Download [pdf | 2.6 MB] - Region Stuttgart
Download [pdf | 2.6 MB] - Region Stuttgart
Download [pdf | 2.6 MB] - Region Stuttgart
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
179<br />
Das Standortmagazin<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
Ausgabe 1/2012<br />
Geschmackvoll<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> ist<br />
ein Eldorado des Genusses<br />
Giga und Terra war gestern<br />
Aus Ökostrom wird Erdgas<br />
Kultur des Willkommens
Mannschaftsspieler<br />
Die Grünen Damen in der Klinik am Eichert in Göppingen stehen den Patienten in vielerlei Hinsicht<br />
ehrenamtlich zur Seite: Sie nehmen die Patienten bei der Ankunft unter ihre Obhut, besuchen sie<br />
am Krankenbett, organisieren den Wartebereich beim Ultraschall und unterstützen die Arbeit in den<br />
einzelnen Klinikbereichen. Das von Patienten wie von Klinikmitarbeitern sehr geschätzte Angebot<br />
nahm 1984 mit sieben Helferinnen seinen Anfang. Heute sind insgesamt 27 Frauen und regelmäßig<br />
auch Schülerpraktikantinnen im Einsatz.
aumzeit3 | Judith Schenten<br />
Matthias Hangst<br />
Editorial Inhalt<br />
Innovationsfreude und Lebensfreude<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> ist international bekannt für ihre<br />
Technologiestärke und Innovationskraft. Fahrzeuge und<br />
Maschinen hiesiger Firmen gelten überall in der Welt als<br />
Nonplusultra in Sachen Technik, Design und Wertigkeit.<br />
Doch die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> steht nicht nur für höchste<br />
Ingenieurskunst, sondern auch für höchste Lebensqualität.<br />
Eine herrlich vielseitige Landschaft paart sich mit einem<br />
exquisiten Kulturangebot, die Lebendigkeit einer europäischen<br />
Metropolregion mit der Entschleunigung ländlichen<br />
Lebens. Wenn ich aus meinem Bürofenster im Herzen<br />
der Landeshauptstadt schaue, blicke ich auf Weinberge.<br />
Welche andere Großstadt kann das bieten?<br />
Unsere <strong>Region</strong> ist heute die Heimat einer ausgeprägten<br />
Genusskultur, die ihre ganz eigenen Facetten entwickelt<br />
hat. Sie verbindet Experimentierfreude mit Bewährtem,<br />
Weltläufigkeit mit regionaler Verwurzelung – und ist<br />
immer kompromisslos hinsichtlich der Qualität. „Was der<br />
Schwabe anfängt, das macht er recht – und wenn’s geht,<br />
noch ein bissle besser“, schreibt die Winzergemeinschaft<br />
Junges Schwaben treffend auf ihrer Website. Das haben<br />
die Gastronomen und Lebensmittelproduzenten mit der<br />
regionalen Hightech-Industrie gemein: Wertigkeit steht als<br />
Maxime über allem. Wir können schlichtweg nicht anders.<br />
Innovationsfreude, Qualität – und Verantwortung: Auch<br />
sie ist ein verbindendes Element unserer von Familienunternehmen<br />
geprägten Wirtschaft. Viele der regionalen<br />
Firmen orientieren sich mit großer Selbstverständlichkeit<br />
zum Teil seit Jahrzehnten an Prinzipien der nachhaltigen<br />
Entwicklung – oftmals ohne es an die große Glocke<br />
zu hängen. Gerade beim Genuss wird das für immer mehr<br />
Menschen zu einem wichtigen Kriterium. Nirgendwo ist<br />
es leichter, als verantwortungsbewusster Käufer und<br />
Gast in vollen Zügen und mit gutem Gewissen zu genießen,<br />
als in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Auch deshalb leben die<br />
Menschen gerne hier, Menschen, die mit ihren Ideen<br />
und ihrer Tatkraft die <strong>Region</strong> weiter voranbringen.<br />
Dr. Walter Rogg<br />
Geschäftsführer<br />
Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> GmbH (WRS)<br />
willkommen<br />
Aktuell 4<br />
Neuigkeiten aus der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> /<br />
Wussten Sie schon, …?<br />
Neu in der <strong>Region</strong> 5<br />
Giga und Terra war gestern<br />
Branchenfokus 6<br />
Von Autolack bis Schokoguss / Ob dick oder<br />
dünn – auf alle Fälle fest verbunden / Wie<br />
klingt eine Firma?<br />
Titelthema: Genuss 8 –15<br />
Geschmackvoll 8<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> ist ein Eldorado<br />
des Genusses<br />
Im Gespräch: Friedemann Schmoll 10<br />
Buon appetito! 14<br />
Michael Ohnewald porträtiert den<br />
Unternehmer Michele Di Gennaro<br />
Wissenschaft 16<br />
Forschen nach der Monte-Carlo-Methode /<br />
Warum gibt es in Deutschland so wenige<br />
Ingenieurinnen? / Leibniz-Preis<br />
Innovation 17<br />
Aus Ökostrom wird Erdgas / Wer hat‘s<br />
erfunden?!<br />
Existenzgründung 18<br />
Knigge, Kompass und Korangebete<br />
Fachkräfte 20<br />
Kultur des Willkommens / Heiler Software<br />
lebt Vielfalt<br />
Freizeit 21<br />
Alles Simulanten / Kalender / Tipps<br />
Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 22<br />
Aktuell<br />
Ganz großes Kino / Termine / Meldungen<br />
Impressum / nächste Ausgabe 23<br />
179 Kommunen – ein Standort.<br />
Böblingen<br />
Ludwigsburg<br />
<strong>Stuttgart</strong><br />
Esslingen<br />
Rems-Murr<br />
Göppingen<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
3
Aktuell<br />
kompakt<br />
wussten Sie schon, ...<br />
4<br />
Schwäbische Solarzellen<br />
Mit der Schweizer SolarCell SpA siedelt<br />
sich erstmals ein Solarzellenhersteller in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> an. Das Unternehmen<br />
will auf dem Bauknecht-Gelände<br />
in Schorndorf 70 Millionen Euro investieren<br />
und ab Ende 2012 Bauteile für die<br />
eigenen Fotovoltaikanlagen fertigen. Mit<br />
der Ansiedlung ist die Zukunft des Bauknecht-Geländes<br />
als Produktions- und<br />
Entwicklungsstandort gesichert.<br />
„Wir wollen auf hohem Niveau produzieren<br />
und sind überzeugt, dass das Attribut<br />
Qualität in Zukunft im Bereich der Solarmodule<br />
immer wichtiger werden wird“,<br />
sagt Jürgen Tschofen, Verwaltungsrat von<br />
SolarCell. Das hohe Qualitätsniveau, auf<br />
dem die hiesigen Automobilhersteller<br />
produzieren, sei ein gutes Umfeld, hinzu<br />
komme die Nähe zu den Forschungseinrichtungen<br />
der Fraunhofer-Gesellschaft.<br />
Auch das hohe Bildungs- und Ausbildungsniveau<br />
der 300 Bauknecht-Beschäftigten<br />
nennt er als Grund. 240 sollen nach der<br />
Teilnahme an maßgeschneiderten Umschulungs-<br />
und Fortbildungsmaßnahmen<br />
weiterbeschäftigt werden.<br />
si-solutions.eu<br />
… dass die<br />
Hohensteiner Textilforschungsinstitute<br />
speziell geschulte<br />
Schweißtester<br />
beschäftigen?<br />
Die Forscher untersuchen<br />
unter anderem mit Testreihen, wie sich<br />
der unangenehme Geruch in Textilien<br />
am besten reduzieren oder gar eliminieren<br />
lässt. Rund 500 Mitarbeiter prüfen<br />
und zertifizieren in Bönnigheim Textilien<br />
und entwickeln neue Produkte und<br />
Verfahren. Das Familienunternehmen<br />
gehört zu den weltweit bedeutendsten<br />
Textilforschungsinstituten mit zahlreichen<br />
Auftraggebern aus Industrie<br />
und Handel.<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Taratorki/Fotolia.com<br />
DC Comics<br />
Batman und Superman<br />
retten die Welt<br />
ab <strong>Stuttgart</strong><br />
Der <strong>Stuttgart</strong>er Panini-Verlag hat die<br />
kompletten Deutschlandrechte des USamerikanischen<br />
Verlags DC Comics für<br />
Superman, Batman & Co. erworben.<br />
Bestandteil des Abkommens ist auch das<br />
MAD-Magazin. Die deutschen Ausgaben<br />
der Hefte werden bis mindestens Ende<br />
2017 in <strong>Stuttgart</strong> verlegt. „Das ist eine<br />
außergewöhnlich lange Vertragsdauer,<br />
entsprechend groß ist die Freude bei uns“,<br />
sagte Frank Zomerdijk, Geschäftsführer<br />
der Panini Verlags GmbH. Durch den Abschluss<br />
mit dem Begründer des Superhelden-Genre<br />
in den 1930er-Jahren festigt<br />
Panini seine Position als Deutschlands<br />
größter Comicverlag.<br />
paninicomics.de<br />
So viele Gäste wie<br />
noch nie<br />
Noch nie haben so viele Touristen die<br />
<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> besucht wie im vergangenen<br />
Jahr. Über 6,9 Millionen Übernachtungen<br />
entsprechen einer Steigerung<br />
um 9,4 Prozent. Auffällig stark stiegen<br />
die Gästezahlen im Landkreis Esslingen,<br />
wo mehrere Hotels in der Nähe der Messe<br />
<strong>Stuttgart</strong> neu entstanden sind.<br />
70 Prozent der Übernachtungsgäste kommen<br />
aus Deutschland. Bei den ausländischen<br />
Gästen liegen die US-Amerikaner<br />
vorne, gefolgt von Schweizern, Franzosen<br />
und Italienern. Besonders stark zugenommen<br />
hat die Anzahl der Gäste aus Indien<br />
und China, das heute auf Platz acht steht.<br />
Im nächsten Jahr will die Regio <strong>Stuttgart</strong><br />
Marketing- und Tourismus GmbH die<br />
Sieben-Millionen-Hürde überspringen.<br />
stuttgart-tourist.de<br />
HdM Projektteam<br />
Wandern mit Bus<br />
und Bahn<br />
Ein neues Wanderbuch, das der Verkehrs-<br />
und Tarifverbund <strong>Stuttgart</strong> (VVS) herausgibt,beschreibt<br />
36 Wanderungen und<br />
Spaziergänge, die auf das öffentliche Verkehrsnetz<br />
abgestimmt sind. Mit Bus und<br />
Bahn geht es in den wildromantischen<br />
Schwäbischen Wald, in die Täler der Rems<br />
und des Neckars, zu den Höhenzügen<br />
der Schwäbischen Alb oder in den waldreichen<br />
Schönbuch.<br />
Zahlreiche Ziele lassen sich mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln erreichen, zudem sind<br />
Wanderlustige nicht auf eine Rundwanderung<br />
zum Parkplatz angewiesen. Das Buch<br />
enthält Touren unterschiedlicher Länge<br />
von einfach bis schwierig und berücksichtigt<br />
auch die besonderen Interessen von<br />
Kindern. Der Titel „VVS-Wanderziele in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>“ ist im Silberburg-<br />
Verlag erschienen und kostet 14,90 Euro.<br />
Autor ist Dieter Buck, der bereits zahlreiche<br />
Wander-, Radwander- und Reiseführer<br />
veröffentlicht hat.<br />
vvs.de<br />
Virtuelle Zeitreise in<br />
<strong>Stuttgart</strong><br />
Studenten der <strong>Stuttgart</strong>er Hochschule<br />
der Medien haben die App „Zeitfenster“<br />
entwickelt, die eine Reise in die Vergangenheit<br />
der Landeshauptstadt ermöglicht.<br />
Ein Smartphone reicht aus, um virtuelle<br />
Blicke auf Orte, Gebäude und das Stadtbild<br />
längst vergangener Zeiten zu werfen.<br />
Möglich wird dies durch Augmented<br />
Reality, eine Technologie, die mit Hilfe<br />
von GPS echte und virtuelle Realität<br />
kombiniert. Wenn man durch die Smartphone-Kamera<br />
schaut, wandern Fotos<br />
vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum<br />
Jahr 2004 am Auge des Betrachters<br />
vorbei und ergänzen die Ansicht der<br />
Gegenwart. Kurze Infotexte bieten Zusatzwissen.<br />
Geht es nach den Machern,<br />
soll die Zeitfenster-App kein Studienprojekt<br />
bleiben, sondern zum Beispiel<br />
für Touristen-Touren genutzt werden.<br />
zeitfenster-app.de
Uni <strong>Stuttgart</strong><br />
Giga und Terra war gestern<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Neu in der <strong>Region</strong><br />
An der Universität <strong>Stuttgart</strong> steht der schnellste von Industriefirmen nutzbare Rechner der Welt<br />
Ein Petaflop ist eine Größenordnung, mit der sich Otto-<br />
Normal-PC-Nutzer nicht beschäftigen muss. Man versteht<br />
darunter eine Leistung von einer Billiarde Rechenoperationen<br />
pro Sekunde. Eine Billiarde, das sind 1.000 Billionen<br />
oder eine Million Millionen. Mit dieser stolzen Zahl glänzt<br />
der schnellste Rechner Deutschlands, den das Höchstleistungsrechenzentrum<br />
(HLRS) der Universität <strong>Stuttgart</strong> seit<br />
Februar beherbergt. Hermit, so heißt die Hochgeschwindigkeitsmaschine,<br />
