treffpunkt campus - Hochschule Magdeburg-Stendal
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<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
Jahr der Wissenschaft 2006<br />
Das Veranstaltungsjahr der Landeshauptstadt<br />
Auf ein Neues, Herr Rektor<br />
Professor Dr. A. Geiger ist der alte und neue Rektor der <strong>Hochschule</strong><br />
Man muss Tiefkühlkost lieben<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> berichtet aus der Mensa<br />
Informationen und Meinungen<br />
Februar 2006<br />
Nummer 31
2 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
februar 2006<br />
Editorial<br />
Was? Wissenschaft?<br />
In der Landeshauptstadt wird derzeit eifrig diskutiert, ab<br />
wann der Weihnachtsmarkt geöffnet haben darf. Vor Totensonntag<br />
oder nach Totensonntag? Nicht das einizge wichtige<br />
Thema freilich. Was die Gemüter ebenfalls bewegt, ist<br />
die Frage, wohin die Zootiere demnächst umziehen müssen.<br />
Der Elbauenpark ist im Gespräch! Nun darf man sich gar<br />
nicht zu sehr mit den Möglichkeiten befassen, die solch<br />
eine Lösung für das Campusleben hätte: Mittags mal seinem<br />
Affen Zucker geben, und falls den Köchen in der Mensa<br />
mal die frische Ware fehlt …<br />
Nun gut, die Stadt und die Wissenschafteinrichtungen sind<br />
jedenfalls schwer bemüht, mit ihren Themen die Medien<br />
noch mehr zu beeindrucken. Was es alles Seltenes, Bedeutendes<br />
an Forschung gibt in der Landeshauptstadt, wird<br />
unter der Dachmarke “Jahr der Wissenschaft” präsentiert.<br />
Am 2. März geht’s los. Ganz offiziell und feierlich und mit<br />
einem populären Fernseh-Moderator in der Johanniskirche.<br />
Es geht von Anfang an um populärwissenschaftliche Präsentationen.<br />
Zur Nacht der Wissenschaften am 20. Mai soll<br />
auch der Campus am Herrenkrug – gut ausgeleuchtet – die<br />
Öffentlichkeit anlocken. Die Planungen dafür laufen. Doch<br />
nicht nur große Veranstaltungen sollen Publikum ziehen.<br />
Die Fußball-WM ist Anlass für eine Ringvorlesung verschiedener<br />
Institutionen (S. 18). Diese wird in das Jahresprogramm<br />
ebenso eingebunden wie alle anderen Veranstaltungen,<br />
die Themen aus der <strong>Hochschule</strong> in die Öffentlichket<br />
tragen.<br />
König Fußball hat auch die Macht über die Seite 19 übernommen,<br />
die Redaktion konnte ihm aber wenigstens eine<br />
Glosse abhandeln. Ein bisschen kriminell ging es kürzlich<br />
am späten Abend in der Mensa zu. Kein Fleischskandal, keine<br />
Angst. Auf einem Podium saßen die beiden Krimiautoren<br />
Wickert und Heckmann (S. 20). Es gab keine freien Plätze<br />
mehr, genau wie direkt davor, während der Preisverleihung<br />
des Businessplanwettbewerbs (S. 15).<br />
Mit hohem Einsatz durchstreiften Studenten des Studiengangs<br />
Journalistik/Medienmanagement Osteuropa, um Spuren<br />
des <strong>Magdeburg</strong>er Rechts zu filmen (S. 12). Dieser Film<br />
wird es nach seiner Premiere im Landtag von Sachsen-<br />
Anhalt sicher bis in die Science-Busse der <strong>Magdeburg</strong>er<br />
Verkehrsbetriebe schaffen. Die sollen – auf normalen Linien<br />
verkehrend – mit Monitoren ausgestattet werden. Gezeigt<br />
werden kurze Filme aus wissenschaftlichen Einrichtungen.<br />
Wigald Boning und Rangar Yogeshvar haben ihre Sendungen<br />
im Fernsehen, <strong>Magdeburg</strong> hat die Science-Busse. Was<br />
Wissen schafft!<br />
Wenn es sein muss, sogar gelungene Spendenaktionen wie<br />
für den Standort <strong>Stendal</strong> (S. 10) oder einzigartige Studiengänge<br />
wie Rehabiltationspsychologie (S. 8). Nur für die<br />
Weihnachtsmarktdebatte haben wir noch keine Lösung.<br />
Vielleicht muss Wissenschaft aber auch nicht zu jedem Thema<br />
Stellung nehmen, meint<br />
Norbert Doktor<br />
Inhalt Februar 2006<br />
Titelthema<br />
Neue Amtszeit für Professor Geiger.................................. 3<br />
Titelthema<br />
Man muss die Tiefkühlprodukte halt einfach lieben ......... 4<br />
Wer ist eigentlich Jörg Eins? ............................................. 5<br />
Bäume auf dem Campus – die Ulme/<br />
Nachruf Wolfgang Kubitzky................................................7<br />
Bloß keinen Stress ............................................................ 8<br />
Spendenziel ist erreicht .................................................. 10<br />
<strong>Magdeburg</strong>er Stadtrecht ................................................ 12<br />
Anwälte der Benutzerfreundlichkeit .............................. 14<br />
Geht nicht, gibt’s nicht<br />
Preisträger des Businessplanwettbewerbs...................... 15<br />
Kurznachrichten: Zielvereinbarung und<br />
Basketball....................................................................... 16<br />
Je kälter, desto wirtschaftlicher ..................................... 17<br />
Ringvorlesung Fußball ....................................................18<br />
Glosse: Die WM braucht uns .......................................... 19<br />
Ulrich Wickert las aus seinem neuen Krimi ..................... 20<br />
bastian ehl<br />
Das ist der Schnee von gestern. Aktuelles gibt es auf den<br />
folgenden Seiten.
Nach der Rektorwahl am 1. Februar<br />
Konsolidierung und Wettbewerb<br />
Nach der nichtöffentlichen Sitzung des<br />
erweiterten Senats am 1. Februar steht fest:<br />
der alte Rektor der <strong>Hochschule</strong> ist auch der<br />
neue. Professor Dr. Andreas Geiger wurde im<br />
ersten Wahlgang mit 70,3% der Stimmen<br />
gewählt. Es gab zwei weitere Bewerber. Allerdings<br />
wurde eine Bewerbung noch direkt vor<br />
dem Wahlgang zurückgezogen. Die neue<br />
Amtszeit beginnt am 1. April. Damit wird die<br />
<strong>Hochschule</strong> in den nächsten vier Jahren vom<br />
gleichen Rektor geführt wie während der vergangenen<br />
acht Jahre. Kontinuität an der Spitze<br />
in Zeiten großer Umbrüche also.<br />
Schon ab 1998 gab es für Professor Geiger reichliche Herausforderungen.<br />
Dazu gehört die Vorbereitung des Umzugs<br />
der Fachhochschule <strong>Magdeburg</strong> an den heutigen Standort<br />
im Herrenkrug. Acht Fachbereiche und die Verwaltung waren<br />
bis dahin an fünf Standorten in <strong>Magdeburg</strong> untergebracht,<br />
die Laborbedingungen waren nicht annähernd mit den heutigen<br />
vergleichbar. Auch wenn nicht alle begeistert waren<br />
vom Umzug „an den Rand der Stadt“, hat doch allein das<br />
tägliche Miteinander zu ganz neuen Synergien geführt. Ab<br />
dem Jahr 2000 waren zwei etwa 60 Kilometer entfernt liegende<br />
Standorte zur <strong>Hochschule</strong> <strong>Magdeburg</strong>-<strong>Stendal</strong> zu vereinen<br />
und der kleine Bruder im Norden musste zudem gegen<br />
regelmäßige Überlegungen der Politik verteidigt werden, die<br />
ihn als eigentlich nicht notwendig betrachtete. Während der<br />
ablaufenden Amtsperiode lag der Schwerpunkt der Hochschulleitung<br />
in der Mitarbeit an der Hochschulstrukturreform,<br />
der Sicherung der Finanzierung der <strong>Hochschule</strong>, dem<br />
Verhandeln von Zielvereinbarungen und vor allem der Forcierung<br />
des Bolognaprozesses im eigenen Haus. Sehr erfolgreich,<br />
bietet doch die <strong>Hochschule</strong> seit diesem Wintersemester<br />
ausschließlich Bachelor- oder Master-Studiengänge an.<br />
Das genügt aber noch nicht, um künftig gut aufgestellt agieren<br />
zu können. Der alte und neue Rektor sieht darum vor<br />
allem „drei primäre Aufgabenbereiche: die interne Konsolidierung,<br />
die Wettbewerbsorientierung und die Finanzausstattung.“<br />
Nach den unruhigen Zeiten der Umstrukturierung<br />
komme es vor allem darauf an, „die interne Steuerung zu<br />
verbessern und die Autonomie der Fachbereiche in ihren<br />
neuen Strukturen auszubauen.“ Im zunehmenden Wettbewerb<br />
zwischen den <strong>Hochschule</strong>n kommt es auf die Attraktivität<br />
an, angefangen beim Studienangebot, über die Qualität<br />
der Lehre und Forschung, bis zum begleitenden Service. Geiger<br />
möchte zudem „eine Internationalisierungsstrategie, die<br />
zielgruppenorientiert und fachspezifisch ausgerichtet sein<br />
muss.“ Internationalität hebe die Attraktivität der <strong>Hochschule</strong><br />
insgesamt, und über spezifische Studienprogramme sollen<br />
zusätzliche Mittel eingeworben werden. Voraussetzung für<br />
die erfolgreiche Platzierung im Wettbewerb sei aber auch die<br />
Stärkung der Hochschulautonomie, insbesondere „im Hinblick<br />
auf Personalentwicklung und Berufungsverfahren.“<br />
Dass eine wettbewerbsfähige <strong>Hochschule</strong> gut ausgebaute<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> 3<br />
februar 2006<br />
Campus benötigt, weiß auch Geiger, der „selbstverständlich<br />
mit besonderem Augenmerk“ den Ausbau in <strong>Stendal</strong> verfolgen<br />
wird. Langweilig wird es für den neuen Rektor und seiner<br />
noch zu wählenden Mannschaft bestimmt nicht werden.<br />
Da sollte es wenigstens als gutes Omen gelten, dass <strong>Magdeburg</strong><br />
das Jahr 2006 zum Jahr der Wissenschaft erklärt hat.<br />
Ausführlich wird <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> in der nächsten Ausgabe<br />
über die Pläne des Rektors berichten. Norbert Doktor<br />
Prof. Dr. Andreas Geiger<br />
Geboren: 1947 in Bad Pyrmont<br />
verheiratet, zwei Söhne<br />
bastian ehl<br />
Ausbildung<br />
1966 Abitur in Braunschweig<br />
1968 – 73 Studium der Sozialwissenschaften in München,<br />
Berlin und Göttingen. Abschluss als Diplom-Sozialwirt<br />
1978 Promotion zum Doktor der Sozialwissenschaften<br />
in Göttingen<br />
Beruf<br />
1978 – 79 Wissenschaftlicher Angestellter an der FH Hildesheim/Holzminden<br />
1979 – 84 Wissenschaftlicher Angestellter an der FH<br />
Braunschweig/Wolfenbüttel<br />
1984 – 92 Wissenschaftlicher Angestellter und stellv.<br />
Geschäftsführer im Wissenschaftlichen Institut der Ärzte<br />
Deutschlands e. V., Bonn<br />
1992 – 98 Gründungsdekan und ab 1994 gewählter<br />
Dekan am FB Sozial- und Gesundheitswesen, Professor für<br />
Sozialmedizin und Soziologie<br />
seit 1998 Rektor der <strong>Hochschule</strong> <strong>Magdeburg</strong>-<strong>Stendal</strong> (FH)<br />
Aktuell<br />
Prof. Dr. A. Geiger war von 2002 – 04 stellv. Sprecher der<br />
Mitgliedergruppe Fachhochschulen in der Hochschulrektorenkonferenz<br />
(HRK) und ist seit 2004 Vizepräsident der HRK<br />
und zuständig für neue Medien und Wissenstransfer. Außerdem<br />
engagiert er sich in mehreren Gesundheitsorganisationen<br />
auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene.
