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108 <strong><strong>Garda</strong>see</strong> (<strong>Lago</strong> <strong>di</strong> <strong>Garda</strong>)<br />
In Torbole am Nordufer<br />
<strong><strong>Garda</strong>see</strong> (<strong>Lago</strong> <strong>di</strong> <strong>Garda</strong>)<br />
Als der 37-jährige Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe am 12. September<br />
1786 von der Passhöhe über Torbole erstmals den <strong><strong>Garda</strong>see</strong> erblickte,<br />
fühlte er sich „herrlich belohnt“ und wünschte seine Freunde neben sich.<br />
Um wie viel enthusiastischer wäre sein Urteil wohl ausgefallen, hätte er <strong>di</strong>e<br />
Chance gehabt, den größten See Italiens in seiner ganzen Länge vom<br />
2000 m hohen Kamm des Monte Baldo aus zu überblicken?<br />
Mehr als 200 Jahre später. Das geflügelte Dichterwort ist noch immer aktuell. Der<br />
<strong>Lago</strong> <strong>di</strong> <strong>Garda</strong>, obwohl mittlerweile wichtigster touristischer Anziehungspunkt an<br />
der Südseite der Alpen, übt nach wie vor eine unvergleichliche Wirkung aus: tiefblaues<br />
Wasser mit blitzenden Sonnenreflexen, das silbrige Grün der Olivenhaine,<br />
<strong>di</strong>e majestätischen Berghänge, Palmen im Wind, <strong>di</strong>e knallig bunten Segel der Surfer,<br />
eine Fähre, <strong>di</strong>e sich tutend ihren Weg bahnt, irgendwo <strong>di</strong>e Zinnen einer stolzen<br />
Skaligerburg ... Eine bukolisch üppige Szenerie breitet sich aus, man fühlt sich dem<br />
Mittelmeer sehr nahe.<br />
In der Tat: Der <strong><strong>Garda</strong>see</strong> – im Italienischen Benaco (lat.: lacus benacus) genannt –<br />
ist ein großes Geschenk der Natur und wohl der schönste See Europas. An der<br />
Schwelle zum sonnigen Süden mischen sich hier me<strong>di</strong>terrane Einflüsse in wunderbarer<br />
Weise mit alpenlän<strong>di</strong>schem Ambiente. Da ist zunächst <strong>di</strong>e gran<strong>di</strong>ose und<br />
para<strong>di</strong>esisch üppige Vegetation am Seeufer – schlanke Feigen- und Fächerpalmen,<br />
hoch gewachsene dunkelgrüne Zypressen, stämmige Zedern, <strong>di</strong>chte Olivenhaine,<br />
rosig blühender Oleander, pralle Feigen, saftig gelbe Zitronen ... Steigt man <strong>di</strong>e<br />
Hänge hinauf, trifft man bald auf Kastanienbäume, Steineichen und Buchen, später<br />
auf Tannen und Latschenkiefern, durchquert schließlich <strong>di</strong>e hochalpine Heideland-<br />
<strong><strong>Garda</strong>see</strong> Karte Seite 113<br />
<strong><strong>Garda</strong>see</strong> <strong><strong>Garda</strong>see</strong><br />
(<strong>Lago</strong> (<strong>Lago</strong> <strong>di</strong> <strong>di</strong><br />
<strong>Garda</strong>) <strong>Garda</strong>)
<strong><strong>Garda</strong>see</strong> (<strong>Lago</strong> <strong>di</strong> <strong>Garda</strong>) 109<br />
schaft mit ihren karstigen Hängen aus Dolomitkalk. All <strong>di</strong>ese botanischen Lebensräume<br />
erstrecken sich im Umkreis von wenigen Kilometern – eins der besonders<br />
faszinierenden Erlebnisse hier. Dazu kommt <strong>di</strong>e herrliche „Kulisse“, <strong>di</strong>e im wahrsten<br />
Sinn des Wortes einer Theaterbühne gleicht – das Nordende des Sees ist von<br />
schroffen Felsrücken völlig eingerahmt, nach Süden öffnet er sich verheißungsvoll<br />
und erscheint schier endlos. Fährt man eine der panoramareichen Uferstraßen –<br />
im Westen <strong>di</strong>e Gardesana Occidentale, im Osten <strong>di</strong>e Gardesana Orientale – entlang,<br />
