>und</strong> Parameter <strong>der</strong> einzelnen Wahrscheinlichkeitsverteilungen zu schätzen (Flury 1997, S. 642 ff.).<br />

Hierzu wird folgen<strong>der</strong> Modellansatz verwendet, wobei die Notation an die Ausführungen von Wedel<br />

<strong>und</strong> Kamakura (1998, S. 76 ff.) angelehnt ist.<br />

Es wird angenommen, daß die hier betrachteten 84 (n) Objekte jeweils Ausprägungen <strong>der</strong> sieben<br />

( k ) Variablen yn = ( ynk<br />

) haben. Ein Objekt n stammt aus einer Population, die aus einer Mi-<br />

schung von S unbekannten, nicht beobachteten Segmenten besteht. 176 Es bestehen im Vorfeld kei-<br />

ne Informationen darüber, aus welchem Segment ein Objekt stammt. Diese Segmente besitzen An-<br />

teilswerte (Mischungsverhältnisse) von π s in <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gesamtheit <strong>und</strong> unterliegen folgenden Ne-<br />

benbedingungen (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 77):<br />

(5-6) ∑π s = 1<br />

225<br />

S<br />

s=<br />

1<br />

(5-7) π s ≥ 0 .<br />

<strong>und</strong><br />

Da die „wahre“ Klassenanzahl bekannt sein soll <strong>und</strong> vorzugeben ist, ist die obige Nebenbedingung<br />

π s ≥ 0 auf<br />

(5-8) π s > 0<br />

zu verschärfen (Kaufmann <strong>und</strong> Pape 1996, S. 487). Somit bleibt ein großes Problem <strong>der</strong><br />

Clusteranalyse, nämlich die Vorgabe <strong>der</strong> Clusteranzahl, auch bei Mixture Models bestehen.<br />

In Klasse s ist y n mit <strong>der</strong> Dichte<br />

(5-9) f ( y θ )<br />

s n s<br />

175 Die Auswertung <strong>der</strong> Daten wird mit dem Software-Paket GLIMMIX 1.0 von Michel Wedel vorgenommen.<br />

176 Diese Segmente stellen die latenten Klassen dar.


verteilt – dies ist die sogenannte Klassenverteilung o<strong>der</strong> Mischungskomponente (Kaufmann <strong>und</strong> Pa-<br />

pe 1996, S. 487). Der Vektor θ s enthält hierbei die unbekannten, zu schätzenden Parameter, die<br />

abhängig von <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> gewählten Dichtefunktion sind. Die bedingte Dichtefunktion f ( y θ )<br />

s n s<br />

kann je nach Skalierung <strong>und</strong> Anzahl <strong>der</strong> Variablen mehrere Formen (z.B. Normal-, Dirichlet-, Bi-<br />

o<strong>der</strong> Multinomiale Verteilung) annehmen (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 79 f.). Unterstellt man<br />

beispielsweise, daß alle y nk in jedem Segment s normalverteilt sind <strong>und</strong> alle sieben Klassifikations-<br />

2<br />

variablen in je<strong>der</strong> Klasse unabhängig sind, dann enthält θs die Mittelwerte μks <strong>und</strong> Varianzen σ ks<br />

<strong>der</strong> Normalverteilung für Segment s (Everitt 1993, S. 110).<br />

Die gemeinsame Verteilung von y n <strong>und</strong> s ist durch<br />

(5-10) π f ( y θ )<br />

gegeben.<br />

s s n s<br />

Gemäß Wedel <strong>und</strong> Kamakura (1998, S. 77) besteht nun die zentrale Idee <strong>des</strong> Verfahrens darin, daß<br />

die Randverteilung von y n nach dem Satz <strong>der</strong> totalen Wahrscheinlichkeit durch die Mischverteilung<br />

S<br />

(5-11) f ( yn Θ ) = ∑πs f s( yn<br />

θs<br />

)<br />

s=<br />

1<br />

gegeben ist (siehe auch Kaufmann <strong>und</strong> Pape 1996, S. 487 o<strong>der</strong> Titterington, Smith <strong>und</strong> Makov<br />

1985, S. 2), wobei πs die Mischungsanteile <strong>und</strong> fs( yn<br />

θ s)<br />

die Mischungskomponenten angeben.<br />

So hat die Dichtefunktion bei normalverteilten Komponenten die Form: 177<br />

1 −1/ 2 −1<br />

(5-12) f ( yn Θ) = Σ exp [ −1 / 2(<br />

y y<br />

K n − ) ′ Σ ( n − )<br />

2<br />

]<br />

( 2π<br />

)<br />

μ μ .<br />

Die Zuordnung von Objekten zu Segmenten wird nun so vorgenommen, daß die geschätzten a po-<br />

steriori-Wahrscheinlichkeiten p ns<br />

πs f s( yn<br />

θs<br />

)<br />

(5-13) pns<br />

=<br />

,<br />

S<br />

∑π<br />

s f s( yn<br />

θs<br />

)<br />

s=<br />

1<br />

die die Wahrscheinlichkeit angeben, daß <strong>der</strong> Beobachtungsvektor y n aus Segment s stammt, ma-<br />

ximal sind. Somit wird je<strong>des</strong> Objekt innerhalb <strong>des</strong> Verfahrens <strong>der</strong> Klasse zugeordnet, für das es die<br />

höchste geschätzte a posteriori-Wahrscheinlichkeit hat.<br />

226


Damit eine solche Zuordnung vorgenommen werden kann, ist die Schätzung von π s <strong>und</strong> θ s – also<br />

<strong>des</strong> Parametervektors Θ – erfor<strong>der</strong>lich. Liegen Schätzwerte für Θ vor, dann können die a poste-<br />

riori-Wahrscheinlichkeiten p ns gemäß <strong>der</strong> obigen Gleichung errechnet werden.<br />

Laut Kaufmann <strong>und</strong> Pape (1996, S. 488) ist vor <strong>der</strong> Schätzung die Identifikation <strong>des</strong> zu schätzenden<br />

Modells zu prüfen. Ein Modell ist dann identifiziert, wenn die zu schätzenden Parameter eindeutig be-<br />

stimmt sind. Es darf also kein an<strong>der</strong>es Modell mit an<strong>der</strong>en Parametern existieren, welches dieselben<br />

Modelldaten produziert (Bacher 1994, S. 356). Damit ein Modell identifizierbar ist, müssen bei be-<br />

kannter Anzahl <strong>der</strong> Segmente mehr empirische Beobachtungen vorliegen, als Parameter geschätzt<br />

werden. Wenn bei <strong>der</strong> Schätzung die Nebenbedingungen 5-5 <strong>und</strong> 5-7 eingehalten werden, dann läßt<br />

sich die Anzahl <strong>der</strong> zu schätzenden Parameter bei S Klassen (vier, wenn die K-Means-Lösung als<br />

Startpartition vorgegeben wird) <strong>und</strong> k Variablen (sieben) wie folgt ermitteln:<br />

Abbildung 5-33: Anzahl <strong>der</strong> zu schätzenden Parameter<br />

S-1 Klassenanteilswerte π s (ein Klassenanteilswert ist durch die Nebenbedingung<br />

227<br />

S<br />

∑π s = 1 festgelegt)<br />

s=<br />

1<br />

S⋅k Klassenmittelwerte μ sk (in je<strong>der</strong> Klasse ein Mittelwert für alle Variablen)<br />

S⋅k Klassenvarianzen σ sk (in je<strong>der</strong> Klasse eine Varianz für alle Variablen)<br />

S⋅(1+2⋅k)-1 Parameter sind zu schätzen (hier also 4⋅(1+2⋅7)-1=59 Parameter)<br />

Quelle: In Anlehnung an Bacher (1994, S. 356).<br />

Damit also in dieser Untersuchung ein identifiziertes Modell vorliegt, müssen bei 59 zu schätzenden<br />

Parametern (wenn von vier Klassen ausgegangen wird) min<strong>des</strong>tens ebenso viele unterschiedliche Da-<br />

tensätze vorliegen. Da 84 vollständige Beobachtungen zur Verfügung stehen, ist das Modell identifi-<br />

ziert.<br />

Der Parametervektor Θ kann mit Hilfe <strong>des</strong> Maximum-Likelihood-Verfahrens (ML) geschätzt wer-<br />

den (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 81; Everitt 1993, S. 111 <strong>und</strong> Böhning 1995). Hierbei wird<br />

versucht, Θ so zu bestimmen, daß die Likelihood-Funktion maximiert wird. Hierfür wird folgen<strong>des</strong><br />

Modell verwendet:<br />

177 Die Normalverteilung ist die häufigste Verteilung, die unterstellt wird (Titterington, Smith <strong>und</strong> Makov 1985, S.<br />

4).


N<br />

(5-14) L( Θ; y) = ∏ f ( yn Θ)<br />

n=<br />

1<br />

N S<br />

= ∏ ∑π<br />

s fs( yn<br />

θs<br />

) .<br />

n=<br />

1 s=<br />

1<br />

Dieses Modell besagt, daß die Likelihood letztlich das Produkt <strong>der</strong> einzelnen Dichtefunktionen über<br />

alle N Individuen ist (Wannhoff 1990, S. 16 ff.).<br />

Die Likelihood-Funktion kann nun prinzipiell durch zwei Optimierungsverfahren maximiert werden<br />

(Wedel <strong>und</strong> De Sarbo 1995; Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998 ,S. 81): Zum einen können Standard-<br />

Routinen wie z.B. die Newton-Raphson-Methode verwendet werden (McHugh 1956; einen Über-<br />

blick über die Methoden liefern z.B. Fahrmeir <strong>und</strong> Hamerle 1996, S. 65 ff.). Zum an<strong>der</strong>en wird zu-<br />

nehmend <strong>der</strong> Expectation Maximization (EM) Algorithmus verwendet (Titterington 1990). Beide<br />

Formen garantieren nicht das Erreichen <strong>des</strong> globalen Optimums. Gemäß Wedel <strong>und</strong> Kamakura<br />

(1998, S. 81 f.) ist bislang noch keine gr<strong>und</strong>sätzliche Überlegenheit <strong>des</strong> EM-Algorithmus im Ver-<br />

gleich zu numerischen Verfahren festzustellen, jedoch hat sich <strong>der</strong> EM-Algorithmus bereits in mehre-<br />

ren Studien (z.B. Dillon <strong>und</strong> Gupta 1996) gut bewährt <strong>und</strong> wird <strong>des</strong>wegen auch hier verwendet<br />

(Flury 1997; Kaufmann <strong>und</strong> Pape 1996, S. 491; Bacher 1994, S. 354).<br />

Der EM-Algorithmus ist in zwei Schritte zu unterteilen: Im E-Schritt werden die Zuordnungswahr-<br />

scheinlichkeiten p ns (Gleichung 5–13) aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geschätzten Modellparameter (Erwartungswer-<br />

te) berechnet, die als gegeben angenommen werden. Im M-Schritt werden die Modellparameter θ s<br />

<strong>und</strong> π s nach <strong>der</strong> Maximum-Likelihood-Methode geschätzt, wobei p ns als gegeben angenommen<br />

wird. Diese Schritte wie<strong>der</strong>holen sich, bis eine konvergierende Lösung gef<strong>und</strong>en ist. Im Detail wird<br />

dies folgen<strong>der</strong>maßen erreicht: 178 Um <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Mixture Models nahe zu kommen, werden die<br />

beobachteten Daten y mit nicht beobachteten Daten z (die die Mitgliedschaft <strong>der</strong> Objekte in den ein-<br />

zelnen Segmenten darstellen) ergänzt. Die nicht beobachteten Daten z ns geben demnach an, ob Be-<br />

obachtung n aus Segment s stammt ( z ns =1, sonst 0). Unter Einbeziehung <strong>der</strong> (fehlenden) Datenma-<br />

trix Z wird die vollständige (complete) Log-Likelihood-Funktion<br />

N S<br />

∑<br />

n=<br />

1 s=1<br />

(5-15) ln Lc( Θ ) = ∑{<br />

zns ln fs ( yn θs ) + zns<br />

lnπs}<br />

mittels <strong>des</strong> EM-Algorithmusses iterativ maximiert. Im E-Schritt wird nun zunächst diese Funktion be-<br />

rechnet, indem die zns durch die in diesem Iterationsschritt erwarteten Werten ξ( zns y,<br />

Θ ) ersetzt<br />

werden. Wedel <strong>und</strong> Kamakura (1998, S. 83) zeigen, daß diese erwarteten Werte den a posteriori-<br />

Wahrscheinlichkeiten, daß ein Objekt n aus Segment s stammt, p ns entsprechen.<br />

228


Im M-Schritt wird die obige Log-Likelihood-Funktion bezüglich π s maximiert, wobei die notwendi-<br />

gen Bedingungen für ein Maximum unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Nebenbedingungen 5–5 <strong>und</strong> 5–7<br />

durch folgende Gleichungen gegeben sind (Kaufmann <strong>und</strong> Pape 1996, S. 490):<br />

1 N<br />

(5-16) π∃ s = ∑ p∃<br />

ns<br />

N n=<br />

1<br />

sowie<br />

N ∂ ln f s( ynk<br />

θs<br />

)<br />

(5-17) ∑ p∃<br />

ns<br />

= 0<br />

n=<br />

1 ∂θs<br />

unter Zuhilfenahme von<br />

π∃ ( ∃<br />

s f s yn<br />

θs)<br />

(5-18) p∃<br />

ns =<br />

.<br />

S<br />

∑π∃<br />

f ( y ∃<br />

s s nθs) s=<br />

1<br />

Der Algorithmus läuft die E- <strong>und</strong> M- Schritte so lange durch, bis die Verbesserung <strong>der</strong> Log-<br />

Likelihood-Funktion geringer ist als <strong>der</strong> vorgegebene Schwellenwert (bei GLIMMIX ist das standardmäßige<br />

Konvergenzkriterium 0,00001). 179<br />

Der beschriebene Algorithmus ist dem <strong>des</strong> K-Means-Verfahrens in <strong>der</strong> Struktur sehr ähnlich<br />

(Bacher 1994, S. 362).<br />

Wie bereits dargestellt wurde, soll mittels <strong>der</strong> Mixture Models die Stabilität <strong>der</strong> bisher gef<strong>und</strong>enen<br />

Lösung überprüft werden. Hierfür wurden die Modelle für zwei, drei <strong>und</strong> vier Klassen berechnet,<br />

wobei die Vier-Klassen-Lösung unter beson<strong>der</strong>er Betrachtung stand. Da bei diesen Verfahren die<br />

„wahre“ Anzahl <strong>der</strong> Klassen unbekannt ist, muß eine solche empirische Vorgehensweise gewählt<br />

werden. Es existieren mehrere Prüfgrößen, die erlauben, ein Urteil über die Güte einer Lösung vor-<br />

zunehmen. Das klassische Maß <strong>des</strong> Likelihood-Ratio-Tests kann für Mixture-Models nicht verwen-<br />

det werden, da die Bedingungen für die asymptotische Chi-Quadrat-Verteilung <strong>der</strong> Likelihood-<br />

Ratio-Teststatistik nicht gegeben sind (Ben-Akiva <strong>und</strong> Lerman 1994, S. 167; Wedel <strong>und</strong> Kamakura<br />

1998, S. 89 f.; Kaufmann <strong>und</strong> Pape 1996, S. 508). Da keine asymptotische Chi-Quadrat-Verteilung<br />

vorliegt, sind alternative Prozeduren zur Bestimmung <strong>der</strong> Klassenanzahl heranzuziehen. Von den bei<br />

178<br />

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf Wedel <strong>und</strong> Kamakura (1998, S. 82 ff.). Sehr detaillierte Ausführungen<br />

zum EM-Algorithmus finden sich bei Tanner (1994).<br />

179<br />

GLIMMIX erlaubt dem Nutzer nur maximal 250 Iterationen. Dies stellt eine deutliche Schwäche <strong>der</strong> Software<br />

229<br />

dar.


Wedel <strong>und</strong> Kamakura (1998, S. 90 f.) vorgeschlagenen Methoden sind die folgenden für diese Un-<br />

tersuchung relevant:<br />

Informationskriteriumsbasierte Maße: Diese Maße wägen den Zuwachs <strong>des</strong> Modellfit mit <strong>der</strong><br />

Anzahl <strong>der</strong> zu schätzenden Parameter ab. Generell lautet die Formel für das Informationskriterium<br />

(5-19) C = − 2 ln L + Pd<br />

wobei P die Anzahl <strong>der</strong> geschätzten Parameter darstellt <strong>und</strong> d eine Strafkomponente darstellt. Die<br />

Konstante d soll ein Gegengewicht zu dem verbesserten Fit (höhere Likelihoodwerte) bei zunehmen-<br />

<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> zu schätzenden Parameter darstellen (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 90). Folgende<br />

Tabelle zeigt eine Übersicht <strong>der</strong> Kriterien: 180<br />

Tabelle 5-13: Informationskriteriumsbasierte Maße<br />

Gütemaß d<br />

Akaike Informationskriterium (AIC) d=2<br />

Bayessches Informationskriterium (BIC) d=ln(N)<br />

Consis tent Akaike Informationskriterium (CAIC) d=ln(N+1)<br />

Modifiziertes Akaike Informationskriterium (MAIC) d=3<br />

Das AIC-Maß gilt als das Kriterium mit <strong>der</strong> geringsten Sensibilität auf eine hohe Parameterzahl<br />

(Akaike 1974; Ben-Akiva <strong>und</strong> Lerman 1994, S. 167). Als konservativer werden die Maße BIC,<br />

CAIC <strong>und</strong> MAIC angesehen. Festzuhalten bleibt, daß BIC <strong>und</strong> CAIC auf eine hohe Anzahl von zu<br />

schätzenden Parameter sensibler reagieren als das AIC, aber auch dazu tendieren, Modelle mit we-<br />

niger Segmenten zu favorisieren (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 90). Untersuchungen zufolge ist<br />

das CAIC generell für Mixture Models zu verwenden, da es die besten Ergebnisse lieferte<br />

(Bozdogan 1994 zitiert nach Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 90; Dillon et al. 1994; Dillon <strong>und</strong> Gupta<br />

1996). 181<br />

Problematisch bei diesen Kriterien ist, daß sie nur darüber Auskunft geben, wieviel Klassen zu bilden<br />

sind, aber keine Auskunft darüber geben, ob die Lösung die Segmente gut trennen kann. Ein Maß,<br />

welches über die Separierung <strong>der</strong> Lösung berichtet, ist das Entropie-Maß<br />

N S<br />

(5-20) Es = 1 − ∑ ∑ − pns ln pns / N .<br />

n=<br />

1 s=1<br />

180 Siehe Wannhoff (1990) für eine sehr ausführliche Darstellung.<br />

181 So wird neben dem MAIC ein weiteres Maß (ICOMP) angeboten, das jedoch bislang keine weitere Verbreitung<br />

in <strong>der</strong> Literatur gef<strong>und</strong>en hat (Bozdogan 1994 zitiert nach Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 91; Dillon et al.<br />

1994).<br />

230


Dieses zwischen Null <strong>und</strong> eins normierte Maß ist nahe Null, wenn die a posteriori-Wahrscheinlichkeit<br />

für jede Beobachtung gleich ist. Wenn dies <strong>der</strong> Fall ist, dann sind die Centroide <strong>der</strong> Segmente nicht<br />

geeignet, um eine gute Separierung zu generieren (De Sarbo <strong>und</strong> Wedel 1994; Wedel <strong>und</strong> Kamaku-<br />

ra 1998, S. 91).<br />

Nachdem die Methodik vorgestellt wurde, ist nun auf die damit erzielten Ergebnisse einzugehen.<br />

Zur <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Daten mittels <strong>der</strong> Mixture Models wurden die 84 Fälle <strong>der</strong> deterministischen Clu-<br />

steranalyse herangezogen. Somit wurden auch hier die Ausreißer nicht in die <strong>Analyse</strong> einbezogen, da<br />

hier untersucht werden soll, ob sich die gef<strong>und</strong>enen Cluster auch mit dieser Methodik wie<strong>der</strong> identifi-<br />

zieren lassen. Ebenfalls gehen die gleichen metrisch skalierten Variablen aus <strong>der</strong> Frage fünf ein. Es<br />

wurde für die bedingte Dichtefunktion f ( y θ ) die Normalverteilungsannahme getroffen. Wei-<br />

231<br />

s nk s<br />

terhin wurden Berechnungen für zwei, drei <strong>und</strong> vier Klassen-Lösungen durchgeführt. Bei <strong>der</strong> Vorga-<br />

be einer Startpartition wurde bei <strong>der</strong> Vier-Klassen-Lösung die Partition <strong>der</strong> K-Means-Lösung ge-<br />

wählt (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 87). Bei allen an<strong>der</strong>en Lösungen wurden Zufallspartitionen als<br />

Startwerte generiert. Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse in detaillierter Form auf.


Tabelle 5-14: Ergebnisse <strong>der</strong> Mixture Models <strong>der</strong> Nutzenanalyse<br />

Lösung Konvergenzverhalten Auswahl <strong>der</strong> Lösung Gütemaße<br />

2 Klassen Bei Vorgabe eines Konvergenzkriteriums<br />

von 0.00001 wird im<br />

Durchschnitt nach ca. 150 Iterationen<br />

die Lösung gef<strong>und</strong>en.<br />

3 Klassen Bei Vorgabe eines Konvergenzkriteriums<br />

von 0.00001 wird nur<br />

selten eine konvergierende Lösung<br />

gef<strong>und</strong>en.<br />

4 Klassen<br />

(K-Means)<br />

4 Klassen<br />

(Zufall)<br />

Die Vorgabe eines Konvergenzkriteriums<br />

von 0.00001<br />

führt zur Lösung.<br />

Bei Vorgabe eines Konvergenzkriteriums<br />

von 0.00001 wird keine<br />

konvergierende Lösung gef<strong>und</strong>en.<br />

Daher wird das Niveau<br />

auf 0,001 verringert. Dort werden<br />

nur wenige Lösungen gef<strong>und</strong>en,<br />

die sehr viele Iterationen<br />

benötigen.<br />

Nach insgesamt 30 unterschiedlichen Zufallsvorgaben<br />

wird immer die gleiche Lösung<br />

gef<strong>und</strong>en. Die Lösung ist demnach<br />

stabil. Dennoch kann nicht von einem<br />

globalen Optimum ausgegangen werden.<br />

Nach insgesamt 30 unterschiedlichen Zufallsvorgaben<br />

wurden nur vier konvergierende<br />

Lösungen gef<strong>und</strong>en. Die beste Lösung<br />

wird berichtet. Es existieren starke<br />

Schwankungen bei den Gütemaßen zwischen<br />

den einzelnen 3-Klassen-Lösungen.<br />

Diese Lösung weist eine geringere Separierungsschärfe<br />

(Entropiemaß) auf als die<br />

Drei-Klassen-Lösung. Allerdings sind die<br />

Gütemaße alle besser als bei den vorherigen<br />

<strong>Analyse</strong>n für zwei o<strong>der</strong> drei Klassen.<br />

Diese Lösung stellt die beste dar, die nach<br />

100 <strong>Analyse</strong>n gef<strong>und</strong>en wurde. Die Lösung<br />

weist die beste Separierung aller<br />

<strong>Analyse</strong>n auf, zudem sind die Werte für<br />

die Informationskriterien durchgehend<br />

besser als bei den vorhergehenden <strong>Analyse</strong>n.<br />

lnL<br />

AIC<br />

CAIC<br />

MAIC<br />

BIC<br />

Es<br />

DF<br />

lnL<br />

AIC<br />

CAIC<br />

MAIC<br />

BIC<br />

Es<br />

DF<br />

lnL<br />

AIC<br />

CAIC<br />

MAIC<br />

BIC<br />

Es<br />

DF<br />

lnL<br />

AIC<br />

CAIC<br />

MAIC<br />

BIC<br />

Es<br />

DF<br />

Es = Entropie-Statistik DF = Freiheitsgrade Die schattierte Fläche zeigt die beste Lösung<br />

-365.277<br />

740.555<br />

752.768<br />

745.555<br />

752.709<br />

0.593<br />

5.000<br />

-364.297<br />

744.594<br />

764.135<br />

752.594<br />

764.041<br />

0.858<br />

8.000<br />

-340.102<br />

702.204<br />

729.073<br />

713.204<br />

728.943<br />

0.697<br />

11.000<br />

-301.567<br />

625.135<br />

652.004<br />

636.135<br />

651.874<br />

0.890<br />

11.000<br />

Die 4-Klassen-Lösung mit <strong>der</strong> K-Means-Partition als Startvorgabe stellt nicht die beste Lösung nach<br />

den verwendeten Kriterien dar. Die Berechnungen offenbaren, daß Probleme mit <strong>der</strong> Identifizierung<br />

von Optima bestehen, die auf eine geringe Stabilität <strong>der</strong> Lösungen hinweisen. Es zeigt sich, daß mit<br />

einer zufälligen Startkonfiguration ein (lokales) Optimum gef<strong>und</strong>en wird (siehe schattierte Fläche).<br />

Diese Lösung wird im folgenden genauer dargestellt.<br />

Mixture Models geben die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong> Zugehörigkeit eines Objektes zu einer Klasse an.<br />

Demnach wird ein Objekt dem Cluster zugeordnet, für das es die höchste geschätzte Zugehörig-<br />

keitswahrscheinlicheit (a posteriori) aufweist. Nachdem diese Zuteilung vorgenommen wurde, kön-<br />

nen varianzanalytische Kennzahlen Aufschluß über die Lösung geben. Die ausgewählte Lösung weist<br />

mit 48,8% einen geringeren Anteil <strong>der</strong> Varianz zwischen den Clustern auf als die deterministischen<br />

Verfahren. Wie Bacher (1994, S. 368) zeigt, weisen Mixture-Lösungen in <strong>der</strong> Regel einen geringe-<br />

ren Varianzanteil zwischen den Clustern auf als z.B. das K-Means-Verfahren, weil nicht die Fehler-<br />

quadratsumme minimiert wird. Somit ist die K-Means-Lösung in dieser Hinsicht <strong>der</strong> Lösung überle-<br />

232


gen, da sie 55,1% <strong>der</strong> Varianz zwischen den Clustern aufweisen kann. Keine eindeutige Aussage<br />

läßt sich hinsichtlich <strong>der</strong> F-Werte treffen. Die Cluster eins <strong>und</strong> zwei sind homogen, wohingegen die<br />

Cluster drei <strong>und</strong> vier eine heterogenere Struktur aufweisen als in <strong>der</strong> deterministischen Lösung. Deut-<br />

lich schlechter sind die erweiterten Gütemaße, die alle nicht das Niveau <strong>der</strong> K-Means-Lösung errei-<br />

chen.<br />

Abbildung 5-34: Gütemaße <strong>der</strong> Mixture-Lösung für die Nutzenanalyse<br />

233<br />

Vier Cluster<br />

F-Werte Standard Mixture 4-Cluster<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3 Cluster 4<br />

VOD 0,165 0,241 0,000 0,126<br />

HB 0,660 0,092 0,839 1,224<br />

Mail 0,478 0,173 0,863 1,157<br />

HS 0,848 0,313 0,863 1,283<br />

Service 0,787 0,716 1,292 1,157<br />

GOD 0,857 0,006 1,631 0,887<br />

IOD 0,998 0,145 1,255 0,791<br />

n 29 9 16 30<br />

• Varianzanteil zwischen den Gruppen 48,8 %<br />

• Interpretierbarkeit gegeben<br />

• Diskriminanzanalyse ordnet 86,90 % <strong>der</strong> Objekte richtig zu<br />

Validierung <strong>der</strong> Partitionen <strong>der</strong> Mixture <strong>und</strong> K-Means- Lösung<br />

Gütemaße Mixture<br />

Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Erwartete Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Minimale Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Maximale Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

C-Index<br />

Indice g1<br />

Punktbiserieller Korrelationskoeffizient<br />

1076049,970<br />

1933099,000<br />

568120,250<br />

6190940,160<br />

0,09<br />

1203,960<br />

0,333<br />

K-Means<br />

908012,510<br />

1971877,000<br />

586140,250<br />

6172920,160<br />

0,058<br />

1476,970<br />

0,411<br />

Die Interpretation zeigt, daß Dienste wie Home-Shopping /-Services o<strong>der</strong> Games-on-Demand nicht<br />

die treibende Kraft haben werden, da auch mit Mixture Models kein Segment gef<strong>und</strong>en wird, wel-<br />

ches diesen Diensten eine beson<strong>der</strong>e Bedeutung zuschreibt. Wie in <strong>der</strong> deterministischen <strong>Analyse</strong><br />

werden auch hier die Videofans (Cluster 2) identifiziert. Dieses Cluster hat im Mittel einen Wert von<br />

81,11 Punkten für Video-on-Demand vergeben. Das Cluster <strong>der</strong> Videointeressierten zeichnet sich<br />

durch ein leicht überdurchschnittliches Interesse am Video-on-Demand aus <strong>und</strong> weist einen Mittel-<br />

wert von 45,9 für diesen Dienst aus. Dieses erste Cluster ist schwierig zu interpretieren, da es nur ge-<br />

ringe Abweichungen vom Stichprobenmittel aufweist. Gleiches gilt für das dritte Cluster, das jedoch<br />

auch in <strong>der</strong> K-Means-Lösung vorzufinden war. Ebenfalls läßt sich das Banker-Cluster wie<strong>der</strong>finden,


obgleich es in den Ausprägungen <strong>der</strong> Variablen nicht so stark vom Stichprobenmittel abweicht wie<br />

bei <strong>der</strong> deterministischen Lösung. Ein spezifisches Cluster für Information-on-Demand ist nicht zu<br />

identifizieren.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Nutzensegmentierung lassen sich wie folgt subsumieren:<br />

• Die deterministischen <strong>und</strong> probabilistischen Verfahren haben gezeigt, daß Segmente im Markt<br />

bestehen, die für Video-on-Demand, Bank- <strong>und</strong> Kommunikationsdienste <strong>und</strong> teilweise für In-<br />

formation-on-Demand eine hohe Präferenz aufweisen.<br />

• Es lassen sich keine eindeutigen Segmente für Home-Shopping, Games-on-Demand <strong>und</strong> Ser-<br />

vices-on-Demand identifizieren.<br />

234


Abbildung 5-35: Interpretation <strong>der</strong> Mixture Models <strong>der</strong> Nutzenanalyse<br />

235<br />

Cluster 1:<br />

Die Videointeressierten<br />

Cluster 2:<br />

Interpretation <strong>der</strong> Cluster anhand ihrer t-Werte<br />

n=29<br />

Die reinen Videofans<br />

Cluster 3:<br />

n=9<br />

Die breite Masse ohne<br />

spezifische Präferenzen<br />

Cluster 4:<br />

n=16<br />

Die kommunikationsorientierten<br />

Banker<br />

IOD<br />

GOD<br />

Service<br />

HS<br />

Mail<br />

HB<br />

VOD<br />

IOD<br />

GOD<br />

Service<br />

HS<br />

Mail<br />

HB<br />

VOD<br />

IOD<br />

GOD<br />

Service<br />

HS<br />

Mail<br />

HB<br />

VOD<br />

IOD<br />

GOD<br />

Service<br />

HS<br />

Mail<br />

HB<br />

VOD<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

n=30 -3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0


5.4.3.1.3 Validierung<br />

Eine weitere Möglichkeit zur Überprüfung <strong>der</strong> Aussagekraft <strong>der</strong> gef<strong>und</strong>enen Cluster-Lösung bietet<br />

die Clusterung <strong>der</strong> Daten aus Frage 1. In diesem Frageblock wurde ebenfalls nach <strong>der</strong> Präferenz <strong>der</strong><br />

oben bereits verwendeten Dienste gefragt. Zwar wurde die Frage an<strong>der</strong>s gestellt <strong>und</strong> die Ausprägun-<br />

gen wurden auf einer Siebener-Ratingskala gemessen, jedoch sollte die <strong>Analyse</strong> dieser Fragen keine<br />

gr<strong>und</strong>legend an<strong>der</strong>en Cluster identifizieren, wenn zuvor eine valide Partition gef<strong>und</strong>en wurde.<br />

Zur Validierung wird mittels <strong>des</strong> partionierenden Verfahrens eine Vier-Cluster-Lösung vorgegeben.<br />

Es werden alle 89 Fälle in die <strong>Analyse</strong> einbezogen. Die <strong>Analyse</strong> mittels <strong>des</strong> Single-Linkage-<br />

Verfahrens identifizierte zwar Elemente, die erst spät aufgenommen wurden, jedoch läßt die genaue<br />

Betrachtung <strong>der</strong> Merkmalsausprägungen <strong>der</strong> Objekte keinen Schluß auf Ausreißer zu. Da nicht aus-<br />

geschlossen werden kann, daß es sich um Meinungsführer handelt, wurde von <strong>der</strong> Eliminiation abge-<br />

sehen. Nach Berechnung einer Ward-Lösung für vier Cluster wurde diese als Startpartition für das<br />

K-Means-Verfahren vorgegeben.<br />

Die Güte <strong>der</strong> Lösung ist für eine eigenständige <strong>Analyse</strong> nicht ausreichend. Dies liegt an <strong>der</strong> vorgege-<br />

benen Anzahl von vier Clustern. Gemäß <strong>der</strong> Ward-Lösung hätten min<strong>des</strong>tens sechs Cluster gebildet<br />

werden müssen, um mehr als 50% <strong>der</strong> Varianz zwischen den Clustern zu erklären. Da jedoch die<br />

Vier-Cluster-Lösung vom vorherigen Abschnitt evaluiert werden soll, werden vier Cluster vorgege-<br />

ben. Abbildung 5-36 zeigt die Gütemaße:<br />

Die t-Werte <strong>der</strong> K-Means-Lösung bei vier Clustern lassen folgende Aussagen zu:<br />

Im Cluster eins wird vorzugsweise Wert auf Banking <strong>und</strong> Mailing gelegt. Hier sind die Services<br />

ebenfalls relativ wichtig. Dieses Cluster wird ebenfalls in den obigen <strong>Analyse</strong>n identifiziert. Das zweite<br />

Cluster besticht eher dadurch, daß es kein Interesse an Home-Banking o<strong>der</strong> Services aufweist. An-<br />

sonsten liegen die Werte nahe an den Stichprobenmitteln. Das dritte Cluster weist ein überdurch-<br />

schnittlich starkes Interesse an Spielen, Serviceleistungen <strong>und</strong> Video-on-Demand aus <strong>und</strong> läßt sich<br />

als spaßorientiertes Cluster bezeichnen. Das vierte Cluster zeichnet sich durch ein eher unterdurch-<br />

schnittliches Interesse an den Diensten aus.<br />

236


Abbildung 5-36: Validierung <strong>der</strong> Segment-Lösung aus <strong>der</strong> Nutzenanalyse durch Frage 1<br />

237<br />

t-Werte <strong>der</strong> Lösung<br />

Validierung anhand <strong>des</strong> partionierenden Verfahrens für die Frage 1<br />

Die Lösung weist einen unbefriedigenden Anteil <strong>der</strong> Varianz zwischen den Clustern von 40,3 % auf.<br />

Die F-Werte <strong>der</strong> vier Cluster sind befriedigend. So weisen das erste, dritte <strong>und</strong> vierte Cluster zwei<br />

bzw. die letzten beiden je einen F-Wert größer als eins auf.<br />

Auf die Berechnung weiterer Gütemaße wird verzichtet, da hier keine als ausreichend zu bezeichnende<br />

Lösung vorliegt. Das Ziel ist hier weniger die Überprüfung dieser Lösung als vielmehr die inhaltliche<br />

Falsifizierung <strong>der</strong> oben gef<strong>und</strong>enen Lösung.<br />

t-Werte Frage 1<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3 Cluster 4<br />

VOD -0,097 0,080 0,563 -0,429<br />

HB 0,838 -1,013 0,125 -0,306<br />

Mail 0,573 -0,146 0,166 -0,979<br />

HS 0,297 -0,352 -0,124 0,032<br />

Service 0,567 -0,897 0,731 -0,511<br />

GOD -0,456 0,267 1,225 -0,620<br />

IOD 0,471 0,453 0,093 -1,500<br />

n 32 23 16 18<br />

Es ist festzustellen, daß kein Segment mit eindeutiger Videovorliebe identifiziert wurde. Dies liegt<br />

daran, daß über alle vier Klassen das Interesse am Video-on-Demand <strong>der</strong>artig hoch ist, daß diese<br />

Variable nicht zwischen den Gruppen diskriminiert. 182 Das Anbieten von Video-on-Demand ist über<br />

alle Segmente hinweg fast immer <strong>der</strong> wichtigste Dienst. Das Banker- <strong>und</strong> Kommunikations-Segment<br />

ist wie<strong>der</strong>zufinden. Ebenfalls ist ein ähnliches Cluster wie das <strong>der</strong> „breiten Masse“ aufgef<strong>und</strong>en wor-<br />

den. Etwas aus <strong>der</strong> Reihe fällt das letzte Cluster. Nun können zwei Erklärungen herangezogen wer-<br />

den: Zum einen kann argumentiert werden, daß aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ratingskala gr<strong>und</strong>sätzlich ein hohes Ni-<br />

veau <strong>der</strong> Aussagen erreicht wird, so daß angenommen wird, daß je<strong>der</strong> gerne alle Dienste zur Verfü-<br />

gung hätte <strong>und</strong> die Befragten <strong>des</strong>wegen mit „sehr wichtig“ antworteten. Dieses Cluster wäre dann ein<br />

Segment, welches zwar unterdurchschnittlich, aber immer noch auf hohem Niveau geantwortet hat.<br />

So ist z.B. Video-on-Demand mit einem Wert von 5,39 ein sehr wichtiger Dienst für dieses Cluster.<br />

Zum an<strong>der</strong>en kann es auch sein, daß sich hier ein Segment bildet, das die sogenannten Verweigerer<br />

darstellt, die eigentlich nur ein geringes Interesse am <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen besitzen. Diese Frage<br />

kann nicht mit endgültiger Sicherheit beantwortet werden, da wahrscheinlich bei<strong>des</strong> eine Rolle spielt.<br />

182 Die Mittelwerte liegen bei: 5,98 (gesamte Stichprobe), 5,84 (Cluster 1), 6,01 (Cluster 2), 6,75 (Cluster 3) <strong>und</strong> 5,39<br />

(Cluster 4).


Dennoch zeigt die <strong>Analyse</strong>, daß obgleich die Stabilität <strong>der</strong> Lösungen aus Frage 5 nicht gegeben ist,<br />

eine durchaus valide Lösung gef<strong>und</strong>en wird, die auch in ähnlicher Form bei einer unterschiedlichen<br />

Skala gef<strong>und</strong>en wird. Die Hypothese 3–7, die besagt, daß Segemente existieren, die sich in ihren<br />

Präferenzen bezüglich <strong>der</strong> Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen unterscheiden, wird durch die Bef<strong>und</strong>e<br />

gestützt.<br />

5.4.3.2 Einflußfaktoren auf den Nutzen<br />

In einem weiteren Schritt wird geprüft, inwieweit die einzelnen Nutzenwerte durch die hypothetisier-<br />

ten Einflußfaktoren zu erklären sind. Hierfür wird das Instrument <strong>der</strong> multiplen Regressionsanalyse<br />

herangezogen. Für die Regressionsanalyse wird als abhängige Variable <strong>der</strong> in Abschnitt 5.4.2.1 er-<br />

mittelte Nutzenwert verwendet, <strong>der</strong> sich aus dem Nutzen für Home-Shopping <strong>und</strong> für Video-on-<br />

Demand additiv zusammensetzt. Als unabhängige Variablen werden diejenigen einbezogen, die in<br />

den vorherigen Abschnitten als potentielle Einflußvariablen auf den Nutzen identifiziert wurden.<br />

Vor Durchführung <strong>der</strong> Regressionsanalysen werden die unabhängigen Variablen auf ihre Multikolli-<br />

nearität überprüft (Parasuraman 1991, S. 720). So führen große Abhängigkeiten zu hohen Standard-<br />

abweichungen <strong>der</strong> Regressionskoeffizienten <strong>und</strong> somit zu Interpretationsproblemen (Skiera <strong>und</strong> Al-<br />

bers 1998a, S. 14; Backhaus et al. 1996, S. 33). Die im ersten Schritt vorgenommene bivariate<br />

<strong>Analyse</strong> ergab, daß 14 Variablenpaare eine Korrelation größer als 0,4 aufweisen. Von diesen 14<br />

Paaren weisen vier eine Korrelation größer als 0,5 auf: Die wahrgenommene Komplexität <strong>des</strong> Navi-<br />

gationssystems korreliert positiv mit <strong>der</strong> wahrgenommenen Komplexität <strong>des</strong> gesamten Systems<br />

(0,511; p=0,000), die Wahrnehmung <strong>des</strong> ITV als eine kostspielige Angelegenheit korreliert negativ<br />

mit <strong>der</strong> Wahrnehmung, daß die angebotenen Dienste preiswert sind (-0,503, p=0,000), <strong>der</strong> Wunsch<br />

nach vielen Personen mit ITV zur interaktiven Kommunikation per E- o<strong>der</strong> Videomail korreliert po-<br />

sitiv mit <strong>der</strong> Gewichtung <strong>der</strong> 100-Punkte–Frage (Nr. 21) für genau diesen Aspekt (0,551, p=0,000)<br />

<strong>und</strong> abschließend korreliert die Verteilung <strong>der</strong> 100 Punkte auf E- o<strong>der</strong> Videomail negativ mit <strong>der</strong><br />

Verteilung <strong>der</strong> Punkte auf den Wunsch nach interessanten Filmen. Alle Korrelationen sind inhaltlich<br />

plausibel <strong>und</strong> hoch signifikant.<br />

Korrelationskoeffizienten messen jedoch nur die paarweisen Abhängigkeiten <strong>und</strong> geben keine Aus-<br />

kunft darüber, wie hoch die lineare Abhängigkeit mehrerer Variablen ist. Ein Maß, das diese Zu-<br />

sammenhänge berücksichtigt, stellt die Toleranz bzw. <strong>der</strong> „Variance Inflation Factor“ (VIF) dar<br />

(Skiera <strong>und</strong> Albers 1998a, S. 14). 183 Liegt <strong>der</strong> Toleranzwert einer Variablen nahe Null, dann deutet<br />

dies auf eine Linearkombination <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Variablen hin (Norusis 1994, S. 350). Die Variable<br />

183 Der VIF ist als <strong>der</strong> reziproke Wert <strong>der</strong> Toleranz definiert.<br />

238


„Punkte für interessante Filme“ weist einen Toleranzwert von 0,00 auf <strong>und</strong> ist somit eine Linearkom-<br />

bination <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Variablen. Die Variablen „ITV ist eine kostspielige Angelegenheit“ (Toleranz:<br />

0,24) <strong>und</strong> „Wunsch nach vielen E-mail o<strong>der</strong> Videomailpartnern“ (Toleranz: 0,24) weisen im ersten<br />

Schritt die niedrigsten Werte auf <strong>und</strong> korrelierten hoch mit jeweils an<strong>der</strong>en Variablen. Diese Varia-<br />

blen werden aus dem Datensatz entfernt <strong>und</strong> es wird eine erneute Berechnung <strong>der</strong> Toleranzwerte<br />

vorgenommen. Es zeigt sich, daß die Faktoren „Komplexität <strong>des</strong> Navigationssystems“ sowie<br />

„Wunsch nach Netzeffekten“ <strong>und</strong> die Variable „Ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung war<br />

am Pilotprojekt teilzunehmen“ niedrige Werte (kleiner als 0,39) aufweisen. Diese werden in einem<br />

zweiten Schritt aus <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> ausgeschlossen. Nachdem diese Variablen aus <strong>der</strong> weiteren regres-<br />

sionsanalytischen Betrachtung entfernt wurden, hat keine <strong>der</strong> Variablen einen Toleranzwert unter<br />

0,47. Das Ausmaß <strong>der</strong> Multikollinearität kann als akzeptabel angesehen werden.<br />

Um sicherzustellen, daß alle Beobachtungswerte einen vergleichbaren Einfluß auf das Ergebnis <strong>der</strong><br />

<strong>Analyse</strong> haben, ist es notwendig, Ausreißer zu identifizieren (Skiera <strong>und</strong> Albers 1998a). Da diese ei-<br />

ne Verzerrung <strong>der</strong> Ergebnisse implizieren, ist <strong>der</strong>en Eliminierung bedeutsam. Ausreißer weisen Beob-<br />

achtungswerte auf, die sich stark von den an<strong>der</strong>en Beobachtungswerten unterscheiden. Jedoch hat<br />

nicht je<strong>der</strong> Ausreißer Einfluß auf das Ergebnis (Chatterjee <strong>und</strong> Hadi 1986, S. 380 f.). Demnach ist<br />

nicht das Auffinden von Ausreißern das Ziel, son<strong>der</strong>n vielmehr das Auffinden von Ausreißern, die die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsrechnungen beeinflussen. Zur Identifizierung von Ausreißern sind viele<br />

Verfahren vorgeschlagen worden (Chatterjee <strong>und</strong> Hadi 1986). Ein geeignetes Maß für die Identifi-<br />

zierung von solchen Ausreißern ist Cook’s Distance, das die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Residuen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Beobachtungen erfaßt, wenn <strong>der</strong> untersuchte Beobachtungswert aus <strong>der</strong> Regression entfernt wird<br />

(Cook 1977). 184 Überschreitet Cook’s Distance einen kritischen F-Wert, <strong>der</strong> sich wie folgt berech-<br />

net:<br />

239<br />

Cook’s Distance > F (Anzahl <strong>der</strong> unabhängigen Variablen; Anzahl <strong>der</strong> Beobachtungen<br />

- Anzahl <strong>der</strong> unabhängigen Variablen; 1-Signifikanzniveau),<br />

dann liegt ein Ausreißer vor. Als Grenzwert errechnet sich ein Wert von 1,60. Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Da-<br />

ten zeigt, daß keine Ausreißer vorliegen, da <strong>der</strong> höchste Wert von Cook’s Distance mit 0,631 deut-<br />

lich unterhalb <strong>des</strong> Grenzwertes liegt.<br />

Insgesamt gehen 21 Variablen <strong>und</strong> 61 Fälle (fallweiser Ausschluß <strong>der</strong> Missing Values) in die <strong>Analyse</strong><br />

mit <strong>der</strong> abhängigen Variable ein. Aufgr<strong>und</strong> dieses Verhältnisses von Fall- zu Variablenanzahl ist von<br />

keinen hochsignifikanten Ergebnissen auszugehen (Skiera <strong>und</strong> Albers 1998a, S. 11; Speed 1994, S.<br />

184 Ein weiteres häufig verwendetes Maß stellt die Mahalanobis Distanz dar (Skiera <strong>und</strong> Albers 1998a).


96). 185 Diese Problematik kann zwar durch die Verwendung von schrittweisen Prozeduren umgan-<br />

gen werden, jedoch ist diese Vorgehensweise theoretisch wenig f<strong>und</strong>iert. Des weiteren führt eine sol-<br />

che Vorgehensweise dazu, daß „Nichtbef<strong>und</strong>e“ (Variablen, die keinen signifikanten Einfluß auf das<br />

Ergebnis haben) nicht berichtet werden (Schewe 1998). Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong>sen wird auf die Verwendung<br />

eines solchen Verfahrens verzichtet.<br />

Nicht alle Variablen, die in die Regression aufgenommen wurden, sind explizit aus <strong>der</strong> Theorie (drit-<br />

ter Abschnitt) abgeleitet worden, da <strong>der</strong> Kooperationspartner weitere Variablen mit in den Fragebo-<br />

gen einbezog. Sofern in <strong>der</strong> Spalte keine Hypothese angegeben worden ist, handelt es sich um theo-<br />

retisch nicht unmittelbar belegbare Zusammenhänge.<br />

Das Regressionsmodell erklärt 54,7% <strong>der</strong> Varianz <strong>und</strong> ist mit einem F-Wert von 2,24 signifikant von<br />

Null verschieden (Adjusted R 2 : 0,303). Der Anteil <strong>der</strong> erklärten Varianz ist als befriedigend einzustu-<br />

fen, wenngleich keine kritischen Werte für das Bestimmtheitsmaß aus <strong>der</strong> Literatur abgeleitet werden<br />

können.<br />

Folgende Variablen werden als signifikant (p < 0,1) identifiziert (Tabelle 5-14):<br />

Ein hypothesenkonträres Ergebnis <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> zeigt, daß Restriktionen <strong>und</strong> Sperren bezüglich <strong>des</strong><br />

Budgets, <strong>der</strong> Altersklassen <strong>und</strong> bestimmter Filmkategorien nicht als vorteilhaft wahrgenommen wer-<br />

den. Sie min<strong>der</strong>n den Nutzen <strong>des</strong> Systems signifikant. Eine Interpretation dieses Bef<strong>und</strong>es fällt nicht<br />

leicht. Es läßt sich jedoch mit <strong>der</strong> Wahrnehmung einer komplexen Anwendung <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit eventu-<br />

ell steigenden Gesamtkomplexität argumentieren. Zudem ist festzuhalten, daß die Sperrfunktionen<br />

nicht ohne weiteres zu nutzen waren. Damit <strong>der</strong> Nutzer die Sperren aktivieren konnte, mußte die<br />

Zentrale <strong>des</strong> Systemanbieters angerufen werden, um dem zuständigen Bearbeiter mitzuteilen, welche<br />

Filme für welches Kind zu sperren sind bzw. wieviel Budget ihm maximal zur Verfügung steht. Diese<br />

Vorgehensweise erinnert an die Bestellung von Filmen beim Digitalen Fernsehen. Der Interaktivitäts-<br />

grad dieser Funktionen ist sehr gering. Somit ist nicht davon auszugehen, daß die Sperren den Nut-<br />

zen verringern, son<strong>der</strong>n vielmehr, daß sie nicht einfach über die Fernbedienung nutzbar im System<br />

implementiert wurden.<br />

Für eine <strong>der</strong>artige Interpretation spricht zudem <strong>der</strong> zweite signifikante Einflußfaktor, <strong>der</strong> relative<br />

Vorteil von Features. Diese Features (Such- <strong>und</strong> Videofunktionen) wirken signifikant positiv auf<br />

den wahrgenommen Nutzen <strong>und</strong> erscheinen die Komplexität nicht <strong>der</strong>artig zu erhöhen, daß <strong>der</strong> Nut-<br />

zen darunter leidet. Zudem sind diese Features über das System zugänglich, d.h. es ist nicht erfor<strong>der</strong>-<br />

lich, den Systembetreiber telefonisch zu kontaktieren.<br />

185 Gemäß Backhaus et al. (1996, S. 49) sollte die Anzahl <strong>der</strong> Beobachtungen min<strong>des</strong>tens doppelt so groß sein,<br />

wie die Anzahl <strong>der</strong> Variablen in <strong>der</strong> Regressionsgleichung.<br />

240


Tabelle 5-15: Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse für den Nutzen <strong>des</strong> Systems<br />

Unabhängige Variablen (SPSS-Notation) Hypothesen Wirkung<br />

Komplexität <strong>des</strong> Navigationssystems (KLEX_NAV) 3–16<br />

3–26<br />

241<br />

Regressionskoeffizient<br />

(partieller*)<br />

t-Wert (Signifikanzniveau)<br />

– Ausschluß – Multikollinearität<br />

(Schritt 2)<br />

Geringe Wartezeiten beim Abruf von Inhalten (V4a) 3–21 + 6,169<br />

(0,130)<br />

Wunsch nach interaktiver Inhaltebeeinflussung (VV12a) 3–20 + 5,294<br />

(0,102)<br />

Wunsch nach interaktiven Talkshows (VV12b) 3–20 + -4,578<br />

(-0,116)<br />

Von Fre<strong>und</strong>en um Teilnahme am Piloten beneidet<br />

(VV13a)<br />

3–6<br />

3–12<br />

+ 0,915<br />

(0,018)<br />

Gut über ITV informiert (VV13b) 3–18 + 2,820<br />

(0,059)<br />

Fehler am Pilotprojekt teilzunehmen (VV13d) 3–3 – Ausschluß – Multikollinearität<br />

(Schritt 2)<br />

Muß viel lernen, um ITV voll auszureizen (VV13h) 3–16 – 9,384<br />

(0,251)<br />

ITV ist eine kostspielige Angelegenheit (VV13i) 3–11 – Ausschluß – Multikollinearität<br />

(Schritt 1)<br />

Wunsch nach vielen Personen zum Kommunizieren<br />

(VV13j)<br />

System ist zu komplex (VV13k) 3–16<br />

3–26<br />

3–2 + Ausschluß – Multikollinearität<br />

(Schritt 1)<br />

– 0,002<br />

(0,000)<br />

Bei Nichteinstieg flopt ITV (VV13l) 3–2 + 5,222<br />

(0,098)<br />

Kein erkennbarer Nutzen <strong>des</strong> ITV (VV13p) 3–18 – 5,810<br />

(0,149)<br />

Restriktionen <strong>und</strong> Sperren sind gut (VV13q) 3–10 + -14,296<br />

(-0,323)<br />

Angebotene Dienste sind preiswert (VV13v) 3–11 – -10,497<br />

(-0,228)<br />

Wunsch nach Netzeffekten (NETWISH) 3–2 + Ausschluß – Multikollinearität<br />

(Schritt 2)<br />

Zeitliche <strong>und</strong> inhaltliche Kontrolle (KONTROL) 3–20 + 11,134<br />

(0,247)<br />

Technisch versierter Vielnutzer (FREAK) 3–4<br />

3–5<br />

Relativer Vorteil von Features (RV_FEAT) 3–10<br />

3–25<br />

Geringe Akzeptanz <strong>des</strong> Dienste-Angebot im Pilotprojekt<br />

(VVV20g)<br />

– -2,523<br />

(-0,037)<br />

+ 15,720<br />

(0,321)<br />

3–19 – -12,468<br />

(-0,261)<br />

Punkte für interessante Filme (VVV21a) 3–19 – Ausschluß – Multikollinearität<br />

(Schritt 1)<br />

Punkte für gutes Sportprogramm (VVV21b) 3–19 – -0,914<br />

(-0,194)<br />

Punkte für gutes Home-Shopping (VVV21c) 3–22 +/– -2,578<br />

(-0,293)<br />

Punkte für viele Kommunikationspartner (VVV21d) 3–2 – -1,718<br />

(-0,348)<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Internet (VVV26b) + -0,291<br />

(-0,001)<br />

0,827<br />

(0,413)<br />

0,847<br />

(0,401)<br />

-0,738<br />

(0,465)<br />

0,117<br />

(0,907)<br />

0,469<br />

(0,642)<br />

1,574<br />

(0,124)<br />

0,002<br />

(0,999)<br />

0,656<br />

(0,516)<br />

1,114<br />

(0,272)<br />

-2,077<br />

(0,044)<br />

-1,421<br />

(0,163)<br />

1,583<br />

(0,122)<br />

-0,262<br />

(0,795)<br />

2,082<br />

(0,049)<br />

-1,742<br />

(0,089)<br />

-1,273<br />

(0,210)<br />

-2,004<br />

(0,052)<br />

-2,343<br />

(0,024)<br />

-0,006<br />

(0,996)<br />

Anzahl Kinobesuche (VVV27) + -13,453 -1,386


Anzahl ausgeliehener Videos (VVV28) + -5,346<br />

(-0,117)<br />

(-0,187) (0,173)<br />

-0,785<br />

(0,437)<br />

242


Konstante 151,218 1,755<br />

(0,087)<br />

Fallzahl= 61 * standardisierter Regressionskoeffizient<br />

R 2 = 0,547 (Adjusted R 2 ) = 0,303<br />

F = 2,243 (Signifikanzniveau = 0,0143)<br />

Einen negativen Einfluß weisen die Gewichte für ein gutes Home-Shopping-Angebot <strong>und</strong> für viele<br />

Kommunikationspartner auf. Es ist wahrscheinlich, daß dieser negative Einfluß auf die Enttäu-<br />

schung <strong>der</strong> Teilnehmer zurückzuführen ist. Wie aus den Antworten auf die Fragen zum Home-<br />

Shopping abzulesen ist, sind die Nutzer nicht sehr zufrieden mit dem Angebot gewesen (Abbildung<br />

5-22). Ähnlich verhält es sich mit den Kommunikationsmöglichkeiten. Da zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Daten-<br />

erhebung keine Kommunikation per E-mail o<strong>der</strong> Videomail möglich war, zeigt sich die Enttäuschung<br />

darüber in den Vorzeichen <strong>der</strong> Koeffizienten. Ähnliche Ergebnisse berichten Gaeth et al. (1997).<br />

Wenn die Dienste, die im Pilotprojekt als vergleichsweise schlecht bewertet wurden, nicht in ihrer<br />

Qualität verbessert werden, dann wird <strong>der</strong> Nutzen nicht stark zunehmen. Der signifikante Einfluß <strong>der</strong><br />

geringen Akzeptanz dieser Dienste läßt keinen an<strong>der</strong>en Schluß zu.<br />

Alle an<strong>der</strong>en Variablen weisen keine signifikanten Parameter auf. Auf einige beson<strong>der</strong>e Nicht-<br />

Bef<strong>und</strong>e soll noch kurz eingegangen werden: So wird erneut deutlich, daß <strong>der</strong> Wunsch nach interak-<br />

tiven Eingriffsmöglichkeiten keinen signifikanten Einfluß auf den Nutzen <strong>des</strong> Systems ausübt. Gleiches<br />

gilt für die Unabhängigkeit bezüglich <strong>des</strong> Wahl <strong>der</strong> Inhalte <strong>und</strong> <strong>des</strong> Zeitpunktes bei Video-on-<br />

Demand. Überraschend ist, daß Variablen, die sich auf die Komplexität <strong>des</strong> Systems bezogen, keine<br />

beson<strong>der</strong>e Relevanz besitzen. Keine Bedeutung wird Variablen zugemessen, die die Internet-, Kino-<br />

bzw. Videonutzung betreffen.<br />

Faßt man die Ergebnisse zusammen, so sind folgende Variablen bei <strong>der</strong> Nutzenbetrachtung zu be-<br />

rücksichtigen:<br />

• Restriktionen <strong>und</strong> Sperren verringern den Nutzen, wenn sie per Telefon dem Betreiber mitgeteilt<br />

243<br />

werden.<br />

• Such- <strong>und</strong> Videofunktionen erhöhen den Nutzen.<br />

• Hohe Erwartungen an Home-Shopping <strong>und</strong> Kommunikationsangebote werden im Pilotprojekt<br />

enttäuscht <strong>und</strong> reduzieren den Nutzen signifikant.<br />

• Aspekte, die die Komplexität <strong>und</strong> Interaktivität sowie die Kontrolle über Zeit <strong>und</strong> Inhalt betref-<br />

fen, sind nicht bedeutsam.


5.4.4 <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

In diesem Abschnitt steht die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> tatsächlichen <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> im<br />

Zentrum <strong>der</strong> Betrachtung. Hierbei werden die <strong>Nutzung</strong>sdaten dahingehend ausgewertet, daß zum ei-<br />

nen Aussagen bezüglich <strong>Nutzung</strong>ssegmente möglich sind <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en die relevanten Einflußfak-<br />

toren auf die <strong>Nutzung</strong> identifiziert werden.<br />

Als Datenbasis stehen die <strong>Nutzung</strong>sdaten zur Verfügung, die im Abschnitt 5.4.1.1 detailliert be-<br />

schrieben wurden. Da die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Home-Shopping-Angebots zu gering ist <strong>und</strong> zu keinen Käu-<br />

fen führte, werden im folgenden nur die Abrufdaten <strong>des</strong> Video-on-Demand <strong>und</strong> <strong>des</strong> Information-on-<br />

Demand (Prisma-Service-Sendungen) analysiert.<br />

Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sdaten erfor<strong>der</strong>t eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Aggregationsniveau <strong>der</strong><br />

Daten. Wie bereits angedeutet wurde, kann zwar <strong>der</strong> Abruf von Inhalten individuell anhand <strong>der</strong> Ein-<br />

gabe <strong>der</strong> PIN zugerechnet werden, jedoch ist nicht generell davon auszugehen, daß sich die Nutzer<br />

den Film alleine angesehen haben. Teilweise hat auch nur ein Familienmitglied alle Beiträge für den<br />

Haushalt abgerufen, was die Vermutung nahelegt, daß es sich dabei um diejenige Person handelt, die<br />

sich intensiv mit den technischen Gegebenheiten <strong>des</strong> Systems auseinan<strong>der</strong> gesetzt hat. Da nur ein<br />

Fernseher pro Haushalt vom Betreiber <strong>des</strong> Pilotversuchs technisch als Interaktives Medium ausge-<br />

stattet wurde, nimmt die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong> gemeinsamen Abstimmung in <strong>der</strong> Familie über die<br />

abgerufenen Inhalte zu.<br />

Dieses individuelle Zurechnungsproblem hat Konsequenzen für die folgenden <strong>Analyse</strong>n: Einerseits er-<br />

scheint eine <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Marktsegmente (Abschnitt 5.4.4.1) auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sdaten <strong>der</strong><br />

Haushalte sinnvoller als auf Basis <strong>der</strong> Individualdaten, da die Zurechnungsproblematik entfällt. 186<br />

An<strong>der</strong>seits führt die Betrachtung <strong>der</strong> Haushaltsdaten zu dem Problem, daß bei <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Ein-<br />

flußfaktoren auf die <strong>Nutzung</strong> (Abschnitt 5.4.4.2) ebenfalls eine aggregierte Betrachtung <strong>der</strong> Daten<br />

aus dem Fragebogen erfor<strong>der</strong>lich ist. So müssen die jeweiligen unabhängigen Variablen durch Mit-<br />

telwertbildung in eine aggregierte (Haushalts-)Skala überführt werden. Eine <strong>der</strong>artige Aggregation<br />

liefert aber keine Informationen, warum z.B. eine bestimmte Person das System nicht nutzte. So ist<br />

es durchaus denkbar, daß ein Haushaltsmitglied keinen Abruf vornahm, weil es das Navigationssy-<br />

stem als zu komplex wahrnahm. Insofern wird bei <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Einflußfaktoren auf die <strong>Nutzung</strong>s-<br />

häufigkeit eine <strong>Analyse</strong> auf Haushalts- <strong>und</strong> Individualebene durchgeführt.<br />

186 Es sei an dieser Stelle angemerkt, daß die aggregierte Betrachtung auf Haushaltsebene nur aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Datenlage<br />

sinnvoller ist. Gr<strong>und</strong>sätzlich wäre eine Segmentierung auf individueller Ebene wünschenswerter.<br />

244


5.4.4.1 Explorative Untersuchung <strong>der</strong> Marktsegmente<br />

Da im Abschnitt 5.4.3.1 eine Segmentanalyse auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Präferenzwerte für die einzelnen<br />

Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen vorgenommen wurde, soll im folgenden geprüft werden, ob sich<br />

Segmente identifizieren lassen, wenn die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste betrachtet wird.<br />

5.4.4.1.1 Deterministische Verfahren<br />

Als Datenbasis für die explorative <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Marktsegmente dienen die metrisch skalierten Nut-<br />

zungshäufigkeiten für Video- <strong>und</strong> Information-on-Demand (Prisma). Diese wurden über alle Haus-<br />

halte ausgezählt <strong>und</strong> aggregiert. Insgesamt gehen 49 Haushalte in die <strong>Analyse</strong> ein. die den Fragebo-<br />

gen ausgefüllt zurücksandten.<br />

Es wurde keine a priori Gewichtung <strong>der</strong> Variablen vorgenommen. Die Korrelation <strong>der</strong> beiden Nut-<br />

zungshäufigkeiten untereinan<strong>der</strong> ist zwar signifikant (0,47 nach Pearson bzw. 0,21 nach Kendall),<br />

aber nicht substantiell <strong>und</strong> zudem auch nachvollziehbar.<br />

Es wird die quadrierte Euklidische Distanz als Proximitätsmaß verwendet. Das Single-Linkage-<br />

Verfahren identifiziert einen (Ein-Personen-)Haushalt, <strong>der</strong> als Ausreißer in Frage kommt. Bei ge-<br />

nauerer Betrachtung dieses Haushaltes wird deutlich, daß es sich hierbei um einen Viel-Nutzer han-<br />

delt, <strong>der</strong> 54 Beiträge abrief. Insofern ist ein Ausschluß dieses Haushaltes wenig sinnvoll, da es sich<br />

um einen Meinungsführer handeln könnte. 187<br />

Die anschließende Ward-<strong>Analyse</strong> läßt anhand <strong>des</strong> Strukto- <strong>und</strong> Dendrogramms eine drei Cluster-<br />

Lösung als sinnvoll erscheinen, die 65% <strong>der</strong> Varianz zwischen den Clustern aufweist. Die Vorgabe<br />

dieser Ward-Partition als Basis für das K-Means-Verfahren führt zu keinen Verbesserungen, d.h. es<br />

wird kein Objekt in ein an<strong>der</strong>es Cluster gruppiert. Somit ist die gef<strong>und</strong>ene Lösung ausgesprochen<br />

stabil. Es sind folgende Ergebnisse zu berichten:<br />

187 Wenn dieser Nutzer aus <strong>der</strong> Clusteranalyse ausgeschlossen wird, dann ergibt sich eine Lösung, in <strong>der</strong> sich<br />

die Haushalte gleichmäßiger auf die Gruppen aufteilen (17 – 20 – 11). Die Verwendung von Mixture Models<br />

erscheint jedoch in diesem Fall sinnvoller zu sein, da es theoretisch wünschenswert ist, die Meinungsführer<br />

nicht auszuschließen.<br />

245


Abbildung 5-37: Statistische Kriterien für die Cluster-Lösung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sanalyse<br />

Lösung <strong>der</strong> hierarchischen <strong>und</strong> partionierenden Clusteranalyse<br />

Drei Cluster<br />

F-Werte<br />

<strong>Nutzung</strong> Informationon-Demand<br />

<strong>Nutzung</strong><br />

Video-on-Demand<br />

n<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3<br />

0,067<br />

0,783<br />

• Varianzanteil zwischen den Gruppen 64,59 %<br />

• Interpretierbarkeit gegeben<br />

• Cluster drei ist klein<br />

• Diskriminanzanalyse ordnet 97,96 % <strong>der</strong> Objekte richtig zu<br />

37<br />

0,334<br />

0,277<br />

9<br />

1,104<br />

Die Kriterien zeigen, daß es sich um eine gute Lösung handelt. So ist in den Gruppen relativ wenig<br />

Varianz enthalten. Die F-Werte deuten mit Ausnahme <strong>des</strong> dritten Clusters auf homogene Gruppen<br />

0,296<br />

hin. Die abschließende Diskriminanzanalyse klassifiziert 97,6% <strong>der</strong> Objekte korrekt.<br />

Die drei Cluster lassen sich anhand ihrer t-Werte wie folgt interpretieren:<br />

Abbildung 5-38: Interpretation <strong>der</strong> Cluster-Lösung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sanalyse<br />

Cluster 3<br />

(n=3)<br />

Cluster 2<br />

(n=9)<br />

Cluster 1<br />

(n=37)<br />

<strong>Nutzung</strong> VoD<br />

<strong>Nutzung</strong> IoD<br />

-1 0 1 2 3<br />

t-Werte<br />

Das erste Cluster mit 37 Haushalten stellt das größte Cluster dar. Die Mittelwerte <strong>des</strong> Clusters ent-<br />

sprechen zum größten Teil denen <strong>der</strong> Stichprobe. Das bedeutet, daß sie im Mittel ca. zwei Beiträge<br />

3<br />

246


<strong>des</strong> Prisma-Angebots <strong>und</strong> sechs Video-on-Demand-Beiträge anfor<strong>der</strong>ten. Dieses Cluster sind die<br />

„Normalen Nutzer“.<br />

Das zweite Cluster zeichnet sich im Vergleich zum ersten Cluster dadurch aus, daß es überdurch-<br />

schnittlich mehr Information-on-Demand nutzt (ca. 12 Beiträge). Diese „Info-Nutzer“ stellen mit<br />

neun Personen ein relativ starkes Segment dar.<br />

Schließlich ist das mit drei Haushalten besetzte dritte Cluster zu analysieren. Dort werden die Dienste<br />

sehr stark genutzt <strong>und</strong> lassen demnach eine Interpretation dieser Gruppe als „Viel-Nutzer“ sinnvoll<br />

erscheinen. Ein Vergleich <strong>der</strong> Angaben <strong>der</strong> Personen aus diesen Haushalten bezüglich <strong>der</strong> wöchentli-<br />

chen Kino- bzw. Videothekennutzung zeigt allerdings, daß sie zwar überdurchschnittlich häufig diese<br />

Formen <strong>der</strong> Unterhaltung nutzen, <strong>der</strong> Unterschied zum Gesamtmittel jedoch nicht substantiell ist.<br />

Festzuhalten ist ferner, daß selbst die Viel-Nutzer nur 23 (20) Information- (Video-)on-Demand-<br />

Beiträge abriefen.<br />

Zu Überprüfung <strong>der</strong> Validität <strong>der</strong> gef<strong>und</strong>enen Lösung werden im folgenden Abschnitt probabilistische<br />

Verfahren angewendet.<br />

5.4.4.1.2 Probabilistische Verfahren<br />

Die Vorgabe von drei Segmenten mit je zwei Gruppierungsvariablen führt bei 49 Fällen zu einem<br />

identifizierten Modell. Die methodische Vorgehensweise ist analog zu <strong>der</strong> im Abschnitt 5.4.3.1.2.<br />

Der Algorithmus identifiziert nach 100 zufällig ausgewählten Startvorgaben stets dieselbe Lösung.<br />

Somit kann auch hier von einer stabilen Lösung mit einem sehr guten Konvergenzverhalten gespro-<br />

chen werden.<br />

Tabelle 5-16: Ergebnisse <strong>der</strong> Mixture Models <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sanalyse<br />

Lösung Konvergenzverhalten Auswahl <strong>der</strong> Lösung Gütemaße<br />

3 Klassen Bei Vorgabe eines Konvergenzkriteriums<br />

von 0.00001 wird im<br />

Durchschnitt nach ca. 100 Iterationen<br />

die Lösung gef<strong>und</strong>en.<br />

247<br />

Nach insgesamt 100 unterschiedlichen Zufallsvorgaben<br />

wird immer die gleiche Lösung<br />

gef<strong>und</strong>en. Die Lösung ist demnach<br />

stabil. Dennoch kann nicht von einem<br />

globalen Optimum ausgegangen werden.<br />

LnL<br />

AIC<br />

CAIC<br />

MAIC<br />

BIC<br />

Es<br />

DF<br />

-130,849<br />

277,699<br />

292,995<br />

285,699<br />

292,834<br />

0,760<br />

8,000<br />

Das Entropiemaß (Es) zeigt, daß die Lösung eine ausreichende Trennschärfe aufweist. So sind die<br />

geschätzten Zuordnungswahrscheinlichkeiten nur mit wenigen Ausnahmen nahe Eins. Nachdem die<br />

Zuordnung <strong>der</strong> Objekte zu dem Cluster mit <strong>der</strong> höchsten Zugehörigkeitswahrscheinlichkeit vorge-<br />

nommen wurde, können die üblichen Gütemaße errechnet werden (Abbildung 5-39).


