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Gehörlosenseelsorge Nordwestschweiz ... - Sonos

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102. Jahrgang<br />

Nr. 7/8 Juli/August 2008<br />

4<br />

13<br />

33<br />

36<br />

Schweiz. Verband für Gehörlosenund<br />

Hörgeschädigten-Organisationen<br />

Association Suisse pour organisations<br />

de sourds et malentendants<br />

Associazione Svizzera per organizzazioni<br />

a favore delle persone audiolese<br />

<strong>Gehörlosenseelsorge</strong><br />

<strong>Nordwestschweiz</strong><br />

Verabschiedung von Heinrich Beglinger<br />

Einsetzung von Anita Kohler<br />

Versammlungsrundschau<br />

Bruno Schlegel zum sonos-Präsidenten gewählt<br />

Bilanz – 4 Jahre Behindertengleichstellungsgesetz<br />

Uno-Konvention für Menschen mit Behinderung<br />

Assistenz für taubblinde Menschen<br />

Leben und Glauben<br />

Besinnliche Worte von Anita Kohler<br />

und Andreas Fankhauser


Herr<br />

Ernst Bastian<br />

Zihlweid 21<br />

6280 Hochdorf<br />

St. Gallen, 20. Juni 2008<br />

Offener Brief mit einem herzlichen<br />

Dankeschön<br />

Lieber Ernst<br />

Ich möchte dir auf diesem Weg meinen<br />

Dank und meine Anerkennung aussprechen.<br />

Ich kenne dich nunmehr seit 27 Jahren. Ich<br />

habe dich immer als sehr interessierten<br />

und engagierten Menschen erlebt. Als<br />

Pädagoge lag dir das Wohlergehen deiner<br />

SchülerInnen sehr am Herzen. Dabei hast<br />

du auch die Belastung der Eltern und die<br />

damit verbundene Trauerarbeit nicht aus<br />

den Augen verloren.<br />

Immer bist du mit beiden Beinen auf dem<br />

Boden der Realität gestanden. Gleichzeitig<br />

warst du bereit, Neuerungen zu<br />

prüfen und gegebenenfalls zu übernehmen.<br />

Geschätzt habe ich auch immer deine<br />

offene, kommunikative Art, deine Bereitschaft,<br />

sowohl in entspannten wie auch<br />

belasteten Situationen auf Mitmenschen<br />

zuzugehen und ein gutes Gespräch zu<br />

führen.<br />

Und vor allem habe ich es sehr geschätzt,<br />

dass du mir immer sehr freundschaftlich<br />

entgegengekommen bist. All dies war<br />

wohl der Grund, weshalb ich mich auf jede<br />

Begegnung mit dir gefreut habe.<br />

Während vieler Jahre hast du nun das Präsidium<br />

des Schweizerischen Verbandes für<br />

Gehörlosen- und Hörgeschädigten-Organisationen<br />

sonos innegehabt. Du hast dich<br />

stark gemacht für die Anliegen und<br />

Belange der Mitglieder und deren Autonomie<br />

immer wieder betont. Die respektvolle<br />

Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen<br />

hast du nicht nur propagiert, sondern<br />

auch intensiv betrieben.<br />

Wir wissen es alle, dass du dieses Amt in<br />

einer sehr schwierigen Zeit übernehmen<br />

musstest. Du hast anfänglich sehr viel<br />

Ärger schlucken müssen und Vieles neu<br />

organisieren oder gar wieder aufbauen<br />

müssen. Das hat viele Kräfte gebunden<br />

und ein enormes Mass an Belastbarkeit<br />

von dir gefordert.<br />

Trotzdem ist es dir gelungen, die<br />

Geschäftsleitung so zu besetzen, dass<br />

sonos wieder funktionsfähig ist.<br />

Mit der Eingabe der Schuldirektoren vor<br />

der Delegiertenversammlung 2006 kam<br />

eine zusätzliche Herausforderung auf dich<br />

zu. Diese haben gewünscht, über eine<br />

Neuausrichtung des Dachverbandes<br />

sonos nachzudenken. Die Umsetzung hast<br />

du unverzüglich an die Hand genommen.<br />

Mit der Strategiegruppe wurde die bisherige<br />

Ausrichtung analysiert und eine neue<br />

Strategie ausgearbeitet. Bei dieser sehr<br />

gründlichen Arbeit wurden immer auch die<br />

Mitgliederorganisationen einbezogen. Die<br />

Zustimmung zur zukunftsweisenden<br />

Neuausrichtung an der diesjährigen Delegiertenversammlung<br />

bedeutete für dich<br />

und die Mitglieder der Strategiegruppe<br />

Dank und Anerkennung zugleich.<br />

Mit der neuen Strategie haben Vorstand,<br />

Geschäftsleitung und die Mitglieder von<br />

sonos eine gute Richtschnur für die nächsten<br />

Schritte in eine neu gestaltete<br />

Zukunft. Ich persönlich hoffe, es tritt<br />

genau das ein, was du selber formuliert<br />

hast:<br />

„sonos ist präsent! sonos ist ein profilierter<br />

Partner für Fachleute, Öffentlichkeit,<br />

Vereinigungen Betroffener, Behörden<br />

und Finanzgeber, zu allen Fragen rund um<br />

das Thema Gehörlosigkeit und Hörbehinderung.“<br />

Lieber Ernst, an der letzten Delegiertenversammlung<br />

wurde ich zu deinem Nachfolger<br />

gewählt. Ich freue mich auf die neue<br />

offener Brief<br />

Aufgabe, ich freue mich darauf, mit dem<br />

Vorstand und der Geschäftsleiterin Einiges<br />

umsetzen zu können, was du uns mit der<br />

neuen Strategie vorgezeichnet hast.<br />

Ich freue mich ganz besonders, dieses für<br />

mich neue Amt aus deinen Händen übernehmen<br />

zu dürfen. Ich habe einleitend<br />

geschrieben, dass du mir immer sehr<br />

freundschaftlich begegnet bist. Das wohlgeordnete<br />

Präsidentenamt aus deinen<br />

Händen entgegennehmen zu dürfen,<br />

bereitet mir deshalb sehr viel Freude und<br />

Genugtuung.<br />

Für die kommende Zeit wünsche ich dir<br />

etwas mehr Musse, viele Schlüsselerlebnisse<br />

und so wenig Sorgen wie möglich.<br />

Natürlich hoffe ich auf weitere freundschaftliche<br />

Begegnungen mit dir.<br />

Ganz herzlich, dein<br />

Bruno Schlegel, Präsident sonos


Editorial<br />

Liebe Leserin und lieber Leser<br />

Der Juni 2008 war aus meiner Sicht für<br />

sonos ein prägender und vor allem auch ein<br />

zukunftsweisender Monat.<br />

In der aktuellen Ausgabe der Verbandszeitschrift<br />

wird mit einem separaten Bericht<br />

ausführlich über die 76. Delegiertenversammlung<br />

von sonos informiert. Im Vorfeld<br />

dieser Versammlung gaben zwei Traktanden<br />

Anlass für so manche Diskussion und Spekulation.<br />

Jetzt sind aber die Würfel gefallen.<br />

Positiv ist, dass die Delegierten ein klares<br />

Zeichen gesetzt haben. Die sonos angeschlossenen<br />

Organisationen, Vereine und<br />

Institutionen haben durch ihre Vertreter mit<br />

der Annahme der neuen strategischen Verbandsausrichtung<br />

zum Ausdruck gebracht,<br />

dass sie sich zu sonos bekennen und sonos<br />

die Wahrung ihre Interessen gegen aussen<br />

hin übernehmen soll. Als Schlussfolgerung<br />

dieser Abstimmung ergibt sich meiner Meinung<br />

nach klar, dass die Mitglieder von<br />

sonos weiterhin einen starken Verband für<br />

die Fachhilfe wollen.<br />

Noch mehr zu reden, gab aber die Wahl von<br />

Bruno Schlegel zum neuen Präsidenten von<br />

sonos. Im Vorfeld der Wahl wurde seitens<br />

einiger gebärdensprachlich orientierter<br />

Exponenten viel Kritik am Wahlvorschlag<br />

Schlegel kundgetan. Ich persönlich finde es<br />

einfach schade und irgendwie nicht nur korrekt,<br />

wenn man mit einem vom Vorstand vorgeschlagenen<br />

Kandidaten partout nicht einverstanden<br />

ist, aber aus den eigenen Reihen<br />

kein Gegenkandidat portiert wird. Persönlich<br />

denke ich auch, dass die Frage nach den<br />

ethischen Grundwerten und Haltungen nicht<br />

daran geknüpft werden darf, ob jemand<br />

über Gebärdensprachkompetenz verfügt<br />

oder nicht. Der Präsident ist nur ein Mitglied<br />

im sonos-Vorstand, dem notabene auch ein<br />

Selbstbetroffener angehört, und sämtliche<br />

Entscheidungen werden auch in Zukunft<br />

nach den hierzulande geltenden demokratischen<br />

Grundsätzen gefällt.<br />

Wünschen wir doch Bruno Schlegel in<br />

seinem neuen Amt mit den anspruchsvollen<br />

und vielschichtigen Aufgaben zusammen<br />

mit den übrigen Vorstandsmitgliedern einfach<br />

viel Erfolg und gutes Gelingen für ihren<br />

Einsatz zugunsten der gehörlosen und hörgeschädigten<br />

Menschen in unserem Land.<br />

Dem scheidenden Präsident, Ernst Bastian,<br />

wünsche ich, jetzt wo er von der „grossen<br />

Bühne“ hinunter gestiegen ist, viel Zeit und<br />

Musse für sich selbst und seine Familie und<br />

vor allem Gesundheit und Wohlergehen.<br />

Die sonos-Redaktion wünscht Ihnen nun,<br />

lieber Leserinnen und liebe Leser, eine<br />

erholsame Sommerzeit, mit viel Sonnenschein<br />

und zahllosen guten und freudigen<br />

Erlebnissen.<br />

Roger Ruggli<br />

Redaktor<br />

Erscheint monatlich<br />

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Schweizerischer Verband für Gehörlosen-<br />

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Die veröffentlichten Artikel von Gastautoren<br />

Druck geben und nicht Spedition in jedem Fall die Auffassung des<br />

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Die veröffentlichten Artikel von Gastautoren<br />