<strong>di</strong>e mit zahllosen Tunnels und Galerien in <strong>di</strong>e felsigen Hänge gesprengt sind, werden<br />
<strong>di</strong>e Hügel sanfter, der See weitet sich gleichsam zum Meer, Rebhänge und Oliven<br />
umgeben <strong>di</strong>e bei sonnigem Wetter strahlend türkis leuchtende Wasserfläche, <strong>di</strong>e<br />
markante Landzunge von Sirmione – ein genialer Scherz der Natur – winkt herüber.<br />
Ein Weiteres: Die klimatischen Verhältnisse könnten nicht besser sein. Der<br />
Frühling setzt zeitig im Jahr ein, <strong>di</strong>e Sommer sind heiß, aber nicht drückend – <strong>di</strong>e<br />
berühmten Seewinde sorgen für stän<strong>di</strong>ge Erfrischung – und noch der Spätherbst<br />
besitzt viele milde und sonnige Tage. Nicht selten sind <strong>di</strong>e Winter weitgehend<br />
frostfrei. Gleichgültig aber zu welcher Jahreszeit, der <strong>Lago</strong> <strong>di</strong> <strong>Garda</strong> bietet immer<br />
einzigartige Impressionen – ob an Bord eines schaukelnden Bootes, unter Palmen<br />
am Ufer oder auf einem der zahlreichen Wanderwege hoch über dem See.<br />
Kein Wunder also – <strong>di</strong>e ganze Seeregion ist hochgra<strong>di</strong>g vom Tourismus eingenommen,<br />
viele Unterkünfte sind lange im Voraus ausgebucht, in der Hochsaison ist oft<br />
kein freies Bett mehr zu finden. Wegen seiner Nähe zu Bayern ist der <strong><strong>Garda</strong>see</strong><br />
Süddeutschlands liebstes Feriengewässer geworden. „Man“ spricht Deutsch – wer<br />
will, kann hier seinen Urlaub verbringen, ohne ein einziges Wort Italienisch fallen zu<br />
lassen. Doch trotz Millionen von Gästen hat er seinen Reiz nicht verloren. Schon<br />
wenige hundert Meter vom Ufer entfernt genießt man <strong>di</strong>e sanfte Ruhe der Olivenhaine,<br />
weiter oben lockt <strong>di</strong>e majestätische Weite der Bergwelt. Der große und abwechslungsreiche<br />
See bietet für jeden etwas: Naturfreunde, Wanderer, Sportler, Ruhesuchende,<br />
Familien, Urlauber mit gehobenen Ansprüchen, sie alle kommen gerne –<br />
und oft immer wieder.<br />
Die Qual der Wahl: Wohin am <strong><strong>Garda</strong>see</strong>?<br />
Der obere <strong><strong>Garda</strong>see</strong> ist des deutschen Surfers Para<strong>di</strong>es: Böse Zungen behaupten,<br />
während der Saison könne man den See trockenen Fußes von Brett<br />
zu Brett überqueren! Ein Grund dafür – <strong>di</strong>e fast idealen Windverhältnisse!<br />
Sie sind so zuverlässig, dass man beinahe <strong>di</strong>e Uhr danach stellen kann: Von<br />
Mitternacht bis Mittag bläst ein leichter Nordwind <strong>di</strong>e Alpen herunter, mittags<br />
ab ca. 13 Uhr kommt <strong>di</strong>e stärkere Ora aus dem Süden, <strong>di</strong>e 4–5 Beaufort<br />
erreicht. Im flacheren Süden wird dagegen hauptsächlich Familienurlaub gemacht,<br />
zahlreiche Strandbäder, Pensionen und weitläufige Campingplätze<br />
sind auf <strong>di</strong>e Bedürfnisse ihrer kleinen und großen Gäste eingestellt. Generell<br />
ist das Wasser im Norden einige Grad kälter als im Süden. Aber auch bezüglich<br />
der Sauberkeit besteht ein gewisses Gefälle: Während der Obersee –<br />
laut Eigenwerbung der Kommunen – „Trinkwasserqualität“ besitzt, kommt<br />
es im Südosten schon mal zu Badeverboten wegen bakterieller Belastung.<br />
Das Westufer ist deutlich ruhiger und weniger überlaufen als der Osten und<br />
der Süden, im Südosten liegt dagegen mit „<strong>Garda</strong>land“ ein besonderes Highlight<br />
