347 Hei-i*manii, Neue Strafanstalt am Plötzen-See bei Berlin. 348Das Kellergcschofs hat 2,^, '" lichte Höhe und dient hauptsächlichzu Heizkammern und Kohlengelassen, ferner zueiuigen Isolir - Strafzellen und zwei Baderäumen mit je achtWannen. Das Erdgescbofs und das erste Stockwerk habenje 3,1"" lichte Höhe. Jedes dieser Geschosse enthält imMittelbau zwei Aufseherzimmer, iui Uebrigen Schlafräumo\oü Tcrschiedenen Abmessungen für gemeinsame Haft zu 5bis 11 Mann, so wie zwei gemeinsame Waschsälc mit je20 "Waschschüsseln. Die bauliche Anordnung ist hier so ge-Iroffen, dafs durch Theiluug der mehraxigen Zellen in einaxigebei eintretendem Bedürfnifs auch im VordergebäudeIsülirzellen hergestellt werden können. Im zweiten Stokwerk,dessen lichte Höhe 4,^ " beträgt, sind rechts und links vondem mittleren Treppenflur je zwei Schlafsäle mit 30 resp.10 Isolirschlafzellen, neben den erforderlichen Aufseherzimmernund Aborten eingerichtet.Der Isolirflügcl zeigt im Allgemeinen die für derartigeGebäude herkömmlichen Einrichtungen in vier Geschossen.Ein durch die drei oberen Geschosse emporgebauterCorridor von 4,7"" Breite vermittelt auf ausgekragteneisernen Gallonen die Zugänge zu den Isolirzellen, welchedie normalen Abmessungen von 4,j ,^'" Länge, 2,^'" Breiteund vi,i" lichter Höhe erhalten haben.Die eisernen Gallerien von 1,35"' Breite sind unter sichdurch eine im Gicbclanbau befindliche eiserne Treppe verbundenund stehen andererseits durch den zweiaxigen Zwischenbaumit den mittleren Treppen-Anlagen des Vordergebäudesin Zusammenhang.Hinsichtlich der änfseren Architektur war das Bestrebendaraufgerichtet, durch einfache, aber solide Detailausbildungund Zusammenhalten der Gebäudemasseii eine diesem Bedürfnifsbauentsprechende ruhige und ernste GesammtWirkung zuerzielen, so wie zugleich den Bedingungen einer sachgomäfsenÜekonomie und Dauerhaftigkeit ßechnung 'iu tragen. DieAnlage kennzeichnet sich daher von Aufsen als einfacherliacksteiu-Kohbau mit thunliehster Vermeidung von Fonnziegeln,wobei unter Verwendung des zu Gebote gestandenenguten Materials aus den Hermsdorfer Ziegeleien beiallen architektonischen Gliederungen eine gewisse Einheitlichkeitin der Gesammt-Erscheinung des Bauwerks erreichtwurde.Für die Eenstorsohlbänke in sämmtlichen Zellenräumcn,mit Ausnahme der greisen Sclilafsälc im zweiten Stuckwerk,ist, wie bei dem Verwaltungsgebäude, Granit als Materialgewählt, um den Vergitterungen eine möglichst haltbare Befestigungzu gewähren. Mit demselben Gestein ist auch derSockel dieses Gebäudes oberhalb des Terrains bekleidet worden.Zur Dachbedeckung ist englischer Schiefer angewendet,nur die kleinen, mit flacher Dachneigung versehenenAnbauten haben eine Zinkbedachung erhalten.Belmfs Erzielung thunliehster Feuersicherheit sind sämmtlicheRäume überwölbt und die Treppen mit Granitstufenund Granitpodesten angenommen. [Jm bei einem etwa entstehendenDachbrande einer schädlichen Erhitzung der Eisenconati-uctionenin den Saaldecken möglichst vorzubeugen, istüber der durchgehenden Dachbalkcnlage ein 5"" starkerLehmestrich auf Staakung ausgeführt. Brandmauern in denDaehräumeu, deren Thürdurchbrechungen mit eisernen Flügelnversehen sind, dienen aufserdem noch zur möglichstenLokalisiruüg eines daselbst ausbrechenden Feuers.An verschiedenen Stellen der Corridore sind durch Anbringungstarker eiserner Gitterthore innere Abschnitte gebildet, welche sowohl ein Entweichen einzelner Gefangenenerschweren, als auch die Bewältigung einer etwa ausbrechendenEmeute durch Absperrung des Entstehungsortserleichtern sollen.An passenden Stollen sind Glasabschlüsse angebracht,um die Entstehung von Zugwind zu verhüten und die Erhaltungeiner gleichmäl'sigen Temperatur in den Corridoren zuermöglichen. Die Fufsböden der Corridore und Aborte habeneinen Asphaltbelag erhalten. In den Zellen, verschiedenenSchlafräumen und Wärtcrziinmern bestehen die Fufsbödenaus 4""" starken gespundeten und genagelten Brettern, welchedemnächst dreimal mit heifsem Leinöl unter geringem Farbezusatzgetränkt worden sind.Die Aborts-Anlagen sind