geben nicht in jedem Fall die Auffassung des<br />

3 Herausgebers wieder.<br />

Die nächste Ausgabe erscheint<br />

am 1. September 2008<br />

Redaktionsschluss:<br />

15. August 2008<br />

3


Abschiedsgottesdienst<br />

von Heinrich Beglinger<br />

Die Kornfeldkirche ist am Sonntagnachmittag<br />

des 25. Mai 2008 bis auf den<br />

letzten Platz besetzt. Rund 320 Personen<br />

sind nach Riehen gekommen, um am<br />

Abschiedsgottesdienst von Heinrich Beglinger<br />

in Riehen teilzunehmen.<br />

Nach der einleitenden Begrüssung von<br />

Gerda Winteler wird Heinrich Beglinger mit<br />

grossem Applaus zum letzten von ihm<br />

gestalteten Gottesdienst empfangen. Er<br />

weist auf die grosse Trommel und den Gong<br />

in der Kirche und erwähnt, er habe eigentlich<br />

nicht laut Abschied nehmen wollen -<br />

mit lauten Instrumenten -, sondern leise.<br />

Aber alle Menschen aus der Gehörlosengemeinde<br />

hätten ihm zu verstehen gegeben,<br />

er dürfe sich nicht „auf Französisch“ verabschieden<br />

bzw. sich nicht einfach davon<br />

schleichen. Es seien noch nie so viele Menschen<br />

an einem Gottesdienst von ihm<br />

zugegen gewesen wie heute, stellt er überwältigt<br />

fest.<br />

Er legt dar, das Thema des heutigen<br />

Abschiedsgottesdiensts widme sich dem<br />

Loben, Schauen und Danken. Der Gottesdienst<br />

nimmt Bezug auf Psalm 102:<br />

„Lobe den Herrn, meine Seele<br />

Und alles in mir<br />

Lobe seinen heiligen Namen.<br />

Lobe den Herrn, meine Seele<br />

Und vergiss nicht, was er dir Gutes getan<br />

hat.“<br />

Auf der Basis dieser Verse aus dem Psalm<br />

102 möchte Heinrich Beglinger zurückschauen<br />

auf die 27 Jahre, während derer er<br />

sich für die Gehörlosengemeinde Basel<br />

engagiert hat. „Wir Gehörlose sind<br />

Augenmenschen. Wir sehen und hören mit<br />

den Augen. Und auch mit den Gedanken<br />

und dem Herzen hören wir“, erklärt Heinrich<br />

Beglinger. „Wie wir Menschen es gern<br />

haben, wenn man uns lobt, hat auch Gott<br />

es gern, wenn man ihn lobt. Deshalb steht<br />

in meinen Gottesdiensten am Anfang<br />

immer das Lob Gottes.“<br />

Anschliessend spielt der Mimenchor Zürich<br />

unter der Leitung von Rolf Kuhn den Psalm<br />

119. Voller Emotionen und mit viel Bewegung<br />

erreicht dessen visuell dargebotene<br />

Botschaft die GottesdienstbesucherInnen.<br />

Heinrich Beglinger spricht sodann seinen<br />

grossen Dank dafür aus, dass er in all<br />

diesen 27 Jahren eigentlich nie schwer<br />

krank gewesen sei, so dass er hätte einen<br />

Gottesdienst absagen müssen. Auch dankt<br />

er für die grosse Unterstützung und Zuwendung,<br />

die er von der Gehörlosengemeinde<br />

habe erfahren dürfen, als seine erste Frau<br />

gestorben sei. Er sei auch sehr dankbar,<br />

dass er nach diesem schweren Schicksalsschlag<br />

eine neue Frau gefunden habe, die<br />

er vor 10 Jahren geheiratet habe.<br />

Anschliessend nimmt Heinrich Beglinger<br />

auf seinen Werdegang Bezug. Er erwähnt,<br />

dass der erste Gehörlosenpfarrer für die<br />

Region Basel Werner Sutter Rösch gewesen<br />

sei, der dieses Amt von 1966 bis 1981 innegehabt<br />

habe. Heinrich Beglinger selbst sei<br />

vor seinem Engagement für die Gehörlosengemeinde<br />

Basel während 12 Jahren an<br />

der Schule in Münchenbuchsee tätig<br />

gewesen bzw. habe dort Unterricht erteilt.<br />

So freue es ihn ausgesprochen, dass heute<br />

unter den zahlreichen GottesdienstbesucherInnen<br />

auch manches Gesicht aus Münchenbuchsee<br />

anzutreffen sei.<br />

Am 3. Mai 1981 habe er die Nachfolge von<br />

Werner Sutter als Gehörlosenpfarrer angetreten.<br />

Es sei das erste Mal in der Schweiz<br />

überhaupt gewesen, dass ein offizielles<br />

Pfarramt einem Gehörlosen anvertraut<br />

worden sei. Es habe verschiedene kritische<br />

Stimmen gegeben. Im Lauf der Zeit sei er<br />

dann indes als Gehörloser akzeptiert<br />

worden.<br />

27 Jahre - was ist geblieben?<br />

Diese Frage stellt Heinrich Beglinger in den<br />

Raum und er nimmt Bezug auf folgenden<br />

Einblick:<br />

„Einer pflanzt,<br />

der andere begiesst,<br />

aber Gott schenkt,<br />

dass es wächst.“<br />

Heinrich Beglinger weist darauf hin, dass<br />

Pfarrer Sutter gepflanzt habe und er selbst<br />

habe begossen und auch Neues gepflanzt.<br />

Er führt aus: „Ob man ernten kann, weiss<br />

man oft nicht. Einer meiner Brüder ist<br />

Maurer und hat Häuser gebaut. Ein anderer<br />

Bruder ist Musiker und gibt CDs heraus.<br />

Heinrich Beglinger gestaltet seinen letzten<br />

Gottesdienst feierlich, würdig und auch mit Humor.<br />

Meine Frau schreibt Bücher. Bei ihnen sieht<br />

man die Arbeit.“ „Aber was sieht man von<br />

meiner Arbeit? Ich habe unterrichtet,<br />

getauft, konfirmiert, beerdigt. Meine Arbeit<br />

sieht man nicht, sie spielt sich im Verborgenen<br />

ab. Ich hoffe, dass etwas von meiner<br />

Arbeit bei den Menschen haften geblieben<br />

ist und wenn ich mich so umsehe heute in<br />

der Kornfeldkirche glaube ich, dass das<br />

wohl so ist. Die vielen Leute, die heute<br />

gekommen sind, um dem Gottesdienst beizuwohnen,<br />

sind wohl ein untrügliches Zeichen<br />

dafür“, stellt er abschliessend<br />

zufrieden fest.<br />

Danach stellen sich alle Angehörigen des<br />

Vorstandes vorne neben dem Altar auf. Die<br />

Präsidentin, Gerda Winteler, würdigt die<br />

gute und immer sehr angenehme Zusammenarbeit<br />

mit Heinrich Beglinger. Auch<br />

bringt sie die ganz grosse Wertschätzung<br />

zum Ausdruck, dass er noch ein Jahr weitergearbeitet<br />

habe, obwohl er bereits im<br />

Frühjahr 2007 pensioniert worden sei. Auf<br />

grossen farbigen Plakaten steht der Dank<br />

der Vorstandsmitgliedern in grossen Lettern<br />

geschrieben. Ein Plakat nach dem<br />

anderen wird umgewendet, so dass man<br />

lesen kann. Speziell gedankt wird Heinrich<br />

Beglinger für seine Geduld und sein<br />

Zuhören, für seine Güte und Hilfsbereitschaft,<br />

für seinen Humor und seinen Witz.<br />

Herausgestrichen wird, dass Heinrich Beglinger<br />

sich immer Zeit genommen habe<br />

bzw. Zeit für ihn keine Rolle gespielt habe.<br />

Schön sei nun, dass Heinrich Beglinger viel<br />

mehr Zeit für seine Familie habe. Der Vorstand<br />

dankt Heinrich Beglinger noch ganz<br />

besonders für die visuellen Darstellungen<br />

im Zusammenhang mit seinen Worten und<br />

seinen Predigten. Dadurch sei es ihm<br />

gelungen, Gott den Gehörlosen näher zu<br />

bringen.<br />

Helga Hauser, die 30 Jahre im Vorstand mitgearbeitet<br />

hat, überreicht Heinrich Beglinger<br />

ein Geschenk. Er muss es sofort auspacken.<br />

Ein grosses Buch versteckt sich<br />

hinter dem schönen Geschenkpapier. Es ist<br />

voll mit Erinnerungsstücken, vielen Briefen,


Fotografien. Alles Wichtige aus den 27<br />

Jahren, während derer sich Heinrich Beglinger<br />

für die Gehörlosengemeinde Basel<br />

engagiert hat, ist darin wiedergegeben.<br />

Am Schluss stellen sich neben den Vorstandsmitgliedern<br />

auch noch alle ehemaligen<br />

Konfirmanden von Heinrich Beglinger<br />

hinter dem Altar auf und erweisen ihrem<br />

langjährigen Pfarrer damit eine ganz<br />

grosse Reverenz.<br />

Sehr zuversichtlich stimmt der von Heinrich<br />

Beglinger gewählte Ausblick:<br />

„Vertraut den neuen Wegen,<br />

auf die der Herr Euch weist…“<br />

Heinrich Beglinger spricht dann noch<br />

seinen ganz grossen Dank dafür aus, dass<br />

das Gehörlosenpfarramt <strong>Nordwestschweiz</strong><br />

weiterhin bestehen bleiben wird. Bei dieser<br />

Gelegenheit stellt er auch seine Nachfolgerin,<br />

Anita Kohler der Festgemeinde vor,<br />

die am 8. Juni 2008 in Aarau feierlich in ihr<br />

Amt eingesetzt wird. Anita Kohler erwähnt,<br />

sie habe vor acht Jahren bei Heinrich Beglinger<br />

in der <strong>Gehörlosenseelsorge</strong> gearbeitet<br />

und bei ihm die Gebärdensprache<br />

erlernt. Sie verleiht ihrer Freude Ausdruck,<br />

sehr bald für die Gehörlosengemeinde tätig<br />

sein zu dürfen.<br />

Am Schluss stimmt der Gebärdenchor das<br />

schöne Lied an „Gib uns Weisheit, gib uns<br />

Mut…“<br />

In der anschliessenden Fürbitte nimmt<br />

Heinrich Beglinger Bezug darauf, dass die<br />

Gehörlosen nicht Gottes vergessene Kinder<br />

seien. „Gott sorgt auch für die Gehörlosen<br />

und die Gehörlosenkirche ist Teil der weltweiten<br />

Kirche“, erklärt er.<br />

Grossen Dank spricht Heinrich Beglinger<br />

sodann gegenüber Pfarrer Kuhn und<br />

Schwester Martina Lorenz von der katholischen<br />

Gehörlosenschwesterkirchgemeinde<br />

in Basel aus.<br />

Der Gottesdienst wird mit folgenden<br />

Worten Jesu abgeschlossen:<br />

„Siehe ich bin bei Euch alle Tage bis ans<br />

Ende der Welt.<br />

Danach erhalten noch vier ExponentInnen<br />

Gelegenheit Heinrich Beglinger im Plenum<br />

zu würdigen. Als erster kann Kirchenratspräsident<br />

Dr. Manasse ein Dankeswort an<br />

den in den verdienten Ruhestand tretenden<br />

Gehörlosenpfarrer richten. Auch Peter<br />

Schmitz-Hübsch als Präsident der ökumenischen<br />

Arbeitsgemeinschaft der <strong>Gehörlosenseelsorge</strong><br />

tritt zum Mikrofon. In<br />

seinen Ausführungen nimmt er Bezug auf<br />

ein treffliches Zitat der Benediktiner<br />

Mönche und bringt seine ganz grosse Wertschätzung<br />

Heinrich Beglinger gegenüber<br />

zum Ausdruck. Schliesslich schreitet<br />

Schwester Martina Lorenz ans Rednerpult.<br />

Sie würdigt Heinrich Beglinger als Freund,<br />

Bruder und Seelsorger. Es sei dem reformierten<br />

<strong>Gehörlosenseelsorge</strong>r gelungen,<br />

eine gute Brücke zu schlagen zwischen<br />

Gehörlosen und Hörenden sowie zwischen<br />

alt und jung. Seine Arbeit habe reiche<br />

Früchte getragen. Deshalb bringt Schwester<br />

Martina Lorenz Heinrich Beglinger als<br />

Geschenk auch einen Früchtekorb mit. Zu<br />

vielen Früchten sagt sie etwas und vergleicht<br />

sie mit dem, was Heinrich Beglinger<br />

in all den 27 Jahren in Basel erarbeitet hat.<br />

Auch bittet sie ihn, seinen Humor zu<br />

behalten. Denn dies sei wichtig für das<br />

Leben. Am Schluss überreicht sie ihm ein<br />

Schäfchen mit dem Aufruf sein Hirtenamt<br />

nicht aufzugeben, denn Pfarrer und Hirte<br />

bleibe man ein Leben lang.<br />

Ganz am Ende richtet Ernst Bastian das<br />

Wort an Heinrich Beglinger. Er würdigt das<br />

Schaffen des engagierten Seelsorgers und<br />

bringt seine Freude zum Ausdruck, dass<br />

Heinrich Beglinger weiterhin das sonos-<br />

Archiv betreuen werde. Ernst Bastian<br />

erwähnt, dass Heinrich Beglinger ein guter<br />

Freund sei und er hoffe, dass sie beide nun<br />

als Pensionierte manch spannendes theologisches<br />

Streitgespräch in ihren Gärten<br />

würden führen können.<br />

In Begleitung vieler Kinder begibt sich die<br />

Festgemeinde sodann zum Apéro, der<br />

freundlicherweise von der reformierten<br />

Kirche Basel finanziert worden ist. Im<br />

Garten und im Kirchgemeindehaus sitzt<br />

man noch lange zusammen, geniesst den<br />

feinen Imbiss und das fröhliche Zusammensein.<br />

[lk]<br />

Die Kirchenbänke in der Kornfeldkirche sind bis auf<br />

den letzten Platz besetzt.<br />

Impressionen<br />

Begrüssung der Festgemeinde durch die Präsidentin<br />

Gerda Winteler.<br />

Der Zürcher Mimenchor zu Psalm 119<br />

5


Rolf Kuhn, der ausdrucksstarke<br />

Leiter des Mimenchors.<br />

TeilnehmerInnen des<br />

Mimenchors<br />

Am Schluss des Gottesdienstes<br />

darf Heinrich Beglinger „Platz<br />

nehmen“. Zu Beginn des Ruhestandes<br />

darf er viele Geschenke<br />

vom Vorstand und anderen Gottesdienstbesucherinnen<br />

und –besuchern<br />

entgegennehmen.<br />

Der Vorstand überreicht Heinrich<br />

Beglinger Geschenke und würdigt<br />

sein langjähriges engagiertes<br />

Schaffen mit Aufschriften auf<br />

grossen farbigen Plakaten und liebevoll<br />

gestalteten Geschenken.<br />

Heinrich Beglinger stellt seine Nachfolgerin Frau<br />

Anita Kohler vor.<br />

Der Basellstädtische Kirchenratspräsident Dr. Andreas<br />

Manasse richtet Dankesworte an Heinrich Beglinger.<br />

Peter Schmitz-Hübsch nimmt in seiner Laudatio Bezug<br />

auf das Zitat aus dem Prolog des heiligen Benedikts:<br />

„Seht in seiner Güte zeigt dir der Herr den Weg des<br />

Lebens.“


Nach dem Gottesdienst präsentiert sich<br />

ein strahlender Heinrich Beglinger.<br />

Feierlicher Einsetzungsgottesdienst für<br />

die neue Gehörlosenpfarrerin Anita Kohler<br />

Gemeinsam gestalten die Vertreterinnen<br />

und Vertreter der vier reformierten Landeskirchen<br />

der Kantone Aargau, der<br />

beiden Halbkantone Basel-Land und<br />

Basel-Stadt und des Kantons Solothurn<br />

am Sonntag, 8. Juni 2008, in der Stadtkirche<br />

Aarau feierlich und mit allen kirchlichen<br />

Ehren den Festgottesdienst für die<br />

Einsetzung der neuen Pfarrerin Anita<br />

Kohler im neu geschaffenen überregionalen<br />

Gehörlosenpfarramt der <strong>Nordwestschweiz</strong>.<br />

Die vielen Festgottesdienstbesucherinnen<br />

und -besucher bringen mit ihrer Anwesenheit<br />

die Verbundenheit zur christlichen<br />

Gemeinschaft zum Ausdruck und heissen<br />

ihre neue Gehörlosenpfarrerin, Anita<br />

Kohler, ganz herzlich willkommen.<br />

Pfarrerin Karin Tschanz, Bereichsleitung Seelsorge der<br />

Reformierten Landeskirche Aargau, heisst die Festgemeinde<br />

zum Einsetzungsgottesdienst der neuen<br />

Gehörlosenpfarrerin Anita Kohler ganz herzlich willkommen.<br />

Auch Schwester Martina Lorenz, die vor kurzem in<br />

Grenchen verabschiedet worden ist, feiert bestgelaunt<br />

mit.<br />

Die Kirchenpräsidentin der Reformierten Landeskirche<br />

Aarau, Pfarrerin Claudia Bandixen, wünscht<br />

der neuen Gehörlosenpfarrerin Anita Kohler auf<br />

äusserst sympathische Art und Weise alles Gute<br />

und viel Freude in ihren neuen und vielfältigen Aufgaben.<br />

Pfarrerin Claudia Bandixen, Kirchenratspräsidentin<br />

der Reformierten Landeskirche<br />

Aargau, macht in ihrer Begrüssung den Vergleich<br />

zu der am Vortag begonnen Fussball-<br />

Europameisterschaft: „Das Warten hat endlich<br />

ein Ende. Auch wir sagen, das Warten<br />

hat endlich ein Ende. Eine lange Vorbereitungszeit<br />

geht heute zu Ende. Die Vertreterinnen<br />

und Vertreter der evangelisch-reformierten<br />

Landeskirchen der Kantone<br />

Aargau, Baselland, Basel-Stadt und Solothurn<br />

haben im Dezember 2006 einen Vertrag<br />

unterzeichnet, mit dem sie ein gemeinsames<br />

reformiertes Pfarramt für gehörlose<br />

Menschen in der <strong>Nordwestschweiz</strong><br />

schaffen. Es ist dies die erste gemeinsame<br />

Stelle der vier reformierten <strong>Nordwestschweiz</strong>er<br />

Kirchen, die seit 1999 ihre<br />

engere Zusammenarbeit vertraglich geregelt<br />

haben.“<br />

Symbolisch überreicht Pfarrerin Claudia<br />

Bandixen der neuen Gehörlosenpfarrerin<br />

Anita Kohler einen Fussball und meint:<br />

„Nicht wie beim Fussball wird es keine Verlierer<br />

geben. Und ganz nach dem Motto<br />

unseres Nationalmannschaftstrainers Köbi<br />

Kuhn darf ich heute stolz verkünden, ich<br />

bin mehr als zufrieden mit den Leistungen<br />

meiner Spieler. Ich bin glücklich und stolz<br />

auf das neugeschaffene Gehörlosenpfarramt<br />

der <strong>Nordwestschweiz</strong> und freue mich<br />

auf die kommende Zusammenarbeit mit<br />

der neuen Gehörlosenpfarrerin Anita<br />

Kohler.“<br />

In ihrem Eingangsgebet weist Pfarrerin<br />

Karin Tschanz darauf hin: „Heute feiern wir<br />

einen Neubeginn. Als Christinnen und Christen<br />

gemeinsam mit unserem Gott. Ein<br />

Neubeginn für das neu geschaffene Pfarramt<br />

<strong>Nordwestschweiz</strong> und für die neue<br />

Pfarrerin Anita Kohler.“<br />

7<br />

Zum Schluss der offiziellen Feier wünscht auch Ernst<br />

Bastian seinem Freund und langjährigen Weggefährten<br />

Heinrich Beglinger für den kommenden Lebensabschnitt<br />

alles Gute.<br />

Predigt von Anita Kohler<br />

Im Predigttext bezieht sich Pfarrerin Anita<br />

Kohler auf die Verfasser des Hebräerbriefes<br />

11.8-10: „Der Verfasser des Hebräerbriefes<br />

wollte der jungen Gemeinden im ersten<br />

Jahrhundert nach Christi Geburt etwas<br />

Wichtiges sagen: Sie sollen sich an den<br />

Glaubensweg ihrer Vorfahren erinnern. Der<br />

Verfasser wollte den Leuten Mut machen<br />

und ihnen Kraft geben. In dieser Zeit waren<br />

die Gemeinden noch sehr klein. Sie waren<br />

eine Minderheit. Sie hatten ein schwieriges<br />

Leben als Christinnen und Christen. Viele<br />

Leute aus der Gemeinde waren nicht mehr<br />

sicher, ob es sich lohnt, Christin oder Christ<br />

zu sein.“


Auszug aus der Predigt von Anita Kohler<br />

Abraham machte sich auf in ein neues Leben.<br />

Abraham geht, weil Gott zu ihm spricht. Er<br />

geht nicht einfach in blindem Gehorsam. Er<br />

geht seinen Weg in eigener Verantwortung.<br />

Er hört in sich hinein, hört auf Gott und<br />

gelangt so zu seinem Entschluss. Er will<br />

diesen Weg in sein Leben, in seine Zukunft<br />

gehen.<br />

Abraham weiss, dass das Leben ein Weg ist.<br />

Und er weiss, dass Gott auf diesem Weg<br />

immer mit ihm geht.<br />

Wir können keine Landkarte nehmen und<br />

schauen, wo Abraham hingeht. Es ist nicht<br />

ein Weg, den wir sehen können. Abraham<br />

geht einen Weg des Glaubens.<br />

Und auf genau diesen Weg des Glaubens will<br />

uns der Verfasser vom Hebräerbrief mitnehmen.<br />

Alles hat damit angefangen, dass<br />

ein Mensch die Stimme Gottes in sich fühlt.<br />

Und Abraham folgt dieser Stimme Gottes.<br />

So werden Beziehungen hergestellt zwischen<br />

Menschen und zwischen Gott und den<br />

Menschen.<br />

Aufbrechen und Ausziehen in ein neues<br />

Land. Das ist eine grossartige Vision! Für<br />

Abraham bedeutete sie: ein grosses Volk zu<br />

werden und ein Segen für andere zu sein. Er<br />

erlebt auch Fremdheit. Sicher hat er auch<br />

Angst. Aber er geht mit grosser Hoffnung der<br />

Stadt entgegen, die Gott ihm versprochen<br />

hat. Es ist die Stadt, „die auf festen Fundamenten<br />

ruht und von Gott selbst entworfen<br />

und gebaut ist.<br />

Aufbrechen, weitergehen hängt nicht vom<br />

Alter ab. Abraham war immerhin 75 Jahre alt,<br />

als er auszog. Das bedeutet doch: zu jedem<br />

Alter gehört die Bereitschaft, immer wieder<br />

zu Neuem aufzubrechen - in das Land meiner<br />

Träume.<br />

Gesegnet bist du, wenn du den Aufbruch<br />

wagst, so wie es heisst: „Wer aufbricht, der<br />

kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore<br />

stehen offen. Das Land ist hell und weit.“<br />

Pfarrerin Anita Kohler: „Abraham hat einst<br />

Gott vertraut und ist aufgebrochen, weitergezogen.<br />

Auch wir wollen Gott vertrauen,<br />

dass er das neue Gehörlosenpfarramt und<br />

seine Gemeinden sicher führt auf allen<br />

Wegen.“<br />

Installation und Inpflichtnahme<br />

Anita Kohler legt ihr Gelübde ab.<br />

Der entscheidende Moment für Anita<br />

Kohler ist gekommen. Mit der Installationsansprache<br />

(Amtseinsetzung) von Pfarrer<br />

Markus Christ, Kirchenratspräsident der<br />

evangelisch-reformierten Kirche des Kantons<br />

Basel-Landschaft wird das sichtbare<br />

Zeichen für das gemeinsame Amt der vier<br />

Landeskirchen zum Ausdruck gebracht. Die<br />

symbolhaften Handlungen bei der Installationsfeier<br />

wirken vordergründig sehr formell,<br />

was sie zweifelsfrei auch ist, da die<br />

vorgegebenen liturgischen Vorgaben<br />

beachtet und eingehalten werden müssen.<br />

Aber Pfarrer Christ versteht es in bemerkenswerter<br />

Art und Weise die wichtige<br />

Bedeutung dieses Aktes bildlich und<br />

durchaus auch emotional darzustellen. Die<br />

neue Pfarrerin wird eingeladen „vor Gott<br />

und seiner Kirche treue Amtsführung zu<br />

geloben“. Die Kirche spricht ihrer neuen<br />

Pfarrerin sodann das Vertrauen aus und<br />

überlässt ihr den Kirchenraum als Teil und<br />

Ort ihres Wirkens. Pfarrer Christ: „Es ist<br />

eine grosse Freude, die Amtseinsetzung<br />

der Theologin Anita Kohler vorzunehmen.<br />

Der Pioniergeist von Anita Kohler als<br />

<strong>Gehörlosenseelsorge</strong>rin wird gefordert<br />

sein. Sei dies in der Seelsorge, der Vernetzungsarbeit<br />

zwischen den vier Landeskirchen<br />

oder bei den Gottesdiensten sowie als<br />

Ansprechperson und Referentin bei den<br />

Gehörlosenorganisationen und <strong>Gehörlosenseelsorge</strong>rin<br />

im ökumenischen Sinne.<br />

Wir heissen Anita Kohler in der Gehörlosengemeinde<br />

ganz herzlich willkommen und<br />

wünschen ihr, dass sie sich bei uns zurechtfinden<br />

und wohl fühlt.“<br />

Anita Kohler, glücklich und zufrieden, nach dem<br />

Einsetzungsgottesdienst.<br />

Im Anschluss an den feierlichen Einsetzungsgottesdienst<br />

wird die Kirchgemeinde<br />

bei herrlichem Wetter zu einem Imbiss eingeladen.<br />

Angeregt wird untereinander diskutiert<br />

und natürlich auch das erste<br />

Gespräch zur neuen Gehörlosenpfarrerin<br />

Anita Kohler gesucht. Eine eindrückliche<br />

und denkwürdige Feier unter besten äusseren<br />

und inneren Vorzeichen.<br />

[rr]<br />

Eine grosse Festgottesdienstgemeinde ist bei der<br />

Einsetzung ihrer neuen Pfarrerin in der reformierten<br />

Stadtkirche Aarau anwesend.<br />

Nach dem festlichen Gottesdienst wird rege untereinander<br />

diskutiert und natürlich wird das Gespräch mit der neuen<br />

Gehörlosenpfarrerin Anita Kohler gesucht.


Gian Reto Janki übersetzt die Gesangslieder während<br />

des Gottesdienstes gefühlvoll in die Gebärdensprache.<br />

Die neue Gehörlosenpfarrerin der <strong>Nordwestschweiz</strong><br />

Anita Kohler spricht während ihrer Predigt<br />

vom Aufbruch und Visionen.<br />

Die Festgemeinde geniesst das gemütliche Zusammensein.<br />

Viktor Buser heisst Anita Kohler im Namen des<br />

Schweizerischen Gehörlosenbundes <strong>Nordwestschweiz</strong><br />

und der neu eröffneten Fachstelle ganz<br />

herzlich willkommen und freut sich eine erfolgreiche<br />

Zusammenkunft.<br />

Peter Schmitz-Hübsch, Präsident der Schweizerischen<br />

Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für<br />

Gehörlosen- und Schwerhörigen-Seelsorge (SOGD)<br />

und kath. <strong>Gehörlosenseelsorge</strong>r der Kantone<br />

Zürich und Aargau freut auf die neue engagierte<br />

Zusammenarbeit mit Anita Kohler und wünscht ihr<br />

Mut, Vertrauen und viel Segen dafür.<br />

Interview mit Pfarrerin<br />

Anita Kohler an ihrem<br />

Antrittsgottesdienst am<br />

Sonntag, 8. Juni 2008 als<br />

neue reformierte Gehörlosenpfarrerin<br />

der <strong>Nordwestschweiz</strong>.<br />

Interviewerin: Karin Tschanz, Bereichsleitung<br />

Seelsorge, Reformierte Landeskirche<br />

Aargau<br />

Guten Tag, Pfarrerin Kohler! Ich gratuliere<br />

Ihnen herzlich zu Ihrem Amtsantritt als<br />

neue reformierte Gehörlosenpfarrerin der<br />

<strong>Nordwestschweiz</strong>.<br />

Vielen Dank! Ich hatte ja letzte Woche<br />

schon die erste Arbeitswoche. Da habe ich<br />

vor allem versucht, das Chaos in meinem<br />

neuen Büro in den Griff zu bekommen.<br />

Gerne würden die Anwesenden Sie heute<br />

ein wenig besser kennen lernen. Deshalb<br />

möchte ich Ihnen einige Fragen stellen. Die<br />

erste Frage ist natürlich: Was bewegte Sie<br />

dazu, diese Stelle als Gehörlosenpfarrerin<br />

der <strong>Nordwestschweiz</strong> anzunehmen?<br />

Es ist die Stelle, die ich seit dem Studium<br />

wollte. Als ich die Ausschreibung der Stelle<br />

sah habe ich hin- und herüberlegt - ich war<br />

zu dieser Zeit erst 2 Jahre an meiner ersten<br />

Stelle, das ist nicht lange. Aber es gibt in<br />

der Schweiz nicht viele reformierte Gehörlosenpfarrämter,<br />

da habe ich mein Glück<br />

versucht, und mich beworben.<br />

Wie kommt es, dass Sie sich für dieses spezielle<br />

Pfarramt interessierten?<br />

Vor acht Jahren habe ich ein Praktikum bei<br />

Heinrich Beglinger in der <strong>Gehörlosenseelsorge</strong><br />

Baselstadt, Basellandschaft und Solothurn<br />

gemacht. Dort habe ich Vieles<br />

gelernt, das ich im Studium an der Universität<br />

nicht lernen konnte. Ich habe gelernt,<br />

auf eine ganz andere Art zu kommunizieren.<br />

Ich habe eine visuelle Welt kennen<br />

9


gelernt, die uns als Hörenden oft unbekannt<br />

ist. Und all das hat mir sehr gefallen<br />

und mich fasziniert.<br />

Was sehen Sie als die Herausforderungen<br />

Ihrer neuen Aufgabe?<br />

Die Kommunikation! Ich habe Gebärdensprache<br />

gelernt, aber in der Zwischenzeit<br />

viel wieder vergessen. Darum heisst es<br />

jetzt für mich: Büffeln und Lernen. Und<br />

dann noch das Umsetzen der Sprache. Die<br />

biblische Sprache ist nicht gerade einfach.<br />

Es braucht viel Fingerspitzengefühl, diese<br />

Sprache für die Gemeinde verständlich zu<br />

machen und in unsere Zeit sprechen zu<br />

lassen.<br />

Und was ist Ihnen in diesem Gehörlosenpfarramt<br />

besonders wichtig?<br />

In Stichworten:<br />

• Gemeinschaft stärken: einen Ort bieten<br />

zu können, an dem sich die Gehörlosengemeinden<br />

treffen können um über Gott<br />

und die Welt zu reden.<br />

• Botschaft weitergeben: Die gute Nachricht<br />

von Jesus Christus weiterzugeben<br />

und spürbar zu machen, dass der Glaube<br />

ein Boden ist, auf dem wir leben können.<br />

• Bekannt machen: Zu meinem Erstaunen<br />

wissen viele Menschen gar nichts über<br />

die Gehörlosengemeinden und die Welt<br />

der Gehörlosen. Das möchte ich in<br />

kleinen Schritten ändern. Ich möchte der<br />

Gehörlosengemeinde zu mehr „Stimme<br />

nach aussen“ verhelfen.<br />

Gerne würden wir noch etwas mehr über Sie<br />

erfahren. Wo ist ihre Heimat und wo Sind<br />

Sie aufgewachsen?<br />

Ich bin in Dornach im Kanton Solothurn aufgewachsen.<br />

Ich bin vor einem Monat<br />

wieder nach Dornach zurückgekommen,<br />

und ich fühle mich hier zuhause. Meine<br />

Eltern und meine Schwester wohnen in der<br />

Nähe, sodass ich eines meiner Hobbies<br />

ausleben kann: Zeit haben für die Menschen,<br />

die mir wichtig sind.<br />

Wie ist es für Sie, nun die Gehörlosengemeinde<br />

von vier Landeskirchen und vier<br />

Kantonen zu begleiten?<br />

Aufregend! Vieles ist für mich ganz neu und<br />

manches noch etwas verwirrend. Was jetzt<br />

am Anfang am Wichtigsten ist, ist: Zeit. Ich<br />

will mir Zeit nehmen, die Gemeinden in den<br />

vier Kantonen kennen zu lernen. Ich will mir<br />

Zeit nehmen nachzufragen, was den Leuten<br />

in den Gemeinden wichtig ist. Ich will mir<br />

Zeit nehmen herauszufinden, wie unser<br />

gemeinsamer Weg aussehen könnte.<br />

Was war ihr Werdegang, ihre Ausbildung<br />

und ihre beruflichen Tätigkeiten?<br />

Mit einigen Umwegen bin ich an der Universität<br />

in Basel gelandet. Vorher habe ich<br />

die obligatorische Schullaufbahn mit den<br />

üblichen Hochs und Tiefs durchlaufen. Eine<br />

Auszeit habe ich mir genommen, als ich für<br />

etwas mehr als 1 Jahr als Schwesternhilfe in<br />

einem Alters- und Pflegeheim in Basel<br />

gearbeitet habe. Dann habe ich die Matur<br />

nachgeholt und bin an die Universität. Das<br />

dauert je bekanntlich so seine Zeit, ich<br />

habe Theologie studiert und dann hatte ich<br />

meine erste Pfarrstelle für 2 1/2 Jahre in<br />

Münchwilen im Kanton Thurgau.<br />

Und welches sind Ihre Hobbies und Freizeitbeschäftigungen?<br />

Mein liebstes Hobby hat nicht so viel mit<br />

„Pfarramt“ zu tun: ich lese sehr gerne und<br />

in grosser Menge sehr kitschige Liebesromane.<br />

Ich sticke und häkle gerne – und<br />

kaum jemand aus meiner Familie konnte<br />

sich bis jetzt an Weihnachten gegen was<br />

Selbstgemachtes von mir wehren. Ich tanze<br />

auch gerne, mit Vorliebe Flamenco. Und<br />

dann nimmt meine Katze auch noch einiges<br />

von meiner Zeit in Anspruch.<br />

Ich danke Ihnen für das Interview und wünsche<br />

Ihnen für Ihre neuen Aufgaben als<br />

reformierte Gehörlosenpfarrerin der <strong>Nordwestschweiz</strong><br />

alles Gute und Gottes Segen.<br />

Karin Tschanz<br />

Bereichsleitung Seelsorge<br />

Reformierte Landeskirche Aargau<br />

3. CI-Forum St. Gallen der CI<br />

Interessengemeinschaft<br />

Schweiz<br />

Tagung für CI-TrägerInnen, Eltern von CI-Kindern,<br />

Fachpersonen und weiteren am Cochlea<br />

Implantat interessierten Personen<br />

Datum: Samstag, 8. November 08, 09.00<br />

Uhr<br />

Ort: Sprachheilschule St. Gallen<br />

(SHS St. Gallen)<br />

Programm:<br />

Therapeutische Unterstützung von Kindern<br />

und Erwachsenen mit CI<br />

Dr. Bodo Bertram, CI-C Hannover<br />

Auswirkungen einer Cochlea-Implantation<br />

auf die Partnerschaft<br />

Edith Egloff, dipl. Audioagogin<br />

Mittendrin - und doch immer wieder<br />

draussen? Forschungsbericht zur beruflichen<br />

und sozialen Integration junger hörgeschädigter<br />

Erwachsener<br />

Prof. Dr. Peter Lienhard<br />

Befindensqualität hörbehinderter Kinder in<br />

Schule und Freizeit<br />

Prof. lic. phil. Emanuela Wertli und dipl. päd.<br />

Mireile Audeoud<br />

Restgehör und trotzdem ein CI?<br />

Prof. Dr. Rudolf Probst, Universitätsspital<br />

Zürich<br />

Podiumsdiskussion mit allen ReferentInnen<br />

Kinder werden von einem Team der Sprachheilschule<br />

St. Gallen betreut. Alle TeilnehmerInnen<br />

der vorhergehenden Foren sowie alle,<br />

die im letzten Jahr zum Forum eingeladen<br />

wurden, erhalten das Programm automatisch.<br />

Für weitere Interessierte ist es ab Ende September<br />

2008 bei der Geschäftsstelle der CI IG<br />

Schweiz erhältlich oder kann auf der Homepage<br />

www.cochlea-implantat.ch herunter<br />

geladen werden.<br />

Weitere Infos: CI Interessengemeinschaft<br />

Schweiz, Feldeggstrasse 69, Postfach 1332<br />

8032 Zürich<br />

info@cochlea-implantat.ch<br />

www.cochlea-implantat.ch


Über den Wolken muss die Freiheit<br />

wohl grenzenlos sein<br />

Für die Bewohnerinnen und Bewohner des<br />

Wohnheims Belp und der Stiftung Uetendorfberg<br />

geht ein Traum in Erfüllung. Sie<br />

gehen in die Luft.<br />

Über 140 gehörlose und mehrfachbehinderte<br />

Menschen mit ihren Begleitpersonen<br />

wollen, wie dies Reinhard May in seinem<br />

unvergesslichen Song beschreibt, die grenzenlose<br />

Freiheit spüren und hoch über den<br />

Wolken schweben.<br />

Auf Initiative von Paul Hunziker, Gesamtleiter<br />

des Wohnheims Belp, findet am<br />

Samstag und Sonntag, 24. und 25. Mai<br />

2008 auf dem Flugplatz Thun ein einmaliges<br />

Flugereignis statt. Mit dem grössten<br />

je gebauten Doppeldecker der Welt, der<br />

Antonov An-2, wird den behinderten und<br />

betagten Menschen die Schönheit des Fliegens<br />

und die einzigartige Pracht des Berneroberlands<br />

auf einem tiefbeeindruckenden<br />

Erlebnisflug ermöglicht und im<br />

wahrsten Sinne des Wortes ganz nah<br />

gebracht.<br />

Die sonos-Redaktion wird von Paul Hunziker<br />

zu diesem bis anhin einzigartigen<br />

Erlebnis eingeladen. Gegenüber Roger<br />

Ruggli erklärt Paul Hunziker: „Die Idee mit<br />

diesem Erlebnisflug ist eigentlich wegen<br />

des Kino-Filmes „Die Herbstzeitlosen“ entstanden.<br />

Wir fragten unsere Heimbewohnerinnen<br />

und Heimbewohnern, was für unerfüllte<br />

Wünsche sie noch haben. So konnten<br />

wir letztes Jahr einen Motorradausflug mit<br />

Harley Davidson Maschinen organisieren<br />

und dieses Jahr den Wunsch nach dem<br />

Fliegen erfüllen. Da ich im Antonov-Verein<br />

Mitglied bin, und dieser Doppeldecker sehr<br />

geeignet für diese Art von Rundflug ist,<br />

konnten wir diesen aussergewöhnlichen<br />

Wunsch der Bewohnerinnen und Bewohnern<br />

erfüllen. In der Folge haben wir uns<br />

auf die Sponsorensuche gemacht und wir<br />

haben innert kürzester Zeit genügend<br />

finanzielle Mittel gesammelt. Die zahlreichen<br />

Gelbgeber fanden unsere Idee bestechend<br />

und unterstützten uns ganz<br />

spontan.“<br />

Paul Hunziker meint: „Natürlich gab es<br />

überhaupt keine Buchungsprobleme.<br />

Sämtliche Tickets für die insgesamt 12<br />

Rundflüge waren innert kürzerster Zeit<br />

weg. Nebst den Bewohnerinnen und<br />

Bewohnern der beiden Heime haben auch<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie<br />

die freiwilligen Helferinnen und Helfer des<br />

Wohnheims Belp die Möglichkeit an einem<br />

Rundflug teilzunehmen.“<br />

Nervosität vor dem Take off<br />

Eine gewisse Nervosität und Anspannung<br />

vor dem Start mit dem riesigen Propellerflugzeug<br />

ist nicht ganz zu verbergen. Und<br />

beim Einsteigen ins Flugzeug kommt bei<br />

einigen Passagieren ein wenig der Bammel<br />

und ein bisschen ein beklemmendes Gefühl<br />

in der Magengegend auf.<br />

Paul Hunziker: „Die beiden Piloten der<br />

Antonov An-2 berücksichtigen individuelle<br />

Routenwünsche auf dem 60-minütigen<br />

Rundflug. Bei den Flügen mit den mehrfachbehinderten<br />

Passagieren dauert der<br />

Rundflug 40 Minuten, damit die körperlichen<br />

Belastungen auf dem intensiven und<br />

relativ langen Flug nicht überstrapaziert<br />

werden.<br />

Das Flugerlebnis<br />

Steile Bergwände, tosende Wasserfälle,<br />

glitzernde Schneefelder, emporragende<br />

Baumwipfel und die bizarren Zacken der<br />

Bergspitzen zum Greifen nahe. Und dann<br />

das absolute Highlight. Der Antonov Verein<br />

Schweiz AVS macht es möglich. Obschon<br />

die An-2 mit nur einem Piloten geflogen<br />

werden darf, fliegt der AVS mit jeweils zwei<br />

erfahrenen Berufspiloten. Während des<br />

Fluges kümmert sich der Copilot um die<br />

Fluggäste. In dieser Zeit dürfen die Passagiere<br />

für einige Minuten vorne auf dem<br />

Copilotensitz Platz nehmen. Sie geniessen<br />

dann die herrliche Aussicht, können dem<br />

Piloten bei der Arbeit zuschauen und haben<br />

das unvergleichliche Gefühl eines Verkehrspiloten.<br />

Ein mitfliegender Betreuer vom Wohnheim<br />

Belp erzählt: „Die allermeisten Bewohnerinnen<br />

und Bewohner wollten, auch wenn<br />

Skepsis und vielleicht eine kleine Portion<br />

Angst vor dem Unbekannten aufkam, unbedingt<br />

mit auf den Rundflug. Nur ganz<br />

wenige Bewohnerinnen und Bewohnern<br />

konnten aus gesundheitlichen Gründen<br />

nicht mitfliegen.“<br />

Paul Hunziker und Patrick Dürig vom Wohnheim Belp freuen<br />

sich riesig über den grossen Erfolg und die vielen zufriedenen<br />

und glücklichen Gesichter ihrer Bewohnerinnen und<br />

Bewohnern nach dem einzigartigen Flugerlebnis mit der<br />

„Tante Anna“.<br />

Die Antonov An-2 kurz nach dem Start auf ihrem Rundflug<br />

über das Berneroberland.


Glückliche und strahlende<br />

Gesichter nach der Landung<br />

Eine freudestrahlende Nichte: „Mein Onkel<br />

konnte sich mit dem Rundflug endlich im<br />

hohen Alter von 94 Jahren seinen Bubentraum<br />

erfüllen. Er ist total glücklich und<br />

rundum zu frieden.“<br />

Klar sind alle Flugpassagiere froh, dass sie<br />

wieder festen Boden unter den Füssen<br />

haben, aber das „Flieger-Feeling“ wird<br />

wohl noch lange in Erinnerung bleiben und<br />

dass Erlebte bietet schier unbegrenzten<br />

Gesprächsstoff.<br />

Paul Hunziker meint: „Je gravierender eine<br />

Behinderung sich bei den Bewohnerinnen<br />

und Bewohner manifestiert hat, desto<br />

grösser war ihre Freude. Es ist einfach sensationell,<br />

dass dieser Flugtag möglich<br />

gemacht werden konnte. Ein Riesenerlebnis<br />

für alle.“<br />

Und ganz spontan erklärt Paul Hunziker:<br />

„Selbstverständlich würde ich auch für ein<br />

anderes Alters- und Pflegeheim, wenn entsprechendes<br />

Interesse vorhanden ist,<br />

einen Rundflug-Tag mit der Antonov An-2<br />

mithelfen zu organisieren. Es gibt so viele<br />

Möglichkeiten betagten und behinderten<br />

Menschen eine Freude zu machen.“<br />

[rr]<br />

Stimmungsbilder vom Flugtag des<br />

Wohnheim Belp und der Stiftung<br />

Uetendorfberg<br />

Vor dem Start noch eine gemeinsame Stärkung im Flughafenbeizili<br />

zu sich nehmen und sich gegenseitig Mut zu<br />

sprechen.<br />

Im Cockpit mitten in den<br />

imposanten Tälern des Berneroberlands.<br />

Christof Bieri und Elias Bosshard von der Stiftung<br />

Uetendorfberg erzählen: „Obwohl wir schon mit<br />

andern Flugzeugen fliegen konnten, war der Flug<br />

mit der Tante „Anna“ einfach super. Wir finden es<br />

wunderbar, dass für uns ein solch schönes<br />

Erlebnis organisiert und ermöglicht wurde.“<br />

Nach der butterweichen Landung auf dem Grasrollfeld<br />

des Flughafens Thun gibt es viel zu erzählen.<br />

Alle sind glücklich und zufrieden.<br />

Good bye, ein Traum ging in Erfüllung. Ein grosses<br />

und herzliches Dankeschön an Paul Hunziker.