für junge Gäste.<br />
<strong><strong>Garda</strong>see</strong><br />
Karte Seite 113
110 <strong><strong>Garda</strong>see</strong> (<strong>Lago</strong> <strong>di</strong> <strong>Garda</strong>)<br />
Nessie im <strong><strong>Garda</strong>see</strong>?<br />
Es kann kein besonders guter Tag für <strong>di</strong>e Klosterbrüder auf der Isola Borghese,<br />
der heutigen Isola <strong>di</strong> <strong>Garda</strong> (→ S. 133), gewesen sein, damals im 16. Jh.<br />
„Einige Gelehrte“, so berichtet Bongiani Grattarolo 1599 in seiner „Geschichte<br />
von Salò“, „wollten herausfinden, wie tief das Wasser sei (das dem<br />
Hörensagen nach unermesslich tief war). Sie ließen ein Senklot herab, dem<br />
ein Taucher folgen sollte. Als der Knäuel zu einem guten Teil abgewickelt<br />
war, gab man ihm Zeichen, dem Lot zu folgen. Er starb fast vor Furcht, weil<br />
er unter der Insel in einer düsteren Höhle gewisse Fische sah, maßlos große<br />
Ungeheuer. Auch haben <strong>di</strong>e Brüder bei sehr heißem Wetter unter Wasser jene<br />
Ungeheuer bemerkt ...“<br />
Seeungeheuer im <strong><strong>Garda</strong>see</strong>? Die antiken und mittelalterlichen Autoren, <strong>di</strong>e<br />
den <strong><strong>Garda</strong>see</strong> beschrieben – Plinius, Catull oder Dante – haben darüber<br />
kein Wort verloren. Zwar gibt es einige Drachendarstellungen in Kirchen rund<br />
um den See (in der Kirche von San Severo in Bardolino z. B. ein Fresko des siebenköpfigen<br />
Drachens der Apokalypse aus dem 12. Jh. und an der Westfassade<br />
der Kirche Santa Maria in Cisano ein langobar<strong>di</strong>sches Drachenrelief), doch <strong>di</strong>e<br />
Sagen des Sees romantisieren lieber Nixen und Nymphen, wie <strong>di</strong>e Enga<strong>di</strong>na<br />
oder <strong>di</strong>e Seejungfrau Melsinoe, von der der Ort Malcésine seinen Namen<br />
ableiten soll. Eine Seejungfrau im <strong><strong>Garda</strong>see</strong> hat aller<strong>di</strong>ngs bislang noch niemand<br />
gesehen. Das Seeungeheuer aber ist im August 1965 wieder aufgetaucht.<br />
Verschiedene Augenzeugen, so der Mailänder Monsterforscher Maurizio<br />
Mosca, hätten damals innerhalb eines Tages ein „etwa zehn Meter langes<br />
Tier mit einem riesigen Kopf“ bei Punta San Vigilio (<strong>Garda</strong>) gesichtet. Die<br />
Netze der Fischer seien zerrissenen worden, man habe Fische gefangen, „<strong>di</strong>e<br />
Wunden von den Bissen eines Raubtieres trugen“. Noch im Sommer 2003<br />
fragte daher <strong>di</strong>e Zeitung „Giornale <strong>di</strong> Brescia“: „Gibt es ein Ungeheuer im<br />
See?“ und am 16. Dezember 2004 feierte ein Video des Schriftstellers Andrea<br />
Torresani in <strong>Garda</strong> Premiere, das sich mit der Sichtung beschäftigte. „Mein<br />
Film“, erzählte Torresani der Veroneser Tageszeitung „L’Arena“, „ist ein historisch-dokumentarischer<br />
Exkurs zwischen Legende und Wirklichkeit“.<br />
Maurizio Mosca, der Monsterexperte, der ein Buch über Sichtungen von<br />
Seeschlangen in italienischen Seen geschrieben hat, vermutet, das Monster<br />
habe den <strong><strong>Garda</strong>see</strong> längst verlassen, weil – so eine alte Sage – alle lombar<strong>di</strong>schen<br />
Seen untereinander durch Tunnel verbunden seien. Schließlich werden<br />
auch am Comer See und am <strong>Lago</strong> Maggiore bis heute mit schöner Regelmäßigkeit<br />
Beobachtungen von Wassersauriern gemeldet (→ S. 250/251<br />