kann sich noch mit weiteren Superlativen<br />
schmücken: schnellster ziviler Rechner Europas und gar<br />
schnellster industriell genutzter Computer der Welt.<br />
Gerade der letzten Eigenschaft messen die Betreiber besondere<br />
Bedeutung zu: „Bei der Konfiguration von Hermit<br />
hatten wir stets im Fokus, dass die enorme Rechenleistung<br />
auch tatsächlich für die Wissenschaft und Wirtschaft nutzbar<br />
gemacht werden kann“, erklärt Professor Michael M.<br />
Resch, Direktor des HLRS. Denn um eine hohe Effizienz zu<br />
erreichen, müssen derart große Rechensysteme sorgfältig<br />
auf die geplante Nutzung abgestimmt werden – gerade<br />
für die zentralen Problemstellungen der Gegenwart: Energie,<br />
Umwelt, Mobilität, Gesundheit.<br />
Für die Universität <strong>Stuttgart</strong> ist Hermit ein weiterer wichtiger<br />
Baustein, um sich im Zusammenspiel mit dem Visualisierungsinstitut<br />
Visus und dem Exzellenzcluster SimTech<br />
als führendes Wissenschaftszentrum für Simulations-<br />
technologien weiter zu etablieren. Große Rechen-<br />
ressourcen verbessern zum einen die Möglichkeiten<br />
der universitären Spitzenforschung. Zum anderen sind<br />
sie auch für die Industrie zum wichtigen Instrument<br />
einer beschleunigten Produktentwicklung und zur<br />
Kosteneinsparung geworden. Mit dem <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Supercomputer haben die technologiestarken Unternehmen<br />
der <strong>Region</strong> einen raschen und einfachen<br />
Zugang zu weltweit einmaligen Rechenkapazitäten.<br />
Die Hardware für den Hochgeschwindigkeitsrechner<br />
hat fürs Erste 22,5 Millionen Euro gekostet und wird<br />
vom Bundesforschungsministerium und vom Wissenschaftsministerium<br />
Baden-Württemberg mitfinanziert.<br />
In einem weiteren Ausbauschritt, voraussichtlich im<br />
Jahr 2013, soll die Rechengeschwindigkeit vervier-<br />
oder gar verfünffacht werden. Hermit ist Bestandteil<br />
des nationalen Rechnerverbunds „Gauss Centre<br />
for Supercomputing“ mit weiteren Standorten in<br />
Garching bei München und am Forschungszentrum<br />
Jülich. Gemeinsam stellen diese Zentren die weitaus<br />
leistungsfähigste Plattform für computergestützte<br />
Wissenschaften und Industrieforschung in Europa.<br />
Helmuth Haag<br />
rasant<br />
5
Sata<br />
Branchenfokus<br />
6<br />
Von Autolack bis Schokoguss<br />
Sata aus Kornwestheim ist Weltmarktführer für Hightech-Lackierpistolen<br />
Was haben der feuerrote Lack eines Formel-1-Rennwagens<br />
und ein samtigbrauner Schokoladenguss auf belgischen<br />
Pralinen gemeinsam? Beide werden mit Lackierpistolen<br />
von Sata aus Kornwestheim aufgebracht. Das<br />
1907 gegründete Unternehmen hat sich auf die Herstellung<br />
von leistungsstarken, ergonomischen Hightech-<br />
Lackierpistolen für Handwerk und Industrie spezialisiert.<br />
Im Bereich der Nasslackiertechnologien und der Fahrzeugreparaturlackierung<br />
sind die Kornwestheimer heute<br />
weltweit führend. „Unser Pistolensortiment ist für nahezu<br />
alle Anwendungen geeignet“, versichert Geschäftsführer<br />
Albrecht Kruse. „Lackierer, Maler und Schreiner<br />
benutzen unsere Produkte ebenso wie die Industrie. Sie<br />
tragen damit Füller, Basis- und Klarlacke, aber auch Trennmittel,<br />
Klebstoffe und eben auch Schokoladenguss auf.“<br />
Inklusive Filtertechnik, Atemschutzsystemen und Zubehör<br />
bietet Sata über 3.000 exakt auf die Kundenbedürfnisse<br />
zugeschnittene Produkte an. Zu den Geheimnissen des Erfolgs<br />
gehört die fortwährende enge Zusammenarbeit mit<br />
Lackierern aus Handwerk und Industrie, besonders mit<br />
den Entwicklungsabteilungen der Lackindustrie.<br />
Angefangen hat das vor 105 Jahren von Arthur Haeberle<br />
und August Drehmann in <strong>Stuttgart</strong>-Feuerbach gegründete<br />
Unternehmen mit der Herstellung und dem Vertrieb<br />
von chirurgischen Instrumenten. Dass die Firma im Laufe<br />
der Jahre eine ganz andere Richtung einschlug, ist einer<br />
zufälligen Begegnung während einer Bahnfahrt zu<br />
verdanken.<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Laut Erzählungen sollen zwei Vorstandsmitglieder<br />
der Firmen Sanitaria und der Farben- und Lackfabrik<br />
Lechler im Abteil aufeinandergetroffen sein. Lechler<br />
hatte zuvor die neuen spritzfähigen Nitro-Lacke aus<br />
Amerika kennengelernt und war auf der Suche nach<br />
einem deutschen Hersteller für die dazu notwendigen<br />
Spritzpistolen. Also konstruierte Sanitaria das gewünschte<br />
Werkzeug, das rasch als „Lechler“-Pistole<br />
bekannt wurde. Der Einstieg in die Spritzpistolenfertigung<br />
war die fundamental wichtigste Entscheidung<br />
für die Zukunft der Sanitaria.<br />
Noch 1926 wurde das erste Patent eingetragen.<br />
Fünf Jahre später begann die Vermarktung der Spritzpistolenreihen<br />
unter dem Warenzeichen Sata. 1981<br />
gelang mit einer neuen Lackierpistole der Durchbruch<br />
in der Kfz-Reparaturlackierung. Eine Weltneuheit<br />
brachte das Unternehmen 2001 auf den Markt: Mit<br />
Hilfe einer in den Pistolengriff integrierten Druckmesseinrichtung<br />
mit digitaler Anzeige kann der Lackierer<br />
den gewünschten Farbton exakt treffen. Diese elektronische<br />
Druckmessung gibt es zwischenzeitlich auch<br />
zum Nachrüsten für herkömmliche Lackierpistolen.<br />
Das Familienunternehmen beschäftigt heute 250<br />
Mitarbeiter und hat eine Exportquote von 70 Prozent.<br />
Produziert wird ausschließlich in Kornwestheim. „Wir<br />
legen höchsten Wert auf Qualität, Zuverlässigkeit,<br />
Robustheit und Ergonomie unserer Produkte, außerdem<br />
bieten wir unseren Kunden nicht nur Ersatzteile, sondern<br />
auch einen professionellen Reparaturservice für<br />
ältere Pistolen an“, sagt Albrecht Kruse. „Mit einem<br />
Umsatzanteil von über 60 Prozent sind Lackierpistolen<br />
unser wichtigstes Standbein.“ Das Unternehmen<br />
setzt jährlich 69 Millionen Euro um und exportiert<br />
in 99 Länder der Erde. Sonja Madeja<br />
Sata GmbH & Co. KG<br />
Sitz: Kornwestheim<br />
Gründung: 1907<br />
Mitarbeiter: 250<br />
Umsatz: 69 Mio. Euro<br />
sata.com<br />
Produktionstechnik
Widos<br />
Ob dick oder dünn – auf alle Fälle fest verbunden<br />
Kreativwirtschaft<br />
Die Kunststoffschweißmaschinen von Widos aus Ditzingen schweißen Rohre jeden Durchmessers<br />
Armin und Dieter Dommer haben den<br />
richtigen Riecher bewiesen, als sie im Jahr<br />
1967 die erste Stumpfschweißmaschine<br />
für den relativ jungen Werkstoff Polyethylen<br />
entwickelt haben. Davon profitiert<br />
die Firma Widos – Wilhelm Dommer<br />
Söhne GmbH bis heute. Denn PE-Rohre<br />
sind mittlerweile als Gas- oder Wasserfernleitung<br />
allgegenwärtig.<br />
Wie klingt eine Firma?<br />
Erkennbarkeit durch Logo, Unternehmensfarben<br />
und weitere optische Elemente sind<br />
in der Marketingwelt längst selbstverständlich.<br />
Beim Klang steckt dieses Prinzip noch<br />
in den Kinderschuhen. Aber auch mit<br />
Sounddesign können Firmen Markenwahrnehmbarkeit<br />
gestalten. „Das Bewusstsein<br />
für ein umfassendes Sounddesign ist noch<br />
wenig ausgeprägt und bedeutet auch<br />
für Musiker und Komponisten noch viel<br />
Terra incognita”, sagt Florian Käppler vom<br />
<strong>Stuttgart</strong>er Unternehmen Klangerfinder,<br />
das sich in diesem Segment eine besondere<br />
Position erarbeitet hat. Im Auftrag<br />
der Audi AG, die dem Klang einen ungewöhnlich<br />
hohen Stellenwert einräumt,<br />
arbeitet Klangerfinder an einem allumfassenden<br />
Klangbild.<br />
„Zuerst fragten wir uns, wo und wie das<br />
Unternehmen hörbar auftritt”, erzählt<br />
Käppler und wurde in vielen Bereichen<br />
fündig: die Telefonwarteschleife, die Musik<br />
anlässlich einer Fahrzeugenthüllung,<br />
Musik und Klänge in sozialen Netzwerken,<br />
Werbefilme, Sounds für den Messeauftritt.<br />
Die anfänglichen Rohrdurchmesser von<br />
wenigen Zentimetern erscheinen winzig,<br />
wenn man bedenkt, dass Widos im vergangenen<br />
Jahr die weltweit erste Stumpfschweißmaschine<br />
für Kunststoffrohre bis<br />
2,4 Meter Durchmesser vorgestellt hat.<br />
Das Prinzip des Stumpfschweißens ist<br />
einfach: Die Rohrenden werden auf eine<br />
Heizplatte gedrückt, wodurch sich das<br />
Material erhitzt und weich wird. Nach<br />
einer bestimmten Zeit werden die beiden<br />
Stücke aufeinandergepresst. Sobald<br />
das Polyethylen wieder ausgekühlt ist,<br />
sind beide Teile zu einem verschmolzen.<br />
Und zwar so fest, dass die Schweißverbindung<br />
besser hält als das Rohr selbst.<br />
Wie groß die Maschinen in Zukunft sein<br />
werden, hängt maßgeblich vom Durchmesser<br />
der Rohre ab, die verbunden<br />
werden müssen. Dass Widos beim Zu-<br />
Jeder kochte sein eigenes Süppchen – hier<br />
eine Werbeagentur, dort ein Messeproductioner.<br />
Das Unternehmen musizierte<br />
mit vielen Stimmen, die keinen harmonischen<br />
Gleichklang ergaben.<br />
Käppler suchte zuerst einen Grundsound,<br />
der den Markenslogan „Vorsprung durch<br />
Technik“ in Klang übersetzte. Das Rennen<br />
machte unter anderem das Pizzicato einer<br />
Viola, das durch Zupfen der Saiten klare<br />
und rhythmische Linien hervorbringt.<br />
Zusätzlich wurden sämtliche Töne und<br />
Geräusche aufgenommen, die ein Auto<br />
von sich gibt: Schalter, Türen oder Cabrioverdeck.<br />
Hinzu kamen die Motorengeräusche.<br />
Sämtliche komponierten Sounds wie<br />
auch die Originalgeräusche der verschiedenen<br />
Modelle sind nun als Klangreservoir<br />
in einer Datenbank gespeichert. Weltweit<br />
steht es den Mitarbeitern frei, daraus<br />
neue Klänge und Melodien zu entwerfen,<br />
um unter Wahrung des grundsätzlichen<br />
Markensounds länderspezifischen Hörgewohnheiten<br />
Rechnung zu tragen.<br />
sammenschweißen wieder ganz vorn mit<br />
dabei sein wird, steht für die Firma außer<br />
Frage. Der Grund: „Viele Rohrleitungsbauer<br />
fragen heute nicht nach einer<br />
Stumpfschweißmaschine, sondern nach<br />
einer Widos“, sagt Produktmanager<br />
Bernd Klemm.<br />
Erst 2008 hat das Familienunternehmen<br />
den Stammsitz in Ditzingen-Heimerdingen<br />
als Zentrale für die weltweiten Tochtergesellschaften<br />
neu gebaut. Hier arbeiten<br />
80 Mitarbeiter, weltweit hat die Firma<br />
120 Angestellte. Aufgrund der Exportquote<br />
von etwa 70 Prozent reisen die meisten<br />
Maschinen viele Tausend Kilometer weit –<br />
beispielsweise nach Südamerika oder<br />
Asien – und die Mitarbeiter aus Heimerdingen<br />
mit ihnen, um sie vor Ort in<br />
Betrieb zu nehmen. (vem)<br />
widos.de<br />
Klangerfinder aus <strong>Stuttgart</strong> sind Vorreiter beim Sounddesign<br />
Wenn die bekannten Audiotechnologien<br />
an ihre Grenzen kommen, generiert Klangerfinder<br />
auch neue Anwendungen. Aus<br />
der noch jungen Entwicklungsabteilung<br />
stammt beispielsweise die Audiosteuerung<br />
der interaktiven Kugel im vielgelobten<br />
deutschen Pavillon auf der Expo 2010 in<br />
Shanghai. „Diese Innovationen sichern uns<br />
einen großen Vorsprung zur Konkurrenz“,<br />
ist Käppler überzeugt. (asm)<br />
klangerfinder.de<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Branchenfokus<br />
Maschinenbau<br />
7<br />
Klangerfinder
Die landschaftsprägenden und ökologisch wertvollen Streuobstwiesen der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
bergen eine durch jahrhundertelange Zucht entstandene Sortenvielfalt. Angesichts des hohen<br />
Pflegeaufwands sind die Wiesen zunehmend bedroht. Ihr Erhalt ist nicht nur eine Frage der<br />
Landschaftspflege, sondern dient auch der Sicherung eines kulinarischen Schatzes.
