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LfV-Bericht_zur_Guelen-Bewegung_Juli_2014

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- 9 -auch in der Lage seid mit eigenen Kräften auszufüllen, bis ihr im Rahmen des türkischenStaatsaufbaus die Macht in sämtlichen verfassungsmäßigen Organen zu eurerFront gezogen habt. Jeder andere Schritt wäre verfrüht.“ 7Noch im selben Jahr verließ Gülen unter Berufung auf gesundheitliche Gründe die Türkeiund lebt seitdem in einem Anwesen auf dem Gelände der Stiftung „Golden GenerationWorship & Retreat Center“ in Saylorsburg, Pennsylvania (USA). Seit seiner Ausreisehat Gülen die Türkei nicht wieder betreten. Auch wenn ungeklärt ist, ob - wie von Gülenspäter behauptet - die Rede zusammengeschnitten und gefälscht worden ist 8 , wurdeer in der Türkei im Jahr 2000 wegen Unterminierung des säkularen Staates und derbeabsichtigten Etablierung einer diktatorischen islamischen Ordnung angeklagt. Aufgrundgeänderter Gesetzeslage wurde er im Jahr 2006 von diesem Vorwurf freigesprochen.3.2 Grundlagen und Ziele des Islamverständnisses GülensDie religiösen Ansichten Gülens lassen sich im konservativen sunnitischen Islam verortenund weisen Tendenzen zum Sufismus 9 auf. Theologisch steht Gülen in der Traditiondes Nakshibendi-Ordens 10 . Die wesentlichen Inhalte dieses Ordens bestehen in der strikten Befolgung der koranischen Regeln, in dem aktiven Bemühen um die Aufrechterhaltung der sittlich-moralischen Ordnungder sozialen Gemeinschaft bzw. der Gesellschaft und nicht in individuellerGottessuche, in dem Glauben an einen in jedem Jahrhundert den Muslimen von Gott gesandtenGlaubenserneuerer, in allzeitigem Bewusstsein um die Gegenwart Gottes und der Bereitschaft,in der Wahrnehmung der Welt göttliches Handeln zu erkennen 11 .Gülen vertritt eine Auffassung vom Islam als ein allumfassendes System, in dem dieunveränderliche, vollkommene und ewig gültige Lebensordnung für die Menschheit insgesamtverwirklicht ist und das weit über das Diesseits hinaus wirkt: „Der Islam ist die7 Zitiert nach: Claudia Dantschke, Eberhard Seidel, Ali Yildirim: Politik im Namen Allahs. DerIslamismus – eine Herausforderung für Europa. Brüssel 2000. S. 69f.8 Uta Rasche, Auf dem Marsch durch die Institutionen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. März 2013.9 Bezeichnung für Strömungen im Islam, die nicht von theoretischen Diskursen, sondern voneiner spirituellen Orientierung, zum Teil auch von asketischen Tendenzen geprägt sind.10 Im 14. Jahrhundert in Zentralasien gegründeter Orden mit Tendenz <strong>zur</strong> religiösen Durchdringungdes Alltags. Anhänger des Ordens, der bedeutenden politischen, wirtschaftlichen und kulturellenEinfluss ausübt, sind heute auch in zahlreichen Ländern außerhalb der Türkei vertreten.11 Günter Seufert, Überdehnt sich die <strong>Bewegung</strong> von Fethullah Gülen? Eine türkischeReligionsgemeinde als nationaler und internationaler Akteur. Stiftung Wissenschaft und PolitikDeutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin 2013. S. 11f.

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