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Noten für Verhalten

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Reinhold Christiani<strong>Noten</strong> für <strong>Verhalten</strong>Mit dem Inkrafttreten des Schulgesetzes gibt es in Nordrhein-Westfalen wieder„Kopfnoten" auf dem Zeugnis. Woher nimmt man den Beurteilungsmaßstab:Was bedeutet beipielsweise ein „gut" für Kooperationsfähigkeit; und wann erhältman ein „unbefriedigend" für Selbstständigkeit und Kreativität? Wie kommtman zu einer halbwegs gerechten Note - und das angesichts unvermeidbarer Beobachtungs-und Urteilsfehler? Hierum geht es in dem folgenden Beitrag.Doch zunächst die Frage: Darf dieSchule überhaupt Schülerverhalten - unddann auch noch soziales <strong>Verhalten</strong> - beurteilen?Immerhin war vor einem ViertelJahrhundert diese Frage Gegenstandheftiger Kontroversen.Eltern hatten wegen der Einführung derneuen Zeugnisse in den Klassen l und 2geklagt. Schließlich wurde das Bundesverwaltungsgerichtdamit befasst. ProminenteProfessoren gaben den Eltern mit RechtsgutachtenSchützenhilfe: Der Erziehungsauftragdes Staates in der Schule - so derenBegründung - umfasse nicht das Sozialverhalten,sondern bestehe nur insoweit,als die Erziehung nur notwendiges Annexzur Wissensvermittlung sei.Schule: nicht aufWissensvermittlung beschränktDas Bundesverwaltungsgericht belehrtesie eines Besseren. Mit Beschluss vom29.Mai 1981 (Az. 7 B 170,80, SPE a.F., S.I B1/31) zur Beurteilung des Sozialverhaltensstellte es fest, der staatliche Erziehungsauftragin der Schule sei nicht aufWissensvermittlung beschränkt; vielmehrhabe er auch die Gesamterziehung des jungenMenschen und damit auch seine Erziehungzum Sozialverhalten zum Gegenstand.Das Gericht verwies in seiner Begründungauf die höchstrichterliche Rechtsprechung,der zufolge die Schule zur Persönlichkeitsentwicklungdes Schülers beitragenund ihn zu einem selbstverantwortlichenMitglied der Gesellschaft heranbildensolle. Im Übrigen sei vornehmstes Zielder Landesverfassung, die Bereitschaftzum sozialen Handeln zu wecken und dieJungend im Geiste der Menschlichkeit zuerziehen. Dabei gelte selbstverständlich,dass die Schule für die unterschiedlichenWertvorstellungen auf diesem Gebiet offenzu sein und jeden Versuch einer Indoktrinierungzu unterlassen habe.Vom BVerwG also ein pädagogischesLeistungsverständnis, wie es von Klafki bereitsdeutlich formuliert war - nämlich dienicht messbaren Leistungen nicht aus demAuge verlieren: das verlässliche Besorgen,der Dienst am anderen, Zuwendung, Hilfsbereitschaft,soziale Sensibilität.<strong>Noten</strong> oder Beschreibungen?In der Anhörung zum Schulgesetzwurden wieder einmal die bekannten Argumentezum Thema <strong>Noten</strong>gebung ausgetauscht;vorgetragen wurde - jeweilsim Namen der Wissenschaft - das üblichePro und Contra. Inzwischen ist dieEntscheidung getroffen: für <strong>Noten</strong>.Perfektionierung: ausgeschlossenGewiss, <strong>Noten</strong> sind nicht das. was siezu sein uns suggerieren: Weder sind sieobjektiv, noch informativ oder vergleichbar.Die gleiche Leistung wird in verschiedenenSchulen und Klassen, aberauch von derselben Lehrperson verschiedenbewertet. In leistungsstarken Klassenwird strenger bewertet als in leistungsschwachen;Mädchen günstiger alsJungen, Brave besser als Freche. In verschiedenenFächern („harte" und „weiche")wird verschieden streng bewertet.Doch die bisherigen Berichtszeugnisseder Grundschule konnten insgesamt wohlauch nicht in einem Maße überzeugen,dass die Einführung der <strong>Noten</strong> einenSturm der Entrüstung ausgelöst hätte.Schülerverhalten ist - wie die fachlichenSchulleistungen auch - ein Bündelkomplexer, sich wechselseitig bedingenderFaktoren. Durch keine Perfektionierungdes Messvorgangs werden wir dasvoll in den Griff bekommen. So hat manseine liebe Not mit den <strong>Noten</strong>, aber auchmit der Beurteilung in Textform.