Rainer Sturm/pixelio.de<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> ist ein Eldorado des Genusses<br />
Geschmackvoll<br />
Vom Produzenten regionaler Spezialitäten bis zum europaweiten Anbieter mediterraner Feinkost reicht das<br />
Angebot der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Wertigkeit und Qualität stehen wie auch bei den anderen regionalen Branchen<br />
im Mittelpunkt. Vom hohen Niveau der Gaumenfreuden zeugen zudem jede Menge Auszeichnungen in<br />
Restaurantführern. Aber die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> wäre nicht die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>, wenn hier für qualitätsvollen<br />
Genuss nicht auch geforscht und Technik vom Feinsten entwickelt würde.<br />
„Der Schwabe liebt eine gute Küche. Zum Gourmet<br />
bringt er es selten. Vielleicht steht ihm dazu auch der<br />
pietistische Ahn im Weg, der seine Genussfähigkeit beschränkt.“<br />
Ein halbes Jahrhundert nachdem Thaddäus<br />
Troll dieses wenig schmeichelhafte Bild zeichnete,<br />
leuchten 15 Michelin-Sterne über der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>,<br />
unzählige Varta-Diamanten und Gault-Millau-Hauben<br />
krönen die Gasthäuser. Spitzenweine aus dem Remstal,<br />
edle Brände aus heimischem Streuobst, handgerüttelter<br />
Schampus vom Neckar, Weinbergschnecken von der<br />
Alb: Beschränkte Genussfähigkeit sieht wahrlich anders<br />
aus. „Die schwäbische Tugend des Verzichts beim<br />
Essen ist historisch geworden“, sagt der Kulturforscher<br />
Friedemann Schmoll (Interview S. 10).<br />
So ist der Südwesten heute bekannt als Deutschlands<br />
Feinschmeckerparadies. Davon überzeugen können sich<br />
Besucher schon gleich nach der Ankunft in <strong>Stuttgart</strong>:<br />
Das Restaurant Top Air ist das einzige sterngekrönte<br />
Restaurant auf einem deutschen Flughafen. Mit Blick auf<br />
die Landebahn und die grandiose Silhouette der Schwäbischen<br />
Alb fährt Küchenchef Claudio Urru – gebürtiger<br />
Esslinger mit italienischen Wurzeln – Filets vom edlen<br />
japanischen Wagyu-Rind auf. Zugleich sorgen Produkte<br />
wie geschmorter Spitzkohl dafür, dass die Speisekarte<br />
die Bodenhaftung nicht verliert.<br />
Gleich nebenan auf dem Messegelände strömen jedes<br />
Jahr Tausende Genießer zum „Markt des guten Geschmacks“,<br />
der Leitmesse von Slow Food. Ein zentrales<br />
Anliegen der in den 1980er-Jahren im Piemont entstandenen<br />
Bewegung ist die Bewahrung regionaler Lebensmittel,<br />
Nutztierarten und Kulturpflanzen, die durch<br />
die zunehmend industrielle Lebensmittelproduktion<br />
vom Verschwinden bedroht sind. Viele Passagiere der<br />
„Arche des Geschmacks“, wie Slow Food seine Liste<br />
bedrohter Arten nennt, kommen aus dem Südwesten.<br />
Alte Birnensorten wie das <strong>Stuttgart</strong>er Gaishirtle oder<br />
die Champagner-Bratbirne gehören ebenso dazu wie<br />
das Filderspitzkraut (Titelfoto), eine gleich neben dem<br />
Messegelände angebaute Variante des Weißkohls,<br />
die für ihre besonders zarten Blätter und den milden<br />
Geschmack geschätzt wird.<br />
Ob rund oder spitz: Auf den Tisch kommt der Weißkohl<br />
meist als Sauerkraut, das deutsche Nationalgericht<br />
schlechthin. Auch in den USA ist „Bavarian Style Sauerkraut“<br />
ein Renner. Gleichwohl sitzt der Sauerkraut-<br />
Marktführer keineswegs in Bayern, sondern im Herzen<br />
des Schwabenlandes: Seit 1876 beweist Hengstenberg<br />
aus Esslingen, dass kompromisslose Qualität und Innovationsfreude<br />
nicht nur dem regionalen Maschinenbau<br />
zum Erfolg verhelfen. Mit seinem „Reinheitsgebot für<br />
Essig“ etwa setzte Firmengründer Richard Alfried Hengstenberg<br />
schon im 19. Jahrhundert ein deutliches Zeichen<br />
zur Einhaltung von Qualitätsversprechen. Sein Enkel<br />
Richard brachte 1932 das weltweit erste pasteurisierte<br />
Sauerkraut auf den Markt. Und schon 1967, Pizza und<br />
Pasta waren noch Exoten auf deutschen Tischen, entwickelte<br />
die Esslinger Firma die Marke „Oro di Parma“<br />
für mediterrane Tomatenprodukte.<br />
Titelthema: Genuss<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Hengstenberg<br />
titelthema<br />
9
Titelthema: Genuss<br />
Friedemann Schmoll<br />
im gespräch<br />
ExQuisine/fotolia.com<br />
10<br />
179: Herr Schmoll, Gaisburger Marsch<br />
oder Bœuf bourguignon?<br />
Schmoll: Gaisburger Marsch. Nichts<br />
gegen Bœuf bourguignon, aber der Gaisburger<br />
Marsch ist Kindheit – und die<br />
Erinnerung an die Geschmäcker der Kindheit<br />
hat eine ganz eigene Macht. Gaisburger<br />
Marsch ist übrigens ein schönes<br />
Beispiel für ein Arme-Leute-Essen, das mit<br />
der Industrialisierung fast verschwunden<br />
war und jetzt in Luxusrestaurants zurückgekehrt<br />
ist.<br />
Wie erklären Sie sich das?<br />
Die Rückbesinnung auf die Vielfalt regionaler<br />
Speisen, Sorten, Produkte ist eine<br />
Antwort auf die Nivellierung der Küchen<br />
durch die Globalisierung. Heute werden<br />
70 Prozent der in Europa verzehrten Äpfel<br />
von drei relativ geschmacksarmen Sorten<br />
gestellt. Doch das Essen ermöglicht eine<br />
unmittelbare Erfahrung von Vielfalt, von<br />
Geschmäckern, die es nur hier gibt. Den<br />
Geschmack einer Gewürzluike wird man<br />
nirgendwo sonst auf der Welt finden.<br />
Gründerzeit mit mediterranen Leckereien<br />
Damit steht das Esslinger Familienunternehmen auch für<br />
die Weltoffenheit der <strong>Region</strong>: Zuwanderer aus 170 Nationen<br />
hat sie im letzten halben Jahrhundert angezogen.<br />
Mit ihren Ideen und großem Engagement stärken sie nicht<br />
nur die regionale Industrie, sondern auch die Lebensmittelbranche.<br />
Gerade die Einwanderungswellen der 1960er-<br />
und 1970er-Jahre sorgten für eine regelrechte Gründerzeit.<br />
So legten 1971 die apulischen Di Gennaro-Brüder in<br />
<strong>Stuttgart</strong> das Fundament für ihr Feinkostimperium (Porträt<br />
S. 14). Eine wahrhaft multikulturelle Geschichte schreibt<br />
seit 1974 Eduardo García in <strong>Stuttgart</strong>: Der Sohn einer<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Die Schwaben gelten als Qualitätsfanatiker.<br />
Gilt das auch bei der<br />
Herstellung von Lebensmitteln?<br />
Die Solidität der Schwaben gilt sicher für<br />
den Maschinenbau wie für den Ernährungssektor.<br />
Das gilt auch fürs verantwortungsvolle<br />
Wirtschaften: In der <strong>Region</strong><br />
gibt es ja auch dafür viele Vorbilder, denken<br />
Sie nur an Robert Bosch. Auch in der<br />
Lebensmittelwirtschaft gibt es im Land<br />
dafür viele schöne Erfolgsgeschichten,<br />
etwa die Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hällisches<br />
Landschwein, die sich<br />
mit Qualität, Solidität, Verantwortungsbewusstsein<br />
durchgesetzt hat. Das sind<br />
oft so typisch schwäbische Querköpfe,<br />
die sich dem Mainstream entziehen und<br />
hartnäckig auf Qualität setzen und zäh<br />
an ihre Projekte glauben – oft genug mit<br />
Erfolg.<br />
Es wird ja gerne gesagt, die Deutschen<br />
sparten beim Essen während der Franzose<br />
lieber mit einem rostigen Auto<br />
unterwegs sei, als auf das Fünf-Gänge-<br />
Menü zu verzichten. Gilt das noch<br />
heute?<br />
Wir haben es mit zwei Grundtendenzen<br />
zu tun: Zum einen wird immer weniger<br />
gekocht und immer billiger eingekauft.<br />
Als Gegenreaktion gibt es eine Bewegung<br />
wie Slow Food, die sich an Genuss,<br />
Qualität und Herkunft von Lebensmitteln<br />
orientiert. Das sind verschiedene soziale<br />
Gruppen. Die Wahlfreiheit bei niedrigen<br />
Einkommen ist einfach nicht so hoch.<br />
Gerade die Schwaben mit ihren<br />
pietistischen Wurzeln galten lang als<br />
eher lustfeindlich. Gilt das denn heute<br />
noch?<br />
Die abstinenten Schwaben gegen die<br />
sinnfreudigeren Badener: Diese historischen<br />
Beschreibungsmuster hatten schon<br />
eine gewisse Plausibilität. Das hat sich<br />
aber in den letzten Jahrzehnten sehr<br />
verändert. Die schwäbischen Tugenden<br />
des Verzichts und der Sparsamkeit sind<br />
beim Essen fehl am Platz und inzwischen<br />
historisch geworden.<br />
Deutschen und eines Spaniers baute Gazi auf, Europas<br />
größten Vermarkter von türkischen Milchprodukten.<br />
Von Oliven, Kapern oder Weinblättern der 1962 gegründeten<br />
Firma Krini aus Weinstadt über Itikat aus Altbach,<br />
die nach muslimischen Glaubensregeln erzeugte Produkte<br />
europaweit vertreibt, bis zur Herrenberger Mix-Markt-<br />
Gruppe, einem der führenden Großhändler für osteuropäische<br />
Spezialitäten: Die Liste der Erfolgsgeschichten<br />
ließe sich lange fortsetzen.<br />
Sie erzählen auch von gelungener Integration. Die heute<br />
in jeder Hinsicht internationale <strong>Region</strong> hat nicht nur<br />
Einwanderer aufgenommen, sondern exportiert auch<br />
ihre eigenen Klassiker, etwa Maultaschen: Das Leibgericht<br />
der Schwaben ist heute weit über die Grenzen des Landes<br />
bekannt. Einen entscheidenden Beitrag dazu hat ein weiteres<br />
regionales Familienunternehmen geleistet: Bürger<br />
aus Ditzingen. An die 500 Millionen Bürger-Maultaschen<br />
finden pro Jahr ihren Weg in hungrige Mäuler – bis nach<br />
Japan. „Zum überwältigenden Erfolg der Maultaschen<br />
bundesweit und im Ausland hat die Bürger GmbH ganz<br />
sicher entscheidend beigetragen“, ist Juniorchef Martin<br />
Bihlmaier überzeugt. Rund 600 Mitarbeiter beschäftigt<br />
das Traditionsunternehmen, das in dritter Generation<br />
familiengeführt wird.<br />
Fest in Familienhand: Auch das ist eines der Erfolgsgeheimnisse<br />
der regionalen Wirtschaft. Gerade in der hart<br />
umkämpften Lebensmittelbranche ist unternehmerische<br />
Schmoll<br />
titelthema
Unabhängigkeit heute alles andere als selbstverständlich.<br />
Umso erstaunlicher erscheint da der Coup von Wolfgang<br />
Dinkelacker aus dem Jahr 2007: Der Urenkel des Firmengründers<br />
kaufte die <strong>Stuttgart</strong>er Brauerei Dinkelacker-<br />
Schwaben Bräu aus dem weltgrößten Braukonzern Inbev<br />
zurück. Seitdem ist die Brauerei wieder ein eigenständiges<br />
Unternehmen in Familienbesitz.<br />
Nachhaltigkeit als Genussprinzip<br />
Woher kommt dieser Wandel?<br />
Innovationsfreude, Qualität und verantwortungsvolles<br />
Wirtschaften in einem familiengeführten Unternehmen:<br />
Ein Paradebeispiel für diese Säulen des Erfolgs ist Ritter<br />
Sport aus Waldenbuch. „Nachhaltigkeit klingt für viele<br />
nach erhobenem Zeigefinger“, sagen die Inhaber Alfred T.<br />
Ritter und Marli Hoppe-Ritter. „In unserem Unternehmen<br />
steht nachhaltiges Wirtschaften vor allem für Genuss,<br />
Innovation und Zukunftsfähigkeit.“ Das beginnt schon<br />
beim Rohstoffeinkauf: Bereits 1990 begann Ritter in Nicaragua<br />
die Aufforstung des Regenwaldes durch natürliche<br />
Anbauformen sowie die gerechte Bezahlung der Kakaobauern<br />
zu forcieren. Inzwischen unterstützt die Schokofirma<br />
dort mehr als 20 Kooperativen. Hinzu kommen vor<br />
Ort in Waldenbuch viele weitere Bausteine: Neben einer<br />
umweltverträglichen Produktion – ein Blockheizkraftwerk<br />
erzeugt 30 Prozent des Stroms und 70 Prozent des<br />
Wärmebedarfs – werden auch Unternehmenskultur und<br />
Mitarbeiterorientierung großgeschrieben.<br />
Die <strong>Region</strong> hat sich geöffnet gegenüber<br />
Einflüssen von außen, etwa von den Einwanderern<br />
aus den Mittelmeerländern.<br />
Das betrifft auch andere Formen der<br />
Lebensgestaltung, etwa dass der öffentliche<br />
Raum zum Essen und Genießen<br />
genutzt wird. Sich am helllichten Tag<br />
in ein Straßencafé zu setzen, das wäre<br />
früher nicht gegangen. Die Zeiten sind<br />
gottlob! vorbei.<br />
In der <strong>Region</strong> sitzt ja auch eine Hand-<br />
voll sehr erfolgreicher Anbieter internationaler<br />
Spezialitäten, gegründet<br />
von Einwanderern …<br />
