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Die Sonnenuhr Helios - Helios sundial

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<strong>Die</strong> <strong>Sonnenuhr</strong> von Carlo Heller ist einaufsehenerregendes, ästhetisches, wetterfestesund handwerklich außerordentlichliebevoll gefertigtes Präzisionsobjekt, das diejahrtausendealte Idee der Zeitmessung durchden Lauf der Erde um die Sonne in einemneuen Licht erstrahlen läßt.Nils SchiffhauerFrankfurter Allgemeine Zeitung4. September 2001Ausgabe 2 | 1. September 2002InhaltDas kosmische Uhrwerk . . . . . . . .[03]Entwicklungsgeschichte . . . . . . . .[15]


Das kosmische Uhrwerk


Ein neues Funktionsprinzip<strong>Die</strong> <strong>Sonnenuhr</strong> HELIOS arbeitet nach einemweltweit einzigartigen Prinzip, das zumPatent angemeldet ist. Der in die Uhr eingebauteHohlspiegel reflektiert das Sonnenlichtund projiziert das Abbild der Sonnenscheibeals Lichtpunkt auf den Schirm der <strong>Sonnenuhr</strong>.Auf seiner Skala gibt der Lichtpunkt dieminutengenaue Mitteleuropäische Zeit (MEZ)und das Datum an. Der Schirm ist als Weltkugelgestaltet. Der Lichtpunkt wandert überden Globus und zeigt, wo die Sonnenstrahlengerade senkrecht auf die Erde treffen.Man spricht vom subsolaren Punkt auf derErdoberfläche. <strong>Die</strong> Sonne steht dort im Zenitund wirft keinen Schatten.Erst das neue Funktionsprinzip - dieProjektion des Sonnenlichts auf einenGlobusschirm - macht es möglich, mit einemHöchstmaß an Präzision gleichzeitig dieMitteleuropäische Zeit, das Datum und diescheinbare Wanderung der Sonne anzuzeigen.Subsolarer Punkt, Tageswanderung,Jahreszeiten, Wendekreise, Tagnachtgleiche -die Sonne selbst macht diese Naturphänomeneauf der <strong>Sonnenuhr</strong> sichtbar.Das kosmische Uhrwerk<strong>Die</strong> Bewegung der Erde auf ihrer elliptischenBahn um die Sonne und um die eigene Achseist das gigantische kosmische Uhrwerk, dasdie <strong>Sonnenuhr</strong> antreibt - präzise und beständig.Der Zeiger ist das Sonnenlicht. In jedemMoment kommt es aus einer anderenRichtung und trifft in einem anderen Winkelauf den Spiegel der <strong>Sonnenuhr</strong>.Das Bild auf der folgenden Seite zeigt dieErde auf ihrer jährlichen Umlaufbahn, jeweilszu Beginn der vier Jahreszeiten. In diesemBeispiel steht die <strong>Sonnenuhr</strong> fest montiert inFrankfurt am Main und folgt der Bewegungder Erde um die Sonne und um die eigeneAchse. <strong>Die</strong> Sonnenstrahlen beleuchten eineHälfte der Erdkugel, dort ist es Tag.Eingezeichnet ist der Sonnenstrahl, der senkrechtauf die Erde trifft und verlängert genaudurch ihren Mittelpunkt geht. Ein Beobachter,der sich gerade an diesem Ort befindet,sieht die Sonne im Zenit.Ein weiterer Sonnenstrahl gelangt auf denSpiegel der <strong>Sonnenuhr</strong> und projiziert einAbbild der Sonne als Lichtpunkt auf denAnzeigeschirm.DAS KOSMISCHE UHRWERKDAS FUNKTIONSPRINZIP DER SONNENUHR[04]


KOSMISCHES UHRWERKDAS KOSMISCHE UHRWERK[05]