SGB-FSS Delegiertenversammlung<br />

vom 24. Mai 2008<br />

Heuer findet die Jahresversammlung des<br />

SGB-FSS in Näfels statt. Das Berghaus Tristel<br />

hat die ganze Veranstaltung unter der<br />

Leitung der Präsidentin Ruth Stohr in der<br />

Linth-Arena perfekt organisiert. Die<br />

älteste Teilnehmerin, Kathi Hefti vom<br />

Berghaus Tristel, erhält einen Blumenstrauss<br />

sowie einen Ehrenplatz.<br />

Anschliessend richtet Regierungsrätin<br />

Marianne Dürst ein paar Worte an die<br />

Anwesenden. Sie wurde vor kurzem zur<br />

ersten Frau Landammann im Kanton Glarus<br />

gewählt. Vor ihr sei noch nie eine Frau<br />

Landammann geworden, erklärt sie. Dafür<br />

dass dies nun gelungen ist, erntet Marianne<br />

Dürst grossen Applaus. Die Regierungsrätin<br />

erwähnt, dass an der Landsgemeinde<br />

das gesprochene Wort im „Ring“<br />

eine sehr grosse Bedeutung habe. Im<br />

Moment, macht sie geltend, wäre es wohl<br />

schwierig, wenn eine gehörlose Person im<br />

Ring das Wort ergreifen möchte. Hierfür<br />

brauche es eine Gebärdensprachdolmetscherin.<br />

Dadurch würde der Zugang für alle<br />

geschaffen. „Es ist schön, dass Sie alle<br />

heute hier sind“, sagt sie zum Schluss und<br />

unterstreicht diese Aussage, indem sie<br />

diese auch gleichzeitig in Gebärdensprache<br />

macht. Es sei eine ganz wertvolle Erfahrung<br />

für sie, heute an dieser Versammlung dabei<br />

sein zu können. Nachfolgend richtet noch<br />

Bruno Gallati, Gemeindepräsident von<br />

Näfels eine Grussbotschaft an die Anwesenden.<br />

Nach dieser Begrüssungsrunde beginnen<br />

die offiziellen Mitteilungen und Traktanden.<br />

Zuerst muss Roland Hermann eine<br />

traurige Botschaft überbringen. Cédric Iseli<br />

ist leider gestorben. Er hat in Lausanne<br />

beim SGB-FSS im Bereich Medien gearbeitet.<br />

Es findet eine Gedenkminute statt.<br />

An der heutigen Delegiertenversammlung<br />

sind insgesamt 55 Organisationen anwesend.<br />

Roland Hermann führt zügig und<br />

kompetent durch die Traktanden. Jahresbericht<br />

und Jahresrechnung werden genehmigt.<br />

Dem Vorstand wird Décharche erteilt.<br />

Viktor Buser hat seinen Rücktritt aus dem<br />

Vorstand erklärt. Neu in den Vorstand wird<br />

Lobsang Pangri, der aus Glarus stammt und<br />

heute im Kanton Schwyz wohnt, gewählt.<br />

Lobsang Pangri spricht sich dezidiert dafür<br />

aus, sich ganz stark einsetzen zu wollen,<br />

damit die in der Strategie festgehaltenen<br />

Ziele bis 2012 erreicht werden.<br />

Die Basler SP-Nationalrätin Silvia<br />

Schenker, überbringt gegen den Schluss<br />

der Jahresversammlung ebenfalls noch<br />

eine Grussbotschaft und macht sehr interessante<br />

Ausführungen zur IV-Finanzierung.<br />

Per Ende 2006 habe die aufgelaufene<br />

Schuld der IV 9,3 Milliarden Franken<br />

betragen. Mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer<br />

solle nun versucht werden, die<br />

Finanzen wieder etwas ins Lot zu bringen.<br />

Ursprünglich sei geplant gewesen, die<br />

Mehrwertsteuer um 0,8 % zu erhöhen. Die<br />

vorgesehene Erhöhung sei mittlerweile auf<br />

0,4 % reduziert worden. In der nächsten<br />

Woche würden im Rahmen der Sommersession<br />

der eidgenössischen Räte die Diskussion<br />

darüber wieder aufgenommen. Der<br />

Ausgang der bevorstehenden Debatte sei<br />

offen. Am Schluss ihrer Ausführungen gibt<br />

Silvia Schenker gleichwohl ein zuversichtlich<br />

stimmendes Statement ab: „Wenn<br />

viele kleine Leute, viele kleine Dinge tun an<br />

vielen kleinen Orten, dann können sie die<br />

Welt verändern.“<br />

Auch Stéphane Faustinelli nimmt nachfolgend<br />

noch kurz zur IV-Zusatzfinanzierung<br />

bzw. darauf, dass der SGB-FSS die diesbezüglichen<br />

Bestrebungen von Agile unterstütze.<br />

Diese Vorgehensweise wird von den<br />

Delegierten genehmigt.<br />

Anschliessend führt Alain Huber,<br />

Geschäftsführer SGB-FSS Deutschschweiz,<br />

aus, wie in den drei Bereichen der im<br />

letzten Jahr verabschiedeten Leitlinien der<br />

Strategie (Verbandspolitik, Bildungszugang<br />

und Informationszugang) vorgegangen<br />

werden solle.<br />

Im Bereich Bildungszugang plane der SGB-<br />

FSS auf die Eltern von gehörlosen Kindern<br />

zuzugehen und ihnen vor allem Kenntnisse<br />

über die Gebärdensprache zu vermitteln.<br />

Neu sollten alle Eltern von gehörlosen Kindern<br />

die Gebärdensprachkurse kostenlos<br />

besuchen können.<br />

Im Bereich Informationszugang beabsichtigt<br />

der SGB-FSS die Dienstleister und auch<br />

die Öffentlichkeit in Bezug auf den Umgang<br />

mit von Gehörlosigkeit betroffenen Personen<br />

kontinuierlich zu sensibilisieren und<br />

auf die Notwendigkeit von Gebärdensprachdolmetschern<br />

hinzuweisen. Der bisherige<br />

Einsatz habe beispielsweise bereits<br />

dazu geführt, dass Aktionäre der Alterna-<br />

Versammlungs-<br />

Rundschau<br />

tiven Bank bei der Einladung zur Generalversammlung<br />

auf dem Anmeldetalon ankreuzen<br />

könnten, ob ein Gebärdensprachdolmetscher<br />

benötigt werde.<br />

Die Zusammenarbeit im SGB-FSS und auch<br />

das Image sollten verbessert werden. Am<br />

Schluss seiner Ausführungen erwähnt Alain<br />

Huber, wie wichtig die Netzwerke seien und<br />

dass der SGB-FSS eine recht enge Zusammenarbeit<br />

mit den anderen schweizerischen<br />

Verbänden im Hörbehindertenwesen<br />

pflegen möchte.<br />

Das Jugendlager EUDY 2010, welches vom<br />

21. bis 29. August 2010 in Vaumarcus bei<br />

Neuchâtel stattfindet und vom SDY (Swiss<br />

Deaf Youth) organisiert wird, wird nachfolgend<br />

kurz vorgestellt.<br />

Schliesslich erhält noch Brigitte Deiss Gelegenheit<br />

das Projekt des Gebärdensprachlexikons<br />

im Internet vorzustellen. Sie<br />

erwähnt bei dieser Gelegenheit, dass man<br />

daran sei, im Rahmen eines neuen Projektes<br />

Material zur Vermittlung der Gebärdensprache<br />

speziell für Kinder zu entwickeln.<br />

Das diesbezügliche Verfahren<br />

laufe auf drei Stufen. Es soll fortan Lehrmaterial<br />

für Babies, für Vorschulkinder sowie<br />

für Primarschulkinder geben. Das Material<br />

sei primär an Eltern und Früherzieherinnen<br />

gerichtet. Diese Projekte solle in vier Jahren<br />

abgeschlossen werden.<br />

Die nächste Delegiertenversammlung finde<br />

am 16. Mai 2009 in Zürich statt. Der Ort<br />

Zürich ist bewusst deshalb gewählt<br />

worden, weil im nächsten Jahr zahlreiche<br />

Jubiläen von Hörbehinderteninstitutionen<br />

in Zürich gefeiert werden. So erwähnt beispielsweise<br />

Paul Fekete vom Treffpunkt<br />

Sichtbar Gehörlose, dass auch diese Einrichtung<br />

im Jahr 2009 ein Jubiläum feiern<br />

werden.<br />

Unter dem Traktandum Verschiedenes<br />

ergreift Toni Koller aus St. Gallen das Wort.<br />

Er äussert, dass ihn das Thema Solidarität<br />

sehr stark beschäftige. Auch bringt er bei<br />

dieser Gelegenheit seine ganz grosse Wertschätzung<br />

für das Engagement von Daniel<br />

Hadorn, der beim SGB-FSS den Rechtsdienst<br />

leitet, zum Ausdruck.<br />

Auch Ursula Schaffer von Agile kommt noch<br />

ans Rednerpult und richtet ein paar Worte<br />

13


an die Anwesenden. Sie sei bei Agile für die<br />

Sozialpolitik zuständig, führt sie aus und<br />

nimmt dann Bezug auf die wichtigsten sozialpolitischen<br />

Geschäfte bei Agile: die Begleitung<br />

der Umsetzung der 5. IVG-Revision, die<br />

IV-Zusatzfinanzierung durch eine angemessene<br />

Erhöhung der Mehrwertsteuer und das<br />

Assistenzbudget. Abschliessend informiert<br />

sie darüber, dass Angie Hagmann zusammen<br />

mit Roger Cosandey das neue Co-Präsidium<br />

von Agile bildeten. Die hörbehinderte Angie<br />

Hagmann habe gesagt über sich und Roger<br />

Cosandey: «Er ist mein Ohr – ich bin sein<br />

Auge“. Dieses Zitat sei sehr ermutigend und<br />

vielversprechend, schliesst Ursula Schaffer<br />

ihre Ausführungen.<br />

Als letzter Redner richtet Ernst Bastian, der<br />

scheidende sonos-Präsident ein paar Worte<br />

an die Jahresversammlung des SGB-FSS. Er<br />

legt dar, wie wichtig die Integration von hörbehinderten<br />

Kindern und Jugendlichen sei.<br />

Wenn der SGB-FSS in Zukunft vermehrt an<br />

hörbehinderte Kinder und Jugendliche<br />

gelangen möchte, sei es wohl sinnvoll, wenn<br />

man sich dann an die audiopädagogischen<br />

Dienste wende, die sonos angehörten. Ernst<br />

Bastian nimmt dann noch Bezug zur Strategieentwicklung,<br />

welcher sich sonos unterzogen<br />

hat bzw. dass sich sonos den neuen<br />

Gegebenheiten anpassen möchte. Bastian<br />

erwähnt in diesem Zusammenhang, dass<br />

sonos mit dem SGB-FSS möglichst bald<br />

einen Dialog führen möchte, um fortan eine<br />

bessere Koordination zu erzielen und allfällige<br />

Störfaktoren aus der Vergangenheit zu<br />

bereinigen. Er dankt schliesslich Roland Hermann<br />

und auch Alain Huber ganz speziell für<br />

die grosse Hilfe, die der SGB-FSS sonos hat<br />

zukommen lassen, als es 2004 grosse<br />

Schwierigkeiten aufgrund der Machenschaften<br />

des seinerzeitigen Geschäftsführers<br />

gegeben habe, die sonos sehr grossen<br />

Schaden zugefügt hätten.<br />

Roland Hermann erwähnt in seiner ganz<br />

kurzen Replik auf das Votum von Ernst<br />

Bastian, der SGB-FSS nehme diese Anregungen<br />

gerne auf.<br />

Nach Abschluss des offiziellen Teils der Jahresversammlung<br />

findet ein feines Mittagessen<br />

statt. Am Nachmittag stehen dann<br />

noch zwei Referate auf dem Programm,<br />

einerseits der Vortrag von Yerker Andersson,<br />

Experte für Menschenrechte des WFD mit<br />

dem Titel „Kein Menschenrecht ohne Gebärdensprache“<br />

sowie die Fachausführungen<br />

von Stéphane Faustinelli mit dem Titel „Die<br />

Anerkennung in der Schweiz, Stand der<br />

Gesetze“. Ganz zum Abschluss wird dann<br />

wie jedes Jahr an der Delegiertenversammlung<br />

des SGB-FSS der KUBI-Preis verliehen.<br />

[lk]<br />

Fotogalerie<br />

Roland Hermann, Präsident SGB-FSS, bei der Eröffnung<br />

der diesjährigen Delegiertenversammlung.<br />

Ruth Stor, die Präsidentin des Berghauses Tristel,<br />

die den diesjährigen Anlass organisiert hat,<br />

begrüsst alle TeilnehmerInnen und Teilnehmer sehr<br />

herzlich.<br />

Die Glarner Regierungsratspräsidentin, Frau Landammann<br />

Marianne Dürst richtet ein paar Worte an<br />

die Anwesenden.<br />

Der neu für den zurückgetretenen Viktor<br />

Buser in den SGB-FSS-Vorstand gewählte<br />

Lobsang Pangri.<br />

Nationalrätin Silvia Schenker macht Darlegungen<br />

zur IV-Zusatzfinanzierung<br />

Ursula Schaffner von Agile wendet sich an die Jahresversammlung<br />

SGB-FSS<br />

Ernst Bastian, der scheidende sonos-Präsident,<br />

erklärt, dass sonos gerne möglichst bald mit dem<br />

SGB-FSS den Dialog aufnehmen möchte, um die<br />

Arbeiten zwischen den Verbänden fortan noch<br />

besser zu koordinieren.


Jahresversammlung GGHZ vom 26. Mai 2008<br />

Am Abend des 26. Mai 2008 finden sich<br />

rund 20 Personen im Clubraum des Gehörlosenzentrums<br />

ein im Zusammenhang mit<br />

der Durchführung der Jahresversammlung<br />

der Genossenschaft Gehörlosenhilfe<br />

Zürich (GGHZ).<br />

Wie immer führt deren Präsident, Heinz<br />

Tschudin, souverän und kompetent durch<br />

die Traktandenliste.<br />

Zwei Hauptereignisse prägten das vergangene<br />

Geschäftsjahr:<br />

• Die Renovation von Küche und Cafeteria<br />

in der Liegenschaft Oerlikonerstrasse 98<br />

• Die Erarbeitung eines neuen Rahmenkonzepts<br />

der Sekundarschule für Hörgeschädigte.<br />

Dies war wegen dem NFA<br />

nötig geworden. Die Zürcher Bildungsdirektion<br />

hat das vorgelegte Konzept als<br />

Vorzeigemodell gewürdigt. Das neue<br />

Schuljahr soll an der Sekundarschule für<br />

Hörgeschädigte unter einem neuen<br />

Namen und einem neuen Logo starten.<br />

Erfreulicherweise werden im kommenden<br />

Schuljahr 29 Schülerinnen und<br />

Schülerinnen die Sekundarschule für<br />

Hörgeschädigte besuchen. Insgesamt<br />

werden 7 SchülerInnen im kommenden<br />

Schuljahr neu aufgenommen. Insgesamt<br />

kann über die vergangenen vier Jahre ein<br />

stattlicher Zuwachs an Schülerinnen und<br />

Schülern verzeichnet werden.<br />

Mitten in Luzern, im Restaurant Unterlachenhof,<br />

findet am Abend des 28. Mai<br />

2008 die 65. Generalversammlung des<br />

Zentralschweizerischen Fürsorgevereins<br />

für Gehörlose ZFG statt.<br />

Pünktlich eröffnet Evamaria Delb, die Präsidentin<br />

des ZFG, die Versammlung und<br />

begrüsst die 15 anwesenden Vereinsmitglieder<br />

herzlichst. Speziell begrüsst Evamaria<br />

Delb den sonos-Präsidenten, Ernst<br />

Bastian und die sonos-Geschäftsführerin,<br />

Léonie Kaiser sowie den anwesenden<br />

Gebärdensprachdolmetscher, Renato<br />

Pesavento.<br />

Schon zum 3. Mal führt Evamaria Delb, als<br />

Vereinspräsidentin, sachlich, kompetent<br />

und mit der notwendigen präsidialen Übersicht<br />

durch die Traktandenliste. In ihrem<br />

Jahresbericht hält sie Rückschau auf die<br />

Heinz Tschudin informiert darüber, dass die<br />

GGHZ von der ZEWO rezertifiziert worden<br />

sei. Die hierfür erforderlichen Arbeiten<br />

seien recht aufwändig gewesen.<br />

Anschliessend erörtert Peter Breitler, der<br />

sich bereits seit 23 Jahren als Quästor<br />

engagiert, die Jahresrechnung, die mit<br />

einem Gewinn von Fr. 57’000.— abschliesst.<br />

Der Aufwand der GGHZ hat im vergangenen<br />

Jahr 2 Mio. Franken betragen. Für<br />

das Restdefizit der Sekundarschule für<br />

Gehörlose komme zurzeit der Kanton<br />

Zürich auf.<br />

Wie auch bereits in den vergangenen<br />

Jahren erfolgt die Moderation des Traktandums<br />

„Déchargeerteilung“ durch Gottfried<br />

Ringli. Er spricht den Vorstand und allen<br />

Exponenten, die sich für die GGHZ engagieren,<br />

ganz herzlichen Dank aus. Insbesondere<br />

bringt er seine grosse Wertschätzung<br />

gegenüber dem Präsidenten Heinz<br />

Tschudin zum Ausdruck, der dieses Amt<br />

bereits seit 8 Jahren innehat.<br />

Anschliessend informiert Heinz Tschudin<br />

darüber, dass die GGHZ bald in den Genuss<br />

eines Legates in der Höhe von rund Fr.<br />

100’000.— kommen werde.<br />

Ferner spricht er noch kurz das Jubiläumsjahr<br />

2009 an, in welchem im Raum Zürich<br />

sehr viele Jubiläen von Institutionen im<br />

Gehörlosen- und Hörbehindertenwesen<br />

wichtigsten Ereignisse aus dem vergangenen<br />

Vereinsjahr.<br />

Jahresbericht 2006/07<br />

Evamaria Delb: „Wie schon in den Jahren<br />

zuvor hat auch dieses Amtsjahr mit dem<br />

aufwändigen Verfassen und Versenden des<br />

GGHZ-Präsident, Heinz Tschudin<br />

begangen werden. Es ist deshalb auch eine<br />

Arbeitsgruppe ins Leben gerufen worden,<br />

um all diese Veranstaltungen zu koordinieren.<br />

Die kommenden Jubiläen im<br />

Jahr 2009<br />

• 100 Jahre Gehörlosenkirche<br />

• 75 Jahre GGHZ und 40 Jahre Gehörlosenzentrum<br />

• 70 Jahre Beratungsstelle für Gehörlose<br />

• 50 Jahre Sekundarschule für Hörgeschädigte<br />

• 20 Jahre SGB-FSS im Gehörlosenzentrum<br />

• 30 Jahre GHE CES<br />

• 10 Jahre deaf team<br />

• 200 Jahre Zentrum für Gehör und Sprache<br />

Die nächste Generalversammlung der<br />

GGHZ findet am Montag 8. Juni 2009 um 18<br />

Uhr statt.<br />

[lk]<br />

Generalversammlung 2008 des Zentralschweizerischen<br />

Fürsorgevereins für Gehörlose ZFG<br />

Jahresberichtes 2006/07 begonnen. Carlo<br />

Picenoni, Edith Giger und ich waren für die<br />

Beiträge besorgt. In den Mittelpunkt<br />

stellten wir das interregionale Projekt der<br />

Eltern-Hotline, das neuartige Beratungsangebot<br />

für hörbehinderte und gehörlose<br />

Eltern und deren Bezugspersonen.<br />

Gedruckt wurde der Jahresbericht diesmal<br />

in der Sprachheilschule in Hohenrain und<br />

zwar zu sehr günstigen und Kosten sparenden<br />

Konditionen. Da der Jahresbericht<br />

nicht wie üblich breit gestreut wurde, mussten<br />

ca. 4’000 Exemplare weniger gedruckt<br />

werden. Die Vorstandsmitglieder mussten<br />

aber persönlich dafür besorgt sein, dass für<br />

unsere Anliegen in ihrem Bekanntenkreis<br />

Werbung gemacht wurde. Das Erfreuliche<br />

dabei war, dass der Spendenerfolg praktisch<br />

gleich gross, wenn nicht sogar besser<br />

war.“<br />

15


Neues Logo<br />

Evamaria Delb weiter: „Schülerinnen und<br />

Schüler der Grafikklasse an der Berufsschule<br />

für Hörgeschädigte in Zürich-Oerlikon BSFH<br />

haben kostenlos die neuen Logo-Vorschläge<br />

ausgearbeitet. Diese wertvolle Arbeit wird mit<br />

einem kleinen „Zustupf“ in die Klassenkasse<br />

herzlichst verdankt. Unerwarteterweise<br />

konnte sich aber der Vorstand noch nicht für<br />

einen der vorliegenden Logo-Entwürfe entscheiden,<br />

so dass erst an der Generalversammlung<br />

im Jahr 2009 über das neue ZFG-<br />

Logo informiert werden kann.“<br />

Sodann orientiert Evamaria Delb noch darüber,<br />

dass der ZFG neu auch Mitglied beim<br />

SGB-FSS ist. Am ersten regionalen Forum vom<br />

1. März 2008 zum Thema „Koordination von<br />

Aktivitäten“, welches durch den SGB-FSS<br />

organisiert wurde, stellte sich im Verlaufe der<br />

aufschlussreichen Tagung heraus, dass noch<br />

einige Differenzen geklärt werden müssten.<br />

Evamaria Delb schliesst ihren informativen<br />

Jahresrückblick mit dem Dank an die Vorstandsmitglieder<br />

für die engagierte und tatkräftige<br />

Mitarbeit während des vergangen<br />

Vereinsjahres. Eine spezielle Wertschätzung<br />

bringt sie gegenüber Carlo Picenoni, Edith<br />

Giger und Gian Reto Janki von der Beratungsstelle<br />

für Hör- und Sprachbehinderte in<br />

Luzern für ihre wertvollen und wichtigen<br />

Dienstleistungen zugunsten der hörbehinderten<br />

Menschen zum Ausdruck. Ein besonderes<br />

Anliegen bildet es Evamaria Delb, allen<br />

Versammlungsteilnehmenden zu danken, die<br />

mit ihrer Anwesenheit ihre Solidarität mit der<br />

geleisteten Arbeit und den Anliegen der Hörbehinderten<br />

bekunden.<br />

Mit grossem Applaus verdanken die Versammlungsteilnehmenden<br />

den Jahresbericht<br />

der Präsidentin des ZFG.<br />

Jahresbericht der Beratungsstelle<br />

für Hör- und Sprachbehinderte<br />

Luzern<br />

Der Geschäftsstellenleiter, Carlo Picenoni,<br />

informiert über die wesentlichen Gegebenheiten<br />

aus dem vergangenen Berichtsjahr.<br />

Eltern-Hotline<br />

Carlo Picenoni: „Das neue Angebot der Eltern-<br />

Hotline wird praktisch nicht genutzt. Welches<br />

die Gründe hierfür seien, kann aber nach nur<br />

einem halben Jahr noch nicht genau gesagt<br />

werden. Ende Juni 2008 wird eine detaillierte<br />

Auswertung erstellt, die dann als Grundlage<br />

für allfällige Entscheidungen dienen wird.“<br />

Erziehung<br />

Carlo Picenoni weiter: „Die Elterngesprächsgruppe<br />

wurde Ende 2008 aufgelöst. Ebenfalls<br />

wurde die Männergruppe aufgelöst. Beide<br />

Angebote wurden nicht wie erwartet in<br />

Anspruch genommen.“<br />

Kernarbeit<br />

Carlo Picenoni erläutert: „Unser Kerngeschäft,<br />

die Sozialberatung, läuft sehr gut. Die<br />

Vielfältigkeit der einzelnen Fälle deckt das<br />

ganze Spektrum in der Sozialen Arbeit ab.<br />

Die Jobvermittlung und die nachhaltige<br />

Sicherung der beruflichen Integration von<br />

hörgeschädigten Menschen ist nach wie vor<br />

eine der grössten Herausforderungen in der<br />

täglichen Arbeit und dies trotz boomender<br />

Wirtschaft.“<br />

Neue Fachstelle in Olten<br />

Carlo Picenoni: „Die einjährige Versuchsphase<br />

mit der Fachstelle in Olten ist sehr gut<br />

angelaufen. Bereits habe ich vier neue KlientInnen,<br />

und dies obwohl ich nur ein Mal pro<br />

Woche, jeweils am Freitagnachmittag, in<br />

Olten arbeite. Ich persönlich hoffe natürlich<br />

sehr, dass nach Ablauf der Versuchsphase<br />

eine Festanstellung für die Fachstelle in<br />

Olten bewilligt wird.“<br />

40 Jahr Jubiläum<br />

Carlo Picenoni: „In diesem Jahr kann die<br />

Beratungsstelle das 40-jährige Bestehen<br />

feiern. Die eigentliche Jubiläumszeit, mit verschiedenen<br />

Aktivitäten, ist im September.<br />

Geplant ist unter anderem, dass auch alle<br />

ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Beratungsstelle für die Jubiläumsfeier<br />