und S. 260). Weil ein überlebender Dinosaurier im <strong><strong>Garda</strong>see</strong> dann doch etwas<br />
zu viel Fantasie erfordert, vermutet er, das Ungeheuer müsse ein riesiger<br />
Fisch gewesen sein, ein Monsterstör oder ein Riesenwels. Tatsächlich können<br />
Welse sehr groß werden – Anglern im oberen See von Mantua etwa<br />
ging ein 220 cm langes und 70 kg schweres Exemplar an den Haken. So folgen<br />
Beobachtungen von Monstern im <strong><strong>Garda</strong>see</strong> in den letzten Jahren dem<br />
Stereotyp vom Wels als „Hai des Süßwassers“ – 1990 soll ein Monsterwels,<br />
der 100 kg wog und 2 m lang war, zwei Studenten bei Lazise angegriffen haben<br />
und um 1988 will Vittorio Gabriotti, ein Taucher aus Brescia, im Golf von<br />
Salò in 5 m Tiefe „zwei Schatten“ von rund 1,30 m Länge in den Algen<br />
erblickt haben. ►
<strong><strong>Garda</strong>see</strong> (<strong>Lago</strong> <strong>di</strong> <strong>Garda</strong>) 111<br />
Schließlich sollen Soldaten, <strong>di</strong>e gegen Ende des 20. Jh. Brot in den Kanal von<br />
Peschiera warfen, einen etwa 1 m großen Fisch gesehen haben, der auftauchte<br />
und danach schnappte.<br />
Und auch in den Zu- und Abflüssen des Sees wurden Ungeheuer gemeldet:<br />
Im kleinen <strong>Lago</strong> <strong>di</strong> Nambino über der Sarcaquelle erschlug ein Schäfer vor<br />
1673 „einen bizarren Fisch, der den Kopf einer Katze, eine Rückenmähne und<br />
einen spitzen Schwanz hatte. Das Tier war 40 cm lang.“ Noch im 19. Jh. sei<br />
es in der Kirche Santa Maria <strong>di</strong> Campiglio in einer Glaskugel aufbewahrt<br />
worden, <strong>di</strong>e von der Kirchendecke hing – ein Bericht von 1897 beschreibt<br />
zusätzlich ein in der Kirche ausgestelltes „Drachenei“. Und in der Kirche<br />
Santa Maria delle Grazie in Curtatone bei Mantua wird ein mumifiziertes<br />
Kroko<strong>di</strong>l gezeigt, das um das Jahr 1500 im Schilf des Mincio bei Mantua gefangen<br />
worden sein soll – vielleicht der Urvorfahre jenes Kroko<strong>di</strong>lmonsters,<br />
das 1965 bei <strong>Garda</strong> für Aufregung sorgte?<br />
(Text und Recherche: Ulrich Magin)<br />
_____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________<br />
Anfahrt/Verbindungen_______________________________________________<br />
•PKW Ausfahrten von der Brenner-Autobahn<br />
sind <strong>Lago</strong> <strong>Garda</strong> <strong>di</strong> Nord (südlich von<br />
Rovereto) und Affi-<strong>Lago</strong> <strong>Garda</strong> <strong>di</strong> Sud<br />
(9 km nördlich von Verona). Seitdem <strong>di</strong>e<br />
Umgehung um Mori fertig ist, erreicht man<br />
den See von ersterer Abfahrt in nur noch 15<br />
Min. Ein wenig länger ist man von Affi aus<br />
unterwegs.<br />
•Bahn Es gibt nur zwei Bahnstationen am<br />
Südende des Sees: Desenzano und Peschiera,<br />
beide an der Bahnlinie Vene<strong>di</strong>g–Verona–Mailand.<br />
Von Verona ist man in einer<br />
knappen halben Stunde dort und kann mit<br />
Bussen oder per Schiff in alle Seeorte weiterfahren.<br />
Wer in den Norden des Sees will: Von Rovereto<br />
an der Bahnlinie Brenner–Verona<br />
kommt man mit Bussen von „Trentino<br />
Trasporti“ (www.ttspa.it) schnell nach Riva<br />
del <strong>Garda</strong>.<br />
•Schiff Die Fähren und (teureren) Tragflügelboote<br />
der Navigazione sul <strong>Lago</strong> <strong>di</strong><br />
<strong>Garda</strong> (www.navigazionelaghi.it) pendeln<br />
zwischen allen Orten am See, Abfahrten<br />
1- bis 2-mal stündl., Fahrradtransport ist<br />