Zum Frühlingsanfang am 21. März steht dieSonne senkrecht über dem Äquator. DerHöhenwinkel der Sonne zur Äquatorebene,die sogenannte Deklination, beträgt 0°. <strong>Die</strong>Tag-Nachtgrenze verläuft durch die Pole derErde. Auf der ganzen Welt ist der Tag genausolang wie die Nacht, man spricht von derTagnachtgleiche. Der Lichtpunkt auf der<strong>Sonnenuhr</strong> zeigt die reale Situation imKosmos: er überquert zeitgleich den auf demGlobus eingezeichneten Äquator.Drei Monate später, es ist der 21. Juni, ist dieErde um 90° weiter gewandert. <strong>Die</strong> Erdachsehat ihre Richtung beibehalten und ist genauder Sonne zugeneigt. Der Mittelpunkt desLichtkegels der Sonne trifft auf den nördlichenWendekreis, die Deklination der Sonnebeträgt 23,4°. Auf der nördlichen Hemisphäreist Sommeranfang und längster Tag im Jahr.<strong>Die</strong> Sonnenstrahlen treffen in steilem Winkelauf den Spiegel der <strong>Sonnenuhr</strong> auf, derLichtpunkt hat auf der Zeit- und Datumsskalaseinen höchsten Stand erreicht. An diesemTag läuft er - wie auch die Sonne in derRealität - auf dem nördlichen Wendekreisentlang. Zur Sommersonnenwende wird derAnzeigeschirm für die bisher aufsteigendeSonne gegen den für die jetzt absteigendeSonne ausgetauscht.Ab sofort nimmt die Deklination der Sonnekontinuierlich ab, am 23. September - zumHerbstanfang - überquert sie wieder denÄquator und am 21. Dezember erreicht sieihre südlichste Bahn, den südlichen Wendekreis.<strong>Die</strong> Sonnenstrahlen treffen auf die<strong>Sonnenuhr</strong> im flachen Winkel auf, der Lichtpunktbewegt sich auf der Datumslinie, diedem 21. Dezember zugeordnet ist. Es istWinteranfang und es wird Zeit, die <strong>Sonnenuhr</strong>wieder mit dem für den Winter undFrühling gültigen Anzeigeschirm auszurüsten.<strong>Die</strong> <strong>Sonnenuhr</strong> zeigt die MitteleuropäischeZeit (MEZ) bzw. die MitteleuropäischeSommerzeit (MESZ). <strong>Die</strong> MEZ ist die in denmeisten europäischen Ländern gültigeNormalzeit. Sie bezieht sich auf den 15.Längengrad östlich von Greenwich.In allen vier Darstellungen der Erde ist esgerade 12 Uhr MEZ bzw. 13 Uhr MESZ.Demzufolge könnte man erwarten, dass alleOrte, die auf dem 15. Längengrad liegen,gerade Mittag haben. Das heißt, dass dieSonne ihren höchsten Punkt über demHorizont erreicht hat und genau im Südenden Meridian passiert.Wir betrachten die Erde am 21. März: WiderErwarten steht die Sonne um 12 Uhr MEZnoch östlich des 15. Längengrads. Eineklassische <strong>Sonnenuhr</strong> mit erdachsparallelemSchattenstab, die in Görlitz auf dem 15.Längengrad steht, würde 11.53 Uhr wahreOrtszeit (WOZ) anzeigen. Auch zumSommer-, Herbst- und Winteranfang ist dieWOZ in Görlitz früher oder später als 12 Uhr.Nur an vier Tagen im Jahr steht die Sonne um12 Uhr MEZ, zum Zeitpunkt des wahrenMittags, genau im Meridian des 15. Längengrads.<strong>Die</strong> wahre Ortszeit, auch Sonnenzeitgenannt, ist also keine gleichmäßige Zeit undfolglich ungeeignet für die Zeitmessung mitmechanischen Uhren.Daher hat man bereits im 18. Jahrhunderteine gemittelte Zeit, die mittlere Ortszeit(MOZ), eingeführt. Sie geht von einerfiktiven, sich gleichförmig auf dem Himmelsäquatorbewegenden Sonne aus und umfasstalle Orte auf dem gleichen Längengrad.<strong>Die</strong> Erfindung der Eisenbahn im Zuge derindustriellen Revolution im 19. Jahrhundertermöglichte Reisen über große Strecken. <strong>Die</strong>Notwendigkeit von überregionalen Zugfahrplänenführten im nächsten Schritt zurweiteren Vereinheitlichung der Zeit: die Einführungder in Zeitzonen gültigen Normalzeitdurch eine internationale Vereinbarung imJahr 1884.<strong>Die</strong> Zeitzonen liegen jeweils eine Stunde auseinander,genau die Zeitdauer, die die Sonnefür ihre scheinbare Wanderung über der Erdefür 15 Längengrade benötigt.Auf der <strong>Sonnenuhr</strong> sind der Nullmeridiandurch Greenwich, auf den sich die Weltzeitbezieht, und die Meridiane östlich und westlichim Abstand von 15° als Repräsentantender Zeitzonen eingezeichnet. <strong>Die</strong> MitteleuropäischeZeit ist als die mittlere Ortszeitam 15. Längengrad östlich von Greenwichdefiniert.<strong>Die</strong> <strong>Sonnenuhr</strong> HELIOS gibt die MitteleuropäischeZeit an, so dass in allen vier gezeigtenPositionen der Erde (auf Seite 5)12 Uhr MEZ bzw. 13 Uhr MESZ auf derZeitskala direkt ablesbar ist.<strong>Die</strong> auf der <strong>Sonnenuhr</strong> HELIOS ablesbarenDaten gehen über das normale Maß weit hinausund werden im nächsten Abschnitt aneinem Beispiel erläutert.DAS KOSMISCHE UHRWERK[06]