Abbildung 5-39: Gütemaße <strong>der</strong> Mixture-Lösung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sanalyse<br />

Drei Cluster<br />

F-Werte<br />

<strong>Nutzung</strong> Informationon-Demand<br />

<strong>Nutzung</strong><br />

Video-on-Demand<br />

n<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3<br />

0,987<br />

1,467<br />

• Varianzanteil zwischen den Gruppen 48,64 %<br />

• Interpretierbarkeit nimmt ab<br />

• Cluster sind verhältnismäßig ausgewogen<br />

• Diskriminanzanalyse ordnet 91,84 % <strong>der</strong> Objekte richtig zu<br />

Validierung <strong>der</strong> Partitionen <strong>der</strong> Mixture <strong>und</strong> K-Means-Lösung<br />

Gütemaße Mixture K-Means<br />

Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Erwartete Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Minimale Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Maximale Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

C-Index<br />

Indice g1<br />

Punktbiserieller Korrelationskoeffizient<br />

12<br />

0,033<br />

0,840<br />

17<br />

28655,000<br />

60474,000<br />

5375,920<br />

176046,080<br />

0,136<br />

121,760<br />

0,242<br />

39062,000<br />

108760,600<br />

24704,200<br />

156717,800<br />

0,109<br />

246,840<br />

0,509<br />

Im Vergleich zu <strong>der</strong> deterministischen Cluster-Lösung enthält die probabilistische Cluster-Lösung<br />

deutlich mehr Varianz in den Clustern. Die F-Werte deuten mit Ausnahme <strong>des</strong> ersten Clusters auf ei-<br />

ne homogene Clusterlösung hin. Das Ergebnis <strong>der</strong> Diskriminanzanalyse weist auf eine akzeptable<br />

Trennungsschärfe hin.<br />

Interessant ist, daß sich die 49 Haushalte gleichmäßiger auf die drei Gruppen verteilen. So enthält<br />

das kleinste Cluster immerhin noch 12 Haushalte. Des weiteren existiert kein extrem großes Cluster<br />

wie in <strong>der</strong> deterministischen Lösung.<br />

Der Vergleich <strong>des</strong> C-Index, <strong>des</strong> Indice g1 <strong>und</strong> <strong>des</strong> punktbiseriellen Korrelationskoefizienten läßt die<br />

Aussage zu, daß die K-Means-Lösung die Mixture-Lösung dominiert. Die Zuteilung <strong>der</strong> Objekte zu<br />

0,006<br />

0,742<br />

den drei Clustern kann anhand <strong>der</strong> t-Werte interpretiert werden (Abbildung 5-40).<br />

20<br />

248


Abbildung 5-40: Interpretation <strong>der</strong> Mixture-Models <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sanalyse<br />

249<br />

Cluster 3<br />

(n=20)<br />

Cluster 2<br />

(n=17)<br />

Cluster 1<br />

(n=12)<br />

-1 0 1 2 3<br />

t-Werte<br />

<strong>Nutzung</strong> VoD<br />

<strong>Nutzung</strong> IoD<br />

Die Mittelwerte sind mit Ausnahme <strong>des</strong> ersten Clusters nicht weit vom Durchschnitt <strong>der</strong> Stichprobe<br />

entfernt. So ist insbeson<strong>der</strong>e das zweite Cluster mit einer durchschnittlichen <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Informati-<br />

on-on-Demand (Video-on-Demand) von 3,4 (6,6) Filmen nahe am Gesamtmittel von 5,1 (6,7) Fil-<br />

men. Auch das dritte Cluster weist kaum Unterschiede zum Gesamtmittel auf. Etwas besser läßt sich<br />

das mit 12 Haushalten besetzte erste Cluster interpretieren, da es sich durch eine überdurchschnittli-<br />

che <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Information-on-Demand auszeichnet.<br />

Insgesamt gesehen fällt eine Interpretation <strong>der</strong> Cluster nicht leicht. Zwar wird kein wi<strong>der</strong>sprüchliches<br />

Ergebnis zu dem Bef<strong>und</strong>en <strong>der</strong> deterministischen Cluster-Lösung gef<strong>und</strong>en, jedoch kann auch nicht<br />

von einer bestätigenden Lösung ausgegangen werden. Allerdings ähnelt das erste Cluster <strong>der</strong> K-<br />

Means-Lösung dem dritten Cluster <strong>der</strong> Mixture-Lösung.<br />

Der Vergleich <strong>der</strong> Ergebnisse führt insbeson<strong>der</strong>e aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> besseren Güte <strong>der</strong> Lösung zu einem<br />

Favorisieren <strong>der</strong> K-Means-Lösung. Neben <strong>der</strong> besseren statistischen Güte ist sie auch besser zu in-<br />

terpretieren. Zusammenfassend können folgende Ergebnisse festgehalten werden:


• Die deterministischen <strong>und</strong> probabilistischen Verfahren identifizieren beide ein Cluster, das sich<br />

durch eine relativ starke <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Information-on-Demand auszeichnet.<br />

• Die K-Means-Lösung zeigt ein Viel-Nutzer-Cluster auf. Dieses Cluster ist nur sehr klein. Auch<br />

in diesem Cluster werden zwar die Dienste relativ stark genutzt, aber dennoch bleibt die Nut-<br />

zungsmenge über den betrachteten Zeitraum gesehen relativ niedrig.<br />

5.4.4.2 Einflußfaktoren auf die <strong>Nutzung</strong><br />

In diesem Abschnitt wird geprüft, inwieweit die <strong>Nutzung</strong> durch die hypothetisierten Einflußfaktoren<br />

zu erklären ist. Hierfür wird das Instrument <strong>der</strong> multiplen Regressionsanalyse herangezogen.<br />

Für die Regressionsanalyse wird als abhängige Variable zum einen die <strong>Nutzung</strong> auf individueller Ba-<br />

sis <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en die durchschnittliche <strong>Nutzung</strong> pro Haushalt verwendet. Damit wird dem im<br />

Abschnitt 5.4.4 dargestellten Aggregationsproblem entgegengetreten, indem beide Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

<strong>Analyse</strong> durchgeführt werden. Als unabhängige Variablen werden diejenigen einbezogen, die im drit-<br />

ten Abschnitt als potentielle Einflußvariablen auf die <strong>Nutzung</strong> identifiziert wurden. In <strong>der</strong> Untersu-<br />

chung, die auf <strong>der</strong> Haushaltsebene durchgeführt wird, sind die Angaben <strong>der</strong> Haushaltsmitglie<strong>der</strong> un-<br />

gewichtet in eine Durchschnittsbildung eingegangen. Als Variable, die nicht explizit aus den Hypothe-<br />

sen abgeleitet wurde, wird <strong>der</strong> Faktor „Freak“ in die <strong>Analyse</strong> einbezogen, da diese wahrscheinlich<br />

einen hohen Einfluß ausüben wird. So ist zu vermuten, daß technisch versierte Personen, die auch<br />

selbst angeben, daß sie das System häufig nutzten, dieses auch wirklich taten.<br />

Vor Durchführung <strong>der</strong> Regressionsanalysen wurden die unabhängigen Variablen auf ihre Multikolli-<br />

nearität überprüft. In <strong>der</strong> individuellen <strong>Analyse</strong> sind die bivariaten Korrelationen gering. Nur die Va-<br />

riablen „Komplexität <strong>des</strong> Navigationssystems“ <strong>und</strong> „Mir ist das ganze System einfach zu komplex“<br />

korrelieren substantiell mit 0,4. Die Korrelation ist inhaltlich plausibel. Alle an<strong>der</strong>en Korrelationen<br />

sind geringer. Ein ähnliches Bild liefert die Betrachtung <strong>der</strong> Toleranzwerte, die alle größer als 0,63<br />

sind.<br />

Die aggregierten Daten weisen höhere Korrelationen auf. So korreliert die Variable „Alter“ negativ (-<br />

0,42) mit „Viele meiner Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannten beneiden mich um die Teilnahme am Pilotprojekt“.<br />

Die letztgenannte Variable korreliert auch mit dem Faktor „Freak“, <strong>der</strong> auf den technisch versierten<br />

Vielnutzer hinweist (0,42). Die Korrelationen sind nachvollziehbar.<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> Toleranzwerte zeigt, daß für die Variable „Beurteilung <strong>der</strong> Set-top-box“ nur ein<br />

geringer Wert von 0,34 erreicht wird. Diese Variable korreliert hoch (0,64) mit <strong>der</strong> Variable „Gerin-<br />

ge Wartezeiten“. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird die Variable, die sich auf die Set-top-box bezieht, in die<br />

aggregierte Betrachtung nicht weiter einbezogen.<br />

250


Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Cook’s Distance zeigt, daß für beide Datensätze keine Ausreißer vorliegen, da die<br />

Werte gering sind. 188<br />

Für die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Daten gehen nach fallweisem Ausschluß <strong>der</strong> Missing Values insgesamt 79 für die<br />

individuelle bzw. 43 Fälle für die aggregierte <strong>Analyse</strong> ein.<br />

Tabelle 5-17: Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse zur Erklärung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems<br />

Unabhängige Variablen<br />

(SPSS-Notation)<br />

Geringe Wartezeiten beim Abruf<br />

von Inhalten (V4a)<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Set-top-box<br />

(V11a)<br />

Von Fre<strong>und</strong>en um Teilnahme am<br />

Piloten beneidet (VV13a)<br />

Muß viel lernen, um ITV voll<br />

auszureizen (VV13h)<br />

251<br />

Hypothesen <br />

Wirkung<br />

Individuelle <strong>Analyse</strong> Aggregierte <strong>Analyse</strong><br />

Regressionskoeffizient<br />

(partieller)<br />

3–21 + 0,403<br />

(0,104)<br />

3–16 + 0,934<br />

(0,231)<br />

3–6 + 0,369<br />

(0,094)<br />

3–16 - -0,405<br />

(-0,135)<br />

System ist zu komplex (VV13k) 3–16 - 0,205<br />

(0,052)<br />

Technisch versierter Vielnutzer<br />

(FREAK)<br />

Komplexität <strong>des</strong> Navigationssystems<br />

(KLEX_NAV)<br />

+ 1,438<br />

(0,272)<br />

3–26 - -0,149<br />

(-0,030)<br />

Alter 3–4 - -0,011<br />

(-0,023)<br />

Einkommen 3–5 + 0,429<br />

(0,061)<br />

Konstante -3,592<br />

t-Wert (Signifikanzniveau)<br />

Fallzahl = 79<br />

R 2 = 0,206<br />

(Adjusted R 2 = 0,103)<br />

F = 1,994<br />

(Signifikanzniveau = 0,053)<br />

0,816<br />

(0,417)<br />

1,709<br />

(0,091)<br />

0,760<br />

(0,450)<br />

-1,050<br />

(0,297)<br />

0,426<br />

(0,672)<br />

2,141<br />

(0,036)<br />

-0,244<br />

(0,808)<br />

-0,198<br />

(0,843)<br />

0,497<br />

(0,621)<br />

-0,660<br />

(0,512)<br />

Regressionskoeffizient<br />

(partieller)<br />

0,883<br />

(0,221)<br />

t-Wert (Signifikanzniveau)<br />

Ausschluß aufgr<strong>und</strong> hoher<br />

Multikollinearität<br />

1,069<br />

(0,236)<br />

-0,098<br />

(-0,026)<br />

0,455<br />

(0,090)<br />

1,500<br />

(0,223)<br />

-1,168<br />

(-0,192)<br />

-0,044<br />

(-0,067)<br />

1,125<br />

(0,153)<br />

-2,237<br />

Fallzahl = 43<br />

R 2 = 0,289<br />

(Adjusted R 2 = 0,123)<br />

F = 1,736<br />

(Signifikanzniveau = 0,126)<br />

1,283<br />

(0,208)<br />

1,202<br />

(0,238)<br />

-0,152<br />

(0,880)<br />

0,541<br />

(0,592)<br />

1,231<br />

(0,226)<br />

-1,114<br />

(0,273)<br />

-0,370<br />

(0,714)<br />

0,878<br />

(0,386)<br />

-0,264<br />

(0,793)<br />

Die Regressionsmodelle erklären nur sehr wenig Varianz. So weisen die Bestimmtheitsmaße nur<br />

Werte zwischen 0,206 <strong>und</strong> 0,289 auf. Sehr viel schlechter sind die Werte <strong>des</strong> adjustierten R 2 , die<br />

knapp über 0,1 liegen. Der F-Wert zeigt, daß beide Bestimmtheitsmaße nicht innerhalb <strong>des</strong> 5%-<br />

Niveaus signifikant von Null verschieden sind. Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> individuellen <strong>Nutzung</strong> liegt jedoch nur<br />

knapp darüber, wohingegen die aggregierte Betrachtung auch nicht das 10%-Niveau einhalten kann.<br />

Da nur das Modell für die individuellen <strong>Nutzung</strong>sdaten signifikant (p < 0,1) ist, wird auch nur auf die-<br />

188 So liegt <strong>der</strong> Maximalwert für die individuellen Daten bei 0,30 <strong>und</strong> bei den aggregierten Daten bei 0,53.


ses weiter eingegangen. Das Modell weist die folgenden signifikanten (p < 0,1) Einflüsse auf die Nut-<br />

zungshäufigkeit auf:<br />

Die positive Beurteilung <strong>der</strong> Set-top-box beeinflußt die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste hypothesenkonform po-<br />

sitiv. Insofern ist die Funktionalität <strong>der</strong> Set-top-box zu gewähren, da sie ansonsten die <strong>Nutzung</strong> be-<br />

hin<strong>der</strong>n kann.<br />

Wenn sich ein Nutzer selbst als einen Technikfreak einschätzt, die Dienste <strong>und</strong> die dabei integrierten<br />

Videofunktionen häufig nutzt, dann wirkt dies positiv auf die tatsächliche <strong>Nutzung</strong>. Dieser Bef<strong>und</strong><br />

wurde auch schon von Hardie, Robertson <strong>und</strong> Ross Jr. (1996) entdeckt <strong>und</strong> ist wenig überraschend,<br />

verdeutlicht aber, daß die angeblichen Viel-Nutzer auch tatsächlich eine stärkere <strong>Nutzung</strong> aufweisen.<br />

Interessanter sind in dieser <strong>Analyse</strong> die Nicht-Bef<strong>und</strong>e: So wirken sämtliche Variablen, die sich auf<br />

die wahrgenommene Komplexität <strong>der</strong> Software beziehen, nicht signifikant auf das <strong>Nutzung</strong>sverhalten.<br />

Ebenfalls wirken die Variablen „Alter“ <strong>und</strong> „Einkommen“ nicht auf die <strong>Nutzung</strong>. Insofern sind die<br />

Hypothesen 3–4 <strong>und</strong> 3–5, die eine positive Wirkung dieser Variablen auf die <strong>Nutzung</strong> postulieren,<br />

nicht zu stützen. Zwar sind die Vorzeichen <strong>der</strong> Variablen hypothesenkonform ausgerichtet, jedoch ist<br />

ein signifikanter Einfluß nicht nachweisbar. Ebenfalls keinen herausragenden Einfluß weisen die<br />

Komplexitätsvariablen auf, die in den Hypothesen 3–16 <strong>und</strong> 3–26 dargestellt werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse ist stets <strong>der</strong> Bias, <strong>der</strong> durch die nicht direkte Zurechnung <strong>der</strong><br />

<strong>Nutzung</strong> entsteht, zu berücksichtigen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind folgende Ergebnisse mit Vorsicht zu in-<br />

terpretieren:<br />

• Eine gute Bewertung <strong>der</strong> Set-top-box führt zu einer Steigerung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>.<br />

• Technisch begabte Personen sind die stärkeren Nutzer <strong>des</strong> Systems.<br />

• Die Komplexität <strong>der</strong> Software hat keinen signifikanten Einfluß auf die <strong>Nutzung</strong>.<br />

5.4.5 Explorative <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Marktsegmente <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> Fernse-<br />

hens<br />

Im diesem Abschnitt wird untersucht, ob sich die Rogers-Kriterien zur Segmentierung eignen <strong>und</strong><br />

damit zur Zielgruppenabgrenzung heranzuziehen sind. Diese Frage ist insbeson<strong>der</strong>e <strong>des</strong>wegen von<br />

Relevanz, da den Rogers-Faktoren in <strong>der</strong> Literatur immer wie<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Beachtung zuteil wird.<br />

In dieser Untersuchung werden die Variablen zur Clusterung herangezogen, die bei <strong>der</strong> Konstrukt-<br />

bildung identifiziert wurden: Relativer Vorteil <strong>des</strong> Dienstes Video-on-Demand, Komplexität <strong>des</strong> Na-<br />

vigationssystems, Wunsch nach Netzeffekten, zeitliche <strong>und</strong> inhaltliche Kontrolle, technisch versierte<br />

252


Vielnutzer <strong>und</strong> relativer Vorteil von Features. Zudem wird noch die 1-Item-Variable „Mir ist das<br />

ganze System zu komplex“ zur Berücksichtigung <strong>des</strong> Rogers-Kriteriums Komplexität einbezogen. 189<br />

Eine a priori Gewichtung <strong>der</strong> Variablen wird nicht vorgenommen, da keine theoretische o<strong>der</strong> empiri-<br />

sche Rechtfertigung für eine solche Gewichtung vorliegt.<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> Korrelationen ergibt folgen<strong>des</strong> Bild: Im Dreieck oberhalb <strong>der</strong> Hauptdiagonalen<br />

befinden sich die Produkt-Momentkorrelationen nach Pearson <strong>und</strong> im unteren Dreieck die Rangkor-<br />

relationen nach Kendall.<br />

Abbildung 5-41: Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Korrelationsanalyse <strong>der</strong> Rogers-Faktoren (n= 89)<br />

253<br />

RV_VOD KLEX_NAV NETWISH KONTROL FREAK RV_FEAT VV13K<br />

RV_VOD 1,00 -0,09<br />

(0,38)<br />

KLEX_NAV -0,05<br />

(0,53)<br />

NETWISH 0,09<br />

(0,23)<br />

KONTROL 0,21<br />

(0,01)<br />

FREAK 0,07<br />

(0,36)<br />

RV_FEAT 0,04<br />

(0,61)<br />

VV13K -0,02<br />

(0,98)<br />

0,16<br />

(0,13)<br />

1,00 -0,31<br />

(0,00)<br />

-0,16<br />

(0,04)<br />

-0,22<br />

(0,01)<br />

-0,16<br />

(0,04)<br />

-0,19<br />

(0,01)<br />

0,27<br />

(0,00)<br />

0,25<br />

(0,02)<br />

-0,30<br />

(0,00)<br />

1,00 0,23<br />

(0,03)<br />

0,13<br />

(0,09)<br />

0,05<br />

(0,49)<br />

0,14<br />

(0,08)<br />

-0,06<br />

(0,5)<br />

0,08<br />

(0,46)<br />

-0,22<br />

(0,04)<br />

0,097<br />

(0,37)<br />

1,00 0,15<br />

(0,16)<br />

0,10<br />

(0,18)<br />

0,15<br />

(0,06)<br />

-0,01<br />

(0,93)<br />

0,10<br />

(0,35)<br />

-0,33<br />

(0,00)<br />

0,22<br />

(0,04)<br />

0,22<br />

(0,04)<br />

1,00 0,14<br />

(0,19)<br />

0,088<br />

(0,27)<br />

-0,21<br />

(0,01)<br />

-0,05<br />

(0,68)<br />

0,40<br />

(0,00)<br />

-0,09<br />

(0,3)<br />

-0,08<br />

(0,46)<br />

-0,25<br />

(0,02)<br />

1,00 -0,24<br />

(0,03)<br />

-0,15 1,00<br />

(0,08)<br />

Die Korrelationen sind relativ gering <strong>und</strong> lassen keinen Eindruck entstehen, daß bestimmte Aspekte<br />

übergewichtet werden. Die Daten wurden nicht standardisiert, da sie über die gleichen Skalen ge-<br />

messen wurden. Zwar weist das Datenmaterial kein metrisches Skalenniveau auf, jedoch werden or-<br />

dinale Skalen oftmals als quasimetrisch interpretiert <strong>und</strong> in Clusteranalysen verwendet. Es wird die<br />

quadrierte Euklidische Distanz eingesetzt.<br />

Die Betrachtung <strong>des</strong> Dendrogramms <strong>des</strong> Single-Linkage-Verfahrens ergab, daß drei Fälle erst sehr<br />

spät in die Cluster eingehen. Eine genaue <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Ausprägungen <strong>der</strong> Variablen dieser<br />

189 Es liegen in dieser <strong>Analyse</strong> keine Missing Values mehr vor, da sie bereits im Vorfeld durch den Median ersetzt<br />

wurden. Idealerweise sollten die Missing Values durch die clusterspezifischen Mittelwerte ersetzt werden<br />

(Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 59). Da diese jedoch nicht a priori vorliegen, kann diese Vorgehensweise nicht<br />

gewählt werden. Insofern wird die Varianz durch die Medianersetzung künstlich reduziert. Dies hat einen Einfluß<br />

auf die Clusterbildung. Alternativ kann versucht werden, mittels eines Ähnlichkeitsmaßes das Objekt zu<br />

finden, das in den vorhandenen Ausprägungen dem Nutzer mit dem Missing Value am ähnlichsten ist, um<br />

dann den Wert daraus zu übernehmen (Bankhofer <strong>und</strong> Praxmarer 1998). Dabei ist jedoch noch nicht gesichert,<br />

welches dieser Verfahren am besten geeignet ist.


drei Fälle ergab, daß sie als Ausreißer zu verstehen sind – sie wurden aus dem Datensatz entfernt, da<br />

sie auch keine Meinungsführer sind. Die folgenden Berechnungen basieren somit auf 86 Beobachtun-<br />

gen.<br />

Das Struktogramm <strong>der</strong> Ward-Lösung weist folgen<strong>des</strong> Bild auf:<br />

Abbildung 5-42: Struktogramm <strong>der</strong> Clusterananlyse <strong>der</strong> Rogers-Kriterien<br />

Fehlerquadratsumme<br />

1200.00<br />

1000.00<br />

800.00<br />

600.00<br />

400.00<br />

200.00<br />

0.00<br />

1<br />

Gesamte Fehlerquadratsumme<br />

= 1167,52<br />

Min<strong>des</strong>tens sieben Cluster<br />

3<br />

5<br />

7<br />

9<br />

11<br />

13<br />

15<br />

17<br />

19<br />

21<br />

23<br />

25<br />

mehr als 50 % <strong>der</strong> Varianz<br />

in den Clustern<br />

mehr als 50 % <strong>der</strong> Varianz<br />

zwischen den Clustern<br />

27<br />

29<br />

31<br />

33<br />

35<br />

37<br />

39<br />

41<br />

43<br />

Anzahl Cluster<br />

Die Betrachtung <strong>des</strong> Struktogramms weist darauf hin, daß min<strong>des</strong>tens sieben Cluster zu bilden sind,<br />

da dann <strong>der</strong> Varianzanteil, <strong>der</strong> zwischen den Clustern liegt, 51,6% beträgt.<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> F-Werte <strong>und</strong> t-Werte bei sieben, acht o<strong>der</strong> neun Clustern sprechen für die Lö-<br />

sung mit sieben Clustern, da sie inhaltlich am besten zu interpretieren ist. Zur Überprüfung <strong>der</strong> Güte<br />

<strong>der</strong> gef<strong>und</strong>enen Ward-Lösung wurde eine Diskriminanzanalyse durchgeführt, die 91,86% <strong>der</strong> Ob-<br />

jekte den sieben gef<strong>und</strong>enen Clustern richtig zuordnet. Die sich <strong>der</strong> Ward-<strong>Analyse</strong> ergebenden Clu-<br />

stermittelwerte werden als Startpartition für das K-Means-Verfahren verwendet.<br />

Es zeigt sich, daß acht Objekte umgruppiert wurden. 190 Der Varianzanteil zwischen den Clustern<br />

verbessert sich ebenso wie die F-Werte <strong>und</strong> läßt auf eine homogenere Lösung schließen.<br />

190 Die Anfälligkeit <strong>des</strong> Verfahrens bezüglich <strong>der</strong> vorgegebenen Startpartition zeigt sich, wenn als Startpartition<br />

nicht die Ward-Lösung vorgegeben, son<strong>der</strong>n eine zufällige Partition gewählt wird. Dann werden bis auf 13<br />

Objekte alle an<strong>der</strong>en umgruppiert. Diese enorme Schwankung zeigt, daß die Cluster nicht sehr stabil sind.<br />

254


Die Interpretierbarkeit ist weiterhin gegeben. Eine anschließende Diskriminanzanalyse zeigt, daß<br />

nunmehr alle Objekte richtig zugeordnet werden.<br />

Abbildung 5-43: Statistische Kriterien für die Cluster-Lösung <strong>der</strong> Rogers-Kriterien<br />

255<br />

Sieben Cluster<br />

Lösungen <strong>der</strong> hierarchischen Clusteranalyse nach Ward<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3 Cluster 4 Cluster 5 Cluster 6 Cluster 7<br />

RD_VOD 0,3611 1,0278 0,5741 0,6852 0,4444 1,4167 0,0000<br />

KLEX_NAV 0,2781 0,2308 0,9586 0,4793 0,9112 0,7160 0,0000<br />

NETWISH 0,3770 0,2568 1,4153 0,5683 0,4317 0,4208 0,2732<br />

KONTROL 0,6044 0,3645 0,7726 0,2773 0,1059 0,2118 0,0000<br />

FREAK 0,9800 0,3733 0,3533 0,4800 0,8467 1,0867 0,1467<br />

RV_FEAT 0,3000 1,0667 0,3556 0,6333 1,3222 1,5778 0,0000<br />

VV13K 0,0798 0,7605 0,1103 0,4753 0,2167 0,4677 0,0000<br />

n 21 9 7 27 6 14 2<br />

• Varianzanteil zwischen den Gruppen 51,6 %<br />

• Interpretierbarkeit gegeben<br />

• Cluster sieben ist sehr klein<br />

• Diskriminanzanalyse ordnet 91,86 % <strong>der</strong> Objekte richtig zu<br />

Sieben Cluster<br />

Sieben Cluster-Lösung wird ausgewählt <strong>und</strong> als<br />

Startpartition für K-Means<br />

verwendet<br />

Lösung <strong>des</strong> partionierenden Verfahrens K-Means<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3 Cluster 4 Cluster 5 Cluster 6 Cluster 7<br />

RD_VOD 0,4722 1,0926 0,5278 0,4259 0,4444 1,4074 0,0000<br />

KLEX_NAV 0,3728 0,1893 0,9822 0,5385 0,9112 0,7456 0,0000<br />

NETWISH 0,3279 0,7760 1,2295 0,3770 0,4317 0,4208 0,2732<br />

KONTROL 0,3956 0,2648 0,6885 0,2087 0,1059 0,2399 0,0000<br />

FREAK 0,7533 0,7333 0,3400 0,4867 0,8467 0,6933 0,1467<br />

RV_FEAT 0,5000 0,8222 0,3167 0,6111 1,3222 1,7444 0,0000<br />

VV13K 0,0684 0,6084 0,1901 0,4183 0,2167 0,2129 0,0000<br />

n 18 13 8 26 6 13 2<br />

• Varianzanteil zwischen den Gruppen verbessert sich um 3 %<br />

• Die F-Werte verbessern sich - Die Cluster werden insgesamt homogener<br />

• Cluster sieben ist immer noch sehr klein<br />

• Diskriminanzanalyse ordnet alle Objekte richtig zu<br />

Es wird eine Lösung gef<strong>und</strong>en, die ausreichend Varianz zwischen den Clustern enthält, verhältnismä-<br />

ßig homogene Cluster findet (F-Werte) <strong>und</strong> anhand <strong>der</strong> t-Werte gut zu interpretieren ist. Die Validi-<br />

tät <strong>der</strong> Lösung wird durch die Diskriminanzanalyse, die alle Elemente korrekt klassifiziert, <strong>und</strong> den<br />

einzelnen Indizes, die alle relativ gute Werte anzeigen, untermauert. Die ermittelten Cluster sind wie<br />

folgt interpretieren (Abbildung 5-44).


Das erste Cluster kennzeichnet sich im wesentlichen durch die geringe wahrgenommene Komplexi-<br />

tät. Es wird deutlich, daß die Objekte ein hohes Maß an Kontrolle wertschätzen <strong>und</strong> gut mit dem<br />

System operieren konnten, da sie die Features als positiv ansehen <strong>und</strong> die Notwendigkeit <strong>der</strong> Netz-<br />

effekte hervorheben. Sie sind weniger an Video-on-Demand interessiert. Zusammenfassend läßt sich<br />

sagen, daß dieses Cluster die Personen enthält, die dem System positiv gesonnen sind. Allerdings<br />

sind die t-Werte <strong>des</strong> mit 18 Objekten besetzten Clusters nicht sehr stark ausgeprägt.<br />

Die Objekte im zweiten Cluster lassen sich durch eine relativ hohe Ausprägung <strong>der</strong> Faktoren „tech-<br />

nisch versierter Vielnutzer“ <strong>und</strong> „relativer Vorteil <strong>des</strong> Video-on-Demand“ als technisch versierte<br />

Videofans charakterisieren. Dieses Segment beinhaltet 15,1% <strong>der</strong> Stichprobe.<br />

Die Nutzer <strong>des</strong> dritten Clusters zeigen im Vergleich zur Stichprobe eine signifikant höhere wahrge-<br />

nommene Komplexität <strong>des</strong> Systems auf. Sie halten das Navigationssystem für komplex in <strong>der</strong> Nut-<br />

zung. Da sie zudem eine relativ geringe Ausprägung bezüglich <strong>des</strong> technischen Verständnisses auf-<br />

weisen, läßt sich diese Gruppe als von <strong>der</strong> Komplexität abgeschreckte Laien interpretieren. Die-<br />

ses Cluster ist mit ca. 9,3% <strong>der</strong> Stichprobe relativ klein.<br />

Das vierte Cluster entspricht in den Variablenausprägungen im wesentlichen den Mittelwerten aus<br />

<strong>der</strong> Stichprobe. Lediglich die gewünschte Kontrolle über die Zeit <strong>und</strong> den Inhalt ist vergleichsweise<br />

niedrig ausgeprägt. Dieses 30,2% <strong>der</strong> Objekte vereinigende Cluster kann als <strong>der</strong> typische Nutzer mit<br />

wenig Interesse an den interaktiven Möglichkeiten klassifiziert werden <strong>und</strong> wird, <strong>der</strong> Terminologie<br />

von Keil (1998, S. 34) folgend, als Couchpotatoes benannt. Dieses Segment will sich im wesentli-<br />

chen durch den Fernseher berieseln lassen <strong>und</strong> hat wenig Interesse an aktiver <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Interakti-<br />

ven <strong>Fernsehens</strong>.<br />

Das fünfte Cluster hat große Probleme mit <strong>der</strong> Benutzeroberfläche <strong>und</strong> nimmt das Navigationssy-<br />

stem als relativ komplex wahr. Weil sie am Navigationssystem scheiterten, waren die Personen<br />

nicht in <strong>der</strong> Lage, die Features wie Suchfunktionen <strong>und</strong> Kontostandsabfragen zu nutzen <strong>und</strong> bewer-<br />

ten diese dementsprechend negativ. Gleichgerichtet kann bezüglich <strong>der</strong> (fehlenden) wahrgenomme-<br />

nen Kontrolle argumentiert werden, da sie die einzelnen Dienste nicht vernünftig nutzten. Da diese<br />

7% nicht mit dem System umgehen konnten, sind ihnen die Netzeffekte auch nicht wichtig.<br />

256


Abbildung 5-44: Validierung <strong>und</strong> Interpretation <strong>der</strong> Cluster-Lösung <strong>der</strong> Rogers-Kriterien<br />

257<br />

Validierung <strong>der</strong> Partitionen nach Ward <strong>und</strong> K-Means (7-Cluster)<br />

Gütemaße Ward K-Means<br />

Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Erwartete Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Minimale Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

Maximale Summe <strong>der</strong> Distanzen innerhalb <strong>der</strong> Cluster<br />

C-Index<br />

Indice g1<br />

Punktbiserieller Korrelationskoeffizient<br />

Cluster 1:<br />

Die Nutzer, die<br />

dem System positiv<br />

gesonnen sind<br />

Cluster 2:<br />

Die technisch<br />

versierten<br />

Videofans<br />

Cluster 3:<br />

Die von <strong>der</strong><br />

Komplexität<br />

abgeschreckten<br />

Laien<br />

9962,940<br />

19916,670<br />

6381,860<br />

94025,610<br />

0,041<br />

17,130<br />

0,412<br />

Interpretation <strong>der</strong> Cluster anhand ihrer t-Werte<br />

n=18<br />

n=13<br />

n=8<br />

VV13K<br />

RV_FEAT<br />

FREAK<br />

KONTROL<br />

NETWISH<br />

KLEX_NAV<br />

RD_VOD<br />

VV13K<br />

RV_FEAT<br />

FREAK<br />

KONTROL<br />

NETWISH<br />

KLEX_NAV<br />

RD_VOD<br />

VV13K<br />

RV_FEAT<br />

FREAK<br />

KONTROL<br />

NETWISH<br />

KLEX_NAV<br />

RD_VOD<br />

8615,080<br />

18625,520<br />

5780,68<br />

94626,789<br />

0,032<br />

18,13<br />

0,426<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0


Abbildung 5-45: Interpretation <strong>der</strong> Cluster-Lösung <strong>der</strong> Rogers-Kriterien (Fortsetzung)<br />

Cluster 4:<br />

Die Couchpotatoes<br />

Cluster 5:<br />

Die am komplexen<br />

Navigationssystem<br />

gescheiterten<br />

Cluster 6:<br />

Die Unabhängigen<br />

Cluster 7:<br />

Die Enttäuschten<br />

n=26<br />

n=6<br />

n=13<br />

n=2<br />

VV13K<br />

RV_FEAT<br />

FREAK<br />

KONTROL<br />

NETWISH<br />

KLEX_NAV<br />

RD_VOD<br />

VV13K<br />

RV_FEAT<br />

FREAK<br />

KONTROL<br />

NETWISH<br />

KLEX_NAV<br />

RD_VOD<br />

VV13K<br />

RV_FEAT<br />

FREAK<br />

KONTROL<br />

NETWISH<br />

KLEX_NAV<br />

RD_VOD<br />

VV13K<br />

RV_FEAT<br />

FREAK<br />

KONTROL<br />

NETWISH<br />

KLEX_NAV<br />

RD_VOD<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

-3,0 -2,5 -2,0 -1,5 -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

258


Das sechste Cluster zeichnet sich durch eine hohe erwünschte Kontrolle aus <strong>und</strong> wird dementspre-<br />

chend als die Unabhängigen benannt. Die an<strong>der</strong>en Variablen sind nur geringfügig von den Stichpro-<br />

benmittelwerten entfernt <strong>und</strong> eignen sich nicht zur weiteren Interpretation. Dieses Segment vereinigt<br />

15,1% <strong>der</strong> Objekte auf sich.<br />

Das mit 2,3% <strong>der</strong> Objekte besetzte siebte Cluster ist durch eine gr<strong>und</strong>sätzlich negative Einstellung<br />

zum <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen geprägt <strong>und</strong> läßt sich als die Enttäuschten benennen. Dieses Cluster ist<br />

sehr klein <strong>und</strong> es ist nicht unmittelbar einsichtig, daß die beiden Objekte beibehalten werden sollen.<br />

Dennoch ist an die Schlüsselrolle von Meinungsführern im Diffusionsprozeß zu erinnern. Meinungs-<br />

führer müssen keine gr<strong>und</strong>sätzlich positive Einstellung zur Innovation haben, son<strong>der</strong>n können durch-<br />

aus auch Diffusionshemmer darstellen – eine solche Einstellung liegt hier vor. Jedoch ist nicht unmit-<br />

telbar ersichtlich, ob es sich bei diesem Cluster um Meinungsführer handelt, da zum einen die Varia-<br />

ble mit <strong>der</strong> technischen Bewandtheit (Freak) unterdurchschnittlich ausgeprägt ist <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en in<br />

dieser Untersuchung kein Konstrukt „Meinungsführer“ operationalisiert wurde. Auch die Betrachtung<br />

<strong>der</strong> demographischen Daten (eine 81-jährige Frau <strong>und</strong> ein 31-jähriger Mann) lassen keinen eindeuti-<br />

gen Schluß zu. Die Eliminierung dieser Objekte als „Ausreißer“ ist jedoch für die Marketing-<br />

Implikationen sehr gefährlich, da immer von <strong>der</strong> Existenz eines solchen – wenngleich kleinen – Clu-<br />

sters auszugehen ist. Allerdings deutet nichts in diesem Cluster darauf hin, daß es sich hier um Mei-<br />

nungsführer handelt.<br />

Eine Überprüfung <strong>der</strong> Validität <strong>der</strong> Cluster-Lösung mittels partionieren<strong>der</strong> Clusterverfahren wäre<br />

wünschenswert. Da jedoch eine sieben-Cluster-Lösung, die mit sieben Variablen gebildet wurde, zu<br />

validieren ist, muß auf die Verwendung von Mixture Models verzichtet werden. Das Model ist nicht<br />

identifiziert, da zu wenig Beobachtungen vorliegen.<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, daß sich die Rogers-Kriterien zur Segmentierung eignen. Die ge-<br />

f<strong>und</strong>enen Segmente sind für die Gestaltung <strong>des</strong> Marketing-Mix gut zu verwenden. Die Umsetzung<br />

dieser Erkenntnisse sind Gegenstand <strong>des</strong> siebten Abschnitts.<br />

5.5 <strong>Nutzung</strong> bei Netzeffekten<br />

In diesem Abschnitt wird <strong>der</strong> Einfluß <strong>der</strong> Netzeffekte auf die <strong>Nutzung</strong> mittels <strong>der</strong> Schätzung von Zah-<br />

lungsbereitschaftsfunktionen ermittelt. Die Netzeffekte werden hierbei gemäß den Ausführungen <strong>des</strong><br />

vierten Abschnitts anhand <strong>des</strong> Vergleichs <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaften <strong>der</strong> Nutzer für Dienste im Pilot-<br />

projekt <strong>und</strong> für Dienste in einem Szenario ermittelt.<br />

Hierfür werden zunächst die Zahlungsbereitschaften <strong>der</strong> Befragten ausgewertet (Abschnitt 5.5.1), um<br />

sie dann anschließend miteinan<strong>der</strong> zu vergleichen (Abschnitt 5.5.2).<br />

259


5.5.1 Zahlungsbereitschaft für Interaktives Fernsehen im Pilotprojekt <strong>und</strong> im Szenario<br />

Zur Abschätzung <strong>der</strong> Netzeffekte ist zunächst die Darstellung <strong>des</strong> verwendeten Szenarios zweckmä-<br />

ßig (Abschnitt 5.5.1.1). Daran knüpft <strong>der</strong> Abschnitt 5.5.1.2 an, in dem die Operationalisierung <strong>und</strong><br />

Messung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaften sowie erste <strong>des</strong>kriptive <strong>Analyse</strong>n vorgenommen werden. Der<br />

Abschnitt 5.5.1.3 beschäftigt sich mit dem Herausfiltern <strong>der</strong> Einflußfaktoren auf die Zahlungsbereit-<br />

schaft für das Endgerät, die Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> die maximal akzeptierten Preise pro Film im Video-<br />

on-Demand <strong>und</strong> im Kino. Anschließend werden individuelle Zahlungsbereitschaftsfunktionen mit<br />

kompositionellen (5.5.1.4.3) <strong>und</strong> dekompositionellen (5.5.1.4.4) Verfahren geschätzt. Das Kapitel<br />

5.5.1 schließt mit <strong>der</strong> Schätzung <strong>der</strong> segmentspezifischen Zahlungsbereitschaftsfunktionen. Der Ver-<br />

gleich findet dann im Abschnitt 5.5.2 statt.<br />

5.5.1.1 Darstellung <strong>des</strong> verwendeten Szenarios „System 2000“<br />

Zur Abschätzung <strong>der</strong> Netzeffekte <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Auswirkungen auf die Zahlungsbereitschaft ist es not-<br />

wendig, ein Szenario zu beschreiben (siehe Abschnitt 4), das als Basis für die Vergleiche mit den<br />

Angaben für das Pilotprojekt dient. Dieses im Szenario beschriebene System wird im folgenden mit<br />

„System 2000“ bezeichnet. Dabei müssen den Personen die Eigenschaften <strong>der</strong> Dienste <strong>des</strong> Systems<br />

im Jahre 2000 deutlich werden. Die Schil<strong>der</strong>ung eines möglichst reellen Bil<strong>des</strong> von <strong>der</strong> Zukunft <strong>des</strong><br />

<strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ist hierbei entscheidend.<br />

Prinzipiell wäre die plastische Schil<strong>der</strong>ung eines solchen Zukunftsszenarios mittels multimedialer<br />

Möglichkeiten innerhalb <strong>des</strong> Pilotprojektes wünschenswert. So hätte beispielsweise das Szenario<br />

durch einen Film beschrieben werden können, <strong>der</strong> auf die erweiterten Möglichkeiten <strong>des</strong> Systems<br />

2000 hinweist. Urban et al. (1997) zeigen, wie weit <strong>der</strong>artige Formen <strong>der</strong> Virtual Reality reichen<br />

können, die z.T. bereits heute schon in <strong>der</strong> Produktentwicklung eingesetzt werden (Palupski 1995;<br />

Götze 1991; Hermanns, Wißmeier <strong>und</strong> Sauter 1998).<br />

Urban et al. (1997) attestieren einer solchen Vorgehensweise eine beson<strong>der</strong>e Eignung für „really new<br />

products“ (S. 144) <strong>und</strong> sprechen ihrem System <strong>der</strong> Information Acceleration eine hohe (interne<br />

<strong>und</strong> externe) Validität zu.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> bereits dargestellten Zielsetzung <strong>des</strong> Pilotprojektes – es handelt sich im wesentlichen<br />

um einen Technik-Test – war jedoch eine solche Szenariobeschreibung nicht möglich, da die finanzi-<br />

ellen Ressourcen hierfür fehlten. Zudem hätte die Programmierung bzw. Produktion <strong>des</strong> Bildmaterials<br />

einen für diese Untersuchung zu umfangreichen Zeitraum in Anspruch genommen. Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong>sen<br />

wurde das Szenario im Fragebogen beschrieben, das folgen<strong>des</strong> System 2000 darstellt (Abbildung<br />

5-46).<br />

260


Abbildung 5-46: Schil<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Szenarios im Fragebogen<br />

261<br />

Bitte beachten Sie unbedingt diese Vision vom<br />

System 2000, bevor Sie fortfahren !<br />

Bitte stellen Sie sich im Jahre 2000 folgende Vision vor:<br />

Sie besitzen ein neues Fernsehgerät als Endgerät für interaktives Fernsehen. Dieses neue<br />

Gerät erfor<strong>der</strong>t keine Set-Top-Box mehr <strong>und</strong> wird direkt an das Kabelnetz angeschlossen.<br />

Mit diesem Fernseher können sie die folgenden Dienste empfangen:<br />

• Video auf Abruf:<br />

Die neuesten Kinofilme (z.B. den neuesten James Bond, Jurassic Park II o<strong>der</strong> den neuen<br />

Film mit Katja Riemann), Dokumentationen aller Art, Nachrichtensendungen, Sportveranstaltungen<br />

(z.B. Fußball-B<strong>und</strong>esliga o<strong>der</strong> -WM, Olympische Spiele o<strong>der</strong> den Super<br />

Bowl) können je<strong>der</strong>zeit gegen eine Gebühr abgerufen werden. Gehen Sie bitte davon aus,<br />

daß das Angebot das einer Videothek übertrifft, da die Inhalte aktueller sind <strong>und</strong> Live-<br />

Übertragungen beinhalten.<br />

• Home Shopping:<br />

Mittels Suchfunktionen können Sie schnell ihr gewünschtes Produkt (z.B. Kleidungsstück)<br />

finden <strong>und</strong> einfach per Knopfdruck bestellen. Wenn Sie beispielsweise in einem Film (z.B.<br />

Pretty Woman) ein hübsches Kleid sehen, dann zeigen Sie mit einem Lichtstift o<strong>der</strong> einer<br />

PC-Maus auf das Kleid <strong>und</strong> sofort können Sie es sich in Ihrer Größe <strong>und</strong> Lieblingsfarbe<br />

bestellen.<br />

• Dienstleistungen:<br />

Sie können vom Fernseher aus alle erdenklichen Bankgeschäfte o<strong>der</strong> Reservierungen<br />

(Kino, Theater, Restaurant...) tätigen. Des weiteren stehen Ihnen vielfältige Informationsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung (Internet, Datenbanken etc.).<br />

• Kommunikationsdienste:<br />

Sie können über das interaktive Fernsehen E-Mails versenden, die mit Videos versehen<br />

sind. Zudem können sie Videokonferenzen durchführen, indem Sie - ähnlich wie beim<br />

Bildtelefon - Ihren Gesprächspartner während <strong>des</strong> Gesprächs im Fernsehen betrachten<br />

können.<br />

Im weiteren Verlauf <strong>des</strong> Fragebogens sind die Fragen, die sich<br />

auf das System 2000 beziehen, grau unterlegt. Alle an<strong>der</strong>en<br />

Fragen beziehen sich weiterhin auf das Pilotprojekt !<br />

Die obige Darstellung ist einer detaillierten <strong>und</strong> ansprechend gestalteten virtuellen Umgebung unterle-<br />

gen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß einzelne Personen den Text nur unzureichend gelesen<br />

o<strong>der</strong> verstanden haben <strong>und</strong> dementsprechend wenig reliable Antworten auf die späteren Fragen ga-<br />

ben. Dennoch ist festzuhalten, daß die Darstellung <strong>des</strong> Szenarios in Pretests als verständlich <strong>und</strong> ein-<br />

deutig angesehen wurde. Die Darstellung <strong>des</strong> Szenarios ist gemäß den Richtlinien von Mercer (1995)<br />

bewußt kurz <strong>und</strong> prägnant gehalten worden.


Auch nach <strong>der</strong> Erhebung existieren keine Hinweise darauf (z.B. durch Anmerkungen auf dem Frage-<br />

bogen etc.), daß die Befragten nicht verstanden, worum es im System 2000 geht. Demnach erscheint<br />

die gewählte Vorgehensweise akzeptabel, aber auch ausbaufähig zu sein.<br />

Zusammenfassend sind folgende Aspekte zur <strong>Nutzung</strong> von Szenarien für <strong>Prognose</strong>zwecke zu be-<br />

rücksichtigen:<br />

• Die neuen Medien ermöglichen eine neue Art <strong>der</strong> Gestaltung von Szenarien durch Virtual Reality.<br />

• Je genauer <strong>und</strong> realitätsnaher die Darstellung ist, <strong>des</strong>to genauer sind Auswirkungen von Netzef-<br />

fekte nachzuweisen.<br />

• Pilotprojektbetreiber sollten in späteren Versuchen Szenarien einsetzen, die denen von Urban et<br />

al. (1997) ähneln, um detaillierte Bef<strong>und</strong>e zu erhalten.<br />

5.5.1.2 Operationalisierung <strong>und</strong> Messung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft<br />

Nachdem das Szenario beschrieben wurde, wird in diesem Abschnitt die Operationalisierung <strong>und</strong> die<br />

Messung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für Endgeräte, Dienste <strong>und</strong> Filme beschrieben. 191 Hierbei werden<br />

zunächst <strong>des</strong>kriptive <strong>Analyse</strong>n für die einzelnen Variablen durchgeführt.<br />

• Wie teuer dürfte das evtl. neu anzuschaffende, präferierte Endgerät maximal sein, damit<br />

Sie es sich kaufen würden?<br />

Die <strong>Analyse</strong> dieser Frage 10 ist im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Frage 9 vorzunehmen, da nach <strong>der</strong> Zah-<br />

lungsbereitschaft für das präferierte Endgerät gefragt wurde. Somit bezieht sich die Frage entwe<strong>der</strong><br />

auf ein herkömmliches Fernsehgerät, einem multimediafähigen PC o<strong>der</strong> eine Mischung aus einem PC<br />

<strong>und</strong> einem Fernsehgerät. Die folgende Tabelle zeigt, daß Mittelwertunterschiede für die Zahlungsbe-<br />

reitschaft zwischen den einzelnen Geräten bestehen.<br />

191 Im Detail handelt es sich um die Fragen 10, 11c <strong>und</strong> <strong>des</strong> Abschnitts 3 <strong>des</strong> Fragebogens.<br />

262


Tabelle 5-18: Zahlungsbereitschaft (in DM) für das präferierte Endgerät (n=76)<br />

Lagemaße<br />

<strong>und</strong> Tests<br />

263<br />

Präferiertes<br />

Endgerät<br />

Mittelwert<br />

(Standardabweichung)<br />

Median<br />

(Modus bzw. Modi)<br />

Anzahl <strong>der</strong> Personen, die das<br />

Endgerät präferieren<br />

Kolmogorov-Smirnov z-Wert<br />

(Signifikanzniveau)<br />

Herkömmliches Fernsehgerät<br />

Multimedia PC Mischung aus PC<br />

<strong>und</strong> Fernsehgerät<br />

1505,23<br />

2305,00<br />

1757,14<br />

(1318,16)<br />

(2144,04)<br />

(980,71)<br />

1000,00<br />

2000,00<br />

1500,00<br />

(1000,00 <strong>und</strong> 2000,00)<br />

(2000,00)<br />

(1500,00)<br />

38 10 28<br />

1,24<br />

(0,09)<br />

1,13<br />

(0,16)<br />

0,81<br />

(0,54)<br />

Für eine Beurteilung <strong>der</strong> statistischen Signifikanz dieser Mittelwertdifferenzen ist das Verfahren <strong>der</strong><br />

einfaktoriellen Varianzanalyse heranzuziehen (Krafft 1995, S. 212 f.). 192 Hierzu sind zunächst die er-<br />

for<strong>der</strong>lichen Voraussetzungen <strong>der</strong> Normalverteilung, Varianzhomogenität (Homoskedastizität) <strong>und</strong><br />

eine in etwa gleiche Zellenbelegung <strong>der</strong> drei Gruppen zu prüfen (Backhaus et al. 1996, S. 84; Böhler<br />

1992, S. 190 <strong>und</strong> Hair et al. 1995, S. 274).<br />

Der nichtparametrische Kolmogorov-Smirnov-Test auf Normalverteilung zeigt, daß die Null-<br />

Hypothese (Annahme <strong>der</strong> Normalverteilung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft) aufgr<strong>und</strong> relativ geringer z-<br />

Werte 193 nicht abzulehnen ist (Büning <strong>und</strong> Trenkler 1994, S. 69; Churchill 1995, S. 840; Daniel<br />

1987). 194 Zur Überprüfung <strong>der</strong> Varianzhomogenität <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mittelwertunterschiede wird eine ein-<br />

faktorielle Varianzanalyse durchgeführt (Tabelle 5-19). 195<br />

Der Levene-Test ist ein Test auf Varianzhomogenität mit <strong>der</strong> Null-Hypothese, daß die Gruppen aus<br />

Populationen mit gleichen Varianzen stammen (Hair et al. 1995, S. 68 <strong>und</strong> Norusis 1994, S. 268).<br />

192 Die einfaktorielle Varianzanalyse dient <strong>der</strong> Überprüfung <strong>der</strong> Beziehungen zwischen <strong>der</strong> metrischen Variablen<br />

Zahlungsbereitschaft <strong>und</strong> den nominal skalierten Variablen <strong>des</strong> präferierten Endgeräts (Böhler 1992, S. 189).<br />

193 Der Prüfwert z bestimmt sich aus <strong>der</strong> größten positiven o<strong>der</strong> negativen Differenz zwischen beobachteter <strong>und</strong><br />

erwarteter Verteilungsfunktion (Büning <strong>und</strong> Trenkler 1994, S. 69).<br />

194 Der z-Wert <strong>der</strong> Gruppe, die einen Fernseher als Endgerät präferieren, ist jedoch so hoch, daß er im 10%igen<br />

Fehlerwahrscheinlichkeitsbereich liegt. Es kann somit nicht unbedingt davon ausgegangen werden, daß diese<br />

Variable die Voraussetzung <strong>der</strong> Normalverteilung erfüllt. Dies ist eine, wie Churchill (1995, S. 811) darstellt,<br />

„ethische“ Frage, die wie<strong>der</strong>um zeigt, daß <strong>der</strong> empirische Forscher eine Vielzahl von Manipulationsmöglichkeiten<br />

hat. Da diese Studie einen explorativen Charakter aufweist, sollen durchaus Irrtumswahrscheinlichkeiten<br />

von 10% als „signifikant“ angesehen werden. Es ist jedoch zu betonen, daß Signifikanzaussagen nicht<br />

überinterpretiert werden sollten, da die inhaltliche Signifikanz (Substanz) wichtiger ist als die statistische Signifikanz<br />

(Sawyer <strong>und</strong> Ball 1981). Des weiteren sind Aussagen über die Signifikanz sehr stark von <strong>der</strong> Größe<br />

<strong>der</strong> Stichprobe abhängig (Sawyer <strong>und</strong> Peter 1983).<br />

195 Da sich die Varianzanalyse bei Verletzungen <strong>der</strong> Normalverteilungsannahme als robust erwiesen hat, wird sie<br />

trotz <strong>des</strong> kritischen Teilsamples in diesem Fall verwendet (Backhaus et al. 1996, S. 85). Vergleiche Bosbach<br />

(1988, S. 16) für eine umfassende Definition <strong>und</strong> Betrachtung <strong>des</strong> Begriffs <strong>der</strong> Robustheit in <strong>der</strong> Statistik.


Der in <strong>der</strong> Tabelle 5-19 ausgewiesene Wert läßt nicht darauf schließen, daß die Null-Hypothese ab-<br />

zulehnen ist – es kann somit davon ausgegangen werden, daß die Varianzen gleich sind. Etwas an-<br />

<strong>der</strong>s verhält es sich mit den beiden an<strong>der</strong>en Tests: Cochrans C-Test läßt keinen Schluß auf Varianz-<br />

homogenität zu <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bartlett-Box-F-Test liegt noch innerhalb <strong>des</strong> 10% Signifikanzniveaus. Der<br />

Vergleich <strong>der</strong> Eigenschaften <strong>der</strong> einzelnen Tests spricht jedoch eher für die Annahme <strong>der</strong> Varianz-<br />

homogenität, da zum einen <strong>der</strong> Cochrans C-Test auf Größenunterschiede in untersuchten Gruppen<br />

reagiert <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en beide Tests stark auf Verletzungen <strong>der</strong> Normalverteilungsannahme anspre-<br />

chen (Hair et al. 1995, S. 275). Insgesamt betrachtet sind die Voraussetzungen für die Varianzanaly-<br />

se gegeben.<br />

Tabelle 5-19: Varianzanalyse <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft (in DM) für die Endgeräteform-Untergruppen<br />

(n=76)<br />

Test auf Varianzhomogenität<br />

Test Freiheitsgrade Wert Signifikanzniveau<br />

Levene-Test 2; 73 1,74320 0,182<br />

Cochrans C-Test 24; 3 0,63004 0,000<br />

Bartlett-Box-F-Test 2; 5523 4,83567 0,008<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> einfaktoriellen Varianzanalyse<br />

Freiheitsgrade Gesamtvarianz Mittlere Varianz F-Test (Signifikanzniveau)<br />

Varianz zwischen den Gruppen 2 5187949,6 2593974,8 1,4386<br />

(0,2439)<br />

Varianz in den Gruppen 73 131629760,9 1803147,4<br />

Summe 75 136817710,5<br />

<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Mittelwertunterschiede<br />

Signifikanzniveau Gruppe Gruppe<br />

Gruppe<br />

TV/PC PC/PCTV TV/PCTV<br />

Scheffé-Test 5 % nein nein nein<br />

Kruskal-Wallis -3-Gruppen Test<br />

auf Mittelwertdifferenzen:<br />

χ 2 -Wert (Signifikanzniveau)<br />

2,7306<br />

(0,2553)<br />

Die Varianzanalyse geht vom Prinzip <strong>der</strong> Streuungszerlegung aus (Backhaus et al. 1996, S. 56 ff.).<br />

Es zeigt sich sehr deutlich, daß <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Varianz nicht erklärt werden kann (nur ca. 3,8%<br />

<strong>der</strong> Varianz ist zwischen den Gruppen). Basierend auf <strong>der</strong> Streuungszerlegung läßt sich <strong>der</strong> statisti-<br />

sche Test für die Null-Hypothese (alle Gruppen weisen denselben Mittelwert in <strong>der</strong> Population auf)<br />

mittels <strong>des</strong> Quotienten aus <strong>der</strong> mittleren Varianz errechnen (F-Test). Der empirische F-Wert ist mit<br />

1,44 zu klein (Signifikanzniveau 24,4%), um die Null-Hypothese abzulehnen – es bestehen somit<br />

keine signifikanten Mittelwertunterschiede zwischen den einzelnen Gruppenmittelwerten. Dieses Er-<br />

gebnis bestätigen die Post Hoc Methoden, die Tests je<strong>der</strong> einzelnen Kombination <strong>der</strong> Gruppen dar-<br />

stellen <strong>und</strong> somit Aussagen bezüglich <strong>der</strong> Mittelwertunterschiede <strong>der</strong> einzelnen Gruppenpaare erlau-<br />

264


en. 196 Der von diesen Tests als bezüglich <strong>des</strong> Alphafehlers am konservativsten angesehene Scheffé-<br />

Test wird in <strong>der</strong> Tabelle 5-19 berichtet (Bortz 1989, S. 322; Hair et al. 1995, S. 282; Krafft 1995,<br />

S. 215 f.). Da nicht unbedingt von einer Normalverteilung in allen Teilsamples ausgegangen werden<br />

kann, soll ebenfalls <strong>der</strong> nichtparametrische 3-Gruppen-Kruskal-Wallis-Test dargestellt werden<br />

(Daniel 1987, S. 610 ff.; Miller Jr. 1997, S85). Der dort ausgewiesene Wert bestätigt, daß keine si-<br />

gnifikanten Mittelwertunterschiede vorliegen.<br />

Es bleibt somit festzuhalten, daß die Zahlungsbereitschaften für das Endgerät, sei es ein Fernseher,<br />

ein PC o<strong>der</strong> eine Mischung aus beiden, nicht signifikant voneinan<strong>der</strong> verschieden ist. Zudem ist fest-<br />

zuhalten, daß die Zahlungsbereitschaften für das präferierte Endgerät im Mittel zwischen ca. 1.500<br />

DM <strong>und</strong> 2.300 DM schwankt. Die Preise für Fernsehgeräte <strong>und</strong> PC liegen im wesentlichen auf dem<br />

Marktpreisniveau für Mittelklassegeräte. Interessant ist jedoch, daß die Zahlungsbereitschaft für ein<br />

Gerät, das beide Funktionen übernimmt, unter <strong>der</strong> eines PC liegt. Ein Anhaltspunkt für den Preis ei-<br />

nes solchen integrierten Systems kann durch die Addition <strong>des</strong> Preises eines herkömmlichen Fernseh-<br />

gerätes mit dem Preis einer Set-top-box erzielt werden. Der Preis läge dann bei ca. 2.500 DM <strong>und</strong><br />

damit oberhalb <strong>der</strong> durchschnittlich angegebenen Zahlungsbereitschaft von ca. 1.760 DM. Zwar wä-<br />

ren Nutzer für eine integrierte Lösung bereit, mehr als für einen Fernseher auszugeben, jedoch schei-<br />

nen sie noch Bedenken hinsichtlich <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einsetzbarkeit <strong>des</strong> Mediums als<br />

PC zu haben.<br />

In <strong>der</strong> betrachteten Frage ist das Fernsehgerät in <strong>der</strong> Lage, die digitalen Signale zu interpretieren.<br />

Momentan können jedoch nur sehr wenige Fernsehgeräte digitale Signale umsetzen <strong>und</strong> benötigen<br />

<strong>des</strong>wegen eine Set-top-box, die bereits beim Digitalen Fernsehen zum Standard gehört. Auch heute<br />

noch besteht im digitalen Fernsehmarkt eine hohe Unsicherheit darüber, wie hoch die Zahlungsbereit-<br />

schaft für eine Set-top-box ist. Die folgende Frage geht dem nach.<br />

• Mehr als ... DM würde ich nicht für die im Pilotprojekt verwendete Set-top-box ausge-<br />

265<br />

ben<br />

196 Diese als Post Hoc Methoden (Hair et al. 1995, S. 282) bekannten Tests sind <strong>der</strong> Scheffé-Test, Turkey´s ehrlich<br />

signifikante Differenz (HSD)-Test, <strong>der</strong> modifizierte LSD-Test (Bonferroni), Duncans Test für multiple Mittelwertvergleiche,<br />

Student Newman Keuls -Test <strong>und</strong> Turkey´s b. Alle diese Tests kamen zu dem gleichen Ergebnis,<br />

daß zum 5% Signifikanzniveau keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Mittelwerten<br />

zu erkennen sind.


Die im Pilottest verwendete Set-top-box wurde den Nutzern vom Systembetreiber als ein Regelin-<br />

strument zur <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> kommuniziert. Demnach sind die Nutzer nicht sehr<br />

stark mit dem Gerät in Kontakt gekommen, zumal die Erstinstallation durch einen Techniker <strong>des</strong> Pi-<br />

lotprojektbetreibers vorgenommen wurde. Die Nutzer nehmen den Deco<strong>der</strong> <strong>des</strong>wegen wahrschein-<br />

lich ähnlich wie einen Deco<strong>der</strong> bei Satellitenanlagen wahr.<br />

Die d-Box konnte zum Zeitpunkt dieser Erhebung technisch nicht viel mehr bieten – demnach ist es<br />

interessant zu wissen, ob <strong>der</strong> Mißerfolg von DF1 unter an<strong>der</strong>em an den hohen Deco<strong>der</strong>preisen fest-<br />

zumachen ist. Die Antworten <strong>der</strong> Nutzer auf die Frage 11c nach <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für die<br />

Set-top-box stützen diese Vermutung (Abbildung 5-47).<br />

Im Mittel sind die Befragten bereit, 374 DM (Standardabweichung 444,60 DM) für einen Deco<strong>der</strong><br />

aufzuwenden. Nur 10 Personen würden 800 DM <strong>und</strong> mehr für ein solches Gerät ausgeben. Es zeigt<br />

sich somit deutlich, daß die Strategie, einen teuren Deco<strong>der</strong> zu vermarkten, nicht erfolgreich sein<br />

kann, wenn nur ca. 12% <strong>der</strong> Personen bereit sind, den Preis von 800 DM hinzunehmen. Somit kann<br />

die Hypothese 3–27 (Die Zahlungsbereitschaft für neue Endgeräte ist wesentlich geringer als <strong>der</strong><br />

Preis <strong>der</strong> d-Box) nicht verworfen werden.<br />

Abbildung 5-47: Maximale Zahlungsbereitschaft (in DM) für die Set-top-box (n=79)<br />

Prozent (kumuliert)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Preis für die d-Box 1997:<br />

erst 990,00 DM - später<br />

1198,00 DM. Mittlerweile<br />

kann die d-Box für 20,00<br />

DM gemietet werden.<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500<br />

Zahlungsbereitschaft für die Set-top-box (in DM)<br />

• Anzahl <strong>der</strong> durchschnittlich abgerufenen Filme pro Woche<br />

266


Diese Frage 14 zeigt den Zusammenhang zwischen Preis pro Film <strong>und</strong> <strong>der</strong> durchschnittlichen Anzahl<br />

<strong>der</strong> abgerufenen Filme auf. Es handelt sich um eine Mengenbefragung, die als Basis für die Schätzung<br />

<strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen im Abschnitt 5.5.1.4.3 verwendet werden. Hierbei wurde nach<br />

<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> abgerufenen Filme im Pilotprojekt <strong>und</strong> im Szenario unterschieden. Die <strong>des</strong>kriptive<br />

<strong>Analyse</strong> führt zu folgenden Ergebnis (Tabelle 5-20):<br />

Es ist darauf hinzuweisen, daß sich die Preise bei dieser Frage zwischen dem Pilotprojekt <strong>und</strong> dem<br />

Szenario unterscheiden; so wurde im Pilotprojekt nicht danach gefragt, wieviele Filme die Personen<br />

bereit wären abzurufen, wenn <strong>der</strong> Preis bei 10,00 DM läge. Dies wurde auf Wunsch <strong>des</strong> Kooperati-<br />

onspartners unterlassen, da befürchtet wurde, daß die Pilotprojektteilnehmer bei solchen Preisen<br />

verärgert reagieren könnten.<br />

267


Tabelle 5-20: Anzahl angefor<strong>der</strong>ter Filme pro Woche beim Preis von x DM<br />

Preis pro Film Durchschnittliche Anzahl Filme<br />

pro Woche, die im Pilotprojekt<br />

angefor<strong>der</strong>t werden<br />

(Standardabweichung; n)<br />

Durchschnittliche Anzahl Filme<br />

pro Woche, die im Szenario angefor<strong>der</strong>t<br />

werden<br />

(Standardabweichung; n)<br />

Signifikanz <strong>des</strong><br />

Mittelwertunterschied<br />

(t-Wert)<br />

10,00 DM N/A 0,557<br />

(0,937; n=79)<br />

-<br />

8,00 DM N/A 0,838<br />

(1,053; n=83)<br />

-<br />

6,00 DM 0,853<br />

1,416 p = 0,000<br />

(1,123; n=84)<br />

(1,274; n=81)<br />

(-4,60)<br />

4,00 DM 1,212<br />

2,091 p = 0,000<br />

(1,317; n=83)<br />

(1,441; n=78)<br />

(-6,08)<br />

2,00 DM 2,007<br />

3,221 p = 0,000<br />

(1,721; n=81)<br />

(2,194; n=77)<br />

(-6,35)<br />

1,00 DM 3,055<br />

(2,675; n=80)<br />

N/A -<br />

kostenlos 4,733<br />

5,130<br />

n.s.<br />

N/A = Preis wurde nicht erhoben<br />

n.s. = Nicht signifikant<br />

(4,216; n=78)<br />

(3,904; n=77)<br />

(-0,83)<br />

Menge<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Preis<br />

Menge Pilot<br />

Menge Szenario<br />

Es zeigt sich, daß bei gleichen Preisen signifikant mehr Filme pro Woche angefor<strong>der</strong>t werden, wenn<br />

ein System 2000 vorläge. 197 Das Resultat ist nicht überraschend, da davon auszugehen war, daß die<br />

im Szenario geschil<strong>der</strong>te Qualität <strong>der</strong> Filme von den Befragten als hoch angesehen wird. Werden die<br />

Filme kostenlos angeboten, so ist dieser Unterschied insignifikant. Dies könnte ein Indiz dafür sein,<br />

daß 5 Filme pro Woche im Mittel die Sättigungsmenge darstellen.<br />

197 Die Untersuchung dieser Frage wurde mittels <strong>des</strong> zweiseitigen t-Tests mit <strong>der</strong> Null-Hypothese H0: μ1 = μ 2 ver-<br />

sus H1: μ 1 ≠ μ 2 durchgeführt.<br />

268


Somit wird die Hypothese 3–19, die besagt, daß <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems durch die Qualität <strong>der</strong> In-<br />

halte bestimmt wird, mit diesem Ergebnis gestützt.<br />

• Preisabschlag bei Werbung – Near-Video-on-Demand – Wartezeit<br />

Die interaktiven Medien eröffnen eine Vielzahl von Preisdifferenzierungsmöglichkeiten. So kann u.a.<br />

nach <strong>der</strong> vom Nutzer zugelassenen Werbung o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> zeitlichen Unabhängigkeit <strong>des</strong> Abrufens<br />

von Filmen eine leistungsbezogene Differenzierung vorgenommen werden. Es ist allerdings unklar,<br />

wie groß die Spielräume für eine solche Preisdifferenzierung sind. Die Frage 15 zielt auf diese Frage-<br />

stellung ab, indem nach Preisabschlägen im Pilotversuch bzw. im Szenario gefragt wurde. Die sehr<br />

offene Fragestellung bezüglich <strong>der</strong> abnehmenden Zahlungsbereitschaft bei bestimmten Differenzierun-<br />

gen resultierte in unterschiedlichen Angaben, die von den meisten Befragten auf den Preisabschlag<br />

bei einem Film, jedoch von einigen an<strong>der</strong>en als Preisabschlag auf die Gr<strong>und</strong>gebühr bezogen wurden.<br />

Es ist somit nicht unmittelbar aus Frage 15 ersichtlich, ob die Basis <strong>des</strong> angegebenen Preisabschlags<br />

die Gr<strong>und</strong>gebühr o<strong>der</strong> die <strong>Nutzung</strong>starife darstellt. 198 Dieses Problem wurde bereits bei den Pre-<br />

Tests offensichtlich. Dennoch wurde <strong>der</strong> Versuch gewagt, durch die offene Fragestellung weitere In-<br />

formationen bzgl. <strong>der</strong> Preisdifferenzierungsmöglichkeiten zu gewinnen, da die Fragen 16 (Zahlungs-<br />

bereitschaft für eine Gr<strong>und</strong>gebühr) <strong>und</strong> 18 (Zahlungsbereitschaft für einen Film) als Vergleichsmaß-<br />

stab zur individuellen Identifizierung <strong>der</strong> zugr<strong>und</strong>e gelegten Basis dienen können.<br />

Die Angaben wurden mit <strong>der</strong> höchsten angegebenen Zahlungsbereitschaft pro Film aus Frage 18<br />

verglichen. Lag die Zahlungsbereitschaft (z.B. 6,00 DM für Jurassic Park) aus Frage 18 oberhalb<br />

<strong>des</strong> gefor<strong>der</strong>ten Preisabschlags bei drei Werbeunterbrechungen (z.B. 5,00 DM) so wird angenom-<br />

men, daß sich die Person auf den Filmpreis bezogen hat. Verhält es sich genau<br />

198 Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> relativ hohen Anzahl <strong>der</strong> Missing Values muß davon ausgegangen werden, daß auch in <strong>der</strong> Un-<br />

269<br />

tersuchung vergleichsweise viele Personen die Frage nicht problemlos verstanden haben.


vice versa, so wird davon ausgegangen, daß die Gr<strong>und</strong>gebühr die Basis bildet. 199 Nach diesem Zu-<br />

ordnungsschema haben 9 Personen die Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> 72 Personen den <strong>Nutzung</strong>spreis als Basis<br />

gewählt. Es ergibt sich folgen<strong>des</strong> Bild:<br />

Tabelle 5-21: Gefor<strong>der</strong>te Preisabschläge (in DM) mit Filmpreisen als Basis<br />

Um wieviel billiger müßte<br />

es sein, wenn sie bevorzugen,<br />

daß...<br />

<strong>der</strong> Film eine Werbeunterbrechung<br />

von 5 Min. hat<br />

<strong>der</strong> Film zwei Werbeunterbrechungen<br />

(je 5 Min.) hat<br />

<strong>der</strong> Film drei Werbeunterbrechungen<br />

(je 5 Min.) hat<br />

<strong>der</strong> Film nur jede halbe<br />

St<strong>und</strong>e abrufbar ist<br />

<strong>der</strong> Film nur jede volle<br />

St<strong>und</strong>e abrufbar ist<br />

die Wartezeit bis zum Start<br />

mehr als 10 Min. beträgt<br />

Durchschnittlich gefor<strong>der</strong>ter<br />

Preisabschlag im Pilotprojekt<br />

(Standardabweichung; n)<br />

1,57<br />

(1,47; 71)<br />

2,41<br />

(1,63; 70)<br />

3,26<br />

(2,03; 70)<br />

1,66<br />

(1,20; 67)<br />

2,47<br />

(1,42; 67)<br />

1,79<br />

(1,40; 68)<br />

Durchschnittlich gefor<strong>der</strong>ter<br />

Preisabschlag im Szenario<br />

(Standardabweichung; n)<br />

1,96<br />

(1,83; 72)<br />

2,89<br />

(1,90; 71)<br />

3,86<br />

(2,20; 71)<br />

2,05<br />

(1,73; 68)<br />

2,86<br />

(1,86; 68)<br />

1,99<br />

(1,82; 69)<br />

Mittelwert-<br />

unterschied t-<br />

Test (Sign.)<br />

1,89<br />

(0,06)<br />

2,13<br />

(0,04)<br />

2,28<br />

(0,03)<br />

1,87<br />

(0,07)<br />

1,71<br />

(0,09)<br />

0,91<br />

(0,37)<br />

Es zeigt sich, daß jede Werbeunterbrechung eine Absenkung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für einen Film<br />

von ca. 0,80 DM mit sich bringt. Es zeigt sich zudem, daß die Zahlungsbereitschaft im Szenario signi-<br />

fikant stärker sinkt als im Pilotprojekt. Gleiche Aussagen sind für Beschränkungen <strong>der</strong> Auswahlzeit-<br />

punkte zu treffen. Sogenanntes Near-Video-on-Demand (dort können die Beiträge nur in bestimm-<br />

ten zeitlichen Abständen abgerufen werden) resultiert in geringere Zahlungsbereitschaften, die sich si-<br />

gnifikant zwischen Pilotprojekt <strong>und</strong> Szenario unterscheiden. Die Angaben lassen ebenfalls den Schluß<br />

zu, daß Wartezeiten mit einer sinkenden Zahlungsbereitschaft „bestraft“ werden. Hier sind jedoch<br />

keine signifikanten Mittelwertunterschiede zwischen Szenario <strong>und</strong> Pilotprojekt festzustellen. Die Hö-<br />

he <strong>des</strong> gefor<strong>der</strong>ten Preisabschlages zeigt zudem, daß technische Lösungen erfor<strong>der</strong>lich sind, die eine<br />

lange Übertragung <strong>des</strong> Datenpakets (Film) vermeiden.<br />

Für die Gr<strong>und</strong>gebühr als Basis ergibt sich folgen<strong>des</strong> Bild:<br />

199 Wenn die Person jedoch eine Gr<strong>und</strong>gebühr von 0,00 DM angab, so wurde <strong>der</strong> Preisabschlag auf den Film bezogen.<br />

Dies war bei zwei Personen <strong>der</strong> Fall, wobei sich jedoch die gefor<strong>der</strong>ten Preisabschläge nur um 1,00 DM<br />

von <strong>der</strong> maximalen Zahlungsbereitschaft aus <strong>der</strong> Frage 18 unterscheiden. Es kann argumentiert werden, daß<br />

bei <strong>der</strong> Frage 18 nicht alle für die Personen relevanten Filme erfaßt wurden <strong>und</strong> somit <strong>der</strong> Preisabschlag auf<br />

einen imaginären Film bezogen wurde, für den <strong>der</strong> Nutzer mehr als die o.a. Zahlungsbereitschaft aufweist. Auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite bedeutet diese Annahme, daß durchaus höhere Zahlungsbereitschaften möglich sind,<br />

wenn mehr als nur die in Frage 18 ausgewählten Filme o<strong>der</strong> Ereignisse in den Fragebogen aufgenommen worden<br />

wären.<br />

270


Tabelle 5-22: Gefor<strong>der</strong>te Preisabschläge (in DM) mit Gr<strong>und</strong>gebühr als Basis<br />

Um wieviel billiger müßte es<br />

sein, wenn sie bevorzugen,<br />

daß<br />

<strong>der</strong> Film eine Werbeunterbrechung<br />

von 5 Min. hat<br />

<strong>der</strong> Film zwei Werbeunterbrechungen<br />

(je 5 Min.) hat<br />

<strong>der</strong> Film drei Werbeunterbrechungen<br />

(je 5 Min.) hat<br />

<strong>der</strong> Film nur jede halbe St<strong>und</strong>e<br />

abrufbar ist<br />

<strong>der</strong> Film nur jede volle St<strong>und</strong>e<br />

abrufbar ist<br />

die Wartezeit bis zum Start<br />

mehr als 10 Min. beträgt<br />

271<br />

Durchschnittlich gefor<strong>der</strong>ter<br />

Preisabschlag im Pilotprojekt<br />

(Standardabwe ichung; n)<br />

6,06<br />

(6,827; 8)<br />

7,63<br />

(9,61; 9)<br />

8,77<br />

(9,86; 9)<br />

12,43<br />

(17,85; 7)<br />

21,14<br />

(36,21; 7)<br />

15,86<br />

(23,40; 7)<br />

Durchschnittlich gefor<strong>der</strong>ter<br />

Preisabschlag im Szenario<br />

(Standardabweichung; n)<br />

5,81<br />

(6,989; 8)<br />

7,74<br />

(6,99; 9)<br />

8,77<br />

(9,86; 9)<br />

12,43<br />

(17,85; 7)<br />

21,14<br />

(36,21; 7)<br />

13,00<br />

(19,42; 7)<br />

Mittelwertunterschied<br />

t-Test<br />

(Sign.)<br />

-0,10<br />

(0,922)<br />

0,03<br />

(0,973)<br />

0,00<br />

(1,00)<br />

0,00<br />

(1,00)<br />

0,00<br />

(1,00)<br />

-0,37<br />

(0,71)<br />

Es zeigt sich auch hier, daß jede Werbeunterbrechung, jede Beschränkung <strong>des</strong> Auswahlzeitpunktes<br />

sowie Wartezeiten eine Absenkung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft mit sich bringt. Jedoch wird deutlich,<br />

daß Werbung weniger mit einem Absinken <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft einher geht als lange Wartezei-<br />

ten.<br />

Die Ausführungen stützen die Hypothese 3–21, daß mit Wartezeiten ein Absinken <strong>des</strong> Nutzens ver-<br />

b<strong>und</strong>en ist.<br />

Interessanterweise sind bei <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gebühr keine signifikanten Mittelwertunterschiede zwischen<br />

Szenario <strong>und</strong> Pilotprojekt festzustellen. Ist dies nun ein Indiz für eine von <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Inhalte un-<br />

abhängige Zahlungsbereitschaft? Die Ergebnisse <strong>der</strong> Datenanalyse lassen eine solche Vermutung zu,<br />

wenngleich festgehalten werden muß, daß die gefor<strong>der</strong>ten Abschläge auf einem relativ hohen Niveau<br />

sind. So kann eher von einer hohen Absenkung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft generell ausgegangen wer-<br />

den als von fehlenden Netzeffekten.<br />

• Maximal akzeptierte Gr<strong>und</strong>gebühr, wenn alle Dienste kostenlos sind<br />

Liegen Informationen bezüglich <strong>der</strong> monatlichen Zahlungsbereitschaft vor, dann können diese als An-<br />

haltspunkt für den gesamten Nutzen <strong>des</strong> Systems dienen, sofern keine weiteren nutzungsabhängigen<br />

Gebühren auftreten. Dieser als Flat-Fee bekannte Tarif läßt sich also als in monetären Einheiten aus-<br />

gedrückter Gesamtnutzen <strong>der</strong> angebotenen Dienste interpretieren <strong>und</strong> stellt damit eine zentrale Va-<br />

riable in dieser empirischen Untersuchung dar. Folgende Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>des</strong>kriptiven <strong>Analyse</strong> sind zu<br />

berichten:


Abbildung 5-48: Maximal akzeptierte Gr<strong>und</strong>gebühr bei kostenloser <strong>Nutzung</strong><br />

Prozent (kumiliert)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

49,80 DM<br />

monatliche<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr<br />

bei Premiere<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Zahlungsbereitschaft für einen Pauschaltarif (in DM)<br />

Pilotprojekt<br />

Szenario<br />

Es zeigt sich erwartungsgemäß, daß die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft bei dem Pilotprojekt-<br />

angebot (n=88) mit 19,60 DM (Standardabweichung: 17,33 DM) signifikant (t-Test, p=0,000) un-<br />

terhalb <strong>der</strong> <strong>des</strong> Szenarios (n=86) mit 41,65 DM (Standardabweichung: 34,66 DM) liegt. Der Medi-<br />

an liegt beim Pilotprojekt (Szenario) bei 17,50 DM (35,00 DM) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Modus bei 5,00 DM<br />

(50,00 DM). Die mittlere Zahlungsbereitschaft im Szenario ist vergleichbar mit <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gebühr, die<br />

Premiere für sein Pay-TV-Abonnement verlangt. Hierbei ist zu bedenken, daß die Premiere-<br />

Abonnenten eigentlich einen geringeren Nutzen haben, weil dort im Vergleich zum Szenario die Inter-<br />

aktivität noch nicht gegeben ist.<br />

Dieses Ergebnis spricht für einen möglichen Referenzpreis von 50 DM als Gr<strong>und</strong>gebühr, <strong>der</strong> durch<br />

die Tarife von Premiere <strong>und</strong> DF1 geprägt worden ist. Unter einem Referenzpreis ist ein „interner“<br />

Preis zu verstehen, den die Nutzer für Preisvergleiche heranziehen. Dieser interne Preis bildet sich im<br />

wesentlichen aus Preisinformationen <strong>der</strong> Vergangenheit (Gijsbrechts 1993, S. 119; Natter <strong>und</strong><br />

Hruschka 1997, S. 747). Demnach kann die Hypothese 3–28 (Die Zahlungsbereitschaft für Dienste<br />

im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen entspricht den Preisen <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong>) gestützt werden.<br />

• Maximal akzeptierter Eintrittspreis für Kinofilme (Frage 17)<br />

Um einen Anhaltspunkt bezüglich <strong>der</strong> maximalen Zahlungsbereitschaft für einen aktuellen Film zu er-<br />

halten, wurde nach dem Preis gefragt, bei dem <strong>der</strong> Befragte nicht mehr ins Kino gehen würde, selbst<br />

wenn sein Lieblingsfilm liefe. Im Mittel liegt dieser Schwellenwert bei 17,77 DM (Standardabwei-<br />

272


chung: 5,58 DM; Median: 16,00 DM; Modus: 20,00 DM) knapp 4 bis 8 DM höher als die bisheri-<br />

gen Eintrittspreise im Kino (Preise <strong>des</strong> Cinemaxx Kiel im April 1998; www.cinemaxx.com).<br />

Die Zahlungsbereitschaft für einen Kinofilm ist relativ hoch. Festzuhalten ist jedoch, daß die Zah-<br />

lungsbereitschaft für Kinoerlebnisse nicht ohne weiteres auf die Zahlungsbereitschaft für Filme im Vi-<br />

deo-on-Demand zu übertragen ist, da das Kino Nutzenkomponenten stiftet, die im heimischen<br />

Wohnzimmer nicht so ohne weiteres vorliegen. So ist die Größe <strong>der</strong> Leinwand, <strong>der</strong> in den neueren<br />

Kinos beeindruckende Ton <strong>und</strong> <strong>der</strong> Neuigkeitsgrad <strong>des</strong> Filmes für die hohe Zahlungsbereitschaft mit<br />

verantwortlich. Zudem ist <strong>der</strong> Gang ins Kino immer noch mit sozialen Kontakten verb<strong>und</strong>en. Den-<br />

noch wird aus <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> deutlich, daß für Top-Filme hohe Preise gefor<strong>der</strong>t werden können.<br />

Abbildung 5-49: Maximal akzeptierter Eintrittspreis (in DM) für einen Kinofilm (n=84)<br />

Prozent (kumuliert)<br />

273<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Zahlungsbereitschaft für einen Kinofilm (in DM)<br />

Der typische Preis<br />

eines Kinotickets<br />

bei einem Film<br />

ohne Überlänge<br />

liegt zwischen<br />

10,00-14,00 DM<br />

• Zahlungsbereitschaft für Angebote im ITV (unter <strong>der</strong> Annahme, daß <strong>der</strong> Befragte den<br />

Film bzw. das Ereignis noch nicht gesehen hat )<br />

Da Video-on-Demand die Killer-Applikation darstellt, ist von höchstem Interesse, wieviel die Indivi-<br />

duen für einzelne Inhalte bereit sind auszugeben. Um festzustellen, wie stark <strong>der</strong> Einfluß <strong>der</strong> Technik<br />

auf die Zahlungsbereitschaft ist, wurde in <strong>der</strong> Frage 18 zwischen Pilotprojekt <strong>und</strong> Szenario unterteilt.<br />

