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Mineralwasser teurer als Milch - Aktion 3. Welt Saar

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NATURSCHUTZMagazin des NABU <strong>Saar</strong>land e.V.im<strong>Saar</strong>landNABU <strong>Saar</strong>land, Antoniusstr. 18, 66822 LebachBiodiversität: Karriere eines BegriffsLandwirtschaft: <strong>Mineralwasser</strong> <strong>teurer</strong> <strong>als</strong> <strong>Milch</strong>Forschung: Auf der Spur der KoboldeAusgabe 4/2010Euro 3,50


<strong>Mineralwasser</strong> <strong>teurer</strong> <strong>als</strong> <strong>Milch</strong>NABU <strong>Saar</strong>land besucht <strong>Milch</strong>viehbetriebZum ersten Mal kam es im <strong>Saar</strong>land zu einem Treffen zwischen dem NABU und dem BundesverbandDeutscher <strong>Milch</strong>viehhalter (BDM). Auf dem Hof des BDM-Landesvorsitzenden Joachim Boesen in Mettlach-Fahakam der NABU-Landesvorstand mit Corona zu einer Betriebsbesichtigung zusammen. Vermittelthatte dieses Zusammentreffen die <strong>Aktion</strong> <strong>3.</strong><strong>Welt</strong> <strong>Saar</strong>.Fotos (3): Roland RöderUlrich Heintz, Joachim Boesen und Karl Heinz Neisius imGesprächJoachim Boesen erläutert dem NABU-Landesvorstand und derCorona die Probleme der <strong>Milch</strong>bauern.Der BDM steht in Opposition zum Deutschen Bauernverbandund lehnt das Credo der deutschen Landwirtschaftspolitikdes "Wachse oder weiche" ab. Er setzt sich für eine Mengenreduzierungbei der <strong>Milch</strong>produktion ein; beispielsweisedie Beibehaltung der Quotenregelung. Ziel ist ein kostendeckender<strong>Milch</strong>abgabepreis für die Bauern in Höhe von 40ct/l. In den letzten Monaten lag er bei 25 - 28 ct/l. Überhauptder <strong>Milch</strong>preis. Was viele nicht wissen, der <strong>Milch</strong>preis entstehtüber eine Rückwärtskalkulation: Der Bauer melkt, die Molkereiholt die <strong>Milch</strong> ab, verarbeitet das leicht verderbliche Produktund verkauft es. Vorher handelt die Molkerei - nicht dieBauern - den Preis mit dem Lebensmitteleinzelhandel aus,zieht ihre Kosten für Gehälter, Investitionen, Maschinen, Fuhrparketc. ab. Was dann noch übrig bleibt, landet bei den Bauern.Das heißt, für die <strong>Milch</strong>, die der Bauer heute abliefert,bekommt er Monate später mitgeteilt (!), was er dafür erhält.Der Volksmund hat dieses auf die Molkerei zugeschnitteneOlk VollkornbackhausInh. Serge MomperHauptstraße 5466386 St. IngbertTel. 0 68 94 - 75 88Fax: 0 68 94 - 87 01 56www.vollkornbackhaus.deFilialen: Oberwürzbach, St.Ingbert,<strong>Saar</strong>brücken, Homburg-EinödAuch erhältlich inNaturkostläden und ReformhäusernSystem längst erfasst: Den Letzten beißen die Hunde. Hinzukommt, dass das Gros der <strong>Milch</strong>bauern oftm<strong>als</strong> für Jahre aneine bestimmte Molkerei vertraglich gebunden ist und seine<strong>Milch</strong> nicht an andere Molkereien liefern darf.Aktuell sind im BDM bundesweit etwas über 30.000 <strong>Milch</strong>bauernvon rund 90.000 organisiert; die BDM-Bauern produzierenca. 50% der <strong>Milch</strong>; im <strong>Saar</strong>land gibt es ca. 220 <strong>Milch</strong>bauern,rund die Hälfte davon ist im BDM. Einige von ihnensind Bio-Bauern, das Gros jedoch wirtschaftet konventionellund emanzipiert sich nach und nach von den jahrzehntelanginhalierten ideologischen Denkmustern des Deutschen Bauernverbandes.Im Zuge dieses Prozesses entsteht auch eineOffenheit für eine nachhaltige Produktion und die Belangedes Naturschutzes.Die <strong>Milch</strong>preis-Situation mutet grotesk an: <strong>Mineralwasser</strong>ist <strong>teurer</strong> <strong>als</strong> <strong>Milch</strong>. Nicht zuletzt deshalb protestieren <strong>Milch</strong>bauernund -bäuerinnen in Deutschland, Frankreich, Italien,Belgien und anderen europäischen Ländern für faire <strong>Milch</strong>preise.Sie schütten <strong>Milch</strong> auf die Straße. Spinnen die? Nein,sie spinnen nicht. Sie handeln aus Verzweiflung über einenkatastrophal niedrigen <strong>Milch</strong>preis, der unter den Produktionskostenliegt. Dahinter steht eine <strong>Milch</strong>politik der EU undder BRD, die eine gezielte Überproduktion von rund 5% fördert,um den <strong>Milch</strong>preis niedrig zu halten. Die Kosten tragenBauern und Bäuerinnen hier und in der sogenannten <strong>3.</strong> <strong>Welt</strong>:Dorthin wird ein Teil der überschüssigen <strong>Milch</strong> <strong>als</strong> <strong>Milch</strong>pulvermit EU-Subventionen billig verkauft. Dies zerstört dorteinheimische Märkte und zwingt Bauern zur Aufgabe. Dagegenregt sich Widerstand zum Beispiel vom BundesverbandDeutscher <strong>Milch</strong>viehhalter (BDM), der Arbeitsgemeinschaftbäuerlicher Landwirtschaft (AbL) und der <strong>Aktion</strong> <strong>3.</strong> <strong>Welt</strong> <strong>Saar</strong>.Der Deutsche Bauernverband (DBV) unterstützt dagegen dieaktuelle Landwirtschaftspolitik.14nis 4/2010


