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PDF Katalog - Koller Auktionen

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Moderne Kunst<br />

Lot 3201- 3257<br />

Auktion: Freitag, 7. Dezember 2012, 16.00 Uhr<br />

Vorbesichtigung: 24. November bis 2. Dezember 2012<br />

Bearbeitung: Barbara Guarnieri, Fabio Sidler, Sandra Sykora, Silke Stahlschmidt<br />

English translation of our catalogue available on our homepage www.kollerauctions.com


Moderne Kunst<br />

Die Zustände der Werke sind im <strong>Katalog</strong> nur zum Teil und in Einzelfällen angegeben.<br />

Gerne senden wir Ihnen einen ausführlichen Zustandsbericht zu.<br />

The condition of the works are only partly and in particular cases noted in the catalogue.<br />

Please do not hesitate to contact us for a detailed condition report.<br />

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3201<br />

3201<br />

VUILLARD, EDOUARD<br />

(Cuiseaux 1868 - 1940 La Baule)<br />

La Prairie aux Clayes. Um 1932-38.<br />

Pastell auf Papier. Mit dem Atelierstempel<br />

unten rechts: EV.<br />

26 x 34,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Atelier des Künstlers.<br />

- Amante Paris.<br />

- A.P. Waechter, Vaduz, 1963.<br />

- Georg Waechter Memorial Foundation,<br />

Vaduz.<br />

- <strong>Koller</strong> <strong>Auktionen</strong>, Zürich, A 141,<br />

28. November 1996, Lot Nr. 3019.<br />

- Privatbesitz Schweiz.<br />

Literatur: Salomon, Antoine/Cogeval, Guy:<br />

Vuillard. The Inexhaustible Glance. Critical<br />

Catalogue of Paintings and Pastels, Vol. III,<br />

Paris, 2003, Nr. XII-365 (mit Abb).<br />

CHF 18 000.- / 24 000.-<br />

(€ 15 000.- / 20 000.-)<br />

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Moderne Kunst<br />

3202<br />

DAUMIER, HONORÉ<br />

(Marseille 1808 - 1879 Valmondois, Val d’Oise)<br />

Ratapoil. Um 1851.<br />

Bronze. 12/20. Guss ab 1925. Auf oberer Seite<br />

des Sockels nummeriert: 12/20. Auf der<br />

Rückseite des Sockels mit dem Giesserstempel:<br />

ALEXIS RUDIER Fondeur PARIS.<br />

Höhe: 44,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Henry Bing, Paris.<br />

- E. Ruckstuhl (Sammlung Ruckstuhl-<br />

Siegwart), Küssnacht a. R. (Von H. Bing zwischen<br />

1926-1939 gekauft).<br />

- Privatbesitz Schweiz (durch Erbschaft an den<br />

heutigen Eigentümer).<br />

Literatur:<br />

- Alexandre, Arsène. Honoré Daumier,<br />

L’Homme et l’Oeuvre, Paris 1888, S. 297 (mit<br />

Abb. der Gipsversion).<br />

- Gobin, Maurice. Daumier Sculpteur, Avec un<br />

catalogue raisonné et illustré de l’oeuvre sculpté,<br />

Genf 1952, S. 294, Nr. 61 (mit Abb. der<br />

Gipsversion S. 295 und S.297; ausserdem mit<br />

Abb. eines anderen Abgusses auf S. 298-299).<br />

- Wassermann, Jeanne. Daumier Sculpture,<br />

A Critical and Comparative Study,<br />

Cambridge, Massachusetts 1969, S. 163, Nr.<br />

37c (Gipsversion und andere Abgüsse abgebildet<br />

auf S. 162-163 und S. 166).<br />

- Millard, Charles W. The Sculpture of Edgar<br />

Degas, Princeton 1976, S. xi, Nr. 25 (mit Abb.<br />

eines anderen Abgusses, S. 155).<br />

- Passeron, Roger. Daumier, Témoin de son<br />

temps, Fribourg 1979, S. 169, Nr. 100 (mit<br />

Abb. eines anderen Abgusses).<br />

- Penny, Nicholas. Catalogue of European<br />

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Sculpture in the Ashmolean Museum, 1540 to<br />

the Present Day, Oxford 1992, Bd. II. S.34,<br />

Nr. 274 (mit Abb. eines anderen Abgusses,<br />

S. 35).<br />

„Ah! Vous avez atteint en plein l’ennemi! Voilà<br />

l’idée bonapartiste à jamais pilorisée par vous!“<br />

(Ah! Sie haben den Feind voll getroffen! Das<br />

Inbild des Bonapartismus, von Ihnen auf ewig<br />

an den Pranger gestellt!“).<br />

Es wird berichtet, dass der republikanische<br />

Historiker Jules Michelet Honoré Daumier in<br />

genau dem Moment kennen gelernt habe, als<br />

dieser seinen „Ratapoil“ in Ton modellierte, und<br />

dass er dabei diese Worte der Begeisterung ausgerufen<br />

haben soll (Arsène Alexandre, Honoré<br />

Daumier: L’homme et l’oeuvre, Paris 1888, S.<br />

295). Tatsächlich ist bekannt, dass Honoré<br />

Daumier für seine Karikaturen Plastiken aus<br />

ungebranntem Ton fertigte, um sie sich dreidimensional<br />

zu vergegenwärtigen. Was Michelet<br />

in diesem Fall antraf, ist eine hagere Figur mit<br />

geierartigem Kopf, spitzer Nase, Spitz- und<br />

Zwirbelbart, gekleidet in lange Steghosen,<br />

zugeknöpftem, doppelreihigem Gehrock, in<br />

welchem der Beutel mit dem Spitzellohn zwischen<br />

die Knöpfe eingesteckt sichtbar ist. Sie<br />

trägt ausserdem einen zerbeulten Zylinder und<br />

Abb.1: Foto Napoleon III.<br />

aufgeplatztes Schuhwerk. Lässig stützt sie sich<br />

in den Hüften auf ihren langen Schlagstock.<br />

Dadurch präsentiert sie sich in sehr verdrehter<br />

und raumgreifender Gebärde. Die Figur des<br />

„Ratapoil“ taucht allerdings bereits ab 1850 im<br />

Charivari auf, in Daumiers politischen<br />

Karikaturen (vgl. Abb. 2).<br />

Sie entsteht in der Zeit des Übergangs von der<br />

Zweiten Republik zum Zweiten Kaiserreich.<br />

Der Neffe Napoleons I. geht nach gescheiterten<br />

Putschversuchen ins Exil nach England. Nach<br />

der Februarrevolution von 1848 kehrt er nach<br />

Frankreich zurück und schafft es auf demokratischem<br />

Wege an die Macht zu kommen: Im<br />

Dezember 1848 auf vier Jahre zum Präsidenten<br />

der Republik gewählt, erzwingt er sich zwei<br />

Jahre später, im Dezember 1851 durch einen<br />

Staatsstreich diktatorische Vollmachten. Kurz<br />

danach, im Januar 1852, bestätigt eine<br />

Verfassungsänderung die Präsidentschaft auf<br />

zehn Jahre, und im darauf folgenden November<br />

wird das Kaiserreich per Plebiszit mit einer<br />

überwältigenden Mehrheit wieder installiert.<br />

Honoré Daumiers politische Karikaturen richteten<br />

sich zunehmend gegen Louis Napoleon und<br />

die seine reaktionäre Politik vorantreibenden<br />

Helfershelfer. Der Spottname Ratapoil bedeutet


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Moderne Kunst<br />

wörtlich „Hautratte“ (rat-à-poil), also eine Ratte<br />

ohne Fell, eine nackte Ratte. Der Name ist<br />

ausserdem sehr lautmalerisch und ist dem Wort<br />

„rataplan“, Trommelwirbel, sehr nahe.<br />

Betrachtet man Abbildungen von Napoleon III.<br />

(vgl. Abb. 1) fallen einem einige Ähnlichkeiten<br />

auf, vor allem die markante Barttracht. Nun<br />

kann man annehmen, dass diese Daumier an die<br />

Schnauzhaare der angespielten Nagetiere denken<br />

liess, weswegen er der Figur nicht nur diesen<br />

Namen gab, sondern sie besonders bei der<br />

Atelierplastik in einer verdrehten Körperhaltung<br />

darstellt, was vielleicht auch von ähnlichen<br />

Haltungen stehender Ratten inspiriert ist. Es ist<br />

dem Meister der Karikatur mit dieser dreidimensionalen<br />

Ausführung der Figur gelungen,<br />

durch formelle Verzerrungen einen treffenden,<br />

kritischen Kommentar zum politischen<br />

Zeitgeschehen zu schaffen.<br />

Honoré Daumier lässt von seinem Freund<br />

| 6<br />

Adolphe-Victor Geoffroy-Dechaume einen Gips<br />

nach seinem Tonmodell herstellen, wobei die<br />

ungebrannte, zerbrechliche Statuette wohl zerstört<br />

worden ist. Dieser Gipsabguss, der zwar als<br />

Karikatur veröffentlichten Figur wird zeitlebens<br />

versteckt gehalten. Seit 1954 befindet er sich in<br />

der Albreight-Knox Art Gallery in Buffalo. Den<br />

ersten Guss nach ebendiesem Gipsoriginal stellt<br />

Siot-Decauville 1891 im Sandgussverfahren in<br />

einer Auflage von mindestens 6 Exemplaren<br />

her. 1892 erstellt dieselbe Werkstatt eine zweite<br />

Auflage von 20 Exemplaren. Dasselbe<br />

Gipsmodell dient auch als Vorlage bei der<br />

Rudier-Auflage von 1925, aus der das vorliegende<br />

Exemplar stammt. Das Gussverfahren<br />

(Sandguss oder Wachsausschmelzverfahren)<br />

lässt sich weder anhand der Quellenlage noch<br />

der technologischen Befunde mit letzter<br />

Sicherheit bestimmen.<br />

Von den wohl 21 (nummeriert von 0 bis 20/20)<br />

von Henry Bing für die Rudier Giesserei erstell-<br />

Abb.2: RATAPOIL et CASMAJOU. Membres les plus<br />

actifs de la société philantropique du dix Décembre: portraits<br />

dessinés d'après nature et réellement frappans. Lithographie<br />

für Charivari, Ausgabe 11. Oktober 1850.<br />

ten Bronzeabgüssen befinden sich folgende<br />

Versionen in bekannten Museen: Nr. 0 Los<br />

Angeles, County Museum of Art LACMA; Nr.<br />

7 Hamburger Kunsthalle; Nr. 9 Frankfurt,<br />

Städelsches Kunstinstitut; Nr. 13 Kunstmuseum<br />

Winterthur. Vorliegendes Exemplar, welches<br />

sich lange in Schweizer Privatbesitz befand und<br />

direkt bei Bing erworben wurde, ist eine kunsthistorisch<br />

bedeutende Rarität.<br />

CHF 50 000.- / 70 000.-<br />

(€ 41 670.- / 58 330.-)


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Moderne Kunst<br />

3203<br />

3203<br />

ERLER, FRITZ<br />

(Frankenstein 1868 - 1940 München)<br />

Frau im Park am Brunnen. Um 1900.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert: Erler.<br />

100 x 119 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz Schweiz.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />

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3204<br />

3204<br />

LEBOURG, ALBERT<br />

(Montfort-sur-Risle 1849 - 1928 Rouen)<br />

Am Flussufer. 1909.<br />

Öl auf Leinwand. Unten links signiert und<br />

datiert: Lebourg 1909.<br />

46 x 76,5 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz Schweiz.<br />

Ausstellung: Paris 1923: Exposition Albert<br />

Lebourg, 3. - 19. November 1923, Paris.<br />

(Verso mit Etikett)<br />

CHF 32 000.- / 42 000.-<br />

(€ 26 670.- / 35 000.-)<br />

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Moderne Kunst<br />

3205<br />

RODIN, AUGUSTE<br />

(Paris 1840 - 1917 Meudon)<br />

Helene von Nostitz. 1902-08.<br />

Bronze. Unten rechts signiert: A. Rodin.<br />

Höhe: 23 cm.<br />

Die Authentizität der Arbeit wurde von Alain<br />

Beausire, Paris 10. Oktober 2012, bestätigt (Ref.<br />

0085-ARbs).<br />

Provenienz:<br />

- Europäische Privatsammlung.<br />

- Privatsammlung Schweiz.<br />

1900 ist Helene von Hindenburg zum Zeitpunkt<br />

des ersten Treffens mit August Rodin anlässlich<br />

dessen Ausstellung im Pavillon de l’Alma 22<br />

Jahre alt. Während der Weltausstellung erhält<br />

der im hohen Alter noch amtierende Deutsche<br />

Botschafter in Paris, Graf, später Fürst Münster<br />

von Derneburg, Besuch von seiner Tochter<br />

Sophie von Beneckendorff und ihrem Mann<br />

von Hindenburg, ein Vetter des späteren<br />

Generalfeldmarschalls und Reichspräsidenten<br />

Paul von Hindenburg, und deren Tochter<br />

Helene. Sie nimmt vier Jahre später, im Oktober<br />

1904, durch Heirat den Namen Nostitz an. Die<br />

Damen besichtigen dabei auch den Pavillon mit<br />

der Oeuvre-Ausstellung Rodins. Sie sind begeistert<br />

von dessen Werken und suchen die<br />

Bekanntschaft des Künstlers, treffen ihn min-<br />

| 10<br />

destens zweimal im Pavillon an. Seit dieser<br />

Begegnung pflegen sie zu diesem ein reges und<br />

„passioniert“ intellektuelles Verhältnis. Helene<br />

ist Musikerin und übersetzt für ihn Sonette von<br />

Michelangelo, man empfängt ihn als Gast in der<br />

Villa der Mutter in Ardenza in der Toscana.<br />

Hier ist es, wo sie im November 1902 akzeptiert<br />

für Rodin Modell zu sitzen, woraus die hier in<br />

Bronze vorliegende Büste entsteht. Sie gilt als<br />

eine wohl sehr intime Arbeit Rodins. Er selber<br />

äussert den Wunsch eine Büste der jungen<br />

Helene zu modellieren in einem Brief vom 23.<br />

Mai 1902 an sie. Die schwärmerischen Berichte<br />

und Briefe von ihr unterrichten uns über diese<br />

Tage, die angefüllt sind mit Besichtigungen,<br />

Musizieren (vor allem Beethoven), Vorlesungen<br />

in Französisch und mit dem Anfertigen von<br />

Skizzen. Während der Sitzungen spielt Helene<br />

immer wieder auf Wunsch des Bildhauers<br />

Beethoven, Gluck und Mozart.<br />

CHF 120 000.- / 180 000.-<br />

(€ 100 000.- / 150 000.-)


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Moderne Kunst<br />

| 12<br />

3206<br />

3206<br />

MEIFREN Y ROIG, ELISEO<br />

(1857 Barçelona 1940)<br />

Jardin con Flores.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert:<br />

E. Meifren.<br />

60 x 73 cm.<br />

Provenienz: Privatbesitz Schweiz.<br />

CHF 18 000.- / 24 000.-<br />

(€ 15 000.- / 20 000.-)


3207<br />

3207<br />

FRIESZ, ACHILLE EMILE OTHON<br />

(Le Havre 1879 - 1949 Paris)<br />

Paysage. 1909.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert und<br />

datiert: Othon Friesz 09.<br />

65 x 80 cm.<br />

Dieses Werk wird in den Catalogue Raisonné,<br />

Bd. II, "Oeuvre Peint d'Emile Othon Friesz, aufgenommen,<br />

der bei der Edition Galerie<br />

Aittouarès in Vorbereitung ist.<br />

Provenienz: Privatbesitz Schweiz.<br />

CHF 12 000.- / 14 000.-<br />

(€ 10 000.- / 11 670.-)<br />

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Moderne Kunst<br />

| 14<br />

3208<br />

3208<br />

KANELBA, RAJMUND<br />

(1897 Warschau 1960)<br />

Frauenporträt.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert:<br />

Kanelba.<br />

80 x 59 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Kunsthandel Victor Hartberg, Berlin<br />