eingeladen werden und mit den Gehörlosen<br />

wird eine Jubiläumsreise nach Augusta<br />

Raurica in die Römerstadt in Augst organisiert.“<br />

Abschliessend nimmt Carlo Picenoni noch<br />

darauf Bezug, dass im laufenden Vereinsjahr<br />

mit den Seniorinnen und Senioren eine Ferienwoche<br />

durchgeführt werde, worauf er sich<br />

jetzt schon sehr freue. Ein grosses Dankeschön<br />

richtet Carlo Picenoni noch an den ZFG<br />

für die erhaltenen finanzielle Unterstützung<br />

im Zusammenhang mit der von der Bera-<br />

v.l.n.r. Carlo Picenoni, Stellenleiter der Beratungsstelle,<br />

Edith Giger, Kassierin und Mitarbeiterin auf der Beratungsstelle,<br />

Evamaria Delb, Präsidentin, Priska Gundi,<br />

Vertreterin der Gehörlosen im Vorstand des ZFG und Urs<br />

Vonwil, Aktuar. Vom Vorstand fehlen Pater Christian<br />

Lorenz, <strong>Gehörlosenseelsorge</strong>r Zentralschweiz und May<br />

Hodel, Vertreterin der Gehörlosen.<br />

tungsstelle herausgegeben Zeitschrift Kontakt.<br />

Evamaria Delb dankt Carlo Picenoni und<br />

seinem Team für die wertvolle geleistete<br />

Arbeit auf der Beratungsstelle für Hör- und<br />

Sprachgeschädigte in Luzern und mit<br />

grossem Applaus wird der Jahresbericht<br />

von den Mitgliedern abgenommen.<br />

Jahresrechnung und Revisionsbericht<br />

Die Kassierin, Edith Giger, kann den Mitgliedern<br />

eine sehr erfreuliche Rechnung<br />

präsentieren und auf Empfehlung der<br />

beiden anwesenden RevisorInnen, Erna<br />

Schlienger und Franz Xaver, wird der Kassierin<br />

durch die Versammlung einstimmig<br />

Décharge erteilt.<br />

Verschiedenes<br />

Priska Grundi, Gehörlosenvertreterin im<br />

Vorstand des ZFG informiert, dass der neu<br />

gegründete Jugendtreff sehr gut besucht<br />

werde. Hoch im Kurs steht das wöchentliche<br />

Fussballtraining am Mittwoch- und<br />

Freitagabend. Die „Brändi“-Turnhalle sei<br />

jeweils bis auf den letzten Platz ausgebucht.<br />

Ernst Bastian bedankt sich bei Evamaria<br />

Delb für die kompetente Verhandlungsführung<br />

und meint: „In wenigen Tagen<br />

werde ich mein Mandat als Präsident von<br />

sonos nach fünf Jahren abgeben. Sicher ist<br />

aber, dass ich auch in Zukunft gerne an die<br />

Generalversammlungen des ZFG kommen<br />

werde.“<br />

Nach dem offiziellen Teil der 65. Generalversammlung<br />

des ZFG nehmen die die<br />

Anwesenden bei einem feinen Nachtessen<br />

und in gemütlicher Atmosphäre die lohnende<br />

Gelegenheit wahr, Informationen<br />

auszutauschen und angeregt miteinander<br />

zu plaudern.<br />

[rr]<br />

Angeregte Diskussionen nach dem offiziellen<br />

Teil der Generalversammlung während dem<br />

vom ZFG offerierten feinen Nachtessens


Letzter präsidialer Auftritt von Ernst Bastian<br />

Mit der ihm gegebenen sympathischen<br />

und souveränen Art leitet Ernst Bastian,<br />

der Präsident von sonos, nach fünfjähriger<br />

Amtsführung seine letzte Delegiertenversammlung.<br />

Die 76. Delegiertenversammlung findet am<br />

6. Juni 2008 im historischen aargauischen<br />

Bezirkshauptort Zofingen statt. Für den<br />

Betrachter stellt sich die Frage, sind nun<br />

wegen der Verabschiedung von Ernst<br />

Bastian oder möglicherweise wegen der im<br />

Vorfeld der Delegiertenversammlung<br />

„heiss“ diskutieren und traktandierten Vereinsgeschäfte<br />

so viele Mitglieder und<br />

Gäste nach Zofingen gekommen?<br />

Eines aber gleich vorweg. Die 76. Delegiertenversammlung<br />

wird zu einer konstruktiven<br />

und effizienten sowie stets sachlich<br />

geführten Veranstaltung.<br />

Ernst Bastian begrüsst die 48 anwesenden<br />

stimmberechtigten Delegierten und die 15<br />

Gäste sowie die beiden Gebärdendolmetscherinnen<br />

herzlich. „Die Stadt Zofingen<br />

und der Dachverband sonos haben ein<br />

Stück Geschichte gemeinsam. Der Gründer<br />

des „Schweizerischen Fürsorgevereins für<br />

Taubstumme“ - dem heutigen sonos - der<br />

gehörlose Eugen Sutermeister stammt<br />

nämlich von Zofingen.“<br />

Weiter weist Ernst Bastian darauf hin: „Der<br />

gehörlose Eugen Sutermeister war die treibende<br />

Kraft, die am 2. Mai 1911 zur Gründung<br />

des „Schweizerischen Fürsorgevereins<br />

für Taubstumme“ führte. Die NZZ<br />

schrieb über die Gründungsversammlung:<br />

Möge der Verein bald dazu kommen, die<br />

seiner harrenden Aufgaben an die Hand zu<br />

nehmen… und Pfarrer Willi Pfister schreibt<br />

1986 in seiner Jubiläumsschrift zum 75<br />

jährigen Bestehen unseres Verbandes: So<br />

wird an diesem 2. Mai 1911 ein Bäumchen<br />

gepflanzt, das dann in manchen inneren<br />

und äusseren Stürmen und Wechselfällen<br />

erstarken und heranwachsen kann, bis zum<br />

heutigen Tag.“<br />

Ernst Bastian ist überzeugt davon, dass<br />

auch 97 Jahre nach der Gründerversammlung<br />

viel Raum für Veränderungen bestehe<br />

und die damalige Aufforderung, etwas zu<br />

tun, mit der heutigen Delegiertenversammlung<br />

ermöglicht werden kann. „Unter der<br />

Moderation von Gaby Belz hat eine breit<br />

abgestützte Kommission eine neue Verbandstrategie<br />

ausgearbeitet, welche allen<br />

Mitgliedern vor der Versammlung zugestellt<br />

und in sonos Nr. 5 von 2008 publiziert<br />

wurde und über die heute abgestimmt<br />

werden muss.“<br />

Ernst Bastian meint voller Engagement:<br />

„Die Veränderung im Bereich der Hörbehinderung<br />

ist gewaltig. So stellt Frau Prof.<br />

Schlenker von der Universität Halle kürzlich<br />

fest: Es scheint so, dass wir im Hörgeschädigtenwesen<br />

erst am Anfang einer grossen<br />

Entwicklung in Medizin und Technik<br />

stehen… Wir vom Vorstand haben versucht,<br />

auf Neuerungen einzugehen, ohne das<br />

Bestehende zu ignorieren.“<br />

Stadträtliche Grussbotschaft<br />

Hans-Ruedi Hottiger, Stadtammann von<br />

Zofingen, begrüsst die Delegierten von<br />

sonos ganz herzlich und stellt einleitend<br />

fest: „Jede Organisation muss gewillt sein,<br />

ihre Strukturen und Strategien regelmässig<br />

zu überprüfen. In diesem Punkt hat die<br />

Stadt Zofingen und sonos eine weitere<br />

Gemeinsamkeit. Auch wir von der Politik<br />

haben unsere strategischen Ziele vor<br />

kurzem neu festgelegt, um die zukünftigen<br />

anspruchsvollen Aufgaben effektiv und effizient<br />

sowie visionär für unsere Bürgerinnen<br />

und Bürger erfüllen zu können. In diesem<br />

Sinne wünsche ich eine sehr erfolgreiche<br />

Delegiertenversammlung mit dem nötigen<br />

Fingerspitzengefühl für die wichtigen Entscheidungen.“<br />

Gesunde sonos-Finanzen<br />

Nachdem Peter Schmitz-Hübsch und Stefan<br />

Spring ehrenvoll und mit Applaus durch die<br />

anwesenden Delegierten als Stimmenzähler<br />

gewählt und sowohl das Protokoll<br />

der letzjährigen Delegiertenversammlung<br />

sowie die Jahresberichte ohne Wortmeldungen<br />

einstimmig angenommen werden,<br />

stellt Charles Christen die Jahresrechnung<br />

und den Revisionsbericht 2007 vor.<br />

Charles Christen stellt fest: „sonos hat ein<br />

ganz ausgezeichnetes finanzielles Jahr<br />

hinter sich. Aus der betrieblichen Tätigkeit<br />

aus den operativen Bereichen wurde neue<br />

Liquidität von über Fr. 240’000.—<br />

geschaffen. Dieses erfreuliche finanzielle<br />

Ergebnis ist auf ein sehr kostenbewusstes<br />

Einsetzen der Gelder und auf gesteigerte<br />

Einnahmen aus dem Fundraising durch die<br />

sonos-Geschäftsführerin zurückzuführen.“<br />

Die Delegierten erteilen Dechargé und<br />

nehmen wohlwollend von den gesunden<br />

sonos-Finanzen Kenntnis. Sowohl die Jahresrechnung<br />

2007 wie auch der Revisionsbericht<br />

werden einstimmig angenommen.<br />

Ebenfalls wird das von Charles Christen<br />

präsentierte Budget für das Geschäftsjahr<br />

2008 einstimmig angenommen. Charles<br />

Christen meint: „Das Budget 2008 ist sehr<br />

vorsichtig vorveranschlagt. Wir gehen aber<br />

davon aus, dass das Betriebsergebnis für<br />

das Jahr 2008 mit einem nochmaligen<br />

Gewinn von über Fr. 230’000.— abschliessen<br />

wird.“<br />

Ernst Bastian informiert, dass die Ausarbeitung<br />

der neuen sonos-Strategie, welche<br />

sehr viel zeitliche Ressourcen in Anspruch<br />

genommen habe, und die Vorbereitungen<br />

bis und mit der Vertragsunterzeichnung mit<br />

der Berufsschule für Hörgeschädigte die<br />

beiden wichtigsten Verbandstätigkeiten im<br />

Jahr 2007 waren.<br />

17


Toni Kleeb, Direktor der Berufsschule für<br />

Hörgeschädigte BSFH, orientiert, dass das<br />

Jahr 2007 sehr erfolgreich verlaufen ist. Als<br />

Hauptgrund macht er geltend, hätte die<br />

Betriebsgrundlage für die Schule langfristig<br />

gesichert werden können. Mit der<br />

Ablösung der IV-Finanzierung sowie der<br />

Unterstellung unter das Berufsbildungsgesetz<br />

bleibe die BSFH eine eigenständige<br />

Schule. Mit sonos als Träger und der Leistungsvereinbarungen<br />

mit den Kantonen,<br />

die ab August 2008 die Grundleistungen<br />

ihrer Schülerinnen und Schüler bezahlen<br />

würden, bestehe eine starke Legitimation.<br />

Die Delegierten stärken sonos<br />

Emotionsvoll stellt Peter Schmitz-Hübsch die<br />

Vision der neuen sonos-Strategie vor.<br />

Peter Schmitz-Hübsch und Ruedi Leder,<br />

beides Mitglieder der Strategie-Kommission,<br />

gehen nochmals auf die wichtigsten<br />

Punkte der neuen Strategie ein. Peter<br />

Schmitz-Hübsch beleuchtet die „Vision“<br />

die sonos mittel- bis langfristig hat. „Die<br />

Vision soll Antworten geben, wohin der<br />

Verband gehen soll. sonos ist präsent. Ein<br />

Aufbruch mit Dynamik - Blick in die<br />

Zukunft. In der Entwicklung des Verbandes<br />

gibt es Brüche und zum Teil auch schmerzliche<br />

Erfahrungen sowie Enttäuschungen.<br />

Die Vision soll helfen, diese Zeitgeschichte<br />

zu verarbeiten bzw. auch zu überwinden.<br />

sonos versteht sein Geschäft und ist professioneller<br />

Partner. Um den Mitgliedern<br />

etwas an Diensten/Leistungen zu bieten,<br />

braucht es solide Strukturen und ein gutes<br />

Interessenstützwerk. Und es braucht vielseitige<br />

Konstrukteure und Konstruteurinnen<br />

mit Ideenoffenheit bei allen Beteiligten.<br />

Das gilt ganz speziell für das Aufgleisen<br />

von neuen Projekten.“<br />

Ruedi Leder: „Das Titelbild der aktuellen<br />

sonos-Ausgabe dem Heft Nr. 5 veranschaulicht<br />

schön: wir stehen am Scheideweg.<br />

sonos steht vor einem Wegweiser und<br />

muss sich entscheiden. Will sonos eine<br />

bestimmte neue Richtung einschlagen,<br />

kehrt sonos um, oder bleibt sonos stehen?<br />

Die Vision veranlasst sonos aufzubrechen.<br />

Es sind verschiedene Richtungen und Aufgaben,<br />

die sonos wahrnehmen kann, möglich.<br />

Heute entscheiden die Delegierten,<br />

welche Richtung eingeschlagen werden<br />

soll. Die Strategiegruppe hat das zukünftige<br />

Aufgabengebiet von sonos in fünf<br />

Geschäftsfelder unterteilt.“<br />

• Mittelbeschaffung<br />

• Sozial- und Gesellschaftspolitik<br />

• Bildung, ambulante und stationäre<br />

Soziale Arbeit<br />

• Forschung und Entwicklung<br />

• Aufbauhilfe<br />

„Diese fünf Felder zeigen die zukünftigen<br />

Kernaufgaben und das strategische Vorgehen<br />

des Dachverbandes. Sie sind nur in<br />

Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des<br />

Verbandes schrittweise und mit den notwendigen<br />

materiellen und personellen Mitteln<br />

erreichbar. Die Selbständigkeit der einzelnen<br />

Mitgliedern wird dabei nicht in<br />

Frage gestellt.“<br />

In der sachlich geführten Diskussion über<br />

die neue Strategie erklären verschiedene<br />

Votanten, dass aus ihrer Sicht essenzielle<br />

Gegebenheit nicht oder zu wenig berücksichtig<br />

worden seien. So wird zum Beispiel<br />

bemängelt, dass bei der Erarbeitung der<br />

neuen Strategie keine Selbstbetroffenen<br />

mitgewirkt haben. Auch wird gefordert,<br />

dass Gehörlose dem Vorstand angehören<br />

müssten. Denn Gehörlose könnten besser<br />

entscheiden, welche Strategie für die Fachhilfe<br />

besser und richtiger sei.<br />

Diesbezüglich ist anzumerken, dass im<br />

sonos-Vorstand mit Markus Amsler bereits<br />

seit zwei Jahren ein Betroffener Einsitz hat<br />

und sich kein Selbstbetroffener für die Mitwirkung<br />

in der Strategiegruppe gemeldet<br />

hat, obwohl alle sonos-Mitglieder wiederholt<br />

angefragt worden sind, ExponentInnen<br />

in die Strategiegruppe zu delegieren.<br />

Trotz den sehr ernst zu nehmenden Einwänden<br />

seitens der Betroffenen stellen<br />

sich die Delegierten mit überwältigendem<br />

Mehr hinter die neue Strategie. Und dieses<br />

eindeutige Zeichen veranschaulicht deutlich,<br />

dass die Delegierten einen starken<br />

Dachverband wollen und sonos damit ganz<br />

klar ihr Vertrauen ausgesprochen haben.<br />

Wahl des neuen sonos-Präsidenten<br />

Ernst Bastian erwähnt einleitend zu dieser<br />

im Vorfeld der heutigen Delegiertenversammlung<br />

hohe Wogen aufwerfenden Präsidentenwahl:<br />

„Seit der letzten Delegiertenversammlung<br />

ist klar, dass ich nach<br />

einem weiteren Präsidialjahr definitiv<br />

zurücktreten werde. Die Suche nach einem<br />

bestmöglichen Nachfolger oder einer Nachfolgerin<br />

war sehr intensiv. Insgesamt wurde<br />

mit rund 20 möglichen Kandidatinnen oder<br />

Kandidaten das Gespräch gesucht. Vor dem<br />

doch nicht zu unterschätzenden zeitlichem<br />

Aufwand von über 200 Stunden im Jahr,<br />

haben sich dann indes viele Interessierte<br />

wieder zurückgezogen. In der Folge wurde<br />

auch mit Bruno Schlegel das Gespräch<br />

gesucht. Heute ist der Vorstand einstimmig<br />

der Meinung, dass Bruno Schlegel vollumfänglich<br />

die Kompetenzen hat, das Amt des<br />

sonos-Präsidenten weitsichtig auszuüben<br />

und optimal zu erfüllen.“<br />

In der Diskussion rund den Wahlvorschlag<br />

Bruno Schlegel wird immer wieder vorgebracht,<br />

dass er keine Gebärdensprachsachkenntnisse<br />

habe. Es wird kritisiert, dass er<br />

ein Befürworter der lautsprachlichen Ausrichtung<br />

und der technisch-medizinischen<br />

CI-Versorgung sei.<br />

Christian Trepp, Vertreter der Direktorenkonferenz<br />

stellt fest: „sonos ist ein Fachverband<br />

und muss sich für die Betroffenen<br />

einbringen. Wir Schuldirektoren haben ein<br />

grosses Interesse daran, dass sonos festen<br />

Boden unter den Füssen hat. Selbstverständlich<br />

haben wir auch Verständnis für<br />

die Gegebenheiten aus der Vergangenheit.<br />

Aber heute müssen wir für die Zukunft entscheiden.<br />

Wir brauchen einen konzilianten,<br />

vernetzten und offenen Präsidenten, der<br />

unsere Interessen nach aussen vertritt. Wir<br />

Schuldirektoren unterstützen einstimmig<br />

die Wahl von Bruno Schlegel zum neuen<br />

sonos-Präsidenten.“<br />

In den diversen Voten gegen Bruno<br />

Schlegel wird im Weiteren noch geltend<br />

gemacht, dass es nicht um die Fachlichkeit<br />

gehe. Denn bei der anstehenden Präsidentenwahl<br />

gehe es um ethische Verhaltensfragen.<br />

Die Kritiker bezweifeln, ob bei<br />

Bruno Schlegel eine dialogische Grundhaltung<br />

vorhanden sei. Nach ihrer Einschätzung<br />

seien genau diese menschlichen Haltungsfragen<br />

höher zu gewichten, als alle<br />

Fachkompetenzen.<br />

Die Abstimmung bringt ein eindeutiges<br />

Resultat. Bruno Schlegel wird mit 30 Ja-<br />

Stimmen, bei 6 Nein-Stimmen und 10 Enthaltungen,<br />

nach einer stürmischen und<br />

zum Teil doch recht hart geführten Diskussion<br />

im Vorfeld der Delegiertenversammlung<br />

schliesslich sehr ehrenvoll zum neuen<br />

sonos-Präsidenten gewählt.<br />

Ebenfalls wird Walter Gamper als neues<br />

Mitglied in den sonos-Vorstand gewählt.


sonos-Vorstands-Mitglied Margrith Felder gratuliert Bruno Schlegel im<br />

Namen des Vorstandes und der Delegierten zur Wahl zum Präsidenten.<br />

Bruno Schlegel an die Delegierten<br />

„Ich bedanke mich für das Vertrauen, Ich<br />

hoffe, ich kann Ihre Erwartungen erfüllen.<br />

Ich hoffe, dass auch diejeinigen, die mir<br />

heute ihre Stimme noch nicht geben<br />

konnten, mir gegenüber nun Vertrauen aufbauen<br />

können. Ich bitte alle, immer wieder<br />

auf mich zuzukommen. Auf mich zuzukommen,<br />

erachte ich immer dann als äusserst<br />

wichtig, wenn Probleme anstehen.<br />

Häufig entpuppen sich Probleme in einem<br />

offenen Dialog als Missverständnisse, die<br />

schnell aus der Welt geschaffen werden<br />

können. Ich freue mich auf eine gute, konstruktive<br />

Zusammenarbeit innerhalb von<br />

sonos, aber auch mit allen nahe stehenden<br />

Organisationen, auch wenn sie eine unterschiedliche<br />

Ausrichtung haben.“<br />

Bruno Schlegel, der neue sonos-Präsident will sich<br />

dem Dialog stellen.<br />

Grosses Dankeschön an Ernst<br />

Bastian<br />

Mit sehr viel Symbolik, einigen Spritzern<br />

Humor und ganz viel Wertschätzung wird<br />

Ernst Bastian von seinen beiden Vorstandskollegen<br />

Jan Keller und Ruedi Leder auf<br />

sympathische und freundschaftliche Weise<br />

nach fünf jähriger Präsidialzeit sodann verabschiedet.<br />

Jan Keller: „Die Souveränität und die Zuverlässigkeit<br />

von Ernst Bastian sind vorbildlich<br />

und bestechend. In den vergangenen fünf<br />

Jahren durfte er mit insgesamt 17 verschiedenen<br />

Vorstandsmitgliedern und drei<br />

Geschäftsführer bzw. Geschäftsführerinnen<br />

zusammenarbeiten. Ich habe Ernst Bastian<br />

als einen wahren Künstler des Netzwerkbildens<br />

kennen und schätzen gelernt.“<br />

Ruedi Leder: „Wir danken Ernst nochmals<br />

für seine gewaltigen Einsatz und wünschen<br />

ihm nach seiner Präsidialzeit einfach alles<br />

Gute.“<br />

Jan Keller übergibt Ernst Bastian in Anspielung<br />

auf den im Jahr 1911 gepflanzten Baum<br />

einen Apfel mit den Worten: „Dieser Apel<br />

ist der Prototyp des Apfelbaumes sonos,<br />

den Ernst so liebevoll und mit viel Kompetenz<br />

gehegt und gepflegt und zum Blühen<br />

gebracht hat. Seine Arbeit trägt Früchte.“<br />

Sichtlich bewegt verabschiedet sich Ernst<br />

Bastian bei seinen Vorstandskolleginnen<br />

und Kollegen, bei den Delegierten und bei<br />

den anwesenden Gästen mit dem auf der<br />

nächsten Seite abgedruckten Gedicht von<br />

Boris Pasternak<br />

Bevor Ernst Bastian den statutarischen Teil<br />

der Delegiertenversammlung definitiv<br />

schliessen kann, ehrt er Sr. Martina Lorenz<br />

und Heinrich Beglinger für ihr langjähriges<br />

und verdienstvolles Wirken.<br />

Nach der offiziellen Delegiertenversammlung<br />

und dem wohlverdienten Apéro<br />

nehmen trotz des Regenwetters noch zahlreiche<br />

Delegierte und Gäste die Gelegenheit<br />

wahr, die historische bereits 1400jährige<br />

Altstadt von Zofingen unter fachkundiger<br />

Führung kennen zu lernen.<br />

Ernst Bastian würdig die grossen Verdienste von Sr. Martina Lorenz und Heinrich Beglinger.<br />

[rr]<br />

19


Ernst Bastian, wie wir ihn kennen und schätzen<br />

gelernt haben.<br />

Aus: „Wie es aufklart“<br />

Berühmt zu sein, ist nicht das Wahre.<br />

Das ist es nicht, was uns erhebt.<br />

Es lohnt nicht, dass man bange Jahre<br />

An alten Manuskripten klebt.<br />

Des Schaffens Ziel ist Selbsthingabe,<br />

Und nicht Erfolg und lautes Schrei’n.<br />

Und Schmach ist’s, ohne Wert zu haben,<br />

Ein Spruch in aller Mund zu sein.<br />

Nein - leben, nicht vom Stolz getrieben,<br />

So leben, dass zuguterletzt<br />

Man auf sich zieht des Raumes Liebe,<br />

Der Zukunft Ruf vernimmt im Jetzt.<br />

Und stehen lassen, was vergebens,<br />

Im Schicksal, aber nicht im Werk;<br />

Ganze Kapitel seines Lebens<br />

Abtun mit einem Randvermerk;<br />

In Unbekanntheit Untertauchen<br />

Und darin verbergen seinen Schritt,<br />

Wie sich verbirgt in Nebelhauchen<br />

Die Landschaft bis man nichts mehr sieht.<br />

Dein Weg wird auf lebendigen Fährten<br />

Einst Andern Stuf’ um Stufe klar,<br />

Doch selber darfst du nie bewerten,<br />

Was Sieg, was Niederlage war.<br />

Und keine Deut von dem aufgeben,<br />

Was der Person gehören muss -<br />

Lebendig bleiben, nichts als leben,<br />

Nichts als lebendig, bis zum Schluss.<br />

Besichtigungs-Tour durch die historische Altstadt von<br />

Zofingen - trotz Dauerregen.<br />

Jahresversammlung von pro audito<br />

schweiz am 7. Juni 2008 in Luzern<br />

Pünktlich um 10 Uhr morgens - nachdem<br />

die eintreffenden Gäste mit einer Vielzahl<br />

von feinen Backwaren und Kaffee verwöhnt<br />

worden sind - beginnt im Hotel<br />

Richemont in Luzern die 89. Delegiertenversammlung<br />

von pro audito schweiz.<br />

Trotz des nasskalten Wetters sind am Tag<br />

des Euro-Anpfiffs um 18 Uhr viele Delegierte<br />

und Gäste nach Luzern gereist.<br />

pro audito Luzern ist heuer mit der Organisation<br />

der Jahresversammlung betraut<br />

worden. Heinz Bäbler, Geschäftsführer, und<br />

Guerino Riva, Präsident von pro audito<br />

Luzern, begrüssen alle Anwesenden sehr<br />

herzlich. Bruno Schlegel, der als Delegierter<br />

der Sprachheilschule St. Gallen<br />

ebenfalls an der Delegiertenversammlung<br />

teilnimmt, richtet in seiner Funktion als am<br />

Vortag frisch gewählter sonos-Präsident<br />

eine herzliche Grussbotschaft an die Anwesenden<br />

und verleiht seiner Freude über<br />

eine fortan enge und aufbauende Zusammenarbeit<br />

mit pro audito schweiz Ausdruck.<br />

Nachfolgend erhält der Sozialvorsteher der<br />

Stadt Luzern, Ruedi Meier, Gelegenheit, die<br />

Versammlung namens des Stadt- und<br />

Regierungsrates willkommen zu heissen. Er<br />

nimmt in seinen Darlegungen Bezug<br />

darauf, was es bedeutet, eine Hörbehinderung<br />

zu haben und welcher ganz grosse<br />

Stellenwert generell der Integration bei<br />

jeder sozialen Fragestellung zukomme.<br />

Ganz wichtig bei jeder Form von Integration<br />

sei das Vermögen, sich verständigen zu<br />

können, die Sprache rudimentär zu verstehen<br />

und auch sprechen zu können.<br />

Nachdenklich stimme ihn, dass sich viele<br />

jüngere Leute heute das Gehör „verstöpseln“<br />

würden mit Kopfhörern, um Musik zu<br />

hören und Aussengeräusche von sich abzuschotten.<br />

Bei den hörbehinderten Menschen<br />

gehe es aber gerade auch um das<br />

Vermögen, neben dem gesprochenen Wort<br />

auch Aussengeräusche wahrnehmen zu<br />

können. Die Wahrnehmung von Aussengeräuschen<br />

sei wichtig für die Orientierung.<br />

Es mute deshalb irgendwie seltsam<br />

an, dass im Zeichen der heutigen Zeit<br />

immer mehr Menschen solche Aussengeräusche<br />

von sich fernhalten und in einer<br />

inneren Klangwelt leben wollten.<br />

Auch der Geschäftsleiter von Akustika,<br />

Christoph Schönenberger, richtet noch das<br />

Wort an die Delegiertenversammlung. Er<br />

führt aus, dass die Berufsvereinigung der<br />

Akustiker eine Petition vorbereiten würde<br />

zur Sicherung der Hörgeräteversorgung in<br />

der Schweiz und gegen die vom BSV<br />

geplanten Massnahmen in Bezug auf die<br />

Ausschreibungen. Barbara Wenk, Präsidentin<br />

von pro audito schweiz, erklärt diesbezüglich,<br />

der Dachverband wolle zuerst<br />

die Pressekonferenz des BSV vom 17. Juni<br />

2008 abwarten und erst hernach offiziell<br />

wieder Stellung nehmen. Sie äussert sich<br />

zuversichtlich und hält es für sehr wahrscheinlich,<br />

dass sich eine gute Lösung<br />

abzeichnen werde.<br />

Insgesamt sind etwas über 120 Delegierte<br />

und zahlreiche Gäste zugegen. Das wichtigste<br />

Geschäft der diesjährigen Versammlung<br />

bildet die Verabschiedung der neuen<br />

Statuten. Nach reger Diskussion und der<br />

Einfügung verschiedener Änderungen in<br />

den vorgelegten Entwurf einer Totalrevision<br />

der Statuten wird das neue Regelwerk<br />

schlussendlich zusammen mit dem neuen<br />

Leitbild einstimmig verabschiedet. Die Kontroverse<br />

in Bezug auf die Auslöser der<br />

engagiert geführten Debatte bildende Verpflichtung<br />

im vorgelegten Statutenentwurf,<br />

wonach alle Mitglieder der regionalen Vereine<br />

das Verbandsorgan „Dezibel“ zwangsweise<br />

hätten abonnieren müssen, kann<br />

erfreulicherweise einer für alle befriedigenden<br />

Lösung zugeführt werden.<br />

Als weiteren wichtigen Punkt erwähnt<br />

Erwin Gruber für das laufende Geschäftsjahr<br />

die Steigerung des Bekanntheitsgrades<br />

von pro audito schweiz.<br />

Die Jahresrechnung 2007 sowie das Budget<br />

2008 werden einstimmig genehmigt.<br />

In den Zentralvorstand neu gewählt wird<br />

der hörbehinderte Markus Haussmann aus<br />

Richterswil. Er ist seit Juli 2007 vorzeitig<br />

pensioniert. Er hat eine Tai Chi Schule<br />

eröffnet und betreibt zusammen mit seiner<br />

Partnerin eine Buchhandlung in Küsnacht.<br />

Seine Schulzeit hat er zu einem grossen Teil<br />

im Landenhof zugebracht.<br />

Die Nachfolge des aus der GPK zurücktretenden<br />

Alois Burri, der 2005 in dieses Gremium<br />

gewählt worden ist, tritt der hörbehinderte<br />

Hans Freudig, Vorstandsmitglied<br />

von pro audito Brugg an.


Roland Sartor informiert über die Tätigkeiten<br />

der CI IG Schweiz und kündigt das 3.<br />

CI-Forum am 12. November 2008 an. Er<br />

führt aus, dass eine ganz essentielle Aufgabe<br />

der CI IG Schweiz darin bestehe, Kontakte<br />

zu vermitteln, damit sich Personen,<br />

denen der Eingriff bevorstehe, mit Betroffenen<br />

über das Leben mit einem CI informieren<br />

lassen könnten. „Dieses Angebot<br />

ist sehr gefragt und geschätzt“, schliesst er<br />

seine Ausführungen.<br />

In Bezug auf den vor wenigen Monaten eingeführten<br />

pro audito-Telefonhörcheck gibt<br />

die Projektleiterin Claudia Bisagno<br />

bekannt, dass die Erwartungen in Bezug<br />

auf die Startphase massiv übertroffen<br />

worden seien. Bis jetzt seien 14’000 Anrufe<br />

zu verzeichnen gewesen, d.h. im Durchschnitt<br />

155 Anrufe pro Tag. Statistisch<br />

gesehen werde nach durchgeführtem<br />

Check rund 40 % der anrufenden Personen<br />

empfohlen, sich untersuchen zu lassen.<br />

Sehr erfreut äussert sich Erwin Gruber darüber,<br />

dass die Audioagoginnenausbildung<br />

im Herbst 2008 mit 10 TeilnehmerInnen<br />

gestartet werden könne. Edith Egloff, die<br />

diesbezüglich mit der Projektleitung<br />

betraut worden ist, nimmt darauf Bezug,<br />

dass im Jahre 2005 bei der HfH eine Wirksamkeitsanalyse<br />

in Auftrag gegeben<br />

worden sei. Auf der Basis der dabei gewonnenen<br />

Resultate habe sie zusammen mit<br />

noch einer anderen Fachfrau Ende 2007<br />

den Auftrag erhalten, ein Neukonzept für<br />

einen Lehrgang zu erarbeiten. Am 17. September<br />

2008 würden nun 7 bereits diplomierte<br />

Audioagoginnen und 3 neue KandidatInnen<br />

die in enger Kooperation mit Prof.<br />

Emanuela Wertli durchzuführende Ausbildung<br />

beginnen. Gemäss dem neuen Konzept<br />

in diesen Lehrgang sollten vermehrt<br />

erwachsenenbildnerische Prinzipien, d.h.<br />

mehr Gruppenarbeiten unter den Lernenden,<br />

Eingang finden. Dieser Aspekt sei<br />

anlässlich der Wirksamkeitsanalyse als<br />

wesentlicher Kritikpunkt beim vormaligen<br />

Konzept bemängelt worden. Die neue Ausbildung<br />

koste Fr. 6’000.—. Es handle sich<br />

dabei um eine Kombination von Erwachsenenbildung<br />

und Verständigungstraining<br />

bzw. die AbsolventInnen würden in beiden<br />

Disziplinen Fachkompetenz erlangen. Subventionen<br />

könnten für diese Ausbildung<br />

keine geltend gemacht werden. Die TeilnehmerInnen<br />

müssten die Kosten deshalb<br />

selbst tragen. Die Ausbildung solle die<br />

Fragen zur Audioagoginnenausbildung<br />

können direkt an Edith Egloff gestellt<br />

werden.<br />

E-Mail. edithegloff@bluewin.ch<br />

Telefon: 062 822 72 59<br />

„eduQua“-Zertifizierung erhalten. Ein<br />

übernächster Kurs sei frühestens in 2 bis 3<br />

Jahren vorgesehen.<br />

Infolge des viel Diskussionsstoff bietenden<br />

Traktandums betreffend Statutenrevision<br />

hat die Versammlung länger als vorgesehen<br />

gedauert. Die Zeit ist indes gleichwohl<br />

wie im Flug vorbei gegangen. Bereits<br />

teilt die Präsidentin, Barbara Wenk, mit,<br />

dass die 90. Delegiertenversammlung von<br />

pro audito schweiz am 6. Juni 2009 an der<br />

Sprachheilschule St. Gallen stattfinde.<br />

Ganz zum Schluss spricht Barbara Wenk<br />

den Exponenten von pro audito Luzern<br />

ihren besonderen Dank für die perfekte<br />

Organisation der diesjährigen Versammlung<br />

aus. Ebenfalls sehr herzlich dankt sie<br />

allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

des Dachverbandes für ihren engagierten<br />

und professionellen Einsatz.<br />

Hernach findet beim Apéro und Mittagessen<br />

im Hotel Richemont die Versammlung<br />

bei genügend Tranksame und lukullischen<br />

Köstlichkeiten einen gemütlichen<br />

Ausklang.<br />

Fotogalerie<br />

Heinz Bäbler, Geschäftsführer von pro audito<br />

Luzern, heisst die zahlreich erschienen Delegierten<br />

und Gäste herzlich willkommen.<br />

Auch Guerino Riva, Präsident von pro audito<br />

Luzern, begrüsst alle Anwesenden am Rednerpult.<br />

21<br />

Der tags zuvor gewählt neue sonos-Präsident,<br />

Bruno Schlegel, richtet eine herzliche Grussbotschaft<br />

an die Anwesenden.<br />

Ruedi Meier, Vorsteher des Sozialdepartements<br />

der Stadt Luzern, macht Ausführungen zum<br />

sozialen Sicherungssystem.<br />

Erwin Gruber, CEO pro audito schweiz beim<br />

Apéro.


Bruno Schlegel beim Apéro im Gespräch vertieft<br />

mit Delegierten.<br />

Thomas Schmidhauser, Quästor im Zentralvorstand<br />

bei pro audito schweiz und vormaliger CEO, freut<br />

sich während des Apéros viele bekannte Gesichter<br />

wiederzusehen.<br />

Barbara Wenk, Präsidentin von pro audito schweiz.<br />

Alexandra Bruhin, Präsidentin pro audito Zürich<br />

Oberland, unterhält sich während des Mittagessens<br />

angeregt mit Christine Fryberg von pro audito<br />

Zürich.<br />

[lk]<br />

Spannende Podiumsdiskussion zur<br />

UNO-Konvention über die Rechte<br />

von Menschen mit Behinderungen<br />

Als Auftakt zur Delegiertenversammlung<br />

des Schweizerischen Zentralvereins für<br />

das Blindenwesen SZB vom 14. Juni 2008<br />

im Kursaal Bern hält Dr. Caroline Hess-<br />

Klein, Leiterin der Fachstelle Egalité Handicap,<br />

ein Referat über die wichtigsten<br />

Inhalte der UNO-Konvention über die<br />

Rechte von Menschen mit Behinderungen.<br />

Caroline Hess-Klein führt eingangs aus,<br />

dass es für Menschen mit einer Behinderung<br />

einen zusätzlichen Schutz brauche.<br />

Deshalb heisse es auch klar in der schweizerischen<br />

Bundesverfassung, dass niemand<br />

aufgrund seiner Behinderung diskriminiert<br />

werden dürfe. Seit 2004 sei das<br />

Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG)<br />

in Kraft. Durch dieses Gesetz seien nun<br />

auch Regelungen zugunsten der Menschen<br />

mit Behinderungen in das Radio- und<br />

Fernseh- sowie in das Fernmeldegesetz eingeflossen.<br />

Dr. Caroline Hess-Klein<br />

Anschliessend nimmt Hess-Klein Bezug auf<br />

folgende drei Fälle aus der Praxis, bei welchen<br />

sich die Fachstelle Egalité Handicap<br />

erfolgreich eingeschaltet hat:<br />

• Einer sehbehinderten Studentin muss<br />

die Benutzung eines Laptops für die Prüfung<br />

erlaubt werden<br />

• Für ein sehbehindertes Kind hat die<br />

Gemeinde auf ihre Kosten den Transport<br />

zum Schulhaus zu organisieren<br />

• Einer sehbehinderten Person muss das<br />

Amtsblatt über die Internetversion<br />

unentgeltlich zur Verfügung gestellt<br />

werden<br />

Caroline Hess-Klein äussert sich erfreut<br />

über die Resultate, die hier erzielt werden<br />

konnten. Leider habe indes im Januar 2008<br />

das Bundesgericht in Bezug auf gehörlose<br />

Menschen Entscheide gefällt, die sehr<br />

nachdenklich stimmten. So habe das Bundesgericht<br />

es abgelehnt, dass einem<br />

Gehörlosen, der sich vom Elektriker zum<br />

Sozialarbeiter habe ausbilden lassen, die<br />

Kosten für den Beizug einer Gebärdendolmetscherin<br />

für Teamsitzungen zurückerstattet<br />

werden müssten. Das Bundesgericht<br />

habe geltend gemacht, der Gehörlose<br />

hätte in Nachachtung der Schadenminderungspflicht<br />

Elektriker bleiben können und<br />

dann wäre der Beizug einer Gebärdendolmetscherin<br />

nicht notwendig geworden.<br />

Caroline Hess-Klein prüft derzeit, ob ein<br />

Weiterzug dieser Fälle an den Europäischen<br />

Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg<br />

aussichtsreich vorgenommen werden<br />

könnte.<br />

Und dann kommt sie auf die UNO-Konvention<br />

zu sprechen. „Die UNO-Konvention<br />

bringt den Betroffenen keine neuen Rechte.<br />

Bei allen Vorschriften, welche die Konvention<br />

enthält, handelt es sich eigentlich ausschliesslich<br />

um Aufträge an den Staat. Die<br />

UNO-Konvention anerkennt, dass Menschen<br />

mit Behinderungen benachteiligt<br />

werden. Dies ist eigentlich lapidar, aber als<br />

Feststellung in einer Konvention sehr<br />

wichtig. Denn es genügt einfach nicht,<br />

wenn man bloss sagt, Menschen mit Behinderung<br />

haben die gleichen Rechte wie alle<br />

anderen auch. Denn es hapert eigentlich<br />

überall. Dies wird besonders deutlich bei<br />

der Informationsübermittlung. Was hier<br />

getan werden muss, wird in Art. 29 lit. a der<br />

Konvention treffend umschrieben. Die<br />

UNO-Konvention verschafft indes nicht<br />

mehr Rechte für Menschen mit Behinderungen.<br />

Die Bestimmungen in dieser Konvention<br />

nehmen die Vertragsstaaten in die<br />

Pflicht, indem sie angehalten werden, für<br />

einen gewissen Minimalstandard zu<br />

sorgen.“<br />

Caroline Hess-Klein schliesst ihren engagierten<br />

Vortrag mit folgendem Statement:<br />

„Wenn die Schweiz die Konvention unterzeichnet,<br />

besteht eine internationale Kontrolle,<br />

wie es in der Schweiz um die Rechte<br />

von Menschen mit Behinderungen steht.