Der Mittelwertvergleich (Tabelle 5-23) zeigt mit Ausnahme <strong>des</strong> James Bond Films deutlich, daß die<br />

Zahlungsbereitschaft für Inhalte nicht unbedingt von <strong>der</strong> technischen Ausgestaltung <strong>des</strong> Systems be-<br />

einflußt wird. Es zeigt sich ferner, daß die Zahlungsbereitschaften im Mittel gering sind <strong>und</strong> dabei<br />

starken Streuungen unterliegen. So ist den Befragten das Fußball WM-Finale im Mittel nur ca. 4,00


DM (Szenario) wert – einzelne sind jedoch bereit, dafür bis zu 20,00 DM auszugeben. Natürlich ist<br />

keine generelle Aussage über die Zahlungsbereitschaft von Inhalten möglich, da nur ein Bruchteil <strong>der</strong><br />

möglichen Filme, Sportereignisse <strong>und</strong> Dokumentationen in die Befragung aufgenommen wurde, je-<br />

doch zeigt sich, daß mehrere Personen eine durchaus hohe Bereitschaft aufweisen, um 10,00 DM<br />

o<strong>der</strong> mehr auszugeben.<br />

Die sehr heterogenen Angaben verdeutlichen, daß eine Preisdifferenzierung sinnvoll sein kann, um<br />

zum einen die Nutzer mit <strong>der</strong> hohen Zahlungsbereitschaft mit einem hohen Preis <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en die<br />

mit einer geringen mit einem niedrigen Preis zu konfrontieren. Welche Preisdifferenzierungsmaßnah-<br />

men sich im Detail eignen, wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch diskutiert.<br />

Tabelle 5-23: Zahlungsbereitschaft pro Film / Ereignis (n=87)<br />

Zahlungsbereitschaft<br />

Zahlungsbereitschaft Mittelwert-<br />

Film /<br />

Pilotprojekt<br />

Szenario<br />

unterschied<br />

Ereignis Mittelwert Median Min. Mittelwert Median Min. t-Wert<br />

(Std dev) (Modus) (Max) (Std dev) (Modus) (Max) (Sign.)<br />

Der neueste James 4,97 5,00 0,00 5,67 5,00 0,00<br />

-2,07<br />

Bond Film<br />

(3,16) (5,00) (15,00) (3,68) (10,00) (15,00) (p=0,042)<br />

Jurassic Park 4,39 5,00 0,00 4,89 5,00 0,00<br />

-1,35<br />

(3,43) (0,00) (15,00) (3,811) (0,00) (15,00)<br />

(n.s.)<br />

Tatort - Aida* 1,40 0,00 0,00 1,46 0,00 0<br />

-0,25<br />

(2,15) (0,00) (10,00) (2,32) (0,00) (10,00)<br />

(n.s.)<br />

Die Schraiers<br />

0,49 0,00 0,00 0,45 0,00 0,00<br />

0,38<br />

(Teil 1)*<br />

(1,13) (0,00) (6,00) 1,13 (0,00) (6,00)<br />

(n.s.)<br />

Finale <strong>der</strong> Fußball 3,81 2,00 0,00 4,01 2,00 0,00<br />

-0,42<br />

WM 1998<br />

(4,60) (0,00) (20,00) (4,72) (0,00) (20,00)<br />

(n.s.)<br />

Boxkampf Tysson<br />

2,26 0,00 0,00 2,40 0,00 0,00<br />

-0,39<br />

gegen Schulz<br />

(3,28) (0,00) (10,00) (3,47) (0,00) (12,00)<br />

(n.s.)<br />

Vom Winde<br />

2,30 2,00 0,00 2,38 2,00 0,00<br />

-0,28<br />

verweht<br />

(2,70) (0,00) (10,00) (2,94) (0,00) (12,00)<br />

(n.s.)<br />

Bild d. Wissenschaft 2,08 2,00 0,00 2,14 1,50 0,00<br />

-0,23<br />

(Atomzeitalter)*<br />

(2,36) (0,00) (10,00) (2,46) (0,00) (10,00)<br />

(n.s.)<br />

Die Tagesschau<br />

1,19 1,00 0,00 1,20 1,00 0,00<br />

-0,04<br />

(Hauptnachrichten)<br />

(1,80) (0,00) (10,00) (1,77) (0,00) (10,00)<br />

(n.s.)<br />

* Filme wurden im Pilotprojekt tatsächlich angeboten<br />

Std dev = Standardabweichung n.s. = nicht signifikant<br />

Für weiterführende <strong>Analyse</strong>n, in denen die Einflußfaktoren auf die unterschiedlichen Zahlungsbereit-<br />

schaften untersucht werden, ist es von Interesse, nicht jeden einzelnen Film zu betrachten, son<strong>der</strong>n<br />

voneinan<strong>der</strong> unabhängige Faktoren als Einflußvariablen heranzuziehen. Hierfür wird zunächst eine<br />

Überprüfung <strong>der</strong> Korrelationen vorgenommen. Im Dreieck oberhalb <strong>der</strong> Hauptdiagonalen befinden<br />

sich die Produkt-Momentkorrelationen nach Pearson <strong>und</strong> im unteren Dreieck die Rangkorrelationen<br />

nach Kendall. Die Angabe bei<strong>der</strong> Korrelationen ist angebracht, da nur für die Angaben für die Filme<br />

274


Bond <strong>und</strong> Jurassic Park die Normalverteilungsannahme nicht abgelehnt werden kann. 200 Es ergaben<br />

sich folgende Bef<strong>und</strong>e:<br />

Abbildung 5-50: Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Korrelationsanalyse <strong>der</strong> Video-on-Demand Inhalte (n = 87)<br />

Bond Jurassic<br />

Park<br />

Bond 1,00 0,81<br />

(0,00)<br />

Jurassic<br />

Park<br />

275<br />

0,72<br />

(0,00)<br />

Tatort 0,27<br />

(0,00)<br />

Die Schraiers 0,22<br />

(0,02)<br />

WM -Finale 0,04<br />

(0,60)<br />

Boxen 0,23<br />

(0,01)<br />

Vom Winde<br />

verweht<br />

Bild <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

0,18<br />

(0,03)<br />

0,13<br />

(0,12)<br />

Tagesschau 0,14<br />

(0,10)<br />

Tatort Die<br />

Schraiers<br />

0,26<br />

(0,02)<br />

1,00 0,47<br />

(0,00)<br />

0,35<br />

(0,00)<br />

0,2<br />

(0,03)<br />

-0,00<br />

(0,99)<br />

0,16<br />

(0,06)<br />

0,15<br />

(0,07)<br />

0,15<br />

(0,08)<br />

0,09<br />

(0,29)<br />

0,18<br />

(0,09)<br />

0,19<br />

(0,07)<br />

1,00 0,56<br />

(0,00)<br />

0,53<br />

(0,00)<br />

0,27<br />

(0,02)<br />

0,29<br />

(0,00)<br />

0,28<br />

(0,00)<br />

0,21<br />

(0,02)<br />

0,16<br />

(0,08)<br />

WM -Finale Boxen Vom Winde...<br />

0,09<br />

(0,39)<br />

0,03<br />

(0,81)<br />

0,28<br />

(0,01)<br />

1,00 0,18<br />

(0,10)<br />

0,24<br />

(0,01)<br />

0,35<br />

(0,00)<br />

0,12<br />

(0,18)<br />

0,08<br />

(0,36)<br />

0,07<br />

(0,45)<br />

0,26<br />

(0,01)<br />

0,22<br />

(0,04)<br />

0,29<br />

(0,00)<br />

0,28<br />

(0,01)<br />

1,00 0,58<br />

(0,00)<br />

0,54<br />

(0,00)<br />

0,14<br />

(0,09)<br />

0,24<br />

(0,01)<br />

0,15<br />

(0,09)<br />

0,21<br />

(0,05)<br />

0,22<br />

(0,04)<br />

0,40<br />

(0,00)<br />

0,19<br />

(0,07)<br />

0,22<br />

(0,04)<br />

1,00 0,18<br />

(0,09)<br />

0,19<br />

(0,03)<br />

0,18<br />

(0,04)<br />

0,14<br />

(0,12)<br />

Bild <strong>der</strong><br />

Wissenschaft<br />

0,16<br />

(0,13)<br />

0,21<br />

(0,06)<br />

0,31<br />

(0,00)<br />

0,,03<br />

(0,76)<br />

0,31<br />

(0,00)<br />

0,15<br />

(0,17)<br />

1,00 0,64<br />

(0,00)<br />

0,34<br />

(0,00)<br />

0,26<br />

(0,00)<br />

Tagesschau<br />

0,31<br />

(0,00)<br />

0,26<br />

(0,01)<br />

0,18<br />

(0,10)<br />

0,11<br />

(0,31)<br />

0,15<br />

(0,17)<br />

0,11<br />

(0,30)<br />

0,41<br />

(0,00)<br />

1,00 0,58<br />

(0,00)<br />

0,47 1,00<br />

(0,00)<br />

Es legen mehrere hohe, grau unterlegte, Korrelationen vor. Die Korrelationen sind inhaltlich plausibel<br />

<strong>und</strong> zahlreich.<br />

Die Überprüfung <strong>des</strong> Datenmaterials bezüglich <strong>der</strong> faktorenanalytischen Behandlung ergibt ein positi-<br />

ves Bild. Die Hauptkomponentenanalyse extrahierte nach Verwendung <strong>des</strong> Kaiser-Kriteriums eine<br />

4-Faktoren-Lösung, die 80,1% <strong>der</strong> Ausgangsvarianz erklärt. Die MSA-Werte liegen zwischen 0,51<br />

<strong>und</strong> 0,74 <strong>und</strong> somit im akzeptablen Bereich. Die Tabelle 5-24 zeigt die rotierten Ergebnisse auf, wo-<br />

bei nur Faktorladungen >0,3 berichtet werden.<br />

Die explorative Faktorenlösung weist zwar nur einen relativ geringen KMO-Wert von 0,593 aus,<br />

aber sie ergibt reliable Faktoren. So weisen die vier Faktoren relativ hohe Alpha-Werte auf <strong>und</strong> sind<br />

eindimensional. Die Item-to-Total-Korrelationen sind ebenso wie die erklärte Varianz <strong>der</strong> einzelnen<br />

Items (Kommunalitäten) relativ hoch. Die Lösung weist keine hohen Querladungen auf <strong>und</strong> ist inhalt-<br />

lich plausibel. Die Verdichtung <strong>der</strong> neun Variablen auf vier Faktoren ist als akzeptabel anzusehen.<br />

Die Faktoren sind aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> hohen Faktorladungen mit den erwarteten Beziehungen vergleichs-<br />

weise einfach zu interpretieren.<br />

200 Der nichtparametrische Kolmogorov-Smirnov-Test ergibt für Bond einen Wert von 1,2 (p=0,11) <strong>und</strong> für Jurassic<br />

Park einen Wert von 1,11 (p=0,17). Alle an<strong>der</strong>en Werte sind größer als 1,79 <strong>und</strong> hochsignifikant. Demnach


Tabelle 5-24: Varimax-rotierte Faktorenlösung <strong>der</strong> Filme (Pilotprojekt)<br />

Angebot im ITV Faktor 1<br />

INFO-<br />

KLAS<br />

Faktor 2<br />

KINO-<br />

HITS<br />

Faktor 3<br />

TV-WARE<br />

Faktor 4<br />

SPORT<br />

Kommunalität<br />

Bild <strong>der</strong> Wissenschaft 0.900 0,836 0,891<br />

Vom Winde verweht 0,786 0,707 0,861<br />

Die Tagesschau 0,752 0,634 0,741<br />

James Bond 007 0,930 0,899 0,947<br />

Jurassic Park 0,914 0,906 0,955<br />

Die Schraiers (1) 0,882 0,799 0,795<br />

Tatort - Aida 0,805 0,789 0,948<br />

Fußball WM-Finale 0,877 0,826 0,905<br />

Boxen (Tysson-Schulz) 0,859 0,810 0,845<br />

Cronbachs α (standardisiert) 0,781 0,895 0,712 0,732 - -<br />

Eigenwert 3,269 1,478 1,424 1,035 - -<br />

Erklärter Varianzanteil 36,3 % 16,4 % 15,8 % 11,5 % - -<br />

Kumulierter Varianzanteil 36,3 % 52,7 % 68,6 % 80,1 % - -<br />

Durch einen Faktor erklärte Varianz<br />

KMO-Maß = 0,593<br />

69,8 % 90,5 % 78,0 % 78,9 % - -<br />

Bartlett Test of Sphericity = 314,96 Irrtumswahrscheinlichkeit = 0,0000<br />

Item-to-<br />

Total-<br />

Korrel.<br />

Der erste Faktor läßt sich als Information <strong>und</strong> Klassik interpretieren, da er durch die Items Bild<br />

<strong>der</strong> Wissenschaft, Tagesschau <strong>und</strong> dem Film Vom Winde verweht bestimmt wird. Die Einbezie-<br />

hung <strong>des</strong> Films in den Faktor erschwert die Interpretation, jedoch erscheint es plausibel zu sein, daß<br />

Informationssuchende auch gerne den klassischen Film sehen möchten.<br />

Der zweite Faktor wird durch die beiden Top-Spielfilme determiniert <strong>und</strong> legt eine Interpretation <strong>des</strong><br />

Faktors als Kinohits nahe.<br />

Der dritte Faktor bildet sich aus <strong>der</strong> Serie Die Schraiers <strong>und</strong> dem Tatort - Aida, die beide im Pilot-<br />

versuch angeboten wurden <strong>und</strong> Fernsehwie<strong>der</strong>holungen sind. Dieser Faktor kann als typische Fern-<br />

sehware angesehen werden <strong>und</strong> wird entsprechend benannt.<br />

Der vierte Faktor wird eindeutig von den beiden Sportereignissen determiniert <strong>und</strong> wird entspre-<br />

chend mit Sport betitelt.<br />

Durch Mittelwertbildung, <strong>der</strong> dem Faktor zugeordneten Items, werden die Konstruktwerte gebildet.<br />

Die Faktoren wurden daraufhin erneut bezüglich ihrer Korrelation zueinan<strong>der</strong> überprüft <strong>und</strong> für relativ<br />

unabhängig voneinan<strong>der</strong> bef<strong>und</strong>en. 201<br />

kann nur für die beiden Variablen die Annahme <strong>der</strong> Normalverteilung nicht abgelehnt werden.<br />

201 Sowohl die Korrelationen nach Pearson als auch die nach Kendall überschreiten den Wert 0,36 nicht.<br />

276


• Zur Akzeptanz einzelner Eigenschaften im System 2000<br />

Ein Teil <strong>des</strong> Frageblocks 20 soll Eindrücke über die Akzeptanz von <strong>Nutzung</strong>s- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>gebühren,<br />

dem subjektiven Gesamteindruck <strong>des</strong> Diensteangebots im Pilotprojekt sowie im Szenario <strong>und</strong><br />

schließlich Auskunft darüber geben, ob Netzeffekte durch persönliche Beziehungen determiniert<br />

werden. Im Abschnitt 5.4.2.2.1 wurden bereits die Variablen dargestellt, die nicht direkt die Zah-<br />

lungsbereitschaft betreffen. Es verbleiben die folgenden <strong>des</strong>kriptiven Statistiken bezüglich <strong>der</strong> Zah-<br />

lungsbereitschaft zu berichten:<br />

Tabelle 5-25: Deskriptive Statistiken <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaften <strong>der</strong> Frage 20<br />

Bitte zeigen Sie uns wie hoch Ihre Akzeptanz für die nachfolgenden<br />

Eigenschaften im System 2000 ist<br />

[Kodierung: 1 = OK, 7 = nicht OK]<br />

277<br />

Median Mittelwert<br />

(Standardabwe ichung)<br />

3,00 DM pro Film 1,00 2,012 (1,892) 84<br />

6,00 DM pro Film 4,00 4,232 (1,828) 82<br />

9,00 DM pro Film 7,00 6,183 (1,198) 82<br />

5,00 DM monatlicher Gr<strong>und</strong>preis 1,00 1,538 (1,340) 80<br />

15,00 DM monatlicher Gr<strong>und</strong>preis 4,00 3,951 (3,951) 81<br />

25,00 DM monatlicher Gr<strong>und</strong>preis 7,00 5,750 (1,700) 84<br />

Anzahl<br />

Fälle<br />

Die zu erwartende Abnahme <strong>der</strong> Akzeptanz von steigenden Gebühren (sei es Gr<strong>und</strong>- o<strong>der</strong> Nut-<br />

zungsgebühren) zeigt sich eindeutig.<br />

Die Ergebnisse dieses Abschnitts lassen sich zu folgenden Kernaussagen zusammenfassen:<br />

• Die Zahlungsbereitschaft für einen PC, einen Fernseher o<strong>der</strong> ein integrieren<strong>des</strong> Gerät unterschei-<br />

det sich im Mittel nicht signifikant. Das Niveau <strong>der</strong> durchschnittlichen Zahlungsbereitschaft liegt<br />

mit Werten zwischen 1500 <strong>und</strong> 2300 DM im Mittelklassebereich <strong>der</strong> heutigen Fernseh- bzw.<br />

PC-Generation.<br />

• Die mittlere Zahlungsbereitschaft für die im Pilotprojekt verwendete Set-top-box beträgt ca. 370<br />

DM <strong>und</strong> liegt damit deutlich unter dem Marktpreis für die d-Box.<br />

• Im Mittel würden die Nutzer mehr Filme pro Woche abrufen, wenn Netzeffekte dazu führen, daß<br />

die Qualität <strong>der</strong> Inhalte sehr hoch ist. Die durchschnittliche Sättigungsmenge liegt bei ca. 5 Filmen<br />

pro Woche (bei kostenloser Abrufmöglichkeit).<br />

• Werbeunterbrechungen reduzieren die Zahlungsbereitschaft.<br />

• Wenn <strong>der</strong> Film nur alle 30 Minuten o<strong>der</strong> nur jede St<strong>und</strong>e abgerufen werden kann (ähnlich wie<br />

beim Near-Video-on-Demand), dann sinkt die Zahlungsbereitschaft.<br />

• Die Zahlungsbereitschaft sinkt ebenfalls, wenn beim Abruf <strong>des</strong> Filmes mehr als 10 Minuten ge-<br />

wartet werden muß.


• Die durchschnittlich akzeptierte Gr<strong>und</strong>gebühr beträgt für das Pilotprojekt ca. 20,00 DM <strong>und</strong> für<br />

das Szenario ca. 42,00 DM <strong>und</strong> liegt damit unterhalb <strong>der</strong> bisherigen Tarifen von Premiere <strong>und</strong><br />

z.T. von DF1.<br />

• Für Filme im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen ist die Zahlungsbereitschaft im Mittel eher niedrig, aber sie<br />

unterliegt starken Streuungen.<br />

• Dennoch zeigt die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für einen Film im Kino, daß die Nutzer mit<br />

durchschnittlich ca. 17,50 DM pro Film eine relativ hohe Zahlungsbereitschaft aufweisen.<br />

• Schließlich wird deutlich, daß die Zahlungsbereitschaft im Szenario höher als im Pilotprojekt ist.<br />

5.5.1.3 Einflußfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft<br />

In den folgenden vier Unterabschnitten werden die Einflußfaktoren, die auf die Zahlungsbereitschaft<br />

für<br />

• das Endgerät,<br />

• die Gr<strong>und</strong>gebühr,<br />

• die Filme „Tatort – Aida“, „Die Schraiers (1)“ <strong>und</strong> „Bild <strong>der</strong> Wissenschaft (Atomzeitalter)“, die<br />

addiert als eine Variable betrachtet werden, <strong>und</strong> schließlich<br />

• für die Kinofilme<br />

wirken, untersucht. Eine solche <strong>Analyse</strong> ist <strong>des</strong>wegen hilfreich, weil daraus mögliche Strategien für<br />

die Marktbearbeitung in <strong>der</strong> frühen Phase abzuleiten sind.<br />

Um Zusammenhänge zwischen den in den folgenden Abschnitten ausführlicher diskutierten abhängi-<br />

gen Variablen aufzuzeigen, werden die Korrelationen nach Pearson (oberes Dreieck) bzw. nach<br />

Kendall (unteres Dreieck) berichtet.<br />

278


Tabelle 5-26: Korrelationen <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaften<br />

Set-top-box Gr<strong>und</strong>gebühr Gr<strong>und</strong>gebühr Filme Pilot- Filme Szena- Kino<br />

Pilotprojekt Szenario projektrio Set-top-box 1,000 0,054<br />

0,162 0,100 0,180 0,134<br />

(0,633) (0,157) (0,379) (0,104) (0,250)<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr 0,160 1,000 0,592 0,179 0,118 -0,225<br />

Pilotprojekt (0,054)<br />

(0,000) (0,100) (0,281) (0,040)<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr 0,254 0,451<br />

1,000 0,073 0,051 -0,072<br />

Szenario<br />

(0,003) (0,000)<br />

(0,507) (0,620) (0,520)<br />

Filme Pilotpro- 0,178 0,157<br />

0,135 1,000 0,974 0,005<br />

jekt<br />

(0,033) (0,050) (0,096)<br />

(0,000) (0,959)<br />

Filme Szenario 0,217 0,088<br />

0,094 0,880 1,000 0,068<br />

(0,009) (0,270) (0,247) (0,000)<br />

(0,542)<br />

Kino 0,093 -0,175<br />

0,079 0,004 0,058 1,000<br />

(0,291) (0,039) (0,356) (0,963) (0,497)<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> <strong>der</strong> Filmpreise, die gleichermaßen für Pilotprojekt <strong>und</strong> Szenario<br />

gemessen wurden, korrelieren die Zahlungsbereitschaften nur schwach miteinan<strong>der</strong>. Somit ist eine<br />

getrennte <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> einzelnen Einflußfaktoren sinnvoll, da keine extremen Verzerrungen zu vermu-<br />

ten sind. Die geringe Korrelation zwischen <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für Filme <strong>und</strong> <strong>der</strong> maximal ak-<br />

zeptierten Gr<strong>und</strong>gebühr mit freier <strong>Nutzung</strong> aller Inhalte ist ein Hinweis darauf, daß eine hohe Zah-<br />

lungsbereitschaft für bestimmte Inhalte noch keine hohe Zahlungsbereitschaft für Interaktives Fernse-<br />

hen bedeutet. Dieses Ergebnis ist für die preispolitischen Marketing-Implikationen von höchster Be-<br />

deutung.<br />

5.5.1.3.1 Einflußfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft für das Endgerät<br />

Die Zahlungsbereitschaft für die momentan am Markt wahrscheinlichste Endgerät-Lösung (Set-top-<br />

box) steht im Mittelpunkt <strong>des</strong> Interesses. Da die Nutzer im Pilotprojekt genau mit diesem Gerät Er-<br />

fahrungen sammeln konnten, ist zu erwarten, daß die Angaben eine höhere Validität besitzen als Lö-<br />

sungen, die den Nutzern unbekannt sind (z.B. Mischung aus PC <strong>und</strong> TV-Gerät). Aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

wird im folgenden nur die Zahlungsbereitschaft für die Set-top-box untersucht.<br />

Die abhängige Variable ist die angegebene Zahlungsbereitschaft für die Set-top-box aus Frage 11c.<br />

Als eine unabhängige Variable wird zur Überprüfung <strong>der</strong> Hypothese 3–1 (Je höher die Unsicherheit<br />

über die technologische Beständigkeit <strong>der</strong> zur <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems notwendigen Hardware ist, de-<br />

sto geringer ist die Zahlungsbereitschaft) die Variable „Ich kaufe jetzt noch keinen Deco<strong>der</strong>, weil <strong>der</strong><br />

sich sowieso noch än<strong>der</strong>t“ einbezogen. Weiterhin werden als unabhängige Variablen die Fragen nach<br />

<strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Set-top-box (gut-schlecht), die wahrscheinliche Preisgünstigkeit <strong>des</strong> Deco<strong>der</strong>s<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems sowie nutzerspezifische Variablen wie Einkommen <strong>und</strong> Alter berück-<br />

sichtigt.<br />

279


Die bivariate Korrelationsanalyse <strong>der</strong> unabhängigen Variablen ergibt, daß keine Korrelation (Pear-<br />

son <strong>und</strong> Kendall) größer als 0,29 ist <strong>und</strong> somit die paarweisen Abhängigkeiten nur gering sind. Die<br />

Toleranzwerte bestätigen dies, da <strong>der</strong> kleinste Wert 0,74 beträgt. Es liegen bei einem Maximalwert<br />

<strong>des</strong> Cook´s Distance Maßes von 0,63 keine Ausreißer vor.<br />

Somit gehen 65 Fälle in die <strong>Analyse</strong> ein. Die Regressionsanalyse ergibt folgen<strong>des</strong> Ergebnis:<br />

Tabelle 5-27: Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse für die Zahlungsbereitschaft (in DM) <strong>der</strong> Set-topbox<br />

Unabhängige Variablen (SPSS-Notation) Hypothesen Wirkung <br />

Regressionskoeffizient<br />

(partieller)<br />

Kein Deco<strong>der</strong>kauf, da er sich noch än<strong>der</strong>t (VV13m) 3–1 - -0,354<br />

(-0,001)<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Set-top-box (VV11a) + 87,804<br />

(0,291)<br />

Set-top-box wird wahrscheinlich einen guten Preis haben<br />

(VV11b)<br />

+ 54,453<br />

(0,180)<br />

Nutzen <strong>des</strong> Systems (Nutzsys) + -0,675<br />

(-0,112)<br />

Alter 3–4 - 5,788<br />

(0,162)<br />

Einkommen 3–5 + -41,374<br />

(-0,079)<br />

t-Wert (Signifikanzniveau)<br />

-0,012<br />

(0,990)<br />

2,059<br />

(0,044)<br />

1,343<br />

(0,184)<br />

-0,846<br />

(0,401)<br />

1,199<br />

(0,236)<br />

-0,614<br />

(0,542)<br />

Konstante -134,794 -0,404<br />

(0,688)<br />

Fallzahl= 65<br />

R 2 = 0,147 (Adjusted R 2 = 0,058)<br />

F = 1,660 (Signifikanzniveau = 0,147)<br />

Es zeigt sich, daß das Modell nicht signifikant ist <strong>und</strong> nur sehr wenig Varianz erklärt. Zudem ist nur<br />

ein Parameter mit einem t-Wert von 2,06 signifikant von Null verschieden. Dies Ergebnis kann durch<br />

die Heterogenität <strong>der</strong> Nutzer zustande kommen. Die Schätzung <strong>der</strong> einzelnen Regressionskoeffizien-<br />

ten über das gesamte Sample kann zu falschen Schlüssen führen, wenn die Beobachtungen aus meh-<br />

reren latenten Gruppen entstammen, in denen die Koeffizienten an<strong>der</strong>s geartet sind.<br />

Zur Überprüfung dieser Vermutung wurden Generalized Linear Models (GLM) berechnet. Generali-<br />

zed Linear Models sind Regressionsanalysen, in denen für die abhängige Variable eine bestimmte<br />

Verteilung unterstellt wird (Fahrmeir <strong>und</strong> Tutz 1994; Nel<strong>der</strong> <strong>und</strong> Wed<strong>der</strong>burn 1972; Wedel <strong>und</strong><br />

Kamakura 1998, S. 105). Die Erwartung <strong>der</strong> abhängigen Variable wird wie bei den Standard-<br />

Regressionsmodellen 202 als eine Funktion von unabhängigen Variablen modelliert.<br />

202 Standard-Regressionsmodelle stellen wie auch die Logit- <strong>und</strong> Probit-, die loglinearen sowie multinomialen<br />

Modelle einen Son<strong>der</strong>fall <strong>der</strong> Generalized Linear Models dar (Wedel <strong>und</strong> De Sarbo 1995; Wedel <strong>und</strong> Kamakura<br />

1998, S. 105).<br />

280


Generalized Linear Models wurden um Mischverteilungsverfahren erweitert (Wedel <strong>und</strong> De Sarbo<br />

1995). Die Autoren nennen ihre Weiterentwicklung GLIMMIX (Generalized Linear Model MIXtu-<br />

re). Diese „Conditional Mixture Models“ ermöglichen die simultane <strong>und</strong> probabilistische Klassifizie-<br />

rung von Objekten in Segmente <strong>und</strong> die Schätzung von Regressionsmodellen innerhalb dieser Seg-<br />

mente. Diese Regressionsmodelle erklären die Mittelwerte <strong>und</strong> Varianzen innerhalb <strong>der</strong> einzelnen<br />

Segmente. 203 Hierbei wird die abhängige Variable (in diesem Falle die jeweiligen Zahlungsbereit-<br />

schaften) zu einem Set von unabhängigen Variablen innerhalb <strong>der</strong> latenten Klassen in Beziehung ge-<br />

setzt (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 99; Jedidi, Kri<strong>der</strong> <strong>und</strong> Weinberg 1998).<br />

Im Detail geschieht dies wie folgt:<br />

Es wird angenommen, daß <strong>der</strong> Vektor <strong>der</strong> Beobachtungen für je<strong>des</strong> einzelne Objekt ( n) <strong>und</strong> je<strong>der</strong><br />

Variable (k ) yn = ( ynk<br />

) aus einer Population entstammt, die aus einer Mischung von S unbe-<br />

kannten, nicht beobachteten Segmenten besteht. Diese Segmente besitzen Mischungsverhältnisse von<br />

π s , die – wie bereits bei den Mixture Models dargestellt wurde – folgenden Nebenbedingungen un-<br />

terliegen (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 105):<br />

(5-21) ∑π s = 1<br />

281<br />

S<br />

s=<br />

1<br />

(5-22) π s > 0.<br />

<strong>und</strong><br />

Es wird unterstellt, daß die Verteilung von y n – unter <strong>der</strong> Bedingung, daß y n aus Segment s<br />

stammt (also mit <strong>der</strong> Dichte f ( y θ ) verteilt ist) – auf Verteilungen <strong>der</strong> (multivariaten) Exponenti-<br />

s n s<br />

al-Familie zurückzuführen ist. Die Dichtefunktion f ( y θ ) wird durch die Parameter <strong>des</strong> Vektors<br />

s n s<br />

θ s bestimmt, <strong>der</strong> die Mittelwerte μ ks für Segment s enthält. Einige Verteilungen haben einen zu-<br />

sätzlichen Dispersionsparameter λ s , <strong>der</strong> die Varianz <strong>der</strong> Beobachtungen innerhalb <strong>der</strong> Segmente<br />

charakterisiert. Bei <strong>der</strong> Normalverteilung ist λs = σs<br />

2 . Es wird angenommen, daß dieser Parameter<br />

konstant über die Beobachtungen innerhalb eines Segmentes ist (Wedel <strong>und</strong> De Sarbo 1995).<br />

Der Mittelwert <strong>der</strong> Beobachtungen in den einzelnen Segmenten μ ks wird – an<strong>der</strong>s als bei den Mix-<br />

ture Models – durch die unabhängigen Variablen geschätzt (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 106).<br />

Hierfür wird eine lineare prediktive Variable η nsk spezifiziert, die durch P erklärende Variablen<br />

X1 , ..., X P mit X P = ( X nkp ) <strong>und</strong> Parameter-Vektoren βs = ( βsp<br />

) wie folgt gebildet wird:<br />

203 Im Gegensatz hierzu werden die Mittelwerte <strong>und</strong> Varianzen <strong>der</strong> einzelnen Segmente bei den Clusterverfahren<br />

<strong>der</strong> Mixture Models (Abschnitt 5.4.3.1.2) direkt geschätzt (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 99).


P<br />

(5-23) ηnsk = ∑ X nkpβsp .<br />

p=<br />

1<br />

Dieser Prediktor setzt sich aus einer linearen Kombination von beobachteten erklärenden Variablen<br />

( X nkp ) <strong>und</strong> zu schätzenden Parametern (βsp ) zusammen. η nsk<br />

zum Mittelwert <strong>der</strong> Verteilung μ ks so in Beziehung gesetzt, daß in Segment s gilt:<br />

(5-24) ηnsk = g(<br />

μnsk<br />

) .<br />

wird mit einer Link-Funktion g( ) ⋅<br />

Somit wird für je<strong>des</strong> Segment ein Gernalized Linear Model (GLM) mit einer Spezifikation <strong>der</strong> Ver-<br />

teilung <strong>der</strong> abhängigen Variable formuliert. Je<strong>des</strong> GLM enthält einen linearen Prediktor η nsk <strong>und</strong> ei-<br />

ne Link-Funktion, die den Prädiktor zum Mittelwert <strong>der</strong> Verteilung in Beziehung setzt (Fahrmeir <strong>und</strong><br />

Tutz 1994, S. 18).<br />

Die Wahl <strong>der</strong> Linkfunktion hängt vom Typ <strong>der</strong> jeweiligen Zielvariablen ab (Fahrmeir <strong>und</strong> Tutz 1994).<br />

Jede Verteilung hat typische Links (kanonische Links). Typischerweise wird bei <strong>der</strong> metrischen Ska-<br />

lierung <strong>der</strong> abhängigen Variablen die Normalverteilung unterstellt (De Sarbo <strong>und</strong> Cron 1988; Helsen,<br />

Jedidi <strong>und</strong> De Sarbo 1993; Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 113). Dies hat zur Folge, daß <strong>der</strong> kano-<br />

nische Link zu den Standard-Regressionsmodellen in den Segmenten führt, da ηnsk = μsk<br />

.<br />

Wie auch schon bei den Mixture Models ist die unbedingte Dichtefunktion mit<br />

S<br />

(5-25) f ( yn Θ ) = ∑πs f s( yn<br />

θs<br />

)<br />

s=<br />

1<br />

gegeben, wobei sich allerdings hier <strong>der</strong> Parametervektor Θ = ( πs, θs<br />

)<br />

mensetzt (Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 107).<br />

Die Schätzung <strong>des</strong> Parametervektors Θ = ( πs, θs<br />

)<br />

mit θs = ( βs , λs<br />

) zusam-<br />

kann erneut mit dem EM-Algorithmus vorge-<br />

nommen werden. Mit Ausnahme <strong>der</strong> Schätzung <strong>der</strong> segmentspezifischen GLM ist die Vorgehensweise<br />

identisch mit <strong>der</strong> bei den Mixture Models (De Sarbo <strong>und</strong> Wedel 1994). 204<br />

Es wurden GLIMMIX für ein <strong>und</strong> zwei Segmente gerechnet. Da aufgr<strong>und</strong> einer Vielzahl von fehlen-<br />

den Werten nur 65 Fälle in die <strong>Analyse</strong> eingehen, macht eine tiefergehende Segmentierung aufgr<strong>und</strong><br />

statistischer <strong>und</strong> inhaltlicher Kriterien keinen Sinn.<br />

Zur Erhöhung <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit, daß nicht nur ein lokales Optimum gef<strong>und</strong>en wird, wurden<br />

100 <strong>Analyse</strong>n mit jeweils unterschiedlichen zufälligen Startwerten durchgeführt. Dabei wird folgen-<br />

204 Eine sehr detaillierte Darstellung <strong>des</strong> EM-Algorithmusses, <strong>der</strong> auch bei dem Software-Paket GLIMMIX verwendet<br />

wird, liefern Wedel <strong>und</strong> Kamakura (1998). Siehe ebenfalls Fahrmeir <strong>und</strong> Tutz (1994, S. 355 f).<br />

282


<strong>des</strong>, gemäß den Informationskriterien bestes Ergebnis erzielt, das sich in 80% <strong>der</strong> Versuche einstell-<br />

te:<br />

Tabelle 5-28: Ergebnisse <strong>der</strong> GLIMMIX für die Zahlungsbereitschaft <strong>der</strong> Set-top-box<br />

Unabhängige Variablen<br />

(SPSS-Notation)<br />

Kein Deco<strong>der</strong>kauf, da er<br />

sich noch än<strong>der</strong>t (VV13m)<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Set-top-box<br />

(VV11a)<br />

Set-top-box wird wohl einen<br />

guten Preis haben (VV11b)<br />

Nutzen <strong>des</strong> Systems (Nutzsys)<br />

283<br />

Hypothesen <br />

Wirkung<br />

Aggregierte<br />

Lösung (S=1)<br />

Regressionskoeffizient<br />

(t-Wert)<br />

3–1 - -0,354<br />

(-5,660)<br />

+ 87,804<br />

(945,960)<br />

+ 54,453<br />

(617,083)<br />

+ -0,675<br />

(-388,827)<br />

Alter 3–4 - 5,788<br />

(550,607)<br />

Einkommen 3–5 + -41,374<br />

(-281,973)<br />

Konstante -134,794<br />

(-185,509)<br />

Segmentierte Lösung<br />

(S=2)<br />

SEGMENT 1<br />

SEGMENT 2<br />

Regressionskoeffizient Regressionskoeffizient<br />

(t-Wert)<br />

(t-Wert)<br />

152,187<br />

(1067,177)<br />

385,812<br />

(1623,805)<br />

125,559<br />

(646,430)<br />

-11,640<br />

(-1372,716)<br />

29,749<br />

(1256,899)<br />

-557,041<br />

(-1003,753)<br />

-180,967<br />

(-106,761)<br />

5,045<br />

(66,826)<br />

17,058<br />

(161,555)<br />

21,118<br />

(204,094)<br />

0,035<br />

(19,446)<br />

-3,630<br />

(-270,179)<br />

-0,386<br />

(-2,458)<br />

191,666<br />

(230,968)<br />

Mischungsanteile (n=65) 1 0,255 0,745<br />

Bestimmtheitsmaß 0,1465 0,8614<br />

LnL -486,966 -440,340<br />

AIC 989,932 914,680<br />

CAIC 1007,449 951,904<br />

Es 1,000 0,813<br />

Zunächst fallen die sehr hohen t-Werte <strong>der</strong> Koeffizienten auf. So stimmen bei <strong>der</strong> aggregierten Lö-<br />

sung (ein Segment, S=1) die Werte <strong>der</strong> Koeffizienten mit den Werten <strong>der</strong> Standard-Regression<br />

überein, jedoch übersteigen die mittels GLIMMIX berechneten t-Werte die Werte aus <strong>der</strong> vorheri-<br />

gen <strong>Analyse</strong> (Tabelle 5-27) um ein Vielfaches. Der Gr<strong>und</strong> liegt in <strong>der</strong> unterschiedlichen Berechnung<br />

<strong>der</strong> Standardfehler bei Generalized Linear Model Mixtures. So werden die Standardfehler aus <strong>der</strong><br />

Inversen <strong>der</strong> beobachteten Fischer-Informationsmatrix berechnet (Wedel <strong>und</strong> De Sarbo 1995;<br />

Wedel <strong>und</strong> Kamakura 1998, S. 108). 205 Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong>sen unterscheiden sich die Werte <strong>der</strong> Stan-<br />

dardfehler <strong>und</strong> somit auch die t-Werte enorm. Die unterschiedliche Berechnung <strong>der</strong> Standardfehler<br />

hat zur Folge, daß sich die Signifikanzen <strong>der</strong> ermittelten Parameter einer Standardregression nicht mit<br />

den Ergebnissen <strong>der</strong> GLIMMIX vergleichen lassen. Allerdings ist festzuhalten, daß die Regressions-<br />

koeffizienten <strong>der</strong> aggregierten Lösung nun alle signifikant von Null verschieden sind. Im folgenden<br />

werden <strong>des</strong>wegen immer auch die Lösungen <strong>der</strong> aggregierten <strong>Analyse</strong> berichtet, um dann anschlie-<br />

205 Zur Berechnung <strong>der</strong> Standardfehler bei linearen Regressionsmodellen siehe Draper <strong>und</strong> Smith (1981, S. 25).


ßend die Ergebnisse <strong>der</strong> GLIMMIX zu interpretieren. Ein Vergleich <strong>der</strong> Standardfehler <strong>der</strong> Koeffi-<br />

zienten ist bei segmentierten Lösungen nicht möglich, da die Standardfehler nicht auf die gleiche Wei-<br />

se berechnet werden können wie bei <strong>der</strong> Standard-Regression.<br />

Im Vergleich zur aggregierten Lösung mit einem geringen Erklärungsbeitrag (R 2 = 0,147) nimmt die<br />

Höhe <strong>des</strong> Bestimmtheitsmaßes stark zu (R 2 = 0,861). Das R 2 bei GLIMMIX 206 berechnet sich hier-<br />

bei wie folgt (McFadden 1974 <strong>und</strong> Krafft 1997, S. 631):<br />

(5-26) R<br />

2<br />

log Model<br />

= 1 −<br />

log0−<br />

Model<br />

,<br />

wobei im Nenner <strong>der</strong> Log-Likelihood-Wert eines Null-Modells enthalten ist, das nur eine Konstante<br />

enthält. Im Zähler befindet sich <strong>der</strong> Log-Likelihood-Wert <strong>des</strong> betrachteten Modells. Liegt nur ein<br />

Segment vor, so handelt es sich um das Standard-Bestimmtheitsmaß <strong>der</strong> Regressionsanalysen.<br />

Der stark zunehmende Erklärungsbeitrag bei Berücksichtigung <strong>der</strong> Heterogenität unterstreicht die<br />

Notwendigkeit zur Segmentierung. Die Mischungsanteile <strong>der</strong> beiden Segmente sind in Tabelle 5-28<br />

dargestellt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen Standardfehler sind alle Einflußfaktoren signifikant. Jedoch wird bei genauer<br />

Betrachtung <strong>der</strong> Koeffizienten deutlich, daß erhebliche Unterschiede zwischen den Segmenten beste-<br />

hen. Die Zuordnungswahrscheinlichkeiten <strong>der</strong> einzelnen Nutzer zu einem <strong>der</strong> beiden Segmenten sind<br />

in allen Fällen weit über 50%, so daß eine eindeutige Zuordnung vorgenommen werden kann. Dieses<br />

Ergebnis spiegelt sich auch in dem relativ hohen Entropiemaß wi<strong>der</strong>, welches Auskunft über die Se-<br />

parierungsgüte gibt (Jedidi, Kri<strong>der</strong> <strong>und</strong> Weinberg 1998, S. 404).<br />

Das erste Segment weist mit einem Mittelwert von 321,90 DM (Standardabweichung 324,36 <strong>und</strong><br />

Median 200,00 DM) eine wesentlich geringere durchschnittliche Zahlungsbereitschaft für die Set-<br />

top-box auf als das zweite Segment mit einem Mittelwert von 638,46 DM (Standardabweichung<br />

790,08 <strong>und</strong> Median 300,00 DM). Es besteht jedoch eine sehr hohe Streuung in den Antworten.<br />

Im Gegensatz zu <strong>der</strong> aggregierten Lösung ist die Unsicherheit über die Zukunft <strong>des</strong> Deco<strong>der</strong>s in den<br />

Segmenten positiv mit <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft verknüpft. Dieses Ergebnis ist konträr zu <strong>der</strong> Hypo-<br />

these 3–1 (Je höher die Unsicherheit über die technologische Beständigkeit <strong>der</strong> zur <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Sy-<br />

stems notwendigen Hardware ist, <strong>des</strong>to geringer ist die Zahlungsbereitschaft), die hiermit zu verwer-<br />

fen ist. Eine Interpretation <strong>des</strong> Ergebnisses fällt schwer <strong>und</strong> kann nur durch das geringe Risikobe-<br />

wußtsein <strong>der</strong> Nutzer erklärt werden. Hypothesenkonform sind hingegen die folgenden Parametervor-<br />

zeichen: Zum einen wirkt eine positive Bewertung <strong>der</strong> im Pilotprojekt verwendeten Set-top-box po-<br />

284


sitiv auf die Zahlungsbereitschaft, wobei sich dieser Effekt zwischen den Segmenten stark unterschei-<br />

det. Gleiches gilt für die Wahrnehmung <strong>des</strong> Preises. Mit zunehmen<strong>der</strong> Wahrnehmung, daß die Set-<br />

top-box einen guten Preis haben wird, nimmt auch die Zahlungsbereitschaft zu. Die Annahme, daß<br />

mit zunehmenden Nutzen <strong>des</strong> Systems auch die Zahlungsbereitschaft für das Endgerät steigt, läßt sich<br />

nur bedingt nachweisen. In <strong>der</strong> aggregierten <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> im ersten Segment wi<strong>der</strong>spricht <strong>der</strong> Einfluß<br />

<strong>der</strong> Annahme, wohingegen <strong>der</strong> Koeffizient im zweiten Segment, <strong>der</strong> Hypothese entsprechend, ein<br />

positives Vorzeichen aufweist. Die Hypothese 3–4, die besagt, daß jüngere Personen eher bereit<br />

sind, neue Geräte zu adoptieren, kann nicht falsifiziert werden. So wirkt in <strong>der</strong> aggregierten <strong>Analyse</strong><br />

<strong>und</strong> im ersten Segment diese Variable positiv auf die Zahlungsbereitschaft, jedoch gilt dies nicht für<br />

das zweite Segment. Eine positive Wirkung <strong>des</strong> Alters auf die Zahlungsbereitschaft läßt die Vermu-<br />

tung zu, daß mit zunehmendem Alter auch das Einkommen steigt <strong>und</strong> damit die Zahlungsbereitschaft<br />

implizit zunimmt. Jedoch läßt sich dieses aus den Ergebnissen nicht feststellen, da mit zunehmendem<br />

Einkommen sowohl auf <strong>der</strong> aggregierten als auch auf <strong>der</strong> segmentierten Basis die Zahlungsbereit-<br />

schaft sinkt.<br />

Der Versuch, aus den Ergebnissen Hinweise für das Marketing abzuleiten, ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> sehr un-<br />

terschiedlichen Ausprägungen zwischen den Segmenten <strong>und</strong> <strong>der</strong> extremen Streuung nicht problemlos.<br />

Es werden mehrere Ergebnisse erzielt, die wi<strong>der</strong>sprüchlich zu den Hypothesen sind <strong>und</strong> schwer<br />

nachvollziehbar sind. Allerdings kann aus den Daten abgeleitet werden, daß zum einen unterschiedli-<br />

che Marktsegmente zu bearbeiten sind <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en wesentlich mehr Einflüsse zur genaueren<br />

Untersuchung dieser Fragestellung heranzuziehen sind. Aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong>sen ist die <strong>Analyse</strong> nur bedingt<br />

für Marketing-Implikationen geeignet. Es wird deutlich, daß hier noch ein enormer Forschungsbedarf<br />

besteht.<br />

Die Einflußfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft <strong>des</strong> Endgeräts lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

• Eine segmentierte Betrachtung ist extrem wichtig.<br />

• Die Unsicherheit über die Zukunft <strong>des</strong> Endgeräts wirkt in den beiden Segmenten entgegengesetzt.<br />

285<br />

Ebenfalls lassen sich keine eindeutigen Ergebnisse für die Wirkung <strong>des</strong> Alters <strong>und</strong> <strong>des</strong> Gesamtnut-<br />

zens <strong>des</strong> Systems (Inhalte) aufzeigen.<br />

• Die Erprobung <strong>der</strong> Set-top-box hat, sofern die <strong>Nutzung</strong> einen positiven Eindruck hinterlassen hat,<br />

eine positive Wirkung auf die Zahlungsbereitschaft. Die Wirkung ist gleichgerichtet aber unter-<br />

schiedlich stark in den Segmenten.<br />

206 Die Quelle zur Berechnung <strong>des</strong> Bestimmtheitsmaßes bei GLIMMIX stammt von einem E-mail von Michel We-<br />

del.


• Mit zunehmen<strong>der</strong> Wahrnehmung, daß die Set-top-box einen guten Preis haben wird, nimmt die<br />

Zahlungsbereitschaft zu.<br />

5.5.1.3.2 Einflußfaktoren auf die Gr<strong>und</strong>gebühr<br />

Die Antworten <strong>der</strong> Befragten auf die Frage nach <strong>der</strong> monatlichen Zahlungsbereitschaft (Gr<strong>und</strong>ge-<br />

bühr) bei freier <strong>Nutzung</strong> aller Dienste kann als Anhaltspunkt für den gesamten Nutzen <strong>des</strong> Systems<br />

dienen. Da auch hier nach <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für Dienste im Pilotprojekt <strong>und</strong> im System 2000<br />

gefragt wurde, kann ein Vergleich interessante Aussagen über den Einfluß von Netzeffekten auf die<br />

Einflußfaktoren liefern. Für die Regressionsanalyse werden als abhängige Variablen die Variablen<br />

VV16a (Zahlungsbereitschaft im Pilotversuch) <strong>und</strong> VV16b (Zahlungsbereitschaft im Szenario) he-<br />

rangezogen. Als unabhängige Variablen werden diejenigen betrachtet, die in den vorherigen Ab-<br />

schnitten als potentielle Einflußvariablen auf die Zahlungsbereitschaft bzw. den Nutzen <strong>des</strong> Systems<br />

identifiziert wurden.<br />

Vor Durchführung <strong>der</strong> Regressionsanalysen werden die unabhängigen Variablen auf ihre Multikolli-<br />

nearität überprüft. Die im ersten Schritt vorgenommene bivariate <strong>Analyse</strong> ergibt, daß 19 Variablen-<br />

paare eine Korrelation größer als 0,4 aufweisen. Von diesen 19 Paaren weisen 4 eine Korrelation<br />

größer als 0,5 auf: Der relative Vorteil <strong>des</strong> Home-Shopping korreliert positiv mit dem Informations-<br />

stand über ITV (0,517; p=0,000) <strong>und</strong> <strong>der</strong> wahrgenommenen Kontrolle über die Inhalte (0,538; p=<br />

0,000); die wahrgenommene Komplexität <strong>des</strong> Navigationssystems korreliert positiv mit <strong>der</strong> wahrge-<br />

nommenen Komplexität <strong>des</strong> gesamten Systems (0,516; p=0,000) <strong>und</strong> die Unsicherheit über die<br />

Vorteilhaftigkeit <strong>der</strong> Teilnahme am Pilotversuch korreliert positiv mit <strong>der</strong> Variable „Ich sehe den Nut-<br />

zen <strong>des</strong> ITV bislang nicht“ (0,522; p=0,000). Alle Korrelationen lassen sich als inhaltlich plausibel<br />

ansehen <strong>und</strong> sind hoch signifikant. Die Überprüfung <strong>der</strong> Toleranzwerte ergibt, daß die Variablen<br />

„Relativer Vorteil <strong>des</strong> Home Shopping“ (Toleranz: 0,2065) <strong>und</strong> „Mir ist das System zu komplex“<br />

(Toleranz: 0,21) im ersten Schritt die niedrigsten Werte aufweisen <strong>und</strong> hoch mit jeweils an<strong>der</strong>en Va-<br />

riablen korrelieren. 207 Diese Variablen werden aus dem Datensatz entfernt <strong>und</strong> es wird eine erneute<br />

Berechnung <strong>der</strong> Toleranzwerte vorgenommen. Es zeigt sich, daß die Variablen „ITV ist eine kostspielige<br />

Angelegenheit für mich“ sowie „Alter“ sehr niedrige Werte (0,34 <strong>und</strong> kleiner) aufweisen. 208<br />

Diese werden in einem zweiten Schritt aus <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> entfernt. Nach Ausschluß dieser vier Varia-<br />

blen von einer weiteren regressionsanalytischen Betrachtung weist keine <strong>der</strong> Variablen (in beiden<br />

207<br />

Gleiches gilt für die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> abhängigen Variablen im Szenario. Dort sind die Werte niedriger (Toleranz:<br />

0,20 sowie 0,21).<br />

208<br />

Gleiches gilt für die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> abhängigen Variablen im Szenario. Dort sind die Werte niedriger (Toleranz:<br />

0,34 <strong>und</strong> kleiner).<br />

286


<strong>Analyse</strong>n) einen Toleranzwert unter 0,43 auf. Das Ausmaß <strong>der</strong> Multikollinearität kann als akzeptabel<br />

angesehen werden.<br />

Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Daten zeigt, daß keine Ausreißer vorliegen, da <strong>der</strong> höchste Wert von Cook’s Di-<br />

stance mit 0,32 gering ist.<br />

Insgesamt gehen 26 Variablen <strong>und</strong> 73 Fälle (fallweiser Ausschluß <strong>der</strong> Missing Values) in die <strong>Analyse</strong><br />

<strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft im Pilotprojekt ein. Die Regressionsanalyse für das Szenario enthält 72 Fäl-<br />

le. Es sind folgende Ergebnisse zu berichten:<br />

287


Tabelle 5-29: Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse für die Zahlungsbereitschaft <strong>des</strong> Systems<br />

Unabhängige Variablen (SPSS-<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr im Pilotprojekt Gr<strong>und</strong>gebühr im Szenario<br />

Notation)<br />

(Frage 16a)<br />

(Frage 16b)<br />

(WirRegressions- t-Wert (SiRegressions- t-Wert (Signikung)koeffizient(pargnifikanzkoeffizient(parfikanzniveau)tieller)niveau)tieller)<br />

Komplexität <strong>des</strong> Navigationssy- - -1,527 -0,724<br />

-0,953<br />

-0,213<br />

stems (KLEX_NAV)<br />

(-0,111) (0,473) (-0,033) (0,833)<br />

Geringe Wartezeiten beim Abruf + 0,121 0,073<br />

-0,492<br />

-0,138<br />

von Inhalten (V4a)<br />

(0,010) (0,943) (-0,022) (0,891)<br />

Relativer Vorteil VOD (RV_VOD) + 4,409 1,958 10,608<br />

2,168<br />

(0,259) (0,056) (0,311) (0,035)<br />

Relativer Vorteil Home-Shopping<br />

(RV_HS)<br />

+<br />

Ausschluß aufgr<strong>und</strong> hoher Multikollinearität (Schritt 1)<br />

Angst vor Datenmißbrauch - -1,849 -1,443<br />

-1,940<br />

-0,716<br />

(V8a)<br />

(-0,194) (0,156) (-0,102) (0,477)<br />

Angst vor Verlust sozialer Kon- - 2,682 1,775<br />

3,554<br />

1,107<br />

takte (V8c)<br />

(0,281) (0,082) (0,187) (0,274)<br />

Angst vor Verlust <strong>des</strong> Free-TV - -2,399 -1,939<br />

-2,188<br />

-0,836<br />

(V8d)<br />

(-0,283) (0,059) (-0,129) (0,407)<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Set-top-box + 2,384 1,361<br />

8,058<br />

2,176<br />

(VV11a)<br />

(0,194) (0,180) (0,327) (0,034)<br />

Wunsch nach interaktiver In- + -0,364 -0,227<br />

-0,974<br />

-0,286<br />

haltebeeinflussung (VV12a)<br />

(-0,033) (0,822) (-0,045) (0,776)<br />

Wunsch nach interaktiven Talk- + 0,575 0,492<br />

-3,894<br />

-1,574<br />

shows (VV12b)<br />

(0,071) (0,625) (-0,240) (0,122)<br />

Gut über ITV informiert (VV13b) + -0,418 -0,325<br />

-1,912<br />

-0,699<br />

(0,042) (0,747) (-0,095) (0,488)<br />

Fehler am Pilotprojekt teilzuneh- - 0,212 0,148<br />

1,868<br />

0,612<br />

men (VV13d)<br />

(0,023) (0,883) (0,103) (0,544)<br />

Muß viel lernen, um ITV voll - 1,789 1,421<br />

1,621<br />

0,609<br />

auszureizen (VV13h)<br />

(0,219) (0,162) (0,100) (0,546)<br />

ITV ist eine kostspielige Angelegenheit<br />

(VV13i)<br />

-<br />

Ausschluß aufgr<strong>und</strong> hoher Multikollinearität (Schritt 2)<br />

Wunsch nach vielen Personen + 0,270 0,208<br />

-1,349<br />

-0,490<br />

zum Kommunizieren (VV13j)<br />

(0,031) (0,836) (-0,078) (0,626)<br />

System ist zu komplex (VV13k) - Ausschluß aufgr<strong>und</strong> hoher Multikollinearität (Schritt 1)<br />

Bei Nichteinstieg flopt ITV + 1,387 0,858<br />

2,080<br />

0,608<br />

(VV13l)<br />

(0,115) (0,396) (0,087) (0,546)<br />

Kein erkennbarer Nutzen <strong>des</strong> - -1,022 -0,814<br />

2,841<br />

1,062<br />

ITV (VV13p)<br />

(-0,113) (0,420) (0,156) (0,294)<br />

Restriktionen <strong>und</strong> Sperren sind + 0,753 0,508<br />

2,010<br />

0,635<br />

gut (VV13q)<br />

(0,075) (0,614) (0,100) (0,529)<br />

Angebotene Dienste sind preis- - -3,051 -2,018<br />

-4,513<br />

-1,408<br />

wert (VV13v)<br />

(-0,288) (0,049) (-0,214) (0,166)<br />

Wunsch nach Netzeffekten + 0,291 0,134<br />

6,261<br />

1,354<br />

(NETWISH)<br />

(0,019) (0,894) (0,203) (0,182)<br />

Zeitliche <strong>und</strong> inhaltliche Kon- + -0,508 -0,369<br />

-0,256<br />

-0,088<br />

trolle (KONTROL)<br />

(-0,053) (0,714) (-0,013) (0,930)<br />

Technisch versierter Vielnutzer + -0,772 -0,325<br />

-7,819<br />

-1,549<br />

(FREAK)<br />

(-0,051) (0,747) (-0,259) (0,128)<br />

Relativer Vorteil von Features + -0,085 -0,055<br />

6,683<br />

2,005<br />

(RV_FEAT)<br />

(-0,007) (0,957) (0,267) (0,051)<br />

Zahlungsbereitschaft für Kino- + -0,669 -1,602<br />

-0,817<br />

-0,912<br />

karte (VV17)<br />

(-0,210) (0,116) (-0,129) (0,367)<br />

288


Alter (ALTER) - Ausschluß aufgr<strong>und</strong> hoher Multikollinearität (Schritt 2)<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Internet (VVV26b) + 0,936 0,831<br />

3,190<br />

1,322<br />

(0,110) (0,410) (0,188) (0,193)<br />

Anzahl Kinobesuche (VVV27) + 1,185 0,544<br />

5,891<br />

1,156<br />

(0,074) (0,589) (0,168) (0,254)<br />

Anzahl ausgeliehener Videos + 1,347 0,950<br />

3,391<br />

1,130<br />

(VVV28)<br />

(0,129) (0,347) (0,164) (0,265)<br />

Fallzahl 73 72<br />

R 2<br />

(Adjusted R 2 0,489<br />

0,435<br />

)<br />

(0,217)<br />

(0,127)<br />

F<br />

1,799<br />

1,415<br />

(Signifikanzniveau)<br />

(0,041)<br />

(0,152)<br />

Das Regressionsmodell für die Gr<strong>und</strong>gebühr im Pilotprojekt erklärt 48,9% <strong>der</strong> Varianz (Adjusted<br />

R 2 : 0,217) <strong>und</strong> ist mit einem F-Wert von 1,799 signifikant von Null verschieden. Dies gilt jedoch<br />

nicht für das Regressionsmodell im Szenario. Dort ist die erklärte Varianz mit 0,435 (Adjusted R 2 :<br />

0,152) mit einem F-Wert von 1,415 nicht signifikant.<br />

Es ist zu vermuten, daß auch hier eine sehr hohe Heterogenität vorherrscht. So liegt es nahe, mittels<br />

GLIMMIX <strong>der</strong> Heterogenität Rechnung zu tragen. Dies ist jedoch aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> hohen Variablenan-<br />

zahl in Relation zu <strong>der</strong> Fallzahl von 73 respektive 72 wenig erfolgversprechend. Somit verbleibt nur<br />

die Interpretation <strong>der</strong> linearen Regressionsmodelle.<br />

Folgende Variablen werden für das Pilotprojekt als signifikant (p < 0,1) identifiziert:<br />

Der wahrgenommene relative Vorteil <strong>des</strong> Dienstes Video-on-Demand wirkt – wie angenommen –<br />

positiv auf die Zahlungsbereitschaft im Pilotprojekt. Hypothesenkonträr wirkt die Befürchtung vor<br />

dem Verlust sozialer Kontakte positiv auf die Zahlungsbereitschaft beim Pilotversuch. Dies impli-<br />

ziert, daß die Teilnehmer weniger die Verluste sozialer Kontakte beim ITV befürchten als vielmehr<br />

ITV als ein Mittel gegen den Verlust sozialer Kontakte ansehen. Die neuen Kommunikationsmög-<br />

lichkeiten, die das Interaktive Fernsehen bietet, können als Chance wahrgenommen werden, neue<br />

Kontakte zu knüpfen. Die Wirkung von Chats auf die soziale Interaktion ist nicht erst seit dem Kino-<br />

erfolg <strong>des</strong> Films „E-M@il für Dich“ bekannt. Hypothesenkonform hingegen wirkt die Befürchtung<br />

vor dem Verlust <strong>des</strong> Free-TV negativ auf die Bereitschaft zur Zahlung einer Gr<strong>und</strong>gebühr. Wer sehr<br />

zufrieden mit dem bisherigen TV-Angebot ist, wird demnach weniger bereit sein, viel Geld für Inter-<br />

aktives Fernsehen auszugeben. Ebenfalls hypothesenkonform verhält sich die Wahrnehmung <strong>der</strong><br />

Preise für die Dienste. Je preiswerter die Dienste wahrgenommen werden, <strong>des</strong>to weniger sind die<br />

Personen bereit, eine hohe Gr<strong>und</strong>gebühr zu akzeptieren. Dieses Ergebnis hat eine hohe preispoliti-<br />

sche Bedeutung: Tarifiert <strong>der</strong> Serviceanbieter die einzelnen Filme zu niedrig, dann wird er nicht ohne<br />

weiteres eine hohe Gr<strong>und</strong>gebühr durchsetzen können. For<strong>der</strong>t er hingegen relativ hohe <strong>Nutzung</strong>sent-<br />

gel<strong>der</strong>, dann kann er später eine durchaus hohe Flat-Fee durchsetzen, bei <strong>der</strong> sämtliche Dienste ko-<br />

289


stenlos abgerufen werden können. Eine Strategie <strong>des</strong> Penetration-Pricing kann demnach mit Proble-<br />

men einhergehen, wenn dieses Ergebnis mißachtet wird.<br />

Trotz eines insignifikanten R 2 <strong>des</strong> zweiten Modells sollen kurz die wesentlichen Ergebnisse für das<br />

Szenario dargestellt werden: Der relative Vorteil <strong>des</strong> Dienstes Video-on-Demand wirkt – wie auch<br />

im Pilotprojekt – positiv auf die Zahlungsbereitschaft. Eine positive Wirkung verzeichnet auch die<br />

Beurteilung <strong>der</strong> Set-top-box. Abschließend wirkt <strong>der</strong> relative Vorteil von Features positiv auf die<br />

Zahlungsbereitschaft im Szenario.<br />

Alle an<strong>der</strong>en Variablen weisen keine signifikanten Parameter auf. Dennoch muß darauf hingewiesen<br />

werden, daß eine Reihe von Variablen nicht die angenommene Vorzeichenrichtung aufweisen. Die<br />

Ergebnisse scheinen – u.a. aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> einbezogenen Variablen – nicht frei von Stör-<br />

einflüssen zu sein.<br />

Abschließend sind folgende Nicht-Bef<strong>und</strong>e bemerkenswert: Die Komplexität <strong>des</strong> Navigationssy-<br />

stems scheint ebenso wie die Lernnotwendigkeit zur Bedienung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> nicht zur<br />

Erklärung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft beizutragen. Ebenso sind alle Items, die mit Netzeffekten in Ein-<br />

klang zu bringen sind, insignifikant. Gleiches gilt für den Wunsch nach Interaktivität. Keine Erklä-<br />

rungskraft liefern zudem die Vergleiche zum Internet <strong>und</strong> Kino.<br />

Zusammenfassend sind folgende Einflußfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft für das gesamte System<br />

festzuhalten:<br />

• Nur <strong>der</strong> relative Vorteil <strong>des</strong> Video-on-Demand ist in beiden Regressionsmodellen als signifikanter<br />

Einflußfaktor identifiziert worden.<br />

• Das Bereitstellen von Interaktionsmöglichkeiten för<strong>der</strong>t die Zahlungsbereitschaft, weil auch Per-<br />

sonen mit Befürchtung vor dem Verlust sozialer Kontakte diese z.B. durch Videochats zusätzlich<br />

erlangen können.<br />

• Wer Angst vor Verlust <strong>des</strong> Free-TV hat, weist eine geringere Zahlungsbereitschaft auf.<br />

• Je preiswerter die Dienste wahrgenommen werden, <strong>des</strong>to weniger sind die Personen bereit, eine<br />

hohe Gr<strong>und</strong>gebühr zu akzeptieren.<br />

5.5.1.3.3 Einflußfaktoren auf die Preise pro Film im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen<br />

Die Antworten <strong>der</strong> Befragten bezüglich <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für einzelne Filme können einer<br />

Vielzahl möglicher Einflüsse unterliegen. So kann es beispielsweise sein, daß die Zahlungsbereitschaft<br />

für einen bestimmten Film zum einen von <strong>der</strong> Qualität <strong>des</strong> Inhaltes positiv <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en durch<br />

lange Wartezeiten beim Abruf negativ beeinflußt wird. Wenn diese Einflüsse nicht untersucht werden,<br />

können nur bedingt Preisdifferenzierungsstrategien entwickelt werden.<br />

290


Um die Gefahr von Fehlschlüssen im Marketing zu reduzieren, werden mögliche Einflußfaktoren auf<br />

die angegebene Zahlungsbereitschaft untersucht. Hierfür bieten sich die Antworten auf die Frage 18<br />

nach <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für Filme (z.B. James Bond o<strong>der</strong> Tatort) an. Die Operationalisierung<br />

<strong>der</strong> abhängigen Variable erfor<strong>der</strong>t jedoch eine Entscheidung darüber, ob ein o<strong>der</strong> mehrere bestimmte<br />

Filme ausgewählt werden sollen. Da diese <strong>Analyse</strong> im wesentlichen die Einflüsse auf die Zahlungsbe-<br />

reitschaft herausfiltern soll, werden nur die Angaben <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft herangezogen, die für<br />

im Pilotprojekt erhältliche Filme angegeben wurden. 209 Es handelt sich hierbei um die Filme „Tatort<br />

– Aida“, „Die Schraiers (1)“ <strong>und</strong> „Bild <strong>der</strong> Wissenschaft (Atomzeitalter)“. Die Zahlungsbereitschaft<br />

<strong>der</strong> Nutzer für diese drei Variablen wurde addiert <strong>und</strong> bildet die abhängige Variable. Die Angaben<br />

für die Zahlungsbereitschaft liegen zum einen für das Pilotprojekt sowie zum an<strong>der</strong>en für das Szenario<br />

vor.<br />

Als unabhängige Variablen werden diejenigen betrachtet, die in den vorherigen Abschnitten als po-<br />

tentielle Einflußvariablen auf die Zahlungsbereitschaft identifiziert wurden. Hierbei handelt es sich um<br />

die Einflüsse <strong>der</strong> Wartezeit (Frage 4 a <strong>und</strong> b), dem Wunsch nach Interaktivität (Frage 12a) <strong>und</strong> nach<br />

Netzeffekten (Faktor NETWISH), dem wahrgenommenen relativen Vorteil von Features (Faktor<br />

RV_FEAT) sowie den Gewichten für Video-on-Demand (Frage 5a) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Filme<br />

(Frage 21a). Abschließend wird noch die Beurteilung <strong>der</strong> Angebote im Pilotversuch (Faktor<br />

RD_VOD) als unabhängige Variable einbezogen.<br />

Vor Durchführung <strong>der</strong> Regressionsanalysen werden die unabhängigen Variablen auf ihre Multikolli-<br />

nearität überprüft. Die im ersten Schritt vorgenommene bivariate <strong>Analyse</strong> ergibt, daß 3 Variablen-<br />

paare eine Korrelation größer 0,4 aufweisen (davon 2 größer als 0,5): Zum einen korreliert die<br />

Wichtigkeit <strong>des</strong> Video-on-Demand (Frage 5a) mit <strong>der</strong> Wichtigkeit für interessante Filme (Frage 21a)<br />

relativ hoch (0,65; p = 0,00). Zum an<strong>der</strong>en weisen die Variablen, die die Wahrnehmung <strong>der</strong> Warte-<br />

zeiten beim Abruf von Filmen (4a) <strong>und</strong> die Bereitschaft, diese Wartezeit aufzubringen (4b), operatio-<br />

nalisieren, eine positive Korrelation (0,51; p = 0,00) auf. Diese Korrelationen sind inhaltlich plausibel<br />

<strong>und</strong> hoch signifikant. Die Überprüfung <strong>der</strong> Toleranzwerte ergab, daß insbeson<strong>der</strong>e die Variable<br />

„Wichtigkeit (Punkte) für interessante Filme“ einen relativ niedrigen Wert aufweist (Toleranz: 0,50).<br />

Dieser Wert zwingt nicht unmittelbar zur Eliminierung <strong>der</strong> Variablen, jedoch zeigt sich, daß eine Eli-<br />

minierung eine erhebliche Verbesserung <strong>der</strong> restlichen Toleranzwerte bewirkt. Kein Toleranzwert un-<br />

terschreitet nach Weglassen dieser Variablen den Wert 0,6. Das Ausmaß <strong>der</strong> Multikollinearität kann<br />

nach dem Weglassen <strong>der</strong> Variablen als befriedigend angesehen werden.<br />

209 Aus diesem Gr<strong>und</strong> muß auf die Verwendung eines <strong>der</strong> im Abschnitt 5.5.1.2 gebildeten Faktoren (INFOCLAS,<br />

291<br />

KINO-HITS, TV-Ware o<strong>der</strong> SPORT) verzichtet werden.


