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Blitzlicht Apoptose-Sensitivierung<br />

Überwindung der<br />

Therapieresistenz durch<br />

Akt/PKB-Inhibition<br />

Dr. Björn Stork, Dipl.-Biochem. Alexandra Dieterle, Prof. Dr. Sebastian Wesselborg,<br />

Universitätsklinikum Tübingen<br />

Zahlreiche Tumore entwickeln nach mehrmaliger Behandlung Resistenzen gegen konventionelle<br />

Chemotherapie und Bestrahlung,aber auch gegen neuartige,zielgerichtete Agenzien wie denTNFrelated<br />

apoptosis-inducing ligand (TRAIL).Deshalb steht die Überwindung derTherapieresistenz im<br />

Fokus bei der Enwicklung neuer Therapiekonzepte. Der PI3K/Akt-Signalweg ist in vielen Tumoren<br />

konstitutivaktiviert undträgt zurVermittlungvonTherapieresistenzenbei.Dementsprechendzielen<br />

verschiedene therapeutische Strategien auf die Inhibition dieses Überlebenssignalweges.Der Akt-<br />

InhibitorTriciribin (TCN) sensitiviert Prostatakarzinomzellen für dieTRAIL-induzierte Apoptose.Die<br />

beobachtete Sensitivierung hängt entscheidend vom Akt-Aktivierungsszustand ab.Ausschließlich<br />

Prostatakrebszellen,die konstitutiv aktives Akt aufweisen,werden für dieTodesrezeptor-induzierte<br />

Apoptose sensitiviert. Sowohl TRAIL- als auch TCN-Derivate werden aktuell in klinischen Studien<br />

getestet. Ihre kombinierte Anwendung könnte einen möglichen Therapieansatz darstellen, um<br />

Hormon-refraktäre Prostatakarzinome zu eliminieren, welche häufig gegen konventionelle Chemotherapeutika<br />

und Bestrahlung resistent sind.<br />

A B<br />

Abb. 1: TCN verstärkt die TRAIL-induzierte Apoptose in PC-3-Zellen. A. PC-3-Zellen wurden mit<br />

10 µM TCN, 40 ng/mL TRAIL oder der Kombination der beiden Substanzen für 24 h behandelt.<br />

Die Apoptose wurde durch die Anfärbung hypodiploider Zellkerne mit Propidiumiodid<br />

und anschließender Durchflusszytometrie bestimmt. B. PC-3-Zellen wurden<br />

mit 0,1% DMSO (Lösungsmittelkontrolle; Bahn 1),TCN (10 µM; Bahn 2),TRAIL (40 ng/mL;<br />

Bahnen 3-6),TRAIL und TCN (TCN wurde für eine Stunde vorinkubiert; Bahnen 7-10) oder<br />

TRAIL,TCN und dem Caspase-Inhibitor QVD (10 µM; Bahn 11) für die angegebenen Zeiten<br />

behandelt. Die Immunoblots wurden mit anti-PARP- oder anti-Vinculin-Antikörpern<br />