mit "Wasserspülung durch dasSitzbrett versehen und stehen mit Saugschlotten in Verbindung,welche durch Hcil'swasser-<strong>Sp</strong>iralen erwärmt werdenund auf diese Weise eine Entlüftung der einzelnen Äbortsräumelierbeiführen. Auch die Tsolirzellen haben besondereCloscts mit ähnlicher Wasserspülung erhalten. Jeder Closetsitzist unabhängig von der Zellen - Ventilation durch einAbzugsrohr entlüftet.Die Erwärmung dieses Gebäudes wird durch eine Heifswasser-Heizungbewirkt. Die Ventilation erfolgt hier nachdorn Principe der Aufsaugung. Es sind zu dem Behufe inden Mittelmauern senltrechte Abzugsrohren für die verdorbeneLuft angelegt, welche sämmtlich in einen horizontalenSammelcanal münden, der zwischen dem Gewölbe des Kcllercorridorsund dem Corridorfufsboden im Erdgesebosse sich hinzieht.Vertikale Saugeschlotte führen die verbrauchte Luftvon dort aufwärts nach der Atmosphäre. Die Aufsaugungder verbrauchten Luft wird theils durch Gasroste, theilsdurch Heiswasscr-<strong>Sp</strong>iralen innerhalb dieser Schlotte bewirkt.Aufserdem sind neben den besteigbaren Rauchrohren derFeuerungsanlagen Ventilationsrohrc aufgeführt und mit erstercndurch gemauerte oder von starkem Eisenblech construirteWangen verbunden, um die überschüssige Wärmeder Verbrennungs-Prodncte für Entlüftungszwecke thunlichstauszunutzen. Selbstverständlich ist bei der bedeutenden Ausdehnungdes Gebäudes die Ventilationsanläge nach derZahl der vorhandenen Saugeschlotte in ebenso viele abgeschlosseneSysteme zerlegt, welche derartig abgegrenzt sind,dafs die horizontalen Wege für die Luft ein gewisses als zulässigerachtetes Maximum nicht überschreiten.Die erforderlichen Heizapparate sind im Kellergeschossoauf 0 verschiedenen Stellen angeordnet und in 28 einzelnenSystemen, von denen jedes nicht über 250 Kohrlänge hat,derartig angeordnet, dafs es möglich ist, jedes System unabhängigvon dem anderen für sich zu heizen und demgeraälsz. B. die dem Winde mehr ausgesetzten GefängnÜBzellen miteinem höheren Wärmograde zu versehen, als die entgegengesetzten.Die angegebeuc gröfserc Zahl getrennter Heizsystemegewährt zugleich den Vortheil, dafs einzelne Zellengruppenbei nur theilweiser Belegung der Gefängnisse nachBedürfnifs ausgeschaltet werden können und dafs vorkommendeReparaturen den Betrieb der Heizung nur an wenigenStellen unterbrechen. In den Zellen des Kellergeschossesliegt die Hälfte der Heizungsröhren unterhalb der Decke,damit das System eine Steigung erhält und daher eine leich-
349 Herrmann, Neue Strafanstalt am PlötÄCn-See bei Berlin. 350tere Circulation des Wassers erzielt wird. In den übrigendrei Geschossen dagegen befinden sich die Röhren in derNähe des Fufsbodens übereinander und zwar längs derFensterwände behufs schnellerer Erwärmung der unter derGewölbedecke in Z förmigen Canälen einströmenden frischenLuft.Ueber alle sonstigen Einzelheiten der Heizungs- undVentilations-Anlagen dieses ersten Gefängnisses soll in einembesonderen Capitel das Erforderliche späterhin mitgetheiltund damit zugleich eine Darlegung der in den anderen Gefängnissenausgeführten verschiedenartigen Heizungs- undVentilations-Vorkehrungen verbunden werden.Die Anstalt ist mit einem eigenen Wasserwerk versehen,weiches für ein tägliches Verbrauchsquantum von 198 kb"(1600 Conanmenten ä 124 Liter) derartig construirt wurde,dafa das Hochresen'oir im Wasserthurm etwa ein Drittheildes gesammtcn Tagesquantums aufnehmen kann.In Folge der gegen das ursprüngliche Project gesteigertenZahl der Consumenten (von 2000 gegen 1600) undnamentlich wegen der für nothwendig befundenen ausgedehnterenVerwendung von Wasser zu verschiedenen Zwecken istder tägliche Wasserverbrauch ein erheblich gröfserer geworden.Demgemäfs reichte das Hochreservoir des Wasserthurmsnicht mehr vollständig aus, um die Schwankungen im Tagesverbrauchauszugleichen und um das für die l^aclitstundenerforderliche Verbrauchsquantum aufzunehmen. Letzteres waraber aus <strong>Sp</strong>arsamkeitsgründen anzustreben, damit eine kostspieligeDampfentwickelung während der Nacht zum Betriebeder grofsen