Es liegen keine Ausreißer vor, da <strong>der</strong> höchste Wert von Cook´s Distance Maß für das Pilotprojekt<br />

0,19 <strong>und</strong> für das Szenario 0,16 annimmt.<br />

Somit gehen jeweils 85 Fälle in beide <strong>Analyse</strong>n ein. Die Regressionsanalyse ergibt folgen<strong>des</strong> Ergeb-<br />

nis:<br />

Tabelle 5-30: Ergebnisse <strong>der</strong> Regressionsanalyse für die Zahlungsbereitschaft für Filme<br />

Unabhängige Variablen Hypothese Pilotprojekt Szenario<br />

(SPSS-Notation) (Wirkung) Regressionskoeffizient<br />

(partieller)<br />

Relativer Vorteil von Features<br />

(RV-FEAT)<br />

Wunsch nach Inhaltebeeinflussung<br />

(VV12a)<br />

Punkte für Video-on-Demand<br />

(V5a)<br />

Lange Wartezeit beim Aufruf<br />

von Inhalten (V4a)<br />

Wunsch nach Netzeffekten<br />

(NETWISH)<br />

Relativer Vorteil von Video-on-<br />

Demand (RV_VOD)<br />

Bereitschaft auf angefor<strong>der</strong>te<br />

Inhalte zu warten (V4b)<br />

+ -0,342<br />

(-0,127)<br />

- -0,065<br />

(-0,025)<br />

+ -0,063<br />

(-0,324)<br />

- -0,780<br />

(-0,304)<br />

- -0,264<br />

(-0,087)<br />

+ 0,910<br />

(0,228)<br />

+ 0,718<br />

(0,296)<br />

t-Wert (Signifikanzniveau)<br />

-1,175<br />

(0,244)<br />

-0,240<br />

(0,811)<br />

-3,074<br />

(0,003)<br />

-2,357<br />

(0,021)<br />

-0,762<br />

(0,448)<br />

1,961<br />

(0,054)<br />

2,236<br />

(0,028)<br />

Konstante 7,150 3,278<br />

(0,002)<br />

Bestimmtheitsmaß<br />

Adjustiertes Bestimmtheitsmaß<br />

F-Test (Signifikanzniveau)<br />

0,187<br />

0,113<br />

2,53 (p = 0,021)<br />

Regressionskoeffizient<br />

(partieller)<br />

-0,397<br />

(-0,139)<br />

0,068<br />

(0,025)<br />

-0,067<br />

(-0,325)<br />

-0,897<br />

(-0,329)<br />

-0,323<br />

(-0,100)<br />

1,056<br />

(0,249)<br />

0,718<br />

(0,279)<br />

t-Wert (Signifikanzniveau)<br />

-1,295<br />

(0,199)<br />

0,238<br />

(0,813)<br />

-3,102<br />

(0,003)<br />

-2,573<br />

(0,012)<br />

-0,884<br />

(0,379)<br />

2,159<br />

(0,034)<br />

2,120<br />

(0,037)<br />

7,705 3,352<br />

(0,001)<br />

0,199<br />

0,126<br />

2,73 (p = 0,014)<br />

Es zeigt sich, daß die Modelle nur sehr wenig Varianz erklären. Zwar sind beide Modelle signifikant<br />

<strong>und</strong> weisen darüber hinaus mehrere signifikante Einflußvariablen auf, jedoch bleibt <strong>der</strong> Eindruck be-<br />

stehen, daß eine starke Heterogenität <strong>der</strong> Nutzer vorliegt. Zur Überprüfung <strong>des</strong> Einflusses <strong>der</strong> Hete-<br />

rogenität auf das Ergebnis wurden Generalized Linear Mixture Models (GLIMMIX) berechnet. Es<br />

wurden Modelle für ein <strong>und</strong> zwei Segmente gerechnet. Zur Erhöhung <strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit, daß<br />

nicht nur ein lokales Optimum gef<strong>und</strong>en wird, wurden 100 <strong>Analyse</strong>n mit unterschiedlichen zufälligen<br />

Startwerten durchgeführt.<br />

Im folgenden werden zunächst die Ergebnisse für die Angaben im Pilotprojekt dargestellt. Daran an-<br />

schließend werden die Ergebnisse für das System 2000 diskutiert.<br />

Es zeigt sich bei <strong>der</strong> Untersuchung mit den Angaben <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für Filme im Pilotpro-<br />

jekt als abhängige Variable, daß <strong>der</strong> Algorithmus drei Optima identifiziert, wobei das im folgenden<br />

dargestellte Ergebnis, gemäß den Informationskriterien, das beste darstellt. Dieses Ergebnis wurde in<br />

40 von 100 Durchläufen identifiziert.<br />

292


Tabelle 5-31: Ergebnisse <strong>der</strong> GLIMMIX für die Zahlungsbereitschaft <strong>der</strong> Filme im Pilotprojekt<br />

Unabhängige Variablen<br />

(SPSS-Notation)<br />

Relativer Vorteil von Features<br />

(RV-FEAT)<br />

Wunsch nach Inhaltebeeinflussung<br />

(VV12a)<br />

Punkte für Video-on-Demand<br />

(V5a)<br />

Lange Wartezeit beim Aufruf<br />

von Inhalten (V4a)<br />

Wunsch nach Netzeffekten<br />

(NETWISH)<br />

Relativer Vorteil von Videoon-Demand<br />

(RV_VOD)<br />

Bereitschaft auf angefor<strong>der</strong>te<br />

Inhalte zu warten (V4b)<br />

293<br />

Aggregierte<br />

Lösung (S=1)<br />

Wirkung Regressionskoeffizient<br />

(t-Wert)<br />

+ -0,342<br />

(-4,660)<br />

- -0,065<br />

(-0,956)<br />

+ -0,063<br />

(-12,183)<br />

- -0,780<br />

(-9,365)<br />

- -0,264<br />

(-3,010)<br />

+ 0,910<br />

(7,778)<br />

+ 0,718<br />

(8,862)<br />

Konstante 7,150<br />

(3,352)<br />

Segmentierte Lösung<br />

(S=2)<br />

SEGMENT 1<br />

SEGMENT 2<br />

Regressionskoeffizient Regressionskoeffizient<br />

(t-Wert)<br />

(t-Wert)<br />

-0,164<br />

(-1,317)<br />

0,412<br />

(3,244)<br />

-0,149<br />

(-16,072)<br />

-1,364<br />

(-10,556)<br />

0,046<br />

(0,307)<br />

0,196<br />

(1,082)<br />

1,520<br />

(10,126)<br />

10,956<br />

(14,278)<br />

-0,004<br />

(-0,039)<br />

-0,107<br />

(-1,265)<br />

-0,010<br />

(-1,147)<br />

-0,434<br />

(-3,689)<br />

0,239<br />

(2,058)<br />

0,584<br />

(3,392)<br />

0,314<br />

(2,946)<br />

-0,026<br />

(-0,031)<br />

Mischungsanteile (n=85) 1 0,352 0,648<br />

Bestimmtheitsmaß 0,187 0,789<br />

LnL -233,471 -203,307<br />

AIC 484,943 444,615<br />

CAIC 507,031 491,248<br />

Es 1,000 0,758<br />

Im Vergleich zur aggregierten Lösung mit einem geringen Erklärungsbeitrag (R 2 = 0,187) nimmt die<br />

Höhe <strong>des</strong> Bestimmtheitsmaßes stark zu (R 2 = 0,789). Die Höhe <strong>des</strong> Entropiemaßes (Es) läßt auf ei-<br />

ne relativ gute Trennung <strong>der</strong> Segmente schließen. Eine Verbesserung <strong>des</strong> Modells bei zwei Segmen-<br />

ten läßt sich aus den Informationskriterien ableiten. Eine tiefergehende Segmentierung macht aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> geringen Fallzahl keinen Sinn.<br />

Es sind für das Pilotprojekt folgende inhaltliche Erkenntnisse zu berichten:<br />

In <strong>der</strong> aggregierten Lösung zeigt sich, daß vier Einflußvariablen einen signifikanten Einfluß auf die<br />

Zahlungsbereitschaft im Pilotprojekt aufweisen: Je wichtiger <strong>der</strong> Dienst Video-on-Demand für eine<br />

Person ist, <strong>des</strong>to geringer ist die Zahlungsbereitschaft für die Filme. Dieses hypothesenkonträre Er-<br />

gebnis ist nur dadurch zu erklären, daß zwar <strong>der</strong> Dienst sehr wichtig ist, jedoch die bislang über die-<br />

sen Dienst angebotenen Inhalte auf wenig Interesse bei den Nutzern stoßen. Dies ist bei <strong>der</strong> Qualität<br />

<strong>der</strong> angebotenen Inhalten durchaus nachvollziehbar. Hypothesenkonform sind die restlichen signifi-<br />

kanten Einflüsse. Wer die Wartezeit beim Aufrufen <strong>der</strong> Inhalte als lang empfand <strong>und</strong> wenig Bereit-<br />

schaft zeigt, diese Wartezeit für die Filme aufzubringen, weist eine geringe Zahlungsbereitschaft auf.<br />

Personen mit einer positiven Gesamteinstellung zu den angebotenen Inhalten im Video-on-Demand


zeigen hingegen eine höhere Zahlungsbereitschaft. Diese aggregierte Lösung erklärt nur ca. 19% <strong>der</strong><br />

Varianz.<br />

Eine deutlich bessere Varianzerklärung zeigt die segmentierte Lösung, die auch neue signifikante Ein-<br />

flußvariablen aufweist. Zwar wird die Zahlungsbereitschaft <strong>der</strong> Objekte <strong>des</strong> ersten Segments in glei-<br />

cher Weise von <strong>der</strong> Wichtigkeit <strong>des</strong> Video-on-Demand <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wartezeit beeinflußt, jedoch kommt<br />

nun noch <strong>der</strong> Wunsch nach <strong>der</strong> Beeinflussung <strong>der</strong> Inhalte als positiver Einflußfaktor hinzu. Diese neue<br />

signifikante Variable wirkt nicht wie angenommen negativ auf die Zahlungsbereitschaft, son<strong>der</strong>n viel-<br />

mehr positiv. Die Hypothese, daß die Nutzer durch die im Pilotprojekt fehlende Möglichkeit <strong>der</strong> in-<br />

teraktiven Beeinflussung <strong>der</strong> Inhalte mit einer reduzierten Zahlungsbereitschaft reagieren, kann nicht<br />

aufrecht erhalten werden. So ist das Ergebnis eher dahingehend zu interpretieren, daß <strong>der</strong> Wunsch<br />

nach Interaktivität durch die Ermöglichung schon eines geringen Gra<strong>des</strong> von Interaktivität im Pilot-<br />

projekt zu einer Steigerung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft führt. Nicht mehr signifikant in diesem Segment<br />

wirkt das Gesamturteil zum Video-on-Demand auf die Zahlungsbereitschaft. Dieses erste Segment<br />

kann anhand <strong>der</strong> Einflußvariablen als das Segment mit Wunsch nach interessanten <strong>und</strong> interaktiven<br />

Inhalten gekennzeichnet werden, da es sich insbeson<strong>der</strong>e durch die Freude an <strong>der</strong> Interaktivität aus-<br />

zeichnet.<br />

Im zweiten Segment wirken drei Variablen signifikant auf die Zahlungsbereitschaft. Neben den be-<br />

reits dargelegten Auswirkungen <strong>der</strong> Wartezeit, die auch hier wie<strong>der</strong>um hypothesenkonform wirken,<br />

ist noch das Gesamturteil über die Inhalte <strong>des</strong> Video-on-Demand im Pilotprojekt hervorzuheben.<br />

Dieses Segment ist durch die positive Wirkung <strong>der</strong> Einstellung zu den im Piloten angebotenen Inhal-<br />

ten gekennzeichnet.<br />

Nachdem die Ergebnisse für die Zahlungsbereitschaften <strong>der</strong> Nutzer im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Pi-<br />

lotprojekttechnik dargestellt wurden, ist nun eine Untersuchung <strong>der</strong> Einflüsse für das Szenario not-<br />

wendig, um Verzerrungen bei <strong>der</strong> Ermittlung von Netzeffekten zu eliminieren.<br />

Es zeigt sich bei <strong>der</strong> Untersuchung mit den Angaben für das Szenario als abhängige Variable, daß<br />

<strong>der</strong> Algorithmus auch hier drei Optima identifiziert, wobei das im folgenden dargestellte Ergebnis hin-<br />

sichtlich <strong>der</strong> Informationskriterien das beste darstellt. Dieses Ergebnis wurde in 42 von 100 Durch-<br />

läufen identifiziert.<br />

294


Tabelle 5-32: Ergebnisse <strong>der</strong> GLIMMIX für die Zahlungsbereitschaft <strong>der</strong> Filme im Szenario<br />

Unabhängige Variablen<br />

(SPSS-Notation)<br />

Relativer Vorteil von Features<br />

(RV-FEAT)<br />

Wunsch nach Inhaltebeeinflussung<br />

(VV12a)<br />

Punkte für Video-on-Demand<br />

(V5a)<br />

Lange Wartezeit beim Aufruf<br />

von Inhalten (V4a)<br />

Wunsch nach Netzeffekten<br />

(NETWISH)<br />

Relativer Vorteil von Videoon-Demand<br />

(RV_VOD)<br />

Bereitschaft auf angefor<strong>der</strong>te<br />

Inhalte zu warten (V4b)<br />

295<br />

Aggregierte<br />

Lösung (S=1)<br />

Wirkung Regressionskoeffizient<br />

(t-Wert)<br />

+ -0,397<br />

(-5,413)<br />

- 0,068<br />

(0,989)<br />

+ -0,067<br />

(-12,952)<br />

- -0,897<br />

(-10,749)<br />

- -0,323<br />

(-3,683)<br />

+ 1,056<br />

(9,021)<br />

+ 0,718<br />

(8,854)<br />

Konstante 7,705<br />

(14,001)<br />

Segmentierte Lösung<br />

(S=2)<br />

SEGMENT 1<br />

SEGMENT 2<br />

Regressionskoeffizient Regressionskoeffizient<br />

(t-Wert)<br />

(t-Wert)<br />

0,552<br />

(3,937)<br />

0,686<br />

(4,635)<br />

-0,143<br />

(-14,023)<br />

-2,063<br />

(-14,919)<br />

-0,171<br />

(-0,928)<br />

0,749<br />

(4,123)<br />

1,041<br />

(6,114)<br />

11,583<br />

(14,345)<br />

0,111<br />

(1,145)<br />

0,157<br />

(1,957)<br />

0,009<br />

(0,013)<br />

-0,479<br />

(-4,182)<br />

0,255<br />

(2,434)<br />

0,402<br />

(2,383)<br />

0,101<br />

(1,000)<br />

-0,219<br />

(-0,279)<br />

Mischungsanteile (n=85) 1 0,291 0,709<br />

Bestimmtheitsmaß 0,199 0,853<br />

LnL -237,911 -205,064<br />

AIC 493,821 448,128<br />

CAIC 515,910 494,761<br />

Es 1,000 0,832<br />

Auch im Szenario nimmt die Höhe <strong>des</strong> Bestimmtheitsmaßes stark zu (R 2 = 0,853), wenn die Hetero-<br />

genität berücksichtigt wird. Die Höhe <strong>des</strong> Entropiemaßes (Es) läßt auf eine gute Trennung <strong>der</strong> Seg-<br />

mente schließen. Eine Verbesserung <strong>des</strong> Modells bei zwei Segmenten läßt sich aus den Informati-<br />

onskriterien ableiten.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> aggregierten Lösung entsprechen hinsichtlich <strong>der</strong> signifikanten Variablen denen<br />

<strong>des</strong> Pilotprojektes, so daß auf die obigen Ausführungen verwiesen wird. Jedoch verän<strong>der</strong>n sich die<br />

Einflüsse bei <strong>der</strong> segmentierten Betrachtung <strong>der</strong> Einflußfaktoren.<br />

Im ersten Segment <strong>des</strong> Szenarios wirken mit Ausnahme <strong>des</strong> Wunsches nach Netzeffekten alle Va-<br />

riablen signifikant auf die Zahlungsbereitschaft für die Filme. Wie bereits im Pilotprojekt wirkt auch<br />

hier die Relevanz <strong>des</strong> Dienstes Video-on-Demand hypothesenkonträr negativ auf die Zahlungsbereit-<br />

schaft. Weiterhin nicht <strong>der</strong> Erwartung entsprechend, wirkt sowohl in <strong>der</strong> aggregierten Lösung als<br />

auch in diesem Segment <strong>der</strong> Wunsch nach interaktiven Eingriffsmöglichkeiten positiv auf die Zah-<br />

lungsbereitschaft. Dieser Einfluß besteht auch beim ersten Segment <strong>der</strong> Pilotprojekt-Angaben. Lange<br />

Wartezeiten gehen mit einer signifikanten Reduzierung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für die Filme einher.<br />

Features wie z.B. das Vor- <strong>und</strong> Rückspulen eines Filmes wirken positiv auf die Zahlungsbereitschaft.


Es wird deutlich, daß die Nutzer <strong>des</strong> ersten Segments das Video-on-Demand als interessant anse-<br />

hen.<br />

Im zweiten Segment wirkt nur eine Variable stark signifikant, nämlich die negative Einflußvariable <strong>der</strong><br />

Wartezeit. Signifikant sind noch die erwünschten Netzeffekte, die jedoch hier entgegen <strong>der</strong> Hypothe-<br />

se positiv auf die Zahlungsbereitschaft wirken. Dies kann durch die Beschreibung <strong>des</strong> Szenarios er-<br />

klärt werden, in dem die Netzeffekte realisiert wurden. Die Frage nach den Netzeffekten bezog sich<br />

auf die momentane Phase im Piloten. Wer also dort stärkere Netzeffekte wünschte, <strong>der</strong> sah sich im<br />

Szenario bestätigt, <strong>und</strong> dies führt zu einer Zunahme <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für die gleichen Inhalte.<br />

Schließlich wirkt auch hier die positive Wahrnehmung <strong>der</strong> angebotenen Inhalte auf die Zahlungsbe-<br />

reitschaft.<br />

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

• Wartezeiten führen zu einer Absenkung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft, die insbeson<strong>der</strong>e dann noch<br />

verstärkt wird, wenn <strong>der</strong> Nutzer keine Bereitschaft aufweist, diese Wartezeit aufzubringen. Dieses<br />

Ergebnis findet sich in den aggregierten als auch in den segmentspezifischen <strong>Analyse</strong>n.<br />

• Wer die bereits im Pilotversuch angebotenen Inhalte <strong>des</strong> Video-on-Demand als interessant <strong>und</strong><br />

aktuell empfand, reagiert mit einer höheren Zahlungsbereitschaft.<br />

• Es besteht jeweils ein Segment, bei dem <strong>der</strong> Wunsch nach Interaktivität einen Einfluß auf die Zah-<br />

lungsbereitschaft hat.<br />

• Es sind keine überraschenden Nicht-Bef<strong>und</strong>e zu berichten.<br />

5.5.1.3.4 Einflußfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft bei Kinofilmen<br />

Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Einflußfaktoren auf den Erfolg eines Filmes hat insbeson<strong>der</strong>e in den USA mehrere<br />

Forschungsarbeiten initiiert (Eliashberg <strong>und</strong> Sawhney 1994; Sawhney <strong>und</strong> Eliashberg 1996;<br />

Eliashberg <strong>und</strong> Shugan 1997 sowie Jedidi, Kri<strong>der</strong> <strong>und</strong> Weinberg 1998). Der Versuch, die Zahlungs-<br />

bereitschaft für einen „Blockbuster“ im Kino durch mehrere unabhängige Variablen zu erklären, hat<br />

den Charme, Unterschiede zwischen den Einflußfaktoren, die für den Nutzen von Kino- bzw. TV-<br />

Filmen verantwortlich sind, zu identifizieren. Da eine <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Erfolgsfakoren eines Kinofilms nicht<br />

im Fokus dieser Arbeit steht, wurden bei <strong>der</strong> Erhebung keine filmspezifischen Einstellungsvariablen<br />

berücksichtigt, wie sie z.B. von Eliashberg <strong>und</strong> Sawhney (1994, S. 1153) konzeptualisiert wurden.<br />

Als potentielle Einflußfaktoren für die Zahlungsbereitschaft für Kinofilme wurden nutzerspezifische<br />

Variablen wie das Alter <strong>und</strong> Einkommen sowie die durchschnittliche Häufigkeit <strong>der</strong> Kinobesuche <strong>und</strong><br />

Videonutzung herangezogen. Des weiteren wurde angenommen, daß die Gewichtung, die ein Nutzer<br />

für interessante Inhalte im Video-on-Demand vergibt, positiv auf die Zahlungsbereitschaft wirkt.<br />

296


Gleiches gilt für die Zahlungsbereitschaft für den im Abschnitt 5.5.1.2 gebildeten Faktor KINO-<br />

HITS.<br />

Sämtliche Regressionsanalysen – sei es auf aggregierter o<strong>der</strong> segmentierter Ebene – führten zu kei-<br />

nen sinnvollen Ergebnissen, zumal nur ein Bruchteil <strong>der</strong> Varianz (ca. 6%) erklärt werden kann. Dies<br />

läßt sich auf die bereits oben angeführte Problematik <strong>der</strong> fehlenden Messung von filmspezifischen<br />

Einstellungsvariablen zurückführen. Auf eine ausführliche Darstellung <strong>der</strong> regressionsanalytischen Er-<br />

gebnisse wird <strong>des</strong>wegen verzichtet.<br />

Das erhobene Datenmaterial ist demnach nicht für eine Beantwortung einer <strong>der</strong>artigen Fragestellung<br />

geeignet. Somit muß <strong>der</strong> Vergleich von Einflußfaktoren wie z.B. dem Alter zwischen Kino- <strong>und</strong> Vi-<br />

deo-on-Demand Filmen unterbleiben.<br />

5.5.1.4 Schätzung individueller Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

Nachdem die Einflußfaktoren auf die Zahlungsbereitschaft untersucht wurden, haben die folgenden<br />

Ausführungen zum Ziel, die individuellen Zahlungsbereitschaftsfunktionen zu ermitteln. Wie bereits im<br />

Abschnitt 4.3.3 dargestellt wurde, eignen sich Präferenzdaten <strong>und</strong> dabei insbeson<strong>der</strong>e die Nutzerbe-<br />

fragung gut für die Schätzung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen bei Innovationen. In dieser Unter-<br />

suchung werden beide Verfahren <strong>der</strong> Präferenzmessung (kompositionelle <strong>und</strong> dekompositionelle)<br />

eingesetzt <strong>und</strong> anschließend hinsichtlich ihrer Güte für die Schätzung von Zahlungsbereitschaften bei<br />

Innovationen verglichen.<br />

5.5.1.4.1 Auswahl <strong>der</strong> Erhebungsmethoden<br />

In dieser Untersuchung wird mit einem Szenario versucht, die Netzeffekte zu messen, um darauf auf-<br />

bauend die Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> von Diensten im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen bei unterschiedlichen Ta-<br />

rifen prognostizieren zu können.<br />

Es wurden im Fragebogen zwei Verfahren eingesetzt, die geeignet sind, die Zahlungsbereitschafts-<br />

funktionen zu ermitteln. Bei dem kompositionellen Verfahren werden die Nutzer dazu aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

die jeweiligen Nachfragemengen bei unterschiedlichen Preisen anzugeben. Hierbei wird nach Anzahl<br />

abgerufener Filme im Pilotprojekt <strong>und</strong> im Szenario unterschieden.<br />

297


Abbildung 5-51: Frage 14 <strong>des</strong> Fragebogens<br />

14. Bitte geben Sie jeweils an, wie viele Filme Sie für die jeweiligen Preise wohl durchschnittlich pro<br />

Woche anfor<strong>der</strong>n würden.<br />

Anzahl Filme pro Woche im System 2000 (d.h. neuste<br />

Anzahl Filme pro Woche im Pilotprojekt,<br />

Kinohits), die Sie anfor<strong>der</strong>n, wenn je<strong>der</strong> Film...<br />

die Sie anfor<strong>der</strong>n, wenn je<strong>der</strong> Film...<br />

10,00 DM,<br />

6,00 DM,<br />

4,00 DM,<br />

2,00 DM,<br />

1,00 DM,<br />

nichts kostet<br />

8,00 DM,<br />

6,00 DM,<br />

4,00 DM,<br />

2,00 DM,<br />

nichts kostet<br />

Dieses Vorgehen entspricht dem Variable-Menge-Fall, mit <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heit, daß nicht nach Prei-<br />

sen, son<strong>der</strong>n nach Mengen gefragt wird (Simon 1992b, S. 114; Wyner, Benedetti <strong>und</strong> Trapp<br />

1984). 210 Obgleich die Untersuchung von Wyner, Benedetti <strong>und</strong> Trapp (1984) nicht auf individueller<br />

Basis durchgeführt wurde, so wurde dennoch eine ähnliche Vorgehensweise zur Datenbeschaffung<br />

gewählt.<br />

Da anhand <strong>der</strong> Mengenangaben nur Nachfragefunktionen schätzbar sind, kann lediglich bei <strong>der</strong> Mo-<br />

difiziert-exponentiellen Funktion die direkte Schätzung einer nutzungsunabhängigen Zahlungsbereit-<br />

schaft (Parameter ci, siehe Tabelle 4-5) erfolgen. Für alle an<strong>der</strong>en kann die Zahlungsbereitschafts-<br />

funktion nur dann aus <strong>der</strong> Frage 14 ermittelt werden, wenn keine nutzungsunabhängige Zahlungsbe-<br />

reitschaft vorliegt (wenn also gilt c i = 0). Diese Annahme kann für den Zugang zum Video-on-<br />

Demand – also dem reinen Abruf von Filmen – durchaus sinnvoll sein. Auf dieser Annahme basie-<br />

rend, werden die Nachfragefunktionen <strong>und</strong> daraus rückrechnend die Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

für den Fall <strong>der</strong> fehlenden nutzungsunabhängigen Zahlungsbereitschaft ermittelt. Diese gelten dann je-<br />

doch nur für den Video-on-Demand-Dienst.<br />

Wenn aber die Zahlungsbereitschaft für alle Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen ermittelt werden soll,<br />

so schließt dies die Kommunikationsdienste ein. Diese Dienste weisen in <strong>der</strong> Regel einen nutzungsu-<br />

nabhängigen Nutzen auf (Mitchell 1978). So besitzen viele Personen ein Handy, ohne es zu nutzen.<br />

Dennoch sind sie dafür bereit, eine Gr<strong>und</strong>gebühr zu entrichten, da sie zum einen angerufen werden<br />

können, also erreichbar sind, <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en das Handy im Notfall nutzen können. Einen ähnlichen<br />

Nutzen können Dienste wie Video- o<strong>der</strong> E-mail darstellen. Eventuell können auch Home-Shopping-<br />

210 Die direkten Befragungen <strong>der</strong> Preiswirkungen <strong>und</strong> die daraus folgende Ableitung von Preis -Absatz-<br />

Funktionen sind seit den sechziger Jahren zunehmend stärker verwendet worden (vergleiche Simon 1992b, S.<br />

115 <strong>und</strong> die dort angeführte Literatur).<br />

298


Angebote o<strong>der</strong> Service-on-Demand eine nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft induzieren.<br />

Schließlich kann nicht ausgeschlossen werden, daß <strong>der</strong> Zugang zum Video-on-Demand eine ähnliche<br />

Zahlungsbereitschaft auslöst. Damit wird deutlich, daß die Rückführung von <strong>der</strong> Nachfragefunktion<br />

zur Zahlungsbereitschaftsfunktion notwendig ist <strong>und</strong> hierbei die nutzungsunabhängige Zahlungsbereit-<br />

schaft für alle Funktionen zu ermitteln ist. Nur wenn die nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft für<br />

sämtliche Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen – also für das ganze System – bekannt ist, können ge-<br />

nauere Marketing-Maßnahmen für die Vermarktung <strong>des</strong> Systems abgeleitet werden.<br />

Bei Kenntnis <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Nachfragefunktion, die aus den Antworten <strong>der</strong> Frage 14 berechnet<br />

werden können, kann die nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft ermittelt werden. Dies geschieht<br />

durch Rückgriff auf die Konsumentenrente, die wie folgt berechnet wird:<br />

Die Konsumentenrente <strong>des</strong> Nutzers i stellt die Differenz aus Zahlungsbereitschaft (ZBi) <strong>und</strong> Rech-<br />

nungsbetrag (RBi) dar:<br />

(5-27) CSi( qi ) = ZBi ( qi ) − RB( qi<br />

) .<br />

Der Rechnungsbetrag setzt sich annahmegemäß aus einer Gr<strong>und</strong>gebühr F <strong>und</strong> einer nutzungsabhän-<br />

gigen Gebühr p zusammen<br />

(5-28) RB( qi ) = F + p ⋅ qi<br />

.<br />

Durch eine geeignete Fragestellung ist von den Nutzern die Information zu erhalten, wie hoch <strong>der</strong><br />

Rechnungsbetrag maximal sein darf, bei <strong>der</strong> sie zwischen <strong>Nutzung</strong> <strong>und</strong> Nicht-<strong>Nutzung</strong> indifferent<br />

sind. So wurde den Nutzern folgende Frage gestellt:<br />

Abbildung 5-52: Frage 16 <strong>des</strong> Fragebogens<br />

16. Wenn Sie eine monatliche Gr<strong>und</strong>gebühr für die Teilnahme an dem interaktiven Fernsehen entrichten<br />

müßten, dafür aber dann alle Dienste (auch Filme) kostenlos nutzen können, ab welcher<br />

Höhe würden Sie nicht mehr bereit sein, an dem System teilzunehmen?<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr, ab <strong>der</strong> Sie nicht mehr am Pilotprojekt teilnehmen würden<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr, ab <strong>der</strong> Sie nicht mehr am System 2000 teilnehmen würden,<br />

obwohl dort mehr Möglichkeiten (Videokonferenzen, E-mails...) vorliegen<br />

Aus <strong>der</strong> Formulierung wird deutlich, daß <strong>der</strong> nutzungsabhängige Preis gleich Null ist <strong>und</strong> sich <strong>der</strong><br />

Rechnungsbetrag wie folgt zusammensetzt:<br />

(5-29) RB( qi ) = F + p ⋅ qi = F + 0 ⋅ qi = F .<br />

299<br />

DM<br />

DM


Bei einem Rechnungsbetrag von F ist <strong>der</strong> Nutzer zwischen <strong>Nutzung</strong> <strong>und</strong> Nicht-<strong>Nutzung</strong> indifferent.<br />

Dies bedeutet, daß seine Konsumentenrente bei diesem Betrag gleich Null ist:<br />

(5-30) CSi( qi ) = ZBi ( qi ) − F = 0 .<br />

Da die Parameter a i <strong>und</strong> b i durch die Schätzung <strong>der</strong> Nachfragefunktion bekannt sind (bei <strong>der</strong> Mo-<br />

difiziert-exponentiellen Funktion auch c i ) sowie <strong>der</strong> Wert F unmittelbar aus <strong>der</strong> Frage 16 zu ent-<br />

nehmen ist, kann durch Umformen <strong>der</strong> obigen Gleichung für jede Funktion die nutzungsunabhängige<br />

Zahlungsbereitschaft c i ermittelt werden (siehe auch Tabelle 4-5).<br />

Bei Kenntnis <strong>der</strong> individuellen Zahlungsbereitschaftsfunktionen kann dann untersucht werden, wie<br />

sich eine Leistungsdifferenzierung auf die Zahlungsbereitschaft auswirkt. Hierzu wurde folgende Fra-<br />

ge gestellt:<br />

Abbildung 5-53: Frage 15 <strong>des</strong> Fragebogens<br />

15. Um wieviel billiger müßte es sein, wenn Sie bevorzugen,<br />

daß...<br />

• <strong>der</strong> Film eine Werbeunterbrechung von 5 Minuten hat<br />

• <strong>der</strong> Film zwei Werbeunterbrechungen von je 5 Minuten hat<br />

• <strong>der</strong> Film drei Werbeunterbrechungen von je 5 Minuten hat<br />

• <strong>der</strong> Film nur jede halbe St<strong>und</strong>e abgerufen werden kann<br />

• <strong>der</strong> Film nur jede volle St<strong>und</strong>e abgerufen werden kann<br />

• die Wartezeit bis zum Start <strong>des</strong> Films mehr als 10 Minuten<br />

beträgt<br />

Pilotprojekt<br />

System 2000<br />

(d.h. Kinohits)<br />

Wie bereits im Abschnitt 4.3.3 angedeutet wurde, bestehen erhebliche Unsicherheiten bezüglich <strong>der</strong><br />

Eignung <strong>der</strong> einzelnen Verfahren. Simon (1992b, S. 116) weist zudem darauf hin, daß die direkte<br />

Nutzerbefragung nicht ausschließlich zu verwenden ist, da sie seiner Ansicht nach mit Validitätspro-<br />

blemen behaftet ist. Seinem Vorschlag <strong>der</strong> Kreuzvalidierung mit einer an<strong>der</strong>en Methode wird hier<br />

Folge geleistet, indem die Conjoint-<strong>Analyse</strong> (Trade-Off-<strong>Analyse</strong>) verwendet wird (Blamires 1981,<br />

S. 108; Johnson 1974). Sie wurde wie folgt im Fragebogen abgebildet:<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

300


Abbildung 5-54: Frage 19 <strong>des</strong> Fragebogens<br />

19. Der Preis für das interaktive Fernsehen soll sich für das System 2000 aus einer monatlichen<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> den für die einzelnen Filme zu entrichtenden Preis zusammensetzen.<br />

Bitte zeigen Sie uns Ihre<br />

Präferenz für die nachfolgenden<br />

Kombinationen zwischen<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> Preis pro<br />

Film, indem sie Rangplätze (1<br />

bis 16) vergeben.<br />

Da wir davon ausgehen, daß Sie<br />

die höchste Präferenz für den<br />

niedrigsten Preis pro Film in Kombination<br />

mit <strong>der</strong> niedrigsten monatlichen<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr haben, ist<br />

dort schon eine “1” eingetragen<br />

(Entsprechend wurde <strong>der</strong> Rang<br />

16 für die teuerste Kombination<br />

vergeben).<br />

301<br />

Preis pro Film<br />

im System 2000<br />

2,50 DM<br />

5,00 DM<br />

7,50 DM<br />

10,00 DM<br />

monatlicher Gr<strong>und</strong>preis im System 2000<br />

0 DM 10,00 DM 20,00 DM 30,00 DM<br />

Die Conjoint-<strong>Analyse</strong> bezieht sich nur auf das Szenario (System 2000). Da im Variable-Mengen-<br />

Fall die Zahlungsbereitschaftsfunktionen sowohl für die Dienste in Pilotprojekt- als auch in System-<br />

2000-Qualität ermittelt werden, ist ein Vergleich zur Untersuchung <strong>der</strong> Validität auf <strong>der</strong> Basis <strong>des</strong><br />

Szenarios möglich.<br />

Eine detaillierte Diskussion <strong>der</strong> jeweiligen Methoden erfolgt in den nächsten Abschnitten, in denen<br />

die Schätzungen vorgenommen werden. Zunächst wird jedoch die generelle Vorgehensweise noch<br />

einmal in übersichtlicher Form dargestellt.<br />

5.5.1.4.2 Übersicht zur Vorgehensweise<br />

Es werden zwei Methoden zur Schätzung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen verwendet: Zum einen<br />

die Mengenbefragung (kompositionell) <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en die Conjoint-<strong>Analyse</strong> (dekompositionell). In<br />

<strong>der</strong> Mengenbefragung werden die Angaben für das Pilotprojekt <strong>und</strong> für das System 2000 ausgewer-<br />

tet, wohingegen die Conjoint-<strong>Analyse</strong> nur auf das System 2000 bezug nimmt. Somit können nur die<br />

Angaben aus dem Szenario miteinan<strong>der</strong> verglichen werden.<br />

Da in dem kompositionellen Bereich Daten für das Pilotprojekt <strong>und</strong> für das System 2000 vorliegen,<br />

kann die Auswirkung von Netzeffekten auf die Zahlungsbereitschaft auf individueller Basis ermittelt<br />

werden. Durch die Fragestellung, die <strong>der</strong> Mengenbefragung zugr<strong>und</strong>e liegt, ist es möglich, Zahlungs-<br />

bereitschaften für den Dienst „Video-on-Demand“ <strong>und</strong> Zahlungsbereitschaften für alle Dienste zu er-<br />

mitteln. Damit die Zahlungsbereitschaft für alle Dienste – also für das gesamte System – ermittelt<br />

werden kann, ist die Schätzung <strong>der</strong> nutzungsunabhängigen Zahlungsbereitschaft notwendig.<br />

1<br />

16


Nachdem die Zahlungsbereitschaftsfunktionen durch die Mengenbefragung ermittelt wurden, werden<br />

die Auswirkungen einer Leistungsdifferenzierung auf die Zahlungsbereitschaft aufgezeigt. Auch hier ist<br />

ein Vergleich für die Auswirkungen <strong>der</strong> Netzeffekte möglich.<br />

Die folgende Übersicht zeigt die Vorgehensweise in komprimierter Form auf:<br />

Abbildung 5-55: Vorgehensweise <strong>der</strong> Messung <strong>der</strong> Netzeffekte anhand von Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

Kompositionelle Verfahren<br />

Pilotprojekt<br />

Ja<br />

Nutzerangaben<br />

Szenario<br />

Vollständige <strong>und</strong><br />

plausible Angaben?<br />

Nein: Datensatz<br />

verwerfen<br />

Schätzung <strong>und</strong> Auswahl<br />

<strong>der</strong> Funktionen<br />

QuadMultiMod.Sem.ratischplikat.expo.loga. Valide<br />

Validitätscheck bzgl.<br />

• Parameterausprägung<br />

• Maximale Zahlungsbereitschaft<br />

• Sättigungsmenge<br />

• Elastizitäten<br />

• Residuenquadrate<br />

Nicht valide:<br />

Funktion verwerfen<br />

<strong>Nutzung</strong>sunabhängige<br />

Zahlungsbereitschaft<br />

Leistungsdifferenzierung<br />

Pilotprojekt<br />

Szenario<br />

Untersuchung <strong>der</strong><br />

Netzeffekte<br />

Validitätstest<br />

Dekompositionelle Verfahren<br />

Ja<br />

Nutzerangaben<br />

Szenario<br />

Vollständige <strong>und</strong><br />

plausible Angaben?<br />

Nein: Datensatz<br />

verwerfen<br />

Schätzung <strong>und</strong> Auswahl<br />

<strong>der</strong> Funktionen<br />

QuadMultiMod.Sem.ratischplikat.expo.loga. Valide<br />

Validitätscheck bzgl.<br />

• Parameterausprägung<br />

• Maximale Zahlungsbereitschaft<br />

• Sättigungsmenge<br />

• Elastizitäten<br />

• Residuenquadrate<br />

• Korrelationen<br />

Ende<br />

Nicht valide:<br />

Funktion verwerfen<br />

302


5.5.1.4.3 Kompositionelle Verfahren<br />

5.5.1.4.3.1 Auswahl <strong>der</strong> Nutzer<br />

Bevor die individuellen Nachfragefunktionen geschätzt werden, sind die vorliegenden Datensätze <strong>der</strong><br />

Frage 14 hinsichtlich folgen<strong>der</strong> Kriterien zu prüfen:<br />

• Da Netzeffekte analysiert werden sollen, müssen die individuellen Datensätze für die nachgefrag-<br />

303<br />

te Menge im Pilotprojekt <strong>und</strong> im System 2000 vollständig vorliegen. Liegt nur eine Angabe voll-<br />

ständig vor, so wird <strong>der</strong> Fall dennoch aus <strong>der</strong> weiteren Betrachtung ausgeschlossen, da kein<br />

Vergleich <strong>der</strong> Funktionen möglich ist.<br />

• Wenn die Datensätze fehlende Werte aufweisen, so wird auf die Berechnung <strong>der</strong> Nachfrage-<br />

funktion verzichtet, da zu wenig Datenpunkte vorliegen.<br />

• Wenn die Nachfragemenge nicht mit dem Preis variiert, so liegt eine für den betrachteten Bereich<br />

vollkommen unelastische Nachfrage vor. So fragt z.B. <strong>der</strong> Nutzer 8 unabhängig vom Preis stets<br />

einen Film nach. Dies impliziert, daß die Nachfragefunktion eine Konstante darstellt. Weist eine<br />

Person bei dem Pilotprojekt <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> dem Szenario eine solche unelastische Nachfrage auf,<br />

dann wird auf die Schätzung verzichtet <strong>und</strong> ein direkter Vergleich zur Ableitung von Netzeffekten<br />

vorgenommen.<br />

• Unplausible Datensätze werden eliminiert. Ein Datensatz ist insbeson<strong>der</strong>e dann unplausibel, wenn<br />

zunächst bei steigendem Preis die nachgefragte Menge ab- <strong>und</strong> dann wie<strong>der</strong> zunimmt.<br />

Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> individuellen Angaben von 89 Nutzern ergibt folgen<strong>des</strong> Bild: 15 Nutzer weisen ent-<br />

we<strong>der</strong> bei den Angaben für das Pilotprojekt <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> bei den Angaben für das Szenario fehlende<br />

Werte auf. Sie wurden aus <strong>der</strong> weiteren Betrachtung ausgeschlossen. 14 Nutzer weisen eine unela-<br />

stische Nachfrage auf. Diese Datensätze werden im Abschnitt 5.5.2 für den Vergleich <strong>der</strong> Netzeffek-<br />

te geson<strong>der</strong>t betrachtet. Es verbleiben 60 Nutzer für die <strong>Analyse</strong>.<br />

Diese 60 Nutzer gaben verwertbare Antworten. Einige Nutzer gaben an, daß sie bei einem bestimm-<br />

ten Preis z.B. 1,5 Filme anfor<strong>der</strong>n würden. Da die Frage aber auf eine Woche bezogen wurde, ist<br />

anzunehmen, daß <strong>der</strong> Nutzer monatlich etwa 6 Filme sieht <strong>und</strong> einen Durchschnittswert angab. An-<br />

<strong>der</strong>e Nutzer gaben z.T. eine sehr hohe Anzahl von Filmen an, wenn die <strong>Nutzung</strong> kostenlos ist. So<br />

liegt das Maximum <strong>der</strong> Nachfragemenge bei kostenloser <strong>Nutzung</strong> bei 20 Filmen in <strong>der</strong> Woche. Zwar<br />

ist diese Menge relativ hoch, jedoch ist nicht gr<strong>und</strong>sätzlich von einem Film mit 90 Minuten Spieldauer<br />

auszugehen, da auch <strong>der</strong> Abruf einer 30-minütigen Reportage möglich ist. Es wird ebenfalls deutlich,<br />

daß die Angaben <strong>der</strong> Nutzer sehr heterogen sind, da sehr hohe Standardabweichungen vorliegen.<br />

Damit wird erneut ersichtlich, daß eine Aussage über die Relevanz von Netzeffekten am besten auf


einer disaggregierten Ebene vorzunehmen ist. Die folgende Tabelle zeigt die <strong>des</strong>kriptiven Statistiken<br />

<strong>der</strong> 60 Nutzer:<br />

Tabelle 5-33: Anzahl angefor<strong>der</strong>ter Filme pro Woche beim Preis von x DM (n=60)<br />

Preis pro Film Durchschnittliche Anzahl Filme pro Woche,<br />

die im Pilotprojekt angefor<strong>der</strong>t we rden<br />

(Standardabweichung)<br />

Durchschnittliche Anzahl Filme pro Woche,<br />

die im Szenario angefor<strong>der</strong>t werden<br />

(Standardabweichung)<br />

10,00 DM N/A 0,38 (0,78)<br />

Minimum: 0,00; Maximum: 4,00<br />

8,00 DM N/A 0,5 (0,89)<br />

Minimum: 0,00; Maximum: 4,00<br />

6,0 DM 0,68 (0,94)<br />

1,19 (0,16)<br />

Minimum: 0,00; Maximum: 4,50<br />

Minimum: 0,00; Maximum: 4,00<br />

4,0 DM 1,20 (1,28)<br />

1,98 (1,46)<br />

Minimum: 0,00; Maximum: 5,00<br />

Minimum: 0,00; Maximum: 5,00<br />

2,0 DM 2,15 (1,71)<br />

3,31 (2,18)<br />

Minimum: 0,00; Maximum: 7,00<br />

Minimum: 0,00; Maximum: 10,00<br />

1,0 DM 3,42 (2,60)<br />

Minimum: 0,00; Maximum: 11,00<br />

N/A<br />

kostenlos 5,54 (4,29)<br />

Minimum: 0,30; Maximum: 20,00<br />

Menge<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Preis<br />

Menge Pilot<br />

Menge Szenario<br />

5,82 (4,08)<br />

Minimum: 2,00; Maximum: 20,00<br />

Nachdem die nicht plausiblen, unvollständigen bzw. unelastischen Angaben aus <strong>der</strong> weiteren <strong>Analyse</strong><br />

ausgeschlossen wurden, wird nun mit <strong>der</strong> Schätzung <strong>der</strong> Parameter <strong>und</strong> <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> geeigneten<br />

Funktion fortgefahren.<br />

5.5.1.4.3.2 Schätzung <strong>der</strong> Parameter <strong>und</strong> Auswahl <strong>der</strong> Funktionsverläufe<br />

Die Fragestellung, die den Auswertungen zugr<strong>und</strong>e liegt, erfor<strong>der</strong>t eine Schätzung <strong>der</strong> Parameter ei-<br />

ner Nachfragefunktion. Da nicht unmittelbar eine nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft für Vi-<br />

deo-on-Demand auszuschließen ist, soll gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>der</strong> Parameter c i mitgeschätzt werden. Die<br />

unmittelbare Schätzung <strong>des</strong> Parameters ist jedoch nur bei <strong>der</strong> Nachfragefunktion <strong>der</strong> Modifiziert-<br />

304


exponentiellen Funktion möglich. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e muß <strong>der</strong> Parameter c i wie oben bereits dar-<br />

gestellt über die Konsumentenrente geschätzt werden. Aus Gründen <strong>der</strong> Übersichtlichkeit soll <strong>des</strong>-<br />

wegen auch bei <strong>der</strong> Modifiziert-exponentiellen Funktion <strong>der</strong> Parameter c i über die Konsumenten-<br />

rente erfaßt werden.<br />

Die Nachfragefunktion <strong>der</strong> im Abschnitt 4.3.2.1 dargestellten Quadratischen Zahlungsbereitschafts-<br />

funktion hat einen linearen Verlauf <strong>und</strong> kann somit unmittelbar einer linearen Regression unterworfen<br />

werden. Für alle an<strong>der</strong>en Funktionen ist eine Linearisierung <strong>der</strong> Nachfragefunktion notwendig, wenn<br />

die Parameter mit <strong>der</strong> gleichen Methode geschätzt werden sollen. Die folgende Tabelle liefert einen<br />

Überblick <strong>der</strong> vorzunehmenden Transformationen.<br />

305


Tabelle 5-34: Linearisierung <strong>der</strong> Nachfragefunktionen<br />

Funktion Form Formel<br />

Quadratische<br />

Zahlungsbereit-<br />

schaftsfunktion<br />

Multiplikative<br />

Zahlungsbereit-<br />

schaftsfunktion <br />

Modifiziert-<br />

exponentielle <br />

Zahlungsbereit-<br />

schaftsfunktion <br />

Semi-<br />

logarithmische <br />

Zahlungsbereit-<br />

schaftsfunktion<br />

Nachfragefunktion<br />

q<br />

i<br />

ai<br />

1<br />

= − ⋅ p<br />

b b<br />

i i<br />

Linearisierte Nachfrage q = α + β ⋅ p<br />

Rückrechnung <strong>der</strong> Parameter<br />

Nachfragefunktion<br />

Linearisierte Nachfrage<br />

Rückrechnung <strong>der</strong> Parameter<br />

Nachfragefunktion<br />

Linearisierte Nachfrage<br />

Rückrechnung <strong>der</strong> Parameter<br />

i i i<br />

1<br />

a i = αi<br />

⋅ b i <strong>und</strong> bi<br />

= −<br />

β<br />

⎡ p ⎤<br />

q i = ⎢ ⎥<br />

⎣a<br />

i ⋅ bi<br />

⎦<br />

⎛ 1 ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ bi−1⎠ ln( q i )=<br />

( b −1)<br />

( b −1) a i = e<br />

i<br />

1<br />

⋅ln( p)<br />

−<br />

1<br />

⋅ln( ai ⋅ bi<br />

)<br />

i 1 2 43 i 1 4 4 4 2 4 4 43<br />

β α<br />

i i<br />

αi−α i⋅bi−ln( bi<br />

)<br />

<strong>und</strong> bi = 1<br />

1<br />

b<br />

β i<br />

+ 1<br />

( i i i )<br />

q i (p) = ⋅ ln( a ⋅ b ) − c − ln ( p)<br />

q i (p) =<br />

a i =<br />

i<br />

1 1<br />

⋅ ln( ai ⋅ bi<br />

) − ⋅ ln( p)<br />

1<br />

bi44<br />

2 4 43<br />

{<br />

bi<br />

( αi⋅bi )<br />

e<br />

b<br />

Nachfragefunktion q i (p) =<br />

( −bi⋅p a ⋅ e<br />

)<br />

Quelle: In Anlehnung an Skiera (1998b, S. 272).<br />

Linearisierte Nachfrage ln( q i ) =<br />

i<br />

i<br />

α β<br />

i i<br />

<strong>und</strong> b i = 1<br />

β i<br />

ln(<br />

123<br />

ai ) −<br />

{<br />

bi ⋅ p<br />

Rückrechnung <strong>der</strong> Parameter ai = e i α <strong>und</strong> bi = β i<br />

Vor <strong>der</strong> Parameterschätzung ist zu überlegen, ob sich eine <strong>der</strong> Funktionen bereits zu diesem Zeit-<br />

punkt anhand theoretischer Überlegungen als wenig sinnvoll erweist. Wie bereits im Abschnitt<br />

αi<br />

βi<br />

306


4.3.2.1 dargestellt wurde, weisen die Multiplikative sowie die Modifiziert-exponentielle Funktion<br />

keine Sättigungsmenge auf. Diese Annahme ist inhaltlich wenig plausibel, wenn man sich vor Augen<br />

führt, daß <strong>der</strong> Tag nur 24 St<strong>und</strong>en zum Fernsehen aufweist. Insofern ist die Verwendung dieser bei-<br />

den Funktionstypen bereits aus inhaltlichen Gesichtspunkten nicht unkritisch. Neben den inhaltlichen<br />

Bedenken kommen auch methodische Probleme hinzu, die im folgenden genauer dargestellt werden.<br />

Bevor die Schätzungen für jeden einzelnen Nutzer durchgeführt werden, soll anhand <strong>der</strong> Durch-<br />

schnittsmengen <strong>der</strong> 60 Nutzer für Filme im Pilotprojekt (Tabelle 5-33) eine Probeschätzung für alle<br />

vier Nachfragefunktionen vorgenommen werden. Die Schätzungen ergeben folgen<strong>des</strong> Bild:<br />

Tabelle 5-35: Schätzergebnisse <strong>der</strong> Nachfragefunktion aus den durchschnittlichen Angaben im Pilotprojekt<br />

307<br />

Quadratische<br />

Funktion<br />

Multiplikative<br />

Funktion<br />

Modifiziert-exponentielle<br />

Funktion<br />

Semi-logarithmische<br />

Funktion<br />

Parameter α 4,52 0,67 -0,72 1,59<br />

Parameter β -0,74 -0,27 2,49 -0,34<br />

Parameter a 6,11 Nicht berechenbar 23,08 4,91<br />

Parameter b 1,35 -2,69 1,39 0,34<br />

Maximale Zahlungsbereitschaft<br />

13,81 Keine maximale Zahlungsbereitschaft<br />

23,08 14,44<br />

Sättigungsmenge 4,52 Keine Sättigungsmenge Keine Sättigungsmenge 4,91<br />

Residuenquadrate 0,84 Nicht berechenbar 0,91 0,78<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Schätzungen zeigen, daß Probleme bei <strong>der</strong> Parameterschätzung <strong>der</strong> Nachfrage-<br />

funktionen bestehen. So lassen sich die Parameter <strong>der</strong> linearisierten Form nur bei <strong>der</strong> Quadratischen<br />

Funktion direkt aus den Daten schätzen – bei allen an<strong>der</strong>en muß eine Konstante zu den Ausgangsda-<br />

ten addiert werden, da <strong>der</strong> Logarithmus bei einem Preis o<strong>der</strong> einer Nachfragemenge von Null nicht<br />

definiert ist. Die Wahl <strong>der</strong> Konstanten kann dabei erhebliche Auswirkungen auf die Lösung haben<br />

(Naert <strong>und</strong> Weverbergh 1985; Skiera 1998b). Im folgenden wird zu jedem Preis <strong>und</strong> je<strong>der</strong> Menge,<br />

wenn nötig, eine Konstante von 0,01 addiert, um eine Nicht-Definition <strong>des</strong> Logarithmus zu vermeiden<br />

(Naert <strong>und</strong> Weverbergh 1985). 211<br />

Bei <strong>der</strong> Multiplikativen Funktion bereitet die Rückrechnung <strong>der</strong> Werte (α <strong>und</strong> β ) auf die eigentli-<br />

chen Parameter <strong>der</strong> Funktion (a <strong>und</strong> b) erhebliche Schwierigkeiten. Der geschätzte Parameter β<br />

weist ein negatives Vorzeichen auf. Dies hat die inhaltliche Konsequenz, daß die Zahlungsbereitschaft<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> Menge sinkt. Dies impliziert, daß z.B. die Personen für fünf Filme weniger bereit<br />

211 Einige Ergebnisse, in denen eine Konstante von 0,001 addiert wurde, sind bei Petzoldt (1998) nachzulesen.


sind auszugeben als für zwei Filme – ein solches Ergebnis ist wenig plausibel. Neben dem inhaltlich<br />

nicht sinnvollen Ergebnis hat ein negatives Vorzeichen <strong>des</strong> Parameters β methodisch zur Folge, daß<br />

die Rückrechnung auf den Parameter a nicht möglich ist, da <strong>der</strong> Logarithmus für negative Werte nicht<br />

definiert ist. Somit sind die Parameter für die Zahlungsbereitschaftsfunktion nicht vollständig zu be-<br />

stimmen.<br />

Die inhaltlichen Überlegungen (keine Sättigungsmenge <strong>und</strong> sinkende Zahlungsbereitschaft bei stei-<br />

gen<strong>der</strong> Menge) <strong>und</strong> methodischen Probleme führen zum Ausschluß <strong>der</strong> Multiplikativen Funktion.<br />

Da auch die Modifiziert-exponentielle Funktion über keine Sättigungsmenge verfügt, sie z.T. zu ex-<br />

trem hohen maximalen Zahlungsbereitschaften führt (bis zu 703.584,26 DM pro Woche, Petzoldt<br />

1998, S. 58) <strong>und</strong> sie überdies noch weitere methodische Probleme bei <strong>der</strong> Anpassung aufweist<br />

(Skiera 1998b, S. 277), wird auch sie im folgenden nicht weiter betrachtet.<br />

Die verbleibenden beiden Funktionen weisen folgende Verläufe für die Beispieldaten <strong>des</strong> Pilotpro-<br />

jekts auf:<br />

Abbildung 5-56: Funktionsverläufe <strong>der</strong> verwendeten Funktionen für die Durchschnittswerte<br />

Funktionsverlauf <strong>der</strong><br />

Quadratischen<br />

Funktion<br />

Funktionsverlauf <strong>der</strong><br />

Semi-logarith-<br />

mischen Funktion<br />

Menge<br />

Menge<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Preis<br />

geschätzt<br />

beobachtet<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Preis<br />

geschätzt<br />

beobachtet<br />

308


Die Übersicht zeigt, daß beide Funktionen eine relativ gute Anpassung an die Ausgangsdaten errei-<br />

chen. Als Fazit ist demnach festzuhalten, daß nur noch die Quadratische <strong>und</strong> die Semi-logarithmische<br />

Funktion im weiteren Verlauf <strong>der</strong> kompositionellen Verfahren zur Schätzung <strong>der</strong> individuellen Zah-<br />

lungsbereitschaften verwendet werden, die im folgenden Abschnitt vorgenommen wird.<br />

5.5.1.4.3.3 Ermittelte individuelle Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

Nachdem sich die weiteren Schätzungen auf die Quadratische <strong>und</strong> Semi-logarithmische Funktion be-<br />

ziehen, werden die folgenden Schritte <strong>des</strong> Ablaufs anhand <strong>der</strong> Abbildung 5-55 vollzogen. So werden<br />

zunächst die Parameter ai <strong>und</strong> bi <strong>der</strong> individuellen Nachfragefunktionen geschätzt. Nach Berechnung<br />

<strong>der</strong> Parameter wird dann eine Auswahl <strong>der</strong> Funktion für jeden einzelnen Nutzer auf <strong>der</strong> Basis <strong>des</strong><br />

Fits vorgenommen. Abschließend wird nach Überprüfung <strong>der</strong> Validität <strong>der</strong> Funktionen <strong>der</strong> Parame-<br />

ter ci über die Konsumentenrente ermittelt, um damit Zahlungsbereitschaften für das gesamte System<br />

abzuleiten.<br />

Zunächst sollen die Schätzergebnisse für die Quadratische <strong>und</strong> für die Semi-logarithmische Funktion<br />

<strong>der</strong> Angaben für die Filme im Pilotprojekt analysiert werden. Die folgenden beiden Tabellen zeigen<br />

neben den Parametern <strong>der</strong> individuellen Zahlungsbereitschaftsfunktion auch die Sättigungsmenge für<br />

Filme (Sättigung), die maximale Zahlungsbereitschaft pro Woche für Filme (Max. ZB) – d.h. ohne<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> nutzungsunabhängigen Zahlungsbereitschaft –, die Residuenquadratsumme <strong>und</strong><br />

die Punktelastizitäten <strong>der</strong> Nachfragefunktion für 2 DM, 4 DM <strong>und</strong> 6 DM.<br />

Als Gütemaß für den statistischen Fit <strong>der</strong> Funktion wird die Quadratsumme <strong>der</strong> Residuen verwendet.<br />

Zwar kann auch das Bestimmtheitsmaß <strong>der</strong> jeweiligen Schätzung herangezogen werden, jedoch sagt<br />

dies nur etwas über die Qualität <strong>der</strong> Schätzung <strong>der</strong> linarisierten Form aus. Etwas besser lassen sich<br />

die Residuenquadrate interpretieren, da sie nach <strong>der</strong> Rückrechnung <strong>der</strong> Schätzparameter in die ei-<br />

gentlich erwünschten Parameter die Abweichungen von den beobachteten Mengen zu den berechne-<br />

ten Mengen darstellen.<br />

Die Punktelastizität wird für jeweils 2 DM, 4 DM <strong>und</strong> 6 DM angegeben, da dann eine unmittelbare<br />

Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Elastizitäten mit den Angaben für das Szenario gegeben ist.<br />

309


Tabelle 5-36: Schätzergebnisse <strong>der</strong> Quadratischen Funktion (Filme im Pilotprojekt)<br />

Zahlungsbereitschaften für Pilotprojekt (Kompositionelle Verfahren ohne Leistungsdifferenzierung)<br />

Quadratische Funktion<br />

ParaParaPara- Elastizität 2 Elastizität 4 Elastizität 6 Gr<strong>und</strong>-<br />

Nutzer meter a meter b meter c Sättigung Max. ZB Residuen DM DM DM gebühr<br />

1 8,85 4,46 21,23 1,98 8,77 2,03 -0,29 -0,83 -2,11 30,00<br />

3 5,11 3,14 15,84 1,63 4,16 0,44 -0,64 -3,61 0,00 20,00<br />

5 8,06 34,12 -0,95 0,24 0,95 0,01 -0,33 -0,99 -2,91 0,00<br />

7 7,24 1,55 -6,95 4,68 16,95 0,30 -0,38 -1,23 -4,84 10,00<br />

9 6,82 1,76 6,78 3,88 13,22 1,69 -0,42 -1,42 -7,33 20,00<br />

14 5,76 0,98 -11,85 5,86 16,85 2,79 -0,53 -2,28 0,00 5,00<br />

15 6,91 1,03 26,73 6,73 23,27 0,78 -0,41 -1,37 -6,58 50,00<br />

16 4,38 1,78 -0,39 2,46 5,39 2,46 -0,84 -10,40 0,00 5,00<br />

17 4,51 1,59 -1,39 2,84 6,39 9,61 -0,80 -7,89 0,00 5,00<br />

18 4,89 1,63 -4,31 2,99 7,31 2,51 -0,69 -4,51 0,00 3,00<br />

19 4,51 0,42 -4,49 10,85 24,49 164,99 -0,80 -7,80 0,00 20,00<br />

20 4,60 1,43 2,60 3,22 7,40 7,89 -0,77 -6,61 0,00 10,00<br />

21 4,65 0,68 4,18 6,81 15,82 30,17 -0,76 -6,18 0,00 20,00<br />

22 4,65 0,34 13,35 13,62 31,65 120,69 -0,76 -6,18 0,00 45,00<br />

23 12,37 3,05 -15,06 4,05 25,06 0,31 -0,19 -0,48 -0,94 10,00<br />

25 5,14 0,58 -17,88 8,91 22,88 7,54 -0,64 -3,51 0,00 5,00<br />

26 5,39 0,87 -11,66 6,18 16,66 2,30 -0,59 -2,88 0,00 5,00<br />

30 10,33 4,83 18,95 2,14 11,05 0,21 -0,24 -0,63 -1,38 30,00<br />

31 6,56 2,83 22,39 2,32 7,61 0,30 -0,44 -1,56 -10,70 30,00<br />

32 8,06 3,41 40,48 2,36 9,52 1,21 -0,33 -0,99 -2,91 50,00<br />

33 6,42 1,47 16,98 4,37 14,02 0,44 -0,45 -1,65 -14,36 31,00<br />

34 6,13 1,26 16,10 4,86 14,90 0,21 -0,48 -1,88 -46,00 31,00<br />

39 10,97 3,80 -0,81 2,88 15,81 0,20 -0,22 -0,57 -1,21 15,00<br />

40 10,97 3,80 4,19 2,88 15,81 0,20 -0,22 -0,57 -1,21 20,00<br />

41 7,74 1,56 -9,23 4,97 19,23 1,23 -0,35 -1,07 -3,45 10,00<br />

42 8,93 2,11 31,11 4,23 18,89 2,78 -0,29 -0,81 -2,05 50,00<br />

43 10,80 1,41 -31,26 7,64 41,26 1,21 -0,23 -0,59 -1,25 10,00<br />

44 8,46 1,13 -16,75 7,51 31,75 4,51 -0,31 -0,90 -2,44 15,00<br />

45 5,99 0,65 -17,52 9,19 27,52 4,17 -0,50 -2,01 0,00 10,00<br />

46 8,20 0,80 -27,03 10,25 42,03 1,75 -0,32 -0,95 -2,73 15,00<br />

47 6,01 16,22 3,89 0,37 1,11 0,03 -0,50 -1,99 -858,37 5,00<br />

48 5,50 0,97 -5,65 5,69 15,65 1,17 -0,57 -2,67 0,00 10,00<br />

49 4,57 0,82 2,28 5,56 12,72 38,92 -0,78 -6,96 0,00 15,00<br />

50 5,11 3,14 0,84 1,63 4,16 0,44 -0,64 -3,61 0,00 5,00<br />

51 5,50 2,42 -1,26 2,28 6,26 0,83 -0,57 -2,67 0,00 5,00<br />

52 10,33 4,83 18,95 2,14 11,05 0,21 -0,24 -0,63 -1,38 30,00<br />

53 7,76 2,58 -1,67 3,01 11,67 0,51 -0,35 -1,07 -3,42 10,00<br />

54 16,03 2,44 -2,62 6,56 52,62 0,61 -0,14 -0,33 -0,60 50,00<br />

57 13,31 4,46 -9,85 2,98 19,85 2,03 -0,18 -0,43 -0,82 10,00<br />

60 10,33 2,97 12,05 3,47 17,95 4,58 -0,24 -0,63 -1,38 30,00<br />

62 6,20 1,13 -12,09 5,51 17,09 2,51 -0,48 -1,81 -29,43 5,00<br />

64 5,50 0,76 30,18 7,21 19,82 18,97 -0,57 -2,67 0,00 50,00<br />

66 5,32 0,36 0,46 14,86 39,54 60,21 -0,60 -3,03 0,00 40,00<br />

67 4,38 0,89 19,23 4,91 10,77 50,86 -0,84 -10,40 0,00 30,00<br />

71 4,89 0,44 -12,15 11,09 27,15 39,54 -0,69 -4,48 0,00 15,00<br />

72 4,38 8,92 3,92 0,49 1,08 0,51 -0,84 -10,40 0,00 5,00<br />

73 4,38 8,92 3,92 0,49 1,08 0,51 -0,84 -10,40 0,00 5,00<br />

74 5,08 1,13 8,55 4,51 11,45 2,51 -0,65 -3,71 0,00 20,00<br />

75 6,82 2,11 18,98 3,23 11,02 0,78 -0,42 -1,42 -7,33 30,00<br />

77 4,87 1,26 15,60 3,86 9,40 4,21 -0,70 -4,60 0,00 25,00<br />

78 6,26 3,05 23,57 2,05 6,43 0,31 -0,47 -1,77 -22,80 30,00<br />

79 5,36 2,07 14,08 2,58 6,92 0,48 -0,60 -2,95 0,00 21,00<br />

80 7,37 1,11 -3,49 6,64 24,49 0,97 -0,37 -1,19 -4,37 21,00<br />

81 8,19 2,15 84,40 3,81 15,60 5,67 -0,32 -0,96 -2,75 100,00<br />

82 5,60 1,67 50,59 3,36 9,41 0,97 -0,55 -2,49 0,00 60,00<br />

83 8,53 2,70 26,50 3,16 13,50 1,61 -0,31 -0,88 -2,37 40,00<br />

84 5,11 3,14 10,84 1,63 4,16 0,44 -0,64 -3,61 0,00 15,00<br />

85 5,13 1,95 -6,76 2,63 6,76 0,70 -0,64 -3,53 0,00 0,00<br />

86 5,00 2,00 -6,25 2,50 6,25 1,00 -0,67 -4,00 0,00 0,00<br />

87 5,11 3,14 -4,16 1,63 4,16 0,44 -0,64 -3,61 0,00 0,00<br />

Summe<br />

272,40 915,72 617,47 -30,26 -181,25 -1049,43 1262,00<br />

Mittelwert<br />

4,54 15,26 10,29 -0,50 -3,02 -17,49 21,03<br />

Standardabweichung<br />

3,14 10,88 28,04 0,20 2,75 110,66 18,57<br />

Maximum<br />

14,86 52,62 164,99 -0,14 -0,33 0,00 100,00<br />

Minimum<br />

0,24 0,95 0,01 -0,84 -10,40 -858,37 0,00<br />

310


Tabelle 5-37: Schätzergebnisse <strong>der</strong> Semi-logarithmischen Funktion (Filme im Pilotprojekt)<br />

Parameter Parameter Parameter<br />

Elastizität 2 Elastizität 4 Elastizität 6 Gr<strong>und</strong>-<br />

Nutzer a b c Sättigung Max. ZB Residuen DM DM DM gebühr<br />

1 1,73 0,12 15,89 1,73 14,11 2,06 -0,24 -0,49 -0,73 30,00<br />

3 2,68 1,03 17,41 2,68 2,59 0,90 -2,06 -4,13 -6,19 20,00<br />

5 0,23 0,16 -1,46 0,23 1,46 0,01 -0,32 -0,64 -0,96 0,00<br />

7 5,16 0,26 -9,76 5,16 19,76 0,07 -0,52 -1,05 -1,57 10,00<br />

9 4,03 0,27 4,92 4,03 15,08 1,15 -0,53 -1,07 -1,60 20,00<br />

14 14,04 0,98 -9,40 14,04 14,40 55,20 -1,95 -3,90 -5,85 5,00<br />

15 7,80 0,31 24,83 7,80 25,17 1,35 -0,62 -1,24 -1,86 50,00<br />

16 0,21 0,70 4,70 0,21 0,30 22,94 -1,39 -2,79 -4,18 5,00<br />

17 1,22 1,01 3,80 1,22 1,20 14,61 -2,03 -4,06 -6,09 5,00<br />

18 4,88 1,16 -1,22 4,88 4,22 1,26 -2,31 -4,63 -6,94 3,00<br />

19 10,75 1,34 11,96 10,75 8,04 86,30 -2,67 -5,35 -8,02 20,00<br />

20 1,59 1,06 8,51 1,59 1,49 13,80 -2,12 -4,25 -6,37 10,00<br />

21 3,15 1,20 17,38 3,15 2,62 63,43 -2,41 -4,81 -7,22 20,00<br />

22 5,76 1,33 40,67 5,76 4,33 274,82 -2,66 -5,31 -7,97 45,00<br />

23 4,16 0,11 -27,41 4,16 37,41 0,34 -0,22 -0,44 -0,67 10,00<br />

25 18,85 1,39 -8,59 18,85 13,59 98,16 -2,77 -5,55 -8,32 5,00<br />

26 14,83 1,03 -9,37 14,83 14,37 63,24 -2,06 -4,13 -6,19 5,00<br />

30 2,21 0,14 14,48 2,21 15,52 0,23 -0,28 -0,57 -0,85 30,00<br />

31 5,10 0,82 23,78 5,10 6,22 11,32 -1,64 -3,27 -4,91 30,00<br />

32 5,25 0,78 43,25 5,25 6,75 14,65 -1,55 -3,11 -4,66 50,00<br />

33 10,67 0,91 19,31 10,67 11,69 49,18 -1,83 -3,65 -5,48 31,00<br />

34 11,90 0,94 18,30 11,90 12,70 52,44 -1,88 -3,75 -5,63 31,00<br />

39 2,94 0,13 -8,46 2,94 23,46 0,15 -0,25 -0,50 -0,75 15,00<br />

40 2,94 0,13 -3,46 2,94 23,46 0,15 -0,25 -0,50 -0,75 20,00<br />

41 5,22 0,22 -13,99 5,22 23,99 0,87 -0,44 -0,87 -1,31 10,00<br />

42 4,09 0,15 22,72 4,09 27,28 2,29 -0,30 -0,60 -0,90 50,00<br />

43 8,05 0,14 -45,85 8,05 55,85 2,42 -0,29 -0,58 -0,86 10,00<br />

44 8,06 0,21 -23,67 8,06 38,67 5,58 -0,42 -0,83 -1,25 15,00<br />

45 10,81 0,40 -17,04 10,81 27,04 1,27 -0,80 -1,60 -2,40 10,00<br />

46 10,98 0,21 -37,64 10,98 52,64 2,27 -0,42 -0,83 -1,25 15,00<br />

47 0,40 0,32 3,77 0,40 1,23 0,02 -0,64 -1,29 -1,93 5,00<br />

48 13,75 1,01 -3,55 13,75 13,55 62,08 -2,03 -4,06 -6,09 10,00<br />

49 5,89 1,21 10,14 5,89 4,86 17,68 -2,42 -4,85 -7,27 15,00<br />

50 2,68 1,03 2,41 2,68 2,59 0,90 -2,06 -4,13 -6,19 5,00<br />

51 4,18 1,10 1,19 4,18 3,81 7,46 -2,19 -4,39 -6,58 5,00<br />

52 2,21 0,14 14,48 2,21 15,52 0,23 -0,28 -0,57 -0,85 30,00<br />

53 3,14 0,22 -4,58 3,14 14,58 0,37 -0,43 -0,86 -1,29 10,00<br />

54 6,59 0,07 -38,56 6,59 88,56 0,45 -0,15 -0,30 -0,45 50,00<br />

57 2,82 0,08 -26,65 2,82 36,65 1,99 -0,15 -0,31 -0,46 10,00<br />

60 3,15 0,10 -0,78 3,15 30,78 4,55 -0,20 -0,41 -0,61 30,00<br />

62 5,96 0,34 -12,62 5,96 17,62 0,90 -0,68 -1,35 -2,03 5,00<br />

64 6,88 0,39 32,15 6,88 17,85 11,57 -0,77 -1,54 -2,31 50,00<br />

66 16,53 0,49 6,46 16,53 33,54 13,55 -0,99 -1,97 -2,96 40,00<br />

67 0,30 0,77 29,61 0,30 0,39 94,15 -1,55 -3,10 -4,65 30,00<br />

71 19,93 1,42 1,00 19,93 14,00 87,23 -2,85 -5,70 -8,54 15,00<br />

72 0,10 0,52 4,81 0,10 0,19 0,82 -1,03 -2,07 -3,10 5,00<br />

73 0,10 0,52 4,81 0,10 0,19 0,82 -1,03 -2,07 -3,10 5,00<br />

74 8,50 1,25 13,18 8,50 6,82 16,38 -2,49 -4,99 -7,48 20,00<br />

75 7,46 0,85 21,22 7,46 8,78 23,42 -1,70 -3,40 -5,10 30,00<br />

77 6,34 1,21 19,75 6,34 5,25 3,23 -2,42 -4,84 -7,26 25,00<br />

78 4,24 0,80 24,71 4,24 5,29 5,74 -1,60 -3,20 -4,81 30,00<br />

79 5,28 0,91 15,18 5,28 5,82 5,42 -1,81 -3,63 -5,44 21,00<br />

80 7,25 0,25 -7,90 7,25 28,90 0,47 -0,50 -1,00 -1,51 21,00<br />

81 3,47 0,15 77,57 3,47 22,43 5,39 -0,31 -0,62 -0,93 100,00<br />

82 7,21 0,90 52,02 7,21 7,98 11,25 -1,81 -3,62 -5,42 60,00<br />

83 3,20 0,18 22,07 3,20 17,93 1,35 -0,36 -0,71 -1,07 40,00<br />

84 2,68 1,03 12,41 2,68 2,59 0,90 -2,06 -4,13 -6,19 15,00<br />

85 4,72 1,14 -4,16 4,72 4,16 4,22 -2,27 -4,54 -6,81 0,00<br />

86 4,24 1,12 -3,77 4,24 3,77 2,23 -2,25 -4,50 -6,75 0,00<br />

87 2,68 1,03 -2,59 2,68 2,59 0,90 -2,06 -4,13 -6,19 0,00<br />

Summe<br />

351,17 923,63 1228,13 -78,38 -156,76 -235,14 1262,00<br />

Mittelwert<br />

5,85 15,39 20,47 -1,31 -2,61 -3,92 21,03<br />

Standardabweichung<br />

4,60 16,08 42,62 0,88 1,77 2,65 18,57<br />

Maximum<br />

19,93 88,56 274,82 -0,15 -0,30 -0,45 100,00<br />

Minimum<br />

0,10 0,19 0,01 -2,85 -5,70 -8,54 0,00<br />

311<br />

Zahlungsbereitschaften für Pilotprojekt (Kompositionelle Verfahren ohne Leistungsdifferenzierung)<br />

Semi-logarithmische Funktion


Bei Fokussierung <strong>der</strong> Diskussion auf die Zahlungsbereitschaftsfunktionen ohne eine nutzungsabhängi-<br />

ge Zahlungsbereitschaft zeigen sich bei <strong>der</strong> Quadratischen <strong>und</strong> Semi-logarithmischen Funktion zu-<br />

nächst folgende Ergebnisse:<br />

Die Sättigungsmenge für Filme liegt bei beiden Funktionsverläufen in einem nachvollziebaren Rah-<br />

men. So weist die Quadratische Funktion im Mittel eine Sättigungsmenge von 4,54 <strong>und</strong> die Semi-<br />

logarithmische Funktion einen Wert von 5,85 Filmen pro Woche auf. Diese Werte sind unmittelbar<br />

einsichtig, wenn ein Vergleich zur mittleren täglichen Fernsehnutzung eines B<strong>und</strong>esbürgers gezogen<br />

wird, die bei 183 Minuten anzusiedeln ist (Abbildung 2-2).<br />

Die mittlere maximale Zahlungsbereitschaft für Filme pro Woche liegt bei beiden Funktionen bei<br />

knapp über 15 DM. Dieser Wert ist auch plausibel, wobei hier explizit noch einmal hervorzuheben<br />

ist, daß keine nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft berücksichtigt wurde.<br />

Die durchschnittliche Residuenquadratsumme ist bei <strong>der</strong> Quadratischen Funktion deutlich geringer als<br />

bei <strong>der</strong> Semi-logarithmischen Funktion. Es zeigen sich teilweise erhebliche Unterschiede <strong>der</strong> Residu-<br />

enquadratsummen bei den beiden Funktionen. Bei einigen Nutzern (z.B. 19 <strong>und</strong> 22) sind beide<br />

Funktionen nicht in <strong>der</strong> Lage, eine sehr gute Anpassung an die Beobachtungen zu liefern.<br />

Die Preiselastizitäten weisen plausible Werte auf, wenngleich sich die Werte z.T. oberhalb <strong>der</strong> bei<br />

Konsumgütern gemessenen Elastizitäten bewegen (Tellis 1988). Ein Gr<strong>und</strong> hierfür könnten die be-<br />

grenzten technischen Möglichkeiten <strong>und</strong> die relativ geringe Qualität <strong>der</strong> Inhalte im Pilotprojekt dar-<br />

stellen. Die Preiselastizität steigt ebenfalls mit zunehmenden Preisen an. Die Preiselastizität von –0,50<br />

bei einem Preis von 2 DM bei <strong>der</strong> Quadratischen Funktion ist mit den Ergebnissen einer Untersu-<br />

chung für Telekommunikationsdienstleistungen in den USA vergleichbar (Mitchell 1978). Bei <strong>der</strong> Be-<br />

rechnung <strong>der</strong> Preiselastizitäten bei <strong>der</strong> Quadratischen Nachfragefunktion ist zu beachten, daß Werte<br />

von p>ai zu einer Nachfrage von Null führen, wenn die Nicht-Stetigkeit <strong>der</strong> Funktion beachtet wird.<br />

Insofern gilt für die Nutzer i, <strong>der</strong>en Parameter ai beim Preis von 6 DM unter diesen Wert liegt, daß<br />

sie keine Filme mehr nachfragen – in <strong>der</strong> Tabelle 5-36 werden die Elastizitäten in diesem Fall gleich<br />

Null gesetzt. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Nichtstetigkeit <strong>der</strong> Funktion ist auch die sehr hohe Elastizität von –858,37<br />

<strong>des</strong> Nutzers 47 zu erklären, da <strong>der</strong> Parameter ai mit 6,01 nur knapp oberhalb <strong>der</strong> Grenze von 6<br />

liegt.<br />

Die Funktionen verlaufen für den zufällig ausgewählten Nutzer 41 wie folgt:<br />

312


Abbildung 5-57: Funktionsverläufe für Nutzer 41<br />

313<br />

Nachfrage-<br />

funktionen <br />

Zahlungs-<br />

bereitschafts-<br />

funktionen<br />

Menge<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Zahlungsbereitschaft<br />

Quadratische<br />

Funktion<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Semi-Log.<br />

Funktion<br />

Preis<br />

Semi-Log.<br />

Funktion<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Menge<br />

Quadratische<br />

Funktion<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß plausible Ergebnisse vorliegen. Es ist nun eine Auswahl<br />

<strong>der</strong> Funktionen vorzunehmen, um für jeden einzelnen Nutzer die Funktion anzuwenden, die den be-<br />

sten Fit erzielt. Als Kriterium wird die Residuenquadratsumme herangezogen. Nach diesem Kriteri-<br />

um ist die Quadratische Funktion mit 38 Fällen <strong>der</strong> Semi-logarithmischen Funktion mit 22 Fällen<br />

überlegen.<br />

Nachdem die Auswahl durchgeführt wurde, wird anschließend die nutzungsunabhängige Zahlungsbe-<br />

reitschaft für die jeweiligen Nutzer interpretiert.<br />

Die folgende Übersicht zeigt jeweils die besten Funktionen für jeden einzelnen Nutzer auf, wobei für<br />

die grau hinterlegten Nutzer die Semi-logarithmische <strong>und</strong> für die an<strong>der</strong>en Nutzer die Quadratische<br />

Funktion zur Anwendung kam. Diese Angaben sind in den Management-Implikationen aufzugreifen,<br />

da sie die genauesten Ergebnisse liefern.


