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BODENEROSION IN ISLAND

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<strong>BODENEROSION</strong><strong>IN</strong> <strong>ISLAND</strong>Olafur Arnalds, Elin Fjola Thorarinsdottir,Sigmar Metusalemsson, Asgeir Jonsson,Einar Gretarsson og Arnor ArnasonSoil Conservation ServiceAgricultural Research InstituteFebruary 2001


4<strong>IN</strong>HALTSÜBERSICHT<strong>BODENEROSION</strong>Bodenvernichtung in geschichtlichen ZusammenhängenKonzeptionenDesertifikationMETHODENErosionsformenSkala für Erosion im GrünlandSkala für Erosion im ÖdlandEROSION <strong>IN</strong> <strong>ISLAND</strong>, ÜBERBLICKÜberblickErosionsdaten für Landgemeinden und Hochweideflächen (Allmenden)HauptursachenErosionskarte von IslandEROSION <strong>IN</strong> E<strong>IN</strong>ZELNEN REGIONENWest-IslandWestfjorde und das Strandir-GebietNordwest-IslandNord-IslandNordost-IslandOst-IslandSüdost-IslandSüd-IslandSüdwest-IslandEVALUIERUNG DES ZUSTANDSÜbersichtskarteDatenKarte von Island, Landgemeinden und Hochweideflächen (Allmenden)EROSIONSFORMENSandanwehungenRofabard-Formen (Erosionskanten)Punktuelle ErosionSolifluktionMelar (Kiesflächen)Muren, Rachel und SchutthängeFreiliegende ErdenSandflächen und Sandgebiete


<strong>IN</strong>HALTSVERZEICHNIS5VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6H<strong>IN</strong>TERGRÜNDE . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 E<strong>IN</strong>FÜHRUNG . . . . . . . . . . . . . . . . 131.1 Boden und Abtragungskräfte . . . . 131.2 Kartierung der Bodenerosionauf Island . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 <strong>BODENEROSION</strong> UNDBODENBEWAHRUNG . . . . . . . . . . 172.1 Bodenverninchtung ingeschichtlichen Zusammenhängen 172.2 Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172.3 Bodenerosion . . . . . . . . . . . . . . . 182.4 Wüstenbildung – Bodenzerstörung 192.5 Bodenschutz . . . . . . . . . . . . . . . . 213 MESSUNG UND BEWERTUNGVON <strong>BODENEROSION</strong> . . . . . . . . . 253.1 Modell für die Bodenerosion . . . . 253.2 Bodenerosion in Weideland . . . . . 263.3 Erosionbewertungsmethodenauf dem Inselkontinent . . . . . . . . . 264 VERFAHRENSWEISEN . . . . . . . . . 314.1 Bildung von Erosionklassen . . . . . 314.2 Erosionformen . . . . . . . . . . . . . . . 324.3 Erosionsskala . . . . . . . . . . . . . . . 344.4 Bodenerosion auf Grünland . . . . . 364.5 Erosion im Ödland . . . . . . . . . . . 374.6 Kartierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404.7 Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . 415 EROSION AUF <strong>ISLAND</strong>:GESAMTÜBERSICHT . . . . . . . . . . 435.1 Gesamtübersicht . . . . . . . . . . . . . 435.2 Einzelne Erosionsformen –Gesamtübersicht . . . . . . . . . . . . . 445.3 Erosion im Grünlandund auf Ödland . . . . . . . . . . . . . . 465.4 Ursachen von Bodenerosion . . . . . 465.5 Erosionskarte von Island . . . . . . . 496.6 Nordost-Island . . . . . . . . . . . . . . . 636.7 Ost-Island . . . . . . . . . . . . . . . . . . 706.8 Südost-Island . . . . . . . . . . . . . . . . 716.9 Süd-Island . . . . . . . . . . . . . . . . . . 766.10 Südwest-Island . . . . . . . . . . . . . 767 LANDGEME<strong>IN</strong>DEN UNDHOCHWEIDEN . . . . . . . . . . . . . . . 837.1 Bodenerosion in Landgemeindenund auf Hochweiden . . . . . . . . . .7.2 Gebietsabgrenzung . . . . . . . . . . . . 837.3 Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . 868 EROSIONSFORMEN . . . . . . . . . . . 898.1 Erosion ist komplex . . . . . . . . . . . 898.2 Anwehungsdünen . . . . . . . . . . . . . 898.3 Erosionskanten . . . . . . . . . . . . . . 908.4 Punktuelle Erosion . . . . . . . . . . . . 938.5 Solifluktion . . . . . . . . . . . . . . . . . 948.6 Melar-Flächen (steinige odersandige Flächen) . . . . . . . . . . . . . 958.7 Muren, Wasserrinnen/Rachelund Schutthänge . . . . . . . . . . . . . 968.8 Lava . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 978.9 Erosionserden . . . . . . . . . . . . . . . 978.10 Sander und versandete Gebiete . . 988.10.1 Wichtigste Sandgebiete . . . . . . 988.10.2 Geschichte der Gletscher,Überflutungen undLandnutzung . . . . . . . . . . . . . . 1029 <strong>BODENEROSION</strong>, ZUSTANDDES LANDS UND BODENNUT-ZUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1059.1 Landbeschaffenheit undAdministration . . . . . . . . . . . . . . . 1059.2 Erosion und Weidelandbewertung . 10510 ABSCHLIESSENDEBEMERKUNGEN . . . . . . . . . . . . . . 113LITERATURVERZEICHNIS6 EROSION <strong>IN</strong> DEN E<strong>IN</strong>ZELNENLANDESTEILEN . . . . . . . . . . . . . . 556.1 Bezirke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 556.2 West-Island . . . . . . . . . . . . . . . . . 566.3 Westforde und Strandir . . . . . . . . 576.4 Nordwest-Island . . . . . . . . . . . . . 626.5 Mittleres Nord-Island . . . . . . . . . . 62


eleased from the melanoma; and the dogs are capable of detecting this cue using theirolfactory system (Pickel et al, 2004).Another recent study focused on how well dogs could detect bladder cancer in asample of urine. Six dogs were used in this experiment. After the dogs had been trainedto the scent of the urine of those patients with bladder cancer they began the experiment.Seven samples were presented; one of the samples was from a patient with bladder cancerand the rest being controls. Some of the controls were healthy and others had otherproblems such as inflammation or infection. The dogs correctly picked the sample fromthe bladder cancer patient 44% of the time. Dogs that had not been trained picked thesample correctly 14% of the time. Which was a much lower result then the breast andlung cancer testing. So this experiment, even though it was not as amazingly consistent asthe lung cancer or breast cancer experiment, does show that the dogs that had beentrained performed much more successfully than those who had not, and picked a samplebased only on chance. This fortifies the hypothesis that the tumors in the body arereleasing some kind of chemical that can be picked up by an enhanced olfactory system.(Willis et al. 2004)New research has also been focused on determining exactly which chemicals arebeing released by the tumors and apparently recognized by dog’s sense of smell. In arecent publication of Chest: The Cardiopulmonary and Critical Care Journal, there wasan article titled Detection of Lung Cancer With Volatile Markers in the Breath. Theexperiment tried to determine if there were any differences in the number of moleculesproduced between healthy patients and patients with lung cancer. The findings showedthat those patients with primary lung cancer had a greater amount of these molecules.Patients with lung cancer induce an enzyme that breaks down the chemical molecules.These finding could prove vital to determining the specific markers in our released odorsthat dogs are detecting. Much more research on this topic needs to be done, coveringmany more types of cancers and different chemical markers. In the future, theinformation gathered from this type of study could be used to perhaps create machinesthat can pick up on the released chemicals in odors of cancerous tissues (Phillips andCataneo, 2006).


7Broschüre herauszugeben, die auf den ausländischen Leser hin konzipiert wäre.Ein solches Vorgehen hat aber sowohl positive als auch negative Aspekte. Derwichtigste ist vielleicht der, daß die Kosten für eine solche Publikation unerschwinglichgewesen wären. Ein weiteres Problem wäre die intensive Arbeitgewesen, die mit einer Neufassung der Publikation für die allzu wenigen Personenverbunden gewesen wäre, die sich in Island mit Bodenerosion befassen. Einspürbarer Nachteil der hier veröffentlichten direkten Übersetzung besteht in dergroßen Anzahl von Ortsnamen, die in dieser Publikation verwendet werden undallen Isländern geläufig sind. Ein ausländischer Leser wird sicher Problemehaben, die Namen zu lokalisieren. Wir haben uns jedoch bemüht, hier soweit wiemöglich zu reduzieren und es dem Leser zu ermöglichen, die Gebiete auf Kartenzu lokalisieren, das war aber nicht in allen Fällen möglich.Die Methode, den isländischen Originalbericht in anderen Sprachen quasi zuvervielfältigen, hat aber auch einige wesentliche Vorteile. Sie zeigt, wie die kompletteErosionserhebung der isländischen Öffentlichkeit präsentiert wurde, Landnutzern,Behörden, Gesetzgebern. Der Bericht enthält Informationen, die wichtigsind für die vielen Wissenschaftler, die Island besuchen und detaillierterer Informationenbedürfen, als in einer verallgemeinernden Publikation gegeben werdenkönnen. Unter diesen Besuchern sind auch Jahr für Jahr Studiengruppen von ausländischenUniversitäten.Es sollte hier darauf hingewiesen werden, daß ein Teil der in diesem Berichtbeschriebenen Forschung bereits in ausländischen Fachzeitschriften erschienenoder im Erscheinen begriffen ist. Darauf wird am Ende der nächsten Abschnitts„Hintergründe“ verwiesen.Der Text wurde ursprünglich von Helmut Neumann ins Deutsche übersetzt,auf ihm basiert die vorliegende revidierte Fassung von Coletta Bürling. Für fachlicheBeratung und Korrekturen sei Halldór Kjartansson gedankt.


8H<strong>IN</strong>TERGRÜNDEIslandWeite unfruchtbare Landflächen und aktive Bodenerosion in Island überraschen häufigden Besucher. Gravierende Landdegradation hat viel von Islands Ökosystemenbeeinträchtigt, was den Verlust von Waldgebieten zur Folge hatte und riesige Ödlandflächengeschaffen hat.Island ist eine Insel im Nordatlantik mit einer Fläche von 103.000km2. Sie liegtzwischen 63° und 66° nördlicher Breite. Das Land profitiert von der Wärme des Golfstroms,und das Klima wird als kühl-temperiertes bis subarktisches Meeresklima beschrieben.Die jährlichen Niederschlagsmengen bewegen sich zwischen 500 mm nördlichdes Vatnajökull-Gletschers und über 2000mm in Südisland. Die Ökosysteme werdendurch Vulkanausbrüche beeinflußt, und Ablagerungen von vulkanischen Lockerstoffensind weit verbreitet. Die Insel ist zum größten Teil gebirgig, Tiefland gibt esnur entlang der Küste und in Flußniederungen. Die derzeitige Bevölkerungszahl beläuftsich auf 280.000.Die Erden, die sich in vulkanischen Ablagerungen bilden, haben einen ganz spezifischenCharakter, es handelt sich um die sogenannten Andosole. Kurze Zusammenfassungenüber isländische Böden wurden in letzter Zeit von Arnalds (199a, 199b)veröffentlicht. Andosole sind häufig wegen des Mangels einer Silikattonschicht anfälligfür Störungen.UmweltveränderungenFruchtbare braune Andosole bedeckten einst den größten Teil von Island, bestandenmit üppiger Birken- und Weidenvegetation. Island wurde vor 1125 Jahren von Wikingernaus dem skandinavischen Raum besiedelt, die ihre Haustiere mitbrachten. DieUmweltveränderungen, die in Island seit der Besiedlung stattfanden, sind enorm. Dergrößte Teil des Landes besteht heute aus Ödlandflächen mit begrenzter Vegetation. Esist sehr häufig schwierig für den ausländischen Besucher, sich das ungeheure Ausmaßder Veränderungen zu vergegenwärtigen, und es ist in der Tat auch nicht einfach fürIsländer. Und es kann problematisch sein, den Terminus ‘Rückgewinnung’ dem ausländischenGast zu erklären, der an volle Vegetation gewöhnt ist.Zum Beweismaterial für diese Veränderungen an der Umwelt gehören auch historischeQuellen wie die Isländersagas, Annalen, alte Register über Ländereien, alteFlurnamen und Ortsnamen, verlassene Gebiete und gegenwärtige Vegetationsreste,Pollenanalysen und Erden, die unter Sand begraben sind. Detailliertere Angaben überdiese Veränderungen wurden von A. Arnalds (1988) und Ó. Arnalds (1999a, 2000a)und Aradóttir und Arnalds (2000) erstellt. Vgl. hierzu auch die Bibliographie unterwww.rala.is.desert .Bewahrung und RegenerierungIn Island hat man seit langem erkannt, in welch schlechtem Zustand sich viele Ökosys-


9teme befinden. Vordringender Sand, der wertvollesAgrarland im Süden unter sich begrubund zerstörte, hatte zur Folge, daß bereits imJahre 1907 eine staatliche Organisation gegründetwurde, deren Aufgabe es war, derBodenerosion Einhalt zu gebieten. Das ist dasheutige Amt für Landregenerierung (LR), dasmöglicherweise die älteste Bodenschutzinstitutionder Welt ist. Zur gleichen Zeit gab esAnsätze zu einer Aufforstungsorganisation mitdem Ziel, die noch verbliebenen letzten Birkenwälderzu retten.Die isländische Regierung, Landwirte,nichtstaatliche Organisationen und die Allgemeinheithaben der Degradation isländischerÖkosysteme den Kampf angesagt. Etwa 15 %aller Landwirte nehmen in Zusammenarbeitmit LR an organisierten Rückgewinnungsprojektenteil. Besondere Aufforstungsprojekte werden unterstützt, um die Waldfläche inIsland zu vergrößern und eine zukünftige Holzindustrie zu etablieren. Darüber hinaussind die wertvollsten natürlichen Baumbestände der Waldschutzkommission unterstellt.In Island gibt es eine lange Tradition mit bezug auf freiwilligen Einsatz bei derRückgewinnung und Aufforstung durch nicht staatliche bzw. wohltätige Organisationen.Eine der ersten Umweltorganisationen in Island ist der Isländische Aufforstungsverband,der 1930 gegründet wurde. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt besteht diese Vereinigungaus 57 regionalen Untervereinen mit etwa 7000 Mitgliedern.In den letzten Jahrzehnten hat das öffentliche Bewußtsein des schlechten Zustandsisländischer Ökosysteme einen hohen Standard erreicht. Landregenerierung undAufforstung sind Begriffe, die jedem Isländer ein Anliegen sind. Die Nation ist entschlossen,sichere Wege zu den Zielen nachhaltiger Landnutzung und Regenerierungverlorengegangener ökologischer Reichtümer zu finden .Das nationale ErosionserfassungsprogrammDas Bodenerosionsprogramm wurde 1990 initiiert,nachdem die erste Klassifikation vonErosionsformen in Zusammenarbeit mit LarryWilding und Tom Hallmark (Texas A&M University)entwickelt worden war. Das Programmwurde mit der isländischen Version dieserSchrift und einem internationalen Workshop1997 ergänzt. Der größte Teil der Feldarbeitwurde im Zeitraum von 1991-1995 währendder Sommermonate durchgeführt. In den sommerlichenSpitzenmonaten arbeiteten bis zuvier Teams gleichzeitig, jedes bestand aus zweiPersonen. Während der Wintermonate wurdendie Daten eingegeben und die Datenbank entwickelt.Ein weiteres Programm, das auf der Erfahrungvon RALA und LR der letzten 10 Jahrebasiert, wurde vor kurzem initiiert. Es trägt die


10Ausländische Erosionsspezialisten in kürzlich entstandenem isländischem Ödland.Bezeichnung „Nytjaland“ (Nutzland), und soll eine geographische Datenbank derLandressourcen aller landwirtschaftlichen Betriebe in Island erstellen. Diese Datenbankist von großer Bedeutung im Zusammenhang mit der Bescheinigung über nachhaltigeLandnutzung, deren Einführung als partielle Vorbedingung für staatlicheSubventionen im Rahmen der Schafzucht geplant ist.Die Methoden, die für die Erosionserfassung entwickelt wurden, und die Ergebnissespielen jetzt eine bedeutende Rolle bei der Planung von langfristigen Bodenschutzstrategien.Die Ergebnisse haben ebenfalls die Entwicklung einer neuen Gesetzgebungfür Bodenschutz in Island beeinflußt.Internationaler Workshop über WeidelanddesertifikationEin internationaler Workshop über Weidelanddesertifikation wurde in Island imZusammenhang mit dem Abschluß der Erosionserfassung abgehalten. Über 80 Teilnehmeraus über 40 Ländern oder von internationalen Vereinigungen kamen nach Island.Die Insel verfügt aufgrund der gravierenden Degradation und der aktiven Erosionsprozesseüber ein einzigartiges Umfeld, um Desertifikationsprozesse zu untersuchen.Zwei Publikationen sind als Resultat dieses Workshops herausgegeben worden: RangelandDesertification (Kluwer Acacdemic Publishers), und Case Studies of RangelandDesertification. Proceedings from an International Workshop in Iceland, als RALA-Bericht veröffentlicht (vgl. www.rala.is/rade. Beide Publikationen wurden von ÓlafurArnalds und Steve Archer herausgegeben.Weiterführende BibliographieAradóttir, A. und Arnalds, Ó., 2000: Ecosystem


1. E<strong>IN</strong>FÜHRUNG1.1 Boden und AbtragungskräfteBodenerosion hat die Ökosysteme in Island seitjeher gekennzeichnet, nachdem die Gletscherder Eiszeit abgeschmolzen waren und die VegetationFuß fassen konnte. Bodenbildung begannin dem Moment, als nach Rückzug desEises die Gletschermoränen zum Vorscheinkamen. Nachdem die Vegetation sich fest angesiedelthatte und der Boden immer reicheresLeben aufwies, bekam er die Eigenschaften,die ihn zu einer fruchtbaren Ressource machen.Diese Eigenschaften ermöglichen es dem Bodenu.a., Regenwasser zu speichern und dieses zusammenmit den nötigen Nährstoffen an dieVegetation weiterzugeben. Der Boden bestehtnicht nur aus Gesteinskörnern und Wasser, sonderner ist eine lebendige Ressource und unverzichtbarerTeil der Kette, die die Ökosysteme derErde im Gleichgewicht hält. Der Boden brauchtlange, um fruchtbar zu werden und ist deswegen,gemessen an einem kurzen Menschenleben, einenicht erneuerbare Ressource.Auf vegetationslosem Land haben Windund Wasser leichten Zugang zur Oberflächedes Bodens, hingegen gibt es kaum Erosion,wenn eine Vegetationsdecke das Land schützt.Die Bodenbildung liegt jedoch ständig mit denErosionskräften im Widerstreit, und zuletztebnet die Erosion das Relief des Landes ein.Dort, wo vorher bergiges Land war, bildet sicheine Ebene. Dieser Kampf kann MillionenJahre andauern. Unter natürlichen Bedingungenkann die Bodenbildung die Erosion aufwiegen,sodaß der Boden seine Fruchtbarkeitbehält und die Vegetationsdecke weitgehendgeschlossen bleibt.Der Boden ist die Grundlage für die Nahrungsmittelproduktionder Erdbewohner. DieKulturgeschichte ist gleichzeitig die Geschichteder natürlichen Bodenressourcen. Kulturnationenernähren sich von dem, was die Erdehervorbringt, und sie gehen zugrunde, wenndiese Ressourcen zu stark ausgebeutet werden.Die Bodenerosion prägt das Aussehen desLandes und kann fruchtbare Landgebiete inEin Isländischer Gletscher.harsches Ödland verwandeln. Bodenvernichtunggilt als eines der ernstesten Probleme, dasdie Menschheit bedroht. Sie verursacht Hungersnöte,Völkerwanderungen und sogar Kriege,und so ist es seit Beginn der Kulturgeschichtegewesen. Heutzutage geht man davon aus, daßdie Existenz von 900 Millionen Menschen aufgrundder Bodenvernichtung bedroht ist(UNEP 1991).Vegetationsverlust und Bodenerosion aufIsland begannen ernstlich mit der Besiedelungdurch Menschen, obwohl man sagen kann, daß13


14den Erosionskräften durch die Tätigkeit vonVulkanen und Gletschern Vorschub geleistetwurde. Die Geschichte des Landes bewahrtErinnerungen an verschwundene Naturreichtümer,sie hat Parallelen zu der Geschichte, dieimmer noch weltweit die Lebensmöglichkeitendes Menschen einschränkt. Man geht davonEin alter Bauernhof in Ost-Island. Boden und Vegetationsind durch Landnutzung seit der Besiedlungvor über 1100 Jahren stark in Mitleidenschaft gezogen.aus, daß Boden- und Vegetationsreichtum desLandes nur noch ein Bruchteil dessen ist, waszur Landnahmezeit vor etwas mehr als 1000Jahren vorhanden war (Hákon Bjarnason, 1942,Sigurður Þórarinsson 1961; Sturla Friðriksson,1963; Ingvi Þorsteinsson 1978; Andrés Arnalds1988).Man hat argumentiert, daß der Verlust anBodenqualität eine der Ursachen gewesen sei,die im Mittelalter zu den bürgerkriegsähnlichenAuseinandersetzungen der Sturlungenzeitführten, die letztlich bewirkten, daß Islandim 13. Jh. seine Selbständigkeit verlor (GuttormurSigbjarnarson 1969). Insofern war esvielleicht kein Zufall, daß die Nationen derErde an dem Tag, als die junge Republik Islandam 17. Juni 1994 den 50. Jahrestag ihrer Unabhängigkeitfeierte, eine Vereinbarung trafen,um gemeinsam den Kampf gegen die Desertifikationin Angriff zu nehmen. Die VereintenNationen haben diesen Tag dem Kampf gegendie Bodenerosion gewidmet.In diesem Jahrhundert gab es in Island heftigeKontroversen über Art und Ursachen derBodenvernichtung. Häufig wurden Nutzungbzw. Vernichtung von Waldgebieten und dieÜberweidung als Ursachen für den Vegetationsschwundund die Bodenerosion bezeichnet,und dies beeinflußte die Einstellung derAllgemeinheit zur Schafzucht: Meinungserhebungenbrachten zutage, daß die meisten IsländerBodenerosion und Vegetationsschwundals die schlimmsten Umweltprobleme in Islandbetrachten. Trotz dieses allgemeinen Problembewußtseinsund trotz eines intensiven Landregenerierungsprogrammsgab es bislang keineGesamtübersicht über die Bodenerosion inIsland.1.2. Kartierung der Bodenerosionauf IslandIm Jahre 1991 begannen das Forschungsinstitutder Landwirtschaft (RALA) und das staatlicheAmt für Landregenerierung (LR) mit einemgemeinsamen Projekt zur Untersuchung undzur Verfahrensentwicklung, um die Bodenerosionzu kartieren. Dies wurde vom Produktionsfondsder Landwirtschaft (Framleiðnisjóðurlandbúnaðarins) und dem staatlichenisländischen Forschungsrat (Rannsóknaráð ríkisins)gefördert. Das Projekt wurde ebenfallsmit besonderer Finanzierung im Budget vonRALA und LR bedacht.Ziel des Projekts war es, praktische Verfahrenzu finden, um einerseits die Bodenerosionzu kartieren und andererseits landesweiteDaten über sie zu erhalten. Das Projekt bauteu.a. auf den Erfahrungen von RALA bei derBewertung der Beweidungsbelastung auf. DieKlassifikation der Erosion wurde in Zusammenarbeitmit der Texas A & M Universitäterstellt, und zwar in der Folge eines Forschungsvorhabens,das vom isländischen Wissenschaftsfonds(Vísindasjóður Íslands) unterstütztworden war. Zuerst wurden diverse Kartierungsmethodenversucht, wobei man gleichzeitigInformationen über die Erosionsgeschwindigkeitsammelte. Im Sommer 1993wurde mit voller Kraft mit den Kartierungsarbeitenbegonnen. Die Entwicklungen in dermodernen Informationstechnologie stellteneinen bedeutenden Faktor der Arbeit währendder gesamten Projektdauer dar. Im Sommer1995 waren die landesweiten Kartierungsarbeitenweitgehend abgeschlossen.Nach Meinung der Beteiligten an diesemProjekt kann die Datenbank mit bezug auf dieErosion die allgemeine Bewertung des Landesdahingehend ändern, daß gutes Land auch alssolches bezeichnet wird, und daß gleichzeitigeine fachlich fundierte Analyse der Gebiete mitbedrohlicher Erosion vorliegt. Die Arbeitsplanungdes Amts für Landregenerierung wirdin Zukunft auf dieser Datenbank aufbauen,


15nicht zuletzt was die Priotierung zukünftigerProjekte betrifft.Von großer Bedeutung ist es, daß alle gewonnenenInformationen allgemein zugänglichgemacht werden. RALA und LR haben es sichangelegen sein lassen, die Ergebnisse derErosionskartierung in jedem Landesbezirkbekannt gemacht werden. Parallel dazu sind dieEinwohner der betreffenden Gebiete dazuaufgefordert, selber verstärkt die Initiative zuergreifen und sicherzustellen, daß Beweidungnur in Gebieten mit geschlossener Vegetationsdeckeerfolgt, in denen geringe Erosionfestzustellen ist, und daß Erosionsgebiete undÖdland geschützt werden.Die Website von RALA und LR zumThema Bodenerosion hat den Namen Kvasirerhalten und somit ist ein Teil der Informationenauf dem Internet zugänglich:www.rala.is/kvasir (isländische und englischeVersion). Auf diese Weise können einzelneLandgemeinden, Umweltschutzverbände,Schulen und Einzelpersonen Informationenerhalten, z.B. Karten, Bilder, Darstellungenvon Methoden und Ergebnissen der Untersuchungen.Die Datenbank von RALA und LRbietet jedoch nicht nur Informationen zurBodenerosion, sondern auch in bezug aufWeidegrenzen, Vegetationszustand und anderes,was für die Planung der Landnutzung vonBedeutung ist. Besonders wichtig ist dieTatsache, daß auf der Basis dieser Informationendie schrittweise Anpassung der Landwirtschaftan das Konzept ökologisch vertretbarerProduktion und nachhaltiger Landnutzungermöglicht wird.In diesem Bericht werden das Projekt selbstund die Methoden bei der Kartierung derBodenerosion dargestellt. Hier wird die ersteGesamtübersicht über die Bodenerosion aufIsland veröffentlicht. Zahlen werden für dasganze Land, einzelne Bezirke, Landgemeinden,und Hochweidegebiete angegeben. Zum Abschlußwerden die Ergebnisse diskutiert undStellung zur Landnutzung durch Beweidungbezogen.


2. BODENVERNICHTUNG <strong>IN</strong> GESCHICHT-LICHEN ZUSAMMENHÄNGEN2.1 Bodenvernichtung ingeschichtlichen ZusammenhängenMenschliche Gesellschaften leben von denReichtümern des Bodens. Das Wohl des Menschenberuht darauf, denn ganze Kulturen gehenzugrunde, wenn der Boden nicht genughergibt, wie die Menschheitsgeschichte zeigt.Bodenerosion folgte dem Menschen, seit erbegann, den Boden zu bebauen. In alten griechischenund römischen Schriften findenBodenbewahrung und Bodenerosion häufigErwähnung. Als Beispiele wären Schriften vonSolon und Plato (vgl. z.B. Rubio 1995) zu nennen.Bodenvernichtung in der ursprünglichenHeimat kann eine Ursache dafür sein, daßPhönizier, Griechen, Karthager und Römer sichauf der Suche nach fruchtbarem Land auf denWeg machten und Kolonien gründeten auf(Hillel 1991). Wo früher blühende Länder waren,säumen heute Wüsten die südlichen Küstendes Mittelmeeres. Ein Beispiel dafür ist Lybien,das seinerzeit die Kornkammer Roms genanntwurde (Björn Sigurbjörnsson 1994). Die Machtdieser Reiche verschwand, als diese von fernenund unsicheren Zulieferungen abhängig wurden.Geht man noch weiter in die Geschichtezurück, sieht man, daß viele mächtige Reichein den Flußniederungen am Ostende desMittelmeeres und an den Strömen im Irak undIran entstanden sind. Alle diese Reiche gingenfrüher oder später zugrunde, u.a. wegen zustarker Bodenbewirtschaftung, oder weil dasWasser für die Bewässerungssysteme wegenÜberbewirtschaftung der Wassereinzugsgebietevon Tigris, Euphrat und Nil verschmutzte(u.a. Hillel 1994). Die Rolle vonKlimaveränderungen in der Entwicklung dieserKulturreiche ist unklar, der Boden und das Bewässerungswasserkönnten auch durch Versalzunginfolge langjähriger Trockenperioden verdorbenworden sein (Issar 1995). Klimaveränderungenkönnen aber auch auf eine Änderungder Vegetationsdecke in großen Gebietenals Folge der Übernutzung zurückgehen. Wersich genauer über die Zusammenhänge zwischenBodenkultivation und Geschichte undDie Lebensgrundlage von Kulturgemeinschaftenbasiert auf den Reichtümern des Bodens.Kultur der alten Großreiche informieren will,sei z.B. auf Björn Sigurbjörnsson (in: GræðumÍsland V) und das Buch von Hillel (Rivers ofEden, 1994) verwiesen.2.2. BegriffeBodenvernichtung ist derjenige Begriff, dendie meisten in bezug auf die Zerstörung is-17


18ländischer Ökosysteme zu Lande verwenden.Damit ist meistens die Zerstörung von bewachsenemLand und Boden gemeint, was man auchLanddegradation oder Landvernichtung nennenkönnte.Bodenvernichtung ist ein relativ weiterBegriff, der in sich Bodenerosion, Versalzungund andere Prozesse vereint, aufgrund derersich die Eigenschaften des Bodens so entwickeln,daß die Wachstumsmöglichkeiten weitgehendvermindert werden. Bodenerosion ist einengerer Begriff und wird definiert als Ablösungund Abtragung des Oberflächenmaterials,was den Boden verdirbt, das Wachstum derVegetation beeinträchtigt oder verhindert, daßsich Vegetation neu bildet. Diese Definitionumfaßt auch die Ablösung des Bodens, seineAbtragung und Sedimentation und ist auf dieseWeise anders als die Definition mancherGeologen, die den Begriff Erosion für die“Abtragung von Gesteinsmaterial“ verwenden.Es muß betont werden, daß der Boden einökologisches System darstellt, einen Lebensraum,der ein Teil des Nährstoffkreislaufs ist; esbenötigt lange für seine Bildung und ist entwederfruchtbar und voller Leben, wie in Gebietenmit geschlossener Vegetationsdecke,oder mager und unfruchtbar wie der Boden derStaubwolken über den amerikanischen Plains,1934.Wüsten. Dieser Lebensraum braucht sehrlange, um sich wieder aufzubauen, wenn dieRessource beeinträchtigt wird oder wegenVernichtung verlorengeht.Bodenerosion kann natürlich sein oder beschleunigt(engl. accelerated erosion). Es liegtim Wesen der Natur, Unebenheiten an derOberfläche einzuebnen, und darin bestehtnatürliche Erosion. Beschleunigte Erosion istjener Bodenverbrauch, der vom Menschendurch die Nutzung des Bodens verursacht wird.Meistens wird hier nicht unterschieden, denndas ist häufig sehr schwierig, und zudem gehtnatürliche Erosion weithin sehr langsam vorsich verglichen mit der Erosion, die durch denMenschen verursacht wird.Auf Island kann die natürliche Bodenerosionsehr stark sein, z.B. Erosion durchGletscher, Regen und Wind auf den Sandflächen(isl. sandur), die durch Vulkanausbrücheoder Überschwemmungen von Gletscherflüssenentstehen. Zwischen natürlicherund beschleunigter Erosion zu unterscheiden,hat nicht viel Sinn in bezug auf eine Kartierung,die darauf abzielt, die Bodenerosion alssolche zu kartieren, aber nicht deren Ursachen.Man kann darüber streiten, wie groß derAnteil des Menschen an der Bildung bestimmterÖdlandgebiete auf Island war, abersicher ist, daß die Beweidung Einfluß auf dieWiderstandskraft der Pflanzen gegen die Erosionskräfte,auf die Neuansiedlung vonPflanzen und die Neubildung von Boden insolchen Gebieten hat.Bodenerosion findet auf mancherlei Weisestatt; es werden im folgenden sowohl dieBegriffe Prozeß und Erosionsformen verwendet,womit die Spuren gemeint sind, die dieErosion hinterläßt. Zwei Hauptursachen bewirkengenerell Erosion: Wind und Wasser.Darüber hinaus kann man Muren/Rutschungenund Erosion aufgrund von periglazialen Prozessenu.a.m. nennen. Wind- und Wassererosionsind jedoch in Wirklichkeit ein Zusammenwirkenvieler Prozesse, bei denen die Bodenteilchenabgelöst und verfrachtet werden.2.3. BodenerosionEine vernünftige Nutzung des Bodens ist dieGrundlage jeden Wohlstands. Trotzdem ist dieGeschichte der wissenschaftlichen Erforschungder Bodenerosion sehr kurz. Die erstenUntersuchungen erfolgten wohl durch einenDeutschen namens Wollny in den Jahren 1877— 1895 (Sanders 1992). Der Begriff Bodenbewahrung(engl. soil conservation) ist nochjünger. Man kann sagen, daß dieser Begriff erstnach den gewaltigen Bodenverlusten in denriesigen Flachgebieten der U.S.A. in den 20erund 30er Jahren entstand, die im Jahre 1930den Anstoß zur Gründung der amerikanischenBodenbewahrungsbehörde gaben (engl. SoilErosion Service, Soil Conservation Service


19Stark in Mitleidenschaft gezogenes Land in Afrikawährend einer Dürreperiode. Landdegradation inIsland hat vieles gemeinsam mit Desertifikation introckenen Ländern.1935). Nachdem die systematische Arbeit ander Erhaltung des Bodens begonnen hatte,wurde viel Geld dafür aufgewendet, die Ursachenzu erforschen und Modelle für den Erosionsprozeßzu erarbeiten. Es gibt zwei Modelle,eines für die Wind- und eines für dieWassererosion. Mit ihnen kann man ermitteln,welche Menge an Boden bei bestimmten Kultivierungsverfahrendes Ackerbodens verlorengeht.Der Verlust wird in Tonnen Bodengeschätzt, der jedes Jahr pro Hektar verlorengeht. Die Modelle heißen “The Wind ErosionEquation“ (“Winderosionsmittel“) und “TheUniversal Soil Loss Equation“, KurzbezeichnungUSLE, d.i. die internationale Einheitfür Bodenverlust, die für die Einschätzung derWassererosion herangezogen wird. Ständigwerden diese Modelle verbessert, und Wissenschaftervieler Nationen haben sie den Verhältnissendes jeweiligen Landes angepaßt. Siehaben sich in Ackerbauländern bewährt, aberin bezug auf die Einschätzung von Erosion inWeidegebieten hat man schlechte Erfahrungenmit ihnen gemacht. So hat es der Verbandamerikanischer Weidelandexperten abgelehnt,das USLE-Modell bei der Bewertung der Erosionvon Weideland anzuwenden (SRM 1992).Bodenverlust tritt wie bereits erwähnt nichtnur durch Erosion ein. Zusätzlich muß man dieVersalzung nennen, z.B. wegen Verdunstungoder Bewässerung, wo das Wasser wegenwiederholter Nutzung entlang von Flüssenminderwertig geworden ist, oder wo Bewässerungswasserfalsch verwendet wird und dasEntwässerungssystem unzulänglich ist. Versalzungauf Weideland entsteht zumeist dort, woder Niederschlag nicht ausreicht, die Salze hinunterzuspülen,die sich während Trockenperiodennach und nach an der Oberflächesammeln. Um Niederschlag gut zu nutzen, mußdieser an der Oberfläche festgehalten werdenund ungehindert in den Boden einsickern können.Wo die Vegetation bereits spärlich ist unddie Aufnahme- und Speicherungsfähigkeitendes Bodens verloren gegangen sind, rinnt dasWasser ungehindert an der Oberfläche undverursacht Wassererosion, anstatt in den Bodenzu dringen.Außer durch Erosion und Versalzung kannder Boden auch auf viele andere Arten beeinträchtigtwerden. Zum Beispiel kann er versauern,oder es können sich harte und undurchlässigeErdschichten bilden, die den Wasserhaushaltdes Bodens stören. Ist die Bodenerosiongroß, können solche Schichten später dieOberfläche des Landes bilden, und unter diesenBedingungen gedeiht kaum noch etwas. Auchkann der Boden verschmutzen oder irgendwelcheanderen Eigenschaften verlieren, diefür die Vegetation wichtig sind. Hier kann manbeispielsweise die Wasserleitfähigkeit und denorganischen Inhalt des Bodens nennen. Darausist ersichtlich, daß es verschiedenste Prozessegibt, die zur Bodenerosion beitragen, und daherkann es schwierig sein, Bodenvernichtung zubewerten.2.4. Wüstenbildung —BodenzerstörungDie Degradation von isländischen Ökosystemenhat viel mit denjenigen Landverlustengemeinsam, die unter dem international gebräuchlichenBegriff “Desertifikation“ zusammengefaßtsind. Die isländischen Ödlandgebietesind in vieler Hinsicht mit jenen kargenGebieten in anderen Teilen der Erde verwandt,die die der Bodenvernichtung anheimfielen.Um die Degradation von Ökosystemen zubekämpfen, wurde vor kurzem im Rahmen derUNO eine internationale Vereinbarung getroffen.Diese UN-Vereinbarung ist anderen vergleichbar,z.B. was Meeresrecht, Erhaltung derArtenvielfalt und die Verhinderung des Treibhauseffektsin der Atmosphäre betrifft. Gewaltigefinanzielle Mittel wurden für diesenKampf gegen die Zerstörung bereitgestellt,und die wohlhabenden Nationen unterstützendie ärmeren in diesem Kampf. Island kann indiesem Bereich eine bedeutende Rolle spielen,und deshalb erscheint es angebracht, kurz aufdie Bildung von Wüsten im internationalenZusammenhang einzugehen.