auf allen Fähren möglich, einige wenige<br />
Male am Tag auch Autotransport. Regelmäßiger<br />
Autotransport zwischen Malcésine<br />
und Limone in der Nordhälfte des<br />
Sees sowie zwischen Torri del Benaco<br />
und Maderno in der Seemitte, Abfahrten<br />
alle 1–2 Std.<br />
Der <strong><strong>Garda</strong>see</strong> bietet idyllische<br />
Badeplätze<br />
<strong><strong>Garda</strong>see</strong><br />
Karte Seite 113
112 <strong><strong>Garda</strong>see</strong> (<strong>Lago</strong> <strong>di</strong> <strong>Garda</strong>)<br />
Westufer (Nord nach Süd)<br />
Die wilde Schönheit des Westufers zeigt sich vor allem im Norden – von<br />
Riva del <strong>Garda</strong> bis südlich von Campione stürzen <strong>di</strong>e Felshänge fast senkrecht<br />
ins blaue Seewasser. Unterstrichen wird <strong>di</strong>e alpine Dramatik durch<br />
das schmale Band der Uferstraße – tief in den Berg gehauen, führt <strong>di</strong>e berühmte<br />
„Gardesana Occidentale“ mit zahlreichen Tunnels halbhoch über<br />
dem See entlang.<br />
Nur an zwei Stellen, wo sich Wildbäche durch <strong>di</strong>e gewaltigen Felsbarrieren gebohrt<br />
haben und flache Schwemmlandebenen entstanden sind, haben sich Ortschaften<br />
<strong>di</strong>rekt am Seeufer ansiedeln können: Limone und Campione. Bis 1931 hatten sie<br />
noch keinerlei Straßenverbindung. Dazu kommen noch <strong>di</strong>e grünen Hochebenen<br />
von Tremòsine und Tignale mit ihren zahlreichen Ansiedlungen – wie gewaltige<br />
Aussichtbalkone hängen sie hoch über dem See und bieten dem Gast vor allem Ruhe<br />
und Entspannung in ländlicher Umgebung, aber auch jede Menge sportlicher<br />
Betätigung. Ab Gargnano ändert sich der Charakter des Westufers völlig – der alpine<br />
Charakter verschwindet, me<strong>di</strong>terran und südlän<strong>di</strong>sch wirkt das Ambiente jetzt.<br />
„Riviera Bresciana“ wird der Uferstreifen bis Salò genannt und ist schon lange eine<br />
bevorzugte Erholungsregion für <strong>di</strong>e Begüterten aus dem nahen Brescianer und<br />
Mailänder Tiefland. Seit Ende des 19. Jh. zog das milde, ausgeglichene Klima dann<br />
auch wohlhabende Kurgäste aus England, Deutschland und Österreich hierher –<br />
das Örtchen Gardone Riviera begann damit seine bis heute andauernde Karriere als<br />
Nobelbadeort, einige der besten Hotels im ganzen Seegebiet liegen hier. Mit dem<br />
„Vittoriale degli Italiani“ des exzentrischen Gabriele d'Annunzio besitzt Gardone<br />
aber auch eine der interessantesten Sehenswür<strong>di</strong>gkeiten am See. Die einzige wirkliche<br />
Stadt in <strong>di</strong>eser Ecke ist Salò, <strong>di</strong>e vor allem durch das unrühmliche Zwischenspiel<br />
der faschistischen „Republik von Salò“ bekannt wurde. Südlich von Salò beginnt <strong>di</strong>e<br />
milde grüne Hügellandschaft des Valtenesi, tra<strong>di</strong>tionell bekannt für seinen Wein<br />
und seine Oliven, mittlerweile aber vor allem als Camperpara<strong>di</strong>es ein Begriff –<br />
mehr als vierzig Plätze warten hier auf Gäste.<br />
Insgesamt hält sich im Westen der Urlaubertrubel gegenüber dem flacheren Ostufer<br />
noch in Grenzen. Eine Ausnahme ist le<strong>di</strong>glich der viel besuchte Bade- und<br />
Ausflugsort Limone.<br />
Riva del <strong>Garda</strong> (ca. 14.000 Einwohner)<br />
„Hauptstadt“ der nördlichen Seehälfte, geschäftiges Zentrum mit recht großer<br />
Altstadt, gehörte bis 1919 zu Tirol. Touristisch für jeden etwas –<br />