4 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
februar 2006<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> beim Töpfegucken in der Mensa<br />
„Man muss die Tiefkühlprod<br />
Für den bloßen Betrachter endet die Mensa hinter den Glasvitrinen der Essenausgabe. Was<br />
dahinter verborgen liegt, lässt sich nur erahnen. Speisen kommen heraus, Tablette wandern<br />
herein, nur selten dringt ein Laut von innen heraus. „<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong>“ hat einen<br />
Blick hinter die Kulissen der Blackbox FH-Mensa geworfen.<br />
Hier kocht der Chef noch selbst. Chefkoch Jens Eins bei der Zubereitung eines Schnitzels - morgens um halb zehn.<br />
9 Uhr. Es ist ruhig in der großen Mensahalle. Vereinzelt laufen<br />
Studenten durch die leeren Stuhlreihen, um im neuen<br />
Cafeteriaanbau auf das Frühstück zu warten. An den Kassen<br />
ist es dunkel. Aus den Warmhaltebecken hinter der Essenausgabe<br />
steigt Wasserdampf auf. Durch die offenen<br />
Schwingtüren zur Großküche sind Geräusche zu hören.<br />
Küchenchef Jörg Eins schneidet Steaks, 400 Stück insgesamt,<br />
60 Kilo Fleisch. In großen roten Plastikkisten neben ihm aufgetürmt<br />
warten weitere zahlreiche Fleischschläuche darauf,<br />
ebenfalls portioniert zu werden. Eins arbeitet ohne Hektik.<br />
Die Ruhe vor dem Sturm<br />
Im Nebenraum werden einzelne Stücke schon „gesteakert“.<br />
In Sekundenschnelle fallen die Steaks dabei durch eine<br />
Maschine, die ein tiefes Muster im Fleisch hinterlässt. „Würden<br />
wir das nicht machen, würde das Fleisch in dem Augenblick,<br />
wo es die Pfanne berührt, einfach schrumpfen“, erklärt<br />
Eins und zieht seine Finger eng vor seinen Augen zusammen,<br />
„außerdem wird es so brauner und behält den Saft.“ Nun<br />
fehlen nur noch Pfeffer, Salz, Mehl und eine Pfanne mit 170<br />
Grad heißes Fett. Nach drei bis fünf Minuten ist das Steak<br />
gebraten und zum Verzehr bereit. Doch noch ist es dafür zu<br />
früh.<br />
bastian ehl<br />
Gleich neben den großen roten Plastikkisten beginnt die<br />
Phalanx der Kochgeräte. In zwei Doppelreihen ziehen sie sich<br />
durch die Mitte des Raumes, in den weit geöffneten Metalldeckeln<br />
spiegelt sich das Neonlicht. Der Blick fällt in blitzende<br />
Kessel und saubere Bratvorrichtungen, alle mindestens<br />
zehnmal größer als von zu Hause gewohnt. Noch sind sie<br />
leer. Rings herum an der Wand stehen außerdem sechs Konvektomaten,<br />
Kombidämpfer, mit denen man fast alles in fast<br />
kürzester Zeit in fast jeden Zustand bringen kann. „Wenn die<br />
Dinger ausfallen, haben wir ein Problem“, gibt Chef Eins zu.<br />
Doch das kommt nur selten vor. Das Eskorialgemüse jedenfalls<br />
steht schon in großen silbernen Schalen in den wandschrankgroßen<br />
Erhitzern bereit.<br />
10 Uhr. „Guten Morgen!“, ertönt es von weiter hinten. Der<br />
Schlachter ist gekommen und bringt das Fleisch für den nächsten<br />
Tag. Er flachst kurz mit dem Küchenchef und verstaut seine<br />
Ware hinter einer dicken weißen Tür. Insgesamt gibt es vier<br />
davon, jede für eine andere Art von Lebensmitteln, das schreibt<br />
der Gesetzgeber so vor. Gleiches gilt für die Temperaturen.<br />
„Fleisch, Milch- und Trockenprodukte sowie Gemüse werden<br />
bei drei bis sechs Grad gelagert“, erklärt Eins, „nur für unsere<br />
TK-Produkte muss es kälter sein: Mindestens minus 18 Grad.“<br />
TK das steht für Tiefkühl und ist in der Großküche einfach nicht<br />
mehr wegzudenken. Wo zu DDR-Zeiten noch in der nahen Uni-
ukte halt einfach lieben!“<br />
Gekocht wird weiterhin mit Hand. Maschinen helfen bei der<br />
Vorbereitung, wie hier beim Klopfen von Schnitzeln.<br />
Mensa ein Heer von Mitarbeitern damit beschäftigt war, das frische<br />
Gemüse zu waschen und zu schneiden, bestellt man heute<br />
zielgerichtet, kostengünstig und mengengenau die<br />
Zusammenstellung nach Wahl. „Man muss die Tiefkühlprodukte<br />
halt lieben“, erklärt Eins seine Philosophie. Außer einigen<br />
Saisongemüsen wie dem Spargel werden heute noch die Rohkost<br />
und das Salatbuffet frisch zubereitet.<br />
11 Uhr. Arbeitsbeginn für die Ausgabekräfte, Abwaschhilfen<br />
und Kassiererinnen. Die Ausgabe erwacht zum Leben. In<br />
der permanent 75 Grad Celsius warmen Durchreiche zwischen<br />
Küche und Essenvitrine schlummern schon Gemüse<br />
„Das wird heiß.“<br />
bastian ehl<br />
und Soße. Die heutige Kreation „Café de Paris“ ist eine braune<br />
Soße und hat einen leichten Kaffeegeschmack. Sie ist, wie<br />
rund die Hälfte aller Soßen in der Mensa, ein Fertigprodukt.<br />
In großen Bottichen stehen die verschiedenen Pulver im<br />
Regal in der Küche: Helle und dunkle, für Fisch oder Schnitzel.<br />
Ein Convenience-Produkt, das auch Chefkoch Eins nicht<br />
restlos begeistert. „Ich würde schon gern öfter eine eigene<br />
Soße ziehen“, sagt er, „immerhin habe ich das ja auch<br />
gelernt.“ Doch für eine vornehme Kalbsjus (gesprochen<br />
„schü“) ist leider nur selten Zeit, außerdem spielt ja auch<br />
immer das Geld eine Rolle.<br />
11.30 Uhr. Langsam, aber sicher kommen die Studenten.<br />
Hinter den Schwingtüren heißt es jetzt ranklotzen. Neben<br />
Eins ist Köchin Cornelia Ziemann heute die einzige Hilfe<br />
beim Zubereiten der Speisen, die dritte Beiköchin ist krank.<br />
„Das wird heiß“, weiß auch der Chef, und meint damit nicht<br />
nur das Essen. Ab jetzt gilt die 15-Minuten-Regel. Fast alle<br />
Automaten hier ticken in diesem Takt. Es ist die Zeit der Allrounder,<br />
alle viertel Stunde piepen sie und wollen gelehrt<br />
werden. Reis, Mais und Eskorialgemüse verlassen die Geräte.<br />
Die Hochleistungsdünster, die einen tief gefrorenen Fisch<br />
in nur 14 Minuten von minus 18 auf plus 75 Grad Celsius<br />
garen, könnten auch Brot oder Brötchen backen. Dafür hat<br />
Jörg Eins jetzt jedoch keinen Kopf. Die Steaks in der überdimensionalen<br />
Pfanne verlangen nach permanenter Überwa-<br />
Interview<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> 5<br />
februar 2006<br />
Wer ist eigentlich Jörg Eins?<br />
Wir haben mal einen Blick in den privaten<br />
Topf des Chefkochs der Mensa am<br />
Herrenkrug geworfen. Begonnen hat<br />
alles im Jahre 1977. Der zurückhaltende<br />
Chef lernte sein Handwerk im <strong>Magdeburg</strong>er<br />
Ratskeller. Bevor er im Jahr 2000<br />
zur FH-Mensa kam, kochte er bereits für<br />
die Uni Mensa. Der 45-Jährige lebt in<br />
<strong>Magdeburg</strong>.<br />
Herr Eins, war der Beruf Traum oder Zufall?<br />
Ich wollte schon immer Koch werden. Schon mit 13 habe<br />
ich zu Hause gebacken und gekocht. Später musste ich<br />
mich dann zwischen einem von beiden entscheiden, da<br />
war ich 17.<br />
Was gab den Ausschlag?<br />
Die Arbeitszeiten. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen,<br />
immer schon so früh aufzustehen. Dafür bin ich nicht der Typ.<br />
Was isst der Privatmensch Jörg Eins zu<br />
Hause am liebsten?<br />
Da gönne ich mir mal eine schöne Sülze mit Remouladensoße<br />
und Bratkartoffeln. Auch lose Wurst esse ich gerne.<br />
Das ist was Ausgefallenes. Und ich weiß, dass es hier nicht<br />
so gut ankommen würde. Ich denke das ist ein Generationending.<br />
Aber ich mag es, wenn es so richtig deftig ist.<br />
Wie sieht Ihr Tag nach 16 Uhr aus?<br />
Im Sommer mache ich viel im Garten, arbeiten, aber auch<br />
relaxen. Ansonsten entspanne ich mich beim Spaziergang<br />
mit meinem Hund. Dann kann ich abschalten und einfach<br />
nur leben.<br />
Wenn Sie jetzt noch etwas studieren würden,<br />
was würde das sein?<br />
Oh, ich glaube das wäre irgendwas mit Computern. Für so<br />
was habe ich im Alltag ja nie Zeit. Aber mein Sohn kennt<br />
sich da super aus, ich glaube, das würde mir auch gefallen.<br />
Kochen Sie immer noch gern in der Mensa?<br />
Auf jeden Fall. Die Stimmung in der Küche ist gut, außerdem<br />
koche ich gern für Studenten. Altersheim oder Krankenhaus<br />
wär’ nichts für mich, die meckern zu viel. Da bleibe<br />
ich doch lieber bei der jungen Generation.<br />
chung. Wenn dann noch eine Lieferung eintrifft und die Pommes<br />
schon wieder knapp werden, arbeitet das Küchengespann<br />
am Limit.<br />
Die goldbraunen Kartoffelstäbchen sind übrigens der Verkaufsschlager<br />
in der Mensa, rund 80 Kilo gehen davon pro<br />
Tag über die Theke. Immer fünf Kilo auf einmal rutschen in
6 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
februar 2006<br />
So kennen die meisten Studenten die Mensa am Herrenkrug. Schlange stehen für das Mittagessen. Über 800 Mahlzeiten<br />
werden in knapp zwei Stunden verteilt, das entspricht ungefähr einer Mahlzeit alle zehn Sekunden.<br />
die riesige Friteuse. Damit alles klappt, müssen die Studenten<br />
das essen, was Eins vorher geplant hat. Bereits vor 14 Tagen<br />
wurde die Bestellung aufgegeben, was alle ist, ist alle. Doch<br />
die studentischen Vorlieben sind nicht immer vorhersehbar.<br />
„Man weiß nie, was die Leute essen wollen“, so Eins. Geht<br />
dann doch mal ein Essen unerwartet gut über die Theke,<br />
„muss man schon mal spontan losgehen und gucken, was<br />
das Lager noch hergibt.“<br />
Irgendwo blinkt noch ein Kochgerät<br />