20Teil einer UNEP-Karte über Bodendegradation inAfrika.Im Jahre 1949 prägte der Franzose AndréAubréville den Begriff “Desertification“ oder“Wüstenbildung“. Da war es Wissenschafternbereits klar geworden, daß weithin, wo jetztunfruchtbare Wüsten sind, früher fruchtbareÖkosysteme bestanden hatten, die der Vernichtunganheimfielen. In vielen Gebieten liegtder Grund dafür auf der Hand: Überbewirtschaftungdes Landes. Wissenschaftler, die dieGebiete im östlichen Mittelmeerraum besuchten,sahen die traurigen Merkmale der Überbewirtschaftungund schlossen daraus, daß sichdie Wüsten vergrößerten (Lowdermilk 1939;vgl. auch den Aufsatz von Björn Sigurbjörnsonin Græðum Ísland V). Der Begriff “Desertifikation”wurde häufig im Zshg. mit derTrockenperiode verwendet, von der die Sahelzonein den Jahren 1965 — 1974 heimgesuchtwurde. Dort ging bewachsenes Land so rapideverloren, daß man die jährlichen Veränderungendeutlich auf Satellitenbildern erkennenkonnte.Die Definition von “Desertifikation“ istkeineswegs eindeutig. Die von der UNO verwendetelautet etwa so: “Degradation desLandes in ariden und halbariden Gebieten ausverschiedenen Ursachen, u.a. wegen Klimaveränderungenund Einwirken des Menschen“(engl.: land degradation in arid, semi arid anddry sub-humid areas resulting from variousfactors, including climatic variations andhuman activities). Diese Definition ist sehrunscharf und hat sowohl Mißverständnisse alsauch Kontroversen verursacht. Es gibt auchkaum ein wissenschaftliches Buch zum ThemaWüstenbildung oder Versteppung, das nichtviel Raum darauf verwendet, die zahlreichenDefinitionsversuche zu diskutieren, vor allemaber die umstrittene UNO-Definition. Dafürgibt es verschiedene Gründe, vielleicht nichtzuletzt deshalb, weil der Begriff “desert” vieleAspekte hat, je nachdem, welchen Wissenschaftszweigman zugrunde legt, z.B. Meteorologie,Geologie, Geographie oder Vegetationsökologie.Die meisten verstehen denBegriff als sehr trockenes Gebiet. Die Bedeutungdes Wortes kann aber viel allgemeinersein, es ist auf eine lateinische Wurzel zurückzuführenund bedeutet eigentlich “Einöde”.Das Wörterbuch Websters (Neilson u.a. 1938)begrenzt den Begriff “desert“ nicht auf eineTrockenzone. Gewiß fallen auch trockeneGebiete darunter, aber eine andere Bedeutungdes Worts paßt gut zum isländischen Wort“auðn“, wörtlich “Ödland”.Mit dem Begriff Desertifikation bezeichnetman vor allen Dingen die dauerhafte Degradationder Fruchtbarkeit des Landes. DieseDefinition unterscheidet sich von derjenigender UNO, die eigentlich dazu dienen sollte, dieKontroversen um den Begriff “desertification“abzubauen und dessen Verwendung auf dieTrockenzonen der Erde einzuschränken, umdie armen Länder in den trockensten ZonenAfrikas kräftig zu unterstützen. Auf Verlangendieser Staaten wurden Klimaveränderungen indie ältere Definition eingefügt und die Betonungdes menschlichen Einflusses abgeschwächt.Die Definition von Desertifikation, die hierverwendet wird, ist unabhängig vom Klima undbezieht keine Stellungnahme hinsichtlich derUrsachen. Ihr zufolge spielt es keine Rolle, aufwelche Art Landdegradation eintritt, und eswird auch kein Bezug auf das Klima einesGebiets genommen, was oft auch schwierig zu


21fassen ist. Ödland (auðn) ist eine denkbareEndstufe unter bestimmten Voraussetzungen.Es müssen nicht unbedingt Wüsten sein, zumales oft schwierig ist zu definieren, was Wüste istund was nicht. Eine umfassende Diskussionüber die Definition von “Desertifikation“findet sich u.a. in Aufsätzen von Rubio (1995)und Yassoglou (1995) in einer EU-Veröffentlichungzu diesem Thema (Fantechi, u.a. 1995),im Buch von Mainguet (1994), Thomas undMiddleton (1994) und in der UNEP-Schriftüber Begriffsbildung und Methodik (Odingo1990). Zusätzlich sei erwähnt, daß die Umweltschutzorganisationder UNO (UNEP =United Nations Environment Programme) einespezielle Zeitschrift zu diesem Thema herausgibt:“Desertification Control Bulletin“.Begriffsverwirrung und Unkenntnis derÖkosysteme von Trockengebieten verursachtengravierende Fehlinterpretationen bei der Zustandsbewertungeines Landes, Es mangelteteilweise an der Anwendung wissenschaftlicherMethoden in diesem Bereich, oder die Argumentationwar zu emotional. Der Gegenstandwurde oft unter einem engen Blickwinkel (z.B.Kultivationswissenschaft, Bodenkunde oderGeographie) betrachtet.Untersuchungen über den Zustand einesLandes müssen Art der Degradation, Einflüssedurch Landnutzung und Umwelt in Betrachtziehen; außerdem müssen klare Erkenntnisseüber die Art der Ökosysteme und natürlicheSchwankungen vorhanden sein. In den Jahrenum und nach 1970 vergrößerte sich die Saharamehrere Jahre lang beständig und eineHungersnot war die Folge. Der Prozeß wurdeselbstverständlich Wüstenbildung genannt.Dann kam Regen und die neue Wüsteschrumpfte wieder zusammen; die Versteppungwar von keiner Dauer. Es gibt leider sehr vieleBeispiele dafür, daß die Auswirkungen vonTrockenperioden mit dauerhaftem Verfall desLandes verwechselt werden. An anderenStellen haben Pflanzenwuchs und Bodeneigenschaftensich so verändert, daß die Produktionsfähigkeitdes Bodens sehr gering wurde,obwohl weitgehend eine zusammenhängende,wenn auch spärliche Vegetationshülle besteht.Das ist beispielsweise in den meisten Wüstengebietender USA der Fall, wo die Vegetationinnerhalb kurzer Zeit immer karger und derBoden immer unfruchtbar wurde, nachdemViehzucht im Land begonnen hatte.Wüstenbildung ist im allgemeinen nicht inRinnenbildung durch Wassererosion in einer trockenenGegend (Afrika).einem ökologischen Zusammenhang gesehenworden, war es doch weithin üblich, denZustand des Bodens danach zu bewerten,inwieweit eine zusammenhängende Vegetationsdeckebestand, ohne Berücksichtigung derVegetationsarten oder der Bodeneigenschaftenund dessen Bedeutung für andere Teile desÖkosystems, wie z.B. die Wassereinzugsgebieteu.a. Ein solcher Ansatz wird gelegentlich“landwirtschaftlich“ genannt, wobeispielsweise von Vegetationsdecke, Kultivationund Produktivität ausgegangen wird, aberVielfalt und Qualität der Ökosysteme insgesamtnicht berücksichtigt werden. Ein gutesBeispiel dafür ist, wenn Isländer überlegen, obdie Landregenerierung mit den zerstörendenKräften standhalten kann, wie oft gefragt wird.Die Frage ist selbstverständlich ganz unrealistisch.Land, das wiederbegrünt wurde, ist inkeiner Weise mit dem Ökosystem vergleichbar,


22das bei der Bodenvernichtung verschwindet. Esdauert Jahrzehnte oder Jahrhunderte, ein vergleichbarfruchtbares Ökosytem neu zu bilden.Gewissermaßen in diesem Geist konnten dieEntwicklungsländer den Einfluß der Trockenheitin die Definition der UNO von der“Wüstenbildung“ einfügen, obwohl unregelmäßigerNiederschlag und Dürrezeiten natürlicheErscheinungen in diesen ökologischenLebensräumen sind.Man muß sich darüber im klaren sein, daßdie von den Industrienationen als Hilfe für dieEntwicklungsländer zur Verfügung gestelltenGeldmittel, um gegen die Wüstenbildung zukämpfen, gigantisch sind. Die Maßnahmenerfolgen häufig unter Leitung der UNO, aberder Erfolg ist umstritten. Die Arbeitsmethodender UNO erfuhren harte Kritik und als Beispielefür interessante Publikationen dieser Artdarf man die Schriften von Forse (1989) nennen:“The Myth of the Marching Desert“ undPearce (1992) “Mirage of the shifting sands“,die beide in New Scientist veröffentlicht wurden.Diesen Artikeln antwortete u.a. Stiles(1995).Zwar mangelt es manchmal etwas am wissenschaftlichenAnsatz, wenn die Desertifikationin der Welt diskutiert wird, aber fest steht,daß das Problem gewaltig ist. Laut UNEP istzur Zeit die Lebensgrundlage von 900 MillionenMenschen auf Grund der Bodenerosionbedroht. Auch wenn Begriffe und wissenschaftlicheMethoden überprüft werden müssen,ist es eine unumstößliche Tatsache, daß dieLandqualität ständig abnimmt und die Menschheitsich gleichzeitig vermehrt. Die Menschheitsgeschichtebietet unzählige Beispieleüber die schrecklichen Folgen der Bodenvernichtung,und vielleicht nicht zuletzt dieisländische Geschichte. Es ist zu hoffen, daßIsland sich in verantwortungsvoller Weise aminternationalen Bemühen beteiligen wird, dieDesertifikation zu bekämpfen, denn nurwenige reiche Länder der Welt können sovielheimische Erfahrung vermitteln.Wasser ist eine kostbare Ressource. Bodenschutz istauch Wasserschutz.2.5. BodenschutzBodenschutz und Vegetationsschutz sind zusammengehörigeBegriffe. Da die Nahrungsmittelproduktionhäufig darauf beruht, denBoden zu kultivieren, wird meistens von Bodenschutz(soil conservation) gesprochen, undnicht von Vegetationsschutz, was eher mit derBewahrung bestimmter Vegetationsformationenoder bestimmter Ökosysteme verbunden ist.Der Begriff Bodenschutz beinhaltet nicht nurdie Sicherung des Bodens gegen Erosion, sondernauch Bewahrung der Eigenschaften desBodens, z.B. Fruchtbarkeit sowie Wasserspeicherungs-und Wasserabgabefähigkeit.Diese Bodeneigenschaften führen zu gutenBedingungen für Vegetation und Biosphäre imGanzen. Die Fähigkeit des Bodens, Wasser inWeite Teile des neuseeländischen Hochlands stehenunter Beweidungsschutz. Viele von der Erosionbetroffene Gebiete in Island sind nicht zur Beweidunggeeignet.


23einer Regenperiode zu speichern und es späterabzugeben, ist von großer Bedeutung, dennwenn Wasser an der Oberfläche abrinnt oderohne Widerstand nach unten absickert, nütztdieses der Vegetation nicht. Oberflächenabrinnungführt darüber hinaus zu Hochwasserin den Flüssen und zu Wasserverschmutzung.Bodenschutz kommt daher auch dem Wasserschutzund der Verbesserung des Wasserhaushaltszugute.Sanders (1992) zeigt drei Schritte auf, derenes im Rahmen des Bodenschutzes generellbedarf. Als erstes ist der Zustand der Bodenkrumezu untersuchen, und dazu muß u.a.Bodenerosion genau lokalisiert sein. Als nächstesmüssen Schutzmaßnahmen geplant werden,und der letzte Schritt ist die Umsetzungder Planung. Mit dieser Schrift wird der ersteSchritt in die Richtung gemacht, den Zustanddes Bodens und die Bodenerosion im ganzenLand zu erfassen.Es muß hervorgehoben werden, daß Bodenerosioneine Folge und keine Ursache ist. Inseinem grundsätzlichen Artikel zum Bodenschutzzeigt Sanders (1992) auf, daß die zuständigenBehörden in vielen Staaten teuresGeld in wenig erfolgversprechende Maßnahmenzum Bodenschutz stecken, weil man sichdort auf die Folgen konzentriert, anstatt nachden Ursachen des Übels zu suchen. Erosion isteine Folge, aber die Wurzel des Übels läßt sichin den meisten Fällen auf eine Fehlnutzung desBodens zurückführen.Moderne Methoden des Bodenschutzeszielen darauf ab, Bewußtsein und Verantwortungderjenigen zu aktivieren, die das Landnutzen. Dieser Aspekt steht u.a. im Mittelpunktdes australischen “Land-care“, das weltweitgroßen Einfluß auf Landregenerierungsarbeitenhatte. Auch muß erwähnt werden, daßes weithin Land gibt, wo eine Nutzung nicht zuvertreten ist. Führen Information und größeresVerantwortungsbewußtsein der Landeigentümernicht dazu, daß das Übel bekämpft wird,müssen die verantwortlichen staatlichen Stelleneingreifen, denn es ist auch in ihrer Verantwortung,eine nachhaltige Nutzung des Bodenszu sichern. Diese Aspekte sind Teil des Bodenschutzkonzeptsin Australien.In den U.S.A., Neuseeland und Australienwurden spezielle Gesetze verabschiedet,denenzufolge bestimmte Formen der Landnutzungin empfindlichen Gebieten nicht zulässigsind. Das bezieht sich in erster Linie aufAckerland, das zur Kultivierung umgebrochenwird; die Gesetzgebung bezüglich Weidelandist nicht so weit gekommen. Nachdem man inNeuseeland mit die Beweidung des Hochlandesauf der Südinsel begonnen hatte, entstand dortgroßflächige und folgenschwere Bodenerosion.Man kartografierte die Erosion im ganzenLand mit vergleichbaren Methoden, wie hierbeschrieben, und in der Folge mußte das ganzeBergland unter Schutz gestellt werden (keineBeweidung).Hierzulande ist die Ansicht recht verbreitet,daß Bodenschutz und Landregenerierunghauptsächlich darin bestehen, die schnell voranschreitendeVegetationsvernichtung aufzuhalten.Zum Bodenschutz gehört aber nichtzuletzt auch nachhaltige Landnutzung, bei derdie Bodenressourcen nicht zerstört werden. DieEinfriedung von Ödland und Erosionsgebietensind daher natürlicher Teil der Landregenerierungsarbeit.Hinzu kommen die Förderungverantwortlicher Bodennutzung, Informationstätigkeit,Landbegrünung, und die größereVerantwortung der Landbesitzer und derenEigeninitiative. Eine Gesamtplanung in SachenBodenschutz muß auf umfassender Kenntnisvon Vegetation, Boden und Bodenerosion aufbauen.Sie beruft sich auf alles, was der vernünftigenLandnutzung, der Bewahrung vonnatürlichen Ressourcen und der Wiedergewinnungfrüherer Bodengüte dient, darunterForschung, Beweidungssteuerung, Informationsvermittlung,konzeptionelle Entwicklungenund Gesetzgebung.


3. MESSUNG UND BEWERTUNGVON <strong>BODENEROSION</strong>3.1. Modelle für die BodenerosionWie bereits erwähnt, gibt es Modelle zurBewertung von Bodenerosion in bezug auf kultivierteBöden. Das Ergebnis der Berechnungenwird in Tonnen von Bodenmaterial angegeben,das jährlich pro Hektar verloren geht(t/ha/Jahr). Diese Werte haben sich im Großenund Ganzen bei der Bewertung von Ackerbödengut bewährt. Dagegen waren diese Modellein bezug auf Weideland (SRM 1992, NRC1993) schlecht bzw. wertlos. Es gibt diverseGründe dafür und auf einige wird im folgendeneingegangen.Weideland ist nicht einheitlich wie Ackerland.Der gesamte Acker wird gepflügt, sodaßer für die Erosionskräfte offen steht. Weidelandin natürlichem Zustand hingegen ist bewachsen,und abgesehen von Ödland sieht man Erdenur an einzelnen Erosionswunden. Auf solchesLand treffen einige Aspekte der Modelle zu.Die Nutzung von Weideland geschieht auf ganzandere Art als bei Ackerland, und daher geltendie Voraussetzungen, die für Erosionsmodelleverwendet werden, nur zum Teil für Weideland.Die Tiefe des Bodens wird ebenso wenigberücksichtigt wie die Geschwindigkeit derBodenbildung. Die Dicke der Bodenschicht isthinsichtlich der Bodenerosion von großerBedeutung. Ist die Bodenschicht tief, spielt eskeine so große Rolle, wenn oben einige Zentimeterverloren gehen; wenn aber genauso vieleZentimeter auf einer dünnen Bodenkrume verlorengehen, wird eine solche Erosion vollständigeVernichtung verursachen.Bodenbildung wirkt der Erosion entgegen,denn der Boden ist langsam und stetig in Entwicklung.Aber auch eine rasche Bodenbildungkann nie gegen eine starke Erosion ankommen,Wassererosion hat die obersten 20 cm Boden wegtransportiert.denn der Unterschied in der Geschwindigkeitdieser Prozesse ist beträchtlich, besonders dort,wo das Klima trocken oder kalt ist.Das Zusammenspiel zwischen Vegetationshülleund Erosion ist komplex. Meistens förderteine Vegetationshülle den Schutz desBodens, doch wenn es sich nur um eine dünneSchicht von Flechten an der Oberfläche handelt,vergrößert sich die Oberflächenabrinnung,statt daß der Niederschlag in den Boden einsickert.Daher gelten solche Schichten im Auslandweithin als schädlich. Auf den isländischenÖdlandflächen gelten aber andere Maßstäbe.Dort ist Frosthochwölbung eines dergrößten Probleme, und ein Vegetationsfilmdieser Art schützt den Boden und ist oft dieVoraussetzung dafür, daß sich Vegetation bildet.25


26Aber auf Island gibt es noch mehr, was dieGültigkeit der bekannten Modelle für Bodenerosionso sehr mindert, daß sie in Anbetrachtder isländischen Verhältnisse nahezu unbrauchbarsind. Hier muß zuerst die Erosion vonWiesenböden genannt werden. Hier geht esnicht darum, daß die Erosion an der Oberflächewenige Zentimeter beträgt, sondern die gesamteBodenschicht an den Erosionskanten(isl. rofabarð) wird weggerissen und übrigbleiben Ödflächen. Das ist natürlich von derjeweiligen Erosionsart abhängig, und sie istviel komplexer, als in ausländischen Modellenfür Bodenerosion angenommen wird. Sicherlichgeschieht es manchmal, daß Bodenkrumenach und nach an der Oberfläche erodiert, undWinderosion in isländischem Ödland.das ist im Besonderen auf Ödland der Fall unddort, wo Wiesenboden durch punktuelle Erosiongekennzeichnet ist. Der isländische Wiesenbodenist außerdem unterschiedlich dick.Verschwindet eine bestimmte Anzahl vonTonnen von einem Hektar, kann es sein, daß beiBöden von geringer Tiefe keine fruchtbareErde mehr übrig bleibt. Wo hingegen dieserWiesenboden sehr dick ist, richtet der Verlustder gleichen Tonnenzahl relativ geringeSchäden an.Desweiteren muß erwähnt werden, daßUSLE und das Winderosionsmodell eine bestimmtephysikalische Bodenqualität voraussetzen.Vulkanische Böden wie der isländischeWiesenboden haben ganz spezifische Eigenschaften,die schlecht zu den Modellannahmenpassen. Als Beispiel kann man anführen, daßdas Winderosionsmodell von einer Größe derErdkörnung von >0,84 mm ausgeht; dann abersind die Bodenkörner so groß, daß sie nicht soleicht von den Äckern verblasen werden können(Skidmore 1994). Die Körner von vulkanischenBöden sind von Natur aus leichter,ganz abgesehen von den vulkanischen Lockerstoffen.Nicht selten kann man beobachten, wieder Wind Körner von 30 mm Größe bewegt,was schon einiges über die Anwendbarkeit desWinderosionsmodells auf isländische Verhältnisseaussagt. Vulkanische Erde ist auch wegengeringer Kohäsion viel mehr durch Wassergefährdet als andere Böden (Maeda u.a. 1977).3.2. Bodenerosion in WeidelandBodenerosion steht ganz oben auf der Listeüber die Aspekte, die bei der Zustandsbewertungvon Weideland berücksichtigt werdenmüssen (SRM 1995). Das liegt u.a. daran, daßder Boden lange Zeit für eine Neubildung benötigt,Vegetation aber in vielen Fällen raschwieder hochkommen kann, erhält sie dabeiSchutz. Man muß aber beachten, daß die Vegetationsanalyseein gravierender Faktor bei derBewertung des Zustandes von Weideland ist;wo die Bodenerosion stark ist, hat sie Vorrang(SRM 1995).Die meisten Methoden zur Bewertung desZustands von Weideland gehen davon aus, wieviel von der Bodenoberfläche offen für dieVernichtungskräfte ist und von den Anzeichenfür Bodenerosion. Im System der U.S.A. (BLM1973) sind Boden und Bodenerosion ein Teilder Bewertung. Man geht von den Anzeichenfür Bodenerosion aus und es werden einigeMerkmale bestimmt, die zur Erosionsbewertungherangezogen werden können. DasBLM (Bureau of Land Management) ist alsInstitution mit der Kontrolle der Nutzung derriesigen Weideflächen in den U.S.A. befaßt, diein Staatsbesitz sind. Ihre Verfahren wurden nurwenig modifiziert in dem überarbeiteten System,das vom Forschungsrat der U.S.A. (NRC1994) erarbeitet wurde. Der amerikanische SoilConservation Service benützt ähnliche Methoden,bei denen der Anteil unbewachsenenLandes die wichtigste Maßeinheit ist.3.3. Erosionsbewertungsmethoden aufdem InselkontinentDie Methoden von RALA und LR bei derKartierung von Erosion orientieren sich in vielerHinsicht an den Verfahren, die angewandtwurden, um den Bodenzustand in Neuseelandund New South Wales in Australien zu eruieren.Es erscheint angebracht, diese Methodenetwas näher zu erläutern.Die neuseeländischen Methoden werden in


27der Broschüre “The New Zealand Land ResourceInventory Erosion Classification“ vonEyles (1985) erläutert.In Neuseeland zeigte es sich bald, daß diestarke Bodenerosion eine Folge der Landnutzungwar, und daß Organisationsformen fürdie Nutzung gefunden werden mußten, die dasLand nicht beeinträchtigten. Man begann dahermit einer gründlichen Kartierung jener Faktoren,die am ehesten bei Landnutzungsplanungin Frage kamen. Diese Faktoren waren:Gesteinsart, Bodenart, Neigung, Bodenerosion(Erscheinungsform und Bewertung) undVegetation. Wenn diesbezügliche Informationenund solche über das Klima genutzt werden,geht man davon aus, daß es möglich ist,ein realistisches Bodennutzungskonzept zuentwickeln. Diese große Arbeit begann 1952und hatte weitgehend die amerikanischen Methodenzum Vorbild. Die Bewertung der Erosiondürfte rasch den Vorrang bekommen haben,zumindest eine Zusammenfassung der Erosionsdaten,denn “Erosion ist der Hauptfaktor,der Einfluß auf die Möglichkeiten des Bodenszur nachhaltigen Landwirtschaft hat“ (Eyles1985). Die Kartierungsarbeiten aller Faktoren,die hier erwähnt worden sind, wurde fortgesetztund die Ergebnisse liegen nun vor.Zunächst baute das neuseeländische Verfahrendarauf auf zu kartieren, wieviel Bodenverloren gegangen war, da in manchen Erosionsgruppengroße Teile verloren gegangenwaren; in den schlimmsten Gebieten waren >75% des Landes Felsgrund ohne Bodenschicht.Diverse Methoden zur Kartierung wurdenangewendet, sie änderten sich im Lauf der Zeitentsprechend den verbesserten Kenntnissenüber die Erosion. Im Jahre 1972 machte mansich daran, die Erosionskartierung zu vereinheitlichen(NZLRI, New Zealand Land ResourceInventory) u.a. um diese Unterlagen alsGrundlage für Subventionsgewährung bei Erosionsbekämpfungverwenden zu können.Grundlage des Systems ist die Kartierung derErosionsart (Erosionsform) und wie gravierenddie Erosion ist (engl. severity oder intensity).Als Grundlagen des neuseeländischenKlassifikationssystems nannte Eyles (1985)vier:1 Erosion nennt man die Ablösung des Bodenkrume,ihre Verfrachtung von einem Ort zueinem anderem und die Sedimentation, sodaßdie Fähigkeit des Bodens zur landwirtschaftlichenNutzung beeinträchtigt wird.Umschlagbild des neuseeländischen Handbuchs zurErosionseinstufung2 Es wird keine Unterscheidung zwischennatürlicher und beschleunigter Erosiongemacht. Dafür gibt es zwei Ursachen: Oftist es schwierig, dazwischen zu unterscheiden,und es ändert auch nichts an Schwereund Folgen der Erosion.3 Es wird nur wirksame Erosion kartiert(derzeitige Erosion).4 Es wird nicht von der Menge des erodiertenMaterials (sediment yield) ausgegangen,weil der Zusammenhang zwischen derGeschwindigkeit, in der der Boden verlorengeht, und der Menge des Erosionsmaterialshinsichtlich Zeit und Raum sehrvariiert.Erosionsintensität wird auf der Skala von 0 bis5 eingestuft, wobei 5 die schlimmste Erosionbezeichnet. Eine genaue Darstellung derneuseeländischen Einteilung findet sich inTabelle 1.Es ist hochinteressant, daß man in Neuseelandbesonderen Wert darauf legt, die Bodenqualitätzu klassifizieren, indem man vielenatürliche Faktoren kartografiert. Man kannz.B. die Bewertung der Bodenqualität in denvulkanischen Gebieten der Nordinsel Neuseelandsvon Blaschke (1985) nennen. ÞorsteinnGuðmundsson unternahm mit Erfolg einenähnlichen Versuch in bezug auf den Borgarfjörður/Westisland. Er teilte in 5 Klassen ein,wobei die erste Klasse der Boden ist, der sichfür Heuwiesennutzung eignet, die fünfte


28Klasse hingegen ist Land, das keinerlei Produktionswerthat, z.B. Ödland und steiniges Land,steile Hänge, Sümpfe, Erosionsgebiete oderLandesteile, in denen das Klima sehr ungünstigist (Hochland, Wärmeeinheiten werden zuGrunde gelegt).Als die Kartierung durch RALA und LR imJahre 1991 begann, wurde diese Möglichkeitder Einteilung diskutiert. Man nahm von einerderartigen Klassifikation Abstand, weil es nichtnötig schien, Informationen über das Maß hinauszu sammeln, das die Erosionskartierung fürweite Landesteile aufweist, u.a. im Hochland,auf Ödland und Erosionsgebieten. Außerdemwäre das Projekt so viel umfassender geworden,daß es nur mit großer finanzieller Unterstützungdurch die Regierung möglich gewesenwäre, es in Angriff zu nehmen. Es muß aucherwähnt werden, daß die Arbeiten an einerVegetationskarte für weite Teile von Islandabgeschlossen sind. Der Maßstab dieser Kartenist aber etwas zu grob, um danach die Beweidungin bestimmen Weidegebieten zu planenoder Landregenerierungsmaßnahmen füreinzelne Landwirtschaftsbetriebe zu aufzubauen.Vegetationskarten sind aber zusammenmit den Erosionskarten eine brauchbareGrundlage für die Raumplanung größererGebiete und zusammenhängender Regenerierungsgebiete.Mit weiterer Entwicklung der EDV-Technikkann es sehr wohl in Frage kommen, dasbewirtschaftbare Land im Tiefland nach derBodenqualität zu klassifizieren. Ein Beispielfür diese Entwicklung ist, daß es heute möglichist, Landneigungen aufgrund von Höhenlinienund anderen Daten im Computer darzustellen.Diese Daten kann man später leicht mit Informationenüber Bodenart, Erosion, VegetationStaubsturm über Melbourne, Australien.“Scalding” in Australien mit gravierender Bodendegradation.und anderes in Frage kommende verknüpfen.Wenn man sich nach neuen Methoden umsehenwill, um landwirtschaftschaftliche Betriebe inIsland zu kartieren, kommen insbesondere dieKarten in Frage, die über die BodenqualitätAuskunft geben, die auch für die Raumplanunggenerell genutzt werden könnten.Bodenerosion ist weithin ein gewaltigesProblem in Australien, denn das Land isttrocken und empfindlich. Viele Gebiete vertrugendie Nutzung nicht, die mit dem Kommender weißen Einwanderer begann. In den Jahren1982 und 1983 herrschte eine solche Dürreperiode,daß sich ein Staubnebel über die GroßstadtMelbourne legte. Das war der Anlaß füreine Kehrtwende, und jetzt hat Australien invielen Aspekten des Bodenschutzes eine führendeStellung. Ebenso wie in Island ist dortdie Bodenvernichtung ein Thema, das alle sichangelegen sein lassen. Es gibt einige Unterschiedenach den Staaten des Landes, wie mandem Übel begegnet. Vorrangige Bedeutunghatte die Erfassung der Landdegradation, bevorman weitere Maßnahmen in Angriff nahm, wasu.a. zu einer weitreichenden Gesetzgebungführte; verwaltungsmäßige Änderungen wurdendort verfügt, wo man meinte, daß bis dahinProduktions- und Landwirtschaftsinteressen zuviel Einfluß hatten (Hannam, 1991).In den Jahren 1987 bis 1988 wurde imStaat New South Wales eine große Untersuchungüber Bodenqualitätsminderung veranlaßt(SCS-NSW 1989; Graham 1990). Kartiertwurden zehn Formen der Degradation:• Oberflächenabrinnung und Rinnsalbildung• Rinnenbildung (Rachel)• Muren /Rutschungen• Winderosion