Man ist dann verpflichtet Bericht zu<br />

erstatten und dies wird zu einer Verbesserung<br />

der Situation der Betroffenen führen.<br />

Wenn die Schweiz sogar noch das Zusatzprotokoll<br />

ratifizieren würde, könnte eine<br />

behinderte Person - nicht nur die Gerichtsinstanzen<br />

anrufen - beim Ausschuss in Genf<br />

vorstellig werden und geltend machen, sie<br />

werde aufgrund ihrer Behinderung diskriminiert.<br />

Die Unterzeichnung der UNO-Konvention<br />

würde sich wie ein Katalysator auswirken.<br />

Das Recht in der Schweiz für Menschen<br />

mit Behinderungen ist nicht<br />

schlecht, aber wie es schon bei der Kinderrechtskonvention<br />

gewesen ist, würde durch<br />

die Ratifizierung eine zusätzliche Verbesserung<br />

eintreten.“<br />

Gerd Bingemann moderiert die Podiumsdiskussion<br />

Hernach leitet Gerd Bingemann zur Podiumsdiskussion<br />

über, an welcher neben<br />

Caroline Hess-Klein, Nationalrätin Pascale<br />

Bruderer, Urs Dettling, Vizedirektor pro<br />

infirmis schweiz, sowie Dr. phil. Urs Kaiser<br />

als Blindenvertreter teilnehmen.<br />

Flashlights der Podiumsdiskussion<br />

Caroline Hess-Klein weist darauf hin, dass<br />

die UNO-Konvention erst im Mai 2008 in<br />

Kraft getreten ist und es nach ihrem Dafürhalten<br />

nicht zu Kollisionen mit bereits<br />

bestehenden Regelungen für Menschen<br />

mit Behinderungen im schweizerischen<br />

Recht kommen sollte.<br />

Pascale Bruderer nimmt darauf Bezug,<br />

dass sie 7 Tage nach der Verabschiedung<br />

der UNO-Konvention vom 13. Dezember<br />

2006 am 20. Dezember 2006 eine Motion<br />

eingereicht habe, in der sie die Ratifizierung<br />

der Konvention durch die Schweiz fordere.<br />

Sie habe dies getan wegen den<br />

Inhalten der UNO-Konvention. Erstens sei<br />

es so, dass Menschen mit Behinderungen<br />

diskriminiert würden. Im Parlament in Bern<br />

herrsche indes der Gedanke vor, dass eine<br />

Behinderung lediglich eine körperliche<br />

Nationalrätin Pascale Bruderer<br />

bzw. psychische oder Sinnesbeeinträchtigung<br />

darstelle. Es gehe jedoch darum, wie<br />

die Gesellschaft mit Menschen, die eine<br />

solche Beeinträchtigung hätten, umgehe.<br />

Zweitens gehe es darum, dass überall der<br />

Ruf nach Selbstverantwortung erhoben<br />

werde. Sehr viele Menschen mit Behinderungen<br />

könnten indes diese Eigenverantwortung<br />

nicht wahrnehmen, weil sie nicht<br />

in der Lage seien bzw. Versatzstücke fehlen<br />

würden, um dies effektiv tun zu können.<br />

Drittens gebe es zwar über die UNO-Konvention<br />

nicht mehr einforderbare Rechte,<br />

aber durch die Ratifizierung könnten<br />

Ansätze entwickelt werden, bestehende<br />

Lücken zu schliessen. Die Nationalrätin<br />

erwähnt das Prinzip der Inklusion, wonach<br />

man davon ausgehe, dass alle Menschen<br />

Spezialfälle seien. Die Schule beispielsweise<br />

müsse dann eine Plattform bilden für<br />

all diese Spezialfälle. Wenn die Konvention<br />

unterzeichnet werde, würde dies dazu beitragen,<br />

viele Benachteiligungen, die im<br />

Alltag immer wieder in Erscheinung treten<br />

würden, zu eliminieren.<br />

Der Bundesrat prüfe derzeit hinsichtlich<br />

der drei Bereiche Erwerb, Schule und selbst<br />

bestimmtes Leben, ob in der Schweiz<br />

bereits bestehende gesetzliche Regelungen<br />

kompatibel mit den Vorschriften der<br />

UNO-Konvention lauten würden oder ob<br />

allenfalls gewisse Änderungen vorgenommen<br />

werden müssten. Diese<br />

Abklärungen würde von hochkarätigen Juristen<br />

durchgeführt und beanspruchten sehr<br />

viel Zeit. Deshalb habe der Bundesrat auch<br />

die Ablehnung der Motion empfohlen. Pascale<br />

Bruderer will deshalb nun alles daran<br />

setzen, dass das Resultat der Überprüfung<br />

im kommenden Herbst vorliegt, damit der<br />

Nationalrat noch dieses Jahr entscheiden<br />

kann. Die Motion sollte innert zwei Jahren<br />

behandelt werden, sonst wird das in der<br />

Motion erwähnte Thema grundsätzlich als<br />

nicht mehr wichtig eingestuft.<br />

Urs Kaiser erwähnt, dass die UNO-Konvention<br />

direkt keine Stellung zum Wechsel von<br />

Dr. phil. Urs Kaiser<br />

der Subjekt- zur Objektfinanzierung<br />

nehme. Alle Entscheide müssten sich indes<br />

immer am Massstab orientieren, inwieweit<br />

bei Menschen mit einer Behinderung die<br />

Autonomie und Partizipation gefördert<br />

werde.<br />

Urs Dettling stellt seine zukunftsweisende<br />

Idee vor einer umfassenden Gesetzgebung<br />

für Menschen mit Behinderungen. Ein solches<br />

Regelwerk, in welchen die Bedürfnisse<br />

von Menschen mit Behinderungen<br />

ganzheitlich in der Gesetzgebung berücksichtigt<br />

würden, fehle. Urs Dettling fordert<br />

deshalb vom Bundesrat die Formulierung<br />

einer gesamtschweizerischen Behindertenpolitik<br />

wie es der Bundesrat beispielsweise<br />

für den Bereich Alter getan hat. Ganz<br />

wichtig sei, dass in den politischen Gremien<br />

selbst unbedingt mehr Menschen mit<br />

Behinderungen vertreten sein sollten. Nur<br />

so würden die Begriffe Inklusion, Partizipation<br />

und Integration das ihnen gebührende<br />

Gewicht erhalten. Die Forderung von Urs<br />

Dettling soll – wie er von Dr. Andreas Rieder<br />

habe in Erfahrung bringen können - im<br />

Rahmen der Berichterstattung zum Fünfjahresjubiläum<br />

über das Behindertengleichstellungsgesetz<br />

aufgenommen<br />

werden.<br />

Urs Dettling von pro infirmis schweiz<br />

23


Pascale Bruderer weist darauf hin, dass die<br />

föderalistische Struktur oft ein Hindernis<br />

darstelle. Dies werde ganz deutlich, wenn<br />

man mitverfolge, was nun in Bezug auf die<br />

UNO-Behindertenkonvention geschehe.<br />

Sie äussert engagiert: „Der Buchstabe im<br />

Gesetz soll zum Leben zu erweckt werden<br />

im Alltag der betroffenen Menschen. Alles,<br />

was neu geplant wird, sollte automatisch<br />

miteinbezogen werden bzw. man müsste<br />

überall überprüfen, ob die Bedürfnisse der<br />

Menschen mit Behinderung berücksichtigt<br />

sind. Damit dies effektiv realisierbar wird,<br />

ist es wichtig, dass Absprachen getroffen<br />

werden. Man darf sich nicht konkurrenzieren,<br />

sondern man muss effizient auf das<br />

gleiche Ziel hin ausgerichtet arbeiten auf<br />

allen Stufen im horizontalen und vertikalen<br />

Föderalismus. Die politische Ebene ist hier<br />

Bei strahlend sonnigem Sommerwetter<br />

darf Brigitte Profos-Meier rund 50 Delegierte<br />

und Gäste zur Jahresversammlung<br />

im Centre International des Conférences<br />

willkommen heissen.<br />

Nicolas de Tonnac, Präsident der Kantonalkommission<br />

pro infirmis Genf, hat die diesjährige<br />

Versammlung organisiert. Auch er<br />

begrüsst alle Anwesenden ganz herzlich.<br />

Hernach richtet der Genfer Regierungsrat<br />

François Longchamps eine Grussbotschaft<br />

an pro infirmis. Er nimmt darauf Bezug,<br />

dass er vor seinem Engagement im Regierungsrat<br />

in einer Stiftung für Menschen mit<br />

einer Behinderung tätig gewiesen sei. Stolz<br />

erwähnt er, dass Genf heute als Champion<br />

in Bezug auf die Integration Behinderter zu<br />

bezeichnen sei.<br />

Anschliessend hält Brigitte Profos wichtige<br />

Gegebenheiten in Bezug auf das vergangene<br />

Geschäftsjahr kurz fest. Sie macht<br />

Ausführungen zum Swiss NPO-Code (vgl.<br />

www.swiss-npocode.ch), worin u.a. klare<br />

Führungsstrukturen und Verantwortlichkeiten<br />

sowie ein Risikomanagement postuliert<br />

werden. pro infirmis schweiz werde<br />

dieses Label bzw. Gütesiegel, das Standards<br />

zur Best Practice in Corporate Governance<br />

von Nonprofit-Organisationen enthalte,<br />

bekommen. Der Swiss NPO-Code<br />

werde Institutionen verliehen, die eine<br />

umfassende Geschäftsordnung haben.<br />

Dies treffe auf pro infirmis schweiz zu.<br />

gefragt. Es gilt auszunutzen, was jetzt im<br />

Rahmen des NFA entflochten worden ist.“<br />

Gerd Bingemann plädiert am Schluss der<br />

ausgesprochen spannenden Podiumsdiskussion<br />

dafür, dass sich die Fachleute mehr<br />

einbringen auf allen Ebenen bzw. nicht nur<br />

auf der Bundesebene.<br />

Der Präsident des SZB, André Assimacopoulos,<br />

dankt sodann allen Podiumsteilnehmenden<br />

ganz herzlich für die engagiert<br />

geführte Debatte. Er erwähnt, dass bisher<br />

126 Staaten die UNO-Konvention über die<br />

Rechte von Menschen mit Behinderungen<br />

unterzeichnet hätten - zum Teil mit dem<br />

Zusatzprotokoll. Auf ihn mute es<br />

„gschämig“ an, dass die Schweiz nicht<br />

dazu gehöre, sondern auf der Weltkarte zu<br />

jenen Nationen zähle, die sich mit der<br />

89. Delegiertenversammlung von pro infirmis<br />

am 19. Juni 2008 in Genf<br />

Anschliessend erhält Rita Roos, Direktorin<br />

pro infirmis schweiz, Gelegenheit, Bemerkungen<br />

zum Jahresbericht zu machen. Sie<br />

nimmt Bezug auf die Kampagne zur<br />

Erhöhung des Bekanntheitsgrades von pro<br />

infirmis schweiz und den Aufruf „Schau auf<br />

die Person und nicht auf die Behinderung“.<br />

Leitthema von pro infirmis bilde die Integration.<br />

In diesem Kontext sei das Thema<br />

Arbeit von eminenter Bedeutung. Roos<br />

erwähnt das Dienstleistungsangebot der<br />

Stiftung Profil, welche sich der Arbeitsplatzvermittlung<br />

und -erhaltung für Menschen<br />

mit einer Behinderung verschrieben<br />

habe. Die Gruppe psychisch behinderter<br />

Menschen nehme stetig zu, erwähnt Roos<br />

auch noch. Seit 2004 biete pro infirmis<br />

schweiz deshalb auch Sozialberatung für<br />

Menschen mit psychischen Behinderungen<br />

an. Diesbezüglich sei ein Ausbau zu verzeichnen.<br />

In Zukunft würden in der ganzen<br />

Schweiz pro Jahr rund 12000 Einzelberatung<br />

und 1000 Kurzberatungen geleistet<br />

werden können. pro infirmis schweiz habe<br />

auch Investitionen getätigt in die SozialberaterInnen,<br />

damit in der ganzen Schweiz<br />

das Case Management betrieben werden<br />

könne.<br />

pro infirmis schweiz wolle sich folgenden<br />

dreier Kernthemen widmen:<br />

• Kompetenzzentrum sein für alle Frage<br />

rund um Behinderung und Integration;<br />

• Sicherung der Finanzierung auf mittlere<br />

bis lange Sicht;<br />

• Organisation soll für die Zukunft fit<br />

gemacht werden.<br />

Dr. André Assimacopoulos, Präsident SZB<br />

Unterzeichnung schwer tun würden wie die<br />

USA, die ehemaligen Ostblockstaaten und<br />

die Länder im mittleren Osten.<br />

[lk]<br />

Schliesslich kommt Frau Roos noch auf den<br />

Jahresertrag im Bereich Fundraising von 19<br />

Millionen Franken zu sprechen. Die Entwicklung<br />

hier sei schwer vorhersehbar. Im<br />

vergangenen Geschäftsjahr habe pro<br />

infirmis schweiz ein Legat von 2 Millionen<br />

Franken erhalten. Insgesamt schliesse man<br />

2007 deshalb im Bereich Fundraising mit<br />

einem ganz beträchtlichen Wachstum<br />

gegenüber dem Vorjahr ab. Entscheidend<br />

sei im Bereich des Fundraisings, dass die<br />

Spender richtig sensibilisiert würden und<br />

das Anliegen des NPO’s beim Spender bzw.<br />

der Spenderin sympathisch „rüberkommen“<br />

müsse.<br />

Am Schluss ihrer engagierten Ausführungen<br />

nimmt Rita Roos nochmals<br />

Bezug auf das Thema Integration. Sie weist<br />

darauf hin, dass die umfassende Gleichstellung<br />

bereits in Schule und Ausbildung<br />

essentiell sei, um den Blick effektiv auf den<br />

Menschen und weg von der Behinderung<br />

ausrichten zu können.<br />

Jahresrechnung und Jahresbericht werden<br />

einstimmig genehmigt und dem Vorstand<br />

Décharge erteilt.<br />

Am Schluss wir die Schweizerische Fachstelle<br />

für behindertengerechtes Bauen einstimmig<br />

als neues Kollektivmitglied aufgenommen.<br />

Anschliessend zieht Frau Dr. Caroline Hess-<br />

Klein, Leiterin der Fachstelle Egalité Handicap,<br />

in einem engagiert vorgetragenen<br />

Referat Bilanz über die mittlerweile vier-


jährige Geltungsdauer des Behindertengleichstellungsgesetzes.<br />

Im Sinne von<br />

Flashlights wird das Wichtigste aus ihrem<br />

spannenden Vortrag nachfolgend wiedergegeben.<br />

Das Behindertengleichstellungsgesetz<br />

regelt die drei Hauptbereiche Bau, öffentlicher<br />

Verkehr und Dienstleistungen, nimmt<br />

aber auch Bezug auf Ausbildung, Schule<br />

und Erwerb. Im Bereich Bau konnte die<br />

Fachstelle zahlreiche erfolgreiche Einsprachen<br />

tätigen. Ein wichtiges Neubauprojekt<br />

der ETH Lausanne wird behindertengerecht<br />

erstellt. Oft erfährt Frau Dr. Hess-Klein via<br />

E-Mail oder Telefon von diskriminierenden<br />

Gegebenheiten. So wurde sie beispielsweise<br />

darüber orientiert, dass ein Restaurant<br />

in Fribourg über keine rollstuhlgängige<br />

Toilette verfügt. Sie nimmt dann jeweils<br />

Kontakt mit den Betreibern solcher Bauten<br />

auf und versucht gesprächsweise darauf<br />

hinzuwirken, dass behindertengerechte<br />

Lösungen umgesetzt werden. Leider verpflichtet<br />

das Behindertengleichstellungsgesetz<br />

in Bezug auf bestehende Bauten zu<br />

keinen Anpassungen. Hier könnte mit einer<br />

Revision auf eine massgebliche Verbesserung<br />

hingewirkt werden. Noch zu oft stellt<br />

Frau Dr. Hess-Klein bei den Baubewilligungsbehörden<br />

mangelndes Wissen in<br />

Bezug auf die Vorgaben im Behindertengleichstellungsgesetz<br />

fest. Als Leadingcase<br />

im Bereich Bauten weist Frau Dr. Hess-Klein<br />

auf den Bundesgerichtsentscheid BGE 132 I<br />

80.<br />

In Bezug auf den öffentlichen Verkehr<br />

müssen alle Billetautomaten bis 2014<br />

behindertengerecht ausgestaltet und<br />

zugänglich sein. Bei den Bauten, Anlagen<br />

und Fahrzeugen sieht das Behindertengleichstellungsgesetz<br />

eine 20-jährige<br />

Übergangsfrist vor, bzw. diesbezüglich<br />

muss erst im Jahr 2024 alles angepasst<br />

sein.<br />

Frau Dr. Hess-Klein weist auf eine gravierende<br />

Diskriminierung hin, mit welcher<br />

eine gehörlose Frau konfrontiert worden<br />

ist. Diese Gehörlose sei aus Gründen der<br />

Flugsicherheit von einem SWISS-Flug ausgeschlossen<br />

worden mit der Begründung,<br />

als Gehörlose verstehe sie keine der an<br />

Bord gängigen gesprochenen Sprachen.<br />

Anschliessend hat die Fachstelle Egalité<br />

Handicap mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt<br />

Kontakt aufgenommen und dezidiert<br />

geltend gemacht, der Vorfall stelle eine<br />

ganz massive Diskriminierung dar, denn<br />

beispielsweise würde hörenden Menschen,<br />

die lediglich portugiesisch oder serbisch<br />

sprechen würden, auch nicht der Flug auf<br />

einer Swiss-Maschine verweigert mit der<br />

Begründung, sie verstünden kein deutsch,<br />

englisch oder französisch.<br />

Insgesamt hat sich das Behindertengleichstellungsgesetz<br />

im Bereich des öffentlichen<br />

Verkehrs als effizientes Instrument<br />

erwiesen, Diskriminierungen erfolgreich zu<br />

eliminieren.<br />

Unter die Dienstleistungen, die hinsichtlich<br />

Behindertengleichstellungsgesetz relevant<br />

sind, fallen der Beizug von GebärdensprachdolmetscherInnen<br />

für Gehörlose,<br />

Internetzugänglichkeit, Prüfungsbedingungen<br />

an öffentlichen Schulen. Probleme<br />

stellen sich hier vor allem ein wegen dem<br />

beschränkten Schutz im Privatbereich. Frau<br />

Hess-Klein nimmt Bezug auf einen krassen<br />

Fall eines Restaurantverbots. So wurde beispielsweise<br />

einer Frau, die keine Arme hat<br />

und die Füsse verwendet beim Essen, verweigert,<br />

in einem Restaurant mit Freunden<br />

eine Mahlzeit zu konsumieren bzw. hier hat<br />

das Restaurant offenbar sogar die Polizei<br />

aufgeboten, um zu erzwingen, dass diese<br />

Frau das Restaurant verlassen musste.<br />

Caroline Hess-Klein erwähnt in diesem<br />

Kontext noch einen Fall von einem blinden<br />

Patienten, dem der Zutritt in ein Privatspital<br />

verweigert wurde, weil er seinen Blindenhund<br />

mitgenommen hat. Aus sog. Hygienegründen<br />

habe die Privatklinik in letzterem<br />

Fall argumentiert, dürfte Hunden generell<br />

kein Einlass in Spitalräume gewährt<br />

werden. Nachfragen bei öffentlichen Kliniken<br />

haben hernach ergeben, dass Blindenhunde<br />

in öffentliche Spitäler Zutritt<br />

gewährt würde - einfach nicht in den Operationssaal,<br />

aber das ist ja eigentlich<br />

ohnehin logisch. Der Leitfall des Bundesgerichts<br />

im Bereich Dienstleistungen ist in<br />

5P.97/2006 nachzulesen (vgl.<br />

www.bger.ch).<br />

Im Bereich Schule und Ausbildung erwähnt<br />

Caroline Hess-Klein folgende Gegebenheiten:<br />

• Krippenpreis (bei einem Kleinkind mit Trisomie<br />

21 ist der Tarif unzulässigerweise<br />

anderthalbmal höher angesetzt worden,<br />

obwohl kein zusätzlicher Betreuungsund<br />

Pflegeaufwand angefallen ist)<br />

• Sonderunterstützung bei Privatschulbesuch<br />

eines behinderten Kindes (wie<br />

jedes andere Kind im Volksschulalter hat<br />

auch ein behindertes Kind, das eine Privatschule<br />

besucht, Anspruch auf beispielsweise<br />

Logopädie bzw. die anfallenden<br />

Kosten müssen von der Schulgemeinde<br />

bezahlt und dürfen nicht den<br />

Eltern auferlegt werden)<br />

• bundesgerichtlicher Leitfall BGE 130 I<br />

352<br />

• wichtig sind hier auch die interkantonalen<br />

Vereinbarungen der EDK<br />

Im Bereich Erwerb werden vom Behindertengleichstellungsgesetz<br />

nur Gemeinwesen<br />

in die Pflicht genommen. Gegenüber<br />

privaten Arbeitgebern entfaltet das Gesetz<br />

keine Wirkung.<br />

Als Schlussfolgerung der vierjährigen<br />

Bilanz erklärt Caroline Hess-Klein: „Seit es<br />

das Behindertengleichstellungsgesetz<br />

gibt, hat sich Einiges verbessert. Wichtig ist<br />

die Lobbyarbeit. Dies dient der Verbesserung<br />

der Umsetzung und der Ergänzung<br />

bestehender Gesetze.“<br />

Anschliessend an diese sehr aufschlussreichen<br />

Ausführungen der Leiterin der Fachstelle<br />

Egalité Handicap besteht Gelegenheit<br />

Fragen zu stellen. Barbara Wenk, Präsidentin<br />

pro audito schweiz, dankt Frau<br />

Hess-Klein für die Darlegungen. Sie<br />

bemängelt, dass die grösste Behindertengruppe<br />

in der Schweiz nämlich diejenige<br />

der schwerhörigen Menschen nicht ausreichend<br />

erwähnt worden sei. Wenk weist<br />

darauf hin, dass die Unsichtbarkeit der<br />

Behinderung extrem belastend sei für die<br />

Schwerhörigen. Barbara Wenk ruft dazu<br />

auf, die Gruppe der Schwerhörigen immer<br />

zu Beginn explizit zu erwähnen.<br />

Auch Rita Roos stellt eine Frage. Sie will<br />

wissen, ob das Behindertengleichstellungsgesetz<br />

mehr als ein Rahmengesetz<br />

sei. Caroline Hess-Klein bejaht dies klar. In<br />

den Bereichen öffentlicher Verkehr und<br />

Dienstleistungen sei dies eigentlich auch<br />

überall anerkannt. Im Bereich Bau gebe es<br />

verschiedene Ansichten. Sie selbst vertrete<br />

die Meinung, dass auch im Bereich Bau das<br />

Behindertengleichstellungsgesetz mehr<br />

als ein blosses Rahmengesetz sei.<br />

Nach der Berichterstattung zu den praktischen<br />

Erfahrungen mit dem Behindertengleichstellungsgesetz<br />

findet draussen ein<br />

Apéro statt. Viele Kontakte werden vertieft<br />

und Gespräche fortgesetzt. Die Jahresversammlung<br />

von pro infirmis findet ihr Ende<br />

bei einem feinen Mittagessen und der<br />

Pflege wertvoller Begegnungen.<br />

[lk]<br />

25


Impressionen<br />

Brigitte Profos-Meier, Präsidentin pro infirmis<br />

schweiz, begrüsst alle Anwesenden recht herzlich.<br />

Nicolas de Tonnac, Präsident Kantonalkommission<br />

pro infirmis Genf, hat den diesjährigen Anlass im<br />

Centre International des Conférences perfekt organisiert.<br />

François Longchamps, Regierungsrat Genf, richtet<br />

eine Grussbotschaft an die Versammlung.<br />

Rita Roos, Direktorin pro infirmis schweiz, macht<br />

interessante Ausführungen zur Integration in ihrer<br />

Berichterstattung<br />

Dr. Caroline Hess-Klein, Leiterin Egalité Handicap,<br />

bei ihrer spannend vorgetragenen Bilanz über die<br />

vierjährige Erfahrung mit dem Behindertengleichstellungsgesetz.<br />

Auch der seinerzeit mit Felix Urech das sonos-<br />

Kopräsidium innehabende Bruno Steiger ist heute<br />

als Delegierter von SAL (Schweizerische Arbeitsgemeinschaft<br />

für Logopädie) anwesend und geniesst<br />

neben Barbara Profos-Meier ein Glas Genfer Weisswein.<br />

Dr. Caroline Hess-Klein<br />

Im Anschluss an die Jahresversammlung findet bei Sonnenschein ein Apéro statt, an dem Kontakte gepflegt<br />

werden (im Bild u.a. Peter Weilenmann von pro infirmis schweiz, Zweiter v.l. und Barbara Wenk von pro audito<br />

schweiz, Erste v.r).