Dass es gar nichts mehr gibt, gibt es nicht. Dafür stapeln sich<br />
die Kisten im Tiefkühllager eindeutig zu hoch. Doch nicht alle<br />
Probleme sind hausgemacht. „Gestern mussten wir bis kurz<br />
vor elf auf den Fisch warten“, berichtet Eins, „da konnten wir<br />
nichts machen, der Lieferant kam einfach nicht.“ Moderne<br />
Logistik, die „on demand“ und „just in time“ liefert, hat<br />
eben so ihre Tücken. Der kleine Engpass gab sich, als die<br />
Fische dann doch eintrafen. Vor größeren Unfällen blieb das<br />
Küchenpersonal aber immer verschont. „Außer, dass sich<br />
mal jemand ein bisschen in den Finger schneidet, ist noch nie<br />
was Ernsthaftes passiert“, sagt Eins.<br />
13.30 Uhr. Die Lage entspannt sich. Zwei Stunden Kochen<br />
am Stück liegen hinter Eins und seinem Team. Zwischen 800<br />
und 950 Studenten und Mitarbeiter verköstigen sie jeden<br />
Tag. Ursprünglich war geplant, den Andrang aufzuteilen, drei<br />
mal 300. Entsprechend hätten die Stundenpläne der einzelnen<br />
Fachbereiche unterschiedlich ausgesehen. Was daraus<br />
geworden ist, weiß auch Chef Eins nicht. So entsteht jeden<br />
Tag aufs Neue die bekannte Warteschlange bis vor die Türen<br />
der Mensa. Weniger sind es nur in den Semesterferien. Bei<br />
350 Essen am Tag kann Eins dann ein aufwändigeres Bauernfrühstück<br />
zubereiten oder im Wok kochen. „Das kommt<br />
immer gut an“, erzählt er. Mitte Januar wurde auch die neue<br />
Cafeteria Herrenkrug eingeweiht. Mit einem zusätzlichen<br />
Angebot wie beispielsweise Pizza, mehr als 70 neuen Sitzplätzen<br />
und längeren Öffnunszeiten soll der Anbau nicht nur<br />
zu den Stoßzeiten eine Alternative bieten. In den loungigen<br />
Sesseln lässt es sich tatsächlich ganz gut entspannen, die<br />
lange Schlange am Eingang zeigt sich von den neuen Baumaßnahmen<br />
leider völlig unbeeindruckt.<br />
16 Uhr. Schluss für den Chef. Der Rest des Küchenteams ist<br />
schon seit einer Stunde weg. Die Pötte, Pfannen, Dampf- und<br />
Druckerhitzer blitzen und blinken wieder. Eins studiert noch<br />
den Plan für die kommende Woche. Was da drauf kommt,<br />
legt er nicht allein fest. Einmal im Monat treffen sich die Verantwortlichen<br />
des Studentenwerks mit den Köchen aus <strong>Magdeburg</strong><br />
und Wernigerode. Sie werten die Resonanz der vergangenen<br />
Wochen aus, planen neu und bringen Vorschläge<br />
ein. Die Küchenkommission kann hier mitreden, ein Gremium,<br />
in dem sich auch Studenten beteiligen können und<br />
sollen. Mehr Infos gibt es auf der Internetseite der <strong>Hochschule</strong><br />
unter Aktuelles oder dirket bei Küchenabteilungsleiterin<br />
Inge Schmelzekopf (mensa@studentenwerk-magdeburg.de).<br />
In der Küche geht das Licht aus. Es ist wieder ruhig in der<br />
Mensa. Irgendwo blinkt noch ein Kochgerät und wartet auf<br />
Schweinebraten, Hähnchenschnitzel oder Puffer. Doch die<br />
gibt es erst morgen.<br />
Steffen Wilhelmi<br />
Die Mensa in Zahlen<br />
Baujahr:<br />
Sitzplätze:<br />
Personal:<br />
Portionen:<br />
Zeiten:<br />
2000<br />
232 +77 im Anbau<br />
Drei Köche, sieben Ausgabekräfte, vier<br />
Abwaschhilfen und zwei Kassiererinnen<br />
800 – 950 Mahlzeiten pro Tag<br />
Frühstück: ab 9.00 Uhr<br />
Mittagessen: 11.15 Uhr bis 13.30 Uhr<br />
Cafeteria: 11.00 Uhr bis 16.00 Uhr<br />
bastian ehl<br />
bastian ehl
Blühende Campuslandschaften – Teil 7<br />
Beliebt, begehrt, bedroht: Die Ulme<br />
Bei bitterkalten Temperaturen, wie sie uns ins in diesen Tagen<br />
verfolgen, denkt man beim Anblick eines Baumes wohl eher<br />
nicht ans Einritzen von Herz und Initialen in den Stamm,<br />
geschweige denn an das Nickerchen im Schatten. Die stärkere<br />
Assoziation ist eher: Baum, Holz, kalt, Feuer. Aber gerade dann<br />
lohnt es sich, schwärmerisch auf den Sommer zu schielen, auf<br />
sonnige Wiesen, bunte Blumen und einen Baum, den es nur<br />
noch ein einziges Mal auf dem Campus gibt.<br />
Die Ulme ist ein sommergrüner Baum, der sich<br />
leicht an den zickzackförmigen Zweigen und der<br />
schiefen Blattbasis erkennen lässt. In der Botanik<br />
ulmus genannt, wächst sie in ihrer Jugend sehr<br />
rasch. Bereits mit 30 Jahren kann sie 90 % ihrer<br />
späteren Höhe erreichen. Mit 60 Jahren ist das<br />
Höhenwachstum mehr oder weniger abgeschlossen.<br />
30 Meter hohe Bäume sind nicht selten.<br />
Höher werden sie nur dort, wo genug Licht,Wärme<br />
und wenig Frost vorhanden sind. Die langlebigen<br />
Ulmen – sie werden bis zu 400 Jahre alt – werden seit<br />
jeher als charaktervolle Bäume verehrt. Die prächtige<br />
Wuchsform und das charakteristische, fächerartige Verzweigungsmuster<br />
strahlen eine besondere Atmosphäre aus. Nicht<br />
verwunderlich, dass ganze Städte und Landstriche danach<br />
benannt wurden: Stadtnamen wie llmau, llmenau und Ulm<br />
oder Goethes Fluss, die lIm, erinnern an den einstigen Ulmenreichtum<br />
und deren Bedeutung. Die kleinen gelblichen oder<br />
rötlichen Blüten erscheinen im Frühjahr vor den Blättern wie<br />
Als Wolfgang Kubitzky am<br />
1.10.1992 seine Tätigkeit<br />
als Labormechaniker im<br />
Fachbereich Maschinenbau<br />
aufnahm, gehörte er<br />
zu den ersten Mitarbeitern<br />
der gerade gegründeten<br />
Fachhochschule <strong>Magdeburg</strong>.<br />
1942 in Breslau geboren,<br />
war seine Kindheit und<br />
Jugend von den Folgen<br />
des Krieges und der Vertreibung<br />
geprägt. Über<br />
Schönebeck kam er nach <strong>Magdeburg</strong>, wo er seine berufliche<br />
Heimat in einem der traditionsreichsten <strong>Magdeburg</strong>er<br />
Maschinenbauunternehmen fand. In dieser Zeit entwickelte<br />
er ein großes praktisches Geschick im Umgang mit der nicht<br />
immer perfekten Technik und eine bewundernswerte Gelassenheit<br />
im Umgang mit den Widrigkeiten der Arbeitswelt.<br />
Diese Wesenszüge erwiesen sich als ein unschätzbarer<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> 7<br />
februar 2006<br />
leuchtende Schmetterlinge. Die abwechslungsreiche Belaubung<br />
setzt im Herbst farbige Akzente in die Landschaft. Die<br />
junge Rinde der Ulmen ist silbergrau bis bräunlich und glatt.<br />
Später wandelt sie sich zu einer längsrissigen Borke, unter der<br />
sich jedoch eine ganz eigene Pracht verbirgt. Denn das Ulmenholz<br />
ist äußerst dekorativ. Der harte und zugleich biegsame<br />
Baustoff wird vor allem für den Innenausbau zur Herstellung<br />
von Werkzeugstielen und Sportgeräten verwendet. Wer also<br />
demnächst mal wieder eine Nagel in die Wand hämmert<br />
oder am Stufenbarren übt, weiß nun, aus welchem Holz<br />
all dies geschnitzt ist. Doch trotz aller Pracht steht es<br />
nicht gut um die Zukunft der Ulmen: Seit 1920 sind die<br />
Bestände sehr stark durch das Ulmensterben bedroht.<br />
Der Ulmensplintkäfer überträgt eine Pilzerkrankung,<br />
die die Wasserversorgung im Frühholz stört. Nach<br />
wenigen Monaten trocknet der ganze Baum aus.<br />
Inzwischen sind auch bei uns Millionen dieser prächtigen<br />
Bäume gestorben.<br />
Für die alten Griechen war die Ulme ein Symbol der Trauer<br />
und des Todes – dennoch wird dem Baum auch eine heilende<br />
Wirkung zugesprochen: Ulmenrinde, zerkleinert und angefeuchtet,<br />
galt früher als gutes Heilmittel auf Brandwunden. Das<br />
ausgezeichnete Laubheu der Ulme sollte darüber hinaus der<br />
Gesundheit des lieben Viehs dienlich sein. Sind also die Automaten<br />
leer und die Mensa zu, könnte die letzte Campus-Ulme<br />
vielleicht auch für Studenten eine Alternative darstellen. Sie<br />
steht übrigens zwischen Haus 5 und Haus 14. Doreen Sölter<br />
Wolfgang Kubitzky<br />
04.06.1942 – 11.12.2005<br />
Gewinn für den Fachbereich Maschinenbau. Keine Arbeit war<br />
ihm zu schwer, als es besonders in der Gründungsphase des<br />
Fachbereichs manches Problem zu lösen galt. Mit vorbildlicher<br />
Einsatzbereitschaft reparierte er Maschinen, baute Versuchseinrichtungen<br />
und kümmerte sich um die stete Verfügbarkeit<br />
der Lehr- und Lernmittel. Eine schwere Krankheit<br />
zwang ihn 2004, aus dem Berufsleben auszuscheiden. Von<br />
der Hoffnung auf Genesung getragen, hielt er den Kontakt<br />
zum Fachbereich und begleitete dessen Entwicklung mit<br />
innerer Anteilnahme.<br />
Mit dem Tod von Wolfgang Kubitzky haben wir einen Mitarbeiter<br />
verloren, der durch sein handwerkliches Geschick, vorbildliche<br />
Einsatzbereitschaft und menschliche Größe den<br />
Fachbereich mit geprägt hat. Er hinterlässt eine schwer zu<br />
schließende Lücke.<br />
Wir werden Wolfgang Kubitzky in ehrendem Gedenken<br />
bewahren.<br />
Im Namen der Mitarbeiter des Fachbereichs<br />
Prof. Dr.-Ing. W. Dippe
8 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
februar 2006<br />
Studiengänge vorgestellt: Rehabilitationspsychologie<br />
Bloß keinen Stress<br />
Seit 1999 werden am Standort <strong>Stendal</strong> Rehabilitationspsychologen ausgebildet – mit<br />
Erfolg. Jetzt wird auch hier auf Bachelor und Master umgestellt. In dem intensiven Studium<br />
haben die Studenten einiges zu tun, müssen aber auch auf anderes verzichten.<br />
Wie bewältige ich Stress? In Übungen lernen die Studierenden unter fachmännischer Anleitung.<br />