<strong>Die</strong> Funktionen der <strong>Sonnenuhr</strong>Das Bild auf Seite 8 veranschaulicht dieFunktionen der <strong>Sonnenuhr</strong> HELIOS in einerMomentaufnahme am 1. April 2002, 13 UhrMESZ (12 Uhr MEZ). Links sieht man Erdeund Sonne, so wie ein Astronaut das kosmischeUhrwerk in diesem Moment aus demWeltraum sehen würde. Der paralleleSonnenstrahl, der auf den Spiegel der<strong>Sonnenuhr</strong> trifft, projiziert ein Bild der Sonnegenau an die Stelle auf den Anzeigeschirm,an dem die Sonne senkrecht über der Erdesteht.Aus Sicht eines Betrachters, der auf die<strong>Sonnenuhr</strong> schaut (rechte Abbildung, Seite8), wird auf der Uhr exakt die Situation dargestellt,die sich dem Astronauten am1. April 2002 um 13 Uhr MESZ bietet.Im Einzelnen können direkt abgelesen werden:> Standort: Wiesbaden. Der Standort der<strong>Sonnenuhr</strong> ist seinen geografischenKoordinaten (50°5’34“ nördliche Breite,8°13’20“ östliche Länge) entsprechendauf der Weltkugel eingezeichnet. Für diesenStandort wurde die <strong>Sonnenuhr</strong>berechnet und gefertigt, nur dort gehtsie genau.Im obigen Bild zeigt der Lichtpunkt 13Uhr MESZ (12 Uhr MEZ) an, das entsprichtdefinitionsgemäß 12 Uhr mittlererOrtszeit (MOZ) am 15. Längengrad.<strong>Die</strong>ser verläuft im Foto schräg zu denZeitlinien. Erreicht der Lichtpunkt diesenMeridian, ist dort 12 Uhr wahre Ortszeit(wahrer Mittag). <strong>Die</strong> Zeitgleichung istgenau die Zeit, die der Lichtpunkt benötigt,um den Weg von der 13 Uhr-Liniebis zum 15. Längengrad zurückzulegen.Mit der Zeitgleichung lässt sich die wahreOrtszeit am 15. Längengrad um 13 UhrMESZ (12 Uhr MOZ) ermitteln:WOZ = MOZ + Zeitgleichung =12:00:00 Uhr MOZ - 3 min 54 s =11:56:06 Uhr WOZDAS KOSMISCHE UHRWERKUns interessiert auch die WOZ inWiesbaden. <strong>Die</strong> Längengraddifferenzbeträgt:15° - 8°13’20“ = 6°46’40“> Uhrzeit: 13 Uhr MESZ. <strong>Die</strong> Uhrzeit liestman, indem man die Zeitlinie, auf der derMittelpunkt des Lichtpunkts steht, zumZeitring verfolgt und dort die MESZzuordnet.Der Zeitring ist auswechselbar, je nachdemob die MEZ oder die MESZ gültig ist.Auf der Zeitskala ist für jede Minute eineLinie eingezeichnet, auf dem Zeitring sindalle fünf Minuten abgetragen.> Zeitgleichung: - 3 min 54 s. <strong>Die</strong>Zeitgleichung ist die Differenz aus derwahren und der mittleren Ortszeit.<strong>Die</strong> Sonne wandert in einer Stunde 15°,also braucht sie für einen Längengradvier Minuten.<strong>Die</strong> Zeitdifferenz ist damit:6°46’40“ x 4 min/° = 27 min 7 s<strong>Die</strong> WOZ am Standort der <strong>Sonnenuhr</strong> ist:11:56:06 Uhr - 27 min 7 s =11:28:59 UhrDas ist die Zeit, die eine klassischeSchattensonnenuhr in Wiesbaden um13 Uhr MESZ anzeigen würde.[07]


MOMENTAUFNAHME AM 1. APRILDAS KOSMISCHE UHRWERK[08]


Breite = 90° - Höhe + Deklination =90° - 90° + 4°33’48“ = 4°33’48“> Datum: 1. April. <strong>Die</strong> Datumslinie, auf derder Lichtpunkt steht, wird nach rechtsoder links verfolgt. Sie entspricht derBahn, die die Sonne an diesem Tag entlangwandert (siehe Fotofolge aufSeite 10).Der Monatsname steht auf der Linie, diedem 1. des Monats zugeordnet ist. Esfolgt alle fünf Tage eine Datumslinie, ander das Tagesdatum steht.> Jahreszeit: Frühling. Wir haben aufsteigendeSonne, erkennbar am nach Nordenhin zunehmenden Datum. Der Lichtpunktbefindet sich nördlich des Äquators. Es istFrühling auf der nördlichen Hemisphäreund Herbst auf der Südhalbkugel.> Subsolarer Punkt: Berbérati(Zentralafrikanische Republik). Hier treffendie Sonnenstrahlen senkrecht auf dieErde. Ein Erdbewohner, der sich in diesemMoment dort aufhält, sieht die Sonnegenau im Zenit stehen. Eine Ortsbestimmungwürde die geografischenKoordinaten 4°33’48“ nördliche Breite,15°58’35“ östliche Länge ergeben. DerLichtpunkt befindet sich an dieser Stelleauf dem Globus der <strong>Sonnenuhr</strong>.> Wahrer Mittag: 15°58’35“ östlicheLänge. Berbérati und alle Orte, die aufdem Längengrad liegen, auf dem sich derLichtpunkt gerade befindet, haben wahrenMittag. <strong>Die</strong> Sonne erreicht ihrenTageshöchststand, sie kulminiert.In der Navigation ist das der idealeZeitpunkt zur Ortsbestimmung.Geografische Breite: Zu diesem Zweckwürde der Erdbewohner in Berbérati dieHöhe der Sonne über dem Horizont mitdem Sextanten messen. <strong>Die</strong> Deklinationder Sonne (ihre Höhe zur Äquatorebene)entnimmt er einem nautischen Jahrbuchfür den 1. April 2002 und bestimmt diegeografische Breite:Geografische Länge: <strong>Die</strong>se errechnet derErdbewohner in Berbérati aus demZeitunterschied der sogenannten Weltzeit(Universal Time UT1 = MEZ - 1h) zurmittleren Ortszeit (MOZ) in Berbérati.<strong>Die</strong> Weltzeit bezieht sich auf den Nullmeridian,der durch die Sternwarte inLondon-Greenwich geht und gleichzeitigder Ausgang für die Zählung der geografischenLänge ist. Auf seiner Uhr liest derBewohner in Berbérati zum Zeitpunkt deswahren Mittags (12 Uhr WOZ) die Weltzeit11 Uhr UT1 ab.<strong>Die</strong> Zeitgleichung zur Bestimmung dermittleren Ortszeit (MOZ) entnimmt ereinem nautischen Jahrbuch und rechnetZeitunterschied =UT1- MOZ =UT1- WOZ + Zeitgleichung =11Uhr - 12Uhr - 3 min 54,3 s =- 63 min 54,3 swie folgt:<strong>Die</strong> Sonne legt in einer Stunde 15°zurück, benötigt also für einen Längengradvier Minuten:Länge = Zeitunterschied / 4 min/° =-63 min 54,3 s / 4 min/° =15°58’34,5“ östliche Länge<strong>Die</strong> Berechnungsgrundlagen der<strong>Sonnenuhr</strong>Der scheinbaren Ungleichmäßigkeit der wahrenOrtszeit liegen exakte Gesetze derBewegung der Erde um die Sonne und umihre Achse zugrunde. Bereits Kepler schreibtin seiner 1609 veröffentlichten Astronomianova, dass die Erdbahn eine Ellipse ist. Ineinem ihrer Brennpunkte steht die Sonne.<strong>Die</strong> Erde bewegt sich am schnellsten, wennsie der Sonne am nächsten ist, am langsamstenim sonnenfernsten Punkt. <strong>Die</strong>seGeschwindigkeitsunterschiede und dieTatsache, dass die Erdachse zur Erdbahn um23,4° geneigt ist, führen dazu, dass derSonnentag mal kürzer und mal länger als 24Stunden ist. Also geht die wahre Ortszeitgegenüber der mittleren Ortszeit mal vor undmal nach. [09]DAS KOSMISCHE UHRWERK


