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Globales Lernen in Österreich - Paulo Freire Zentrum

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AKTION & REFLEXION _ 10 _ WELTGESELLSCHAFT ALS HERAUSFORDERUNG FÜR DIE SCHULEe<strong>in</strong>er globalen Partnerschaft im Dienste der Entwicklung(Vere<strong>in</strong>te Nationen 2010).Verschiedene PolitikerInnen und VertreterInnen derZivilgesellschaft gehen mittlerweile davon aus, dassder MDG-Prozess erledigt ist. Wenn man das Ganzequantitativ betrachtet, kann man dem unproblematischzustimmen. Gleichzeitig sei die generelle Frageerlaubt, welche Funktion <strong>in</strong>ternationale Konferenzenund Absichtserklärungen haben (z.B. Kyoto-Protokoll,Education For All). Bei e<strong>in</strong>em Blick <strong>in</strong> die letzten 20Jahre <strong>in</strong>ternationaler Politik lässt sich feststellen, dassMenschen – <strong>in</strong>sbesondere politisch agierende – gesetzte,normative Ziele als Rahmen ihrer Visionen brauchen.Insofern bieten die zugrundeliegenden Werte e<strong>in</strong>estetige Rückversicherung dessen, wie sich Entwicklungim 21. Jahrhundert darstellen soll.Die heutige Gesellschaft kann nur noch als Weltgesellschaftbetrachtet werden. Sie ist e<strong>in</strong> Problem- undKommunikationszusammenhang im Welthorizont(Luhmann 1971; 1997; im Folgenden: Scheunpflug2003a; b; Treml 2000; Lang-Wojtasik 2011b). Damite<strong>in</strong>hergehende Phänomene und Zusammenhängehaben e<strong>in</strong>e Relevanz für alle Menschen; allerd<strong>in</strong>gs istihre Wahrnehmung und s<strong>in</strong>d die damit verbundenenKonsequenzen unterschiedlich angesichts verschiedenerLebenskontexte.In dieser Weltgesellschaft wird räumlich e<strong>in</strong>e Entgrenzungdessen sichtbar, was bisher im nationalen KontextHalt und Orientierung gegeben hat. Wir nehmenBilder medial und real jenseits nationaler Grenzen wahrund müssen uns rückversichern, was konkret undwas virtuell ist. Dargebotene Phänomene ersche<strong>in</strong>enhäufig als ankerlos! Wir sehen z.B. die explodierendenReaktoren von Fukushima. Während wir uns glücklichschätzen, dass zwischen Wien und Tokyo reale<strong>in</strong>e große räumliche Distanz herrscht, fangen wirmöglicherweise an, die konkrete Nähe von Gundremm<strong>in</strong>gen(D), Bernau (CH) oder Temel<strong>in</strong> (Tc) zu begreifen.Wir realisieren, dass sich jenseits nationaler Grenz -ziehungen neue Netzwerke – etwa im <strong>in</strong>ternationalenF<strong>in</strong>anz sektor – auftun, die Konsequenzen für nationaleÖkonomien haben können (Griechenland) unddie staatliches Handeln im zwischen-nationalen Kontexterschweren (Rettungspaket für wen?). Auch ist esmöglich, globale Netzwerke sozialer Bewegungenüber räumliche Distanzen h<strong>in</strong>weg mite<strong>in</strong>ander zuvernetzen und konkrete Aktivitäten zu ermöglichen(z.B. ATTAC, Occupy-Bewegung). Bei alledem wird dieParallelität globaler und lokaler Horizonte sichtbar.Wir nehmen z.B. wahr, dass der ‚Arabische Frühl<strong>in</strong>g‘und die Reaktionen darauf die Grundfesten demokratischerÜberzeugungen erschüttern. Und wir werdendamit konfrontiert, dass es v.a. die junge Generationist (Generation Facebook), die aus e<strong>in</strong>em lokal-regionalbegrenzten Horizont heraus Impulse für globaleBewegungen setzt. Möglicherweise fangen wir an,deutsche Waffenexporte <strong>in</strong> arabische Länder anderszu beurteilen (z.B. E<strong>in</strong>satz der saudischen Leopard II<strong>in</strong> Bahre<strong>in</strong>).Mit Roland Robertson (1998) können wir hier von e<strong>in</strong>erGlokalisierung sprechen, um die parallele Bedeutungszunahmevon lokalen und globalen Entwicklungen <strong>in</strong>ihrer engen Verb<strong>in</strong>dung zu markieren.Sachlich werden wir Zeugen e<strong>in</strong>er zunehmendenKomplexität, bei der es immer schwerer wird, sich begründetfür oder gegen etwas zu entscheiden, was alsKont<strong>in</strong>genz charakterisiert ist. Wir nehmen wahr, dasssich die wirtschaftliche Kluft immer mehr nicht nurzwischen Nationen, sondern dass die Frage von Armutund Reichtum immer mehr e<strong>in</strong>e globale Herausforderungdarstellt. Zudem verändert sich die Arbeitsweltimmer rasanter, was mit sich stetig veränderndenQualifikationserfordernissen verbunden ist. Die7

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