4. VERFAHRENSWEISENDas Kartierungsverfahren von RALA und LR von der Erosion baut auf vier Hauptaspekten auf:• Klassifikation der Erosion nach Erosionsformen (Erosionsarten)• Skala zur Bewertung des Ausmaßes der Bodenerosion• Verwendung von Satellitenaufnahmen als Grundkarte und Hilfsmittel bei der Kartierung• Verwendung von EDV- Informationssystemen.4.1. ErosionsklassifizieringssystemDie überaus auffälligen Anzeichen derBodenvernichtung können niemand entgehen,der Island bereist. Dennoch sehen die Menschendas Land auf verschiedene Art. Wo dereine Erosion festzustellen glaubt, ist es nichtsicher, das ein anderer etwas von diesem Problembemerkt. Grund dafür ist vor allem dieTatsache, daß kein einheitlicher Maßstab andas Land gelegt wird. Wo Rofabard-Bildung(vgl. das Foto rechts) auffällig ist, besteht keinZweifel daran, daß Erosion vorliegt. Sandverwehungentreten auch offen zutage, sowohl dertreibende Flugsand als auch der Gesteinsschliff.Anderen Anzeichen für Erosion wurdeweniger Beachtung geschenkt, z.B. den gewaltigenMengen an Boden, die in Bächen undFlüssen ins Meer gespült werden.Man kann sagen, daß sich sowohl Forschungals auch Augenmerk der Menschen in ersterLinie auf den Verlust von Grünland richteten,und da im Besonderen auf Vegetationsränderwie Rofabard-Kanten und Sandverwehungen.Das ist sehr verständlich, denn hierzulande istErosion eine so folgenschwere Naturkraft, daßdort, wo einst schön bewachsenes Land mitfruchtbarem Boden war, nunmehr unfruchtbaresÖdland mit äußerst spärlicher Vegetation ist.Aus diesen Gründen ist es wie bereits erwähntin Island üblicher, von Vegetationsverlust alsvon Bodenerosion zu reden.Solche Relikte von Boden und Vegetation in Ödlandwerden auf isländisch Rofabard (Erosionskanten)bezeichnet.Obwohl viel über Vegetationsverlust undBodenerosion geschrieben wurde, war es dochselten Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen,auf welche Weise Bodenvernichtungstattfindet, abgesehen vielleicht von Sandgebietenund Erosionskanten. Natürlich gibt esAusnahmen. Die Untersuchungen von SigurðurÞórarinsson (z.B. 1961), Guttormur Sigurbjörnsson(1969) und Grétar Guðbergsson(1975) waren wichtige Schritte in Richtungeines besseren Verständnisses von Erosion.Die Messungen von Sturla Friðriksson anRofabard-Erosionsrändern (1988) stellen ebenfallseinen beachtenswerten Beitrag zur Diskussionum Art und Beschaffenheit von Erosion dar.31


32Trotz dieser Forschungen in bezug auf dieBodenerosion begann die Entwicklung vonVerfahren zur Messung des Bodenverlustes inden Weideflächen in Island erst relativ spät.Offizielle Versuche zur Bewertung der Bodenerosionauf Weideland wurden bei RALA imZusammenhang mit Weidebelastungsberechnungenaufgenommen.In den Jahren 1983-1984 wurde daran gearbeitet,Bewertungsmethoden für den Zustand desWeidelandes auf den Hochheiden von Austur-Húnavatnssýsla zu finden (Ingvi Þorsteinssonu.a. 1984; Ása L. Aradóttir und Ólafur Arnalds1985). Es zeigte sich, daß es nicht genügte,Rofabard-Erscheinungen zu beachten, um eingutes Bild von der Bodenerosion zu erhalten; eswurde eine weitere Erosionsform definiert, diepunktuelle Erosion (isl. rofdílar, engl. spot erosion).Punktuelle Erosion ist de facto ein sehrklarer Hinweis auf eine Rezession desPunktuelle Erosion in typisch isländischem Weideland.Grünlandes und sie geht weiterer Erosion vorauf.Die Verfahren der RALA in jenen Jahrenkonzentrierten sich nur auf das Grünland undbefaßten sich nicht mit desertifizierten Gebieten.Sie wurden allenthalben in Island beider Bewertung von Böden hinsichtlich einer“realistischen Weidebelastbarkeit” angewendet,d.h. Belastbarkeit unter Berücksichtigungdes Vegetations- und Bodenzustandes. DieseVerfahren waren in bezug auf gut bewachseneHochheidegebieten gut anwendbar, aber jemehr sie benutzt wurden, desto mehr Mängeltraten zutage hinsichtlich der Bodenerosion. Eszeigte sich, daß die Methoden nicht jedeErosionsart erfaßten, besonders an Bergflankenund auf Ödland und daher schlecht für wenigbewachsene Gebiete paßten. Auch gab es keineklare Unterscheidung zwischen Erosionsprozessenund Anzeichen für Erosion gemacht.1986 unterstützte der Isländische Wissenschaftsfondsallgemeine Untersuchungen in bezugauf Bodenvernichtung. In dem Sommerwurden 30 Gebiete im Land daraufhin untersucht,auf welche Weise Erosion auftritt. DieseStellen wurden nach einem Zufallsverfahrenausgewählt, aber man achtete darauf, daß Grünlandin irgendeiner Form vorhanden war. Auf derGrundlage dieser Daten wurde ein neues Klassifikationssytemder Bodenerosion auf Islanderstellt. Das Klassifikationssystem war Teileiner Dissertation an der Texas A&M Universitätund wurde in Zusammenarbeit mit Larry Wildingund Tom Hallmark erstellt (Ólafur Arnalds1990; Ólafur Arnalds u.a. 1992). Aber das konntenicht auf Ödland angewendet werden.Ausländische Klassifikationsverfahren wurdenzum Vergleich herangezogen, besonders dasneuseeländische System, das bereits vorgestelltwurde (Eyles 1985), das System von Zachar(1982), sowie Verfahren in der Geomorphologieund schließlich die Verfahren, die für die Erosionsbewertungin Weidegebieten der U.S.A.entwickelt worden waren (USDA–SCS 1976).Das isländische System wird in dieser Publikation“Klassifikation von RALA und LR“ genannt.Weitere Unterklassifikationen von Ödlandwurden später von den Mitarbeitern von RALAund LR erarbeitet (Ólafur Arnalds u.a. 1994).4.2. ErosionsformenWie bereits erwähnt, ist die Erosion auf Islandsehr komplex. Es ist beinahe unmöglich, dieErosion zu messen, ohne sie zu klassifizieren.Schwierig ist es, sich dabei an Erosionsprozessewie Winderosion und Wassererosion zu halten,um so die Erosion zu klassifizieren, denn dieseist wegen der isländischen Gegebenheiten sehrkomplex. Es hängt unter Umständen von denJahreszeiten und vom Jahresverlauf ab, welcheArt von Erosion jeweils auftritt. Als Beispielkann man die Rofabard-Kanten nennen. An diesentreten mehrere Erosionsarten auf, Schlagregentrifft auf die Kante, Wasser rinnt die Kante hinunterund an ihr entlang, Wind erodiert dieBodendecke, Hohlraumfrost beschädigt sie unddie untergrabenen Überhänge brechen ab. Es istalso schwierig, die Rofabard-Bildung einer bestimmtenErosionsart zuzuordnen.RALA und LR bauen ihr Klassifikationssystemauf den Erosionsformen auf, d.h. denäußeren Anzeichen, die man bestimmen kann.An jeder Stelle können mehrere Erosionsprozesseauftreten. Die Klassifikation gilt überall,wo Erosion stattfindet, ob auf Land mit ge-


33schlossener Vegetationsdecke, an den Grenzender bewachsenen Gebiete oder im Ödland. DieKlassifikation ist wie folgt:1. Rofabard-Erscheinungen (B)2. Anwehungsdünen (A)3. Punktuelle Erosion (D)4. Punktuelle Erosion an Hängen, Bodenfließen,Solifluktion (J)5. Wasserrinnen (V)6. Muren (K)7. Ödland (mehrere Klassen)Regentropfen lösen an der Oberfläche Bodenpartikelab.Solifluktion und punktuelle Erosion stehenin enger Verbindung zueinander. Man kannsagen, daß der Unterschied darin besteht, daßpunktuelle Erosion auf flachem Gebiet stattfindet,während Solifluktion eine punktuelle Erosionan Hängen ist, wo sich wegen der NeigungAbsätze und Zungen an Stelle von Thufur bilden.Erosion an Hängen ist eine viel ernstere Angelegenheitals auf Land mit geringer Neigung.Fließendes Wasser und die Schwerkraft sindwirksame Erosionskräfte an Hängen und dahergäbe es guten Grund, Erosionswunden an Hängengesondert zu klassifizieren, und vielleichtwäre es besser, einen anderen Begriff für dieseErosionsart zu verwenden als Solifluktion.Ein wichtiger Punkt im Klassifikationssystemvon RALA und LR ist, daß Ödland zuden Erosionsformen gerechnet wird. Es würdegeradezu ein falsches Bild vom Land abgeben,würde man das nicht in die Kartierung aufnehmen.Auf Böden mit geringer Vegetationhaben die Erosionskräfte leichten Zugang zurOberfläche des Bodens und deshalb steht dortdie Erosion in umgekehrter Proportion zurVegetationshülle. Erosionskräfte sind z.B.Wind, fließende Wasser, Regentropfen, Hohlraumeis,Eisnadeln und die Schwerkraft, dieSolifluktion und Murenabgänge verursachen.Manche schenken der Erosionskraft vonRegentropfen keine Beachtung, war doch derenEinfluß unklar bis zu den Untersuchungen vonEllison (Stallings 1957). Betrachten wir denNiederschlag als Kraft: Die Energie, die in 50mm Niederschlag steckt, ist theoretisch ausreichend,um 18 cm Boden 1 m in hoch zuheben. Sind die Regentropfen groß, zerstreuensie die Bodenkörner in alle Richtungen. Esbedarf nur einer geringen Bodenneigung, damitdie Bodenkrume auf diese Weise bei Regenabwärts bewegt wird. Deswegen ist die Kornverfrachtungbei einer Hangneigung von 10%hangabwärts dreimal so groß wie hangaufwärts.Das Beispiel stammt aus einem Buchvon Heady und Child (1994) über Ökologieund die Nutzung von Weideland; man sollteaber auch die Bücher von Morgan (1986) undStallings (1957) erwähnen, wo die Erosionskraftvon Regentropfen ausführlich behandeltwird.Erosion verursacht von Regentropfen wirdSchichterosion (isl. lagrof; engl. sheet erosion)Vollkommen erodiertes Land in Süd-Island. DiesesGebiet war vor einigen hundert Jahren mit buschigemBirkenwald bedeckt.


34und diese werden dann zum Schluß vom Wasserweggespült oder vom Wind verblasen.Daraus ist ersichtlich, daß die Oberflächevon Ödland sehr instabil ist, und deswegenwird es als besondere Erosionsform klassifiziert.Anfangs wurde Ödland nicht in Unterklasseneingeteilt. Die Erfahrungen, die imersten Jahr gesammelt wurden, wurden dazuEisnadelbildung kann die Wurzeln kleiner Sämlingeanheben, wodurch eine natürliche Regenerierungder Vegetation verlangsamt wird.genannt. Aus diesem Grund ist jeder ungeschützteBoden der Gefahr durch Regenerosionausgesetzt, auch wenn die Neigung gering ist.Die Aufschläge lösen die Körnung des Bodensab, und vermischen Bodenkrume mit Wasser,das an der Oberfläche schwimmt. An Hängenbeginnt das Wasser an der Oberfläche zu fließen,was die Erosion zusätzlich zu den Regentropfenvergrößert. Das Wasser sammelt sich in Rillen(engl. rills), die sich dann später zu größerenWasserrinnen vereinigen (engl. gullies).Winderosion ist generell im Ödland intensiv,was dadurch verursacht wird, daß der Bodensich offen dem Wind darbietet. In Wirklichkeitsind es aber die Zusammenstöße der Bodenkörner,die die meiste Erosion verursachen;daher findet sich die stärkste Winderosion aufzusammenhängenden unbewachsenen Gebieten.Das trifft auch auf die isländischen Ödlandflächenzu. Unebenheiten an der Oberfläche wieSteine oder Höhenunterschiede in Lavafeldernreduzieren allerdings die Windgeschwindigkeitan der Oberfläche. Die Winderosion auf Ödlandist viel größer als die meisten glauben, sogar aufden steinigen Melar-Flächen. Die Anzeichentreten nicht immer offen zutage, sie bestehenunter anderem darin, daß sich nach und nachSand unter einer steinigen Oberfläche ansammelt.Der Frost drückt die Steine dann immerweiter nach oben und begräbt den Sand, der aufdie Melar-Flächen verblasen wird.Die Bildung von Eisnadeln an der Bodenoberflächeverursacht sehr viel Erosion auf unbewachsenenBöden und führt u.a. dazu, daßVegetation sich nur sehr schwer ansiedeln kann.Eisnadelbildung tritt sehr häufig auf; die Nadelnkönnen mehr als 10 cm lang werden. Oft hebensie Bodenkörner an, die dann lose auf derBodenoberfläche liegen, wenn das Eis schmilzt,Hochgebirge wurde nicht kartiert.genutzt, die Klassifizierung von Wüstengebietenzu überarbeiten:1. Melar – Flächen (M)2. Sandflächen und Flächen mit vulkanischenLockerstoffen (S)3. Schutthalden an Bergflanken (engl. scree)(C)4. Lavafelder (H)5. Sandige Melar-Flächen (SM)6. Versandete Lava (SH)7. Freiliegende Erden (O)8. Bergland (F)Es stellte sich schnell heraus, daß es besondererKlassen für Melar-Kiesflächen undLavafelder mit Sandablagerungen an der Oberflächebedurfte. Sand hat großen Einfluß aufdas Land und die Erosion wird viel intensiver.Außerdem sind diese Klassen sehr nützlich,wenn es darum geht, die Herkunft des Sandeszu eruieren, von seinem Herkunftsort bis zujenen Gebieten, wo er ganze Dünen bildet unddie Vegetation vernichtet.Es wäre finanziell nicht vertretbar gewesen,die höchsten Berge und das sonstige Bergland zukartieren, und deshalb wurde es als eigeneKlasse geführt. Die Grenzen von Bergland sindim Norden etwas niedriger (oft 500–700 m, imSüden 700–900 m), was in Einklang mit Klimaund Vegetationsbedingungen steht.


35Es ist leicht, das Klassifikationssystem anOrt und Stelle zu nützen; kein Land, auf demErosion auftritt, blieb unberücksichtigt. DenVerfassern ist dennoch klar, daß die Verfahren,die hier angewendet wurden, voraussichtlichspäter in Übereinstimmung mit mehr Wissenüber Erosion einer Überarbeitung bedürfen,.Ausführliche Darstellungen der Klassifikationvon Bodenerosion sind in einem Aufsatz inGræðum Ísland IV (Ólafur Arnalds u.a., 1992)zu finden sowie in den Mitteilungen vonRALA nr. 168 (Ólafur Arnalds u.a., 1994).4.3. ErosionsskalaDie Kartierung von Erosion beinhaltet eineErhebung, welche Art von Erosion stattfindetund wie gravierend sie ist. Um die Wirksamkeitvon Erosion zu bewerten, wird eine besondereErosionsskala benutzt. Diese Erosionsskalavon RALA und LR reicht von der Stufe 0, diekeine Erosion bezeichnet, bis zur Stufe 5, dieeine sehr große Erosion beinhaltet.Sandgebiete werden überall im ganzenLand gleich klassifiziert, ob auf demSkeiðarársand oder in den Wüsten vonMývatnsöræfi. Die Melar-Kiesflächen wurdengleich eingestuft, gleichgültig, ob sie amKjölur in 600 m Höhe ü.M. oder auf einemkahlen, steinigen Hügel in den bewohntenLandesteilen auftreten; das ist unabhängigdavon, daß es leicht ist, im Tiefland eine solcheFläche zu begrünen, aber fast unmöglich imHochland. Manchmal kann die Entwicklung aufLand, das schlecht eingestuft ist, durchaus positivsein. Das gilt weithin für Land, daß wegenWeidenutzung im großen Stil in der Zeit zwischen1974 und 1980 in schlechtem Zustand ist.Auch kann der Zustand der Vegetation schlechtsein, obwohl nur geringe Erosion auftritt. Dasgilt unter anderem für die Halbinsel Reykjanes.Die Erosionseinstufung beinhaltet einen Verweisauf den Boden als lebendige Ressourceund Teil eines Ökosystems, und auf einenachhaltige Nutzung dieses Ökosystems.VegetationsdeckeBuschland undBlumenwiesenGrasland, Heiden und Gebietemit ungenießbaren PflanzenÖdlandvegetationDas landwirtschaftliche Forschungsinstitut(RALA) und das Landregenerierungsamt (LR)haben richtungweisende Positionen hinsichtlichder Bodennutzung durch Beweidung inÜbereinstimmung mit der Erosionsbewertungformuliert. Die Vorschläge zur Weidenutzungwerden in Tabelle 2 dargestellt.Jede Erosionsform erhielt eine eigene Erosionsskala,die bei der Einstufung des Landesverwendet wird.Tabelle 2. Erosionsskala und Vorschläge zurWeidenutzungErosionsstufeVorschlägezur Weidenutzung0 Keine Erosion Keine Vorschläge1 Kaum Erosion Keine Vorschläge2 Geringe Erosion Vorsichtige Nutzung3 Beträchtliche Reduzierung undErosionKontrolleder Beweidung4 Starke Erosion Keine Beweidung5 Extrem starke Keine BeweidungErosionEine vereinfachte grafische Darstellung von Veränderungenin der Vegetationsdecke (grüne Linie)und Vegetation, die sich bei anhaltender Überweidungentwickeln könnten. Solange die Bodendeckeintakt und die Erosion minimal ist (Stufen II und III),ist es relativ einfach und nicht teuer (rote Linie), zurStufe I zurückzugelangen, wenn die Beweidung verringertoder gestoppt wird. Wenn aber der Großteilder Bodendecke verlorengegangen ist (Stufen V undVI), ist es wesentlich schwieriger und kostspieliger,die Vegetation auf die Stufe I zurückzuführen, denn esmuß zunächst einmal die Bodendecke zurückgewonnenwerden, falls das überhaupt möglich ist. Illustration:Á.L.A., Ó.A., und S.A./J.B.P.Auf die Kartierungsmethoden und derenGrenzen sowie die Anwendungsmöglichkeitender Daten wird weiter unten eingegangen.Eine kurze Erläuterung der Erosionsskalafür jede Erosionform erfolgt nachstehend.Außerdem wird auf die Farbbilderreihe in denMitteilungen von RALA Nr. 168 hingewiesen.Genauere Erklärungen finden sich auch imInternet unter www.rala.is/kvasir. Dort gibt es


36auch auch Farbbilder, die die Skala anhand vonKarten erklären, die die Ausbreitung einzelnerErosionsformen zeigen.LandschaftsfunktionRofabard-Erscheinungsformen, Überreste vonBoden und Vegetation, sind in Island eine augenfälligeund verbreitete Erosionform.ZeitDas Modell von Graetz (1996). Zunächst zeigt dasLand bei Rückschlägen eine gewisse Widerstandkraft,aber wenn eine bestimmte Schwelle überschritten ist,degradiert das Land rapide. Es erholt sich teilweise vonRückschlägen, und erreicht dann letztlich eine Art vonGleichgewicht, ist allerdings in sehr schlechtemZustand.und IV im Modell von Ása L. Aradóttir u.a. DieErosionswerte sind auf dieser Spanne am höchstenund verringern sich, wenn weitere Erosionauftritt. Die Sander erhalten Wert 4 oder 5, dieMelar-Kiesflächen hingegen Wert 3.Es wurde bereits darauf hingewiesen, daßdie Kosten für Schäden an Ökosystemen sichin dem Maß vervielfachen, wie sich derBodenverlust intensiviert, und in der Tat ist esoft schon zu spät, den Schaden zu beheben,Die Erosionsskala ist nicht linear aufgebaut.Sie gibt auch keine Informationen darüber, aufwelcher Stufe der Degradation oderVerbesserung ein bestimmtes Teilgebiet steht.Ása L. Aradóttir u.a. (1992) schilderten dieDegradationsstufen isländischer Ökosysteme,die u.a. auch als Basis für die Einstufung vonRofabard-Erscheinungen benutzt wurden. Esgibt 6 Degradationsstufen und die Verfassererläutern sie in ihrem Aufsatz ziemlich ausführlich.Solche subjektiven Modelle kann mannutzen, um sich darüber klar zu werden,welchen Wert die Ressourcen haben, die verlorengehen,und wieviel es kostet, den Verlustrückgängig zu machen. Wenn die ErosionsstufeIV erreicht wird, steigen die Kosten sehr starkan.Graetz (1996) schildert die Degradationvon Ökosystemen und die Desertifikation aufähnliche Weise unter Berücksichtigung deraustralischen Verhältnisse (s. Grafik). Diegezackte Linie läßt die sprunghafte Degradationder Ökosysteme erkennen, z.B. nach wetterbedingtenRückschlägen. Die steil abfallendeLinie bei Graetz entspricht den Stufen IIIVordringende Anwehungsdüne. Der Sand begräbtVegetationsgebiete, die zu Sandwüsten werden.wenn das Ödland bereits überwiegt (Ása L.Aradóttir u.a. 1992; Graetz 1996). Daher ist esbesonders wichtig, dem Land Beachtung zuschenken, das noch bewachsen ist und denErosionswert 3 erhielt.4.4. Bodenerosion auf GrünlandBei der Bewertung von Erosion, die Verlustevon Boden und Grünland verursacht, hat dieGeschwindigkeit des Vegetationsschwunds den


37Punktuelle Erosion innerhalb eines ansonstenbewachsenen Gebiets.meisten Einfluß auf die Erosionsbewertung,aber auch die ersten Anzeichen für die Erosionvon Erdmaterial.Rofabard-Erscheinungen (isl. rofabarð) Beider Bewertung von Rofabard-Erscheinungenwird gemessen, wie lang diese pro Flächeneinheitdes Grünlandes sind, die sogenannteErosionslänge (km/km 2 Grünland). Rofabard-Kanten können auf jedem km 2 des Grünlandessehr lang sein, manchmal einige dutzendKilometer. In solchen Fällen muß sich jedeeinzelne Kante nicht viel verändern, damitgroße Erosion auftritt (vgl. auch ÓlafurArnalds und Ómar Ragnarsson 1994). Außerdemstützt man sich auch auf die Degradationsstufen,die von Ása L. Arnardóttir u.a. (1992)aufgestellt wurden, nach denen eine zumeistheile Vegetationsdecke eine niedrige Erosionsbenotungerfährt, Landflächen, die sich hingegenauf der Vegetationsrestestufe befinden,erhalten ohne Ausnahme die höchste Erosionsbewertung,wenn die Erosion wirksam ist; insolchen Gebieten erreicht die Erosionslänge oft100 km je Quadratkilometer Grünland. Zuletztwird auch die Wirksamkeit der Erosion unterBerücksichtigung dessen bewertet, wie hochdie Kanten sind und welche anderen Anzeichenfür Erosion auffällig sind.Die gesamte Erosionsskala von 1 bis 5 wirdauf Rofabard-Erscheinungen angewendet (B1-B5).Flugsandverwehungen (isl. áfoksgeirar). Verwehungenentstehen dort, wo Sand das Grünlandüberweht. Die Zerstörungskraft solcherFlugsandverwehungen ist groß, wenn genugSand vorhanden ist. Das Vordringen des Sandskann sehr oft mehrere hundert Meter pro Jahrbetragen.Eine Mure. Vulkanische Böden (Andosole) anHängen reagieren empfindlich auf Eingriffe wieRodung und Überweidung..Flugsandverwehungen, soweit sie wirksamsind, gehören fast ohne Ausnahme in Stufe 5.Nicht alle Flugsandverwehungen sind wirksam,und daher kommen solche mit einerniedrigeren Einstufung vor.Solifluktions-Terrassen. Abwechselndes Frieren undTauen verursacht Volumenänderungen des Bodens, diezu Terrassenformationen und Fließzungenbildungführen. Falls an solchen Hängen punktuelle Erosionauftritt, besteht die Gefahr der Wassererosion.Punktuelle Erosion (isl. rofdílar). Unter punktuellerErosion sind offene Bodenwunden insonst heilem Grünland zu verstehen. Ihre Bildungsteht oft in Verbindung mit Thufur-Böden.Je höher und steiler die Thufur werden, destogrößer ist die Gefahr des Auftretens von punktuellerErosion. Die Scheitel der Thufur-Hügelchensind mehr von der Erosion bedroht, dennsie sind verhältnismäßig trocken, mehr durchden Wind belastet und erhalten weniger Schutzdurch Schnee. Die Methode, Erosion am


38schlechte Bewertungen wegen der Wasserrinnenbildung,aber einige Gebiete in Ost-Islandwurden unter V4 eingestuft.Beweidung des Ödlands ist der Vegetationsentwicklungabträglich. Ödlandlandgebiete vertragen keinesolche Nutzung, obwohl die meisten immer nochbeweidet werden.Auftreten von punktueller Erosion zu bewerten,orientiert sich am Anteil des vegetationslosenBodens, aber es werden auch Höhe undArt der Thufur und die Anzeichen für Bodenverfrachtungberücksichtigt.Häufig gibt es irgendwelche punktuelleErosion im Grünland und daher sind dieErosionsklassen D1 und D2 sehr häufig. D5wurde bislang nicht kartiert.Solifluktion (isl. jarðsil). Die isländische Bezeichnungist ein Sammelbegriff für punktuelleErosion an bewachsenen Hängen.Bodenterrassetten und Fließzungen sind inerster Linie Anzeichen von Solifluktion. Sinddie Anzeichen stark, erhält der Hang eineErosionsbewertung, auch dann, wenn punktuelleErosion selten ist. Bewertet wird der Anteildes vegetationslosen Bodens (punktuelleErosion) und zusätzlich die Anzeichen vonSolifluktion. Die Erosionsklassen J2 und J3finden sich häufig für die bewachsenen Hängein Island.Solifluktion kann auch an vegetationslosenHängen stattfinden, aber da bestimmt Ödlanddie Erosionsform; hier geht es aber in ersterLine darum, den Verlust an Grünland durchSolifluktion zu kartieren.Wasserrinnen /Rachel (isl. vatnsrásir). Bei derBewertung von Wasserrinnenbildung wurdederen Anzahl pro km bewertet, aber auch, wietief bzw. wirksam sie waren. Oft geschah esaber auch, daß diese als Rofabard unter Beingestuft wurden. Wenige Gebiete erhieltenMuren /Rutschungen (isl. skriður). Man kannsagen, daß mit dieser Gruppe der Zweck verfolgtwird, eine Vorstellung von der Ausbreitungvon Erdrutschen und Muren zu erhalten.Bei der Bewertung von Muren wurde dasselbeVerfahren wie bei der Bewertung derWasserrinnen angewendet, d.h. deren Anzahl jeKilometer Hang festgestellt. Wenige Gebieteerhielten eine schlechte Wert wegen Ruschungen.Manche Muren werden schnell wiederbewachsenund danach werden sie nicht alsErosionsgebiet eingestuft.4.5. Erosion im ÖdlandIn Wüstengebieten wird nicht der Verlust derursprünglichen Gründecke und der Bodenmaterialsbewertet, sondern die Stabilität derOberfläche von Wüstenflächen. Insofern sindSandgebiete sehr instabil, während an derOberfläche von Lavafeldern viel weniger Erosionstattfindet.Es war sehr problematisch, eine Bewertungsskalafür die Erosion von Ödland zu erstellen.Würde man von den Verfahren ausgehen, die imAusland angewendet werden, würde sämtlichesÖdland in der schlechtesten Gruppe (V) eingestuft,gleichgültig, ob es sich um Lavafelder,Melar-Flächen oder Flugsand handelt.Wie bereits erwähnt, bezieht sich die Erosionsskalaauf eine nachhaltige Landnutzung.Beweidung von weithin vegetationslosem Landkann niemals als nachhaltige Landnutzungaufgefaßt werden. Solches Land weist nur ganzvereinzelt etwas Vegetation auf, die gegenüberNutzung sehr empfindlich ist; es bedarf nurweniger Tiere auf großen Ödflächen, um eineÜberweidung zu erreichen. Die Beweidung vonÖdland verhindert die Ansiedlung vonVegetation aus eigener Kraft, wofür es vieleGründe gibt. Nachfolgende Thesen sind ausInformationsschriften für die Allgemeinheitüber Weideökologie sowie eigenen Beobachtungen,den Schriften von Ása L. Aradóttir u.a.und der Diskussion in der Dissertation vonSigurður H. Magnússon (1994) zusammengestellt:• Beweidung von Ödland verhindert dienatürliche Samenbildung von Pflanzen.• Auf den unfruchtbaren Wüstenböden gibtes wenig Nährstoffe und die Pflanzen ver-


39Melar-Kiesfläche mit steiniger Oberfläche undwenig losem Sand.Eine Lava-Oberfläche mit Moos.aus, wodurch sich jede Vegetationsinselpotentiell vergrößern kann. Solche Ansiedlungsformensind auf beweidetem Landwesentlich geringer.Sandige Melar-Fläche. Sand ist über die glazialeKiesfläche transportiert worden und hat sich untereiner steinigen Oberfläche akkumuliert.Der größte Teil des isländischen Sands besteht ausbasaltischem vulkanischen Glas, aber in der Nähevon aktiven Vulkanen auch aus Bimsstein. DerVulkan am Horizont ist Hekla.brauchen viel Energie, um dem BodenNährstoffe zu entnehmen. Pflanzen aufMelar-Flächen halten die Nährstoffe fest,die sie beschafft haben; auch geringe Beweidungverursacht große Schäden undbeeinträchtigt die natürlichen Wachstumschancender Vegetation.• Die Beweidung entfernt diejenigen organischenStoffe, die die Vegetation untergroßen Mühen beschafft hat, so daß dieseStoffe nicht mehr in den Boden zurückkehren,wo sie zusätzliche Fruchtbarkeitbewirken und einen vermehrten Nährstoffkreislauffördern.• Schafe wählen eine proteinreiche Neuansiedlungsvegetationzum Fressen, so daß die Jungpflanzenkeine festen Wurzeln bilden können,um damit Selbstbegrünung zu fördern.• Gute Jahre, feucht und warm, können nichtzum Aufbau des Ökosystems genutzt werden,weil die Beweidung die Nährstoffvorräteentfernt.• Vegetation breitet sich oft mit SeitentriebenZwar sind die Zustände in isländischemÖdland vielfach derart, daß es von sich aus nursehr langsam wieder eine Vegetationsdeckebildet, oder - bei den derzeit herrschenden Bedingungen- überhaupt nicht; dies ist besondersauf Sandflächen der Fall und hoch oben imBergland. Aber das rechtfertigt nicht die Beweidungsolcher Gebiete. Jede Beweidung derartigerGebiete muß als Überweidung bezeichnetwerden und kann sehr folgenreich sein.Entsprechend den Gesichtspunkten, diehier diskutiert wurden, müßten alle Ödlandgebietein die Klassen 4 und 5 fallen, was immerfür Erosionsformen dort vorherrschen. Manhielt es aber nicht für richtig, so weit zu gehen.Grund dafür ist die Ansicht, daß Erosion, diezum Verlust von Grünland führt, ernster ist alsdie Erosion an der Oberfläche von Ödland,denn die bewachsene Ressource ist wertvollerals Ödlandboden.