Diese Beispiele zeigen schön die Zusammenhänge<br />
von Globalisierung und <strong>Region</strong>alisierung:<br />
Die Globalisierung sorgt für<br />
Vielfalt vor Ort, die Produkte werden aber<br />
für den deutschen Markt angepasst. Die<br />
Menschen hier fremdeln nicht mehr mit<br />
der Fremde. Auch viele heute als typisch<br />
schwäbisch geltende Produkte kamen als<br />
Fremde von außen: Der Trollinger ist ein<br />
Tirolinger, die Kartoffel für den wunderbaren<br />
schwäbischen Kartoffelsalat kommt<br />
aus den Anden.<br />
Das Interview führte Tobias Schiller<br />
Ein Vorzeigebetrieb für partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen<br />
und verantwortungsvollen Genuss ist auch<br />
ein weiterer Markenklassiker aus der <strong>Region</strong>: Hochland<br />
Kaffee in <strong>Stuttgart</strong>. Schon in den 1960er-Jahren bereiste<br />
der Gründersohn Jürgen Hunzelmann Costa Rica, um<br />
Kooperativen den Rohkaffee ohne den Umweg über die<br />
internationalen Kaffeebörsen abzukaufen. „Die seit über<br />
50 Jahren bestehenden Partnerschaften zu ausgewählten<br />
Kaffeefarmen kommen den Erzeugern ebenso<br />
zugute wie der Qualität“, sagt die heutige Firmenchefin<br />
Martina Hunzelmann. „Denn Spitzenqualität kann man<br />
nicht tonnenweise an den Kaffeebörsen erspekulieren.“<br />
Für beste Qualität setzt Hochland zudem auf handwerkliche<br />
Röstverfahren. Pro Woche werden in der Kaffeemanufaktur<br />
nur rund 20 Tonnen Kaffee in kleinen<br />
Chargen verarbeitet – bei anderen Röstereien sind es<br />
zum Teil über 10.000 Tonnen.<br />
Spitzenweine und Kanzler-Sekt<br />
Auf Qualität statt auf Quantität setzt heute auch der<br />
Weinbau in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>, der vielleicht eine der<br />
bekanntesten Zutaten der regionalen Genusskultur ist.<br />
Wurden bis in die 1970er für maximale Ausbeute im<br />
wahrsten Sinne Berge versetzt, entstehen mit gezielt reduzierten<br />
Erträgen heute jede Menge Spitzenweine.<br />
Etliche Weingüter haben es mit dieser Philosophie in die<br />
erste Liga geschafft, etwa Aldinger oder Schnaitmann<br />
Titelthema: Genuss<br />
Prof. Dr. Friedemann Schmoll<br />
Kulturwissenschaftler<br />
Friedemann Schmoll, geboren 1962 in<br />
Esslingen, studierte an der Universität Tübingen<br />
Neuere deutsche Literaturwissenschaft<br />
und Empirische Kulturwissenschaft. In seiner<br />
Promotion untersuchte er das Spannungsverhältnis<br />
von württembergischer und natio-<br />
naler Identität im 19. und frühen 20. Jahrhundert,<br />
seine Habilitation widmete sich der<br />
Geschichte des Naturschutzes im Deutschen<br />
Kaiserreich. Nach Gastprofessuren in Marburg<br />
und Hamburg hat Friedemann Schmoll<br />
derzeit eine Vertretungsprofessur an der Uni-<br />
versität Augsburg. Einer seiner Forschungsschwerpunkte<br />
ist die Nahrungsethnologie.<br />
Neben seiner Beratungstätigkeit für Aus-<br />
stellungen und Museen sowie der Autoren-<br />
schaft zahlreicher Bände über den deutschen<br />
Südwesten ist Schmoll Mitherausgeber der<br />
„Kleinen Landesbibliothek“ des Tübinger<br />
Verlags Klöpfer & Meyer. Das von ihm heraus-<br />
gegebene Lesebuch „Reingeschmeckt: Essen<br />
und Trinken in Baden und Württemberg“<br />
versammelt „mal bekömmliche, mal schwer<br />
verdauliche kulinarische Texte“ von Friedrich<br />
Schiller über Thaddäus Troll und Joachim<br />
Ringelnatz bis Vincent Klink.<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
11<br />
Mardre/fotolia.com
Titelthema: Genuss<br />
Naturgenuss im Streuobstparadies<br />
Mit zwei Millionen Obstbäumen auf<br />
34.000 Hektar Fläche sind die Streuobstwiesen<br />
zwischen Alb, Neckar und Rems<br />
eine der größten zusammenhängenden<br />
Streuobstflächen in Europa. Das Ziel der<br />
Erhaltung und Vermarktung dieser einzigartigen<br />
Kulturlandschaft mit ihrem hohen<br />
Erholungswert verfolgt die neue Initiative<br />
„Schwäbisches Streuobstparadies“ der<br />
Landkreise Böblingen, Esslingen, Göppingen,<br />
Reutlingen, Tübingen und Zollernalb<br />
sowie des Landes Baden-Württemberg.<br />
Gemeinsam mit vielen Partnern – von<br />
Gütlebesitzern bis zu Saftkeltereien – sol-<br />
12<br />
aus Fellbach, die der Gault-Millau zur deutschen Spitze<br />
zählt und sich in seinen Bewertungen mit Attributen wie<br />
„spektakuläres Meisterstück“ geradezu überschlägt. Auch<br />
die genossenschaftliche Produktion erzielt heute Spitzenergebnisse:<br />
Die Weinmanufaktur Untertürkheim lobte<br />
der einflussreiche Weinführer schon mehrfach als „beste<br />
Genossenschaft Deutschlands“.<br />
Dass geschmackvolle Qualität im Kleinen oft besonders<br />
gut gedeiht, gilt auch für die prickelnde Variante des<br />
Weins: Während viele Mitbewerber Schaumwein in großen<br />
Tanks ausbauen, produziert die Sektkellerei Kessler<br />
mitten in der Esslinger Altstadt ausschließlich in der<br />
Königsdisziplin Flaschengärung. Ein Teil wird nach wie<br />
vor von Hand gerüttelt, dem klassischen Verfahren, das<br />
Firmengründer Georg Christian von Kessler bei Veuve<br />
Clicquot-Fourneaux et Cie. in der Champagne gelernt hat.<br />
Neugier auf Neues, um Gutes noch besser zu machen,<br />
das ist in der <strong>Region</strong> guter Brauch. „Wir arbeiten mit Liebe<br />
zum Produkt und zum Detail“, erklärt Sprecher Eberhard<br />
Kaiser, „so entsteht ein Schaumwein mit Identität und<br />
historischer Erdung, der bewusste Genießer hier in der<br />
<strong>Region</strong> überzeugt – und darüber hinaus.“ Der Erfolg hat<br />
Tradition: Kessler Hochgewächs etwa, ein Blanc de Blancs<br />
aus reinen Chardonnay-Weinen, avancierte nach einem<br />
Kellereibesuch von Konrad Adenauer 1956 zum „Kanzler-<br />
Sekt“ für offizielle Empfänge der Bundesregierung.<br />
Repräsentativer Schnaps kommt heute von der Schwäbischen<br />
Alb: Die Gansloser Destillerie der Familie Frey<br />
aus Bad Ditzenbach stellt seit über 100 Jahren edelste<br />
Obstbrände her – und neben internationalen Sternerestaurants<br />
gehört auch der Deutsche Bundestag zu den<br />
Kunden. „Wir verwenden nur ausgesuchte Früchte aus<br />
ökologischem und kontrolliertem Anbau“, berichtet<br />
Brennmeister Holger Frey. „Nur so lassen sich die komplexen<br />
Fruchtaromen befreien und gekonnt wieder<br />
einfangen.“ Mit diesem Qualitätsanspruch an seine hochkarätigen<br />
Destillate steht Frey beileibe nicht allein: Gerade<br />
in den Streuobstgebieten am Fuß der Schwäbischen<br />
Alb (Kasten) reihen sich die Brennereien wie Perlen an<br />
einer Kette, mehr als 1.000 sollen es sein.<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
len etwa Streuobst-Erlebnisrouten eingerichtet<br />
und die Vermarktung von Streuobstprodukten<br />
weiterentwickelt werden.<br />
Die regionale Landschaft schmeck- und<br />
erlebbar machen soll auch das neue<br />
Naturgenusszentrum Bad Ditzenbach. Bis<br />
Herbst 2012 soll dafür angrenzend an die<br />
Obere Mühle Gosbach ein Schaufenster<br />
für regionale Produkte errichtet werden.<br />
Das Naturgenusszentrum lässt sich für<br />
Dauer- und Sonderausstellungen, Seminare<br />
und einen touristischen Infopoint<br />
nutzen. In Kooperation mit der örtlichen<br />
Gastronomie sollen Speisen unter Verwendung<br />
regionaler Produkte angeboten<br />
werden. Der Verband <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
fördert das Vorhaben mit 70.000 Euro.<br />
Der kulinarische Schatz der für die <strong>Region</strong> so typischen<br />
Streuobstwiesen wird zunehmend wiederentdeckt und<br />
in genussreiche Produkte verarbeitet. „Die alten Streuobstsorten<br />
entlang des Albtraufs bieten einen wertvollen,<br />
unvergleichlichen Bestand an geschmackvollen Äpfeln<br />
und Birnen“, heißt es etwa bei der Boller Fruchtsäfte Stolz<br />
OHG, die die süßen Früchte unter anderem zu sortenreinen<br />
Gourmet-Säften presst und in tafelfeine Bordeauxflaschen<br />
abfüllt. Wie ein Katalog alter Obstsorten liest<br />
sich das Programm der Manufaktur Jörg Geiger nur wenige<br />
Kilometer weiter in Schlat: Weine aus den Apfelsorten<br />
Gewürzluike oder Bittenfelder finden sich da, sortenreine<br />
Brände aus der Palmischbirne oder dem <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Gaishirtle. Richtiggehend berühmt ist Geigers Schaumwein<br />
aus der selten gewordenen Champagner-Bratbirne.<br />
Whisky aus den schwäbischen Highlands<br />
Doch nicht nur Obst wird in der <strong>Region</strong> zu Edlem destilliert.<br />
Der neueste Renner ist „schwäbischer Whisky“:<br />
Mehr als zehn Brennereien produzieren schottisches<br />
Lebenswasser schwäbischer Provenienz, drei allein im<br />
kleinen Städtchen Owen, idyllisch am Fuß der Burg Teck<br />
gelegen. So nachgefragt sind die Destillate, dass die<br />
Regio <strong>Stuttgart</strong> Marketing- und Tourismus GmbH schon<br />
eigens Tastings für den Whisky aus den schwäbischen<br />
Highlands organisiert.<br />
Kessler<br />
emer/fotolia.com
Höhepunkte gerne mit einem guten<br />
Whisky zu beschließen, das wäre nicht die schlechteste<br />
Wesensverwandtschaft, die Schotten und Schwaben<br />
nachgesagt wird. Technikaffinität ist eine weitere. So ist<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> nicht nur ein Eldorado für Genießer,<br />
hier entstehen auch jede Menge feiner Gerätschaften<br />
für Gastronomie und Lebensmittelverarbeitung, für Tisch<br />
und Küche. 1936 hat der Schlosser Robert Kull aus Bad<br />
Cannstatt das schwäbischste aller Geräte zum Patent<br />
angemeldet: die Spätzlespresse. Bis heute ist das von ihm<br />
gegründete Unternehmen Marktführer. Küchenprofis<br />
weltweit schätzen die Wetzstähle und Messer der traditionsreichen<br />
Firma Dick aus Deizisau. Mit den Firmen<br />
Johannes Giesser und Alfred Giesser sitzen in Winnenden<br />
gleich zwei führende Hersteller von Qualitätsmessern. Die<br />
Maschinenfabrik Seydelmann aus <strong>Stuttgart</strong> ist der Weltmarktführer<br />
für Kutter, Mischer und Zerkleinerer für die<br />
Wurstherstellung, die Wiesheu GmbH in Affalterbach für<br />
titelthemaGeschmackvolle<br />
Laden-Backöfen und Kombi-Dämpfer. Auch die Brauereianlagen<br />
der Ludwigsburger Ziemann-Gruppe finden sich<br />
in aller Welt, ebenso wie die Hightech-Räuchereianlagen<br />
der Fessmann GmbH aus Winnenden.<br />
Am bekanntesten ist aber wahrscheinlich die Württembergische<br />
Metallwarenfabrik aus Geislingen an der Steige,<br />
kurz: WMF. Seit 1853 stellt WMF vielerlei Produkte für<br />
genussvolles Kochen, Essen und Trinken her. Mit anderen<br />
Herstellern in der <strong>Region</strong> eint WMF der bedingungslose<br />
Qualitätsanspruch und die Innovationsfreude. So brachte<br />
WMF 1927 mit dem „Siko“ den ersten modernen Schnellkochtopf<br />
auf den Markt, unter dem Markennamen<br />
„Cromargan“ das erste Besteck aus rostfreiem Edelstahl<br />
und jüngst mit der WMF1 die kleinste Kaffeepadmaschine<br />
der Welt. Wie viele andere WMF-Produkte wurde diese<br />
Innovation mit internationalen Designpreisen überhäuft.<br />
Auch die Verpackungstechnik, eine besonders starke<br />
Branche der <strong>Region</strong>, spielt in der Lebensmittelwirtschaft<br />
erfolgreich mit, zum Beispiel die Komet Maschinenfabrik<br />
aus Plochingen. Ihre Spezialität sind Vakuumverpackungsmaschinen<br />
für Metzgereien und Gastronomie.<br />
Ein neues Erfolgsprodukt des 1950 gegründeten Familienunternehmens<br />
sind sogenannte Thermalisierer für die<br />
noch relativ junge Küchentechnik des „Sous-vide“-Garens:<br />
Bei dem von vielen Gourmetköchen geschätzten Verfahren<br />
werden Fleisch, Fisch oder Gemüse in einen Vakuumbeutel<br />
eingeschweißt und bei geringer Wassertemperatur<br />
WMF<br />
gegart – manchmal länger als 24 Stunden. Durch das<br />
Verpacken treten weder Geschmackstoffe noch Flüssigkeit<br />
aus dem Gargut aus, die geringe Hitze schont<br />
Vitamine, Nährstoffe und Farbe.<br />