10:38 Uhr MESZ +++ Sonne im Zenit: 4° 31' 31" N 51°29' 00" O +++ Indischer OzeanDAS KOSMISCHE UHRWERK11:30 Uhr MESZ +++ Sonne im Zenit: 4° 32' 21" N 38° 28' 50" O +++ Äthiopien13:00 Uhr MESZ +++ Sonne im Zenit: 4° 33' 48" N 15° 58' 35" O +++ Zentralafrikanische Republik14:03 Uhr MESZ +++ Sonne im Zenit: 4° 34' 48" N 0° 13' 21" O +++ Durchgang Nullmeridian südlich GhanaTAGESBAHN AM 1. APRIL 200215:30 Uhr MESZ +++ Sonne im Zenit: 4° 36' 12" N 21° 31' 55" W +++ Atlantischer Ozean[10]


Das kosmische Uhrwerk, das die <strong>Sonnenuhr</strong>HELIOS antreibt, ist der Urmaßstab unsererirdischen Zeit.Auch die Atomuhren werden regelmäßigdurch das Einfügen oder Entfernen einerSchaltsekunde mit der Erddrehung synchronisiert.<strong>Die</strong> naturbedingten Gangschwankungen derBewegung der Erde um die Sonne und ihreAchse sind im voraus exakt erfassbar. <strong>Die</strong>Zeit- und Datumsskala der <strong>Sonnenuhr</strong> wirdberechnet, indem für jeden Tag und jedeMinute im Jahr die scheinbare Position derSonne bestimmt wird. <strong>Die</strong> scheinbarePosition der Sonne ist der Winkel, in dem dieSonne am Himmel des Aufstellungsortsbeobachtet wird. In diesem Winkel treffendie Sonnenstrahlen auch auf den Spiegel der<strong>Sonnenuhr</strong> und werden auf den Schirm projiziert.Dem Projektionsort, der Stelle an demder Lichtpunkt zu sehen ist, wird die entsprechendeZeit und das Datum zugeordnet.<strong>Die</strong> präzise Berechnung der scheinbarenPosition der Sonne und des Projektionsortsauf dem Schirm für einen bestimmtenZeitpunkt im Jahr erfolgt in drei Schritten:> Berechnung der Position der Sonne, gesehenvom Erdmittelpunkt aus (scheinbaregeozentrische Position): Grundlage ist dieBewegung der Erde um die Sonne unddie eigene Achse (Keplersche Gesetze).Dabei führen verschiedene Einflußgrößenzu Unregelmäßigkeiten. <strong>Die</strong> elliptischeErdbahn wird durch die Anziehungskräftedes Mondes und der Planeten gestört.Auch die Erdachse erfährt durch dieAnziehungskraft der Sonne eine langfristigeVeränderung ihrer Lage zurErdbahnebene (Präzession). In derBerechnung wird die aktuelle Neigungzugrunde gelegt. Auch das Licht auf seinem150 Millionen Kilometer langen Wegzur Erde wird durch physikalischePhänomene beeinflusst, die Abberationdes Lichts und die Lichtlaufzeit gehen alsBerechnungsgröße ein.> Berechnung der Position der Sonne,gesehen von der <strong>Sonnenuhr</strong> aus (scheinbaretopozentrische Position): <strong>Die</strong> Uhr istmit der eingebauten Wasserwaage horizontalzum Aufstellungsort ausgerichtet.<strong>Die</strong> geografischen Koordinaten sindbekannt.Aus der geozentrischen Position derSonne kann dann die topozentrischePosition, die Himmelsrichtung (Azimut)und die Höhe der Sonne am Aufstellungsort,bestimmt werden. Hierbei mussberücksichtigt werden, dass infolge derBrechung der Lichtstrahlen in der Erdatmosphäre(Refraktion) die Sonne höheram Himmel erscheint. Bei niedrigenSonnenständen kann die Strahlenablenkungbis zu einem halben Grad betragen.> Das Sonnenlicht wird im Spiegel nachden Regeln des Reflexionsgesetzes imdreidimensionalen Raum reflektiert undals Lichtpunkt auf den Schirm geworfen.Dazu muss die Lage des Spiegels zurHorizontebene bekannt sein. Damit derLichtpunkt an der richtigen Stelle aufdem Anzeigeschirm ankommt und dieexakte Zeit und das Datum anzeigt, hatein spezielles Laser-Fertigungsverfahren inVerbindung mit genauen optischenMessmethoden entwickelt.<strong>Die</strong> scheinbare geozentrische Position derSonne wird mit einer Genauigkeit von einerWinkelsekunde (3.600 Winkelsekunden =1 Winkelgrad) berechnet. <strong>Die</strong>se hoheGenauigkeit wird im Jahr, für das die <strong>Sonnenuhr</strong>gefertigt wird, erzielt. Der Lichtpunktüberquert auf die Sekunde genau die entsprechendeZeitlinie.Hinsichtlich der Dauergenauigkeit ist die<strong>Sonnenuhr</strong> der Quarzuhr deutlich überlegen.Im ersten Jahr geht sie ganz genau undweicht selbst in 100 Jahren maximal ±30Sekunden ab. <strong>Die</strong> Gangabweichung einerQuarzuhr beträgt ±1 Sekunde pro Woche, ineinem Jahr kann sie also bereits fast eineMinute vor oder nach gehen.<strong>Die</strong> Genauigkeit der <strong>Sonnenuhr</strong>Eine klassische <strong>Sonnenuhr</strong> mit erdachsparallelemSchattenstab (Polstab) misst die Erddrehungrelativ zur Sonne, den sogenanntenStundenwinkel. <strong>Die</strong> Zeit, die sie anzeigt, wirddaher auch Sonnenzeit genannt. Jeden Tagzeigt sie mittags, die Sonne steht dann imSüden, 12 Uhr wahre Ortszeit (Sonnenzeit)an. <strong>Die</strong> Stunden vormittags und nachmittagssind dazu um 15° pro Stunde nach Ostenbzw. Westen versetzt. Eine naturgegebeneZeit, nach der man sich bis zum Beginn derNeuzeit gerichtet hat.DAS KOSMISCHE UHRWERK[11]


