02.12.2012 Aufrufe

Prisma (74) - Freie Waldorfschule Schopfheim

Prisma (74) - Freie Waldorfschule Schopfheim

Prisma (74) - Freie Waldorfschule Schopfheim

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

26 • Aus dem Unterricht<br />

Vom Korn zum Brot –<br />

ein langes Jahr (Kl.4)<br />

Wie weit der Weg vom Korn zum<br />

Brot ist und wie lange es dauert<br />

von der Aussaat des Getreides bis zu<br />

dem Tag, an dem die Kinder herzhaft in<br />

das duftende, warme Brot hinein beißen<br />

konnten, verging genau ein langes Jahr:<br />

Ende September des vergangenen<br />

Jahres wanderte die damals 3. Klasse<br />

zum ersten Mal zum Aussiedlerhof des<br />

Bauern Jost in Maulburg, um dort im<br />

Rahmen der Ackerbau-Epoche das<br />

Getreide auszusäen. Zuvor waren jedoch<br />

mehrere verschiedene Arbeitsschritte<br />

notwendig, bis der Boden zur Aufnahme<br />

des Saatgutes bereitet war.<br />

So musste zuerst der Acker gepfl ügt<br />

werden. Die Kinder zogen jeweils zu<br />

zweit eine Pfl ugschar. Dabei wurde<br />

jedem bewusst, wie schwer der Boden<br />

ist. Als wir nach ca. zwei Stunden harter<br />

Arbeit die glänzenden Ackerschollen<br />

vor uns liegen sahen, waren alle stolz<br />

auf die geleistete Arbeit. In diesem<br />

Moment kam Frau Jost mit ihrem trotz<br />

seiner 30 Jahre immer noch munteren<br />

und rüstigen Pony namens Kobold zum<br />

Feld. Kobold sollte den Kindern helfen.<br />

die schwere Egge zu ziehen. So wechselten<br />

nun das Pony und die Schüler sich<br />

ab und die Ackerschollen wurden zu<br />

feinkörniger Erde zerkleinert, in welche<br />

anschließend der Weizen und der Roggen<br />

ausgesät wurden. Während jeweils vier<br />

Kinder ruhigen Schrittes über das Feld<br />

gingen und das Saatgetreide in gleichmäßigen<br />

Bögen auswarfen, sprachen<br />

die um das Feld herumstehenden Kinder<br />

den schönen und bekannten Säerspruch<br />

von Conrad Ferdinand Meyer:<br />

Bemesst den Schritt! Bemesst den Schwung!<br />

Die Erde bleibt noch lange jung!<br />

Dort fällt ein Korn, das stirbt und ruht.<br />

Die Ruh ist süß. Es hat es gut.<br />

Hier eins, das durch die Scholle bricht.<br />

Es hat es gut. Süß ist das Licht.<br />

Und keines fällt aus dieser Welt<br />

Und jedes fällt, wie‘s Gott gefällt.<br />

Ja, tatsächlich haben alle Elemente und der Segen des Himmels mitgewirkt und mit<br />

dazu beigetragen, dass das Getreide prächtig gewachsen ist, sodass wir kurz vor den<br />

Sommerferien das Feld abernten durften.<br />

<strong>Prisma</strong> (<strong>74</strong>) <strong>Prisma</strong> (<strong>74</strong>) Aus dem Unterricht • 27<br />

Nachdem die Garben während der<br />

Ferienzeit noch weiter trocknen durften,<br />

war es bereits in der ersten Schulwoche<br />

des neuen Schuljahres soweit, dass die<br />

nun Viertklässler Gewordenen das Getreide<br />

dreschen durften. Alle Beteiligten<br />

staunten darüber, wie groß der Haufen<br />

Körner war, nachdem sämtliches Getreide<br />

gedroschen worden war. Manche Ähren<br />

jedoch, in denen die Körner fest sitzen<br />

geblieben waren, mussten wir noch von<br />

Hand verlesen, damit möglichst keines<br />

der wertvollen Körner verloren ging.<br />

Bei unserem letzten Besuch beim<br />

Bauern Jost durften wir endlich das<br />

geschrotete und gemahlene Getreide zu<br />

Brot verbacken, was nochmals einen ganz<br />

besonderen Höhepunkt auf dem Weg<br />

vom Korn zum Brot bedeutete. Lassen<br />

wir dazu die Kinder mit ihren bunten<br />

Epochenheften sprechen.<br />

Rita Becker-Leeser

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!