Forschen mit Genuss<br />
Titelthema: Genuss<br />
Mit der Verarbeitung und Herstellung von Lebensmitteln<br />
befassen sich auch viele Forscher in der <strong>Region</strong>, vom<br />
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik<br />
IGB mit Projekten beispielsweise zu sterilen Oberflächen<br />
bis zur Hochschule für Wirtschaft und Umwelt<br />
(HfWU) Nürtingen-Geislingen. Ein Projekt des HfWU-<br />
Professors Roman Lenz, der zudem Vorsitzender von Slow<br />
Food <strong>Stuttgart</strong> ist, befasste sich mit besonders langsamem<br />
Essen: Albschnecken. Insbesondere im 19. Jahrhundert<br />
wurden die „schwäbischen Austern“ in speziellen Gärten<br />
auf der Schwäbischen Alb gezüchtet und bis nach Paris<br />
und Budapest vermarktet. Auch dank der Arbeiten von<br />
Lenz gibt es heute wieder erste Schneckengärten, die diese<br />
Delikatesse frisch, in Dosen oder tiefgefroren anbieten.<br />
Ein Zentrum der Lebensmittelforschung ist nicht zuletzt<br />
die Universität Hohenheim: Die Hochschule im Süden<br />
<strong>Stuttgart</strong>s gehört insbesondere in den Agrar- und Lebensmittelwissenschaften<br />
zur deutschen Forschungselite. Ausgedehnte<br />
Versuchsflächen für den Pflanzenbau, diverse<br />
Versuchs- und Lehreinrichtungen von einer Forschungsmolkerei<br />
bis zur eigenen Brennerei ermöglichen anwendungsnahe<br />
Spitzenleistungen in Forschung und Lehre.<br />
Manches Forschungsergebnis landet in letzter Instanz<br />
möglicherweise direkt auf dem Unigelände lecker zubereitet<br />
auf dem Tisch. Denn die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> hat nicht<br />
nur Deutschlands einziges Sternerestaurant auf einem<br />
Flughafen: Mit Frank Oehlers Speisemeisterei ist Hohenheim<br />
sicher auch die einzige Universität mit einem sterngekrönten<br />
Feinschmeckerrestaurant auf dem Campus.<br />
Tobias Schiller<br />
<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>: verführerisch<br />
Wer sich tiefer in die Genusskultur der <strong>Region</strong><br />
<strong>Stuttgart</strong> einlesen möchte, wird auf der Website der<br />
Regio <strong>Stuttgart</strong> Marketing- und Tourismus GmbH<br />
fündig. Unter dem Punkt „verführerisch“ findet sich<br />
ein Online-Magazin vollgepackt mit Ideen, Tipps<br />
und Hintergrundinformationen zu genussreichen<br />
Angeboten: von Konzerten bis Kulinarik, von Wein<br />
bis Weihnachten.<br />
stuttgart-tourist.de<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Swetlana Wal/fotolia.com<br />
13
Titelthema: Genuss<br />
14<br />
Buon appetito!<br />
In den 1960er-Jahren ist Michele Di Gennaro mit seinem Bruder Antonio als Maurergehilfe<br />
nach <strong>Stuttgart</strong> gekommen. Aus den Gastarbeitern wurden Unternehmer. Heute sind die<br />
Di Gennaros Marktführer für italienische Premiumfeinkost in Deutschland. Von Michael Ohnewald<br />
Manchmal zwickt sich der Patrone in den Arm, um sich<br />
zu vergewissern, dass er nicht träumt. 72 Jahre alt ist er<br />
jetzt und ein gemachter Mann, dessen Name vom Aroma<br />
Italiens umweht wird. Von Trüffeln aus Perugia. Kapern<br />
aus der Bucht von Pollara. Schinken aus Parma. Pecorino<br />
aus der Toscana. Aceto Balsamico aus Reggio Emilia.<br />
Das war nicht immer so. Als er damals in <strong>Stuttgart</strong> aus<br />
dem Zug stieg, hätte keiner einen Pfifferling auf ihn<br />
gesetzt. Niemand hätte es für möglich gehalten, dass<br />
er einmal die Genüsse Italiens verkörpern und ein Unternehmen<br />
mit 120 Mitarbeitern führen würde, dessen<br />
Jahresumsatz von mehr als 22 Millionen Euro darauf<br />
beruht, dass seinen Kunden der Geruch von Salsiccia al<br />
Peperoncino in die Nasen weht, wenn sie nur an ihn<br />
denken. Als er damals ankam in diesem Land der unbegrenzten<br />
Möglichkeiten, roch es nach Speis ganz<br />
anderer Art: nach dem Mörtel, mit dem die Deutschen<br />
ihr vom Krieg gezeichnetes Land aufbauten. Und<br />
Michele Di Gennaro baute mit.<br />
„Was willst du in Deutschland? Geh lieber<br />
in die Schule.”<br />
50 Jahre später sitzt ein feiner Herr mit aschgrauem<br />
Haar und gütigen Augen in einem Feinkosttempel auf<br />
dem Schlachthofgelände und erzählt von dem Mann, der<br />
er einmal war. Serviert wird die Geschichte mit einem<br />
Cappuccino aus der hauseigenen Bar, dessen Crema über<br />
die Tasse ragt wie der Monte Baldo über den Gardasee.<br />
So schmeckt das Leben, so schmeckt Italien.<br />
In den frühen 1960er-Jahren schmeckte es nach Armut.<br />
Michele Di Gennaro arbeitete auf den Äckern der Familie<br />
in San Nicandro Garganico, einer fruchtbaren Gegend in<br />
der Provinz Foggia, wo der Wind von der Küste über die<br />
Olivenhaine bläst und die Grillen im Sommer wahrhaft<br />
grandiose Konzerte geben. Sie hatten den Vorteil, kostenlos<br />
zu sein, denn am meisten fehlte es den Di Gennaros<br />
an Geld. Die Deutschen hatten welches und warben um<br />
Gastarbeiter. Schweren Herzens schickte Vater Sebastiano<br />
Matteo seine beiden Söhne in die Fremde. Michele<br />
war 20, sein jüngerer Bruder Antonio noch nicht einmal<br />
16. Zum Gesundheitscheck reisten beide nach Verona,<br />
wo der Arzt verdutzt auf Antonio starrte: „Was willst du<br />
in Deutschland? Geh lieber in die Schule.“<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Am 5. Mai 1961 saßen sie im Zug nach Deutschland.<br />
„Seid mutig“, sagte der Vater zum Abschied, „ihr schafft<br />
es in Deutschland.“ <strong>Stuttgart</strong> hieß die Stadt, in der sie<br />
ausstiegen. Ein schwäbischer Bauunternehmer hielt ein<br />
Schild mit ihren Namen in die Höhe. Es war ein heißer<br />
Tag und sie hatten trockene Zungen. „Wollt ihr was<br />
trinken?“, fragte der neue Chef die beiden Hilfsmaurer.<br />
Sie verstanden kein Wort und schüttelten den Kopf.<br />
Die ersten Monate verbrachten die Di Gennaros nach<br />
Feierabend in ihrem kleinen Bauwagen auf dem Fasanenhof.<br />
Eine Mark und 93 Pfennig bekamen sie pro<br />
Stunde. Das meiste, was sie verdienten, schickten sie<br />
nach Hause zu den Eltern und den beiden Schwestern.<br />
Einmal kam ein Päckchen aus San Nicandro zurück. Sie<br />
machten es gierig auf, in der Hoffnung auf einen guten<br />
Käse, auf Spaghetti oder etwas Süßes. „Stattdessen<br />
hat der Vater uns ein Wörterbuch geschickt“, erzählt<br />
Michele Di Gennaro. In ihrer kulinarischen Not manschten<br />
sie deutsche Nudeln mit Tomatenmark zusammen.<br />
„Das schmeckte scheußlich, aber es gab damals weder<br />
italienische Pasta noch passierte Tomaten.“<br />
Das Glück ist seltsam. Es kann versteckt sein und kalt.<br />
Sie suchten es trotzdem, mauerten und gipsten und<br />
schufteten in der Fabrik. Das Glück ließ auf sich warten.<br />
Im Herbst 1968 zeigte es sich nach der Olivenernte.<br />
Michele und Antonio nahmen Urlaub in Deutschland,<br />
um in Apulien zu helfen. Zurück fuhren sie in einem alten<br />
Fiat millecinquecento, dessen Kofferraum voll war mit<br />
dem eigenen Olivenöl. Zu ihrem Erstaunen waren ihre<br />
Landsleute auf den deutschen Baustellen ganz scharf auf<br />
die Mitbringsel. Im Handumdrehen war alles verkauft.<br />
Dies war der Anfang des Feinkosthauses Di Gennaro<br />
und der Beginn einer Geschichte con cuore, mit Herz.<br />
Immer öfter reisten die Brüder jetzt nach Italien, um<br />
neben ihrem Job als Gastarbeiter mit importierten Gaumenfreuden<br />
zu handeln. Zupass kamen ihnen die Zeiten,<br />
die sich langsam änderten. Mit dem Wirtschaftsaufschwung<br />
nahm die bilaterale Völkerwanderung ihren<br />
Lauf. Die Tedeschi entdeckten Ende der 1950er-Jahre<br />
Vino, Spaghetti vongole und Riemchensandalen. Als die<br />
ersten mit ihren Volkswagen gen Süden aufbrachen,<br />
war Konrad Adenauer Kanzler, Elvis Presley diente als<br />
Soldat, und die SPD erklärte sich zur Volkspartei.
Damals galt der Gardasee als Synonym für Fernweh,<br />
nicht Neuseeland oder Tansania. Die Leute zahlten in Lire<br />
und an den Rezeptionen der Hotels und Campingplätze<br />
bekamen deutsche Gartenzwerge ihren festen Platz.<br />
Die Brüder aus San Nicandro nutzten das für sich und<br />
eröffneten in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> ihre ersten Läden, in<br />
die bald auch Deutsche pilgerten. Die Firmengründer<br />
versuchten der Zeit voraus zu sein, indem sie die Trüffel<br />
unter den Spezialitäten ihres Landes ausfindig machten.<br />
Das zahlte sich aus. Heute sind sie in Deutschland Marktführer<br />
für italienische Premiumfeinkost mit Filialen in<br />
Frankfurt am Main, Düsseldorf, Nürnberg und München.<br />
Von ihrer Zentrale im <strong>Stuttgart</strong>er Osten beliefern die einstigen<br />
Gastarbeiter 2.500 Kunden quer durch die Republik,<br />
verstärkt auch mit Leckereien der Eigenmarke Di Gennaro,<br />
die mittlerweile 350 Produkte umfasst.<br />
Im Jackett des Patrone klingelt das Handy. „Pronto.<br />
Ciao Roberto. Eine Momente bitte.“ Das Geschäft ruft.<br />
Die Brüder verkaufen nicht nur Prosciutto und Panettone,<br />
sondern liefern auch die passenden Anekdoten dazu.<br />
Das ist ihr Rezept auf dem umkämpften Food-Markt.<br />
Michele Di Gennaro mischt dabei noch immer jeden Tag<br />
mit, probiert die neue Soße ai frutti di mare, organisiert<br />
und verhandelt. Dabei ist sein Sohn längst im Unternehmen<br />
und auch die Kinder seines Bruders arbeiten mit.<br />
Die zweite Generation steht für das Morgen, ohne das<br />
Gestern zu vergessen. „Man muss mit den Füßen auf<br />
dem Boden bleiben“, sagt Michele Di Gennaro. Es<br />
klingt wie das Vermächtnis von einem, der um das<br />
Menü eines erfüllten Lebens weiß. Obwohl er sich jetzt<br />
Luxus leisten kann, hat er am liebsten noch immer<br />
die schlichten Spaghetti al pomodoro auf dem Mittagstisch.<br />
„Die könnte ich jeden Tag essen.“<br />
Vergangenheit entsteht erst dadurch, dass man sich<br />
auf sie bezieht. Kaum ein Tag vergeht, an dem er nicht<br />
an den Vater denkt, der seine beiden Söhne aus Not<br />
fortschickte und darauf hoffte, dass sie es schaffen.<br />
„Leider hat er es nicht mehr erlebt“, sagt der Patrone<br />
und kneift seine Augen zu wie der traurige Robert<br />
Redford in „Der Pferdeflüsterer“. Gerne hätte er seinem<br />
Vater den Orden gezeigt, den ihm die Regierung in<br />
Rom vermacht hat für seine Verdienste um die italienische<br />
Kultur in Deutschland. Cavaliere darf er sich jetzt<br />
nennen. Michele Di Gennaro, der kleine Maurer aus<br />
Apulien, der mit nichts anfing und die Deutschen auf<br />
den italienischen Geschmack brachte.<br />
Michael Ohnewald<br />
Titelthema: Genuss<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
porträt<br />
Für seine Reportagen und Porträts ist Michael Ohnewald<br />
mit den renommiertesten Preisen ausgezeichnet worden,<br />
die im deutschen Journalismus vergeben werden. Für 179<br />
porträtiert der Ludwigsburger Autor herausragende<br />
Persönlichkeiten aus der <strong>Region</strong>.<br />
15
Wissenschaft<br />
erforschen<br />
16<br />
Ein bisschen Spielcasino<br />
Forscher der Universität <strong>Stuttgart</strong> haben<br />
eine spezielle Software entwickelt, die<br />
es ermöglicht, hochkomplexe biochemi-<br />
sche Vorgänge in einer einzelnen Zelle<br />
zu simulieren. Im Exzellenzcluster SimTech<br />
setzen die Wissenschaftler die sogenannte<br />
Monte-Carlo-Methode ein, die<br />
im Bereich der Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />
entwickelt wurde. Sie arbeitet<br />
mit Zufallsexperimenten, die in hoher<br />
Zahl hintereinander ausgeführt werden.<br />
Je mehr Experimente, umso höher ist<br />
die Wahrscheinlichkeit, der Realität in<br />
der Zelle auf die Spur zu kommen. Auf<br />
diese Weise lassen sich beispielsweise<br />
unterschiedliche Transportprozesse von<br />
Signalen in den Zellen nachahmen.<br />
Warum gibt es in Deutschland so wenig Ingenieurinnen?<br />
In Deutschland ist der Frauenanteil in den<br />
