Ein Zürcher Roboter baut in der EierbrechtDie zwei mit Baugespannen ausgestecktenHäuser dürften möglicherweise Architekturgeschichteschreiben. Erstmalskommt nämlich der ROB-Roboter beieinem Wohnbauprojekt zum Einsatz(Details zum Roboter im Artikel unten).Geplant sind ein Vierfamilienhaus direktan der Eierbrechtstrasse und einEinfamilienhaus Hang abwärts. DieWohnungen mit 3,5 bis 5,5 Zimmernsind 130 bis 230 Quadratmeter gross.Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt vonunten her über den Elefantenweg.Die Stadt hat die Bauparzelle der FirmaKeller Prefadom AG im Baurecht überlassen,die zur Keller Holding, dem traditionsreichenZiegeleiunternehmen inPfungen gehört. Die Pläne für die Überbauungstammen vom bekannten ZürcherArchitekturbüro Gramazio &Kohler. Beide arbeiten seit Jahren zusammenund entwickelten im Verbundmit der ETH Zürich den Baustellen-Roboter ROB. Dieser mauert vor Ortaus seinem Container heraus vollautomatischgrosse Wandelemente, die dannin den Bau integriert werden.Skulpturale Form, textile FassadeDie beiden Gebäude mit ihren eigenwilligenGrundrissen haben etwas Skulpturalesund heben sich wohltuend vomvorherrschenden Denken in schachtelförmigversetzten Behausungen ab. MitFliessende Wandstruktur. Spiel mit Licht und Flächen. (Fotos Gramazio & Kohler)2006 entwickelten Gramazio & Kohleran der ETH Zürich in einem Forschungsprojekteinen Industrieroboter,der mit höchster Präzision aus BacksteinenMauern bauen konnte. In der FirmaKeller Ziegeleien in Pfungen fanden sieden gesuchten Partner, mit dem sie dieerste derartige Klinkerfassade für dasWeingut Gantenbein in Fläsch realisierten.Je nach Lichteinfall erscheinen aufder Wand des Lagerhauses in der BündnerHerrschaft riesige Traubenbeeren.Daraus entstand die Idee, eine mobileRoboteranlage zu entwickeln, die in derLage ist, vor Ort auf der Baustelle selbersolche Mauerelemente zu fabrizieren.Dabei werden die Steine nicht gepflastert,sondern geklebt. Die ganzeEinheit aus mobilem Container, Roboter,Klebeeinrichtung und Steinzuführungerhielt die Bezeichnung R-O-B.Der Roboter bewegt sich auf einerSchiene hin und her, wechselt seineWerkzeuge automatisch und stellt bis4 Meter lange und 2.80 Meter hohe Elementeher. Gesteuert wird er über dieComputer-Software R-O-B-Create, dieauf www.keller-ziegeleien.ch auch heruntergeladen werden kann.Hauswand als UnikatDie neue Bautechnologie ermöglichtden Bau von transparenten Klinkerwändenan Fassaden oder im Hausinnern,die reliefartig als eigentliche Bilder gestaltetwerden können. Dabei wird ausihrem Minergie-P-Standard erfüllen sieselbstredend alle zurzeit geltenden energetischenAnforderungen.Interessant werden dürfte jedoch vor allemdie Fassade der beiden Wohnhäuser.Dank der digital perfekt getimten Strukturmit millimetergenau versetztenBacksteinen, die nicht mit Mörtel, sondernmit einem Spezialleim miteinanderverbunden werden, entsteht aus dem traditionellenWerkstoff eine Mauer der etwasanderen Art. Oder wie es FabioGramazio in einem Anflug architektonischerPoesie formuliert: «Eine neuartige,textil anmutende und lebendig wirkendeBekleidung, welchein ihrem hohen Detaillierungsgradzum einmaligensinnlichen Erlebnis wird.»Diese Verbindung von Traditionund Innovation, die Verarbeitungdes vertrauten, archaischenMaterials mit einemzeitgenössischen technologischenVerfahren bezeichnetdie Architektur als«Digitale Materialität».Der Preis für dieses Erlebnisist noch offen. Verkauftwerden die Wohnungen vonder Zürcher Firma Rhombus.(ee)ROB auf der Baustelle – ein Maurer ohne Maurerkelleeiner simplen Wand ein Unikat. DieFaszination, die von der R-O-B Unitausging, war so gross, dass Gramazio &Kohler an der Architektur-Biennale inVenedig 2008 den Schweizer Pavillonmit einer 100 Meter langen oszillierendenBacksteinwand in Beschlag nahmen,die sich mäanderförmig durch denganzen Raum schlängelte.Der Bau in der Eierbrecht ist für FabioGramazio ein Pilotprojekt und in seinerArt für die Schweiz neu. Der ETH-Architekturprofessor ist überzeugt,dass die Automatisierung im Baugewerbekommt und dass Baustellenkünftig dank dem Einsatz von Robotern«effizienter, günstiger und präziser»werden. (ee)CH-Pavillon Biennale Venedig 2008. Weinbau Gantenbein, Fläsch. ROB-Roboter in seinem Container.7