Schwimmen, Surfen, Radeln, Klettern, Wandern, dazu das Flair einer hübschen<br />
und lebhaften Kleinstadt. Die ausgedehnte Badezone ist eine der<br />
schönsten und gepflegtesten am See.<br />
Die malerische Piazza 3 Novembre am See ist eingefasst von Laubengängen, der<br />
34 m hohe Stadtturm Torre Apponale aus dem 14. Jh. ist das Wahrzeichen der<br />
Stadt, in den Sommermonaten kann er bestiegen werden. Ein paar Ecken weiter<br />
steht <strong>di</strong>e mittelalterliche Rocca, ganz von einem Wassergraben umgeben, in dem<br />
sich Gänse und fette Forellen tummeln. Wegen der brisanten Grenzlage hatte <strong>di</strong>e<br />
Festung <strong>di</strong>verse Herren – von den Skaligern und Visconti über <strong>di</strong>e Bischöfe von<br />
Trento bis zu den österreichischen Herzögen. Im Inneren gibt es ein Museo Civico<br />
Riva del<br />
<strong>Garda</strong>
Brescia Brescia Brescia Brescia<br />
<strong>Lago</strong> d'Idro<br />
Anfo<br />
Idro<br />
Lonato<br />
Solarolo<br />
<strong>Lago</strong> <strong>di</strong><br />
Valvestino<br />
Rivoltella<br />
San Martino<br />
della Battaglia<br />
<strong>Lago</strong><br />
d'Ampola<br />
Montinelle<br />
Porto Dusano<br />
Bezzecca<br />
Pieve <strong>di</strong><br />
Ledro<br />
<strong>Lago</strong> <strong>di</strong><br />
Ledro<br />
Molina <strong>di</strong> Ledro<br />
Rif. <strong>Garda</strong><br />
Passo <strong>di</strong><br />
Tremalzo<br />
1665<br />
Val. <strong>di</strong> S. Michele<br />
Tremòsine<br />
Vèsio<br />
<strong>Garda</strong>land<br />
Affi<br />
Cavaion<br />
Cisano<br />
Calmasino<br />
Lazise<br />
Pacengo<br />
Riva del <strong>Garda</strong> 113<br />
Pregasina<br />
Veronese<br />
A<strong>di</strong>ge<br />
<strong>Lago</strong> <strong>di</strong><br />
Tenno<br />
Navene<br />
Tratto Spino<br />
Cima Valdritta<br />
M. Maggiore<br />
Nago<br />
M. A. <strong>di</strong> Nago<br />
Monte Baldo<br />
Gargnano<br />
Villa<br />
Magugnano<br />
Castelletto<br />
<strong>di</strong> Brenzone<br />
Cecina<br />
Gaino<br />
Toscolano-<br />
Maderno<br />
Fasano<br />
del <strong>Garda</strong><br />
Barbarano<br />
Gardone<br />
Bogliaco<br />
Prada<br />
Pai<br />
Crero<br />
San Zeno<br />
<strong>di</strong> Montagna<br />
Seilschwebebahn<br />
Prada - Monte Baldo<br />
Madonna<br />
Spiazzi della<br />
Corona<br />
Salò<br />
Riviera<br />
Porto<br />
Portese Isola<br />
<strong>di</strong> <strong>Garda</strong><br />
San Felice<br />
Torri<br />
d. Benaco<br />
Albisano<br />
Costermano<br />
Marciaga<br />
Caprino<br />
Veronese<br />
Raffa<br />
del Benaco<br />
Punta<br />
San Vigilio<br />
<strong>Garda</strong><br />
Castiglione<br />
delle Stiviere<br />
Lodrone<br />
Ponte Cafarro<br />
Soiano Manerba del <strong>Garda</strong><br />
<strong>di</strong> <strong>Lago</strong><br />
Moniga<br />
Padenghe del <strong>Garda</strong><br />
sul <strong>Garda</strong><br />
Sirmione<br />
Desenzano<br />
del <strong>Garda</strong><br />
Solferino<br />
S. Michele<br />
Colombare<br />
Peschiera<br />
del <strong>Garda</strong><br />
Monzambano<br />
Castellaro Valeggio sul Mincio,<br />
Lagusello<br />
Valeggio sul Mincio,<br />
Mantua Mantua<br />
Riva<br />
Pieve<br />
Pregàsio<br />
Tignale<br />
Madonna <strong>di</strong><br />
Monte Castello<br />
Campione<br />
del <strong>Garda</strong><br />
Malcésine<br />
Gàrdola Cassone<br />
Assenza<br />
Porto <strong>di</strong><br />
Brenzone<br />
Brenzone<br />
Bardolino<br />
Limone<br />
sul <strong>Garda</strong><br />
Bussolengo<br />
Castelnuovo<br />