<strong>Noten</strong> und Beschreibungen?Man kann die <strong>Noten</strong> für das <strong>Verhalten</strong>durch Texte kommentieren, relativierenund veranschaulichen. Statt solcher Beschreibungeneignet sich aber auchdaspersönliche Gespräch mit dem Schülerim Rahmen der Zeugnisausgabe, auchdas Gespräch mit den Eltern (besser zusammenmit ihrem Kind), zum Beispielam Eltern Sprechtag.Note und Beschreibung: in PassungEntscheidet man sich dennoch für ergänzendeBeschreibungen, muss mandiese mit den <strong>Noten</strong> in Passung bringen;zudem müssen sie - wie die <strong>Noten</strong> - mitden in der Klasse unterrichtenden Lehrpersonenabgestimmt sein. Da liegt esnahe, nur in Einzelfällen wichtige förderlicheHinweise zu geben, wie es beim „unbefriedigend"ohnehin erforderlich ist.Alternative: ZeugnisbriefWo es keinen allzu großen Abstimmungsbedarfgibt, weil - wie in derGrundschule und in der Förderschule -nur zwei oder drei Lehrer in der Klasseunterrichten, empfiehlt sich alternativ zuden Beschreibungen der persönlich gehalteneZeugnisbrief mit der Du-Anrede.Damit konzentriert sich der Blick auf dasKind und seine Entwicklung. Man richtetseine Aussagen unmittelbar an dasKind - und seine Eltern; dadurch wirdder Text persönlicher, weniger formal.Beobachten: Keiner ist ohneFehlerZu viele Komponenten wirken auf unsereWahrnehmungsprozesse ein: die erzieherischenWert Vorstellungen, die persönlichenErfahrungen, der Grad an Informiertheit,persönliche Eigenschaften und Befindlichkeitenwie Güte, Verständnis, Offenheitoder Strenge, Misstrauen, schnelle Erregbarkeit.Was man wahrnimmt und was mansich als Wirklichkeit konstruiert, ist hiervonabhängig. Welche Möglichkeiten hat man.das Arbeits- und Sozialverhalten dennochprofessionell, nicht also bloß zufällig undwillkürlich, zu beobachten und somit denpersönlichen Filter auszuschalten?Eher zufällig prägt sich ein, was manim Unterricht beobachtet. Es entsteht einBild von jedem Schüler. Man kann aberjedem einzelnen nur gerecht werden,wenn man dieses Bild durch kontinuierlichesBeobachten systematisch zu ergänzenund zu revidieren bereit ist.SchulVerwaltun« NRW • Nr. 11/2001 295


BeobachtungsformenDa beim Beobachten keiner ohne Fehlerist. lassen sich diese auch nur durchein breites Spektrum von Beobachtungsformenwirksam einschränken. Dazu einigeBeispiele:Beim täglichen Unterrichten gibt espermanent Situationen, die wichtigeAufschlüsse über das <strong>Verhalten</strong> geben.Dazu gehören zum Beispiel informelleGespräche mit dem einzelnen Schülerund gemeinsame Auswertungen seinesArbeitsprozesses. Dabei kann man gemeinsamauch nach Lösungen bei Problemenim <strong>Verhalten</strong> suchen. Oder mankonzentriert sich hin und wieder auf dieBeobachtung besonderen <strong>Verhalten</strong>s:Wann verhält sich A. so aggressiv? Wieengagiert arbeitet B. in der Phase derStillarbeit?Mit zeitlich festgelegten Beobachtungsstichprobenlassen sich langfristigund gezielt einzelne Schüler beobachten.Dabei gilt es die Ausgangslage zu erfassen,ohne deren Kenntnis man ohnehinnicht erfolgreich fördern kann. Fragenkönnen hier zum Beispiel sein (vgl.Bergsson & Luckfiel 2005): * In welchenSituationen tritt das Problem auf?* Was ging diesem <strong>Verhalten</strong> voraus?* Wie reagieren Mitschüler und Lehrpersonendarauf?