40Versandete Lava. Sand ist duch Wind in ein Lavafeldhineingetragen wordenIn bezug auf das Hochgebirge wurde die Erosion nichtveranschlagt, aber Gebirge bildet eine spezielleGruppe in der Datenbank.Schutthänge sind eine spezifische Erosionsform imKlassifikationssystem.Bei der Analyse von Boden wird u.a. aufÖkosysteme und deren Qualität Bezug genommen.Wenn Grünland und ursprünglicheBodenkrume wegen Erosion verloren gehen,dann geht ein artenreiches und vielschichtigesÖkosystem zu Grunde, aber bei der Erosion imÖdland ist das nicht der Fall, sondern Materialwird innerhalb viel ärmerer Ökosysteme verfrachtet.Die Erosionsskala für Grünland-Ökosystemeenthält in sich auch eine Bewertung,wie viel von solchen Ökosystemen verlorengeht, aber in Ödlandgebieten herrschen andereVerhältnisse. Dort wird die Stabilität der Oberflächebewertet. Es kann sein, daß die Erosiongemessen in Tonnen/Boden in Wüstengebietenviel größer ist als z.B. an einem Hang, wogravierende Erosion stattfindet, aber trotzdemwird die Ansicht vertreten, daß die Hangerosionals ernster angesehen werden muß. Natürlichkann man sich darüber streiten, wo dieErosionsskala für Ödland und Wüstengebieteanfängt, und es gibt zweifellos viele, die meinen,der niedrigste Wert müßte 4 sein.Man kann sagen, daß der Schwerpunktdarauf, die rasche Grünlandvernichtung zustoppen, Einfluß auf die Skala hatte; ebenso diegrundsätzliche Überzeugung, noch vorhandenesGrünland und Boden zu erhalten. Dahererhielt dasjenige Ödland, das als ziemlich stabilgelten konnte, nur die Bewertung 3 (ausge-Zusammenhängende freiliegende Erden gibt es dort,wo die Vegetation durch Erosion vernichtet wurdeund ein Teil des Bodens noch verbleibt. SolcheGebiete werden zu Melar-Gebieten und kahlenLavaoberflächen, wenn der gesamte Boden durchErosion abhanden gekommen ist.Erosionsgeschwindigkeit wird in Krýsuvík, Südwest-Island mit genauen Instrumenten gemessen. Die Schwundratenvon Rofabard-Erscheinungsformen könnendurch wiederholte Messungen berechnet werden.


41Sand einigermaßen stabilisiert hat, und damitsenkt sich der Wert. Große zusammenhängendeGebiete mit dem Wert S5 sind weithin an denStränden sowie nahe den Gletschern undGletscherflüssen zu finden.Geographische Datenverarbeitungssysteme wurdenverwendet, um die geograohischen Daten zu speichernund zu bearbeiten.nommen ist jedoch Lava). Flugsandgebietehingegen erhielten die Bewertung 5. Dort findetsehr große Erosion statt, die eine Vegetationsentwicklungverhindert, auch wennandere Bedingungen gut sein mögen(Niederschlag, Sommertemperaturen usw.).Aus dem Gesagten geht hervor, daß Maßstäbefür Erosion, die in Verbindung mit demVerlust von Grünland stehen, und die Maßstäbefür Ödland nicht völlig vergleichbar sind;diejenigen, die die Kartierung vornahmen, sindjedoch der Meinung, daß die hier vorgestellteLösung für den derzeitigen Bedarf ausreichendist.Informationen darüber, auf welche Weisedie Erosion vonstatten geht, sind in derDatenbank von RALA und LR vorhanden, sodaß es leicht ist, die Entscheidungsfindunggeänderten Bedingungen anzupassen und inRelation zu den unterschiedlichen Ökosytemen:Grünland und Ödland vorzunehmen.Im folgenden genauere Erläuterungen derEinstufungsskala einzelner Erosionsformendes Ödlands:Melar – Flächen (isl. melar). Melar-Flächenerhalten den Wert 3, solange an der Oberflächekeine Sandablagerungen sind. Wenn Vegetationsich dort ansiedelt, sodaß die Oberflächeeinigermaßen stabil wird, senkt sich der Wert.Daher sind M1, M2 und M3 die häufigstenGruppen.Sandflächen und Flächen mit vulkanischenLockerstoffen (isl. sandar og vikrar). LockereSande und vulkanisches Material werden inKlasse 5 eingestuft. Wenn irgendeine Vegetationwie z.B. Flechten an der Oberfläche vorhandenist, deutet das darauf hin, daß sich derLava (isl. hraun). In vielen Lavafeldern gibt eswenig lockeres Bodenmaterial, das erodierenkönnte. Solche Lavafelder werden in Klasse 1eingestuft, aber der Wert erhöht sich, wennlockeres Bodenmaterial vorhanden ist.Sandige Melar – Flächen (isl. sandmelar).Häufig liegt an der Oberfläche von Melar-Flächen eine Sandschicht, die die Oberflächeunfruchtbarer macht als sonst; dort ist dannmehr Erosion als auf Melar-Flächen, wo keinSand ist. Sandige Melar erhalten den Wert 4,zwischen Melar (M3) und Sandern (S5). Großezusammenhängende Flächen, die unter SM 4eingestuft wurden, befinden sich u.a. vielerortsim Hochland.Versandete Lavafelder (isl. sandhraun). Eskommt häufig vor, daß lockerer Sand inLavafeldern vorhanden ist. Versandete Lavaerhielt den Wert 4 und manchmal 5, wenn soInfrarotes Satellitenbild (Landsat) von West-Island.Satellitenbilder dienten als Basiskarten und wurdenaußerdem in der Feldarbeit zum Kartieren verwendet.


42viel Sand da ist, daß die Sandverfrachtung ähnlichwie auf Sandflächen ist.Gibt es in versandeter Lava eine nennenswerteartenreichere Vegetation als nurStrandroggen, vermindert sich der Wert auf 3,man kann in solchen Fällen nicht von starkerSandverfrachtung reden.Schutthänge (isl. urðir í hlíðum). UnbewachseneHänge sind häufig von Gesteinsschuttbedeckt. Beispiele für solche Schutthänge sindam Hafnarfjall im südlichen Borgarfjörður.Solche Schutthänge sind sehr instabil und werdendaher in die Klasse 5 eingestuft, wenn siesehr steil und vegetationsarm sind, und erhalteneinen niedrigeren Wert, wenn die Hangneigunggeringer und irgendeine Vegetation amHang zu finden ist.Freiliegende Erden (isl. moldir). Hier wurdevon den Anzeichen für wirksame Erosion ausgegangen.Sind die Boden-Flächen locker,erhalten sie den Wert 5, sind sie jedoch hart unddurch Steine oder Streu-Vegetation gebunden,verringert sich der Wert.Bergland (isl. fjalllendi). Bergland erhielt inAnbetracht der gegenwärtigen Situation keineErosionseinstufung. Trotzdem findet dortwegen hohen Niederschlags und starkerFrosteinwirkung usw. sehr wirksame Erosionstatt. Der Wert 4 wäre am ehesten gerechtfertigt,wollte man zum Bergland Stellung beziehen.4.6. KartierungDie Methoden anderer Nationen bei Kartierungdieser Art sind sehr unterschiedlich. Manchmalwerden Luftbilder, Höhenlinienkarten und klimatischeDaten dazu benutzt, um Erosion oderErosionsgefahr zu veranschlagen, ohne daßdamit viel Feldforschung verbunden ist. Eswird dabei davon ausgegangen, daß Erosion inerster Linie in einer bestimmten Proportion zuLandneigung und Niederschlagsmengen steht.Modelle dieser Art müssen auf umfangreichenDatenbanken basieren, doch oft mangelt esdaran. Andernorts wird die Erosion vor Ortoptisch eingeschätzt, was manchmal mit direktenMessungen ergänzt wird, z.B. was dieGröße der erodierten Flächen bei punktuellerErosion betrifft.Bei der Kartierung von RALA und LRwurde das ganze Land an Ort und Stelle inAugenschein genommen. Satellitenbilder imMaßstab 1:100 000 wurden zu Grunde gelegt.Benutzt wurden farbige Infrarotbilder, weildiese klar die Trennung zwischen Ödland undbewachsenen Land zeigen, das auf diesenBildern rot erscheint. Dann wurden durchsichtigeFolien über jedes Bild gelegt unddiejenigen Landflächen umrissen, die alshomogen gelten konnten. Auf diese Weise wurdenPolygone gekennzeichnet, die jeweils eineselbständige Einheit in der Datenbank bilden.Sodann wurde die Erosion innerhalb von jedemGebiet geschätzt und eingestuft und dasErgebnis auf die Folie über den Infrarotaufnahmendes Landes übertragen. Auf jeder Einheitkönnen viele Arten von Erosion vorkommen,z.B. Rofarbard-Erscheinungen, punktuelleErosion und sogar Melargebiete dazwischen.Die Kennzeichnung kann also B3 D2 M2lauten. Jedes Polygon auf der Folie durfte nichtkleiner sein, als daß es möglich war, mühelosin die Felder hineinzuschreiben. Faktisch bedeutetdies, daß die kleinsten Einteilungenungefähr 12 ha groß waren. Das Land wurdeentweder befahren oder begangen, und eswurde versucht, geeignete Aussichtspunkte zufinden.Indem jegliche Erosion markiert undeinzeln für sich bewertet wurde, vervielfachtsich der Informationswert der Daten, diegesammelt wurden. Man sollte vielleicht erwähnen,daß auch in Neuseeland jede Erosionverzeichnet wurde, aber jede Einheit in derLandschaft erhält nur eine Gesamteinstufung.Es wurde großer Wert darauf gelegt, daßdie Projektmitarbeiter jeden Teilgebiet zuGesicht bekamen, den sie kartierten, dochmanchmal konnte man nur die Satellitenbilderverwenden, um einheitliche Landstriche, dieaber sehr schwer zugänglich sind, zu bewerten.Es wurde aber versucht, dies so wenig als möglichzu tun. Bei der Kartierung wurde angestrebt,so viel Übereinstimmung als möglichzwischen den Mitarbeitern zu erreichen. Indiesem Sinne arbeiteten immer zwei Mitarbeiterzusammen, und um den gleichen Bewertungsstandardzu sichern, wurden die zusammenarbeitenden Mitarbeiter regelmäßigausgetauscht.4.7. AuswertungDie Daten wurden mit Hilfe des Ilwis-Programmsin digitale Form gebracht. Anschließendwurden sie auf den “Sun”-Computer des


43Bodenschutzamtes auf die Homepage Kvasirübertragen (Arc/Info Landinformationssystemund Arc/View Benutzeroberfläche). Dortwurde jedes Teilgebiet in Übereinstimmungmit der Erfassung an Ort und Stelle eingetragen.Kvasir enthält Informationen über dieGrenzen von Landgemeinden, Bezirken undHochweidegebieten, über Höhenlinien, Landregenerierungsgebieteu.a.Darin enthalten ist auch ein Satellitenbildvom gesamten Land, das unter anderem alsBasiskarte des Landes dient. Diese Informationenkann man dazu benutzen, Informationenunterschiedlichster Art über Erosion in einzelnenLandgemeinden, Hochweidegebieten usw.abzurufen.Den Verantwortlichen der meisten Landgemeindenwurde eine Karte übergeben, diezeigt, welche Gebiete die Erosionswert 3, 4oder 5 erhalten haben, wobei der höchste Wertjeder Teilfläche für die Kartierung gilt. Als Beispielsei angeführt, daß ein Teilgebiet, das dieBewertungen D3, B4, M2 erhielt, insgesamtmit 4 eingestuft wurde, da 4 war der höchsteWert in diesem Teilgebiet war. Außerdem kannman das EDV-System auch dazu nutzen, dieAusbreitung jeder einzelnen Erosionsform abzurufenund zwischen Erosion in Grünlandgebietenund im Ödland zu unterscheiden. Diefolgende Übersicht über die Erosion auf Islandbasiert auf den Möglichkeiten, die Kvasirbietet.


5. EROSION AUF <strong>ISLAND</strong> –GESAMTÜBERSICHT5.1 GesamtübersichtDie Gesamtgröße des Landes entsprechendder Erosionskartierung beträgt 102.721 km 2 .Beachten muß man, das die Inseln vor derKüste nicht kartiert wurden, und daher ist dieskeine exakte Ziffer. Insgesamt wurde das Landin ca. 18.000 Teilflächen eingeteilt, die jede fürsich typische Erosionsformen und Erosionswerteaufweisen. Diese Vielzahl an Teilflächenläßt erkennen, wie umfangreich die Datenbankvon RALA und LA in bezug auf Erosion gewordenist.Insgesamt teilt sich das Land nach Erosionswertenso auf, wie in Tabelle 3 dargestelltwird:Tabelle 3: Aufteilung des Landesnach Erosionsstufen% deErosionsstufe km 2 Ganzen0 Keine Erosion 4,148 4.01 Kaum Erosion 7,466 7.32 Geringe Erosion 26,698 26.03 Beträchtliche Erosion 23,106 22.54 Starke Erosion 11,322 11.05 Extrem starke Erosion 6,375 6.2Gebirge 9,794 9.5Gletscher 11,361 11.1Flüsse und Seen 1,436 1.4Nicht erfasst 1,010 1.0TOTAL 102,721 100Wie man sieht, gibt es keine Erosion aufrund 4.000 km 2 des Landes. Dabei handelt essich vor allem um kultiviertes Land, Waldgebieteund Moorland. Land, das mit den Werten1 und 2 eingestuft wurde, ist entweder Grünlandoder Lava. Das Bergland, d.h. die höchstenBerge, Gletscher, Flüsse und Seen, macht zusammenrund 23 % des Landes aus. Es istrichtig, diese Gebiete auszuschließen, denn siegehören nicht zu beweidbarem Land. Das ist imfolgenden Graph erfolgt. Die Säulen zeigenden Landeszustand unter dem Aspekt derBodenerosion. Daraus geht hervor, daß fast einViertel des Landes die Erosionswerte 4 und 5aufweist, das sind die Klassen, die nicht als beweidbargelten, und über die Hälfte des Landeshat eine erhebliche Erosion mit den Werten 3,4 und 5.353025201510500 1 2 3 4 5Erosion classAufteilung des Landes nach Erosionsstufen, excl.Gletscher, Gebirgsland, Flüsse und Seen.45


46Dieses Resultat ist ein schlimmes Urteilüber den Zustand des Landes. Da das Einstufungssystemauf Island ausgerichtet wurde, istes schwierig, es mit den Zahlen für andereLänder zu vergleichen. Trotzdem läßt sich ohneweiteres sagen, daß sie zum Schlimmsten gehören,was außerhalb der Trockenzonen derErde bekannt ist.Die Resultate zeigen klar, daß die Allgemeinheitmit gutem Grund die Bodenerosionals eines der schwerwiegendsten Umweltproblemedes Landes ansieht. Man muß aberbeachten, daß Bodenerosion nicht ausschließlichmit der Vernichtung von Grünland zusammenhängt;das ändert aber nichts daran, daßLand mit schlimmer Bodenerosion nicht zurBeweidung geeignet ist, weder in bewachsenenGebieten noch auf Ödland.Die Ursachen für diesen schlechten Zustandsind nicht nur in der Landnutzung zusuchen, wie noch behandelt werden wird. Manmuß auch bedenken, daß 48 % des Landes, dasnicht unter Bergland fällt, in die ErosionsklassenO, 1 und 2 fällt. Dieses Land ist in gutemoder passablem Zustand in Hinblick aufBodenerosion. Ein großer Teil dieses Landes istbewachsen, aber es handelt sich auch umLavafelder, die je nachdem unbewachsen sindbzw. Moosvegetation aufweisen. Festgehaltenwerden muß, daß die Erosionszahlen niemalsals Maßstab für die Ausdehnung von bewachsenemLand dienen können.5.2 Einzelne Erosionsformen –GesamtübersichtIn Kapitel 4 wurde erläutert, wie vielfältig dieErosionsarten innerhalb eines Teilgebiets seinkönnen, weswegen jeder Erosionsform ein Erosionswertgegeben wurde. So kann ein bestimmtesTeilgebiet die Einstufung B3, D2haben, das sind Rofabard-Erscheinungen mitdem Erosionswert 3 und Punktuelle Erosionmit dem Wert 2. Zur Ermittlung der Gesamtgrößenvon Erosionsformen werden mancheTeilgebiete öfter als einmal einbezogen, weilsie mehr als eine Erosionsform aufweisen.Wenn man die Ergebnisse aller Erosionsformenzusammenlegt, dann erhält man eine Gesamtgrößevon 116.592 km 2 , das ist um 37.500 km 2mehr als die tatsächliche Größe dieser Gebiete.Das ist von großer Bedeutung und mögebeachtet werden, wenn man Tabelle 4 betrachtet.Wie zu erkennen ist, sind punktuelle Erosionund Melar-Flächen die häufigsten Erosionsformen,jede für sich umfaßt ein Vierteldes Landes (28.217 und 25.065 km 2 ). Dergrößte Teil der Melar-Flächen wurde mit denTabelle 4: Aufteilung des Landes nach Erosionsformen und - stufen (1) (in km 2 )1 2 3 4 5 TotalRofabard-Formen 1,735 3,511 1,997 1,234 361 8,837Sandanwehungen 2 4 13 40 26 86Punktuelle Erosion 6,929 18,456 2,729 103 0 28,217Solifluktion 924 10,702 5,962 109 1 17,697Muren 398 190 89 6 0 683Wasserrinnen/Rachelbildung 740 2,527 1,236 107 42 4,652Melur (Kiesflächen) 9,939 8,546 6,580 0 0 25,065Lava 1,832 228 25 0 0 2,085Sandflächen 195 337 318 1,087 2,828 4,765Sandige Melar-Flächen 8 741 5,407 6,217 1,286 13,659Versandete Lava 10 101 1,366 1,757 1,620 4,855Freiliegende Erden 17 518 350 65 36 987Schutthänge 64 913 2,378 1,255 392 5,002TOTAL 22,794 46,775 28,449 11,979 6,595 116,592Anm. (1): Viele Polygone wurden mehr als einmal erfaßt (diverse Erosionsformen innerhalb desselbenPolygons), deswegen ist die Gesamtfläche so groß. Gebirge, Gletscher, Flüsse und Seen sind nicht einbezogen.


47Erosionswerten 1 und 2 eingestuft, was erkennenläßt, daß diese “Melar” sich innerhalb vonGrünland befinden oder eine Vegetationsdeckeund daher weniger Erosion an der Oberflächeaufweisen. Solche Gebiete sind für die Wiederbegrünunggeeignet. Wenig bewachsene Melar-Flächenbedecken hingegen nur 6.580 km 2(M3). Dieser geringe Größe überrascht etwas,erklärt sich aber dadurch, daß die versandeten“Melar” 13.000 km 2 ausmachen. Die zusammengerechneteGröße der Melar-Gebiete ist dahergewaltig.Es gibt einige Gründe für die große Ausbreitungder Gebiete mit punktueller Erosion.In dieser Gruppe befindet sich u.a. weitläufigesHeideland, aber auch halbbewachsene Melar-Flächen mit diskontinuierlicher Moosdecke,und dort wurden sowohl Melar-Flächen alsauch punktuelle Erosion als eigene Erosionsformengewertet.Interesse weckt, wie klein die Rofabardgebieteim Vergleich zu den Gebieten mitpunktueller Erosion sind und ebenso denGebieten mit Solifluktion, obwohl die Rofabard-Kantegerade jene Form ist, welche diemeisten vor sich sehen, wenn von Erosion dieRede ist. Schlimme Erosion an Rofabard-Kanten(B3, B4 und B5) findet sich auf 3.592 km 2oder ungefähr 4% des Landes. Rofabard-Erscheinungenentstehen dort, wo erhebliche Anwehungendurch Wind erfolgen, ganz besondersin der Nähe von Gletschern und innerhalbder aktiven Vulkanzone, wie später noch nähererläutert werden wird. Die verhältnismäßiggeringe Ausbreitung von Rofabard-Kantenbestätigt die Ansicht, daß Erosionsforschung,die sich nur auf sie bezöge, ein falsches Bildvon der Bodenerosion auf Island gäbe. Späterwird noch auf die Anzeichen dafür eingegangen,daß die Rofabard-Erscheinungen frühersehr viel verbreiteter waren.Die große Ausbreitung von Solifluktionüberrascht etwas, vor allem, daß etwa 6.000km 2 Land in der Klasse J3 sind; auf diesenGebieten hat die Vegetationsdecke erheblicheWunden. Sie liegen zumeist in den gletschergeschliffenenTälern der Basaltgebiete. Die tatsächlicheGröße dieser Gebiete ist etwas größerals es die Kartierung zeigt, weil die Hänge oftsehr steil sind, was bei der Flächenberechnungnicht berücksichtigt wurde. Aus diesen Zahlenher läßt sich aber schließen, daß der Zustandvon Grünland an den Berghängen des Landesweithin schlecht ist und daß dort empfindlicheGrünlandverluste eintreten.Die schwerste Erosion steht in erster LinieTabelle 5: Aufteilung des Landes nach Erosionsstufen und Erosionsformen innerhalb jeder Stufe (% )(1)Aufteilung nach IntensitätAufteilung nach Erosionsform-------------- Erosionsstufe -------------- -------------- Erosionsstufe -------------Erosionsform 1 2 3 4 5 Total 1 2 3 4 5___________________________________________________________________________________Rofabard-Formen 19.6 39.7 22.6 14.0 4.1 100 7.6 7.5 7.0 10.3 5.5Sandanwehungen 1.9 5.0 5.6 46.8 30.8 100 0.0 0.0 0.0 0.3 0.4Punktuelle Erosion 24.6 65.4 9.7 0.4 0.0 100 30.4 39.5 9.6 0.9 0.0Solifluktion 5.2 60.5 33.7 0.6 0.0 100 4.1 22.9 21.0 0.9 0.0Muren 58.2 27.8 13.1 0.9 0.0 100 1.7 0.4 0.3 0.1 0.0Wasserrinnen (Rachel)15.9 54.3 26.6 2.3 0.9 100 3.2 5.4 4.3 0.9 0.6Melur (Kiesflächen) 39.7 34.1 26.3 0.0 0.0 100 43.6 18.3 23.1 0.0 0.0Lava 87.9 11.0 1.2 0.0 0.0 100 8.0 0.5 0.1 0.0 0.0Sandflächen 4.1 7.1 6.7 22.8 59.4 100 0.9 0.7 1.1 9.1 42.9Sandy gravel 0.1 5.4 39.6 45.5 9.4 100 0.0 1.6 19.0 51.9 19.5Sandy lava 0.2 2.1 28.1 36.2 33.4 100 0.0 0.2 4.8 14.7 24.6Freiliegende Erden 1.8 52.5 35.4 6.6 3.7 100 0.1 1.1 1.2 0.5 0.6Schutthänge 1.3 18.3 47.5 25.1 7.8 100 0.3 2.0 8.4 10.5 5.9100 100 100 100 100Anm. (1): Gebirge, Gletscher, Flüsse, Seen und unkartierte Gebiete sind nicht einbezogen.


48in Verbindung mit Ödlandflächen, sind diesedoch vor den Erosionskräften ungeschützt.Erosion auf den Sandflächen ist sichtlich amstärksten. Die Sandgebiete des Landes (S, SM,SH) mit den Erosionswerten (3, 4 und 5) machenan die 22.000 km 2 aus. Genauer werden dieSandgebiete später behandelt.Sind Lavafelder von Bodenkrume bedeckt,werden sie bei der Kartierung nicht als Lavaflächenberücksichtigt. Daher werden die Lavafeldernicht als so weit verbreitet dargestellt,wie anzunehmen wäre. Es ist interessant, daßversandete Lava weiter verbreitet ist als solche,wo es keinen Sand gibt.Schutthänge bedecken zusammen etwa5.000 km 2 und sie finden sich häufig in allenBasaltgebieten des Landes. Ein Teil dieserHänge war früher bewachsen, z.B. in Südost-Island.Die Erosionswerte werden in Tabelle 5 aufzwei Arten dargestellt. Die linke Seite zeigt dieanteilmäßige Verteilung der Erosionswerte fürjede Erosionsform. So weisen 19,6% der Rofabard-Gebieteunter 1 eingestuft, aber 4,1%unter 5. Rechts in der Tabelle wird gezeigt, wiesich jeder Erosionswert auf die jeweilige Erosionsformverteilt. Man sieht u.a., daß 5,5%des Landes, das mit dem Erosionswert 5 eingestuftwurde, Gebiete mit Rofabard-Erscheinungensind, und daß 24,6% von Land mitErosionswert 5 zu den versandeten Lavafeldernzählt.Die letzten Spalten der Tabelle zeigen, daßdie schlimmste Erosion auf Ödland undWüsten stattfindet, und über 85% des Lands,das mit 5 eingestuft wird, sind Sandwüsten(Sandflächen, sandige Melar-Flächen, versandeteLavafelder). Es erweckt Aufmerksamkeit,daß 44% von Land mit Erosionswert 1 zuden Melar-Flächen gehört. Diese Gebiete weisenzum großen Teil auch andere Erosionsformenwie Rofabard-Kanten und punktuelleErosion auf.Später wird auf jede einzelne Erosionsformfür sich eingegangen.5.3 Erosion im Grünland undauf ÖdlandEs ist möglich, die Datenbank dazu zu verwenden,um eine Unterscheidung zwischen derErosion, die vor allem in Verbindung zu Grünlandsteht, und derjenigen von Ödland zumachen (Graph). Dies hat praktischen Wert, daja besondere Betonung darauf gelegt wird, dieKm 250,00040,00030,00020,00010,00001 2 3 4 5Erosion in Verbindung mit Ödland: Erosionsformen S, M, SM,SH, O, C, HErosion im Grünland undErosion im Ödland (km 2 )Erosion in Verbindung mit Grünland: Erosionsformen A, B,J, D, K, VErosion zu stoppen, die eine rasche Vegetationsvernichtungverursacht.Mit Grünland sind sowohl unterbrochenesGrünland, wie z.B. halbbewachsene Rofabard-Gebiete als auch zusammenhängendes Grünlandgemeint. In dieser Gruppe wird die Erosionzusammengefaßt, die den Verlust anfruchtbarem Boden voller Leben und Nährstoffeverursacht, während auf Ödland derBoden unfruchtbar ist. Diese Klassen überschneidensich weithin, da Erosion sowohl inVerbindung mit Grünland als auch mit Ödlandkartiert wird.Wie die Grafik zu erkennen gibt, ist derweitaus größte Teil des Gebiets, das die Erosionswerte4 und 5 erhielt, Ödland. Man mußaber auch bedenken, daß viele Sandgebiete inWirklichkeit Bahnen für Sandverfrachtung inRichtung Grünland sind. Solche Sandwüstenstehen gewiß in Verbindung mit Erosion imGrünland.Die Gesamtausbreitung von Erosion imGrünland ist fast gleich groß wie die in Ödland.Dagegen wurde Erosion im Ödland im Mittelhöher eingestuft als im Grünland: schwere Erosionim Ödland ist häufiger als im Grünland.Starke Erosion (Erosionswerte 4, 5)herrschte auf nur etwa 2.000 km 2 Land, dasman in Übereinstimmung mit der Vegetationsübersichtals bewachsen bezeichnet (LMI1993, siehe Kapitel 7.3). Den Erosionswert 3


50Tabelle 6: Vergleich der Ergebnisse der Vegetationskarte (LMÍ 1993) und der Erosionskartierung (1) .---------------------- Erosionsklassifizierung --------------------Vegetationsstufe 0 1 2 3 4 5 Mountains Total__________________________________________________________________________________- - - - - - -- - - - - - - - - - - - - - - km 2 - - - - - - - - - - - -- - - - - - - - - - - - -Dicht bewachsenesGrünland 2,828 2,793 5,962 2,104 279 59 89 14,114Grünland 776 1,851 7,737 2,537 466 134 156 13,657Geringe Vegetation 424 1,221 7,655 4,277 723 186 596 15,082Degradiertes Land 145 413 2,435 3,010 635 189 1,216 8,043Ödland 147 337 2,764 11,702 8,655 5,643 6,829 3,607______________________________________________________________________________Anm (1): Lavafelder nicht einbezogenerhalten 1.208 km 2 , die als bewachsen gelten.In Tabelle 6 werden die Ergebnisse der Vegetationskartemit der Kartierung der Bodenerosionverglichen. Aus der Tabelle ist u.a. herauszulesen,daß schwere Erosion (Erosionswerte3, 4 und 5) auf etwa 2.400 km 2 Land stattfindet,das laut Vegetationskarte als gutbewachsen angesehen wird; Gut bewachsenesGrünland umfaßt 14.245 km 2 . Wie zu erwartenwar, ist der Flächenanteil von Gebieten, wostarke Erosion anzutreffen ist, desto höher, jespärlicher sie laut Vegetationskarte bewachsensind.Dieses Sandgebiet (Dyngjusandur) wurde in ersterLinie durch riesige Gletscherläufe geschaffen, aberZufluß kommt auch mit trockenen Winden einesnahen Gletschers.5.4 Ursachen von BodenerosionEine nähere Betrachtung der Erosionsformenund der Erosionswerte ermöglicht vielfältigeSchlüsse hinsichtlich der Erosionsursachen.Daher kann diese Untersuchung der Bodenerosionauf Island sicherlich manche Fragen hinsichtlichder Erosionsursachen beantworten,obwohl das nicht Ziel dieser Untersuchungwar.Man kann annehmen, daß punktuelle Erosion,Rofabard-Erscheinungen, Solifluktion,Murenabgänge und Wasserrinnen/Rachel allesErosionsformen sind, die teils oder vollständigin Verbindung mit Bodennutzung stehen.Dieser Zusammenhang ist jedoch keineswegsgenerell gültig, z.B. ist punktuelle Erosion auchin Gebieten häufig, die sich wieder regenerieren.Der Ursachenzusammenhang wird komplizierter,wenn es um Ödland und Wüstengeht. Ein großer Teil der Melar-Gebiete aufIsland ist so entstanden, daß fruchtbare Bodenkrumeund Grünland wegen Bodennutzung beischwierigen Bedingungen vernichtet wurden.Anders liegt die Sache beim Bergland, dennman kann darüber streiten, ob diese Gebietejemals bewachsen waren. Realistischer wäredie Frage, ob das Bergland einmal besser bewachsenwar als jetzt. Dies ist zwar aus demeinfachen Grund wahrscheinlich, daß es zurBeweidung genutzt wurde, aber Vegetation, diein so großer Höhe angesiedelt ist, verträgt diesnicht. Daher bedarf es nur geringer Beweidung,um einen erheblichen Einfluß auf ein soempfindliches Ökosystem zu haben.Die Ausbreitung von versandeten Flächenist bemerkenswert. Ihre Gesamtfläche umfaßtüber 20% des Landes, aber es ist wahrscheinlich,daß der größte Teil davon zur Landnahmezeit(erste Besiedlung: 874, Anm.d.Üb.) einmalbewachsen war. Das bezeugen Vegetationsspurenunter dem Sand und vereinzelte Vegeta-


51tionsflächen im Ödland (vergl. Ólafur Arnalds1992).Es ist jedoch sehr unklar, inwieweit dieZerstörung dieser Gebiete in Verbindung zurLandnutzung steht. Die rauhe isländische Naturhat auch sehr viel damit zu tun: Vulkanausbrüche,Vergletscherung und klimatischeBedingungen. Die Sandflächen werden späterin dieser Arbeit noch behandelt, wo Argumentdafür aufgezeigt werden, daß Gletschervorstöße,subglaziale Vulkanausbrüche und Gletscherläufeweithin Hauptursachen der Vernichtungzusammenhängender Grünlandgebietesind, wenn auch die Beweidung zweifellos auchEinfluß hatte. Derartige Sandausschüttung undGrünlandvernichtung fallen zusammen miteinem kälteren Klima im 12. Jahrhundert (PállBergþórsson 1969), was zweifelsohne zur Beschleunigungder Zerstörung beitrug. DerRückzug der Gletscher in diesem JahrhundertDer Vulkanausbruch im Vatnajökull-Gletscher, 1996.Foto Ragnar Th. Sigurðsson.hat große Sandflächen hinterlassen und vielesdeutet darauf hin, daß in diesem Zusammenhangdie Sandverfrachtung sehr zugenommen hat.Sobald sich die Sandgebiete vergrößern,nehmen Sandanwehungen stark zu, die denWiesenboden verdicken und destabilisieren.Die Bodennutzung hat darüber hinaus abersicher starken Einfluß darauf gehabt, wie dasGrünland im Kampf mit Sand und Vulkanismusdavonkam. Grünland mit kräftiger Vegetationwie etwa Birkengebüsch reduziert dieWindgeschwindigkeit an der Oberfläche erheblich,und ein solches Ökosystem kann derSandverfrachtung gut Paroli bieten. Es ist bekannt,daß Waldland viel an vulkanischenLockerstoffen binden kann, ohne daß Schädenentstehen, wie Waldreste in der Nähe der Heklaklar bezeugen. Selbstregenerierung hält Sandverfrachtungenüber das Grünland auf, denndie Vegetation bindet Sand; gute Jahre könnendazu genutzt werden, das Wachstum zu kräftigen.Beweidung vermindert erheblich dieFähigkeiten der Natur, ihre Wunden selbst zuheilen, wie Sigurður Þorarinsson es ausdrückte.Wo Vegetation kräftig ist und viel Samenanfällt, folgt die Vegetation, besonders derStrandroggen, dem sich zurückziehenden Gletschernach, und daher wird dort weniger anVerwehungsmaterial angeboten, wo solcheVerhältnisse herrschen. Im Tiefland könnenBirke und andere Vegetation das Land leichtbewachsen, fast zeitgleich mit dem Rückzugder Gletscherzungen; auf diese Weise könnenSandverfrachtung und Desertifikation verhindertwerden, aber nur dort, wo der Boden vorBeweidung geschützt wird.Bei einem suglazialen Vulkanausbruch undnachfolgender Überschwemmung der Gletschersanderbilden sich riesige zusammenhängendeSandflächen, und unter solchen Bedingungenhat die Vegetation geringere Chancen,sich neu anzusiedeln.Wir sind der Meinung, daß solche Ereignisseschwer wiegen bei der Sanderbildung, obsie im Tiefland oder im Hochland erfolgt.Wahrscheinlich sind es alle diese Faktoren:Bodennutzung, Vulkanausbrüche, Gletscherläufe,Vergletscherung und ungünstige Klimabedingungen,die zusammenwirken.In diesem Kapitel stand die Bodennutzungals wichtiger Faktor bei Bodenerosion undÖdlandbildung im Mittelpunkt. Wir möchtenaber auch darauf hinweisen, daß in weitenLandesteilen die Weidenutzung infolge derVerminderung des Schafbestands zurückgeht.Die Beweidungszeit auf den Hochweidenwurde zudem wesentlich verkürzt. Die Schäden,die an Vegetation und Boden entstanden, alsvor etwa 20 Jahren der Schafbestand am höchstenwar, sind noch immer gut zu sehen, denneine Erosionsstelle wird nur langsam wiederbewachsen. Daher ist die heutige Erosion häufigeine Folge von Beweidungsmethoden, dienicht mehr üblich sind.