„Ich habe keine Lust, mich zu äußern!“ Der junge Mann mit<br />
den dunklen Haaren lehnt sich nach vorne und vergräbt sein<br />
Gesicht in den Händen. Sein Gegenüber schaut ihn aufmerksam<br />
an, lässt dann seinen Blick einmal durch den Sitzkreis<br />
schweifen und nickt der Frau neben ihm zu. „Und wie ist es<br />
mit ihnen“, fragt er aufmunternd, „wie gehen sie mit dieser<br />
Art von Situation um? Kommen Sie, ich habe heute noch gar<br />
nichts von ihnen gehört.“ Ein kurzer Schrei. „Ach, die hier<br />
neben mir macht mich noch ganz verrückt“, antwortet die<br />
Gefragte erregt, „die mit ihrem nervösen Geraschel.“ Alle<br />
schauen ein wenig ratlos. „Jetzt musst du direkt nachhaken!“<br />
Die Stimme kommt aus dem Abseits, die Köpfe drehen<br />
sich und die Spannung in den Gesichtszügen lässt nach. Die<br />
Studenten schauen ihren Dozenten erwartungsvoll an. „Fragen<br />
Sie sie, wie es ihr dabei geht“, erklärt dieser weiter,<br />
„lassen Sie die Gruppe arbeiten!“<br />
Verhaltenstherapeut Christian Brockhaus lehnt sich wieder<br />
zurück und lässt seine Studenten machen. In seinem Blockseminar<br />
über das Borderline-Syndrom geht es um Menschen,<br />
die heute himmelhoch jauchzen und morgen zu Tode betrübt<br />
sind. Doch bei ihm erfahren die Studierenden nicht nur theoretische<br />
Grundlagen, praktische Übungen sind ein ganz<br />
wichtiger Bestandteil der Lernerfahrung. Jeder im Sitzkreis<br />
spielt seine Rolle: Therapeut oder Patient. Während der<br />
improvisierten Sitzung bekommen die Spielenden ein Gefühl<br />
für die richtige Herangehensweise und üben so für die Realität.<br />
Und die ist nicht mehr weit für die Studenten aus dem<br />
siebten Semester. Die zukünftigen Diplom-Rehabilitationspsychologen<br />
(„kurz“ Dipl.-Reha.-Psych.) sind einige der letzten<br />
ihrer Art. Zukünftig ist mit dem Bachelor nach sechs<br />
Semestern Schluss. Der große praktische Bezug soll bleiben.<br />
„Unsere Absolventen sollen in der Lage sein, kompetent in der<br />
Praxis zu arbeiten“, erklärt Mark Helle. Der Professor für klinische<br />
Psychologie lehrt seit 2002 in <strong>Stendal</strong> und ist vom<br />
Lehrangebot überzeugt. Er entlässt seine Studenten mit einem<br />
guten Gefühl ins Berufsleben. Ausgestattet mit einem<br />
fundierten psychologischen Hintergrundwissen sollen sie dort<br />
Menschen mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder<br />
anderen Störungen ein besseres Leben ermöglichen. Dabei<br />
geht es nicht immer nur um die medizinische Seite.<br />
Vielfältige Einsatzgebiete<br />
„Es gibt auch eine berufliche Rehabilitation“, so Helle, „das<br />
heißt, für Menschen mit Einschränkungen am Arbeitsplatz<br />
muss überlegt werden, welche Fördermaßnahmen nötig<br />
sind, um sie wieder in die Gesellschaft eingliedern zu können.“<br />
Ähnliches gilt für schulische und soziale Bereiche. Die<br />
Aufgaben eines Rehabilitationspsychologen sind neben dem<br />
Stellen einer Diagnose mit Test und Auswertung auch die<br />
steffen wilhelmi
psychologische Beratung und das Anleiten von Gruppen. Das<br />
können Entspannungs- und Soziale-Kompetenz-Gruppen<br />
oder eben Borderline-Patienten sein. Dementsprechend<br />
umfangreich ist auch das Angebot im Studium. Neben den<br />
psychologischen Grundlagen gehören im Hauptstudium die<br />
klinische Psychologie, die Psychotherapie und Diagnostik zu<br />
den Lehrinhalten.<br />
All diese Qualifikationen können seit einem halben Jahr nun<br />
auch die ersten 81 Bachelor-Studenten erwerben. Mark Helle<br />
glaubt daran, dass das verkürzte Studium den Ansprüchen<br />
einer psychologischen Ausbildung gerecht werden kann. Ein<br />
Grund ist die Intensität des neuen Abschlusses. „Das Bachelor-Studium<br />
ist per se sehr viel intensiver als ein Diplomstudiengang“,<br />
erklärt er, „das ist ein Vollzeitjob.“ Tatsächlich<br />
muss ein Bachelor-Student insgesamt 30 Credits pro Semester<br />
erwerben, jeder Credit entspricht einer Zeiteinheit von<br />
circa 30 Stunden, die in der <strong>Hochschule</strong> bzw. zu Hause geleistet<br />
werden. Umgerechnet auf eine normale Arbeitswoche<br />
macht das stolze 45 Stunden.<br />
„Das ist ein Vollzeitjob.“<br />
Unter der strengen Gangart leidet jedoch auch die Vielfalt. Der<br />
schulische Bachelor muss gegenüber seinem Vorgänger einige<br />
Dinge opfern, beispielsweise die besondere interdisziplinäre<br />
Ausrichtung. Vor der Umstellung waren Fächer wie Recht und<br />
BWL Pflicht, es mussten deutlich mehr Inlandspraktika verrichtet<br />
werden. Auch das Auslandssemester wird jetzt erst im<br />
Master-Studium absolviert. Die Kürzungen werden auch von<br />
Mark Helle bedauert: „Wir haben das ungern gemacht. Aber<br />
wenn nach sechs Semestern eine Berufsqualifizierung da sein<br />
soll, müssen entsprechende theoretische Inhalte auch vermittelt<br />
werden.“ Immerhin, mit der Gleichstellung der Studienabschlüsse<br />
an FH und Unis können zukünftige Master-Absolventen<br />
darauf hoffen, die nachfolgende Ausbildung zum psychologischen<br />
Psychotherapeuten antreten zu können. Nur so können<br />
sie sich auch als Therapeut selbstständig machen. Den FH-<br />
Diplomanden blieb diese Möglichkeit bislang verwehrt. Für<br />
Helle, der bereits an einer Universität in Berlin lehrte, ist das<br />
unverständlich. „Von Praktika weiß ich, dass unsere<br />
Studierenden im Vergleich zu Universitätsstudenten viel mehr<br />
Praxisbezug und eine sehr hohe klinisch-psychologische Kompetenz<br />
haben“, sagt er, „denen die Ausbildung zum psychologischen<br />
Psychotherapeuten vorzuenthalten, hat keinen Sinn.“<br />
Auch Katja Seidel sieht ihre Zukunft in der Therapie. Die 25-<br />
Jährige ist eine der ersten 36 Studierenden, die sich für den<br />
neuen Masterstudiengang entschieden haben. Hier sind die<br />
klinische Neuropsychologie und die Qualitätssicherungen<br />
neue Schwerpunkte. Nach der Abschlussarbeit sollen die<br />
Rehabilitationspsychologen auch in der Leitung psychologischer<br />
Einrichtungen tätig sein können. „Der Anspruch ist eindeutig<br />
gewachsen“, sagt Seidel, „aber die Dozenten unterstützen<br />
uns sehr.“ Wenn sie in die Zukunft schaut, hat sie ihre<br />
ehemaligen Kommilitonen im Hinterkopf. Die meisten Absolventen,<br />
so sagt sie, seien in guten Anstellungen. „Sie arbeiten<br />
mit Straffälligen, in Mutter-Kind-Kliniken, in Lebenshilfe-Werkstätten<br />
oder als Psychologen bei der Bundeswehr“, erzählt sie.<br />
Seidel selbst war als Fluthelfer im Tsunamigebiet, eine<br />
Erfahrung, die sie sehr beeindruckt hat. Und in die Ferne zieht<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> 9<br />
februar 2006<br />
es sie immer noch: „Ich würde gern nach Indien gehen“, sagt<br />
sie. Im Moment hat sie dafür allerdings keine Zeit. Der für die<br />
Diplomanden auf zwei Semester verkürzte Master füllt ihren<br />
Zeitplan aus.<br />
Zeit für freiwilliges Engagement bleibt dennoch. Um anderen<br />
Kommilitonen beispielsweise den Umgang mit Problemen zu<br />
erleichtern, gibt es seit diesem Semester eine anonyme psychologische<br />
Beratung. Stress im Studium, Ärger mit dem Partner<br />
oder Einsamkeit sind nur einige Themen, bei denen die<br />
Rehapsychologen weiterhelfen können. Die „Peer-Beratung“<br />
findet in <strong>Stendal</strong> statt, steht allen Studierenden der FH offen<br />
und wird in Seminaren von Professor Mark Helle begleitet. Die<br />
Gespräche jedoch führen die Studenten. Auf Anmerkungen<br />
wie „Ich habe keine Lust mich zu äußern!“ dürften die vorbereitet<br />
sein. Steffen Wilhelmi<br />
Aus dem Diplom in den Beruf – ein Gespräch mit<br />
Anett Voigt (25)<br />
Eine Projektarbeit<br />
während des Studiums<br />
war der Auslöser.<br />
Anett ließ den<br />
Kontakt zur Uni-Klinik<br />
in Mageburg<br />
nicht abbrechen.<br />
Heute ist sie festangestellt.<br />
Seit über<br />
zwei Jahren arbeitet<br />
sie mit Menschen,<br />
die unter ständigen<br />
Schmerzen leiden.<br />
Anett, wie muss man sich die Arbeit in<br />
einer Schmerzambulanz vorstellen?<br />
Menschen mit chronischen Schmerzen leiden sehr stark,<br />
auch wenn keine organische Ursache vorliegt. Es handelt<br />
sich um ein komplexes Zusammenspiel von Schmerz, Ängsten<br />
und depressiven Verstimmungen. Über ausführliche<br />
Diagnosen versuchen wir diese Leiden zu interpretieren,<br />
um den Menschen so zu helfen. Welche Maßnahmen das<br />
sind, entscheide ich gemeinsam mit einem Psychiater.<br />
Kommt man da nicht an seine Grenzen?<br />
Es ist oft nicht einfach, das stimmt. Auch, weil man hier mit<br />
dem Tod konfrontiert wird. Bei einigen Tumorpatienten muss<br />
man zusehen, wie sie abnehmen und schwächer werden.<br />
Was hast Du am Studium geschätzt?<br />
Im Hauptstudium haben wir viel klinische Psychologie<br />
gelernt, das hat mir sehr weitergeholfen. Ansonsten fand<br />
ich mein Auslandssemester toll, ich war an der Uni in Sao<br />
Paulo. Wie auch die anderen Praktika hat das meinen Blick<br />
für Menschen geschult.<br />
Wie siehst du deine Zukunft?<br />
Ich möchte nicht ewig hierbleiben. Dem Schmerzbereich<br />
bleibe ich jedoch wohl treu. Später möchte ich noch eine<br />
Therapieausbildung machen.