<strong>Die</strong> <strong>Sonnenuhr</strong> HELIOS gibt die MitteleuropäischeZeit an, eine vom Menschen erdachteZeit, die ihm für das tägliche Leben geeignetschien.Um diese Zeit exakt anzeigen zu können,berücksichtigt die <strong>Sonnenuhr</strong> HELIOS nichtnur die Erddrehung, sondern auch die jährlicheWanderung der Erde um die Sonne.Seit Jahrtausenden haben sich die Menschendamit beschäftigt, ein optimales Zählsystemder Tage im Jahr zu finden, den Kalender. Derheute am weitesten verbreitete GregorianischeKalender teilt das Jahr in 365 Tage ein.Ausgehend vom Frühlingsanfang (Frühlingspunkt)dauert der Umlauf der Erde um dieSonne 365,242 Tage (tropisches Jahr), sodass der Kalender alle vier Jahre einen Schalttag,den 29. Februar, vorsieht. Mit dieserKorrektur beträgt das Kalenderjahr 365,25Tage, ist also etwas zu lang. Um diese Restdifferenzauszugleichen, wird zur Jahrhundertwendeder Schalttag weggelassen,außer wenn das volle Jahrhundert glatt durch400 teilbar ist.Damit wird erreicht, dass das Kalenderjahrüber einen langen Zeitraum mit dem tropischenJahr übereinstimmt und dass dadurchder Beginn der Jahreszeiten nicht verschobenwird.<strong>Die</strong> Datumsanzeige der <strong>Sonnenuhr</strong> HELIOS,die durch den natürlichen Umlauf der Erdeum die Sonne gesteuert wird, folgt dem tropischenJahr und zeigt die gerade aktuelleDifferenz zum Kalenderjahr an.In der folgenden Grafik wird die Genauigkeitder Datumsanzeige einer für das Jahr 2002berechneten <strong>Sonnenuhr</strong> dargestellt.GENAUIGKEIT DER DATUMSANZEIGEZum Jahreswechsel am 1.1.2003 um 0:00Uhr ist das Jahr für die <strong>Sonnenuhr</strong> noch nichtvorbei, es läuft noch um einen viertel Tag länger.Dann steht die Sonne wieder amgleichen Ort wie am 1.1.2002 um 0:00 Uhr.Wenn am 1.1.2003 die Sonne aufgeht, kannman auf der <strong>Sonnenuhr</strong>skala diese Differenzvon circa einem viertel Tag ablesen, der Lichtpunktläuft knapp unter der Datumslinie. Am1.1.2004 geht das Datum um einen weiterenviertel Tag nach. 2004 ist ein Schaltjahr, sodass sich am 29.2.2004 das Datum um einenTag in die andere Richtung verschiebt. <strong>Die</strong>Uhr geht jetzt um einen halben Tag vor. 2005springt sie wieder um einen viertel Tag zurückund 2006 erreicht sie fast die ursprünglichenVerhältnisse des Jahres 2002. EineRestabweichung bleibt, da der Schalttag dieDifferenz nicht vollständig ausgeglichen hat.<strong>Die</strong> Restabweichung wächst im Laufe derVierjahreszyklen an, bis sie zur Jahrhundertwende2100 durch Weglassen des Schalttagskompensiert wird.<strong>Die</strong> Zeitanzeige wird auch durch die Datumsverschiebungbeeinflusst, sie wirkt sich abervergleichsweise geringfügig aus. <strong>Die</strong> obereGrafik auf der nächsten Seite (Genauigkeitder Zeitanzeige) zeigt, dass die maximaleAbweichung in den nächsten 50 Jahreninnerhalb von 20 Sekunden bleibt, derMittelwert sogar innerhalb von 3 Sekunden.Stattet man die <strong>Sonnenuhr</strong> HELIOS mit vierPaar Anzeigeschirmen für einen Vierjahreszyklusaus, kann man die Synchronisation derDatumsanzeige mit dem GregorianischenKalender verbessern.Dazu werden die Schirme der auf- undabsteigenden Sonne für jedes Jahr zwischen2002-2005 gefertigt. Für diese Jahre stimmtdie Datumsanzeige exakt. In 2006 wird danndas erste Schirmpaar wieder verwendet, imFolgejahr das zweite und so weiter.<strong>Die</strong> Datumsanzeige weicht damit in denJahren 2006-2009 nur um durchschnittlich0,03 Tage ab. In der unteren rechten Darstellungauf der Folgeseite ist die Entwicklungbis zum Jahr 2052 zu verfolgen.In allen Diagrammen ist neben den kalenderbedingtenDifferenzen die langfristige Veränderungder Erdachslage einbezogen. <strong>Die</strong>sogenannte Präzession führt zu einer langsamenVerschiebung des Frühlingspunkts,dem Ausgangspunkt des tropischen Jahres.DAS KOSMISCHE UHRWERK[12]