(verso mit Etikett).<br />

- Privatsammlung Schweiz.<br />

Ausstellung: Bordeaux 1927: Exposition<br />

Internationale des Beaux Arts, Museé de<br />

Bordeaux, 1927.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 670.- / 10 000.-)<br />

3209<br />

SPADINI, ARMANDO<br />

(Poggio a Caiano 1883 - 1925 Rom)<br />

Bildnis Mutter mit Kind.<br />

Öl auf Leinwand. Verso auf der Leinwand<br />

bezeichnet: Spadini.<br />

73 x 54 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung.<br />

Literatur: Vgl. Emilio Cecchi, Adolfo Venturi;<br />

Armando Spadini, Mailand 1927.<br />

CHF 30 000.- / 40 000.-<br />

(€ 25 000.- / 33 330.-)


3209<br />

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Moderne Kunst<br />

3210*<br />

FEININGER, LYONEL<br />

(1871 New York 1956)<br />

Stillleben mit zwei Vasen auf Piedestal. 1907.<br />

Öl auf Holz.<br />

17,7 x 14 cm.<br />

Achim Moeller hat die Echtheit des Werkes<br />

bestätigt. Das Werk ist im Archiv des Lyonel<br />

Feininger Project, New York - Berlin, mit der<br />

Nummer 1174-10-08-12 registriert und wird in<br />

den ersten Band des Werkverzeichnisses der<br />

Gemälde von Lyonel Feininger, herausgegeben<br />

von Achim Moeller, aufgenommen.<br />

Provenienz:<br />

- Besitz des Künstlers, bis 1920/30er Jahre.<br />

- Dr. Alois J. Schardt (1889-1955), Halle, ca.<br />

1920/30er - 1955.<br />

- Privatsammlung.<br />

- Privatsammlung New York, seit 1990.<br />

Ausstellungen: Wuppertal 2006, Von der<br />

Heydt-Museum, „Feininger: Frühe Werke und<br />

Freunde“, 17. September - 19. November 2006,<br />

S. 54 (Farbabb.).<br />

Literatur:<br />

Hess, Hans. Lyonel Feininger. Stuttgart: Verlag<br />

W. Kohlhammer, 1959 [Nachdruck: Stuttgart:<br />

Verlag W. Kohlhammer, 1991. Englische<br />

Ausgabe: New York: Abrams, 1961], Nr. 1, S.<br />

249 (s-w. Abb., Stillleben; Anmerkung: In Paris<br />

gemalt, Frühjahr 1907) .<br />

Es ist der 21. April 1907 als Lyonel Feininger im<br />

Alter von 35 Jahren in seinem Atelier am 242<br />

Boulevard Raspail in Paris den Pinsel greift und<br />

sein erstes Gemälde, ein Stillleben in Öl auf<br />

Karton, fertigstellt. Von diesem Tag an ist er<br />

nicht mehr Karikaturist, sondern Maler. Im<br />

Innersten hegt er schon seit langem den<br />

Wunsch, als freier Künstler tätig zu sein und<br />

nicht fortwährend Rechenschaft darüber able-<br />

| 16<br />

gen zu müssen, „warum (er) das Wasser - violett<br />

und nicht blau“ (Brief von Lyonel Feininger an<br />

Julia Feininger, vom 7. November 1905) gemalt<br />

hat. Es ist vor allem seine Lebensgefährtin Julia<br />

Berg (geb. Lilienfeld, 1880-1970), die ihn darin<br />

bestärkt sowie ein Vertrag mit der Chicago<br />

Sunday Tribune, der ihm dank finanzieller<br />

Sicherheit zu diesem Schritt ermutigt. 1912<br />

schreibt er dazu an seinen Freund Alfred Kubin<br />

(1877-1959), „Dann, plötzlich kam die Befreiung!<br />

Ein Kontract mit Chicago - der mir ermöglichte,<br />

nach Paris zu übersiedeln und endlich einmal<br />

die Welt der Kunst kennen zu lernen! Ich kam<br />

zum ersten Male wieder dazu, überhaupt für<br />

mich zu denken und empfinden, und zu arbeiten“<br />

(in: Hans Hess, Lyonel Feininger, 1959: S.<br />

38/39).<br />

In der Vertrautheit seines Ateliers schafft<br />

Feininger kurz darauf zwei weitere Stillleben in<br />

Öl, die jeweils Vasen und Gefäße aus seiner<br />

Wohnung zeigen. Stillleben mit zwei Vasen auf<br />

kleinem Tisch (1907) ist sein drittes Ölgemälde.<br />

Es zeigt einen bedeckten hölzernen Tisch, auf<br />

dem vor einem blauen Vorhang eine graue Vase<br />

und ein gelb-gold schimmerndes Gefäß mit<br />

Henkel arrangiert sind. In diesem seltenen<br />

Kleinod aus der Frühphase des Malers zeigt<br />

sich, wie Hans Hess es formulierte, „eine<br />

erstaunliche Reife und Sicherheit. Die Bilder<br />

(aus seiner Frühphase) sind kräftig gemalt und<br />

räumlich klar organisiert. (...) er hat mit der<br />

Unschuld des Anfängers gleich die Materie<br />

gemeistert“ (Hess, S. 40).<br />

CHF 40 000.- / 60 000.-<br />

(€ 33 330.- / 50 000.-)


3210<br />

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Moderne Kunst<br />

3211*<br />

FEININGER, LYONEL<br />

(1871 New York 1956)<br />

Ohne Titel (Haus mit Stall, Normandie). 1906.<br />

Bleistift und Buntstift auf kariertem Papier.<br />

Unten links datiert: 25. VIII. 06.<br />

13,5 x 21,8 cm.<br />

Achim Moeller hat die Echtheit des Werkes<br />

bestätigt, es ist im Archiv des Lyonel Feininger<br />

Project, New York - Berlin, mit der Nummer<br />

1163-09-10-12 registriert.<br />

Provenienz:<br />

- Alois J. Schardt, Halle/Pomona, Kalifornien.<br />

- Privatsammlung New York.<br />

Im Februar 1906 bekommt Lyonel Feininger<br />

den Auftrag, zwei Comicserien für die Chicago<br />

Sunday Tribune zu entwickeln. Dieser bringt<br />

ihm eine gewisse finanzielle Sicherheit und<br />

ermöglichte es ihm, nach Paris umzuziehen.<br />

Während er die erste Comicserie, die Kin-Der<br />

Kids, bereits in Deutschland entwickelt, holt er<br />

sich für die zweite Serie, Wee Willie Winkie’s<br />

World, entscheidende Anregungen bei einer<br />

Reise in die Normandie im August und<br />

September 1906. Feininger besucht u.a.<br />

Quiberville-sur-Mer, Ouville-la-Rivière und<br />

Longueil, und fertigt dort, im Tal der unteren<br />

Saâne, am 25. August 1906 diese Zeichnung an.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 4 170.- / 5 830.-)<br />

3212*<br />

FEININGER, LYONEL<br />

(1871 New York 1956)<br />

Weg mit Bäumen an der Ostsee. 1910.<br />

Bleistift auf Papier. Oben rechts datiert:<br />

Sep 22 10.<br />

16,3 x 20,7 cm.<br />

Achim Moeller hat die Echtheit des Werkes<br />

bestätigt, es ist im Archiv des Lyonel Feininger<br />

Project, New York - Berlin, mit der Nummer<br />

1170-09-10-12 registriert.<br />

Provenienz:<br />

- Alois J. Schardt, Halle/Pomona, Kalifornien.<br />

- Privatsammlung New York.<br />

Wie so viele Sommer zuvor verbringt Lyonel<br />

Feininger auch den Sommer 1910 an der Ostsee.<br />

Kurz nach der Geburt seines dritten Sohnes T.<br />

Lux (1910-2011) im Juni fährt er im Juli zunächst<br />

nach Heringsdorf und bleibt dann circa einen<br />

Monat in Neppermin auf der Insel Usedom.<br />

Kurz vor seiner Abreise zurück nach Berlin entsteht<br />

dort diese Zeichnung am 22. September.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />

| 18<br />

3211<br />

3212


3213<br />

3213*<br />

FEININGER, LYONEL<br />

(1871 New York 1956)<br />

Mann mit Leine, Ostsee. 1910.<br />

Kreide auf Papier.<br />

Unten rechts datiert: Sep. 2 . 10.<br />

21 x 24 cm.<br />

Achim Moeller hat die Echtheit des Werkes<br />

bestätigt, es ist im Archiv des Lyonel Feininger<br />

Project, New York - Berlin, mit der Nummer<br />

1165-09-10-12 registriert.<br />

Provenienz:<br />

- Alois J. Schardt, Halle/Pomona, Kalifornien.<br />

- Privatsammlung New York.<br />

Wen oder was muss der nach hinten gebeugte<br />

Mann mit der Leine, den man in der Bildmitte<br />

sieht, zurückhalten? Diese Frage stellt sich dem<br />

Betrachter dieser am 2. September 1910 auf<br />

Usedom an der Ostsee entstandenen Zeichnung<br />

von Lyonel Feininger (1871-1956). Vor dem reetgedeckten<br />

Fischerhaus im Bildhintergrund<br />

bleibt diese Frage offen, verdeutlicht jedoch den<br />

Humor und sicheren Blick des Künstlers und<br />

macht den besonderen Charme dieser<br />

Zeichnung aus.<br />

CHF 8 000.- / 13 000.-<br />

(€ 6 670.- / 10 830.-)<br />

| 19


Moderne Kunst<br />

3214<br />

3214<br />

NOLDE, EMIL<br />

(Nolde 1867 - 1956 Seebüll)<br />

Marschlandschaft. 1930er Jahre.<br />

Aquarell auf Japanpapier. Unten rechts signiert:<br />

Nolde.<br />

36,3 x 47,3 cm.<br />

Die Authentizität der Arbeit wurde von Dr.<br />

Manfred Reuther, Seebüll, 26. November 2006,<br />

bestätigt.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

„So sind auch seine Landschaftsbilder - nun<br />

ganz im Sinne der romantischen<br />

Landschaftskunst eines Caspar David Friedrich<br />

- nicht blosse Stimmungsbilder, sondern wahre<br />

„Seelenlandschaften“, freier und unmittelbarer<br />

Ausdruck des künstlerischen und menschlichen<br />

Erlebens“ (zit.: Urban, Martin. Emil Nolde.<br />

Landschaften. Aquarelle und Zeichnungen,<br />

Köln 1969, S. 7).<br />

Emil Noldes grossformatige Landschafts-<br />

aquarelle gehören zu den herausragenden<br />

Werken im Oeuvre des Expressionisten. Das<br />

hier angebotene Werk entsteht in den 1930er<br />

Jahren und zeigt die Landschaft um Seebüll -<br />

Noldes Heimat in Ostfriesland. Eine weite,<br />

grüne Wiese erstreckt sich im Vordergrund des<br />

Bildes. Am Horizont sieht man einzelne rote,<br />

reetgedeckte Bauernhöfe über denen sich blauviolette<br />

Wolken erheben. Die untergehende<br />

Sonne scheint noch hinter den Wolken zu sein<br />

| 20<br />

und taucht den Himmel in ein kräftiges Orange.<br />

Die leuchtenden, ineinander verschwimmenden<br />

Farben ziehen den Blick des Betrachters bis<br />

zum Horizont und eröffnen eine einzigartige<br />

stimmungsvolle und friedliche Landschaft.<br />

In Noldes Gesamtwerk nehmen die Aquarelle<br />

einen besonderen Platz ein. Kein anderer<br />

Künstler des 20. Jahrhunderts hat sich über<br />

Jahrzehnte immer wieder mit dieser Technik<br />

auseinander gesetzt, experimentiert und sie bis<br />

zur Perfektion weiterentwickelt.<br />

Um 1895 entsteht plötzlich ein Werk, in dem er<br />

Farbe und Stimmung entdeckt, was aber noch<br />

für einige Zeit eine Ausnahme bleiben soll, bis<br />

Nolde dann um 1904, beeinflusst durch die<br />

Spätimpressionisten, zu seinem eigentlichen<br />

Ausdrucksmittel findet - Farbe. „Gelb kann<br />

Glück malen und auch Schmerz. Es gibt<br />

Feuerrot, Blutrot und Rosenrot. Es gibt<br />

Silberblau, Himmelblau und Gewitterblau. Jede<br />

Farbe trägt in sich ihre Seele, mich beglückend<br />

oder abstossend und anregend. [...] Und sind<br />

nicht Träume wie Töne und Töne wie Farben<br />

und Farbe wie Musik. Ich liebe die Musik der<br />

Farben. [...] Farben war mit ein Glück, und mir<br />

war es, als ob sie meine Hände liebten“ (zit.:<br />

Urban, Martin, ebenda, S. 16). Mit der aufkommenden<br />

Farbe und dessen freiem Einsatz in seinem<br />

Oeuvre stellt er auch die bisherigen<br />

Gestaltungsmittel in Frage. Im Laufe der Zeit<br />

treten Perspektive und Gegenstandsbezeich-<br />

nungen immer mehr in den Hintergrund und<br />

einzig durch den Zusammenklang der farbigen,<br />

vibrierenden Flächen wird das Bild gestaltet.<br />

Beherrschte Konturen und Formen verschwinden<br />

hinter den expressiven und kräftigen, ineinander<br />

verlaufenden Farbfeldern. Das seit<br />

Anfang der 1910er Jahre verwendete Japan-<br />

papier dient dieser Entwicklung: es saugt die<br />

Farbe schnell auf, wobei die Flächengrenzen<br />

aber stärker verlaufen und Formen verändert<br />

werden. Indem Emil Nolde „nass in nass“ malt,<br />

ist es ihm als Künstler immer noch möglich<br />

durch Übermalung stärkere farbliche Akzente<br />

zu setzen oder Konturen einzufügen.<br />

Wir erleben beim Betrachten von Noldes<br />

Aquarellen eine phantastische, gewaltige und<br />

farbenintensive Natur, in der wir zuweilen erst<br />

nur die Farbenpracht wahrnehmen, bei genauem<br />

Hinsehen aber auch die tiefliegende<br />

Komposition erkennen können. Die Form ist für<br />

Nolde der Ausdruck seelischer Stimmungen,<br />

die er auch in dem vorliegenden Aquarell eindrucksvoll<br />

aufzeigt. „Nolde hat Form nie als<br />

etwas Eigenwertiges verstanden. [...] Form ist<br />

Äquivalent für seelische Stimmungen, nichts<br />

Äusseres, das dem Bild aufgezwungen werden<br />

kann, sie muss für jedes Bild neu gefunden werden.“<br />

(zit. Urban, Martin, ebenda, S. 20).<br />

CHF 180 000.- / 250 000.-<br />

(€ 150 000.- / 208 330.-)


| 21


Moderne Kunst<br />

| 22<br />

3215<br />

3215*<br />

GROSZ, GEORGE<br />

(1893 Berlin 1959)<br />

Zwei Clowns. Um 1920.<br />

Tusche auf Papier. Unten rechts signiert: Grosz.<br />

Verso mit dem Nachlassstempel 3 9 2, zudem<br />

mit Bleistift handschriftlich datiert und mit der<br />

Inv.Nr. 1538 versehen.<br />

40,5 x 25,67 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Nachlass des Künstlers.<br />

- Privatsammlung New York.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)


3216<br />

3216*<br />

FEININGER, LYONEL<br />

(1871 New York 1956)<br />

Mann im blauen Anzug mit Hut. Verso: Mann<br />

mit Regenschirm. 1912.<br />

Bleistift und Buntstift auf Papier. 14 x 8,4 cm.<br />

Achim Moeller hat die Echtheit des Werkes<br />

bestätigt, es ist im Archiv des Lyonel Feininger<br />

Project, New York - Berlin, mit der Nummer<br />

1169-09-10-12 registriert.<br />

Provenienz:<br />

- Alois J. Schardt, Halle/Pomona, Kalifornien.<br />

- Privatsammlung New York.<br />

Diese Zeichnung ist 1912 in Berlin entstanden<br />

und zeigt einen Mann im blauen Anzug mit<br />

„Prinz-Heinrich-Mütze“, der mit den Händen in<br />

den Taschen und schnellem Schritt seinem Ziel<br />

entgegeneilt. Schon in seinen wenigen flüchtigen<br />

Strichen zeigt sich die Bravour, zu der es<br />

Feininger als Zeichner gebracht hat.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

| 23


Moderne Kunst<br />

| 24<br />

3217<br />

3217*<br />

GROSZ, GEORGE<br />

(1893 Berlin 1959)<br />

Ick vazeih dia allet - mir is so mies.<br />

Kreidezeichnung auf Papier. Unten links signiert:<br />

Grosz, zudem in der Darstellung betitelt.<br />

Verso mit dem Nachlassstempel, dort mit der<br />

handschriftlichen Bezeichnung 24 159 4“ sowie<br />

datiert „ca. 1926".<br />

59 x 45 cm.<br />

CHF 8 000.- / 10 000.-<br />

(€ 6 670.- / 8 330.-)


