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AKUTE MANIE<br />

Atypische Antipsychotika in der Behandlung<br />

der akuten Manie<br />

Univ.-Prof. Dr. Peter Hofmann<br />

Patienten mit einem psychosewertigen<br />

Vollbild einer akuten Manie zeichnen<br />

sich in aller Regel dadurch aus, dass sie<br />

keine Einsicht in die Tatsache der Erkrankung<br />

haben und darüber hinaus<br />

auch keine Einsicht in die Notwendigkeit<br />

einer Behandlung aufweisen. Deswegen<br />

müssen diese Patienten oftmals gegen ihren<br />

Willen an psychiatrischen Abteilungen<br />

im geschlossenen Bereich behandelt<br />

werden. Das Unangenehme dabei ist,<br />

dass es oft auch notwendig ist, in der<br />

Akutsituation Medikamente gegen den<br />

Willen des Patienten zu verabreichen,<br />

um größere Gefahren für den Betroffenen<br />

abzuhalten. Deshalb stellt die Behandlung<br />

der schweren akuten Manie<br />

nach wie vor eine riesige Herausforderung<br />

für den behandelnden Arzt dar, da<br />

er hier menschlich, pharmakologisch und<br />

rechtlich gefordert ist. Der Großteil unserer<br />

manischen Patienten kann aber außerhalb<br />

geschlossener Abteilungen behandelt<br />

werden. Mitunter gelingt es<br />

sogar im ambulanten Setting durch ge-<br />

12<br />

2/20<strong>09</strong><br />

Behandlung der akuten Manie<br />

zielte Interventionen den Patienten sogar<br />

einen stationären Aufenthalt zu ersparen.<br />

Für die letztgenannte Strategie<br />

war es besonders wichtig, dass die modernen<br />

atypischen Antipsychotika entwickelt<br />

wurden, die sich gerade hier besonders<br />

gut eignen. Im ambulanten<br />

Bereich ist es nämlich nicht so einfach<br />

eine antimanische Therapie mit klassischen<br />

Antimaniaka wie Antiepileptika<br />

und Lithium zu etablieren, da die Zeiträume,in<br />

denen man den Patienten sieht,<br />

oft recht lang sind. Noch vor gar nicht<br />

allzu langer Zeit war die Behandlung der<br />

akuten Manie unter Fachärzten eine Behandlung,<br />

die primär mit Lithium und<br />

Antiepileptika erfolgte. Erst in der <strong>Psych</strong>osewertigkeit<br />

wurden zusätzlich hochpotente<br />

Antipsychotika bzw. Benzodiazepine<br />

verabreicht (siehe Abbildung 1).<br />

Hier hat sich in den letzten eineinhalb<br />

Jahrzehnten sehr viel verändert. Der<br />

Evidenzgrad für die Wirksamkeit der<br />

atypischen Antipsychotika in dieser In-<br />

Abbildung 1<br />

dikation ist so überwältigend, dass es<br />

heute überhaupt keine Frage ist, dass<br />

diese Substanzen als Therapeutika erster<br />

Wahl eingesetzt werden.<br />

Klinisches Bild der akuten Manie<br />

Das Vollbild der manischen Episode,<br />

wie sie bei der Bipolar-I-Störung auftritt,<br />

ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl<br />

von Symptomen, die allesamt in Richtung<br />

Hyperaktivität gehen. Diese Symptome<br />

werden von den Patienten in aller<br />

Regel angenehm erlebt, und sie sehen<br />

keinen Grund die Symptome möglichst<br />

rasch zum Abklingen zu bringen. Aus<br />

therapeutischer Sicht ist es hier natürlich<br />

unumgänglich, die fatalen sozialen Konsequenzen<br />

im Zusammenhang mit solchen<br />

Symptomen vor Augen zu haben.<br />

Gerade über diese Schiene gelingt es oft<br />

den Patienten im Gespräch zu erreichen<br />

und für eine Therapie zu gewinnen. Man<br />

darf dabei aber nie übersehen, dass Patienten<br />

mit Bipolar-I-Störung in aller<br />

Regel nahezu schwärmerisch von ihren<br />

Episoden berichten und auf diese auch<br />

nicht verzichten möchten. Wichtig ist es<br />

dem Patienten zu vermitteln, dass es therapeutische<br />

Möglichkeiten gibt, die sich,<br />

wie im Folgenden ausgeführt wird,durch<br />

hervorragende Wirksamkeit bei guter<br />

Verträglichkeit auszeichnen.<br />

In der nebenstehenden Abbildung 1 ist<br />

eine Entscheidungsbahn für die Behandlung<br />

der akuten Manie mittels <strong>Psych</strong>opharmaka<br />

dargestellt, die als typische<br />

Grundlage in der psychiatrischen Facharztpraxis<br />

für die Behandlung der akuten<br />

Manie darstellt. Demnach hat es sich im<br />

klinischen Bereich durchgesetzt, durchaus<br />

in Anlehnung an Forschungsergeb-<br />

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