GENAUIGKEIT DER DATUMSANZEIGEGENAUIGKEIT DER ZEITANZEIGEDAS KOSMISCHE UHRWERK[13]


Zum Frühlingsanfang am 20./21. März überschreitetdie Sonne den Himmelsäquator (vgl.Das kosmische Uhrwerk, Seite 5). <strong>Die</strong>serSchnittpunkt der Ekliptik mit dem Himmelsäquatorwar in der Antike als Widderpunktbekannt, denn noch vor 2.000 Jahren lag erim Sternbild Widder.Heute ist er bereits im Sternbild Fische, inrund 24.000 Jahren wird der Frühlingspunktdurch den ganzen Tierkreis gelaufen sein.Von allem unbeeinflusst ist die Anzeige derZenitposition der Sonne auf dem Globus der<strong>Sonnenuhr</strong>. Das von der Sonne projizierteBild zeigt stets die tatsächliche Wanderungder Sonne an. Da die <strong>Sonnenuhr</strong> auf der Erdefest montiert ist, macht sie jede Bewegungunseres Planeten mit und selbst die langfristigeVeränderung der Erdachslage (Präzession)wird berücksichtigt.Der Anzeigebereich der <strong>Sonnenuhr</strong><strong>Die</strong> Sonne bewegt sich im Laufe des Jahres ineinem immens großen Winkelbereich. <strong>Die</strong>Sonnenstrahlen sollen zu einem möglichstgroßen Teil auf den Spiegel der <strong>Sonnenuhr</strong>fallen, sowohl bei niedrigen Sonnenständenim Winter als auch bei hohen im Sommer.Zur maximalen Lichtausbeute und optimalenAbbildungsqualität des Lichtpunkts wird derSpiegel in der für die geografische Breite ambesten geeigneten Neigung angebracht. Fürmittlere Breiten (50° nördliche Breite), z.B. fürFrankfurt/Main, ist eine Neigung von 10°nach Süden optimal. Je nach Aufstellungsortwird die Spiegelneigung angepasst, in Flensburgbeträgt sie 15°, in Venedig 5° und aufden Balearen ist ein horizontaler (0°) Spiegelam besten.Der Umriss des Anzeigeschirms wird fürjeden Aufstellungsort so ausgelegt, dass dasSonnenlicht möglichst ganzjährig auf denSpiegel trifft.<strong>Die</strong> Erde dreht sich in 24 Stunden einmal umihre Achse, folglich bewegt sich die Sonneum die <strong>Sonnenuhr</strong> und ihr Licht trifft unweigerlichauf den Schirm und nicht mehr aufden Spiegel. In der folgenden Abbildung istdieses Phänomen dargestellt. Am 1. Maibewegt sich die Sonne auf der eingezeichnetenBahn.> Um 13 Uhr befindet sie sich in Position A,die Sonnenstrahlen treffen auf denSpiegel, werden reflektiert und zeigen aufder Skala die Zeit und das Datum an.ANZEIGEBEREICH AM 1. MAI> Um 17:00 Uhr hat sich die Sonne zurPosition B bewegt, die Sonnenstrahlenpassieren noch den Schirm.> In Position C um 17:25 treffen die Strahlenbereits auf den Schirm, der an dieserStelle das Licht ohne Ablenkung durchlässt- eine korrekte Zeitanzeige ist alsogegeben.> In Position D um 17:50 Uhr befindet sichdie Sonne über der Zeit- und Datumsskala.Der Anzeigeschirm ist in diesemBereich, der durch die Wendekreisebegrenzt wird, mattiert. Das vom Spiegelprojizierte Sonnenlicht wird dort gestreut,um die Sichtbarkeit des Lichtpunkts zuverbessern. Das Licht der Sonne, das inPosition D in umgekehrter Richtung aufden Schirm trifft, erreicht nur diffus denSpiegel, eine Abbildung der Sonne alsLichtpunkt kommt nicht zustande.<strong>Die</strong> schraffiert dargestellte Fläche ist derBereich, in dem keine Zeitanzeige möglich ist.Auf der anderen Seite des Schirms tritt morgensdas gleiche Phänomen auf.Der begrenzte Anzeigebereich der <strong>Sonnenuhr</strong>HELIOS ist durch ihre Kugelform bedingt. IhreZeitskala liegt nicht in einer Ebene, wie z.B.die einer Äquatorialsonnenuhr, sondern siehat eine dritte Dimension.Sie berücksichtigt die jahreszeitlich veränderlicheDeklination der Sonne und ist dadurchin der Lage, neben der Zeit auch das Datumund die scheinbare Wanderung der Sonneüber unserem Planeten anzuzeigen. Dasmacht die <strong>Sonnenuhr</strong> HELIOS einzigartig.DAS KOSMISCHE UHRWERK[14]