3218<br />

3218<br />

FEININGER, LYONEL<br />

(1871 New York 1956)<br />

Departure. 8.8.43.<br />

Aquarell und Tusche auf Japanpapier. Unten<br />

links signiert: Feininger, zudem unten rechts<br />

datiert: 8.8.43.<br />

19,7 x 29, 8 cm.<br />

Die Authentizität der Arbeit wurde von Achim<br />

Moeller, The Lyonel Feiniger Project LLC, New<br />

York, bestätigt, 15. August 2012. Das Werk wird<br />

in das Lyonel Feininger Archiv für Zeichnungen<br />

und Aquarelle aufgenommen und ist unter der<br />

Nummer 1160-08-15-12 dort registriert.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung Connecticut.<br />

- Galerie Thomas, München.<br />

- Kauf bei Galerie Thomas 1991, seitdem in<br />

Schweizer Privatbesitz.<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

| 25


Moderne Kunst<br />

3219<br />

KLIMT, GUSTAV<br />

(1862 Wien 1918)<br />

Vorgebeugt sitzende Aktfigur, teilweise verdeckt.<br />

1914.<br />

Bleistift auf Papier, auf Karton aufgelegt. Unten<br />

links signiert und datiert: Gustav Klimt 1914.<br />

56,5 x 36,5 cm.<br />

Die Authentizität der Arbeit wurde von Frau<br />

Dr. Marian Bisanz-Prakken, Albertina Wien,<br />

bestätigt. Sie wird diese Zeichnung in den<br />

Ergänzungsband des Werkverzeichnisses der<br />

Zeichnungen Gustav Klimts aufnehmen. Wir<br />

danken ihr für ihre wissenschaftliche Hilfe und<br />

ihren Textbeitrag.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung Alfred Lohner (Schauspieler am<br />

Burgtheater Wien von 1918-1928).<br />

- Durch Erbschaft an den heutigen Eigentümer,<br />

Schweiz.<br />

Gustav Klimt hat seine Zeichnungen mehrmals<br />

signiert, aber nur selten datiert. Datierte Blätter<br />

sind zumeist von den späten 1870er Jahren bis<br />

1904, vereinzelt bis 1910 anzutreffen. Mit dieser<br />

1914 datierten und signierten Studie einer sitzenden,<br />

teilweise verdeckten Aktfigur liegt das<br />

bisher späteste Beispiel einer datierten Klimt-<br />

Zeichnung vor. Ebenso selten im Bereich der<br />

Zeichenkunst ist die Art, in der Klimt Signatur<br />

und Datum miteinander verbindet. Unterhalb<br />

der übereinander positionierten, blockhaft<br />

zusammengefassten Wörter GUSTAV und<br />

KLIMT - eine an sich häufig verwendete<br />

Signatur - bilden die durch einen Leerraum<br />

getrennten Zahlen 19 und 14 gleichsam die<br />

Pfeiler für die beiden Querbalken. Ähnliche<br />

„architektonische“ Kombinationen von Signatur<br />

und Jahreszahl kommen sonst nur bei den<br />

Gemälden vor, vor allem im Bereich der<br />

Figurenmalerei. In Porträtgemälden wie „Emilie<br />

Flöge“ (1902), „Margarete Stonborough-<br />

| 26<br />

Wittgenstein“(1905), „Fritza Riedler“ (1906)<br />

oder „Adele Bloch-Bauer“ (1907) wie auch in<br />

„Salome“ (1909) werden Schrift und Datum von<br />

einem goldenen Quadrat eingefasst. Im<br />

Gemälde "Der schwarze Federhut" (1910) stehen<br />

Signatur und Datum wie in der vorliegenden<br />

Zeichnung frei im Raum.<br />

Obwohl Funktion und Bestimmung der ganz für<br />

sich stehenden Zeichnung nicht bekannt sind,<br />

hat Klimt dieser Arbeit angesichts der aussergewöhnlichen<br />

Art des Signierens und Datierens<br />

zweifellos eine besondere Bedeutung zugemessen.<br />

Die hagere Sitzgestalt, deren Expressivität<br />

an die Figuren von Egon Schiele erinnert,<br />

besticht durch die Intensität des<br />

Gesichtsausdrucks wie auch durch die heftigen<br />

Strichkonzentrationen außerhalb der pulsierenden<br />

Körperkonturen. Die scharfen Umrisse der<br />

teilweise verdeckten Brust und des linken<br />

Oberarms stehen den flüchtigen Linien der<br />

Hand und des Umhangs markant gegenüber.<br />

Die komplexe Räumlichkeit der vorgebeugt<br />

Sitzenden und die zu einem leeren Rechteck<br />

reduzierte Sitzgelegenheit halten einander die<br />

Waage. Wirkungsvoll setzt Klimt Signatur und<br />

Datum in den Leerraum der vorderen Bettkante<br />

hinein. In dieser kalligraphischen Insel begegnen<br />

sich die Horizontal- und Vertikalachsen der<br />

Füße und der Beckenpartie; Signatur und<br />

Datum werden so zum stabilisierenden Element<br />

der Komposition.<br />

CHF 60 000.- / 80 000.-<br />

(€ 50 000.- / 66 670.-)


3219<br />

| 27


Moderne Kunst<br />

3220<br />

ROUAULT, GEORGES<br />

(1871 Paris 1958)<br />

Tête d’homme (profil). 1918.<br />

Aquarell und Kreide auf Papier. Unten mittig<br />

datiert und signiert: 1918_G.Rouault_.<br />

Verso mit eigenhändigem Gedicht.<br />

31 x 20,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- John Quinn, New York.<br />

- Auktion Hotel Drouot „Tableau Modernes<br />

- Aquarelles, Gouaches, Dessins (...) provenant<br />

de la Collection John Quinn", Paris,<br />

Oktober 1926, Los Nr. 1077.<br />

- Privatsammlung Paris.<br />

- Privatsammlung Schweiz (durch Erbschaft<br />

an den heutigen Eigentümer).<br />

Literatur: Dorival, Bernard/Rouault,<br />

Isabelle: Rouault, L’oeuvre peint. Monte-<br />

Carlo 1988, Bd. I, Nr. 598, S. 170 (mit<br />

Abb.).<br />

Die beiden Aquarelle (3220, 3221) waren<br />

einst im Besitz des bekannten amerikansichen<br />

Sammlers John Quinn. Zusammen mit<br />

einem ähnlichen Werk aus der Serie, welches<br />

den Namen „Superhomme“ trägt<br />

(Dorival, Rouault Nr. 610), wurden sie 1926<br />

in Paris versteigert. Interessant dabei ist,<br />

dass auf der Rückseite des vorliegenden<br />

Blattes ein eigenhändiges Gedicht von<br />

Rouault steht, in dem es um eben diesen<br />

„Superhomme“ geht:<br />

Superhomme apparaît<br />

Joseph Prudhomme disparaît<br />

te voilà mort et enterré<br />

et combien regretté<br />

même par ceux qui t’avaient le plus blagué<br />

Superhomme va régner<br />

et pour sa baudruche dégonfler<br />

tout le genre humain devra s’allier!<br />

CHF 10 000.- / 20 000.-<br />

(€ 8 330.- / 16 670.-)<br />

| 28<br />

3220


3221<br />

3221<br />

ROUAULT, GEORGES<br />

(1871 Paris 1958)<br />

Tête de Femme. Profil. 1910-19.<br />

Aquarell auf Papier.<br />

28 x 19 cm.<br />

Provenienz:<br />

- John Quinn, New York.<br />

- Auktion Hotel Drouot „Tableau Modernes -<br />

Aquarelles, Gouaches, Dessins (...) provenant<br />

de la Collection John Quinn", Paris, Oktober<br />

1926, Los Nr. 1049.<br />

- Privatbesitz Paris.<br />

- Privatbesitz Schweiz.<br />

Literatur: Dorival, Bernard/Rouault, Isabelle:<br />

Rouault, L’oeuvre peint. Monte-Carlo 1988, Bd.<br />

I, Nr. 702, S. 208 (mit Abb.).<br />

CHF 10 000.- / 20 000.-<br />

(€ 8 330.- / 16 670.-)<br />

| 29


Moderne Kunst<br />

| 30<br />

3222<br />

3222<br />

HESSE, HERMANN<br />

(Calw 1877 - 1962 Montagnola)<br />

Tessiner Dorf. Um 1919.<br />

Aquarell auf Papier.<br />

Auf dem Unterlagekarton mit dem<br />

Besitzerstempel: Bruno Hesse CH-3399<br />

Oschwand, sowie datiert: 1919.<br />

21 x 17 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung Bruno Hesse, Oschwand (bis<br />

1999).<br />

- Frau Rose Berger-Bühlmann (zweite Frau von<br />

Bruno Hesse).<br />

- Privatsammlung Bern.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 4 170.- / 5 830.-)


3223<br />

3223<br />

HESSE, HERMANN<br />

(Calw 1877 - 1962 Montagnola)<br />

O Täler weit. 1919.<br />

Aquarell und Gouache auf Papier.<br />

Unten mittig signiert und datiert: Hesse 19.<br />

Verso mit dem Besitzerstempel: Bruno Hesse<br />

CH-3399, bezeichnet und datiert: Hesse O<br />

Täler weit 1919. Auf dem Unterlagekarton mit<br />

dem Besitzerstempel: Bruno Hesse CH-3399<br />

Oschwand, sowie signiert und bezeichnet : H.<br />

Hesse O Täler weit.<br />

18 x 14 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung Bruno Hesse, Oschwand (bis<br />

1999) (verso mit dem Stempel).<br />

- Frau Rose Berger-Bühlmann (zweite Frau von<br />

Bruno Hesse).<br />

- Privatsammlung Bern.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 4 170.- / 5 830.-)<br />

| 31


Moderne Kunst<br />

3224<br />

HESSE, HERMANN<br />

(Calw 1877 - 1962 Montagnola)u<br />

Landschaft bei Montagnola. 1920.<br />

Aquarell auf Papier. Unten rechts datiert:<br />

14.II.1920.<br />

Auf dem Unterlagkarton mit dem<br />

Besitzerstempel: Bruno Hesse CHF-3339<br />

Oschwand, sowie von Bruno Hesse betitelt und<br />

datiert: Montagnola 1920.<br />

8.5 x 14 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung Bruno Hesse, Oschwand (bis<br />

1999).<br />

- Frau Rose Berger-Bühlmann (zweite Frau von<br />

Bruno Hesse).<br />

- Privatsammlung Bern.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

3225<br />

HESSE, HERMANN<br />

(Calw 1877 - 1962 Montagnola)<br />

Montagnola. Wohl 1920.<br />

Aquarell auf Papier. Unten links datiert: 14.<br />

VI.20.<br />

Auf dem Unterlagekarton mit dem<br />

Besitzerstempel: Bruno Hesse CH-3399<br />

Oschwand, sowie von Bruno Hesse betitelt und<br />

datiert: Montagola 1920.<br />

12 x 16,3 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Privatsammlung Bruno Hesse, Oschwand (bis<br />

1999).<br />

- Frau Rose Berger-Bühlmann (zweite Frau von<br />

Bruno Hesse).<br />

- Privatsammlung Bern.<br />

CHF 5 000.- / 7 000.-<br />

(€ 4 170.- / 5 830.-)<br />

| 32<br />

3224<br />

3225


3226<br />

3226<br />

CAMOIN, CHARLES<br />

(Marseille 1879 - 1965 Paris)<br />

Gairaut. 1958.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert:<br />

Ch Camoin.<br />

60 x 73 cm.<br />

Dieses Werk wird in den von den Archives<br />

Camoin in Vorbereitung befindlichen Catalogue<br />

Raisonné der Gemälde von Charles Camoin<br />

aufgenommen.<br />

Provenienz:<br />

- Kunsthandel Beda Eberhard, Schweiz.<br />

- Pivatsammlung Schweiz (bei obigem 1961<br />

erworben).<br />

CHF 15 000.- / 25 000.-<br />

(€ 12 500.- / 20 830.-)<br />

| 33


Moderne Kunst<br />

3227*<br />

SIGNAC, PAUL<br />

(1863 Paris 1935)<br />

Les Andelys. Château-Gaillard. 1921.<br />

Öl auf Leinwand. Unten links signiert: P.<br />

Signac.<br />

65 x 92 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Georges Lévy, Paris (April 1922).<br />