MINT-Berufen (Mathematik, Informatik,<br />
Naturwissenschaft, Technik) weit niedriger<br />
als in anderen Ländern Europas. Warum<br />
das so ist, soll ein Forschungsprojekt an<br />
der Universität Hohenheim klären.<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Reicher/fotolia.com<br />
Bundesweit beträgt der Frauenanteil bei<br />
den entsprechenden Jobs weniger als 20<br />
Prozent. Um diesem Phänomen auf den<br />
Grund zu gehen, wertet Eva Schlenker<br />
vom Lehrstuhl für Statistik und Ökono-<br />
metrie riesige Datensätze aus. Am Ende<br />
der Forschungen soll ein Modell stehen,<br />
das die triste Wirklichkeit nicht nur beschreibt,<br />
sondern auch erklärt.<br />
So hat die Wissenschaftlerin festgestellt,<br />
dass in Deutschland das geschlechtsspezifische<br />
Rollenverhalten offenbar stärker<br />
ausgeprägt ist als anderswo in Europa.<br />
Frauen arbeiten nach der Geburt eines<br />
Kindes weniger, Männer dagegen mehr<br />
in ihrem Beruf. Im Haushalt ist es genau<br />
umgekehrt: „Die Geburt des ersten Kindes<br />
macht die Gleichstellung zunichte. Waschen,<br />
kochen und putzen sind dann zu<br />
Wichtigster Forschungspreis<br />
Professor Dr. Jörg Wrachtrup, Leiter des<br />
3. Physikalischen Instituts der Universität<br />
<strong>Stuttgart</strong>, hat den Gottfried-Wilhelm-<br />
Leibniz-Preis erhalten. Die mit 2,5 Millio-<br />
nen Euro dotierte Auszeichnung gilt als<br />
der bedeutendste Forschungspreis in<br />
Deutschland und wird auch als „deutscher<br />
Nobelpreis“ gehandelt. Wrachtrup erhält<br />
die Auszeichnung, weil er ein völlig neu-<br />
artiges Forschungsgebiet an der Schnittstelle<br />
zwischen Festkörperphysik und<br />
Quantenoptik erschlossen hat. Als Meilen-<br />
stein seiner Arbeit gilt vor allem das<br />
Herbert Käfer/pixelio.de<br />
Aufspüren einzelner paramagnetischer<br />
Stickstoff-Fehlstellen in Diamanten.<br />
Wrachtrup erkannte als erster Wissenschaftler<br />
die Bedeutung dieser Zentren<br />
für die Quanteninformationstechnologie<br />
und die Messtechnik. Er und seine Mitarbeiter<br />
verändern einzelne Atome im<br />
Inneren von Diamanten und schaffen<br />
damit die Grundlagen einer Informationstechnologie<br />
der Zukunft.<br />
Der Vorteil von Quantencomputern liegt<br />
darin, dass sowohl die Suche in extrem<br />
90 Prozent wieder Frauensache.“ Dies<br />
führt dann im konkreten Fall dazu, dass<br />
fast ein Viertel aller weiblichen Ingenieure<br />
nicht in ihrem Beruf arbeitet. Auffällig ist<br />
auch, dass Väter insbesondere dann in<br />
Elternzeit gehen, wenn sie einen Sohn<br />
bekommen haben.<br />
Die Auswertung der Daten, die seit einem<br />
Jahr läuft und planmäßig Mitte 2013 beendet<br />
wird, soll aber auch Hinweise darauf<br />
liefern, warum so wenige Frauen technische<br />
Berufe ergreifen und ob gezielte<br />
Angebote wie Mädchenaktionstage oder<br />
nach Geschlechtern getrennter Schulunter-<br />
richt dies ändern könnten. Das Bundesforschungsministerium<br />
fördert die Studie<br />
mit 176.000 Euro. (hel)<br />
uni-hohenheim.de<br />
Um die immense Datenflut anschließend<br />
auswerten zu können – die Datensätze<br />
erreichen Größen von mehreren Gigabyte<br />
–, werden die Ergebnisse nicht aufgeschrieben,<br />
sondern visualisiert. Das<br />
eigens entwickelte Visualisierungsprogramm<br />
CellVis erlaubt es, Vorgänge im<br />
Bereich von Nanosekunden zu simulieren,<br />
die in der Realität mehrere Minuten<br />
in Anspruch nehmen. So verbessert das<br />
Werkzeug die Effizienz der Forschung und<br />
erhöht gleichzeitig ihre Anschaulichkeit.<br />
Denn auch für Wissenschaftler gilt: Ein<br />
Bild sagt mehr als tausend Worte.<br />
(asm<br />
visus.uni-stuttgart.de<br />
Universität <strong>Stuttgart</strong>/Eppler<br />
großen Datenbanken als auch Verschlüsselungen<br />
und Rechenleistungen<br />
wesentlich schneller zu erbringen sind<br />
als mit klassischen Computern. (hel)<br />
uni-stuttgart.de/physik
Aus Ökostrom wird Erdgas<br />
SolarFuel aus <strong>Stuttgart</strong> hat ein neues Verfahren zur<br />
Stromspeicherung entwickelt<br />
Strom aus erneuerbaren Energien ist eine<br />
launische Diva: Weht kein Wind oder<br />
scheint die Sonne nicht, läuft die Produk-<br />
tion auf Sparflamme. Bei Segelwetter<br />
dagegen wird Strom im Überfluss erzeugt.<br />
Seit vielen Jahrzehnten suchen Wissenschaftler<br />
und Ingenieure deshalb nach<br />
Wegen, um einen Stromvorrat anzulegen.<br />
Denn in der mangelnden Speicherfähigkeit<br />
von elektrischem Strom liegt ein großes<br />
Hindernis für eine rasche Energiewende.<br />
Das <strong>Stuttgart</strong>er Unternehmen SolarFuel<br />
hat gemeinsam mit dem Zentrum für Sonnenenergie-<br />
und Wasserstoff-Forschung<br />
Baden-Württemberg (ZSW) und dem<br />
Fraunhofer-Institut für Windenergie und<br />
Energiesystemtechnik eine ebenso einfache<br />
wie praktische Lösung entwickelt,<br />
um Strom haltbar zu machen.<br />
Bei dem Power-to-Gas genannten Ver-<br />
fahren wird Ökostrom in zwei Stufen in<br />
Erdgas umgewandelt. Es entsteht ein<br />
marktfähiger und handelbarer Energieträger<br />
in Normqualität. Das künstlich<br />
produzierte Methan lässt sich in bestehenden<br />
Tanksystemen speichern und<br />
problemlos direkt in das bestehende<br />
Erdgasnetz einspeisen.<br />
Wer hat‘s erfunden?!<br />
Die Infrastruktur ist schon da<br />
Entsteht zu Hochzeiten überschüssiger<br />
Strom, wird er dazu genutzt, in einem<br />
ersten Schritt per Elektrolyse Wasser in<br />
Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen.<br />
Im zweiten Schritt wird der hochflüchtige<br />
Wasserstoff mit Kohlendioxid in problemlos<br />
speicherfähiges Methan verwandelt.<br />
Dem Vermarktungspotenzial des grünen<br />
Erdgases wird eine große Zukunft vorausgesagt.<br />
2011 hatten erneuerbare Energien<br />
erstmals einen Anteil von 20 Prozent an<br />
der deutschen Stromversorgung. Bis 2050<br />
soll dieser Anteil auf mindestens 80 Prozent<br />
steigen, so sieht es die Energiewende<br />
vor, die die Bundesregierung im vergangenen<br />
Jahr beschlossen hat. Auf diesem<br />
Weg müssen Zeiten von Windflaute und<br />
geringer Sonneneinstrahlung überbrückt<br />
werden. Als Speicher stehen bisher vor<br />
allem Pumpspeicherkraftwerke zur Verfügung,<br />
die nur einzelne Lastspitzen glätten<br />
können und lediglich über ein begrenztes<br />
Ausbaupotenzial verfügen. Das Erdgas-<br />
netz hingegen kann auch als saisonaler<br />
Speicher dienen.<br />
Rückverwandlung in Strom<br />
Das aus Strom gewonnene Erdgas lässt<br />
sich darüber hinaus ganz klassisch für<br />
Heizungen in Blockheiz- oder Gaskraftwerken<br />
verwenden. Bei Bedarf kann es<br />
Der Repetitionskreis<br />
Lange war er vergessen. Aus Anlass sei-<br />
nes 250. Todestages erinnert sich die Welt<br />
wieder an ihn: Der 1723 in Marbach geborene<br />
und in Esslingen aufgewachsene<br />
Tobias Mayer war einer der größten Naturwissenschaftler<br />
der Neuzeit, auf einer<br />
Stufe mit Isaac Newton, Blaise Pascal<br />
und Carl Friedrich Gauss. Letzterer nannte<br />
ihn „Mayer immortalis“ – den unsterblichen<br />
Mayer. Ein Mondkrater trägt<br />
seinen Namen.<br />
Die Seefahrt des 18. Jahrhunderts war<br />
ihm zu großem Dank verpflichtet, denn<br />
Mayer konstruierte ein neues astronomisches<br />
Messinstrument, das es ermög-<br />
lichte, die eigene Postion auf hoher See<br />
mit einer bis dahin unbekannten Präzision<br />
zu bestimmen. Zuvor waren Abweichun-<br />
gen von 150 Seemeilen an der Tagesordnung<br />
gewesen. Das neuartige Instrument,<br />
Repetitionskreis genannt, bestand aus<br />
zwei gegeneinander drehbaren und einzeln<br />
feststellbaren Visiereinrichtungen mit<br />
Fernrohr.<br />
Dieser Meilenstein in der Geschichte der<br />
Navigation war nur deshalb möglich, weil<br />
Mayer zuvor in den Mond geschaut hatte:<br />
Er bestimmte die Position des Erdtrabanten<br />
im Verhältnis zu den Längengraden der<br />
Erde und schuf so erstmals Mondtafeln, die<br />
dessen elliptische Bahn um die Erde sehr<br />
präzise beschrieben.<br />
wieder in Strom zurückverwandelt werden.<br />
Wenn die dabei entstehende Wärme<br />
genutzt wird, ergibt sich bei der Rückwand-<br />
lung von Ökostrom in Gas ein Energienutzungsgrad<br />
von rund 75 Prozent – ein<br />
ausgezeichneter Wert.<br />
Auch der nachhaltigen Mobilität könnte<br />
die zusätzliche Erdgasausbeute neuen Auftrieb<br />
geben. Standen bislang beinahe ausschließlich<br />
Elektrofahrzeuge im Blickpunkt,<br />
so könnten mit diesem Verfahren auch<br />
Erdgasautos einen höheren Marktanteil<br />
erreichen. Damit Autos künftig mit Erdgas<br />
aus erneuerbaren Energien klimaneutral<br />
über die Straßen rollen können, beteiligt<br />
sich das <strong>Stuttgart</strong>er Unternehmen an einer<br />
Pilotanlage, die den umweltfreundlichen<br />
Kraftstoff demnächst erstmals im großtechnischen<br />
Maßstab erzeugt. (asm)<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Innovation<br />
entwickeln<br />
Auch auf dem Erdboden war Mayer zu<br />
Hause: Von ihm stammt der erste Stadtplan<br />
Esslingens und die genaueste Deutschlandkarte<br />
seiner Zeit. (hel)<br />
17<br />
Tobias-Mayer-Verein
Existenzgründung<br />
gründen <strong>Stuttgart</strong><br />
18<br />
Habiburrahman Dastageeri aus <strong>Stuttgart</strong> hat eine App für Smartphones entwickelt,<br />
die Pilger religiös und geografisch unterstützt<br />
Knigge, Kompass und<br />
Korangebete<br />
und Mekka trennen 4.000 Kilometer Luftlinie,<br />
eine mehrtägige Autoreise oder mit Umsteigen ein siebenstündiger<br />
Flug. Auch für viele andere Muslime aus der<br />
ganzen Welt ist der Weg in ihre heiligste Stadt weit,<br />
gleichwohl pilgern jährlich etwa sechs Millionen Gläubige<br />
in den Wallfahrtsort nach Saudi-Arabien. Um ihnen die<br />
Reise so einfach wie möglich zu machen, hat Habiburrahman<br />
Dastageeri aus <strong>Stuttgart</strong> die sogenannte Amir-<br />
App entwickelt, die den Weg nach Mekka weist.<br />
Amir steht im Arabischen für Führer oder Leiter – das ist<br />
nicht nur örtlich zu verstehen: „Es sollte ein Navigationsgerät<br />
werden, das sowohl religiöse als auch geografische<br />
Hilfestellung leistet“, erzählt der gebürtige Mainzer,<br />
der seit seiner Kindheit in <strong>Stuttgart</strong> lebt. Dass dafür Bedarf<br />
besteht, entdeckte der heute 32-Jährige im Jahr 2006,<br />
als er mit seiner aus Afghanistan stammenden Familie<br />
zur Pilgerfahrt nach Mekka, der sogenannten Umrah,<br />
aufbrach. Mit Büchern und Gesprächen glaubte er, sich<br />
gut auf diese Reise vorbereitet zu haben, wurde aber<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
vor Ort schnell eines Besseren belehrt: Bei Temperaturen<br />
um 50 Grad im Schatten und emotionalem Stress in der<br />
fremden Umgebung entfällt etlichen Reisenden vorab<br />
Gelesenes. „Die Rituale bei der Pilgerfahrt müssen auf<br />
Anhieb sitzen – es gibt schlichtweg keine Gelegenheit zu<br />
üben“, erinnert sich Dastageeri. „Da ist mir bewusst geworden,<br />
wie wenig man weiß, und wie viel man wissen<br />
sollte, damit nichts schiefgeht.“<br />
Dies beschäftigte Dastageeri so sehr, dass aus der Idee<br />
während seines Informatik-Studiums an der Hochschule<br />
für Technik in <strong>Stuttgart</strong> das Thema seiner Master-Thesis<br />
wurde. Wie lange ihn diese tatsächlich vereinnahmen<br />
sollte, ahnte er damals noch nicht: „Anfangs rechnete ich<br />
mit einer Entwicklungszeit von drei bis sechs Monaten,<br />
hauptsächlich aufgrund der technischen Umsetzung“,<br />
erinnert sich der Software-Manager. Tatsächlich vergingen<br />
bis zur Fertigstellung zweieinhalb Jahre. Der Grund:<br />
die aufwändige Recherche. „Wir mussten selbst Experten<br />
werden, trotzdem sollte das Programm in der Handhabung<br />
einfacher sein als ein Buch“, erklärt der Entwickler.