Entwicklungsgeschichte


Erfindergeist im BlutDen Erfindergeist hat er im Blut: Carlo Heller.Der Großvater war an der Entwicklung derMotorsäge beteiligt und ließ sie patentieren.Der Vater gründete in den 50er Jahren einUnternehmen zur Produktion von Trinkbechernund Verpackungen aus Kunststoff,das sich zum bedeutendsten Anbieter derBranche entwickelte.17. Januar 1971. Carlo Heller, 11 Jahre alt,beschreibt in seinem Tagebuch ein Naturereignis:“Wir sehen einen Meteoriten, der wieein abstürzendes Flugzeug herunterschießtund etwa 5 Sekunden zu sehen war.” EinSchlüsselerlebnis, das seine Begeisterung fürdie Astronomie weckt. Aus der WiesbadenerStadtbücherei leiht er sich Bücher zumThema aus und schon bald wagt er sich anden Bau eines Newton-Spiegelteleskops. Bisheute hat er den Briefwechsel seines Vatersmit der Firma Schott zur Beschaffung desSpiegelrohlings aus DURAN 50-Glas aufgehoben.Heller interessieren vor allem die Himmelsmechanikund der Bau von Messinstrumenten,um die Position von Himmelsgestirnen zubestimmen. <strong>Die</strong> Wanderung des Tagesgestirnsals Maßstab unserer Zeit fasziniertihn besonders. Seine erste <strong>Sonnenuhr</strong> ausHolz mit manueller Korrektur der Zeitgleichungund der Längengraddifferenz entsteht1976. Drei Jahre später stellt er eine elektronischgesteuerte <strong>Sonnenuhr</strong> fertig: Ein parallelzur Erdachse angetriebener Diopter suchtden Himmel ab, bis das Sonnenlicht auf dieeingebaute Fotozelle trifft. Eine Digitalanzeigegibt dann die Zeit an.Spiegel auf der Fensterbank1980 legt er einen Spiegel auf die Fensterbankund beobachtet das reflektierteSonnenlicht an der Zimmerdecke. Eine Ideeist geboren, die ihn bis heute nicht mehr losgelassenhat. Mit dem programmierbarenTaschenrechner TI59, den er sich für seinMaschinenbaustudium angeschafft hat,berechnet Carlo Heller eine Skala, die er ander Decke aufzeichnet und an der man amreflektierten Lichtfleck die Zeit ablesen kann.Heute weiß er, dass bereits Isaac Newtonähnliche Experimente im Haus seiner Großmutterunternahm. Bald ist die Zimmerdeckezu klein. Nur wenige Stunden können angezeigtwerden, da der Abstand vom Spiegel zugroß und der Öffnungswinkel des Fensters zuklein ist.Schmetterling mit LichtpunktAus der Zimmerdecke wird ein Projektionsschirm,den Heller direkt vor den Spiegelspannt. Der Schirm hat nicht nur einen größerenAnzeigebereich, sondern auch denVorteil, dass man die Zeit bequem ablesenkann.1989 stellt Heller seine erste <strong>Sonnenuhr</strong> mitdiesem neuen Funktionsprinzip her. <strong>Die</strong> Zeitliniendes an einen Schmetterling erinnerndenProjektionsschirms sind von hinten spiegelverkehrtin das opalfarbene Plexiglas gefrästund mit schwarzer Farbe ausgefüllt.Eine Wiesbadener Elektronikfirma stellt ihmdafür den normalerweise für die Platinenfertigungeingesetzten Fräsplotter zurVerfügung.“SCHMETTERLING”SONNENUHR MIT DIGITALANZEIGEENTWICKLUNGSGESCHICHTE[16]


Mit einem auf dem ATARI ST geschriebenenProgramm erzeugt er die Fräsdaten und stelltvier Schirme her: ein Paar für die aufsteigendeund absteigende Sonne mit Winterzeit(MEZ) und ein Paar mit Sommerzeit (MESZ).Noch heute steht das Erstlingswerk aufHellers Terrasse.SPIEGEL UND PROJEKTIONSSCHIRMMinutengenaue Zeitanzeige1992 schließt er seine wissenschaftlicheTätigkeit in der Materialforschung an derTechnischen Universität in Darmstadt mit derPromotion ab und nimmt eine Stelle in derAutomobilzulieferindustrie an. In seinerFreizeit beschäftigt er sich weiter mit derEntwicklung einer <strong>Sonnenuhr</strong>, die das ersteModell entscheidendend verbessern soll.Ein Hohlspiegel ersetzt den Planspiegel, umdie Abbildungsqualität des Sonnenlichts zuoptimieren. Der vorher ebene Projektionsschirmist nun zylinderförmig, die Skala wirdnicht mehr gefräst, sondern lithografisch aufeine Folie gebracht. Eine Justiermechanik mitinsgesamt 11 einstellbaren Achsen dientdazu, den Spiegel und den Anzeigeschirmauszurichten. Justierungsaufgabe ist es, dieorthogonal in vier Raumrichtungen ausgesandtenLichtstrahlen eines Justier-Lasers mitdefinierten Markierungspunkten auf demSchirm in Deckung zu bringen. Auch derSpiegel wird mit dem Justierstrahl ausgerichtet.Heller hat ein ehrgeiziges Ziel: die minutengenaueZeitanzeige. Sieben Jahre versucht ermit immer ausgeklügelteren Methoden, dasberechnete theoretische Modell aus demComputer in eine minutengenaue <strong>Sonnenuhr</strong>umzusetzen.JUSTIERUNG DER ZYLINDERSONNENUHRAUSTAUSCHBARE FOLIE MIT SONNENUHRSKALA FÜR ZYLINDERSCHIRMENTWICKLUNGSGESCHICHTE[17]