- Gleises Paris (Februar 1926).<br />

- Gérard Frère, (Januar 1928).<br />

- Galerie Rodriguès Henriques, Paris (1930).<br />

- Gaston Lévy, Paris.<br />

- Drouot Paris, Auktion, 17. November 1932,<br />

Kat.Nr. 110 (mit Abb.).<br />

- Maurice Bernheim.<br />

- Privatsammlung Paris (durch Erbschaft).<br />

- Privatsammlung.<br />

Ausstellung:<br />

- Paris 1922. Salon des Independants, Nr. 3226,<br />

Paris 1922.<br />

- Brüssel 1923: Galerie Giroux, Brüssel 1923.<br />

- Köln 1997: Pointillismus auf den Spuren von<br />

Georges Seurat, Wallraf-Richartz-Museum,<br />

Köln, 6. September - 10. November 1997.<br />

- Hiroshima 2003/2004: Monet and Renoir:<br />

Two Great Impressionist Trends, Prefectural<br />

Art Museum, 1. November 1 2003 - 15.<br />

January 2004, no.38, S.71 (mit Abb.).<br />

Wanderausstellung: Tokyo, The Bunkamura<br />

Museum of Art, 7. Februar - 9. Mai 2004.<br />

Literatur:<br />

- Chavance, René „Le Salon des Indépendants“,<br />

La Liberté, 28. Januar 1922, S. 2.<br />

- Hébert, P. „Le Salon des Indépendants“, La<br />

Justice, 6. Februar 1922, S. 2.<br />

- „Enquête, Tableaux de chevalet ou peinture<br />

décorative“ in Le Bulletin de la vie artistique,<br />

15. Februar 1922, S. 77 (mit Abb.).<br />

- Chavance, Réne. „Le Salon des<br />

Indépendants“, L’Explorateur Français, 20.<br />

Februar 1922, S. 582.<br />

- Kahn, Gustave. „Exposition des<br />

Indépendants“, Mercure de France, 1. März<br />

1922, S. 487.<br />

- Roger-Marx, Claude. „Le 33e Salon des<br />

Indépendants“, Art et Décoration März 1922,<br />

S. 66.<br />

- Cachin, Françoise. Signac - Catalogue<br />

Raisonné de l’oeuvre peint, Gallimard, Paris<br />

2000, Nr. 547, S. 316 (mit Abb.), Masse im<br />

Werkverzeichnis abweichend.<br />

Paul Signac gehört zu den einflussreichsten<br />

Künstlern des auslaufenden 19. Jahrhunderts,<br />

der mit der Erfindung des sogenannten<br />

Pointillismus die Türen für viele moderne<br />

Kunstströmungen geöffnet hat. 1884 treffen<br />

Paul Signac und Georges Seurat zusammen und<br />

entwickeln gemeinsam den divisionistischen<br />

Malstil, der als Post-Impressionismus oder<br />

Pointillimus in die Kunstgeschichte eingeht.<br />

Durch Seurats frühen Tod im Jahr 1891 wird<br />

Signac zum Wortführer dieser Kunstrichtung.<br />

Seine Farbtheorie legt er 1899 in dem<br />

Standardwerk „D’Eugène Delacroix au Néo-<br />

| 34<br />

Impressionisme“ fest; untermauert wird dieses<br />

Traktat durch den Kritiker Felix Fénéon und<br />

den Naturwissenschaftler Charles Henry.<br />

Signac hält sich konsequent an seine Theorie<br />

und setzt sie auch in unserem Gemälde eindrücklich<br />

um. Anders als sein grosses Vorbild<br />

Claude Monet mischt er die Farben nicht mehr<br />

auf seiner Palette, sondern nutzt die neu aufgekommene<br />

Farbenlehre und setzt die Pigmente<br />

auf den Gemälden nebeneinander. Auf diese<br />

Weise bleiben die verwendeten Farben rein,<br />

kräftig und strahlend und das Auge des<br />

Betrachters übernimmt selbst die „Vermischung<br />

der Farben“. Erst direkt vor dem Bild erkennen<br />

wir, dass es sich um einzelne, aneinander gesetzte<br />

Farbpunkte handelt; von Weitem erschliesst<br />

sich dem Betrachter ein einheitliches Gemälde.<br />

Dieser revolutionäre Einsatz von Farben macht<br />

es notwendig, den Werken eine klare<br />

Komposition zu Grunde zu legen, damit diese<br />

einzigartige Wirkung in Kraft tritt. Signac führt<br />

aber mit dem Pointillismus nicht nur eine neue<br />

Kunstgattung im ausgehenden 19. Jahrhundert<br />

ein, sondern die „formal abstrahierende pointillistische<br />

Technik“ legt den Grundstein für die<br />

„gegenstands - und raumauflösenden Tendenzen<br />

des 20. Jahrhunderts“ (zit.: art Directory).<br />

Am Ufer der Seine stehend blickt der<br />

Betrachter auf das kleine Dorf Les Andelys und<br />

die sich darüber erhebenden Ruinen des<br />

geschichtsträchtigen Château-Gaillard. 1194<br />

kehrt Richard Löwenherz, König von England,<br />

von seinem Dritten Kreuzzug zurück und will<br />

die englische Oberherrschaft an der Ostgrenze<br />

der Normandie festigen. Aus diesem Grund<br />

nutzt er den vom Papst auferlegten Frieden<br />

nach der Schlacht von Vêndome, um in nur<br />

zwei Jahren die gewaltige Grenzfestung<br />

Château-Gaillard mit Blick über das Seinetal,<br />

ca. 100 Kilometer von Paris entfernt, zu errichten.<br />

Unter Richards Bruder und Nachfolger<br />

Johann Ohneland wird die Festung zu Beginn<br />

des 13. Jahrhunderts von den Franzosen erfolgreich<br />

belagert, so dass 1204 die Normandie an<br />

Frankreich fällt. Im 14. Jahrhundert werden hier<br />

historische Persönlichkeiten wie Margarete von<br />

Burgund oder Karl II. von Navarra eingekerkert.<br />

Im 15. Jahrhundert folgen zahlreiche<br />

Belagerungen und die Burg fällt zwischendurch<br />

wieder an die Franzosen. Zuletzt wird sie durch<br />

Heinrich von Navarra belagert, geschliffen und<br />

an die Mönche von Les Andelys übergeben.<br />

1611 beginnen die Abrissarbeiten, die nach kurzer<br />

Unterbrechung durch Richelieu fortgesetzt<br />

werden. 1852 werden die Ruinen in die Liste<br />

der monument historiques aufgenommen.<br />

Die Bäume am Ufer scheinen die Ruinen fast<br />

einzurahmen und lenken, auch durch ihre dunkleren<br />

Farben, den Blick des Betrachters direkt<br />

auf die hellen, in Gelb-, Rosa- und Weisstönen<br />

gehaltenen Ruinen. Darüber hinaus setzt Sigac<br />

die Spiegelung der Burg in der Seine effektvoll<br />

ein - fast hat man den Eindruck, sie würde bis<br />

zu unserem Ufer reichen. Pyramidenförmig läuft<br />

die Spiegelung auf uns zu und zieht unsere<br />

Aufmerksamkeit voll und ganz zu dem historischen<br />

Monument. Die überwiegend hellen,<br />

aber kräftigen Farben sind typisch für Signacs<br />

Farbpalette und erzeugen die für ihn so charakteristische,<br />

warme Atmosphäre.<br />

Bereits 1886, zwei Jahre nach seinem ersten<br />

Zusammentreffen mit Georges Seurat, hält sich<br />

Paul Signac mehrere Monate in Les Andelys,<br />

im Norden der Normandie, auf; es entstehen<br />

zahlreiche Werke, die die Umgebung wiedergeben<br />

(siehe: Francoise Cachin, Signac. Catalogue<br />

raisonné, Nr. 119 - 128). Unter diesen Werken<br />

befindet sich auch eine Ansicht des Château-<br />

Gaillard (siehe Abb. 1). 1921 reist er erneut nach<br />

Les Andelys und schafft u.a. eine zweite<br />

Version der Ansicht des Château Gaillard, die<br />

eindrucksvoll seine künstlerische Entwicklung<br />

darlegt. Die Version von 1886, heute im Nelson-<br />

Atkins Museum of Art in Kansas, ist Signacs<br />

Frühwerk zuzuordnen. Der Bildaufbau ist sehr<br />

streng und akademisch: im Vordergrund erstrecken<br />

sich Bäume, dahinter das Dorf, angedeutet<br />

durch die Häuser, und über allem erhebt sich<br />

die Burgruine. Die Punkte sind noch sehr klein,<br />

beschreiben aber exakte Farbflächen ohne dass<br />

es zu einer Vermischung kommt. Obwohl man<br />

den Weg in die Moderne und die neue<br />

Kunstrichtung sieht, spürt man doch noch die<br />

Unsicherheit des Künstlers. Ganz anderes in<br />

unserem Werk, das 25 Jahre später entsteht.<br />

Dieses Werk zeigt eindrucksvoll das Können<br />

des Künstlers, der seinen neuen Stil gefunden<br />

hat und ihn selbstsicher und qualitätsvoll<br />

umsetzt. Die Punkte sind freier und grösser<br />

geworden, die Farbflächen begrenzen sich nicht<br />

mehr gegenseitig, sondern fliessen zum Teil<br />

ineinander über, so dass die Komposition mehr<br />

Tiefe erhält. Gleichzeitig wird die Farbpalette<br />

reicher und vielseitiger. Auch der Bildaufbau<br />

zeigt einen reifen, erfahrenen Künstler. Das<br />

Augenmerk des Betrachters wird immer noch<br />

auf die Burg gezogen, aber Signac benötigt<br />

keine klassische Komposition mehr, sondern<br />

schafft mit subtilen Mitteln wie dem Einsatz der<br />

Farbe, der Spiegelung und auch der<br />

Positionierung des Betrachterstandpunktes am<br />

Ufer, unseren Blick zu lenken.<br />

CHF 3 200 000.- / 3 800 000.-<br />

(€ 2 666 670.- / 3 166 670.-)


3227<br />

Ausklapper<br />

| 35


Moderne Kunst<br />

3227*<br />

SIGNAC, PAUL<br />

(1863 Paris 1935)<br />

Les Andelys. Château-Gaillard.<br />

Oil on canvas. Signed lower left: P. Signac.<br />

65 x 92 cm.<br />

Provenance:<br />

- Georges Lévy, Paris (April 1922).<br />

- Gleiszes, Paris (February 1926).<br />

- Gérard Frère, (1928).<br />

- Galerie Rodriguès Henriques, Paris (1930).<br />

- Gaston Lévy, Paris.<br />

- Drouot Paris, Auction, 17 November 1932, Cat<br />

No. 110 (with ill.).<br />

- Maurice Bernheim.<br />

- Private collection, Paris.<br />

- Private collection.<br />

Paul Signac is one of the most influential artists<br />

of the end of the 19th century, who, with the<br />

invention of the technique known as Pointillism,<br />

opened the doors for many movements in<br />

Modern Art. In 1884 Paul Signac and Georges<br />

Seurat met and together developed the divisionist<br />

style of painting, which entered the history<br />

of art under the name of Post-Impressionism or<br />

Pointillism. With Seurat’s early death in 1891<br />

Signac became the spokesman of this artistic<br />

tendency. In 1899 he set down his colour theory<br />

in the definitive text “D’Eugène Delacroix au<br />

Néo-Impressionisme”; this treatise was backed<br />

by the critic Felix Fénéon and the natural scientist<br />

Charles Henry. Signac stayed true to his<br />

theory and brought it into play most effectively<br />

in our painting here. Unlike Claude Monet, on<br />

whom he had most modelled himself, he no longer<br />

mixed the colours on the palette, but<br />

employed the newly developed colour theories,<br />

placing the pigments alongside each other on<br />

the paintings. In this way the colours remain<br />

pure, powerful and gleaming and it is the eye of<br />

the observer which undertakes the mixing of<br />

the colours. Only when we are directly in front<br />

of the painting we recognise that these are single<br />

points of colour placed alongside each other;<br />

viewed from a distance this becomes a unified<br />

painting. This revolutionary use of colours<br />

requires the underpinning of a clear composition<br />

so that the full power of this unique effect can<br />

emerge. With Pointillism, however, Signac introduced<br />

not only a new artistic genre at the end<br />

of the 19th century, but with the “abstraction of<br />

form of the pointillist technique” he laid the<br />

foundation for “the 20th century trend towards<br />

the dismantling of form and space” (quote: art<br />

Directory).<br />

| 36<br />

Standing on the bank of the River Seine the<br />

observer looks over towards the small village of<br />

Les Andelys and the ruins of the historically<br />

important Château-Gaillard which tower above<br />

it. In 1194 Richard the Lionheart, King of<br />

England, returned from his third crusade and<br />

wished to consolidate English rule over the eastern<br />

border of Normandy. For this reason he<br />

made use of the peace imposed by the Pope<br />

after the Battle of Vêndome, in order to erect in<br />

only two years the mighty boundary stronghold<br />

Château-Gaillard with its view over the Seine<br />

valley, around 100 km from Paris. Under<br />

Richard’s brother and successor John the<br />

Landless, the stronghold was successfully besieged<br />

by the French at the beginning of the 13th<br />

century, with the result that in 1204 Normandy<br />

fell to France. In the 14th century, historical<br />

figures such as Margaret of Burgundy and Carl<br />

II of Navarre were imprisoned there. In the 15th<br />

century many sieges ensued and the castle fell<br />

again to the French. The castle was finally<br />

besieged by Henry of Navarre, razed and handed<br />

over to the monks of Les Andelys. In 1611<br />

the work of demolition began, which, having<br />

been discontinued briefly under Richelieu, was<br />

then resumed. In 1852 the ruins were included<br />

in the list of monuments historiques (historically<br />

significant buildings).<br />

The trees on the river bank appear to almost<br />

frame the ruins and, thanks especially to the<br />

contrast with the dark colours of the trees, the<br />

observer’s gaze is guided directly towards the<br />

ruins rendered in light yellow pink and white<br />

tones. In particular, Signac employs the reflection<br />

of the castle in the Seine to great effect –<br />

we almost have the impression that it will reach<br />

as far as our part of the river bank. Pyramidlike,<br />

the reflection tapers towards us and draws<br />

our attention fully and completely to the historical<br />

monument. The predominantly light but<br />

powerful colours are typical of Signac’s palette<br />

and create the warm atmosphere which is typical<br />

of his work.<br />

Already in 1886, two years after his first meeting<br />

with Georges Seurat, Paul Signac spent<br />

several months in Les Andelys in Northern<br />

Normandy; numerous works ensued which<br />

reflect the surrounding area (see: Francoise<br />

Abb. 1: Paul Signac. Les Andelys, Château Gaillard, 1886. Oil on canvas,<br />

17 11/16 x 25 9/16 inc. (44.9 x 64.9 cm). The Nelson-Atkins Museum of<br />

Art, Kansas City, Missouri. Purchase: acquired through the generosity of<br />

an anonymous donor, F78-13. Photo: Mel McLean<br />

Cachin, Signac. Catalogue raisonné, No. 119 -<br />

128). Amongst these works is a view of<br />

Château-Gaillard (fig. 1). In 1921 he travelled<br />

again to Les Andelys and (amongst other<br />

works) created a second version of the view of<br />

Château Gaillard, which most effectively<br />

demonstrates his artistic development. The<br />

1886 version, today at the Nelson-Atkins<br />

Museum of Art in Kansas, belongs to Signac’s<br />

early period. The composition is very strict and<br />

academic: trees occupy the foreground, behind<br />

is the village indicated by the houses, and the<br />

castle ruins rise above them. The dots are as yet<br />

very small, conveying precise colour surfaces<br />

without any kind of mixing. Although we can<br />

see signs of Modernism and a new artistic direction,<br />

we are still aware of the artist’s uncertainty.<br />

It is an entirely different matter in the work<br />

presented here, which was made 25 years later.<br />

This work reveals with some force the power of<br />

the artist who has found his new style and who<br />

expresses it with confidence and great skill. The<br />

dots have become looser and larger, the colour<br />

planes are no longer sharply delineated, but flow<br />

to some extent into one another, so that the<br />

composition has more depth. At the same time<br />

the colour palette has become richer and more<br />

multifarious. The composition too reveals an<br />

artist of maturity and experience. The<br />

observer’s eye is still drawn to the castle, but<br />

Signac no longer requires a classic composition:<br />

by subtle means, such as the use of colour, the<br />

reflection and the positioning of the observer’s<br />

standpoint on the river bank, he succeeds in<br />

directing our gaze.<br />

CHF 3 200 000.- / 3 800 000.-<br />

(€ 2 666 670.- / 3 166 670.-)


| 37


Moderne Kunst<br />

| 38<br />

3228<br />

3228*<br />

FOUJITA, LÉONARD TSUGUHARU<br />

(Tokio 1886 - 1968 Zürich)<br />

Liegender Akt, Brustporträt. (Portrait de<br />

Femme en Buste). 1924.<br />

Tusche und Bleistift auf Papier. Unten links<br />

japanisch signiert, zudem arabisch signiert und<br />

datiert: Foujita 1924.<br />

29,5 x 39 cm.<br />

Die Authentizität der Arbeit wurde von Gilbert<br />

Pétridès bestätigt, Paris 24. Mai 1984. Das<br />

Werk ist in seinem Archiv unter der Nummer<br />

17.632 registriert.<br />

CHF 10 000.- / 20 000.-<br />

(€ 8 330.- / 16 670.-)


3229<br />

3229<br />

BAUMEISTER, WILLI<br />

(1889 Stuttgart 1955)<br />

Sitzender Akt. Um 1912.<br />

Öltempera auf Karton. Verso auf Klebezettel<br />

bezeichnet: W. Baumeister Sitzender Akt, 1670.<br />

58 x 74 cm.<br />

Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen<br />

Nachtrag des Werkverzeichnis der<br />

Gemälde von Peter Beye und Felicitas<br />

Baumeister unter der Nummer 83A aufgenommen.<br />

Provenienz:<br />

- Kunsthandel Beda Eberhard, Schweiz.<br />

- Privatsammlung Schweiz.<br />

CHF 6 000.- / 9 000.-<br />

(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />

| 39


„Kunst war ihre Leidenschaft“<br />

Sammlung Marianne Hold<br />

Zusammen mit Luis Trenker suchte Marianne Hold das beeindruckende Werk „Mädchen mit Fahne“ von Karl<br />

Hofer für ihre Sammlung aus. Es standen mehrere Bilder des deutschen Malers zur Auswahl, doch sie entschied<br />

sich eindeutig für dieses grossformatige Gemälde. Im Frühjahr des Jahres 1959 holte Luis Trenker das Bild in<br />

Berlin für Marianne Hold ab und brachte es ihr nach München.<br />

Nach der Flucht mit ihrer Mutter und ihren beiden Brüdern von Johannisburg (Ostpreussen), über Berlin<br />

und schliesslich nach Innsbruck ging Marianne Hold 1948, gerade 15 Jahre alt, alleine nach Rom. Sie wollte<br />