545.5 Erosionskarte von IslandDie Ergebnisse der Erosionskartierung kannman auf verschiedene Art veröffentlichen. Wirmeinen, daß eine Karte in Farbdruck, wie siehier folgt, den Gesamtzustand des Landes unterBerücksichtigung der Bodenerosion zeigt. DieKarte zeigt die Einstufung des Lands nachErosionswerten, das heißt, wie ernst die Erosionan jedem Ort ist. Die Erosionsformen werdennicht berücksichtigt. Es ist wichtig zu betonen,daß Landregenerierung nicht nur Wiederbegrünungund Verhinderung einer schnellfortschreitenden Bodenerosion beinhaltet, sondernauch die Abstimmung von Bodennutzungund Landqualitäten aufeinander. Daher sollteman sich nicht nur einseitig auf die rascheVegetationsvernichtung konzentrieren, sondernman sollte den Gesamtzustand des Landesbetrachten im Hinblick darauf, wo man dasLand nutzen kann und wo man es schonensollte.Der Erosionsskala folgt eine Stellungnahmein bezug auf Bodennutzung, denn Land,das mit den Werten 4 oder 5 eingestuft wurdewurde, ist als nicht beweidbar zu bezeichnenund Gebiete mit dem Wert 3 bedürfen besondererBeachtung.Auf der Erosionskarte werden diejenigenGebiete gelb, orange und rot zusammengefaßt,die die Werte 3, 4 und 5 erhielten, aber Gebiete,wo man den Zustand des Landes in Hinblickauf die Bodenerosion als gut bezeichnenkann, sind grün (Werte 0, 1 und 2. Die Kartezeigt deutlich, wo es schwierig oder unmöglichist, Beweidungsnutzung mit ökologischenLandnutzungsprinzipien zu vereinbaren.Sie zeigt aber auch, was nicht wenigerwichtig ist, diejenigen Gebiete, auf denenwenig Bodenerosion auftritt. In solchen Gebietensollte man Schafzucht nicht für großeBodenvernichtung verantwortlich machen.Zuvor wurden bereits darauf eingegangen,welcher Art die wichtigsten Erosionsgebietesind. Die Sandflächen stellen den größtenAnteil der Gebiete, die die Werte 4 und 5erhielten, besonders die Sandgebiete nördlichdes Vatnajökull und entlang der Südküste.Deutlich am geringsten ist Erosion im Tieflandvon Süd-Island, in West-Island, in Nordwest-Island und den Teilen von Nordost-Island, dienicht hoch über Meeresniveau liegen, undschließlich in Ost-Island östlich der Jökulsá áBrú. In groben Zügen zeigt die Karte starkeErosion im Hochland vom Langjökull bis zurFljótsdalsheiði im Osten, und im Hochlandnördlich des Mýrdalsjökull.Es sollten noch einige Aspekte erwähntwerden, die bei der Betrachtung der Karte zubeachten sind. Die Erosionskarte gibt nicht zuerkennen, welche Gebiete am dringendsten derWiederbegrünung bedürfen; solche Folgerungenmüssen auf mehr Belange und InformationenRücksicht nehmen, als aus der Karte ablesbarsind. Sie sagt auch nichts über die Weidebelastbarkeitoder über die Vegetationsentwicklungin jenen Gebieten aus, die die Erosionswerte0, 1 oder 2 aufweisen (grüne Flächen).Die Erosionskarte gibt auch nicht zu erkennen,ob Land sich regeneriert oder nicht. Sie sagtnur aus, welche Erosion entsprechend der Einstufungsskalasowohl im Grünland als auch inden Ödlandgebieten stattfindet. Die Karte gibtin erster Linie ein gutes Gesamtbild vom Zustanddes Landes im Hinblick auf Bodenerosion.


6. EROSION <strong>IN</strong> DENE<strong>IN</strong>ZELNEN LANDESTEILEN6.1 BezirkeDie natürlichen Gegebenheiten in den einzelnenBezirken des Landes sind unterschiedlicherArt. Manche von ihnen sind nahezu gänzlichbewachsen, andere sind durch hohe Berge undWüsten mit karger Vegetation gekennzeichnet.Das Land kann auch oft innerhalb eines Bezirkessehr unterschiedlich sein. Deswegenmüssen die Durchschnittswerte von Erosion fürdie einzelnen Bezirke mit einiger Vorsichtbetrachtet werden.Wir haben hier den Weg gewählt, in Tabelle7 Informationen über die Erosion in allen Bezirkendarzustellen. Der Umfang der Erosionwird einerseits in km 2 angegeben, und andererseitsgibt es zusammengefaßte InformationenTabelle 7: Bodenerosion nach Bezirken- - - - - - - - - - - - - km 2 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - % - - - - -Bezirk Geb. 0 1 2 3 4 5 Mts. 0+1+2 3 4+5 Ödl.1 Kjósarsýsla 664 70 36 315 167 31 2 37 68 28 5 202 Gullbringusýsla 1216 152 379 416 176 57 13 8 79 15 6 153 Borgarfjarðarsýsla 1903 183 169 699 545 120 36 110 60 31 9 324 Mýrasýsla 2971 451 403 1139 571 123 169 71 70 20 10 265 Snæfellsnessýsla 2163 302 385 695 412 94 29 229 72 21 6 236 Dalasýsla 2078 132 125 1191 557 39 0 22 71 27 2 207 A-Barðastrandarsýsla 1074 40 61 449 359 14 0 149 60 47 1 438 V-Barðastrandarsýsla 1519 38 60 433 693 21 11 254 42 56 3 649 V-Ísafjarðarsýsla 1221 31 28 253 451 114 21 320 35 48 15 6510 N-Ísafjarðarsýsla 1958 26 87 432 656 49 8 692 43 54 5 6311 Strandasýsla 3465 59 82 1941 816 16 0 540 71 30 1 3012 V-Húnavatnssýsla 2496 129 495 1595 133 15 4 96 94 6 1 713 A-Húnavatnssýsla 4146 140 276 2063 1146 141 22 229 65 33 4 2514 Skagafjarðarsýsla 5355 284 203 1378 1990 453 0 995 43 42 11 4715 Eyjafjarðarsýsla 4089 241 52 691 1403 715 4 972 32 42 23 6316 S-Þingeyjarsýsla 11134 531 661 1153 3428 2853 1685 717 23 33 44 6917 N-Þingeyjarsýsla 5393 208 505 2014 1216 590 360 390 56 25 19 3418 N-Múlasýsla 10568 222 892 3830 2180 1647 491 1119 53 24 23 4219 S-Múlasýsla 3949 163 183 1239 1325 219 28 740 50 42 8 3720 A-Skaftafellssýsla 2962 93 188 374 727 267 866 373 26 31 40 7621 V-Skaftafellssýsla 5663 242 593 1047 895 538 1602 303 42 17 41 5522 Rangárvallasýsla 7365 274 880 820 1662 1790 1094 510 30 26 44 6723 Árnessýsla 7932 436 611 2508 2350 989 271 464 50 32 18 39Vgl. hierzu die Karte auf S. 58.57


58über den Anteil der Erosionswerte in %. Ortsgemeindenwurden in dieser Zusammenfassungnicht einbezogen.Wie Tabelle 7 zeigt, sind die Bezirke unterschiedlichgroß, von 664 km 2 bis zu 11.134 km 2entsprechend der Datenbank von RALA undLR, und dabei sind die Gletscher nicht mitgerechnet.In manchen Bezirken sind die Gebiete,wo man von viel Erosion sprechen muß (Erosionswerte4 und 5) kleiner als 50 km 2 : In Kjósarsýsla,Dalasýsla, den beiden Barðastrandasýslur,in Strandasýsla und V-Húnavatnasýsla.In drei Bezirken erhielten mehr als 1000 km 2den Erosionswert 5: S-Þingeyjarsýsla, V-Skaftafellssýsla und Rangárvallasýsla. DieseBezirke entgelten ihre Nähe zu Gletschern undVulkanen. Im Großen und Ganzen betrachtetsind schlimme Erosionsgebiete (Erosionswert4 und 5) verhältnismäßig klein im Westland, inden Westfjorden und in Nordwest-Island. Dochdie Mýrasýsla bildet eine Ausnahme, denn zuihr gehören Gebiete mit versandeten FlächenDie Karte zeigt isländische Bezirksgrenzen.nördlich und westlich vom Langjökull undringsum den Eiriksjökull.Von S-Þingeyjarsýsla im Norden bis zurÁrnessýsla im Süden – mit Ausnahme der S-Múlasýsla – ist das Land, das die Erosionswerte4 und 5 erhielt, größer als 900 km 2 . DieS-Þingeyjarsýsla hat eine Sonderstellung miteinem Gebiet von rund 4.500 km 2 in den Erosionsklassen4 und 5.Es muß hervorgehoben werden, daß Bergland,i.e. die höchsten Berge bei der Prozentrechnungin Tabelle 7 ausgeschlossen bleibt,aber davon gibt es viel im Skagarfjörður, imEyjafjörður und in der N-Múlasýsla. Das, wasin dieser Übersicht als Bergland angesetzt ist,liegt so hoch, daß es generell nicht fürBeweidung nutzbar ist; es sollte deshalb wiejene Gebiete klassifiziert werden, die dieErosionswerte 4 oder 5 erhalten.Tabelle 7 zeigt, daß in vielen Bezirken Gebietemit den Erosionswerten 4 und 5 wenigerals 5 % des Lands einnehmen, was man als sehrzufriedenstellenden Zustand bezeichnen kann.Diese Bezirke befinden sich alle in West-Island, den Westfjorden und in Nordwest-Island. Die V-Húnavatnssýsla bildet im Hinblickauf Erosion eine Ausnahme. Geringe Erosion(0, 1 und 2) ist bei 94 % des Gebietes gegeben,und weniger als 1 % des Bezirks erhieltdie Erosionswerte 4 und 5. Manche Bezirkebringen es auf etwa oder über 70 % in denErosionsklassen 0, 1 und 2 liegen; sie befindensich alle im Westteil des Landes.Da der Zustand des Bodens in jedem Bezirksehr veränderlich ist, ist es unzulässig, einseitigeSchlüsse über die Bodenerosion zuziehen, die für die Gesamtbezirke gelten. Imfolgenden geht es um den Zustand des Landesin den einzelnen Landesteilen.Die eine Karte ist eine infrarote Satellitenaufnahme,die die wichtigsten Oberflächgegebenheitenzeigt. Vegetation ist rot, und umsoröter, je üppiger sie ist. Gegenüber demSatellitenbild befindet sich eine Erosionskartedesselben Gebietes, auf der auch die Grenzenzwischen Landgemeinden eingezeichnet sind.6.2 West-IslandDer westliche Teil von Island zählt zu den bestbewachsenenGebieten des Landes, wie man aufden Infrarot-Satellitenbildern leicht erkennenkann. Es überrascht aber, daß an manchen Stellenin den ansonsten gut bewachsenen Tälern vonBorgarfjörður sehr viel Erosion auftritt.Sandgebiet zwischen den Gletschern Eiríksjökullund Langjökull. Ein Gletscherfluß versickert in einemLavafeld und hinterläßt Sedimente an der Oberfläche,die dann den Winden ausgesetzt sind.


59Die Erosion besteht häufig in punktuellerErosion und Solifluktion an bewachsenenHängen, und diese Erosionsformen kann manin erster Linie auf die Beweidung zurückführen.Es gibt guten Grund, die Hänge derBorgarfjörður-Täler mit Vorsicht zu nutzen,besonders zeitig im Frühjahr, wenn der Bodendurchweicht ist. Wo Erde an der Oberflächevon Berghängen offen zutage liegt, müssendiese Wunden zu geschlossen werden, dennsonst besteht die Gefahr, daß der Boden in dennächsten Jahren und Jahrzehnten ins Meerweggeschwemmt wird. Wo die Erosion inBorgarfjarðarsýsla stark ist (Erosionswerte 3, 4und 5), sind Solifluktion und sandige Melar-Flächen die häufigsten Erosionsformen. Dieernsteste Erosion in Mýrasýsla besteht vorallem in der Form von Solifluktion und Melar-Flächen sowie sandigen Melar.Auf der Snæfellsnes-Halbinsel und in Dalasýslagibt es weithin ernste Erosion in Form vonSolifluktion. Da diese Bezirke ansonsten sehrgut bewachsen sind, sollte dieses Ergebnis alsWarnung dienen, daß gutes Grünland in dennächsten Jahrzehnten verloren geht, wenn dieBeweidung der Bergflanken nicht mit großerZurückhaltung erfolgt. Das Weiden von ganzenPferdeherden an Berghängen sollte überall inIsland verboten werden.Die gravierendste Erosion ist im Hochlandund da besonders dort, wo es erhebliche Sandausschüttungvon Gletschern und Gletscherflüssengibt. So wurden sehr versandete Gebieteim Westen von Langjökull und um denEiriksjökull herum kartiert. Im Osten vonMýrasýsla gibt es ebenfalls eine sehr bekannteErosionszone im Hítardalur, die nun zumgrößten Teil innerhalb des Landregenerierungszaunsliegt.Weithin im Westland sind die Melar-Flächendort sehr auffällig, wo das Land eigentlichvoll bewachsen sein sollte. Oft wechseln Melar-Flächenmit bewachsenem Land ab unddaher wurden die Erosionswerte M1 und M2gegeben. Diese “Melar” sind Folge einerErosion, die wahrscheinlich früher noch vielstärker war. Im Tiefland ist es nicht schwierig,solches Land zu begrünen, wie der gute Erfolgmancher Bauern bei der Landregenerierungzeigt.6.3 Westfjorde und StrandirDie Erosionswerte für die Westfjorde sindZeichen dafür, daß es sich dort um HochlandLeicht beweidetes Tal in den Westfjorden mit minimalenErosionsproblemen.mit steilen Hängen und spärlicher Vegetationauf den Hochheiden handelt.In V-Barðarstrandasýsla und Ísafjarðarsýslaherrschen Bergland und Ödland vor, oft 60-70% der Gebietsfläche. Die Erosionswert 3 (erheblicheErosion) ist häufig, im Besonderendeswegen, weil es viele steile Geröllhalden undSolifluktion an den bewachsenen Hängen gibt.Punktuelle Erosion ist dort stark verbreitet,wo das Heideland bewachsen ist, besonders inV-Barðarstrandasýsla. Außerdem ist Wassererosionhäufig anzutreffen, wie man es ineinem so bergigen Gebiet erwarten kann. Esgibt jedoch wenig Gebiete, wo man von starkerErosion sprechen müßte (Erosionswerte 4und 5), und diesbezüglich sind die Westfjordebesser gestellt als viele andere Gebiete desLandes.Das Hochland der Westfjorde ist nicht soversandet wie das Hochland in der Nachbarschaftgroßer Gletscher im Zentralhochland. Esgibt wenig Unterland und daher ist der prozentualeAnteil der gut bewachsenen Böden, wowenig Erosion stattfindet, zu anderen FlächenEin Tal in den Westfjorden mit guter Vegetationsdecke,aber zahlreiche Hänge sind Schutthänge, vondenen viele früher bewachsen waren.


64geringer als in manchen Landgemeinden, häufigzwischen 30 und 40 %.Strandasýsla ist im allgemeinen besser bewachsenals Barðarstrandasýsla und Isafjarðarsýsla,und dort gibt es weniger Land, das mit3 eingestuft wird. Der prozentuale Anteil desLands, wo geringe Erosion herrscht, ist höher,vor allem in den Gemeinden Kirkjubólshreppurund Bæjarhreppur.6.4 Nordwest-IslandV-Húnavatnssýsla ist infolge der Vegetationsübersichtvon LMÍ wohl als der am bestenbewachsene Bezirk in Island zu bezeichnen,und dort sind die Erosionsprobleme sehr gering.Es ist sehr interessant, daß ein Bild, das1987 von einem Satelliten aufgenommenwurde, nennenswert weniger Vegetationsentwicklungsüdlich der Hochweideeinzäunungals nördlich von ihr zeigt. Das kann man wohlals Hinweis darauf verstehen, daß die Hochweidegebietevoll belegt oder überbelegt waren,aber das läßt sich nicht beweisen. Klar ist,daß in V-Húnavatnssýsla, die Nutzung desGrünlandes vorsichtig erfolgen muß, besondersauf den Hochweiden, auch wenn das Land einegute Vegetationsdecke aufweist. Der Gesamtumfangder Böden, die man als in gutemZustand bezeichnen darf (Werte 0, 1 und 2)stimmt gut mit den Kategorien gut bewachsenesLand und spärlich bewachsenes Land auf derVegetationskarte überein. Die Hochweidegebietesind im allgemeinen Feuchtgebiete, und dasLand verträgt Beweidung besser als andere Gegenden,wo die Vegetation auf dem Rückzug ist.Die östliche Húnavatnasýsla ist ebenfallsim kultivierten Gebiet weithin gut bewachsen,und auch auf den angrenzenden HochweidenSolifluktionserscheinungen an einem Hang in Nordwest-Island.Solche Hänge sind sehr anfällig fürStörungen. Der Hang wird als Weide für Pferdegenutzt, die aber für solche Hänge viel zu schwer sind.bis zur Blanda. Punktuelle Erosion ist jedoch inden Hochweidegebieten weit verbreitet (Erosionswert3). Grimstunguheiði und Auðkuluheiðisind nach Süden hin schlecht bewachsenund da gibt es Gebiete mit viel Erosion. DasLand steigt von der Blanda nach Osten hin anund dort schließen sich in den Bergen zusammenhängendeÖdlandgebiete, die sich bis nachOst-Island erstrecken.Ein Sandgebiet befindet sich an der Küsteam Ende der Bucht Húnaflói, aber nur wenigeandere Gebiete im bewohnten Land erhieltendie Erosionswert 4.Die Pferdebeweidung hat begonnen, dasGrasland sowohl im westlichen wie auch imöstlichen Bezirk Húnavatnssýsla zu beeinträchtigen,und dies könnte rufschädigend fürDie Orravatnsrústir nördlich des Gletschers Hofsjökullsind Permafrosterscheinungen in Vegetationsreliktenin Nord-Island. Bei den Erhebungen (etwa10x100m auf dem Foto) handelt es sich um sogenanntePalsas mit einem Eiskern.deren grünes Image wirken. Relativ verbreitetgibt es ernste Erosion an den Bergflankenwegen der Pferdebeweidung, vor allem imöstlichen Bezirk.6.5 Mittleres Nord-IslandDie Skagafjördur-Region hat weniger Grünlandauf den Hochweiden als die A-Húnavatnasýsla.Starke Erosion gibt es am Rand desHochlandes, wo es in Grünland übergeht, unddaran schließen sich die Ödlandgebiete desHochlands an. Diese sind nördlich des Hofsjökullstark versandet. Man kann jedoch Vegetationsrestefinden, die dort noch ausharren, wodas Grundwasser hochsteht.Unter diesen befinden sich die sogenanntenOrravatn-Palsas nördlich des Hofsjökull, dieohne Zweifel eine der bedeutendsten Grünoasendes Landes in über 700 m Höhe ü.M.


65darstellen. Dieses Permafrost-Moor ist alsNaturdenkmal registriert. Leider wird es immernoch für Beweidung genutzt. Pferdebeweidungkann in den nächsten Jahren diese Vegetationsresteleicht vernichten, wenn die Entwicklungso weitergeht wie bisher.Das Tiefland im Skagafjörður ist gut bewachsen,doch die Pferdebeweidung verursachtin vielen landwirtschaftlichen BetriebenSchäden an Vegetation und Boden. Klar ist, daßdie Pferdebeweidung im Skagafjördur weithinzu intensiv ist und über jedes vernünftige Maßhinausgeht. Die Weideflächen sind allerdingszumeist so klein, daß sie bei einer Kartierungim Maßstab von 1:100.000 kaum in Erscheinungtreten.Die Berghänge sind in großer Erosionsgefahr,denn sie sind weithin sehr steil und verschüttet.Ein großer Teil des Skagafjörður erhieltdaher den Erosionswert 3 (42 %). DasHochland zwischen Skagafjördur und Eyjafjördurwurde als Bergland kartiert, denn es istweithin über 1000 m hoch.Der Eyjafjörður trägt alle Anzeichen einesblühenden Landwirtschaftsgebiets auf fruchtbaremBoden. Dem wird hier nicht widersprochen,aber interessant ist, wie klein dieGrünlandfläche in Wirklichkeit ist. Sie befindetsich in Talgründen und an steilen Hängen.Großflächiges Hochweideland gehört nicht zuden Tälern des Eyjafjörður. Weideland ist ausdiesen Gründen daher eine begrenzte Ressource.Vieles weist darauf hin, daß der Tierbestandzu hoch war, als der Schafbestand amhöchsten war.Weithin gibt es starke Neige zu Solifluktionan den Hängen, die sehr häufig sehr steil unddaher empfindlich sind. Früher wurde bereitserwähnt, daß ein Zusammenhang zwischenErdmurenabgang, Solifluktion und Weidebelastungbesteht. Erdrutsche sind eine natürlicheEntwicklung, aber deren Häufigkeit vervielfachtsich, je mehr die Vegetation belastet wird(vgl. hierzu die Bemerkungen zu Solifluktionin Kap. 8).6.6 Nordost-IslandIn den zwei Bezirken Þingeyjarsýsla herrschenkrasse Gegensätze. Dort sind einige derGebiete zu finden, wo die geringste Erosion imLand zu verzeichnen ist, aber dort gibt es auchÖdland und Erosionsgebiete von riesigemUmfang. Festzustellen ist, daß in diesem Bezirkdie Erosion den Vegetationsgebieten amstärksten und schnellsten zusetzt. Das Land istweithin empfindlich, es ist trocken und vonausgedehnter Thufurbildung gekennzeichnet,Gravierende Erosion in der Hólsfjöll-Region in Nordost-Island.Das Gebiet ist jetzt vor Beweidung geschützt,und der Erosion wird aktiv Einhalt geboten.und im Boden befinden sich grobe Aschenschichten.In S-Þingeyjarsýsla gibt es zusammenhängendeSandflächen von der Skjálfandafljótnach Osten bis zur Jökulsá á Fjöllum und vomVatnajökull nach Norden bis in das Mývatn-Gebiet, wo das Grünland durch die Bergmassivevon Bláfell und Búrfell geschützt ist.Eine Sanderfläche gibt es aber auch westlichvon Skjálfandafljót, deren Wurzeln man zumSprengisandur und nach Süden bis zumHofsjökull verfolgen kann. Ständig wird Sandnach Norden getragen und einzelne Sandverwehungsbahnenreichen nach Norden bis zumEilífsvatn. Sand ist am Hólasandur, der ständiganwächst, und die Sandfläche schreitet immermehr nach Norden vor.In S-Þingeyjarsýsla kann man eines derschlimmsten Rofabard-Gebiete des LandesSolifluktionshänge in Nordost-Island, nahe derKüste. Dieses Land ist sehr anfällig für störendeEingriffe und Erosion.


72finden. Es gibt in diesem Bezirk aber auch gutbewachsenes Land in den meisten Landgemeinden,z.B. im Aðaldalur und im Mývatn-Gebiet. Oft wird nicht darauf geachtet, Erosions-und Ödlandgebiete vom gut begrüntenWeideland abzugrenzen. Daher weisen dieDurchschnittswerte schlechtere Werte aus,obwohl das Land weithin in gutem Zustand ist.In N-Þingeyjarsýsla sind Sandwüsten imsüdlichen Teil des Hochlandes vorherrschendund eine große Sandverwehungsbahn führt vonder Jökulsá á Fjöllum nach Norden zu denHólsfjöll und hinunter in das Öxarfjarðargebiet.Es war eine große Leistung des Landregenerierungsamts,das Vordringen des Sands imÖxarfjörður aufzuhalten; das geschah 1954.Sandflächen liegen auch draußen an den Uferndes Öxarfjörður. In Kelduhverfi, Öxarfjörðurund auf Melrakkaslétta gibt es riesige Grünlandflächen,wo die Erosion fast überall geringist. Ein großes Rofabard-Gebiet befindet sichauf Afrétt nordwestlich von Þistilfjörður. Aufder Melrakkaslétta, im Þistilfjörður und an derBucht Bakkaflói findet starke Bodenhebungdurch Frost statt.Daher sind dort Thufur sehr auffällig undstarke Solifluktion. Solche Ökosysteme sindsehr empfindlich und vertragen eine Pferdebeweidungschlecht.Die Zäune zur Landregenerierung in denbeiden Þingeyjarsýsla sind zahlreich, sie sind324 km lang und grenzen 1142 km 2 ab. Dortwurde bedeutsame Arbeit geleistet, denn dasVorschreiten von Anwehungsdünen im Grünlandwurde aufgehalten. Die Zäune sind aberdennoch nur eine kurzfristige Lösung undumfassen keineswegs alle Gebiete, in denenernste Erosion vorliegt. Es ist dringend notwendig,viel größere Flächen vor Beweidungzu schützen und die Landregenerierungsmaßnahmendort zu intensivieren, wo Grünlandrapide gefährdet ist, wie in der Umgebung desBerges Jörundur. Außerdem bedarf es besondererBemühungen um die Sandverfrachtungdurch Anwehungsdünen zu stoppen, die dasbewachsene Land in der Skutustaðir-Gemeindezerstören. Man wird u.a. neue Wege im Landregenerierungsprogrammfinden müssen, diedarauf abzielen, die Sandverfrachtungen vomGrünland dorthin wegzuleiten, wo sie keinenSchaden anrichten, z.B. in die Gletscherflüsse.Der Sandausstoß der Gletscher ist groß undkann nicht unterbunden werden. Es ist dahernur eine kurzfristige Lösung, dort, wo der SandGrünland überflutet (wie z.B. in den Dimmuborgir)den Sand von solchen Anwehungsdünenzu verfestigen,. Verringern muß man denZufluß von Sand zu den Anwehungsdünen.Es ist schon seit langem überfällig, die Ödlandgebieteder Ódáðahraun und der Mývatnsöræfimit Weidebann zu belegen, ebenso wiedie Lavafelder südlich und westlich des bewohntenLandes im Mývatn-Gebiet, wie etwadie Grænavatns-Lava und die Hochweidensüdlich des Bárðardalur. In N-Þingeyjarsýslawurden die Hólsfjöll unter Schutz gestellt unddort zeichnen sich erste Erfolge ab.Eine Kombination von Wasserrinnen und Rofabard-Erscheinungsformen am Hang eines Hügels in Ost-Island. Nur etwa 50% der Boden- bzw. Vegetationsdeckeverbleibt.Hochlandgebiet im Nordosten des Gletschers Vatnajökull.Bewachsene Gebiete und kahle sandige Flächen.6.7 Ost-IslandDie Landbeschaffenheit ist in Ost-Island sehrunterschiedlich; von wohlbewachsenen Grünlandgebietenim Tiefland bis zum Ödland vonMöðrudalur und Brúaröræfi. Sand ist vorherrschendin den Hochlandgebieten, und Grünlanddort ist in den vergangenen Jahrhundertenimmer mehr zurückgegangen.


73Der Zustand der Weideflächen ist jedoch inden gut bewachsenen Hochweiden vielfach gut,wie etwa auf der Hofteigsheiði und nach Südenüber die Fljótsdalsheiði bis hin zum Hochlandnördlich des Vatnajökull. Viele dieser Hochweidegebietegehören zum Besten, was dasLand hinsichtlich geringer Erosion zu bietenhat. In den beiden Múlasýslur gibt es jedochGebiete, die mithin die schlechtesten Werte imLand erzielten. Starke Erosion findet sich imGrünland im hochgelegenen Teil der Hochweiden,die zum Vopnafjörður gehören, aufJökuldalsheiði und in den Tälern von Brúaröræfi.Vom Borgarfjörður nach Süden bis zumSeyðisfjördur gibt es weithin steile Schutthängemit geringer Vegetation.Der südliche Teil von Ost-Island und ganzSüdost-Island haben gemeinsam, daß dortungeheuer starke Niederschläge in kurzer Zeitfallen können, und außerdem ist das Land dortvon steilen Hängen gekennzeichnet. Der Bodenin diesen Gebieten ist daher sehr erosionsgefährdet,und vielerorts mußte die VegetationsundBodendecke nackten Schutthalden weichen.Wenn dort Wunden in der Vegetation an denBerghängen auftreten, kann innerhalb kurzerZeit starke Erosion eintreten. Die Bergflankensind daher besonders empfindlich und vieleLandgemeinden erhielten in bezug auf Bodenerosionschlechte Werte. Man kann sagen,daß man diesen schlechten Zustand auf dieLandschaft zurückführen kann, die für Beweidungbesonders empfindlich ist, u.a. wegenSteilheit, starker Niederschläge und deswegen,weil die Wiederbegrünung in Schutthängenlangsam vor sich geht.Die Abhänge der Berge in den Ostfjordensind weithin schlecht bewachsen, aber trotzdembezeugen dort isolierte Grasflächen, daß esdort Grünland gegeben hat, das früher dieHänge vor Wasser und Winden schützte. Andiesen Hängen fand starke Erosion statt, undsie sind für Beweidung empfindlich. Sobalddort Erosionswunden entstehen, muß die Beweidungvermindert werden. KräftigerStrauchbewuchs schützt bei solchen Gegebenheitenden Boden am besten. Die Bodennutzungsollte sich darauf konzentrieren, Strauchbewuchsan solchen Hängen zu vermehren.Südlich des Vatnajökull-Gletschers in Südost-Island. Weideflächen zwischen Küste und Gletschersind begrenzt , und die Landschaft ist vielerorts vonsteilen Schutthängen geprägt.6.8 Südost-IslandBeim Überblick über Ost-Island wurde erwähnt,daß in den Ostfjorden und im Südostlandinnerhalb kurzer Zeit große Niederschlagsmengenfallen können. Diese Gebiete sinddurch Steilhänge gekennzeichnet und daherkann die Erosion stark werden, sobald die Vegetationshülleverwundet wird. Tatsache ist, daßgroße Teile der Hänge im Bergland der Ostfjordeund des Südostlands die Bodendecke verlorenhaben und nur die unfruchtbaren Schutthaldenübrig sind. Unterland gibt es vielerortsnur sehr wenig. Etwa ein Viertel des Lands in A-Skaftafellsýsla, ausgenommen der Skeiðarásandur,ist wegen der Steilhänge und der unbewachsenenSchutthänge an den Bergflanken vonstarker Erosion betroffen (Werte 4 und 5).Nachdem die Gletscherströme in Skaftafellssýslaabgedeicht wurden, sodaß sie aufhörtendie Tieflandgebiete zu überschwemmen,hat sich auf den Sandebenen viel Vegetationangesiedelt. Dort gibt es nun weithin bedeutsamesGrünland.Sandgebiete kennzeichnen stark den Westendieses Landesteiles, und man findet dortzwei der ausgedehntesten Sander in Island,Skeiðarársandur und Mýrdalssandur. Das gesamteKüstengebiet dazwischen besteht ebenfallsnur aus Sand.Viel Sand wird von den Rändern des Vatnajökullund von der Skaftá auf die Hochheidender Gemeinde Skaftárhreppur verfrachtet undbedroht dort das Grünland. Vieles weist daraufhin, daß diese Sandausschüttung erst in den letztenJahrhunderten gravierende Ausmaße annahm,und an manchen Stellen hauptsächlichsogar erst im 20. Jahrhundert. Es besteht diedringende Notwendigkeit, Sandgebiete und ihrUmfeld vor Beweidung zu schützen und dieWiederbegrünung zu forcieren, um den Vormarschdes Sands zu hindern, nicht zuletzt