Pumpmaschinen im Wasserthurm vermieden wurde.Da das Verbrauchsquantum während der Nachtstundennach genauen Ermittelungen 135 bis 150 kb'" betrügt, dasHochreservoir aber nur einen Fassungsraum von 70 kb hat, soerschien es nothwendig, durch Hülfsreservoire noch einenweiteren Wasservorrath von 80 kb zu beschaffen. Hierzusind, um allzu grolse Beanspruchungen des Mauerwerks zuvermeiden, 4 Reservoire ä 20 kb"* gewühlt, welche imBodenraum der seitlichen Vorbauten des ersten und zweitenGefängnisses aufgestellt wurden.aHülfsreservoir.bcdeZuflufsrohr.Abflufsrohr.UoberhrnfroTir.Rch-wimmkugelhalin.Ventil.Diese Hülfsreservoire werden durch das höher gelegeneHauptreservoir im Wasserthurm gespeist und functionirenselbstthätig. Die Zutinfsleitung, welche gleichzeitig die Äbflulsleitungbildet, reicht bis zum höchsten Wasserspiegel undwird abgesperrt durch einen Schwimmkugolhahn, wenn derhöchste Wasserstand erreicht ist. Durch ein Abzweigrohrist dai^ Hauptzuflufsrohr mit dem Boden jedes Bassins verbunden.In letzterem befindet sich ein Ventil, welches solange geschlossen bleibt, als der Brück aus dem Wasserthurmstärker ist. Läfst derselbe nach Entleerung desBassins im Thurm nach, so öfftiet sich das Ventil und dasHülfsreservoir beginnt sich zu entleeren. Für Üeberlaufrohrebei Undichtigkeiten der Ventile etc. und für den Ablaufdes Schwitzwassers ist Sorge getragen.Das für die ganze Bauanlagc erforderliche Leuchtgaswird, wie oben erwähnt, in einer eigenen Gasanstalt bereitetund jedem einzelnen Gebäude nach Maafsgabe des obwaltendenBedürfnisses zugeführt.Die Flammen in den Isolirzellen und in den verschiedenenSchlafräumen sind mit den üblichen Regulirungshähnenversehen; die Absperrung und Eröffnung der Leitungenerfolgt indessen nur durch die in den Corridoren liegendenHaupthähne, welche allein den Aufsichtsbeamten zugänglichsind.Abgesehen von anderen SicherheitsVorkehrungen wurdeein Hauptworth darauf gelegt, dafs die in den verschiedenenKäumen befindliehen Gefangenen sowohl bei Tage alsauch bei Nacht von den Corridoren aus leicht und ohneGeräusch beobachtet werden können. Um diesen Zweck zuerreichen, sind nicht allein in allen Thüreu, sondern beigröfseren Räumen auch an verschiedenen Stellen im Mauerwerkkleine verglaste und mit Schieber versehene Beobachtungs- Oeffnungen in passender Höhe angebracht. Umauch während der Nacht in der Lage zu sein, die Hafträume,deren Gasflammen um 7 Uhr erlöschen, beobachtenzu können, sind bei allen Räumen oberhalb der Thüren sogenannteLeuchtöffnungen, d.h. kleine vergitterte Fenstervon 0,4 •" im Quadrat angebracht, durch welche eine schwache,aber, ausreichende Erhellung der Zellen etc. vermittelst derwährend der Nacht im Corridor brennenden Flammen erzieltwird.Diese Leuchtöffnungen dienen aul'serdem im Sommerdazu, eine zweckmäfsigc Ventilation der Räume zu unterstützen.Ueber die für Thüren und Fenster angewendeten verschiedenenConstructioncn, sowie über die Detail - Einrich*tung der Zellen und Schlafräume soll in einem späterenCapitel das Erforderliche gesagt werden.Bas zweite Crefäii^uils.Das zweite Gerängnifs für Erwachsene, welches inZeichnungen auf Bl. 53 bis 59 specieller dargestellt ist,kann wie das erste Gefängnifs ca. 450 Gefangene aufnehmen.,Die Abmessungen, die Einthcilung, Benutzungs- und Bauartdieses Gebäudes sind dieselben wie beim ersten Gefängnils.Es gilt daher das bei jenem Gebäude Gesagte auchhier, soweit es nicht durch das Nachfolgende modificirtwird.im Laufe der Zeit hat sich das Bedürfnifs herausgestellt,auch für die zalürcichen Gefangenen jüdischer Confessioneinen kleinen Betsaal zu beschaffen. Dieser ist imMittelbau des Vorderhauses, und zwar im zweiton Stockwerk,dem jüdischen Ritus entsprechend eingerichtet. DieLänge des mit 4 Fenstern versehenen Betsaales ist 11,5",die Breite 5", während die lichte Hohe 4,4" beträgt.Gänzlich abweichend vom ersten Gefängnifs sind alleindie Heizungs - und Ventilations - Einrichtungen. Währenddort die Erwärmung durch eine Heifswasser-Heizung und die
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