Heimbewohner müssen<br />

weniger zahlen<br />

Text: Philipp Mäder in Tages-Anzeiger vom<br />

12. Juni 2008<br />

Ein Lichtblick für jene, die im Pflegeheim<br />

wohnen oder auf Spitex angewiesen sind:<br />

Dank dem neuen Gesetz zur Pflegefinanzierung<br />

müssen sie weniger tief in die Tasche<br />

greifen.<br />

Das sind für einmal erfreuliche Nachrichten<br />

aus dem Bundeshaus: Ein Gesetz, das dem<br />

Einzelnen nicht mehr Geld aus der Tasche<br />

zieht, sondern ihn entlastet. Zumindest<br />

wenn er in einem Heim wohnt oder sich von<br />

der Spitex pflegen lassen muss. Ein solches<br />

Gesetz hat das Parlament am 11. Juni 2008<br />

endgültig verabschiedet - nach mehr als<br />

drei Jahren Diskussion: das Bundesgesetz<br />

über die Neuordnung der Pflegefinanzierung.<br />

Es regelt, wer wie viel an die Pflege<br />

im Heim, durch die Spitex oder im<br />

Anschluss an einen Spitalaufenthalt zahlen<br />

muss. „Das Gesetz dürfte zu einer Entlastung<br />

der Pflegebedürftigen in der Höhe<br />

von schätzungsweise 350 Millionen<br />

Franken pro Jahr führen“, sagt Semya<br />

Ayoubi von der Konferenz der kantonalen<br />

Gesundheitsdirektoren. Sie zeigt aber auch<br />

die Kehrseite des neuen Gesetzes auf -<br />

zumindest aus Sicht der Kantone: „Was die<br />

Pflegebedürftigen sparen, müssen die Kantone<br />

berappen.“ Denn gleichzeitig hält das<br />

Gesetz fest, dass die Krankenkassen keine<br />

zusätzlichen Ausgaben übernehmen<br />

müssen. Zu gross war die Angst der Politiker<br />

vor einem Prämienschub.<br />

Wie viele Franken der einzelne Bewohner<br />

eines Alters- oder Pflegeheimes mit dem<br />

neuen Gesetz genau sparen wird, ist im<br />

Moment noch nicht klar. Denn Bundesrat<br />

und Kantone müssen noch die entsprechenden<br />

Verordnungen anpassen. „Doch<br />

nun besteht die Sicherheit, dass die Pflegekosten<br />

für die Betroffenen nicht explodieren“,<br />

sagt Markus Leser vom Heimverband<br />

Curaviva. Konkret wirken sich folgende<br />

Änderungen positiv aufs Portemonnaie<br />

der Betroffenen aus.<br />

Beitrag der Pflegebedürftigen<br />

Wer in einem Heim wohnt, muss künftig<br />

höchstens einen bestimmten Beitrag an die<br />

eigenen Pflegekosten bezahlen. Wie hoch<br />

dieser Betrag ist, muss der Bundesrat noch<br />

festlegen. In der Parlamentsdebatte ging<br />

man von gut 200 Franken pro Tag aus. Vor<br />

allem in Deutschschweizer Kantonen<br />

müssen manche Pflegebedürftige heute<br />

mehr zahlen. Die Kantone können den<br />

Maximalbetrag aber auch tiefer ansetzen.<br />

Man rechnet damit, dass dies vor allem in<br />

der Westschweiz der Fall sein wird.<br />

Freibeträge bei Wohneigentum<br />

Wohnt der Ehemann im Pflegeheim und die<br />

Ehefrau im gemeinsamen Haus, so kann es<br />

heute vorkommen, dass sie das Haus verkaufen<br />

müssen, um für die Pflegekosten<br />

des Mannes aufzukommen. Dies hat die<br />

absurde Folge, dass auch die Frau ins<br />

Altersheim muss und dort zusätzliche<br />

Kosten verursacht. Um solches zu verhindern,<br />

gilt neu beim Wohneigentum von<br />

Ehepaaren eine Freigrenze von 300’000<br />

Franken. Ist das Haus oder die Wohnung<br />

weniger Wert, müssen die Betreffenden<br />

dieses auch dann nicht verkaufen, wenn sie<br />

die Pflegekosten über Ergänzungsleistungen<br />

decken. Bereits mit dem Neuen<br />

Finanzausgleich sind zudem die Freibeträge<br />

für das Reinvermögen bei allein Stehenden<br />

auf 37’500 und bei Ehepaaren auf<br />

60’000 Franken erhöht worden.<br />

Übergangspflege<br />

Benötigte bisher ein Patient nach dem Aufenthalt<br />

im Spital für einige Zeit Pflege, so<br />

musste er diese zu einem guten Teil selbst<br />

zahlen. Neu kommen Kantone und Krankenkassen<br />

im Anschluss an einen Spitalaufenthalt<br />

während zweier Wochen für die<br />

Pflege auf, wenn ein Spitalarzt diese<br />

anordnet. Der Betreffende muss sich nur<br />

mit dem normalen Selbstbehalt und der<br />

Franchise der Krankenversicherung an den<br />

Kosten beteiligen.<br />

Keine Sozialhilfe<br />

Neu gilt der Grundsatz, dass niemand<br />

Sozialhilfe beziehen muss, weil er nicht<br />

selbst für die Kosten des Alters- oder Pflegeheims<br />

aufkommen kann. Neu müssen<br />

deshalb die Ergänzungsleistungen bei<br />

Bedarf die gesamten Kosten des Heimaufenthaltes<br />

decken.<br />

Noch unklar ist, ab wann das neue Gesetz<br />

gilt. Dies muss der Bundesrat demnächst<br />

festlegen. Er könnte es bereits auf Anfang<br />

2009 in Kraft setzen. Dies würde insofern<br />

Sinn machen, als die heutigen Pflegetarife<br />

nur bis zu diesem Zeitpunkt gelten. Allerdings<br />

wehren sich die Kantone gegen ein<br />

schnelles Vorgehen. „Es ist ausgeschlossen,<br />

dass die Kantone auf diesen<br />

Zeitpunkt bereits alle notwendigen Anpassungen<br />

vornehmen können“, sagt Ayoubi<br />

von der Konferenz der Gesundheitsdirektoren.<br />

Zum einen müssten die Kantone ihre<br />

Gesetze und Verordnungen anpassen,<br />

meint Ayoubi. Zum andern seien wohl auch<br />

bei den Abrechnungen bis auf Stufe der<br />

einzelnen Heimbewohner Aenderungen<br />

nötig. Was Ayoubi nicht sagt, was aber<br />

sicher ebenfalls eine Rolle spielt: Die Kantone<br />

wollen lieber noch ein oder zwei Jahre<br />

warten, bis sie die Rechnungen bezahlen<br />

müssen, die den Heimbewohnern künftig<br />

erlassen werden.<br />

Neue Finanzierung im Behindertenbereich<br />

Text: NZZ vom 19. Juni 2008<br />

In der Frage er künftigen Finanzierung im<br />

Behindertenbereich will der gesamtschweizerisch<br />

tätige Verband von Institutionen für<br />

behinderten Menschen, Insos, differenzierte<br />

Lösungen zum Durchbruch verhelfen.<br />

Diesen Positionsbezug hat der Verband an<br />

der Delegiertenversammlung in Solothurn<br />

beschlossen. Die Kantone sollten dafür<br />

sorgen, dass Menschen mit Behinderungen<br />

zwar ihre Lebenssituation individuell<br />

wählen können, jedoch müssten die Institutionen<br />

das Grundversorgungsangebot<br />

auch weiterhin gewährleisten.<br />

Streitpunkt ist der Wechsel von der Objektzur<br />

Subjekt-Finanzierung. Heute werden<br />

die staatlichen Mittel in Form von Subventionen<br />

an die Leistungserbringer ausgerichtet.<br />

Das neue System führt dazu, dass<br />

Renten, Hilflosenentschädigungen und<br />

Ergänzungsleistungen für die Finanzierung<br />

des Aufenthalts in einer Institution direkt<br />

und ausschleisslich den betroffenen Menschen<br />

ausgezahlt werden; sie können das<br />

Geld selbständig für die individuelle Pflege<br />

und Betreuung einsetzen. Der Kanton Solothurn<br />

hat dieses Prinzip Anfang Jahr eingeführt;<br />

andernorts - auch in den<br />

Behindertenorganisationen - wird es diskutiert.<br />

Die Delegierten orientierten sich an den<br />

Empfehlungen des Zentralvorstandes von<br />

Ende Mai. Darin heisst es, eine einheitliche<br />

Stellungnahme von Insos für nur eine Art<br />

der Finanzierung sei derzeit noch nicht<br />

27<br />

Soziales und<br />

Politik


möglich. Der Verband plädiert daher für<br />

eine Mischform zwischen Subjekt- und<br />

Objekt-Finanzierung. Tendenziell für einen<br />

Systemwechsel ist er im Blick auf die Menschen<br />

mit Behinderung; er bringe ihnen<br />

mehr Gestaltungsfreiheit für ihre Lebensform.<br />

Hingegen sollten die Kantone Infrastrukturbeiträge<br />

weiterhin in Form einer<br />

partiellen Objekt-Finanzierung entrichten<br />

und damit Steuerungsinstrumente in der<br />

Hand behalten. «Überhaupt nicht in Frage»<br />

kommt für Insos die reine Subjekt-Finanzierung<br />

im Bereich der Arbeit, also bei den<br />

Werkstätten.<br />

Der Vorschlag für eine differenzierte<br />

Lösung ist mit der Forderung an die Kantone<br />

verbunden, neue Modelle mit einem<br />

höheren Anteil an der Finanzierung von<br />

Subjekten mitzutragen. Es sei wichtig, dass<br />

sich die Kantone untereinander einigen<br />

könnten. In einer Diskussionsrunde verwies<br />

der Solothurner Regierungsrat Peter<br />

Gomm, Direktor des Innern, auf erste positive<br />

Rückmeldungen zum neuen Modell,<br />

das vorerst für eine dreijährige Versuchsphase<br />

gilt. Der Kanton könne über Leistungsaufträge<br />

weiterhin steuernd eingreifen.<br />

Zur Frage der Harmonisierung<br />

sagte er, die Konferenz der Sozialdirektoren<br />

(deren Vorstand er angehört) sei<br />

daran, Empfehlungen auszuarbeiten.<br />

wegen der Umsetzung des neuen Finanzausgleichs<br />

bei den Ergänzungsleistungen<br />

bestehe bis 2011 ohnehin Handlungsbedarf.<br />

Hörgeräte-Streit spitzt sich zu<br />

Text: Michael Widmer in Berner Zeitung vom 14.<br />

Juni 2008<br />

IV und AHV zahlen immer mehr für Hörgeräte.<br />

Das Bundesamt für Sozialversicherungen<br />

will den Markt darum umbauen. Die<br />

Hersteller wehren sich vehement gegen die<br />

Pläne. Und sie bekommen Unterstützung<br />

aus der Politik.<br />

„Das Vorgehen des Bundesamtes ist wirtschafts-<br />

und konsumentenfeindlich.“ Dies<br />

schreibt die Aargauer CVP-Nationalrätin<br />

Ruth Humbel Näf in einer am 13. Juni 2008<br />

eingereichten Interpellation zu den Plänen<br />

im Hörgerätemarkt. Das Bundesamt für<br />

Sozialversicherungen (BSV) hatte<br />

angekündigt, dass IV und AHV künftig Hörgeräte<br />

mittels einer internationalen Ausschreibung<br />

einkaufen wollen. Innerhalb<br />

von zehn Jahren haben sich die Ausgaben<br />

für die von den Sozialversicherungen finanzierten<br />

Hörgeräteversorgungen auf 112 Mil-<br />

lionen Franken verdoppelt, vorab weil die<br />

Zahl der Hörgeräteträger stetig zunimmt<br />

(aktuell schätzungsweise 160’000).<br />

Mit den neuen Massnahmen will das BSV<br />

tiefere Preise erzielen und bis zu 20 Millionen<br />

Franken einsparen. Voraussichtlich<br />

im Herbst werde der Auftrag ausgeschrieben,<br />

sagt BSV-Sprecher Harald<br />

Sohns. Berücksichtigt würden künftig vermutlich<br />

mindestens drei grössere Hersteller<br />

mit breitem Sortiment.<br />

Ruth Humbel aber: „Was das BSV macht,<br />

hat nicht mit freiem Wettbewerb zu tun.“<br />

Dabei verlangten zwei vom Bundesrat entgegengenommene<br />

Motionen, dass im<br />

Bereich der Hilfsmittel der Wettbewerb verstärkt<br />

werden müsse. „Das BSV plant jetzt<br />

einen administrativ aufwändigen, staatlich<br />

verwalteten Wettbewerb mit einem rechtlich<br />

fragwürdigen, komplizierten und rekursanfälligen<br />

Ausschreibungsverfahren“,<br />

kritisiert Humbel.<br />

Unterstützung erhält sie von Rats- und Parteikollege<br />

Pius Segmüller (LU): „Das BSV<br />

wählt den falschen Ansatz.“ Nicht der Preis<br />

der Geräte müsse angeschaut werden. Es<br />

stelle sich vielmehr die Frage, ob die vielen<br />

Hörgeräte überhaupt verschrieben werden<br />

müssten. „Es braucht eine genaue<br />

Abklärung der Antragsteller“, fordert Segmüller.<br />

Die Politik schaltet sich damit in den Konflikt<br />

zwischen Bundesamt und Hörgerätehersteller<br />

ein. Zu weiteren gehören auch<br />

die in unserer Region tätigen Unternehmen<br />

Oticon (Solothurn), Phonak (Murten) und<br />

Bernafon (Bern). Die Unternehmen hatten<br />

gegen den Entscheid zur internationalen<br />

Ausschreibung harsch protestiert. Was<br />

wenig überrascht: Tatsächlich bedingen die<br />

Pläne des BSV einen Umbau des heutigen<br />

Systems in dieser Branche.<br />

Bisher handelten IV und AHV mit den Herstellern<br />

einen Tarif für die Hörhilfen aus.<br />

Gemäss BSV-Sprecher Harald Sohns sei<br />

man dabei auf Angaben der Industrie angewiesen<br />

gewesen. „Diese waren jedoch<br />

nicht transparent“, sagt Sohns. Faktisch<br />

hätten die Hersteller die Tarife diktiert.<br />

Für das BSV besonders stossend: Wer ein<br />

Hörgerät benötigt, wird von einem Akustiker<br />

beraten, der die Hilfsmittel direkt bei<br />

den Herstellern bezieht und gemäss Sohns<br />

teilweise von Rabatten von bis zu 45 Prozent<br />

profitiert. „Derweil zahlt die IV den<br />

festgelegten Tarif und finanziert damit auch<br />

diese Rabatte mit“, erklärt der Sprecher.<br />

Das BSV wolle mit den geplanten Massnahmen<br />

den Zwischenhandel über die<br />

Akustiker aufheben.<br />

Die Branche wehrt sich: „In der Schweiz<br />

sind 14 Unternehmen im Hörgerätebereich<br />

tätig. Wenn künftig nur noch rund drei<br />

berücksichtigt werden: Was passiert dann<br />

mit den anderen?“, fragt Dominik Feusi, der<br />

die Interessen der Branche vertritt. Harald<br />

Sohns vom BSV verschweigt nicht, dass<br />

Unternehmen ohne Vertrag mit dem Grosskunden<br />

IV „ausgebremst“ würden. „Doch“,<br />

betont er, „es ist nicht Aufgabe der Sozialversicherungen,<br />

eine Marktstruktur zu<br />

erhalten.“<br />

Die grossen Hersteller weigern sich, bei<br />

den BSV-Plänen mitzumachen. Feusi betont<br />

jedoch, die Branche sei zu namhaften Konzessionen<br />

bereit: „Wir meinen damit eine<br />

Preisreduktion auf die Geräte von 20 bis 30<br />

Prozent.“ Bedingung sei aber, dass sich<br />

alle Beteiligten für Verhandlungen an einen<br />

Tisch setzten. Dies lehnt das BSV bis heute<br />

ab, da dies die heutige Situation nicht<br />

ändere. Feusi sagt darum: „Die Branche<br />

könnte sich vorstellen, einen Vermittler einzuschalten.“<br />

Sollte das BSV an seinen<br />

Plänen festhalten, scheuten die Hersteller<br />

eine Klage mit Hilfe eines Hörgeschädigten<br />

nicht. Wenn nötig gingen sie bis vor Bundesgericht.<br />

Arbeit für alle - Gründung der<br />

Stiftung Speranza<br />

Text: Neue Zürcher Zeitung vom 10./11. Mai<br />

2008<br />

In der Schweiz sollen alle Jugendlichen und<br />

auch Menschen mit Behinderungen eine<br />

Chance im Erwerbsleben haben. Das ist das<br />

Ziel der Stiftung Speranza, die der freisinnige<br />

Luzerner Nationalrat Otto Ineichen<br />

und andere Unternehmer gegründet haben.<br />

Seit drei Jahren gibt es bereits die Initiative<br />

Speranza 2000. Laut Ineichen konnten mit<br />

den zu 80 Prozent von Bund und Kantonen<br />

und zu 20 Prozent von Unternehmen finanzierten<br />

Projekten über 4000 Ausbildungsplätze<br />

für schulisch schwache Jugendliche<br />

geschaffen werden. Das Projekt soll nun<br />

auf eine breitere finanzielle Basis gestellt<br />

werden. Vor kurzem wurde dafür mit einem<br />

Startkapital von 500 000 Franken die Stiftung<br />

Speranza gegründet. Das Stiftungsvermögen<br />

soll sich innert zweier Monate<br />

verdoppeln und in drei bis fünf Jahren auf<br />

25 Millionen steigen.


Im Vordergrund steht die Schaffung von<br />

Ausbildungsplätzen für schulisch<br />

schwache Jugendliche. Neu will die Stiftung<br />

aber auch die Eingliederung der derzeit<br />

über 20 000 ausgesteuerten Jugendlichen<br />

unterstützen. Ein positives Signal wollen<br />

die Stiftungsgründer zudem für die Volksabstimmung<br />

über die Erweiterung der Personenfreizügigkeit<br />

mit der EU geben. Laut<br />

Ineichen sei die Abstimmung „nur zu<br />

gewinnen, wenn alle arbeitswilligen<br />

Schweizer eine Chance auf einen gesicherten<br />

Arbeitsplatz haben“. Im sechs Mitglieder<br />

zählenden Stiftungsrat sitzen unter<br />

anderen Pierin Vincenz von der Raiffeisen-<br />

Gruppe sowie der Berner FDP-Nationalrat<br />

Johann Schneider-Ammann. Präsident der<br />

Gönnervereinigung ist der Aargauer Regierungsrat<br />

und Bildungsdirektor Rainer<br />

Huber.<br />

Fachstellen für Behindertengleichstellung<br />

stehen in der<br />

Kritik<br />

Text: Neue Zürcher Zeitung vom 14. Mai 2008<br />

Vier Jahre nach Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetztes<br />

monieren<br />

Betroffene den Mangel an verbindlichen<br />

Zielvorgaben. Zudem passten sich die Fachstellen<br />

von Bund und privater Behindertenhilfe<br />

allzu stark den gesetzlichen Vorgaben<br />

an.<br />

„Dort, wo man die Behindertengleichstellung<br />

sich selber überlässt, sind keine Fortschritte<br />

sichtbar.“ Wo hingegen Ausführungspläne<br />

existieren, gehe es zum Teil<br />

sogar schneller als geplant vorwärts. Das<br />

Fazit von Peter Wehrli vom Zentrum für<br />

Selbstbestimmtes Leben (ZSL) rund viereinhalb<br />

Jahre nach Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes<br />

(BehiG) fällt<br />

zwiespältig aus. Insbesondere im Bereich<br />

des öffentlichen Verkehrs, der bis ins Jahr<br />

2024 „benutzbar“ gestaltet sein muss, sei<br />

Einiges erreicht worden. Hierfür müsse<br />

man besonders die SBB rühmen, sagt<br />

Wehrli.<br />

NFA als beste Integrationsmassnahme<br />

Unbefriedigender sei die Situation im Baubereich.<br />

Es seien keine langfristigen Ziele<br />

vorhanden, und das Gesetz beschränke<br />

sich auf Minimalstandards, die zudem nur<br />

bei Um- oder Neubauten „öffentlich<br />

zugänglicher“ Gebäude und Anlagen sowie<br />

grösseren Geschäfts- und Wohnbauten mit<br />

mehr als acht Einheiten angewandt werden<br />

müssen. Angesprochen auf die vermutlich<br />

noch in diesem Jahr erscheinende SIA-<br />

Norm 500, welche die aus dem Jahr 1988<br />

stammenden SIA-Normierungen „behindertengerechtes<br />

Bauen“ ersetzen soll,<br />

meint er: „Dies ist an und für sich eine gute<br />

Idee, doch sie ist nicht verpflichtend.“ Dies<br />

wäre eine parlamentarische Initiative des<br />

grünen Ständerats Luc Recordon (Waadt),<br />

welche die Tragweite des BehiG bei den<br />

bestehenden Bauten erweitern soll. Die<br />

Kommission für soziale Sicherheit und<br />

Gesundheit des Nationalrates wird voraussichtlich<br />

Ende Juni über die Umsetzung der<br />

Initiative debattieren.<br />

Die positivste Entwicklung hinsichtlich der<br />

Gleichstellung behinderter Menschen,<br />

erklärt Wehrli, sei in den letzten Jahren im<br />

Bereich der schulischen Integration zu verzeichnen<br />

gewesen. Allerdings sei dies nicht<br />

auf das BehiG zurückzuführen, sondern auf<br />

die Neugestaltung des Finanzausgleichs<br />

und der Aufgabenteilung zwischen Bund<br />

und Kantonen (NFA); laut Wehrli ein „völliger<br />

Zufall“. Dank der NFA hätten die Kantone<br />

gemerkt, dass Integration von behinderten<br />

Schülern in die Regelschule günstiger<br />

sei als eine Sonderschulung.<br />

Wirksamkeits-Evaluation geplant<br />

Mit Inkraftsetzung des BehiG wurden<br />

gleich zwei Gleichstellungs-Fachstellen<br />

geschaffen. Einerseits das Eidgenössische<br />

Büro für Gleichstellung von Menschen mit<br />

Behinderung (EBGB) des Bundes, anderseits<br />

die Fachstelle „Egalité handicap“, alimentiert<br />

und betrieben von der Konferenz<br />

der Dachorganisationen der privaten<br />

Behindertenhilfe und –selbsthilfe. Beiden<br />

mangle es an einer langfristigen Planung,<br />

an einer über den Status quo hinausgehenden<br />

Perspektive, moniert Wehrli.<br />

EBGB-Leiter Andreas Rieder betont demgegenüber<br />

den „auf Kernbereiche fokussierten<br />

Willen des Gesetzgebers“, den es<br />

zu beachten gelte. Dieser sehe etwa im<br />

Baubereich keine zeitlichen Limiten vor:<br />

„Das wäre ein Riesenprojekt“. Das Bewusstsein<br />

für die Gleichstellungsfrage habe<br />

jedoch geweckt werden können, „aber<br />

nicht in diesem Mass, wie wir es uns wünschen<br />

würden“, meint Rieder selbstkritisch.<br />

Für das kommende Jahr sei eine Evaluation<br />

der Wirkung des Gesetzes (und<br />

damit auch der Arbeit der Gleichstellungsstelle)<br />

geplant.<br />

Dominante IV-Revision<br />

Die geringe mediale Präsenz des Themas,<br />

etwa im Vergleich zur Frage der Geschlechtergleichstellung,<br />

erklärt sich Rieder mit<br />

der Schwierigkeit, einen gemeinsamen<br />

Nenner bei den Ansprüchen der Behinderten<br />

zu finden. Mit ein Grund sei auch die<br />

thematische Dominanz von 5. IV-Revision<br />

und Assistenzbudget auf der politischen<br />

Bühne, die auf Seiten der Betroffenen und<br />

von deren Verbänden viele PR-Ressorucen<br />

absorbiert hätten. Auf die Bemängelung<br />

einer fehlenden Behinderten-Integrationspolitik<br />

angesprochen, sagt Rieder, man<br />

müsse das BehiG als „einen Teil der Integrationspolitik“<br />

verstehen. Es bilde ein<br />

„Päckchen“ mit anderen Gesetzen auf eidgenössischer<br />

und kantonaler Ebene.<br />

Politik der kleinen Schritte<br />

Den „langfristigen Plan, welche Integrationsziele<br />

man erreichen möchte“, vermisst<br />

ZSL-Geschäftsführer Peter Wehrli auch bei<br />

„Egalité Handicap“. Man biete dort eine<br />

gute juristische Beratung, beschränke sich<br />

aber zu sehr auf die Verwaltung bestehenden<br />

Rechts. Die Leiterin der Fachstelle,<br />

Caroline Hess-Klein, räumt ein, dass es an<br />

strategischen Würfen fehle. Mit den Mitteln,<br />

die man heute habe, wäre eine grossangelegte<br />

Kampagne eine Bastelei. Man<br />

wolle lieber die Politik der kleinen Schritte<br />

weiterverfolgen: „In Einzelfällen haben wir<br />

so bereits viel bewirkt.“ Generell beurteilt<br />

Hess-Klein die Situation der Behinderten in<br />

der Schweiz als „viel besser“ als vor der<br />

Einführung des Gleichstellungsgesetzes.<br />

Um dem Thema eine erhöhte Aufmerksamkeit<br />

zu verschaffen, werde der aus Betroffenen<br />

sich formierende Gleichstellungsrat<br />

von „Egalité Handicap“ in Zukunft mehr an<br />

die Öffentlichkeit treten.<br />

Eine Reform der Sozialwerke<br />

ist notwendig<br />

Text: Rolf Maegli, Vorsteher Sozialhilfe der<br />

Stadt Basel in NZZ vom 5. Juni 2008<br />

Dass die verschiedenen Sozialwerke<br />

besser zusammenarbeiten müssen, ist ein<br />

Gebot der Stunde. Doch auch die Zusammenarbeit<br />

stösst nun an strukturelle<br />

Grenzen. Deshalb schlägt Rolf Maegli hier<br />

vor, die Integrationsaufgaben von Arbeitslosen-<br />

und Invalidenversicherung sowie der<br />

Sozialhilfe auf institutioneller Ebene<br />

zusammenzuführen.<br />

In der Schweiz befassen sich schwergewichtig<br />

drei Institutionen mit Erwerbslosigkeit:<br />

die Invalidenversicherung (IV), sofern<br />

Kausalitäten zum Gesundheitszustand<br />

bestehen, die Arbeitslosenversicherung<br />

(ALV) für den „Normalfall“ und die Sozialhilfe<br />

für ausgesteuerte oder nicht versi-<br />

29


cherte Erwerbslose. Die Zunahme der<br />

strukturellen Arbeitslosigkeit seit den<br />

neunziger Jahren führt nun zunehmend zu<br />

Abgrenzungs- und Koordinationsproblemen.<br />

In der Praxis ist die Grenzziehung<br />

zwischen gesundheitlichen, arbeitsmarktlichen<br />

oder sozialen Ursachen der Erwerbslosigkeit<br />

oft fliessend. Beispielsweise<br />

muss eine gesundheitliche Beeinträchtigung<br />

noch nicht IV-Ausmasse annehmen,<br />

kann aber dennoch zur Arbeitslosigkeit<br />

führen. Nach einer Aussteuerung sind die<br />

betroffenen später auf die Sozialhilfe angewiesen.<br />

Die Langzeitarbeitslosigkeit führt zu einer<br />

Kumulation von Problemen: Verschuldung,<br />

familiäre Spannungen, gesundheitliche<br />

Symptome, soziale Ausgrenzung und<br />

Abstieg, Verschärfung von interkulturellen<br />

Problemlagen bei Migranten usw. Verschärfend<br />

kommt hinzu dass jede Revision von<br />

IV-Gesetz und Arbeitslosenversicherungsgesetz<br />

zu zusätzlichen Ausgrenzungen und<br />

Sozialhilfefällen führt, denn es ist das<br />

erklärte Ziel dieser Revisionen, im eigenen<br />

System Kosten zu senken. Die kommunale<br />

Sozialhilfe wird somit zunehmend zum<br />

letzten Auffangnetz für Probleme, die in<br />

vorgelagerten Systemen nicht gelöst<br />

werden. Das teilweise Versagen von Politik,<br />

Wirtschaft, Bildungssystem und Familie<br />

unter den rapiden Veränderungen unserer<br />

Gesellschaft wird in der Sozialhilfe augenfällig:<br />

In den neunziger Jahren haben sich<br />

die Sozialhilfezahlen fast verdreifacht. Die<br />

konjunkturelle Erholung ab 2000 hatte die<br />

Zahlen nicht mehr zum Ausgangszustand<br />

zurückgeführt. Auch die erneute Zunahme<br />

ab 2003 (+ 50 Prozent Arbeitslose in der<br />

Sozialhilfe innert drei Jahren) wird nicht<br />

mehr auf das Ausgangsniveau zurückgehen.<br />

Dass immer mehr Menschen vom<br />

Erwerbsprozess ausgegrenzt werden,<br />

hängt mit der zunehmend globalen Arbeitsteilung<br />

und mit den ständig wachsenden<br />

Anforderungen der Wirtschaft an Arbeitskräfte<br />

im hiesigen Arbeitsmarkt zusammen.<br />

Die drei genannten Institutionen IV, ALV<br />

und Sozialhilfe bemühen sich mit Beratung<br />

und Integrationsprogrammen um die Eingliederung<br />

der betroffenen Menschen. Vertreter<br />

aller drei Institutionen gelangen au<br />

der Suche nach Arbeitsmöglichkeiten für<br />

ihre Klientinnen und Klienten an die Arbeitgeber.<br />

Mit der Invaliden- und Arbeitslosenversicherung<br />

bestehen zwei parallele Bundesinstitutionen<br />

mit ihren je zuständigen<br />

Departementen, Bundesämtern und Finanzierungssystemen.<br />

In der Sozialhilfe dagegen existieren 26<br />

kantonale Gesetze für die 3000 Vollzugsstellen<br />

in den Gemeinden. Die Gesetzge-<br />

bungen verwenden dabei unterschiedliche<br />

Begriffe zur Erwerbslosigkeit: Die IV geht<br />

von medizinisch definierter Erwerbsfähigkeit<br />

aus, während sich die Arbeitslosenversicherung<br />

an den Anforderungen des<br />

Arbeitsmarktes orientiert. Die Sozialhilfe<br />

definiert gemäss ihrem Subsidiaritätsprinzip<br />

alle Menschen als arbeitsfähig,<br />

wenn nicht Ausschlussgründe erwiesen<br />

sind wie beispielsweise familiäre Pflichten<br />

bei alleinerziehenden oder eben auch<br />

explizite gesundheitliche Gründe. Problematisch<br />

ist es, wenn Sozialhilfeempfänger<br />

nicht an professionellen Beratungen und<br />

Massnahmen der beiden anderen Systeme<br />

partizipieren können. Die Logik der bestehenden<br />

Bundesgesetze führt auch beim<br />

besten Willen der vollziehenden Sachbearbeitenden<br />

zu Abgrenzungen und Ausschlüssen.<br />

Die Vorwürfe von IV, Arbeitslosenversicherung<br />

und Sozialhilfe über das<br />

gegenseitige Abschieben von „Fällen“ sind<br />

hinlänglich bekannt. Diese Probleme versuchen<br />

die Verantwortlichen aller drei Institutionen<br />

mit verschiedenen Massnahmen zu<br />

lösen. Seit mehreren Jahren laufen<br />

Bemühungen zur Förderung der interinstitutionellen<br />

Zusammenarbeit (IIZ). Dieser<br />

Ansatz stösst bei der Abklärung von<br />

gesundheitlichen Problemlagen und<br />

bezüglich Verbindlichkeiten von Feststellungen<br />

unter den beteiligten Institutionen<br />

an seine Grenzen. Unter diesem Gesichtspunkt<br />

wurden sog. Mamac-Pilotmodelle<br />

gestartet (medizinisch-arbeitsmarktliche<br />

Assessments mit Case-Management).<br />

Diese sollen mit einer höheren Verbindlichkeit<br />

als die bisherige IIZ wirken. Für eine<br />

bestimmte Klientel stellen sei eine gemeinsame<br />

Pforte für den Zugang zu den Sozialwerken<br />

dar.<br />

IIZ und Mamac können nur effektiv funktionieren,<br />

wenn alle drei Trägerschaften<br />

zusammen mit ihren politischen Vorgesetzten<br />

am selben Strick ziehen. Aber auch<br />

dann sind noch komplizierte Finanzierungs-<br />

und Rechtsfragen zu klären.<br />

Ungelöst ist auch das Problem derjenigen<br />

Menschen, die den Selektionskriterien des<br />

Mamac-Verfahrens nicht genügen und<br />

zurück in die Sozialhilfe fallen. Für die Integration<br />

von Erwerbslosen zeigen alle Erfahrungen,<br />

dass standardisierte Massenprogramme<br />

und reine Beschäftigungsstätten<br />

zu teuer und zu wenig effektiv sind. Nötig<br />

sind frühzeitige professionelle<br />

Abklärungen und auf das Individuum zugeschnittene<br />

Beratungsprozesse, verbunden<br />

mit Integrationsprogrammen, welche auf<br />

spezielle Problemlagen eingehen, wie beispielsweise<br />

für junge Erwachsene, Alleiner-<br />

ziehende oder Personen mit Migrationshintergrund.<br />

Immer noch am Anfang und auch<br />

am Anschlag stehen alle drei Institutionen<br />

in der Aufgabe, zusammen mit der Wirtschaft<br />

neue Arbeitsmöglichkeiten für Menschen<br />

mit Defiziten zu generieren. Es muss<br />

aufgrund der bisherigen Erfahrungen ernsthaft<br />

darüber nachgedacht werden, marktverträgliche<br />

Einsatzmöglichkeiten für Menschen<br />

zu schaffen, die nie mehr in den<br />

offenen Arbeitsmarkt integriert werden<br />

können.<br />

Beispiele für umfassendere Ansätze<br />

können in Deutschland und den Niederlanden<br />

studiert werden. In Deutschland<br />

werden in dezentralen Jobcentren alle<br />

Erwerbslosen ungeachtet der institutionellen<br />

Zuständigkeit betreut. In den Niederlanden<br />

delegiert die Bundesregierung<br />

den Vollzug der Integrationsbemühungen<br />

an die Kommunen und steuert diesen mit<br />

einem raffinierten Finanzierungsmodell:<br />

Den Gemeinden werden zwei Budgets zur<br />

Verfügung gestellt. Das Budget für die<br />

finanzielle Unterstützung der Erwerbslosen<br />

ist plafoniert. Die Gemeinden müssen<br />

Überschreitungen selber finanzieren. Das<br />

Budget für Massnahmen zur Arbeitsintegration<br />

hingegen kann auf das Folgejahr<br />

übertragen werden, wenn es nicht ausgeschöpft<br />

wurde. In einem Mehrjahresplan<br />

wird das Unterstützungsbudget tendenziell<br />

herabgesetzt und das auf nachhaltige Wirkung<br />

zielende Integrationsbudget erhöht.<br />

Es muss allerdings gesagt werden, dass in<br />

den Niederlanden mit knapp 17 Millionen<br />

Einwohnern nur etwa 400 Gemeinden für<br />

die Führung von Vollzugsstellen zuständig<br />

sind.<br />

Es braucht in der Schweiz Strategien, Massnahmen<br />

und Gesetze gegen die zunehmende<br />

strukturelle Arbeitslosigkeit, die<br />

aus einer Hand geplant und geführt<br />

werden. Die Organisation und die Gesetzgebung<br />

sollten nicht länger von den Ursachen<br />

der Erwerbslosigkeit ausgehen, sondern<br />

lösungsorientiert ausgestaltet<br />

werden. Ein erster Schritt dazu wäre ein<br />

Bundesgesetz für die Sozialhilfe (was die<br />

Sozialdirektorenkonferenz unlängst gefordert<br />

hat; Anmerkung sonos-Redaktion). In<br />

einem zweiten Schritt müssten die Integrationsaufgaben<br />

von IV, Arbeitslosenversicherung<br />

und Sozialhilfe gesetzlich und<br />

institutionell zusammengeführt werden.