78dort, wo er wertvolles Grünland und Naturdenkmälerbedroht. Hier muß wieder an dieErörterung der Beweidungsprobleme im Ödlandim 4. Kapitel und die der Sandflächen im9. Kapitel erinnert werden. Sander entlang derKüsten können sich trotz gewisser Beweidungmöglicherweise eher wieder begrünen, aber dieEntwicklung würde viel rascher vor sich gehen,wenn auch dieses Land unter Schutz gestelltwürde. Grundsätzlich sollte Ödland nicht zurBeweidung genutzt werden. Im Tieflandgebietvon Südost-Island kann man vielerorts davonausgehen, daß sich die Birke dort wieder ansiedelt,wo die Beweidung unterbleibt.Eine Piste führt durch ein typisches Melar-Gebiet.Überweidete Pferdeweide in einem Feuchtgebiet inSüd-Island.Hochweidegebiete sind in A-Skaftafellssýslabegrenzt vorhanden, aber ausgedehntesWeideland, das weithin in gutem Zustand ist,gehört zur Gemeinde Skaftárhreppur. Das Landregeneriert sich langsam wieder nach denZerstörungen, die entstanden, als die Anzahlder Schafe am höchsten war.Das deutet darauf hin, daß diese Hochweidegebieteempfindlich sind, und man wirdtrachten müssen, die Anzahl der Schafe geringzu halten. Nördlich der Skaftá, in der HochweideSkaftártunga, gibt es das BergmassivFögrufjöll. An dessen Südseite ist einige Vegetation,aber der Ertrag ist schlecht, das Graslandempfindlich und die ganze Umgebungbesteht aus Ödland. Solche Gebiete müssendringend vor Beweidung geschützt werden, ihrBeweidungswert ist verhältnismäßig gering,betrachtet man diese Landgemeinde als Ganzes.Man kann sagen, daß der östlichste Teildieses Gebiets, östlich und südlich des Mýrdalsjökulls,im Herrschaftsgebiet des VulkansKatla liegen. Bei einem Katla-Ausbruch könnenenorme Mengen von vulkanischen Lockerstoffenauf dieses Gebiet niedergehen. Landnutzungwird auf solche unvermeidbaren KatastrophenRücksicht zu nehmen haben und es istwichtig, daß die Ökosysteme imstande sind,um solche Rückschlägen aufzufangen.6.9 Süd-IslandDas Tiefland von Südisland ist ein extensivesLandwirtschaftsgebiet, wo die Erosion weithingering ist; in den Bergen jedoch gibt es einigeder schlimmsten Erosionsgebiete des Landes.Die Beweidung durch Schafe wurde hier verringert,seitdem sie ihren Höchststand hatte,und einige Hochweidegebiete wurden unterSchutz gestellt, wie z.B. Emstrur, Þórsmörk,Almenningar und Teile der Landmanna-Hochweideund einige Gebiete südlich des Langjökull.Im großen und ganzen erhalten dieHochweidegebiete des Südlands schlechteWerte, denn viele von ihnen sind wegen langwährenderBodenzerstörung, Vulkanausbrüchenund Andringen von Gletschersand schlechtbewachsen. Einen Großteil dieser Vernichtungkann man direkt auf Landnutzung, Abholzenund Beweiden von empfindlichen Gebieten zurückführen,die oft zusätzlich durch klimatischeBedingungen, Aschenfall und Überschwemmungenbedroht sind. Die meisten zumSüdland gehörigen Hochweidegebiete müssenals zur Beweidung ungeeignet bewertet werden.Die südlichen Hochweiden in Rangárvallasýslawerden häufig von Aschenregen heimgesucht.Dort, ebenso wie in der Nachbarschaftdes Vulkans Katla, muß sich die Landnutzungan solchen unvermeidbaren Katastrophen orientieren,und das Gebiet um den Vulkan Hekla


79Ein Rofabard-Gebiet in der Nähe von Krýsuvík,Südwest-Island.sollte nicht beweidet werden. Die Vegetationbenötigt Schutz, um sich gegenüber Aschenregenund Sand behaupten zu können; um sichauf Belastungen vorzubereiten und sich danachzu regenerieren.Um die letzte Jahrhundertwende wurde derSand in südlicher Richtung bis nach Landsveitund über Rangárvellir verblasen und vernichteteeinen landwirtschaftlichen Betriebnach dem anderen. Die Leistungen der erstenPioniere der Sandstabilisierung, die der Sandverfrachtungin Rangávallasýsla Einhalt geboten,werden nie genug hoch bewertet werdenkönnen. Sie errichteten in Handarbeit und mitunzulänglichem Werkzeug u.a. Schutzwälleaus Steinen. Diese Wälle stellen heute ein kulturhistorischesDenkmal dar. Das Land dort istaber noch immer sehr empfindlich und vielerortsfinden sich offene Sandflächen, die inschlechten Jahren wieder in Bewegung kommenkönnen. In diesem Gebiet muß man aufunvermeidbare Belastungen durch Aschenfallund ungünstige Wetterlagen gefaßt sein. Daherist es nach Meinung der Berichterstatter einezweischneidige Sache, daß Teile dieser Gebiete,wo das Vordringen des Sands zu Beginndes 20. Jahrhunderts gestoppt wurde, heutzutagewieder beweidet werden. Es sollte eigentlichalles daran gesetzt werden, dieses Land mitkräftiger Vegetation zu begrünen, vor allem mitStrauchwald, der die sicherste Bedeckung derSandflächen darstellt.Die Pferdebeweidung im Südland ist in denTieflandgebieten teilweise so stark, daß dieersten Anzeichen von Bodenzerstörung dasind. Bei der Kartierung wurden zu starkgenutzte Pferdeweiden vor allem als Gebietemit punktueller Erosion unter 3 eingestuft.Dabei ist zu bedenken, daß diese Tieflandgebietevon Natur nicht durch Erosion bedrohtsind. Deswegen gibt die Einstufung 3 eineumfangreiche Degradation des Lands zu erkennen,die Vegetationsentwicklung ist deutlichrückläufig und die Bodenvernichtung hatbegonnen. Auf den Pferdeweiden können erheblicheSchäden an der Vegetation auftreten,bevor sich der Erosionswert von 2 auf 3 erhöht.6.10 Südwest-IslandIm südwestlichen Teil von Island gibt es im allgemeinenwenig Erosion, sieht man von demGebiet um Krísuvík und der Südwestspitze derHalbinsel Reykjanes ab. Die Bodenerosion hatstark nachgelassen, seit die Anzahl der Schafezurückging, und viele Erosionsgebiete wurdendurch die Gemeinden und Interessenvereinigungenwieder begrünt. Andererseits wird dasLand im Hauptstadtgebiet durch die heutigePferdebeweidung zunehmend geschädigt, nichtzuletzt in Mosfellsbaer und auf Kjalarnes.Wie bereits erwähnt, sagt die Bewertungder Erosion wenig über Zustand oder Entwicklungder Vegetation aus. Reykjanesskagi ist eingutes Beispiel dafür, wie Erosionsdaten alleinin manchen Fällen irreführend sein können. Esgibt dort zwar weithin kaum Erosion, aber dieVegetation ist nichtsdestotrotz sehr spärlichund steht in keinem Verhältnis dazu, wie sieunter natürlichen Bedingungen sein könnte.Die Vegetationsübersicht, die von LandmælingerIslands in Zusammenarbeit mit RALAund LR unter Zuhilfenahme von Satellitenfotoserstellt wurde, bezeugt die spärliche Vegetationauf Reykjanes.


7. LANDGEME<strong>IN</strong>DENUND HOCHWEIDEN7.1 Bodenerosion in Landgemeindenund auf HochweidenEines der wichtigsten Ziele dieser Arbeit wares, handfestes Material in bezug auf die Bodenerosionin einzelnen Landgemeinden und aufden Hochweidegebieten zu erhalten. Es würdezu weit führen, im einzelnen darauf einzugehen,welche Art von Erosion in jedem einzelnenGebiet für sich vorhanden ist. Informationenwerden daher in erster Linie in Tabellenveröffentlicht. Es ist klar, daß diese Beschreibungenkeineswegs erschöpfend sind, manchenmögen sie zu kurz erscheinen, besonders denen,die die örtlichen Gegebenheiten gut kennen.Es sei deswegen noch einmal darauf hingewiesen,daß viel ergänzende Information in deneinzelnen Tabellen zu finden ist, die für jedeLandgemeinde veröffentlicht werden, und in denLandkarten für die einzelnen Landesteile. DiverseInformationen kann man auch über Kvasirbekommen, die Datenbank von RALA und LRüber die Bodenerosion (www.rala. is/-kvasir).Sie enthält viel mehr Informationen, als hiervorgestellt werden. Die Mitarbeiter von RALAund LR sind auf Wunsch gerne bereit, bei einerweiteren Auswertungen der Datenbank behilflichzu sein. Es muß aber auch noch einmal daraufverwiesen werden, daß diese Datenbank durchInformationen über den Vegetationszustand u.a,ergänzt werden müßte, um ein Gesamtbild vomZustand des Landes zu erhalten,.Da die Gebiete sehr zahlreich sind, wurdedie Behandlung der Landgemeinden und Hochweidegebieteaus dem Hauptbericht ausgeklammert.Hier folgt nur ein grober Überblicküber dieses Thema. Die Erosionsdaten wurdenaußerdem dazu verwendet, um im 9. KapitelStellung zum Zustand aller Landgemeindenund Hochweidegebiete in Island zu beziehen.7.2 GebietsabgrenzungFür eine Übersicht über die Erosion in bestimmtenLandgemeinden und Hochweidegebietenmüssen die Grenzen klar erkennbar sein.Die Grenzlinien sind jedoch häufig genugunklar. Daher war es mit Schwierigkeiten verbunden,die Grenzen von Landgemeinden undHochweidegebieten in die Datenbank einzuarbeiten.Vor einigen Jahren bemühte sich dieLandnutzungsabteilung von RALA unter Leitungvon Guðmundur Guðjónsson und IngviÞorsteinsson darum, Informationen hinsichtlichder Grenzen der Landgemeinden undHochweiden zu bekommen. Gesammelt wurdenGrundbucheintragungen über die Landgrenzen,weitere Unterlagen wurden in derNationalbibliothek gefunden und ebenso wurdenInformationen bei den Gemeindeverbändeneingeholt. Diese Grenzen wurden sodannauf eine Karte mit dem Maßstab 1:250 000 unddie Vegetationskarte eingetragen. Die Informa-85


88tionen von Guðmundur Guðjónsson und IngviÞorsteinsson zeigen, daß an manchen Orten erheblicheMeinungsunterschiede über die Grenzziehungder Hochweidegebiete vorliegen. DieseInformationen der Landnutzungsabteilung vonRALA (heute: Umweltabteilung; die Vegetationskartenerstellungobliegt jetzt dem NaturhistorischenInstitut) wurden benutzt, um dieGrenzziehungen der Gemeindeverbände undHochweiden in die Datenbank von RALA undLR zu übertragen. Die Grenzen zwischen Gemeindenwurden auch vom Amt für Raumplanungauf Grundlage der Gemeindeverbandskarten vonLandmælingar Íslands (Landvermessungsamt)mitgeteilt, doch hat diese Karte einen sehr grobenMaßstab, und auch hier gilt der Vorbehalt derunsicheren Grenzziehungen. Auch auf Vegetationskartenstützten wir uns, auf Darstellungeneinzelner Gebiete sowie die Jahrbücher vonFerðafélag Islands und eigene Beobachtungen,soweit sie eingebracht werden konnten.In den Fällen, wo die Grenzlinien unsicherwaren, wurde zur Grundlage für die Berechnungenjeweils eine Lösung gesucht, die möglichstnatürlich erschien. Es kann sein, daßdiese Hypothesen nicht überall halten. DieDatenbank wird korrigiert werden müssen, sobaldman Sicherheit über die Grenzen erhält; eswar ja auch nicht der Zweck, eine genaueGrenzziehung der Gemeindeverbände vorzunehmen,sondern es ging darum, eine Übersichtüber die Erosion in ihnen zu erhalten.Diese Unsicherheit ändert so gut wie nichts anden Ergebnissen der Erosionskartierung.Bei den Berechnungen für die einzelnenGemeindeverbände wurde Gewicht darauf gelegt,ein möglichst gutes Bild von zusammenhängendenWeideflächen zu erhalten. Es wurdeder Versuch gemacht, die dichter bewohntenLandwirtschaftsgebiete, z.B. Talgründe mit zusammenhängendenHeuwiesengebieten, vonanderem Land zu trennen. Es stellt sich aberheraus, daß dies in den meisten Fällen nurwenig an dem Gesamtergebnis der Berechnungfür einen Gemeindeverband änderte.Die Aufteilung des Landes in Gemeindeverbändewird auf der voraufgehenden Doppelseitegezeigt. Die Berechnungen umfassen insgesamt211 Gebiete, sowohl Landgemeindenim Tiefland als Hochweidegebiete. Die Reihenfolgeist im Uhrzeigersinn, es wurde in West-Island begonnen und in Südwest-Island geendet.Ebenso folgen diesen Darlegungen zweifacheKarten für jeden Landesteil; die eineVegetationskarte von Island. Die Karte wurde mit Bildern des Landsat 5 Satelliten produziert.


89Karte ist ein Infrarot-Satellitenbild (rote Farbezeigt Grünland) und ermöglichst es, sich überörtliche Gegebenheiten zu informieren, und dieandere ist die Erosionskarte, auf der derZustand des Landes entsprechend der Erosionsskaladargestellt wird.7.3 DokumentationIn Anhang 1 ATH sind Übersichtstafeln bezüglichder Landgemeinden und Hochweidegebietedes Landes zu finden. Die erste Tabelle stellteine zusammengefaßte Übersicht der Erosionswertefür diese Gebiete dar. Dort wird die Gesamtgrößefür jedes Gebiet in km 2 und die prozentualeAufteilung in niedrige Erosionswerte(0,1 und 2), Erosionswert 3 und gravierendeErosion (Erosionswerte 4 und 5) angegeben.Auch wird dargestellt, inwieweit schwere Erosionin Verbindung zu Verlust von Grünlandsteht (Erosion in Verbindung mit Grünland, Erosionswerte3, 4 und 5). Ebenso wird Erosion aufÖdland und im Bergland (Erosionswerte 3, 4,5und Bergland) angegeben.Um den Wert der hier vorgestellten Datenfür die Landgemeinden und die Hochweidegebietezu erhöhen, wurden auch einfache Untersuchungsergebnissein bezug auf die Vegetationin denselben Gebieten einbezogen. Benutztwurde die sogenannte Vegetationsübersicht, dievon Landmælingar Íslands (LMÍ) in Zusammenarbeitmit RALA und LR (LMÍ 1993) erarbeitetwurde. Die Daten liegen in digitalisierterForm vor, und es ist relativ einfach, sie mit derErosions-Datenbank von RALA und LR zukombinieren. Es muß aber hervorgehoben werden,daß die Daten wenig Auskunft über dieVegetation als solche und ihren Zustand geben,aber ein gutes Bild über Ausbreitung der Vegetationund Größe der Ödlandflächen. Jede Bildeinheitumfaßt einen Hektar (100 x 100 m). DieVegetationsübersicht teilt das Ödland in zweiGruppen: Melar-Flächen und Schutthänge einerseitsund Lavafelder und Sandflächen andererseits.Diese Gruppen wurden zusammengelegt,um die Gesamtgröße des Ödlands zu ermitteln.Grünland wurde in vier Gruppen unterteilt: spärlicheVegetation, relativ spärliche Vegetation,ziemlich gut bewachsenes Land und sehr gutbewachsenes Land. Es gibt große Unterschiededarin, wie die Vegetation in jeder Gruppe geartetist. Zum Beispiel beinhaltet “spärliche Vegetation”sowohl moosbedeckte Flächen als auchschlecht bewachsenes Land. Wir haben zweiKlassen zusammengelegt, nämlich ziemlich undsehr gut bewachsene Böden, und daraus eineGruppe gemacht, bewachsenes Land. Mit denDaten der Vegetationsübersicht erhält manInformationen, die man mit den Ergebnissen derErosionskartierung vergleichen kann.Wenn die Vegetationskartierung abgeschlossensein wird und diese Daten in digitalerForm vorliegen, wird es vermutlich möglichsein, deren Ergebnisse mit denen der Erosionskartierungzu verknüpfen. Das würde die Möglichkeitender Bewertung des Weidelandes aufIsland erheblich verbessern.Interessant ist, wieviel Übereinstimmungzwischen dem Land besteht, das bei derKartierung von Bodenerosion als Ödland undBergland bewertet wurde, und der zusammengelegtenGruppe von Ödland und gering bewachsenemLand auf der Vegetationsübersicht(r 2 = 0,98). Auch gibt es einen nahen Zusammenhangzwischen dem Land, das niedrige Erosionswerteerhielt (0,1 und 2) und Grünland (r 2= 0,88).In Anhang 3 wird die Art der Erosion dargestellt.Es wird die Ausbreitung einzelnerErosionsformen nach Erosionswerten dargestellt.Es muß dazu bemerkt werden, daß dieGletscher bei der Berechnung der Gesamtgrößevon Island auf diesen Tabellen nichtberücksichtigt wurden. Ebenso sind Gletscher,Bergland und Seen bei dieser Berechnung derprozentualen Größe des Landes, das nach derErosionsskala eingestuft wurde, unberücksichtigtgeblieben.Manchmal wurde mehr als eine Landgemeindeaufgrund ihrer Kleinheit oder ausanderen Gründen zusammengefaßt. Außerdemwurden einige Landgemeinden nach bewohntemGebiet und Hochweideland aufgeteilt,wenn der Zustand dieser Gebiete stark unterschiedlichwar. Gut erfaßbaren Hochweidegebietenwurde eine gesonderte Darstellunggegeben.Die Daten, die in Anhang 1 und 2 vorgestelltwerden, werden auch später im Kapitel9 benützt, wenn zur Qualität des Landes undseiner Nutzung, unter Berücksichtigung derKartierung der Erosion Stellung bezogen wird.


8. EROSIONSFORMEN8.1 Erosion ist komplexErosion findet auf Island in den mannigfaltigstenFormen statt. Erosionsprozesse sind u.a.Winderosion, Wassererosion, Schäden infolgeHohlraumeis, Murenabgang u.a.m. Erosionsformensind diejenigen Anzeichen für Erosion,die man auf der Oberfläche sehen kann. Dieunterschiedlichsten Prozesse können jeweilsam Werk sein, beispielsweise bei den Rofabard-Erscheinungen,wo Wind- und Wassererosionden Boden aufreißen. Auch im Ödlandsind die Erosionsprozesse vielfältiger Natur.Im Anschluß an die Kartierungsarbeiten zurBodenerosion ergibt sich ein Gesamtbild, aufwelche Weise Erosion im Land stattfindet. DieErosionsformen sind ganz unterschiedlich starkverbreitet. Wie im 5. Kapitel erwähnt, sindpunktuelle Erosion und Melar-Gebiete die häufigstenErosionsformen (28.200 und 25.000km 2 ), darauf folgen die Solifluktionsgebiete(17.800 km 2 ) und die versandeten Melar-Flächen(13.700 km 2 ). Andere Erosionsformen findensich auf weniger als 10.000 km 2 . Diese Zahlenzeigen aber nicht, wie ernst die Erosion ist. Dasind die Werte unterschiedlich hoch, je nachdem,um welche Erosionsform es sich handelt.Sandflächen werden immer mit einen hohenErosionswert eingestuft, punktuelle Erosionhingegen durchweg mit viel niedrigeren Werten.Im folgenden wird jede Erosionsform für sichbehandelt, wobei die Darstellung der Rofabard-Erscheinungen und der punktuellen Erosionwesentlich ausführlicher ist als die der anderenErosionsformen. Eines der wichtigsten Ergebnisseder Kartierung ist die Tatsache, das dieSandflächen weitaus umfangreicher sind alsSand aus dem Gletscherfluß Skaftá bildet eine breiteAnwehungsdüne.angenommen wurde, und deswegen wird diesemProblem ebenfalls einiger Raum gegeben.8.2 AnwehungsdünenAnwehungsdünen bilden sich dort, wo Sand inDISTRIBUTION DERSANDAN WEHUNGbewachsenes Land hineingetragen wird. Siehaben auf Island die geringste Verbreitung, insgesamtunter 100 km 2 . Anwehungsdünen sindin Nordost-Island am häufigsten. Obwohl siekeine große Fläche bedecken, stellen sie eine91


92ernste Bedrohung für das Grünland in einigenGebieten dar. Man muß dabei auch bedenken, daßaktive Anwehungsdünen von einem Jahr zumanderen sehr rasch über das Land verfrachtet werdenkönnen. An manchen Stellen gibt es Beispieledafür, daß ihr Vordringen 100 m im Jahr beträgt,zum Beispiel in den Hólsfjöll (1954: 300 m) undim Grænulag in Mývatnsöræfi (300 m bei einemSturm 1988, und 125 m im ganzen Jahr 1989).Man könnte noch mehr solche Beispiele nennen.Den Sand, der am Ende des letzten Jahrhundertsund am Anfang dieses Jahrhunderts über Landssveitund Rangavellir hinwegging, bildete deutlicheAnwehungsdünen, die man auf Luftaufnahmenimmer noch erkennen kann.Südlich des Langjökull gibt es auch ziemlichviele Anwehungsdünen, aber die meisten schreitenderzeit nur wenig voran. Der Sand sammeltsich in Mulden auf Rótarsandur südlich desHlöðufell und im See Sandkluftavatn nördlichvom Þingvellir-Nationalpark. Diesen Sandflächenwird man weiterhin Beachtung schenken müssen.Wenn Sandanwehungsdünen wirksam werden,muß schnell reagiert werden, indem mandie Sandverfrachtung stoppt.8.3 Rofabard-ErscheinungenDie Ausbreitung von Rofabard-Formen ist aufder Karte unten abgebildet. Sie entstehen dort,wo soviel Anwehung stattfindet, daß sich derBoden verdickt (z.B. > 30 cm). Die Anwehungensind in der Tat in der Nähe der Ödlandflächenim Hochland am größten, besonders dort, woSand von den Gletschersandern verweht wird.Vulkanische Lockerstoffe verursachen ebenfallseine Verdickung der Bodenschicht, was u.a. dieAusbreitung von Rofabard-Erscheinungen aufder Halbinsel Snæfellsnes erklärt. Es wurdebereits darauf hingewiesen, daß die Ausbreitungdieser Rofabard-Formen mit dem Vulkanismuszusammenhängt; die Gletschersander, die Ödlandflächenim Hochland und die Gebiete mitvulkanischen Lockerstoffen, die das Material fürAnwehung liefern, liegen größtenteils in deraktiven Vulkanzone des Landes.Es ist wichtig, den Einfluß verstärkter Anwehungaus Sandgebieten und wachsenden Ödlandgebietenzu berücksichtigen. Wahrscheinlichstammt ein großer Teil der Anwehungen,die in heiles Grünland verfrachtet werden, aussolchen Gebieten. Der Anteil der Winderosionauf Wiesenböden ist in diesem Zusammenhangvielleicht als zu groß angesehen worden, ausgenommendort, wo Winderosion und Anwehunginnerhalb desselben Gebiets stattfinden.Anderes gilt für die Rofabard-Gebiete inschlechtem Zustand, da dort die Bodenschichtaus den Kanten auf das Grünland verfrachtetROFABARD– ERSCHE<strong>IN</strong>UNGEN


93wird, was eine starke Verdickung des Bodensan der Kantenbasis her-vorruft. Verwehung undVerdickung des Wiesenbodens verursachendaher, daß der Boden noch empfindlicher wirdals sonst. Der Boden in Roafabard-Formen istdaher umso mehr gefährdet, je dicker und höherdie Kante ist. Je dicker der Boden wird, destogröber ist er, und dort, wo sich grobkörnigeAschenlagen im Boden befinden, sind dieseKanten außerordentlich anfällig für Erosion.RetreatSchwund an einer Rofabard-Erosionskante. Erosionwird berechnet als Verlust von Grünland (rote Flächen),indem man die Länge (den Perimeter mit demjährlichen Schwund (weiße Linie) multipliziert. Bodenverlustkann berechnet werden, indem die Dicke desBodens (häufig >1m) mit der Dichte des Bodens (häufigetwa 0.7 t/m3) multipliziert wird.Um sich vorzustellen, wie stark die Erosionan Rofabard-Formen ist, muß man wissen, wiestark den Rofabard-Formen im Schnitt an derBasis zugesetzt wird, und welchen Umfang siehaben. Indem man diese Summen miteinandermultipliziert, erhält man die Fläche des Grünlands,das verloren geht.Sturla Friðriksson (1988) maß als erster dieErosionsgeschwindigkeit an den Kanten undkam zu dem Ergebnis, daß hohe und instabileRofabard-Formen in der Umgebung der Hekladurchschnittlich 16 cm pro Jahr schrumpften.Andere Messungen von Sturla Friðriksson undGrétar Guðbergsson in verschiedenen Landesteilenergaben Schwundzahlen von durchschnittlich4,5 cm pro Jahr, aber die Werte sindstark variabel, von wenigen Millimetern bis zuDutzenden Zentimetern (Sturla Friðriksson undGrétar Guðbergsson 1995). Auch während derKartierungsarbeiten wurde die Erosionsgeschwindigkeitvon einzelnen Rofabard-Formen gemessen,und die Ergebnisse sind vergleichbar,Erosion an den Erosionskanten beträgt im Mitteleinige cm im Jahr (Ólafur Arnalds und ÓmarRagnarsson 1994; Ólafur Arnalds u.a. 1994).Eine andere Methode, die Erosionsgeschwindigkeitzu messen, beruht auf dem Vergleichvon Luftaufnahmen der gleichen Fläche,die mit einigen Jahren Abstand aufgenommenwurden (Ólafur Arnalds u.a. 1994). Dort wo dieErosion nur wenige cm/Jahr beträgt, sieht mandie Veränderungen auf den Luftaufnahmenschlecht, auch wenn sie stark vergrößert werden.Indem man das GIS-System anwendet,kann man die Luftaufnahmen genau übereinanderlegen und die Linien, die um die Rofabard-Erscheinungengezogen werden, sind sehrdünn. Dieses Verfahren hat den Vorteil, daßTabelle 8: Geschätzter Verlust an Grünland in sämlichen Rofarbard-Gebieten in IslandErosion Fläche Schwund 1 Länge der Verlust pro Totaler VerlustStärke Erosionstische (2) Jahr in Islandkm 2 mm/Jahr km/km 2 ha/km 2 ha/Jahr1 1,735 3 0.5 0.0002 0.32 3,511 7 1 0.0007 2.53 1,997 10 5 0.005 104 1,234 50 15 0.075 935 361 100 35 0.35 126Total 232Anmerkungen: (1) Geschätzte Durchschnittswerte, basiert auf Messungen der Autoren und ihrerMitarbeiter (Ólafur Arnalds und Ómar Ragnarsson, 1994; Ólafur Arnalds et.al. 1994, und unveröffentlicheDaten), und Sturla Friðriksson und Grétar Guðbergsson (1995).(2) Die Länge der Erosionskanten basiert auf EDV-Messungen an Luftaufnahmen (Ólafur Arnalds et.al.1994 und unveröffentliche Daten).


94eine große Fläche auf einmal messen kann,statt einzelne Erosionstische direkt zu vermessen.Diese Methode bringt direkte Informationenüber den Schwund von Grünland innerhalbdes Meßgebiets, aber auch über die Längeder Rofabard-Formen. Die Messungen hebenergeben, daß sie etliche Kilometer pro QuadratkilometerBoden betragen kann. Die Länge derRofabard-Erscheinungen ist in der Erosionsstufe5 am größten und vermindert sich im Mittelentsprechend der Verminderung dieses Wertes.Ein kleiner Rofabard-PilzDie Zahlen über die Erosionsgeschwindigkeitkann man mitsamt den Informationen überderen Verbreitung dazu benutzen, um sich einBild davon zu machen, wie viel Grünland inden Rofabard-Gebieten in ganz Island verlorengeht. Man muß klar hervorheben, daß hier mitDurchschnittswerten gearbeitet wurde, sodaßdie Ergebnisse in erster Linie erkennen lassen,welche Größenordnung die Erosion in denRofabard-Gebieten erreichen kann.Die Ergebnisse zeigen deutlich, daß dergrößte Verlust an Grünland in den Erosionsklassen4 und 5 stattfindet. Entsprechend diesenBerechnungen erreicht der Verlust an Grünflächenbei den Rofabard-Gebieten insgesamt232 ha, und das gibt die Größenordnung dieserErosion zu erkennen.Es ist nicht einfach, den Gesamtumfang desGrünlands zu schätzen, das sich in den Rofabard-Gebieten in Ödland verwandelte. Unklar ist z.B.,ob Ódáðahraun darunter fällt; dort waren Rofabard-Flächenzweifellos weit verbreitet, bevor dasGrünland vernichtet wurde und sich Sand überdas ganze Gebiet legte. Die Hochweiden vonSüd-Island waren zweifelsohne auch einmal vonRofabard geprägtes Land, das der Vernichtunganheimfiel. Fest steht also, daß der Umfang desLands, das aus diesen Gründen verödete, tausendekm 2 beträgt. Gewiß wäre es aber übertriebenanzunehmen, daß alles verloren gegangene Grünlandauf diese Weise vernichtet wurde, wie dasmanchmal der Fall ist. Geht man von 7.500-15.000 km 2 aus, müßte der Grünlandverlust zwischen700-1.400 ha/Jahr betragen haben. Das isterheblich mehr als die ca. 230 ha, die derzeit verlorengehen. Es liegt deswegen auf der Hand, daßfrüher die Erosionsgeschwindigkeit vielfachwesentlich höher gewesen sein muß, als was manz.Zt. kennt, z.B. als die Hochweideflächen in Süd-Island verloren gingen. Das stimmt mit demModell von Ása L Aradóttir u.a. (1992) überein,wo angenommen wird, daß die Erosionsgeschwindigkeitin der Phase der aktiven Erosion amgrößten ist, sich aber absenkt, wenn das Ödlandbereits vorherrscht (vgl. Kapitel 4). Es mußbetont werden, daß die Erosion nicht gleichmäßigJahr für Jahr fortschreitet, sondern eher sprunghaft,wie das Modell von Graetz in Kapitel 4.3aufzeigt. Die Zeitspanne, die unsere Messungenumfaßte, kann als eher ruhig betrachtet werden.Vergleichbare Berechnungen kann manebenfalls über andere Erosionsformen machen,aber es ist zweifelhaft, ob derzeit ausreichendeGrundlagen vorhanden sind.Es bereitet Anlaß zur Sorge, daß 1.600 km 2Land mit Rofabard-Bildung zur Erosionsstufe 4und 5 gerechnet werden müssen. Es ist schwierigund teuer, eine so gravierende Erosion aufzuhalten,weil die Erosionsränder so lang sind.Über 2.000 km 2 Land zählen zu den Rofabard-Gebietenmit dem Wert 3, und auf über3.500 km 2 Land werden Rofabard-Formen unter2 eingestuft. Diese Zahlen geben zu erkennen,daß das Grünland weitflächig aufreißt oderin den vorangegangenen Jahrzehnten aufgerissenwurde, zum Beispiel als der Schafbestandim Land am höchsten war. Es ist vongroßer Bedeutung, die Erosionskanten aufFlächen mit solchen Werten wieder zu schließen;es schließen sich jedoch manche derartigeRisse von selbst, wenn die Bodennutzung eingeschränktwird. Viel billiger ist es, Gebietemit den Werte 2 und 3 zu schützen, als aufFlächen, die die Note 4 oder 5 erhalten haben,die Erosion zum Stillstand zu bringen.Zusammenhängende Rofabard-Gebiete mitsehr schlimmer Erosion befinden sich inKrísuvík, am Grafningur östlich des Sees Þingvallavatnund in der Þingvellir-Gemeinde, östlichvon Langjökull in den Hochweidegebietenvon Biskupstungur und Hrunamannahreppur,am Rand von Vegetationsgebieten westlich undnördlich der Gletscher Langjökull und Hofsjökull,und von Mýrasýsla in West-Island bis


95zum Skagafjördur. Die größten und schlimmstenRofabard-Gebiete befinden sich aber in den beidenÞingeyjarsýslur und in N-Múlasýsla. Sieliegen im oberen Teil des Bárðardalur, inMývatnsöræfi, auf Reykjaheiði und bis nachNorden zur Tjörnes-Halbinsel, in den Hólsfjöllund in einigen Gebieten am Þistilfjörður undschließlich am Rand des Hochlands in Ost-Island, von Vopnafjörður nach Süden über dieJökuldalsheiði bis zu Brúaröræfi (vgl. Karte).Etwa 3.500 km 2 Land sind zu den Rofabard-Gebieten zu zählen, in denen die Erosion gravierendist (Werte 3, 4 und 5). Das ist aufs ganzeLand bezogen ein ziemlich großes Gebiet, undRofabard-Erosionsformen erregen bei ausländischenBesuchern immer die größte Aufmerksamkeit.Andere Erosionsformen sind aber wesentlichverbreiteter, und es gäbe ein falsches Bildvom Umfang der Bodenerosion, würde man nurdie Rofabard-Erscheinungen berücksichtigen.Punktuelle Erosion besteht in offenen Bodenwundenin einer ansonsten zusammenhängenden Vegetationsdecke.8.4 Punktuelle ErosionPunktuelle Erosion ist in gigantischem Ausmaßüber das ganze Land verbreitet (ca. 28.000km 2 ); man findet sie nahezu überall auf bewachsenenTrockenböden mit Thufurbildung.Punktuelle Erosion hingegen ist selten inFeuchtböden und in waldbestandenem Land.Glücklicherweise konnten diese Gebiete zumeistmit den Erosionswerten 1 und 2 eingestuftwerden, dennoch gibt es ca. 2.700 km 2Land, das zu den Gebieten mit punktueller Erosionzählt und die Note 3 erhielt. Weil punktuelleErosion so verbreitet ist, wäre es wünschenswert,ihr mehr Platz einzuräumen; daaber noch keine genügenden Untersuchungendarüber vorliegen, muß die Darstellung inverkürzter Form erfolgen.Punktuelle Erosion ist ein klarer Hinweisdarauf, daß der Vegetation zu sehr zugesetztwurde, besonders wenn die Werte 3 oder mehrausmachen. Aufmerksamkeit weckt die Tatsache,daß punktuelle Erosion der Stufe 2 dortstark verbreitet ist, wo am wenigsten Erosion zufinden ist. Das gibt zu erkennen, daß der Bodenin diesen Gebieten empfindlich ist, auch dort, wo


