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Determinismus in David Lynchs Mulholland Drive von Frank ...

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8C: Halten Sie für e<strong>in</strong>en Augenblick <strong>in</strong>ne und denken Sie darüber nach. Können Sie das fürmich tun?AK: Okay. Ich denke nach.C: Ne<strong>in</strong>, Sie denken nicht nach. Sie s<strong>in</strong>d zu sehr damit beschäftigt, e<strong>in</strong> Klugscheißer zu se<strong>in</strong>.Ich möchte, dass Sie nachdenken und aufhören, e<strong>in</strong> Klugscheißer zu se<strong>in</strong>. Versuchen Sie dasfür mich?AK: Hören Sie. Wo soll das h<strong>in</strong>führen. Was wollen Sie <strong>von</strong> mir?C: Denken Sie mal an e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>spänner. Wie viele Kutscher hat e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>spänner? Was sagenSie?AK: E<strong>in</strong>en.C: Also stellen wir uns vor, ich fahre den E<strong>in</strong>spänner, und wenn Sie Ihre E<strong>in</strong>stellung ändern,dann können Sie mit mir fahren.AK: Okay.C: Ich möchte, dass Sie morgen wieder an die Arbeit gehen. Sie wollten die weiblicheHauptrolle sowieso neu besetzen. Lassen sie viele Mädchen vorsprechen. Wenn Sie dasMädchen sehen, das man Ihnen heute gezeigt hat, werden Sie sagen ‚Das ist die Richtige'. DerRest der Besetzung kann so bleiben. Es liegt bei Ihnen. Die Entscheidung über die Hauptrolleliegt nicht bei Ihnen. Sie werden mich noch e<strong>in</strong>mal sehen, wenn Sie es richtig anstellen. Siewerden mich noch zweimal treffen, wenn Sie es falsch anstellen. Gute Nacht.Es wird Sie vielleicht überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass für e<strong>in</strong>en Altphilologen hiersehr vertraute Sätze geäußert werden. Der Cowboy würde ohne weiteres se<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ergriechischen Philosophenschule e<strong>in</strong>nehmen können. Die Schule ist die 308 v. Chr. gegründeteStoa. Die Stoa hat e<strong>in</strong> <strong>in</strong> der gesamten Antike sehr e<strong>in</strong>flussreiches Fatums-, alsoSchicksalskonzept erstellt. Dieses hat e<strong>in</strong>e Reihe <strong>von</strong> Spielarten über die Jahrhunderte h<strong>in</strong>wegentwickelt, aber zentral geblieben ist die Vorstellung e<strong>in</strong>es totalen <strong>Determ<strong>in</strong>ismus</strong>. Das ganzeLeben ist durch das Schicksal - bisweilen wird hier <strong>von</strong> Natur gesprochen - vorgegeben. Wiealle determ<strong>in</strong>istischen Philosophien hat auch die Stoa das Problem, wie der freie Wille zubewerten ist. Die Antwort, dass es ke<strong>in</strong>en freien Willen gibt, ist zwar pr<strong>in</strong>zipiell denkbar, aberfür die Stoa e<strong>in</strong> wenig unbefriedigend, weil sie sich natürlich nicht auf Metaphysikbeschränkt, sondern auch e<strong>in</strong>e Ethik hat. E<strong>in</strong>e Ethik kann man sich ohne den freien Willenaber sparen. Ob die Antwort der Stoa auf dieses Problem Sie <strong>in</strong>tellektuell befriedigt, ist e<strong>in</strong>eSache. Wichtig ist mir, dass Sie die Ähnlichkeit zu den Aussagen des Cowboys erkennen. DieStoiker sagen: Der freie Wille des Menschen bestehe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>stellung zu dem, wasohneh<strong>in</strong> geschehen muss. Aufgabe des weisen Menschen ist es, die Natur und damit dasSchicksal zu erkennen und sich darauf e<strong>in</strong>zustellen, dann wird er glücklich. Leistet der

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