Mut zu grossem Schritt<br />

Ein Recht auf Selbstbestimmung gilt auch<br />

für Menschen mit einer Behinderung.<br />

Niemand darf wegen einer körperlichen,<br />

geistigen oder psychischen Behinderung<br />

diskriminiert werden.<br />

Text: Otto Piller in Schweizer Versicherung,<br />

Nr. 6 / Juni 2008<br />

Alle Menschen in unserem Lande sind<br />

gegen die wirtschaftlichen Folgen von Alter,<br />

Invalidität, Krankheit, Unfall, Arbeitslosigkeit,<br />

Mutterschaft, Verweisung und Verwitwung<br />

gesichert. Mit der Schaffung der IV<br />

wollte man erreichen, dass Menschen mit<br />

einer Behinderung durch berufliche Eingliederungsmassnahmen<br />

oder Geldleistungen<br />

eine Existenzgrundlage haben.<br />

Grundsätzlich besteht der gesetzliche Auftrag,<br />

dass Personen mit einer Behinderung<br />

möglichst beruflich eingegliedert werden<br />

sollen, dies nach dem Grundsatz „Eingliederung<br />

vor Rente“.<br />

Es folgte in langer, zäher politischer Kampf,<br />

geführt insbesondere von engagierten<br />

Menschen mit einer Behinderung, die sich<br />

nicht einfach fremdbestimmen lassen<br />

wollten. Dieser Kampf führte dazu, dass in<br />

der neuen Verfassung, die am 1. Januar<br />

2000 in Kraft trat, in Art. 8 festgelegt<br />

wurde, niemand dürfe wegen einer körperlichen,<br />

geistigen oder psychischen Behinderung<br />

diskriminiert werden und der<br />

Gesetzgeber müsse Massnahmen zur<br />

Beseitigung von Benachteiligungen der<br />

Behinderten treffen. Ein entsprechendes<br />

Gesetz wurde geschaffen. Viel Arbeit steht<br />

hier allerdings noch an, bis z.B. nur allein<br />

durch bauliche Massnahmen erreicht wird,<br />

dass auch körperlich behinderte Mitmenschen<br />

Zugang zu allen öffentlichen<br />

Gebäuden und Einrichtungen haben.<br />

Auch bei der IV löste dieser lange Kampf<br />

ein Umdenken aus, und mit der 4. IV-Revision<br />

wurde erstmals die sogenannte „Assistenzentschädigung“<br />

eingeführt. Menschen<br />

mit einer Behinderung sollen<br />

dadurch mehr Selbstbestimmung und<br />

Eigenverantwortung in der Ausgestaltung<br />

von Pflege und Betreuung erhalten. Mit<br />

einem Pilotversuch, der noch bis Ende<br />

2008 läuft, sollen Entscheidungsgrundlagen<br />

für eine definitive Einführung eines<br />

Assistenzmodells geschaffen werden.<br />

Ich persönlich hoffe sehr, dass dieser Pilotversuch,<br />

trotz einigen Anfangsschwierigkeiten<br />

zu einem guten Abschluss kommt.<br />

Die mit dem Pilotprojekt beauftragte Fachstelle<br />

Assistenz Schweiz (Fassis) leistet<br />

hier wirklich eine gute Pionierarbeit. Es<br />

wäre schade und sehr bedauerlich, wenn<br />

das Projekt „Assistenzentschädigung“<br />

einen Rückschlag erleiden würde. Es wird<br />

auch künftig eine grosse Zahl behinderte<br />

Menschen geben, die auf ein Leben im<br />

Heim angewiesen sind oder das Leben im<br />

Heim dem selbstbestimmten Leben vorziehen.<br />

Allerdings ist es die Aufgabe jedes<br />

Heims, die Heimbewohnerinnen und Heimbewohner,<br />

die von ihrer Behinderung her<br />

mit einem Assistenzbudget ausserhalb des<br />

Heimes leben könnten, zu ermuntern und<br />

ihnen zu helfen, dies auch zu tun. Ihr bisheriger<br />

Lebensweg war ja oftmals so, dass<br />

der Mut zu einem so bedeutenden Schritt<br />

verloren gegangen ist.<br />

Auch unverständlich ist es, wenn bereits in<br />

der Versuchsphase die Kostenfrage in den<br />

Fordergrund gerückt wird. Schliesslich geht<br />

es nicht um die Frage, ob der Heimaufenthalt<br />

billiger oder teurer ist, als das Leben<br />

ausserhalb des Heimes mit einem Assistenzbudget.<br />

Das Recht auf ein selbstbestimmtes<br />

Leben auch für behinderte Menschen<br />

ist hier eindeutig höher zu<br />

gewichten, als die Frage nach der Wirtschaftlichkeit.<br />

Das haben Volk und Stände<br />

mit dem Ja zur neuen Verfassung auch so<br />

gewollt!<br />

31<br />

«In Kürze»<br />

Starthilfe für den neuen Fonds der<br />

Invalidenversicherung<br />

Der neue Fonds der Invalidenversicherung<br />

(IV) soll die Starthilfe von fünf Milliarden<br />

Franken aus dem AHV-Fonds à<br />

fonds perdu erhalten. Der Nationalrat<br />

hat sich am 11. Juni 2008 dem Antrag<br />

der Einigungskonferenz und damit dem<br />

Ständerat angeschlossen. Die Zustimmung<br />

der kleinen Kammer ist eine Formalität,<br />

so dass die IV-Zusatzfinanzierung<br />

am 13. Juni 2008 verabschiedet<br />

werden kann. Um das mit 1,5 Milliarden<br />

defizitäre und bereits mit 11 Milliarden<br />

verschuldete Sozialwerk ins Lot zu<br />

bringen, sieht die Vorlage eine befristete<br />

Mehrwertsteuererhöhung und<br />

einen eigenständigen IV-Fonds vor. Bei<br />

der MwSt.-Erhöhung, für die es die<br />

Zustimmung von Volk und Ständen<br />

braucht, konnten sich die Räte bereits<br />

vor der letzten Runde einigen. Der Normalsatz<br />

soll von 2010 bis 2016 um 0,4<br />

Prozentpunkte auf 8,0 Prozent angehoben<br />

werden, der reduzierte Satz um<br />

0,1 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent, der<br />

Hotelleriesatz um 0,2 Prozentpunkte<br />

auf 3,8 Prozent.<br />

Diagnose Boreout<br />

Bis zu 15 Prozent der Schweizer Erwerbstätigen<br />

leiden unter einem Boreout,<br />

dem Gegenteil des viel bekannteren<br />

Burnout. Die Symptome sind Unterforderung,<br />

Desinteresse und Langeweile.<br />

Die Betroffenen entwickeln aber Verhaltensstrategien,<br />

um beschäftigt zu<br />

wirken. Ähnlich wie das Burnout kann<br />

das Boreout gesundheitliche Schäden<br />

verursachen (vgl. Philippe Rothlin,<br />

Peter R. Werder [2007], Diagnose Boureout<br />

- warum Unterforderung krank<br />

macht).


Diplomerteilung an neun Westschweizer<br />

Kommunikationsassistentinnen<br />

Am 13. Juni 2008 ist es so weit. Nachdem<br />

gut zwei Jahre zuvor in der Deutschschweiz<br />

der erste Ausbildungsgang Kommunikationsassistenz<br />

für taubblinde bzw.<br />

hörsehbehinderte Menschen abgeschlossen<br />

und das Diplom seinerzeit an 21<br />

Absolventinnen überreicht werden konnte,<br />

erhalten im Rahmen eines feierlich gestalteten<br />

Aktes am Nachmittag in Lausanne im<br />

Centre culturel de la Fédération Suisse des<br />

Sourds neun frisch ausgebildete Westschweizerinnen<br />

ihre Studienbescheinigung.<br />

Nachdem Stefan Spring, der Leiter der<br />

Taubblindenberatung, alle Anwesenden<br />

sehr herzlich begrüsst hat, würdigen Dr.<br />

André Assimacopoulos, Präsident des<br />

Schweizerischen Zentralvereins für das<br />

Blindenwesen SZB, wie auch die Geschäftsführerin<br />

von sonos die grosse Leistung der<br />

Absolventinnen und bringen in ihren Grussbotschaften<br />

zum Ausdruck, wie wichtig es<br />

ist, dass die beiden Dachverbände<br />

zusammen diese Ausbildung lanciert<br />

haben.<br />

Corinne Fivaz bringt in ihrer Funktion als<br />

Ausbildungsverantwortliche ihre ganz<br />

grosse Wertschätzung gegenüber Beat<br />

Marcchetti zum Ausdruck. Denn ohne ihn<br />

wäre die Ausbildung in der Romandie nicht<br />

zum Ausdruck gekommen.<br />

Schliesslich erhält auch noch die hörsehbehinderte<br />

Catherine Hutter, Präsidentin der<br />

Unterstützungsgruppe GERSAM, Gelegenheit<br />

ihre Anerkennung gegenüber den neun<br />

Absolventinnen auszusprechen. „Die<br />

Dienstleistungen der Kommunikationsassi-<br />

stentinnen ermöglichen den von dieser<br />

doppelten Sinnesbehinderung betroffenen<br />

Menschen eine unabhängige und selbst<br />

bestimmte Lebensweise. Deshalb ist es<br />

ausgesprochen wertvoll, diesbezüglich<br />

eine Ausbildung anzubieten.“<br />

Catherine Hutter bei ihren engagiert vorgetragenen<br />

Ausführungen.<br />

Dann ist der grosse Moment der Diplomüberreichung<br />

gekommen. Alle neun Absolventinnen<br />

erhalten ihren Studienausweis<br />

von ExponentInnen des SZB und sonos<br />

ausgehändigt sowie von beiden Dachverbänden<br />

je eine Rose.<br />

Das Diplom erhalten haben:<br />

Emmanuelle Bezençon<br />

Corinne Bouillant<br />

Marianne Chave<br />

Gisèle Collomb<br />

Patricia Golay<br />

Rosette Henchoz<br />

Nicole Meier<br />

Anne-Corinne Nicollier<br />

Regina Schmid<br />

Beim anschliessenden Apéro wird rege<br />

geplaudert und ausgetauscht.<br />

Die strahlenden diplomierten neun Westschweizer Kommunikationsasstistentinnen<br />

zusammen mit Corinne Fivaz (dritte von links) und Stefan Spring.<br />

[lk]