- Anzeige -Alternative: Die Faire <strong>Milch</strong> & Raus aus demHamsterrad des immer mehrDazu gibt es Alternativen: Zum Beispiel die Bündelung der<strong>Milch</strong>menge oder das Projekt "Faire <strong>Milch</strong>", das vom BundesverbandDeutscher <strong>Milch</strong>viehhalter und der Arbeitsgemeinschaftbäuerliche Landwirtschaft (AbL) unterstützt wird.Hier erhalten die Bauern kostendeckende 40 Cent / Liter, stattca. 25 Cent wie bisher. Die "Faire <strong>Milch</strong>" wird regional undohne Gentechnik produziert und die Bauern verpflichten sich,auf Futtermittel aus der <strong>3.</strong> <strong>Welt</strong> zu verzichten. Bisher füllt nurDer ultimative Ausflugstipp für alle"Rund ums liebe Vieh"Ein tierisches Vergnügeneine Molkerei in Hessen die "Faire <strong>Milch</strong>" ab. Andere wie diebeiden rheinland-pfälzischen Molkereien Hochwald in Thalfangund <strong>Milch</strong>-Union Hocheifel (MUH) in Pronsfeld weigernsich bisher. Die Molkereien entpuppen sich immer mehr <strong>als</strong>Flaschenh<strong>als</strong> und blockieren eine nachhaltig arbeitende Landwirtschaft.Die Bauern und die Verbraucher sind dazu bereit.Dabei muss man betonen: Die "Faire <strong>Milch</strong>" ist keine Bio-<strong>Milch</strong>, enthält aber mit der garantierten Gentechnikfreiheitund dem Verzicht auf Futtermittel aus der <strong>3.</strong><strong>Welt</strong> deutlicheElemente von Bio-<strong>Milch</strong>.Der <strong>Milch</strong>preis, den die Bauern erhalten, geht uns alle etwasan. Denn letzten Endes geht es um die Frage, ob diese Gesellschafteine bäuerliche Landwirtschaft oder eine industriellbetriebene Landwirtschaft will. Landwirtschaft wird es immergeben, aber welche wollen wir?Alles in allem kann dieses Gespräch der Anfang sein, denbegonnenen Austausch zwischen Bauern und Naturschutzfortzusetzen. Selbstredend sollen dabei die vorhandenen Konflikte- zum Beispiel: Stören Hecken den Betriebsablauf odersind sie integraler Bestandteil einer nachhaltigen Landnutzung?Was sind eigentlich Unkräuter? - auf Augenhöhe diskutiertwerden. Die <strong>Aktion</strong> <strong>3.</strong><strong>Welt</strong> <strong>Saar</strong> arbeitet zurzeit einProjekt aus, um diese Diskussion zwischen Naturschutz undBauern fortzuführen. Mitstreiter/innen sind erwünscht.Roland Röder, <strong>Aktion</strong> <strong>3.</strong><strong>Welt</strong> <strong>Saar</strong>Der neue Erlebnisweg "Rund ums liebe Vieh" in Hirzweilerhat einiges zu bieten.Er führt durch die wunderschöne Landschaft des Illtales. Auf einerabwechslungsreichen Wanderstrecke, vorbei an zahlreichen Bauernhöfenmit Wiesen und Weiden, können gerade Familien mit ihren Kindernmal wieder Landluft schnuppern und Bauernhoftiere hautnaherleben.Vor allem die kleinen Gäste kommen nicht zu kurz: Das Ziegenprojektin der ehemaligen Kiesgrube Hirzweiler-Welschbach, ein Streichelgehege,wo Kinder den Tieren mal ganz nahe kommen können,und viele interaktive Mitmach-Stationen entlang des Weges lassensicherlich keine Langeweile aufkommen. Hier kann man wirklich einiges"erleben".Absoluter Höhepunkt des Wanderweges ist die "Dorf- und SchaukäsereiHirztaler". Der erste "Hirztaler" ist inzwischen gereift und willverzehrt werden.Weitere Informationen finden Sie unter www.illingen.de oderunter www.hirztaler.deKontakt und Information:<strong>Aktion</strong> <strong>3.</strong><strong>Welt</strong> <strong>Saar</strong>Weiskirchener Str. 2466679 Losheim am SeeTel. 0 68 72 / 99 30 - 56,E-Mail: mail@a3wsaar.deInternet: www.a3wsaar.de4/2010 nis 15

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