Schauspielerin werden und hoffte in der italienischen Traumfabrik „Cinecittà“ eine Chance zu bekommen. Vorerst<br />

musste sie sich mit Gelegenheitsarbeiten ihren Unterhalt verdienen, bis sie als Assistentin in den Schnittstudios<br />

der berühmten Filmstudios endlich einen Fuss in der Tür hatte. Dort lernte sie Luis Trenker kennen, der ihr schon<br />

1949 eine Rolle in seinem Film „Duell in den Bergen“ anbot. Dies war ihre erste Rolle, es folgten einige weitere<br />

eher kleine Rollen, bis sie noch im selben Jahr ihren ersten grossen Erfolg mit dem italienischen Film „La Bionda<br />

Marianna“ hatte. Sie wurde zum neuen Star des italienischen Films.<br />

In Deutschland drehte sie 1952 ihren ersten Film, der grosse Durchbruch gelang ihr erst 1956 mit dem Film „Die<br />

Fischerin vom Bodensee“. Dieser gutbesetzte Film wurde zum Kassenschlager und Marianne Hold avancierte<br />

zusammen mit ihrem Filmpartner Gerhard Riedmann zum Top-Star des deutschen Heimatfilmes.<br />

Das Genre des Heimatfilmes erreichte in diesen Jahren seinen Höhepunkt. Die Zuschauer waren von den<br />

Filmen, die die unberührte Landschaft der Berge, das Voralpenland aber auch die norddeutsche Heidelandschaft<br />

zeigten, begeistert. Die Drehbücher waren so lebensnah, positiv und mit einem Happy End konzipiert, dass es<br />

den Zuschauern leicht fiel, sich mit den Figuren zu identifizieren. Mit regionalen Trachten, alten Traditionen und<br />

volkstümlicher Musik wurden die Geschichten ausgeschmückt und so wurden die Filme zu einer harmonisch<br />

abgerundeten, bunt ausgestatteten Faszination, die den Menschen der Nachkriegszeit eine kurze Reise oder<br />

gar Flucht in eine „Heile Welt“ ermöglichten.<br />

Drei weitere Filme drehte Marianne Hold noch mit Gerhard Riedmann, dazwischen arbeitete sie immer wieder<br />

mit ihrem Entdecker Luis Trenker. Zusammen drehten sie drei weitere Filme „Flucht in die Dolomiten“, „Von der<br />

Liebe besiegt“ und „Wetterleuchten um Maria“. Es folgten u.a. Filme mit Freddy Quinn, Peter Weck und Hans<br />

Joachim Kulenkampff. Anfang der 1960er Jahre drehte sie noch weitere Heimatfilme, doch das Genre hatte<br />

an Nachfrage verloren, die Filme erfreuten sich keines grossen Interesses mehr, da Abenteuerfilme für die<br />

Zuschauer interessanter waren. Ihren letzten Auftritt in einem Film hatte sie 1964 in einer Karl-May-Verfilmung<br />

„Der Schut“ mit Lex Barker in der Hauptrolle.<br />

In diesem Jahr wandte sich die grosse deutsche Schauspielerin von der Öffentlichkeit und der Filmbrache ab,<br />

um sich in ihr Privatleben zurückzuziehen. Sie heiratete den australischen Manager und späteren Schauspieler<br />

Frederick Stafford (eigentlich Fridrich Strobl von Stein) und gebar ein Jahr später ihren einzigen Sohn Roderik.<br />

Ihre Leidenschaft gehörte in diesen Jahren noch mehr als zuvor der Kunst. Sie war immer schon von der<br />

Malerei, der Musik und dem Theater fasziniert. Ihre eigene Gemäldesammlung hatte sie all die Jahre immer sehr<br />

aufmerksam und gezielt vergrössert. Zu dem bedeutenden Werk „Mädchen mit Fahne“ erwarb sie noch weitere<br />

Werke von Karl Hofer. Sie orientierte sich jedoch nicht nur an den grossen Namen, sondern unterstützte auch<br />

junge und unbekannte Künstler, indem sie ihre Werke kaufte. Marianne Hold hatte eine sehr vielschichtige und<br />

abwechslungsreiche Sammlung zusammengetragen. Wir freuen uns sehr, dass wir im Folgenden einige der<br />

Werke der Modernen und Zeitgenössischen Kunst aus ihrer Sammlung präsentieren können.<br />

| 40


Marianne Hold ©Foto A.Grimm/Delos/Constantin<br />

| 41


Moderne Kunst – Sammlung Marianne Hold<br />

3230<br />

HOFER, KARL<br />

(Karlsruhe 1989 - 1955 Berlin)<br />

Die grüne Fahne (Mädchen mit Fahne). 1934.<br />

Öl auf Leinwand. Unten links monogrammiert<br />

und datiert: CH 34.<br />

137,5 x 82 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Nachlass des Künstlers.<br />

- Über Luis Trenker an Marianne Hold, 1959.<br />

- Sammlung Marianne Hold, München/<br />

Schweiz.<br />

- Durch Erbschaft an den heutigen Eigentümer.<br />

Ausstellung:<br />

- Köln 1935: Karl Hofer, Kölnischer<br />

Kunstverein, Köln 1935.<br />

- Museum of Modern Art, New York (verso mit<br />

dem Aufkleber).<br />

- Berlin/Karlsruhe 1956/57:<br />

Gedächtnisausstellung: Karl Hofer, Kat.Nr. 73,<br />

Berlin 1956/57 (verso mit dem Aufkleber).<br />

- Rom 1957/58: Arte tedesca dal 1905 ad oggi,<br />

S. 43, Nr. 108 (mit Abb.), (verso mit dem<br />

Aufkleber).<br />

Literatur:<br />

- Brües, O. Die Tragödie des Geschmacks, in:<br />

Kölnische Ztg., Nr.36, Köln 16.02.1935.<br />

- Der Maler C.H., in: Freiheit (Düsseldorf),<br />

9.5.1947.<br />

- McGraw-Hill Dictionary of Art, Bd. 3,<br />

London 1969, S. 108 (mit Abb.).<br />

- Wohlert, Karl Bernhard. Karl Hofer:<br />

Werkverzeichnis der Gemälde, Köln 2007, Bd.<br />

II, S. 208, Kat.Nr. 1068 (mit Abb.).<br />

„Und wenn die Hysteriker Krämpfe kriegen,<br />

das Zentralproblem der bildenden Kunst ist und<br />

bleibt der Mensch und das Menschliche, das<br />

ewige Drama“ (zit. Karl Hofer, www.karl-hofer.<br />

de).<br />

Karl Hofer wird 1878 als Sohn eines<br />

Militärmusikers in Karlsruhe geboren. Nach<br />

einer kaufmännischen Lehre beginnt er 1897 bei<br />

Leopold von Kalckreuth und Hans Thoma sein<br />

Studium an der Grossherzoglichen Badischen<br />

Akademie der Bildenden Künste in seiner<br />

Heimatstadt. Sein Mäzen, der Schweizer<br />

Kaufmann Theodor Reinhart, ermöglicht ihm<br />

einen mehrjährigen Aufenthalt in Rom, der<br />

grossen Einfluss auf seine künstlerische<br />

Entwicklung haben soll. In Rom setzt er sich,<br />

| 42<br />

auf Anraten Julius Meier-Graefes, mit der Kunst<br />

des Deutsch-Römers Hans von Marées auseinander.<br />

Bisher ist Hofer geprägt durch die Kunst<br />

des Symbolismus, die sich ebenso wie die<br />

Historienmalerei, durch inhaltliche und narrative<br />

Aspekte definiert. Hofer beginnt in Rom sich<br />

von dieser Vorstellung zu lösen und gibt, wie<br />

sein Vorbild Marées, Form und Farbgebung den<br />

Vorzug. 1908 zieht er nach Paris und lernt die<br />

Werke Cézannes, Picassos, Braques und El<br />

Grecos kennen. Mit seiner Internierung kurz<br />

nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges verändert<br />

sich sein Leben grundlegend. Er kehrt erst<br />

1919, nach einem Schweiz-Aufenthalt, nach<br />

Deutschland zurück. In Berlin entwickelt Karl<br />

Hofer seinen unverkennbaren expressiven Stil<br />

und seine typische Farbpalette. Verträge mit der<br />

Kunsthandlung Cassirer sowie Ausstellungen in<br />

der Galerie Flechtheim Berlin, Galerie Caspari<br />

München und der Städtischen Kunsthalle<br />

Mannheim führen in der frühen Weimarer<br />

Republik zu seinem künstlerischen Durchbruch.<br />

Mit der Machtübernahme der<br />

Nationalsozialisten 1933 verliert er umgehend<br />

seine Professur an der Akademie der Künste in<br />

Berlin und gehört 1937 zu den Künstlern, die in<br />

der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München<br />

diffamiert werden. Im Krieg wird durch einen<br />

Bombenangriff sein Atelier und somit ein<br />

Grossteil seines Werkes zerstört. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg ernennt man Hofer zum<br />

Direktor der Akademie der Bildenden Künste.<br />

In dieser Funktion setzt er sich besonders für<br />

die kulturpolitische Arbeit ein. Als einer der<br />

bedeutensten Vertreter der figürlichen Malerei<br />

in Deutschland wehrt er sich vehement gegen<br />

die zunehmende Strömung Abstrakter Kunst in<br />

Deutschland. 1955 stirbt Karl Hofer in Berlin.<br />

„Die grüne Fahne“ malt Hofer 1934, als er von<br />

den neuen Machthabern bereits diffamiert und<br />

seines Postens an der Akademie enthoben worden<br />

ist. Eine junge Frau mit leuchtend gelbem<br />

Kleid steht im Mittelpunkt des Werkes und hält<br />

eine an einem Stock befestigte Fahne vor sich.<br />

Nichts lenkt den Blick des Betrachters von der<br />

Frau ab. Das gelbe Kleid hebt sich effektvoll<br />

Marianne Hold und Luis Trenker (Flucht in<br />

die Dolomiten) 1955 ©Foto: Privatsammlung<br />

R.Strobl.<br />

vom bräunlichen Hintergrund ab. Ihr fester<br />

Griff und die selbstbewusste Haltung strahlen<br />

Kraft und Selbstsicherheit aus, die aber durch<br />

den ausweichenden, in sich gekehrten und für<br />

Hofer so typischen Blick leicht revidiert werden.<br />

Sie wirkt sehr einsam, zwar selbstbewusst,<br />

aber nicht bereit, mit ihrer Fahne in den Kampf<br />

zu ziehen. Immer wieder wird Karl Hofer die<br />

Fähigkeit zugeschrieben, in seinen Werken die<br />

politischen und gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen vorauszusehen. Ist es auch in<br />

unserem Bild der Fall? Deutet er hier die<br />

Notwendigkeit und gleichzeitige Sinnlosigkeit<br />

des Kampfes des Einzelnen gegen das neue<br />

Regime an?<br />

Hofer verwendet dieses Motiv in seinem<br />

Oeuvre vier Mal - die früheste Darstellung<br />

stammt aus dem Jahr 1921 (Wohlert 452), zwei<br />

spätere Versionen von 1943 (Wohlert 1671) und<br />

von 1952 (Wohlert 2456) sowie unsere Version<br />

von 1934. Der Vergleich der vier Versionen zeigt<br />

immer denselben Bildaufbau, allein an den<br />

Figuren erkennt man, dass es sich bei unserem<br />

vorliegenden Werk um den reifen Stil des<br />

Künstlers der 30er Jahre handelt. Die<br />

Körperhaltung ist frei und dynamisch, wogegen<br />

sie in anderen Versionen eher statisch wirkt.<br />

Auch die Kopfform hat nicht mehr eine etwas<br />

unbeholfene, runde Form, sondern vermittelt<br />

durch ihre ovale Form dem Betrachter das<br />

Gefühl von Harmonie und Schönheit.<br />

Karl Hofer gehört in der ersten Hälfte des 20.<br />

Jahrhunderts zu den bedeutendsten Künstlern in<br />

Deutschland. Er wird beeinflusst durch die<br />

Kunst der Zeit, hält aber immer an seinem eigenen<br />

Stil fest.<br />

CHF 120 000.- / 180 000.-<br />

(€ 100 000.- / 150 000.-)


3230<br />

| 43


Moderne Kunst – Sammlung Marianne Hold<br />

3231<br />

3231<br />

DIMAI, RUDOLF<br />

(Innsbruck 1899 - 1986 Salzburg)<br />

Blick auf Salzburg. 1953.<br />

Aquarell auf dickem Papier. Unten rechts signiert<br />

und datiert: Dimai 1953.<br />

62 x 86 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung Marianne Hold, München/<br />

Schweiz.<br />

- Durch Erbschaft an den heutigen Eigentümer.<br />

CHF 400.- / 600.-<br />

(€ 330.- / 500.-)<br />

| 44<br />

3232<br />

HOFER, KARL<br />

(Karlsruhe 1989 - 1955 Berlin)<br />

Atalante (Amor mit Pfeil und Bogen). Um 1940.<br />

Öl auf Malkarton. Unten rechts monogrammiert:<br />

CH.<br />

55 x 37,5 cm.<br />

Die Authentizität des Werkes wurde von Karl<br />

Bernhard Wohlert bestätigt, Dortmund,<br />

25. September 2008. Das Werk wird in den in<br />

Vorbereitung befindlichen Nachtrag zu dem<br />

Werkverzeichnis der Gemälde unter der<br />

Nummer 2910 aufgenommen.<br />

Provenienz:<br />

- Nachlass des Künstlers.<br />

- Sammlung Marianne Hold, München/<br />

Schweiz.<br />

- Durch Erbschaft an den heutigen Eigentümer.<br />

Literatur:<br />

- Vgl. Wohlert, Karl Bernhard. Karl Hofer:<br />

Werkverzeichnis der Gemälde, Bd. II, Kat.Nr.<br />

817, 1789, 1790 (A - C).<br />

CHF 25 000.- / 35 000.-<br />

(€ 20 830.- / 29 170.-)


3232<br />

| 45


Moderne Kunst – Sammlung Marianne Hold<br />

3233<br />

3233<br />

MAIRE, ANDRÉ<br />

(1898 Paris 1984)<br />

Landschaft mit Figuren. 1957.<br />

Gouache auf Papier. Unten rechts signiert und<br />

datiert: André Maire 1957.<br />

50 x 65,3 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung Marianne Hold, München/<br />

Schweiz.<br />

- Durch Erbschaft an den heutigen Eigentümer.<br />

CHF 3 000.- / 5 000.-<br />

(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />

| 46<br />

3234<br />

NOVATI, MARCO<br />

(1895 Venedig 1975)<br />

Dalle Zattere - Mattino. (Venedig). 1956.<br />

Öl auf Holz. Unten links signiert:<br />

MARCONOVATI.<br />

35 x 49,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung Marianne Hold, München/<br />

Schweiz.<br />

- Durch Erbschaft an den heutigen Eigentümer.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

3235<br />

NOVATI, MARCO<br />

(1895 Venedig 1975)<br />

Stadtansicht.<br />

Öl auf Pavatex. Unten rechts signiert:<br />

MARCONOVATI.<br />

51 x 72 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung Marianne Hold, München/<br />

Schweiz.<br />

- Durch Erbschaft an den heutigen Eigentümer.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)


3234<br />

3235<br />

| 47


Moderne Kunst<br />

| 48<br />

3236<br />

3236*<br />

DALÍ, SALVADOR<br />

(1904 Figueras 1989)<br />

Profil d’Homme avec Étoile. 1934.<br />

Bleistift auf Papier.<br />

25,2 x 19,5 cm.<br />

Robert Descharnes hat die Authentizität der<br />

Zeichnung bestätigt. Ein Zertifikat kann vom<br />

Käufer bei ihm angefordert werden.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />

3237*<br />

DALÍ, SALVADOR<br />

(1904 Figueras 1989)<br />

Benvenuto Cellini und Jupiter. 1945.<br />

Aquarell, Bleistift und Tinte auf feinem Karton.<br />

Unten links signiert und datiert: Dalí 1945.<br />

Zudem am unteren Rand, ausserhalb der<br />

Darstellung von Gala bezeichnet: volume 2ieme<br />

page 42 „j’allumai m’a torche et comme elle se<br />

trouvait un peu au dessus de la tête du Jupiter,<br />

... produisaient un effet merveilleux.“<br />

18,8 x 10,8 cm.<br />

Die Authentizität des Werkes wurde von<br />

Nicolas Descharnes bestätigt, Mai 2012, das<br />

Zertifikat ist von Robert, Nicolas und Oliver<br />

Descharnes unterschrieben.<br />

Provenienz:<br />

- Galerie du Dragon, Paris.<br />

- Christie’s London, 5. Dezember 1978, Los 170<br />

(mit Abb).<br />

- Privatsammlung Deuschland, bei obiger<br />

Auktion erworben.<br />

CHF 110 000.- / 150 000.-<br />

(€ 91 670.- / 125 000.-)


3237<br />

| 49


Moderne Kunst<br />

3238*<br />

DALÍ, SALVADOR<br />

(1904 Figueras 1989)<br />

Paysage du Port Lligat avec anges familiers et<br />

pêcheurs. 1950.<br />

Öl auf Leinwand. Unten mittig signiert und<br />

datiert: Dali 1950.<br />

61 x 61 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Sammlung Albert D. und Mary Lasker,<br />

New York.<br />

- Privatsammlung.<br />

Ausstellung:<br />

- Tokyo, 1964: Salvador Dalí: Exhibition Japan<br />

1964, Tokyo Prince Hotel Gallery, Tokyo,<br />

1964, Ausst.Kat. S. 85.<br />

- Rotterdam, 1970: Dalí, Museum Boymans-van<br />

Beuningen, 1970, Ausst.Kat. Nr. 79.<br />

- Baden-Baden, 1971: Dalí: Gemälde,<br />

Zeichnungen, Objekte, Schmuck, Staatliche<br />

Kunsthalle, Baden-Baden, 1971, Ausst.Kat.<br />

Nr. 65.<br />

Literatur:<br />

- Ausst.Kat.: „The Albert D. Lasker<br />

Collection“, mit einem Vorwort von Alfred<br />

Frankfurter, New York 1957, S. 97 (mit Abb.).<br />

- Dopangne, J. Dalí, Fernand Hazen, Paris,<br />

1974, S. 70 (mit Abb., Detail).<br />

- Romero, L. Tout Dalí en un visage, Chêne,<br />

Paris, 1975, S. 130.<br />

- Chartwell Books, Hommage a Dalí, Secaucus,<br />

New Jersey, 1980, S. 83.<br />

- I Dalí d’oro di Salvador Dalí, Museo di Storia<br />

della Scienza, Florenz 1984.<br />

- Alexandrian, S. Dalí, Fernand Hazen, Paris,<br />

1985, S. 70 (mit Abb., Detail).<br />

- Feldman, Habsburg. The Art of Dalí: paintings<br />

watercolours and drawings, Genf, 1989,<br />

S. 38.<br />

- Capua, M. di. Dalí, Librairie Gründ, Paris,<br />

1994, S. 232.<br />

- Descharnes, Robert/Néret, G. Salvador Dalí,<br />

l’oeuvre peint 1946-1989, Köln 1993/94, Bd.<br />

II, S. 434, Nr. 956 (mit Abb.).<br />

- Fundació Gala-Salvador Dalí, Salvador Dalí,<br />

Catalogue Raisonné of Paintings, Nr. 654,<br />

www.salvador-dali.org.<br />

Salvador Dalí ist Katalane durch und durch. Der<br />

Küstenlandschaft bei Cadaqués, einem<br />

Küstendorf an der Costa Brava in Katalonien,<br />

ist er zeitlebens verbunden. Hier hat seine<br />

Familie ein eigenes Sommerhaus besessen. Mit<br />

seiner späteren Ehefrau Gala kauft er 1930 in<br />

Port Lligat, das an einer schmalen Bucht an der<br />

Halbinsel Cap de Creus nahe Cadaqués liegt,<br />

mehrere kleine Fischerhäuschen und baut sie<br />

später zu einem Wohnsitz um, der heute das<br />

Museum Casa-Museu Salvador Dalí beherbergt.<br />

Die Landschaft von Port Lligat inspiriert Dalí zu<br />

vielen seiner berühmtesten Gemälde. Um 1949-<br />

51 wird das Örtchen mit der eigentümlich terrassierten<br />

Erhebung, die auf unserem Werk<br />

rechts oben gut erkennbar ist, gleich für mehrere<br />

Bilder namensgebend. Dazu zählen zwei<br />

Versionen der berühmten „Madonna von Port<br />

| 50<br />

Lligat“, die im Haggerty Museum of Art at<br />

Marquette University in Milwaukee, USA<br />

(Fassung von 1949) und im japanischen Fukuoka<br />

Art Museum (1950), zu finden sind.<br />

Ein Grund für die gehäufte Darstellung dieser<br />

Landschaft Ende der 1940er und Anfang der<br />

1950er Jahre könnte in Dalís Heimkehr aus den<br />

USA liegen, wo der Künstler und Gala zwischen<br />

1940 und 1948 gelebt haben. Der spanische<br />

Bürgerkrieg und der Zweite Weltkrieg hat<br />

das Paar zunächst zu zahlreichen Ortswechseln,<br />

dann zur Ausreise nach Übersee getrieben.<br />

Dalí beschäftigt sich in den Jahren nach ihrer<br />

Rückkehr intensiv mit Mystizismus und der<br />

katholischen Lehre, auch davon zeugt die oben<br />

erwähnte „Madonna von Port Lligat“, deren<br />

erste Fassung der Maler gar von Papst Pius XII.<br />

im Wortsinne „absegnen“ lässt. Dalí ist auch<br />

Co-Autor des Bandes „Magie des extrêmes“,<br />

der 1952 in einer Studienreihe des<br />

Karmeliterordens erscheint. Pater Bruno de<br />

Jesús Maria (bürgerlicher Name Jacques<br />

Froissart, 1892 -1962), ein Spezialist für die<br />

Spiritualität des Karmeliterordens und ebenfalls<br />

Co-Autor dieses Buchs, erinnert sich „Salvador<br />

Dalí hat mir gesagt, dass ihn nichts so sehr stimuliert<br />

wie die Idee des Engels. Dalí wollte den<br />

Himmel malen, in das Himmelsgewölbe eindringen,<br />

um mit Gott zu kommunizieren. Gott ist<br />

für ihn eine unfaßbare Idee, unmöglich zu konkretisieren.“<br />

(zitiert nach: Robert Descharnes &<br />

Gilles Néret: Salvador Dalí. 1904-1989, Köln,<br />

1994, Bd. II. S. 423).<br />

Unmöglich zu konkretisieren - aber vielleicht<br />

anzudeuten mithilfe jener alten Formel in der<br />

Kunst, die den Allmächtigen als göttliches Licht<br />

darstellt. Auf Dalís „Ankunft“ brechen gleissende<br />

Sonnenstrahlen durch die Wolken und spiegeln<br />

sich auf den kleinen Wellen der<br />

Meeresbucht von Port Lligat. Die gelben und<br />

blauen Strahlen finden ihre farbliche<br />

Entsprechung in den beiden Engeln rechts<br />

unten. Sie scheinen sich voller Freude mit erhobenen<br />

Armen entgegen zu laufen. Die langen<br />

Schleppen ihrer Gewänder, die sich durch die<br />

Bewegung kräuseln, und die schmalen, hoch<br />

aufragenden Flügel erinnern an die Engel der<br />

Renaissance.<br />

Auch die auf der linken Seite ankernde Barke<br />

kann als Zitat - oder ironische Anspielung, gar<br />

als Persiflage eines berühmten Vorbilds gelesen<br />

werden, nämlich Antoine Watteaus<br />

„Einschiffung nach Kythera“, auf der eine vornehme<br />

Gesellschaft in einem prächtigen, saftiggrünen<br />

Garten darauf wartet, zu einer sagenumwobenen<br />

Liebesinsel übersetzt zu werden.<br />

Ausgedörrt, kahl und leer, bevölkert von seltsam<br />

substanzlosen, fast durchscheinenden Gestalten<br />

ist die Bucht von Port Lligat aber kein Paradies,<br />

sondern erscheint als geheimnisvoller Ort eines<br />

Traums, der von einem mystischen Licht durchdrungen<br />

wird.<br />

Visionen ganz anderer Art hatte der<br />

US-amerikanische Unternehmer Albert D.<br />

Lasker (1880-1952), in dessen Sammlung sich<br />

das Werk einst befand. Er gilt als Erfinder der<br />

modernen Werbung. Seine legendären<br />

Werbekampagnen u.a. für Zigaretten, Seife und<br />

Orangensaft revolutionierten die gesamte<br />

Werbeindustrie und sind aus der Popkultur<br />

heute nicht mehr wegzudenken. Sie machten<br />

ihn zum vermögenden Mann mit exzellenten<br />

Beziehungen in die höchsten Kreise der<br />

US-Wirtschaft, Finanzen und Politik. Lasker<br />

war dreimal verheiratet. Seine dritte Ehefrau,<br />

Mary Woodard Lasker, die er 1940 heiratete,<br />

besass einen Abschluss in Kunstgeschichte vom<br />

renommierten Radcliffe College (das später mit<br />

der Harvard University verschmolz), hatte in<br />

einer Galerie gearbeitet und war erfolgreiche<br />

Designerin.<br />

Ihr Impuls war es, der dem damals bereits<br />

64Jährigen im Jahr 1944 die Augen öffnete und<br />

bei ihm die Leidenschaft für die Kunst entfachte.<br />

In nur neun Jahren bis zu seinem Krebstod<br />

1952 trug er eine exquisite Sammlung von fast<br />

100 Gemälden zusammen. Corot, Renoir, van<br />

Goghs „Weisse Rosen“, die heute im<br />

Metropolitan Museum New York hängen,<br />

Picasso, Dalí: es musste die „Crème de la<br />

Crème“ sein.<br />

Die Sammlung wurde weithin berühmt. Seine<br />

Witwe Mary Woodard Lasker, die in den USA<br />

wegen ihres unermüdlichen Kampfes für das<br />

amerikanische Gesundheitssystem und die<br />

medizinische Forschung selbst bis heute als<br />

bedeutende Amerikanerin gewürdigt wird, liess<br />

die - heute zerstreute - Sammlung in dem<br />

prächtigen, in herausragender Qualität bebilderten<br />

Band „The Albert D. Lasker Collection:<br />

Renoir to Matisse“ (mit einer Einführung des<br />

bekannten Kunsthistorikers Alfred Frankfurter;<br />

New York: Simon and Schuster, 1957) unsterblich<br />

werden. Neben zwei Aquarellen ist unsere<br />

„Ankunft“ dort das Glanzstück der kleinen<br />

Dalí-Werkgruppe.<br />

CHF 2 800 000.- / 3 500 000.-<br />

(€ 2 333 330.- / 2 916 670.-)


3238<br />

| 51


Moderne Kunst<br />

3238*<br />

DALI, SALVADOR<br />

(1904 Figueras 1989)<br />

Paysage du Port Lligat avec anges familiers et<br />

pêcheurs. 1950.<br />

Oil on canvas. Signed and dated centre bottom:<br />

Dali 1950.<br />

61 x 61 cm.<br />

Provenance:<br />

- Collection of Albert D. and Mary Lasker,<br />

New York.<br />

- Private collection.<br />

Salvador Dalí was a Catalan through and<br />

through. He had a lifelong bond with the coastal<br />

landscape near Cadaqués, which is a coastal<br />

village on the Costa Brava in Catalonia. It was<br />

here that his family had their own summer<br />

house. In 1930 with his wife Gala, he bought<br />

several small fishing cottages in Port Lligat,<br />

which lies on a narrow bay by the peninsular of<br />

Cap de Creus near Cadaqués, and later converted<br />

them into a residence, which now houses<br />

the museum Casa-Museu Salvador Dalí.<br />

The landscape of Port Lligat was the inspiration<br />

for many of Dali’s most important paintings.<br />

Around 1949-51 this tiny place with its characteristic<br />

terraced hillside, easily recognisable in<br />

the upper right of the work presented here, gave<br />

its name to many of Dali’s pictures. There are<br />

also two versions of the famous “Madonna of<br />

Port Lligat”, which can be found at the<br />

Haggerty Museum of Art at Marquette<br />

University in Milwaukee, USA (1949 version)<br />

and at the Fukuoka Art Museum, Japan (1950<br />

version).<br />

One reason for his repeated depiction of this<br />

landscape at the end of the 1940s and beginning<br />

of the 1950s may have been that Dali had just<br />

returned from the United States, where he and<br />

Gala had lived between 1940 and 1948. The<br />

Spanish Civil War and the Second World War<br />

had initially driven the couple to move location<br />

frequently and then to travel overseas.<br />

In the years following his return Dalí was<br />

intensely involved with mysticism and Catholic<br />

doctrine: the “Madonna of Port Lligat”, mentioned<br />

above was witness to this, the artist having<br />

had the first version of this work literally blessed<br />

by Pope Pius XII. Dalí was also co-author of the<br />

| 52<br />

Foto: Port Lligat, Katalonien, Spanien<br />

volume “Magie des extrêmes”, which appeared<br />

in 1952 as a series of studies on the Carmelite<br />

order. Pater Bruno de Jesús Maria (born Jacques<br />

Froissart, 1892 -1962), a specialist in the spirituality<br />

of the Carmelite order and also co-author<br />

of this book, recalls that “Salvador Dalí told me<br />

that nothing stimulated him as much as the idea<br />

of the angel. Dalí wished to paint the heavens,<br />

to enter the heavenly sphere in order to commune<br />

with God. God is for him an intangible idea,<br />

impossible to make concrete. “ (quote from:<br />

Robert Descharnes & Gilles Néret: Salvador<br />

Dalí. 1904-1989 (vol. II), Benedikt Taschen,<br />

Cologne, 1994, p. 423).<br />

Impossible to make concrete – but it is perhaps<br />

possible to hint at the presence of God with the<br />

help of the old artistic convention, that of depicting<br />

the Almighty as holy light. In Dalí’s “The<br />

Arrival” glistening rays of sun break through the<br />

clouds and reflect on the tiny waves at the bay<br />

of Port Lligat. The yellow and blue rays find<br />

their chromatic correspondence in the two<br />

angels below right. They appear to be running<br />

joyfully with raised arms towards one another.<br />

Their long trailing garments, which ripple with<br />

the movement, and their tall slender wings bring<br />

to mind the angels of the Renaissance.<br />

Also to the left the boats at anchor can be seen<br />

as a quote – or ironic play, even satire on the<br />

famous model, Antoine Watteau’s “The embarkation<br />

for Cythera”, in which an elegant gathering<br />

wait in a splendid, luscious green garden, to<br />

be transported to the legendary island of love.<br />

Parched, barren and empty, peopled by strange,<br />

insubstantial, almost transparent figures, the bay<br />

of Port Lligat is not paradise, but appears as a<br />

mysterious place in dream, flooded with a<br />

mystical light.<br />

The US entrepreneur Albert D. Lasker (1880-<br />

1952) in whose collection this work once belonged,<br />

had visions of a quite different nature. He<br />

is known as the inventor of modern advertising.<br />

His legendary advertising campaigns for cigarettes,<br />

soap and orange juice for example revolutionised<br />

the entire advertising industry and are<br />

today an integral part of popular culture. These<br />

made him into a wealthy man with excellent<br />

contacts in the highest circles of American business,<br />

finance and politics. Lasker married three<br />

times. His third wife, Mary Woodard Lasker,<br />

whom he married in 1940, had graduated in art<br />

history at the renowned Radcliffe College<br />

(which later merged with Harvard University),<br />

had worked in a gallery and was a successful<br />

designer.<br />

Her mission was to open the eyes of this 64 year<br />

old, as he was in 1944, and to ignite in him a<br />

passion for art. In only nine years until his death<br />

of cancer in 1952 he brought together an exquisite<br />

collection of almost 100 paintings. Corot,<br />

Renoir, van Gogh’s “White roses”, which now<br />

hang in the Metropolitan Museum New York,<br />

Picasso, Dalí: he wanted only the “Crème de la<br />

Crème”.<br />

The collection became widely known. His<br />

widow Mary Woodard Lasker, who in the<br />

United States is honoured in her own right even<br />

today because of her tireless campaign for the<br />

American health system and medical research,<br />

ensured that the collection, now dispersed,<br />

would be immortalised in the splendid and<br />

superbly illustrated volume “The Albert D.<br />

Lasker Collection: Renoir to Matisse” (with introduction<br />

by the renowned art historian Alfred<br />

Frankfurter; New York: Simon and Schuster,<br />

1957). Alongside two watercolours, our painting<br />

“The Arrival” was the highlight of the small<br />

group of works by Dalí.<br />

CHF 2 800 000.- / 3 500 000.-<br />

(€ 2 333 330.- / 2 916 670.-)