Tabelle 5-38: Ergebnisse <strong>der</strong> besten Zahlungsbereitschaftsfunktion (Filme im Pilotprojekt)<br />

Zahlungsbereitschaften für Pilotprojekt (Kompositionelle Verfahren ohne Leistungsdifferenzierung)<br />

Quadratische Funktion versus Semi-logarithmische Funktion<br />

ParaParaPara- Elastizität Elastizität Elastizität Gr<strong>und</strong>-<br />

Nutzer meter a meter b meter c Sättigung Max. ZB Residuen 2 DM 4 DM 6 DM gebühr<br />

1 8,85 4,46 21,23 1,98 8,77 2,03 -0,29 -0,83 -2,11 30,00<br />

3 5,11 3,14 15,84 1,63 4,16 0,44 -0,64 -3,61 0,00 20,00<br />

5 8,06 34,12 -0,95 0,24 0,95 0,01 -0,33 -0,99 -2,91 0,00<br />

7 5,16 0,26 -9,76 5,16 19,76 0,07 -0,52 -1,05 -1,57 10,00<br />

9 4,03 0,27 4,92 4,03 15,08 1,15 -0,53 -1,07 -1,60 20,00<br />

14 5,76 0,98 -11,85 5,86 16,85 2,79 -0,53 -2,28 0,00 5,00<br />

15 6,91 1,03 26,73 6,73 23,27 0,78 -0,41 -1,37 -6,58 50,00<br />

16 4,38 1,78 -0,39 2,46 5,39 2,46 -0,84 -10,40 0,00 5,00<br />

17 4,51 1,59 -1,39 2,84 6,39 9,61 -0,80 -7,89 0,00 5,00<br />

18 4,88 1,16 -1,22 4,88 4,22 1,26 -2,31 -4,63 -6,94 3,00<br />

19 10,75 1,34 11,96 10,75 8,04 86,30 -2,67 -5,35 -8,02 20,00<br />

20 4,60 1,43 2,60 3,22 7,40 7,89 -0,77 -6,61 0,00 10,00<br />

21 4,65 0,68 4,18 6,81 15,82 30,17 -0,76 -6,18 0,00 20,00<br />

22 4,65 0,34 13,35 13,62 31,65 120,69 -0,76 -6,18 0,00 45,00<br />

23 12,37 3,05 -15,06 4,05 25,06 0,31 -0,19 -0,48 -0,94 10,00<br />

25 5,14 0,58 -17,88 8,91 22,88 7,54 -0,64 -3,51 0,00 5,00<br />

26 5,39 0,87 -11,66 6,18 16,66 2,30 -0,59 -2,88 0,00 5,00<br />

30 10,33 4,83 18,95 2,14 11,05 0,21 -0,24 -0,63 -1,38 30,00<br />

31 6,56 2,83 22,39 2,32 7,61 0,30 -0,44 -1,56 -10,70 30,00<br />

32 8,06 3,41 40,48 2,36 9,52 1,21 -0,33 -0,99 -2,91 50,00<br />

33 6,42 1,47 16,98 4,37 14,02 0,44 -0,45 -1,65 -14,36 31,00<br />

34 6,13 1,26 16,10 4,86 14,90 0,21 -0,48 -1,88 -46,00 31,00<br />

39 2,94 0,13 -8,46 2,94 23,46 0,15 -0,25 -0,50 -0,75 15,00<br />

40 2,94 0,13 -3,46 2,94 23,46 0,15 -0,25 -0,50 -0,75 20,00<br />

41 5,22 0,22 -13,99 5,22 23,99 0,87 -0,44 -0,87 -1,31 10,00<br />

42 4,09 0,15 22,72 4,09 27,28 2,29 -0,30 -0,60 -0,90 50,00<br />

43 10,80 1,41 -31,26 7,64 41,26 1,21 -0,23 -0,59 -1,25 10,00<br />

44 8,46 1,13 -16,75 7,51 31,75 4,51 -0,31 -0,90 -2,44 15,00<br />

45 10,81 0,40 -17,04 10,81 27,04 1,27 -0,80 -1,60 -2,40 10,00<br />

46 8,20 0,80 -27,03 10,25 42,03 1,75 -0,32 -0,95 -2,73 15,00<br />

47 0,40 0,32 3,77 0,40 1,23 0,02 -0,64 -1,29 -1,93 5,00<br />

48 5,50 0,97 -5,65 5,69 15,65 1,17 -0,57 -2,67 0,00 10,00<br />

49 5,89 1,21 10,14 5,89 4,86 17,68 -2,42 -4,85 -7,27 15,00<br />

50 5,11 3,14 0,84 1,63 4,16 0,44 -0,64 -3,61 0,00 5,00<br />

51 5,50 2,42 -1,26 2,28 6,26 0,83 -0,57 -2,67 0,00 5,00<br />

52 10,33 4,83 18,95 2,14 11,05 0,21 -0,24 -0,63 -1,38 30,00<br />

53 3,14 0,22 -4,58 3,14 14,58 0,37 -0,43 -0,86 -1,29 10,00<br />

54 6,59 0,07 -38,56 6,59 88,56 0,45 -0,15 -0,30 -0,45 50,00<br />

57 2,82 0,08 -26,65 2,82 36,65 1,99 -0,15 -0,31 -0,46 10,00<br />

60 3,15 0,10 -0,78 3,15 30,78 4,55 -0,20 -0,41 -0,61 30,00<br />

62 5,96 0,34 -12,62 5,96 17,62 0,90 -0,68 -1,35 -2,03 5,00<br />

64 6,88 0,39 32,15 6,88 17,85 11,57 -0,77 -1,54 -2,31 50,00<br />

66 16,53 0,49 6,46 16,53 33,54 13,55 -0,99 -1,97 -2,96 40,00<br />

67 4,38 0,89 19,23 4,91 10,77 50,86 -0,84 -10,40 0,00 30,00<br />

71 4,89 0,44 -12,15 11,09 27,15 39,54 -0,69 -4,48 0,00 15,00<br />

72 4,38 8,92 3,92 0,49 1,08 0,51 -0,84 -10,40 0,00 5,00<br />

73 4,38 8,92 3,92 0,49 1,08 0,51 -0,84 -10,40 0,00 5,00<br />

74 5,08 1,13 8,55 4,51 11,45 2,51 -0,65 -3,71 0,00 20,00<br />

75 6,82 2,11 18,98 3,23 11,02 0,78 -0,42 -1,42 -7,33 30,00<br />

77 6,34 1,21 19,75 6,34 5,25 3,23 -2,42 -4,84 -7,26 25,00<br />

78 6,26 3,05 23,57 2,05 6,43 0,31 -0,47 -1,77 -22,80 30,00<br />

79 5,36 2,07 14,08 2,58 6,92 0,48 -0,60 -2,95 0,00 21,00<br />

80 7,25 0,25 -7,90 7,25 28,90 0,47 -0,50 -1,00 -1,51 21,00<br />

81 3,47 0,15 77,57 3,47 22,43 5,39 -0,31 -0,62 -0,93 100,00<br />

82 5,60 1,67 50,59 3,36 9,41 0,97 -0,55 -2,49 0,00 60,00<br />

83 3,20 0,18 22,07 3,20 17,93 1,35 -0,36 -0,71 -1,07 40,00<br />

84 5,11 3,14 10,84 1,63 4,16 0,44 -0,64 -3,61 0,00 15,00<br />

85 5,13 1,95 -6,76 2,63 6,76 0,70 -0,64 -3,53 0,00 0,00<br />

86 5,00 2,00 -6,25 2,50 6,25 1,00 -0,67 -4,00 0,00 0,00<br />

87 5,11 3,14 -4,16 1,63 4,16 0,44 -0,64 -3,61 0,00 0,00<br />

Summe<br />

281,27 993,63 453,60 -38,96 -170,91 -180,17 1262,00<br />

Mittelwert<br />

4,69 16,56 7,56 -0,65 -2,85 -3,00 21,03<br />

Standardabweichung<br />

3,29 14,22 20,43 0,53 2,72 6,91 18,57<br />

Maximum<br />

16,53 88,56 120,69 -0,15 -0,30 0,00 100,00<br />

Minimum<br />

0,24 0,95 0,01 -2,67 -10,40 -46,00 0,00<br />

314


Bei <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse ist zu beachten, daß die maximale Zahlungsbereitschaft für die<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Video-on-Demand <strong>und</strong> aller an<strong>der</strong>en Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen durch die je-<br />

weilige Angabe <strong>der</strong> maximal akzeptierten Gr<strong>und</strong>gebühr aus Frage 16 (letzte Spalte) gegeben ist. Die<br />

Spalte mit <strong>der</strong> maximalen Zahlungsbereitschaft gibt hingegen an, wie hoch diese für Video-on-<br />

Demand ist.<br />

Bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> individuellen Parameter ci tritt bei einigen Nutzern ein negatives Vorzeichen<br />

auf. Ein solches Vorzeichen impliziert, daß das Angebot im Pilotprojekt in <strong>der</strong> momentanen Situation<br />

keinen Nutzen stiftet, son<strong>der</strong>n vielmehr eine Subvention notwendig erscheint. Diese ist insbeson<strong>der</strong>e<br />

dann erfor<strong>der</strong>lich, wenn <strong>der</strong> Nutzen aus dem Abruf von Filmen gering ist <strong>und</strong> somit die Konsumen-<br />

tenrente aus <strong>der</strong> Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> negativ ist. Da die Qualität <strong>der</strong> Inhalte im Pilotprojekt auch<br />

nur relativ gering ist, sind die Ergebnisse nicht überraschend. Der Pilotprojektbetreiber hat dieses<br />

Problem bereits sehr früh erkannt <strong>und</strong> die <strong>Nutzung</strong> subventioniert, indem er den Nutzern jeweils<br />

200,00 DM für den Abruf von kostenpflichtigen Inhalten gutschrieb. Da auch die Adoption <strong>der</strong><br />

Hardware kostenlos gewesen ist, kann es somit sein, daß negative Konsumentenrenten entstehen.<br />

Allerdings kann ein <strong>der</strong>artiges Ergebnis natürlich auch durch inkonsistente Angaben <strong>der</strong> Nutzer zu-<br />

stande gekommen sein. Dies bedeutet dann, daß <strong>der</strong> Parameter ci nicht über die Konsumentenrente<br />

sinnvoll errechnet werden kann.<br />

Einige Nutzer weisen eine hohe nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft auf (z.B. Nutzer 81), die<br />

zeigt, daß <strong>der</strong> Zugang zu interaktiven Diensten einen hohen Nutzen stiftet.<br />

Die Sättigungsmenge für Filme liegt im Mittel bei 4,96 Filmen in einem realistischen Bereich. Gleiches<br />

gilt für die mittlere maximale Zahlungsbereitschaft für Filme pro Woche, die bei 16,56 liegt. Ebenso<br />

sind die Elastizitäten sehr gut nachvollziehbar.<br />

Nachdem die Schätzergebnisse für die Filme im Pilotprojekt dargestellt wurden, werden nun die Er-<br />

gebnisse <strong>der</strong> Angaben für das Szenario aufgezeigt.<br />

315


Tabelle 5-39: Schätzergebnisse <strong>der</strong> Quadratischen Funktion (Filme im Szenario)<br />

Zahlungsbereitschaften für das Szenario (Kompositionelle Verfahren ohne Leistungsdifferenzierung)<br />

Quadratische Funktion<br />

ParaParaPara- Elastizität 2 Elastizität 4 Elastizität 6<br />

Nutzer meter a meter b meter c Sättigung Max. ZB Residuen DM DM DM Gr<strong>und</strong>gebühr<br />

1 9,67 3,50 36,65 2,76 13,35 3,62 -0,26 -0,71 -1,64 50,00<br />

3 8,02 2,59 37,58 3,10 12,42 2,42 -0,33 -0,99 -2,96 50,00<br />

5 10,61 1,82 44,07 5,83 30,93 1,03 -0,23 -0,61 -1,30 75,00<br />

7 12,22 3,33 -7,41 3,67 22,41 0,53 -0,20 -0,49 -0,96 15,00<br />

9 11,36 3,18 4,71 3,57 20,29 1,09 -0,21 -0,54 -1,12 25,00<br />

14 11,88 1,79 -19,32 6,62 39,32 1,10 -0,20 -0,51 -1,02 20,00<br />

15 8,61 1,27 220,90 6,76 29,10 3,62 -0,30 -0,87 -2,30 250,00<br />

16 7,33 4,67 9,24 1,57 5,76 4,29 -0,38 -1,20 -4,50 15,00<br />

17 7,50 2,50 -1,25 3,00 11,25 8,8 -0,36 -1,14 -4,00 10,00<br />

18 8,02 2,59 -2,42 3,10 12,42 2,42 -0,33 -0,99 -2,96 10,00<br />

19 7,66 0,61 -27,79 12,48 47,79 121,68 -0,35 -1,09 -3,61 20,00<br />

20 8,33 5,00 3,06 1,67 6,94 0,53 -0,32 -0,92 -2,57 10,00<br />

21 7,69 1,08 -7,47 7,14 27,47 27,14 -0,35 -1,08 -3,55 20,00<br />

22 7,69 0,54 -4,95 14,29 54,95 108,57 -0,35 -1,08 -3,55 50,00<br />

23 14,21 3,68 22,59 3,86 27,41 0,34 -0,16 -0,39 -0,73 50,00<br />

25 8,55 1,01 -21,04 8,43 36,04 13,49 -0,31 -0,88 -2,35 15,00<br />

26 8,18 1,59 -1,04 5,14 21,04 8,34 -0,32 -0,96 -2,75 20,00<br />

30 10,83 4,38 26,59 2,48 13,41 1,68 -0,23 -0,59 -1,24 40,00<br />

31 8,18 3,18 29,48 2,57 10,52 1,09 -0,32 -0,96 -2,75 40,00<br />

32 8,89 3,89 39,84 2,29 10,16 1,37 -0,29 -0,82 -2,08 50,00<br />

33 8,89 2,33 34,07 3,81 16,93 0,48 -0,29 -0,82 -2,08 51,00<br />

34 10,00 2,00 26,00 5,00 25,00 0,00 -0,25 -0,67 -1,50 51,00<br />

39 9,35 2,75 9,09 3,40 15,91 0,92 -0,27 -0,75 -1,79 25,00<br />

40 8,89 3,89 19,84 2,29 10,16 1,37 -0,29 -0,82 -2,08 30,00<br />

41 10,94 2,64 7,33 4,14 22,67 1,84 -0,22 -0,58 -1,21 30,00<br />

42 12,09 2,26 67,62 5,36 32,38 1,77 -0,20 -0,49 -0,98 100,00<br />

43 12,22 1,67 5,19 7,33 44,81 2,13 -0,20 -0,49 -0,96 50,00<br />

44 12,37 1,84 -1,52 6,71 41,52 1,37 -0,19 -0,48 -0,94 40,00<br />

45 10,16 1,15 -5,01 8,86 45,01 4,34 -0,24 -0,65 -1,44 40,00<br />

46 9,00 0,96 -27,19 9,38 42,19 2,70 -0,29 -0,80 -2,00 15,00<br />

47 7,86 3,02 4,79 2,60 10,21 4,25 -0,34 -1,04 -3,23 15,00<br />

48 7,98 1,63 -9,59 4,91 19,59 6,42 -0,33 -1,00 -3,02 10,00<br />

49 7,59 1,30 -7,24 5,86 22,24 36,34 -0,36 -1,11 -3,77 15,00<br />

50 9,80 2,06 1,66 4,76 23,34 2,82 -0,26 -0,69 -1,58 25,00<br />

51 8,67 2,00 1,22 4,33 18,78 3,33 -0,30 -0,86 -2,25 20,00<br />

52 16,67 7,78 22,14 2,14 17,86 0,34 -0,14 -0,32 -0,56 40,00<br />

53 11,40 4,52 30,62 2,52 14,38 0,78 -0,21 -0,54 -1,11 45,00<br />

54 21,92 3,50 1,38 6,26 68,62 1,62 -0,10 -0,22 -0,38 70,00<br />

57 10,00 3,33 35,00 3,00 15,00 1,20 -0,25 -0,67 -1,50 50,00<br />

60 28,33 7,00 -7,34 4,05 57,34 1,90 -0,08 -0,16 -0,27 50,00<br />

62 9,67 1,75 -6,70 5,52 26,70 0,48 -0,26 -0,71 -1,64 20,00<br />

64 9,43 1,21 33,19 7,81 36,81 11,28 -0,27 -0,74 -1,75 70,00<br />

66 8,89 0,58 -27,72 15,24 67,72 57,62 -0,29 -0,82 -2,08 40,00<br />

67 7,33 1,40 10,79 5,24 19,21 47,62 -0,38 -1,20 -4,50 30,00<br />

71 7,78 3,33 10,93 2,33 9,07 2,53 -0,35 -1,06 -3,38 20,00<br />

72 7,63 2,26 -2,91 3,38 12,91 7,10 -0,35 -1,10 -3,67 10,00<br />

73 7,72 1,17 -5,56 6,62 25,56 25,90 -0,35 -1,07 -3,48 20,00<br />

74 10,00 1,43 -5,00 7,00 35,00 5,20 -0,25 -0,67 -1,50 30,00<br />

75 8,18 3,18 39,48 2,57 10,52 1,09 -0,32 -0,96 -2,75 50,00<br />

77 7,92 2,19 20,67 3,62 14,33 4,70 -0,34 -1,02 -3,13 35,00<br />

78 8,43 4,12 31,37 2,05 8,63 0,70 -0,31 -0,90 -2,47 40,00<br />

79 7,83 3,66 41,61 2,14 8,39 1,88 -0,34 -1,04 -3,27 50,00<br />

80 8,73 1,44 23,61 6,05 26,39 2,60 -0,30 -0,85 -2,20 50,00<br />

81 11,01 4,24 135,71 2,60 14,29 0,82 -0,22 -0,57 -1,20 150,00<br />

82 10,00 2,00 75,00 5,00 25,00 0,00 -0,25 -0,67 -1,50 100,00<br />

83 12,55 4,12 80,88 3,05 19,12 0,70 -0,19 -0,47 -0,92 100,00<br />

84 7,69 5,38 9,51 1,43 5,49 1,09 -0,35 -1,08 -3,55 15,00<br />

85 8,22 2,41 1,01 3,40 13,99 1,82 -0,32 -0,95 -2,70 15,00<br />

86 8,18 3,18 -0,52 2,57 10,52 1,09 -0,32 -0,96 -2,75 10,00<br />

87 8,89 3,33 3,15 2,67 11,85 0,53 -0,29 -0,82 -2,08 15,00<br />

Summe<br />

287,31 1418,41 563,82 -16,68 -47,61 -131,12 2477,00<br />

Mittelwert<br />

4,79 23,64 9,40 -0,28 -0,79 -2,19 41,28<br />

Standardabweichung<br />

2,91 15,04 22,69 0,07 0,25 1,06 38,32<br />

Maximum<br />

15,24 68,62 121,68 -0,08 -0,16 -0,27 250,00<br />

Minimum<br />

1,43 5,49 0,00 -0,38 -1,20 -4,50 10,00<br />

316


Tabelle 5-40: Schätzergebnisse <strong>der</strong> Semi-logarithmischen Funktion (Filme im Szenario)<br />

ParaParaPara- Elastizität 2 Elastizität 4 Elastizität 6<br />

Nutzer meter a meter b meter c Sättigung Max. ZB Residuen DM DM DM Gr<strong>und</strong>gebühr<br />

1 5,01 0,43 38,30 5,01 11,70 3,38 -0,86 -1,71 -2,57 50,00<br />

3 5,23 0,72 42,76 5,23 7,24 2,60 -1,44 -2,89 -4,33 50,00<br />

5 15,83 0,50 43,54 15,83 31,46 109,72 -1,01 -2,01 -3,02 75,00<br />

7 3,97 0,15 -12,29 3,97 27,29 1,22 -0,29 -0,58 -0,87 15,00<br />

9 3,71 0,16 1,06 3,71 23,94 1,38 -0,31 -0,62 -0,93 25,00<br />

14 7,86 0,18 -24,27 7,86 44,27 3,69 -0,36 -0,71 -1,07 20,00<br />

15 21,39 0,76 221,77 21,39 28,23 213,30 -1,52 -3,03 -4,55 250,00<br />

16 0,20 0,41 14,51 0,20 0,49 7,86 -0,82 -1,63 -2,45 15,00<br />

17 1,51 0,64 7,65 1,51 2,35 12,56 -1,28 -2,57 -3,85 10,00<br />

18 5,23 0,72 2,76 5,23 7,24 2,60 -1,44 -2,89 -4,33 10,00<br />

19 18,59 0,88 -1,23 18,59 21,23 4,67 -1,75 -3,50 -5,25 20,00<br />

20 2,80 0,64 5,64 2,80 4,36 1,31 -1,29 -2,57 -3,86 10,00<br />

21 3,98 0,76 14,76 3,98 5,24 53,29 -1,52 -3,04 -4,56 20,00<br />

22 7,45 0,84 41,12 7,45 8,88 231,64 -1,68 -3,36 -5,03 50,00<br />

23 4,22 0,12 15,25 4,22 34,75 1,47 -0,24 -0,49 -0,73 50,00<br />

25 19,93 0,59 -19,00 19,93 34,00 100,19 -1,17 -2,35 -3,52 15,00<br />

26 12,67 0,71 2,21 12,67 17,79 32,96 -1,43 -2,85 -4,28 20,00<br />

30 7,11 0,61 28,28 7,11 11,72 31,24 -1,21 -2,42 -3,64 40,00<br />

31 4,50 0,70 33,58 4,50 6,42 3,57 -1,40 -2,80 -4,21 40,00<br />

32 4,29 0,68 43,71 4,29 6,29 9,01 -1,36 -2,73 -4,09 50,00<br />

33 11,14 0,68 34,67 11,14 16,33 53,35 -1,37 -2,73 -4,10 51,00<br />

34 13,18 0,51 25,10 13,18 25,90 71,63 -1,02 -2,04 -3,05 51,00<br />

39 10,11 0,67 9,80 10,11 15,20 54,54 -1,33 -2,66 -3,99 25,00<br />

40 5,37 0,61 21,13 5,37 8,87 6,99 -1,21 -2,42 -3,63 30,00<br />

41 4,34 0,17 3,76 4,34 26,24 1,55 -0,33 -0,66 -0,99 30,00<br />

42 6,76 0,16 57,95 6,76 42,05 6,40 -0,32 -0,64 -0,96 100,00<br />

43 8,04 0,15 -3,58 8,04 53,58 6,77 -0,30 -0,60 -0,90 50,00<br />

44 7,19 0,14 -11,26 7,19 51,26 4,50 -0,28 -0,56 -0,84 40,00<br />

45 10,47 0,22 -7,30 10,47 47,30 1,50 -0,44 -0,89 -1,33 40,00<br />

46 34,25 0,78 -28,82 34,25 43,82 607,35 -1,56 -3,13 -4,69 15,00<br />

47 3,20 0,49 8,51 3,20 6,49 0,69 -0,99 -1,97 -2,96 15,00<br />

48 8,40 0,78 -0,79 8,40 10,79 11,17 -1,56 -3,12 -4,67 10,00<br />

49 6,49 0,76 6,42 6,49 8,58 12,96 -1,51 -3,03 -4,54 15,00<br />

50 15,30 0,69 2,79 15,30 22,21 118,46 -1,38 -2,75 -4,13 25,00<br />

51 8,82 0,77 8,50 8,82 11,50 34,32 -1,53 -3,07 -4,60 20,00<br />

52 2,22 0,09 14,94 2,22 25,06 1,37 -0,18 -0,35 -0,53 40,00<br />

53 2,65 0,16 28,04 2,65 16,96 0,61 -0,31 -0,62 -0,94 45,00<br />

54 6,24 0,06 -43,39 6,24 113,39 17,07 -0,11 -0,22 -0,33 70,00<br />

57 8,78 0,63 36,17 8,78 13,83 38,58 -1,27 -2,54 -3,81 50,00<br />

60 3,93 0,04 -59,17 3,93 109,17 10,76 -0,07 -0,14 -0,22 50,00<br />

62 14,50 0,52 -7,78 14,50 27,78 77,36 -1,04 -2,09 -3,13 20,00<br />

64 8,56 0,24 34,07 8,56 35,93 3,34 -0,48 -0,95 -1,43 70,00<br />

66 17,24 0,29 -20,25 17,24 60,25 10,96 -0,57 -1,14 -1,72 40,00<br />

67 0,37 0,49 29,24 0,37 0,76 92,70 -0,99 -1,97 -2,96 30,00<br />

71 1,50 0,63 17,64 1,50 2,36 4,76 -1,27 -2,54 -3,81 20,00<br />

72 1,96 0,67 7,08 1,96 2,92 11,50 -1,34 -2,69 -4,03 10,00<br />

73 9,84 0,80 7,76 9,84 12,24 1,46 -1,61 -3,22 -4,82 20,00<br />

74 25,41 0,73 -4,59 25,41 34,59 403,64 -1,47 -2,94 -4,41 30,00<br />

75 4,50 0,70 43,58 4,50 6,42 3,57 -1,40 -2,80 -4,21 50,00<br />

77 5,87 0,74 27,03 5,87 7,97 1,68 -1,47 -2,95 -4,42 35,00<br />

78 3,64 0,67 34,58 3,64 5,42 4,36 -1,34 -2,69 -4,03 40,00<br />

79 3,04 0,67 45,45 3,04 4,55 0,24 -1,34 -2,67 -4,01 50,00<br />

80 19,05 0,73 24,07 19,05 25,93 150,98 -1,47 -2,94 -4,41 50,00<br />

81 5,74 0,42 136,48 5,74 13,52 10,41 -0,85 -1,70 -2,55 150,00<br />

82 13,18 0,51 74,10 13,18 25,90 71,63 -1,02 -2,04 -3,05 100,00<br />

83 3,20 0,13 76,26 3,20 23,74 1,56 -0,27 -0,54 -0,81 100,00<br />

84 0,93 0,58 13,38 0,93 1,62 1,65 -1,15 -2,31 -3,46 15,00<br />

85 6,26 0,74 6,50 6,26 8,50 7,62 -1,47 -2,95 -4,42 15,00<br />

86 4,50 0,70 3,58 4,50 6,42 3,57 -1,40 -2,80 -4,21 10,00<br />

87 6,98 0,63 4,01 6,98 10,99 16,75 -1,27 -2,54 -3,81 15,00<br />

Summe<br />

488,61 1321,19 2767,97 -62,67 -125,34 -188,01 2477,00<br />

Mittelwert<br />

8,14 22,02 46,13 -1,04 -2,09 -3,13 41,28<br />

Standardabweichung<br />

6,58 22,29 101,05 0,49 0,99 1,48 38,32<br />

Maximum<br />

34,25 113,39 607,35 -0,07 -0,14 -0,22 250,00<br />

Minimum<br />

0,20 0,49 0,24 -1,75 -3,50 -5,25 10,00<br />

317<br />

Zahlungsbereitschaften für das Szenario (Kompositionelle Verfahren ohne Leistungsdifferenzierung)<br />

Semi-logarithmische Funktion


Bei Fokussierung <strong>der</strong> Diskussion auf die Zahlungsbereitschaftsfunktionen ohne eine nutzungsabhängi-<br />

ge Zahlungsbereitschaft zeigen sich im Szenario für die Quadratische <strong>und</strong> Semi-logarithmische Funk-<br />

tion folgende Ergebnisse:<br />

Die Sättigungsmenge für Filme liegt – wie bei den Ergebnissen <strong>des</strong> Pilotprojekts – bei beiden Funkti-<br />

onsverläufen in einem nachvollziehbaren Rahmen. Allerdings ist die Sättigungsmenge bei <strong>der</strong> Semi-<br />

logarithmischen Funktion deutlich höher (8,14 Filme) als bei <strong>der</strong> Quadratischen Funktion (4,79 Fil-<br />

me).<br />

Die mittlere maximale Zahlungsbereitschaft für Filme pro Woche liegt mit Werten zwischen 22 DM<br />

<strong>und</strong> knapp 24 DM nahe beieinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> ist in einem plausiblen Bereich.<br />

Die durchschnittliche Residuenquadratsumme ist auch hier bei <strong>der</strong> Quadratischen Funktion deutlich<br />

geringer als bei <strong>der</strong> Semi-logarithmischen Funktion, wobei sich ebenfalls teilweise erhebliche Unter-<br />

schiede <strong>der</strong> Residuenquadratsummen bei den beiden Funktionen zeigen. Bei einigen Nutzern (z.B.<br />

Nutzer 22) sind beide Funktionen nicht in <strong>der</strong> Lage, eine gute Anpassung an die Beobachtungen zu<br />

liefern.<br />

Des weiteren weisen auch die Preiselastizitäten plausible Werte auf. Es wird deutlich, daß die Elasti-<br />

zitäten für Filme im Szenario – die ja eine bessere Qualität aufweisen – niedriger sind als bei dem Pi-<br />

lotprojekt.<br />

Nachdem auch hier die Ergebnisse sinnvoll erscheinen, wird eine Auswahl <strong>der</strong> Funktionen vorge-<br />

nommen, wobei wie<strong>der</strong>um die Residuenquadratsumme als Auswahlkriterium herangezogen. Hiernach<br />

wird in 48 Fällen die Quadratische Funktion <strong>und</strong> in 12 Fällen die Semi-logarithmische Funktion aus-<br />

gewählt.<br />

Nachdem die Auswahl durchgeführt wurde, wird anschließend die nutzungsunabhängige Zahlungsbe-<br />

reitschaft für die jeweiligen Nutzer interpretiert.<br />

Die folgende Übersicht zeigt jeweils die beste Funktion für jeden einzelnen Nutzer auf, wobei für die<br />

grau hinterlegten Nutzer die Semi-logarithmische <strong>und</strong> für die an<strong>der</strong>en Nutzer die Quadratische Funk-<br />

tion zur Anwendung kam:<br />

318


Tabelle 5-41: Schätzergebnisse <strong>der</strong> besten Zahlungsbereitschaftsfunktion (Filme im Szenario)<br />

Nutzer<br />

Summe<br />

Mittelwert<br />

319<br />

Parameter<br />

a<br />

Parameter<br />

b<br />

Parameter<br />

c Sättigung Max. ZB Residuen<br />

Elastizität<br />

2 DM<br />

Elastizität<br />

4 DM<br />

Elastizität<br />

6 DM Gr<strong>und</strong>gebühr<br />

1 5,01 0,43 38,30 5,01 11,70 3,38 -0,86 -1,71 -2,57 50,00<br />

3 8,02 2,59 37,58 3,10 12,42 2,42 -0,33 -0,99 -2,96 50,00<br />

5 10,61 1,82 44,07 5,83 30,93 1,03 -0,23 -0,61 -1,30 75,00<br />

7 12,22 3,33 -7,41 3,67 22,41 0,53 -0,20 -0,49 -0,96 15,00<br />

9 11,36 3,18 4,71 3,57 20,29 1,09 -0,21 -0,54 -1,12 25,00<br />

14 11,88 1,79 -19,32 6,62 39,32 1,10 -0,20 -0,51 -1,02 20,00<br />

15 8,61 1,27 220,90 6,76 29,10 3,62 -0,30 -0,87 -2,30 250,00<br />

16 7,33 4,67 9,24 1,57 5,76 4,29 -0,38 -1,20 -4,50 15,00<br />

17 7,50 2,50 -1,25 3,00 11,25 8,80 -0,36 -1,14 -4,00 10,00<br />

18 8,02 2,59 -2,42 3,10 12,42 2,42 -0,33 -0,99 -2,96 10,00<br />

19 18,59 0,88 -1,23 18,59 21,23 4,67 -1,75 -3,50 -5,25 20,00<br />

20 8,33 5,00 3,06 1,67 6,94 0,53 -0,32 -0,92 -2,57 10,00<br />

21 7,69 1,08 -7,47 7,14 27,47 27,14 -0,35 -1,08 -3,55 20,00<br />

22 7,69 0,54 -4,95 14,29 54,95 108,57 -0,35 -1,08 -3,55 50,00<br />

23 14,21 3,68 22,59 3,86 27,41 0,34 -0,16 -0,39 -0,73 50,00<br />

25 8,55 1,01 -21,04 8,43 36,04 13,49 -0,31 -0,88 -2,35 15,00<br />

26 8,18 1,59 -1,04 5,14 21,04 8,34 -0,32 -0,96 -2,75 20,00<br />

30 10,83 4,38 26,59 2,48 13,41 1,68 -0,23 -0,59 -1,24 40,00<br />

31 8,18 3,18 29,48 2,57 10,52 1,09 -0,32 -0,96 -2,75 40,00<br />

32 8,89 3,89 39,84 2,29 10,16 1,37 -0,29 -0,82 -2,08 50,00<br />

33 8,89 2,33 34,07 3,81 16,93 0,48 -0,29 -0,82 -2,08 51,00<br />

34 10,00 2,00 26,00 5,00 25,00 0,00 -0,25 -0,67 -1,50 51,00<br />

39 9,35 2,75 9,09 3,40 15,91 0,92 -0,27 -0,75 -1,79 25,00<br />

40 8,89 3,89 19,84 2,29 10,16 1,37 -0,29 -0,82 -2,08 30,00<br />

41 4,34 0,17 3,76 4,34 26,24 1,55 -0,33 -0,66 -0,99 30,00<br />

42 12,09 2,26 67,62 5,36 32,38 1,77 -0,20 -0,49 -0,98 100,00<br />

43 12,22 1,67 5,19 7,33 44,81 2,13 -0,20 -0,49 -0,96 50,00<br />

44 12,37 1,84 -1,52 6,71 41,52 1,37 -0,19 -0,48 -0,94 40,00<br />

45 10,47 0,22 -7,30 10,47 47,30 1,50 -0,44 -0,89 -1,33 40,00<br />

46 9,00 0,96 -27,19 9,38 42,19 2,70 -0,29 -0,80 -2,00 15,00<br />

47 3,20 0,49 8,51 3,20 6,49 0,69 -0,99 -1,97 -2,96 15,00<br />

48 7,98 1,63 -9,59 4,91 19,59 6,42 -0,33 -1,00 -3,02 10,00<br />

49 6,49 0,76 6,42 6,49 8,58 12,96 -1,51 -3,03 -4,54 15,00<br />

50 9,80 2,06 1,66 4,76 23,34 2,82 -0,26 -0,69 -1,58 25,00<br />

51 8,67 2,00 1,22 4,33 18,78 3,33 -0,30 -0,86 -2,25 20,00<br />

52 16,67 7,78 22,14 2,14 17,86 0,34 -0,14 -0,32 -0,56 40,00<br />

53 2,65 0,16 28,04 2,65 16,96 0,61 -0,31 -0,62 -0,94 45,00<br />

54 21,92 3,50 1,38 6,26 68,62 1,62 -0,10 -0,22 -0,38 70,00<br />

57 10,00 3,33 35,00 3,00 15,00 1,20 -0,25 -0,67 -1,50 50,00<br />

60 28,33 7,00 -7,34 4,05 57,34 1,90 -0,08 -0,16 -0,27 50,00<br />

62 9,67 1,75 -6,70 5,52 26,70 0,48 -0,26 -0,71 -1,64 20,00<br />

64 8,56 0,24 34,07 8,56 35,93 3,34 -0,48 -0,95 -1,43 70,00<br />

66 17,24 0,29 -20,25 17,24 60,25 10,96 -0,57 -1,14 -1,72 40,00<br />

67 7,33 1,40 10,79 5,24 19,21 47,62 -0,38 -1,20 -4,50 30,00<br />

71 7,78 3,33 10,93 2,33 9,07 2,53 -0,35 -1,06 -3,38 20,00<br />

72 7,63 2,26 -2,91 3,38 12,91 7,10 -0,35 -1,10 -3,67 10,00<br />

73 9,84 0,80 7,76 9,84 12,24 1,46 -1,61 -3,22 -4,82 20,00<br />

74 10,00 1,43 -5,00 7,00 35,00 5,20 -0,25 -0,67 -1,50 30,00<br />

75 8,18 3,18 39,48 2,57 10,52 1,09 -0,32 -0,96 -2,75 50,00<br />

77 5,87 0,74 27,03 5,87 7,97 1,68 -1,47 -2,95 -4,42 35,00<br />

78 8,43 4,12 31,37 2,05 8,63 0,70 -0,31 -0,90 -2,47 40,00<br />

79 3,04 0,67 45,45 3,04 4,55 0,24 -1,34 -2,67 -4,01 50,00<br />

80 8,73 1,44 23,61 6,05 26,39 2,60 -0,30 -0,85 -2,20 50,00<br />

81 11,01 4,24 135,71 2,60 14,29 0,82 -0,22 -0,57 -1,20 150,00<br />

82 10,00 2,00 75,00 5,00 25,00 0,00 -0,25 -0,67 -1,50 100,00<br />

83 12,55 4,12 80,88 3,05 19,12 0,70 -0,19 -0,47 -0,92 100,00<br />

84 7,69 5,38 9,51 1,43 5,49 1,09 -0,35 -1,08 -3,55 15,00<br />

85 8,22 2,41 1,01 3,40 13,99 1,82 -0,32 -0,95 -2,70 15,00<br />

86 8,18 3,18 -0,52 2,57 10,52 1,09 -0,32 -0,96 -2,75 10,00<br />

87 8,89 3,33 3,15 2,67 11,85 0,53 -0,29 -0,82 -2,08 15,00<br />

Standardabweichung<br />

Maximum<br />

Minimum<br />

Zahlungsbereitschaften für Szenario (Kompositionelle Verfahren ohne Leistungsdifferenzierung)<br />

Quadratische Funktion versus Semi-logarithmische Funktion<br />

307,97 1349,39 332,62 -24,76 -60,52 -136,37 2477,00<br />

5,13 22,49 5,54 -0,41 -1,01 -2,27 41,28<br />

3,45 14,80 15,33 0,37 0,70 1,23 38,32<br />

18,59 68,62 108,57 -0,08 -0,16 -0,27 250,00<br />

1,43 4,55 0,00 -1,75 -3,50 -5,25 10,00


Auch hier ist zu beachten, daß die maximale Zahlungsbereitschaft für die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Video-on-<br />

Demand <strong>und</strong> aller an<strong>der</strong>en Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen durch die jeweilige Angabe <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>gebühr (letzte Spalte) gegeben ist. Die Spalte mit <strong>der</strong> maximalen Zahlungsbereitschaft gibt hin-<br />

gegen an, wie hoch diese für Video-on-Demand ist.<br />

Auch bei einer Qualität, wie sie im Szenario dargestellt wurde, weisen bei weitem nicht alle Nutzer<br />

eine nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft auf. So sind auch hier mehrere negative Parameter ci<br />

zu verzeichnen, die auf eine notwendige Subvention hindeuten.<br />

Einige Nutzer haben eine sehr hohe nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft (z.B. Nutzer 15 o<strong>der</strong><br />

81). Es ist nicht unmittelbar einsichtig, daß ein System wie das Interaktive Fernsehen eine <strong>der</strong>artig<br />

hohe Zahlungsbereitschaft impliziert, jedoch ist es nicht generell als unrealistisch anzusehen. Starke<br />

Mediennutzer <strong>und</strong> Vieltelefonierer können durchaus heute schon Telefon- bzw. Onlinekosten in die-<br />

ser Höhe haben, so daß eine nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft von 220,90 DM nicht unbe-<br />

dingt aus dem Rahmen fällt, zumal ersichtlich ist, daß die maximale Zahlungsbereitschaft für Filme bei<br />

nur ca. 30 DM liegt.<br />

Die Sättigungsmenge für Filme liegt im Mittel bei 5,13 Filmen in einem realistischen Bereich <strong>und</strong> nur<br />

ca. 0,5 Filme über dem Niveau im Pilotprojekt. Etwas stärker weicht die mittlere maximale Zah-<br />

lungsbereitschaft für Filme pro Woche im Szenario (22,5 DM) vom Niveau <strong>des</strong> Pilotprojekts (16,5<br />

DM) ab, die bei 16,56 DM liegt. Da auch die Elastitizitäten plausibel sind <strong>und</strong> im Vergleich zu den<br />

Ergebnissen im Pilotprojekt vom Absolutbetrag gesehen abnehmen, sind die geschätzten Funktionen<br />

als gut verwendbar zu verstehen.<br />

Eine zusammenfassende Betrachtung <strong>der</strong> Ergebnisse läßt auf eine gute interne Validität schließen. Ei-<br />

ne Überprüfung <strong>der</strong> Ergebnisse mit den <strong>Nutzung</strong>sdaten wäre wünschenswert gewesen. Sie scheitert<br />

jedoch daran, daß die <strong>Nutzung</strong> nicht direkt nur einer Person zugerechnet werden kann, da sich z.B.<br />

mehrere Nutzer den gleichen Film angesehen haben können. So verbleiben zur weiteren Validierung<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse nur Korrelationsanalysen mit an<strong>der</strong>en Variablen aus dem Fragebogen. Hierzu wurden<br />

jeweils für das Pilotprojekt <strong>und</strong> das Szenario die Sättigungsmenge <strong>und</strong> die maximale Zahlungsbereit-<br />

schaft (aus Tabelle 5-38 sowie Tabelle 5-41) mit den Angaben <strong>der</strong> Befragten für<br />

• die Punkte für Video-on-Demand,<br />

• die Zahlungsbereitschaft für das bevorzugte Endgerät,<br />

• die Zahlungsbereitschaft für die Set-top-box,<br />

• die Zahlungsbereitschaft für James Bond, Jurassic Park <strong>und</strong> dem Fußball WM-Finale <strong>und</strong><br />

schließlich<br />

• dem Einkommen verglichen.<br />

320


Die folgende Tabelle zeigt die Korrelationskoeffizienten nach Pearson <strong>und</strong> Kendall für die jeweiligen<br />

Variablen.<br />

Tabelle 5-42: Korrelationen zur Validierung <strong>der</strong> ermittelten Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

Pearson Korr. (Sign.)<br />

Kendall Korr. (Sign.) Sättigungsmenge Maximale Zahlungsbereitschaft<br />

Video-on-Demand<br />

(n=59)<br />

Endgerät<br />

(n=56)<br />

Set-top-box<br />

(n=56)<br />

James Bond<br />

(n=60)<br />

Jurassic Park<br />

(n=60)<br />

WM Finale<br />

(n=60)<br />

Einkommen<br />

(n=52)<br />

321<br />

0,22 (0,09)<br />

0,18 (0,06)<br />

-0,15 (0,26)<br />

-0,07 (0,46)<br />

-0,11 (0,42)<br />

-0,02 (0,87)<br />

0,09 (0,47)<br />

0,12 (0,20)<br />

0,03 (0,85)<br />

0,05 (0,55)<br />

0,09 (0,49)<br />

0,10 (0,29)<br />

0,04 (0,79)<br />

0,06 (0,53)<br />

Pilotprojekt Szenario<br />

0,14 (0,29)<br />

0,16 (0,09)<br />

-0,07 (0,60)<br />

0,02 (0,84)<br />

0,11 (0,42)<br />

0,16 (0,08)<br />

0,30 (0,02)<br />

0,27 (0,00)<br />

0,32 (0,01)<br />

0,25 (0,01)<br />

0,16 (0,21)<br />

0,13 (0,19)<br />

0,21 (0,88)<br />

0,07 (0,49)<br />

Sättigungsmenge Maximale Zahlungsbereitschaft<br />

0,33 (0,01)<br />

0,26 (0,01)<br />

-0,28 (0,04)<br />

-0,25 (0,01)<br />

-0,20 (0,14)<br />

-0,12 (0,20)<br />

0,06 (065)<br />

0,11 (0,22)<br />

0,01 (0,95)<br />

0,05 (0,56)<br />

0,01 (0,94)<br />

0,01 (0,94)<br />

-0,09 (0,52)<br />

-0,09 (0,36)<br />

0,20 (0,13)<br />

0,18 (0,05)<br />

-0,19 (0,16)<br />

-0,12 (0,20)<br />

-0,06 (0,65)<br />

-0,00 (0,99)<br />

0,30 (0,02)<br />

0,25 (0,01)<br />

0,28 (0,03)<br />

0,23 (0,01)<br />

0,09 (0,46)<br />

0,06 (0,51)<br />

-0,08 (0,54)<br />

-0,03 (0,79)<br />

Zwar korrelieren einige Variablen statistisch signifikant miteinan<strong>der</strong>, jedoch sind die Korrelationen so<br />

gering, daß kein substantieller Zusammenhang zwischen den Variablen festgestellt werden kann. Die<br />

Validierung anhand dieser Variablen ist somit nicht zur Stützung o<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>legung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

geeignet. Interessant ist jedoch, daß das Einkommen nicht mit <strong>der</strong> Sättigungsmenge o<strong>der</strong> <strong>der</strong> maxi-<br />

malen Zahlungsbereitschaft zusammenhängt. Dieses Ergebnis deutet auf die Bef<strong>und</strong>e hin, die bereits<br />

Mitchell (1978) darstellte: Die Einkommenshöhe bestimmt zwar, ob ein Nutzer ein System adoptiert,<br />

jedoch bestimmt die Einkommenshöhe nicht mehr in einem entscheidenden Maße die nachgefragte<br />

Menge.<br />

Nachdem die individuellen Zahlungsbereitschaftsfunktionen ermittelt <strong>und</strong> validiert wurden, wird im<br />

folgenden Abschnitt untersucht, inwieweit eine Leistungsdifferenzierung auf die Zahlungsbereitschaft<br />

wirkt.<br />

5.5.1.4.3.4 Auswirkungen einer Leistungsdifferenzierung<br />

Im Abschnitt 3.5.2.1 wird die mögliche Vorteilhaftigkeit von Preisdifferenzierungsstrategien in inter-<br />

aktiven Medien angesprochen. Dort wird insbeson<strong>der</strong>e auch auf die möglichen Vorteile einer lei-<br />

stungsbezogenen Differenzierungsstrategie eingegangen. In diesem Abschnitt soll nun geprüft werden,


inwieweit sich eine <strong>der</strong>artige Leistungsdifferenzierung auf die Zahlungsbereitschaft auswirkt. Hierbei<br />

werden drei Leistungen differenziert (Abbildung 5-53):<br />

322


• Werbeunterbrechungen (einmal, zweimal o<strong>der</strong> dreimal jeweils fünf Minuten in einem Film),<br />

• <strong>der</strong> Film kann nur jede halbe bzw. volle St<strong>und</strong>e abgerufen werden <strong>und</strong><br />

• die Wartezeit bis zum Start <strong>des</strong> Filmes dauert 10 Minuten an.<br />

Wie bereits bei <strong>der</strong> <strong>des</strong>kriptiven Auswertung dieser Frage dargestellt wurde, bestehen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

offenen Fragestellung „Um wieviel billiger müßte es sein, wenn Sie bevorzugen, daß...“ Probleme, die<br />

Angaben auf den Preis eines Filmes o<strong>der</strong> auf den Gr<strong>und</strong>preis zu beziehen (siehe Tabelle 5-21 <strong>und</strong><br />

Tabelle 5-22). Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden die Angaben nach einem Schema sortiert. 212 Da nur sehr<br />

wenige Nutzer ihre Angaben auf den Gr<strong>und</strong>preis bezogen (jeweils 6 Nutzer im Pilotprojekt <strong>und</strong> Sze-<br />

nario), werden diese im weiteren nicht mehr betrachtet <strong>und</strong> nur die Nutzer, die ihre Angaben auf die<br />

Preise pro Film bezogen, berücksichtigt. Von diesen Nutzern weisen sowohl im Pilotprojekt als auch<br />

im Szenario fünf Nutzer fehlende Werte bei den Angaben auf, so daß auch sie nicht in die <strong>Analyse</strong><br />

eingehen. Somit verbleiben noch 49 Nutzer, die vollständige Angaben für die Auswirkungen einer<br />

Leistungsdifferenzierung bei einem Film vorweisen.<br />

Sofern die Angaben <strong>der</strong> Nutzer auf einen Film zu beziehen sind, werden die angegebenen Beträge li<br />

von <strong>der</strong> Preisbereitschaft <strong>der</strong> einzelnen Nutzer i abgezogen. 213 Die Preisbereitschaftsfunktionen sind<br />

wie folgt zu modifizieren:<br />

• Preisbereitschaftsfunktion <strong>der</strong> Quadratischen Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

323<br />

⎧<br />

ai<br />

⎪ai<br />

− li − bi ⋅ qi qi<br />

≤<br />

⎪<br />

bi<br />

(5-31) PBi( qi<br />

) = ⎨<br />

⎪<br />

ai<br />

0<br />

qi<br />

><br />

⎩⎪<br />

bi<br />

212 Die Angaben wurden mit <strong>der</strong> höchsten angegebenen Zahlungsbereitschaft pro Film aus Frage 18 verglichen.<br />

Lag die Zahlungsbereitschaft (z.B. 6,00 DM für Jurassic Park) aus Frage 18 oberhalb <strong>des</strong> gefor<strong>der</strong>ten Preisabschlags<br />

bei drei Werbeunterbrechungen (z.B. 5,00 DM) so wird angenommen, daß sich die Person auf den<br />

Filmpreis bezogen hat.<br />

213 Bei den Nutzern, die die Preisabschläge auf die Gr<strong>und</strong>gebühr beziehen, wäre die Angabe von dem Parameter c<br />

bei <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktion abzuziehen, da es sich dort um die Zahlungsbereitschaft für das gesamte<br />

System handelt.


• Preisbereitschaftsfunktion <strong>der</strong> Semi-logarithmischen Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

⎧ ln( ai ) − ln( qi<br />

)<br />

⎪<br />

- l i 0 < qi ≤ ai<br />

(5-32) PBi ( qi)<br />

= ⎨ bi<br />

⎪<br />

⎩0<br />

qi > ai<br />

In den Abbildungen sind die Nutzer, <strong>der</strong>en Preisbereitschaftsfunktion von <strong>der</strong> Semi-logarithmischen<br />

Zahlungsbereitschaftsfunktion abstammt, grau hinterlegt. Es sind folgende Ergebnisse <strong>der</strong> Auswirkun-<br />

gen einer leistungsbezogenen Preisdifferenzierung auf individueller Ebene für das Pilotprojekt <strong>und</strong> das<br />

Szenario zu berichten, wenn die Preisbereitschaft für einen Film (d.h. q=1) berechnet wird:<br />

Im Pilotprojekt weisen die Nutzer 5, 47, 72 <strong>und</strong> 73 eine Preisbereitschaft von 0 auf, da entwe<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Quotient aus den Parametern a <strong>und</strong> b kleiner als 1 (q) ist (Quadratische Funktion) o<strong>der</strong> 1 größer<br />

als ai ist (Semi-logarithmische Funktion). Im Szenario ist eine <strong>der</strong>artige Konstellation nicht vorzufin-<br />

den.<br />

Die Tabellen weisen die Preisbereitschaft für jeden einzelnen Nutzer in Abhängigkeit <strong>der</strong> Leistungs-<br />

differenzierung aus. Es wird deutlich, daß sehr viele Nutzer zwar eine reduzierte Preisbereitschaft<br />

aufweisen, diese jedoch für das Pilotprojekt (Szenario) im Mittel bei 3,86 DM (5,60) für eine Wer-<br />

beunterbrechung noch relativ hoch ausgeprägt ist. Es wird ebenfalls deutlich, daß eine Werbeunter-<br />

brechung die Preisbereitschaft im Mittel weniger stark reduziert als längere Abrufzeiten. Mehrere<br />

Werbeunterbrechungen führen jedoch zu einem verstärkten Absinken <strong>der</strong> Preisbereitschaft. Wäh-<br />

rend bei einer Differenzierungsstrategie durch Werbung im Film zusätzliche Einnahmen durch die<br />

Werbeindustrie realisiert werden können, ist dies bei einer Differenzierungsstrategie durch Abrufzei-<br />

ten nicht unmittelbar möglich. Bei beiden Möglichkeiten kann bei entsprechen<strong>der</strong> Tarifierung <strong>des</strong> An-<br />

gebotes <strong>der</strong> Gewinn allerdings auch durch die Differenzierung zunehmen.<br />

Diese individuellen Ergebnisse <strong>der</strong> Auswirkungen einer Leistungsdifferenzierung auf die Preisbereit-<br />

schaft werden im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Arbeit für die Untersuchung <strong>der</strong> Stärke von Netzeffekten<br />

(Abschnitt 5.5.2) <strong>und</strong> für die preispolitischen Management-Implikationen (Abschnitt 7.2) noch ver-<br />

wendet. Zuvor ist jedoch im folgenden Kapitel zu prüfen, inwieweit eine konvergierende Validität<br />

vorliegt, wenn mittels eines dekompositionellen Verfahrens die Zahlungsbereitschaftsfunktionen er-<br />

mittelt werden.<br />

324


Tabelle 5-43: Preisbereitschaften für leistungsdifferenzierte Filme im Pilotprojekt<br />

Nutzer<br />

325<br />

Parameter<br />

a<br />

Preisbereitschaften für einen Film im Pilotprojekt (Kompositionelle Verfahren mit<br />

Leistungsdifferenzierung)<br />

Parameter<br />

b<br />

Preisbereitschaft<br />

Ein Werbeblock<br />

Zwei Werbeblöcke<br />

Drei Werbeblöcke<br />

halbstündlich<br />

abrufbar<br />

stündlich<br />

abrufbar<br />

1 8,85 4,46 4,38 3,38 2,38 1,38 2,38 1,38<br />

3 5,11 3,14 1,97 0,97 -0,03 -1,03 0,97 -0,03<br />

5 8,06 34,12 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

7 5,16 0,26 6,28 5,28 4,28 3,28 2,28 2,28<br />

14 5,76 0,98 4,77 4,27 3,27 1,77 4,27 3,77<br />

15 6,91 1,03 5,88 5,13 4,88 4,38 4,88 4,88<br />

16 4,38 1,78 2,60 2,60 2,60 2,60 2,60 2,60<br />

17 4,51 1,59 2,92 1,92 1,92 1,92 1,92 1,92<br />

18 4,88 1,16 1,37 -0,63 -2,63 -2,63 -2,63 -2,63<br />

21 4,65 0,68 3,96 3,96 3,96 3,96 3,96 3,96<br />

22 4,65 0,34 4,31 3,31 3,31 3,31 3,31 3,31<br />

23 12,37 3,05 9,32 9,32 9,32 8,32 8,32 7,32<br />

25 5,14 0,58 4,56 3,56 2,56 1,56 2,56 1,56<br />

26 5,39 0,87 4,52 3,52 2,52 1,52 3,52 1,52<br />

30 10,33 4,83 5,50 4,50 3,50 2,50 4,50 4,50<br />

31 6,56 2,83 3,73 2,73 1,73 0,73 2,73 2,73<br />

32 8,06 3,41 4,65 3,65 2,65 1,65 3,65 1,65<br />

33 6,42 1,47 4,95 3,95 2,95 1,95 3,95 2,95<br />

34 6,13 1,26 4,87 3,87 2,87 1,87 3,87 2,87<br />

39 2,94 0,13 8,60 5,60 3,60 3,60 6,60 6,60<br />

40 2,94 0,13 8,60 5,60 4,60 3,60 6,60 6,60<br />

41 5,22 0,22 7,59 5,59 4,59 4,59 5,59 4,59<br />

42 4,09 0,15 9,39 7,39 6,39 5,39 6,39 5,39<br />

43 10,80 1,41 9,39 8,39 7,39 6,39 8,39 7,39<br />

44 8,46 1,13 7,33 6,33 5,33 4,33 5,33 5,33<br />

45 10,81 0,40 5,95 4,95 3,95 2,95 3,95 1,95<br />

46 8,20 0,80 7,40 1,40 4,40 5,40 2,40 4,40<br />

47 0,40 0,32 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

50 5,11 3,14 1,97 0,47 -0,53 -1,03 -3,03 -3,03<br />

51 5,50 2,42 3,08 2,58 2,08 1,58 1,08 1,08<br />

52 10,33 4,83 5,50 4,50 3,50 2,50 3,50 2,50<br />

53 3,14 0,22 5,31 4,31 3,31 2,31 4,31 3,31<br />

54 6,59 0,07 25,34 23,34 23,34 22,34 22,34 21,34<br />

60 3,15 0,10 11,21 10,21 9,21 8,21 10,21 10,21<br />

62 5,96 0,34 5,27 3,27 1,27 0,27 2,27 1,27<br />

71 4,89 0,44 4,45 2,45 1,45 1,45 2,45 1,45<br />

72 4,38 8,92 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

73 4,38 8,92 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

74 5,08 1,13 3,95 1,95 0,95 -0,05 3,95 1,95<br />

75 6,82 2,11 4,71 2,71 2,21 1,91 3,71 3,21<br />

77 6,34 1,21 1,53 -0,47 -0,47 -0,47 0,53 -0,47<br />

79 5,36 2,07 3,28 3,28 2,28 1,28 2,28 1,28<br />

80 7,25 0,25 7,90 7,90 6,90 5,90 6,90 5,90<br />

82 5,60 1,67 3,94 1,94 -1,06 -3,06 1,94 0,94<br />

83 3,20 0,18 6,52 4,52 3,52 2,52 4,52 4,52<br />

84 5,11 3,14 1,97 1,47 1,27 1,07 -1,03 -3,03<br />

85 5,13 1,95 3,18 2,18 1,18 -0,82 1,18 0,18<br />

86 5,00 2,00 3,00 1,00 0,00 -1,00 1,00 0,00<br />

87 5,11 3,14 1,97 0,97 -1,03 -3,03 -0,03 -1,03<br />

Summe<br />

248,92 189,17 151,72 117,22 170,42 140,42<br />

Mittelwert<br />

5,08 3,86 3,10 2,39 3,48 2,87<br />

Standardabweichung<br />

3,98 3,79 3,88 3,86 3,85 3,84<br />

Maximum<br />

25,34 23,34 23,34 22,34 22,34 21,34<br />

Minimum<br />

0,00 -0,63 -2,63 -3,06 -3,03 -3,03<br />

10 Min.<br />

Wartezeit<br />

-0,62<br />

1,97<br />

0,00<br />

2,28<br />

4,77<br />

5,38<br />

2,60<br />

1,92<br />

-2,63<br />

3,96<br />

3,31<br />

9,32<br />

1,56<br />

1,52<br />

3,50<br />

1,73<br />

3,65<br />

4,95<br />

4,87<br />

6,60<br />

6,60<br />

4,59<br />

7,39<br />

8,39<br />

6,33<br />

3,95<br />

4,40<br />

0,00<br />

-3,03<br />

1,08<br />

3,50<br />

4,31<br />

21,34<br />

9,21<br />

4,27<br />

2,45<br />

0,00<br />

0,00<br />

-0,05<br />

2,71<br />

0,53<br />

1,78<br />

6,40<br />

-0,06<br />

4,52<br />

-2,03<br />

2,18<br />

2,00<br />

0,97<br />

164,42<br />

3,36<br />

3,88<br />

21,34<br />

-3,03


Tabelle 5-44: Preisbereitschaften für leistungsdifferenzierte Filme im Szenario<br />

Nutzer<br />

Summe<br />

Parameter<br />

a<br />

Parameter<br />

b<br />

Preisbereitschaft<br />

Ein Werbeblock<br />

Zwei Werbeblöcke<br />

Drei Werbeblöcke<br />

halbstündlich<br />

abrufbar<br />

stündlich<br />

abrufbar<br />

1 5,01 0,43 3,76 1,76 0,76 -0,24 2,76 1,76<br />

3 8,02 2,59 5,43 3,43 1,43 -0,57 3,43 1,43<br />

5 10,61 1,82 8,79 8,19 7,29 5,79 8,49 7,59<br />

7 12,22 3,33 8,89 7,89 6,89 5,89 4,89 4,89<br />

14 11,88 1,79 10,09 9,09 8,09 6,09 9,09 9,09<br />

15 8,61 1,27 7,33 6,83 5,83 5,33 6,83 6,83<br />

16 7,33 4,67 2,67 2,67 2,67 2,67 2,67 2,67<br />

17 7,50 2,50 5,00 3,00 3,00 3,00 3,00 3,00<br />

18 8,02 2,59 5,43 3,43 1,43 1,43 1,43 1,43<br />

21 7,69 1,08 6,62 6,62 6,62 6,62 6,62 6,62<br />

22 7,69 0,54 7,15 5,15 5,15 5,15 5,15 5,15<br />

23 14,21 3,68 10,53 10,53 10,53 9,53 9,53 8,53<br />

25 8,55 1,01 7,54 5,54 3,54 2,54 5,54 4,54<br />

26 8,18 1,59 6,59 4,59 2,59 1,59 5,59 3,59<br />

30 10,83 4,38 6,46 5,46 4,46 3,46 5,46 5,46<br />

31 8,18 3,18 5,00 4,00 3,00 2,00 4,00 4,00<br />

32 8,89 3,89 5,00 4,00 3,00 2,00 4,00 2,00<br />

33 8,89 2,33 6,56 5,56 4,56 3,56 5,56 4,56<br />

34 10,00 2,00 8,00 7,00 6,00 5,00 7,00 6,00<br />

39 9,35 2,75 6,60 3,60 1,60 1,60 4,60 4,60<br />

40 8,89 3,89 5,00 2,00 0,00 0,00 3,00 3,00<br />

41 4,34 0,17 8,88 7,88 7,38 6,88 7,88 6,88<br />

42 12,09 2,26 9,84 8,84 7,84 6,84 7,84 6,84<br />

43 12,22 1,67 10,56 9,56 8,56 7,56 9,56 8,56<br />

44 12,37 1,84 10,53 9,53 8,53 7,53 8,53 8,53<br />

45 10,47 0,22 10,61 9,61 8,61 7,61 8,61 6,61<br />

46 9,00 0,96 8,04 3,04 5,04 6,04 5,04 6,04<br />

47 3,20 0,49 2,36 1,36 0,36 -1,64 1,36 0,86<br />

50 9,80 2,06 7,74 6,24 5,24 4,74 2,74 2,74<br />

51 8,67 2,00 6,67 6,17 5,67 5,17 4,67 4,67<br />

52 16,67 7,78 8,89 6,89 4,89 2,89 4,89 2,89<br />

53 2,65 0,16 6,24 4,24 3,24 2,24 4,24 3,24<br />

54 21,92 3,50 18,42 16,42 16,42 15,42 15,42 14,42<br />

60 28,33 7,00 21,33 19,33 18,33 16,33 20,33 20,33<br />

62 9,67 1,75 7,92 5,92 3,92 2,92 4,92 3,92<br />

71 7,78 3,33 4,44 1,44 0,44 0,44 1,44 0,44<br />

72 7,63 2,26 5,38 4,38 3,38 2,38 5,38 4,38<br />

73 9,84 0,80 2,84 1,84 -0,16 -0,16 -0,16 -0,16<br />

74 10,00 1,43 8,57 6,57 5,57 4,57 8,57 6,57<br />

75 8,18 3,18 5,00 2,00 1,50 1,00 3,00 2,50<br />

77 5,87 0,74 2,40 -1,60 -1,60 -1,60 0,40 -1,60<br />

79 3,04 0,67 1,66 1,66 0,66 -0,34 0,66 -0,34<br />

80 8,73 1,44 7,29 7,29 6,29 5,29 6,29 5,29<br />

82 10,00 2,00 8,00 7,00 6,00 5,00 6,00 6,00<br />

83 12,55 4,12 8,43 6,43 5,43 4,43 6,43 6,43<br />

84 7,69 5,38 2,31 1,81 1,61 1,41 -0,69 -2,69<br />

85 8,22 2,41 5,80 3,80 1,80 -0,20 2,80 0,80<br />

86 8,18 3,18 5,00 3,00 1,00 -1,00 2,00 0,00<br />

87 8,89 3,33 5,56 3,56 1,56 -0,44 2,56 0,56<br />

Mittelwert<br />

Standardabweichung<br />

Maximum<br />

Minimum<br />

Preisbereitschaften für einen Film im Szenario (Kompositionelle Verfahren mit<br />

Leistungsdifferenzierung)<br />

349,11 274,51 225,91 183,71 259,31 221,41<br />

7,12 5,60 4,61 3,75 5,29 4,52<br />

3,56 3,71 3,86 3,76 3,74 3,92<br />

21,33 19,33 18,33 16,33 20,33 20,33<br />

1,66 -1,60 -1,60 -1,64 -0,69 -2,69<br />

10 Min.<br />

Wartezeit<br />

-2,24<br />

5,43<br />

8,19<br />

4,89<br />

10,09<br />

6,83<br />

2,67<br />

3,00<br />

1,43<br />

6,62<br />

5,15<br />

10,53<br />

4,54<br />

3,59<br />

4,46<br />

3,00<br />

3,00<br />

6,56<br />

8,00<br />

4,60<br />

3,00<br />

6,88<br />

6,84<br />

9,56<br />

9,53<br />

8,61<br />

7,04<br />

1,36<br />

2,74<br />

4,67<br />

6,89<br />

4,24<br />

14,42<br />

19,33<br />

6,92<br />

1,44<br />

5,38<br />

2,84<br />

4,57<br />

2,00<br />

0,40<br />

0,16<br />

5,79<br />

8,00<br />

6,43<br />

-1,69<br />

4,80<br />

3,00<br />

4,56<br />

260,01<br />

5,31<br />

3,78<br />

19,33<br />

-2,24<br />

326


5.5.1.4.4 Dekompositionelle Verfahren<br />

Die Ermittlung individueller Zahlungsbereitschaftsfunktionen mittels <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> basiert auf<br />

den Antworten auf Frage 19 <strong>des</strong> Fragebogens <strong>und</strong> orientiert sich an <strong>der</strong> Vorgehensweise von Tacke<br />

(1989, S. 170 ff.) sowie Albers <strong>und</strong> Kreuter (1996, S. 26). 214<br />

5.5.1.4.4.1 Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Analyse</strong><strong>des</strong>igns <strong>und</strong> Durchführung <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong><br />

Gemäß <strong>der</strong> Argumentation Tackes (1989, S. 172) ist bei <strong>der</strong> Schätzung von Zahlungsbereitschafts-<br />

funktionen mit <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> die Kaufmenge als Merkmal mit in das Design aufzunehmen.<br />

Allerdings argumentiert er auch, daß es nicht immer angebracht ist, reine Preis-Mengen-Vergleiche<br />

durchzuführen (S. 250). Dies ist insbeson<strong>der</strong>e dann <strong>der</strong> Fall, wenn schnell eine hohe Anzahl von Fil-<br />

men abgerufen wird <strong>und</strong> wenn <strong>der</strong> Nutzer nur relativ vage Angaben über die Anzahl <strong>der</strong> genutzten<br />

Einheiten geben kann. Da diese Problematik beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen vorliegt, wurde nach <strong>der</strong><br />

Präferenz bezüglich vollständiger Tarife, die sich in Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> Preis pro Film aufteilen, gefragt.<br />

Tacke (1989) sowie Albers <strong>und</strong> Kreuter (1996) weisen darauf hin, daß bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Tarife<br />

den Befragten weitere Angaben über die Tarife zu geben sind. Diese Vorgehensweise ist in dieser<br />

Untersuchung als nicht notwendig angesehen worden, weil die Befragten durch die Antworten auf die<br />

Fragen 14 bis 18 bereits auf die Auswirkungen von Preisen auf Nachfragemengen sensibilisiert wur-<br />

den. Zudem konnte kein Ankertarif wie bei Tacke (1989, S. 250) vorgegeben werden, da es sich<br />

hier im Gegensatz zu seiner Untersuchung um eine Innovation handelt, bei <strong>der</strong> es keinen Ankertarif<br />

gibt, <strong>der</strong> als typischer Anhaltspunkt hätte dienen können.<br />

Es wurden im Rahmen einer sogenannten Trade-Off-<strong>Analyse</strong> (Johnson 1974) zwei Merkmale mit<br />

jeweils vier Ausprägungen gewählt <strong>und</strong> miteinan<strong>der</strong> kombiniert (somit ist die Profilmethode hier<br />

gleichzusetzen mit <strong>der</strong> Trade-Off-<strong>Analyse</strong>): 215<br />

1. Monatlicher Gr<strong>und</strong>preis im System 2000 ( 0,00 DM; 10,00 DM; 20 DM; 30 DM)<br />

2. Preis pro Film im System 2000 (2,50 DM; 5,00 DM; 7,50 DM; 10,00 DM)<br />

214 Es wird darauf hingewiesen, daß es nicht das Ziel dieser Arbeit ist, das Verfahren <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> im<br />

Detail zu erläutern, sofern es nicht für die Schätzung <strong>der</strong> Funktionen notwendig ist. Der Leser möge bei generellem<br />

Interesse an <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> die entsprechende Literatur hinzuziehen (z.B. Green <strong>und</strong> Srinivasan<br />

1978; Green <strong>und</strong> Srinivasan 1990; Green, Carroll <strong>und</strong> Goldberg 1981; Kalish <strong>und</strong> Nelson 1991; Aust 1996;<br />

Stallmeier 1993; Weiber <strong>und</strong> Rosendahl 1997; Eggenberger <strong>und</strong> Hauser 1996 <strong>und</strong> die dort jeweils angegebene<br />

Literatur).<br />

215 Da somit beide Eigenschaften gleich viele Ausprägungen aufweisen, sind die berichteten Effekte von Wittink,<br />

Krishnamurthi <strong>und</strong> Nutter (1982) nicht zu vermuten. Die Autoren stellen fest, daß die relative Gewichtung <strong>der</strong><br />

Eigenschaften von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Eigenschaftsausprägungen beeinflußt wird. Keine Aussage kann jedoch<br />

über den Bandbreiteneffekt <strong>und</strong> den daraus resultierenden kognitiven Verzerrungen getroffen werden<br />

(Eisenführ <strong>und</strong> Weber 1994, S. 139 f.).<br />

327


Die Spannweite <strong>der</strong> Eigenschaftsausprägungen sollte über die bisherigen Ausprägungen im Markt<br />

hinweg reichen, jedoch stets realistisch wirken. Die maximale Höhe <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gebühr in diesem Falle<br />

liegt jedoch unterhalb <strong>der</strong> momentanen Abonnementenpreise für Premiere o<strong>der</strong> DF1 – sie reicht so-<br />

mit nicht über die im Markt beobachteten Ausprägungen hinaus. Wie jedoch in den vorherigen Ana-<br />

lysen <strong>der</strong> Frage 16 festzustellen ist, ist die Zahlungsbereitschaft <strong>der</strong> Personen im Pilotprojekt eher ge-<br />

ring, zumal dort sämtliche Dienste kostenlos zu nutzen waren. Es ist somit abzuwägen, ob es sinnvol-<br />

ler ist, eine sehr große Varianz in den jeweiligen Ausprägungen zu wählen, o<strong>der</strong> ob geringere Ab-<br />

stände zwischen den Eigenschaftsausprägungen bessere Ergebnisse versprechen (Darmon <strong>und</strong> Rou-<br />

ziès 1989, S. 42). Da in <strong>der</strong> Regel ein nutzungsabhängiger Preis zu zahlen ist, wird die Alternative<br />

verworfen, eine sehr große Spannweite <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gebühr einzusetzen <strong>und</strong> statt <strong>des</strong>sen <strong>der</strong> Maximal-<br />

betrag für die Gr<strong>und</strong>gebühr von 30,00 DM gewählt. Diese Entscheidung muß sich jedoch die Kritik<br />

gefallen lassen, daß keine validen Aussagen bezüglich <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft abzuleiten sind, bei<br />

<strong>der</strong> eine Gr<strong>und</strong>gebühr von mehr als 30,00 DM in Betracht gezogen wird (Green <strong>und</strong> Srinivasan<br />

1978; Tacke 1989, S. 176). Die Ausprägungen <strong>der</strong> Preise pro Film liegen hingegen ober- <strong>und</strong> un-<br />

terhalb <strong>der</strong> Preise von DF1, Premiere <strong>und</strong> dem Videoverleih.<br />

Den Ergebnissen <strong>der</strong> Simulation von Darmon <strong>und</strong> Rouziès (1989) folgend wurden gleiche Attributs-<br />

abstände gewählt (bei <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gebühr 10 DM <strong>und</strong> bei den nutzungsabhängigen Preisen 2,50 DM),<br />

weil im Vorfeld keine detaillierten Vorstellungen bezüglich <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong> Präferenzfunktion vorla-<br />

gen.<br />

Nachdem die Eigenschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Ausprägungen festgelegt wurden, ist die Wahl <strong>der</strong> Präferenz-<br />

modelle zu dokumentieren.<br />

Die Nutzenfunktion, die als Basis für die Schätzungen dient, besteht aus einer additiven Verknüpfung<br />

<strong>der</strong> Teilnutzenwerte (hier den Gebührenkomponenten) zu einem Gesamtnutzen U. Der Terminologie<br />

von Louviere (1988, S. 13 ff.) folgend, ist nun die Eigenschaftsbewertungsfunktion in ihren Formen<br />

festzulegen. Tacke (1989, S. 252) schlägt vor, für die Gr<strong>und</strong>gebühr ein Vektormodell <strong>und</strong> für die<br />

nutzungsabhängigen Tarife das Teilpräferenzwertmodell zu wählen. 216 Das Vektormodell unterstellt<br />

eine monotone, lineare Beziehung zwischen Eigenschaft <strong>und</strong> Präferenz (Tacke 1989, S. 175 ff.). Die-<br />

ser Zusammenhang ist für die Gr<strong>und</strong>gebühr anzunehmen. An<strong>der</strong>s ist bei den Preisen pro Film zu ar-<br />

gumentieren, da hierfür das flexiblere, gebräuchlichere, aber auch mehr Parameter benötigende Teil-<br />

präferenzwertmodell herangezogen wird (Green <strong>und</strong> Srinivasan 1990; Wittink <strong>und</strong> Cattin 1989).<br />

Tacke (1989, S. 176) argumentiert, daß die Mengenkomponente aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> ersten Gossenschen<br />

Gesetzes nicht anhand <strong>des</strong> Vektormodells abgebildet werden kann. Auch an<strong>der</strong>e Modelle – wie z.B.<br />

216 Siehe Stallmeier (1993, S. 73 ff.) für einen exzellenten Überblick <strong>der</strong> Präferenzmodelle.<br />

328


das Idealpunktmodell – eignen sich nicht, da sie keine monotone Beziehung zur Präferenz darstellen.<br />

Nun stellt <strong>der</strong> Preis pro Film keine Mengenkomponente im eigentlichen Sinne dar. Die Mengenkom-<br />

ponenten geht jedoch indirekt in die Paarvergleiche ein (Tacke 1989, S. 250 f.). Dies geschieht da-<br />

durch, daß durch die Präferenz für einen Tarif festgestellt werden kann, inwieweit sich das <strong>Nutzung</strong>s-<br />

verhalten än<strong>der</strong>t. Die Verän<strong>der</strong>ungen – <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Bezug zu <strong>der</strong> Menge – lassen sich durch die<br />

Höhe <strong>der</strong> akzeptierten Gr<strong>und</strong>gebühr bei bestimmten Preisen pro Film bestimmen (Tacke 1989, S.<br />

252).<br />

Formal ergibt sich somit die folgende Nutzenfunktion:<br />

(5-33) U( f , p) = tw( p) − w ⋅ f<br />

wobei<br />

tw(p) die Teilpräferenzwertfunktion <strong>der</strong> Eigenschaft „Preis pro Film“ <strong>und</strong><br />

w ⋅ f das Vektormodell für die Gr<strong>und</strong>gebühr f darstellt. Der Steigungsparameter w gibt das<br />

329<br />

Gewicht <strong>der</strong> Eigenschaft auf den Nutzen an.<br />

Wie Skiera (1998b, S. 200 ff.) zeigt, kann jedoch ohne eine Modifikation <strong>der</strong> herkömmlichen Vor-<br />

gehensweise bei Conjoint-<strong>Analyse</strong>n keine Aussage anhand <strong>der</strong> Nutzenfunktion über die spätere Nut-<br />

zungsmenge abgeleitet werden, die jedoch für die Beurteilung von Preisstrategien sehr wichtig ist.<br />

Diese Modifikation <strong>und</strong> die erfor<strong>der</strong>liche Darstellung <strong>des</strong> Zusammenhangs zwischen Präferenzord-<br />

nung, Konsumentenrente <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong>sfunktion wird später bei <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Bewertungsver-<br />

fahren aufgezeigt (Abschnitt 5.5.1.4.4.3).<br />

Nachdem die Präferenzmodelle spezifiziert wurden, ist auf die Datenerhebung einzugehen.<br />

In dieser Untersuchung wird die Profilmethode verwendet, bei <strong>der</strong> insgesamt 4x4 = 16 Stimuli von<br />

den Befragten zu bewerten sind. Je<strong>der</strong> Stimulus stellt hierbei einen Tarif dar. Bei dieser relativ gerin-<br />

gen Anzahl von Stimuli ist eine Reduzierung <strong>des</strong> Designs nicht notwendig.<br />

Zur Bewertung <strong>der</strong> Stimuli wurde <strong>der</strong> nichtmetrische Ansatz <strong>der</strong> Rangreihung gewählt. Der Gr<strong>und</strong><br />

hierfür liegt im wesentlichen in <strong>der</strong> Länge <strong>des</strong> Fragebogens, die bei einer Anwendung von Paarver-<br />

gleichen nicht hätte eingehalten werden können. Die Rangreihung gilt als effizient, valide <strong>und</strong> als ge-<br />

ring kognitiv belastend für die Befragten (Tacke 1989, S. 183). 217 Problematisch bei <strong>der</strong> Wahl einer<br />

Rangreihung ist das ordinale Skalenniveau <strong>der</strong> Präferenzordnung. Um nun jedoch die Nutzenfunktion<br />

<strong>und</strong> daraus folgend die Konsumentenrenten zu ermitteln, muß die Präferenzordnung min<strong>des</strong>tens inter-<br />

217 Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> engen Verwandtschaft <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> zur Multidimensionalen Skalierung ist die Bildung<br />

von Rangreihen die ursprüngliche Bewertungsform von Stimuli (Wittink <strong>und</strong> Cattin 1989, S. 93). Eine sehr detaillierte<br />

Diskussion über die Vor- <strong>und</strong> Nachteile einzelner Verfahren findet sich bei Stallmeier (1993).


vallskaliert sein. Eine Vielzahl von Studien zeigt jedoch, daß die Interpretation von Ordinalskalen als<br />

Intervallskalen mit nur geringen Fehlern behaftet ist (Hensher 1994; Jain et al. 1979 sowie Skiera<br />

1998b). 218 Interpretiert man die Rangreihe als Intervallskala, so kann eine intervallskalierte Nutzen-<br />

funktion ermittelt werden. Die wichtige Größe <strong>der</strong> Konsumentenrente ist jedoch aufgr<strong>und</strong> ihres natür-<br />

lichen Nullpunktes <strong>und</strong> <strong>der</strong> in Geldeinheiten bewerteten Abstände eine Ratioskala. Skiera (1998b)<br />

zeigt jedoch ausführlich, wie eine Transformation von intervallskalierten in ratioskalierte Daten mög-<br />

lich ist. Die folgenden <strong>Analyse</strong>n orientieren sich an <strong>der</strong> von ihm dargestellten Vorgehensweise.<br />

Die Ausführungen enden in Frage 19, die den Nutzern zur Beurteilung vorgelegt wurde. Um das<br />

Ausfüllen <strong>der</strong> Matrix zu erleichtern, sind die Ränge für die preislich dominierende Kombination<br />

(Gr<strong>und</strong>preis = 0,00 DM <strong>und</strong> Preis pro Film 2,50 DM) <strong>und</strong> für die teuerste Kombination (Gr<strong>und</strong>preis<br />

= 30,00 DM <strong>und</strong> Preis pro Film 10,00 DM) mit eins bzw. 16 vorgegeben worden. Diese Maßnah-<br />

me verdeutlicht den Befragten, daß es sich um ein Ranking handelt.<br />

In den nächsten Abschnitten wird zunächst auf die Auswahl <strong>der</strong> Nutzer, die vollständige <strong>und</strong> plausi-<br />

ble Angaben lieferten, eingegangen. Im Anschluß daran wird aufgezeigt, wie die geschätzten Nutzen-<br />

funktionen in Zahlungsbereitschaftsfunktionen transformiert werden. Der Abschnitt schließt mit <strong>der</strong><br />

Darstellung <strong>und</strong> Validierung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen.<br />

5.5.1.4.4.2 Auswahl <strong>der</strong> Nutzer<br />

Bevor die Conjoint-<strong>Analyse</strong> vorgenommen werden kann, sind die vorliegenden Datensätze <strong>der</strong> Fra-<br />

ge 19 hinsichtlich folgen<strong>der</strong> Kriterien zu prüfen:<br />

• Wenn die Datensätze fehlende Werte ausweisen, werden sie nicht weiter betrachtet.<br />

• Bei Mehrfachnennungen bestimmter Ränge werden die Datensätze ebenfalls nicht in die <strong>Analyse</strong><br />

einbezogen, weil es sich hierbei weniger um Ties handelt, son<strong>der</strong>n vielmehr unplausibles Ant-<br />

wortverhalten vorliegt.<br />

• Unplausible Datensätze werden eliminiert. Ein Datensatz ist insbeson<strong>der</strong>e dann unplausibel, wenn<br />

bei gleicher Gr<strong>und</strong>gebühr ein höherer nutzungsabhängiger Preis einem niedrigeren vorgezogen<br />

wird.<br />

Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> individuellen Angaben von 89 Nutzern ergibt folgen<strong>des</strong> Bild: 16 Nutzer weisen feh-<br />

lende Werte auf. Fünf Nutzer vergaben einen Rang mehrfach <strong>und</strong> drei Nutzer vergaben nicht plausi-<br />

ble Ränge. Es verbleiben somit noch 65 Nutzer für die Schätzung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktio-<br />

nen mittels <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong>.<br />

218 Als nicht ganz so unproblematisch sieht Teichert (1997) eine solche Interpretation an.<br />

330


Diese 65 Nutzer vergaben im Mittel die folgenden Ränge:<br />

Abbildung 5-58: Angaben <strong>der</strong> Trade-off-<strong>Analyse</strong><br />

331<br />

Preis pro Film<br />

im System 2000<br />

2,50 DM<br />

5,00 DM<br />

7,50 DM<br />

10,00 DM<br />

monatlicher Gr<strong>und</strong>preis im System 2000<br />

0 DM 10,00 DM 20,00 DM 30,00 DM<br />

1<br />

2,92<br />

5,34<br />

8,40<br />

3,26 6,12 9,20<br />

5,60 8,51 11,65<br />

8,14 11,09 14,00<br />

11,09 13,68<br />

Es läßt sich keine eindeutige Präferenz <strong>der</strong> Befragten bezüglich <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gebühr o<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>s-<br />

gebühr ableiten, denn die Präferenzen nehmen gleichmäßig ab.<br />

Nachdem die ungeeigneten Angaben aus <strong>der</strong> weiteren <strong>Analyse</strong> ausgeschlossen wurden, wird nun mit<br />

<strong>der</strong> Schätzung <strong>der</strong> Parameter <strong>und</strong> <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> geeigneten Funktion fortgefahren.<br />

5.5.1.4.4.3 Schätzung <strong>der</strong> Parameter <strong>und</strong> Auswahl <strong>der</strong> Funktionsverläufe<br />

Die Schätzung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen erfolgt in zwei Stufen (siehe Skiera 1998b, S.<br />

200 ff., <strong>der</strong> dort sehr ausführlich auf die Methodik eingeht):<br />

Im ersten Schritt sind die individuellen Nutzenfunktionen zu ermitteln:<br />

Die individuelle Nutzenfunktion <strong>des</strong> Tarifs j für Nutzer i hat folgende Gestalt:<br />

(5-34) U ij( f , p) = twi( p j ) − wi ⋅ f j<br />

wobei:<br />

twi(pj) Teilpräferenzwert <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>spreises <strong>des</strong> Tarifs j für Nutzer i,<br />

wi<br />

Parameter <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>preises f <strong>des</strong> Tarifs j in <strong>der</strong> Nutzenfunktion <strong>des</strong> Nutzers i.<br />

Unter Verwendung einer linearen Regression können nun die Parameter <strong>der</strong> Nutzenfunktion ge-<br />

schätzt werden (Tacke 1989, S. 184). 219 So ergeben sich beispielsweise für den Nutzer fünf die in<br />

219 Alternativ kann auch <strong>der</strong> Schätzalgorithmus LINMAP angewendet werden (Tacke 1989, S. 186; Stallmeier<br />

1993, S. 100 f; Srinivasan <strong>und</strong> Shocker 1982). Die Schätzungen werden mittels <strong>des</strong> Software-Pakets MS-<br />

EXCEL durchgeführt. In <strong>der</strong> Regression stellen die Ratings (d.h. die umgekehrten Ränge) die abhängige <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Gesamtpreis mit vier Dummy -Variablen die unabhängigen Variablen dar.<br />

16


Tabelle 5-45 dargestellten Nutzenwerte. Die Nutzenwerte müssen normiert werden, damit sie als<br />

DM-Beträge interpretiert werden können (Skiera 1998b, S. 201 ff.). Diese in Geldeinheiten inter-<br />

pretierbaren Nutzeneinheiten weisen jedoch noch keinen Nullpunkt auf. Sie werden als UIGOij<br />

(Nutzen in Geldeinheiten ohne Nullpunkt) bezeichnet. Die Normierung wird so vorgenommen, daß<br />

die Nutzenfunktion durch den Parameter w i dividiert wird:<br />

1 1<br />

(5-35) UIGOij ( f , p)<br />

= ⋅U<br />

ij = twi<br />

( p j ) − f j<br />

w w<br />

i<br />

i<br />

Durch diese Normierung <strong>der</strong> Abstände kann nun die Differenz zweier Tarife j=1 <strong>und</strong> j=2 (UIGOi1-<br />

UIGOi2) dahingehend interpretiert werden, als daß <strong>der</strong> Nutzer 5 bei Zahlung dieses Betrages (4,54<br />

DM) an ihn indifferent zwischen dem ersten <strong>und</strong> zweiten (teueren) Tarif ist. Eine Interpretation <strong>des</strong><br />

absoluten Betrages ist aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> noch fehlenden Justierung <strong>des</strong> Nullpunktes nicht möglich.<br />

Der betrachtete Nutzer 5 weist somit die folgende Nutzenfunktion auf:<br />

Tabelle 5-45: Nutzenfunktion <strong>des</strong> Nutzers i=5 ohne Nullpunkt<br />

Stimuli<br />

(Tarif)<br />

<strong>Nutzung</strong>spreis <br />

Gr<strong>und</strong>preis<br />

Nutzen <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>spreises<br />

Nutzen <strong>des</strong><br />

Gr<strong>und</strong>preises<br />

Gesamtnutzen<br />

U j<br />

Nutzen in Geldeinheiten<br />

ohne<br />

Nullpunkt UIGO j<br />

1 2,50 0,00 15,55 0,00 15,55 70,68<br />

2 5,00 0,00 14,55 0,00 14,55 66,14<br />

3 7,50 0,00 11,30 0,00 11,30 51,36<br />

4 10,00 0,00 5,80 0,00 5,80 26,36<br />

5 2,50 10,00 15,55 -2,20 13,35 60,68<br />

6 5,00 10,00 14,55 -2,20 12,35 56,14<br />

7 7,50 10,00 11,30 -2,20 9,10 41,36<br />

8 10,00 10,00 5,80 -2,20 3,60 16,36<br />

9 2,50 20,00 15,55 -4,40 11,15 50,68<br />

10 5,00 20,00 14,55 -4,40 10,15 46,14<br />

11 7,50 20,00 11,30 -4,40 6,90 31,36<br />

12 10,00 20,00 5,80 -4,40 1,40 6,36<br />

13 2,50 30,00 15,55 -6,60 8,95 40,68<br />

14 5,00 30,00 14,55 -6,60 7,95 36,14<br />

15 7,50 30,00 11,30 -6,60 4,70 21,36<br />

16 10,00 30,00 5,80 -6,60 -0,80 -3,64<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong>:<br />

tnw(p=2,50)=15,55; tnw(p=5,00)=14,55; tnw(p=7,50)=11,30; tnw(p=10,00)=5,80<br />

w=-0,22;<br />

Kendalls Tau=0,9833 (Rang 4 <strong>und</strong> 5 werden vertauscht)<br />

Um im zweiten Schritt die individuellen Zahlungsbereitschaftsfunktionen zu schätzen, muß die Justie-<br />

rung <strong>des</strong> Nullpunktes vorgenommen werden (Skiera 1998b, S. 203). Der Nullpunkt kann dann ju-<br />

stiert werden, wenn die Angabe <strong>des</strong> Nutzers über den von ihm maximal akzeptieren Gr<strong>und</strong>preis (oh-<br />

332


ne nutzungsabhängige Preise) vorliegt, bei dem er zwischen <strong>Nutzung</strong> <strong>und</strong> Nicht-<strong>Nutzung</strong> indifferent<br />

ist. Es wird angenommen, daß sein Nutzen an diesem Punkt gleich Null ist.<br />

Zur Festlegung <strong>des</strong> Nullpunktes wird wie<strong>der</strong>um auf die Frage 16 zurückgegriffen, in <strong>der</strong> nach <strong>der</strong><br />

maximal akzeptierten Höhe <strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>preises gefragt wurde. Bei dieser Frage ist <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>spreis<br />

Null. Der Teilnutzenwert <strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>spreises von Null wird durch Extrapolieren ermittelt. Hierbei<br />

wird zu dem Teilnutzenwert für den <strong>Nutzung</strong>spreis von 2,50 DM die Differenz <strong>der</strong> Werte für die<br />

<strong>Nutzung</strong>spreise 2,50 <strong>und</strong> 5,00 DM addiert, so daß für den Nutzer 5 ein Teilnutzenwert für p=0 von<br />

16,55 zu veranschlagen ist.<br />

Skiera (1998b, S. 203) zeigt, daß bei Einführung <strong>der</strong> Variablen υ i als Nullpunkt <strong>des</strong> in Geldeinhei-<br />

ten bewerteten Nutzens (UIGMij) folgen<strong>der</strong> Zusammenhang zur Konsumentenrente (CSij) gilt:<br />

1<br />

(5-36) UIGM ij = υ i + UIGOij<br />

= υi<br />

+ ⋅ twi<br />

( p j ) − f j = CSij<br />

( ai<br />

, bi<br />

, ci<br />

, p j , f j )<br />

w<br />

333<br />

i<br />

Für den Nutzer fünf gilt also, daß die Berechnung <strong>der</strong> Justierungsvariable durch seine Angabe von<br />

75,00 DM als maximal akzeptierter Gr<strong>und</strong>preis bei einem <strong>Nutzung</strong>spreis von Null wie folgt vorzu-<br />

nehmen ist:<br />

(5-37) UIGM ij = υ i + UIGOij<br />

= υi<br />

+ 16, 55 − 16,<br />

5 = 0 = CSij<br />

( ai<br />

, bi<br />

, ci<br />

, p j , f j )<br />

Daraus folgt, daß υ i =-0,05 ist, damit die Konsumentenrente bei einem Gr<strong>und</strong>preis von 75 DM <strong>und</strong><br />

einem nutzungsabhängigen Preis von 0,00 DM gleich Null ist.