96sie gut bewachsen sind. Möglicherweise kannman diese Zahlen auch dahingehend interpretieren,daß dieses Land zu stark beweidet wurde, alsder Schafbestand am höchsten war, und sich nochnicht voll regeneriert hat. Dabei muß manbedenken, daß punktuelle Erosion in relativ kurzerZeit entstehen kann, aber es braucht lange, bisoffene Wunden wieder zusammenwachsen. DieBildung von punktueller Erosion bewirkt, daß dieVegetationshülle sich um den Umfang der Erosionswundenverringert. Erste Untersuchungenzeigen Beispiele dafür, daß sich die Vegetationsdeckeauf Weideflächen, die lange hindurchüberweidet worden waren, um 50 % verringerte.8.5 SolifluktionDer Begriff Solifluktion beschreibt, wie Bodenaufgrund periglazialer Prozesse langsam dieBergflanken des Landes hinunterfließt; dabeibilden sich Terassetten und Bodenzungen, diein der Landschaft oft auffallend sind. Bei derKartierung der Erosion hat der Begriff Solifluktioneine weitergefaßte Bedeutung, denn erschließt auch Erosionswunden an Bergflankenein. Diese Verwendung des Begriffes Solifluktionist in mancher Hinsicht nicht opportun, eswäre besser einen anderen Begriff für die punktuelleErosion an Bergflanken und die damitverbundene Bodenerosion zu verwenden.Solifluktions-Fließzungen. Abwechselnde Frost- undTauperioden verursachen Volumenveränderungen, diewiederum zur Bildung von Terrassen und Fließzungenführen. Wenn punktuelle Erosion an solchen Stellenauftritt, wird der Boden anfällig für Wassererosion.Durch die Erosionswunden an Hängenentsteht viel stärkere Erosion als im Flachland,da hier fließendes Wasser die Wunden angreifenkann. Deswegen bestehen gute Gründe,die Erosionswunden im Flachland von denenan Bergflanken abzugrenzen.Solifluktion ist eine sehr verbreitete Erosionsform.Insgesamt wurden 17.500 km 2Landesfläche davon kartiert. Diese Form ist ingletschererodierten Tälern der Basaltgebieteerwartungsgemäß am häufigsten anzutreffen.Die Resultate zeigen, daß der Boden an den


97Bergflanken des Landes sehr empfindlich ist,und es ist eine Tatsache, daß dort, wo früherVegetation und Bodenkrume waren, heute vielfachnackte Geröllhalden zu sehen sind. Dasgilt nicht zuletzt für Südost-Island, wo innerhalbkurzer Zeit dutzende Millimeter Niederschlagfallen können. Unter solchen Umständenwird die Bodenkrume aus den Erosionswundenleicht weggeschwemmt (vgl. dieBehandlung dieses Landesteils in Kapitel 6).Wasser kann eine Menge Boden wegspülen,ohne daß sich eigentliche Wasserrinnenbilden; daher kommt es häufig vor, daß mandie Erosion kaum oder erst dann beachtet,wenn die Sammelflüsse in einer Regenperiodedunkelbraun von Erde sind.An die 6.000 km 2 der Bergflanken desLandes wurden wegen Solifluktionserscheinungenmit dem Erosionswert 3 eingestuft.Diese Zahl ist sehr hoch und gibt Anlaß zunäherer Betrachtung. Sie weist deutlich daraufhin, daß die Bergflanken vielerorts zu starkgenutzt werden, und man wird nach Mittelnund Wegen suchen müssen, dies einzugrenzen.Vegetation und Boden an den Bergflankenbilden ein Ökosystem, das meistens so empfindlichist, daß keine schweren Tiere in größererZahl auf diesen Hängen weiden sollten, vorallem nicht im Frühjahr, wenn der Bodendurchweicht ist. Die Winterbeweidung der Bergflankenist sehr schädlich und es ist die Ansichtder Verfasser, daß es gesetzliche Regelungengeben müßte, durch die eine Pferdebeweidungan steilen Bergflanken eingeschränkt würde.8.6 Melar-Flächen (Kiesflächen undSteinpflasterböden)Die eigentlichen Melar-Gebiete umfassen zusammengerechnetan die 6.500 km 2 . Das sinddie Gebiete, die als Melar-Flächen mit demErosionswert 3 kartiert wurden. Die Ausbreitungist viel geringer, als man annehmen sollte.Eine typische Melar-Oberfläche. Diese Form von Ödlandbildet sich, wenn braune Erden in Verbindung mitder alten bewachsenen Oberfläche durch Erosionweggeschafft worden ist. Rofabard-Erscheinungsformenim Hintergrund.


98DISTRIBUTIONVON MURENDabei ist aber zu beachten, daß die sandigenMelar hier unberücksichtigt blieben, und diesesind von größerem Ausmaß (> 13.000 km 2 mitdem Erosionswert 3, 4 und 5). Die Gesamtflächeder “Melar” innerhalb von Grünland,oder dort, wo Melar-Flächen sich regenerieren(Erosionswert 1 und 2), erweckt Aufmerksamkeit,denn sie summieren sich auf etwa 18.500km 2 . Da sich diese Gebiete im Tiefland befinden,ist es einfach, sie wiederzubegrünen, entwedermit Weidevegetation oder Buschwald,wo dies angebracht ist. Die große Ausbreitungvon Melar-Flächen mit niedrigen Werten inGebieten, die ansonsten gut bewachsen sindund wenig Erosion aufweisen, läßt erkennen,wie empfindlich das Land ist. Die Erosion, diedie Melar-Bildung verursachte, muß irgendwanneinmal stärker gewesen sein, oder abersie nimmt jetzt zu.8.7 Muren, Wasserrinnen/Rachelund SchutthängeEntsprechend den Erosionskarten sind Murenauf etwa 680 km 2 Fläche eine auffällige Erscheinungund in der Landschaft gut sichtbar. IhreVerbreitung ist ähnlich wie bei Solifluktion. Esist erwähnenswert, daß Verbindungen zwischenMurenabgängen, Solifluktion und Bodennutzungbestehen. Es gibt zwar auch ohne BodennutzungMurenabgänge in der Natur, aber sievervielfachen sich in Relation zu einer intensiverenBodennutzung. Solifluktion bewirkt,daß sich der Boden an kleinen Hindernissenverdichtet; dort bilden sich dann Belastungspunktean den Bergflanken. Zum Schluß gebensolche Rückhaltungen nach und die Mure gehtab. Das geschieht vor allem bei starken Niederschlägen,wenn der Boden wasserdurchtränktist. Solifluktion ist um so weniger wirksam, jemehr die Vegetation mit ihrem Wurzelsystemden Boden hält. Murenabgänge sind daher dorthäufiger, wo die Bodennutzung intensiv ist.Wasserrinnenbildung ist in einigen Gebietender Ostfjorde und des Nordlandes sowie inEine kleine Mure.den Westfjorden am stärksten. Sie sind dort relativhäufig, wo es ziemlich viel Anwehung gibtund die Bodenschicht dick ist. Wo es wenigerAnwehung gibt, wird der Boden oft vomWasser aus den Erosionswunden weggespült,ohne daß sich Wasserrinnen bilden.Über die Ausbreitung von Schutthängen,d.h. steilen Schutthalden ohne Vegetation,braucht man nicht viel Worte zu verlieren. Siefinden sich in erster Linie im Bergland vonBasaltgebieten und an den Flanken tätigerDISTRIBUTIONVON SCHUTTHÄNGENWasserrinnenbildung an leicht abfallendem Landaufgrund von off-road Fahren.


99Vulkane und Tafelberge, wie z.B. Eiriksjökull.Sie sind aber nicht zuletzt auch in den Liparitgebietenauffällig, z.B. in Südost-Island. Bergflankenin großen Höhenlagen bleiben dabeiunberücksichtigt, denn sie wurden als Berglandkartiert. Die Ausbreitung der Schutthänge istan Bergland gebunden, z.B. in den Basaltgebirgender Westfjorde und des Nordlandes.Südost-Island nimmt aber in puncto Schutthängeeine Sonderstellung ein. Dort hat sichdie Bodenschicht an den Bergflanken starkrückentwickelt und damit öffneten sich, wiebereits erwähnt, weithin steile Schutthänge.Es ist ungewiß, ein wie großer Teil dieserBergflanken früher mit Vegetation bedeckt war.Man kann aber davon ausgehen, daß ein großerDiese Lavaoberfläche ist teilweise mit Moos bedeckt,ein normaler Anblick bei jungen Lavafeldern.Teil von ihnen früher recht gut bewachsen war.Diese Ansicht stützt sich auf die Vegetationsreste,die immer noch an den Geröllhängenallenthalben in Island zu finden sind, z.B. inLónsöræfi, einer relativ isolierten Gegend imVergleich zu anderen Gebieten in der Nähe vonbesiedeltem Land.Auch gibt die derzeitige Erosion an diesenBergflanken zu erkennen, was geschehen ist.Es ist aber sicher, daß die Vegetation dort, wodie Schutthänge besonders steil sind, keinenleichten Stand gehabt hat; diese Flanken warenvermutlich nie ganz bewachsen.8.8 LavafelderBei der Kartierung der Erosion wurden nurdiejenigen Lavaflächen, die unbewachsen undnicht versandet sind, als Lava erfaßt. Generellhandelt es sich dabei um junge Lavafelder, woBodenbildung und Vegetationsansiedlung nochnicht weit gekommen sind.Lavafelder, die zum Großteil ohne Sandund wenig bewachsen sind, nehmen keinegroßen Flächen ein, etwa 2.000 km 2 . ZumVergleich muß man erwähnen, daß versandeteLava ca. 4.900 km 2 bedeckt. Diese Zahlen gebenkein realistisches Bild von der Gesamtflächeder Lavafelder in Island, denn dort, wo Bodenund Vegetation die Oberfläche bedecken, wur-


1008.10 Sandflächen und versandeteGebieteAuf den nächsten Seiten befinden sich vierKarten zu den einzelnen Sandgebieten. Dieerste Karte zeigt die Ausbreitung der Sandflächen,die zweite die von versandeten Lavafeldern,und die dritte die Ausbreitung vonsandigen Melar-Flächen. Die vierte Karte faßtalle diese Karten zusammen, und sie stellt dieGesamtausbreitung der mit Sand bedecktenGebiete auf Island dar. Wie man sieht, sind dieversandeten Melar-Gebiete am weitesten verbreitetund bedecken einen großen Teil desHochlandes. Versandete Lavafelder bestimmenda Ödland von Ódàðahraun und befinden sichzudem in der aktiven Vulkanzone vom Vatnajökullbis westlich von Hekla sowie rings umden Langjökull.Betrachtet man die Sandflächen -Karte, istes besonders auffällig, wie groß die Ausbreitungder Sander und der sandbedeckten Gebieteist. Sie umfassen etwa 20.000 km 2 und wachsenan. Im Zusammhang mit den Sandgebietenstellen sich u.a. folgende Fragen:Offen zutage liegender Boden ist in trockenem Zustandeine sehr instabile Oberfläche.den sie im Zusammenhang mit der Erosionsbewertungnicht zu den Lavafeldern gerechnet.8.9 Freiliegende ErdenEs gab guten Grund, offen zutage liegende Erdenals besondere Erosionsform zu behandeln.Auf solchen Erosionsflächen sind noch Restedes Bodens vorhanden, obwohl er schon zumgrößten Teil verschwunden ist. Verwehung vonErde kann jedoch bei trockenem Wetter mitstarkem Wind sehr auffällig werden. Solcheoffen liegenden Erden sind häufig im Ostteilvon Mývatnsöræfi/Ódáðahraun zu finden, undsie sind die Überreste einer alten Bodenkrume.Einige bräunliche, siltige Strandgebiete imMýrar-Bezirk in West-Island und andernortswurden deswegen als Erosionserden kartiert,weil sie dieser Gruppe am nächsten kamen.Vondiesen wird selten etwas verblasen, weil siemeist feucht sind, und daher erhielten die meistenFlächen niedrige Erosionswerte. DieErosionserden bedecken knapp 1.000 km 2 undder häufigste Wert ist 2.Aktiver Sand in der Mývatn-Region, Nord-Island.• Warum sind die Sandgebiete so groß, wiees der Fall ist;• Ursachen der Bodenerosion und des Grünlandverlustesauf solchen Flächen;• Entwicklung von Klimafaktoren und Gletschernsowie deren Auswirkung auf dieSandvorkommen;• Bedeutung einzelner Ereignisse wie etwaÜberschwemmungen und Aschenfall beider Vernichtung des Grünlandes;• Art der Sandverfrachtung von deren Herkunftbis zu den weitentfernten Anwehungsdünen;• Auswirkung der Vergrößerung der Sandwüstenauf andere Gebiete, die aufgrundvon Sandverwehungen anfälliger für Erosionwerden;• Einfluß der Bodennutzung auf Bildung undEntwicklung von Sandgebieten.8.10.1 Wichtigste SandgebieteUntersuchungen zeigen, daß große Teile vonNordost-Island früher von Vegetation bedecktwaren (Ólafur Arnalds 1992), und man weißnicht mit Sicherheit, wann diese Gebiete demSand zum Opfer fielen. Es ist denkbar, daß dieDegradation schon lange vor der Besiedlungdes Landes begonnen hat.In Nordost-Island gibt es wenig, was Verwehungenaus den gigantischen SandgrubenEinhalt gebieten könnte, die ihren Ursprung in


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103Nähe des Gletscherrands die Richtung desWinds verändern, einen Windschutz bilden unddamit die Ansammlung von Sand relativ nahbeim Gletscher verursachen (wie z.B. südwestlichvon Langjökull). An manchen Stellenfließen Gletscherflüsse teilweise parallel zumGletscherrand, sammeln den Flugsand ein undbewahren so weiter entfernte Gebiete (z.B.Brunná südlich von Síðujökull). Die Emstrur-Sandgebiet: Mælifellssandur im Norden des GletschersMýrdalsjökull. Diese Oberfläche ist sehrinstabil, und Sandstürme sind häufig. Der Sandentstammt Gletscherflüssen und wahrscheinlichauch Überschwemmungen infolge von Vulkanausbrüchen.den Quellgebieten von Jökulsá á Fjöllum,Skjálfandafljót und Köldukvísl haben, undaußerdem in Sandgruben , die nach Überflutungenim Zusammenhang mit Vulkaneruptionenund bei der Frühjahrsschmelze entstehen.Der Sand wird gut erkennbar in einer breitenBahn nach Norden verweht, die von derSkjálfandafljót nach Osten über die Jökulsá áFjöllum reicht (s. Karte der sandbedecktenGebiete). Möðrudalsöræfi und Hólsfjöll sindTeil dieser Sandfläche; bei Kvensöðull etwasnördlich des Dettifoss auf Hólssandur kannman einige der monumentalsten Sandformationendes Landes sehen, wo sich der Sand inenormen Sanddünen angesammelt hat. DieOstgrenzen dieser großen Sandfläche liegensehr klar nördlich des Vatnajökull, ungefährbeim Ursprung der Kverká in Richtung zumÞríhyrningsfjallgarður, und die Ursachen kannman auf die Verhältnisse am Gletscherrandzurückführen.Die Sandausschüttung von Gletscherflüssenin der Nähe der Gletscher ist ebenfallsbedrohlich, z.B. dort, wo die Flüsse versickernund später als Quellwasser fern des Gletscherrandsauftauchen. Beispiele dafür gibt es u.a.südlich des Þórisjökull und des Langjökull,und vielerorts nördlich des Vatnajökull. Außerdemkönnen Veränderungen im Wasserstand,wie sie z.B. derzeit am Südrand des Langjökullstattfinden, die Sandverwehungen erheblichverschlimmern.Die Sandflächen um die großen Gletscherherum haben sich insgesamt vergrößert, weildie Gletscher in diesem Jahrhundert geschrumpftsind. Unterschiedlich ist, was ausdem Sand wird. So können z.B. Berge in derVersandete Lava. Sand füllt langsam einen Teil desLavafelds Eldhraun in der Skaftá-Region, Süd-Island.Flüsse scheinen einen erheblichen Teil desSands wegzuschaffen, der vom Mælifellssandurnördlich des Mýrdalsjökull verweht wird.Dort geht die trockene Windrichtung nach Südenzum Gletscher und zu den beiden Emstrur-Flüssen.Gemessen an den derzeitigen Sandbewegungenmüssen die Sandverfrachtungen in derUmgebung des Hofsjökull irgendwann einmal,möglicherweise sogar in diesem Jahrhundert,größer gewesen sein als jetzt. Dafür kann es vieleErklärungen geben, z.B. Klimaveränderung, abnehmendeSandausschüttung beim Gletscher,versiegende Sandquellen, die sich bei einmaligenEreignissen bildeten (z.B. Überflutungen). Auchkann es Einfluß gehabt haben, daß vermehrteEine sandige Melar-Fläche. Diese Art von Oberflächewird im Falle von heftigen Stürmen instabil.


104Sandverfrachtung infolge des Gletscherschwundsheutzutage zurückgeht, weil mehrGleichgewicht hinsichtlich der Produktion vonVerwehungsstoffen eingetreten ist.Auf die Entwicklung der Sandgebiete inder Umgebung des Langjökull muß besondersgeachtet werden. Dort bewegt sich der Sand aufdem ganzen Gebiet von Ásbrandsá (Tungufljót)bis Uxahryggur nach Süden, unter anderem dieHaukadalsheiði hinunter, vorbei am Hlöðufellhinunter zum Rótarsandur, an den Flanken vonSkjaldbreiður hinauf bis nach Süden zumSandkluftavatn. Die Sandbahnen sind entsprechendden Variablen an ihren Ursprüngenunterschiedlich wirksam, die wiederum vonWassermenge und Wasserstand der Gletscherflüsseabhängig sind. Nördlich von Langjökullund Eiriksjökull gibt es Sandflächen, die sichzu vergrößern scheinen und es gibt allenGrund, das mitzuverfolgen.Große Veränderungen finden nun in derNähe des Flußlaufs der Skaftá aufgrund vonGletscherläufen statt, die durch die Entleerungvon subglazialen Wasseransammlungen überHochtemperaturgebieten im Gletscher bedingtsind. Sie hinterlassen dort sehr viel Sand, wovorher wenig war. Man muß die EntwicklungEine Sanddüne und versandete Lava im Nordwestendes Vulkands Askja, der mitten im Lavafeld Ódáðahraunim Norden des Vatnajökull- Gletschers liegt.Die Düne quert die Lava in einer Verfrachtungsliniemit Richtung NO.Skeiðarársandur in Süd-Island am Tag nach demGletscherlauf von 1996, der von einer subglazialenEruption stammte.der Sandverfrachtung in diesem Gebiet aufmerksamim Auge behalten.Eruptionen haben durch die vulkanischenLockerstoffe großen Anteil an der Sandproduktion,und außerdem das Material, das beiGletscherläufen ausgespült wird. UngeheureMengen von Sand finden sich im Gebiet derVeiðivötn und in der Nähe des Vulkans Hekla,unter anderem vulkanische Lockerstoffe, diezusammenhängendes Grünland in geschichtlicherZeit unter sich begraben haben. Bimssteinund Asche der Askja-Eruption von 1875liegen sehr instabil auf großen Flächen östlichder Askja.Nicht alle Anwehungsdünen und Sandflächenhaben ihren Ursprung in bekannten Gletscherrandgebietenund vulkanischen Lockerstoffen.Das gilt z.B. für den Hólssandur nordwestlichvom Mývatn; er scheint seine Herkunftin besonders sandigen Gletschermoränen derSpäteiszeit zu haben. Vielerorts kann man auchdeutliche Anwehungsdünen und Sandverfrachtungenvon ausgetrockneten Gewässern sehen(vgl. z.B. Þröstur Eysteinsson 1994).Die Bedeutung der jahreszeitlich bedingtenWasserläufe auf Sandflächen ist sehr beachtenswert.Solche Bäche bilden sich nicht injedem Jahr und sind vermutlich am wirksamsten,wenn viel Schnee bei plötzlichem starkenTauwetter schmilzt. Die Wasserläufe zeigen oftdie Herkunft der Anwehungsdünen an, z.B. imGrænulág, im Grænavatnsbruni (Gyðuhnúksgil)und weithin im Mývatn-Gebiet. Wasserbefördert den Sand aber auch wieder von Anhöhenherunter, zum Beispiel an den Nordflankenvon Skjaldbreiður, oder es füllt Vertiefungenmit Sand aus, wie etwa am Hólasandur.Die Sandquellen auf solchen Flächen könnenversiegen, wenn zwischen den Überflutungenlange Zeit vergeht, aber sie bilden sich aufsNeue, wenn aufgrund der Witterung neueÜberschwemmungen hervorgerufen werden.8.10.2 Geschichte der Gletscher,Überflutungen und LandnutzungEs hat den Anschein, als seien viele derSandflächen relativ jung; die meisten dürftensich sogar erst in den letzten Jahrhunderten gebildethaben. Gleichzeitig ist klar, daß die


105Gletscher viel Einfluß auf die Entwicklung derSandgebiete haben. Deswegen liegt es nahe,sich Gedanken darüber zu machen, wie dieisländischen Gletscher zur Zeit der Besiedlungdes Landes ausgesehen haben mögen. Vielesdeutet darauf hin, daß sie kleiner gewesen sind,sich aber bis in das 20. Jahrhundert hinein vergrößerthaben. Als sich die Gletscher in derWärmeperiode seit etwa 1920 zurückzogen,vergrößerten sich die ihnen vorgelagertenSandflächen.Es steht fest, daß die Geschichte derGletscher sehr wichtig ist, um die Geschichtedes Sands zu verstehen und damit die Ödlandbildungim Hochland. Diese Geschichte istaber zu weiten Teilen noch nicht aufgezeichnet.Es gibt Hinweise, daß die Gletscherläufe,die bei Eruptionen unter dem Gletscher entstehen,großen Einfluß auf die Entwicklung derSandflächen haben, wie z.B. Eruptionen in derBárðarbunga oder andernorts im nördlichenTeil des Vatnajökull.Der Gletscherlauf in der Skeiðará von 1996zeigt die Zerstörungsgewalt solcher Ereignisse.Es darf an die Eruption erinnert werden, die1477 die Aschenlage „a“ im Boden in Nordost-Island bildete (Jón Benjaminsson 1982), undvielleicht kamen damals Gletscherläufe, die dieheutigen Sandflächen nördlich und westlichder Dyngjufjöll erklären können. Das sindallerdings nur Vermutungen.Die Geschichte der Überflutungen vomBeginn der Landnahme ist wenig bekannt, hatjedoch wahrscheinlich den größten Anteil ander Vernichtung von Ökosystemen im Hochland,und parallel dazu die Nutzung, die damalsdie Anpassungsfähigkeit der Vegetation verminderteoder vernichtete. Denkbar ist das fürdie Gebiete von der Blanda bis nach Ost-Island,sowie weithin in Süd-Island. Es ist dringenderforderlich, die Bruchstücke dieser Geschichtezu sammeln, um ein besseres Verständnisfür die Vernichtung zu erhalten, durchdie größten Erosionsgebiete des Landes entstanden.Und worin bestanden dann die Einflüsseder Bodennutzung auf die Bildung der Sandwüsten?Früher wurde bereits erwähnt, daßkräftige Vegetation besser Widerstand gegenSandverfrachtung leisten kann und den Sandbindet. Falls die Annahme richtig ist, daß derSand weithin große Gebiete schubweise überschwemmt,d.h. daß die Sandverfrachtung zurückgeht,wenn die Sandquelle versiegt, dannErdrutsch in Nord-Island. Die Häuftigkeit solcherErdrutsche steht in direkter Relation zur Landnutzung.Solche Hänge sind nicht geeignet für Pferdebeweidung.spielt es eine große Rolle, daß in solchenGebieten eine kräftige Vegetation besteht, diesich wieder ausbreiten kann, wenn sich dieUmstände bessern. Die Beweidung verhindertdies, wie in Kapitel 4 dargelegt wurde. So istes wahrscheinlich, daß der indirekte Einflußder Beweidung weithin erheblich ist. In denAnfängen menschlicher Siedlung muß dasWeideland oberhalb der Waldgrenze rücksichtslosbeweidet worden sein, und die Beweidungszeiträumewaren lang (Andrés Arnalds1988). Diese Beweidung könnte folgenreichgewesen sein. Es sei darauf hingewiesen, daßdas Grünland, das im 12. Jahrhundert vorhandenwar, als das Klima abzukühlen begann, beibesseren Wetterbedingungen gewachsen undgediehen war, als später vorherrschten. DerartigesGrünland kann sich auch bei Klimaänderungengut behaupten, denn die Vegetationverfügt über Flexibilität und Widerstandskraft,wenn sie sich erst einmal angesiedelt hat..Beweidung vernichtet diese Flexibilität erheblich,besonders da, wo die Vegetation gefährdetist. Wo große Überflutungen und Sandverfrachtungenüber das Land hinweggehen,kann sich die Vegetation nicht an jeder Stelleregenerieren, weil sich die Wachstumsbedingungenoft zu sehr verschlechtert haben.Der Anteil der Bodennutzung an derDegradation der Sandgebiete im Hochland istunklar. Es ist wahrscheinlich, daß die Beweidungmancherorts kaum Einfluß gehabt hat,anderenorts aber viel. Das ändert aber nichtsdaran, daß die Beweidung von Ödland undWüsten immer Überweidung ist, die man nachMöglichkeit einschränken muß, und im zentralenHochland dürfte sie überhaupt nichtstattfinden.


9. <strong>BODENEROSION</strong>, ZUSTAND DESLANDS UND BODENNUTZUNG9.1 Landbeschaffenheit undAdministrationDie große Bodenvernichtung auf Island hat denAnstoß zu weitreichenden Diskussionen überden Zustand des Landes und die Ursachen fürdie Bodenvernichtung gegeben, und darüber,zu welchen Maßnahmen man greifen solle.Viele sind sich darin einig, daß Beweidung vonerosionsgeschädigten und desertifizierten Gebieteneine falsche Bodennutzung ist. Oft wirdaber darauf hingewiesen, daß es an Informationenmangelt, um eine Planung der Beweidungentsprechend der jeweiligen Landbeschaffenheitzu ermöglichen. Daher habensich notwendige Maßnahmen oft über Gebührhinausgezögert. Derartige Forderungen nachBeweisen des Übelstandes stehen den Grundprinzipiendes Naturschutzes entgegen. Woauch nur der Verdacht besteht, daß Bodennutzungschadet, sollte das Land davon profitieren.Landbesitzer, Gemeindeverbände undBehörden können sich in der Tat nie auf Informationsmangelals Entschuldigung für unterlasseneHandlungen und falsche Nutzung berufen,auf gar keinen Fall, was die erosionsgeschädigtenund verödeten Gebiete betrifft. DerKenntnisstand ist nie ein endgültiger, sondernimmer nur ein Anhaltspunkt im Rahmen vonEntwicklungsprozessen. Deswegen müssenLandnutzer und Behörden die bereits vorliegendenKenntnisse nutzen, um die Interessendes Landes in jeder Hinsicht zu wahren. Es istlangfristig gesehen zum Wohle aller.Bodenerosion ist einer der beiden Hauptfaktoren,die den Zustand von Weideland zuerkennen geben; der andere bezieht sich auf dieVegetation. Es ist ein grundsätzlicher Aspektdes Bodenschutzes, den Zustand von stark erosionsgeschädigtembzw. -gefährdeten Land alsschlecht einzustufen. Ein solches Urteil wirdgefällt, ohne daß Art und Zustand der Vegetationberücksichtigt werden, sogar dort, wo nochkräftiger Bewuchs vorhanden ist. Das kannnatürlich auch umgekehrt sein: geringe Erosiondort, wo der Zustand der Vegetation schlechtist. Wo die Vegetation erheblich zurückgegangenist, ohne daß nennenswerte Erosion vorhandenist, geben die Informationen über dieErosion keine ausreichenden Erkenntnisse überden Zustand des Lands her. Auch die Vegetationmuß miteinbezogen werden. Es besteht guterGrund, die Vegetationsentwicklung und dieAuswirkungen der Bodennutzung in verstärktemMaß zu erforschen. Es gibt bereits jetzteine Menge Material, auf das sich derartigeForschungen stützen könnten. Vegetationskartenvon großen Teilen des Landes wurdenerstellt, die Pflanzenwahl der Haustiere wurdeuntersucht und ebenso haben umfangreicheBeweidungsversuche stattgefunden.9.2 Erosion und Bewertung vonWeidelandDie Bodenerosion hat großen Einfluß auf dieEntscheidungen darüber, wie die Landnutzunggesteuert werden soll. Nach Meinung von LRund RALA gilt Land mit den Erosionswerten 4und 5 als nicht beweidbar. Erhebliche Erosionfindet auf Land mit den Erosionswerten 3 statt,und dort muß man entscheiden, welche Nutzungunter Berücksichtigung der Erosionsart,der Vegetation und der Weidegeschichte möglichist. Ödland ist nicht zur Beweidung geeignetaus Gründen, die bereits in Kapitel 4107


108erläutert wurden. Diese Aspekte wurden vonuns benutzt, um den Zustand des Lands imHinblick auf Bodenerosion zu bewerten.Die Zustandsbewertung des Landes imHinblick auf Bodenerosion ist auf folgendenAspekten aufgebaut:• Ausbreitung der Gebiete mit starkerErosion (4 und 5) und erheblicher Erosion(3):• Umfang von Öd- und Bergland• Umfang des Landes, wo wenig ErosionstattfindetFür jeden dieser Hauptaspekte wurdenWerte von A bis D vergeben (vgl. S. XXX).Dann wurde der Durchschnitt dieser dreiWerte gezogen und als Endwert für das jeweiligeGebiet genommen. Die Einstufung wirdin Tabelle 9 genauer erläutert.Bewertungsfaktor 1: Gebiete mit starkerErosionDie Voraussetzung für die Einstufung stimmenmit international üblichen Standpunkten undMethoden bei der Landbewertung überein. Bodenerosion,die dauerhaften Schaden anrichtet,verursacht eine rasche Degradation der Ressourcenund ihre Zerstörung. Forderungen hinsichtlichder Bodenvernichtung müssen generellstreng sein. Einigen mag es so vorkommen, alsseien die Grenzen, die in Tabelle 9 gesetzt werden,eng, was sie aber de facto nicht sind.Um die Note A zu erhalten, darf viel Erosion(Werte 4 und 5) nicht mehr als 5 % derFläche des jeweiligen Gebiets bedecken. Iststarke Erosion auf über 15 % des Gebietesgegeben, beträgt der Wert D.Bewertungskriterium 2: Ödland und BerglandDie Forderung, verödete Gebiete und Berglandfür Beweidung nicht zu nutzen, ist selbstverständlich,aber es sei trotzdem noch einmal aufdie diesbezügliche Diskussion in Kapitel 4 verwiesen.Bei diesem Kriterium gilt der Wert A, wennder Anteil von Ödland und Bergland bis zu 25% des Gebietes beträgt. Die Bewertung Breicht bis 50 %, was man als relativ hoch ansehenmag. Ist der Anteil größer als 75%, wirddas Gebiet mit D eingestuft. Die Unterscheidungder Klassen ist dergestalt, daß faktischkeine strengen Forderungen diesbezüglichgestellt werden.Bewertungskriterium 3: Geringe ErosionSelbstverständlich muß auch der Anteil vonLand mit verhältnismäßig geringer Erosionberücksichtigt werden. Wo mehr als 75% desLands geringe Erosion aufweisen, wurde dafürder Wert A vergeben, hingegen findet sich inder Gruppe D Land mit geringer Erosion aufweniger als 25% Fläche. Bergland blieb bei derBerechnung von Land in gutem Zustand unberücksichtigt(den man besser als erträglichenZustand bezeichnen sollte). Das wurde ge-Tabelle 9: Kriterien zur Klassifizierung von Weideland in Relation zur ErosionStufeAnteil des Landes (%) an einer bestimmten KategorieStarke Erosion (4+5) Ödland und Hochgebirge Wenig Erosion (0,1 +2)A 0 - 5 < 25 > 75B 5 - 10 25 - 50 50 - 75C 10 - 15 50 - 75 25 - 50D > 15 > 75 < 25Ausnahmen:1. Gehören mehr als 50% des Areals zur Stufe 3, ist die endgültige Einstufung eine Stufe niedriger,aber nie von C nach D.2. Falls das Ausmaß von Erosionsstufen 4+5 über 33% erreicht, wird ohne Berücksichtigung andererFaktoren mit D bewertet. Wenn 4+5 über 20% des Gebiets erreicht, ist die letzte Bewertung dieGruppe C; das trifft aber nicht zu, wenn die Einstufung 4+5 sich ausschließlich Schutthänge bezieht.3. Falls Ödland und Gebirge mehr als 90% des Gebiets umfassen, ist die endgültige Einstufung D,ohne Berücksichtigung anderer Faktoren.