| 53


Moderne Kunst<br />

3239<br />

LANSKOY, ANDRÉ<br />

(Moskau 1902 - 1976 Paris)<br />

Portrait d’un jeune homme.<br />

Öl auf Leinwand. Oben rechts signiert:<br />

Lanskoy.<br />

80 x 60 cm.<br />

André Schoeller, Paris, bestätigt die<br />

Authentizität des Werkes. Dem Käufer kann<br />

auf Wunsch ein Zertifikat ausgestellt werden.<br />

Provenienz:<br />

- Atelier des Künstlers, Paris.<br />

- Privatbesitz Paris (direkt vom Künstler erworben).<br />

- Privatbesitz Schweiz (durch Erbschaft an den<br />

jetzigen Eigentümer).<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

3240<br />

LANSKOY, ANDRÉ<br />

(Moskau 1902 - 1976 Paris)<br />

Intérieur au Piano.<br />

Öl auf Leinwand. Oben rechts signiert:<br />

Lanskoy.<br />

53 x 80 cm.<br />

André Schoeller, Paris, bestätigt die<br />

Authentizität des Werkes. Dem Käufer kann<br />

auf Wunsch ein Zertifikat ausgestellt werden.<br />

Provenienz:<br />

- Atelier des Künstlers, Paris.<br />

- Privatbesitz Paris (direkt vom Künstler erworben).<br />

- Privatbesitz Schweiz (durch Erbschaft an den<br />

jetzigen Eigentümer).<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

| 54<br />

3239<br />

3240


3241<br />

3241<br />

BISSIER, JULIUS<br />

(Freiburg im Breisgau 1893 - 1965 Ascona)<br />

Stillleben mit Springerli und Haselnüssen. 1935.<br />

Öl auf Gips, auf Eternitplatte. Oben links<br />

monogrammiert und datiert: 1935, zudem verso<br />

eigenhändig betitelt.<br />

15 x 18,5 cm.<br />

Das Werk ist im Archivio Bissier, Ascona unter<br />

folgender Referenz "Tarnbild/"Kinderköpfchen<br />

u. Haselnüsse" 1953/Ekta N° 785 verzeichnet.<br />

Provenienz: Direkt vom Künstler erhalten, als<br />

Geschenk an die Eltern des Einlieferers.<br />

CHF 4 000.- / 6 000.-<br />

(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />

| 55


Moderne Kunst<br />

3242<br />

KLEE, PAUL<br />

(Münchenbuchsee/Bern 1879 - 1940 Muralto)<br />

Gebirgs-Gärtlein. 1939.<br />

Aquarell mit Kleistergrund auf Papier, auf<br />

Karton aufgelegt. Unten links signiert: Klee.<br />

Auf dem Karton mit Randleiste unten mittig<br />

bezeichnet: 1939 M 10 Gebirgs-Gärtlein.<br />

26,5 x 21 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Lily Klee, Bern (1940-1946).<br />

- Klee-Gesellschaft, Bern (ab 1946).<br />

- Galerie Feilchenfeldt, Zürich.<br />

- Galerie Beyeler, Basel (bis 1957).<br />

- Galerie Beyeler, Basel (1969-1973) (verso mit<br />

Etikett).<br />

- Privatbesitz Basel (1973 bei obiger Galerie<br />

erworben).<br />

Ausstellungen:<br />

- Zürich 1940: Paul Klee. Neue Werke.<br />

Kunsthaus Zürich, 16. Februar - 25. März<br />

1940, Nr. 82. - Basel/London 1972:<br />

Gegenstandslose Welt 1939-1955. Annely Juda<br />

Fine Art, London, 6. Juli 1972 - 8. September<br />

1972, Kat. Nr. 94 (verso mit Etikett) / Galerie<br />

Liatowitsch, Basel, 19. September 1972 - 26.<br />

Oktober 1972 (verso mit Etikett).<br />

- Riehen/Hannover 2003/2004: Paul Klee - Die<br />

Erfüllung im Spätwerk, Galerie Beyeler, Basel,<br />

Nr. 63.<br />

Literatur: Paul Klee Stiftung (Hrsg.). Catalogue<br />

Raisonné Paul Klee. Bern 2004, Bd. 8, S. 82,<br />

Nr. 7834 (mit Abb.).<br />

Nach der langen Lehrtätigkeit am Bauhaus in<br />

Dessau wird Klee 1931 als Professor an die<br />

Düsseldorfer Staatliche Kunstakademie berufen.<br />

Hier entwickelt er seinen berühmten „pointillistischen“<br />

Stil mit dem unverkennbaren hellen,<br />

farbenprächtigen Kolorit.<br />

| 56<br />

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten<br />

wird Klee 1933 mit sofortiger Wirkung beurlaubt<br />

und emigriert in seine Heimatstadt Bern.<br />

Sein Stil verändert sich stark, aus den pulsierenden<br />

Farbflächen werden eingeschränkt wirkende<br />

eher grafische Arbeiten, die seinen inneren<br />

Bruch dokumentieren.<br />

Im Jahr 1935 erkrankt Klee an einer unheilbaren<br />

Krankheit. Diese zusammen mit seiner schon<br />

schweren politischen Lebenslage, lassen seine<br />

Schöpferkraft völlig erlöschen. Fast zwei Jahre<br />

lang produziert Klee sehr wenig und sein<br />

Interesse an Form und Farbe scheint vollkommen<br />

verschwunden zu sein. Erst 1937 stabilisiert<br />

sich sein Gesundheitszustand etwas und ein<br />

Gefühl einer neuen künstlerischen Freiheit<br />

kehrt zurück, zwar zerbrechlich, aber dennoch<br />

ein Motor für eine neue Produktivität. Vor allem<br />

im darauffolgenden Jahr 1938 erlebt Klees<br />

Arbeit einen ungeahnten Aufschwung, Klee<br />

malt mehrere grossformatige Gemälde, darunter<br />

die grössten und kapitalsten Werke seines<br />

Spätwerkes wie zum Beispiel die „Wald-Hexen“<br />

(Fondation Beyeler, Basel) oder „Reicher<br />

Hafen“ (Kunstmuseum Basel). Das Jahr 1939,<br />

aus dem auch das vorliegende Werk stammt, ist<br />

mehr von einer starken zeichnerischen<br />

Produktivität geprägt. Sein zeichnerisches<br />

Repertoire ist reduziert und bekommt fast<br />

archaische Züge. Das „Gebirgs-Gärtlein“<br />

besteht aus zerklüfteten, kalligraphischen<br />

Linien, die sich leicht vertieft in den braunweissen<br />

Untergrund einfügen. Mit beeindruckender<br />

Präzision und gekonnter Platzierung komponiert<br />

Klee die Linien in den Untergrund, seien es die<br />

Mauern eines Labyrinthes, das Labyrinth des<br />

Lebens ohne Ausweg oder doch die Mauern,<br />

die die Terrassen eines Gebirgsgarten begrenzen,<br />

eines Garten des Lebens, der Leben, Sein<br />

und Vergehen im ewigen Wandel der<br />

Jahreszeiten spiegelt.<br />

Die Deutung des Werkes bleibt dem Betrachter<br />

jedoch weitgehend verschlossen, sind die dunklen<br />

Linien auf farbigen Untergrund wirklich<br />

Versatzstücke einer Landschaft oder vielmehr<br />

reine abstrakte Formen oder doch Hinweise auf<br />

Zeichen und Symbole. Klee lässt die Deutung<br />

offen, nur der Titel gibt dem Betrachter einen<br />

Anhaltspunkt. Er schafft es meisterlich in dem<br />

Werk eine enorme Spannung zu erzeugen, zwischen<br />

der einfachen Deutung des Bildes unterstützt<br />

durch den Titel und der für den Intellekt<br />

nicht greifbaren Ebene einer abstrakten<br />

Darstellung, im übertragenen Sinne der<br />

Existenz des Werkes und im weiteren Sinne der<br />

Menschen. Die Arbeiten des Spätwerkes von<br />

Klee offenbaren sich „als Vollendung seines<br />

Schaffens im Sinne von Erweiterung und<br />

Transformation“ (Paul Klee Stiftung (Hrsg.).<br />

Catalogue Raisonné Paul Klee. Bern 2004, S.1).<br />

CHF 120 000.- / 160 000.-<br />

(€ 100 000.- / 133 330.-)


3242<br />

| 57


Moderne Kunst<br />

3243<br />

KOKOSCHKA, OSKAR<br />

(Pöchlarn 1886 - 1980 Montreux)<br />

Elrig (Schottland). 1942/44.<br />

Farbkreide auf Papier. Unten links monogrammiert<br />

und datiert: Ok 44. Sowie verso unten<br />

links bezeichnet und datiert: Elrig, Aug 1942.<br />

25,1 x 35,5 cm.<br />

Provenienz.<br />

- Galerie Welz, Salzburg.<br />

- Privatbesitz Schweiz.<br />

- Privatbesitz Schweiz (von Obigem Anfang der<br />

90er Jahre privat erworben).<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />

3244<br />

KOKOSCHKA, OSKAR<br />

(Pöchlarn 1886 - 1980 Montreux)<br />

Ullapool (Schottland). 1944.<br />

Farbkreide auf Papier. Unten rechts signiert und<br />

datiert: OKokoschka 44. Zudem verso unten<br />

links bezeichnet und datiert: Ullapool July 44.<br />

25,1 x 35,5 cm.<br />

Provenienz.<br />

- Galerie Welz, Salzburg.<br />

- Privatbesitz Schweiz.<br />

- Privatbesitz Schweiz (von Obigem Anfang der<br />

90er Jahre privat erworben).<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 670.- / 10 000.-)<br />

| 58<br />

3243<br />

3244


3245<br />

3245<br />

ROSAI, OTTONE<br />

(Florenz 1895 - 1957 Ivrea/Piemont)<br />

Strada. Um 1956.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert:<br />

O. Rosai.<br />

60,5 x 45,1 cm.<br />

Die Authentizität der Arbeit wurde von Prof.<br />

Luigi Cavallo bestätigt, Mailand, 22. Juli 2012.<br />

Das Werk ist in seinem Archiv registriert.<br />

Provenienz: Privatsammlung Schweiz.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 670.- / 10 000.-)<br />

| 59


Moderne Kunst<br />

3246<br />

3246*<br />

BORÈS, FRANCISCO<br />

(Madrid 1898 - 1972 Paris)<br />

Stillleben. 1953.<br />

Aquarell und Gouache auf Papier.<br />

Unten rechts signiert und datiert: BORÈS 53.<br />

32 x 35 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Galerie D’Eent, Amsterdam.<br />

- Privatsammlung Niederlande.<br />

Ausstellung:<br />

- Basel 1981: Art Basel, Galerie d’Eent, Juni 1981 Basel.<br />

CHF 2 200.- / 3 000.-<br />

(€ 1 830.- / 2 500.-)<br />

| 60


3247*<br />

BRIANCHON, MAURICE<br />

(Fresnay-sur-Sarthe 1899 - 1979 Paris)<br />

Sonnenblumen und Pfirsich.<br />

Öl auf Leinwand.<br />

Unten rechts signiert: Brianchon.<br />

62 x 38 cm.<br />

CHF 8 000.- / 12 000.-<br />

(€ 6 670.- / 10 000.-)<br />

| 61


Moderne Kunst<br />

3248<br />

BONNARD, PIERRE<br />

(Fontenay-aux-Roses 1867 - 1947 Le Cannet)<br />

Panier de Fruits. Um 1935.<br />

Gouache auf Papier, auf Leinwand aufgelegt.<br />

Unten mittig signiert: Bonnard.<br />

31 x 23 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Galerie Beyeler, Basel.<br />

- Privatbesitz Basel (1974 bei obiger Galerie<br />

erworben).<br />

Ausstellungen:<br />

- Rom 1971/72: Galleria Nazionale D’Arte<br />

Moderna, Pierre Bonnard, 18. November 1971<br />

- 23. Januar 1972, Rom, Nr. 31.<br />

- Turin 1972: Bonnard (1867 - 1947). Galleria<br />

Civica d’Arte Moderna, Turin, 31. Januar 1972<br />

- 27. Februar 1972.<br />

- Winterthur 2004: Kunstmuseum Winterthur:<br />

Bonnard - Gemälde und Zeichnungen, Werke<br />

aus Schweizer Sammlungen, 28. März 2004 -<br />

20. Juni 2004, Nr. 242, S.250 (mit Abb., S.<br />

156).<br />

Durch die Wertschätzung des einfachen, häuslichen<br />

Lebens, wo das scheinbar Unbedeutende<br />

| 62<br />

zum Bedeutenden wird, erprobt Bonnard gerade<br />

am Stillleben als einer der ältesten<br />

Gattungen der Malerei seine nie ermüdende<br />

Bereitschaft, Objekte immer wieder von Neuem<br />

zu sehen. Nach 1930 beginnt Bonnard die<br />

Wirklichkeit nur noch am Zusammenhang der<br />

Farben zu messen. Lokalton des Gegenstandes<br />

und die konventionelle Zeichnung der Form<br />

verlieren sich zusehends. Das vorliegende Werk<br />

ist ein sehr schönes Beispiel, an dem diese<br />

Entwicklung ersichtlich wird. Mehr als eine<br />

Skizze sind die Farbflächen sehr ausgearbeitet<br />

und wirken probend auf eine Harmonie hintastend<br />

gewählt. Typisch für Bonnards Stillleben<br />

ist die Umgebung des im Atelier arrangierten<br />

Korbes nur andeutungsweise ersichtlich.<br />

CHF 70 000.- / 90 000.-<br />

(€ 58 330.- / 75 000.-)


3248<br />

| 63


Moderne Kunst<br />

3249*<br />

DUFY, RAOUL<br />

(Le Havre 1877 - 1953 Forcalquier)<br />

Semis de Roses bleues et jaunes. 1930.<br />

Gouache auf Papier. Bezeichnet: 53053.<br />

49,7 x 37 cm.<br />

Die Authentizität des Werkes wurde von Fanny<br />

Guillon-Lafaille betätigt, Paris, 2. Juni 2001.<br />

Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen<br />

"Catalogue Raisonné des projet de tissus<br />

de Raoul Duffy" unter der Nummer T01-1399<br />

aufgenommen.<br />

CHF 2 000.- / 3 000.-<br />

(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />

3250*<br />

DUFY, RAOUL<br />

(Le Havre 1877 - 1953 Forcalquier)<br />

Paysage de Méditerrannée. Um 1926/28.<br />

Bleistift auf Papier. Unten rechts mit dem<br />

Nachlassstempel: Atelier Raoul Dufy. Zudem<br />

unten links mit der Farbbeschreibung handschriftlich<br />

bezeichnet.<br />

41 x 54 cm.<br />

CHF 4 000.- / 5 000.-<br />

(€ 3 330.- / 4 170.-)<br />

| 64<br />

3249<br />

3250


3251<br />

3251*<br />

DUFY, RAOUL<br />

(Le Havre 1877 - 1953 Forcalquier)<br />

Etude pour la Famille Kessler à Cheval. 1937.<br />

Tusche auf Papier. Unten rechts signiert: Raoul<br />

Dufy. Oben rechts mit der Datierung: 37.<br />

50 x 66,8 cm.<br />

Mit einer Fotoexpertise von Fanny Guillon-<br />

Laffaille, Oktober 2010. Das Werk wird in den<br />

in Vorbereitung befindlichen Nachtrag des<br />

Catalogue Raisonné aufgenommen.<br />

Provenienz: Privatbesitz Amsterdam.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />

| 65


Moderne Kunst<br />

3252*<br />

KOKOSCHKA, OSKAR<br />

(Pöchlarn 1886 - 1980 Montreux)<br />

Kopf (Studie). Um 1925.<br />

Blaue Farbstiftzeichnung auf Papier.<br />

50,5 x 39 cm.<br />

Das Werk wird in den zweiten Band des in<br />

Vorbereitung befindlichen Werkverzeichnisses<br />

von Herrn Dr. Alfred Weidinger, Wien, aufgenommen.<br />

CHF 5 000.- / 6 000.-<br />

(€ 4 170.- / 5 000.-)<br />

3253*<br />

LEGER, FERNAND<br />

(Argentan 1881 - 1951 Paris)<br />

Les Jouets.<br />

Kugelschreiberzeichnung auf Papier.<br />

44 x 32 cm.<br />

CHF 5 000.- / 6 000.-<br />

(€ 4 170.- / 5 000.-)<br />

| 66<br />

3252<br />

3253


3254<br />

3254<br />

KOKOSCHKA, OSKAR<br />

(Pöchlarn 1886 - 1980 Montreux)<br />

Trudl. 1931.<br />

Bleistift auf Papier. Unten rechts signiert und<br />

datiert: Oskar Kokoschka 31.<br />

30 x 45 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Franz Kochmann, Wien/Dresden/Utrecht<br />