10 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
februar 2006<br />
Der Ausbau am Standort <strong>Stendal</strong> kann beginnen<br />
Spendenziel ist erreicht<br />
Am 15. Dezember 2005 – früher als von vielen<br />
erwartet – stand fest, dass das Ziel,<br />
100.000 Euro für den vorzeitigen Ausbau<br />
des Hauses 3 am Standort <strong>Stendal</strong> der <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Magdeburg</strong>-<strong>Stendal</strong> (FH) auf dem<br />
Gelände der ehemaligen Tauentzien-Kaserne<br />
zu sammeln, erreicht ist.<br />
Allen, die durch Ihre Spenden oder ihre Mithilfe dazu beigetragen<br />
haben, dieses wohl bundesweit einmalige Projekt im<br />
Hochschulbau zum Erfolg zu führen, sei an dieser Stelle<br />
nochmals herzlichsten Dank gesagt. Nun ist der Einzug in<br />
Haus 3 zum Beginn des Wintersemesters 2007/08 in greifbare<br />
Nähe gerückt. Bis dahin werden zwar noch viele Schritte<br />
nötig sein, aber ein ganzes Stück des Weges, der Anfang<br />
2004 begann, ist schon zurückgelegt.<br />
Anfang 2004<br />
Das Unternehmensnetzwerk Altmark (UNA) unterstützt den<br />
Standort durch Planungsunterlagen zum Ausbau des Hauses 3,<br />
die die Architekten Fenn der <strong>Hochschule</strong> zur Verfügung stellen.<br />
Mitte 2004<br />
Zwar sichert die Hochschulstrukturreform des Landes Sachsen-Anhalt<br />
Mitte 2004 die langfristige Existenz des Standorts<br />
<strong>Stendal</strong>, die zeitliche Entwicklung des weiteren räumlichen<br />
Ausbaus bleibt jedoch zunächst ungeklärt.<br />
Januar 2005<br />
Studierende der <strong>Hochschule</strong> besuchen den Minister und<br />
diskutieren mit ihm insbesondere die räumliche Situation am<br />
Standort <strong>Stendal</strong>.<br />
18. Januar 2005<br />
In der Mitteldeutschen Zeitung wird der Kultusminister, Prof.<br />
Dr. Jan-Hendrik Olbertz, zitiert, dass mit dem Ausbau frühestens<br />
2007 oder 2008 zu rechnen sei, eine kostenneutrale<br />
Vorfinanzierung aber durchaus denkbar wäre.<br />
25. Januar 2005<br />
Erstes Treffen mit Vertretern des Kultusministeriums am<br />
Standort <strong>Stendal</strong>.<br />
Mitte Februar 2005<br />
Erste Gespräche im Vorstand des Förderkreises für den<br />
Standort <strong>Stendal</strong> der <strong>Hochschule</strong> <strong>Magdeburg</strong>-<strong>Stendal</strong> (FH),<br />
dem neben anderen Persönlichkeiten der Landrat des Kreises<br />
<strong>Stendal</strong>, Jörg Hellmuth, Erhard Prehm als Vertreter des Altmarkkreises<br />
Salzwedel und der Oberbürgermeister der Stadt<br />
<strong>Stendal</strong>, Klaus Schmotz, angehören.<br />
28. Februar 2005<br />
Weiteres Gespräch mit Vertretern des Kultusministeriums:<br />
Es werden erste Details des Spendenmodells besprochen.<br />
Ausgehend von einem geplanten Finanzierungsvolumen von<br />
4,7 Mio. Euro und einem für Anfang 2006 geschätzten Zins-<br />
satz von 3,2% werden in etwa 300.000 Euro benötigt, um<br />
den Baubeginn um zwei Jahre vorzuziehen. Da bei einer<br />
kostenneutralen Vorfinanzierung in etwa 200.000 Euro an<br />
Einsparungen gegengerechnet werden können, ergibt sich<br />
ein Spendenziel von 100.000 Euro. Gleichzeitig wird die<br />
geplante Entkernung des Gebäudes besprochen.<br />
11. April 2005<br />
Auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Karl-<br />
Heinz Reck antwortet der Kultusminister, „… dass, wie bisher<br />
eingeschätzt, eine Aufnahme des Vorhabens erst mit<br />
dem 37. Rahmenplan und damit ein Baubeginn frühestens<br />
im Jahr 2008 erfolgen kann. Unabhängig davon werden von<br />
Vertretern der <strong>Hochschule</strong> in Abstimmung mit dem Kultusministerium<br />
Möglichkeiten geprüft, im Rahmen eines Spendenmodells<br />
die Mehrkosten eines vorgezogenen Maßnahmebeginns<br />
aufzubringen und diesen so zu ermöglichen.“<br />
1. Mai 2005<br />
Die Entkernung des Gebäudes beginnt dank der Unterstützung<br />
der Gesellschaft für Arbeitsförderung und Sanierung<br />
des Landkreises <strong>Stendal</strong> mbH.<br />
Anfang Mai<br />
Der Förderkreis bietet dem Kultusministerium an, mit einer<br />
Spendensammlung die fehlenden finanziellen Mittel aufzubringen.<br />
20. Mai 2005<br />
Der Wissenschaftsrat empfiehlt den Ausbau am Standort.<br />
27. Mai 2005<br />
Schreiben des Kultusministers an die <strong>Hochschule</strong> und den<br />
Förderkreis, dass er das Vorhaben ausdrücklich und nach<br />
Kräften unterstützt.<br />
Anfang Juni 2005<br />
Die Spendenaktion beginnt.<br />
22. Juni 2005<br />
Finanzminister Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué besucht den Standort<br />
anlässlich des Sommerfestes, lässt sich über das Vorhaben<br />
informieren und sagt seine Unterstützung zu.<br />
30. Juni 2005<br />
Erstes Treffen mit Vertretern des Finanzministeriums.<br />
Anfang Juli 2005<br />
Spendenstand: 6.489,11 Euro<br />
04. Juli 2005<br />
Besuch des bildungspolitischen Ausschusses der SPD am<br />
Standort.<br />
11. Juli 2005<br />
Besuch von Landtagsabgeordneten der PDS am Standort.
Die gesammelten Spendenschecks zieren die Flure auf dem Campus in <strong>Stendal</strong>.<br />
19. Juli 2005<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otmar Issing, Mitglied des Direktoriums<br />
der Europäischen Zentralbank und deren Chefökonom, übernimmt<br />
die Schirmherrschaft für das Spendenprojekt.<br />
23. August 2005<br />
Gespräch im Kultusministerium unter Beteiligung von Mitarbeitern<br />
des Kultus- und Finanzministeriums, des Förderkreises<br />
und der <strong>Hochschule</strong>.<br />
26. August 2005<br />
Kultusminister Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz besucht den<br />
Standort und gibt dem Modell aus Sicht der Landesregierung<br />
grünes Licht.<br />
09. September 2005<br />
Pressekonferenz in Osterburg mit Bürgermeister Raden.<br />
Mitte September:<br />
Spendenstand: 25.098,15 Euro<br />
30. September 2005<br />
Pressekonferenz in Salzwedel mit MdB Dr. Hans-Heinrich<br />
Jordan, MdL Karl-Heinz Reck und Erhard Prehm.<br />
Ende September 2005<br />
Die Versteigerung von Sachspenden über Ebay beginnt.<br />
Selbst die BILD-Zeitung berichtet darüber.<br />
Anfang Oktober 2005<br />
Dem Förderkreis werden drei Spendenhäuser übergeben,<br />
die Auszubildende des Berufsbildungszentrums für die<br />
Aktion gebaut haben. Mit diesen Spendenhäusern wird auf<br />
unterschiedlichsten Veranstaltungen in der Altmark um<br />
Unterstützung geworben. Insgesamt kommen so fast<br />
1.000 Euro zusammen.<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> 11<br />
februar 2006<br />
14. Oktober 2005<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otmar Issing hält in <strong>Stendal</strong> einen<br />
Vortrag zum Thema „Der Euro – eine stabile Währung für<br />
Europa“. Angesichts der Spekulationen um eine Leitzinserhöhung<br />
der Europäischen Zentralbank sind auch Nachrichtenagenturen,<br />
wie Reuters und Bloomberg, im vollbesetzten<br />
Musikforum der St. Katharinen Kirche vertreten.<br />
20. Oktober 2005<br />
Spendenstand: 49.195,09 Euro.<br />
18. November 2005<br />
Spendenstand: 55.416,09 Euro.<br />
steffen wilhelmi<br />
28. November 2005<br />
Minister für Bau und Verkehr, Dr. Karl-Heinz Daehre,<br />
besucht den Standort und informiert sich über die aktuelle<br />
Entwicklung.<br />
15. Dezember 2005<br />
Benefizkonzert von Edgar Kraul und Thomas Stein zugunsten<br />
der Aktion „Mehr Hörsäle für <strong>Stendal</strong>“ in der St.<br />
Katharinen Kirche in <strong>Stendal</strong>.<br />
Der erste Vorsitzende des Förderkreises, Landrat Jörg Hellmuth,<br />
verkündet, dass das Ziel von 100.000 Euro (inklusive<br />
aller Zusagen) erreicht ist. Der Finanzminister beglückwünscht<br />
in seiner Ansprache die Region zu dieser erfolgreichen<br />
Aktion.<br />
Das Klischee, in Ostdeutschland werde nur gejammert,<br />
hält sich hartnäckig. Die Altmärker haben gezeigt, dass<br />
hier nicht geklagt wird, sondern Probleme angepackt und<br />
gelöst werden.<br />
Wolfgang Patzig
12 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
februar 2006<br />
Journalistik/Medienmanagement-Studenten auf Dokumentarfilmdreh in Osteuropa<br />
<strong>Magdeburg</strong>er Stadtrecht<br />
Teile der Nordgruppe während eines Interviews mit Prof. Dr. Januta Janicka auf dem Friedhof in Thorn/Polen.<br />
Das <strong>Magdeburg</strong>er Stadtrecht war eine im Mittelalter und sogar teilweise bis ins späte 19.<br />
Jahrhundert verwendete Sammlung von Gesetzen. Der Schwerpunkt lag klar auf der Vereinheitlichung<br />
des Kaufmannsrechts, doch waren auch Strafrecht und Erbrecht wichtige<br />
Bestandteile. Von <strong>Magdeburg</strong> aus wurde diese Rechtsform in viele osteuropäische Städte<br />
exportiert und verhalf so den Handelsbeziehungen zu voller Blüte. Die östlichsten Städte,<br />
die das <strong>Magdeburg</strong>er Stadtrecht einführten, waren Minsk und Kiew. Im Dezember 2005<br />
und im Januar 2006 machten sich vier Drehteams – bestehend aus Journalistik/Medienmanagement-Studenten<br />
– auf, um die Geschichte für einen Dokumentarfilm wieder auferstehen<br />
zu lassen. Ein fünftes Team drehte in <strong>Magdeburg</strong>. <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> durfte einen Blick<br />
in das Kameramann-Tagebuch der Nordgruppe werfen. In zehn Tagen von <strong>Magdeburg</strong> über<br />
Thorn und Kulm in Polen bis nach Vilnius in Litauen und zurück.<br />
Freitag, 2. Dezember<br />
Eigentlich sollte es in aller Frühe losgehen. Der Mietwagen<br />
steht bereit. Nur der Kurier mit den dringend benötigten<br />
Birnen für unser Lichtequipment lässt auf sich warten. Erst<br />
um 14 Uhr ertönt das erlösende Klingeln an der Haustür.<br />
Schnell die restlichen Sachen ins Auto geworfen und die<br />
übrigen Mitreisenden eingesammelt. Wir haben ein rundes<br />
Team zusammen. Sascha, Jessi und Thomas als Redakteure,<br />
Lena kümmert sich um die Organisation und ich, Bastian,<br />
bin Kameramann. Gegen Mitternacht haben wir unser<br />
Hotel in Thorn erreicht. Nach einer Drehbesprechnung fallen<br />
wir totmüde ins Bett.<br />
Samstag, 3. Dezember<br />
Unser erster Drehtag konfrontiert uns direkt mit dem kalten<br />
osteuropäischem Klima. Verpackt wie die Eskimos streifen<br />
wir durch Thorn und arbeiten gewissenhaft unser Drehbuch<br />