Assistenz für taubblinde Menschen<br />

Hörsehbehinderte und taubblinde Menschen<br />

beteiligen sich zurzeit an einem<br />

Innovationsprojekt zur selbstbestimmten<br />

und bezahlten Assistenz. Demnächst<br />

befasst sich der Bundesrat mit dem<br />

Thema. Der SZB bietet bereits eine speziell<br />

auf Taubblindheit ausgerichtete<br />

Dienstleistung zur Kommunikations-Assistenz<br />

an. Zeit für eine Zwischenbilanz aus<br />

der Sicht des Ressorts Taubblinden-Beratung<br />

des SZB.<br />

Text von Stefan Spring, Leiter der SZB Beratungsstellen<br />

für Hörsehbehinderte und<br />

Taubblinde<br />

Vor zwei Jahren fanden die ersten<br />

bezahlten Stunden Kommunikations-Assistenz<br />

statt. Zwei an sich unabhängige Entwicklungen<br />

führten zu diesem Meilenstein:<br />

Das Pilotprojekt Assistenzbudget des Bundesamtes<br />

für Sozialversicherung in Zusammenarbeit<br />

mit der Stiftung Assistenz<br />

Schweiz (sog. FASSIS-Projekt): Ein halbes<br />

Dutzend hörsehbehinderter Personen<br />

konnte dank einem monatlichen Budget<br />

Assistenzpersonen anstellen. Das Projekt<br />

wurde ausgewertet, Erfahrungen liegen<br />

vor. Aufgrund dieser Erfahrungen wird zurzeit<br />

über eine Fortsetzung und eine Einführung<br />

in einer angepassten Form auf<br />

Gesetzesstufe diskutiert. Projektende ist<br />

Dezember 2009.<br />

Die vom Dachverband der Schwerhörigenund<br />

Gehörlosenorganisationen SONOS<br />

getragene und durch die SZB Taubblinden-<br />

Beratung umgesetzte Ausbildung von bislang<br />

29 Kommunikations-Assistent/innen<br />

für taubblinde und hörsehbehinderte Menschen.<br />

Diese Kommunikations-<br />

Assistent/innen werden seither im direkten<br />

Auftrag von ca. 40 Betroffenen eingesetzt<br />

und durch den SZB im Stundenverhältnis<br />

angestellt. Die Einsätze wurden ausgewertet,<br />

auch hier liegen erste Erfahrungen<br />

vor. Für die Zukunft ist entscheidend, wie<br />

zusätzliche Mittel zu dieser spezifisch auf<br />

Taubblindheit ausgerichteten Dienstleistung<br />

generiert werden können.<br />

Zurzeit erarbeitet das Bundesamt auf<br />

Grund der wissenschaftlichen Auswertungen<br />

zum Pilotprojekt «Assistenzbudget»<br />

einen neuen Vorschlag zur Zukunft<br />

der persönlichen, subjektorientierten Assistenz<br />

in der Schweiz (vgl. die ausführlichen<br />

Berichte und Konzepte auf www.assistenzbudget.ch<br />

und www.bsv.admin.ch/<br />

themen). Im Laufe dieses Jahres soll der<br />

Bundesrat über einen neuen Vorschlag ent-<br />

scheiden (Medienmitteilung BSV 21.12.07).<br />

Es ist also Zeit, aus der Sicht des SZB-Ressorts<br />

Taubblinden-Beratung Vor- und Nachteile<br />

der beiden Systeme aufzuzeigen.<br />

Das Bundesprojekt „Assistenzbudget“<br />

geht von einem Arbeitgeber-Modell aus.<br />

Die administrativen Folgen daraus sind für<br />

sinnesbehinderte Menschen eine grosse<br />

Hürde und zusätzliche Belastung. Verschiedene<br />

Teilnehmer/innen sind unsicher, ob<br />

sie die Arbeitgeber-Rolle in Bezug auf versicherungs-<br />

und finanztechnische Aspekte<br />

korrekt ausüben und geben an, monatlich<br />

viele Stunden mit der Administration<br />

beschäftigt zu sein. Gerade bei administrativen<br />

Aspekten des Lebens sind viele hörsehbehinderte<br />

Menschen auf externe<br />

Unterstützung angewiesen sind, z.B. seitens<br />

der SZB Beratungsstellen. Das durch<br />

Fassis entwickelte Modell ist in der heutigen<br />

Form nur für eine sehr kleine Minderheit<br />

taubblinder Menschen zugänglich.<br />

Zudem wird das Assistenzbudget in Analogie<br />

zur Hilflosenentschädigung (HE)<br />

berechnet und übernimmt damit deren<br />

Schwächen: Die Hilflosigkeit wird in den<br />

schweizerischen Gesetzen aus dem<br />

Gesichtspunkt der körperlichen Selbstsorge<br />

definiert, was bezüglich einer doppelten<br />

Sinnesbehinderung nicht angemessen<br />

ist. Die Aspekte der sozialen Teilhabe,<br />

der zwischenmenschlichen Kommunikation,<br />

der Mobilität und des Zuganges<br />

zu Informationen, werden ungenügend<br />

berücksichtigt. Die HE-Verordnung und<br />

damit auch die Berechnung des Assistenzbudgets<br />

im Pilotprojekt berücksichtigen<br />

dies teilweise, gehen dabei aber von einer<br />

heute wissenschaftlich nicht mehr haltbaren<br />

Definition von Taubblindheit aus (vgl.<br />

dazu den Vorbericht zur ersten Studie zur<br />

Taubblindheit in der Schweiz, einsehbar<br />

unter www.szb.ch). Die Folge ist, dass hörsehbehinderte<br />

Menschen mit grossen Teilhabe-Einschränkungen<br />

fast willkürlich eine<br />

HE leichten, mittleren oder schweren<br />

Grades erhalten und demnach auch das<br />

Assistenzbudget zwischen Fr. 1’500 und<br />

4’500 variieren kann, relativ losgelöst von<br />

einem an die schulische, berufliche und<br />

gesellschaftliche Integration geknüpften<br />

Bedarf. Aus der Sicht der Sinnesbehinderungen<br />

ist es zudem sehr störend, dass<br />

sich das Pilotprojekt unkritisch an den<br />

gesetzlichen Strukturen der Invalidenversicherung<br />

orientiert und damit die Behinderung<br />

als Arbeits- und Erwerbsbehinderung<br />

versteht. Die Sinnesbehinderungen (Folgen<br />

Die Skulptur steht in einem Park in Landsberg,<br />

Bayern/D, und stellt die Einheit der Sinne dar.<br />

Foto: Stefan Spring<br />

von Hör- und von Sehschädigungen)<br />

werden immer mehr zu Phänomenen, die<br />

erst im Alter auftreten, also nicht seit<br />

Geburt und Kindheit bestehen oder im so<br />

genannten „IV-Alter“ schon auftreten, sondern<br />

erst im AHV-Alter. Das Pilotprojekt<br />

schliesst Menschen, die erst im AHV-Alter<br />

mit einer Behinderung konfrontiert sind<br />

schlichtweg aus: Für das Taubblindenwesen<br />

ist das unhaltbar (vgl. auch die<br />

Altersverteilung in der oben genannte Vorstudie).<br />

Hörsehbehinderte Menschen in Dänemark<br />

haben bereits seit mehreren Jahren die<br />

Möglichkeit, eine Assistenzperson für<br />

taubblindenspezifische Bedürfnisse zu<br />

engagieren (die lokale Bezeichnung ist<br />

Contact-Person: Kontaktperson). Zurzeit<br />

nutzen 260 taubblinde Dänen und<br />

Däninnen diese Möglichkeit, unabhängig<br />

ihres Alters, Art oder Ursache der Sinnesschädigung.<br />

Dänemark zählt ca. 5,4 Millionen<br />

Einwohner/innen, ist also wesentlich<br />

kleiner als die Schweiz. Die Taubblindheit<br />

wird als „Funktionale Taubblindheit“<br />

beschrieben, was wissenschaftlich<br />

opportun ist und von den reellen Möglichkeiten<br />

der Betroffenen ausgeht. Die Leiterin<br />

der nationalen Beratungsstellen für<br />

taubblinde Menschen, Helle Brögger,<br />

zitierte an der letzten internationalen Konferenz<br />

für Taubblindheit einige Nutzniesser<br />

des Kontaktpersonen-Systems:<br />

33


• „Die Kontaktperson ist Auge, Ohr und<br />

Mund für mich. Sie ist mein Kontakt zur<br />

Aussenwelt.“<br />

• „Die Kontaktperson ermöglicht es mir, an<br />

Vereinstätigkeiten teilzunehmen.“<br />

• „Die Kontaktperson gibt mir die Freiheit,<br />

Aktivitäten zu wählen, ohne von der<br />

Familie und Freunden abhängig zu sein.“<br />

• „Die Kontaktperson bietet mir die Möglichkeit,<br />

Isolation zu verhindern.“ (DBI-<br />

Conference 2007, Referat beim Verfasser<br />

erhältlich).<br />

Aus solchen Statements wird ersichtlich,<br />

welche Natur die Assistenz bei Menschen<br />

mit doppelter Sinnesbehinderung haben<br />

muss. Es geht dabei nicht um die Kategorien<br />

der Hilflosenentschädigung, die in der<br />

Schweiz angewendet werden<br />

(„Ankleiden/Auskleiden,<br />

Aufstehen/Absitzen/Abliegen, Essen von<br />

normal zubereiteten Mahlzeiten, kämmen,<br />

rasieren, baden/duschen, Ordnen der<br />

Kleider, Körperreinigung, Verrichten der<br />

Notdurft, Fortbewegung in der Wohnung<br />

und im Freien, Pflege der gesellschaftlichen<br />

Kontakte“. Quelle: HE-Anmeldeformular<br />

der SVA, online), sondern um die umfassende<br />

Leistung einer ausgebildeten, an<br />

einen strengen Berufskodex gebundene<br />

Person. Diese assistiert der hörsehbehinderten<br />

Person und kompensiert - im Sinne<br />

eines Hilfsmittels - die drei für die Hörsehbehinderung<br />

spezifischen Hauptschwierigkeiten:<br />

• Die zwischenmenschliche Kommunikation<br />

• Die Mobilität in fremder Umgebung<br />

• Der Zugang zur Information.<br />

Bildungsangebote 2008<br />

Neu:<br />

Heilkräuterkurs<br />

6. Juli bis 8. Juli 2008<br />

Wir lernen verschiedene wildwachsende<br />

Kräuter kennen, erhalten Tipps zum Sammeln,<br />

Trocknen, Lagern und Verarbeiten.<br />

Die Kräuter werden zu Salben, Badesalz,<br />

Tinktur und Öl verarbeitet.<br />

Leitung: Gudrun Turner, mit Gebärdensprachdolmetscherin<br />

Auf diese spezifischen Aspekte der<br />

Taubblindheit ist auch die Kommunikations-Assistenz<br />

von SZB/<strong>Sonos</strong> ausgerichtet.<br />

In den letzten Monaten hat die<br />

Hochschule Soziale Arbeit im Auftrag des<br />

SZB 25 Einsätze von Kommunikations-Assistentinnen<br />

evaluiert. Aus den ersten Ergebnissen<br />

geht hervor, dass die Mehrzahl der<br />

Einsätze zwischen 4 und 6 Stunden dauerten<br />

und für die Erledigung wichtiger<br />

Geschäfte ausserhalb des Hauses eingesetzt<br />

wurden (Besorgen von Geschäften,<br />

bei denen die visuelle Wahrnehmung und<br />

die Kommunikation mit Drittpersonen notwendig<br />

sind). Die Assistenzleistung<br />

umfasste konkret die Bereiche der Mobilität<br />

(sehbehindertengerechtes Führen),<br />

der Kommunikation (taubblindenspezifische<br />

Kommunikationstechniken einsetzen<br />

zwischen Betroffenen und Drittpersonen)<br />

und die Orientierung über die sozialen<br />

Ereignissen vor Ort (wer kommt, wer geht,<br />

wie ist die Stimmung, wird gelacht usw.).<br />

Ergänzt werden diese Leistungen mit einer<br />

Vielzahl weiterer, personen-, behinderungs-<br />

und situationsgebundenen Assistenzthemen<br />

(Bericht der Hochschule<br />

Soziale Arbeit beim Verfasser einsehbar).<br />

Nicht die körperbezogene Hilfestellung<br />

steht im Vordergrund der „Hilflosigkeit“<br />

taubblinder Menschen, sondern die Isolation<br />

und Ausgrenzung aus der sozialen Teilhabe.<br />

Das illustriert der Kommentar einer<br />

betroffenen Person zu einem der evaluierten<br />

Assistenzeinsätze: „Ich konnte der<br />

Diskussion folgen und mich somit einbringen<br />

und mitgestalten, Entscheidungen<br />

treffen, Ideen einbringen und emotional<br />

dabei sein, dazugehören“.<br />

Pilzwanderkurs<br />

Pilze erkennen, sammeln,<br />

zubereiten<br />

Wochenendkurs 22. bis<br />

24. August 2008<br />

Leitung: Rosemarie Kuhn, mit Gebärdensprachdolmetscherin<br />

Frauen in der zweiten<br />

Lebenshälfte<br />

Wochenendkurs 6. bis<br />

7. September 2008<br />

Ein Workshop, der sich mit dem Älterwerden<br />

auseinandersetzt und hilft, neue<br />

Die SZB-Kommunikations-Assistenz wird<br />

heute im Rahmen eines Unterleistungsvertrages<br />

erbracht. Die Mittel dazu sind so<br />

beschränkt, dass jeder bei den SZB Beratungsstellen<br />

gemeldeten Person gerade mal<br />

9 Assistenzstunden im Jahr ermöglicht<br />

werden könnten. Da (noch) nicht alle Betroffenen<br />

diese selbstbestimmte Form der Assistenz<br />

beanspruchen, können zurzeit etwa 40<br />

Personen einen kurzen Tag Assistenz pro<br />

Monat beanspruchen (6 bis 7 Stunden). Es<br />

wird sich im Rahmen der Leistungsvereinbarungen<br />

2010-12 zeigen, welche Antworten<br />

auf die sicher eintreffende Entwicklung der<br />

Nachfrage möglich sein werden, ob also die<br />

bestehende Benachteiligung der hör- und<br />

sehbehinderten Menschen gegenüber<br />

denen, die dank einem noch gesunden Sinn<br />

(Hören für Sehgeschädigte, Sehen für Hörgeschädigte)<br />

und einer modernen und<br />

selbstbestimmten Dienstleistung verringert<br />

werden kann. Die weitere Entwicklung der<br />

nationalen Modelle der Subjektfinanzierung,<br />

die dringend notwendige Überprüfung<br />

der Berechnungsgrundlagen zur Hilflosenentschädigung<br />

und die Beschlüsse des<br />

Bundesrates zum „Pilotprojekt Assistenzbudget“,<br />

beeinflussen also die Rahmenbedingungen<br />

der künftigen behinderungskonformen<br />

Unterstützung hörsehbehinderter<br />

und taubblinder Menschen.<br />

Inzwischen konnte am 13. Juni auch die Ausbildung<br />

von Kommunikationsassistentinnen<br />

für die französische Schweiz abgeschlossen<br />

und die Partnerschaft zwischen SZB und<br />

<strong>Sonos</strong> gefestigt werden. Der SZB ist Dachorganisation<br />

des Taubblindenwesens und wird<br />

sich zusammen mit seinen Partnern der<br />

Fachhilfe und der Selbsthilfe in diesem<br />

Bereich weiterhin engagieren.<br />

Lösungen zu entwickeln, um das Gleichgewicht<br />

zwischen den eigenen Bedürfnissen<br />

und den Ansprüchen der Umwelt zu<br />

finden!<br />

Leitung: Sylvia Zimmer, mit Gebärdensprachdolmetscherin<br />

Alle Zimmer verfügen neu über Dusche<br />

und WC!<br />

Weitere Auskunft und Anmeldung:<br />

Fontana Passugg, 7062 Passugg-<br />

Araschgen<br />

Fax 081 250 50 57, www.fontana-passugg.ch


Zwei Glarnerinnen geben Vollgas<br />

Am Samstag, 3. Mai 2008 haben die<br />

gehörlose Gertrud Wyss und die schwerhörige<br />

Agathe Güntert mitten in Glarus<br />

Unterschriften für die Aktion „mehr untertitelte<br />

Fernsehsendungen„ bei den privaten<br />

TV-Station „Tele Südostschweiz“,<br />

„3+“ und „StarTV“ gesammelt. Die Unterschriftenaktion<br />

stiess bei der Glarner<br />

Bevölkerung auf sehr viel Sympathie und<br />

Unterstützung. sonos berichtete in der<br />

Juni-Ausgabe über die Unterschriften-<br />

Aktion.<br />

Gut zweieinhalb Wochen später wird das<br />

Management der drei TV-Stationen auf das<br />

wichtige Gehörlosen- und Hörbehindertenanliegen<br />

aufmerksam gemacht. Die gesammelten<br />

Unterschriften werden „Tele<br />

Südostschweiz“, „3+“ und „StarTV“ offiziell<br />

übergeben. Fast generalstabsmässig<br />

wird die Übergabe - bis hin zum kleinsten<br />

Detail - organisiert und Punkt für Punkt<br />

geplant. Am Mittwoch, 21. Mai 2008, ist der<br />

grosse Tag. Unter der Leitung von Gertrud<br />

Wyss, fahren Agathe Güntert und deren<br />

beide gehörlose Begleiter, Peter Günter<br />

und Fritz Marti, nach Chur zum TV-Sender<br />

„Tele Südostschweiz“. Die Übergabe der<br />

Unterschriften bei „Tele Südostschweiz“ ist<br />

von sehr viel Verständnis und Wohlwollen<br />

gegenüber dem Wunsch nach mehr untertitelten<br />

Sendungen geprägt.<br />

Gertrud Wyss und Agathe Güntert unterwegs<br />

für mehr untertitelte Fernsehsendungen.<br />

Nächster Treffpunkt ist der Fernsehsender<br />

„3+“ in Schlieren. Durch die Assistentin der<br />

Geschäftsleitung, Nadine Gliesche, wird die<br />

Delegation aus dem Glarnerland sehr<br />

freundlich empfangen.<br />

Nadine Gliesche: „Ich werde die Unterschriften<br />

sehr gerne dem Dirktor, der zurzeit<br />

in den U.S.A. ist, übergeben. Ich kann<br />

Ihnen aber versichern, dass „3+“ ein grosses<br />

Interesse hat, mehr Sendungen mit Untertitelungen<br />

auszustrahlen. Wir arbeiten daran und<br />

wir wollen in Zukunft viel mehr hörbehindertengerechte<br />

Sendungen auf unserem Kanal<br />

ausstrahlen.“<br />

Gertrud Wyss stellt fest: „In den Fernsehzeitschriften<br />

wird mit dem „Ohr-Symbol“ darauf<br />

hin gewiesen, dass eine Fernsehsendung hörbehindertengerecht<br />

ausgestrahlt wird. Oftmals<br />

ist es aber in Tat und Wahrheit so, dass<br />

trotz dem „Ohr-Symbol“ die Sendungen nicht<br />

untertitelt sind. Das ist schade und völlig<br />

unverständlich.“<br />

v.l.n.r. Nadine Gliesche, Agathe Güntert und Gertrud<br />

Wyss bei der Unterschriftenübergabe beim Privat-<br />

Sender „3+“.<br />

Nadine Gliesche: „Wenn dem tatsächlich so<br />

ist, kann ich natürlich ihren Unmut verstehen.<br />

Ich werde dieses Problem umgehend intern<br />

genau abklären und sichere ihnen zu, dass<br />

zukünftig nur noch die Sendungen mit einem<br />

Symbol versehen werden, die dann auch<br />

effektiv mit Untertitelungen ausgestrahlt<br />

werden.“<br />

Die nächste Station auf der Unterschriftentour<br />

von Gertrud Wyss und ihrem Team ist der<br />

Privat-Sender „StarTV“ ebenfalls in<br />

Schlieren.<br />

Beat Mattle, Assistent der Geschäftsleitung,<br />

empfängt die BotschafterInnen für mehr<br />

Untertitelungen sehr freundlich und zuvorkommend.<br />

„Ich bin sehr froh, dass wir mit<br />

dem heutigen Besuch auf ein wichtiges Problem<br />

aufmerksam gemacht werden. Ich kann<br />

völlig nachvollziehen, dass für gehörlose<br />

Menschen Fernsehsendungen ohne Untertitelungen<br />

eigentlich unakzeptabel sind. Ich<br />

bin wirklich dankbar, dass mit der heutigen<br />

Aktion unser Bewusstsein auf ein berechtigtes<br />

Behindertenanliegen aufmerksam und<br />

wieder einmal präsent gemacht wird. Ich<br />

kann Ihnen sicher nicht versprechen, dass<br />

nun ab sofort 100% aller Sendungen untertitelt<br />

sein werden. Aber ich kann Ihnen ver-<br />

sprechen, dass schon sehr bald mehr als<br />

nur eine Sendung pro Woche mit Untertitelungen<br />

ausgestrahlt wird. Ich lade Sie alle<br />

ein, dass Sie in drei Monaten bei uns nachfragen,<br />

was schon alles realisiert werden<br />

konnte. Ich möchte nochmals betonen,<br />

dass wir grosses Interesse an einem<br />

Ausbau von Sendungen mit Untertitelungen<br />

haben.“<br />

v.l.n.r. Beat Mattle, Agathe Güntert und Gertrud Wyss bei<br />

der Unterschriftenübergabe beim Privat-Sender StarTV.<br />

Gertrud Wyss: „Wir Gehörlosen brauchen<br />

die Untertitelungen, und wir brauchen vielmehr<br />

Sendungen, die untertitelt sind.“<br />

Beat Mattle: „Vielleicht haben wir viel<br />

zuwenig an die gehörlosen und hörbehinderten<br />

Menschen und ihren spezifischen<br />

Bedürfnissen gedacht. Eine mögliche Verbesserung<br />

könnte wahrscheinlich auch<br />

erreicht werden, wenn die verschiedenen<br />

Fernsehsender besser untereinander vernetzt<br />

wären und enger zusammenarbeiten<br />

würden. Ich bin sicher, Potenzial wäre vorhanden.“<br />

Gertrud Wyss und Agathe Güntert sowie<br />

ihre beiden Begleiter sind nach der<br />

anstrengenden Werbetour für mehr untertitelte<br />

Fernsehsendungen glücklich und<br />

zufrieden über die vielen positiven Rückmeldungen.<br />

Vor allem aber über die erhaltenen<br />

Zusagen, dass die privaten Fernsehsender<br />

in Zukunft viel mehr untertitelte<br />

Sendungen ausstrahlen werden. Sollte<br />

dem tatsächlich so sein, so hat sich das<br />

grosse Engagement von Gertrud Wyss und<br />

Agathe Güntert für viele gehörlose und hörbehinderte<br />

Menschen in unserem Land<br />

100%-ig gelohnt. Zuversichtlich stimmt,<br />

dass Beat Mattle sich am 27. Mai 2008 persönlich<br />

bei sonos gemeldet hat und klar<br />

zum Ausdruck gebracht hat, „StarTV“<br />

meine es ernst und plane bereits ganz konkrete<br />

Schritte für untertitelte Sendungen<br />

auf diesem Kanal. [rr]<br />

35


Leben und<br />

Glauben<br />

Babel<br />

Sie kennen die Geschichte vom Turmbau zu<br />

Babel 1 , wo die selbstbewussten Bewohner<br />

an einem Wolkenkratzer arbeiteten: „Auf,<br />

bauen wir uns eine Stadt und einen Turm<br />

mit einer Spitze bis zum Himmel, und<br />

machen wir uns damit einen Namen, dann<br />

werden wir uns nicht über die ganze Erde<br />

zerstreuen.“ Ihr ehrgeiziges Projekt fand<br />

bei Gott als den Architekten der Welt<br />

keinen Gefallen: „Auf, steigen wir hinab,<br />

und verwirren wir dort ihre Sprache, so<br />

dass keiner mehr die Sprache des anderen<br />

versteht.“<br />

Die Parabel 2 vom bestraften Hochmut der<br />

Menschen, ist auch ein Gründungsmythos 3<br />

der kulturellen Vielfalt. „Gott zerstreute sie<br />

von dort aus über die ganze Erde ...“<br />

So begann - in Babel schon die Auseinandersetzung<br />

mit der Gehörlosenkultur, finde<br />

ich.<br />

Wer die Macht hat definiert in<br />

welcher Sprache gesprochen<br />

und gedacht wird.<br />

Es gibt auf der Welt mehr Hörende, oft<br />

sehen sich Gehörlose und Hörbehinderte<br />

als Opfer in dieser Welt der Hörenden. Aber<br />

ich sehe auch, wie sich Augenmenschen 4<br />

(Gehörlose und Hörbehinderte) einbringen<br />

in unsere Gesellschaft zum Nutzen der<br />

ganzen Bevölkerung: Sei es zum Beispiel,<br />

dass in den Angeboten der öffentlichen<br />

Transportmittel der visuelle Aspekt laufend<br />

gestärkt wird, oder in der Tagesschau,<br />

welche um 18.00 Uhr, simultan in Gebärdensprache<br />

übersetzt wird.<br />

Augenmenschen, welche sich für Ihre<br />

Sache engagieren haben folgende<br />

Geschichte aus der mystischen 5 Tradition<br />

von Sa’di schon vorweggenommen.<br />

Unterwegs im Wald sah ein Mann einen<br />

Fuchs, der seine Beine verloren hatte. Er<br />

wunderte sich, wie das Tier wohl überleben<br />

konnte. Dann sah er einen Tiger mit einem<br />

gerissenen Wild. Der Tiger hatte sich satt<br />

gefressen und überliess dem Fuchs den<br />

Rest.<br />

Am nächsten Tag ernährte Gott den Fuchs<br />

wiederum mit Hilfe des gleichen Tigers. Der<br />

Mann war erstaunt über Gottes grosse Güte<br />

und sagte zu sich: „Auch ich werde mich in<br />

einer Ecke ausruhen und dem Herrn voll<br />

vertrauen, und er wird mich mit allem<br />

Nötigen versorgen.“<br />

Viele Tage brachte er so zu, aber nichts<br />

geschah, und der arme Kerl war dem Tode<br />

nahe, als er eine Eingebung von Gott hatte:<br />

„Du da, auf dem falschen Weg, öffne die<br />

Augen vor der Wahrheit! Folge dem Beispiel<br />

des Tigers, und nimm dir nicht länger den<br />

Fuchs zum Vorbild.“<br />

Auf der Strasse traf ich ein kleines frierendes<br />

Mädchen, zitternd in einem dünnen<br />

Kleid, ohne Hoffnung, etwas Warmes zu<br />

essen zu bekommen. Ich wurde zornig und<br />

sagte zu Gott: „Wie kannst du das<br />

zulassen? Warum tust du nichts dagegen?“<br />

Eine Zeitlang sagte Gott nichts. Aber in der<br />

Nacht antwortete er ganz plötzlich. „Ich<br />

habe wohl etwas dagegen getan. Ich habe<br />

dich geschaffen.“ 6<br />

Liebe Augenmenschen bringt euch ein,<br />

setzt euch ein, zeigt euch, so werden eure<br />

Anliegen wahrgenommen. Seid wie der<br />

Tiger in der Geschichte von Sa’id. So haben<br />

alle etwas von eurer besonderen Kultur.<br />

Am 25. Mai 2008 wurde Heinrich Beglinger<br />

Hörbehindertenseelsorger in Basel aus<br />

seiner Arbeit verabschiedet. Er ist so ein<br />

Tiger. Mit diesem Text danke ich ihm für<br />

sein Engagement.<br />

Andreas Fankhauser


„Geh aus mein Herz und suche Freud...“<br />

ein ungewöhnlicher Sommerspaziergang...<br />

Liebe Leserinnen<br />

Liebe Leser<br />

Ich will sie heute auf einen kurzen Sommerspaziergang<br />

mitnehmen. Es ist nicht<br />

ein normaler Spaziergang. Es ist ein Spaziergang<br />

durch die Strophen eines Liedes.<br />

Es ist ein Spaziergang in Gedanken.<br />

Paul Gerhardt hat dieses Lied geschrieben.<br />

Es ist nicht einfach ein schöner Sommergesang,<br />

weil in dieser Dichtung von der wunderbaren<br />

Natur die Rede ist.<br />

„Geh aus mein Herz und suche Freud!“ Das<br />

ist eine Selbstaufforderung. Manchmal<br />

wünschen wir uns genau das: einmal aus<br />

uns herausgehen zu können. Den Alltag<br />

zurücklassen. Der Alltag, in dem so viel von<br />

uns verlangt wird. Der Alltag, der immer<br />

gleich ist. Der Alltag, der keine Abwechslung<br />

bringt. Ich glaube wir alle haben diese<br />

Sehnsucht, einmal aus diesem Alltag ausbrechen<br />

zu können.<br />

Aber wohin sollen wir gehen, wenn wir ausbrechen?<br />

Wohin flüchten wir vor unserem<br />

Leben? Was fangen wir mit dieser grossen<br />

Sehnsucht an?<br />

„Geh aus mein<br />

Herz und suche<br />

Freud!“ Vielleicht<br />

denken wir jetzt,<br />

Paul Gerhardt<br />

hatte es leicht in seinem Leben. Vielleicht<br />

denken wir, er hat in einer ganz einfachen,<br />

unbeschwerten Zeit gelebt. Aber das wäre<br />

falsch gedacht! Der evangelische Pfarrer<br />

Paul Gerhardt schrieb dieses Lied unmittelbar<br />

nach den Schrecken des Dreissigjährigen<br />

Krieges (1618 - 1648). Er hat den<br />

Krieg miterlebt, er hat viele Menschen<br />

sterben und verhungern sehen. Und dann<br />

schreibt er ein Gedicht in dem es um<br />

Blumen, Nachtigallen und die wunderschöne<br />

Natur geht!?<br />

Es ist keine naive Weltbetrachtung, die uns<br />

Gerhardt hier liefert, nein! Er flüchtet. Er<br />

flüchtet nicht einfach in die Natur, in die frische<br />

Sommerluft. Er bricht aus dem<br />

schrecklichen Alltag aus und flüchtet sich<br />

zu Gottes Schöpfung und zu Gottes Güte.<br />

An Gottes Tun, an Gottes Werk richtet sich<br />

Paul Gerhardt auf. Und er tut dies, indem er<br />

seine Sinne wieder neu wecken lässt. Was<br />

er sieht, und spürt, und hört und riecht ist<br />

eben nicht nur das erbärmliche kleine<br />

Leben mit den Folgen des Krieges, ist nicht<br />

nur die alltägliche Mühe und Last. Die<br />

Beobachtung, dass auf der Erde das Leben<br />

hervorquillt, stärkt seine Sinne für Gott.<br />

Das gibt ihm Kraft. Der Blick zu Gott schärft<br />

seine Sinne für das Ewige.<br />

Paul Gerhardt konnte mit diesem Lied aus<br />

seinem Alltag ausbrechen, alles hinter sich<br />

lassen. Und was ist mit uns? Wohin<br />

flüchten wir? Wir können nicht aus unserem<br />

Leben flüchten. Aber auch wir können uns<br />

zu Gott flüchten. Hinaus in seine Schöpfung,<br />

hinaus in seine Natur. Ob wir das tun,<br />

indem wir spazieren gehen oder nur in<br />

Gedanken, das bleibt uns überlassen.<br />

Hier endet unser Sommerspaziergang.<br />

Wenn wir vom Spaziergang zurückkommen,<br />

hat uns der Alltag wieder. Die<br />

Unterbrechung ist dann beendet. Der Ort<br />

an dem wir leben ist nicht tauschbar. Aber<br />

wir können an einem anderen Ort Energie<br />

und Kraft sammeln, um den Alltag zu<br />

bestehen. Für Paul Gerhardt ist dieser Ort<br />

Gottes Schöpfung.<br />

Wo ist dieser Ort für Sie?<br />

Nehmen Sie sich die Zeit, die 15 Strophen<br />

dieses Liedes zu lesen. Begleiten Sie Paul<br />

Gerhardt auf seinem Spaziergang!<br />

1. Geh aus mein Herz und suche Freud in<br />

dieser lieben Sommerzeit an deines<br />

Gottes Gaben; Schau an der schönen<br />

Gärtenzier, und siehe, wie sie mir und dir<br />

sich ausgeschmücket haben.<br />

2. Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich<br />

decket seinen Staub mit einem<br />

grünem Kleide; Narzissen und die<br />

Tulipan, die ziehen sich viel schöner an<br />

als Salomonis Seide.<br />

3. Die Lärche schwingt sich in die Luft, das<br />

Täublein fleugt aus seiner Kluft und<br />

macht sich in die Wälder; die hochbegabte<br />

Nachtigall ergötzt und füllt mit<br />

ihrem Schall Berg, Hügel, Tal und Felder.<br />

4. Die Glucke führt ihr Völklein aus, der<br />

Storch baut und bewohnt sein Haus, das<br />

Schwälblein speist die Jungen; der<br />

schnelle Hirsch, das leichte Reh ist froh<br />

und kommt aus seiner Höh ins tiefe Gras<br />

gesprungen.<br />

5. Die Bächlein rauschen in dem Sand und<br />

malen sich an ihren Rand mit schatten-<br />

reichen Myrten; die Wiesen liegen hart<br />

dabei und klingen ganz vom Lustgeschrei<br />

der Schaf und ihrer Hirten.<br />

6. Die unverdrossne Bienenschar fliegt hin<br />

und her, sucht hier und da ihr edle<br />

Honigspeise; des süssen Weinstocks<br />

starker Saft bringt täglich neue Stärk’<br />

und Kraft in seinem schwachen Reise.<br />

7. Der Weizen wächset mit Gewalt darüber<br />

jauchzet jung und alt und rühmt die<br />

grosse Güte; des, der so überflüssig labt<br />

und mit so manchem Gut begabt<br />

das menschliche Gemüte.<br />

8. Ich selber kann und mag nicht ruh´n, des<br />

grossen Gottes grosses Tun<br />

erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit,<br />

wenn alles singt und lasse was dem<br />

Höchsten klingt aus meinem Herzen<br />

rinnen.<br />

9. Ach denk ich bist Du hier so schön, und<br />

lässt Du’s uns so lieblich geh´n auf dieser<br />

armen Erde; was will doch wohl nach<br />

dieser Welt dort in dem reichen Himmelszelt<br />

und güldnen Schlosse werden?<br />

10.Welch hohe Lust, welch heller Schein,<br />

wird wohl in Christi Garten sein! Wie wird<br />

es da wohl klingen? Da so viel tausend<br />

Seraphim, mit unverdrossnem Mund und<br />

Stimm, ihr Halleluja singen.<br />

11.Oh wär ich da, o stünd ich schon, ach<br />

süsser Gott vor Deinem Thron, und trüge<br />

meine Palmen! So wollt ich nach der<br />

Engel Weis’ erhöhen Deines Namens<br />

Preis, mit tausend schönen Psalmen.<br />

12.Doch gleichwohl will ich weil ich noch,<br />

hier trage dieses Leibes Joch, auch gar<br />

nicht stille schweigen; mein Herze soll<br />

sich fort und fort an diesem und an allem<br />

Ort zu Deinem Lobe neigen.<br />

13.Hilf mir und segne meinen Geist Mit<br />

Segen, der vom Himmel fleusst, dass ich<br />

Dir stetig blühe; Gib, dass der Sommer<br />

Deiner Gnad, in meiner Seele früh und<br />

spat, viel Glaubensfrücht erziehe.<br />

14.Mach in mir Deinem Geiste Raum, dass<br />

ich Dir werd ein guter Baum, und lass<br />

mich Wurzeln treiben; verleihe, dass zu<br />

Deinem Ruhm, ich Deines Gartens<br />

schöne Blum und Pflanze möge bleiben.<br />

15.Erwähle mich zum Paradeis, und lass<br />

mich bis zur letzten Reis, an Leib und<br />

Seele grünen; so will ich Dir und Deiner<br />

Ehr, allein und sonstern keinem mehr,<br />

hier und dort ewig dienen.<br />

Anita Kohler<br />

37


Kultur<br />

Text: Michael Meier in Tages-Anzeiger vom<br />

30. Mai 2008<br />

Das Zürcher Spendenparlament unterstützt<br />

ein Theaterprojekt, das Gehörlose und<br />

Hörende zusammenbringt - und die Gebärdensprache<br />

pflegt.<br />

Mit einem jährlichen Beitrag von 500<br />

Franken erhält man Sitz und Stimme im<br />

Zürcher Spendenparlament. Mittlerweile<br />

hat es 112 Mitglieder. Wegen des heissen<br />

Wetters versammelten sich am Abend des<br />

30. Mai nur gerade 35 Parlamentarier im<br />

Zürcher Rathaus, um Spendengelder an<br />

soziale und kulturelle Integrationsprojekte<br />

ihrer Wahl zu sprechen.<br />

Text: Reto Bühler in züritipp vom 19. Juni 2008<br />

Die aufkeimende Liebe zwischen zwei<br />

behinderten Menschen versetzt ein chilenisches<br />

Armenviertel in Aufruhr. Pedro liebt<br />

Cati, und Cati liebt Pedro. Sie leben in San<br />

Gregorio, einem Armenbezirk von Santiago<br />

de Chile, und haben sich in einer Tagesstätte<br />

für Behinderte kennen gelernt. Pedro<br />

(Pedro Vargas) ist der Sonnenschein des<br />

Quartiers und schlägt sich trotz seiner<br />

leichten geistigen und körperlichen Behinderung<br />

relativ selbständig durch den Tag,<br />

Cati (Maria José Parga) hat damit schon<br />

mehr Mühe. Pedro hilft ihr, wo er kann, doch<br />

je stärker die gegenseitige Zuneigung der<br />

beiden, desto grösser das Misstrauen des<br />

Umfelds. Insbesondere Pedros Mutter und<br />

Catis Schwester, die sich mit grosser Hingabe<br />

um ihre Schützlinge kümmern, reagieren<br />

gereizt.<br />

Die Liebe entpuppt sich als Nagelprobe der<br />

Toleranz. Nicht nur scheint der Spass zu<br />

Ende, wenn sich das eigene Kind in einen<br />

Behinderten verliebt, auch das symbiotische<br />

Verhältnis zu ihren Betreuungspersonen<br />

lässt den beiden Verliebten kaum<br />

Platz für weitere Beziehungen. Zumal das<br />

Verhältnis zwischen den beiden auch<br />

Theater für Gehörlose<br />

An seiner vierten Sitzung unterstützte das<br />

noch junge Parlament zwei alternative<br />

Theaterprojekte: den Verein Theater SEM,<br />

eine Plattform für Frauen aus der ganzen<br />

Welt, die ihre interkulturellen Erfahrungen<br />

in Theaterproduktionen umsetzen. Und das<br />

innovative Projekt Theater Traum des Vereins<br />

„sichtbar Gehörlose Zürich“.<br />

Gehörlose und Dolmetscher machten den<br />

Spendenparlamentariern plausibel, dass<br />

Gehörlose das grosse Kulturangebot der<br />

Hörenden kaum nützen können. Umgekehrt<br />

haben Hörende wenig Zugang zur<br />

eigenen Gehörlosenkultur. Theater Traum<br />

will hier Abhilfe schaffen und eine Brücke<br />

schlagen zwischen der Welt der Gehörlosen<br />

und der Welt der Hörenden, indem es<br />

Hörende und Gehörlose gemeinsam<br />

Theater spielen lässt. Die Laienschauspieler<br />

kommunizieren alle in der Gebär-<br />

berechtigte praktische Fragen aufwirft: An<br />

ein selbständiges Bestreiten des Alltags ist<br />

nicht zu denken, und wie läuft das eigentlich<br />

genau im Bett? Es sind paradoxerweise<br />

ausgerechnet die Liebe und die Sexualität,<br />

welche die Grenzen der Selbstbestimmung<br />

behinderter Menschen mit aller Härte ins<br />

Bewusstsein rufen.<br />

Der chilenische Dokumentarfilmer Alfons<br />

Gazitúa Gaete geht in seinem Spielfilmdebüt<br />

von Erfahrungen aus, die<br />

er selber als Theaterpädagoge<br />

mit behinderten Menschen in<br />

San Gregorio gemacht hat, insbesondere<br />

von der Geschichte<br />

Pedros, der sich auch gleich<br />

selber spielt. Diese Nähe verleiht<br />

dem Film zwar Authentizität,<br />

ist aber gleichzeitig auch<br />

sein Problem. Trotz berührender<br />

Momente wirkt die Geschichte<br />

zu lieblich und privat, um auch<br />

Menschen für dieses wichtige<br />

Thema erwärmen zu können, die<br />

sich nicht ohnehin schon damit<br />

befassen.<br />

Vorführorte: Basel - Bern - Zürich<br />

(Arthouse Nord-Süd)<br />

densprache; sie wird für das gemischte<br />

Publikum laufend von Schauspielern und<br />

Dolmetschern übersetzt.<br />

Mit Theater Traum erhalten gehörlose Menschen<br />

endlich eine Plattform, sich kreativ<br />

auszudrücken und vor Publikum in der<br />

eigenen Gebärdensprache darzustellen. Im<br />

letzten Juni hatte die Gruppe eine erste<br />

Theaterproduktion „Nachtflattern“ in der<br />

Roten Fabrik aufgeführt. Alle Vorstellungen<br />

waren ausverkauft. Für 2009 ist ein weiteres<br />

Projekt in Zürich mit dem Namen<br />

„Neuland“ geplant. Letztlich strebt die<br />

Gruppe einen eigenständigen Gebärdensprache-Theaterverein<br />

an. Dafür sprachen<br />

die Spendenparlamentarier einstimmig<br />

und ohne Enthaltung einen Beitrag von<br />

25’000 Franken.<br />

„EL REY DE SAN GREGORIO“ - Liebe mit Handicap


Kirchliche Veranstaltungen<br />

Katholische Gehörlosengemeinden<br />

REGION AARGAU<br />

Kath. <strong>Gehörlosenseelsorge</strong> im Kt. Aargau<br />

Schönaustr. 21, Kanti Foyer, 5400 Baden<br />

Peter Schmitz-Hübsch<br />

<strong>Gehörlosenseelsorge</strong>r<br />

Gian Reto Janki<br />

Gehörlosen-Jugendarbeiter<br />

Tel. 056 222 30 86<br />

Fax 056 222 30 57<br />

E-Mail kath.gl-seelsorge.aa@bluewin.ch<br />

www.ag.kath.ch<br />

Oekumenische Gehörlosen-Jugendarbeit<br />

Zürich und Aargau<br />

Gian-Reto Janki, Jugendarbeiter, gehörlos,<br />

Auf der Mauer 13, 8001 Zürich<br />

Telescrit 044 252 51 56<br />

Fax 044 252 51 55<br />

E-Mail jugend.gehoerlos@kirchen.ch<br />

REGION ZÜRICH<br />

Katholische <strong>Gehörlosenseelsorge</strong> Zürich<br />

Beckenhofstrasse 16, 8006 Zürich<br />

Briefadresse: PF 407, 8035 Zürich<br />

Telescrit 044 360 51 53<br />

Tel. 044 360 51 51<br />

Fax 044 360 51 52<br />

E-Mail info@gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

Samstag, 5. Juli 2008<br />

Kantonale Wallfahrt mit den hörenden<br />

Gemeinden des Kantons Zürich nach<br />

Einsiedeln<br />

REGION BASEL<br />

Katholische Hörbehindertenseelsorge KHS<br />

Basel, Häslirain 31, 4147 Aesch BL<br />

Tel. 061 751 35 00<br />

Fax 061 751 35 02<br />

E-Mail khs.rk@bluewin.ch<br />

REGION ST.GALLEN<br />

Katholische <strong>Gehörlosenseelsorge</strong><br />

des Bistums St.Gallen<br />

Klosterhof 6b<br />

9001 St.Gallen<br />

Dorothee Buschor Brunner<br />

<strong>Gehörlosenseelsorge</strong>rin<br />

Tel. 071 227 34 61<br />

Fax 071 227 33 41<br />

E-Mail gehoerlosenseelsorge@bistum-stgallen.ch<br />

Sonntag, 6. Juli 2008, 10.30 Uhr<br />

Gottesdienst im Haus Vorderdorf in Trogen,<br />

anschliessend gemeinsames Mittagessen.<br />

Sonntag, 10. August 2008, 9.30 Uhr<br />

Gottesdienst in der Schutzengelkapelle,<br />

anschliessend Kaffee und Gipfeli im Klosterhof.<br />

Evangelische Gehörlosengemeinden<br />

REGION AARGAU<br />

Reformierte <strong>Gehörlosenseelsorge</strong><br />

im Kanton Aargau<br />

Pfrn. Annegret Behr<br />

Spalenvorstadt 18, 4051 Basel<br />

Tel. 061 262 28 02<br />

Fax 061 262 28 02<br />

E-Mail anna.behr@graviton.ch<br />

www.ref-ag.ch<br />

REGION ZüRICH<br />

Kant. Pfarramt für Gehörlose Zürich,<br />

Oerlikonerstr. 98, 8057 Zürich<br />

Ref. Gehörlosengemeinde des<br />

Kantons Zürich<br />

Fax 044 311 90 89<br />

E-Mail gehoerlosenpfarramt.zh@ref.ch<br />

Sonntag, 6. Juli 2008, 10.30 Uhr<br />

Ökum. Gottesdienst<br />

mit hörender Gemeinde Zürich-Oerlikon<br />

anschliessend Grillfest<br />

Samstag, Sonntag, 12./13. Juli 2008<br />

Ökum. Gehörlosenkirchentag<br />

in Ehningen. Besuch bei unseren<br />

Partnern in Baden-Württemberg<br />

Dienstag, 10. August 2008, 10.30 Uhr<br />

Ref. Gottesdienst<br />

Gehörlosendorf Turbenthal<br />

gemeinsames Mittagessen<br />

Freitag, 22. August 2008, 19.00 Uhr<br />

Gebärdentreff ökum. Gehörlosen-Jugendarbeit,<br />

Zürich-Oerlikon<br />

Sonntag, 24. August 2008, 10.00 Uhr<br />

Ökum. Gottesdienst auf dem<br />

Marktplatz Zürich-Oerlikon mit hörenden<br />

Gemeinden<br />

GEHÖERLOSENGEMEINDE<br />

ST.GALLEN - APPENZELL - GLARUS - THUR-<br />

GAU - GRAUBÜNDEN - SCHAFFHAUSEN<br />

Pfarrer Achim Menges,<br />

oberer Graben 31,<br />

9000 St.Gallen<br />

Tel. 071 227 05 70<br />

Fax 071 227 05 79<br />

SMS/Mobile 079 235 36 48<br />

E-Mail gehoerlosenseelsorge@ref-sg.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorge.ch<br />

Dienstag, 1. Juli 2008, 16.00 Uhr<br />

Senioren-Andacht in Trogen, Haus Vorderdorf<br />

(Gehörlosenheim)<br />

Dienstag, 15. Juli 2008, 16.00 Uhr<br />

Senioren-Andacht in Trogen, Haus Vorderdorf<br />

(Gehörlosenheim)<br />

Dienstag, 28. Juli 2008, 16.00 Uhr<br />

Senioren-Andacht in Trogen, Haus Vorderdorf<br />

(Gehörlosenheim)<br />

Dienstag, 10. August 2008, 16.00 Uhr<br />

Gottesdienst der Gehörlosengemeinde in<br />

Schaffhausen, Kirchgemeindehaus Ochseschüür<br />

Dienstag, 12. August 2008, 16.00 Uhr<br />

Senioren-Andacht in Trogen, Haus Vorderdorf<br />

(Gehörlosenheim)<br />

Dienstag, 26. August 2008, 16.00 Uhr<br />

Senioren-Andacht in Trogen, Haus Vorderdorf<br />

(Gehörlosenheim)<br />

Sonntag, 31. August 2008<br />

Gottesdienst der Gehörlosengemeinde in<br />

Gossau SG Bibelgarten<br />

GEHÖRLOSEN-GEMEINDEN<br />

NORDWESTSCHWEIZ<br />

Pfr. Anita Kohler<br />

Friedenssrasse 14<br />

4144 Arlesheim<br />

Tel. 061 701 22 45<br />

E-Mail: anita.kohler@ref-aargau.ch<br />

anita.kohler@gmx.ch<br />

REGION BERN, JURA<br />

Ref.-Kirchen Bern-Jura-Solothurn<br />

Bereich Sozial-Diakonie<br />

Schwarztorstrasse 20; Postfach 5461<br />

3001 Bern<br />

Tel. 031 385 17 17<br />

E-Mail: isabelle.strauss@refbejuso.ch<br />

Sonntag, 6. Juli 2008, 17.00 Uhr<br />

mit Abendmahl<br />

Bern, Treff G 33, Gutenbergstrasse 33<br />

Pfarrerin Susanne Bieler<br />

Montag, 7. Juli 2008, 20.00 Uhr<br />

Stiftung Uetendorfberg<br />

Pfarrerin Susanne Bieler<br />

Dienstag, 8. Juli 2008, 14.30 Uhr<br />

Belp, Wohnheim<br />

Pfarrerin Susanne Bieler<br />

Montag, 11. August 2008, 20.00 Uhr<br />

mit Abendmahl<br />

Stiftung Uetendorfberg<br />

Diakon Andreas Fankhauser<br />

Dienstag, 12. August 2008, 14.30 Uhr<br />

mit Abendmahl<br />

Belp, Wohnheim<br />

Diakon Andreas Fankhauser<br />

Sonntag, 17. August 2008, 17.00 Uhr<br />

Bern, Treff G 33, Gutenbergstrasse 33<br />

Pfarrerin Franziska Bracher<br />

Sonntag, 24. August 2008, 14.00 Uhr<br />

Lyss, Kirchgemeindehaus<br />

Diakon Andreas Fankhauser<br />

39


Wir Wir freuen Wir freuen freuen uns uns auf uns auf Euren auf Euren Euren Besuch.<br />

Besuch.<br />

Kalender für Gehörlosen-<br />

Kalender Kalender für für GehörlosenGehörlosen-<br />

Kalender<br />

hilfe 2009<br />

hilfehilfe 2009<br />

2009<br />

für Gehörlosenhilfe<br />

Im Im Kalender Im Kalender finden finden finden Sie Sie ein Sie ein ausführliches ein ausführliches Kalendarium Kalendarium mit mit Marktka- mit Marktka-<br />

Im Kalender finden Sie ein ausführliches Kalendarium mit Marktkalender.lender. Mit Mit Themen Mit Themen von von gestern von gestern gestern und und heute und heute heute wie wie das wie das Alphorn, das Alphorn, HorHorHorlender. Mit Themen von gestern und heute wie das Alphorn, nussen,Hornussen, Schoppentiere Schoppentiere im im Zoo, Zoo, im Badefreuden Zoo, Badefreuden vor vor 120 vor 120 Jahren 120 Jahren Jahren und und die und die die<br />

nussen, Schoppentiere im Zoo, Badefreuden vor 120 Jahren und Paradiesäpfel die Paradiesäpfel möchten möchten wir wir Sie wir Sie neugierig Sie neugierig machen. machen. Weiter Weiter Weiter finden finden finden Sie Sie Sie<br />

Paradiesäpfel möchten wir Sie neugierig machen. Weiter finden Tipps Sie Tipps Tipps und und Berichte und Berichte über über über<br />

Tipps und Berichte über<br />

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• die Natur als grösste Erfinderfabrik der Welt. Architekten und Ingenieure Ingenieure lassen lassen lassen sich sich für sich für ihre für ihre Erfindungen ihre Erfindungen von von der von der Natur der Natur Natur inspiinspiinspi- Ingenieure lassen sich für ihre Erfindungen von der Natur inspirieren.rieren.rieren.rieren. • unzählige • unzählige • unzählige kleine kleine kleine stehende stehende Gewässer, Gewässer, Weiher, Weiher, Teiche Teiche Teiche und und Tümpel. und Tümpel.<br />

• unzählige kleine stehende Gewässer, Weiher, Teiche und Tümpel. Fische, Fische, Frösche, Frösche, Libellen Libellen und und viele und viele andere viele andere andere Tiere Tiere leben Tiere leben leben am am oder am oder imoder<br />

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Fische, Frösche, Libellen und viele andere Tiere leben am oder Gewässer. im Gewässer. Vom Vom Ufer Vom Ufer bis Ufer bis zur bis zur Mitte zur Mitte Mitte des des Teichs des Teichs Teichs gedeihen gedeihen Pflanzen.<br />

Pflanzen.<br />

Gewässer. Vom Ufer bis zur Mitte des Teichs gedeihen Pflanzen. Und Und wie Und wie bauen wie bauen bauen Sie Sie Ihren Sie Ihren eigenen Ihren eigenen Gartenteich?<br />

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2009<br />

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Telefon 0848 808 404 (Lokaltarif)<br />

E-Mail E-Mail E-Mail gehoerlosenhilfe@hallwag.ch<br />

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Fr. 18.50 E-Mail gehoerlosenhilfe@hallwag.ch<br />

Viel Viel Spass Viel Spass Spass beim beim Lesen beim Lesen Lesen und und DANKE und DANKE DANKE für für Ihre für Ihre Unterstützung!<br />

Ihre Unterstützung!<br />

Viel Spass beim Lesen und DANKE für Ihre Unterstützung!<br />

Verschiebung Ehemaligentag<br />

Verschiebung Ehemaligenta<br />

Der 2008 vorgesehene Ehemaligentag des<br />

Zentrums für Gehör und Sprache<br />

(ehemals Gehörlosenschule Zürich)<br />

muss verschoben werden auf das Jahr 2009.<br />

Der 2008 vorgesehene Ehemaligentag der<br />

Schule für Gehör und Sprache (ehemals<br />

Ab Sommer 2008 bis Mai 2009 wird im alten Schulhaus an der<br />

Frohalpstrasse sehr viel umgebaut und wir können leider keine<br />

Gäste empfangen.<br />

Gehörlosenschule Zürich)<br />

muss verschoben werden auf das Jahr 2009.<br />

Ich bitte Sie um Verständnis und freue mich auf die Begegnung<br />

im Jahr 2009. Sie werden selbstverständlich frühzeitig informiert.<br />

Ab Sommer 2008 bis Mai 2009 wird im alten Schulhaus an d<br />

Frohalpstrasse sehr viel umgebaut und wir können leider ke<br />

Gäste empfangen.<br />

Jan Keller<br />

Direktor Zentrum für Gehör und Sprache<br />

Ich bitte Sie um Verständnis und freue mich auf die Begegnu<br />

im Jahr 2009. Sie werden selbstverständlich frühzeitig<br />

informiert.

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