Tabelle 5-46: Nutzenfunktion <strong>des</strong> Nutzers i=5 mit Nullpunkt<br />

Stimuli<br />

(Tarif)<br />

<strong>Nutzung</strong>spreis <br />

Gr<strong>und</strong>preis<br />

Nutzen<br />

<strong>des</strong> <strong>Nutzung</strong>spreises<br />

Nutzen<br />

<strong>des</strong><br />

Gr<strong>und</strong>preises <br />

Gesamtnutzen<br />

U j<br />

Nutzen in Geldeinheiten<br />

ohne<br />

Nullpunkt UIGO j<br />

Nutzen in Geldeinheiten<br />

mit Nullpunkt<br />

UIGM j<br />

1 2,50 0,00 15,55 0,00 15,55 70,68 70,63<br />

2 5,00 0,00 14,55 0,00 14,55 66,14 66,09<br />

3 7,50 0,00 11,30 0,00 11,30 51,36 51,31<br />

4 10,00 0,00 5,80 0,00 5,80 26,36 26,31<br />

5 2,50 10,00 15,55 -2,20 13,35 60,68 60,63<br />

6 5,00 10,00 14,55 -2,20 12,35 56,14 56,09<br />

7 7,50 10,00 11,30 -2,20 9,10 41,36 41,31<br />

8 10,00 10,00 5,80 -2,20 3,60 16,36 16,31<br />

9 2,50 20,00 15,55 -4,40 11,15 50,68 50,63<br />

10 5,00 20,00 14,55 -4,40 10,15 46,14 46,09<br />

11 7,50 20,00 11,30 -4,40 6,90 31,36 31,31<br />

12 10,00 20,00 5,80 -4,40 1,40 6,36 6,31<br />

13 2,50 30,00 15,55 -6,60 8,95 40,68 40,63<br />

14 5,00 30,00 14,55 -6,60 7,95 36,14 36,09<br />

15 7,50 30,00 11,30 -6,60 4,70 21,36 21,31<br />

16 10,00 30,00 5,80 -6,60 -0,80 -3,64 -3,69<br />

Der Nutzen in Geldeinheiten UIGMij kann also als Konsumentenrente CSij interpretiert werden <strong>und</strong><br />

ermöglicht somit die Schätzung <strong>der</strong> Parameter ai, bi <strong>und</strong> ci <strong>der</strong> jeweiligen Zahlungsbereitschaftsfunk-<br />

tionen. So ergibt sich beispielsweise für die Quadratische Zahlungsbereitschaftsfunktion <strong>der</strong> folgende<br />

Zusammenhang (siehe auch Tabelle 4-5):<br />

2<br />

( ai<br />

− p)<br />

(5-38) UIGMij = CSij<br />

= + ci<br />

− F<br />

2⋅<br />

b<br />

i<br />

Diese Gleichung kann als nichtlineares Optimierungsproblem mittels <strong>des</strong> Gradientenverfahrens gelöst<br />

werden, wenn die quadratischen Abweichungen <strong>der</strong> 16 Nutzenwerte minimiert werden. 220 Es wer-<br />

den nur positive Parameterwerte zugelassen. Da die Parameter mit einem nichtlinearen Optimie-<br />

rungsverfahren geschätzt werden, entfallen die Probleme, die durch die Linearisierung <strong>der</strong> Funktionen<br />

bei <strong>der</strong> Mengenbefragung auftreten. Eine <strong>der</strong>artige Berechnung <strong>der</strong> Parameter ergibt für den Nutzer<br />

5 folgende Funktionsverläufe:<br />

220 Die Lösung <strong>des</strong> Optimierungsproblems wurde mit dem Solver <strong>des</strong> Software-Pakets MS-EXCEL vorgenommen.<br />

334


Abbildung 5-59: Zahlungsbereitschaftsfunktionen <strong>des</strong> Nutzers 5<br />

335<br />

ZB<br />

140,00<br />

120,00<br />

100,00<br />

80,00<br />

60,00<br />

40,00<br />

20,00<br />

0,00<br />

0,00 3,00 6,00 9,00 12,00 15,00 18,00 21,00<br />

Quadratische<br />

Funktion<br />

Multiplikative<br />

Funktion<br />

Menge<br />

Modifiziert-exponentielle<br />

Funktion<br />

Mult.<br />

Mod.<br />

Quad.<br />

Semi.<br />

Semi-logarithmische<br />

Funktion<br />

Parameter a 24,86 47,81 104,46 9,87<br />

Parameter b 3,30 0,32 0,31 0,10<br />

Parameter c 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Sättigungsmenge 7,54 - - 13,90<br />

Maximale ZB 93,70 90,79 104,46 97,42<br />

Es zeigt sich, daß die Funktionen mit Ausnahme <strong>der</strong> Multiplikativen Funktionen sehr ähnlich verlau-<br />

fen. Sämtliche Funktionen liefern nachvollziehbare Ergebnisse, so daß gr<strong>und</strong>sätzlich alle vier Funktio-<br />

nen geeignet erscheinen. Im folgenden Abschnitt werden die Schätzergebnisse diskutiert <strong>und</strong> die je-<br />

weils beste Funktion für den einzelnen Nutzer ausgewählt.<br />

5.5.1.4.4.4 Ermittelte individuelle Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

Die folgende Tabelle gibt Auskunft über die mittleren Werte für die wichtigsten Validierungsmöglich-<br />

keiten <strong>der</strong> einzelnen Funktionstypen für die 65 Nutzer:<br />

Die nur für die Quadratrische <strong>und</strong> Semi-logarithmische Funktion bestimmbare Sättigungsmenge für<br />

Filme in einem Monat liegt auf einem plausiblen Niveau.<br />

Die Funktionen ähneln sich bezüglich <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> maximalen Zahlungsbereitschaft, wobei die An-<br />

gaben z.T. sehr hohen Schwankungen unterliegen. Die Höhe <strong>der</strong> mittleren Angaben liegt in einem<br />

nachvollziehbaren Bereich, wenn man sich das Medienbudget eines Premiere- o<strong>der</strong> DF1-


Abonennten vor Augen führt, welches zwar geringer ist, jedoch auch einen geringeren Nutzen als das<br />

System 2000 aufweist.<br />

Tabelle 5-47: Validierungsmaße zur Auswahl <strong>der</strong> Funktionstypen<br />

Mittelwerte<br />

(Standardabweichungen)<br />

Quadratische<br />

Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

Multiplikative<br />

Zahlungsbereitschaftsfunktion <br />

Modifiziert-exponentielleZahlungsbereitschaftsfunktion<br />

Semi-logarithmische<br />

Zahlungsbereitschaftsfunktion<br />

Sättigungsmenge 8,64 (8,88) - - 13,94 (15,55)<br />

Maximale Zahlungsbereitschaft<br />

<strong>Nutzung</strong>sunabhängige<br />

Zahlungsbereitschaft<br />

91,69 (59,91) - 105,37 (74,23) 100,42 (70,61)<br />

2,57 (3,91) 1,56 (2,94) 0,07 (0,14) 0,81 (3,36)<br />

Residuenquadrate 167,30 (232,85) 1057,80 (1476,13) 287,61 (379,04) 387,20 (526,33)<br />

Kendalls Tau 0,95 (0,07) 0,91 (0,09) 0,94 (0,07) 0,94 (0,07)<br />

Spearman Korrelation 0,98 (0,03) 0,97 (0,04) 0.98 (0,03) 0,98 (0,03)<br />

Die nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft liegt bei allen vier Funktionen auf einem sehr niedrigen<br />

Niveau. Dieses Ergebnis ist in Anbetracht <strong>der</strong> zuvor angesprochenen Höhe <strong>der</strong> maximalen Zahlungs-<br />

bereitschaft ein wenig überraschend. So scheint hiernach nur die wirkliche <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems ei-<br />

nen Nutzen zu liefern – <strong>der</strong> reine Zugang zum System ist nur von geringem Nutzen.<br />

Die statistischen Gütemaße zeigen, daß die Quadratische Funktion die geringsten Abweichungen <strong>der</strong><br />

ermittelten Nutzenwerte von den entsprechenden Konsumentenrenten aufweist. Die Multiplikative<br />

Funktion hingegen zeichnet sich durch extrem hohe Abweichungen auf. Die an<strong>der</strong>en beiden Funktio-<br />

nen unterliegen in ihren Abweichungen ebenfalls <strong>der</strong> Quadratischen Funktion. Verläßt man die aggre-<br />

gierte Ebene <strong>und</strong> untersucht die Anpassung <strong>der</strong> Funktionen für jeden einzelnen Nutzer, so ist die<br />

Quadratische Funktion in 56 Fällen diejenige mit den geringsten Abweichungen. In vier Fällen ist die<br />

Modifiziert-exponentielle Funktion diejenige Funktion mit dem besten Fit <strong>und</strong> in fünf Fällen ist es die<br />

Semi-logarithmische Funktion. Die Mulitplikative Funktion ist in keinem Fall den an<strong>der</strong>en Funktionen<br />

überlegen.<br />

Als weiteres Gütekriterium für die Anpassung <strong>der</strong> Funktionen an die Ausgangsdaten können die<br />

Rangreihenkorrelationskoeffizienten verwendet werden. Hierbei zeigt sich, daß alle Funktionen eine<br />

relativ gute Anpassung erreichen, wobei die Quadratische Funktion auch hier einen leichten Vorteil<br />

gegenüber den an<strong>der</strong>en Funktionen aufweist.<br />

Als Kriterium für die Auswahl <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen auf individueller Basis wird die<br />

Residuenquadratsumme gewählt. Es ergeben sich die folgenden Zahlungsbereitschaftsfunktionen:<br />

336


Tabelle 5-48: Zahlungsbereitschaftsfunktionen auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong><br />

Beste<br />

ParaParaParaSättigungs- Maximale<br />

ZahlungsResiduen- Kendalls Spear-<br />

Funktion Nutzer meter a meter b meter c mengebereitschaftquadrat Tau man<br />

Quadr. 3 16,42 0,65 0,00 25,17 206,71 389,25 0,98 1,00<br />

Quadr. 4 73,90 67,68 5,38 1,09 45,73 0,03 1,00 1,00<br />

Quadr. 5 24,86 3,30 0,00 7,54 93,70 596,84 0,83 0,94<br />

Quadr. 6 38,20 12,14 0,00 3,15 60,10 35,37 0,85 0,96<br />

Quadr. 7 15,97 0,63 0,00 25,55 204,05 426,85 0,98 1,00<br />

Quadr. 8 15,91 0,62 0,00 25,60 203,67 432,67 0,98 1,00<br />

Quadr. 9 53,04 46,83 5,80 1,13 35,83 0,07 1,00 1,00<br />

Quadr. 10 32,35 13,89 2,53 2,33 40,20 5,09 0,95 0,99<br />

Quadr. 14 49,75 43,54 5,43 1,14 33,85 0,08 1,00 1,00<br />

Semi 15 1,05 0,01 1,02 1,05 125,64 0,01 1,00 1,00<br />

Quadr. 16 17,21 1,39 0,00 12,37 106,43 500,44 0,87 0,96<br />

Quadr. 17 16,82 1,05 0,00 15,96 134,25 541,77 0,90 0,97<br />

Quadr. 18 16,45 1,07 0,00 15,31 125,91 252,70 0,95 0,99<br />

Quadr. 19 16,04 0,63 0,00 25,49 204,43 421,14 0,98 1,00<br />

Quadr. 20 15,91 0,62 0,00 25,60 203,67 432,67 0,98 1,00<br />

Quadr. 23 73,90 67,68 5,38 1,09 45,73 0,03 1,00 1,00<br />

Quadr. 24 73,90 67,68 5,38 1,09 45,73 0,03 1,00 1,00<br />

Quadr. 25 17,84 1,84 0,00 9,68 86,33 216,73 0,92 0,98<br />

Semi 28 1,11 0,02 1,03 1,11 65,77 0,05 1,00 1,00<br />

Semi 29 1,11 0,02 1,03 1,11 65,77 0,05 1,00 1,00<br />

Quadr. 30 16,30 0,64 0,00 25,28 205,95 399,46 0,98 1,00<br />

Quadr. 32 24,11 3,95 0,00 6,11 73,62 55,39 0,90 0,98<br />

Quadr. 33 21,21 2,74 0,00 7,75 82,19 14,12 0,98 1,00<br />

Quadr. 34 33,27 9,66 0,00 3,44 57,28 2,13 1,00 1,00<br />

Quadr. 38 55,75 49,53 6,44 1,13 37,81 0,06 1,00 1,00<br />

Mod.-ex 39 43,07 0,81 0,69 - 43,07 0,83 0,93 0,99<br />

Mod.-ex 40 45,01 0,80 0,73 - 45,01 0,83 0,93 0,99<br />

Quadr. 41 44,81 27,53 3,95 1,63 40,42 0,54 0,93 0,99<br />

Semi 42 1,11 0,02 1,03 1,11 65,77 0,05 1,00 1,00<br />

Quadr. 43 17,25 1,06 0,00 16,29 140,56 148,73 0,98 1,00<br />

Quadr. 44 16,97 1,03 0,00 16,43 139,42 156,60 0,95 0,99<br />

Quadr. 45 16,97 1,03 0,00 16,43 139,42 156,60 0,95 0,99<br />

Quadr. 47 15,97 0,63 0,00 25,55 204,05 426,85 0,98 1,00<br />

Quadr. 49 17,63 1,16 0,00 15,22 134,10 1060,06 0,87 0,96<br />

Quadr. 52 18,26 1,52 0,00 12,04 109,88 151,12 0,93 0,98<br />

Semi 53 12,02 0,23 18,97 12,02 72,34 7,08 0,90 0,97<br />

Quadr. 54 31,73 6,76 0,00 4,69 74,44 446,74 0,77 0,91<br />

Quadr. 55 17,07 0,69 0,00 24,68 210,61 343,74 1,00 1,00<br />

Quadr. 56 31,06 8,44 0,00 3,68 57,18 167,72 0,85 0,95<br />

Quadr. 57 73,90 67,68 5,38 1,09 45,73 0,03 1,00 1,00<br />

Quadr. 59 73,90 67,68 5,38 1,09 45,73 0,03 1,00 1,00<br />

Quadr. 60 73,90 67,68 5,38 1,09 45,73 0,03 1,00 1,00<br />

Quadr. 61 17,18 1,25 0,00 13,69 117,65 520,66 0,87 0,96<br />

Quadr. 62 31,15 10,32 0,00 3,02 47,03 79,70 0,83 0,94<br />

Quadr. 65 73,90 67,68 5,38 1,09 45,73 0,03 1,00 1,00<br />

Quadr. 68 73,90 67,68 5,38 1,09 45,73 0,03 1,00 1,00<br />

Quadr. 69 46,02 24,49 4,08 1,88 47,31 4,73 0,98 1,00<br />

Quadr. 70 32,00 9,58 2,57 3,34 56,03 0,04 0,92 0,98<br />

Quadr. 71 20,02 2,90 0,00 6,91 69,18 110,43 0,85 0,94<br />

Mod.-ex 72 34,05 1,63 0,15 - 34,05 0,02 0,97 0,99<br />

Quadr. 73 49,75 43,54 5,43 1,14 33,85 0,08 1,00 1,00<br />

Mod.-ex 74 95,31 0,23 0,00 - 95,31 1,61 0,93 0,99<br />

Quadr. 75 73,90 67,68 5,38 1,09 45,73 0,03 1,00 1,00<br />

Quadr. 76 23,99 4,26 0,00 5,64 67,61 853,27 0,67 0,84<br />

Quadr. 77 58,28 52,06 7,18 1,12 39,80 0,06 1,00 1,00<br />

Quadr. 78 60,78 54,55 7,93 1,11 41,78 0,05 1,00 1,00<br />

Quadr. 79 16,42 0,65 0,00 25,17 206,71 389,25 0,98 1,00<br />

Quadr. 80 16,42 0,65 0,00 25,17 206,71 389,25 0,98 1,00<br />

Quadr. 82 17,07 0,69 0,00 24,68 210,61 343,74 1,00 1,00<br />

Quadr. 84 32,02 12,90 0,00 2,48 39,74 14,24 0,92 0,99<br />

Quadr. 85 18,82 2,19 0,00 8,61 80,98 194,56 0,92 0,98<br />

Quadr. 86 17,49 2,01 0,00 8,69 75,99 41,31 0,98 1,00<br />

Quadr. 87 17,91 2,09 0,00 8,59 76,94 38,40 0,98 1,00<br />

Quadr. 88 29,68 9,23 0,00 3,22 47,72 37,45 0,92 0,98<br />

Quadr. 89 28,43 7,62 0,00 3,73 53,04 30,06 0,93 0,99<br />

Mittelwerte<br />

Standardabw.<br />

Minimum<br />

Maximum<br />

337<br />

1,91 9,03 92,14 166,76 0,95 0,98<br />

3,26 9,04 59,66 233,23 0,07 0,03<br />

0,00 1,05 33,85 0,01 0,67 0,84<br />

18,97 25,60 210,61 1060,06 1,00 1,00


Die Mittelwerte <strong>der</strong> einzelnen Gütekriterien <strong>der</strong> Funktionen zeigen, daß die Ergebnisse plausibel sind.<br />

Die Höhe <strong>der</strong> Korrelationskoeffizienten weist auf eine hohe interne Validität hin.<br />

Auch hier wäre eine Überprüfung <strong>der</strong> Ergebnisse mit den <strong>Nutzung</strong>sdaten wünschenswert gewesen.<br />

So verbleiben zur weiteren Validierung <strong>der</strong> Ergebnisse – wie bereits bei <strong>der</strong> Mengenbefragung – nur<br />

Korrelationsanalysen mit an<strong>der</strong>en Variablen aus dem Fragebogen. Hierzu wurden jeweils für das Pi-<br />

lotprojekt <strong>und</strong> das Szenario die Sättigungsmenge <strong>und</strong> die maximale Zahlungsbereitschaft (aus Tabelle<br />

5-48) mit den Angaben <strong>der</strong> Befragten für:<br />

• die Punkte für Video-on-Demand,<br />

• die Zahlungsbereitschaft für das bevorzugte Endgerät,<br />

• die Zahlungsbereitschaft für die Set-top-box,<br />

• die Zahlungsbereitschaft für James Bond, Jurassic Park <strong>und</strong> dem Fußball WM Finale <strong>und</strong><br />

schließlich<br />

• das Einkommen verglichen.<br />

Die folgende Tabelle zeigt die Korrelationskoeffizienten nach Pearson <strong>und</strong> Kendall für die jeweiligen<br />

Variablen auf.<br />

Tabelle 5-49: Korrelationen zur Validierung <strong>der</strong> ermittelten Zahlungsbereitschaftsfunktionen (Conjoint)<br />

Pearson Korr. (Sign.)<br />

Conjoint-<strong>Analyse</strong><br />

Kendall Korr. (Sign.) Sättigungsmenge Maximale Zahlungs-<br />

bereitschaft<br />

Video-on-Demand<br />

(n=59)<br />

Endgerät<br />

(n=56)<br />

Set-top-box<br />

(n=56)<br />

James Bond<br />

(n=60)<br />

Jurassic Park<br />

(n=60)<br />

WM Finale<br />

(n=60)<br />

Einkommen<br />

(n=52)<br />

0,07 (0,61)<br />

-0,04 (0,70)<br />

-0,06 (0,69)<br />

0,02 (0,83)<br />

-0,15 (0,29)<br />

-0,03 (0,74)<br />

-0,16 (0,24)<br />

-0,09 (0,31)<br />

-0,09 (0,51)<br />

-0,07 (0,46)<br />

-0,03 (0,81)<br />

-0,08 (0,44)<br />

0,05 (0,70)<br />

-0,01 (0,85)<br />

0,17 (0,16)<br />

0,06 (0,47)<br />

-0,13 (0,35)<br />

0,18 (0,85)<br />

-0,08 (0,54)<br />

0,07 (0,42)<br />

-0,09 (0,41)<br />

0,00 (0,96)<br />

-0,04 (0,78)<br />

0,05 (0,62)<br />

0,01 (0,92)<br />

0,05 (0,62)<br />

0,08 (0,54)<br />

-0,00 (0,96)<br />

338


Es zeigt sich, daß we<strong>der</strong> ein substantieller noch ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Varia-<br />

blen festgestellt werden kann. Die Validierung anhand dieser Variablen ist somit – wie auch schon<br />

bei <strong>der</strong> Mengenbefragung – nicht zur Stützung o<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>legung <strong>der</strong> Ergebnisse geeignet.<br />

Im folgenden Abschnitt wird untersucht, wie die konvergierende Validität <strong>der</strong> beiden Methoden aus-<br />

fällt.<br />

5.5.1.4.5 Ausmaß <strong>der</strong> konvergierenden Validität <strong>der</strong> beiden Verfahren<br />

Konvergierende Validität liegt dann vor, wenn unterschiedliche Methoden zur Messung <strong>des</strong> gleichen<br />

Sachverhalts die gleichen o<strong>der</strong> zumin<strong>des</strong>t sehr ähnliche Ergebnisse erzielen (Peter 1981, S. 134).<br />

In dieser Untersuchung sind mit <strong>der</strong> Mengenbefragung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> zwei Methoden zur<br />

Schätzung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen verwendet worden. Es besteht keine gr<strong>und</strong>legende<br />

Sicherheit darüber, welches <strong>der</strong> beiden Verfahren als besser für Innovationen geeignet erscheint. Es<br />

ist ebenfalls unklar, ob sich die Verfahren überhaupt für Innovationen eignen.<br />

Zur Untersuchung <strong>der</strong> konvergierenden Validität werden die Korrelationen <strong>der</strong> jeweiligen besten in-<br />

dividuellen Zahlungsbereitschaftsfunktionen <strong>der</strong> Mengenbefragung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> für die<br />

folgenden Angaben geprüft:<br />

• nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft,<br />

• maximale Zahlungsbereitschaft,<br />

• Sättigungsmenge,<br />

• Zahlungsbereitschaft für einen Film <strong>und</strong><br />

• Zahlungsbereitschaft für drei Filme.<br />

Es ergeben sich folgende Korrelationen:<br />

Tabelle 5-50: Korrelationen zwischen den Funktionen<br />

Validierungsmaß Korrelation nach<br />

Pearson (Signifikanz)<br />

339<br />

Korrelation nach Kendall<br />

(Signifikanz)<br />

<strong>Nutzung</strong>sunabhängige Zahlungsbereitschaft (n=45) 0,04 (0,80) 0,13 (0,27)<br />

Sättigungsmenge (n=41) 0,12 (0,45) -0,00 (0,99)<br />

Maximale Zahlungsbereitschaft (n=45) -0,07 (0,62) 0,03 (0,07)<br />

Zahlungsbereitschaft für einen Film (n=45) 0,74 (0,00) 0,30 (0,00)<br />

Zahlungsbereitschaft für drei Filme (n=45) 0,19 (0,20) 0,25 (0,02)


Das Ergebnis deutet darauf hin, daß nur eine geringe konvergierende Validität vorliegt. Die Verfahren<br />

korrelieren we<strong>der</strong> substantiell noch signifikant hinsichtlich <strong>der</strong> ermittelten nutzungsunabhängigen Zah-<br />

lungsbereitschaft, <strong>der</strong> Sättigungsmenge, <strong>der</strong> maximalen Zahlungsbereitschaft <strong>und</strong> zum Teil auch für<br />

die Zahlungsbereitschaft für drei Filme. Eine hohe Korrelation besteht jedoch für die Zahlungsbereit-<br />

schaft für einen Film bei beiden Methoden.<br />

Es wird deutlich, daß entwe<strong>der</strong> eines <strong>der</strong> verwendeten Verfahren die Zahlungsbereitschaftsfunktio-<br />

nen nur unzureichend ermittelt o<strong>der</strong> aber, daß beide Verfahren unbrauchbar sind <strong>und</strong> die Zusammen-<br />

hänge als nicht substantiell anzusehen sind. Wenig hilfreich ist die generelle Ablehnung bei<strong>der</strong> Verfah-<br />

ren. Vielmehr ist differenziert vorzugehen, da beide Verfahren ihre spezifischen Vor- <strong>und</strong> Nachteile<br />

aufweisen (vergleiche die Diskussion <strong>der</strong> Verfahren im Abschnitt 4.3.3). Zwar hält Tacke (1989) die<br />

Conjoint-<strong>Analyse</strong> für das geeignetste Verfahren – jedoch verwendet er keine Innovation in seiner<br />

Untersuchung, so daß er nicht mit den spezifischen Anwendungsproblemen <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> bei<br />

Innovationen konfrontiert wird. Somit kann keine generelle Bevorzugung eines <strong>der</strong> Verfahren durch<br />

die Erfahrungen aus <strong>der</strong> Literatur gewonnen werden.<br />

Bei <strong>der</strong> Datenanalyse ist aufgefallen, daß die Nutzer bei <strong>der</strong> Beantwortung <strong>der</strong> Fragebögen die Tra-<br />

de-off-<strong>Analyse</strong> häufig nach einem bestimmten Muster beantworteten. Hierbei wurde entwe<strong>der</strong> zei-<br />

len- o<strong>der</strong> spaltenweise die Rangreihung vorgenommen. In diesen Fällen ist nicht eindeutig, ob diese<br />

Rangfolge die wahren Präferenzen <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>-/ <strong>Nutzung</strong>spreis-Kombinationen wi<strong>der</strong>spiegelt, o<strong>der</strong><br />

ein solches Vorgehen aus Gründen <strong>der</strong> Bequemlichkeit o<strong>der</strong> Ermüdung gewählt wurde.<br />

Ein weiterer Aspekt bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> beiden Verfahren ist die Anordnung <strong>der</strong> Frage im Fra-<br />

gebogen. Während sich die Mengenbefragung direkt nach <strong>der</strong> Darstellung <strong>des</strong> Szenarios befindet,<br />

folgt die Conjoint-<strong>Analyse</strong> erst sehr viel später, so daß die Salienz <strong>des</strong> Szenarios im kognitiven Sy-<br />

stem <strong>der</strong> Nutzer abnimmt.<br />

Der wohl wichtigste Punkt, <strong>der</strong> allerdings nicht direkt nachweisbar ist, ist das gewählte Design <strong>der</strong><br />

Conjoint-<strong>Analyse</strong>. Die vorgegebenen Preise unterscheiden sich zwischen den beiden Verfahren z.T.<br />

erheblich. Der teuerste Film bei <strong>der</strong> Mengenbefragung kostet den Nutzer 10,00 DM, wohingegen er<br />

bei <strong>der</strong> teuersten Alternative <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> neben den 10,00 DM noch eine Gr<strong>und</strong>gebühr<br />

von 30,00 DM zu entrichten hat. Da die Conjoint-<strong>Analyse</strong> auf monatlicher Basis durchgeführt wur-<br />

de, müßte <strong>der</strong> Nutzer pro Woche also noch 7,50 DM hinzurechnen. Obgleich dieser Preis weit über<br />

dem teuersten Angebot bei <strong>der</strong> Mengenbefragung liegt, wird ihm noch ein Nutzenwert, wenngleich<br />

auch <strong>der</strong> geringste, zugeteilt. Bei <strong>der</strong> Mengenbefragung übersteigt dieser Preis bei vielen Nutzern je-<br />

doch die Zahlungsbereitschaft für einen Film. Da im Vorfeld <strong>der</strong> Erhebung jedoch keine generellen<br />

Anhaltspunkte über die Höhe <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft vorlagen, die ein besseres Design <strong>der</strong> Trade-<br />

off-<strong>Analyse</strong> zur Folge gehabt hätten, muß dieses Ergebnis in Kauf genommen werden.<br />

340


Dieses typische Problem bei <strong>der</strong> Anwendung von Conjoint-<strong>Analyse</strong>n für Innovationen führt wahr-<br />

scheinlich dazu, daß die Ergebnisse <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> nicht valide sind.<br />

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird somit insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> preispolitischen<br />

Implikationen im Abschnitt 7.2 nur auf die ermittelten Zahlungsbereitschaften aus <strong>der</strong> Mengenbefra-<br />

gung zurückgegriffen.<br />

Aus diesem Ergebnis kann jedoch keinesfalls die generelle Überlegenheit <strong>der</strong> Mengenbefragung ge-<br />

genüber <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> für die Schätzung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen attestiert wer-<br />

den. Vielmehr wird deutlich, daß sich die Conjoint-<strong>Analyse</strong> nicht sehr gut für die Schätzung von Zah-<br />

lungsbereitschaftsfunktionen eignet, wenn keinerlei Informationen über die Zahlungsbereitschaft vor-<br />

liegen – wie es generell bei Innovationen <strong>der</strong> Fall ist.<br />

5.5.1.5 Schätzung segmentspezifischer Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

Nachdem die individuellen Zahlungsbereitschaftsfunktionen geschätzt wurden, ist eine aggregierte<br />

Betrachtung <strong>der</strong> Angaben hilfreich, um eventuelle preispolitische Erkenntnisse zu generieren. So<br />

könnten bestimmte Segmentkonstellationen Hinweise für eine mögliche Tarifgestaltung liefern.<br />

Liegen individuelle Daten vor, so eignen sich die clusteranalytischen Verfahren zur Segmentierung<br />

(Skiera 1998b, S. 50 ff. <strong>und</strong> Tacke 1989, S. 197). 221 Dabei ist zunächst einmal zu klären, welche<br />

Datenbasis zur Segmentierung herangezogen wird. Da nur die kompositionellen Verfahren im weite-<br />

ren Verlauf dieser Arbeit verwendet werden, sind prinzipiell drei Ansätze zur Segmentierung geeig-<br />

net:<br />

• Es werden die Ausgangsdaten, mit denen auch die individuellen Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

341<br />

geschätzt werden, in die <strong>Analyse</strong> einbezogen. Somit werden Segmente gef<strong>und</strong>en, die ähnliche<br />

Angaben im Fragebogen liefern.<br />

• Es werden die geschätzten Parameter als Datenbasis zur Segmentierung verwendet. Ein solches<br />

Vorgehen ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn lediglich ein Typ von Zahlungsbereitschaftsfunktio-<br />

nen genutzt wird. Da hier jedoch – je nach Fit – die Quadratische o<strong>der</strong> die Semi-logarithmische<br />

Funktion zur Anwendung kommt, ist ein solches Vorgehen nicht sinnvoll, da die Parameter nicht<br />

die gleichen Aussagen zulassen.<br />

• Es werden die Sättigungsmenge, maximale Zahlungsbereitschaft, Elastizitäten etc. als Datenbasis<br />

verwendet. Dies führt jedoch nicht zu homogenen Gruppen mit ähnlichen Zahlungsbereitschaften,<br />

da z.B. die gleiche Sättigungsmenge nichts über die Zahlungsbereitschaft aussagt.


Als einzige sinnvolle Datenbasis sind somit die Ausgangsdaten in die Clusteranalyse einzubeziehen.<br />

Die Verwendung dieser Daten ist nicht unkritisch. So wird deutlich, daß die Antworten <strong>der</strong> Nutzer<br />

auf die Frage 14 in <strong>der</strong> Regel den folgenden Verlauf aufweisen:<br />

Wenn relativ viel Geld für einen Film verlangt wird (z.B. 10 DM im Szenario), dann geben fast alle<br />

Nutzer eine Nachfragemenge von Null an. So schwanken die Angaben für das Pilotprojekt bzw.<br />

dem Szenario nur sehr gering. Erst die unteren Preiskategorien sind zur Segmentierung geeignet, da<br />

sie zwischen den Nutzern variieren. Dies Verhalten ist grob in <strong>der</strong> Abbildung 5-60 dargestellt:<br />

Abbildung 5-60: Antwortverhalten auf die Frage 14 (links Pilotprojekt, rechts Szenario)<br />

Anzahl Filme pro Woche im Pilotprojekt,<br />

die Sie anfor<strong>der</strong>n, wenn je<strong>der</strong> Film...<br />

6,00 DM,<br />

4,00 DM,<br />

2,00 DM,<br />

1,00 DM,<br />

nichts kostet<br />

10,00 DM,<br />

8,00 DM,<br />

6,00 DM,<br />

4,00 DM,<br />

2,00 DM,<br />

nichts kostet<br />

Es ist zu vermuten, daß sich nicht alle Variablen zur Segmentierung eignen. Da aber ein Ausschluß<br />

von nicht-diskriminierenden Variablen Probleme bei <strong>der</strong> Schätzung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktio-<br />

nen mit sich bringen, können sie nicht von <strong>der</strong> weiteren <strong>Analyse</strong> ausgeschlossen werden.<br />

Die Durchführung einer deterministischen Clusteranalyse führt für die Daten <strong>des</strong> Pilotprojekts <strong>und</strong><br />

<strong>des</strong> Szenarios zu folgendem Ergebnis:<br />

221 Liegen diese Daten nicht auf individueller Basis vor, so kann alternativ auch mittels Verteilungsfunktionen<br />

nach Segmentlösungen geforscht werden (Skiera 1998b, S. 50 ff.).<br />

342


Abbildung 5-61: Clusterergebnisse für die segmentspezifische Schätzung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

343<br />

Lösungen <strong>der</strong> Clusteranalysen für das Pilotprojekt<br />

F-Test Ward Lösung<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3<br />

6 DM 0,26 1,42 0,36<br />

4 DM 0,26 1,21 0,77<br />

2 DM 0,21 1,13 2,28<br />

1 DM 0,15 0,85 3,01<br />

0 DM 0,10 0,33 0,00<br />

n 29 28 3<br />

63% <strong>der</strong> Varianz ist<br />

zwischen den Clustern<br />

F-Test K-Means Lösung<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3<br />

6 DM 0,46 1,68 0,27<br />

4 DM 0,37 1,48 0,58<br />

2 DM 0,23 1,35 1,52<br />

1 DM 0,16 0,64 2,48<br />

0 DM 0,10 0,23 0,64<br />

n 35 21 4<br />

Lösungen <strong>der</strong> Clusteranalysen für das Szenario<br />

F-Test Ward Lösung<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3<br />

10 DM 0,08 1,57 0,55<br />

8 DM 0,17 1,33 1,67<br />

6 DM 0,28 1,02 1,88<br />

4 DM 0,20 0,92 1,88<br />

2 DM 0,07 0,61 2,53<br />

0 DM 0,06 0,33 0,00<br />

n 25 32 3<br />

66% <strong>der</strong> Varianz ist<br />

zwischen den Clustern<br />

67% <strong>der</strong> Varianz ist<br />

zwischen den Clustern<br />

F-Test K-Means Lösung<br />

Cluster 1 Cluster 2 Cluster 3<br />

10 DM 0,1386 1,9796 0,5494<br />

8 DM 0,1895 1,5895 1,6671<br />

6 DM 0,1831 1,1760 1,8766<br />

4 DM 0,1803 1,1656 1,8761<br />

2 DM 0,0788 0,7032 2,5290<br />

0 DM 0,0281 0,2397 0,0000<br />

n 33 24 3<br />

69% <strong>der</strong> Varianz ist<br />

zwischen den Clustern<br />

Sowohl für das Pilotprojekt als auch für das Szenario gilt, daß mit ca. 65% recht viel Varianz zwi-<br />

schen den drei Gruppen liegt. Es wird aber ebenfalls deutlich, daß immer nur das erste Cluster in sich<br />

homogen ist. Die Nutzer <strong>des</strong> ersten Segments haben sehr ähnliche Angaben getätigt, wie die geringen<br />

F-Werte beweisen. Die Nutzer <strong>des</strong> Cluster zwei sind zahlreich <strong>und</strong> sehr viel weniger homogen. Diese<br />

Heterogenität liegt vor allem an <strong>der</strong> höheren Streuung <strong>der</strong> „teuren“ Variablen in <strong>der</strong> Klasse als im ge-<br />

samten Sample. Es zeigt sich also das oben angesprochene Problem. Das dritte Cluster ist sehr klein<br />

<strong>und</strong> ebenfalls sehr heterogen. Allerdings ist diese Heterogenität nicht nur bei den „teuren“ Variablen<br />

zu finden. Die mit dem Ward-Verfahren gef<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> durch K-Means verbesserte Lösung ist<br />

demnach nicht akzeptabel.<br />

Betrachtet man die segmentbasierte Schätzung von Tacke (1989, S. 214 ff.) so ist festzustellen, daß<br />

nicht berichtet wird, anhand welcher Kriterien er die Anzahl <strong>der</strong> Segmente festlegt. So kommt er zu<br />

einer Cluster-Lösung, die sich aus 23 Segmenten (bei 71 befragten Personen) zusammensetzt. Diese<br />

Segmente sind jedoch sehr homogen. Liegen Daten einer Mengenbefragung wie in diesem Falle vor,


dann ähneln sich die Angaben einzelner Nutzer häufig dann sehr stark, wenn nur wenige Variablen<br />

(hier fünf bzw. sechs) in die Befragung eingehen. Dies führt dazu, daß viele homogene Segmente ge-<br />

f<strong>und</strong>en werden. Zwar erklärt die oben berichtete 3-Cluster-Lösung sehr viel Varianz, jedoch werden<br />

heterogene Cluster gef<strong>und</strong>en. Weitet man die Clusteranzahl aber auf 10 o<strong>der</strong> mehr aus, so finden<br />

sich Gruppen, in denen die Variablen F-Werte nahe Null aufweisen. Bei einer <strong>der</strong>artig hohen Anzahl<br />

von Gruppen kann allerdings auch kein probabilistisches Clusterverfahren zur Validierung <strong>der</strong> Ergeb-<br />

nisse herangezogen werden, da das Modell aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen Fallzahl dann nicht identifiziert ist.<br />

Des weiteren ist es auch wenig sinnvoll, bei einer <strong>der</strong>artig großen Anzahl von Segmenten noch für je-<br />

<strong>des</strong> einzelne Segment eine eigene Strategie zu entwickeln. Es zeigt sich, daß die Segmentierung <strong>der</strong><br />

Daten zur Schätzung einer segmentspezifischen Zahlungsbereitschaft methodische Probleme mit sich<br />

bringen kann.<br />

Bedenkt man jedoch, daß es sich bei Filmen um digitale Güter handelt, die online distribuiert werden,<br />

so ist eine fehlende Segmentierung im Zeitalter <strong>des</strong> One-to-One-Marketing auch nicht so tragisch.<br />

Da es beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen ebenfalls sehr gut möglich ist, Präferenzdaten zu messen, sie aus-<br />

zuwerten <strong>und</strong> für ein optimales, auf das einzelne Individuum ausgerichtetes Marketing einzusetzen, ist<br />

das One-to-One-Marketing eine vielversprechende Strategie (Peppers <strong>und</strong> Rogers 1997; Strauß<br />

<strong>und</strong> Scho<strong>der</strong> 1999). Die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> kann dabei verhelfen, durch die Au-<br />

tomatisierung <strong>des</strong> gesamten Prozesses die strategischen Ziele effektiv <strong>und</strong> effizient umsetzen. Richtet<br />

man die Marketing-Instrumente auf das „Segment-of-One“ aus, dann kann die gesamte Zahlungsbe-<br />

reitschaft unter Umständen abgeschöpft werden.<br />

5.5.2 Ausmaß <strong>der</strong> Netzeffekte<br />

Bereits in <strong>der</strong> Einleitung wurde dargestellt, daß Netzeffekte für den Erfolg o<strong>der</strong> Mißerfolg eines Sy-<br />

stemgutes verantwortlich sind. Sie stellen insofern den zentralen Risikofaktor für das Management<br />

dar. In dieser Untersuchung werden Netzeffekte mit mehreren Skalen untersucht, <strong>der</strong>en Ergebnisse<br />

in Tabelle 5-51 zusammenfassend aufgezeigt werden. Die Ergebnisse aus den <strong>Analyse</strong>n <strong>der</strong> Zah-<br />

lungsbereitschaften in den vorherigen Abschnitten werden in Tabelle 5-52 diskutiert.<br />

Tabelle 5-51: Empirische Ergebnisse bezüglich <strong>des</strong> Ausmaßes <strong>der</strong> Netzeffekte<br />

Operationalisierung Ergebnis<br />

Präferenz <strong>der</strong> Dienste<br />

(Fragen 1 <strong>und</strong> 5)<br />

Wartezeiten beim Abruf<br />

von Videos o<strong>der</strong> Home-<br />

Shopping-Angeboten<br />

(Frage 4)<br />

Video- <strong>und</strong> Information-on-Demand sind die Dienste mit den höchsten Präferenzen.<br />

Genau diese Dienste unterliegen starken Netzeffekten.<br />

Die nicht ungewöhnlich langen Wartezeiten werden als lang empf<strong>und</strong>en. Es liegt nur<br />

eine geringe Bereitschaft vor, diese Wartezeiten zu akzeptieren. Wenn nun das System<br />

sehr stark ausgelastet ist, dann kann es zu Congestion-Externalities kommen, die<br />

die Zahlungsbereitschaft für Interaktives Fernsehen reduzieren. Diese negative Wirkung<br />

von Netzeffekten bei nicht ausreichen<strong>der</strong> Kapazität ist bei <strong>der</strong> Tarifierung <strong>der</strong><br />

Dienste zu berücksichtigen.<br />

344


Wunsch nach mehr Leuten<br />

im Pilotprojekt (Frage<br />

13f)<br />

ITV wird sich in Zukunft<br />

noch weit verbreiten<br />

(Frage 13g)<br />

Wunsch nach weiteren<br />

Teilnehmern am ITV zur<br />

<strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Kommunikationsdienste<br />

(Frage 13j)<br />

Wenn ich jetzt nicht bald<br />

einsteige, dann wird ITV<br />

nie etwas (Frage 13l)<br />

Ich kaufe jetzt noch keinen<br />

Deco<strong>der</strong>, weil <strong>der</strong><br />

sich sowieso nach än<strong>der</strong>t<br />

(Frage 13m)<br />

Interessante Inhalte wird<br />

es erst dann geben, wenn<br />

genügend Leute dabei<br />

sind (Frage 13o)<br />

Anzahl <strong>der</strong> angefor<strong>der</strong>ten<br />

Filme – Pilotprojekt vs.<br />

Szenario (Frage 14)<br />

Preisabschlag bei Werbung,<br />

Near-Video-on-<br />

Demand o<strong>der</strong> Wartezeit –<br />

Pilotprojekt vs. Szenario<br />

(Frage 15)<br />

Maximal akzeptierte<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr – Pilotprojekt<br />

vs. Szenario (Frage<br />

16)<br />

Zahlungsbereitschaft für<br />

Angebote im ITV – Pilotprojekt<br />

vs. Szenario (Frage<br />

18)<br />

345<br />

Dem Wunsch stehen die Befragten im Mittel indifferent gegenüber. Die Variable weist<br />

auch keine substantielle Erklärungskraft bei den Regressionen auf.<br />

Das ITV wird als eine zukunftsträchtige Technologie angesehen. Die Befragten sind<br />

von einer weiten Diffusion <strong>des</strong> Systems überzeugt. Demnach ist es möglich, daß die<br />

Nutzer die Gefahr <strong>des</strong> „stranding“ als weniger wahrscheinlich ansehen. Dies gilt nur<br />

bei kompatiblen Systemen.<br />

Die Befragten weisen diesem Wunsch nur geringe Bedeutung zu. Dies läßt weniger<br />

auf bereits vorliegende direkte Netzeffekte <strong>des</strong> Systems schließen als vielmehr auf die<br />

geringe Präferenz für diesen Dienst. Die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Telefons o<strong>der</strong> <strong>des</strong> Internet (Email)<br />

läßt das weitere Kommunikationsbedürfnis im ITV in den Hintergr<strong>und</strong> treten.<br />

Damit wird deutlich, daß weniger die direkten Netzeffekte als vielmehr die indirekten<br />

Netzeffekte zentral für die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems sind.<br />

Da dieses Statement zumeist mit „stimme gar nicht zu“ beantwortet wurde, ist nicht<br />

davon auszugehen, daß ein hoher sozialer Druck zur Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> ITV<br />

vorliegt. Dies ist in <strong>der</strong> frühen Phase dieses Systems aber auch nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten<br />

gewesen.<br />

Dieser Angst vor dem „stranding“ aufgr<strong>und</strong> technischer Inkompatibilitäten stimmen<br />

die meisten „voll zu“. Dieses Ergebnis kann in Zusammenhang mit <strong>der</strong> Frage 13g so interpretiert<br />

werden, daß die Nutzer weniger Risiko verspüren, wenn es um die Adoption<br />

<strong>der</strong> Dienste (z.B. das Abonnieren <strong>des</strong> Video-on-Demand) geht. Vielmehr werden Ris iken<br />

bei <strong>der</strong> Hardware in das Entscheidungskalkül <strong>der</strong> (potentiellen) Nutzer einbezogen.<br />

Dies hängt wahrscheinlich damit zusammen, daß die Kosten für die Hardware in<br />

<strong>der</strong> Regel sehr viel höher sind als für die Software. Zu vermuten ist auch ein Einfluß<br />

<strong>des</strong> Deco<strong>der</strong>streits bei <strong>der</strong> Markteinführung <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> auf diese Einschätzung.<br />

Dieser auf die indirekten Netzeffekte abzielende Faktor wird eindeutig befürwortet.<br />

Dieses Ergebnis stützt die Interpretation bei <strong>der</strong> Frage 13j. Demnach sehen die Nutzer<br />

den Zusammenhang zwischen Installierter Basis <strong>und</strong> Nutzen <strong>der</strong> Dienste für jeden einzelnen<br />

Nutzer. Dieser Bef<strong>und</strong> hat kommunikationspolitische Bedeutung. So kann die<br />

Publikation von Daten <strong>der</strong> Installierten Basis von Vorteil sein, wenn sie positive Assoziationen<br />

hervorruft.<br />

Die <strong>Analyse</strong> (Tabelle 5-20) ergab, daß bei gleichen Preisen im System 2000 signifikant<br />

mehr Filme pro Woche angefor<strong>der</strong>t werden. Dies is t ein Indiz dafür, daß Netzeffekte<br />

Mengeneffekte mit sich bringen können. Die <strong>Analyse</strong> ergab allerdings auch, daß<br />

Netzeffekte keine signifikante Steigerung <strong>der</strong> Sättigungsmenge erzielen.<br />

Es zeigte sich, daß die Preisabschläge, die sich auf die Filme bezogen, im Szenario<br />

teilweise signifikant stärker sind als im Pilotprojekt. Dies gilt nicht für die Personen,<br />

die die Preisabschläge von <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gebühr vornahmen. Somit kann hier nicht uneingeschränkt<br />

auf den Nachweis von Netzeffekten verwiesen werden.<br />

Diese Gr<strong>und</strong>gebühr läßt sich als in monetären Einheiten gemessener Gesamtnutzen<br />

<strong>der</strong> angebotenen Dienste im Pilotprojekt <strong>und</strong> <strong>des</strong> Szenarios interpretieren. Es zeigt<br />

sich, daß die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft bei dem Pilotprojektangebot weit<br />

(19,60 DM) unterhalb <strong>der</strong> <strong>des</strong> Szenarios (41,65 DM) liegt. Der signifikante Unterschied<br />

zeigt die Auswirkungen <strong>der</strong> Netzeffekte deutlich auf.<br />

Es zeigen sich nur sehr geringe Unterschiede zwischen den Angaben für das Pilotprojekt<br />

<strong>und</strong> dem Szenario. Daraus ist zu lernen, daß kaum Abweichungen vorliegen, wenn<br />

<strong>der</strong> gleiche Film auf unterschiedlichen technischen Plattformen gezeigt wird. Der Einfluß<br />

<strong>der</strong> Technik auf die Zahlungsbereitschaft ist nur gering. Wichtig ist einzig <strong>und</strong> allein<br />

die Qualität <strong>der</strong> Inhalte, die durch Netzeffekte determiniert wird.


Die Ergebnisse belegen, daß die Nutzer im wesentlichen auf indirekte Netzeffekte hoffen. Sie ahnen,<br />

daß sich erst dann wirklich interessante Inhalte ergeben, wenn die Kritische Masse überschritten ist.<br />

Dabei haben sie in <strong>der</strong> Regel weniger Angst vor dem stranding bei den Inhalten. Als riskanter wer-<br />

den jedoch die Investitionen in die Hardware (Deco<strong>der</strong>) beurteilt.<br />

Netzeffekte wirken deutlich auf die Zahlungsbereitschaft bei den Nutzern. Dies spiegelt sich einerseits<br />

in <strong>der</strong> steigenden Nachfragemenge <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits in <strong>der</strong> zunehmenden Bereitschaft, dafür Geld<br />

auszugeben, wi<strong>der</strong>. Die Sättigungsmenge bleibt hingegen nahezu unverän<strong>der</strong>t. Diese Ergebnisse stüt-<br />

zen auch die <strong>Analyse</strong>n <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen:<br />

Tabelle 5-52: Empirische Ergebnisse bezüglich <strong>des</strong> Ausmaßes <strong>der</strong> Netzeffekte auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />

Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

Operationalisierung Ergebnis<br />

Zahlungsbereitschaften –<br />

Pilotprojekt vs. Szenario<br />

Im Szenario weisen deutlich weniger Nutzer eine negative nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft<br />

auf als im Pilotprojekt.<br />

Die mittlere Sättigungsmenge für Filme liegt im Pilotprojekt bei 4,69 <strong>und</strong> im Szenario<br />

bei 5,13 Filmen pro Woche. Dies deutet auf einen eher geringen Mengeneffekt hin.<br />

Die mittlere maximale Zahlungsbereitschaft ist im Szenario mit 22,49 DM deutlich über<br />

dem Niveau <strong>des</strong> Pilotprojekts mit 16,56 DM.<br />

Die Preiselastizitäten sind im Szenario geringer ausgeprägt als im Pilotprojekt.<br />

Preisabschläge für Werbung, Near-Video-on-Demand o<strong>der</strong> Wartezeiten sind im Szenario<br />

immer höher als im Pilotprojekt. Dies liegt aber auch daran, daß die Zahlungsbereitschaft<br />

im Szenario höher ist.<br />

Aus <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen wird deutlich, daß die nutzungsunabhängige<br />

<strong>und</strong> die maximale Zahlungsbereitschaft im Szenario deutlich höher ist. Neben <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Zah-<br />

lungsbereitschaft sinkt die Preiselastizität für Filme. Wenn leistungsbezogene Preisdifferenzierungen<br />

durch Werbung, Near-Video-on-Demand <strong>und</strong> bzw. o<strong>der</strong> durch Wartezeiten vorgenommen werden,<br />

dann sind die zu gewährenden Preisnachlässe bei realisieren Netzeffekten höher zu gestalten. Auch<br />

hier wird keine substantielle Steigerung <strong>der</strong> Sättigungsmenge realisiert.<br />

Aus den Ergebnissen lassen sich die folgenden Hypothesen prüfen:<br />

Die Hypothese 3–2 läßt sich nicht verwerfen. Somit gilt, daß die Zahlungsbereitschaft mit zunehmen-<br />

den Netzeffekten steigt. Diese Aussage ist sowohl für einzelne Filme als auch für das gesamte System<br />

nicht abzulehnen.<br />

Ebenfalls wird die Hypothese 3–9 gestützt, daß <strong>der</strong> Nutzen zunimmt, je schneller die Kritische<br />

Masse erreicht wird. So zumin<strong>des</strong>t läßt sich <strong>der</strong> Wunsch nach mehr Teilnehmern am <strong>Interaktiven</strong><br />

Fernsehen interpretieren.<br />

346


Es wurde deutlich, daß <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> stark durch die Qualität <strong>der</strong> Inhalte<br />

determiniert wird. Insofern ist auch die Hypothese 3–19 nicht zu verwerfen.<br />

Der folgende Abschnitt zeigt die Ergebnisse <strong>der</strong> Hypothesentests zusammenfassend auf.<br />

5.6 Zusammenfassende Darstellung <strong>der</strong> Hypothesentests<br />

Die im dritten Abschnitt formulierten Hypothesen wurden durch die <strong>Analyse</strong>n in diesem fünften Ab-<br />

schnitt empirisch geprüft. Die Tabelle 5-53 zeigt die Ergebnisse <strong>der</strong> Tests auf:<br />

Tabelle 5-53: Ergebnisse <strong>der</strong> Hypothesentests<br />

Hypothese Empirisches Ergebnis<br />

Je höher die Unsicherheit über die technologische Beständigkeit <strong>der</strong> zur <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong><br />

Systems notwendigen Hardware ist, <strong>des</strong>to geringer ist die Zahlungsbereitschaft (1)<br />

347<br />

Aggregierte <strong>Analyse</strong><br />

stützt diese Hypothese.<br />

Segmentierte <strong>Analyse</strong><br />

wi<strong>der</strong>legt die Hypothese<br />

Je höher die Netzeffekte sind, <strong>des</strong>to höher ist die Zahlungsbereitschaft (2) Gestützt für Filme <strong>und</strong><br />

für das gesamte System<br />

Je höher die Unsicherheit über den Nutzen <strong>des</strong> Systems ist, <strong>des</strong>to geringer ist die Zahlungsbereitschaft<br />

(3)<br />

Keine Aussage möglich,<br />

da Ausschluß wegen<br />

Multikollinearität<br />

Je älter die Person ist, <strong>des</strong>to seltener wird sie das Interaktive Fernsehen nutzen (4) Keine Stützung, aber<br />

auch keine Falsifizierung<br />

Je höher das Einkommen ist, <strong>des</strong>to häufiger wird die Person das Interaktive Fernsehen<br />

nutzen (5)<br />

Je stärker <strong>der</strong> Druck <strong>des</strong> unmittelbaren sozialen Umfel<strong>des</strong> ist, <strong>des</strong>to stärker ist die <strong>Nutzung</strong><br />

(6)<br />

Es existieren Segmente, die sich in ihren Präferenzen bezüglich <strong>der</strong> Dienste unterscheiden<br />

(7)<br />

Keine Stützung, aber<br />

auch keine Falsifizierung<br />

Keine Stützung, aber<br />

auch keine Falsifizierung<br />

Gestützt<br />

Je höher <strong>der</strong> relative Vorteil ist, <strong>des</strong>to höher ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems (8) Wenn sich <strong>der</strong> relative<br />

Vorteil im wesentlichen<br />

durch das Video-on-<br />

Demand-Angebot auszeichnet,<br />

dann ist diese<br />

Hypothese zu stützen<br />

Je schneller die Kritische Masse erreicht wird, <strong>des</strong>to höher ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems<br />

(9)<br />

Je höher <strong>der</strong> relative Vorteil von technischen Funktionen wahrgenommen wird, <strong>des</strong>to<br />

höher ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems (10)<br />

Je höher die Kosten für Hard- <strong>und</strong> Software, <strong>des</strong>to geringer ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems<br />

(11)<br />

Gestützt<br />

Gestützt<br />

Keine Stützung, aber<br />

auch keine Falsifizierung


Wenn das Interaktive Fernsehen als Statussysmbol wahrgenommen wird, dann wird<br />

dem System ein höherer Nutzen zugeschrieben (12)<br />

Je höher die Befürchtung vor dem Verlust von sozialen Kontakten ist, <strong>des</strong>to niedriger ist<br />

<strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems (13)<br />

Je höher die Befürchtung vor dem Verlust <strong>des</strong> kostenlosen TV-Angebots ist, <strong>des</strong>to<br />

niedriger ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems (14)<br />

Je höher die Befürchtung vor dem Mißbrauch <strong>der</strong> Daten ist, <strong>des</strong>to niedriger ist <strong>der</strong> Nutzen<br />

<strong>des</strong> Systems (15)<br />

Keine Stützung, aber<br />

auch keine Falsifizierung<br />

Negativ-Bef<strong>und</strong>: ITV<br />

bietet neue Chancen<br />

zur Kommunikation<br />

Gestützt<br />

Keine Stützung, aber<br />

auch keine Falsifizierung<br />

Je höher die Komplexität <strong>des</strong> Systems ist, <strong>des</strong>to niedriger ist <strong>der</strong> Nutzen (16) Keine Stützung, aber<br />

auch keine Falsifizierung<br />

Je häufiger das System im Pilotprojekt genutzt wurde, <strong>des</strong>to größer ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong><br />

Systems (17)<br />

Je besser die Vorzüge <strong>des</strong> Systems zu kommunizieren sind, <strong>des</strong>to größer ist <strong>der</strong> Nutzen<br />

<strong>des</strong> Systems (18)<br />

Der Nutzen <strong>des</strong> Systems wird im wesentlichen durch die Qualität <strong>der</strong> Inhalte bestimmt<br />

(19)<br />

Keine Stützung, aber<br />

auch keine Falsifizierung<br />

Keine Stützung, aber<br />

auch keine Falsifizierung<br />

Gestützt<br />

Je höher die Kontrolle über die Inhalte, <strong>des</strong>to größer ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems (20) Keine Stützung – nur<br />

für ein kleines Segment<br />

stützende Bef<strong>und</strong>e<br />

Je länger die Wartezeiten bei <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> sind, <strong>des</strong>to geringer ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems<br />

(21)<br />

Wenn Home-Shopping nicht angeboten wird, dann ist <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> gering (22)<br />

Je attraktiver die Darstellung <strong>der</strong> Produkte wahrgenommen wird, <strong>des</strong>to höher ist <strong>der</strong><br />

Nutzen <strong>des</strong> Home-Shopping (23)<br />

Je größer die Angst vor Umtauschproblemen, <strong>des</strong>to weniger wird Home-Shopping genutzt<br />

(24)<br />

Gestützt<br />

Negativ-Bef<strong>und</strong>: Der<br />

Nutzen <strong>des</strong> Home-<br />

Shopping ist gering<br />

Keine Aussage mö glich,<br />

da die <strong>Nutzung</strong><br />

<strong>des</strong> Home-Shopping<br />

nicht individuell zurechenbar<br />

ist<br />

Keine Aussage mö glich,<br />

da die <strong>Nutzung</strong><br />

<strong>des</strong> Home-Shopping<br />

nicht individuell zurechenbar<br />

ist<br />

Wenn Suchfunktionen angeboten werden, dann nimmt <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems zu (25) Keine eindeutigen Ergebnisse<br />

Je einfacher das Navigationssystem zu erlernen <strong>und</strong> zu bedienen ist, <strong>des</strong>to höher ist <strong>der</strong><br />

Nutzen <strong>des</strong> Systems (26)<br />

Die Zahlungsbereitschaft für neue Endgeräte ist geringer als <strong>der</strong> Preis <strong>der</strong> d-Box (27) Gestützt<br />

Die Zahlungsbereitschaft für Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen entspricht den Preisen<br />

<strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> (28)<br />

Keine Stützung, aber<br />

auch keine Falsifizierung<br />

Gestützt<br />

348


349


350


6 Implikationen für die Forschung<br />

Die bisher publizierten wissenschaftlichen Ansätze zur Operationalisierung <strong>und</strong> Messung von Netzef-<br />

fekten sind für Inventionen, aber auch für Innovationen nur sehr beschränkt einsetzbar.<br />

Es gab bislang noch keinen Ansatz, <strong>der</strong> die Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> eines Systems vor <strong>der</strong> Marktein-<br />

führung unter <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> Dynamik <strong>des</strong> Nutzens durch Netzeffekte prognostizieren<br />

konnte. In dieser Untersuchung wird <strong>des</strong>halb mit <strong>der</strong> Schätzung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen<br />

unter Zuhilfenahme von Szenarien eine Methodik vorgestellt, anhand <strong>der</strong>er die <strong>Nutzung</strong> je nach Höhe<br />

<strong>der</strong> Netzeffekte modelliert werden kann. Verwendet man die Konsumentenrente als Entscheidungs-<br />

kalkül <strong>der</strong> Nutzer, so kann neben <strong>der</strong> Adoption auch die <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste abgebildet werden,<br />

wenn unterschiedliche Tarife vorliegen (siehe hierzu die preispolitischen Management-Implikationen<br />

im folgenden Abschnitt).<br />

In dieser Arbeit wird mit dem <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen ein Systemgut analysiert, welches sich noch vor<br />

<strong>der</strong> Markteinführungsphase befindet. Nachfolgende empirische Studien zur Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> im speziellen o<strong>der</strong> von interaktiven Systemgütern im allgemeinen können<br />

die in den Kapiteln drei, vier <strong>und</strong> fünf diskutierten Überlegungen als Anregung aufgreifen <strong>und</strong> weiter-<br />

führen. Faßt man diese zusammen, so läßt sich ein Anfor<strong>der</strong>ungskatalog erstellen, <strong>der</strong> die spezifi-<br />

schen Probleme <strong>der</strong> Innovationsforschung im Zeitablauf verdeutlicht.<br />

1. Die empirische <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> erfor<strong>der</strong>t eine Datenbasis. Es erscheint sinnvoll, Nutzer zu<br />

351<br />

befragen, die bereits Erfahrungen mit <strong>der</strong> Innovation sammeln konnten. Nur so können auch<br />

<strong>Nutzung</strong>sdaten generiert werden. Pilotprojekte bieten hierfür eine vernünftige Datenbasis. Zur<br />

Reduzierung <strong>des</strong> Bias ist auf eine repräsentative Auswahl <strong>der</strong> Pilotprojektteilnehmer zu achten<br />

(Clement 1998; Witte 1997). In dieser Untersuchung handelt es sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> technischen<br />

Zielsetzung <strong>des</strong> Pilotversuchs <strong>und</strong> <strong>der</strong> hohen Investitionen, die in dieser frühen Phase ein Groß-<br />

projekt verhin<strong>der</strong>n, um kein repräsentatives Sample. Insofern ist eine großzahlige <strong>und</strong> repräsen-<br />

tative <strong>Analyse</strong> in einem späteren Stadium wünschenswert.<br />

2. Empirische Untersuchungen, die auf die <strong>Nutzung</strong> von Netzeffektgütern abstellen, werden immer<br />

das Problem haben, daß das System am Anfang nur sehr wenig attraktive Inhalte bieten kann.<br />

Dies hat allerdings zur Folge, daß die <strong>Nutzung</strong> eher gering ist. Deshalb können Congestion-<br />

Externalities unterschätzt werden, weil das Netz nur selten ausgelastet ist.<br />

3. Damit die <strong>Nutzung</strong> individuell analysiert werden kann, ist technisch sicherzustellen, daß die Nut-<br />

zung auch individuell <strong>und</strong> nicht nur einem Haushalt zugerechnet werden kann. Dies sollte bereits<br />

im Pilotstadium für alle Dienste garantiert werden.


4. Wenn in empirischen Untersuchungen <strong>Nutzung</strong>s- o<strong>der</strong> Befragungsdaten ausgewertet werden, so<br />

sollte <strong>der</strong> Heterogenität <strong>der</strong> Nutzer Rechnung getragen werden. Der Einsatz von regressionanaly-<br />

tischen Modellen, die keine Heterogenität berücksichtigen, vernachlässigt segmentspezifische Er-<br />

kenntnisse. Dies ist insbeson<strong>der</strong>e für Markteinführungsstrategien von Bedeutung, da dort den In-<br />

novatoren im Diffusionsprozeß eine zentrale Bedeutung zugeschrieben wird (siehe drittes Kapi-<br />

tel). Methoden wie GLIMMIX können diese Segmente identifizieren <strong>und</strong> erlauben dann die<br />

Formulierung segmentspezifischer Marketing-Strategien.<br />

5. Befindet sich ein komplexes System wie das Interaktive Fernsehen in <strong>der</strong> Markteinführungspha-<br />

se, so ist es sehr schwierig, eine Nutzenanalyse vorzunehmen, da enorme Probleme bestehen, die<br />

präferenzdeterminierenden Eigenschaften für conjointanalytische Verfahren zu bestimmen. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong>e ist in dieser Arbeit nur ein sehr einfaches Modell (self-explication) zur Anwen-<br />

dung gekommen. Im Abschnitt 5.4.2.1.1 wird jedoch ein methodischer Ablaufplan dargestellt,<br />

<strong>der</strong> – aufbauend auf den Ergebnissen dieser Untersuchung – verfeinerte Verfahren in Abhängig-<br />

keit vom Innovationsgrad aufzeigt.<br />

6. Da <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems im wesentlichen durch die Inhalte determiniert wird, ist in späteren<br />

Studien darauf zu achten, daß nicht von einer Unabhängigkeit <strong>der</strong> Eigenschaften bei <strong>der</strong> Präfe-<br />

renzbildung auszugehen ist. Vielmehr steigt <strong>der</strong> Nutzen, wenn die Dienste (z.B. Video-on-<br />

Demand mit Home-Shopping <strong>und</strong> Chat-Foren) miteinan<strong>der</strong> verflochten sind.<br />

7. Die Rogers-Kriterien eignen sich als Einflußvariablen bei <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> <strong>des</strong> Nutzens o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Nut-<br />

zung nur bedingt. Dies liegt an <strong>der</strong> sehr allgemeinen Darstellung <strong>der</strong> Kriterien, so daß jeweils eine<br />

produktspezifische Operationalisierung vorzunehmen ist. Die Faktoren können in dieser Studie<br />

teilweise faktorenanalytisch identifiziert werden, wobei jedoch die Konstrukte nur auf das Inter-<br />

aktive Fernsehen zu übertragen sind. Weitere empirische Untersuchungen speziell zu den Adop-<br />

tions- <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong>sdeterminanten <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Ro-<br />

gers-Kriterien sind wünschenswert. Dabei sollte die Einstellungsebene mit <strong>der</strong> Adoptions- <strong>und</strong><br />

<strong>Nutzung</strong>sphase verknüpft werden, weil so die Wirkungen <strong>der</strong> Marketing-Instrumente besser<br />

analysiert werden können. Erkenntnisse <strong>der</strong> Sozialpsychologie sind dabei einzubeziehen.<br />

8. Im Abschnitt 4.2 werden Meßkonzepte für Netzeffekte vorgestellt <strong>und</strong> hinsichtlich ihrer Eignung<br />

für Innovationen evaluiert. In späteren Stadien <strong>der</strong> Diffusion <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> sollten<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Verfahren, die auf dem hedonischen Preisansatz basieren, zur Anwendung<br />

kommen. Die Variablen, die dann in die Untersuchungen eingehen, sollten sich an den Ergebnis-<br />

sen von Vorstudien – wie dieser – orientieren.<br />

9. Netzeffekte werden durch den Vergleich von Zahlungsbereitschaften im Pilotprojekt <strong>und</strong> in ei-<br />

nem Szenario geschätzt. Weitere empirische Untersuchungen können sich dadurch auszeichnen,<br />

352


353<br />

daß sie zum einen mehrere <strong>und</strong> feiner abgestufte Szenarien benutzen. Dabei wäre eine Präsenta-<br />

tion <strong>der</strong> Szenarien mit Hilfe virtueller Realitäten hilfreich, da sie die Vorstellungskraft <strong>des</strong> Nutzers<br />

unterstützen. Dabei können dann auch Szenarien geschaffen werden, die auf den individuellen<br />

Nutzer zugeschnitten sind (sogenannte Customized Scenarios; Mante-Meijer, van <strong>der</strong> Duin <strong>und</strong><br />

Abeln 1998, S. 634).<br />

10. In dieser Untersuchung werden die Zahlungsbereitschaftsfunktionen mittels zweier Verfahren ge-<br />

schätzt. Neben einem kompositionellen Verfahren kommt auch ein dekompositionelles zum Ein-<br />

satz. Es zeigt sich, daß die Conjoint-<strong>Analyse</strong> wahrscheinlich weniger in einem Stadium vor <strong>der</strong><br />

Markteinführung für die Schätzung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktion geeignet ist, da zu dem frü-<br />

hen Zeitpunkt die Wahrscheinlichkeit <strong>der</strong> Wahl eines ungeeigneten Untersuchungs<strong>des</strong>igns hoch<br />

ist. Aus diesem Gr<strong>und</strong> erscheinen kompositionelle Verfahren zu Beginn besser geeignet zu sein.<br />

Zwingend erfor<strong>der</strong>lich sind Folgestudien, in denen auch an<strong>der</strong>e Methoden (z.B. IC-POP) ange-<br />

wendet werden <strong>und</strong> mit denen stets die Ergebnisse aus Vorstudien zu validieren sind.<br />

11. Bei <strong>der</strong> Schätzung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaftsfunktionen stellt sich heraus, daß die Quadratische<br />

Funktion zumeist die beste Anpassung an die Ausgangsdaten erzielt. Die Semi-logarithmische<br />

Funktion ist ebenfalls geeignet. Weniger geeignet ist die Multiplikative <strong>und</strong> Modifiziert-<br />

exponentielle Funktion.<br />

12. Wenn das Interaktive Fernsehen bereits längere Zeit im Markt ist, so können Untersuchungen<br />

zur Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> Systems mittels dynamischer Methoden (Hazard-Modelle) weite-<br />

re Erkenntnisse liefern.<br />

13. Es besteht zudem Forschungsbedarf über die Verän<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Parameters c in den Zahlungsbe-<br />

reitschaftsfunktionen im Laufe <strong>der</strong> Diffusion.<br />

Die Forschungsimplikationen verdeutlichen, daß Untersuchungen zum Markterfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> stets weiter vorangetrieben werden müssen. Die vorliegende Untersuchung liefert dabei<br />

erste Erkenntnisse zur methodischen <strong>und</strong> inhaltlichen Ausgestaltung <strong>der</strong> weiteren Forschungsaktivitä-<br />

ten.