<strong>di</strong> Verona<br />
1 km<br />
Arco<br />
<strong><strong>Garda</strong>see</strong><br />
Trento Trento<br />
Torbole<br />
Rovereto<br />
Verona Verona<br />
<strong><strong>Garda</strong>see</strong><br />
Karte Seite 113
114 <strong><strong>Garda</strong>see</strong> (<strong>Lago</strong> <strong>di</strong> <strong>Garda</strong>)<br />
mit einer Pinakothek, archäologischen und frühgeschichtlichen Stücken zur Alpenregion<br />
sowie einer Sammlung von Dokumenten, Fotografien und Funden zur Entwicklung<br />
des <strong><strong>Garda</strong>see</strong>s. Als Mastio wird der höchste der vier Türme bezeichnet,<br />
auch er kann beim Museumsrundgang bestiegen werden. In der barocken Pfarrkirche<br />
Chiesa Santa Maria Assunta stehen acht Seitenaltäre mit Ölgemälden, am<br />
eindrucksvollsten ist <strong>di</strong>e große achteckige Cappella del Suffragio (dritte Kapelle<br />
rechts). Interessanteste Kirche ist aber <strong>di</strong>e achteckige Inviolata an der Umgehungsstraße<br />
(Richtung nördlicher Ortsausgang) – konstruiert von einem unbekannten<br />
portugiesischen Architekten, birgt sie im barocken Innenraum fantasievolle, in Weiß<br />
und Gold gehaltene Stuckdekorationen, prächtige Fresken, Altäre und Gemälde.<br />
Eindrucksvoll thront über der Stadt der steile Monte Rocchetta mit der venezianischen<br />
Bastione, einem Rundturm in 200 m Höhe (ab Umgehungsstraße Via Monte<br />
Oro ca. 30 Min. zu Fuß), herrlicher Seeblick.<br />
____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________<br />
Anfahrt/Verbindungen/Information/Öffnungszeiten_____________________________________________________________________________________<br />
•PKW großer, gebührenpflichtiger Parkplatz<br />
am Viale Fabio Filzi östlich der Rocca.<br />
1 Std. ca. 2 €.<br />
•Bahn nächste Bahnstation ist Rovereto<br />
(→ Trentino) an der Brenner-Linie, von dort<br />
häufige Busse von Trentino Trasporti nach<br />
Riva (ca. 2,70 €).<br />
•Bus großer Busbahnhof am Viale Trento<br />
in der Neustadt.<br />
ATV-Busse 62–64 verkehren alle 1–2 Std.<br />
entlang des gesamten Ostufers von und<br />
nach Verona/Hauptbahnhof (Porta Nuova).<br />
Bus 27 von Trasporti Brescia Nord pendelt<br />
bis zu 6-mal tägl. am Westufer zwischen<br />
Riva und Desenzano (bis zu 11-mal nach<br />
Limone und Campione). Dazu kommen<br />
mehrmals tägl. SIA-Busse, <strong>di</strong>e ebenfalls<br />
am Westufer entlang von Arco über Riva<br />
nach Salò fahren und von dort landeinwärts<br />
über Brescia nach Mailand.<br />
Busse von Trentino Trasporti be<strong>di</strong>enen auf<br />
verschiedenen Routen das Nordufer und<br />
das Hinterland mit den Orten Varone, Arco,<br />
Nago u. a.<br />
•Fähren fast stündlich über Torbole und<br />
Limone nach Malcésine am Ostufer, außerdem<br />
mehrmals tägl. entlang des Westufers<br />
(z. T. auch Ostufer) zu den Orten im Süden<br />
des <strong><strong>Garda</strong>see</strong>s, dazu 2-mal tägl. eine Fähre<br />
mit Autotransport nach Desenzano am<br />
Südende des Sees.<br />
•Information APT, östlich der Rocca, im<br />
Gebäude beim großen Parkplatz. Mai bis<br />
Sept. tägl. 9–19 Uhr. Largo Medaglie d'Oro<br />
al Valore Militare 5, ¢ 0464/554444, § 520308,<br />
www.gardatrentino.it.<br />
•Öffnungszeiten/Eintritt Torre Apponale,<br />
ab Ostern bis Ende Juni & Sept./Okt. Di–So<br />
10–18 Uhr, Mo geschl., Juli bis Ende August<br />
tägl. 10–18 Uhr, Eintritt ca. 1 €, bis 16 und<br />
über 65 J. frei.<br />
Museo Civico, Mai/Juni u. Okt. Di–So 10–<br />
12.30, 13.30–18 Uhr, Mo geschl., Juli/Aug. tägl.<br />