ab. Da der zweite Weltkrieg hier nicht gewütet hat, ist der<br />
mittelalterliche Stadtkern fast vollständig erhalten. Ein gutes<br />
Abendessen beendet den ersten Tag.<br />
Ein Traum von einer Winterlandschaft – Litauen.<br />
Sonntag, 4. Dezember<br />
Heute geht es in die Nachbarstadt Kulm. Leider will das Wetter<br />
nicht so, wie wir wollen, und somit bleiben die meisten<br />
Giebel und Türme unsichtbar im Nebel. Wir entschwinden in<br />
das örtliche Museum und landen einen Volltreffer. Viele<br />
Exponate aus der Zeit des <strong>Magdeburg</strong>er Stadtrechts und ein<br />
bastian ehl<br />
bastian ehl
Litauen ist wirtschaftliches Boomland. Das geht auch an der<br />
Hauptstadt Vilnius nicht spurlos vorrüber.<br />
Dreharbeiten im historischen Rathaus von Kulm in Polen.<br />
vollständig erhaltener Gerichtssaal. Leider schließt das<br />
Museum zeitig und wir fahren zurück nach Thorn. Nach dem<br />
Abendessen machen wir uns noch einmal auf, um Thorn bei<br />
Nacht einzufangen. Es folgt die Interviewbesprechung für<br />
den nächsten Tag. Das war heute der erste 19-Stunden-Tag.<br />
Montag, 5. Dezember<br />
Unsere Interviewpartnerin in Thorn und Kulm, Prof. Dr. Danuta<br />
Janicka von der örtlichen Universität, verschafft uns eine<br />
Drehgenehmigung im Staatsarchiv. Wir können eine für den<br />
Film sehr wichtige Urkunde filmen – die Kulmer Handfeste<br />
aus dem 12. jahrhundert. Klingt banal, ist aber ein wirkliches<br />
Highlight, denn Drehgenehmigungen für solche historischen<br />
Dokumente sind selten und schwierig zu bekommen.<br />
Dienstag, 6. Dezember<br />
Heute geht es mal wieder nach Kulm. Dort drehen wir den<br />
bastian ehl<br />
lena von saleski<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> 13<br />
februar 2006<br />
Wochenmarkt, um Material zur Bebilderung von Handelsbeziehungen<br />
zu haben. In Rekordzeit fliegen wir über die Landstraße<br />
zurück nach Thorn. Es steht noch ein weiteres Interview<br />
mit Prof. Dr. Janicka an. Ein in Nebel getauchter Friedhof<br />
ist die perfekte Kulisse für ein Interview zum Thema<br />
Erbrecht. Dank 50 Meter Kabeltrommel können wir Janicka<br />
auch ins passende Licht rücken.<br />
Mittwoch, 7. Dezember<br />
Den heutigen Tag haben wir von morgens bis abends im<br />
Auto verbracht. Da es weder in Polen noch in Litauen vernünftige<br />
Autobahnen gibt, dauert die Fahrt von Thorn nach<br />
Vilnius ewig. Trotz eingeschneiter Straßen kommen wir ohne<br />
Probleme durch – von dem betrunkenen Russen an der Tankstelle<br />
mal abgesehen. Dabei hatten wir nur freundlich sein<br />
Angebot abgelehnt, mit ihm Wodka zu trinken.<br />
Donnerstag, 8. Dezember<br />
Vilnius ist wirklich eine Perle von einer Stadt. Zwar ist es bitterkalt,<br />
doch ist die kontinentale und damit trockene Kälte<br />
ganz gut zu ertragen. Wir erhalten kurzfristig die Möglichkeit,<br />
im alten Verlies unter dem Rathaus zu drehen. Beim Filmen<br />
eines Gangs macht mein Kopf Bekanntschaft mit der<br />
niedrigen Decke. Eine blutende Wunde und Kopfschmerzen<br />
sind das Resultat. Nichts, was ein Taschentuch und haufenweise<br />
Aspirin nicht lösen könnten.<br />
Freitag, 9. Dezember<br />
Wir packen in aller Frühe das Auto und fahren mit unserer<br />
Interviewpartnerin Dr. Jolanta Karpaviciene raus auf’s Land<br />
zu einer Burg mit Foltermuseum. Schließlich dreht sich das<br />
Interview um das Strafrecht. Bei all den Exponaten konnte<br />
man früher hoffen, einfach „nur“ geköpft zu werden.<br />
Unheimlich! Dank der Auflagen unserer Mietwagenfirma<br />
muss eine Person ständig im Auto bleiben. Das wird bei -15°<br />
Celsius zu einer echten Bewährungsprobe. Lena hält tapfer<br />
den Sitzrekord und wird den ganzen Tag nicht mehr warm.<br />
Samstag, 10. Dezember<br />
Seit Sonnenaufgang sind wir auf den Beinen. Es müssen<br />
noch eine Menge Stadtansichten eingefangen werden.<br />
Eigentlich wollten wir schon seit morgens unterwegs nach<br />
Warschau sein. Gegen 16 Uhr verlassen wir Vilnius und erreichen<br />
Warschau dank verschneiter Straßen spät abends. Trotz<br />
allgemeiner Müdigkeit sichten wir noch einmal unser Material<br />
aus Vilnius und fallen ins Koma.<br />
Sonntag, 11. Dezember<br />
Wecker? Den hört heute morgen niemand. Dabei müssen wir<br />
pünktlich in <strong>Magdeburg</strong> sein. Das nächste Team fährt heute<br />
los und muss unser Equipment übernehmen. Bleifuß Thomas<br />
katapultiert uns in Rekordzeit durch Polen und Deutschland<br />
bis nach <strong>Magdeburg</strong>. 22.50 Uhr Ankunft am ZOB in <strong>Magdeburg</strong>.<br />
Zehn Minuten vor der Zeit. Wo ist mein Bett!?<br />
Nach endlosen weiteren Stunden im Schnitt wurde Ende<br />
Januar der 40-minütige Dokumentarfilm fertig gestellt.<br />
Behandelt werden die Städte <strong>Magdeburg</strong>, Thorn, Kulm, Breslau,<br />
Krakau, Budapest, Minsk und Kiew. Der Film ist Teil der<br />
Ausstellung „Sachsenspiegel und <strong>Magdeburg</strong>er Recht –<br />
Grundlagen für Europa“ und kostenfrei bis zum 10. März im<br />
Landtag zu besichtigen. BE
14 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
februar 2006<br />
21 angehende Industriedesigner verteidigten ihre Diplomarbeiten<br />
Anwälte der Benutzerfreundlichkeit<br />
„Bei Industriedesign geht es darum, sich mit dem technischen<br />
Fortschritt zu versöhnen", erklärt Professor Carola Zwick, die<br />
Direktorin des Instituts für Industriedesign. Überall in unserer<br />
Umwelt gibt es technische Neuerungen. Von Stühlen über<br />
Geldautomaten bis hin zu Mikrochips. „Das alles muss so<br />
gestaltet werden, dass es gut funktioniert. Dass wir sie ohne<br />
Gebrauchsanleitung benutzen können. Und dass wir Spaß daran<br />
haben, sie zu verwenden." Diese Aufgabe übernehmen<br />
Industriedesigner. „Wir sind der Anwalt der Benutzer in Sachen<br />
Benutzerfreundlichkeit." Die Gestalter befassen sich nicht mit<br />
teuren Einzelstücken, sondern designen industriell herstellbare<br />
Gegenstände. Sie sind für viele zugänglich und auch bezahlbar.<br />
Im Januar präsentierten 21 Studenten ihre Produkte, die sie für<br />
ihre Diplomarbeiten gestaltet hatten. Die Diplomanden von<br />
2006 entwickelten für ihre Prüfung Dinge weiter oder erfanden<br />
andere komplett neu. Ihre Ideen waren ganz unterschiedlich.<br />
Sie reichten von Computerprogrammen wie einer digitalen<br />
Bibliothek über Einkaufswagen für Rollstuhlfahrer bis hin zu<br />
einer Schokoladenfabrik.<br />
Der 25-jährige Tilmann Tenschert entwickelte eine neue Straßenbahn<br />
für <strong>Magdeburg</strong>. Er hat ausgerechnet, dass er während<br />
seines Studiums in <strong>Magdeburg</strong> circa 390 Stunden in der Straßenbahn<br />
verbrachte. Zeit genug, um Verbesserungspotenzial zu<br />
entdecken: Mit der französischen Firma Alstom entwickelte er<br />
unter anderem eine neue Wagenform, einen integrierten Tikketschalter<br />
und kleine Verbesserungen wie eine Rundumanzeige,<br />
in welche Richtung die Straßenbahn fährt. „Die Straßenbahn<br />
sieht aus, als hätte sie ein freundliches Gesicht“, kommentiert<br />
Carola Zwick. Aber übernommen werden Tenscherts<br />
Entwürfe in <strong>Magdeburg</strong> voraussichtlich nicht: „Ich habe mich<br />
bereits vorher auf Nahverkehrsmittel spezialisiert. Das Projekt<br />
stand von Anfang an fest und war allein für mich.“<br />
Claudia Pommer aus Darmstadt wollte etwas ganz Neues<br />
machen: Inspiriert von ihrer Liebe zum Wasser erfand die 26-<br />
Jährige einen Zeltplatz auf der Wasseroberfläche von Binnengewässern.<br />
„Hier kann man Spaß haben und Abenteuer erleben",<br />
sagt sie. An große schwimmende Plätze können Wassercamper<br />
mit ihrer Grundfläche samt zweietagigem Zelt andokken.<br />
Die innovative Idee wurde begeistert angenommen.<br />
„Wann gibt es das?“ Das war eine Stimme im Zuschauerraum.<br />
Tilmann Tenschert mit seiner Straßenbahn für <strong>Magdeburg</strong><br />
bianca großmann<br />
Claudia Pommer hat ihr „Ego-Projekt“, wie sie es nennt, alleine<br />
verwirklicht: „Ich will jetzt aber an Wettbewerben teilnehmen<br />
und auf Messen gehen, um Investoren zu finden.“ Ansonsten<br />
führen sie ihre Pläne gleich über das große Wasser: „Ich<br />
möchte gerne für ein Jahr nach Australien, dort arbeiten, leben<br />
und surfen.“<br />
Mit einem anderen Element befasste sich Anne Schmidt: Luft.<br />
Sie gestaltete einen Kindersitz für Flugzeuge. Denn jeder 30.<br />
Passagier ist ein Kind unter 12 Jahren, das oft nicht mal einen<br />
eigenen Sitzplatz zugesichert bekommt. „Im Moment nehmen<br />
Mütter oft ihre Kinder auf den Schoß. Das ist sehr gefährlich.“<br />
Schmidts cleveres Sitzsystem wird auf einem Flugzeugsitz<br />
installiert. Es kann je nach Bedarf für Säuglinge oder Kinder bis<br />
zu sechs Jahren umgebaut werden. „Mein Anspruch ist Sicherheit,<br />
leichte Bedienbarkeit und Komfort“, kommentiert die<br />
Absolventin. Das scheint ihr geglückt. Bleibt abzuwarten, welche<br />
Fluggesellschaft sie damit überzeugen wird.<br />
Nun haben die jungen Gestalter die Chance, in der Design-<br />
Abteilung großer Unternehmen zu arbeiten. „Wir haben zum<br />
Beispiel gute Kontakte zur Automobilbranche. Einige Absolventen<br />
arbeiten für BMW oder VW", so Institutsdirektorin Carola<br />
Zwick. Außerdem ist es möglich, direkt in Designbüros eine<br />
Beschäftigung zu finden oder sich selbstständig zu machen.<br />
„Wir regen die Studenten schon während der Ausbildung an,<br />
untereinander Netzwerke zu bilden und praxisnah Projekte zu<br />
entwickeln. Auch zusammen mit anderen Fachbereichen. Deshalb<br />
haben sie gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt."<br />
Bianca Großmann<br />
Anne Schmidt zeigt stolz ihren Kindersitz für Flugzeuge.<br />
bianca großmann
Fernstudent an der <strong>Hochschule</strong> gewinnt Businessplanwettbewerb<br />
Wickert: „Geht nicht, gibt’s nicht.“<br />
Software, die die Verwaltung von Dokumenten<br />
und Verfahren in Behörden erleichtert,<br />
könnte in naher Zukunft vielleicht die<br />
Arbeit sachsen-anhaltischer Ämter erleichtern.<br />
Ein BWL-Fernstudent der <strong>Hochschule</strong><br />
macht aus der Entwicklung und dem Vertrieb<br />
solcher Programme ein erfolgreiches<br />
Geschäftsmodell.<br />
Der Businessplan von Jens Kreisel überzeugte die Juroren<br />