354


7 Implikationen für das Management<br />

Wie Rüdiger (1997, S. 9) in seiner Meta-<strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Studien von Cooper <strong>und</strong> Kleinschmidt fest-<br />

stellt, weisen Marktforschungsaktivitäten in <strong>der</strong> Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsphase eine hohe Kor-<br />

relationen mit den Erfolgsmaßen auf. Daher ist die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sfaktoren <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> in dieser frühen Phase <strong>des</strong> Innovationsprozesses von höchstem Interesse für das Mana-<br />

gement.<br />

Die theoretische <strong>und</strong> empirische <strong>Analyse</strong> läßt die Ableitung von Implikationen für das Management<br />

zu, die nach den Marketing-Instrumenten unterglie<strong>der</strong>t in den folgenden Abschnitten dargestellt wer-<br />

den.<br />

7.1 Maßnahmen für die Produktpolitik<br />

Zunächst einmal sind die produktpolitischen Implikationen für die einzelnen Teile <strong>der</strong> Wertschöp-<br />

fungskette zu diskutieren (Abschnitt 7.1). Anschließend werden die Implikationen für das gesamte<br />

System analysiert (Abschnitt 7.2).<br />

7.1.1 Maßnahmen für Teile <strong>des</strong> Systems<br />

Zur Diskussion <strong>der</strong> Management-Implikationen im Zuge <strong>der</strong> produktpolitischen Gestaltung ist zu-<br />

nächst auf die Netzinfrastruktur <strong>und</strong> Netzleistung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> einzugehen. Da<br />

aus den empirischen Ergebnissen dieser Arbeit eindeutig hervorgeht, daß Video-on-Demand die Kil-<br />

ler-Applikation ist, scheint eine Netzlösung, die auf <strong>der</strong> ADSL-Technologie basiert, sinnvoll zu sein.<br />

Durch den asymmetrischen Transfer <strong>der</strong> Daten (hohe Datenrate zum K<strong>und</strong>en, geringe Datenrate vom<br />

K<strong>und</strong>en weg) können Dienste wie Video-on-Demand realisiert werden. Bereits heute investieren<br />

Unternehmen wie die Deutsche Telekom in diese Technologie.<br />

Weiterhin verdeutlichen die Ergebnisse, daß die Bereitschaft zum Warten auf Inhalte gering ist. Inso-<br />

fern ist die Arbeitsteilung zwischen Server <strong>und</strong> Endgerät daraufhin zu optimieren. Wenn die Band-<br />

breite für eine Online-Übertragung <strong>der</strong> Daten ausreichend ist, so muß die Belastung für das Endgerät<br />

minimiert werden. Diese Überlegung basiert auf <strong>der</strong> Annahme, daß die Kosten für ein Endgerät mit<br />

zunehmendem Speicherplatz steigen.<br />

Interaktives Fernsehen ermöglicht das Angebot interaktiver Inhalte. Den Ergebnissen zufolge ist die<br />

Präferenz für interaktive Eingriffsmöglichkeiten jedoch gering. Insofern ist zu bezweifeln, ob sich hohe<br />

Investitionen in interaktive Eigenproduktionen rechnen werden.<br />

355


Für das Service-Providing läßt sich eine eindeutige Strategie aus den Ergebnissen ableiten: Video-<br />

on-Demand <strong>und</strong> Information-on-Demand sind die Dienste, die den höchsten Nutzen <strong>und</strong> damit auch<br />

die höchste Zahlungsbereitschaft auf K<strong>und</strong>enseite hervorrufen. Die Untersuchung <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong><br />

Video- <strong>und</strong> Information-on-Demand zeigt, daß ein Segment existiert, das sich durch eine starke Nut-<br />

zung <strong>des</strong> Information-on-Demand auszeichnet. Beide Dienste sollten durch Videofunktionen wie<br />

Vor- <strong>und</strong> Zurückspulen ergänzt werden, da diese den Nutzen erhöhen.<br />

Pioniere sind dann erfolgreich, wenn sie hervorragende Inhalte (Sport <strong>und</strong> Spielfilme) anbieten<br />

(Appleton 1995, S. 32; Brors 1997). Damit die Akzeptanz <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> zunimmt, ist<br />

es entscheidend, daß Filme so schnell wie möglich – eventuell schon vor <strong>der</strong> Kinoaufführung – im<br />

Video-on-Demand System verwertet werden (Abbildung 7-1). Vorherige Verwertungsstufen wie<br />

Kino, Hotels etc. sind nachzulagern. Hierzu ist es wahrscheinlich notwendig, verstärkt Eigenproduk-<br />

tionen in Auftrag zu geben.<br />

Abbildung 7-1: Notwendige Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verwertungskette<br />

Verwertungsmöglichkeiten<br />

Kino<br />

Quelle: Albers et al. (1998, S. 280).<br />

Hotels <strong>und</strong> Flugzeuge<br />

Videoverkauf<br />

Videoverleih<br />

Pay-per-View<br />

Pay-TV<br />

Free-TV-Inland<br />

Auslandsvertrieb<br />

Nr. 1 o<strong>der</strong> 2 in <strong>der</strong><br />

Verwertungskette<br />

Des weiteren wurde ein Banker-Segment identifiziert, das relativ starken Wert auf Bank-<br />

Dienstleistungen legt, die durch Kommunikationsdienste zu unterstützen sind. Weniger entscheidend<br />

ist das Anbieten von Home-Shopping, Games-on-Demand o<strong>der</strong> Serviceleistungen. Suchfunktionen<br />

sollten generell für alle Dienste bereitstehen.<br />

Die Vernetzung <strong>der</strong> Dienste untereinan<strong>der</strong> erhöht den Nutzen <strong>und</strong> sollte unbedingt früh angeboten<br />

werden, da so die Diffusion beschleunigt werden kann. Hierbei ist gleich das automatisierte One-to-<br />

One-Marketing mittels Software-Agenten umzusetzen, da so die Dienste für je<strong>des</strong> Individuum indivi-<br />

duell zugeschnitten werden können. Zur erfolgreichen Umsetzung <strong>der</strong> One-to-One-Marketing-<br />

356


Strategie sollten insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Pionierphase gleich bei <strong>der</strong> Registrierung die ersten K<strong>und</strong>enda-<br />

ten erhoben werden (Strauß <strong>und</strong> Scho<strong>der</strong> 1999).<br />

Billing-Systeme bieten ein interessantes Potential zur Wettbewerbsdifferenzierung für Service-<br />

Provi<strong>der</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e bei Optionen <strong>der</strong> Einzelabrechnungsverfahren kann ein Mehrwert für den<br />

K<strong>und</strong>en geschaffen werden. Dies gilt vor allem dann, wenn im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen Kommunikati-<br />

onsmöglichkeiten (z.B. Videokonferenzen) geschaffen bzw. Unternehmen in die weitere Betrachtung<br />

einbezogen werden. Hierbei kann auch die Zahlungssicherheit ein Faktor dastellen, die bei <strong>der</strong> Deut-<br />

schen Telekom beispielsweise durch das bekannte Abrechnen <strong>der</strong> Leistungen über die Telefonrech-<br />

nung gegeben ist.<br />

Die Befragten wünschen sich einen Fernseher als Endgerät, <strong>der</strong> durchaus auch eine Mischung aus<br />

PC <strong>und</strong> TV darstellen kann (wie beim Web-TV). Dies hängt unmittelbar mit dem präferierten Video-<br />

on-Demand zusammen, da es sich dort im wesentlichen um bekannte TV-Unterhaltungsangebote<br />

handelt. Hersteller von Fernsehgeräten sollten sich Gedanken machen, wie sie die Set-top-boxen in<br />

die neuen Geräte implementieren können, da dann die Kosten für den Deco<strong>der</strong> nicht so offensichtlich<br />

sind (Kürble 1995, S. 16). So kaufen bereits heute die meisten Personen einen integrierten Video-<br />

text-Deco<strong>der</strong> im Fernsehgerät mit, ohne zu wissen, wie hoch die Kosten hierfür sind.<br />

Da bei Innovationen die Gefahr <strong>des</strong> Leapfrogging <strong>und</strong> damit einer verzögerten Diffusion hoch ist,<br />

sollte auf Standards bei den Endgeräten gedrängt werden, um die Angst <strong>der</strong> Adopter vor dem<br />

„stranding“ zu reduzieren. Eine offene <strong>und</strong> aggressive Lizenzpolitik kann hierbei zu einer Quasi-<br />

Standardisierung verhelfen.<br />

Bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>des</strong> Endgerätes ist auf die Verschlüsselungs- <strong>und</strong> Kopiersperrtechnik zu achten.<br />

Die Verschlüsselung <strong>des</strong> Programms mit dem Ziel <strong>der</strong> Ausschließbarkeit, wie es z.B. Premiere vor-<br />

nimmt, muß so gestaltet werden, daß es sich nicht lohnt, Raubkopien von Deco<strong>der</strong>n in den Markt zu<br />

bringen. Problematisch wäre es, wenn, nachdem <strong>der</strong> Code entschlüsselt wurde, sämtliche Endgeräte<br />

ausgetauscht werden müßten, damit das Programm wie<strong>der</strong> empfangen werden kann. Der Trend geht<br />

zu <strong>der</strong> „Smartcard“, die ähnlich wie eine Telefonkarte in das Endgerät eingeführt wird <strong>und</strong> die den<br />

Code enthält. Wird <strong>der</strong> Code entschlüsselt <strong>und</strong> kommen Raubkopien <strong>der</strong> Smartcard auf den Markt,<br />

dann kann dem durch Zusendung einer neuen Chipkarte an die Haushalte entgegen gewirkt werden.<br />

Dies ist weniger kostenintensiv als das Austauschen sämtlicher Endgeräte (Schrape et al. 1996, S.<br />

16 ff.).<br />

Als Eingabemedium scheint nach den Ergebnissen <strong>der</strong> Untersuchung ein integriertes Gerät aus Fern-<br />

bedienung <strong>und</strong> Laserpointer geeignet zu sein.<br />

Die empirische <strong>Analyse</strong> ergibt einen signifikanten Einfluß <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Set-top-box auf die<br />

<strong>Nutzung</strong>. Die Bedeutung <strong>der</strong> Hardware für den Erfolg <strong>des</strong> Systems ist offensichtlich. Erprobungs-<br />

357


möglichkeiten <strong>der</strong> Hardware sollten geschaffen werden, da auch sie positiv auf Akzeptanz <strong>des</strong> Gerä-<br />

tes wirken.<br />

Es ist davon auszugehen, daß mit zunehmen<strong>der</strong> Anzahl von Systemkomponenten die Komplexität zur<br />

Bedienung <strong>des</strong> Endgeräts ansteigt. Problematisch ist hierbei, daß <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems mit zu-<br />

nehmenden Verwendungsmöglichkeiten (z.B. Internetschnittstellen, Video- <strong>und</strong> Audiofunktionen<br />

etc.) steigt. Allerdings nimmt ebenfalls die wahrgenommene Komplexität zu, so daß es nicht unbe-<br />

dingt optimal ist, sämtliche Funktionen in beispielsweise einem Endgerät zu bündeln. Durch eine sehr<br />

komplexe Systemarchitektur wird zudem <strong>der</strong> potentielle Nutzerkreis beschnitten, da nur die Technik-<br />

freaks ein solches System nutzen können. Hieraus lassen sich folgende Implikationen ableiten:<br />

• Adopter von <strong>Interaktiven</strong> Fernsehsystemen sollten nicht durch eine Periode <strong>der</strong> Frustration gehen.<br />

Eine einfache Bedienung <strong>und</strong> eine gute Anleitung sind für die Akzeptanz <strong>des</strong> Systems essentiell.<br />

Neue Multimedia-Anwendungen wie das Interaktive Fernsehen sollten die Funktionalität <strong>der</strong> bis-<br />

herigen Medien im Auge behalten <strong>und</strong> auf einfachen, sogenannten Plug-and-Play (<strong>und</strong> nicht Plug-<br />

and-Pray!) Modulen bestehen, so daß eine einfache Installation <strong>und</strong> Bedienung <strong>der</strong> Hard- <strong>und</strong><br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Software gewährleistet ist.<br />

• Das Aufzeigen <strong>der</strong> Möglichkeiten zur Zerlegung <strong>der</strong> Beschaffungsentscheidung in einzelne zeitlich<br />

versetzte Kaufprozesse führt zur Reduktion <strong>der</strong> Komplexität.<br />

• Eine frühzeitige Kooperation mit an<strong>der</strong>en Anbietern innerhalb <strong>des</strong> Systems zur Schaffung von<br />

Schnittstellen, kann Plug-and-Play Wirklichkeit werden lassen.<br />

Ein interessantes Ergebnis ist, daß die Komplexität <strong>der</strong> Software keinen Einfluß auf die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong><br />

Systems hat. Allerdings wird ein Segment identifiziert, das an <strong>der</strong> Komplexität <strong>des</strong> Navigationssy-<br />

stem scheitert. Dieses Segment beinhaltet jedoch die technisch wenig versierten Teilnehmer. Insofern<br />

scheint eine Produktdifferenzierung sinnvoll zu sein: Das Angebot einer Standardversion, die sehr ein-<br />

fach gehalten wird, kann durch das Angebot von Zusatzmodulen erweitert werden. Eine solche Poli-<br />

tik – wenngleich sie eher aus Preisdifferenzierungsgründen vorgenommen wird – verfolgt beispiels-<br />

weise auch SAP (www.sap.de).<br />

7.1.2 Maßnahmen für das gesamte System<br />

Der relative Vorteil ist bei Kritische-Masse-Systemen im wesentlichen von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Installier-<br />

ten Basis abhängig. Die Interaktivität <strong>des</strong> <strong>Fernsehens</strong> bedingt einen Zusammenhang <strong>der</strong> Akzeptanz-<br />

prozesse <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong> sozialen Systems, da <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Systems mit <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Adopter<br />

<strong>und</strong> Nutzer zunimmt. Nach Erreichen <strong>der</strong> Kritischen Masse nimmt die Wachstumsrate <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong><br />

<strong>des</strong> Systems dramatisch zu. Somit muß es das wichtigste Ziel sein, die Kritische Masse so schnell<br />

wie möglich zu erreichen.<br />

358


Das Management von innovativen Kritische-Masse-Systemen ist gr<strong>und</strong>sätzlich voll auf die Realisie-<br />

rung von Netzeffekte auszurichten. Kritische-Masse-Systeme haben stets eine Vielzahl von Start-<br />

problemen zu lösen, die durch den anfangs geringen Nutzenbeitrag aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> kleinen Installierten<br />

Basis hervorgerufen werden. Die indirekten Netzeffekte richten den Blickwinkel <strong>der</strong> Abonnenten auf<br />

die Tarifierung <strong>und</strong> Qualität <strong>der</strong> Dienste. Hier ist <strong>der</strong> erste Ansatzpunkt für die Überwindung <strong>der</strong><br />

Start-up-Probleme zu finden. Kann die Produktion <strong>und</strong> Tarifierung dieser Komplementärgüter ge-<br />

för<strong>der</strong>t werden, dann steigt <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Gesamtsystems. Hierzu bieten sich strategische Allianzen<br />

über alle Teile <strong>der</strong> Wertschöpfungskette an.<br />

Eine sehr hohe Bedeutung kommt dem Timing <strong>des</strong> Markteintritts zu. Güter mit Netzeffekten sind ein<br />

bislang vernachlässigter Bereich <strong>der</strong> Pionierforschung, in <strong>der</strong> die Vor- <strong>und</strong> Nachteile <strong>der</strong><br />

Markteintrittsreihenfolge betrachtet werden. 222 Bei Kritische-Masse-Systemen ist es ungleich<br />

schwerer, einem Pionier seinen Markteintrittsvorteil streitig zu machen, da er bereits über eine Instal-<br />

lierte Basis verfügen kann, die den Nutzen seines Systems erhöht (Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999, S. 15).<br />

Zudem kann aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kostenstruktur bei Informationsgütern wie z.B. Filmen ein Kostenvorteil<br />

errungen werden, da ein Pionier bereits aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> verkauften Menge Economies of Scale realisie-<br />

ren konnte. Diese kann er einsetzen, um limit pricing zu betreiben. Dabei setzt er die Preise so niedrig<br />

an, daß es sich für Folger nicht lohnt, die hohen Investitionen für die Produktion <strong>des</strong> Gutes vorzu-<br />

nehmen. Damit bestehen höhere Markteintrittsbarrieren für Folger. Dem Timing <strong>des</strong> Folgers kommt<br />

eine hohe Bedeutung zu, da zum einen Anreize bestehen, früh in den Markt einzusteigen, um neu hin-<br />

zukommende K<strong>und</strong>en zu gewinnen, die sich an<strong>der</strong>nfalls für das Pioniersystem entschieden hätten.<br />

Zum an<strong>der</strong>en kommt es zu dem Weakened-Rival-Effect: Je früher <strong>der</strong> Markteintritt vorgenommen<br />

wird, <strong>des</strong>to stärker wird das Wachstum <strong>der</strong> Installierten Basis <strong>des</strong> Pioniers behin<strong>der</strong>t. Dadurch wird<br />

verhin<strong>der</strong>t, daß <strong>der</strong> Nutzen <strong>des</strong> Pionierproduktes noch stärker zunimmt. Dies ermöglicht dem Folger<br />

später, höhere Preise am Markt durchzusetzen (Katz <strong>und</strong> Shapiro 1992; Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999,<br />

S. 30).<br />

Bei Kritische-Masse-Systemen bestehen immer nur kurze Zeiträume, in denen ein Markteintritt mög-<br />

lich ist. Beispielsweise kann eine Umrüstung <strong>des</strong> Systems eine Chance für Wettbewerber sein. Diese<br />

Zeiträume werden auch strategische Fenster genannt. 223 Den gleichen Effekt können Inkompatibilitä-<br />

222 Vergleiche Clement, Litfin <strong>und</strong> Vanini (1998) für einen Überblick zur Pionierforschung.<br />

223 Strategische Fenster sind ebenfalls bei Produkten mit starken Netzeffekten relevant. Ein gutes Beispiel hierfür<br />

findet sich im Softwaremarkt. LOTUS 123 war lange Zeit das dominierende Tabellenkalkulationsprogramm <strong>und</strong><br />

maßgeblich für den Erfolg <strong>des</strong> IBM PC/DOS Systems gegenüber <strong>der</strong> Apple II Plattform verantwortlich. Erst<br />

durch den Wandel <strong>der</strong> technologischen Architektur vom DOS-System zur graphischen Benutzeroberfläche<br />

<strong>der</strong> Windows-Generation gab es eine Chance für MS-Excel in diesen Markt vorzudringen, um wenig später<br />

LOTUS 123 von seiner Spitzenposition abzulösen (Morris <strong>und</strong> Ferguson 1993). Siehe zur empirischen Unterstützung<br />

dieser Überlegung Brynjolfsson <strong>und</strong> Kemerer (1996, S. 1641).<br />

359


ten zwischen Produkten eines Herstellers bewirken. So mußte IBM diese Erfahrungen machen, als<br />

sie sich entschieden, ihre Produktlinie mit zueinan<strong>der</strong> inkompatiblen Computersystemen zu erweitern.<br />

Selbst eine hohe Installierte Basis <strong>der</strong> älteren Computergeneration half IBM nicht viel bei <strong>der</strong> Ver-<br />

marktung <strong>der</strong> neuen inkompatiblen Produkte: Eine Vielzahl von US-Behörden wechselten von IBM<br />

auf an<strong>der</strong>e Systeme (Greenstein 1993, S. 20). Die zeitlich begrenzte Marktaufnahmebereitschaft<br />

hängt neben dem Einführungszeitpunkt von den relativen Kosten <strong>der</strong> beiden Technologien <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Größe <strong>der</strong> Installierten Basis ab, wobei Aspekte <strong>der</strong> strategischen Preissetzung <strong>und</strong><br />

Markteinführungsstrategie zu berücksichtigen sind (Farrell <strong>und</strong> Saloner 1985; Katz <strong>und</strong> Shapiro<br />

1992).<br />

7.2 Maßnahmen für die Preispolitik<br />

Die <strong>Nutzung</strong> <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Erfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ist entscheidend von den Tarifen <strong>und</strong><br />

Preisen abhängig. In diesem Abschnitt werden die Implikationen für das Preis-Management aufge-<br />

zeigt. Zunächst werden spezifische Aspekte für die einzelnen Teile <strong>des</strong> Systems dargelegt. Im zweiten<br />

Unterabschnitt wird auf eine systemintegrierende Betrachtung <strong>des</strong> Pricing abgestellt.<br />

Abbildung 7-2 schematisiert die Vorgehensweise insofern, als zunächst bei den Implikationen für<br />

Teile <strong>des</strong> Systems die Zahlungen betrachtet werden, die vom K<strong>und</strong>en an jeden einzelnen Anbieter<br />

geleistet werden (Abschnitt 7.2.1).<br />

Im Gegensatz zu <strong>der</strong> komponentenweisen Betrachtung widmet sich Abschnitt 7.2.2 dem Pricing für<br />

das gesamte System. Dort werden im wesentlichen die Zahlungen an den Dienste-Anbieter geleistet,<br />

<strong>der</strong> diese dann an die an<strong>der</strong>en Player weiterleitet. Bei einem solchen Modell werden die Einstiegs-<br />

barrieren zur Adoption <strong>des</strong> Systems gering gehalten.<br />

Abbildung 7-2: Preis-Management für Interaktives Fernsehen<br />

Preismanagement von Teilen<br />

(Abschnitt 7.2.1)<br />

Netzzugang<br />

Endgerät<br />

Dienste<br />

Software<br />

$<br />

$<br />

$<br />

$<br />

Nutzer<br />

Preismanagement <strong>des</strong> Systems<br />

(Abschnitt 7.2.2)<br />

$<br />

Netzzugang<br />

Endgerät<br />

Dienste<br />

Software<br />

$<br />

$<br />

$<br />

$<br />

Nutzer<br />

360


7.2.1 Maßnahmen für Teile <strong>des</strong> Systems<br />

Je<strong>der</strong> Nutzer <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> benötigt einen Netzzugang, ein Endgerät <strong>und</strong> Software,<br />

um die gewünschten Dienste zu empfangen. Somit stehen vier mögliche Einnahmequellen zur Verfü-<br />

gung. Die empirische Untersuchung beschränkt sich auf die Erhebung <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für<br />

Endgeräte <strong>und</strong> Dienste. Insofern können keine empirischen Ergebnisse für die Software o<strong>der</strong> die<br />

Netztarifierung dargestellt werden.<br />

Für das Preis-Management <strong>des</strong> Endgeräts ist zwischen zwei zeitlichen Phasen zu unterscheiden: Zu-<br />

nächst ist davon auszugehen, daß eine Set-top-box die technische Übergangslösung darstellen wird,<br />

bevor in <strong>der</strong> zweiten Phase die Endgerätehersteller diesen Deco<strong>der</strong> in den Fernseher integrieren<br />

werden.<br />

Die empirischen Ergebnisse zeigen, daß nur eine geringe Zahlungsbereitschaft für die Set-top-box<br />

besteht. Sie liegt im Mittel mit 370 DM weit unter den momentan gefor<strong>der</strong>ten Preisen <strong>der</strong> d-Box.<br />

Die geringe Zahlungsbereitschaft liegt einerseits an den wenig interessanten Inhalten aber auch ande-<br />

rerseits an <strong>der</strong> wahrgenommenen Gefahr <strong>des</strong> lock-in <strong>und</strong> stranding. Da die Diffusion <strong>des</strong> Endgeräts<br />

entscheidend für den Erfolg <strong>des</strong> Gesamtsystems ist, sind Maßnahmen zu treffen, die zu einer Redu-<br />

zierung <strong>des</strong> wahrgenommenen ökonomischen Risikos führen. Hierzu eignen sich u.a.:<br />

• Finanzielle Anreizprogramme, wie sie z.B. bei ISDN angewendet wurden.<br />

• Verfolgen einer Buy in - Follow on Strategie, d.h. geringe Kosten bei <strong>der</strong> Adoption <strong>des</strong> Systems<br />

361<br />

<strong>und</strong> hohe Gebühren bei den Folgekäufen, die dann notwendig werden (Weigand 1991). Die Fol-<br />

gekäufe können sich gut auf die Software beziehen.<br />

• Leasingmöglichkeiten zur Senkung <strong>der</strong> Einstiegskosten.<br />

Der Deco<strong>der</strong> sollte in <strong>der</strong> zweiten Phase schnell in das Fernsehgerät implementiert werden, um somit<br />

Spielräume beim Preis auszunutzen (Kürble 1995, S. 16). Der Adopter kauft dann ein etwas teure-<br />

res Fernsehgerät <strong>und</strong> kann dann nicht genau einschätzen, wie hoch <strong>der</strong> Preisanteil für den Deco<strong>der</strong><br />

ist.<br />

Das Preis-Management <strong>der</strong> Inhalte <strong>und</strong> Dienste kann nicht umfassend dargestellt werden, da nur für<br />

Video-on-Demand Zahlungsbereitschaften erhoben wurden. Da dieser Dienst die Killer-Applikation<br />

darstellt, ist er vorrangig zu betrachten. Allerdings können durch die Berechnung <strong>der</strong> nutzungsunab-<br />

hängigen Zahlungsbereitschaft Aussagen zum Preis-Management <strong>des</strong> gesamten Systems getroffen<br />

werden.<br />

Die empirischen Ergebnisse zeigen, daß sehr heterogene Zahlungsbereitschaften für Filme <strong>und</strong> Inter-<br />

aktives Fernsehen (wenn die nutzungsunabhängige Zahlungsbereitschaft betrachtet wird) vorliegen,<br />

die durch differenzierte Preise abgeschöpft werden können. Die Vorteilhaftigkeitsanalyse von Preis-


strategien <strong>des</strong> Abschnitts 3.5 führen zu dem Ergebnis, daß sich zwei Formen <strong>der</strong> Preisdifferenzierung<br />

für Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen eignen: Zum einen die mengenbezogene <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en die<br />

qualitative Preisdifferenzierung.<br />

Wie Skiera (1998b, S. 52 ff.) zeigt, können optimale Tarifstrukturen berechnet werden, wenn das<br />

tarifabhängige <strong>Nutzung</strong>sverhalten bekannt ist. Da im fünften Abschnitt Zahlungsbereitschaftsfunktio-<br />

nen sowohl für Video-on-Demand in Pilotprojekt- als auch in Szenarioqualität geschätzt wurden,<br />

können optimale Tarifmodelle ermittelt werden. Dabei geht Skiera (1998b) ausführlich auf die For-<br />

mulierung <strong>der</strong> Optimierungsmodelle ein, so daß an dieser Stelle auf eine detaillierte Darstellung <strong>der</strong><br />

Modelle <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Lösungsverfahren verzichtet werden kann.<br />

Die exakten Ergebnisse <strong>der</strong> Tarifoptimierung für das Szenario <strong>und</strong> für das Pilotprojekt können aus<br />

Rücksichtnahme auf die geschäftlichen Interessen <strong>des</strong> Kooperationspartners nicht veröffentlicht wer-<br />

den, da sie Einblicke in die Kostenrechnung geben. Insofern wird auf die Optimierung anhand <strong>der</strong><br />

richtigen Daten verzichtet <strong>und</strong> auf die Ergebnisse von Skiera (1998b, S. 280 ff.) verwiesen, <strong>der</strong> eine<br />

Tarifoptimierung für Interaktives Fernsehen anhand eines unterstellten variablen Kostensatzes von<br />

0,5 DM pro Film vorgenommen hat. Dort wird gezeigt, wie sich das <strong>Nutzung</strong>sverhalten bei unter-<br />

schiedlichen Tarifmodellen anpaßt.<br />

Bei <strong>der</strong> Tarifgestaltung mit den „richtigen“ Daten <strong>der</strong> Kostenrechnung sollten folgende Ergebnisse <strong>der</strong><br />

empirischen <strong>und</strong> theoretischen Untersuchung berücksichtigt werden:<br />

• Skiera (1998b, S. 280 ff.) zeigt bei <strong>der</strong> <strong>Analyse</strong> unterschiedlich umfangreicher Tarifstrukturen,<br />

daß durch den Einsatz eines uniformen zweiteiligen Tarifs (Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> nutzungsabhängige Ge-<br />

bühr) ein um 18% höherer Gewinn erreicht wird, als bei einem linearen Tarif erzielt worden wä-<br />

re. Das Anbieten eines pauschalen Tarifs führt hingegen zu einer Verringerung <strong>des</strong> Gewinns von<br />

24%. Werden neben dem optimalen zweiteiligen Tarif weitere Tarife angeboten, so nimmt <strong>der</strong><br />

Gewinn nur unwesentlich (1,8%) zu. Den <strong>Analyse</strong>n zufolge ist die simultane Einführung <strong>der</strong> op-<br />

tionalen Tarife vorteilhafter als die sequentielle.<br />

• Je preiswerter die Dienste (z.B. Video-on-Demand o<strong>der</strong> Games-on-Demand) wahrgenommen<br />

werden, <strong>des</strong>to weniger sind die Personen bereit, eine hohe Gr<strong>und</strong>gebühr zu akzeptieren. Dieses<br />

Ergebnis hat eine hohe preispolitische Bedeutung: Tarifiert <strong>der</strong> Serviceanbieter die einzelnen Fil-<br />

me zu niedrig, dann wird er nicht ohne weiteres eine hohe Gr<strong>und</strong>gebühr durchsetzen können.<br />

For<strong>der</strong>t er hingegen relativ hohe <strong>Nutzung</strong>sentgel<strong>der</strong>, dann kann er später eine durchaus hohe<br />

Flat-Fee durchsetzen, bei <strong>der</strong> sämtliche Dienste kostenlos abgerufen werden können. Eine Stra-<br />

tegie <strong>des</strong> Penetration-Pricing kann demnach mit Problemen einhergehen, wenn dieses Ergebnis<br />

mißachtet wird.<br />

362


• Gemäß Kalyanaram <strong>und</strong> Winer (1995) ist abzuleiten, daß die Tarifierung eines Systems 2000<br />

363<br />

nicht oberhalb <strong>des</strong> Referenzpreises <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> angesiedelt werden sollte, weil Nut-<br />

zer asymmetrisch auf Preisän<strong>der</strong>ungen reagieren. Dies führt dazu, daß sie auf Tarife oberhalb <strong>des</strong><br />

Referenzpreises stärker reagieren als auf Tarife unter 50 DM. 224<br />

• Die Strategie <strong>der</strong> leistungsbezogenen Preisdifferenzierung hat sehr große Rückwirkungen auf die<br />

Produktpolitik <strong>des</strong> Endgeräts. Wenn z.B. die Ladezeiten eines Filmes durch das Einsetzen eines<br />

Chips in das Endgerät verlängert werden, um so eine Preisdifferenzierung durchzusetzen, muß<br />

zum einen die Preisstrategie vor <strong>der</strong> Auslieferung <strong>der</strong> Hardware vom Management beschlossen<br />

werden <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en darf es nicht ohne weiteres für den Nutzer möglich sein, die „low-end-<br />

box“ durch Manipulationen in eine „high-end-box“ zu modifizieren.<br />

• Die geringe Korrelation zwischen <strong>der</strong> Zahlungsbereitschaft für Filme <strong>und</strong> <strong>der</strong> maximal akzeptier-<br />

ten Gr<strong>und</strong>gebühr mit freier <strong>Nutzung</strong> aller Inhalte im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen ist ein Hinweis darauf,<br />

daß eine hohe Zahlungsbereitschaft für bestimmte Inhalte noch keine hohe Zahlungsbereitschaft<br />

für Interaktives Fernsehen bedeutet. Dieses Ergebnis ist für die preispolitischen Marketing-<br />

Implikationen von höchster Bedeutung, da anscheinend <strong>der</strong> Nutzer eine getrennte Bewertung von<br />

Filmen <strong>und</strong> Interaktivem Fernsehen vornimmt. Hier müssen insbeson<strong>der</strong>e Instrumente <strong>der</strong> Kom-<br />

munikationspolitik dafür sorgen, daß diese Wahrnehmung stärker forciert wird, wenn Pauschal-<br />

tarife als Lösungsoption angeboten werden sollen.<br />

• Versicherungslösungen, bei denen potentiellen Nachfragern eine Versicherung dahingehend an-<br />

geboten wird, daß ihnen bei Nicht-Erreichen eines Min<strong>des</strong>tnutzens (z.B. Inhaltequalität) eine<br />

Rückzahlung zukommt, können ebenso wie preisliche Anreizsysteme zu einer schnellen Diffusion<br />

führen <strong>und</strong> das Erreichen <strong>der</strong> Kritischen Masse sichern. So könnte ein Anreizsystem gestaltet<br />

werden, das frühen Abonnenten <strong>des</strong> Video-on-Demand einen Preis von 6,00 DM pro Film zusi-<br />

chert, <strong>der</strong> sich auch später bei steigen<strong>der</strong> Nutzeranzahl nicht verän<strong>der</strong>t; wohingegen spätere Teil-<br />

nehmer am System einen höheren Beitrag entrichten müßten.<br />

224 Ein konträres Ergebnis erzielen Natter <strong>und</strong> Hruschka (1997, S. 762). Der Transfer <strong>der</strong> bisherigen empirischen<br />

Ergebnissen zu Anker- o<strong>der</strong> Referenzpreisen auf diese Untersuchung kann mit Problemen behaftet sein, weil<br />

es sich hier um den Transfer von bisherigen Ankerpreisen für Pay-TV auf eine Innovation (ITV) handelt. In<br />

<strong>der</strong> Studie von Natter <strong>und</strong> Hruschka (1997) handelt es sich jedoch nicht um neue Märkte, son<strong>der</strong>n um etablierte<br />

Märkte, in denen sich die Personen durch langjährige Erfahrungen Ankerpreise bilden konnten.


7.2.2 Maßnahmen für das gesamte System<br />

Die Markteinführung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> bedingt die Zusammenarbeit mehrerer Unterneh-<br />

men aus den einzelnen Glie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wertschöpfungskette, um ein funktionieren<strong>des</strong> Gesamtsystem<br />

anzubieten. Da die Komplexität anfangs sehr hoch ist, wäre eine gemeinsame Preispolitik sinnvoll, um<br />

die Komplexität <strong>und</strong> das wahrgenommene Risiko zu minimieren. Dabei ist es denkbar, daß <strong>der</strong> Ser-<br />

vice-Provi<strong>der</strong> die an<strong>der</strong>en Anbieter über den Handel subventioniert. So ist es bereits im Mobilfunk-<br />

markt normal, daß <strong>der</strong> Nutzer bei Abschluß eines Vertrages (z.B. bei D1) ein subventioniertes Han-<br />

dy bekommt. Dabei liegen die Gerätepreise teilweise bei 1,00 DM. Ebenso können die Anschlußge-<br />

bühren bei dem Netzbetreiber subventioniert werden, wie es beispielsweise <strong>der</strong> Service-Provi<strong>der</strong><br />

Unicom (www.unicom.de) anbietet. Eine ähnliches Modell ist für das Interaktive Fernsehen ebenfalls<br />

denkbar.<br />

7.2.2.1 Wettbewerbsorientierte Preisstrategien<br />

Da es sich in dieser Untersuchung um ein Pionierprodukt handelt, ist <strong>der</strong> Wettbewerb nicht betrach-<br />

tet worden. Insofern liefert diese Arbeit nur Pionierstrategien. Allerdings ist die vorgeschlagene Me-<br />

thode zur <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> bei Netzeffekten geeignet, Wettbewerb abzubilden.<br />

Ähnlich wie bei dem Choice-Simulator <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong>n ist dann ein Wahlmodell zu unterstel-<br />

len, das auf <strong>der</strong> Konsumentenrente basiert (Louviere 1988).<br />

Für das Preis-Management bedeutet eine Pionierstrategie für das Interaktive Fernsehen, daß sehr<br />

schnell Netzeffekte zu realisieren sind, um somit die Markteintrittsbarrieren für Folger zu erhöhen. Ei-<br />

ne mögliche Strategie lehnt sich an <strong>der</strong> Erfolg <strong>des</strong> Minitel in Frankreich an:<br />

Die kostenlose Abgabe von Set-top-boxen o<strong>der</strong> die begrenzte kostenlose <strong>Nutzung</strong> von Diensten<br />

kann sinnvoll sein, weil das erstmalige Anwenden von den im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen angebotenen<br />

Diensten von den Nutzern häufig eine hohe Einarbeitungszeit <strong>und</strong> damit hoher Kosten bedarf. Die<br />

kostenlose Abgabe reduziert letztlich diese Einarbeitungskosten <strong>und</strong> führt zu einer Senkung <strong>der</strong> Ein-<br />

stiegskosten. Darüber hinaus werden hohe Kosten für das zukünftige Wechseln zu an<strong>der</strong>en Anbie-<br />

tern aufgebaut, da diese Einarbeitungskosten bei einem erneuten Wechsel zum Folger wie<strong>der</strong> anfal-<br />

len, so daß Lock-in-Phänomene auftreten.<br />

Die Realisierung von Netzeffekten baut erhebliche Eintrittsbarrieren für zukünftige Anbieter auf (Katz<br />

<strong>und</strong> Shapiro 1992). Wenn <strong>der</strong> Pionier auf dem Markt ein Monopol hält, dann kann er durch strategi-<br />

sches Verhalten, insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Preispolitik mittels penetration pricing, erreichen, daß ein Wett-<br />

bewerber aus dem Markt gedrängt wird o<strong>der</strong> aber die Markteintrittsbarrieren schier unüberwindlich<br />

werden (Katz <strong>und</strong> Shapiro 1986). Dies impliziert, daß <strong>der</strong> Initialkauf sehr einfach gemacht werden<br />

364


sollte, da frühe Adoptoren spätere subventionieren <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nutzen zu Beginn aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong>ivati-<br />

ven Komponente als relativ gering einzustufen ist (Brynjolfsson <strong>und</strong> Kemerer 1996, S. 1644).<br />

7.2.2.2 Produktlinienorientierte Preisstrategien<br />

Die empirischen Ergebnisse zeigen Nachfragersegmente auf, die zum Teil extreme <strong>und</strong> zum Teil aus-<br />

gewogene Zahlungsbereitschaften haben. In diesem Falle ist die gemischte Preisbündelung tendenziell<br />

am vorteilhaftesten. Dabei werden sowohl die Produkte im Bündel als auch einzeln angeboten<br />

(Simon 1992a, S. 1223 ff.).<br />

Die Simulation von Ol<strong>der</strong>og <strong>und</strong> Skiera (1998) weist nach, daß Bündelstrategien dann sinnvoll sind,<br />

wenn die Zahlungsbereitschaften die variablen Kosten deutlich übersteigen. 225 Die variablen Kosten<br />

sind bei Filmen relativ gering. Somit könnte die Preisbündelung für Video-on-Demand-Inhalte eine<br />

interessante Preisstrategie darstellen. Ebenfalls können Bündelungen innerhalb <strong>der</strong> Dienste-<br />

Abonnements vorgenommen werden. Beispielsweise kann ein Nachrichtenkanal mit einem Informa-<br />

tion-on-Demand-Dienst gekoppelt werden.<br />

Auch können innerhalb eines Dienstes (z.B. Video-on-Demand) Bündel angeboten werden. So kann<br />

das Zusammenfassen von einzelnen Filmen (z.B. als eine Schwarzenegger-Reihe o<strong>der</strong> allen Spielen<br />

<strong>der</strong> Fußball-B<strong>und</strong>esliga) zu einem Produktbündel eine sinnvolle Möglichkeit darstellen, um die Kon-<br />

sumentenrente besser abzuschöpfen. Da die Zahlungsbereitschaften in unterschiedlichen Nachfrager-<br />

segmenten stark variieren (einige Konsumenten haben zum Beispiel für alle Filme einer Gruppe in et-<br />

wa gleich hohe Zahlungsbereitschaften, während an<strong>der</strong>e nur für einen bestimmten Film dieser Gruppe<br />

eine hohe Zahlungsbereitschaft haben), kann eine gemischte Preisbündelung empfehlenswert sein<br />

(Whinston, Stahl <strong>und</strong> Choi 1997, S. 363). Im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen besteht die Möglichkeit, indivi-<br />

duell auf K<strong>und</strong>enwünsche einzugehen. Hier könnte z.B. die Aufteilung <strong>der</strong> Fußball-B<strong>und</strong>esliga-Spiele<br />

in mehrere Preisgruppen je nach Attraktivität erfolgen. Das Bündel kann dann <strong>der</strong>gestalt angeboten<br />

werden, daß aus je<strong>der</strong> dieser Gruppen eine bestimmte Anzahl von Spielen gewählt werden kann <strong>und</strong><br />

ein Preis gezahlt wird, <strong>der</strong> unterhalb <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> Einzelpreise dieser Spiele liegt. Gleichzeitig soll-<br />

ten die Spiele, wie bereits erläutert, auch immer einzeln angeboten werden (Guiltinan 1987).<br />

Ebenso könnte eine Bündelstrategie für Set-top-boxen in Kombination mit Abonnementpreisen für<br />

bestimmte Dienste sinnvoll sein. Eventuell können Netzbetreiber ebenfalls hierzu gewonnen werden:<br />

So ist vorstellbar, daß die Deutsche Telekom als Kabelanbieter, Nokia als Deco<strong>der</strong>hersteller <strong>und</strong><br />

225 Details zur optimalen Bündelung können aus Geheimhaltungsgründen nicht publiziert werden, da dies die Offenlegung<br />

<strong>der</strong> Kostenstrukturen erfor<strong>der</strong>t. Optimierungsmodelle für Bündelstrategien sind in <strong>der</strong> Literatur bereits<br />

mehrfach diskutiert worden, so daß an dieser Stelle darauf verzichtet wird, diese explizit darzustellen<br />

(siehe z.B. Fuer<strong>der</strong>er, Herrmann <strong>und</strong> Wuebker 1999 o<strong>der</strong> Wübker 1998). Die ermittelten Zahlungsbereitschaften<br />

lassen sich jedoch problemlos hierfür nutzen.<br />

365


Premiere als Service-Provi<strong>der</strong> ein Paketpreis anbieten – sofern sie sich darauf einigen <strong>und</strong> es wett-<br />

bewerbsrechtlich zulässig ist.<br />

7.3 Maßnahmen für die Kommunikation<br />

Die Werbekampagne von DF1 stand 1997 im Zentrum <strong>der</strong> Kritik, da sie es nicht vermochte, <strong>der</strong><br />

Zielgruppe den Nutzen <strong>des</strong> Systems deutlich zu machen (Clement 1997a). Sie gilt als einer <strong>der</strong><br />

Gründe für die schleppende Diffusion <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> <strong>und</strong> verdeutlicht das Gewicht <strong>der</strong><br />

Kommunikationsstrategie für den gesamten Erfolg <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong>.<br />

Sowohl die theoretische als auch die empirische <strong>Analyse</strong> läßt das Ableiten von Implikationen für eine<br />

Kommunikationspolitik für Interaktives Fernsehen zu. Die Relevanz <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Implikatio-<br />

nen wird deutlich, wenn man sich die Bewertung <strong>der</strong> Frage nach dem Informationsstand <strong>der</strong> Teil-<br />

nehmer <strong>des</strong> Pilotprojekts vor Augen führt. So fühlen sich die Teilnehmer <strong>des</strong> Pilotprojekts schlecht<br />

über das Interaktive Fernsehen informiert. Es zeigt sich, daß es einer großen Anstrengung bedarf, die<br />

(potentiellen) Nutzer, die nicht am Pilotversuch teilnehmen, von <strong>der</strong> Vorteilhaftigkeit eines solchen<br />

Systems zu überzeugen, wenn selbst die Nutzer angeben, daß sie sich schlecht informiert fühlen.<br />

In diesem Abschnitt wird <strong>des</strong>wegen zunächst auf spezifische Kommunikationsaspekte für die Teile<br />

<strong>des</strong> Systems eingegangen, die direkt von dem Nutzer wahrgenommen werden. Diese beziehen sich<br />

im wesentlichen auf das Endgerät <strong>und</strong> dann auf die Inhalte <strong>und</strong> Dienste <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

(Abschnitt 7.3.1). Im Anschluß daran wird auf die Kommunikationspolitik eingegangen, die sich auf<br />

das gesamte System bezieht (Abschnitt 7.3.2). Dort wird die Bedeutung von Netzeffekten für die<br />

Kommunikationspolitik diskutiert.<br />

7.3.1 Maßnahmen für Teile <strong>des</strong> Systems<br />

Zunächst einmal ist bei <strong>der</strong> Erörterung <strong>der</strong> Kommunikationsstrategie sowohl für die Dienste als auch<br />

für das Endgerät die Zielgruppe festzulegen. Die Kenntnis über die Zielgruppe eröffnet Anbietern ei-<br />

nen effizienten Einsatz <strong>der</strong> Marketing-Instrumente zur Beschleunigung <strong>der</strong> Diffusion <strong>des</strong> Systems<br />

(Dickson 1992, S. 71).<br />

Typischerweise wird angeregt, die Segmente nach den Adopterkategorien zu bilden (Jansen 1970,<br />

S. 144). Neuere Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Adoptionstheorie zeigen hingegen, daß es nicht unbedingt vor-<br />

teilhaft sein muß, wenn zu Beginn <strong>des</strong> Adoptionsprozesses die Innovatoren als Zielgruppe <strong>der</strong> Kom-<br />

munikationsmaßnahmen definiert werden (Mahajan <strong>und</strong> Muller 1998). Zwar wird immer wie<strong>der</strong> an-<br />

geführt, daß Innovatoren die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> folgenden Adoptergruppen im Laufe <strong>des</strong> Diffusionspro-<br />

zesses positiv beeinflussen können, jedoch sind bei <strong>der</strong> Ausarbeitung einer Kommunikationsstrategie<br />

komplexere Sachverhalte bezüglich <strong>der</strong> Zielgruppendefinition zu berücksichtigen. Eine Kommunikati-<br />

366


onsstrategie, die für die Innovatoren maßgeschnei<strong>der</strong>t ist, kann für die „Early“ o<strong>der</strong> „Late Majority“<br />

unbrauchbar sein. Eine Repositionierung <strong>des</strong> mit Kommunikationsmitteln aufgebauten Images ist je-<br />

doch sehr kostenintensiv. Bei <strong>der</strong> Planung <strong>des</strong> Kommunikationsmixes ist demnach zu überlegen, ob<br />

auf die spezifische Ansprache von Innovatoren zugunsten <strong>der</strong> globalen Ansprache einer größeren<br />

Zielgruppe (z.B. Innovators <strong>und</strong> Early Adopters) verzichtet wird. Mahajan <strong>und</strong> Muller (1998) zeigen<br />

analytisch mögliche Entscheidungskriterien auf, bei denen eine Ansprache <strong>der</strong> Majorität sinnvoller<br />

sein kann als die reine Fokussierung auf die Innovatoren. Wenn <strong>der</strong> Einfluß <strong>der</strong> Innovatoren auf die<br />

Mehrheit (Word-of-mouth) schnell abnimmt <strong>und</strong> das Verhältnis von Innovatoren zu Majorität sehr<br />

klein ist, dann kann eine gezielte Ansprache <strong>der</strong> Majorität hilfreich sein. Dies gilt ebenso, wenn die<br />

Akzeptanz <strong>des</strong> Produktes am Markt nur langsam geschieht. Die Autoren liefern jedoch wenig Hin-<br />

weise für Kommunikationsstrategien bei Netzeffekten. So kann ihr Hinweis auf die unterschiedlichen<br />

Deckungsbeitragsverhältnisse aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> angeblich höheren Zahlungsbereitschaft bei Innovatoren<br />

nicht übernommen werden, da <strong>der</strong> <strong>der</strong>ivative Nutzen anfangs zu gering ist, um hohe Preise zu verlan-<br />

gen. Dennoch scheint die Überlegung von Mahajan <strong>und</strong> Muller (1998) auch für Interaktives Fernse-<br />

hen zu gelten, denn eine extrem enge Definition <strong>der</strong> Zielgruppe kann für das Erreichen <strong>der</strong> Kritischen<br />

Masse hin<strong>der</strong>lich sein. So ist zu prüfen, ob die Zielgruppen <strong>des</strong> „frühen Marktes“, d.h. die Innova-<br />

tors, Early Adopters <strong>und</strong> eventuell die Early Majority mit einer globalen Kampagne erreicht werden<br />

können. Eine gemeinsame Ansprache kann kostensparend wirken.<br />

Ein an<strong>der</strong>er Ansatz zur Bestimmung <strong>der</strong> Zielgruppen ist die Segmentierung <strong>der</strong> potentiellen Adopter<br />

nach den Präferenzen für Inhalte bzw. Dienste. Die empirische <strong>Analyse</strong> im Abschnitt 5.4.3.1 zeigt die<br />

Segmente auf, auf die in <strong>der</strong> Kommunikationsbotschaft einzugehen ist. Deutlich wird, daß die Maß-<br />

nahmen auf die drei Segmente Video-on-Demand, Bank- <strong>und</strong> Kommunikationsdienste sowie Infor-<br />

mation-on-Demand auszurichten sind. So ist davon auszugehen, daß Segmente, die Video-on-<br />

Demand als sehr wichtig empfinden, an<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Kommunikation angesprochen werden müssen als<br />

die Informationssucher o<strong>der</strong> Home-Banker. Wichtig ist vor allem, daß <strong>der</strong> relative Vorteil <strong>des</strong> Inter-<br />

aktiven <strong>Fernsehens</strong> hinsichtlich dieser drei Dienste – die jeweils segmentspezifische Killer-<br />

Applikationen darstellen – klar kommuniziert wird, damit die Unsicherheit über den Nutzen <strong>des</strong> Sy-<br />

stems reduziert wird.<br />

Die <strong>Analyse</strong>n zeigen weiterhin, daß <strong>der</strong> Wunsch nach Interaktivität nur begrenzt vorhanden ist. Eine<br />

Kampagne, die nun genau diesen Aspekt in den Fokus <strong>der</strong> Botschaft stellt, ist wenig erfolgverspre-<br />

chend.<br />

Zusätzlich zu <strong>der</strong> segmentspezifischen Kommunikation bezüglich <strong>des</strong> Nutzens <strong>der</strong> Dienste ist die Dif-<br />

fusion <strong>der</strong> Set-top-box kommunikativ zu unterstützen. Die Nutzer unterscheiden dabei in <strong>der</strong> Regel<br />

nicht zwischen <strong>der</strong> Hardware <strong>und</strong> <strong>der</strong> zum Betrieb notwendigen Software, son<strong>der</strong>n sehen diese eher<br />

als eine einheitliche Architektur an. Insofern ist bei <strong>der</strong> Kommunikation auf die identifizierten Seg-<br />

367


mente <strong>der</strong> empirischen <strong>Analyse</strong> aus dem Abschnitt 5.4.5 zu achten: Zum einen existieren zwei Seg-<br />

mente, die sich von <strong>der</strong> Komplexität <strong>des</strong> Systems abschrecken lassen. Insofern ist keine technisch<br />

anspruchsvolle Kommunikation, die detailliert auf die Features <strong>der</strong> Hard- <strong>und</strong> Software eingeht, in<br />

den Medien zu schalten, in denen sich gerade diese beiden Segmente vorwiegend wie<strong>der</strong>finden.<br />

Vielmehr muß differenziert vorgegangen werden, <strong>und</strong> die Botschaft ist einfach zu halten. Eine Web-<br />

Adresse mit weiteren Informationen sollte auf keinen Fall in <strong>der</strong> Kommunikation vergessen werden,<br />

damit sich die Personen mit hohem Involvement weitere Informationen beschaffen können.<br />

Es existieren ebenfalls zwei Segmente, die positiv gegenüber dem System eingestellt bzw. technisch<br />

versiert sind. Diese Segmente eignen sich gut zur Positionierung <strong>des</strong> Systems als Statussymbol. So-<br />

fern das System als ein solches wahrgenommen wird, nimmt <strong>der</strong> soziale Druck auf die Imitatoren zu.<br />

Aus Marketing-Gesichtspunkten erscheint es <strong>des</strong>halb sinnvoll, die folgenden Schritte zur Schaffung<br />

eines Statussymbols durchzuführen:<br />

• Positionierung <strong>des</strong> Systems als Konsumsymbol zur Unterstützung <strong>der</strong> Identität einer Gruppe. Die<br />

Gruppe übt dann Druck auf die Nicht-Nutzer aus. Eine Unterstützung dieses Aspektes mit einer<br />

Werbebotschaft, wie sie z.B. von <strong>der</strong> Deutschen Telekom für ISDN verwendet wird: „Verpassen<br />

Sie nicht den Anschluß!“, kann die Diffusion beschleunigen.<br />

• Minimierung <strong>des</strong> sozialen Risikos, das durch Mißbilligung <strong>der</strong> Nutzer <strong>des</strong> Systems durch das so-<br />

ziale System entstehen kann.<br />

• Schaffen eines Multimedia-Erlebnisses unter Zuhilfenahme markenpolitischer Instrumente.<br />

Sowohl aus <strong>der</strong> theoretischen als auch aus <strong>der</strong> empirischen <strong>Analyse</strong> wird deutlich, daß die Adoption<br />

<strong>des</strong> Endgeräts durch technologische Unsicherheiten behin<strong>der</strong>t wird. Die Individuen scheuen sich vor<br />

einem hohen Lock-in-Effekt <strong>und</strong> demzufolge einem stranding. Die Angst <strong>der</strong> potentiellen K<strong>und</strong>en vor<br />

dem Lock-in kann durch die Kommunikation <strong>der</strong> technologischen Kompetenz verringert werden.<br />

Wichtig ist auch, daß die Kompatibilität <strong>und</strong> Aufrüstbarkeit <strong>des</strong> Endgeräts immer wie<strong>der</strong> hervorge-<br />

hoben wird. Die Zielgruppen müssen von <strong>der</strong> Zukunftssicherheit <strong>des</strong> Systems überzeugt sein. Hierbei<br />

ist auch auf eine hervorragende PR-Arbeit zu achten, um so zu vermeiden, daß sich ein Deko<strong>der</strong>-<br />

streit wie beim Digitalen Fernsehen wie<strong>der</strong>holt. Eine <strong>der</strong>artige Kommunikationspolitik kann durch<br />

das Schaffen von Anreizen für eine frühe Adoption <strong>des</strong> Endgerätes unterstützt werden. Diese Anreize<br />

sind dann entsprechend in <strong>der</strong> Werbung hervorzuheben. So hat z.B. die Deutsche Telekom sehr<br />

großen Erfolg mit <strong>der</strong> Bereitstellung <strong>der</strong>artiger Anreize für ISDN verzeichnen können.<br />

7.3.2 Maßnahmen für das gesamte System<br />

Personen adoptieren ein Kritische-Masse-System, weil sie erwarten, daß es sich im Markt durch-<br />

setzt (Köster 1999, S. 14). Für die Kommunikationspolitik ergibt sich daraus, daß die Wahrneh-<br />

368


mung <strong>der</strong> Innovation positiv darzustellen ist, so daß <strong>der</strong> Eindruck entsteht, die Kritische Masse wäre<br />

schon erreicht o<strong>der</strong> wird bald erreicht sein.<br />

Eine strategische Option zur Verringerung <strong>der</strong> Markteintrittsbarrieren <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

stellt das Instrument <strong>der</strong> Vorankündigung dar (Graumann 1993, S. 1347). Vorankündigungen sind<br />

ein Mittel <strong>des</strong> Erwartungs-Management <strong>und</strong> sind geeignet, um über Erfolg <strong>und</strong> Mißerfolg einer Inno-<br />

vation zu entscheiden (Shapiro <strong>und</strong> Varian 1999, S. 14 ff.). Es lassen sich zwei Wirkungen von Vor-<br />

ankündigungen unterscheiden: Zum einen die Wirkung auf bislang ungeb<strong>und</strong>ene Personen, die zu-<br />

nächst einmal abwarten, bis die neue Technologie auf den Markt kommt <strong>und</strong> vorerst vom Abonne-<br />

ment <strong>der</strong> alternativen Systeme (z.B. Premiere) absehen. Nehmen die potentiellen K<strong>und</strong>en einen rela-<br />

tiven Vorteil <strong>des</strong> Systems gegenüber dem alten System wahr, dann adoptieren sie Interaktives Fern-<br />

sehen. Durch Vorankündigungen können somit schnell Netzeffekte realisiert werden. Sie können<br />

damit das Erreichen <strong>der</strong> Kritischen Masse wahrscheinlicher machen. Zugleich wird verhin<strong>der</strong>t, daß<br />

die Installierte Basis <strong>und</strong> somit <strong>der</strong> Gesamtnutzen <strong>des</strong> Wettbewerbssystems zunimmt. Zum an<strong>der</strong>en<br />

stellen Abonnenten von bisherigen Pay-TV-Anbietern potentielle Wechsler dar. Sie werden bei Vor-<br />

ankündigungen eventuell weitere Investitionen in das bisherige System zurückstellen, um somit nicht<br />

weiter in die Systembindung zu geraten. Die Systemwechselkosten werden also nicht erhöht. Voran-<br />

kündigungen sind jedoch ein zweischneidiges Schwert. So kann eine Vorankündigung auch den Absatz<br />

<strong>des</strong> eigenen (alten) Systems kannibalisieren. 226<br />

Neben Vorankündigungen können gezielte Kommunikationsstrategien bei kleinen sozialen Netzwer-<br />

ken erfolgversprechend sein, sofern sie eine diffusionsför<strong>der</strong>nde Funktion aufweisen: So weisen bei-<br />

spielsweise Topmanager o<strong>der</strong> Personen mit einem großen sozialen Netzwerk eine Vorbildfunktion<br />

auf, die an<strong>der</strong>e zur <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> motivieren kann (Rogers 1995, S. 214 f.).<br />

Des weiteren ist eine Implementation <strong>des</strong> Systems in eine intakte Gruppe, die das System adoptiert<br />

<strong>und</strong> alle Gruppenmitglie<strong>der</strong> zur <strong>Nutzung</strong> verpflichtet, eine denkbare Strategie.<br />

Sobald Netzeffekte vorliegen, sind sie in <strong>der</strong> Kommunikation offensiv aufzugreifen. So zeigt z.B. <strong>der</strong><br />

Software-Agent LINXX (www.linxx.de) stets die Teilnehmerstatistik an. Es wird so die Größe <strong>der</strong><br />

Installierten Basis als Werbebotschaft benutzt (Clement, Litfin <strong>und</strong> Peters 1998, S. 89 f.).<br />

226 Hierbei ist dann fraglich, ob <strong>der</strong> Mut zur Kannibalisierung einen Erfolgsfaktor darstellt, <strong>der</strong> radikale Innova-<br />

369<br />

tionen ermöglicht (Chandy <strong>und</strong> Tellis 1998).


Abbildung 7-3: Teilnehmerstatistiken bei LINXX<br />

Der wichtigste Aspekt bei <strong>der</strong> Kommunikationspolitik ist ein abgestimmtes Vorgehen <strong>der</strong> einzelnen<br />

Anbieter untereinan<strong>der</strong>, um eine gemeinsame Botschaft zu verbreiten. Dort muß zunächst <strong>der</strong> Nutzen<br />

<strong>des</strong> Systems aufgezeigt werden, <strong>der</strong> in den angebotenen Inhalten <strong>und</strong> Diensten verankert ist. Eventu-<br />

ell sind gemeinsam finanzierte Kampagnen sinnvoller als ein unkoordiniertes Vorgehen <strong>des</strong> Einzelnen.<br />

Der wahrgenommene Nutzen ist durch geschicktes Kommunizieren <strong>der</strong> (eventuell noch nicht vorhan-<br />

denen) Netzeffekte zu manipulieren. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für die Kommunikationsdienste, da sie di-<br />

rekten Netzeffekten unterliegen. Mögliche Akzeptanzbarrieren <strong>der</strong> Hardware sind mittels PR- <strong>und</strong><br />

Werbemaßnahmen auszuräumen.<br />

7.4 Maßnahmen für die Distribution<br />

Die empirische <strong>Analyse</strong> läßt keine Aussagen bezüglich <strong>der</strong> Vorteilhaftigkeit bestimmter Distributions-<br />

strategien zu, da im Pilotprojekt keine Marketing-Zielsetzung verfolgt wurde. Insofern sind nur theo-<br />

retische Überlegungen zur Ableitung von Implikationen für das Distributions-Management heranzu-<br />

ziehen, die in den folgenden beiden Unterabschnitten diskutiert werden.<br />

7.4.1 Maßnahmen für Teile <strong>des</strong> Systems<br />

Zur Ableitung von Management-Maßnahmen ist die Fokussierung auf die Teile <strong>des</strong> Systems sinnvoll,<br />

die <strong>der</strong> Nutzer adoptieren wird. So ist vor allem die Distribution <strong>des</strong> zum Empfang <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> notwendigen Endgeräts zu diskutieren. Der <strong>Nutzung</strong>sprozeß <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

beginnt mit <strong>der</strong> Adoption <strong>der</strong> Hardware <strong>und</strong> setzt sich in <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> Dienste fort. Insofern ist<br />

die Distribution <strong>der</strong> Dienste ebenfalls von Relevanz. Alle an<strong>der</strong>en<br />

370


Teile <strong>des</strong> Systems sind nicht unmittelbar für die Distribution von Interesse. 227 In Abbildung 7-4 sind<br />

die im weiteren Verlauf betrachteten Teile <strong>des</strong> Systems in <strong>der</strong> Wertschöpfungskette dunkelgrau mar-<br />

kiert.<br />

Da <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong>sprozeß die Adoption <strong>der</strong> zur <strong>Nutzung</strong> notwendigen Hardware voraussetzt, wird<br />

auch zunächst auf das Distributions-Management <strong>des</strong> Endgeräts (Set-top-box) eingegangen. In An-<br />

lehnung an Gerpott <strong>und</strong> Winzer (1998, S. 485 ff.) ist für die Auswahl <strong>des</strong> Vertriebskanals ein kon-<br />

zeptioneller Bezugsrahmen aufzuspannen, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Transaktionskostentheorie basiert. 228 Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>des</strong>sen werden die folgenden (fett hervorgehobenen) Kriterien herangezogen, die für die Entschei-<br />

dung, ob ein eigenes o<strong>der</strong> ein frem<strong>des</strong> Vertriebsnetz genutzt werden soll, zu prüfen sind:<br />

Zunächst einmal ist <strong>der</strong> Markterschließungsdruck <strong>des</strong> ITV-Pioniers zu betrachten. Dieser Druck<br />

ist für Kritische-Masse-Systeme sehr groß, da zum einen mit zunehmen<strong>der</strong> Nutzeranzahl <strong>der</strong> Nutzen<br />

<strong>des</strong> Systems aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Netzeffekte steigt <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en Wechselbarrieren durch Lock-in-<br />

Effekte aufgebaut werden. Für das Management bedeutet dies, daß quasi von Beginn an <strong>der</strong> gesam-<br />

te Markt schnell beliefert werden muß <strong>und</strong> eine allgegenwärtige Präsenz anzustreben ist. Daher sind<br />

sämtliche bisher genutzten Vertriebskanäle – d.h. sowohl Fremd- als auch Eigenvertriebskanäle – zu<br />

nutzen. Da nicht davon auszugehen ist, daß ein ITV-Anbieter über ein eigenes umfassen<strong>des</strong> Ver-<br />

triebsnetz verfügt, ist zusätzlich auf fremde Vertriebsorgane zurückzugreifen.<br />

Als zweites Kriterium ist <strong>der</strong> K<strong>und</strong>enbindungsdruck heranzuziehen, <strong>der</strong> beim <strong>Interaktiven</strong> Fernse-<br />

hen hoch ist. Damit <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e geb<strong>und</strong>en werden kann, ist auf das One-to-One-Marketing zurück-<br />

zugreifen, das allerdings erst dann greift, wenn <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e das System stark genutzt hat (Clement <strong>und</strong><br />

Runte 1999). Insofern ist es zur K<strong>und</strong>enbindung entscheidend, daß K<strong>und</strong>en- bzw. <strong>Nutzung</strong>sdaten<br />

vorliegen, da nur dann seine individuellen Präferenzen optimal befriedigt werden können. Um den<br />

Wettbewerbsvorteil auszubauen, ist über den Vertriebsweg <strong>der</strong> Hardware sicherzustellen, daß <strong>der</strong><br />

K<strong>und</strong>e nicht nur das Endgerät kauft, son<strong>der</strong>n auch die Dienste häufig nutzt. Insofern kommt dem<br />

Vertriebskanal eine nutzungsinitierende Funktion zu, die später zu einer K<strong>und</strong>enbindung führt. Dies<br />

spricht für ein eigenes Vertriebsnetz, welches diese Funktion optimal umsetzen kann. Nutzt man hin-<br />

gegen fremde Vertriebskanäle für die Set-top-box, so sind die Ergebnisse von Untersuchungen <strong>der</strong><br />

Prinzipal-Agenten-Theorie heranzuziehen (z.B. Albers <strong>und</strong> Krafft 1996), um geeignete Motivations-<br />

bzw. Kontrollmechanismen zu definieren.<br />

227 Eine Ausnahme stellt hierbei die Diskussion bezüglich <strong>der</strong> Netzinfrastruktur dar. Diese Problematik wurde jedoch<br />

bereits im dritten Abschnitt dieser Arbeit ausführlich dargestellt <strong>und</strong> basiert im wesentlichen auf technischen<br />

Kriterien. Insofern bestehen nach Wahl <strong>des</strong> Netzes nur sehr wenig Freiheitsgrade zur Bestimmung<br />

<strong>der</strong> Distributionspolitik.<br />

228 Auf die Darstellung <strong>der</strong> Transaktionskostentheorie wird verzichtet <strong>und</strong> statt <strong>des</strong>sen auf die Literatur verwiesen<br />

(z.B. Commons 1931, Coase 1937, Williamson 1979b, Picot 1986 o<strong>der</strong> Picot, Reichwald <strong>und</strong> Wigand 1996).<br />

371


Als dritter Faktor ist die Transaktionsspezifität zu betrachten, die in <strong>der</strong> Transaktionskostentheo-<br />

rie eine zentrale Variable darstellt. Je komplexer ein System ist, <strong>des</strong>to höher ist auch die Spezifität<br />

<strong>der</strong> Investition durch den Nutzer (Gerpott <strong>und</strong> Winzer 1998, S. 488). Die empirischen Ergebnisse<br />

lassen die Annahme zu, daß die K<strong>und</strong>en dem <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen eine relativ hohe Komplexität<br />

zuweisen. Daraus läßt sich transaktionskostentheoretisch für die Wahl eines eigenen Vertriebsnetzes<br />

argumentieren.<br />

Weiterhin ist die Transaktionsunsicherheit eine wichtige Bestimmungsgröße für die Wahl <strong>der</strong> Ver-<br />

triebsform. Insbeson<strong>der</strong>e bei Systemen, die sich wie das Interaktive Fernsehen noch in <strong>der</strong> Pilotpha-<br />

se befinden, ist die Unsicherheit <strong>der</strong> K<strong>und</strong>en sehr groß (Gerpott <strong>und</strong> Winzer 1998, S. 488 f.). Dies<br />

liegt zum einen an dem Unwissen über den Nutzen <strong>des</strong> Systems <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en an <strong>der</strong> Furcht vor<br />

<strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> falschen, d.h. nicht zukunftsträchtigen, Technologie (stranding). Da sich das Interaktive<br />

Fernsehen durch eine hohe Unsicherheit auszeichnet (siehe auch die empirischen Ergebnisse dieser<br />

Arbeit), empfehlen Gerpott <strong>und</strong> Winzer (1998, S. 489) die Wahl eines eigenen Vertriebskanals. Sie<br />

begründen dies mit Kostenvorteilen <strong>und</strong> <strong>der</strong> besseren K<strong>und</strong>enbindung durch laufende Überwachung<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> besseren Anpassung von Austauschbeziehungen mit dem K<strong>und</strong>en.<br />

Schließlich sind situationsspezifische Aspekte bei <strong>der</strong> Wahl <strong>des</strong> Vertriebskanals zu berücksichti-<br />

gen. Auf sie kann nur sehr global eingegangen werden, da sie für jeden einzelnen Player im Markt<br />

unterschiedlich ausgeprägt sind. So sind z.B. die Kosten für den Aufbau eines eigenen Vertriebsnet-<br />

zes für die Deutsche Telekom geringer (T-Punkte sind relativ weit verbreitet) als für die KirchGrup-<br />

pe, die über kein eigenes Netz verfügt. Weitere globale Entscheidungskriterien liefern Gerpott <strong>und</strong><br />

Winzer (1998, S. 489).<br />

Nach Abwägung <strong>der</strong> einzelnen Entscheidungsvariablen hat sich das Management für o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong> eine<br />

Vertriebskanalalternative zu entscheiden. Dabei stehen im wesentlichen zwei Formen zur Auswahl:<br />

Zum einen kann ein eigener Vertrieb aufgebaut werden. Dieser kann direkt (z.B. über Internet o<strong>der</strong><br />

Telefon) o<strong>der</strong> über eigene Vertriebsnie<strong>der</strong>lassungen geschehen. Zum zweiten kann ein Fremdvertrieb<br />

angestrebt werden. Dieser Vertrieb kann über den „normalen“ Handel o<strong>der</strong> aber durch Service-<br />

Provi<strong>der</strong> vorgenommen werden.<br />

Nachdem die Hardware von einem K<strong>und</strong>en adoptiert wurde, müssen die Dienste über das Netz an<br />

ihn distribuiert werden. Generell wird in dieser Arbeit nach vier Dienstegruppen (On-Demand-<br />

Dienste, Home-Shopping, Home-Services <strong>und</strong> Kommunikationsdienste) unterschieden. Im folgen-<br />

den wird die Distribution von digitalisierten Produkten (Informationen) dargelegt. Auf die Distribution<br />

von Gütern, die über das Interaktive Fernsehen bestellt werden, wird nicht eingegangen <strong>und</strong> statt<br />

<strong>des</strong>sen auf die einschlägige Literatur <strong>des</strong> Electronic Commerce verwiesen (z.B. Alba et al. 1997,<br />

Albers <strong>und</strong> Peters 1997, Albers, Clement <strong>und</strong> Skiera 1999, Hruschka 1998).<br />

372


Die Distribution von Informationen, die im folgenden am Beispiel <strong>des</strong> Video-on-Demand dargestellt<br />

wird, unterliegt einem Lebenszyklus (siehe Abbildung 7-4). Dieser Lebenszyklus ist schon in <strong>der</strong><br />

Tourismusbranche mit dem Aufkommen <strong>des</strong> SABRE <strong>und</strong> <strong>des</strong> eCommerce beobachtet worden<br />

(Clement, Peters <strong>und</strong> Preiß 1998, Krafft 1998). Ein ähnlicher Verlauf tritt auch im Telekommunikati-<br />

onssektor zu Tage (Gerpott 1996, S. 120 f.).<br />

Vermutlich werden auch für Video-on-Demand o<strong>der</strong> auch für Kommunikationsdienste ähnliche Phä-<br />

nomene zu beobachten sein: In <strong>der</strong> Regel sind mehrere Player bei <strong>der</strong> Markteinführung eines innova-<br />

tiven Systemgutes involviert. Beim <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen wird demnach <strong>der</strong> Nutzer entwe<strong>der</strong> direkt<br />

von Inhalteanbieter (z.B. Disney) o<strong>der</strong> aber von einem Service-Provi<strong>der</strong> (z.B. DF1) die Inhalte abru-<br />

fen. Inwiefern schon Service-Provi<strong>der</strong> beim Markteinstieg vorhanden sind, hängt von den strategi-<br />

schen Allianzen ab. Für das Distributions-Management ist es jedoch zentral, daß weitere Intermediä-<br />

re nach <strong>und</strong> nach in den Markt eintreten werden. So wird es nicht bei nur einem Service-Provi<strong>der</strong><br />

bleiben. Zunehmend werden Wettbewerber in den Markt eintreten <strong>und</strong> ihrerseits Dienstleistungen<br />

anbieten. So ist DF1 längst nicht mehr <strong>der</strong> einzige Service-Provi<strong>der</strong> für Digitales Fernsehen. Durch<br />

den zunehmenden Wettbewerb <strong>und</strong> die enorme Marketing-Bedeutung von K<strong>und</strong>endaten zur Indivi-<br />

dualisierung <strong>des</strong> Angebots werden die Provi<strong>der</strong> K<strong>und</strong>enbindungsmaßnahmen einführen. Eines <strong>der</strong><br />

zentralen Mittel hierfür stellen Vielnutzer-Programme dar, die sich gut mit den bekannten Frequent-<br />

Flyer-Programmen vergleichen lassen. Schließen sich mehrere Service-Provi<strong>der</strong> zu einer Allianz zu-<br />

sammen (wie z.B. die Star-Alliance von Lufthansa <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en), dann entkoppelt sich das Pro-<br />

gramm vom eigentlichen Distributionsweg <strong>und</strong> wird zunehmend zu einer zentralen Anlaufstelle für die<br />

K<strong>und</strong>en. Dies geschieht insbeson<strong>der</strong>e <strong>des</strong>wegen, weil die Programme mehr Informationen über den<br />

K<strong>und</strong>en besitzen als die einzelnen dahinterstehenden Gesellschaften <strong>und</strong> dementsprechend besser auf<br />

die individuellen Nutzer eingehen können.<br />

Konterkariert werden diese Programme dann in einer späteren Phase <strong>des</strong> Lebenszyklusses durch<br />

neue Anbieter, die übergreifend die einzelnen Vielnutzer-Programme managen. Solche sogenannten<br />

Frequent-User-Programm-Manager bieten eine programmübergreifende Dienstleistung für die Nut-<br />

zer an (Krafft 1998). Ein Beispiel für einen solchen Intermediär stellt Bizmiles dar<br />

(www.bizmiles.com).<br />

Sie bieten eine Filterfunktion, da sie über die gesamten <strong>Nutzung</strong>sdaten aller Programme verfügen<br />

<strong>und</strong> <strong>des</strong>wegen die Präferenzen <strong>der</strong> Nutzer am besten kennen. Somit können sie – sofern sie die Kri-<br />

tische Masse <strong>der</strong> Nutzer erreichen – zunehmend Marktmacht generieren <strong>und</strong> die Margen <strong>der</strong> vorge-<br />

lagerten Stufen reduzieren.<br />

Eine <strong>der</strong>artige Entwicklung ist für Filme, Kommunikationsdienste usw. gr<strong>und</strong>sätzlich in Betracht zu<br />

ziehen. Das Distributions-Management muß sich demnach immer darüber Gedanken machen, wie sie<br />

373


es verhin<strong>der</strong>n kann, daß Intermediäre über eine Kritische Masse verfügen, indem sie den Endk<strong>und</strong>en<br />

Mehrwertdienste anbieten. Denn je mehr Zwischenstufen vom Inhalteanbieter zum Endk<strong>und</strong>en be-<br />

stehen, <strong>des</strong>to weiter rückt <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e aus dem Fokus. Das Geschäft machen dann die Intermediäre,<br />

da sie über bessere Möglichkeiten <strong>der</strong> K<strong>und</strong>enbindung verfügen.<br />

374


Abbildung 7-4: Distribution <strong>der</strong> Komponenten <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

375<br />

Distribution innovativer <strong>und</strong> nicht-digitalisierbarer Produkte - Endgeräte für Interaktives Fernsehen<br />

Determinanten <strong>der</strong> Auswahl<br />

von Vertriebskanälen<br />

Distributionskanäle für Endgeräte<br />

• Eigener Vertrieb (direkt o<strong>der</strong> über Verkaufspunkte)<br />

• Fremdvertrieb (freie Händler, sek<strong>und</strong>äre Handelspartner)<br />

• Fremdvertrieb über Service-Provi<strong>der</strong><br />

• Markterschließungsdruck<br />

• K<strong>und</strong>enbindungsdruck<br />

• Transaktionsspezifität<br />

• Transaktionsunsicherheit<br />

• Situationsspezifische Aspekte<br />

Systemlösungen<br />

Software<br />

Endgeräte<br />

Serviceproviding<br />

Inhalte<br />

Server<br />

Netzleistung<br />

Netzinfrastruktur<br />

Distribution digitalisierbarer Produkte - Inhalte, Dienste <strong>und</strong> Software für Interaktives Fernsehen<br />

Distributionslebenszyklus digitaler Produkte am Beispiel <strong>des</strong> Video-on-Demand<br />

<strong>Nutzung</strong>sprozeß <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong><br />

Inhalte<br />

Inhalte<br />

Inhalte<br />

Inhalte<br />

(z.B. Disney)<br />

Mehrere Service-Provi<strong>der</strong><br />

Mehrere Service-Provi<strong>der</strong><br />

Frequent-User-Programme<br />

Service-Provi<strong>der</strong><br />

(z.B. DF1)<br />

Frequent-User-Programm<br />

Manager (z.B. bizMiles)<br />

Frequent-User-Programm<br />

(z.B. wie Miles and More)<br />

Nutzer<br />

Nutzer<br />

Nutzer<br />

Nutzer<br />

Zeit


7.4.2 Maßnahmen für das gesamte System<br />

Eine Distributionsstrategie für das gesamte System erfor<strong>der</strong>t eine strategische Allianz <strong>der</strong> Anbieter<br />

untereinan<strong>der</strong>. Ein gemeinsamer Vertrieb <strong>des</strong> Systems erfor<strong>der</strong>t eine Bündelung <strong>der</strong> Handelsfunktio-<br />

nen (Albers <strong>und</strong> Peters 1997) auf einen o<strong>der</strong> einige wenige Anbieter. So ist z.B. ein Vertrieb über<br />

die Deutsche Telekom denkbar. Die Deutsche Telekom vertreibt heute schon über ihre Techniker<br />

den eigenen Online-Dienst T-Online. Insofern ist es naheliegend, daß in gleicher Weise Endgeräte<br />