* Was machen die Mitschüler in solchenSituationen anders?* Welche Fähigkeiten zeigt das Kind bereitsdurchgängig, welche ansatzweise?* Was tue ich in solchen Situationen,um das Kind zu ermutigen?* Welche <strong>Verhalten</strong>sanforderungen scheinendas Kind völlig zu überfordern?Gegenseitiges HospitierenHilfreich sind auch Beobachtungendurch die Lehrkräfte der Schule - gutesVertrauensverhältnis vorausgesetzt.Beim gegenseitigen Hospitieren verständigtman sich darauf, wer oder was beobachtetwerden soll. Man trägt die Beobachtungenzusammen und führt einepädagogische Diskussion darüber (Beobachtungsgesichtspunktebei Helmke2003). Man kann auch in regelmäßigenTeambesprechungen eigene Beobachtungenaustauschen, sich auf blinde Fleckenaufmerksam machen und über Konsequenzenaus den Beobachtungen verständigen.Darüber hinaus gibt es aberauch formalisierte Fragebögen, mit denensich Schülerverhalten gezielt beobachtenlässt.BeschreibenDas Notieren dessen, was man beobachtethat, gehört zum Schwierigsten inder diagnostischen Arbeit. Vom Beobachtenüber das Beschreiben bis zum Beurteilenist es ein Prozess zunehmenderVerdichtung. Schon beim Beobachten erfasstman nur einen Ausschnitt aus dem<strong>Verhalten</strong>; und das Beobachtete reduziertman noch einmal, wenn man es schriftlichfesthält.UnterrichtstagebuchNatürlich kann man im Unterrichtsalltagnicht wissenschaftlichen Anforderungengenügen, deshalb braucht man einInstrumentarium, das praktikabel ist:zum Beispiel ein persönliches Unterrichtstagebuch- eine wenig zeit- und arbeitsaufwändigeForm, bei der man sichfreie Notizen macht, damit beobachtetesSchülerverhalten gut erinnerbar bleibt.So kann man sich bei der Selbstbeobachtungzum Beispiel am Ende einesUnterrichtstages noch einmal vergewissern,sich Notizen über auffälliges <strong>Verhalten</strong>machen oder mit Leitfragen arbeiten(Beispiele bei Helmke 2003). DerVorteil: Beschreibungen treten an dieStelle von vorschnellen Generalisierungenund Pauschal urteile n; und die Entwicklungsverläufeder Schüler lassensich gut verfolgen.BeurteilenAnschaulich zeigt Dollase (2005), wiebei der Umwandlung von Realität inZahlen (<strong>Noten</strong>) und Worte (Beschreibungen)„verdeckte Irrationalitäten und logischeDenkfehler" auftreten; und erschlägt in diesem Zusammenhang übrigensnoch ein sehr interessantes „mehrperspektivisches"Zeugniskonzept alsAlternative auf. Deshalb ist permanenteSelbstüberprüfung angezeigt, wenn mandas Erinnerte, seine Aufzeichnungen, dieErgebnisse aus Teambesprechungen -diese Fülle von Informationen - so verdichtet,dass sie sich auf eine gerechteNote reduzieren lassen.Koordinierungsaufgabe desKlassenlehrersDer Klassenlehrer wird im Regelfall dieNote vorschlagen und durch die anderenin der Klasse unterrichtenden Lehrer bestätigenlassen. Diskrepanzen im Urteillassen sich durch Abstimmungsgesprächeschnell klären. Wo liegen die Ursachenhierfür: am jeweiligen Unterrichtskonzept,an der Klassenführung, an anderenpädagogischen Wortvorstellungen? Gegebenenfallssind hier ergänzende Beschreibungen,bezogen auf ein bestimmtes Fach,erforderlich. Auf keinen Fall lässt sich -wie bei fachlichen <strong>Noten</strong> ja auch nicht -aus mehreren <strong>Noten</strong> eine Durchschnittsnoteerrechnen. In den Fällen, in denen einSchüler die Note unbefriedigend erhält,sind die Lehrer ohnehin laufend im Gespräch,um sich über notwenige erzieherischeMaßnahmen abzustimmen.SelbstdiagnoseBei Schülern rangiert Gerechtigkeitganz oben auf der Werteskala, wenn esum Erwartungen an ihre Lehrer geht.Umso wichtiger, dass nicht der Eindruckentsteht. <strong>Noten</strong> würden ,,aus dem Bauchheraus" oder nach Vorlieben vergeben.Deshalb empfiehlt es sich, eine möglichstbreite Palette von Informationsquellenzu nutzen und dabei auch dieQualität des eigenen Unterrichts und dererzieherischen Arbeit auf den Prüfstandzu stellen. Dazu dienen Selbstaussagenund Metakommunikation über Unterrichtund über Lernen:So sind Schülermeinungen für unterrichtsbezogeneSelbstdiagnosen - zumBeispiel nach einem Unterrichtsabschnittoder am Wochenende - gut geeignet.Auch sollte man den Schülern Gelegenheitgeben, sich zur Beurteilung durch ihreLehrer zu äußern. Sie sind durchaus schonfrüh in der Lage, sich selbst realistischeinzuschätzen. Beim gegenseitigen Hospitieren,aber auch in Konferenzen undFachzirkeln können Beobachtungen zumSchülerverhalten, selbstverständlich auchin diesem Zusammenhang zur Klassenführung,und Beurteilungsgesichtspunkteausgetauscht und abgestimmt werden.Hilfreich ist dabei die Verwendung zumBeispiel von Beurteilungskategorien zurUnterrichtsqualität aus Schülersicht, vonÜbersichten und Listen zu Kurzbefragungensowie auch von Checklisten zur Wirkungseines eigenen Unterrichts (Beispielebei Helmke 2003).Beurteilungsmaßstab der SchuleDie eigenen pädagogischen Zielsetzungenund Wertvorstellungen steuernnicht nur das Beobachten, sondern auchdas Beurteilen. Wonach wähle ich beirrBeurteilen aus? Worauf achte ich besonders?Was ist mir wichtig? Dieses Pro-296 SchulVerwaltung NRW • Nr. 11/2001


lem der Beobachtungs- und Beurteilungsgesichtspunkteführt uns dazu, dieIndikatoren in den Blick zu nehmen.IndikatorenWill man beurteilen, wie sich jemandverhält - ob er sich anstrengt oder sichdurchmogelt, hilfsbereit ist oder egoistisch-. dann muss man ein Kriterium haben,einen Maßstab, an dem man das <strong>Verhalten</strong>misst. Dazu muss sich die Schuleauf Indikatoren einigen. Im Folgenden einBeispiel für zwei Kompetenzdimensionen(vgl. Christiani 2001); dabei handelt essich um Aspekte, die für schulisches Lernenwichtig sind, die im Unterricht unddurch Unterricht angestrebt werden unddie auch beobachtbar sind.Leistungsbereitschaft* Im Unterricht regelmäßig mitarbeiten* Ohne ständige Anstöße lernwillig sein* Sich anregen lassen und interessiert sein* Nicht auf Druck von außen angewiesensein und sich durch Drucksituationennicht beeinflussen lassen* Auch durch plötzliche Anforderungenbelastbar ein* Sich mit Lernwiderständen beharrlichauseinandersetzen* Sich anstrengen* Sich nicht entmutigen lassen* Aufgaben übernehmen und zügig erledigen* Über längere Zeit konzentriert arbeitenkönnen* Sich selbst Ziel setzen und nichtleicht ablenken lassen* Sich selbst Wissen und FertigkeitenaneignenKooperationsfähigkeit* Jemandem zuhören* Auf den Mitschüler eingehen* Sich jemandem aktiv zuwenden* Gesprächbereit sein* Ungezwungen, unvoreingenommenmiteinander umgehen* Helfen und Hilfe annehmen» Zur Zusammenarbeit mit Partnernund Gruppen bereit sein* An gemeinsamen Planungen mitarbeiten* Sich um Mitschüler kümmern* Spielregeln einhaltenSolche und ähnliche BeobachtungsundBeurteilungsaspekte lassen sich wederaus der Verfassung, noch aus demSchulgesetz oder den Richtlinien undLehrplänen linear deduzieren. Die Kon-kretisierung der erzieherischen AufgabegOkann nur jede einzelne Schule, das Kollegiumund die Eltern, selbst vornehmen.Ehre erzieherischen Ziele wird sie üblicherweisein ihr Schulprogramm aufnehmen,als Ausweis dessen, welche Vorstellungensie von Unterricht und Erziehunghat und welche Erwartungen damit an Elternund Schüler geknüpft sind. Amtliche<strong>Verhalten</strong>skataloge verbieten sich alleinschon aus Achtung vor der Erziehungsfähigkeitvon