Er kommt zu der Erkenntnis, dass es nichtmöglich ist, den Schirm zum Spiegel mit dererforderlichen Genauigkeit auszurichten:Stimmt die dreidimensionale Winkellage desSchirms, so hat sich dessen Abstand zumSpiegel verschoben und umgekehrt. <strong>Die</strong>Zeitanzeige der Zylindersonnenuhr ist zwarschon wesentlich genauer als die ihrerVorgängerin, aber Heller ist noch nicht zufrieden.Globusschirm wird ausgeschnitten und gebohrtAusrichtung des Hohlspiegels wird gemessenENTWICKLUNGSGESCHICHTEDIE SONNENUHR VON HELIOSLaserlicht zeichnet die haarfeinen Linien der <strong>Sonnenuhr</strong>skala<strong>Helios</strong>„Mir kam die Idee, nicht eine Theorie in diePraxis umzusetzen, sondern umgekehrt zuverfahren“, erinnert sich Heller an den Durchbruch,der schließlich zur heutigen Ausführungder <strong>Sonnenuhr</strong> führt. Er kündigt seinenIndustriejob, um seinen Traum von derEntwicklung eines marktfähigen Produkts zuGeografische Koordinaten werden lasergraviertverwirklichen und gründet sein eigenesUnternehmen namens <strong>Helios</strong>.Noch einmal drei Jahre benötigt er, um seinneues Konzept zu realisieren. Er entwickelteine <strong>Sonnenuhr</strong>, die in einem aufwändigenLaser-Fertigungsverfahren in Verbindung mitgenauen optischen Messmethoden hergestelltwird und bei der die Justierung desSchirms in den Fertigungsprozess verlagertist. <strong>Die</strong> Erfahrungen aus seiner Berufspraxisals Ingenieur kann er beim Eigenbau derMontage des Kopfes, der die Justiermechanik enthältFertigungsanlage erfolgreich einsetzen. [18]


Er erreicht sein Ziel: die minutengenaue Zeitanzeige.Doch das nicht allein, die <strong>Sonnenuhr</strong>ist zu einem in Funktion und Design herausragendenProdukt gereift. Im Mai 2001 startetCarlo Heller die Markteinführung der<strong>Sonnenuhr</strong>.Sie hat einen als Erdglobus geformtenAnzeigeschirm. Das speziell konstruierteSpritzgussteil aus witterungsbeständigemAcrylglas wird mit einem Laser so zugeschnittenund gebohrt, dass der Globus für denvom Kunden gewünschten Aufstellungsortausgerichtet ist. Das bedeutet, dass der aufder <strong>Sonnenuhr</strong> eingezeichnete Aufstellungsortin der Meridianebene liegt und der vonder Sonne erzeugte Lichtpunkt die Zenitpositionder Sonne auf dem Globus immerkorrekt anzeigt.Auch die Zeit- und Datumsskala wird für denAufstellungsort gefertigt. In ihre Berechnunggehen die von <strong>Helios</strong> ermittelten geografischenKoordinaten, die für jeden Zeitpunktim Jahr berechnete Position der Sonne unddie Daten der in der Anlage präzise vermessenen<strong>Sonnenuhr</strong> ein. Ein Markierungs-Laserzeichnet die haarfeinen, weißen Linien derinsgesamt aus 220.000 Datenpunkten bestehendenSkala. Dabei bewirkt das unsichtbareLicht des Lasers den dauerhaften Farbumschlagim Acrylglas.<strong>Die</strong> <strong>Sonnenuhr</strong> kann vom Kunden in einfacherWeise am vorgesehenen Standort aufgestelltund justiert werden. <strong>Die</strong> Justierung istnur einmalig nötig und wird in zwei Schrittendurchgeführt: die Einstellung der eingebautenWasserwaage, mit der die Uhr zur Horizontebeneausgerichtet wird, und das Stellender Uhrzeit nach einer genau gehenden Uhr.Abschließend wird die Justierung fixiert unddie <strong>Sonnenuhr</strong> geht auf Dauer genau.<strong>Die</strong> Einstellmechanik ist im Kopf untergebracht,der auch Spiegel und Wasserwaageenthält. Ein Kugelgelenk kann sowohl für dieHorizontierung geschwenkt als auch miteinem Untersetzungsgetriebe für die Uhrzeiteinstellungum die senkrecht ausgerichteteHochachse gedreht werden. <strong>Die</strong> abschließendeKlemmung erfolgt über ein Rechts-Links-Gewinde, das das Kugelgelenk momentenfreiüber eine konische Hülse in der Lage fixiert.Keine Zeitgleichungstabelle, keine Korrekturskalaund kein manuell betätigter Schwenkringsind notwendig, um Zeit, Datum und dieSonnenwanderung über dem Globus direktund eindeutig anzuzeigen. <strong>Die</strong> von CarloHeller entwickelte <strong>Sonnenuhr</strong> bietet durch ihraußergewöhnliches Funktionsprinzip mehr alsjede andere Bauart des jahrtausendaltenZeitmessers.FUNKTIONSKONTROLLEJUSTIERMECHANISMUS DER SONNENUHRENTWICKLUNGSGESCHICHTE[19]

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