<strong>und</strong> Dienste-Abonnements verkauft werden können. Ein solcher Vertrieb erfor<strong>der</strong>t allerdings hervor-<br />

ragend geschulte Techniker <strong>der</strong> Deutschen Telekom, die nicht nur die Technik beherrschen, son<strong>der</strong>n<br />

ebenfalls vertriebsorientiert vorgehen.<br />

Das Hauptproblem besteht aber in <strong>der</strong> strategischen Kooperation zwischen den Anbietern. So wird<br />

<strong>der</strong> direkte Vertrieb <strong>des</strong> Online-Dienstes T-Online durch die Telekomtechniker von Wettbewerbern<br />

wie z.B. AOL mit rechtlichen Schritten behin<strong>der</strong>t. Ähnliche Konstellationen sind bei <strong>der</strong> Marktein-<br />

führung <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> ebenfalls vorstellbar. Kommt es zu einer öffentlichen Auseinan-<br />

<strong>der</strong>setzung in den Medien, so wird dies nicht die Unsicherheit <strong>der</strong> potentiellen Adopter reduzieren,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr die Diffusion <strong>des</strong> Systems behin<strong>der</strong>n.<br />

Der Schlüssel zum Erfolg bei <strong>der</strong> Distribution <strong>des</strong> gesamten Systems liegt in <strong>der</strong> Fähigkeit <strong>des</strong> Mana-<br />

gements, langfristige strategische Allianzen zu bilden.<br />

376


8 Zusammenfassung<br />

In dieser Arbeit wurde eine Methode zur <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> Fern-<br />

sehens entwickelt, welche die Dynamik <strong>der</strong> Netzeffekte einbezieht. Dieser methodische Aspekt fußt<br />

auf den Theorien zum Systemgüter-Marketing sowie auf <strong>der</strong> Adoptions-, Diffusions-, Akzeptanz-<br />

<strong>und</strong> Nutzentheorie. Die methodischen <strong>und</strong> theoretischen Überlegungen wurden in einer empirischen<br />

Studie im Rahmen eines Pilotversuches zum <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit<br />

<strong>und</strong> Aussagekraft überprüft.<br />

Mit dieser Untersuchung wurden drei Ziele erreicht:<br />

Zum ersten wurde unter Berücksichtigung <strong>der</strong> theoretischen Erkenntnisse untersucht, welche Fakto-<br />

ren die Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>der</strong> angebotenen Dienste im <strong>Interaktiven</strong> Fernsehen beeinflussen.<br />

Zwar läßt sich insbeson<strong>der</strong>e aus <strong>der</strong> Adoptionstheorie eine Vielzahl von Einflußfaktoren herleiten, je-<br />

doch wurde deutlich, daß die Rogers-Kriterien zur <strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> einer Innova-<br />

tion nur bedingt hilfreich sind. Die zu allgemein formulierten Kriterien „Relativer Vorteil“, „Kompati-<br />

bilität“, „Komplexität“, „Erprobbarkeit“ <strong>und</strong> „Kommunizierbarkeit“ können weniger zur Ableitung<br />

konkreter Hypothesen als vielmehr als grober Leitfaden für eine empirische Untersuchung dienen. So<br />

müssen die Faktoren stets an die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Innovation angepaßt werden. Als das zentrale<br />

Ergebnis dieser Untersuchung ist festzuhalten, daß für die Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong><br />

<strong>Fernsehens</strong> die Qualität <strong>der</strong> angebotenen Inhalte ausschlaggebend ist. Hierbei ist insbeson<strong>der</strong>e auf<br />

die Qualität <strong>des</strong> Video- <strong>und</strong> <strong>des</strong> Information-on-Demand zu achten, da diese Dienste den höchsten<br />

Nutzenbeitrag stiften. Die <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> wird im wesentlichen von <strong>der</strong> Be-<br />

wertung <strong>der</strong> Set-top-box <strong>und</strong> von <strong>der</strong> technischen Affinität <strong>der</strong> Adopter beeinflußt.<br />

Zum zweiten wurde eine Schätzmethode zur <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> Adoption <strong>und</strong> <strong>Nutzung</strong> vorgestellt, die<br />

implizit Netzeffekte abbildet <strong>und</strong> dem Management konkrete Empfehlungen für Marketing-Strategien<br />

bereitstellt. Hierfür wurde mit <strong>der</strong> Schätzung von Zahlungsbereitschaftsfunktionen unter Zuhilfenahme<br />

von Szenarien ein Ansatz zur Abschätzung <strong>der</strong> Auswirkungen von Netzeffekten entwickelt <strong>und</strong> ein-<br />

gesetzt. Es zeigte sich zum einen, daß die Quadratische Funktion die beste Anpassung an die Daten<br />

liefert <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en, daß die Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Nutzentheorie (Gossen‘sche Gesetze) empi-<br />

risch gestützt werden. Die Ergebnisse verdeutlichen ebenfalls, daß Netzeffekte erhebliche Auswir-<br />

kungen auf die Zahlungsbereitschaft haben. Trifft ein Anwen<strong>der</strong> eine Annahme bezüglich <strong>des</strong> Wahl-<br />

verhaltens <strong>der</strong> Nutzer, dann kann er mit <strong>der</strong> entwickelten Methode anhand <strong>der</strong> Konsumentenrente<br />

bestimmen, bei welchem Tarif je<strong>der</strong> einzelne Nutzer das System adoptiert <strong>und</strong> wie häufig er einen<br />

Dienst nutzt.<br />

377


Schließlich wurde neben <strong>der</strong> methodischen Erweiterung die praktische Anwendbarkeit <strong>des</strong> Instru-<br />

mentariums gewährleistet. Es wurde demonstriert, daß die Methodik im empirischen Beispiel zu<br />

plausiblen Ergebnissen führt. Anhand <strong>der</strong> theoretischen Überlegungen <strong>und</strong> empirischen Ergebnisse<br />

konnten Implikationen für das Management aufgezeigt werden. Es wurden produktpolitische Impli-<br />

kationen für nahezu alle Ebenen <strong>der</strong> Wertschöpfungkette abgeleitet, die sowohl für einzelne Teile als<br />

auch in einem systemspezifischen Zusammenhang dargestellt wurden. Die Ergebnisse lassen eine Ta-<br />

rifoptimierung zu, da sämtliche Aussagen in monetären Einheiten vorliegen. Die Tarifoptimierung<br />

konnte jedoch aus Geheimhaltungsgründen nicht publiziert werden. Dennoch wurden allgemeine<br />

Preisstrategien aufgezeigt, welche die angesprochenen Phänomene von Kritische-Masse-Systeme<br />

berücksichtigen. Für die Kommunikationspolitik sind insbeson<strong>der</strong>e die in dieser Studie identifizierten<br />

Segmente von Bedeutung. So wurden mehrere Kommunikationsstrategien dargestellt, die sowohl für<br />

die Hardware als auch die Software <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> Anwendung finden können. Da sich<br />

das Interaktive Fernsehen noch in <strong>der</strong> Phase vor <strong>der</strong> Markteinführung befindet, wurde eine rein theo-<br />

retische Betrachtung <strong>der</strong> Distributionspolitik vorgenommen, die insbeson<strong>der</strong>e auf die Bedeutung von<br />

Intermediären im Zeitablauf hinweist.<br />

Zusammenfassend stellt diese Untersuchung einen theoretisch f<strong>und</strong>ierten, methodischen Leitfaden zur<br />

<strong>Analyse</strong> <strong>und</strong> <strong>Prognose</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Interaktiven</strong> <strong>Fernsehens</strong> bereit. Es konnten mehrere Ansatz-<br />

punkte für ein erfolgreiches Marketing von Innovationen aus dem Systemgüterbereich dargelegt wer-<br />

den. Sie sind stets im Zeitablauf zu überprüfen – insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn sich <strong>der</strong> Pionier einer Rei-<br />

he von Wettbewerbern gegenüber sieht, die oftmals nicht aus den vertrauten Industriezweigen stam-<br />

men. So konkurrieren im digitalen Zeitalter Inhalteanbieter wie z.B. die Bertelsmann AG nicht mehr<br />

nur noch mit dem Springer-Verlag o<strong>der</strong> <strong>der</strong> KirchGruppe, son<strong>der</strong>n auch gegen industriefremde Un-<br />

ternehmen wie Microsoft o<strong>der</strong> Oracle, die ihre angestammten Geschäftsfel<strong>der</strong> sukzessiv erweitern.<br />

378


9 Anhang<br />

9.1 Chronik <strong>der</strong> Entwicklung einer Innovation: Digitales Fernsehen in<br />

1994<br />

379<br />

Deutschland<br />

(Quellen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Handelsblatt, Pressemitteilungen <strong>der</strong> KirchGruppe)<br />

3. Februar: Bertelsmann, Kirch <strong>und</strong> die Deutsche Telekom gründen die Media Service GmbH (MSG), die die Ve r-<br />

teilung digitaler Abonnementkanäle in Deutschland regeln soll.<br />

9. November: Die EU-Kommission verbietet die MSG aus wettbewerbsrechtlichen Gründen.<br />

1995<br />

17. August: Bertelsmann, Deutsche Telekom, Canal Plus, CLT, ARD <strong>und</strong> ZDF vereinbaren die Gründung einer<br />

Multimedia-Betriebsgesellschaft (MMBG). Die MSG-Nachfolgerin soll Deco<strong>der</strong> für den Empfang digitaler Pro-<br />

gramme bereitstellen.<br />

1996<br />

12. Februar: Verhandlungen über einen Beitritt <strong>der</strong> KirchGruppe zur MMBG scheitern. Kirch bringt mit Hilfe von<br />

Vebacom <strong>und</strong> Metro eigene Deco<strong>der</strong> (d-Box) auf den Markt.<br />

6. März: Bertelsmann, Canal Plus, Havas <strong>und</strong> BSkyB vereinbaren die Digital-TV-Allianz Newco.<br />

3. April: Bertelsmann-Fernsehtochter Ufa vereinbart mit CLT einen Zusammenschluß zum größten europäischen<br />

Fernsehkonzern CLT-Ufa. Die Fusion wird am 1.1.1997 vollzogen.<br />

23. Mai: Nach Zustimmung <strong>der</strong> EU wird die MMBG gegründet.<br />

11. Juni: Kirch stellt seinen digitalen Pay-TV-Sen<strong>der</strong> DF1 vor. Die Vermarktung beginnt am 28.7.1996.<br />

3. Juli: Kirch kauft gemeinsam mit <strong>der</strong> Sporis Holding für 3,4 Milliarden DM die Sen<strong>der</strong>echte für die Fußballwelt-<br />

meisterschaften 2002 <strong>und</strong> 2006. Er hat davor schon für mehrere Milliarden DM Filmpakete in den Vereinigten Staa-<br />

ten gekauft.<br />

8. Juli: BSkyB verläßt Newco <strong>und</strong> verbündet sich mit Kirch. Die Briten wollen 49 Prozent an DF1 <strong>und</strong> 25 Prozent<br />

an DSF übernehmen. Auch Canal Plus will mit Kirch sprechen. Damit ist die Newco-Allianz geplatzt.<br />

26. Juli: Bertelsmann gibt bekannt, daß seine digitalen Pay-TV-Angebote künftig über DF1 verbreitet werden sol-<br />

len. BSkyB soll sich auch an Premiere beteiligen.<br />

16. September: Die Deutsche Telekom kündigt ihren Rückzug aus <strong>der</strong> MMBG an <strong>und</strong> will selbst Fernsehpro-<br />

gramme vermarkten.<br />

19. September: CLT <strong>und</strong> Bertelsmann verzichten auf ihr digitales Pay-TV-Projekt Club RTL.<br />

Oktober/November: DF1 <strong>und</strong> Premiere überziehen sich gegenseitig mit Klagen <strong>und</strong> einstweiligen Anordnungen.<br />

Die Verhandlungen zwischen Bertelsmann <strong>und</strong> Kirch gehen weiter.


27. November: ARD <strong>und</strong> ZDF erklären einigen sich auf die technische Auslegung für eine möglichst preiswerte<br />

Set-top-box.<br />

1997<br />

12. Februar: Eine gerichtliche Verfügung verbietet DF1 die b<strong>und</strong>esweite Werbung.<br />

7. März: BSkyB zieht sich aus <strong>der</strong> Allianz mit DF1 zurück.<br />

11. März: Regierungskreise sprechen von einer bevorstehenden Einigung zwischen Bertelsmann/CLT-Ufa <strong>und</strong><br />

Kirch auf einheitliche Deco<strong>der</strong>technik, die auch die Deutsche Telekom einschließt.<br />

24. März: Bekanntwerden eines Milliardenkredits für die KirchGruppe unter Beteiligung <strong>der</strong> lan<strong>des</strong>eigenen Bayri-<br />

schen Bank sorgt für öffentliche Kritik. Kirch verzichtet auf den Kredit.<br />

20. Mai: Die Deutsche Telekom stellt auf dem Kabelgipfel an<strong>der</strong>en Unternehmen, Politikern <strong>und</strong> Medienbehörden<br />

ihre Pläne für die Verbreitung Digitalen <strong>Fernsehens</strong> im TV-Kabel vor.<br />

23. Juni: CLT-Ufa <strong>und</strong> Kirch vereinbaren umfassende Zusammenarbeit beim Digitalfernsehen.<br />

2. Juli: Kirch, CLT-Ufa <strong>und</strong> Deutsche Telekom einigen sich auf Kirch-Deco<strong>der</strong> als Standardtechnik für die Ve r-<br />

breitung digitaler Programme im Kabelnetz. Canal Plus verkauft Premiere-Anteil, so daß Kirch <strong>und</strong> CLT-Ufa je 50<br />

Prozent besitzen.<br />

28. August: Kirch <strong>und</strong> CLT-Ufa geben bekannt, daß DF1 unter das Dach von Premiere schlüpfen soll.<br />

1. November: Der Startschuß für das Digitale Fernsehen im Telekom-Kabelnetz: Die kabeltauglichen Deco<strong>der</strong><br />

kommen in den Handel, die Einspeisung digitaler Programme beginnt.<br />

4. November: Nach dem ZDF stimmt auch die ARD <strong>der</strong> Einspeisung ihrer digitalen Programme ins Kabel zu.<br />

5. November: EU-Wettbewerbskommissar Van Miert droht CLT-Ufa, Kirch <strong>und</strong> <strong>der</strong> Deutschen Telekom mit hohen<br />

Geldstrafen, wenn sie schon vor einer Prüfung durch die Kommission Teile ihrer Digital-TV-Zusammenarbeit<br />

umsetzen sollten.<br />

6. November: Kirch <strong>und</strong> CLT-Ufa geben Einigung auf künftige Führung ihrer gemeinsamen Pay-TV-Gruppe be-<br />

kannt.<br />

7. November: Leo Kirch <strong>und</strong> Bertelsmann-Manager Michael Dornemann unterzeichnen Verträge über die Fusion<br />

von Premiere <strong>und</strong> DF1 sowie <strong>des</strong> Sportsen<strong>der</strong>s DSF <strong>und</strong> <strong>der</strong> Technikfirmen Betatechnik <strong>und</strong> Betaresearch.<br />

9. November: Das Tauziehen um die Markteinführung <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong> in Deutschland scheint mit <strong>der</strong><br />

Einigung <strong>der</strong> Medienkonzerne Bertelsmann <strong>und</strong> Kirch auf eine Fusion ihrer Sen<strong>der</strong> Premiere <strong>und</strong> DF1 ein Ende ge-<br />

f<strong>und</strong>en zu haben.<br />

Dezember: Premiere stoppt die Vermarktung <strong>der</strong> d-Box. R<strong>und</strong> 160.000 bisherige Abonnenten dürfen das digitale<br />

Programm, <strong>des</strong>sen Sendebetrieb nicht eingestellt wird, auch künftig empfangen. Auch DF1 sendet weiter.<br />

1998<br />

9. Januar: Pessimistische Stellungnahme <strong>des</strong> Kartellamts zum Vorhaben von Bertelsmann <strong>und</strong> Kirch bei <strong>der</strong> Ko-<br />

operation bezüglich <strong>des</strong> Programmteils <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zusammenarbeit bei <strong>der</strong> d-Box. Die Fusion <strong>der</strong> CLT-UFA mit <strong>der</strong><br />

KirchGruppe würde nicht nur die marktbeherrschende Stellung von Premiere stärken, son<strong>der</strong>n auch ein marktbe-<br />

herrschen<strong>des</strong> Oligopol im Free-TV-Markt (RTL, RTL2, Super RTL, Vox, Sat. 1, Pro 7, Kabel 1, DSF) entstehen las-<br />

sen.<br />

380


22. Januar: Die KirchGruppe sichert durch ihren Geschäftsführer Dieter Hahn den freien Empfang <strong>der</strong> Spiele <strong>der</strong><br />

deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei <strong>der</strong> WM 2002 zu.<br />

22. Januar: In den USA nimmt die Inflation bei den Kosten für Sportübertragungsrechten eine neue Dimension<br />

an. Ein Konsortium aus vier Sen<strong>der</strong>n zahlt für die Rechte an <strong>der</strong> National Football League (NFL) für acht Jahre<br />

min<strong>des</strong>tens 17,6 Milliarden Dollar. Das ist mehr als doppelt soviel wie bisher.<br />

Februar: Die ARD stimmt trotz Bedenken gegen den elektronischen Programmführer <strong>der</strong> digitalen Plattform zu.<br />

30. März: Die ARD schert wegen kartellrechtlicher Bedenken aus <strong>der</strong> Digital-Allianz mit Kirch, Bertelsmann,<br />

Deutsche Telekom <strong>und</strong> ZDF aus <strong>und</strong> legt <strong>der</strong> EU-Kommission ein Gutachten vor, daß vor einer marktbeherr-<br />

schenden Stellung von Kirch/Bertelsmann sowohl im Free-TV als auch im Pay-TV warnt. Darüber hinaus wird <strong>der</strong><br />

Kirch-Deco<strong>der</strong> d-Box als technisch unzulänglich abgelehnt.<br />

17. April: Microsoft setzt seinen Expansionskurs im Bereich Web-TV/Digitales Fernsehen mit dem Kauf <strong>des</strong><br />

Softwareunternehmens Firefly Network fort. Allein im vergangenen Jahr kaufte o<strong>der</strong> beteiligte sich Microsoft an<br />

18 Unternehmen, darunter Web-TV Networks, einem Pionier <strong>des</strong> Digitalen <strong>Fernsehens</strong>.<br />

21. April: Im Konflikt um die Zugangstechnik zum Digitalen Fernsehen setzt die ARD nicht auf die d-Box <strong>der</strong><br />

KirchGruppe, son<strong>der</strong>n auf Deco<strong>der</strong> mit dem von Sun <strong>und</strong> Thomson entwickelten Betriebssystem (Application<br />

Program Interface, API) Open TV.<br />

24. April: Die KirchGruppe droht im Falle einer Ablehnung <strong>der</strong> Digital-Pläne durch die EU-Kommission mit <strong>der</strong><br />

Einstellung von DF 1. Die betroffenen Investitionen <strong>und</strong> Anlaufkosten wurden auf etwa 1 Milliarde DM beziffert.<br />

26. April: Kirch <strong>und</strong> Bertelsmann legen <strong>der</strong> EU Kommission neue Vorschläge vor, die ein Entgegenkommen er-<br />

kennen lassen sollen.<br />

16. Mai: O.tel.o legt in Brüssel ein Alternativmodell vor, in dem O.tel.o als „Treuhändler“ die r<strong>und</strong> 2000 regionalen<br />

örtlichen Kabelbetreiber <strong>und</strong> das Kabelnetz <strong>der</strong> Deutschen Telekom AG vermarktet. Die d-Box soll hierbei als<br />

Standard genutzt werden.<br />

22. Mai: Der Medienkonzern CLT-Ufa mußte im ersten Jahr seines Bestehens einen Verlust von 140 Millionen<br />

DM ausweisen. Im laufenden Jahr wird ein noch höherer Verlust in Höhe von 388 Millionen DM erwartet. Haupt-<br />

gr<strong>und</strong> sind die erheblichen Investitionen im Pay-TV-Bereich.<br />

25. Mai: EU-Wettbewerbskommissar Van Miert empfiehlt die Untersagung <strong>der</strong> gemeinsamen Pläne von Kirch <strong>und</strong><br />

Bertelsmann aus wettbewerbsrechtlichen Gründen.<br />

26. Mai: Zunehmen<strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand gegen die Empfehlung Van Mierts durch mehrere Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Europäischen<br />

Kommission.<br />

27. Mai: Nach einstimmigem Beschluß wird die Allianz <strong>der</strong> beiden Medienkonzerne von <strong>der</strong> Europäischen Kom-<br />

mission verboten. Kirch <strong>und</strong> die Deutsche Telekom waren zu weiteren Zugeständnissen bereit – Bertelsmann<br />

lehnt dies ab.<br />

27. Mai: Die Deutsche Telekom legt ein Konzept zur Ausglie<strong>der</strong>ung ihres Kabelgeschäftes vor. Der Breitbandka-<br />

belbereich soll übergangsweise in eine GmbH überführt werden, später sollen eine Finanzholding <strong>und</strong> mehrere<br />

Regionalgesellschaften entstehen.<br />

28. Mai: In Folge <strong>des</strong> Verbotes <strong>der</strong> EU-Kommission gibt es keine Basis mehr für die Allianz Bertelsmann/Kirch.<br />

Während die KirchGruppe für einen neuen Antrag Bereitschaft signalisiert, scheint Bertelsmann aus wirtschaftli-<br />

chen Gründen nicht bereit, weitere Zugeständnisse zu machen. DF 1 wird nach Aussage <strong>des</strong> Kirch-<br />

Geschäftsführers Dieter Hahn eingestellt, <strong>der</strong> Sendebetrieb aber aufrechterhalten bis eine Lösung mit Premiere er-<br />

reicht ist.<br />

381


09. Juli (Handelsblatt): Van Miert verlangt eine Öffnung <strong>des</strong> Kabelnetzes <strong>der</strong> Deutschen Telekom. Bis 1999 soll<br />

sie die Mehrheit an private Konkurrenten abgeben, min<strong>des</strong>tens 6 Regionalnetze sollen entstehen.<br />

15. Juni: Bertelsmann dementiert Gerüchte, Anteile am Fernsehsen<strong>der</strong> Vox würden an die Murdoch-Gruppe ver-<br />

kauft. Im Digital-Bereich werde <strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> Premiere Digital zusammen mit <strong>der</strong> KirchGruppe gezielt ausgebaut. Laut<br />

Kirch-Geschäftsführer Hahn wird DF 1 zunächst nicht eingestellt. ZDF <strong>und</strong> ARD for<strong>der</strong>n unter<strong>des</strong>sen eine Erwei-<br />

terung <strong>des</strong> R<strong>und</strong>funkstaatsvertrages für das Digitalfernsehen. B<strong>und</strong>esforschungsminister Rüttgers lehnt dies je-<br />

doch ab.<br />

03. August: Ufa hat für ca. 145 Mio. DM pro Saison die Rechte an B<strong>und</strong>esliga-Live-Übertragungen im Pay-TV-<br />

Sen<strong>der</strong> Premiere erworben. Zusätzlich zu den bisher zwei übertragenen Partien kann nun über Premiere Digital<br />

noch je ein weiteres Spiel <strong>der</strong> ersten <strong>und</strong> zweiten B<strong>und</strong>esliga empfangen werden.<br />

03. August: Die KirchGruppe reicht beim Europäischen Gerichtshof eine Klage gegen die Kommissionsentschei-<br />

dung zur Pay-TV-Allianz mit Bertelsmann ein. Der Kommission werden mangelnde Objektivität <strong>und</strong> die Verletzung<br />

von Formvorschriften vorgeworfen. Dies wird von <strong>der</strong> EU-Kommission zurückgewiesen. Bertelsmann hat noch<br />

nicht entschieden, ob man sich <strong>der</strong> Klage anschließt.<br />

31. August: Bloomberg-TV <strong>und</strong> N-TV experimentieren mit geteilten Bildschirmen, in denen auch während <strong>des</strong> lau-<br />

fenden Programms Werbung eingeblendet werden kann. ZDF, Deutsche Telekom <strong>und</strong> die Microsoft Tochter<br />

Web-TV starten einen Pilotversuch zum Internet Fernsehen.<br />

08. September: CLT-UFA <strong>und</strong> die KirchGruppe werden von <strong>der</strong> EU-Kommission für ihre Pläne beim Pay-TV-<br />

Sen<strong>der</strong> abgemahnt. Die Unternehmen wollen ihre Anteile auf je 50% erhöhen, Canal plus soll als Gesellschafter<br />

ausscheiden. Die Kommission sieht dadurch den Wettbewerb zwischen Free- <strong>und</strong> Pay-TV erheblich einge-<br />

schränkt.<br />

18. September: Die Deutsche Telekom vertreibt ab Oktober 1998 die d-Box <strong>der</strong> KirchGruppe. Die zur Freischaltung<br />

<strong>der</strong> Programme benötigte Karte wird zunächst kostenlos zur Verfügung gestellt. Ab Juli 1999 soll dann eine Digi-<br />

talgebühr von 9,90 DM erhoben werden. Über Kabelanschluß können <strong>der</strong>zeit 67 digitale Programme empfangen<br />

werden. Gleichzeitig kündigt Vorstandsmitglied Tenzer an, daß die von <strong>der</strong> EU-Kommission verlangte Ausgliede-<br />

rung <strong>des</strong> Kabelnetzes in Regionalgesellschaften ab Januar 1999 beginnen soll.<br />

06. Oktober: Das B<strong>und</strong>eskartellamt untersagt das Vorhaben <strong>der</strong> CLT-Ufa <strong>und</strong> <strong>der</strong> KirchGruppe, ihre Anteile an<br />

Premiere auf 50% aufzustocken. Die KirchGruppe kündigt an, daß sie fremde Gesellschafter in einer neu zu struk-<br />

turierenden Holding aufnehmen möchte.<br />

30. November: Ab 1999 wird die KirchGruppe alle Pay-TV-Aktivitäten in einer Holding bündeln.<br />

1999<br />

03. Januar: Neuordnung <strong>der</strong> KirchGruppe in drei Holdings. Die Holding Kirch PayTV KGaA ist für das Abonne-<br />

menten-TV <strong>und</strong> Digitale Fernsehen zuständig. Die Kirch Media KGaA umfaßt im wesentlichen die Firmen <strong>und</strong> Be-<br />

teiligungen <strong>der</strong> KirchGruppe aus dem Lizenzhandel, dem kommerziellen Fernsehen, <strong>der</strong> Programm-Produktion <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Filmbearbeitung. Die dritte Holding ist die TaurusBeteiligungs GmbH & Co. KG in <strong>der</strong> z.B. die Beteiligungen<br />

am Axel Springer Verlag, Betaresearch GmbH o<strong>der</strong> SAT1 betreut werden. Die 1996 gegründete Kirch Unterneh-<br />

mensstiftung bleibt bestehen. Die Stiftung wird ihre Anteile an den drei Dachgesellschaften über die neue Hol-<br />

ding Struktura GmbH & Co. KG halten.<br />

12. Januar: Betaresearch, die Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsgesellschaft <strong>der</strong> KirchGruppe, öffnet die Program-<br />

mierschnittstelle „betanova“. Damit ist das Application Programming Interface (API) <strong>der</strong> Set-top-box veröffent-<br />

licht. In Zukunft können Unternehmen ihre eigene Anwendungssoftware für die d-Box entwickeln.<br />

382


19. März: Die KirchGruppe, das italienische Unternehmen Fininvest <strong>und</strong> Prinz Waleed bin Talal al Saud haben ei-<br />

ne Partnerschaft in <strong>der</strong> Kirch Media KGaA vereinbart, indem sie je 3,19% <strong>der</strong> Anteile (Preis 375 Mio. DM) über-<br />

nehmen.<br />

25. März: Die KirchGruppe <strong>und</strong> die CLT-Ufa beschließen eine Neuordnung <strong>der</strong> Gesellschafterstruktur bei Premie-<br />

re. Dabei geht die Mehrheit (95%) <strong>der</strong> Anteile an die KirchGruppe. Die verbleibenden 5% hält die CLT-Ufa.<br />

09. April: Bertelsmann will das Internet in das Fernsehen integrieren <strong>und</strong> gründet die „Breitband-Gruppe“ im<br />

New-Media-Bereich.<br />

14. April: Das B<strong>und</strong>eskartellamt gibt die Pläne <strong>der</strong> KirchGruppe zur Aufstockung <strong>der</strong> bisher 25%igen Beteiligung<br />

an Premiere durch die Übernahme <strong>der</strong> Anteile von Canal Plus (Preis ca. 780 Mio. DM) <strong>und</strong> CLT-Ufa (Preis ca. 1,6<br />

Mrd. DM) frei. Somit ist die KirchGruppe zu 95% an Premiere beteiligt. Damit kontrolliert die KirchGruppe neben<br />

DF1 auch den zweiten Digitalen Fernsehsen<strong>der</strong> Premiere.<br />

383


9.2 Diensteangebote im Pilotprojekt<br />

Angebot <strong>des</strong> Video-on-Demand<br />

Kategorie Titel Preis<br />

Fernsehfilme<br />

Unterhaltung Die Schraiers (1) 0,00<br />

Unterhaltung Die Schraiers (2) 0,00<br />

Unterhaltung Die Schraiers (3) 0,00<br />

Unterhaltung Die Schraiers (4) 0,00<br />

Krimi/Thriller Tatort – Aida 0,00<br />

Krimi Tatort: Bienzle <strong>und</strong> die Feuerwand 0,00<br />

Reisefilme<br />

Reise Ägypten 5,00<br />

Reise Neuseeland, das grüne an<strong>der</strong>e Ende <strong>der</strong> Welt 5,00<br />

Reise Paris 5,00<br />

Reise USA – Südwesten 5,00<br />

Reise Südafrika 5,00<br />

Kinofilme<br />

Komödie Erdbeer <strong>und</strong> Schokolade 5,00<br />

Komödie Hochzeitsbankett 7,00<br />

Komödie Wellville... Teil 1 2,50<br />

Komödie Wellville... Teil 2 2,50<br />

Komödie Ein fast perfektes Verhältnis 7,00<br />

Kin<strong>der</strong> Leo, König <strong>der</strong> Löwen 5,00<br />

Kin<strong>der</strong> Pocahontas 5,00<br />

Drama Mutters Courage 7,00<br />

Drama Richard III 7,00<br />

Drama Smoke 7,00<br />

Drama Jim Caroll 7,00<br />

Drama Blue in the face 7,00<br />

Aktion Suger Hill (Teil 1) 2,50<br />

Aktion Suger Hill (Teil 2) 2,50<br />

Aktion Wild at Love 5,00<br />

Angebot <strong>des</strong> Information-on-Demand<br />

Kategorie Titel Preis<br />

Ges<strong>und</strong>heitskanal<br />

Ges<strong>und</strong>heitskanal 99 Clips 0,00<br />

Prisma<br />

Prisma Katalog Indianer Nordamerikas 0,00<br />

Prisma Katalog W<strong>und</strong>er Mensch: Die Haut 0,00<br />

384


Prisma Katalog Im Reich <strong>der</strong> Sterne 0,00<br />

Prisma Katalog Unser Sonnensystem 0,00<br />

Angebot <strong>des</strong> Information-on-Demand<br />

Kategorie Titel Preis<br />

Prisma Katalog Welt im Kopf: Das Gehirn 0,00<br />

Prisma Katalog Das Atomzeitalter 0,00<br />

Prisma Katalog Bayerntour: Zugspitze 0,00<br />

Prisma Katalog Das Leben <strong>des</strong> Fitzgerald Kusz 0,00<br />

Prisma Katalog Wie kommt <strong>der</strong> Mond ins Theater 0,00<br />

Prisma Katalog Wochenende auf <strong>der</strong> Zugspitze 0,00<br />

Prisma Katalog 2. Hand 0,00<br />

Prisma Katalog Betreutes Wohnen 0,00<br />

Prisma Katalog Betreutes Wohnen 0,00<br />

Prisma Katalog Der Aralsee 0,00<br />

Prisma Katalog Das Dorf <strong>der</strong> weißen Störche 0,00<br />

Prisma Katalog Die Elbe 0,00<br />

Prisma Katalog Im Land <strong>der</strong> Inka 0,00<br />

Prisma Katalog LUX-Kulturkalen<strong>der</strong> 0,00<br />

Prisma Katalog New York 0,00<br />

Prisma Katalog Peking 0,00<br />

Prisma Katalog Reise in die Sahara 0,00<br />

Prisma Katalog Stadt <strong>und</strong> Land – Adam 0,00<br />

Prisma Katalog Stadt <strong>und</strong> Land – Petzold 0,00<br />

Prisma Katalog Stadt <strong>und</strong> Land – Winkler 0,00<br />

Prisma Katalog Stadt <strong>und</strong> Land 0,00<br />

Prisma Katalog Stadt <strong>und</strong> Land – Adam 0,00<br />

Prisma Katalog Alles über ein Netz 0,00<br />

Prisma Katalog Botschaften im Licht 0,00<br />

Prisma Katalog Der Rebell <strong>und</strong> das Netz 0,00<br />

Prisma Katalog Die Datenautobahn 0,00<br />

Prisma Katalog Here we are 0,00<br />

Prisma Katalog Lifeline: Telekom <strong>und</strong> Wirtschaft 0,00<br />

Prisma Katalog Multimediakommunikation: PC 0,00<br />

Prisma Katalog Videokommunikation 0,00<br />

Prisma Katalog Von Mensch zu Mensch (1) 0,00<br />

Prisma Katalog Von Mensch zu Mensch (2) 0,00<br />

Prisma Katalog Von Mensch zu Mensch (3) 0,00<br />

Prisma Katalog Von Mensch zu Mensch (4) 0,00<br />

Prisma Katalog Berliner Philharmoniker in Japan 5,00<br />

Prisma Katalog De Johnette, Hancock, Metheny and Holland Live-Concert 5,00<br />

Prisma Katalog Händel: Wasser- <strong>und</strong> Feuerwerksmusik 3,00<br />

Prisma Katalog Haydn "Die Schöpfung" Teil 1 2,00<br />

Prisma Katalog Haydn "Die Schöpfung" Teil 2 2,00<br />

Prisma Katalog Haydn "Die Schöpfung" Teil 3 2,00<br />

Prisma Katalog Mr. Big "Porträt einer Gruppe" - Dokumentation 3,00<br />

Prisma Katalog Mr. Big live in San Francisco 3,00<br />

Prisma Katalog Pat Metheny "More Travels" 3,00<br />

Prisma Katalog Richard Wagner: Tristan <strong>und</strong> Isolde Teil 1 3,00<br />

Prisma Katalog Richard Wagner: Tristan <strong>und</strong> Isolde Teil 2 3,00<br />

385


Prisma Katalog Richard Wagner: Tristan <strong>und</strong> Isolde Teil 3 3,00<br />

Prisma Katalog Ameisenlöwe <strong>und</strong> –jungfer 2,00<br />

Prisma Katalog Ausbreitung gelöster Stoffe 2,00<br />

Prisma Katalog Besuchsfest <strong>der</strong> Eipo 3,00<br />

386


Angebot <strong>des</strong> Information-on-Demand<br />

Kategorie Titel Preis<br />

Prisma Katalog Bienenköniginnenzucht 3,00<br />

Prisma Katalog Boil over bei Tankbränden 1,00<br />

Prisma Katalog Chaotische Schwingungen - Stabilität 1,00<br />

Prisma Katalog Chaotische Schwingungen - Zustandsraum 2,00<br />

Prisma Katalog Das Leben <strong>der</strong> Hefe 2,00<br />

Prisma Katalog Das Taubenschwänzchen 2,00<br />

Prisma Katalog Die Nasenstäbe <strong>der</strong> Eipo 2,00<br />

Prisma Katalog Die Rotbuche 2,00<br />

Prisma Katalog Die Schwarzwäl<strong>der</strong> Tracht 2,00<br />

Prisma Katalog Die Würfelqualle Chironex fleckeri 1,00<br />

Prisma Katalog Die Zecke Ixo<strong>des</strong> ricinus 2,00<br />

Prisma Katalog Ein Kernfusions-Experiment 2,00<br />

Prisma Katalog Eipo - Ein Vormittag in Imarin 2,00<br />

Prisma Katalog Gerstenmehltau 1,00<br />

Prisma Katalog Hinterglasmalerei 2,00<br />

Prisma Katalog Hummeln <strong>und</strong> Blüten 2,00<br />

Prisma Katalog Im Hafen <strong>der</strong> Wikinger 3,00<br />

Prisma Katalog Initiation bei den Eipo 2,00<br />

Prisma Katalog Knochenmark-Transplantation 3,00<br />

Prisma Katalog Kontinentale Tiefbohrungen 3,00<br />

Prisma Katalog Körpergrabskelette 2,00<br />

Prisma Katalog Laser als Pinzette – Einsatz 2,00<br />

Prisma Katalog Laser als Pinzette – Technik 2,00<br />

Prisma Katalog Laser in <strong>der</strong> Medizin 2,00<br />

Prisma Katalog Leichenbrände 2,00<br />

Prisma Katalog Lösungseinschlüsse in Salzmineralien 1,00<br />

Prisma Katalog Malaria tropica 1,00<br />

Prisma Katalog Nematodenfangende Pilze 1,00<br />

Prisma Katalog Neubau bei den Eipo 3,00<br />

Prisma Katalog Ozeanische Konvektion 2,00<br />

Prisma Katalog Pyramiden <strong>der</strong> Steppe 2,00<br />

Prisma Katalog Schindelmachen 2,00<br />

Prisma Katalog Sweet Sorghum – Süße Hirse 3,00<br />

Prisma Katalog Troia - 125 Jahre Ausgrabung 2,00<br />

Prisma Katalog Türkisches Marmorpapier 3,00<br />

Prisma Katalog City Tour New York 4,00<br />

Prisma Katalog City Tour San Francisco 4,00<br />

Prisma Katalog Das erste Jahr mit dem Baby 4,50<br />

Prisma Katalog Fit fürs Baby 4,50<br />

Prisma Katalog Slimnastic 4,50<br />

Prisma Katalog Unterwegs mit <strong>der</strong> Amtrak 4,00<br />

Prisma Katalog Urlaub im Norden 2,50<br />

Prisma Katalog Urlaub in Australien 4,00<br />

Prisma Katalog Urlaub in Wien 4,00<br />

Prisma Katalog Urlaub unter fernen Himmel 2,50<br />

387


Prisma Katalog Wirbelsäulengymnastik 4,50<br />

Prisma Katalog Yoga für je<strong>der</strong>mann 4,50<br />

Prisma Katalog 768 Stufen 0,00<br />

Prisma Katalog Das Juwel (Kloster Bronnbach) 0,00<br />

Prisma Katalog Der Neckar <strong>und</strong> die Industrie 0,00<br />

Angebot <strong>des</strong> Information-on-Demand<br />

Kategorie Titel Preis<br />

Prisma Katalog Der Neckar <strong>und</strong> die Umwelt 0,00<br />

Prisma Katalog Die Fischerin vom Bodensee 0,00<br />

Prisma Katalog Gottes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bürger Haus 0,00<br />

Prisma Katalog Im Reich <strong>der</strong> schön Lau 0,00<br />

Prisma Katalog In Karlsruhe ist die Residenz 0,00<br />

Prisma Katalog Kartoffelschnitz <strong>und</strong> Spätzle 0,00<br />

Prisma Katalog Mensch, Maschine, Mikrochip 0,00<br />

Prisma Katalog Musikstadt Stuttgart 0,00<br />

Prisma Katalog Otto Braig 0,00<br />

Prisma Katalog Ritterturnier Heilbronn 0,00<br />

Prisma Katalog Neue Berufsfel<strong>der</strong> 0,00<br />

Prisma Katalog Beschäftigungsfel<strong>der</strong> 0,00<br />

Prisma Katalog Mediendienstleistungen 0,00<br />

Prisma Katalog Kommunikationstechnologien 0,00<br />

Prisma Katalog Der elektronische Marktplatz 0,00<br />

Prisma Katalog Öffentliche Dienstleistungen 0,00<br />

Prisma Katalog Freizeit-Dienstleistungen 0,00<br />

Prisma Katalog Zukünftige Arbeitsprozesse 0,00<br />

Prisma Katalog Strategien <strong>der</strong> Großbanken 0,00<br />

Prisma Katalog Stadtinformationen 0,00<br />

Prisma Katalog Neue Märkte 0,00<br />

Prisma Katalog Kooperation <strong>und</strong> Vernetzung 0,00<br />

Prisma Katalog Interkulturelles Management 0,00<br />

Prisma Katalog Dienstleitungsmärkte 0,00<br />

Prisma Katalog Dienstleistung fürs 21. Jhd. 0,00<br />

Prisma Katalog Krcma 0,00<br />

Angebot <strong>des</strong> News-on-Demand, Home Shopping <strong>und</strong> Home Learning<br />

Kategorie Titel Preis<br />

News on Demand<br />

Stadtinfosystem nicht eingespielt<br />

Kino-Vorschau nicht eingespielt<br />

News on Demand Testversion von CeBit Home 0,00<br />

News on Demand NoD-Katalog/-Magazin 0,00<br />

News on Demand Phase 2 nicht eingespielt<br />

News on Demand Phase 3 nicht eingespielt<br />

Home Shopping<br />

Quelle Easy Shopping Zahlung erfolgt an<br />

den Anbieter<br />

388


Gr<strong>und</strong>funktionalität s.o.<br />

mit T-Online-Anbindung s.o.<br />

Homelearning<br />

Lernwelt 2000 nicht eingespielt<br />

389


Fragebogen<br />

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

Institut für betriebswirtschaftliche Innovationsforschung<br />

Lehrstuhl für Marketing - Prof. Dr. Sönke Albers<br />

Dipl.-Kfm. Michel Clement (Tel: 0431 - 880 1635)<br />

Fragebogen zur<br />

Akzeptanz <strong>des</strong> interaktiven <strong>Fernsehens</strong> (ITV)<br />

Sehr geehrte Frau MUSTERFRAU,<br />

wir möchten uns zunächst einmal bei Ihnen für die Teilnahme am<br />

technischen Pilotversuch zum interaktiven Fernsehen bedanken. Nachdem<br />

Sie die ersten Erfahrungen mit dieser Innovation sammeln konnten,<br />

möchten wir Sie nun um Ihre Mithilfe bitten:<br />

Damit wir ein für Sie optimales Angebot zusammenstellen können, benötigen<br />

wir Ihren Beitrag, indem Sie uns Ihre Meinung zu unserem<br />

System schil<strong>der</strong>n. Ihre Aussagen werden dann von uns im Rahmen eines<br />

Forschungsprojektes zur Akzeptanz neuer Medien an <strong>der</strong> Universität Kiel<br />

ausgewertet.<br />

Wir würden uns daher freuen, wenn Sie unser Bemühen unterstützen <strong>und</strong><br />

den beiliegenden Fragebogen frühzeitig ausgefüllt zurücksenden. Hierzu<br />

haben wir Ihnen einen frankierten Rückumschlag beigefügt. Die Daten<br />

werden selbstverständlich vertraulich behandelt !<br />

Jedem Einsen<strong>der</strong> senden wir eine Telefonkarte<br />

im Wert von DM 6,00 zu !<br />

(Damit wir Ihnen die Telefonkarte zusenden können, möchten wir Sie<br />

bitten, diese Seite <strong>des</strong> Fragebogens nicht zu entfernen)<br />

Wir danken Ihnen für Ihre Mitarbeit !<br />

Prof. Dr. Sönke Albers Dipl.-Kfm. Michel Clement<br />

390


391<br />

Abschnitt 1<br />

5. Bitte verteilen sie 100 Punkte auf die einzelnen<br />

Angebote. Eine hohe Punktzahl bedeutet, daß<br />

Ihnen das Angebot im Vergleich zu einem niedrigeren<br />

Wert wichtiger ist<br />

Summe: 100 Punkte<br />

Video auf Abruf<br />

Home Banking<br />

E-Mail <strong>und</strong> Videomail<br />

Home Shopping<br />

Dienstleistungen<br />

Spiele auf Abruf<br />

Informationen auf Abruf<br />

Akzeptanz <strong>des</strong> interaktiven <strong>Fernsehens</strong> (ITV)<br />

1. Interaktives Fernsehen eröffnet dem Nutzer eine Reihe von Diensten. Bitte geben Sie ganz persönlich<br />

an, wie wichtig Ihnen die folgenden Dienste sind - auch wenn im Pilotprojekt nicht alle Dienste angeboten<br />

werden.<br />

Video auf Abruf<br />

(Kinofilme, Dokumentationen etc.)<br />

Home Banking<br />

E-Mail o<strong>der</strong> Videomail<br />

(Kommunikationsdienste)<br />

Home Shopping<br />

(Angebote von vielen unterschiedlichen Anbietern)<br />

Dienstleistungen<br />

(z.B. Kino / Restaurant reservieren, Reisen buchen etc.)<br />

Spiele auf Abruf<br />

(z.B. Videospiele von Nintendo o<strong>der</strong> Sega)<br />

Informationen auf Abruf<br />

(z.B. Zugriff auf Datenbanken, Nachrichten<br />

o<strong>der</strong> dem Internet)<br />

2. Welches Eingabemedium würden Sie bevorzugen,<br />

um die Angebote <strong>des</strong> interaktiven<br />

<strong>Fernsehens</strong> zu nutzen?<br />

Fernbedienung wie im Pilotprojekt<br />

Normale PC-Tastatur mit Maus<br />

Lichtstift (Laserpointer), um auf “Buttons” zu zeigen<br />

3. Wie beurteilen Sie das Navigationssystem,<br />

mit dem Sie im Pilotprojekt arbeiten?<br />

einfach zu<br />

bedienen<br />

einfach zu<br />

erlernen<br />

sehr hilfreich<br />

4. Wenn Sie Videos anfor<strong>der</strong>n bzw. Home<br />

Shopping Angebote prüfen, kommt es zu ...<br />

langen Wartezeiten<br />

schwer zu<br />

bedienen<br />

schwer zu<br />

erlernen<br />

wenig hilfreich<br />

kurzen Wartezeiten<br />

Sind Sie bereit diese Wartezeit aufzubringen?<br />

nie immer<br />

unwichtig sehr wichtig<br />

unwichtig sehr wichtig<br />

unwichtig sehr wichtig<br />

unwichtig sehr wichtig<br />

unwichtig sehr wichtig<br />

unwichtig sehr wichtig<br />

unwichtig sehr wichtig<br />

6. Wie beurteilen Sie die bislang angebotenen<br />

Dienste im Pilotprojekt?<br />

- Video auf Abruf<br />

langweilige<br />

Inhalte<br />

wenig<br />

aktuell<br />

- Home Shopping<br />

langweilige<br />

Angebote<br />

Die Darstellung <strong>der</strong> Produkte ist ...<br />

wenig ansprechend<br />

interessante<br />

Inhalte<br />

sehr<br />

aktuell<br />

langsam schnell<br />

schlecht gut<br />

interessante<br />

Angebote<br />

sehr ansprechend<br />

7. Wie häufig haben sie das Home Shopping Angebot<br />

genutzt <strong>und</strong> wieviel haben sie ungefähr dafür ausgegeben?<br />

Mal mit Home Shopping eingekauft<br />

DM insgesamt dafür ausgegeben<br />

8. Inwiefern befürchten Sie beim interaktiven<br />

Fernsehen...<br />

- Probleme <strong>des</strong> Datenmißbrauchs<br />

keine Bedenken<br />

- Umtauschprobleme beim Home Shopping<br />

keine Bedenken<br />

große Bedenken<br />

große Bedenken<br />

- Verlust sozialer Kontakte<br />

keine Be-<br />

große Bedenkendenken<br />

- Verlust <strong>des</strong> kostenlosen Angebots im normalen TV<br />

keine Be-<br />

große Bedenkendenken<br />

2


9. Welches Endgerät würden Sie als Empfangsmedium<br />

bevorzugen?<br />

im Haushalt<br />

herkömmliches Fernsehgerät vorhanden?<br />

Multimediafähiger-PC<br />

Mischung aus PC <strong>und</strong><br />

Fernsehgerät<br />

Abschnitt 2<br />

ja nein<br />

11. Wie beurteilen Sie die Set-Top-Box, die im<br />

Pilotversuch verwendet wird?<br />

schlecht gut<br />

wird wohl zu<br />

teuer sein<br />

Ich fühle mich über interaktives Fernsehen gut informiert<br />

10. Wie teuer dürfte dieses evtl. neu anzuschaffende<br />

Gerät maximal sein, damit Sie<br />

es sich kaufen würden?<br />

Ihre Wahrnehmung <strong>des</strong> interaktiven <strong>Fernsehens</strong><br />

13. Im folgenden finden Sie einige Aussagen zum interaktiven Fernsehen (ITV). Stimmen Sie diesen<br />

Aussagen zu?<br />

stimme gar<br />

stimme<br />

Viele meiner Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannten beneiden mich um die<br />

Teilnahme am Pilotprojekt<br />

nicht zu<br />

voll zu<br />

Mit interaktivem Fernsehen kann ich je<strong>der</strong>zeit sehen, was ich will<br />

Ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung war, am Pilotprojekt<br />

teilzunehmen<br />

Mit Home-Shopping kann ich kaufen, was <strong>und</strong> wann ich will<br />

Ich würde mir wünschen, daß viel mehr Leute am Pilotprojekt<br />

teilnehmen würden<br />

Interaktives Fernsehen wird sich in <strong>der</strong> Zukunft noch weit verbreiten<br />

Um alle Möglichkeiten <strong>des</strong> interaktiven <strong>Fernsehens</strong> auszureizen, müßte<br />

ich noch viel lernen<br />

Interaktives Fernsehen ist eine kostspielige Angelegenheit für mich<br />

Hoffentlich haben bald viele Personen interaktives Fernsehen, damit<br />

ich mit ihnen per E-Mail o<strong>der</strong> Videomail kommunizieren kann<br />

Mir ist das ganze System einfach zu komplex<br />

wahrscheinlich<br />

guter Preis<br />

Mehr als DM würde ich nicht dafür ausgeben<br />

Wenn ich jetzt nicht bald einsteige, wird ITV nie etwas<br />

Ich kaufe jetzt noch keinen Deco<strong>der</strong>, weil <strong>der</strong> sich sowieso noch än<strong>der</strong>t<br />

Meine Fre<strong>und</strong>e bezeichnen mich als Technikfreak<br />

Interessante Inhalte wird es erst geben, wenn genügend Leute<br />

dabei sind<br />

Ich sehe den Nutzen <strong>des</strong> interaktiven <strong>Fernsehens</strong> bislang nicht<br />

Die Restriktionen <strong>und</strong> Sperren bzgl. Budget, Altersklassen <strong>und</strong><br />

bestimmter Filmkategorien finde ich richtig gut<br />

Die eingebauten Videofunktionen beim ITV nutze ich häufig<br />

Zum Glück kann ich meinen Kontostand über den Abruf <strong>der</strong> Auftragsübersicht<br />

überprüfen<br />

Ich habe das Pilotprojektangebot stark genutzt<br />

Es ist sehr schön, daß es Suchfunktionen gibt, mit denen ich gezielt<br />

nach Filmen (z.B. Reiseberichte) suchen kann<br />

Die angebotenen Dienste sind preiswert<br />

DM<br />

12. Würden Sie sich wünschen, daß...<br />

- Sie die Inhalte beinflussen können (z.B. den<br />

Ausgang eines Spielfilms)?<br />

nein ja<br />

- Sie sich in Talkshows interaktiv beteiligen<br />

können?<br />

nein ja<br />

392<br />

3


393<br />

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel<br />

Institut für betriebswirtschaftliche Innovationsforschung<br />

Lehrstuhl für Marketing - Prof. Dr. Sönke Albers<br />

Dipl.-Kfm. Michel Clement (Tel: 0431 - 880 1635)<br />

Bitte beachten Sie unbedingt diese Vision vom<br />

System 2000, bevor Sie fortfahren !<br />

Bitte stellen Sie sich im Jahre 2000 folgende Vision vor:<br />

Sie besitzen ein neues Fernsehgerät als Endgerät für interaktives Fernsehen. Dieses neue<br />

Gerät erfor<strong>der</strong>t keine Set-Top-Box mehr <strong>und</strong> wird direkt an das Kabelnetz angeschlossen.<br />

Mit diesem Fernseher können sie die folgenden Dienste empfangen:<br />

• Video auf Abruf:<br />

Die neuesten Kinofilme (z.B. den neuesten James Bond, Jurassic Park II o<strong>der</strong> den neuen<br />

Film mit Katja Riemann), Dokumentationen aller Art, Nachrichtensendungen, Sportveranstaltungen<br />

(z.B. Fußball-B<strong>und</strong>esliga o<strong>der</strong> -WM, Olympische Spiele o<strong>der</strong> den Super Bowl)<br />

können je<strong>der</strong>zeit gegen eine Gebühr abgerufen werden. Gehen Sie bitte davon aus, daß<br />

das Angebot das einer Videothek übertrifft, da die Inhalte aktueller sind <strong>und</strong> Live-<br />

Übertragungen beinhalten.<br />

• Home Shopping:<br />

Mittels Suchfunktionen können Sie schnell ihr gewünschtes Produkt (z.B. Kleidungsstück)<br />

finden <strong>und</strong> einfach per Knopfdruck bestellen. Wenn Sie beispielsweise in einem Film (z.B.<br />

Pretty Woman) ein hübsches Kleid sehen, dann zeigen Sie mit einem Lichtstift o<strong>der</strong> einer<br />

PC-Maus auf das Kleid <strong>und</strong> sofort können Sie es sich in Ihrer Größe <strong>und</strong> Lieblingsfarbe<br />

bestellen.<br />

• Dienstleistungen:<br />

Sie können vom Fernseher aus alle erdenklichen Bankgeschäfte o<strong>der</strong> Reservierungen<br />

(Kino, Theater, Restaurant...) tätigen. Des weiteren stehen Ihnen vielfältige Informationsmöglichkeiten<br />

zur Verfügung (Internet, Datenbanken etc.).<br />

• Kommunikationsdienste:<br />

Sie können über das interaktive Fernsehen E-Mails versenden, die mit Videos versehen<br />

sind. Zudem können sie Videokonferenzen durchführen, indem Sie - ähnlich wie beim<br />

Bildtelefon - Ihren Gesprächspartner während <strong>des</strong> Gesprächs im Fernsehen betrachten<br />

können.<br />

Im weiteren Verlauf <strong>des</strong> Fragebogens sind die Fragen, die sich<br />

auf das System 2000 beziehen, grau unterlegt. Alle an<strong>der</strong>en<br />

Fragen beziehen sich weiterhin auf das Pilotprojekt !


Abschnitt 3<br />

Zur Zahlungsbereitschaft von interaktiven Diensten<br />

14. Bitte geben Sie jeweils an, wie viele Filme Sie für die jeweiligen Preise wohl durchschnittlich pro<br />

Woche anfor<strong>der</strong>n würden.<br />

Anzahl Filme pro Woche im System 2000 (d.h. neuste<br />

Anzahl Filme pro Woche im Pilotprojekt,<br />

Kinohits), die Sie anfor<strong>der</strong>n, wenn je<strong>der</strong> Film...<br />

die Sie anfor<strong>der</strong>n, wenn je<strong>der</strong> Film...<br />

10,00 DM,<br />

6,00 DM,<br />

4,00 DM,<br />

2,00 DM,<br />

1,00 DM,<br />

nichts kostet<br />

15. Um wieviel billiger müßte es sein, wenn Sie bevorzugen,<br />

daß...<br />

• <strong>der</strong> Film eine Werbeunterbrechung von 5 Minuten hat<br />

• <strong>der</strong> Film zwei Werbeunterbrechungen von je 5 Minuten hat<br />

• <strong>der</strong> Film drei Werbeunterbrechungen von je 5 Minuten hat<br />

• <strong>der</strong> Film nur jede halbe St<strong>und</strong>e abgerufen werden kann<br />

• <strong>der</strong> Film nur jede volle St<strong>und</strong>e abgerufen werden kann<br />

• die Wartezeit bis zum Start <strong>des</strong> Films mehr als 10 Minuten<br />

beträgt<br />

Pilotprojekt<br />

System 2000<br />

(d.h. Kinohits)<br />

16. Wenn Sie eine monatliche Gr<strong>und</strong>gebühr für die Teilnahme an dem interaktiven Fernsehen entrichten<br />

müßten, dafür aber dann alle Dienste (auch Filme) kostenlos nutzen können, ab welcher<br />

Höhe würden Sie nicht mehr bereit sein, an dem System teilzunehmen?<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr, ab <strong>der</strong> Sie nicht mehr am Pilotprojekt teilnehmen würden<br />

8,00 DM,<br />

6,00 DM,<br />

4,00 DM,<br />

2,00 DM,<br />

nichts kostet<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr, ab <strong>der</strong> Sie nicht mehr am System 2000 teilnehmen würden,<br />

obwohl dort mehr Möglichkeiten (Videokonferenzen, E-mails...) vorliegen<br />

17. Wenn eine Kinokarte mehr als DM kostet, ginge ich nicht mehr ins Kino (auch<br />

nicht für den Lieblingsfilm)<br />

18. Wieviel wären Sie bereit, für die einzelnen Angebote zu zahlen (unter <strong>der</strong> Annahme, daß je<strong>des</strong> einzelne<br />

Angebot nur im interaktiven Fernsehen verfügbar wäre <strong>und</strong> Sie den Film noch nicht gesehen haben)?<br />

• Der neueste James Bond Film<br />

• Jurassic Park<br />

• Tatort - Aida<br />

• Die Schraiers (1)<br />

• Endspiel <strong>der</strong> Fußball Weltmeisterschaft (1998)<br />

• Boxkampf Mike Tysson gegen Axel Schulz<br />

• Vom Winde verweht<br />

• Bild <strong>der</strong> Wissenschaft (Atomzeitalter)<br />

• Die Tagesschau (Hauptnachrichten)<br />

Pilotprojekttechnik<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

Technik <strong>des</strong><br />

System 2000<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

DM<br />

394<br />

5


19. Der Preis für das interaktive Fernsehen soll sich für das System 2000 aus einer monatlichen<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> den für die einzelnen Filme zu entrichtenden Preis zusammensetzen.<br />

Bitte zeigen Sie uns Ihre<br />

Präferenz für die nachfolgenden<br />

Kombinationen zwischen<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr <strong>und</strong> Preis pro<br />

Film, indem sie Rangplätze (1<br />

bis 16) vergeben.<br />

Da wir davon ausgehen, daß Sie<br />

die höchste Präferenz für den<br />

niedrigsten Preis pro Film in Kombination<br />

mit <strong>der</strong> niedrigsten monatlichen<br />

Gr<strong>und</strong>gebühr haben, ist<br />

dort schon eine “1” eingetragen<br />

(Entsprechend wurde <strong>der</strong> Rang<br />

16 für die teuerste Kombination<br />

vergeben).<br />

20. Bitte zeigen Sie uns wie hoch Ihre Akzeptanz für die nachfolgenden<br />

Eigenschaften im System 2000 ist:<br />

395<br />

Abschnitt 4<br />

22. Wie alt sind Sie?<br />

26. Wie stark nutzen Sie...<br />

- den Computer<br />

- das Internet<br />

Jahre<br />

- ein Mobiltelefon<br />

3,00 DM pro Film<br />

6,00 DM pro Film<br />

9,00 DM pro Film<br />

5 DM monatlicher Gr<strong>und</strong>preis<br />

15 DM monatlicher Gr<strong>und</strong>preis<br />

25 DM monatlicher Gr<strong>und</strong>preis<br />

Dienste-Angebot im Pilotprojekt<br />

Dienste-Angebot System 2000<br />

25% Ihrer Fre<strong>und</strong>e haben ITV<br />

50% Ihrer Fre<strong>und</strong>e haben ITV<br />

75% Ihrer Fre<strong>und</strong>e haben ITV<br />

alle Ihre Fre<strong>und</strong>e haben ITV<br />

23. Geschlecht<br />

weiblich<br />

27. Wie häufig gehen Sie im Durchschnitt<br />

monatlich ins Kino?<br />

männlich<br />

nie sehr häufig<br />

nie sehr häufig<br />

nie sehr häufig<br />

Kinobesuche im Monat<br />

Preis pro Film<br />

im System 2000<br />

OK<br />

OK<br />

OK<br />

OK<br />

OK<br />

OK<br />

OK<br />

OK<br />

OK<br />

OK<br />

OK<br />

OK<br />

2,50 DM<br />

5,00 DM<br />

7,50 DM<br />

10,00 DM<br />

nicht OK<br />

nicht OK<br />

nicht OK<br />

nicht OK<br />

nicht OK<br />

nicht OK<br />

nicht OK<br />

nicht OK<br />

nicht OK<br />

nicht OK<br />

nicht OK<br />

nicht OK<br />

Sonstige Informationen<br />

24. Haben Sie ein Abonnement von...<br />

25. In welcher Klasse liegt das monatliche Nettoeinkommen <strong>des</strong> Haushalts?<br />

monatlicher Gr<strong>und</strong>preis im System 2000<br />

0 DM 10,00 DM 20,00 DM 30,00 DM<br />

1<br />

premiere DF1 keines von beiden<br />

Haben Sie einen Online-Anschluß?<br />

(z.B. T-Online)<br />

Privat Büro nein<br />

28. Wie häufig leihen Sie sich im Durchschnitt<br />

monatlich Videofilme aus?<br />

Videos im Monat<br />

21. Bitte verteilen Sie<br />

insgesamt 100 Punkte<br />

so auf die vier Aspekte,<br />

daß deutlich wird, was<br />

Ihnen wichtiger ist.<br />

Interessante<br />

Filme<br />

Gutes Sportprogramm<br />

Gutes Angebot<br />

beim Homeshopping<br />

Viele Kommunikationspartner<br />

per E-Mail o<strong>der</strong><br />

Videomail<br />

unter 2.000 DM 2.000 - 3.999 DM 4.000 - 5.999 DM über 6.000 DM<br />

Punkte<br />

Punkte<br />

Summe: 100 Punkte<br />

Vielen Dank für Ihre Mitarbeit ! 6<br />

16<br />

Punkte<br />

Punkte


9.3 Glossar<br />

Browser: Programm zur Navigation im WWW (z.B. Netscape Communicator). Der Browser über-<br />

trägt den HTML-Code in ein für den Bildschirm lesbares Dokumentenformat.<br />

Collaborative Filtering: Methode, einem Nutzer rechnergesteuert Vorschläge zur weiteren Vorge-<br />

hensweise o<strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> zu machen. Dabei vergleicht eine Software Informationen o<strong>der</strong> Verhaltens-<br />

muster eines Nutzers automatisch o<strong>der</strong> auf gezielte Anfrage hin mit den Profilen an<strong>der</strong>er vorheriger<br />

Nutzer <strong>des</strong> Web-Angebots. Entsprechend den gef<strong>und</strong>enen ähnlichen Verhaltensmuster wird dem<br />

Nutzer ein Vorschlag auf <strong>der</strong> Basis <strong>des</strong>sen unterbreitet, was die vorherigen Nutzer mit ähnlichen Pro-<br />

filen getan o<strong>der</strong> für gut bef<strong>und</strong>en haben.<br />

Conditional Access System: Verschlüsselungsverfahren zur zielgruppenspezifischen Steuerung <strong>der</strong><br />

<strong>Nutzung</strong> von verschlüsselten Inhalten.<br />

Cookie: Eine kleine Datei, die den Browser beim Besuch von Web-Angeboten eindeutig identifi-<br />

ziert. So kann vom Versen<strong>der</strong> <strong>des</strong> Cookies verfolgt werden, welche Web-Seiten ein Nutzer in wel-<br />

chem Ausmaß auf den Web-Sites <strong>des</strong> Sen<strong>der</strong>s besucht.<br />

Domain Name System: Benennungsschema für Rechner im Internet. Ein Rechnername ist nach fol-<br />

gendem Prinzip aufgebaut: hostname.subdomain. domain.toplevel_domain. Das gesamte Internet ist<br />

in eine Reihe von Bereichen aufgeteilt, die den Namen „Domain“ bzw. „Toplevel-Domain“ tragen.<br />

Beispiele für Toplevel-Domains sind „.com“ für kommerzielle Organisationen <strong>und</strong> Firmen, „.net“ für<br />

Netzwerkbetreiber <strong>und</strong> Online-Dienste <strong>und</strong> standort- bzw. län<strong>der</strong>orientierte Toplevel-Domains wie<br />

„.uk“ für Großbritannien o<strong>der</strong> „.de“ für Deutschland.<br />

FTP: File Transfer Protocol: Datei-Übertragungsprotokoll <strong>des</strong> Internet. Überall auf <strong>der</strong> Welt gibt<br />

es Rechner („FTP-Server“) mit frei zugänglichen Bereichen auf <strong>der</strong> Festplatte, von denen man In-<br />

formationen aller Art, Public-Domain- <strong>und</strong> Shareware-Programme für verschiedene Betriebssysteme<br />

kostenlos herunterladen kann. Dazu braucht man ein FTP-Programm („Client“), das die Verbindung<br />

zum Server herstellt <strong>und</strong> die Daten überträgt.<br />

Internet Service Provi<strong>der</strong>: Anbieter von Internet-Diensten. Unter einem Provi<strong>der</strong> wird meist eine<br />

Firma verstanden, die Endk<strong>und</strong>en den Zugang zum Internet anbietet. Präziser heißt ein solcher<br />

Dienstleister eigentlich Internet-Access-Provi<strong>der</strong> (Internet-Zugangs-Anbieter).<br />

IP-Adresse: Eine 32-Bit-Adresse, die in dezimaler Notation mit Punkten zwischen den Bytes im<br />

Klartext angegeben wird.<br />

396


MP3: Moving Pictures Experts Group Layer 3: MP3 ist ein vom Fraunhofer Institut Erlangen<br />

(IIS) entwickelter neuer Kompressionsstandard für Audiodateien. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geringen Dateigröße<br />

(nur ca. ein Zwölftel <strong>der</strong> Originalgröße) <strong>und</strong> <strong>der</strong> hohen Tonqualität wird durch MP3 <strong>der</strong> Versand von<br />

Musikstücken über das Internet möglich. Durch die Verbreitung illegaler MP3-Kopien werden aller-<br />

dings auch weitreichende urheberrechtliche Probleme ausgelöst.<br />

Newsgroups: Fachliche, wissenschaftliche o<strong>der</strong> auch unterhaltsame Diskussionsforen nach Themen<br />

geordnet. Auch Brett o<strong>der</strong> Area genannt.<br />

One-to-One-Marketing: Individuelle Ansprache <strong>des</strong> K<strong>und</strong>en durch Anbieter, die durch die rech-<br />

nerbasierten Angebote im WWW aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> hohen Bedarfs <strong>der</strong> Informationsverarbeitung erst<br />

wirtschaftlich möglich wird. Die individuelle Ansprache o<strong>der</strong> <strong>der</strong> individuelle Zuschnitt von Angebo-<br />

ten basiert auf Informationen <strong>des</strong> Anbieters über die Bedürfnisse o<strong>der</strong> Verhaltensmuster <strong>des</strong> jeweili-<br />

gen K<strong>und</strong>en. Neben Selbstauskünften <strong>des</strong> K<strong>und</strong>en basieren diese Aktionen im WWW oft auf dem<br />

Einsatz von Collaborative Filtering Systemen in Kombination mit umfangreichen K<strong>und</strong>endatenban-<br />

ken.<br />

Outputdeal: Hierbei verpflichtet sich <strong>der</strong> Käufer (z.B. die KirchGruppe) zur Abnahme <strong>der</strong> gesam-<br />

ten zukünftigen Produktion eines Studios (z.B. Disney). Dabei werden Bündel <strong>der</strong>art gestaltet, daß<br />

über mehrere Jahre hinweg Filme, Serien, Dokumentationen etc. vom Käufer per Vorauszahlung ab-<br />

genommen werden. Häufig übernimmt <strong>der</strong> Käufer auch Teile <strong>des</strong> Archivs – <strong>und</strong> somit oft geringere<br />

Qualität.<br />

Pay-per-view: Bei Pay-per-view bezahlt <strong>der</strong> Zuschauer lediglich für eine von ihm ausgewählte Sen-<br />

dung, wobei <strong>der</strong> Zeitpunkt <strong>der</strong> Ausstrahlung vom Programmanbieter vorgegeben ist.<br />

Plug-In: Erweiterung für einen Browser, die bestimmte nicht im HTML-Standard vorgesehene Da-<br />

ten darstellen kann, beispielsweise RealAudio für animierte Darstellungen.<br />

Portal Sites: Unter einer Portal Site versteht man eine Web-Site, die über so hohe Zugriffszahlen<br />

verfügt, daß an<strong>der</strong>e Anbieter dort ihre Online-Inhalte präsentieren möchten, um ihre Nutzer „abzuho-<br />

len“. Das ist für den Dritt-Anbieter in <strong>der</strong> Regel kostenpflichtig. Die voreingestellten Start-Seiten <strong>der</strong><br />

marktführenden Browser Netscape Navigator <strong>und</strong> Internet Explorer gehören zu den bekanntesten<br />

Portal Sites. Auch die Homepages von Yahoo! o<strong>der</strong> AOL sind Beispiele.<br />

Push-Technologie: Bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> Push-Technologie muß <strong>der</strong> Nutzer nicht selbst aktiv<br />

auf Inhalte zugreifen, son<strong>der</strong>n bekommt diese nach festgelegten Präferenzen in einem bestimmten<br />

Zeitintervall automatisch zugesandt. Ein Beispiel für Push-Dienste ist das Angebot von Pointcast<br />

(www.pointcast.com).<br />

397


QuickTime-Videos: QuickTime ist eine Software <strong>der</strong> Firma Apple Computer, die das Abspielen<br />

von Videos im Internet erlaubt. Sie wird kostenfrei im WWW vertrieben.<br />

Server-Logfile-Protokolle: In einer solchen Logdatei werden alle erfaßbaren Daten <strong>der</strong> Nutzer ei-<br />

ner Web-Site mit IP-Adresse, Datum <strong>und</strong> Uhrzeit <strong>des</strong> Zugriffs, Browser-Type, Referer-Site, Namen<br />

<strong>der</strong> angefor<strong>der</strong>ten Dateien usw. eingetragen. Vergleichbar mit einem traditionellen Schiffs-Logbuch<br />

werden somit alle Bewegungen auf einer Web-Site dokumentiert.<br />

Set-top-box: Deco<strong>der</strong> für den Empfang von digitalen Programmen. Sie wandelt die digitalen Infor-<br />

mationen in (für den Fernseher interpretierbaren) analoge Signale um.<br />

Software-Agenten: Software, die im Auftrag <strong>des</strong> Benutzers eine Aufgabe ausführt. Die Aufgabe<br />

kann neben einfachen Preisvergleichen auch komplexe Verhandlungen auf einem virtuellen Markt-<br />

platz beinhalten.<br />

SSL: Secure Socket Layer: Bezeichnung für eine sichere Internetverbindung, die bei <strong>der</strong> Übertra-<br />

gung sensibler Daten (z.B. bei Bestellvorgängen) zum Schutz <strong>des</strong> Nutzers verwendet wird.<br />

Web-Site: Zusammenhängende Sammlung von Web-Seiten, die üblicherweise mit <strong>der</strong> Homepage<br />

beginnt. Wird auch Web-Präsenz o<strong>der</strong> Internet-Präsenz genannt.<br />

Werbe-Banner: Ein Werbe-Banner (auch Banner Ad) ist eine Werbe-Anzeige in Form einer Gra-<br />

fik, die auf einer Web-Site plaziert ist <strong>und</strong> einen direkten Hyperlink zur Seite <strong>des</strong> Werbetreibenden<br />

hat. Banner-Grafiken werden in <strong>der</strong> Regel im Gif-Format erstellt. Sie bestehen oft aus Animationen<br />

(siehe Rich-Media-Banner), da bewegte Bil<strong>der</strong> eine größere Anzahl von Surfern dazu verleiten, auf<br />

ein Banner zu klicken. Mögliche Formate wurden von den Zeitungsverleger- <strong>und</strong> Zeitschriftenverle-<br />

ger-Verbänden festgelegt, große Standard-Werbe-Banner sind 468 Pixel breit <strong>und</strong> 60 Pixel hoch.<br />

XML: Neue Technologie bzw. Sprache zur Erstellung von Web-Seiten, die wesentlich umfangrei-<br />

chere Möglichkeiten <strong>der</strong> Darstellung <strong>und</strong> aktiven Einbindung <strong>des</strong> Angebots in an<strong>der</strong>e Software-<br />

Systeme erlaubt.<br />

398


10 Literaturverzeichnis<br />

Aaker, D.A. <strong>und</strong> Day, G.S. (1986): Marketing Research, 3. Auflage, New York et al.<br />

Agrawal, D. (1998): Market Research, in: S. Albers, M. Clement <strong>und</strong> K. Peters (Hrsg.): Marketing<br />

mit <strong>Interaktiven</strong> Medien – Strategien zum Markterfolg, Frankfurt am Main, 193-206.<br />

Ailawadi, K.; Gedenk, K. <strong>und</strong> Neslin, S.A. (1997): Purchase Event Feedback and Heterogeneity<br />

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Akaike, H. (1974): A New Look at Statistical Model Identification, in: IEEE Transactions on Automatic<br />

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Alba, J.; Lynch, J.; Weitz, B.; Janiszewski, C.; Lutz, R.; Sawyer, A. <strong>und</strong> Wood, S. (1997):<br />

Interactive Home Shopping: Consumer, Retailer, and Manufacturer Incentives to Participate in<br />

Electronic Marketplaces, in: Journal of Marketing, 61, 38-53.<br />

Albers, S. (1998): Beson<strong>der</strong>heiten <strong>des</strong> Marketing für Interaktive Medien, in: S. Albers, M. Clement<br />

<strong>und</strong> K. Peters (Hrsg.): Marketing mit <strong>Interaktiven</strong> Medien – Strategien zum Markterfolg,<br />

Frankfurt am Main, 7-18.<br />

Albers, S.; Bachem, C.; Clement, M. <strong>und</strong> Peters, K. (1998): Produkte <strong>und</strong> Inhalte, in: S. Albers,<br />

M. Clement <strong>und</strong> K. Peters (Hrsg.): Marketing mit <strong>Interaktiven</strong> Medien – Strategien zum<br />

Markterfolg, Frankfurt am Main, 267-282.<br />

Albers, S.; Clement, M. <strong>und</strong> Skiera, B. (1999): Wie sollen die Produkte vertrieben werden? –<br />

Distributionspolitik, in: S. Albers, M. Clement, K. Peters <strong>und</strong> B. Skiera (Hrsg.): eCommerce –<br />

Einstieg, Strategie <strong>und</strong> Umsetzung im Unternehmen, Frankfurt am Main, 87-105.<br />

Albers, S. <strong>und</strong> Krafft, M. (1996): Zur relativen Aussagekraft <strong>und</strong> Eignung von Ansätzen <strong>der</strong> Neuen<br />

Institutionenökonomik für die Absatzformwahl sowie die Entlohung von Verkaufsaußendienstmitarbeitern,<br />

in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 66, 1383-1407.<br />

Albers, S. <strong>und</strong> Kreuter, O. (1996): Eignung <strong>der</strong> Conjoint-<strong>Analyse</strong> für die Erklärung <strong>der</strong> Wahl<br />

nutzungsabhängiger Mobilfunk-Tarife, Abschlußbericht am Lehrstuhl für Marketing, Christian-<br />

Albrechts-Universität zu Kiel, Kiel.<br />

Albers, S. <strong>und</strong> Peters, K. (1995): Schätzung von Diffusionsmodellen für den Dienst Btx / Datex-J,<br />

in: M.-W. Stoetzer <strong>und</strong> A. Mahler (Hrsg.): Die Diffusion von Innovationen in <strong>der</strong> Telekommunikation,<br />

Berlin et al., 167-193.<br />

Albers, S. <strong>und</strong> Peters, K. (1997): Die Wertschöpfungskette <strong>des</strong> Handels im Zeitalter <strong>des</strong> Electronic<br />

Commerce, in: Marketing ZFP, 19, 69-80.<br />

Albers, S. <strong>und</strong> Peters, K. (1998): Diffusion Interaktiver Medien, in: S. Albers, M. Clement <strong>und</strong> K.<br />

Peters (Hrsg.): Marketing mit <strong>Interaktiven</strong> Medien – Strategien zum Markterfolg, Frankfurt<br />

am Main, 109-122.<br />

Alchian, A.A. <strong>und</strong> Woodward, S. (1988): The Firm is Dead; Long live the Firm – A Review of<br />

Oliver E. Williamson´s: The Economic Institutions of Capitalism, in: Journal of Economic Literature,<br />

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Alden<strong>der</strong>fer, M.S. <strong>und</strong> Blashfield, R.K. (1984): Cluster Analysis, Sage University Paper Series<br />

on Quantitative Applications in the Social Sciences, 07-044, Newbury Park, London, New Delhi.<br />

399


Allen, D. (1988): New Telecommunications Services – Network Externalities and Critical Mass, in:<br />

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