10–12.30, 13.30–18 Uhr. Eintritt ca. 2 €, bis 16<br />
und über 65 J. frei.<br />
Übernachten ____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________<br />
(siehe Karte S. 116/117)__________________________________________________________________________________________________________________________<br />
Viele Unterkünfte im Zentrum und Umkreis, trotzdem im Sommer meist ausgebucht,<br />
das Infobüro hilft. Weiter außerhalb kann man z. T. schön ruhig unterkommen,<br />
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dem Haus Garten mit schöner Poolanlage.<br />
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und bequemen Betten. Üppiges Frühstücksbuffet.<br />
Mit Mountainbike-Depot. Einziger<br />
Nachteil: Die Lage <strong>di</strong>rekt an der Uferstraße.<br />
DZ mit Frühstück ca. 80–219 €. Viale<br />
Rovereto 9, ¢ 0464/550858, § 554250, www.<br />
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* La Montanara (10), in einer schmalen<br />
Gasse der Altstadt, neun Zimmer, einfach<br />
und sauber, unten gemütliche Trattoria (→<br />
Essen & Trinken). DZ mit Bad und Frühstück<br />
ca. 55 €, mit Etagendusche ca. 47 €.<br />
Via Montanara 18–20, ¢ 0464/554857, § 561<br />
552, montanarait@yahoo.it.<br />
* Casa Alpino (16), geräumige und saubere<br />
Apartments mit Waschmaschine in einer<br />
Seitengasse der Via Florida, zentrale Lage,<br />
unten im Haus preiswertes Restaurant mit<br />
Freiterrasse (→ Essen & Trinken). Wohnung<br />
mit vier Betten ca. 65–80 €, mit sechs Betten<br />
85–100 €. Via Cerere 10, ¢/§0464/567432,<br />
www.casaalpino.it.<br />
* Rita (9), unterhalb vom Monte Brione,<br />
knapp 2 km vom See an einer wenig befahrenen<br />
Straße. Beliebte Pension, sonnig und<br />
ruhig, Frühstücksterrasse, Parkplatz, Raum<br />
für Mountainbikes und Windsurfgeräte,<br />
Swimmingpool mit Kinderbecken. Derzeit<br />
wird <strong>di</strong>e Pension durch einen großen Neubau<br />
auf dem Grundstück erweitert. DZ mit<br />
Riva del <strong>Garda</strong> 115<br />
Malerisch am Nordufer: das Städtchen Riva<br />
Frühstück ca. 68–80 €. Via Brione 19, ¢/§ 04<br />
64/551798, www.garnirita.com.<br />
* Orchidea (9), benachbart zu Hotel Rita,<br />
ähnlicher Standard, z. T. frisch renoviert,<br />
ebenfalls mit Pool. DZ mit Bad und Frühstück<br />
ca. 60–70 €. Via Brione 17, ¢/§ 0464/<br />
554565, www.orchidea-gardasee.de.<br />
Agritur Girardelli (1), etwa 3 km landeinwärts<br />
vom Zentrum, zu erreichen von der<br />
S.P. 37 nach Tenno und zum Valle <strong>di</strong> Ledro.<br />
Das Haus von Familie Girardelli besitzt zehn<br />
Zimmer, alles ist neu und ansprechend<br />
eingerichtet, leckeres Frühstück, im Keller<br />
Whirlpool und Sauna, HP möglich (dreigängiges<br />
Menü). DZ mit Frühstück ca. 76–85 €.<br />
Via Marone, ¢ 0464/521642, § 521642, www.<br />
agriturgirardelli.it.<br />
TIPP! Residence La Colombera (7), ein<br />
Stück landeinwärts vom Camping Brione.<br />
Renoviertes Landschloss aus dem 16. Jh.,<br />
vermietet werden neun geräumige und<br />
liebevoll eingerichtete Zwei- und Dreizimmer-Apartments<br />
für 2–4 und 4–5 Pers.,<br />
jeweils mit Sat-TV, z. T. mit Balkon. Großes<br />
Grundstück mit Weinstöcken und Olivenbäumen,<br />
Parkplatz, Abstellraum für Mountainbikes<br />
und Surf-/Segelmaterial, Waschmaschine,<br />
Spielgeräte für Kinder. Auch<br />
zum Essen ein Tipp (→ Essen & Trinken).<br />
Apartment für 2 Pers ca. 52–86 €, für 4 Pers.<br />
<strong><strong>Garda</strong>see</strong><br />
Karte Seite 113