durchgeführt.<br />

Ein Haupthemmnis, das der effektiven Behandlung<br />

maligner solider Tumoren entgegensteht,<br />

ist die Entwicklung von Resistenzen<br />

gegenüber Chemotherapeutika oder Bestrahlung.<br />

Verschiedene Mechanismen tragen zur<br />

Resistenzvermittlung bei – unter anderem<br />

sind auf molekularer Ebene die Inhibition von<br />

Zelltod-Signalwegen, die Inaktivierung von Seneszenzprogrammen,<br />

die Induktion protektiver<br />

Autophagie, epigenetische Veränderungen,<br />

die Vermehrung von Tumorstammzellen und<br />

die Aktivierung von Überlebenssignalwegen<br />

beteiligt. Das Verständnis und die Überwindung<br />

solcher Therapieresistenzen ist unser zentraler<br />

Forschungsschwerpunkt im Rahmen des Sonderforschungsbereiches<br />

773 der Universität<br />

Tübingen.<br />

Krebserkrankungen sind die zweithäufigste<br />

Todesursache weltweit, und das Prostatakarzinom<br />

eine Hauptursache der krebsbedingten<br />

Mortalität bei Männern. Gegenwärtige Therapien<br />

umfassen die Prostatektomie sowie die<br />

Chemo- und Radiotherapie 1 . Patienten mit rezidiver<br />

sowie metastasierender Krebserkrankung<br />

werden durch den Entzug androgener Hormone<br />

behandelt 1 . Dieses kann zu Androgen-unabhängigen<br />

Prostatakarzinomen führen, die eine ausgeprägte<br />

Resistenz gegenüber der Chemotherapie<br />

aufweisen, und die Lebenserwartung auf<br />

durchschnittlich 15 bis 20 Monate verkürzen 2 . Im<br />

Allgemeinen wirken Radio- und Chemotherapie<br />

DNA-schädigend und aktivieren den intrinsischen<br />

mitochondrialen Apoptose-Signalweg.<br />

Im vergangenen Jahrzehnt konnte gezeigt<br />

werden, das der extrinisische Todesrezeptorweg<br />

ebenfalls ein geeignetes Ziel für die Krebstherapie<br />

ist. Dabei zeigte sich, dass der TNF-related<br />

apoptosis-inducing ligand (TRAIL) in verschiedenen<br />

Tumorzellen die Apoptose induziert, nicht<br />

jedoch in normalen Zellen 3, 4 . Dementsprechend<br />

werden derzeit rekombinantes TRAIL, TRAIL-<br />

Varianten oder agonistische Antikörper in<br />

verschiedenen klinischen Studien getestet 5 .<br />

Viele Tumorzellen entwickeln jedoch im Verlauf<br />

der Therapie eine TRAIL-Resistenz. Ein aktueller<br />

Forschungsschwerpunkt besteht in der Analyse<br />

der Mechnismen, die zur TRAIL-Resistenz in<br />

Tumoren führen und eine Re-Sensitivierung<br />

von Tumorzellen für eine TRAIL-Behandlung ermöglichen.<br />

Verschiedene molekulare Faktoren,<br />

die Tumorzellen eine TRAIL-Resistenz verleihen,<br />

wurden bislang beschrieben, zum Beispiel.<br />

Decoy-Rezeptoren, cFLIP, nuclear factor (NF)-κB,<br />

oder anti-apoptotische Kinasen wie Akt (Proteinkinase<br />

B). Insgesamt könnte die kombinierte<br />

Verwendung von TRAIL oder TRAIL-Rezeptor-<br />

Agonisten mit Agenzien, die Tumorzellen für<br />

die TRAIL-induzierte Apoptose sensitivieren, die<br />

molekulare Basis für eine erfolgreiche Behandlung<br />

von Krebserkrankungen darstellen.<br />

Der Akt-Inhibitor Triciribin<br />

Neben der Inaktivierung von Apoptose-Signalwegen<br />

kann auch die übermäßige Aktivierung<br />

von Überlebenssignalwegen Therapieresistenzen<br />

von Tumorzellen bewirken. In Prostatakarzinomen<br />

konnten verschiedene Mechanismen<br />

identifiziert werden, durch die die Aktivität von<br />

Akt hochreguliert wird – unter anderem die<br />

Überexpression von Akt, der Verlust des negativen<br />

Akt-Regulators Phosphatase and tensin<br />

homolog deleted on chromosome 10 (PTEN)<br />

durch Deletion, Mutation oder epigenetische<br />

Veränderungen, Überexpression von Wachstumsfaktor-Rezeptoren<br />

oder Überexpression<br />

der PI3-Kinase 2 . Die Hälfte aller Prostatakarzinom-Patienten<br />

zeigt eine Inaktivierung von<br />

PTEN; dieser Anteil ist bei Patienten mit Metastasen<br />

oder Androgen-unabhängigen Formen<br />

sogar noch höher 2 . Aktiviertes Akt unterstützt<br />

das Überleben einer Zelle sowohl durch die<br />

Inhibition pro-apoptotischer Faktoren (Bad,<br />

Caspase-9, forkhead transcription factors, p53)<br />

als auch durch Aktivierung anti-apoptotischer<br />

Faktoren (Mcl-1, XIAP, NF-κB) 6 .<br />

Der Akt-Inhibitor Triciribin (TCN) unterdrückt<br />

die Phosphorylierung und dementsprechend<br />

die Kinaseaktivität aller drei Akt-Isoformen 7 .<br />

4 | 10. Jahrgang | Nr. 5/2009 LABORWElT

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