Dat Letzt - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache und ...
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Rezensionen<br />
Dreesen“ (1924) oder der Erzählband<br />
„Kinnerland“ (1927). 1955 wird Fritz<br />
Lau Ehrenbürger von Glückstadt, wo<br />
er seit 1898 lebt. Dort stirbt er 1966<br />
im hohen Alter von 94 Jahren.<br />
Es ist die Einleitung zum „Spuren-<br />
Buch“ über Fritz Lau, die den Leser<br />
auf die richtige Fährte bringt. Es soll,<br />
wie es darin heißt, mit diesem Band<br />
„weniger seine reale Lebensgeschichte<br />
[...] nachgezeichnet werden, als vielmehr<br />
dieWelt, in der er am Ende des<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>erts aufwuchs <strong>und</strong> die er<br />
bis zum Zweiten Weltkrieg erlebte“ (S.<br />
10). Diese Zielsetzung erreicht der<br />
vorliegende Band zweifellos. Vor allem<br />
nehmen Erinnerungen aus der<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendzeit einen breiten<br />
Raum ein. Nacherzählt werden Erlebnisse<br />
von „Lütt Fritz“ in seinem „Kinnerland“,<br />
etwa solche, als es den ersten<br />
Teppich oder das erste Radio im<br />
Dorf zu bestaunen gibt. Sehr ausführlich<br />
geht es aber auch um Feste <strong>und</strong><br />
Festtage, die angesichts des arbeitsreichen<br />
Alltags <strong>für</strong> die Menschen in<br />
der damaligen Zeit sicherlich etwas<br />
ganz Besonderes darstellten. Dass<br />
dabei natürlich auch <strong>für</strong> Fritz Lau<br />
„Kinnjes“ (S. 31), also das Weihnachtsfest,<br />
im Rückblick auf seine Kindheit<br />
den größten Eindruck gemacht hat, ist<br />
nicht überraschend.<br />
Ausführlich geht es im zweiten Abschnitt<br />
des Buches dann mehr um die<br />
eigentliche Arbeit des Schriftstellers<br />
Fritz Lau, von dem man erfährt, dass<br />
er sich schon 1923 mit 51 Jahren bei<br />
der Post habe pensionieren lassen, um<br />
mehr Zeit <strong>für</strong> das Schreiben zu haben.<br />
In den zwanziger <strong>und</strong> dreißiger Jahren<br />
hatte er damit durchaus einigen<br />
Erfolg, was nicht zuletzt auch die Zahl<br />
36<br />
seiner Veröffentlichungen –<br />
besonders im „Eutiner Klenner“ – <strong>und</strong><br />
seine Vortragsreisen durch den Norden<br />
Deutschlands belegen können.<br />
Für die Zeit des Nationalsozialismus<br />
wird berichtet, dass Lau sich zwar<br />
nicht sonderlich hervorgetan habe,<br />
dass aber in seinen Geschichten <strong>und</strong><br />
Gedichten eine patriotische <strong>und</strong> nationale<br />
Einstellung abzulesen sei (S.<br />
77). Auch veröffentlichte er Gedichte,<br />
in denen er eindeutig politisch Stellung<br />
bezieht, Führer <strong>und</strong> Nazistaat<br />
lobpreist <strong>und</strong> sich somit ganz klar als<br />
angepasster <strong>und</strong> gleichgeschalteter<br />
Schreiber outet – sicherlich nicht untypisch<br />
<strong>für</strong> die <strong>niederdeutsche</strong> Szene<br />
jener Zeit. Sein letztes Buch ist dann<br />
aber auch schon 1934 erschienen<br />
(„Wi möt dar henlank“); 1962 gibt der<br />
Verlag der Fehrsgilde unter dem Titel<br />
„Wat löppt de Tied“ noch einmal<br />
einen Sammelband mit „Utsöcht Vertelln“<br />
von Fritz Lau heraus. Ab 1945<br />
veröffentlicht Lau im Wesentlichen nur<br />
noch <strong>für</strong> einige Zeitschriften.<br />
„Das vorliegende Material [von <strong>und</strong><br />
über Fritz Lau; d.Verf.] ist wissenschaftlich<br />
nicht relevant, aber es zeichnete<br />
ein Bild <strong>und</strong> fängt die Atmosphäre einer<br />
nicht mehr existienten Lebenswelt<br />
ein.“ (S. 10) Diesem Fazit kann man<br />
sicherlich zustimmen. Fritz Lau <strong>und</strong><br />
seine Zeit ist mittlerweile weit entfernte<br />
Vergangenheit. Jedoch gelingt der<br />
Edition Seestern mit dem vorliegenden<br />
Band eine Biographie, die Fritz<br />
Lau ein Stück weit aus der Vergessenheit<br />
zurückholt (einen <strong>niederdeutsche</strong>n<br />
Autoren immerhin, der es zu<br />
einem Eintrag im „Großen Brockhaus“<br />
gebracht hat). Sehr überzeugend<br />
liest sich der umfangreiche An-