Der App-Benutzer muss seine relevanten Daten wie etwa<br />
Geschlecht, Alter und Ablauf der Pilgerreise eingeben.<br />
Auf dieser Grundlage lotst ihn das Programm Schritt für<br />
Schritt durch die Vorbereitungen zu Hause und vor Ort in<br />
Mekka. Dastageeris Tipps sind deshalb so wertvoll, weil<br />
sie in keinem handelsüblichen Reiseführer so komprimiert<br />
auftauchen: Hinweise für die passende Kleidung, ein Kompass,<br />
Grundrisse von Pilgerstätten, Sehenswürdigkeiten<br />
oder Treffpunkten sowie Audiodateien der wichtigsten<br />
Gebete – diese Inhalte sind das Herzstück der App. Da<br />
im exakt vorgeschriebenen Ablauf der Reise viele Stolperfallen<br />
lauern, hilft das Programm, sie zu umgehen.<br />
Passiert etwas Unvorhergesehenes, sind die wichtigsten<br />
Telefonnummern von Polizei, Feuerwehr und Notarzt<br />
eingespeichert.<br />
„Die Rituale bei der Pilgerfahrt müssen auf<br />
Anhieb sitzen – es gibt schlichtweg keine<br />
Gelegenheit zu üben.“<br />
Aus dem Studenten wurde nach dem Examen rasch ein<br />
Unternehmer, der die Amir-App über die Dastageeri GmbH<br />
vertreibt. Während der gesamten Entwicklungszeit wurde<br />
er von einem Experten-Team der Hochschule unterstützt:<br />
Dazu zählten sein betreuender Dozent Professor Volker<br />
Coors, zwei Programmierer, eine Designerin, ein Anwalt<br />
und ein Unternehmensberater vom Gründernetzwerk<br />
bwcon. Inzwischen kann das Programm im App-Store<br />
heruntergeladen werden, wo es in den Sprachen<br />
Deutsch, Englisch und Türkisch zur Verfügung steht.<br />
Doch das ist erst der Anfang: Derzeit tüftelt Dastageeri<br />
in seinem Büro in <strong>Stuttgart</strong> an den Übersetzungen ins<br />
Arabische und Malaiische, an einer Markteinführungsstrategie<br />
für andere Länder und an der Portierung für<br />
das Betriebssystem Android.<br />
Jüngst konnte Dastageeri den baden-württembergischen<br />
Wirtschaftsminister Nils Schmid für seine außergewöhnliche<br />
Geschäftsidee begeistern, als er ihn auf einer<br />
Delegationsreise nach Saudi-Arabien begleitete. Was<br />
der junge Programmierer als Nächstes entwickelt, verrät<br />
er nicht. Fest steht für ihn aber: „Die Ideen gehen mir<br />
nicht aus, allein die technische Umsetzung braucht<br />
noch ein bisschen Zeit.“ Verena Mönch<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Existenzgründung<br />
Dastageeri GmbH<br />
Dastageeri GmbH<br />
Gründungsjahr: 2010<br />
Sitz: <strong>Stuttgart</strong><br />
Mitarbeiter: Ein fester,<br />
mehrere freie Mitarbeiter<br />
Entwicklungszeit der App: 2,5 Jahre<br />
dastageeri.de<br />
19
Fachkräfte<br />
arbeiten<br />
20<br />
Kultur des Willkommens<br />
Berenice Gommel, Geschäftsführerin des Entwicklungsdienstleisters Gotech in Weissach,<br />
hat fünf ihrer 30 Mitarbeiter im Ausland rekrutiert<br />
179: Frau Gommel, was hat Sie dazu<br />
motiviert, fünf ausländische Ingenieure<br />
einzustellen?<br />
Gommel: Als Entwicklungsdienstleister<br />
stehen wir in einem sehr harten Wettbewerb<br />
und konkurrieren unter anderem<br />
auch mit unseren eigenen Kunden um<br />
die besten Köpfe. Zunehmend müssen<br />
wir uns mit aggressiven Abwerbeaktionen<br />
auseinandersetzen, die unsere besten<br />
Kräfte im Visier haben. Deshalb haben<br />
wir nach neuen Möglichkeiten gesucht,<br />
um zusätzliche Fachkräfte zu gewinnen,<br />
und entschieden, künftig auch gezielt<br />
im Ausland zu rekrutieren.<br />
Heiler Software lebt Vielfalt<br />
Die <strong>Stuttgart</strong>er Heiler Software AG ist ein<br />
weltweit führender Hersteller von Product<br />
Information Management (PIM) Software.<br />
Am Hauptsitz in <strong>Stuttgart</strong> und an den<br />
Standorten in den USA und Australien<br />
sind insgesamt 140 hochqualifizierte<br />
Spezialisten beschäftigt, die beispielsweise<br />
aus Bosnien, China, Russland, Griechenland,<br />
Kamerun und Indien kommen.<br />
Firmengründer Rolf J. Heiler ist davon<br />
überzeugt, dass sein Unternehmen auf<br />
mehreren Ebenen von der internationalen<br />
Zusammensetzung seiner Belegschaft<br />
profitiert. Begeistert berichtet er beispielsweise<br />
vom besonderen mathematischen<br />
Verständnis der sehr gut ausgebildeten<br />
russischen und chinesischen Informatiker.<br />
Eine weltoffene Grundhaltung müsse<br />
immer von der Führungsebene vorgelebt<br />
werden, ist seine Empfehlung. Sprachbarrieren<br />
lässt er nicht gelten: „Wir inte-<br />
ressieren uns für Hochqualifizierte, die<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Gotech<br />
Ihr Unternehmen hat sich im Dezember<br />
2011 an einem WRS-Pilotprojekt zur<br />
Anwerbung spanischer Ingenieure<br />
beteiligt und anschließend zwei Bewerber<br />
eingestellt. Wie haben Sie Ihre<br />
übrigen ausländischen Arbeitskräfte<br />
angeworben?<br />
Unseren kanadischen Mitarbeiter haben<br />
wir über unsere Tochterfirma in Detroit<br />
kennengelernt. Der erste spanische Kollege<br />
meldete sich auf eine Anzeige bei der<br />
zentralen Auslands- und Fachvermittlung<br />
(ZAV) der Arbeitsagentur. Wegen seiner<br />
deutschen Lebensgefährtin konnte er von<br />
Anfang an relativ gut Deutsch. Mit seiner<br />
Hilfe haben wir dann eine weitere Stelle<br />
direkt an den spanischen Hochschulen<br />
ausgeschrieben.<br />
Welche praktischen Erfahrungen haben<br />
Sie bei der Integration in Ihr Team<br />
gemacht?<br />
Bei uns läuft das sehr persönlich ab und<br />
beginnt damit, dass ich die neuen Mitarbeiter<br />
am Flughafen abhole und in die<br />
von uns angemietete und ausgestattete<br />
in der Regel alle Englisch sprechen und<br />
aufgrund ihres Intellekts in der Lage<br />
sind, auch jede andere Sprache schnell<br />
zu lernen.“<br />
Die Fachkräfte aus dem Ausland willkommen<br />
zu heißen, ist Teil der Unternehmens-<br />
kultur. Die Firma unterstützt die Neuankömmlinge<br />
mit Sprachkursen und einem<br />
umfassenden Serviceangebot, beispielsweise<br />
bei der Suche nach Wohnungen<br />
und Kinderbetreuungsmöglichkeiten oder<br />
der Erledigung von Formalitäten. „Entscheidend<br />
ist aber vor allem die echte<br />
warmherzige Freude, die das Team ausstrahlt,<br />
wenn die ausländischen Kollegen<br />
anfangen“, weiß der Firmenchef.<br />
Als hemmend bewertet er die deutsche<br />
Bürokratie. Während man in den USA<br />
beispielweise nur einen Online-Antrag<br />
ausfüllt und innerhalb einer Stunde einen<br />
zentralen Ansprechpartner genannt<br />
Wohnung bringe. Anschließend haben<br />
sich bisher vor allem meine erwachsenen<br />
Kinder sehr intensiv darum gekümmert,<br />
die neuen Arbeitskräfte in den Kollegenkreis<br />
und das soziale und kulturelle Leben<br />
in Deutschland einzuführen.<br />
Welche Rolle spielen Fachkenntnisse<br />
und die Beherrschung der deutschen<br />
Sprache?<br />
Da wir als Dienstleister überwiegend für<br />
deutsche Automobilfirmen entwickeln,<br />
sind zumindest grundlegende Deutschkenntnisse<br />
notwendig. Ein anderer Aspekt<br />
sind die fachlichen Voraussetzungen. Hier<br />
wissen wir inzwischen, dass zum Beispiel<br />
die spanischen Absolventen hinsichtlich<br />
ihrer praktischen Kenntnisse nicht mit<br />
deutschen Abgängern vergleichbar sind.<br />
Erfahrungsgemäß müssen wir noch in<br />
die Ausbildung der ausländischen Fachkräfte<br />
investieren, bevor wir sie vollwertig<br />
einsetzen können.<br />
Die Fragen stellte Monika Nill<br />
gotech-cad.de<br />
bekommt, müssen hier mehrseitige Papiere<br />
und zahlreiche Behördengänge bewältigt<br />
werden. „Im Wettbewerb ziehen wir<br />
deshalb nach wie vor oft den Kürzeren“,<br />
betont Heiler und appelliert an die Politik,<br />
den Prozess weiter zu vereinfachen und<br />
eine zentrale Ansprechstation zu schaffen.<br />
(nil)<br />
heiler.com<br />
Heiler Software
Alles Simulanten<br />
Die meisten schaffen es nur bis zum Bade-<br />
wannenkapitän. Wer höher hinaus will,<br />
begibt sich nach Filderstadt-Bernhausen<br />
und bleibt dennoch am Boden. Hier<br />
lässt sich im Simulator der Traum vom<br />
Flugkapitän verwirklichen. Nur wenige<br />
Hundert Meter weiter starten die echten<br />
Maschinen.<br />
In einer großen Halle steht ein detailgetreu<br />
nachgebautes Cockpit vom Typ<br />
Boeing 737. Farbige Markierungen auf<br />
dem Boden weisen den Weg in die<br />
Flugzeugattrappe. Auf einem Monitor<br />
sind Zielflughafen und Abflugzeit<br />
angeschrieben und über eine Rampe<br />
gelangt der Besucher samt Bordkarte<br />
in die sonst verschlossene Welt hinter<br />
der Cockpittür. Ein Kids Club sowie die<br />
Cockpits eines Learjets und eines Hubschraubers<br />
sind geplant.<br />
Flugkapitänssimulanten gibt es zuhauf.<br />
Statt am heimischen Rechner steuern sie<br />
über den 270-Grad-Bildschirm in Filderstadt<br />
weltweit 25.000 Destinationen an.<br />
Nur die Bewegung der Kabine fehlt. Das<br />
wäre extrem teuer. Das Flugpanorama<br />
und die Geräusche von Trieb- oder Fahr-<br />
13. bis 21. April 2012<br />
Klassik in Bewegung<br />
Das Podium-Musikfestival in Esslingen<br />
lotet die Grenzen der klassischen Musik<br />
aus: frei, vielfältig, wegweisend und unkonventionell<br />
– inklusive Nachtkonzert,<br />
Dichtung und E-Klängen.<br />
podiumfestival.de<br />
4. bis 5. Mai 2012<br />
Rausch der Nacht<br />
Eine etwas andere Führung im Ludwigsburger<br />
Schloss: im Rausch der Nacht –<br />
auf den frivolen Spuren der Geschichte.<br />
ludwigsburg.de<br />
11. Mai 2012<br />
Matinee im Marmorsaal<br />
Einmal im Monat spielen die <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Saloniker im eindrucksvollen Marmorsaal<br />
des Weißenburgparks. Auf dem Programm:<br />
leichte Klassik, Straußwalzer und<br />
Early Jazz im Wechsel der Jahreszeiten –<br />
Sekt und Häppchen inklusive.<br />
saloniker.de<br />
In Filderstadt können Laien mit dem Flugsimulator abheben<br />
werk reichen jedoch völlig aus, um die<br />
Realität vorzutäuschen. Wer es anspruchs-<br />
voller mag, darf Hagelschauer, böigen<br />
Wind oder schwierige Landungen bewältigen.<br />
Firmen, Privatleute und selbst<br />
Piloten buchen das Flugerlebnis.<br />
Wer am Steuerknüppel sitzt, konzentriert<br />
sich ohnehin schnell auf die Instrumente<br />
wie den künstlichen Horizont, die Ge-<br />
8. bis 13. Mai 2012<br />
Tricksereien<br />
Das Internationale Trickfilm-Festival Stutt-<br />
gart wurde 1982 gegründet und ist eines<br />
der weltweit größten und wichtigsten<br />
Festivals für Animationsfilm. Es zieht rund<br />
75.000 Besucher an – Publikum ebenso<br />
wie Fachbesucher.<br />
itfs.de<br />
27. bis 28. Mai 2012<br />
Schiffsmodell-Cup<br />
Schaufahren mit naturgetreuen Schiffsmodellen,<br />
Segelregatta, Dampfbootrennen<br />
und Yachtparade an den Bürgerseen.<br />
kirchheim-teck.de<br />
bis 19. August 2012<br />
Graphik-Kabinett<br />
Seit zehn Jahren besteht das Städtische<br />
Graphik-Kabinett in Backnang. Aus den<br />
1.600 Blättern der Ernst-Riecker-Stiftung,<br />
einer hochkarätigen Sammlung euro-<br />
päischer Druckgrafik vom 15. bis zum<br />
19. Jahrhundert, werden von Bürgern<br />
ausgewählte Blätter gezeigt.<br />
backnang.de<br />
schwindigkeitsmessung oder die Schubleistung.<br />
Trotzdem ist es beeindruckend,<br />
nebenbei einen Blick aus dem „Fenster“<br />
zu werfen, den Neckar oder die Schwäbische<br />
Alb zu identifizieren und dann geht‘s<br />
zum Landeanflug auf <strong>Stuttgart</strong> – ganz<br />
von Hand und mit weicher Landung. Na<br />
bitte, „wo geht‘s hier zur Umschulung“,<br />
fragt der stolze Laie. (asm)<br />
siminn.de<br />
tipps<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
Freizeit<br />
erleben<br />
Landratsamt Rems-Murr-Kreis<br />
Bittere Orangen<br />
Er ist eine Oase in der <strong>Region</strong>. Wer den<br />
Pomeranzengarten in Leonberg betritt,<br />
fühlt sich in eine andere Welt versetzt.<br />
Schließlich gehört der Garten mit dem<br />
schönen Ausblick zu den wenigen noch<br />
erhaltenen höfischen Gärten der Renaissance<br />
in Deutschland. Die historische<br />
Anlage aus dem Jahr 1609 wurde in<br />
den 1970er-Jahren wiederentdeckt und<br />
daraufhin restauriert. Die im Sommer<br />
aufgestellten Bitterorangenbäumchen,<br />
besser bekannt als Pomeranzen, gaben<br />
dem Garten seinen Namen.<br />
leonberg.de<br />
Geschickte Hände<br />
Die kleine Gemeinde Wolfschlugen auf<br />
den Fildern war im ausgehenden 19. Jahrhundert<br />
für ihre einzigartigen Stickereien<br />
weithin bekannt. Sogar das englische<br />
Königshaus bestellte dort feinste und<br />
kostbarste Ware, die in wochen- und<br />
monatelanger Handarbeit hergestellt<br />
wurde. Produkte aus jener vergangenen<br />
Zeit sind im Rathaus ausgestellt und<br />
werden sonntags bei Führungen gezeigt.<br />
wolfschlugen.de<br />
21
Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> Aktuell<br />
service<br />
Christian Dosch / Film Commission<br />
22<br />
Ganz großes Kino<br />
Die Film Commission rückt die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
bei der Berlinale ins rechte Licht<br />
Wenn sich bei der Berlinale eine Woche<br />
lang die Filmwelt trifft, ist das für die Film<br />
Commission <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> ein Muss.<br />
Da heißt es, den Berg von Einladungen<br />
zu Empfängen, Meet & Greets und Partys<br />
zu sichten, denn schon lange dreht sich<br />
nicht mehr alles nur um Filme, sondern<br />
auch um Aufmerksamkeit. Klingt entspannt,<br />
ist jedoch harte Arbeit: Networking,<br />
Kontaktbörse, Projektakquise. Zukünftige<br />
Filmprojekte ansprechen, immer<br />
im Hinterkopf: die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> als<br />
Produktions- und Drehstandort.<br />
Für die Head of Departments, Abteilungs-<br />
leiter in den Filmprojekten, ist die Berlinale<br />
der Zeitpunkt, um ihr Arbeitsjahr zu<br />
planen. Gut, wenn die <strong>Region</strong> mit den<br />
richtigen Bedingungen aufwarten kann.<br />
Die Vielzahl der präsenten Schwaben zeigt,<br />
wie stark die junge Filmregion <strong>Stuttgart</strong><br />
mittlerweile auf der nationalen Landkarte<br />
verankert ist und den kreativen Austausch<br />
mit anderen Standorten sucht und braucht.<br />
Das Netzwerktreffen der elf deutschen<br />