bereits in den letzten beiden Wettbewerbsphasen des landesweiten<br />
Businessplanwettbewerbs. Zum Abschluss der dritten<br />
und letzten Wettbewerbsphase konnte sich der 35-Jährige jetzt<br />
über den ersten Platz und damit über 15.000 Euro Prämie freuen.<br />
Den zweiten Platz belegte das Team ADEMICS von der Uni<br />
<strong>Magdeburg</strong> mit seinem Geschäftskonzept zu Herstellung und<br />
Vertrieb eines innovativen Sensors. Die dritte Auszeichnung<br />
ging an Dr. Doris Riedel, die ein Ingenieurbüro eröffnen wird,<br />
das sich auf Nachtragsmanagement spezialisiert.<br />
Die Prämierung fand am 26. Januar in der Mensa vor rund 250<br />
Gästen statt. Ausgezeichnet wurden außerdem die Plätze 4 bis<br />
10 der insgesamt 82 eingereichten kompletten Businesspläne.<br />
Gastredner Professor Ulrich Wickert, der im Anschluss eine<br />
Lesung in der Mensa hielt, lobte den Mut und das Engagement<br />
der Existenzgründer, die getreu dem Motto „Geht nicht, gibt’s<br />
nicht“ den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.<br />
Der Businessplanwettbewerb wird im Rahmen der ego.-Existenzgründungsoffensive<br />
durchgeführt, Projektträger ist die<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Magdeburg</strong>-<strong>Stendal</strong>. Jungen Unternehmern und<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> 15<br />
februar 2006<br />
Siegte aus der Ferne: Jens Kriegel nimmt die Glückwünsche von Rektor Andreas Geiger und Prof. Christian Meisel entgegen.<br />
Existenzgründern wird durch kostenfreie individuelle Betreuung<br />
(Coaching) und praxisnahe Seminare bei der Erstellung<br />
eines kompletten Geschäftskonzepts geholfen, das die Grundlage<br />
für eine erfolgreiche Gründung und die Beschaffung von<br />
Kapital ist. Am Ende jeder Wettbewerbsphase winken hohe<br />
Prämien für die besten Businesspläne.<br />
Wer sich also mit dem Gedanken trägt, seine berufliche Zukunft<br />
selbst in die Hand zu nehmen, sollte sich beim Businessplanwettbewerb<br />
anmelden. Der nächste Durchlauf startet im April.<br />
Die Anmeldung ist ab sofort möglich. Nähere Informationen<br />
und die Teilnahmeunterlagen sind unter www.bpw-sachsenanhalt.de,<br />
per E-Mail (info@bpw-sachsen-anhalt.de) oder telefonisch<br />
(03931-21 87 48 44) erhältlich.<br />
Kristin Prescher<br />
Wirtschaftsminister H. Rehberger, Rektor A. Geiger, BPW-Initiator<br />
C. Meisel und Gratulant U. Wickert bei der Prämierung.<br />
bastian ehl<br />
bastian ehl
16 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
februar 2006<br />
Von Zielvereinbarung und Basketball<br />
Nachrichten in aller Kürze<br />
Zielvereinbarung unterzeichnet<br />
bastian ehl<br />
Bereits am 16. Dezember 2005 unterzeichneten alle<br />
Hochschulrektoren Sachsen-Anhalts im Kultusministerium<br />
die sog. Zielvereinbarung. Das zusammen mit Kultusminister<br />
Olbertz entwickelte Papier gibt den <strong>Hochschule</strong>n<br />
finanzielle Planungssicherheit bis ins Jahr 2009. BE<br />
Bronze für die <strong>Hochschule</strong><br />
Nach <strong>Magdeburg</strong> 2004 war Hamburg der diesjährige Austragungsort<br />
der nationalen Meisterschaft im Basketball der<br />
deutschen Fachhochschulen. Mit fünf Siegen in sechs Spielen<br />
wurde die Frage zum gegenwärtigen Leistungsstand beantwortet:<br />
In der Gesamtwertung der 12 besten deutschen<br />
Fachhochschulteams konnte der dritte Platz erreicht werden.<br />
Als Meister und Vizemeister der Vorjahre 2003/2004 waren<br />
<strong>Magdeburg</strong> und Pforzheim die gesetzten Mannschaften in<br />
den beiden Sechserstaffeln.<br />
Das Ziel, die Endrunde am 2. Spieltag zu erreichen, wurde<br />
durch den 1. Staffelplatz nach 4 Siegen in der Vorrunde erreicht.<br />
Dabei hatte das Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Hamburg<br />
einen besonderen Stellenwert. Nach dem 0:8 Rückstand<br />
und taktisch notwendiger Verteidigungsumstellung gab es<br />
den 30:24-Erfolg (Halbzeit 14:12) unseres Teams. Die drei<br />
weiteren Siege in der Vorrunde des ersten Tages wurden<br />
durch die kämpferische und spielerische Teamleistung<br />
erkämpft. Gegen Jena 31:23 (Halbzeit 20:14) , gegen Leipzig<br />
27:16 (14:8) und gegen die <strong>Hochschule</strong> Harz, die in der 2.<br />
Halbzeit ihres 4. Spiels stark abbaute, 39:19.<br />
Der 1. Gegner in der Runde der letzten Vier war der spätere<br />
Titelträger Braunschweig. Das Ergebnis von 13:25 war bestimmt<br />
von den Bundesligaaspiranten in der Braunschweiger<br />
Mannschaft. Den <strong>Magdeburg</strong>ern blieb nur noch<br />
der Kampf um Platz 3. Wie befürchtet, hieß der Gegner<br />
erneut Hamburg. Der psychische Druck war unverkennbar.<br />
In einer bis zur letzten Sekunde ausgeglichenen Partie<br />
siegte unser Team 31:29 (14:16) durch teils artistische<br />
Abschlüsse der schnellen Angriffe nach Langpässen. Ein<br />
Handicap war für die <strong>Magdeburg</strong>er Weitwurfspezialisten<br />
die fehlende Sechsmeterlinie für Dreipunktwürfe. Im Endspiel<br />
wurde Braunschweig gegen Frankfurt /M. mit 37:30<br />
neuer Hochschulmeister. Im Gesamtprogramm war die<br />
Meisterschaft eine gelungene Veranstaltung. Für die<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Magdeburg</strong>-<strong>Stendal</strong> spielten: Pierre Brennecke,<br />
Hans Schinlauer, Mike Rosner, Jakob Kettenburg, Markus<br />
Reimann, Fabian Goldschmidt, Ruslan Federow, BO Liu und<br />
Yan Tia.<br />
Sabine Dreibrodt<br />
GJU wächst und gedeiht<br />
In Jordanien ist in der letzten Zeit wieder viel Berichtenswertes<br />
geschehen:<br />
Am 7.12.2005 fand die erste „richtige“ Sitzung des Kuratoriums<br />
statt. Richtig insofern, als dass erstmals auch alle drei<br />
deutschen Sitze durch Repräsentanten der beteiligten Stellen<br />
in der Sitzung vertreten waren:<br />
• Der Deutsche Botschafter Dr. Burkhardt vertrat das Bun-<br />
desministerium für Bildung und Forschung,<br />
• Dr. Fohrbeck vertrat den DAAD,<br />
• Prof. Dr. Geiger, Rektor der <strong>Hochschule</strong> <strong>Magdeburg</strong>-<strong>Stendal</strong>,<br />
vertrat den Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, Prof.<br />
Dr. Olbertz.<br />
Die sieben jordanischen Mitglieder des Kuratoriums sind allesamt<br />
prominente Wirtschaftsgrößen, auf die wir wirklich stolz<br />
sein können. Eine schöne Neuigkeit war die Vergabe von fünfzehn<br />
für die Dauer eines Semesters berechnete Stipendien<br />
für Studierende der GJU. Alle Stipendiatinnen und Stipendiaten<br />
stellten sich der Auswahljury in deutscher Sprache vor.<br />
Es war durchaus eindrucksvoll, dass dies – übrigens in exzellenter<br />
Aussprache – nach wenigen Wochen Deutsch-Unterricht<br />
möglich war. Ein großes Kompliment und ein großer<br />
Dank an den entschlussfreudigen DAAD, an die Hochschulverwaltung<br />
und vor allem auch an die deutschen Lektorinnen!<br />
Das Ganze wurde innerhalb der Studierendenschaft<br />
und in der jordanischen Öffentlichkeit natürlich sehr positiv<br />
aufgenommen. Arabischsprachige Zeitungen wie auch die<br />
englischsprachige Jordan Times (den Besuchern aus Deutschland<br />
wird diese sehr informative und handwerklich-journalistisch<br />
gute Zeitung bereits bekannt sein) berichteten<br />
darüber ausführlich. Der Präsident gab hierzu ein viel<br />
beachtetes Interview im jordanischen Rundfunk.<br />
Die <strong>Hochschule</strong> konnte im Dezember 2005 wieder zahlreiche<br />
deutsche Gäste aus Fachhochschulen und vom DAAD<br />
begrüßen, die alle versicherten, sich von Jordanien und der<br />
GJU die besten Eindrücken verschafft zu haben.<br />
Nun blicken wir alle voller Erwartungen auf das kommende<br />
Jahr 2006. Es wird uns hier in Amman viele wichtige Entscheidungen<br />
bringen. Am Ende des Jahres sollten alle<br />
wesentlichen Strukturentscheidungen für die Gründungsphase<br />
gefallen sein.<br />
Dr. Birgit Ammann und Prof. Dr. Ronald Mönch
Student der <strong>Hochschule</strong> plant Heizkraftwerk in Kaliningrad<br />
Je kälter, desto wirtschaftlicher<br />
„In einem Blockheizkraftwerk sorgt ein Motor für die elektrische<br />
Energie“, erklärt der 26-Jährige, „die Wärme wird<br />
über die Abgasentwicklung gewonnen.“ Nach dem Prinzip<br />
der Kraft-Wärme-Kopplung wird so über einen Generator<br />
Strom erzeugt, gleichzeitig erhitzt ein Wärmetauscher<br />
Wasser, das bei Bedarf in einem Speicher gelagert wird.<br />
Gemeinsam mit Sergei Yurkov, Dozent an der staatlichtechnischen<br />
Universität in Kaliningrad, plante und entwikkelte<br />
der Colbitzer Kriegel eine Anlage, die bis zu 30 Wohnungen<br />
mit Warmwasser und Strom versorgen könnte. Mit<br />
modernen Komponenten lässt sich eine solche Konstruktion<br />
auch im Keller ohne größere Lärmbelästigung betreiben.<br />
Anhand von Informationen über den Verbrauch der<br />
Bewohner sowie den örtlichen Klimadaten entwickelte<br />
Matthias Kriegel ein Profil, das die Anforderungen an ein<br />
Kraftwerk dieser Art festlegt.<br />
Doch ist es nötig, nach Russland zu gehen, um ein solches<br />
Projekt zu realisieren? Matthias Kriegel hat dafür eine einleuchtende<br />
Antwort: „Erst ab ungefähr einem halben Jahr<br />
ist eine solche Maschine wirtschaftlich“, erklärt er, „in<br />
Deutschland laufen die Heizungen oft gar nicht so lang“.<br />
In Kaliningrad hingegen fällt die Temperatur schon mal bis<br />
17 Grad Celsius unter Null – im Wochendurchschnitt. Auch<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> 17<br />
februar 2006<br />
Dass die Gasheizung im Keller für die heimische Wärme sorgt, ist allseits bekannt. Und<br />
dass der Strom aus der Steckdose kommt, fast schon zu selbstverständlich. Kaum<br />
jemand käme da auf die Idee, sich ein eigenes Kraftwerk ins Haus zu stellen. Matthias<br />
Kriegel weiß jedoch, dass so eine Anschaffung durchaus Sinn hat. Der Student der Technischen<br />
Betriebswirt an der Fachhochschule berechnete für seine Diplomarbeit Kosten<br />
und Nutzen eines Blockheizkraftwerks. Doch nicht <strong>Magdeburg</strong> war sein Forschungsgebiet,<br />
Kriegel zog es nach Kaliningrad.<br />
Hier sollte das Blockheizkraftwerk einmal hinein: Matthias Kriegel mit Plänen eines Wohnblocks in Kaliningrad.<br />
steffen wilhelmi<br />
durch die kurzen Sommer haben Kaliningrader einen deutlich<br />
gleichmäßigeren Heizbedarf als Deutsche. Daher gilt<br />