(Notiz verso).<br />

- Otto Brill, London (verso mit<br />

Sammlungsstempel).<br />

- Galerie Nicoline Pon, Zürich.<br />

- Privatbesitz Basel (1976 bei obiger Galerie<br />

erworben).<br />

CHF 15 000.- / 20 000.-<br />

(€ 12 500.- / 16 670.-)<br />

| 67


Moderne Kunst<br />

3255<br />

3255*<br />

GODLEWSKY, IVAN<br />

(Dobromerici 1908 - 1998 Leningrad)<br />

Hafen mit Krahn und Frachter.<br />

Öl auf Karton, auf Karton aufgezogen.<br />

60,5 x 80 cm.<br />

Provenienz: Privatsammlung Deutschland.<br />

CHF 6 000.- / 8 000.-<br />

(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />

| 68


3256<br />

3256<br />

BOMBOIS, CAMILLE<br />

(Vénarey Côte d’Or 1883 - 1970 Paris)<br />

La pêche à la ligne.<br />

Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert:<br />

Bombois. Cll.<br />

54,6 x 64,4 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Pearls Gallery, New York (verso mit Etikett).<br />

- Lotte Zander, Galerie für Naive Kunst und<br />

Art Brut, München, ab 1992 (verso mit<br />

Etikett).<br />

- Privatsammlung Schweiz.<br />

Ausstellung:<br />

- Köln 1992: Art Cologne. 1992 (verso mit<br />

Etikett).<br />

- München 1992: Charlotte - Galerie für Naive<br />

Kunst und Art Brut, Bombois, 11. September<br />

1992 - 2. Dezember 1992.<br />

Literatur:<br />

- Ausstellungskatalog München 1992, Charlotte<br />

- Galerie für Naive Kunst und Art Brut,<br />

Bombois, 11. September 1992 - 2. Dezember<br />

1992 (Titelbild und aufgeführt).<br />

CHF 20 000.- / 30 000.-<br />

(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />

| 69


Moderne Kunst<br />

3257*<br />

PICASSO, PABLO<br />

(Málaga 1881 - 1973 Mougins)<br />

Nue assis appuyé sur des coussins (Jacqueline<br />

II). 1964.<br />

Öl auf Leinwand.<br />

Unten rechts signiert: Picasso.<br />

Verso auf der Leinwand datiert: 30.12.64 II.<br />

54,5 x 64 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Galerie Louise Leiris, Paris.<br />

- Privatsammlung Italien.<br />

- Galerie de Bellecour, Lyon.<br />

- Lilian Heidenberg Fine Art, New York.<br />

- Privatsammlung.<br />

- Sotheby’s, New York, 12. Mai 1999, Los 445.<br />

- Privatsammlung, bei obiger Auktion erworben.<br />

- Christie’s, New York, 7. November 2001, Los<br />

285.<br />

- Privatsammlung, bei obiger Auktion erworben.<br />

- Christie’s, New York, 3. Mai 2011, Los 28.<br />

- Privatsammlung, bei obiger Auktion erworben.<br />

Literatur:<br />

- Zervos, Christian. Pablo Picasso, Oeuvres de<br />

1964, Bd. 24, Paris, 1971, Nr. 354.<br />

- The Picasso Project, ed., Picasso’s Paintings,<br />

Watercolors, Drawings and Sculpture. The<br />

Sixties II, San Francisco, 2002, Nr. 64-353, S.<br />

125 (Abb.).<br />

Mit Schwarzen Haaren und einem stechenden<br />

Blick begegnet Jacqueline Roque Pablo Picasso<br />

im Jahr 1953 in der Keramikwerkstatt Madoura<br />

in Vallauris. Sie wird sein Modell und acht Jahre<br />

später im März 1961 seine Frau. Das Paar lebt<br />

zurückgezogen in Südfrankreich, erst in La<br />

Californie und dann im Schloss Vauvenargues<br />

bei Aix-en-Provence. Ihr gelingt was viele<br />

Frauen Picassos sich gewünscht hätten, sie hat<br />

den Malerfürsten ganz für sich allein.<br />

Die 60er Jahre sind geprägt von einer starken<br />

Produktivität. Picasso arbeitet viel und intensiv<br />

auch an verschiedenen grafischen Serien, mit<br />

seiner Virtuosität und zeichnerischen Präzision<br />

schafft er vorwiegend Radierungen. Was er bei<br />

der Grafik meisterlich beherrscht, wie das<br />

Überarbeiten der Platte und das verändern nur<br />

kleinster Details, um der Radierung das<br />

gewünschte, perfekte Aussehen zu geben, überträgt<br />

er in diesen Jahren auch auf die Malerei.<br />

Für die Malerei bedeutet dies, dass Picasso das-<br />

| 70<br />

selbe Motiv mehrfach malt und bei den einzelnen<br />

Gemälden kleine Details wie Farben,<br />

Positionen der Figur und Kompositionselemente<br />

verändert. Er ist fasziniert von den Variationen<br />

und der Vielfältigkeit, die eine Serie ermöglicht.<br />

Im Jahr 1964 malt Picasso eine Serie liegender<br />

Akte, für die Jacqueline Modell steht. Obwohl<br />

sie nie „im klassischen Sinne“ für ihn posiert,<br />

denn Picasso arbeitet nie direkt vor dem<br />

Modell, sind ihre Gesichtszüge, ihre charakteristischen<br />

schwarzen Haare und dunklen Augen<br />

auf den Werken dieser Zeit deutlich zu erkennen.<br />

Bei der Betrachtung des Gemäldes „Nue<br />

assis appuyé sur les coussins, (Jacqueline)“ ist<br />

die Faszination Picassos für Tizian und Goya<br />

offensichtlich. Picasso hat sich in den vergangenen<br />

Jahren häufig von Gemälden Alter Meister<br />

inspirieren lassen, auch bei der Umsetzung der<br />

Serie des „Liegenden Aktes“ erinnert die<br />

Ikonographie der Darstellung an die „Maja<br />

Nuda“ von Goya und an die „Liegende Venus“<br />

von Tizian.<br />

Der liegende weibliche Akt zeigte in den vergangenen<br />

Jahrhunderten die Idealvorstellung<br />

einer Frau, die idealisierte naturalistische<br />

Wiedergabe des menschlichen Körpers. Durch<br />

die Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert<br />

wurde dann die naturgetreue Wiedergabe des<br />

menschlichen Körpers durch die Malerei sinnlos.<br />

Die Künstler verliessen diese Ebene der<br />

Darstellung wieder, und allen voran schuf<br />

Picasso durch Abstraktion und durch den<br />

Kubismus eine neue Ausdrucksform des<br />

menschlichen Körpers. So liegen unserem<br />

Gemälde die Alten Meister als Vorlagen zu<br />

Grunde, doch neben den ikonographischen vergleichbaren<br />

Elementen ist die Umsetzung des<br />

Themas modern und der Abstraktion verpflichtet.<br />

Jacqueline liegt mit leicht erhobenen<br />

Oberkörper rechts im Bild auf einem Kissen,<br />

einen Arm hebt sie an während der andere am<br />

Körper liegt. So beschreibt die Armhaltung der<br />

Jacqueline förmlich die Umarmung eines<br />

Unsichtbaren. Die tiefe Erotik dieser<br />

Darstellung liegt auf der Hand.<br />

Mit expressiver Farbigkeit und breitem<br />

Pinselduktus fängt Picasso die Erotik der Frau<br />

ein und überträgt sie auf die Leinwand. Die<br />

dunklen stechenden Augen und das durch<br />

schwarze Punkte angedeutete Haar geben dem<br />

Akt seine intensive Ausstrahlung. Die enge und<br />

intensive Beziehung zwischen Picasso und<br />

Jacqueline wird für den Betrachter greifbar.<br />

Es scheint, als habe Picasso dieses Werk förmlich<br />

aus der Eingebung eines Augenblicks heraus<br />

gemalt, so als sei Reflexion über die<br />

Malweise bewusst vermieden worden. Der Sinn<br />

dieses Gemäldes liegt im Festhalten eines spontanen<br />

Gedankens - wohl eines erotischen<br />

Gedankens.<br />

Picasso hat in diesen Jahren die Serie für sich als<br />

Malkonzept entdeckt und entgegen der<br />

Vermutung, dass die Häufung und die<br />

Wiederholung des Motivs, dem einzelnen Werk<br />

Kraft und Intensität rauben könnte, beweist das<br />

vorliegende Werk das Gegenteil.<br />

Der Suggestivität der starken Formen und<br />

Inhalte unseres Werkes vermag sich der<br />

Betrachter nicht zu entziehen und wird mit ganzer<br />

Kraft von dem Gemälde angezogen. Eben<br />

diese Kraft und Intensität, die Picasso in seinen<br />

späten Werken mit meisterlicher Virtuosität<br />

entstehen lässt, ist das Merkmal seiner letzen<br />

Schaffensphasen.<br />

CHF 2 200 000.- / 2 800 000.-<br />

(€ 1 833 330.- / 2 333 330.-)


3257<br />

Ausklapper<br />

| 71


Moderne Kunst<br />

3257*<br />

PICASSO, PABLO<br />

(Málaga 1881 - 1973 Mougins)<br />

Nue assis appuyé sur des coussins (Jacqueline<br />

II). 1964.<br />

Oil on canvas. Signed lower right: Picasso. Also<br />

dated verso on canvas: 30.12.64 II.<br />

54.5 x 64 cm.<br />

Provenance:<br />

- Galerie Louise Leiris, Paris.<br />

- Private collection, Italy.<br />

- Galerie de Bellecour, Lyon.<br />

- Lilian Heidenberg Fine art, New York.<br />

- Private collection.<br />

- Sotheby’s, New York, 12 May 1999, Lot 445.<br />

- Private collection, acquired at the above auction.<br />

- Christie’s, New York, 7 November 2001, Lot 285.<br />

- Private collection, acquired at the above auction.<br />

- Christie’s, New York, 3 May 2011, Lot 28.<br />

- Private collection, acquired at the above auction.<br />

Pablo Picasso met Jacqueline Roque, of the<br />

dark hair and piercing gaze, in 1953 at the<br />

Madoura ceramics workshop in Vallauris. She<br />

became his model and eight years later, in<br />

March 1961, became his wife. The couple led a<br />

secluded life in Southern France, first in La<br />

Californie and then at Vauvenargues castle near<br />

Aix-en-Provence. She succeeded in obtaining<br />

what many of Picasso’s women would have desired:<br />

she had the prince of painters entirely to<br />

herself.<br />

The 1960s were a period of great productivity.<br />

Picasso also worked hard and intensively on<br />

various graphic series, and, using his virtuosity<br />

and draftsman’s precision, he produced mostly<br />

etchings. What he mastered in graphic art - the<br />

reworking of the plate and changing the smallest<br />

of details in order to give the etching the<br />

perfect desired effect - he was then able to<br />

transfer to the painted works of this period. In<br />

painting this meant that Picasso would paint the<br />

same motif several times and in each painting he<br />

would alter small details such as the colour, the<br />

positioning of the figure and compositional ele-<br />

| 72<br />

Vecellio di Gregorio Tiziano "Venus recreándose on el Amor y la Música", 1555, Öl<br />

auf Lwd., ©Museo Nacional del Prado - Madrid - Spanien..<br />

ments. He was fascinated by the variations and<br />

multiplicity which were possible within a series.<br />

In 1964 Picasso painted a series of reclining<br />

nudes for which Jacqueline was the model.<br />

Although she did not pose for him in the classic<br />

sense, since Picasso never worked directly before<br />

a model, her facial features, her characteristic<br />

black hair and dark eyes can be clearly recognised<br />

in the works of this period.<br />

On contemplating this painting “Nue assis<br />

appuyé sur les coussins, (Jacqueline)” Picasso’s<br />

fascination with Titian and Goya is clear. In the<br />

past Picasso had frequently been inspired by the<br />

paintings of the Old Masters, and in the series<br />

of the “Reclining nude” the iconography of the<br />

“Maja desnuda” by Goya and the “Reclining<br />

Venus” by Titian come to mind.<br />

The reclining female nude of past centuries was<br />

an ideal representation of a woman, the idealised<br />

naturalistic rendering of the human body.<br />

With the invention of photography in the 19th<br />

century, a true-to-nature depiction of the<br />

human body through painting was rendered<br />

meaningless. Artists departed from this sphere<br />

of representation and, led by Picasso with abstraction<br />

and cubism, created a new form of<br />

expression of the human body. While the Old<br />

Masters serve as underlying model to our painting,<br />

alongside the recognisable iconographic<br />

elements, the realisation of this theme is modern<br />

and committed to abstraction.<br />

Jacqueline, to the right of the picture, reclines<br />

on a cushion with a slightly raised upper body,<br />

with one arm raised while the other is by her<br />

side. Thus the position of Jacqueline’s arms<br />

describes the embrace of an invisible partner.<br />

The deep eroticism of this image is clear.<br />

With an expressive choice of colour and broad<br />

brush strokes Picasso captures the eroticism of<br />

the woman and transfers it to canvas. The dark<br />

piercing eyes and the hair rendered with black<br />

dots, give the nude its intense vibrancy. The<br />

close and charged relationship between Picasso<br />

and Jacqueline is tangible to the observer.<br />

It appears as though Picasso has painted this<br />

work on the spur of the moment, as though<br />

reflections on painting style have been consciously<br />

avoided. The meaning of this painting<br />

lies in the capturing of a spontaneous thought –<br />

probably an erotic thought.<br />

Picasso had in this period discovered the series<br />

as a painting concept and, contrary to the<br />

assumption that the accumulation and repetition<br />

of a motif might rob an individual work of its<br />

power and intensity, proved in the present work<br />

quite the opposite.<br />

The suggestiveness of the bold forms and their<br />

meaning prevents the observer from pulling<br />

away and he is powerfully drawn towards the<br />

painting. It is this very power and intensity,<br />

which Picasso brings about with consummate<br />

virtuosity in his later works, which are characteristic<br />

of this period.<br />

CHF 2 200 000.- / 2 800 000.-<br />

(€ 1 833 330.- / 2 333 330.-)


| 73


Moderne Kunst<br />

3258<br />

3258<br />

NOLDE, EMIL<br />

(Nolde 1867 - 1956 Seebüll)<br />

Gebirgslandschaft. 1948.<br />

Aquarell auf Papier.<br />

Unten rechts signiert: Nolde.<br />

26 x 45,5 cm.<br />

Provenienz:<br />

- Galerie Beyeler, Basel (verso mit Etikett).<br />

- Privatbesitz Schweiz.<br />

CHF 90 000.- / 120 000.-<br />

(€ 75 000.- / 100 000.-)<br />

| 74

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