Schule und Elternhaus.Was nicht in der Schule - und zwar ineinem erziehenden Unterricht - vorgelebtund was nicht konsequent realisiertwird, kann keinen erzieherischen Erfolgversprechen. Insofern sind Urteile überandere immer auch Urteile über sichselbst. Damit stellt sich die Frage nachdem Erziehungskonzept:Erziehender Unterricht: Einheit vonUnterricht und Erziehung, nichtAdditionMit dem Vermitteln von Wissen werdenzugleich Einsteilungen und Haltungenvermittelt. Doch die erzieherischen Absichten(Kooperation, Verständnis für andereoder Rücksichtnahme) dürfen nichtin Widerspruch zu einem Unterricht stehen,der einseitig an Konkurrenz ausgerichtetist. Wir beklagen unverdünntenEgoismus und Rivalitätsdenken (RuthCohn: Mein Kind ist umso besser, jeschlechter das andere ist). Deshalb mussdie Schule konsequent den mitmenschlichenUmgang pflegen. So gehört es zueinem pädagogischen Verständnis vonLeistung (Klafki). dass derenZustandekommen auch als Prozessgemeinsamer Erarbeitung, desgegenseitigen Helfens bei derÜberwindung von Lernen und <strong>Verhalten</strong>sproblemenzu sehen ist.Erziehender Unterricht: Situationständiger Übung und ErprobungWünschenswertes <strong>Verhalten</strong>. Einstellungenund Haltungen lassen sich selbstverständlichnur in einem erziehenden Unterrichtvermitteln - einem Unterricht, derhierfür selbst ein Übungsfeld ist. Denn Tugendenund Einstellungen erwachsennicht aus Worten, sie müssen in der Schuletäglich erlebt, erprobt und erfahren werden.Moralisch-mündige Handlungsfähigkeit(Heinrich Roth) lässt sich nur in einemkonsequenten Prozess der Erziehungerreichen, der auf Selbsterziehung. Selbstbestimmungund Selbstkontrolle angelegtist - sie stellt sich nicht mit der Volljährigkeitwie von selbst ein.Erziehender Unterricht: Förderungvon HandlungskompetenzHandlungskompetenz erwirbt manschwerlich in einem Unterricht, der kaumSelbsttätigkeit gewährt und der nicht täglichLerngelegenheiten schafft, bei denenSchüler zu selbstständigem, zielorientiertemLernen systematisch hingeführt werden.Die Schüler müssen über den lehrergesteuertenUnterricht hinaus Gelegenheithaben. Strategien der Wissensnutzung undmetakognitive Kompetenzen zu erwerben;und zwar auch durch selbstständiges, eigenaktivesLernen in offeneren Unterrichtsformen(vgl. Helmke 2003).Plädoyer für BescheidenheitFür Weinert und Schrader (vgl. Helmke2003. S. 89) ist nichts so erfolgreich wie„eine leicht optimistische Erfolgserwartung".Für sie müssen sich „Lehrerdiagnosen... nicht durch neutrale Objektivität,sondern durch pädagogisch günstige Voreingenommenheitenauszeichnen/' (Weinert& Schrader, vgl. Helmke 2003. S. 89).Deshalb hier das Plädoyer für Bescheidenheit,für Selbstkritik und Toleranz. Unddie Absage an schlichte Denkmodelle, denGlauben an die Vollkommenheit der eigenenUrteilskraft und die Unumstößlichkeilder eigenen Maßstäbe.Reinhold Christiani,DüsseldorfLiteratur:Bergsson. M. & Luckfiel. H. (2005). Umgang mitschwierigen Kindern (5. Aufl.). Berlin: CornelsenScriptorChristiani, R. (2002). Wahrnehmen und dokumentierenRückmelden und Bewerten. In H. Bartnitzky & RChristiani (Hrsg.). Berufseinstieg: Grundschule, Leitfadenfür Studium und Vorbereitungsdienst. Berlin: CornelsenScriptorDollase, R. (2005). Von der Arroganz der Beurteilungs-Sicherheit. Gegen die Arroganz der Beurteilungssicherheit - die mehrperspektivische Beurteilung. SchulVerwaltungNRW Nr. 11 und Nr. 12Helmke, A. (2003). Unterrichtsqualtität erfassen, bewerten, verbessern. Seelze: Kallmeyersche VerlagsbuchhandlungSchulVerwaltung NRW • Nr. 11/2001 297

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