das Prinzip: Je kälter, desto wirtschaftlicher.<br />
Doch damit es sich wirklich rechnet, müsste es wohl noch<br />
kälter in Kaliningrad sein. Denn basierend auf den Berechnungen<br />
von Matthias Kriegel lohnt sich ein BHKW in Kaliningrad<br />
nicht – oder noch nicht. Schuld daran sind die<br />
Preise. „Die Rahmenbedingungen in Russland sind etwas<br />
anders“, erklärt Uwe Zischkale, der Kriegel während seiner<br />
Arbeit in <strong>Magdeburg</strong> betreut. „Die Preise für Strom werden<br />
vom Staat vorgegeben und sind nicht frei“, sagt der<br />
Diplom-Ingenieur, „doch langsam ändert sich das.“ In ein<br />
paar Jahren sieht er die Chancen für ein Kraftwerk wie das<br />
von Matthias Kriegel deutlich steigen. Die Ergebnisse der<br />
Diplomarbeit könnten dann wieder von Nutzen sein.<br />
200.000 Euro kostet die Anschaffung eines 500 Kilowatt<br />
starken Blockheizkraftwerks nach den Berechnungen von<br />
Matthias Kriegel. Die Verteidigung seiner Arbeit ist auf<br />
Mitte Februar angesetzt. Die größte Entwarnung hat er<br />
schon. „Durchgefallen ist er jedenfalls nicht“, verrät<br />
Betreuer Zischkale mit einem Lächeln.<br />
Steffen Wilhelmi
18 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
februar 2006<br />
Ringvorlesung zur Wandlung des Zuschauerverhaltens im Profifußball<br />
Hooligans verstehen lernen<br />
Die Fußballweltmeisterschaft<br />
2006 naht. Um bei diesem Ereignis<br />
gewalttätige Ausschreitungen<br />
möglichst gering zu halten,<br />
wurde bereits im letzten Jahr ein<br />
Projekt ins Leben gerufen, mit<br />
dessen Hilfe das Gewaltverhalten<br />
in- und ausländischer Fans<br />
minimiert werden soll. Das Projekt<br />
wird von dem Hannoveraner<br />
Fanforscher Prof. Pilz geleitet.<br />
Aufgabenstellungen der Maßnahme sind Erhebungen<br />
zur so genannten „Ultraszene“, zu Fragen des Verhältnisses<br />
von Sozialer Arbeit und Polizei bei der Fanbetreuung<br />
19. April<br />
26. April<br />
03. Mai<br />
10. Mai<br />
17. Mai<br />
24. Mai<br />
31. Mai<br />
07. Juni<br />
14. Juni<br />
21. Juni<br />
28. Juni<br />
sowie zu neueren Entwicklungen von Rassismus und<br />
Rechtsextremismus im Zuschauerverhalten.<br />
Dem interdisziplinär zusammengesetzten Beirat gehören<br />
Vertreter des Bundesinnenministeriums, der Koordinator<br />
der Bundesregierung für die Fußball-WM 2006, des DFB,<br />
der DFL, der Fanprojekte, des Bundesinstituts für Sportwissenschaft,<br />
der Bezirksregierung Köln sowie der <strong>Hochschule</strong>n<br />
Potsdam und <strong>Magdeburg</strong> an. Für letztere ist Prof. Dr.<br />
Titus Simon in diesem Gremium vertreten, der sich in den<br />
letzten 30 Jahren sowohl in der unmittelbaren Praxis als<br />
auch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit<br />
gewaltbereiten Jugendkulturen befasst hat. Außerdem ist<br />
er Organisator einer Ringvorlesung (s. Kasten). pm<br />
Terminüberblick für die Ringvorlesung<br />
Prof. Dr. Rainer Paris (Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen)<br />
Der Ball ist rund. Eine interaktionstheoretische Deutung des Fußballsports.<br />
Dr. Karl-Heinz Vehling (Geschäftsführer Hannover 96)<br />
Zur Ökonomie des Fußballsports<br />
Sabine Behn & Victoria Schwenzer (Camino gGmbH Berlin)<br />
Fußball, Geschlecht, Sexismus<br />
Prof. Dr. Gunter A. Pilz (Institut für Sportwissenschaft/Universität Hannover)<br />
Vom Schlachtenbummler zum postmodernen Ultra – Wandlungen des Zuschauerverhaltens<br />
Dr. Michael Thomas (Institut für Sportwissenschaft/Universität <strong>Magdeburg</strong>)<br />
Die Anfänge des Fußballsports in <strong>Magdeburg</strong> (1890-1914)<br />
Dr. habil. Barb Heinz (Institut für Sportwissenschaft/Universität <strong>Magdeburg</strong>)<br />
Ist Fußball gesund? – Eine Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven<br />
Prof. Dr. Renatus Schenkel (Studiengang Journalistik/Medienmanagement)<br />
Fußball und Medien<br />
Dr. Ulrike Burrmann (Institut für Sportwissenschaft/Universität <strong>Magdeburg</strong>)<br />
MädchenStärken durch Straßenfußball – Evaluation eines Projekts<br />
Prof. Dipl. Ing. Stefan Worbes (Fachbereich Bauwesen)<br />
Stadionbau: ein sportlicher, technischer und kommerzieller Wettkampf<br />
Edouard Andoula und Elvis Essomba<br />
Zur gesellschaftlichen Bedeutung des Fußballs in Afrika<br />
Prof. Dr. Titus Simon (Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen)<br />
„Linker“ und „rechter“ Fußball – Vereine, Spiel und Fans als Projektionsflächen für politische<br />
Zuschreibungsprozesse<br />
photocase.com
Glosse: Nur die <strong>Hochschule</strong> kann die Weltmeisterschaft noch retten<br />
Die WM braucht uns<br />
Erst vor kurzem schockte ein Bericht einer<br />
unabhängigen Testergemeinschaft die WM-<br />
Fans: Unsere deutschen Stadien sind nicht<br />
sicher. Nicht nur, dass es in Frankfurt gelegentlich<br />
auf die Eckfahne regnet, auch die<br />
Fans sind in Gefahr. Beispiel Berliner<br />
Olympiastadion: Gäbe es hier eine Massenpanik,<br />
würden die Zuschauer zu Hauf in<br />
einen drei Meter tiefen Graben stürzen.<br />
Wurden deshalb nur so wenig Tickets für die mittlerweile<br />
abgesagte WM-Gala verkauft? Oder hatten die Veranstalter<br />
Angst, dass die Zuschauer in ekstatischer Galastimmung das<br />
Ende der Veranstaltung vielleicht aus dem Betongraben heraus<br />
verfolgen müssen? Wenigstens die Holländer wären<br />
darauf vorbereitet. Ihre orangen Plastik-Wehrmachtshelme<br />
mit der Aufschrift „Hup, Holland, Hup!“ laden nicht nur<br />
phonetisch schon zum Sprung in den Graben ein, sie<br />
schützen auch postwendend das Wohl des eigenen Kopfes,<br />
sollten von oben noch mehr panische Fans nachstürzen.<br />
Doch mal ehrlich, warum sollte es überhaupt zu einer<br />
solchen Panik kommen? Sind die Fans der teilnehmenden<br />
Mannschaften nicht zivilisiert? Tatsächlich ist davon nicht<br />
auszugehen. So zeigte die größte europäische Tageszeitung<br />
bei der Vorstellung der WM-Gegner von Deutschland einen<br />
eingeborenen Ecuadorianer gleich neben einem gegrillten<br />
Haustier. „Ich esse Meerschweinchen,“ war die unmissverständliche<br />
Überschrift. Panikmache ist also nicht übertrieben,<br />
wir Deutschen sind bei der WM einfach nicht sicher,<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> 19<br />
februar 2006<br />
photocase.com<br />
weder vor den Stadien, noch vor den Holländern. Und<br />
tausende Meerschweinchen samt ihrer jungen Besitzer bibbern<br />
jetzt schon vor Angst.<br />
Dabei liegt die Lösung doch so nah, ein Blick über den Campus<br />
am Herrenkrug gibt die Gewissheit: Hier sind die Menschen,<br />
die die WM braucht! Für einen Konflikt sind die Studenten<br />
der Sicherheit und Gefahrenabwehr bestens gerüstet.<br />
Sie bilden den Krisenstab, das Gehirn im Hilfsapparat. Plan,<br />
Vermessung und Umbau der tödlichen Gräben in Berlin werden<br />
im gleichen Fachbereich gelöst; das Bauwesen ist da voll<br />
in seinem Element. Die organgen Provokationen unserer<br />
Nachbarn dürften mit einem Zeichenstrich unserer Industriedesigner<br />
zunichte gemacht werden, um eine neue Gala<br />
kümmern sich die Medienmanager. Bleibt nur noch das<br />
Ecuador-Problem. Wie erklären wir unseren Kindern, dass<br />
während des spannenden Halbfinales Deuschland-England,<br />
bei dem die ganze Familie wie gebannt auf den Fernseher<br />
starrt, ein merkwürdig aussehender Mann unbeachtet in der<br />
Küche das liebe Haustier grillt? Antwort: Gar nicht. Denn<br />
dank unserer Fachdolmetscher kann sich der liebe Ecuadorianer<br />
selber beim Besitzer entschuldigen, auf seine kulturellen<br />
Wurzeln verweisen und so dem Slogan „Die Welt zu<br />
Gast bei Freunden“ einen ganz neuen Glanz verleihen. Und<br />
sollte der Verlust doch zu groß sein, gibt es ja noch das psychologische<br />
Gesprächsangebot bei den Rehas in <strong>Stendal</strong>.<br />
Also dann, Kommilitonen, spuckt in die Hände: Die WM<br />
braucht uns!<br />
Steffen Wilhelmi
20 <strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
februar 2006<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong><br />
Herausgeber: Der Rektor der <strong>Hochschule</strong> <strong>Magdeburg</strong>-<strong>Stendal</strong> (FH)<br />
ISSN 1614-8770<br />
Redaktion: Norbert Doktor (verantwortlich), Doreen Schincke, Bastian Ehl, Steffen Wilhelmi<br />
Layout und Satz: Alexander Bernstein, Bastian Ehl, Norbert Doktor<br />
Druck: Harzdruckerei<br />
Auflage: 2.000<br />
Titelfoto: Uli Lücke<br />
Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die Autoren verantwortlich. Diese Beiträge geben<br />
nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion wieder. Kürzungen behält sich die Redaktion vor.<br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>Magdeburg</strong>-<strong>Stendal</strong> (FH) – Pressestelle<br />
Breitscheidstraße 2, 39114 <strong>Magdeburg</strong><br />
Fon: (0391) 886 41 44 Fax: (0391) 886 41 45<br />
Web: www.hs-magdeburg.de E-Mail: pressestelle@hs-magdeburg.de<br />
bastian ehl<br />
Mr. Tagesthemen, Prof. Ulrich Wickert, gab sich wieder die<br />
Ehre. Nachdem er im Studiengang Journalistik/Medienmanagement<br />
die Studierenden in die Geheimnisse der Krisenberichterstattung<br />
eingeweiht hatte, las er abends aus seinem<br />
neuen Krimi „Die Wüstenkönigin“. Die „fast“ wahre Geschichte<br />
handelt von internationalen Verwicklungen und<br />
Skandalen, deren Hintergründe auf Tatsachen beruhen.<br />
Wickerts Erläuterungen zum Text, stets mit spitzer Zunge<br />
ausgeführt, brachten das Publikum in der randvollen Mensa<br />
oft zum Lachen. Es folgte eine Podiumsdiskussion mit dem<br />
Volksstimme-Chefredakteur Dr. Franz Kadell (u. l.) und Prof.<br />
Dr. Heckmann (u.r.), ebenfalls Krimi-Autor. Dabei gab Wicker<br />
noch einen kleinen Ausblick auf sein kommendes Werk –<br />
wieder ein Krimi. Diesmal wird Sachsen-Anhalt der Schauplatz<br />
sein. Es geht um den Verkauf der Raffinerie an den<br />
französischen Öl-Konzern Elf-Aquitaine und die Schmiergeldzahlungen<br />
kurz nach der Wiedervereinigung, bekannt als die<br />
Leuna-Affäre. Es bleibt also spannend. B. Ehl<br />
Offizieller Förderer:<br />
bastian ehl bastian ehl<br />
Ulrich Wickert liest aus seinem neuen Krimi<br />
Redaktionsschluss für die<br />
nächste Ausgabe: 15. April 2006