Film Commissions hilft internationalen<br />
Produzenten, die föderale Struktur in<br />
Deutschland zu verstehen und hält gleichzeitig<br />
die Kosten der Film Commissions<br />
für die Festivalauftritte gering. Berlinale<br />
im Februar, Cannes im Mai und Location<br />
Trade Show in Los Angeles im Juni sind<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012<br />
die jährlichen Reisestationen. Unter<br />
dem Label „Location Germany“ tritt man<br />
gemeinsam auf, wirbt für Dreharbeiten<br />
in Deutschland, ist Ansprechpartner für<br />
internationale Produzenten. Die haben<br />
vor allem Fragen zur Filmförderung, zu<br />
deutschen Koproduzenten, Locations,<br />
Filmstudios und Dienstleistern.<br />
Auch am Sonntagmorgen fängt der frühe<br />
Vogel die Projekte. Ab acht Uhr stehen<br />
die <strong>Stuttgart</strong>er und weitere Gastgeber<br />
beim Co-Production Market auf der Matte<br />
und treffen bei „Café & Croissants“<br />
auf über 500 erfahrene internationale<br />
Produzenten, Finanziers, Verleiher sowie<br />
Förderinstitutionen, Weltvertriebe und<br />
Fernsehsender, die internationale Koproduktionen<br />
initiieren. Die Film-Commission-Vertreter<br />
erklären die Geografie<br />
Deutschlands und wo welche Motive zu<br />
finden sind: Schwarzwald, Schwäbische<br />
Alb, die Barockschlösser, der <strong>Stuttgart</strong>er<br />
Kessel und das Nebeneinander von Weinbau,<br />
Leben und Industrie stoßen bei den<br />
Produzenten auf Interesse. „<strong>Stuttgart</strong>,<br />
a region of contrasts“ wird spontan zum<br />
Gesprächseinstieg.<br />
Die Berlinale-Woche endet mit einem<br />
Produzententreffen, diesmal mit Boris<br />
Ausserer von Yellow Bird Pictures zum<br />
Projekt „Georg Elser“, bevor 400 Gäste<br />
zum Empfang der MFG Filmförderung in<br />
die Landesvertretung Baden-Württemberg<br />
strömen. Der begehrte Thomas-Strittmatter-Drehbuch-Preis<br />
geht an diesem<br />
Abend an Michael Baumann und Sabine<br />
Westermaier. Ein krönender Abschluss<br />
für die <strong>Region</strong>, denn das ausgezeichnete<br />
Projekt „Habib Rhapsody“ wird von<br />
der <strong>Stuttgart</strong>er IndiFilm produziert. Das<br />
Drehbuch erzählt die Geschichte von vier<br />
<strong>Stuttgart</strong>ern rund um den Wilhelmsplatz,<br />
die mit kleinen und großen Lebenslügen<br />
zu kämpfen haben. Die Dreharbeiten<br />
beginnen voraussichtlich im Sommer. Für<br />
die Filmproduktion, die Film Commission<br />
und die beteiligten Ämter eine echte<br />
Herausforderung, denn der Platz und die<br />
angrenzenden Straßen müssen für die<br />
Dreharbeiten partiell und temporär gesperrt<br />
werden. Produzent Arek Gielnik hat<br />
keine Zweifel, dass alles klappt und lacht:<br />
„Das kriegen wir hin, oder? Jetzt kann<br />
<strong>Stuttgart</strong> beweisen, dass es Filmstadt ist.“<br />
Kathrin Stärk<br />
termine<br />
der Wirtschaftsförderung<br />
<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
20. April 2012<br />
Netzwerkgespräche Kommunale<br />
Wirtschaftsförderung – Web 2.0<br />
Kommunale Wirtschaftsförderer<br />
erhalten Informationen über Herausforderungen<br />
und Chancen des<br />
Web 2.0 und lernen erfolgreiche<br />
Praxisbeispiele kennen.<br />
Ort: Verband <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
11. Mai 2012<br />
Raumwelten<br />
Bei der neuen Konferenz zum<br />
Thema „Kommunikation im Raum“<br />
dreht sich alles um Messestände,<br />
Produktinszenierungen und öffentliche<br />
Auftritte von Unternehmen.<br />
Ort: Mercedes-Benz-Museum,<br />
<strong>Stuttgart</strong><br />
raum-welten.com<br />
12. Mai 2012<br />
Werkstattgespräch<br />
Begleitend zum Internationalen<br />
Trickfilm-Festival bietet die Film<br />
Commission Besuche beim Ludwigsburger<br />
Media & Games Studio<br />
Zeitland und den Spieleentwicklern<br />
Chasing Carrots in <strong>Stuttgart</strong> an.<br />
Ort: <strong>Stuttgart</strong>, Ludwigsburg<br />
film.region-stuttgart.de<br />
15. bis 16. Mai 2012<br />
Open Forum <strong>Stuttgart</strong> 2012<br />
Die drei Fachtagungen A2A (Apps to<br />
Automotive), Embedded Eclipse und<br />
Open Change bilden eine offene Plattform<br />
zu Technologien und Prozessen<br />
für die Softwareentwicklung mit dem<br />
Schwerpunkt Automobilindustrie.<br />
Ort: Neckarforum Esslingen<br />
open-forum.net<br />
11. Juni 2012<br />
Erfindungen verwerten<br />
Die Veranstaltung zeigt verschiedene<br />
Wege, wie Innovationen in erfolg-<br />
reiche Produkte umgesetzt werden,<br />
etwa durch Lizenzvergabe oder durch<br />
die Gründung eines Unternehmens.<br />
Ort: VDI-Haus, <strong>Stuttgart</strong><br />
inventio.region-stuttgart.de
service<br />
Innovationen und<br />
Firmengründungen<br />
Die WRS erweitert ihre Innovations- und<br />
Gründungsförderung um zwei neue Instrumente:<br />
HiTURS und Inventio. Die Initiative<br />
HiTURS vernetzt junge Technologieunternehmen<br />
mit unternehmerischen Kapital-<br />
gebern, branchenerfahrenen Unternehmens-<br />
partnern und kompetenten Mitgründern.<br />
Ziel des bundesweit einmaligen Umsetzungs-<br />
netzwerks Inventio ist es, Erfindungen mit<br />
Hilfe von erfahrenen Partnern zu marktfähigen<br />
Produkten zu machen. Das Netzwerk<br />
bringt Erfinder mit mittelständischen Ingenieurdienstleistern<br />
zusammen, die über<br />
technisches und kaufmännisches Knowhow<br />
und die erforderlichen Branchenkontakte<br />
verfügen. Gemeinsam gehen die<br />
Partner etwa den Themenkomplex Patente<br />
und Lizenzen an.<br />
hiturs.region-stuttgart.de<br />
inventio.region-stuttgart.de<br />
Vom Verlag zum<br />
Medienhaus<br />
Gemeinsam mit der Hochschule der Medien<br />
(HdM) in <strong>Stuttgart</strong> hat die WRS das Inno-<br />
vationslabor für Verlagsprodukte everlab<br />
ins Leben gerufen. Es soll die Verlage der<br />
<strong>Region</strong> mit Partnern aus der Medienwelt<br />
wie Agenturen, Designern und Softwareentwicklern<br />
vernetzen. Ziel ist es, den Strukturwandel,<br />
der durch neue Medientechnologien<br />
und ein verändertes Nutzerverhalten<br />
geprägt ist, zu gestalten. Mit mehr als 400<br />
Verlagen gehört die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> zu den<br />
wichtigsten deutschen Verlagsstandorten.<br />
everlab.de<br />
Industrielle Dienstleistungen:<br />
Erfolgsfaktor für die Maschinenbau-<br />
Veröffentlichungen aus den Kompetenzzentren<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>, Band 1<br />
Branche der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> Leitfaden für industri-<br />
Leitfaden zur Professionalisierung<br />
des Dienstleistungsportfolios<br />
elle Dienstleistungen<br />
Rainer Nägele, Alexandra Bading<br />
privat<br />
Neue Frau für Brüssel<br />
Die 34-jährige Politikwissenschaftlerin<br />
Dr. Claudia Conrads ist neue Leiterin des<br />
Europabüros der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> in Brüssel.<br />
Sie lebt seit acht Jahren in Brüssel und war<br />
dort zuletzt bei der EnBW Energie Baden-<br />
Württemberg AG als Projektleiterin für Eu-<br />
ropapolitik beschäftigt. Zuvor war sie bei<br />
verschiedenen Europaabgeordneten als<br />
Parlamentarische Beraterin tätig. Conrads<br />
bringt ihre Erfahrung in den Bereichen Energie,<br />
Verkehr und Wirtschaft ein. Gemeinsam<br />
mit den Europakoordinatorinnen von WRS<br />
und Verband <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> will sie die<br />
„bewährte Europaarbeit der <strong>Region</strong> fortsetzen<br />
und mit eigenen Akzenten ausbauen“.<br />
WRS<br />
Gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO und<br />
dem regionalen Kompetenzzentrum Packaging<br />
Excellence Center (PEC) hat die WRS<br />
einen Leitfaden zur Professionalisierung<br />
des Dienstleistungsangebots von Maschinenbaufirmen<br />
herausgegeben. Die Broschüre<br />
informiert über praxisgerechte Instrumente<br />
für den Weg vom Hersteller zum Lösungsanbieter.<br />
Komplexe Maschinen mit produktnahen<br />
Dienstleistungen zu kombinieren gilt<br />
in der wettbewerbsintensiven Maschinenbaubranche<br />
als ertragsstarker Wachstumsmarkt.<br />
eu.region-stuttgart.de<br />
So klingt<br />
ein Elektroauto<br />
Der Sounddesigner Mario Knapp hat den<br />
Wettbewerb Sounddesign E-Mobilität<br />
gewonnen, den die WRS gemeinsam mit<br />
dem Popbüro <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> und mit<br />
Unterstützung des EU-Projekts Prosesc<br />
ausgeschrieben hat. Gesucht war eine<br />
Klangästhetik speziell für Elektrofahrzeuge,<br />
die eine möglichst geringe Lärmbelästigung<br />
mit den Warnfunktionen für andere<br />
Verkehrsteilnehmer und einem emotionalen<br />
Feedback für den Fahrer verbindet. Am<br />
Wettbewerb beteiligten sich 26 Klang-<br />
gestalter. Weitere 16 haben für den<br />
Sonderpreis „Urbane Klangkulisse der<br />
Zukunft“ eine stark befahrene Straße im<br />
Jahr 2030 akustisch simuliert.<br />
ecarsound.region-stuttgart.de/<br />
gewinner<br />
Verzeichnis für Kreative<br />
Die WRS sammelt bis 8. Juni Inhalte für<br />
die dritte Ausgabe des „Verzeichnis der<br />
Kreativdienstleister in der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong>“.<br />
Das Print-Nachschlagewerk präsentiert<br />
handlich und übersichtlich Kreativanbieter<br />
von Architektur bis Werbung. Im September<br />
erscheint der Katalog in einer Auflage<br />
von 10.000. Er richtet sich an Marketingverantwortliche<br />
von kleinen und mittleren<br />
Unternehmen in der <strong>Region</strong>. Die genauen<br />
Konditionen und Termine gibt es unter<br />
kd3@region-stuttgart.de.<br />
kreativ.region-stuttgart<br />
Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> Aktuell<br />
Grüne Logistik<br />
Automobil, Maschinenbau oder<br />
Elektrotechnik – die <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
ist der industriestärkste Standort<br />
Deutschlands. Logistikunternehmen<br />
sorgen dafür, dass die produzierten<br />
Güter ihre Ziele auf der ganzen<br />
Welt via Land-, Luft- und Wasser- ausgabe<br />
weg sicher erreichen. Mit optimierten<br />
Verfahren und innovativen<br />
Dienstleistungen erschließt die<br />
Branche neue Geschäftsfelder und<br />
leistet einen wichtigen Beitrag zur<br />
Ressourcenschonung.<br />
Die nächste 179-Ausgabe nächste<br />
erscheint im Juni 2012.<br />
Herausgeber<br />
Wirtschaftsförderung<br />
<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> GmbH (WRS)<br />
Friedrichstraße 10<br />
70174 <strong>Stuttgart</strong><br />
Telefon 0711 2 28 35-0<br />
info@region-stuttgart.de<br />
wrs.region-stuttgart.de<br />
Geschäftsführer<br />
Dr. Walter Rogg<br />
Verantwortlich<br />
Helmuth Haag (hel)<br />
Redaktion<br />
Tobias Schiller (tos)<br />
tobias.schiller@region-stuttgart.de<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Helmuth Haag (hel), Sonja Madeja (som),<br />
Verena Mönch (vem), Monika Nill (nil),<br />
Michael Ohnewald (moh), Tobias Schiller<br />
(tos), Astrid Schlupp-Melchinger (asm),<br />
Kathrin Stärk (kst)<br />
Gestaltung<br />
Projektgruppe Visuelle<br />
Kommunikation, Ludwigsburg<br />
Erscheinungsweise<br />
Quartalsweise<br />
Abonnement/Abbestellung<br />
179@region-stuttgart.de<br />
179.region-stuttgart.de<br />
Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise<br />
auf die weibliche Form verzichtet.<br />
Die Wirtschaftsförderung <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
GmbH ist eine Tochter des Verband <strong>Region</strong><br />
<strong>Stuttgart</strong>. Das Infomagazin „<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong><br />
aktuell” können Sie auf der Website des<br />
Verbandes einsehen und bestellen:<br />
region-stuttgart.org<br />
region-stuttgart.de<br />
impressum<br />
179 Das Standortmagazin der <strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> 1/2012 23
Gefällt Ihnen 179? Möchten Sie<br />
regelmäßig interessante Geschichten<br />
und aktuelle Infos aus der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> lesen? Dann<br />
abonnieren Sie uns doch einfach!<br />
179 – Das Standortmagazin der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> erscheint vierteljährlich.<br />
Gerne schicken wir Ihnen<br />
jedes Heft druckfrisch ins Haus –<br />
kostenlos.<br />
Füllen Sie dazu einfach die<br />
Postkarte unten aus, schicken Sie<br />
uns eine E-Mail an<br />
179@region-stuttgart.de<br />
oder tragen Sie sich ein auf<br />
179.region-stuttgart.de.<br />
Per Fax 0711 2 28 35-888<br />
oder per Postkarte an:<br />
Wirtschaftsförderung<br />
<strong>Region</strong> <strong>Stuttgart</strong> GmbH<br />
Abonnement<br />
Friedrichstraße 10<br />
70174 <strong>Stuttgart</strong><br />
abonnement
Firma/Institution<br />
Name<br />
Funktion<br />
Adresse<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
Unterschrift<br />
Werden Sie Fan auf Facebook:<br />
Geschichten, Amüsantes, Links und<br />
Bilder aus Wirtschaft, Forschung<br />
und Freizeit<br />
facebook.com/<strong>Region</strong>.<strong>Stuttgart</strong><br />
Folgen Sie uns auf Twitter:<br />
Aktuelle Veranstaltungstipps der<br />
WRS und Erfolgsgeschichten aus<br />
der <strong>Region</strong><br />
twitter.com/wrs_gmbh<br />
Lassen Sie sich begeistern:<br />
Der regionale YouTube-Kanal zeigt<br />
unterhaltsame Videos aus der und<br />
über die <strong>Region</strong><br />
youtube.com/regionstuttgart<br />
Abonnement<br />
Fax 0711 2 28 35-888 oder E-Mail an<br />
179@region-stuttgart.de<br />
Ich möchte das Magazin 179 regelmäßig<br />
erhalten. Bitte senden Sie es kostenlos<br />
an folgende Adresse:<br />
1/12
Titelfoto: wrw/pixelio.de<br />
Sie entwickeln<br />
brillante Lösungen<br />
Wir sorgen dafür,<br />
dass es die Welt erfährt<br />
Die Konradin Mediengruppe gehört zu<br />
den größten Fachinformationsanbietern<br />
im deutschsprachigen Raum.<br />
Das Portfolio umfasst insgesamt rund<br />
50 Fachmedien, Wissensmagazine,<br />
Online-Portale und Veranstaltungsreihen.<br />
Ergänzt wird das Medien-Angebot durch<br />
Dienstleistungen von Corporate Publishing<br />
bis Druck.<br />
Unsere Kompetenz-Bereiche sind:<br />
Industrie<br />
Architektur<br />
Ausbau<br />
Arbeitswelt<br />
Augenoptik<br />
Genuss<br />
Wissen<br />
Mehr dazu unter www.konradin.de