109macht, damit Land in gutem Zustand in Tallagenund im Bergland eine günstige Bewertungerfahren. Auch in anderem Zusammenhangwurde in dieser Tablle der Berglandanteilberücksichtigt.Einschränkungen:Dreierlei Einschränkungen gelten in bezug aufdie Voraussetzungen, die in Tabelle 9 angeführtsind:1. Die Bewertungskriterien nehmen nur begrenztRücksicht auf Land, das mit Erosionswert3 eingestuft wurde. Die Einschränlungbezieht sich darauf, daß Landmit Wert 3 im Zusammenhang mit derFestlegung des Endwerts gesondert eingeschätztwird.2. Wenn starke Erosion (Werte 4 und 5) einDrittel des jeweiligen Landgebiets überschreitet,spielt die Ausdehung der Flächenmit wenig Erosion (Bewertungskriterium3) keine Rolle, der Zustand ist ausnahmslosschlecht, betrachtet man das Gebiet insgesamt,und es erhält den Endwert D. DasGleiche gilt für die 20 % Regel bei denErosionswerten 4 und 5; es ist nicht möglich,so einem Gebiet einen besseren Wertals C zu geben, wenn starke Erosion aufüber 20 % des Landes herrscht.3. Eine weitere Einschränkung stellt sicher,daß fast unbewchsenes Land, die entsprechendeBewertung erhält (Berglandund verödete Gebiete).Die hier genannten Einschränkungenwurden in bezug auf die Bewertung desLandes eher selten angewandt.Es sei noch einmal betont, daß bei der hiervorgestellten Bewertung nur von der Bodenerosionund der Vegetationshülle ausgegangenwurde, Art und Zustand der Vegetation wurdennicht berücksichtigt. Wenn es keine Erosiongibt oder Erosionsformen wie punktuelle Erosion,Solifluktion oder Rofabard-Erscheinungsformenvorliegen und der Erosionswertniedrig ist (1 oder 2), ist der Schluß zulässig,daß es sich zumeist um bewachsenes Land handelt.Die Auswertung der Vegetationsübersichtvon LMÍ stützt diese Ansicht. Die Erosionswertesagen dagegen nichts über den Vegetationszustandoder seine Entwicklung aus. EineUntersuchung des Vegetationszustands würdevielerorts zu schlechteren Werten auf Gebietenführen, die hier gut eingestuft wurden. Reykjanesist dafür ein gutes Beispiel, da gibt es weithinwenig Erosion, doch die Vegetation istspärlich und steht in keinem Verhältnis zu denUmweltbedingungen.Eine Ermessensfrage ist es auch, wo dieGrenzen zwischen den einzelnen Werten in Tabelle9 gezogen werden sollen, die Grenzziehungist theoretisch und man kann darüber streiten.Hier wird davon ausgegangen, daß die gewähltenGrenzen einen fairen Kompromiß darstellen.Manchen mag es so vorkommen, als ob Vegetationund Boden trotz der Unsicherheitsfaktorenkeine Priorität erhalten und daß die Bedingungenviel strenger sein müßten. Anderen wiederumkann es so vorkommen, als erhalte Land, dasihrer Meinung nach gutes Weideland ist, nachdieser Methode eine zu niedrige Bewertung.Es ist wichtig zu bedenken, daß die aufdiese Weise bewerteten Weidegebiete meistsehr groß sind, wo oft gut bewachsenes Landeinerseits und erosionsgeschädigte bzw. verödeteGebiete andererseits abwechseln. U.a.deswegen ist die Gruppe “geringe Erosion“(Werte 0, 1 und 2) im Rahmen dieses Verfahrenswichtig. Es ist selbstverständlich, dieseGrenzen im Lichte der Erfahrung und in Übereinstimmungmit wachsenden Kenntnissenüber solches Land zu überprüfen..Auf der Grundlage der Bewertung für diedrei Hauptkriterien (Tabelle 9) wurde einMittelwert eruiert und damit erhielten diebetroffenen Gebiete einen Endwert. Die folgendenEndwerte in Hinblick auf Bodenerosionbeziehen sich in erster Linie auf dieNutzung des Lands zur Beweidung:A Guter Zustand. Weithin sehr wenigErosion.Keine Beweidungsbeschränkungen.B Erträglicher Zustand.Weithin wenig Erosion, aber doch begrenzteErosionsgebiete. An manchen StellenBeweidungsbeschränkung.C Schlechter Zustand.Weithin gibt es Gebiete, wo viel Erosionherrscht oder ein großer Teil des Gebietsaus Ödland und Bergland besteht. ErheblicheBeweidungsbeschränkungen sindnötig, auch wenn sich innerhalb von Erosionsflächenund Wüsten gute Weideflächenfinden.


110D Schlimmer Zustand.Hier sind Erosionsflächen und/oder verödetesLand vorherrschend. Dieses Gebietmüßte so schnell wie möglich unter Schutzgestellt werden, oder erosionsgeschädigtebzw. verödete Gebiete müßte von den besserenTeilen der Weidegebiete abgezäuntwerden.Bei der Endbewertung der Landgemeindenund Hochweideflächen wurde versucht daraufzu achten, unbeweidetes Land nicht einzubeziehen,z.B. Landregenerierungsgebiete, Erosionsgebieteentlang der Strände u.a., was aufdie Endbewertung Einfluß haben könnte.Werte wurden für insgesamt 211 Landgemeindenund Hochweidegebiete gegeben. Esfolgt hier eine Karte mit den Endbewertungenfür das ganze Land; eine größere Ausgabe dieserKarte findet sich am Ende dieses Kapitels.Der Unterschied zwischen dem Zustanddes Landes, das eine schlechte Note (D) erhielt,und Land, das als in gutem Zustand registriertwurde, ist im Hinblick auf die Bodenerosionklar und eindeutig. Als Beispiel kann man zweiGebiete nennen, die im gleichen Landesteilliegen: Brúaröræfi und Hofteigsheiði im Nordenvon Jökuldalur (Tabelle 10).Klar ist, daß das zentrale Hochland imHinblick auf Bodenerosion schlecht bewertetwurde. Dort ist es fast nirgendswo möglich,Beweidung mit einer vertretbaren und nachhaltigenNutzung des Bodens zu vereinbaren.Nordwest-Island, West-Island, Teile von N-Múlasýsla und das Tieflandgebiet in Süd-Island unterscheiden sich von den anderenLand in gutem Zustand ist durch eine geschlosseneVegetationsdecke vor Erosion geschützt.Gravierende Erosion auf Land,das nicht zur Beweidunggeeignet ist. An den Rändern der Restvegatation(Rofabard) findet rapide Erosion statt.Tabelle 10: Vergleich zweier Gebiete, von denen eines in gutem Zustand ist, während dasandere schlecht eingestuft ist.Faktorenanteil (%)Gebiet Starke Erosion Hochgebirge und Guter Zustand Endbe-(Grades 4+5) Ödland (Grades 0+1+2) Gruppen wertungBrúaröræfi 64 84 8 D(1)DD DHofteigsheiði 1 19 88 AAA ANote: (1) In addition, class D because >33% has an erosion grade of 4+5.


111Gebieten des Landes, denn sie erhalten fast zurGänze gute Werte: Dort kann man den Zustanddes Landes im Hinblick auf Bodenerosion alsgut bezeichnen. Südost-Island ist durch ausgedehntesBergland gekennzeichnet und durchSchutthänge mit hohen Erosionswerten Deswegenerhalten viele Landgemeinden inSüdost-Island schlechte Werte. Dieselbe Erklärunggilt für die wenig positiven Werte imwestlichen Teil der Westfjorde.Vielerorts ist es möglich, die Weidegebietein erosionsgeschädigte Gebiete bzw. Ödlandauf einerseits und bewachsenes Weidelandandererseits aufzuteilen. Auðkúluheiði und dieHochweidegebiete von Síða sind gute Beispielevon Weidegebieten, wo es relativ geringer Einzäunungbedarf, um die Erosionsgebiete unterSchutz zu stellen, und andererseits nachhaltigeNutzung im beweidbaren Teil zu betreiben.Auf vielen Hochweidegebieten kommt nichtsanderes in Frage, als mit der derzeitigen Nutzungaufzuhören, denn die Beweidung ist für eine absehbareZukunft nicht zu rechtfertigen. Beispieldafür sind die meisten Hochweiden von Rangárvallasýslaund Árnessýsla und die Hochweidegebieteim nördlichen Landesteil von Eyvindarstaðaheiðinach Osten bis zur Jökulsá á Brú. Diehier veröffentlichten Ergebnisse zeigen, daß sehrviele Gebiete den Endwert C oder D erhielten.Klar ist, daß die erforderlichen Maßnahmen nichtin einem Zug erfolgen können, doch ist es unsereHoffnung, daß diese Ergebnisse dazu führen, dieLandnutzung in Form von Beweidung der Beschaffenheitdes Landes anzupassen.


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10.ABSCHLIEßNDE BEMERKUNGENAls das Land besiedelt wurde, brachten die nordischenEinwanderer Kenntnisse von Bodennutzungmit, die sie auf dem europäischen Festlandüber Jahrhunderte hinweg entwickelt hatten. Siekannten aber weder die empfindliche NaturIslands noch die besonderen Bodeneigenschaften.Menschen und Tiere vermehrten sichrasch, und in der Folge traten eine gewaltigeVegetationsminderung und Bodenerosion auf.Klimaverschlechterung und Sandverfrachtungbeschleunigten die Degradation. Die Beeinträchtigungder Ressourcen des Landes hat seitdemdie Lebensbedingungen der Nation bestimmt.Bodenerosion ist einer der zwei Hauptaspektein der Bewertung der Landbeschaffenheit,der andere betrifft die Vegetation. Ein Grundprinzipdes Bodenschutzes ist, daß der Zustanddes Landes dort, wo die Bodenerosion stark ist,unabhängig vom Zustand der Vegetation alsschlecht eingestuft werden muß. Aber dabei istunbedingt zu beachten, daß die Vegetation starkzurückgehen kann, ohne daß viel Erosion stattfindet.Bei solchen Voraussetzungen berechtigendie Informationen über Erosion keineswegs zuverläßlichen Aussagen über den Zustand desLandes.Die meisten werden der Behauptung zustimmenkönnen, daß die Beweidung von erosionsgeschädigtenoder verödeten Gebieten eine falscheBodennutzung darstellt. Trotzdem wurde oftdarauf hingewiesen, daß es an Informationen fehlt,um entsprechende Maßnahmen einleiten zu könnenund die Beweidung an der Landbeschaffenheitzu orientieren, und infolgedessen wurden notwendigeMaßnahmen über Gebühr hinaus verzögert.Ertragsorientierte kurzfristige Perspektivenhaben viel hinsichtlich der Bodennutzung zu bestimmengehabt.Internationale Verpflichtungen und dieisländische Regierungspolitik orientieren sich aneiner vertretbaren und nachhaltigen Nutzung desBodens. Die hier präsentierten Untersuchungenzeigen klar, daß weithin im Land Bodenerosionstattfindet und daß ein großer Teil des Hochlandszur Beweidung nicht geeignet ist. Maßnahmensind erforderlich.Die Untersuchungen zeigen aber auch, daß inmanchen Bezirken und auf den Ländereien vielerlandwirtschaftlicher Betrieben weitläufige, gutbewachsene Weideböden vorhanden sind, aufdenen die Erosion gering ist und es leichtmöglich wäre, vertretbare und nachhaltige Landwirtschaftzu betreiben.Wichtig ist vor allem, Einigkeit hinsichtlich derBodennutzung anzustreben. Es muß sichergestelltsein, daß die Beweidung dort, wo Bedarf dafür vorliegt,reguliert wird; darüber hinaus muß dasWissen der Bodennutzer und deren Eigeninitiativeunter dem Leitprinzip langfristiger Perspektivenzum Vorteil des Landes gefördert werden.Das Amt für Landregenerierung besteht seitüber 90 Jahren. An der Schwelle eines neuenJahrtausends kommt ein neues Gesamtkonzeptzum Tragen, das u.a. auf den hier vorgestelltenKenntnissen von der Bodenerosion aufbaut. Auchbesteht jetzt eine neue Grundlage für die Planungvon Landregnerierungsmaßnahmen im weitestenSinne, die u.a. Wiederbegrünung, Bodennutzung,Vegetationsschutz, Forschung und Entwicklungsowie Planung und Informationstätigkeit umfaßt.Nach Ansicht der Verfasser dieses Berichts ist derForschung und Entwicklung im Rahmen desBodenschutzes ein zu enger Rahmen gesteckt.Die wichtigsten Aufgaben in Sachen Bodenschutzliegen in der Förderung von Forschungund Arbeiten im Entwicklungs- und Planungsbereich.115


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APPENDIX. OVERVIEW, EROSIONAND VEGETATION <strong>IN</strong>COMMUNITIES AND COMMONSErosion mapVegetation----------------- % -------------------- -------------- % ---------------County/ km2 Erosion in Deserts Rathercommunity, common No. Size 0+1+2 3 4+5 Veget.land Mountains Deserts Scarce Scarce GoodBorgarfjarðarsýsla 1903 60 31 9 18 32 24 8 18 50Hvalfjarðarstrandarhreppur 1 247 63 26 11 24 26 7 10 27 57Akraneshreppar. 2 98 78 19 3 12 8 7 4 12 77Leirár- og Melahreppur 3 141 52 41 7 31 32 21 11 15 54Skorradalshreppur 4 227 68 26 6 29 8 7 7 24 62Andakílshreppur 5 117 88 11 2 8 5 6 5 14 75Lundarreykjadalshreppur 6 207 76 19 5 15 10 7 8 23 63Oddstaðaafrétt 7 190 50 35 15 15 48 35 11 26 27Reykholtsdalshreppur 8 171 87 13 0 7 6 5 5 18 72Hálsahreppur 9 71 64 36 0 26 13 7 6 15 72Rauðgilsafréttur 10 258 23 65 13 11 75 66 8 8 18Geitland 11 176 27 40 33 14 79 74 5 8 13Mýrasýsla 2975 70 18 10 13 26 18 7 20 55Hvítársíða 12 219 80 19 2 16 9 4 6 22 68Einkaland Kalmanstungu 13 450 20 21 59 10 82 76 14 7 3Arnarvatnsh. Lambatungur 14 262 67 26 7 17 33 24 10 40 27Þverárhlíðarhreppur 15 115 88 12 0 10 4 3 5 19 73Borgarb. Norðurárd. Stafht. 16 456 69 29 2 24 16 5 7 22 66Þverárrétt 17 412 94 6 0 4 3 3 3 27 68Borgarhr. og Borgarnes 18 308 78 22 0 11 18 6 6 17 72Álftaneshreppur 19 284 81 16 3 10 16 6 6 15 73Borgarb. og Hraunhafnarhr. 20 465 71 23 6 14 23 13 8 17 62Snæfellsnessýsla 2163 72 21 6 17 23 14 12 19 55Kolbeinsstaðahr. láglendi 21 157 76 12 13 1 13 23 6 13 59Kolbeinsstaðahr. innri hluti 22 170 79 21 0 7 17 8 14 32 46Kolbeinsstaðaafréttur 23 45 41 45 14 47 36 20 11 22 47Eyja- og Miklah.sv. láglendi 24 203 82 5 14 5 14 13 5 7 76Eyja- og Miklah.sv. hálendi 25 221 59 39 3 28 38 18 15 25 41Snæfellsbær láglendi 26 376 86 7 7 7 9 3 5 13 79Snæfellsbær hálendi 27 297 55 39 6 38 46 21 23 25 31Eyrarsveit 28 150 61 28 11 28 32 21 17 17 46Stykkishólmur láglendi 29 149 78 17 5 17 9 10 11 19 60Stykkishólmur hálendi 30 97 57 34 9 0 41 33 23 21 23Skógarstrandarhreppur 31 299 71 29 0 15 17 7 9 23 61Dalasýsla 2078 71 27 2 18 20 7 7 26 61Dalabyggð 32 1827 72 26 2 17 18 6 6 25 63Saurbæjarhreppur 33 251 60 40 1 21 36 13 8 33 46


120Erosion mapVegetation----------------- % -------------------- -------------- % ---------------County/ km2 Erosion in Deserts Rathercommunity, common No. Size 0+1+2 3 4+5 Veget.land Mountains Deserts Scarce Scarce GoodA-Barðastrandarsýsla 1074 60 47 1 19 43 16 13 31 40Reykhólahreppur 34 1074 60 39 1 19 43 16 13 31 40V-Barðastrandarsýsla 1519 42 56 3 14 64 16 28 28 28Vesturbyggð 35 1326 42 55 3 13 63 15 28 28 29Tálknafjarðarhreppur 36 192 41 57 1 24 70 18 29 31 23V-Ísafjarðarsýsla 1221 35 48 15 32 65 35 22 14 29Þingeyrarhreppur 37 540 33 43 24 23 70 37 24 14 25Mýrarhreppur 38 273 40 47 13 32 64 33 22 14 31Mosvalla-og Flateyrarhr. 39 210 36 57 7 30 60 35 19 12 33Suðureyrarhr. og Bolungarv. 40 198 32 64 4 57 57 35 19 13 33N-Ísafjarðarsýsla 1958 43 54 5 36 63 34 18 19 30Ísafjörður vestan Djúps 41 130 28 65 7 59 46 32 17 16 35Ísafjörður austan Djúps 42 1052 51 43 6 16 68 38 21 16 25Súðav. Ögurhr. Reykjafj.hr. 43 776 38 60 2 55 59 28 14 23 34Strandasýsla 3465 71 30 1 15 30 26 11 22 41Árneshreppur 44 698 54 46 1 12 63 54 17 12 17Kaldrananeshreppur 45 471 84 15 0 14 25 80 28 34 58Hólmavíkurhreppur 46 1295 67 33 0 14 33 28 14 27 31Kirkjubólshreppur 47 178 84 16 0 12 7 3 5 30 62Broddaneshreppur 48 309 57 40 3 38 8 4 4 29 63Bæjarhreppur 49 514 91 9 0 7 2 1 1 11 86V-Húnavatnssýsla 2496 94 6 1 4 7 5 3 19 73Staðarhreppur 50 143 89 8 3 11 0 1 1 6 91Fremri-Torfustaðahreppur 51 323 97 3 0 3 0 1 1 6 92Ytri-Torfustaðahreppur 52 212 96 4 0 3 1 1 1 6 92Kirkjuhvammshr. Hvammst. 53 198 98 2 0 1 9 4 4 16 77Þverárhreppur 54 309 89 8 3 7 13 7 4 14 75Þorkelshólshreppur 55 349 94 6 0 6 16 5 5 17 73Afréttur Hrútfirðinga 56 107 99 1 0 1 0 1 1 10 88Afréttur Miðfirðinga 57 369 99 0 0 1 0 2 3 32 64Víðidalstunguheiði 58 486 87 12 1 6 12 14 6 34 47A-Húnavatnssýsla 4146 65 33 4 16 25 27 7 25 42Áshreppur 59 269 100 0 0 0 1 1 2 25 72Sveinsstaðahreppur 60 167 77 3 20 15 23 19 6 13 62Víðidalsfjall 61 88 100 0 0 0 26 9 7 17 67Grímstunguheiði 62 690 72 28 0 4 25 29 9 38 23Torfalækjarhr. Blönduós 63 161 86 12 3 11 16 8 5 14 73Sauðadalur 64 58 70 27 3 30 28 9 9 33 49Svínavatnshreppur 65 217 98 2 0 1 7 2 3 12 83Auðkúluheiði Hálsaland 66 742 57 40 3 24 28 26 11 30 33Bólstaðarhlíðarhreppur 67 419 55 44 1 41 12 3 3 26 68Eyvindarstheiði, A-Hún. 68 667 35 51 14 11 56 55 4 17 24Engihlíðarhreppur 69 167 65 31 5 28 34 11 8 23 58Vindhælishr. Höfðahreppur 70 260 54 41 5 39 16 9 8 26 57Skagahreppur 71 241 88 12 0 11 6 1 3 34 62Skagafjarðarsýsla 5357 43 42 11 27 47 38 7 20 35Skefilsstaðahreppur 72 382 75 25 0 24 4 5 5 33 56Skarðshreppur Sauðárkr. 73 190 46 48 6 44 13 0 8 31 62Staðarhreppur 74 52 72 28 0 28 0 0 0 6 94Staðarafréttur 75 98 23 72 5 65 28 15 10 28 47Seyluhreppur 76 132 73 27 0 24 5 1 2 16 82Eyvindarsth. Austari 77 527 10 69 22 30 61 68 8 14 10Lýtingsstaðahreppur 78 516 56 38 6 36 12 6 5 30 58


Erosion mapVegetation----------------- % -------------------- -------------- % ---------------County/ km2 Erosion in Deserts Rathercommunity, common No. Size 0+1+2 3 4+5 Veget.land Mountains Deserts Scarce Scarce GoodHofsafrétt 79 769 15 65 20 9 79 77 5 13 6Akrahreppur 80 586 62 35 3 28 53 48 7 15 29Silfrastaðaafréttur 81 197 54 46 0 46 68 66 6 12 16Rípurhreppur 82 79 83 10 7 6 11 13 6 17 65Viðvíkurhreppur 83 97 75 25 0 25 15 14 6 26 54Hólahreppur 84 463 54 42 4 42 61 51 9 16 23Hofshreppur 85 360 55 40 5 31 44 21 11 24 43Fljótahreppur 86 329 61 31 8 25 36 19 13 21 47Siglufjörður 87 157 40 47 14 38 50 33 18 18 31Nýjabæjarafréttur 88 322 20 47 34 1 89 84 7 6 3Eyjafjarðarsýsla 4089 32 42 23 24 63 58 5 9 27Ólafsfjörður 89 210 36 50 14 51 58 37 16 16 31Svarfaðardalshr. Dalvík 90 550 57 37 5 32 54 41 8 15 37Árskógshr. Arnarneshr. 91 165 65 35 0 32 25 18 4 12 65Skriðuhreppur 92 417 43 55 2 51 56 43 6 16 35Öxnadalshreppur 93 290 68 32 0 32 52 52 7 11 30Glæsibæjarhr. Akureyri 94 257 78 21 1 20 32 31 5 11 54Eyjafjarðarsveit 95 1116 34 64 2 36 53 50 7 11 32Fjöllin 96 1085 1 37 62 1 98 99 1 0 0S-Þingeyjarsýsla 11134 23 33 44 13 69 70 4 7 19Grýtub.hr. Svalbarðsst.hr. 97 136 68 29 3 29 20 12 6 22 60Afréttur Grýtubakkahrepps 98 329 28 39 33 46 65 53 9 18 20Hálsahreppur 99 425 44 46 11 28 33 33 7 15 45Suðurafréttur Fnjóskdæla 100 684 9 81 10 18 76 80 4 5 11Flateyjardalsheiði 101 231 48 45 6 50 51 46 7 18 29Ljósavatnshreppur 102 367 45 45 10 20 49 46 5 10 39Viknalönd 103 57 24 38 38 42 72 64 7 13 16Bárðdælahreppur 104 470 54 32 14 21 25 29 6 12 53Vesturafréttur Bárðdæla 105 1153 6 58 36 4 91 93 3 2 2Austurafréttur Bárðdæla 106 949 5 38 57 5 92 95 3 1 1Skútustaðahr. byggð, gróðurl. 107 931 56 15 29 29 21 25 8 24 42Skútustaðahr. auðnir 108 3858 2 25 73 2 96 98 1 0 0LR girðingar í Skútustaðahr. 109 137 8 10 82 35 70 57 10 12 20Reykdælahreppur 110 330 90 7 3 9 3 3 1 5 91LR girðingar í Reykdælahr. 111 59 1 0 99 4 99 100 0 0 0Aðaldælahreppur 112 260 82 9 9 7 16 18 4 11 67Þeistareykjaland 113 235 67 26 6 18 25 17 11 31 40LR girðingar á Þeistareykjum 114 39 7 1 91 6 83 77 5 5 13Reykjahreppur Húsavík 115 284 45 21 34 45 23 35 4 16 45Tjörneshreppur 116 189 39 38 23 60 26 34 5 19 42N-Þingeyjarsýsla 5393 56 25 19 20 34 29 9 19 43Kelduneshreppur 117 121 87 4 9 1 13 10 5 19 67Afréttur Keldhverfinga 118 456 78 15 7 18 10 12 3 12 73Þjóðgarður (LR girðing) 119 172 36 11 53 27 53 41 7 12 40Presthhr gamli án Raufarh. 120 861 84 9 7 13 7 14 9 22 56Öxarfjarðarhreppur 121 509 49 32 19 28 28 26 9 20 45Afréttur Öxarfjarðarhrepps 122 510 6 74 19 38 73 73 13 10 4LR girðingar í Öxarfjarðarhr. 123 14 11 3 87 26 89 64 14 14 7Hólsfjöll 124 724 8 23 69 27 77 71 7 8 14Raufarhöfn Svalbarðshr. 125 1273 66 25 9 23 25 3 0 21 76Þórshafnarhreppur 126 750 68 31 2 7 30 16 11 35 37121


122Erosion mapVegetation----------------- % -------------------- -------------- % ---------------County/ km2 Erosion in Deserts Rathercommunity, common No. Size 0+1+2 3 4+5 Veget.land Mountains Deserts Scarce Scarce GoodN-Múlasýsla 10568 53 24 23 13 42 43 10 21 25Skeggjastaðahreppur 127 597 68 25 7 31 5 6 7 37 50Vopnafjarðarhreppur 128 2181 59 33 8 21 32 34 10 23 33Hlíðarhreppur 129 420 86 12 3 12 33 42 10 15 34Hofteigsheiði 130 339 88 11 1 4 19 25 18 32 25Jökuldalsheiði 131 499 38 52 11 21 41 42 10 25 23Brúaröræfi 132 1592 8 27 64 8 84 87 4 6 4Möðrudalsöræfi 133 988 5 10 86 3 94 90 4 4 1Vesturöræfi 134 306 62 31 7 12 29 36 18 32 14Klausturs. Stuðla-. Hnefsth. 135 456 89 10 1 4 7 11 16 49 24Fljótsdalshreppur, láglendi 136 357 89 11 0 8 7 13 16 37 33Fljótsdalsheiði 137 671 77 21 2 7 26 28 12 35 25Múli, Suðurfell 138 473 72 28 0 2 50 44 26 22 8Fellahreppur 139 326 95 5 0 4 2 10 16 31 42Tunguhreppur 140 295 99 0 0 1 0 6 4 16 74Hjaltastaðarhreppur 141 393 79 12 9 12 21 22 6 20 52Borgarfjarðarhr. Seyðisfj. 142 676 48 38 14 36 54 45 10 14 31S-Múlasýsla 3949 50 42 8 31 37 33 15 19 33Vallahreppur 143 362 53 41 7 21 28 30 13 16 40Egilsstaðir, Eiðahreppur 144 320 72 22 6 28 19 25 10 18 47Skriðdalshreppur 145 496 43 46 11 17 48 32 20 19 29Mjóifjörður 146 189 15 51 34 56 61 51 9 14 25Reyðarfjörður, Eskifjörður 147 405 18 70 12 62 35 36 11 18 35Búðahreppur, Fáskrúðsfj. 148 272 34 59 6 50 26 28 9 19 44Neskaupstaður 149 228 32 64 4 54 32 31 9 17 43Breiðdalur, Stöðvarfjörður 150 551 56 34 10 35 28 23 12 21 43Djúpavogshreppur 151 1126 71 27 2 11 46 40 20 21 19A-Skaftafellssýsla 2962 26 31 45 11 76 60 13 11 15Bæjarhreppur 152 745 29 42 29 14 75 56 19 13 12Hornafjörður 153 737 36 31 33 20 69 47 16 13 24Borgarhafnarhreppur 154 376 33 39 28 9 72 56 14 12 18Hofshreppur 155 490 36 29 36 9 67 54 10 16 20Skeiðarársandur 156 615 4 10 87 1 96 93 5 2 0V-Skaftafellssýsla 5663 43 17 40 5 55 56 15 18 12Skaftárhreppur, láglendi 157 1411 70 10 20 3 26 26 21 28 25Fljótshverfi, afréttur 158 637 39 39 22 5 69 61 20 15 4Síðuafréttur 159 947 56 22 22 9 36 50 22 22 7Skaftártunguafréttur 160 969 35 16 50 5 65 73 9 14 4Álftaversafréttur 161 208 40 22 38 4 59 73 10 13 4LR girðingar í Skaftárhr. 162 52 28 17 55 2 70 69 15 10 6Skeiðarár- og Mýrdalss. 163 655 5 4 91 0 95 95 3 2 0Fjörusandur í Skaftárhr. 164 240 0 0 100 0 100 91 2 5 2Mýrdalshreppur 165 374 46 42 12 20 40 28 11 21 40Mýrdalssandur í Mýrdalshr. 166 172 5 10 85 5 91 90 4 5 2Rangárvallasýsla 7365 30 26 44 7 67 67 6 7 20Eyjafjallahreppur, láglendi 167 123 83 7 10 5 12 4 2 7 86Eyjafjallahr. ofan byggðar 168 372 32 36 32 38 44 44 18 22 15Landeyjahreppar, Hvolhr. 169 452 77 8 15 2 21 14 3 7 77Emstrur 170 83 7 27 66 22 87 82 7 7 4Fljótshlíðarhreppur 171 280 47 45 8 14 42 36 8 13 42Afréttur Fljótshlíðinga 172 118 25 63 12 37 46 42 18 23 16Rangárvallahreppur láglendi 173 406 52 19 29 6 43 38 10 11 41Rangárvallaafréttur 174 789 26 35 39 7 76 83 7 7 3


Erosion mapVegetation----------------- % -------------------- -------------- % ---------------County/ km2 Erosion in Deserts Rathercommunity, common No. Size 0+1+2 3 4+5 Veget.land Mountains Deserts Scarce Scarce GoodLR girðing í Rangárvallahr. 175 173 34 14 52 4 63 38 16 17 28Ásahreppur, Djúpárhreppur 176 270 78 4 18 2 20 16 2 4 78Afréttur Ásahrepps 177 505 7 36 57 0 93 99 1 0 0Holta- og Landsveit 178 435 69 8 23 4 28 19 8 7 66Landmannaafréttur 179 953 14 20 66 12 83 86 6 6 2LR girðing í Landmannaafr. 180 222 9 8 83 1 91 93 2 3 1Holtamannaafréttur 181 2073 11 32 57 1 88 92 3 3 2Almenningar 182 38 13 40 47 4 75 68 16 14 3Þórsmörk 183 72 17 48 36 0 79 51 17 20 12Árnessýsla 7932 50 32 18 19 39 39 9 19 33Sunnanverður Flói 184 237 81 14 6 14 6 6 2 4 88Norðanverður Flói og Skeið 185 314 89 9 3 6 5 4 2 4 90Flóa- og Skeiðamannaafr. 186 710 22 64 14 11 71 78 11 10 1Gnúpverjahreppur 187 378 66 24 9 20 15 15 10 28 47Gnúpverjaafréttur 188 617 39 30 31 14 51 56 9 23 11Friðað svæði í Þjórsárdal 189 87 30 22 48 12 62 51 13 17 19Hrunamannahr. heimalönd 190 224 79 19 2 16 6 5 9 17 70Hrunamannaafréttur 191 1026 40 52 8 30 41 49 14 26 10LR girðing í Hrunam.afrétt 192 15 51 35 14 20 29 20 13 27 40Biskupstungnahr. heimalönd 193 339 89 10 2 8 4 4 4 7 85Hólaland Biskupstungnaafr. 194 1022 15 61 25 27 67 68 10 17 5Haukadalsheiði 195 116 16 25 60 27 60 67 9 5 19Afréttur Úthlíðar 196 125 38 25 37 21 49 40 16 9 35Laugardalshreppur 197 260 76 15 8 13 15 15 19 16 51Laugardalsafréttur 198 230 13 28 60 8 82 78 12 7 4Grímsneshreppur 199 380 91 8 2 9 2 2 2 8 88Grímsnesafréttur 200 394 39 20 41 15 55 53 7 24 16Þingvallahreppur 201 468 50 29 21 38 28 18 8 23 50Grafningshreppur 202 237 52 24 23 41 24 7 7 35 51Hveragerði, Ölfushreppur 203 753 72 19 10 14 22 17 6 37 41Reykjanes - Reykjavík 1216 79 15 6 7 15 13 15 38 34Grindavík 204 445 75 20 5 8 20 19 25 50 6Krísuvík 205 47 11 18 72 75 23 34 15 26 26Reykjanesbær og Vatnsl.st. 206 387 81 16 3 0 19 19 14 50 17Höfuðborgarsvæði, byggð 207 74 100 0 0 0 0 13 14 27 46Höfuðborgarsv. utan byggðar 208 262 91 8 1 5 6 9 13 50 29Kjósarsýsla 664 68 28 5 20 20 10 12 29 49Mosfellsbær 209 215 81 16 4 15 6 10 12 29 49Kjalarneshreppur 210 152 64 28 9 20 32 5 7 38 51Kjósarhreppur 211 297 60 35 5 24 23 13 13 22 52123

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